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Mikroökonomie Schritt für Schritt

0927
2021
978-3-8385-8794-3
978-3-8252-8794-8
UTB 
Thieß Petersen

Die Mikroökonomie einfach verstehen! Dieses Buch macht es dir leicht: Es führt dich Schritt für Schritt in die mikroökonomische Denkweise ein. Es erklärt dir wichtige inhaltliche und methodische Grundlagen auf eine verständliche Art und Weise. Danach tauchst du in die Haushalts-, Produktions- und Kostentheorie ein. Auch das Konzept der Konsumenten- und Produzentenrente lernst du kennen, ebenso alles Wissenswerte zur Preisbildung auf Märkten. Zudem erfährst du, wo Märkte versagen und welche Markteingriffe dann Sinn ergeben. Neu: In dieser Auflage erfährst du zudem mehr über die Entscheidungs- und Spieltheorie sowie die Verhaltensökonomik, die auch Behavioral Economics genannt wird. Zahlreiche Abbildungen helfen dir beim Verständnis. Kapitelweise kannst du das Gelernte auf die Probe stellen. Die Lösungen findest du hinten im Buch. Das ideale Lehrbuch für Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie angrenzender Studiengänge.

<?page no="0"?> Thieß Petersen Mikroökonomie Schritt für Schritt 4. Auflage <?page no="1"?> utb 8723 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Brill | Schöningh - Fink · Paderborn Brill | Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen - Böhlau Verlag · Wien · Köln Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Narr Francke Attempto Verlag - expert verlag · Tübingen Ernst Reinhardt Verlag · München transcript Verlag · Bielefeld Verlag Eugen Ulmer · Stuttgart UVK Verlag · München Waxmann · Münster · New York wbv Publikation · Bielefeld Wochenschau Verlag · Frankfurt am Main <?page no="2"?> Dr. Thieß Petersen ist Dozent an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). <?page no="3"?> Thieß Petersen Mikroökonomie Schritt für Schritt 4., überarbeitete und erweiterte Auflage UVK Verlag · München <?page no="4"?> Umschlagabbildung: © branchecarica · fotolia.com Autorenbild: © privat Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage 2021 3., überarbeitete Auflage 2017 2., überarbeitete Auflage 2014 (unter dem Titel „Fit für die Prüfung: Mikroökonomie“) 1. Auflage 2012 (unter dem Titel „Fit für die Prüfung: Mikroökonomie“) © UVK Verlag 2021 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart CPI books GmbH, Leck utb-Nr. 8723 ISBN 978-3-8252-8794-8 (Print) ISBN 978-3-8385-8794-3 (ePDF) <?page no="5"?> Über das Buch Die Volkswirtschaftslehre beschä ftigt sich mit der grundlegenden Frage, wie Gesellschaften damit umgehen, dass die Menschen ü ber unbegrenzte Bedü rfnisse verfü gen, fü r deren Befriedigung es jedoch nur eine begrenzte Menge von Gü tern gibt. Die Tatsache, dass die Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedü rfnisse knapp sind, macht es erforderlich, mit der Knappheit so umzugehen, dass das Spannungsverhä ltnis zwischen unbegrenzten Bedü rfnissen und begrenzten Mitteln so weit wie mö glich reduziert wird. Die Erreichung dieses Ziels stellt eine Gesellschaft vor weit reichende Fragen: Welche Produkte sollen hergestellt werden? Wer stellt diese Produkte wie her? Und fü r wen werden die Produkte hergestellt, d. h. wie werden die knappen Gü ter unter den Mitgliedern der Gesellschaft verteilt? Die Beantwortung dieser Frage kann entweder zentral ü ber Plä ne und Zuweisungen erfolgen oder dezentral ü ber Mä rkte und Preise. Sowohl theoretische UÜ berlegungen als auch praktische Erfahrungen sprechen dafü r, dass Mä rkte und Preise diese Fragen besser beantworten kö nnen als zentrale Plä ne. Das vorliegende UTB bietet einen Einblick in die theoretischen Grundlagen der Funktionsweise von Mä rkten und Preisen. Er wendet sich an Leser, die sich mit den Grundlagen der Markt- und Preistheorie vertraut machen mö chten. OÜ konomische Vorkenntnisse sind fü r das Verstä ndnis nicht erforderlich, alle relevanten Begriffe und Zusammenhä nge werden sukzessive erklä rt. Auch der Anspruch an die mathematischen Vorkenntnisse ist gering, lediglich einige grundlegende Zusammenhä nge zum Umgang mit Funktionen und zur Bildung der ersten Ableitung einer Funktion sollten vorhanden sein. Der Text ist bewusst knapp gehalten, um sich auf die wesentlichen ö konomischen Zusammenhä nge zu konzentrieren. Auf mathematische Beweise wird vollkommen verzichtet. Die Herleitung formaler Zusammenhä nge wird auf das notwendige Minimum beschrä nkt. Stattdessen werden die Ausfü hrungen mit zahlreichen Grafiken unterstü tzt. Da es sich in diesem Text um grundlegende ö konomische Zusammenhä nge handelt, die in der Zunft der OÜ konomen als bekannt anzusehen sind, wird auf die Angabe von Literaturquellen verzichtet. Ziel dieses einfü hrenden Textes ist es, die Preisbildung auf verschiedenen Mä rkten zu erklä ren. Hierzu werden zunä chst in einem ersten Kapitel einige wenige grundlegende Begriffe und Konzepte erklä rt. Anschließend untersucht das zweite Kapitel das Konsumverhalten der privaten Haushalte. Dabei geht es primä r um die Frage, nach welchen Kriterien ein Konsument seinen optimalen Konsumplan auswä hlt und wie er auf Preisä nderungen reagiert. Hieraus kö n- <?page no="6"?> 6 UÜ ber das Buch nen Schlussfolgerungen fü r das Nachfrageverhalten gezogen werden, das auf einem Markt von der Gesamtheit aller Konsumenten zu erwarten ist. Nachdem somit die Nachfrageseite eines Marktes untersucht worden ist, wenden sich die beiden folgenden Kapitel der Angebotsseite zu, also den Unternehmen. Im dritten Kapitel geht es um die produktionstechnologischen Zusammenhä nge zwischen den Faktoren, die zur Herstellung von Gü tern eingesetzt werden, und den damit produzierbaren Gü termengen. Das vierte Kapitel ergä nzt diese UÜ berlegungen um die Preise, die fü r die eingesetzten Produktionsfaktoren zu bezahlen sind. Gesucht wird das Produktionsverfahren, das eine bestimmte Menge an Gü tern zu den geringstmö glichen Kosten herstellen kann. Auch in diesem Kontext wird untersucht, wie ein Unternehmen auf Preisä nderungen reagiert, um dadurch Schlussfolgerungen fü r das Angebotsverhalten zu ziehen, das auf einem Markt von der Gesamtheit aller Unternehmen zu erwarten ist. Bevor es zur Analyse der Preisbildung auf verschiedenen Mä rkten kommt, wird im fünften Kapitel ein Maß gesucht, mit dessen Hilfe sich die Vorteile, die eine Gesellschaft aus bestimmten Produktions- und Konsumaktivitä ten zieht, berechnen lassen. Hierfü r werden die Konzepte der Konsumenten- und der Produzentenrente erlä utert. Dabei ist die Konsumentenrente das Maß fü r die Vorteile, die ein Haushalt daraus zieht, dass er eine bestimmte Menge eines Gutes kauft und konsumiert, wä hrend die Produzentenrente die Vorteile misst, die ein Unternehmen daraus zieht, dass es eine bestimmte Menge eines Gutes produziert und anschließend auf dem Markt verkauft. Die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente kann als Maß fü r die gesellschaftliche Wohlfahrt angesehen werden, mit deren Hilfe die verschiedenen mö glichen Marktergebnisse bewertet und miteinander verglichen werden kö nnen. Im sechsten Kapitel wird untersucht, welche Konsequenzen sich auf dem Markt aus dem Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot ergeben. Konkret geht es dabei um die Frage, wie groß die auf einem Markt gehandelte Gü termenge ist und zu welchem Preis diese Gü ter ge- und verkauft werden. Ausgangspunkt ist die Preisbildung auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass es eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern gibt. Darü ber hinaus werden auch die Marktprozesse untersucht, die sich ergeben, wenn es nur einen Anbieter (Monopol) gibt bzw. nur einen Nachfrager (Monopson) sowie die Marktformen des bilateralen Monopols (ein Anbieter trifft auf einen Nachfrager) und des Oligopols (ein Markt mit wenigen Anbietern). Das siebte Kapitel setzt sich mit verschiedenen Formen des Marktversagens auseinander. Von einem Marktversagen wird immer dann gesprochen, wenn die marktmä ßige Koordination zu einem Ergebnis fü hrt, das von dem Marktgleichgewicht <?page no="7"?> auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz abweicht. Zu derartigen Situationen kommt es unter anderem, wenn die privaten Kosten von ö konomischen Entscheidungen nicht mit den gesellschaftlichen Kosten ü bereinstimmen, oder wenn nicht alle Marktteilnehmer ü ber sä mtliche Informationen verfü gen, die fü r das Marktgeschehen relevant sind. Das achte Kapitel behandelt Eingriffe in die freie Preisbildung am Markt. Bei solchen Interventionen ist zwischen marktkonformen und nichtmarktkonformen Eingriffen zu unterscheiden. Ein marktkonformer Eingriff unterstü tzt oder ermö glicht die Funktionsfä higkeit des Marktes, wä hrend ein nichtmarktkonformer Eingriff die Funktionsfä higkeit des Marktes stö rt. Die in diesem Kapitel untersuchten Markteingriffe sind Steuern, Subventionen sowie Eingriffe in die freie Preisbildung durch Hö chst- und Mindestpreise. Im neunten Kapitel werden einige Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie prä sentiert. Hier geht es um den Homo oeconomicus, die Kritik an diesem Verhaltensmodell und die Weiterentwicklung des Verhaltens von Wirtschaftsakteuren im Rahmen der Verhaltensö konomik. Außerdem wird auf Entscheidungen unter Risiko und unter Unsicherheit eingegangen sowie auf die Grundlagen der Spieltheorie. UÜ ber das Buch 7 <?page no="9"?> Inhaltsübersicht UÜ ber das Buch ................................................................................................................................. 5 Abkü rzungs- und Symbolverzeichnis ................................................................................. 15 Schritt 1: Wichtige Grundlagen............................................................................................. 17 Schritt 2: Haushaltstheorie..................................................................................................... 27 Schritt 3: Produktionstheorie ................................................................................................ 61 Schritt 4: Kostentheorie ........................................................................................................... 73 Schritt 5 : Konsumenten- und Produzentenrente.......................................................... 89 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten ................................................................................. 101 Schritt 7: Marktversagen ...................................................................................................... 133 Schritt 8: Markteingriffe ....................................................................................................... 147 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie ............ 161 Lö sungen...................................................................................................................................... 175 Glossar........................................................................................................................................... 191 Wichtige Lehrbü cher und Literatur .................................................................................. 195 Stichwortverzeichnis............................................................................................................... 199 <?page no="11"?> Inhaltsverzeichnis UÜ ber das Buch ................................................................................................................................. 5 Abkü rzungs- und Symbolverzeichnis .................................................................................. 15 Schritt 1: Wichtige Grundlagen ........................................................................................ 17 Inhaltliche Grundlagen.............................................................................................................. 18 Methodische Grundlagen.......................................................................................................... 22 Lernfragen ...................................................................................................................................... 25 Prü fungstipps ................................................................................................................................ 26 Schritt 2: Haushaltstheorie ................................................................................................ 27 Nutzen und Prä ferenzen ........................................................................................................... 28 Budgetrestriktion eines Haushalts ....................................................................................... 34 Optimaler Konsumplan eines Haushalts ............................................................................ 36 Substitutions- und Einkommenseffekt einer Preisä nderung ......................................... 38 Preis- und Einkommenselastizitä t der Nachfrage .......................................................... 40 Optimales Arbeitsangebot eines Haushalts ...................................................................... 46 Intertemporale Konsumentscheidung ................................................................................ 49 Konsequenzen fü r die Marktnachfrage............................................................................... 55 Lernfragen ...................................................................................................................................... 58 Prü fungstipps ................................................................................................................................ 60 Schritt 3: Produktionstheorie ........................................................................................... 61 Produktionsfaktoren und Output.......................................................................................... 62 Gesamt-, Durchschnitts- und Grenzertrag ......................................................................... 63 Drei Arten von Produktionsfunktionen .............................................................................. 65 Isoquanten und Grenzrate der Faktorsubstitution ........................................................ 67 Die Bedeutung von Produktionsfunktionen ..................................................................... 69 Lernfragen ...................................................................................................................................... 70 Prü fungstipps ................................................................................................................................ 71 Schritt 4: Kostentheorie ....................................................................................................... 73 Isokostengerade und Minimalkostenkombination ........................................................ 74 <?page no="12"?> 12 Inhaltsverzeichnis Durchschnitts- und Grenzkosten .......................................................................................... 76 Skalenerträ ge und Kosten........................................................................................................ 79 Angebotsfunktion eines gewinnmaximierenden Unternehmens ............................ 80 Gewinnmaximierung und Faktornachfrage...................................................................... 83 Konsequenzen fü r das Marktangebot ................................................................................. 84 Lernfragen...................................................................................................................................... 87 Prü fungstipps ............................................................................................................................... 88 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente .................................................. 89 Die Konsumentenrente ............................................................................................................. 90 Die Produzentenrente ............................................................................................................... 92 Konsumenten- und Produzentenrente: Maß der Wohlfahrt ........................................ 94 Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie.............................................................. 97 Lernfragen...................................................................................................................................... 98 Prü fungstipp ................................................................................................................................. 99 Schritt 6: Preisbildung auf Märkten ............................................................................101 Markt und Marktformen.........................................................................................................102 Preisbildung bei vollstä ndiger Konkurrenz....................................................................107 Preisbildung bei einem Monopolmarkt............................................................................112 Preisbildung bei einem Monopsonmarkt ........................................................................114 Preisbildung bei einem bilateralen Monopol.................................................................115 Preisbildung auf Oligopolmä rkten am Beispiel des homogenen Duopols .........117 Preisdiskriminierung...............................................................................................................123 Abschließende Bemerkungen zur Preisbildung auf Mä rkten..................................126 Lernfragen....................................................................................................................................129 Prü fungstipp ...............................................................................................................................132 Schritt 7: Marktversagen ...................................................................................................133 Externe Effekte...........................................................................................................................134 Steigende Skalenerträ ge.........................................................................................................136 OÜ ffentliche Gü ter .......................................................................................................................139 Asymmetrische Informationen............................................................................................139 Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie............................................................143 <?page no="13"?> Lernfragen ................................................................................................................................... 143 Prü fungstipp ............................................................................................................................... 145 Schritt 8: Markteingriffe ................................................................................................... 147 Steuern.......................................................................................................................................... 148 Subventionen.............................................................................................................................. 151 Hö chst- und Mindestpreise................................................................................................... 153 Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie ........................................................... 157 Lernfragen ................................................................................................................................... 159 Prü fungstipp ............................................................................................................................... 160 Schritt 9: Grundlagen der mikroökonomischen Entscheidungstheorie ... 161 Homo oeconomicus: Beschreibung und Kritik ............................................................. 162 Entscheidung unter Risiko und Unsicherheit................................................................ 166 Grundlagen der Spieltheorie am Beispiel des Gefangenen-Dilemmas................ 168 Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie ........................................................... 172 Lernfragen ................................................................................................................................... 173 Prü fungstipp ............................................................................................................................... 174 Lösungen .................................................................................................................................... 175 Glossar ......................................................................................................................................... 191 Wichtige Lehrbücher und Literatur ............................................................................. 195 Stichwortverzeichnis ........................................................................................................... 199 Inhaltsverzeichnis 11 <?page no="15"?> Abkürzungs- und Symbolverzeichnis A Ausgabenfunktion ∂A ∂x Grenzausgaben B Budgetgerade C Gesamtkosten C fix Fixkosten C t Gegenwartskonsum C t+1 Zukunftskonsum Cx Durchschnittskosten (auch: DK) ∂C ∂x Grenzkosten (auch: GK) DK Durchschnittskosten ∂ infinitesimal kleine AÜ nderungen E Erlö s E t gegenwä rtiges Haushaltseinkommen E t+1 zukü nftiges Haushaltseinkommen ∂E ∂x Grenzerlö s ε Elastizitä t fz Freizeit G Gewinn ∂G ∂x Grenzgewinn GK Grenzkosten GN Grenznutzen I Indifferenzkurve <?page no="16"?> 16 Abkü rzungs- und Symbolverzeichnis i Marktzins k Konsumsumme K Produktionsfaktor Kapital Kr Kredit L Produktionsfaktor Arbeit (L fü r „labour“) l a Arbeitsangebot eines Haushalts lz Arbeitszeit eines Haushalts £ Zeichen fü r die Lagrange-Funktion p Preis eines Gutes pH Hö chstpreis pM Mindestpreis r Zinssatz als Preis fü r den Produktionsfaktor Kapital S Ersparnisse s Subvention pro Mengeneinheit t Mengensteuer (t fü r „tax“) U Nutzen bzw. Nutzenindex (U fü r „utility“) ∂U ∂x Grenznutzen eines Gutes (auch: GN) w Lohnsatz als Preis fü r den Produktionsfaktor Arbeit x Menge eines Gutes x A angebotene Gü termenge x N nachgefragte Gü termenge ∂x ∂K Grenzproduktivitä t des Faktors Kapital ∂x ∂L Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit y verfü gbares Einkommen ∆ absolute Verä nderung <?page no="17"?> Schritt 1: Wichtige Grundlagen Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Zu Beginn erlä utern wir dir einige wenige grundlegende inhaltliche und methodische Begriffe, die du kennen musst, und skizzieren Konzepte der Markt- und Preistheorie. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Haushalte ■ Unternehmen ■ Gü ter ■ Konsum- und Produktionsentscheidung ■ Sachgut ■ Dienstleistungen ■ Produktionsgut ■ Investitionsgut ■ Konsumgut ■ homogenes und heterogenes Gut ■ digitales Gut ■ Prä ferenzen ■ Knappheit ■ Tauschwirtschaft ■ Preis ■ relativer Preis ■ Opportunitä tskosten ■ Markt ■ Homo oeconomicus ■ ö konomisches Prinzip Wofür benötige ich dieses Wissen? In den folgenden Kapiteln begegnen dir die hier vorgestellten Begriffe immer wieder. Zum ö konomischen Argumentieren in der Prü fung musst du sie richtig verwenden kö nnen. 1 <?page no="18"?> 18 Schritt 1: Wichtige Grundlagen Zu Beginn sollen einige wenige grundlegende inhaltliche und methodische Begriffe und Konzepte der Markt- und Preistheorie skizziert werden. Alle spezielleren Begriffe werden in den dafü r relevanten Schritten erlä utert. IInnhhaallttlliicchhee GGrruunnddllaaggeenn Die beiden zentralen Akteure der Markt- und Preistheorie sind die privaten Haushalte und die Unternehmen. Private Haushalte - im Folgenden verkü rzt Haushalte - sind private Konsumeinheiten. Sie bieten ihre Produktionsfaktoren - vor allem Arbeit, aber auch Sachkapital und Boden - an und erzielen dafü r Faktoreinkommen (Lohn, Zinsen, Dividenden etc.), das gegebenenfalls noch durch staatliche Transferleistungen ergä nzt wird. Nach Abzug von direkten Steuern und Sozialabgaben verbleibt einem Haushalt das verfü gbare Einkommen, das er fü r den Kauf von Konsumgü tern verwenden kann. Die primä re Entscheidung eines Haushalts besteht also darin, das fü r den Kauf von Gü tern vorgesehene Geld so zu verwenden, dass der daraus resultierende Nutzen maximiert wird. Unternehmen sind hingegen Produktionseinheiten, die ihren Gewinn maximieren wollen. Sie fragen die Produktionsfaktoren der Haushalte nach und stellen mit ihnen Güter her, die sie anschließend zum Verkauf anbieten. Die primä re Entscheidung eines Unternehmens besteht also darin, die Produktionsentscheidung zu treffen, die den Gewinn maximiert. Neben der Wahl der gewinnmaximierenden Produktionstechnologie betrifft dies auch die Wahl der produzierten und anschließend auf dem Markt angebotenen Gü termenge. Zentrales Objekt der Konsum- und der Produktionsentscheidungen sind somit Gü ter. Ein Gut ist ein Mittel zur Bedü rfnisbefriedigung. Gü ter sind daher in der Lage, einen Nutzen zu stiften. Dabei kann es sich um  Sachgüter (materielle oder tangible Gü ter) oder um  Dienstleistungen (immaterielle oder intangible Gü ter) handeln. Wird das Gut direkt zur Bedü rfnisbefriedigung verwendet, indem es verbraucht wird, ist es ein Konsumgut. Wird das Gut hingegen nur indirekt zur Bedü rfnisbefriedigung verwendet, indem es im Produktionsprozess zur Herstellung von Konsumgü tern eingesetzt wird, die anschließend verbraucht werden, ist es ein Produktions- oder Investitionsgut . In der Haushaltstheorie, in der es primä r um die Konsumentscheidungen von Haushalten geht, wird unter dem Begriff Gut daher ein Konsumgut verstanden. Dabei wird unterstellt, dass jedes Gut beliebig teilbar ist. <?page no="19"?> Inhaltliche Grundlagen 19 Bei den Gü tern kann es sich um homogene oder heterogene Gü ter handeln. Ein homogenes Gut liegt vor, wenn die Konsumenten alle Mengeneinheiten dieses Gutes als vollkommen gleich ansehen. Verschiedene Einheiten des Gutes sind aus Sicht der Konsumenten vollkommen austauschbar, sodass eine vollkommene Ersetzbarkeit - in der Sprache der OÜ konomen Substituierbarkeit - der Gü tereinheiten vorliegt. Die Konsumenten sind zwischen verschiedenen Einheiten des Gutes vollkommen indifferent, d. h. es gibt keine Prä ferenzen der Konsumenten fü r bestimmte Einheiten des Gutes. Ein heterogenes Gut liegt hingegen vor, wenn die Konsumenten alle Mengeneinheiten dieses Gutes nicht als vollkommen gleich ansehen. Hierfü r kann es unterschiedliche Grü nde geben. Konsumenten kö nnen erstens sachliche Präferenzen haben. Dies bedeutet, dass die Konsumenten bei Gü tern, die sich der Sache nach gleichen (z. B. Zigaretten), Unterschiede zwischen einzelnen Gü tereinheiten sehen, die beispielsweise durch die Werbung oder die Aufmachung hervorgerufen werden. Konsumenten kö nnen zweitens rä umliche Prä ferenzen haben. Dies bedeutet, dass die Konsumenten ein Produkt lieber in der Nachbarschaft kaufen - und zwar nicht wegen der Transportkosten, sondern wegen anderer Bequemlichkeiten bzw. Vorteile. Schließlich kö nnen Konsumenten noch persö nliche Prä ferenzen haben. Dies bedeutet, dass es persö nliche Bindungen zwischen dem Konsumenten und einem bestimmten Anbieter gibt, beispielsweise durch gute Erfahrungen in der Vergangenheit, durch das hohe Ansehen, das der Anbieter besitzt, oder wegen der Freundlichkeit des Anbieters (bzw. wegen der Unfreundlichkeit eines anderen Anbieters, der deshalb gemieden wird). Box 1: Digitales Gut Mit der voranschreitenden Digitalisierung gewinnen digitale Gü ter zunehmend an Bedeutung. Zu ihnen zä hlen neben der Software (inklusive Unterhaltungssoftware) der so genannte Content (Musik, Filme, Informationsgü ter, Bildungsgü ter), die UÜ bertragungstechniken im Kommunikationsmarkt (E-Mail, Internet, Datentransfer) und alle mit diesen Produkten verbundenen Beratungs- und Servicedienstleistungen. Konkrete Beispiele sind digitale Bilder, Videos, E-Books, Anwendungssoftware, Informations-Dienstleistungen, Musikdateien und Online-Dienstleistungen, wie z. B. der gesamte Online-Handel. Basis fü r die Notwendigkeit zum Produzieren von Gü tern ist das Phä nomen der Knappheit von Gü tern. 1 <?page no="20"?> 20 Schritt 1: Wichtige Grundlagen Ein knappes Gut liegt vor, wenn das Gut nicht in so großer Menge vorhanden ist, dass jeder Haushalt seine Bedü rfnisse nach diesem Gut in beliebigem Umfang befriedigen kann. Der Preis eines knappen Gutes ist grö ßer als Null. In der Realitä t sind nahezu alle Gü ter knappe Gü ter. Das Gegenteil eines knappen Gutes ist ein freies Gut. Knappheit bedeutet, dass nicht genü gend Mittel zur Verfü gung stehen, um alle Bedü rfnisse aller Haushalte in beliebigem Umfang befriedigen zu kö nnen. Knappheit resultiert daraus, dass die meisten Gü ter keine freien, sondern knappe Gü ter sind. Knappheit stellt somit ein Spannungsverhä ltnis zwischen unbegrenzten Bedü rfnissen und begrenzten Mitteln zur Befriedigung dieser Bedü rfnisse dar. Ziel des wirtschaftlichen Handelns ist es, dieses Spannungsverhä ltnis zu verringern. Die Verringerung dieses Spannungsverhä ltnisses verlangt die Produktion von Gü tern. In entwickelten Gesellschaften erfolgt die Produktion nur in Ausnahmefä llen fü r den Eigenbedarf. Im Regelfall werden Gü ter nicht fü r den eigenen Konsum produziert, sondern um auf dem Markt verkauft zu werden. Entwickelte Gesellschaften sind daher Tauschwirtschaften . Der Austausch von Gü tern erfolgt dabei ü ber Preise. Preise sind in der Regel als Geldpreise ausgedrü ckt, d. h. der Preis eines Gutes wird in Geldeinheiten - z. B. Euro (€) - angegeben. Der Preis eines Gutes (p) sagt also aus, wie viele Geldeinheiten fü r eine Mengeneinheit (ME) des Gutes bezahlt werden mü ssen (p = €/ ME). Wird nichts anderes angegeben, so sind die Preise im Folgenden stets Geldpreise. Der Preis eines Gutes lä sst sich auch in Mengeneinheiten eines anderen Gutes ausdrü cken. Kostet beispielsweise ein Tisch 100 Euro und ein Stuhl 25 Euro, dann kostet ein Tisch vier Stü hle. Dieses reale Austauschverhä ltnis zweier Gü ter lä sst sich wie folgt aus den Geldpreisen p 1 = € ME 1 , p 2 = € ME 2 ableiten: p 1 p 2 = € ME 1 € ME 2 = € ME 1 ME 2 € = ME 2 ME 1 Das reale Austauschverhä ltnis zweier Gü ter wird auch als relativer Preis bezeichnet. Der relative Preis gibt außerdem die Alternativkosten eines Gutes an. Beim Prinzip der Alternativkosten werden die Kosten einer Entscheidung durch den Verzicht auf die Vorteile einer anderen, nicht gewä hlten Handlungsalternative ausgedrü ckt. Wenn ein Entscheider vor zwei Handlungsalternativen steht, bestimmt der Nutzenentgang der nicht gewä hlten Alternative den Wert der gewä hlten Alternative. Wenn also beispielsweise ein Haushalt vor der Entscheidung steht, eine weitere Stunde gegen Zahlung eines Lohns zu arbeiten oder <?page no="21"?> Inhaltliche Grundlagen 21 diese Stunde als freie Zeit zu genießen, und sich fü r die Freizeit entscheidet, verzichtet er auf den Nettolohn, den er im Fall der Arbeit erhalten hä tte. Die Alternativkosten einer Stunde Freizeit entsprechen daher dem Nettolohn. Hat der Entscheider mehr als zwei Alternativen, bestimmt der Nutzenentgang der zweitbesten, aber nicht gewä hlten Alternative den Wert der gewä hlten Alternative. Alternativkosten werden auch Opportunitätskosten genannt. In dem oben genannten Tisch-Stuhl-Beispiel betragen die Alternativkosten eines Tisches vier Stü hle, denn der Kauf eines Tisches bedeutet den Verzicht auf vier Stü hle. Der Austausch von Gü tern erfolgt in einer Tauschwirtschaft auf dem Markt . Der Markt ist der Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage eines Gutes treffen. Dabei bezeichnet das Angebot die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten des Gutes zu verkaufen, mit steigendem Preis zu. Die Nachfrage bezeichnet hingegen die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten eines Gutes zu kaufen, mit steigendem Preis ab. Bezü glich des Verhaltens der Marktteilnehmer wird angenommen, dass sich alle Marktakteure als Homo oeconomicus verhalten. Die Annahme des Homo oeconomicus besagt, dass Menschen unter Berü cksichtigung aller Vor- und Nachteile unter verschiedenen Handlungsalternativen jeweils die Alternative auswä hlen, die den grö ßten Nettonutzen erbringt. Vereinfachend kann der Homo oeconomicus als ein rationaler Maximierer seines eigenen Nutzens skizziert werden. Das Verhalten eines Haushalts wird als rational angesehen, wenn der Haushalt seinen Nutzen unter gegebenen Restriktionen maximiert bzw. ein Unternehmen seinen Gewinn maximiert. Die Rationalitä t bezieht sich beispielsweise auf die nutzenmaximierende Verwendung einer gegebenen Konsumsumme zum Kauf verschiedener Konsumgü ter oder auf die nutzenmaximierende Aufteilung der zur Verfü gung stehenden Zeit in Freizeit und Arbeitszeit. Kurz gefasst bedeutet Rationalitä t die Maximierung einer Zielfunktion - also einer Nutzenfunktion oder einer Gewinnfunktion - unter Einhaltung gegebener Restriktionen. Weitere Annahmen bezü glich des Homo oeconomicus sind unter anderem eine vollkommene Information ü ber die Preise und Qualitä t aller Gü ter, eine unendlich schnelle Verarbeitungszeit aller Informationen und eine unverä nderliche Bedü rfnisstruktur. Die Kritik an diesem Entscheidungsmodell wird im neunten Kapitel behandelt. 1 <?page no="22"?> 22 Schritt 1: Wichtige Grundlagen Ein weiterer Begriff, der mit der Rationalitä t verbunden wird, ist das ökonomische Prinzip . Dieses Prinzip lä sst sich in Bezug auf die Konsumenten durch zwei alternative Prinzipien beschreiben: Ein Haushalt versucht entweder mit einer gegebenen Menge an Mitteln einen mö glichst hohen Grad der Bedü rfnisbefriedigung zu erreichen (Maximalprinzip), oder der Haushalt versucht, einen gegebenen Grad der Bedü rfnisbefriedigung mit einer mö glichst geringen Menge an Mitteln zu erreichen (Minimalprinzip). Fü r ein Unternehmen bedeutet das ö konomische Prinzip, dass mit einer gegebenen Menge an Produktionsfaktoren ein mö glichst großes Gü tervolumen produziert wird oder aber ein gegebenes Gü tervolumen mit dem geringstmö glichen Input bzw. den geringstmö glichen Kosten hergestellt wird. Allgemein formuliert, besagt das ö konomische Prinzip, dass das Verhä ltnis von Bedü rfnisbefriedigung zu Mitteleinsatz maximiert werden soll. MMeetthhooddiisscchhee GGrruunnddllaaggeenn Fü r die Analyse des ö konomischen Verhaltens von Konsumenten und Produzenten gibt es verschiedene Methoden und Instrumente. Das Preis-Mengen- Diagramm ist dabei eines der wichtigsten Analyseinstrumente der Wirtschaftswissenschaften. Das Preis-Mengen-Diagramm besteht aus einer Preisachse und einer Mengenachse. Dabei wird die Preisachse durch die Ordinate dieses Diagramms darstellt, wä hrend die Abszisse die Mengenachse abbildet. Das Preis-Mengen-Diagramm wird unter anderem verwendet, um den Zusammenhang zwischen der nachgefragten Menge eines Gutes und dem Preis (also die Nachfragekurve) und den Zusammenhang zwischen der angebotenen Menge eines Gutes und dem Preis (also die Angebotskurve) abzubilden. Preis- Mengen-Diagramme kö nnen sowohl fü r einzelne Anbieter oder einzelne Nachfrager verwendet werden als auch zur Beschreibung des gesamten Marktes. Die normalen Verlä ufe einer Angebots- und einer Nachfragekurve in einem Preis- Mengen-Diagramm sind in Abbildung 1.1 dargestellt. <?page no="23"?> Methodische Grundlagen 23 Abb. 1.1: Nachfrage- und Angebotskurve für ein Gut im Preis-Mengen-Diagramm Ein weiteres wichtiges Analyseinstrument sind Funktionen. Eine Funktion stellt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer unabhä ngigen Variablen und einer abhä ngigen Variablen dar. Wird beispielsweise davon ausgegangen, dass die Hö he der Produktionskosten (C) von der Menge der hergestellten Gü ter (x) abhä ngt, so lautet die Kostenfunktion C = f (x). Das f steht dabei fü r die Zuordnungsvorschrift, die jeder Gü termenge x einen bestimmten Wert der Produktionskosten zuordnet. Wenn also beispielsweise die Produktion einer beliebigen Mengeneinheit eines Gutes 10 Euro beträ gt und dies fü r jede Mengeneinheit des Gutes zutrifft, so lautet die entsprechende Kostenfunktion wie folgt: C = 10 . x. Hä ufig hä ngt der Wert einer Funktion nicht nur von einer, sondern von mehreren Variablen ab. Wenn beispielsweise die Menge eines produzierten Gutes (x) von den Einsatzmengen an Arbeit (L) und Kapital (K) abhä ngt, so lautet die dazu gehö rende Produktionsfunktion wie folgt: x = f (L; K). In der wirtschaftswissenschaftlichen Analyse geht es nicht nur um die Zusammenhä nge zwischen unabhä ngigen Grö ßen und den davon abhä ngenden Funktionswerten, sondern auch um die Frage, wie sich der Funktionswert verä ndert, wenn sich der Wert der unabhä ngigen Grö ße ä ndert. So kann z. B. gefragt werden, wie die Hö he der Produktionskosten auf eine Variation der Produktionsmenge reagiert. In diesem Fall wird die Hö he der Grenzkosten gesucht. Die Grenzkosten geben an, wie sich die Gesamtkosten verä ndern, wenn die produ- Menge Preis Nachfragekurve Angebotskurve Ordinate Abszisse 1 <?page no="24"?> 24 Schritt 1: Wichtige Grundlagen zierte Menge von Gü tern um eine infinitesimal kleine Menge erhö ht wird. Die Grenzkosten geben daher an, welche Kosten die Produktion einer zusä tzlichen infinitesimal kleinen Mengeneinheit verursacht. Bei der oben genannten Kostenfunktion (C = 10 . x) betragen die Grenzkosten 10 Euro. Denkbar sind allerdings auch andere Gesamtkostenverlä ufe. Wenn ausgehend von der Produktionsmenge x 0 die Produktionsmenge auf x 1 erhö ht wird, so fü hrt dies auch zu einem Anstieg der Gesamtkosten. Die zusä tzlichen Kosten betragen C 1 - C 0 = ∆C. Werden die zusä tzlichen Kosten durch die zusä tzlich produzierte Gü termenge (x 1 - x 0 = ∆x) dividiert, so ergibt sich daraus der Differenzenquotient ∆ C ∆ x . Dieser Quotient gibt die durchschnittliche Steigung der Kostenfunktion im Bereich zwischen x 0 und x 1 an, also die durchschnittlichen Zusatzkosten, die mit der Erhö hung der Produktion um eine Einheit des Gutes verbunden sind. Die Grenzkosten sind definiert als ∆ C ∆ x , bzw. genauer fü r infinitesimal kleine AÜ nderungen von x ( ∆ x gegen 0) als ∂C ∂x . Die Grenzkosten sind folglich die Steigung der Gesamtkostenkurve im Punkt Q 0 und geben an, wie sich die Gesamtkosten erhö hen, wenn ausgehend von x 0 die Produktion um eine infinitesimal kleine AÜ nderung von x erhö ht wird. Der Ausdruck ∂C ∂x ist der Differentialquotient der Funktion C = f (x). Dieser Quotient ist zugleich die erste Ableitung der Kostenfunktion nach x. Die erste Ableitung von Funktionen spielt eine besondere Rolle bei der Lö sung von Maximierungsaufgaben. Die dabei behandelten Zielfunktionen hä ngen hä ufig von zwei Variablen ab, sodass mit partiellen Ableitungen gearbeitet wird. Die notwendige Bedingung fü r einen Extremwert einer allgemeinen Funktion mit zwei Variablen [F = f (x; y)] verlangt dabei, dass die Funktion partiell nach x und nach y abgeleitet wird und diese Ableitungen dann jeweils gleich Null sind. Auf die hinreichenden Bedingungen fü r Extremwerte, bzw. genauer fü r Maximal- und Minimalwerte, wird in allen weiteren Ausfü hrungen verzichtet. Eine letzte methodische Bemerkung betrifft die Ceteris-paribus-Klausel. Der Begriff ceteris paribus bedeutet kurz gefasst „unter sonst gleichen Bedingungen“. Diese Klausel besagt, dass bei der Analyse des wirtschaftlichen Verhaltens alle Einflussgrö ßen außer einer einzigen als konstant angenommen werden. <?page no="25"?> Lernfragen 25 Dieses Prinzip lä sst sich am besten mit Hilfe eines kurzen Beispiels erlä utern. Bezü glich der Nachfrage nach Benzin kann davon ausgegangen werden, dass die nachgefragte Benzinmenge eines einzelnen Konsumenten von zahlreichen Faktoren abhä ngt. Zu denken ist dabei vor allem an den Benzinpreis, den Preis fü r Bahnfahrten, den Preis fü r Fahrten mit dem ö ffentlichen Personennahverkehr, den Preis fü r Autos, die Hö he der KfZ-Steuer, die Hö he des verfü gbaren Einkommens des Konsumenten, die Preise fü r Lebensmittel, das ö kologische Bewusstsein des Konsumenten und viele andere Determinanten. Eine Analyse des Nachfrageverhaltens dieses Konsumenten, die die ceteris-paribus-Klausel befolgt, variiert nur eine einzige Einflussgrö ße der Benzinnachfrage. Damit kann dann z. B. untersucht werden, wie der Konsument auf eine AÜ nderung des Benzinpreises reagiert, wenn alle anderen Bestimmungsgrö ßen der Nachfrage nach Benzin konstant gehalten werden. Stellt sich dabei heraus, dass der Konsument im Fall eines steigenden Benzinpreises seine Nachfrage nach Benzin reduziert, so lautet das korrekte Ergebnis dieser Feststellung: Ceteris paribus verringert ein Konsument die nachgefragte Benzinmenge, wenn der Preis fü r Benzin steigt. In den nachfolgenden Ausfü hrungen werden jeweils nur einzelne Einflussgrö ßen des wirtschaftlichen Verhaltens von Haushalten und Unternehmen variiert, sodass alle Aussagen einen ceteris-paribus-Charakter besitzen. LLeerrnnffrraaggeenn Welchen Akteur der Markt- und Preistheorie gibt es?  Staat  Banken  Lobbyisten  Unternehmen Was konsumieren Haushalte?  Investitionsgü ter  Produktionsfaktoren  Gü ter Was unterscheidet heterogene Güter von homogenen?  die AÜ hnlichkeit  die Gleichheit  die Unterschiedlichkeit 1 <?page no="26"?> 26 Schritt 1: Wichtige Grundlagen Was ergibt sich bei unbegrenzten Bedürfnissen und einem begrenzten Budget?  Knappheit  Prä ferenzen Was ist ein relativer Preis?  Das reale Austauschverhä ltnis zweier Gü ter.  Das absolute Austauschverhä ltnis zweier Gü ter.  Das begrenzte Austauschverhä ltnis zweier Gü ter. Was möchte ein Homo oeconomicus maximieren?  Handlungsalternativen  Budget  Nettonutzen Einen bestimmten Grad der Bedürfnisbefriedigung mit einer möglichst geringen Menge an Mitteln zu erreichen, nennt man:  Maximalprinzip  Minimalprinzip Die Lö sungen findest du am Ende des Buches. PPrrüüffuunnggssttiippppss Mit dem Prinzip der Opportunitä tskosten kannst du oft sinnvoll ö konomisch argumentieren, zum Beispiel weshalb ein Haushalt oder ein Unternehmer sich fü r oder gegen eine Handlung entscheidet. Betrachte zudem den Homo oeconomicus durchaus kritisch. Verweise in diesem Kontext gegebenenfalls auf die Behavioral Economics (Verhaltensö konomik). Sie beschä ftigt sich mit dem menschlichen Verhalten in ö konomischen Situationen und widerspricht durchaus den Annahmen des Homo oeconomicus. <?page no="27"?> Schritt 2: Haushaltstheorie Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In diesem Kapitel erlä utern wir das Konsumverhalten der Mitglieder von privaten Haushalten. Wir zeigen auf, nach welchen Kriterien Konsumenten ihr Geld fü r den Kauf verschiedener Gü ter aufteilen, und wie sie auf Preisä nderungen reagieren. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Gü terbü ndel ■ Prä ferenzordnung ■ Nutzen ■ Grenznutzen ■ Cobb- Douglas-Nutzenfunktion ■ Indifferenzkurve ■ substitutive Gü ter ■ komplementä re Gü ter ■ Grenzrate der Substitution ■ Budgetgerade ■ optimaler Konsumplan ■ Substitutionseffekt ■ Einkommenseffekt ■ normales Nachfrageverhalten ■ anomales Nachfrageverhalten ■ direkte Preiselastizitä t der Nachfrage ■ Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage ■ Einkommenselastizitä t der Nachfrage ■ inferiores Gut ■ superiores Gut ■ Arbeitsangebot ■ anomale Freizeitnachfrage ■ intertemporale Konsumentscheidung ■ Nachfragegesetz ■ Netzwerkgut ■ Marktnachfrage Wofür benötige ich dieses Wissen? Das Nachfrageverhalten der Konsumenten ist ein zentraler Einflussfaktor fü r die Preisbildung auf Mä rkten. Um die Funktionsweise von Mä rkten zu verstehen ist es daher unumgä nglich, das Verhalten der Konsumenten und deren Reaktionen auf Preisä nderungen zu kennen. Das Kapitel erlä utert auch die Motivationstheorien, die den Managementkonzeptionen zugrunde liegen. 2 <?page no="28"?> 28 Schritt 2: Haushaltstherie Die Haushaltstheorie beschä ftigt sich mit dem Verhalten der Mitglieder von privaten Haushalten. Dabei geht es primä r um das Konsumverhalten. Es wird untersucht, nach welchen Kriterien Konsumenten ihr Geld fü r den Kauf verschiedener Gü ter aufteilen, und wie sie auf Preisä nderungen reagieren. NNuuttzzeenn uunndd PPrrääffeerreennzzeenn Ausgangspunkt der Analyse des Konsumverhaltens ist die Annahme, dass Menschen bestimmte Bedü rfnisse haben, fü r deren Befriedigung sie Gü ter benö tigen. Der Begriff Bedürfnis ist dabei ein Synonym fü r den Begriff Motiv. Bedü rfnisse beziehen sich grundsä tzlich auf sehr viele Aspekte des menschlichen Lebens (Konsum, Geltung, Ansehen, Macht, Kontakt, Sicherheit, Selbstverwirklichung etc.). In der Haushaltstheorie beziehen sich Bedü rfnisse auf den Wunsch nach Konsumgü tern. Dabei werden die Bedü rfnisse als gegeben angenommen, d. h. es wird nicht weiter hinterfragt, warum ein Haushalt bestimmte Bedü rfnisse hat und wie sich diese entwickelt haben. Haushalte bzw. Konsumenten benö tigen eine Vielzahl von Gü tern. Ein Güterbündel besteht aus den Gü termengen verschiedener Gü ter. Im Fall von n Gü tern (i = 1, 2, 3, …, n) lä sst sich ein Gü terbü ndel durch einen Vektor (X) darstellen, der von jedem der n Gü ter eine bestimmte nicht negative Menge enthä lt. Es gilt daher X = (x 1 , x 2 , x 3 , …, x n ). Ziel eines Haushalts ist es, eine gegebene Geldsumme so fü r den Kauf verschiedener Gü ter aufzuteilen, dass das daraus resultierende Gü terbü ndel den maximal erreichbaren Grad der Bedü rfnisbefriedigung stiftet. Dieses Gü terbü ndel stellt dann den optimalen Konsumplan des Haushalts dar. Zur Bewertung der Wü nschbarkeit von einzelnen Gü terbü ndeln werden Prä ferenzordnungen herangezogen. Die Prä ferenzordnung eines Haushalts sagt etwas aus ü ber die Wü nschbarkeitsvergleiche verschiedener Gü terbü ndel. Werden zwei Gü terbü ndel (X A und X B ) miteinander verglichen, so besagt die Prä ferenzordnung X A ≥ X B , dass der Haushalt das Gü terbü ndel X A fü r mindestens genauso wü nschenswert bzw. gut hä lt wie das Gü terbü ndel X B . Wenn eine starke Prä ferenzordnung gilt (X A  X B ), bedeutet dies, dass der Haushalt das Gü terbü ndel X A fü r besser hä lt als das Gü terbü ndel X B . Schließlich gibt es noch die Indifferenzordnung. Im Fall von X A ∼ X B besagt dies, dass der Haushalt beide Gü terbü ndel fü r gleich gut hä lt. Sä mtliche dieser Urteile beziehen sich ausschließlich auf die Gü termengen und Gü tereigenschaften, d. h. die Gü terpreise spielen bei dieser Beurteilung keine <?page no="29"?> Nutzen und Prä ferenzen 29 Rolle. Jeder Haushalt besitzt annahmegemä ß eine Prä ferenzordnung ü ber alle denkbaren Gü terbü ndel. Eine andere Mö glichkeit zur Bewertung der Wü nschbarkeit von Gü terbü ndeln sind der Nutzen und die Nutzenfunktionen. Der Nutzen bzw. Nutzenindex (U) ist eine Zahl, die das Nutzenniveau widerspiegelt, das ein Haushalt dadurch erreicht, indem ein bestimmtes Gü terbü ndel konsumiert wird. Dabei wird zwischen dem kardinalen und dem ordinalen Nutzen unterschieden: Zwei unterschiedlichen Gü terbü ndeln (X A und X B ) werden in der Regel unterschiedliche Nutzenzahlen U (z. B. U(X A ) > U(X B )) zugeordnet. Nach der kardinalen Nutzentheorie lä sst sich der Nutzenunterschied zwischen den beiden Gü terbü ndeln berechnen (U(X A ) minus U(X B )). Damit lä sst sich auch angeben, um wie viel der Nutzen von Gü terbü ndel X A grö ßer ist als der Nutzen von Gü terbü ndel X B . Nach der ordinalen Nutzentheorie lä sst sich der Nutzenunterschied zwischen den beiden Gü terbü ndeln allerdings nicht berechnen. Es kann lediglich festgestellt werden, dass der Nutzen von Gü terbü ndel X A grö ßer ist als der Nutzen von Gü terbü ndel X B , aber nicht, um wie viel der Nutzen von Gü terbü ndel X A grö ßer ist als der Nutzen von Gü terbü ndel X B . Die Zuweisung einer Nutzenzahl zu einem Gü terbü ndel erfolgt mit Hilfe der Nutzenfunktion. Eine Nutzenfunktion ordnet jedem Gü terbü ndel eine reelle Zahl, den Nutzen bzw. Nutzenindex (U), zu. Die Nutzenfunktion beschreibt dabei die Prä ferenzordnung eines Haushalts. Dabei gelten folgende Zusammenhä nge: Wenn der Haushalt ein Gü terbü ndel X A hö her schä tzt als ein Gü terbü ndel X B , dann ist der Nutzenindex des Gü terbü ndels X A auch grö ßer als der Nutzenindex des Gü terbü ndels X B . Es gilt daher U(X A ) > U(X B ). Wenn der Haushalt zwei Gü terbü ndel X A und X B hingegen gleich einschä tzt, also zwischen ihnen indifferent ist, dann erhalten beide Gü terbü ndel den gleichen Nutzenindex, sodass U(X A ) = U(X B ) gilt. Die Nutzenfunktion beschreibt somit den Zusammenhang zwischen den Gü termengen verschiedener Gü ter (x 1 , x 2 , x 3 , …) und dem Nutzen (U), der aus diesem Gü terbü ndel resultiert. Wird beispielsweise von nur zwei Gü tern (1 und 2) ausgegangen, wobei der Nutzen das Produkt der beiden konsumierten Gü termengen (U (x 1 , x 2 ) = x 1 . x 2 ) ist, so stiften 2 Mengeneinheiten von Gut 1 und 4 Mengeneinheiten von Gut 2 einen Nutzen von 8. Nutzenfunktionen sind einwertig, d. h. jedem Gü terbü ndel wird genau ein Wert U zugeordnet, und sie haben eine stetige erste und zweite Ableitung. Bezü glich der Nutzenfunktionen wird in der Regel davon ausgegangen, dass die so genannte Nichtsättigungsannahme gilt. Diese Annahme besagt, dass aus jeder zusä tzlich konsumierten Mengeneinheit eines Gutes ein Nutzenzuwachs fü r einen Haushalt resultiert. Es gibt daher keine Sä ttigungsgrenzen. 2 <?page no="30"?> 30 Schritt 2: Haushaltstheorie Die erste Ableitung einer Nutzenfunktion stellt den Grenznutzen dar. Der Grenznutzen eines Gutes i gibt den zusä tzlichen Nutzen an, den ein Haushalt daraus zieht, dass er eine zusä tzliche Einheit dieses Gutes konsumiert. Der Grenznutzen eines Gutes ist also der Nutzen, den die letzte zusä tzlich konsumierte Einheit dieses Gutes stiftet. Formal lä sst sich der Grenznutzen als erste partielle Ableitung der Nutzenfunktion (U) nach der Gü termenge des betreffenden Gutes (x i ) darstellen: ∂U ∂x i . Gilt die Nichtsä ttigungsannahme, so ist der Grenznutzen eines Gutes stets positiv. Eine andere zur Nutzentheorie gehö rende Eigenschaft ist das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen . Dieses Gesetz besagt, dass der Grenznutzen eines Gutes mit zunehmendem Konsum dieses Gutes immer geringer wird. Der zusä tzliche Konsum eines Gutes bewirkt zwar eine Zunahme des Gesamtnutzens, diese Zuwä chse werden aber bei steigendem Konsum des betreffenden Gutes immer kleiner. Formal bedeutet dies, dass die erste partielle Ableitung der Nutzenfunktion (U) nach der Gü termenge (x i ) positiv ist ∂U ∂x i > 0, wä hrend die zweite partielle Ableitung negativ ist ∂ 2 U ∂x i2 < 0. Eine in der Haushaltstheorie hä ufig verwendete Nutzenfunktion, die diese Anforderungen erfü llt, ist eine Cobb-Douglas-Nutzenfunktion . Eine einfache Form dieser Nutzenfunktion ist eine Funktion mit lediglich zwei Gü tern. Der Nutzen (U) ist dabei eine Funktion der konsumierten Mengen der beiden Gü ter 1 und 2 (x 1 , x 2 ). Dabei gelten folgende funktionale Zusammenhä nge: (2.1) U = U (x 1 , x 2 ) = x 1 α . x 21α mit 0 < α < 1 sowie mit x 1 , x 2 > 0 Der Grenznutzen ist die erste partielle Ableitung der Nutzenfunktion nach der Menge eines der Gü ter, z. B. nach dem Gut 1. Die erste partielle Ableitung der Cobb-Douglas-Nutzenfunktion lautet: (2.2) ∂U ∂x 1 = α ∙ x 1α−1 ∙ x 21−α = α ∙ � x 2 x 1 � 1−α <?page no="31"?> Nutzen und Prä ferenzen 31 Dieser Ausdruck ist wegen 0 < α < 1 positiv, d. h. es liegt ein positiver Grenznutzen von Gut 1 vor. Die zweite partielle Ableitung der Nutzenfunktion lautet: (2.3) ∂ 2 U ∂x 12 =∙ α ∙ (α − 1) ∙ x 1α−2 ∙ x 21−α Dieser Ausdruck ist wegen 0 < α < 1 negativ, weil der Ausdruck ( α -1) negativ ist, d. h. es liegt ein abnehmender Grenznutzen von Gut 1 vor. Bei einer Cobb- Douglas-Nutzenfunktion gilt daher das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen. Grafisch lä sst sich die Bewertung von Gü terbü ndeln mit Hilfe von Indifferenzkurven durchfü hren. Die Indifferenzkurve ist die Kurve, auf der alle Gü terbü ndel liegen, die fü r einen Haushalt den gleichen Nutzen stiften. Weil alle Gü terbü ndel einer Indifferenzkurve definitionsgemä ß den gleichen Nutzen stiften, zieht der Haushalt keines der Bü ndel einem anderen Gü terbü ndel vor. Der Haushalt ist daher zwischen allen Gü terbü ndeln dieser Kurve indifferent. Bei einer Cobb- Douglas-Nutzenfunktion verlä uft die Indifferenzkurve konvex zum Ursprung eines entsprechenden Gü termengen-Diagramms (siehe Abbildung 2.1). Abb. 2.1: Verlauf von Indifferenzkurven bei einer Cobb-Douglas-Nutzenfunktion Der Verlauf der Indifferenzkurven hä ngt von den Substitutionsmö glichkeiten ab, also davon, ob die Gü ter substitutive oder komplementä re Gü ter sind. Substitutive Güter sind Gü ter, die aus Sicht der Konsumenten jeweils alleine in der Lage sind, ein bestimmtes Bedü rfnis zu befriedigen (z. B. Butter und Margarine). Komplementäre Güter sind hingegen Gü ter, die aus Sicht der Konsumen- Indifferenzkurven x 1 I 0 I 1 I 2 x 2 2 <?page no="32"?> 32 Schritt 2: Haushaltstheorie ten nur gemeinsam in der Lage sind, ein bestimmtes Bedü rfnis zu befriedigen (z. B. Auto und Benzin). Unverbundene Gü ter sind schließlich Gü ter, die in gar keinem Verhä ltnis zueinander stehen. Abb. 2.2: Indifferenzkurven für verschiedene Gütertypen Verschiedene Verlä ufe von Indifferenzkurven sind in Abbildung 2.2 dargestellt. Dabei gilt in allen Fä llen: Je weiter eine Indifferenzkurve vom Ursprung entfernt ist, desto hö her ist der damit verbundene Nutzen: U (I 0 ) < U (I 1 ) < U (I 2 ). Unabhä ngig von der Art der Gü ter gilt fü r alle Indifferenzkurven, dass sich Indifferenzkurven niemals schneiden. Abb. 2.3: Grafische Bestimmung der Grenzrate der Substitution I 0 I 1 x 1 x 2 x 1 x 2 x 1 x 2 I 0 I 0 I 1 I 1 I 2 I 2 perfekte substitutive Güter perfekte komplementäre Güter unverbundene Güter x 2 x 1 tg α tg β x 1α I 0 x 1β x 2β x 2α Grenzrate der Substitution grafisch bestimmen <?page no="33"?> Nutzen und Prä ferenzen 33 Die Steigung in einem Punkt einer Indifferenzkurve wird als Grenzrate der Substitution bezeichnet. Die Grenzrate der Substitution sagt etwas darü ber aus, wie viele zusä tzliche Einheiten eines Gutes ein Haushalt erhalten muss, wenn der Konsum eines anderen Gutes um eine Einheit reduziert wird und der Gesamtnutzen trotzdem unverä ndert bleiben soll. Die Grenzrate der Substitution lä sst sich mit Hilfe der Steigung der Indifferenzkurve ausdrü cken. In Abbildung 2.3 geben tg α und tg β jeweils die Steigung der Indifferenzkurve an, die sich durch das Verhä ltnis ∆ x 1 ∆ x 2 ausdrü cken lä sst. Die Grenzrate der Substitution lä sst sich auch mit Hilfe der Grenznutzen der beiden Gü ter ausdrü cken. Wird von der allgemeinen Form der Nutzenfunktion U = U (x 1 , x 2 ) ausgegangen, so kann das totale Differential dieser Nutzenfunktion gebildet werden. (2.4) ∆ U = ∂U ∂x 1 . ∆ x 1 + ∂U ∂x 2 . ∆ x 2 Da eine Indifferenzkurve definitionsgemä ß die Kurve gleicher Nutzen ist, gilt ∆ U = 0. Somit gelten folgende Zusammenhä nge: (2.5) 0 = ∂U ∂x 1 . ∆ x 1 + ∂U ∂x 2 . ∆ x 2 ⇔ ∂U ∂x 1 ∂U ∂x 2 = - ∆ x 2 ∆ x 1 Fü r ∆ x 1 und ∆ x 2 gegen 0 gilt dann schließlich: (2.6) ∂U ∂x 1 ∂U ∂x 2 = - ∂x 2 ∂x 1 Die Grenzrate der Substitution von Gut 2 durch Gut 1 entspricht also dem umgekehrten Verhä ltnis der Grenznutzen der beiden Gü ter. Wie in Abbildung 2.3 deutlich wird, nimmt die Rate der Substitution von Gut 2 durch Gut 1 ∆ x 1 ∆ x 2 2 <?page no="34"?> 34 Schritt 2: Haushaltstheorie - bzw. fü r infinitesimal kleine AÜ nderungen von Gut 2 ( ∆ x 2 gegen 0) die Grenzrate der Substitution von Gut 2 durch Gut 1 ∂x 1 ∂x 2 - betragsmä ßig mit zunehmendem Konsum von Gut 2 ab. Dieser Zusammenhang wird als das Gesetz von der abnehmenden Grenzrate der Substitution bezeichnet. Dieses Gesetz lä sst sich wie folgt erklä ren: Die Grenzrate der Substitution sagt etwas darü ber aus, wie viele Einheiten eines Gutes ein Haushalt zusä tzlich erhalten muss, wenn der Konsum eines anderen Gutes um eine Einheit reduziert wird und der Gesamtnutzen trotzdem unverä ndert bleiben soll. Grundsä tzlich kann jede Menge eines Gutes durch Einheiten eines anderen Gutes substituiert werden. Je mehr Einheiten dabei von einem Gut konsumiert werden, desto leichter fä llt es, den Minderkonsum des relativ reichlich vorhandenen Gutes durch einen Mehrkonsum des relativ gering vorhandenen Gutes zu kompensieren. Die Prä ferenzen sind allerdings nur ein Aspekt der optimalen Konsumentscheidung. Ein Haushalt muss neben seinen subjektiven Wü nschen auch die objektiven finanziellen Rahmenbedingungen beachten, die die Menge der bezahlbaren Gü terbü ndel beschrä nken. BBuuddggeettrreessttrriikkttiioonn eeiinneess HHaauusshhaallttss Ein Haushalt verfü gt ü ber ein bestimmtes Einkommen. Dieses ergibt sich aus der Addition aller Einkommensarten (Arbeitseinkommen, Zinsen, Dividenden, Transferzahlungen etc.) und dem Abzug der direkten Steuern samt Sozialabgaben. Das verfü gbare Einkommen kann entweder fü r Konsumausgaben verwendet oder gespart werden. Der fü r den Kauf von Konsumgü tern eingeplante Geldbetrag ist die Konsumsumme. Ein Haushalt kann sich wegen begrenzter finanzieller Mittel nur eine bestimmte Menge an Gü terbü ndeln leisten. Die finanzielle Begrenzung wird durch die Budgetrestriktion festgelegt. Die Gü terbü ndel, die sich ein Haushalt angesichts dieser Restriktion leisten kann, stellt die Konsummöglichkeitsmenge dar. <?page no="35"?> Budgetrestriktion eines Haushalts 35 Abb. 2.4: Budgetgerade und Konsummöglichkeitsraum Ein Haushalt teilt sein verfü gbares Einkommen folglich in zwei Summen auf: den Teil, der fü r den Kauf von Konsumgü tern verwendet wird ( Konsumsumme ), und den Teil, der fü r Ersparnisse genutzt wird. Wird die Mö glichkeit einer Verschuldung ausgeschlossen, so kann sich ein Haushalt nur die Gü terbü ndel leisten, die mit der Konsumsumme (k) finanzierbar sind. Wenn der Haushalt n verschiedene Gü ter konsumieren kann, ergibt sich die Budgetrestriktion aus der Multiplikation der Gü termengen (x i ) mit den Gü terpreisen (p i ) und der anschließenden Addition dieser Produkte fü r alle Gü ter (i = 1, 2, … n). Die Budgetrestriktion des Haushalts lautet dann wie folgt: p 1 . x 1 + p 2 . x 2 + … + p n . x n ≤ k. Grafisch lä sst sich die Budgetrestriktion im Fall von nur zwei Gü tern durch die Budgetgerade (siehe Abbildung 2.4) darstellen. Die Lage der Budgetgeraden hä ngt folglich von zwei Grö ßen ab, dem Einkommen (bzw. genauer der Konsumsumme) und den Preisen. Eine Erhö hung des Einkommens - und damit auch der Konsumsumme - bewirkt eine Parallelverschiebung der Budgetgeraden nach rechts, weil der Haushalt nun von jedem der Gü ter eine grö ßere Menge kaufen kann. Bei der AÜ nderung eines Gü terpreises kommt es hingegen zu einer Drehung der Budgetgeraden. Eine Senkung des Preises von Gut 1 hat beispielsweise zur Folge, dass nach wie vor die gleiche maximale Menge von Gut 2 erworben werden kann, wenn die gesamte Konsumsumme fü r den Kauf dieses Gutes verwendet wird. Die maximale Menge von Gut 1, die erworben werden kann, wenn die gesamte Konsumsumme fü r den Kauf dieses Gutes verwendet wird, nimmt hingegen zu (siehe Abbildung 2.5). x 2 x 1 Konsummöglichkeitsraum Konsumsumme wird ausschließlich zum Kauf von Gut 1 verwendet Budgetgerade Konsumsumme wird ausschließlich zum Kauf von Gut 2 verwendet Konsummö glichkeitsraum 2 <?page no="36"?> 36 Schritt 2: Haushaltstheorie Abb. 2.5: Auswirkungen von Preis- oder Einkommensänderungen auf die Budgetgerade OOppttiimmaalleerr KKoonnssuummppllaann eeiinneess HHaauusshhaallttss Ein Haushalt hat seinen optimalen Konsumplan erreicht, wenn er die ihm zur Verfü gung stehende Konsumsumme so fü r den Kauf verschiedener Gü ter verwendet, dass er das hö chstmö gliche Nutzenniveau erreicht. Formal ergibt sich der optimale Konsumplan also dadurch, dass die Nutzenfunktion des Haushalts maximiert wird und dabei die Budgetrestriktion eingehalten wird. Grafisch lä sst sich der optimale Konsumplan im Fall von nur zwei Gü tern mit Hilfe der Budgetgeraden und der Indifferenzkurve ermitteln. Die Budgetrestriktion erlaubt den Kauf verschiedener Gü terbü ndel und legt damit den Konsummö glichkeitsraum des Haushalts fest. Ziel eines nutzenmaximierenden Haushalts ist es, angesichts dieser Budgetrestriktion die Indifferenzkurve zu erreichen, die am weitesten vom Ursprung entfernt ist. Dieses Ziel wird realisiert, wenn die Budgetgerade eine Indifferenzkurve tangiert. Der so gefundene Tangentialpunkt stellt den optimalen Konsumplan des Haushalts dar (siehe Abbildung 2.6). x 2 x 1 Steigerung des Einkommens Senkung des Preises für Gut 1 Steigerung des Preises für Gut 1 Durch Preisveränderungen „dreht“ sich die Budgetgerade. Steigt das Einkommen, dann verschiebt sie sich nach außen. <?page no="37"?> Optimaler Konsumplan eines Haushalts 37 Abb. 2.6: Optimaler Konsumpunkt eines nutzenmaximierenden Haushalts Als Tangentialpunkt zeichnet sich der optimale Konsumplan dadurch aus, dass die Steigung der Indifferenzkurve mit der Steigung der Budgetgeraden ü bereinstimmt. Die Steigung der Indifferenzkurve entspricht vom Betrag her der Grenzrate der Substitution ∂x 2 ∂x 1 , die wiederum dem umgekehrten Verhä ltnis der Grenznutzen der beiden Gü ter ∂U ∂x 1 ∂U ∂x 2 entspricht (siehe Gleichung 2.6). Die Steigung der Budgetgeraden lä sst sich wie folgt berechnen: Die Konsumsumme (k) kann zum Kauf von Gut 1 (p 1 . x 1 ) und zum Kauf von Gut 2 (p 2 . x 2 ) verwendet werden. Es gilt daher: (2.7) k = p 1 . x 1 + p 2 . x 2 Wird diese Gleichung nach x 2 aufgelö st, so ergibt sich daraus die Steigung der Budgetgeraden p 1 p 2 : (2.8) x 2 = k p 2 p 1 p 2 . x x 2 x 1 Konsummöglichkeitsraum optimaler Konsumpunkt Indifferenzkurve Budgetgerade 2 <?page no="38"?> 38 Schritt 2: Haushaltstheorie Damit gelten folgende betragsmä ßige Identitä ten: ∂x 2 ∂x 1 = ∂U ∂x 1 ∂U ∂x 2 = p 1 p 2 . Diese Optimalitä tsbedingung lä sst sich auch formal herleiten. Ausgangspunkt ist dabei der Wunsch eines Haushalts, seinen Nutzen zu maximieren. Im Fall von lediglich zwei Gü tern ist daher die Maximierung der Nutzenfunktion U = f (x 1 , x 2 ) das Ziel eines Haushalts. Dabei ist die Budgetrestriktion (Gleichung 2.7) zu beachten. Dieses Optimierungsproblem lä sst sich mit Hilfe einer Lagrange- Funktion lö sen. (2.9) £ = U (x 1 , x 2 ) + λ . (k p 1 . x 1 p 2 . x 2 ) Hieraus ergeben sich die folgenden Optimalitä tsbedingungen erster Ordnung, indem die Lagrange-Funktion nach x 1 , x 2 und λ abgeleitet wird und diese drei partiellen Ableitungen gleich Null gesetzt werden: (2.10a) ∂£ ∂x 1 = ∂U ∂x 1 λ . p 1 = 0 ⇒ ∂U ∂x 1 = λ . p 1 (2.10b) ∂£ ∂x 2 = ∂U ∂x 2 λ . p 2 = 0 ⇒ ∂U ∂x 2 = λ . p 2 (2.10c) ∂£ ∂ λ = k p 1 . x 1 p 2 . x 2 = 0 Aus der Division der Gleichung 2.10a durch Gleichung 2.10b ergibt sich: (2.11) ∂U ∂x 1 ∂U ∂x 2 = p 1 p 2 Der optimale Konsumplan zeichnet sich somit dadurch aus, dass das Verhä ltnis der Grenznutzen der beiden Gü ter dem Verhä ltnis der Gü terpreise entspricht. Bei einer AÜ nderung des Verhä ltnisses der Gü terpreise ä ndert sich deshalb auch der optimale Konsumplan. SSuubbssttiittuuttiioonnss-uunndd EEiinnkkoommmmeennsseeffffeekktt eeiinneerr PPrreeiissäännddeerruunngg Die Verä nderung des Preises fü r ein Gut hat Konsequenzen fü r den optimalen Konsumplan eines Haushalts. Zunä chst einmal ist zu erwarten, dass der Haushalt von dem teurer gewordenen Gut eine geringere Menge nachfragt und anstelle des verteuerten Gutes vermehrt Gü ter nachfragt, deren Preis unverä ndert <?page no="39"?> Substitutions- und Einkommenseffekt einer Preisä nderung 39 geblieben ist. Die Reaktion des Haushalts auf die Verä nderung der relativen Preise der verschiedenen Gü ter wird als Substitutionseffekt bezeichnet. Darü ber hinaus hat der hö here Preis auch zur Folge, dass die Kaufkraft des Haushalts gesunken ist. Die Preiserhö hung bei einem Gut wirkt also wie eine Verringerung des verfü gbaren Einkommens. Hiervon ist im Regelfall die Nachfrage nach allen Gü tern betroffen. Die Reaktion des Haushalts auf die Reduzierung der Kaufkraft wird als Einkommenseffekt bezeichnet. Der Gesamteffekt einer Preisä nderung setzt sich folglich aus dem Einkommens- und dem Substitutionseffekt der Preisä nderung zusammen. Grafisch lassen sich beide Effekte in einem Gü termengen-Diagramm darstellen. In Abbildung 2.7 ist unterstellt worden, dass der Preis von Gut 2 gestiegen ist. Die ursprü ngliche Budgetgerade (B 0 ) dreht sich daher in Richtung Ursprung. Damit ä ndert sich der optimale Konsumplan (statt Q 0 nun Q 1 ) mit der Folge, dass nur noch eine geringere Indifferenzkurve (statt I 0 nun I 1 ) mit einem entsprechend geringeren Nutzen erreicht werden kann. Der Gesamteffekt der Preiserhö hung (Bewegung von Q 0 nach Q 1 ) lä sst sich in den Einkommens- und den Substitutionseffekt zerlegen. Hierzu wird die neue Budgetgerade (B 1 ) soweit parallel nach rechts verschoben (Budgetgerade B’ 0 ), bis die ursprü ngliche Indifferenzkurve (I 0 ) tangiert wird. Der daraus resultierende Tangentialpunkt (Q’ 0 ) gibt an, welches Gü terbü ndel der Haushalt wä hlen wü rde, wenn das verfü gbare Einkommen des Haushalts so weit erhö ht werden wü rde, dass der Haushalt wieder seine ursprü ngliche Indifferenzkurve (I 0 ) erreichen wü rde. Durch diese Einkommenserhö hung wird die Einkommensreduzierung, die aus der Preiserhö hung von Gut 2 resultiert, kompensiert. Damit wird auch der Einkommenseffekt der Preiserhö hung kompensiert, sodass lediglich die Verä nderung des realen Austauschverhä ltnisses der beiden Gü ter ü brig bleibt. Die Reaktion des Haushalts auf die AÜ nderung der Preisrelationen, also die Bewegung von Q 0 nach Q’ 0 , stellt folglich den Substitutionseffekt der Preiserhö hung von Gut 2 dar. Dieser Effekt gibt an, in welchem Ausmaß der Haushalt das Gut mit dem hö heren Geldpreis durch das Gut mit dem unverä nderten Geldpreis substituiert. Wird danach die Einkommenserhö hung wieder zurü ckgenommen, resultiert daraus die Bewegung von Q’ 0 nach Q 1 . Diese Bewegung gibt an, wie der Haushalt auf eine Einkommensreduzierung reagiert, wenn dabei bereits das neue Preisverhä ltnis gilt. Die Bewegung von Q’ 0 nach Q 1 stellt somit den Einkommenseffekt dar. Der fü r die Nachfragetheorie relevante Zusammenhang ist in diesem Kontext die Reaktion der Nachfrage nach Gut 2 auf die Erhö hung des Preises von Gut 2. Wie in Abbildung 2.7 erkennbar ist, hat sich die Nachfrage nach Gut 2 als Reaktion auf die Preiserhö hung verringert. Dies ist ein intuitiv erwartetes Nachfrageverhalten bzw. eine normale Nachfrage . Von einer normalen Nachfrage wird daher immer dann gesprochen, wenn ein Haushalt auf einen Preisanstieg eines 2 <?page no="40"?> 40 Schritt 2: Haushaltstheorie Gutes mit einer Reduzierung der nachgefragten Menge dieses Gutes reagiert und bei einem Preisrü ckgang mit einer Erhö hung der nachgefragten Menge. Vorstellbar ist auch ein anomales Nachfrageverhalten. Von einer anomalen Nachfrage wird gesprochen, wenn ein Haushalt auf einen Preisanstieg eines Gutes mit einer Erhö hung der nachgefragten Menge dieses Gutes reagiert und bei einem Preisrü ckgang mit einer Reduzierung der nachgefragten Menge. Abb. 2.7: Konsequenzen einer Erhöhung des Preises von Gut 2 PPrreeiiss-uunndd EEiinnkkoommmmeennsseellaassttiizziittäätt ddeerr NNaacchhffrraaggee Die Elastizität gibt die Stä rke eines Ursache-Wirkungsbezugs an. Mit Hilfe der Elastizitä t wird also die Stä rke der Reaktion gemessen, mit der der Wert einer Funktion (z. B. die nachgefragte Menge x) auf eine Verä nderung einer der Einflussgrö ßen (z. B. den Preis p) reagiert. Hierzu wird die relative AÜ nderung des Funktionswertes ∆ x x in Relation zur relativen AÜ nderung der Einflussgrö ße bzw. der Ursache x 2 x 1 I 0 I 1 B 0 B 1 Q 0 Q 1 Q’ 0 B’ 0 x 20 x 21 Q 0 →→ Q’ 0 = Substitutionseffekt Q’ 0 →→ Q 1 = Einkommenseffekt Q 0 →→ Q 1 = Gesamteffekt <?page no="41"?> Preis- und Einkommenselastizitä t der Nachfrage 41 ∆ p p gesetzt. Die Elastizitä t ( ε ) lä sst sich daher in diesem Beispiel formal wie folgt ausdrü cken: ε (x, p) = ∆ x x ∆ p p = ∆ x x . p ∆ p = ∆ x ∆ p . px bzw. fü r infinitesimal kleine AÜ nderungen von p ( ∆ p gegen Null) gilt: ε (x, p) = ∂x ∂p . px. Die Bedeutung der Elastizitä t kann mit Hilfe eines Beispiels verdeutlicht werden. Angenommen, es werden zwei Gü ter betrachtet: Autos und Wein. Bei einem Autopreis von 10.000,- Euro werden auf dem Markt 2.000 Autos verkauft. Bei einem Preis von 10,- Euro pro Flasche Wein werden insgesamt 40.000 Flaschen verkauft. Wird nun der Preis beider Gü ter um einen Euro erhö ht, so sinkt die Nachfrage nach Autos annahmegemä ß um 0,2 Mengeneinheiten auf 1.999,8 Autos, wä hrend die Nachfrage nach Wein um 4.000 Flaschen auf 36.000 zurü ckgeht. Auf den ersten Blick kö nnte vermutet werden, dass die gleiche Ursache (Erhö hung des Preises um einen Euro) sehr unterschiedliche Nachfragereaktionen hervorruft (Rü ckgang um 0,2 Einheiten und um 4.000 Einheiten). Dabei ist jedoch zu beachten, dass auch die relativen Preiserhö hungen bei beiden Gü tern sehr unterschiedlich sind. Wä hrend der Preis einer Flasche Wein um 10 Prozent gestiegen ist, beträ gt die Steigerung des Autopreises lediglich 0,01 Prozent. Werden daher die relativen Preis- und Nachfrageä nderungen in Relation zueinander gesetzt, ergibt sich Folgendes: Die 10prozentige Preiserhö hung des Weins ∆ p Wein p Wein = +0,1 geht einher mit einem 10prozentigen Nachfragerü ckgang ∆ x Wein x Wein = -0,1, sodass die Nachfrageelastizitä t -1 beträ gt: ε (x Wein , p Wein ) = ∆ x Wein x Wein ∆ p Wein p Wein = -0,1 0,1 = -1. 2 <?page no="42"?> 42 Schritt 2: Haushaltstheorie Ein Anstieg des Preises um 1 Prozent fü hrt somit zu einem Rü ckgang der Nachfrage um ebenfalls 1 Prozent. Bei den Autos beträ gt sowohl die Preiserhö hung ∆ p Auto p Auto = +0,0001 als auch der Nachfragerü ckgang ∆ x Auto x Auto = -0,0001 jeweils 0,01 Prozent, sodass auch hier die Nachfrageelastizitä t -1 beträ gt: ε (x Auto , p Auto ) = ∆ x Auto x Auto ∆ p Auto p Auto = -0,0001 0,0001 = -1 . Im Ergebnis zeigt sich somit, dass die Stä rke der Nachfragereduzierung bei beiden Gü tern gleich ist. Wert der Elastizität kleiner 0 gleich 0 größer 0 direkte Preiselastizität der Nachfrage normale Nachfrage preisunabhä ngige Nachfrage anomale Nachfrage Kreuzpreiselastizität der Nachfrage Komplementä r- Gü ter unverbundene Gü ter substitutive Gü ter Einkommenselastizität der Nachfrage inferiores Gut einkommensunabhä ngiges Gut superiores Gut Abb. 2.8: Güter- und Nachfragetypen in Abhängigkeit von Elastizitäten Es gibt verschiedene Nachfrageelastizitä ten (direkte Preiselastizitä t der Nachfrage, Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage, Einkommenselastizitä t der Nachfrage), die unter anderem fü r die Definition von verschiedenen Gü terbzw. Nachfragetypen verwendet werden. Einige dieser Zusammenhä nge sind in der Abbildung 2.8 dargestellt. <?page no="43"?> Preis- und Einkommenselastizitä t der Nachfrage 43 Die direkte Preiselastizität der Nachfrage gibt an, um wie viel Prozent sich die nachgefragte Menge nach einem bestimmten Gut i (x iN ) verä ndert, wenn sich der Preis dieses Gutes (p i ) um 1 Prozent verä ndert. Die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage ergibt sich aus der Division der relativen AÜ nderung der nachgefragten Menge von Gut i durch die relative AÜ nderung des Preises von Gut i. Formal lä sst sich die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage wie folgt ausdrü cken: ε (x iN , p i ) = ∂x iN ∂p i . p i x iN . Im Fall eines normalen Nachfrageverhaltens nimmt die nachgefragte Menge nach einem Gut ab, wenn der Preis dieses Gutes steigt, d. h. es gilt das Nachfragegesetz. Die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage ist daher negativ: ε (x iN , p i ) = ∂x iN ∂p i . p i x iN < 0 . Von einer anomalen Nachfrage wird hingegen gesprochen, wenn ein Haushalt auf einen Preisanstieg eines Gutes mit einer Erhö hung der nachgefragten Menge dieses Gutes reagiert und bei einem Preisrü ckgang mit einer Reduzierung der nachgefragten Menge. Bei einer anomalen Nachfrage ist die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage positiv: ε (x iN , p i ) = ∂x iN ∂p i . p i x iN > 0 . Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage gibt an, um wie viel Prozent sich die nachgefragte Menge nach einem bestimmten Gut i (x iN ) verä ndert, wenn sich der Preis eines anderen Gutes j (p j ) um 1 Prozent verä ndert. Die Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage ergibt sich aus der Division der relativen AÜ nderung der nachgefragten Menge von Gut i durch die relative AÜ nderung des Preises von Gut j. Formal lä sst sich die Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage wie folgt ausdrü cken: ε (x iN , p j ) = ∂x iN ∂p j . p j x iN . Die Kreuzpreiselastizitä t wird unter anderem fü r die Bestimmung von komplementä ren und substitutiven Gü tern benö tigt.  Zwei Gü ter werden als komplementäre Güter bezeichnet, wenn sie aus Sicht der Konsumenten beide zusammen konsumiert werden mü ssen, z. B. Autos und Benzin. Steigt der Preis eines der Gü ter, so geht die nachgefragte Menge des Gutes zurü ck. Diese Mindernachfrage fü hrt dazu, dass auch der Konsum des zweiten Gutes zurü ckgeht, weil beide Gü ter in einem - mehr oder weniger - festen Verhä ltnis zueinander konsumiert werden. Wenn also 2 <?page no="44"?> 44 Schritt 2: Haushaltstheorie ein Anstieg des Preises fü r Autos die Nachfrage nach Autos reduziert (AÜ nderung der nachgefragten Menge nach Autos), verringert sich damit auch der Bedarf an Benzin (AÜ nderung der Nachfrage nach Benzin), sodass die Nachfrage nach Benzin ebenfalls zurü ckgeht, obwohl sich der Preis dafü r nicht verä ndert hat. Komplementä re Gü ter zeichnen sich deshalb dadurch aus, dass die nachgefragte Menge nach einem der Gü ter (Gut 1) abnimmt, wenn der Preis des anderen Gutes (Gut 2) steigt. Formal sind komplementä re Gü ter dadurch gekennzeichnet, dass die Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage negativ ist: ε (x 1N , p 2 ) = ∂x 1N ∂p 2 . p 2 x 1N < 0.  Zwei Gü ter werden als substitutive Güter bezeichnet, wenn sie aus Sicht der Konsumenten beide in der Lage sind, ein bestimmtes Bedü rfnis zu befriedigen, z. B. Butter und Margarine. Steigt der Preis eines der Gü ter (Butter), so geht die nachgefragte Menge des Gutes zurü ck. Die Mindernachfrage wird dann durch eine erhö hte Nachfrage nach dem Substitut (Margarine) kompensiert; das teurer gewordene Gut wird durch das - relativ gesehen - billigere Gut substituiert. Die Nachfrage nach Margarine nimmt also zu, obwohl sich der Preis dafü r nicht verä ndert hat (AÜ nderung der Nachfrage nach Margarine). Substitutive Gü ter zeichnen sich deshalb dadurch aus, dass die nachgefragte Menge nach einem der Gü ter (Gut 1) zunimmt, wenn der Preis des anderen Gutes (Gut 2) steigt. Formal sind substitutive Gü ter dadurch gekennzeichnet, dass die Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage positiv ist: ε (x 1N , p 2 ) = ∂x 1N ∂p 2 . p 2 x 1N > 0 .  Zwei Gü ter werden als unverbundene Güter bezeichnet, wenn es gar keinen Zusammenhang zwischen der nachgefragten Menge des einen Gutes und dem Preis des anderen Gutes gibt. Die beiden Gü ter stiften fü r den Haushalt unabhä ngig voneinander einen Nutzen und werden unabhä ngig voneinander konsumiert. Formal sind unverbundene Gü ter dadurch gekennzeichnet, dass die Kreuzpreiselastizitä t der Nachfrage Null ist: ε (x 1N , p 2 ) = ∂x 1N ∂p 2 . p 2 x 1N = 0 . Die Einkommenselastizität der Nachfrage gibt an, um wie viel Prozent sich die nachgefragte Menge nach einem bestimmten Gut i (x iN ) verä ndert, wenn sich das verfü gbare Einkommen (y) um 1 Prozent verä ndert. Die Einkommenselastizitä t der Nachfrage ergibt sich aus der Division der relativen AÜ nderung der nachgefragten Menge von Gut i durch die relative AÜ nderung des verfü gbaren Einkommens. Formal lä sst sich die Einkommenselastizitä t der Nachfrage wie folgt ausdrü cken: <?page no="45"?> Preis- und Einkommenselastizitä t der Nachfrage 45 ε (x iN , y) = ∂x iN ∂y . y x iN . Die Einkommenselastizitä t wird unter anderem fü r die Bestimmung von inferioren und superioren Gü tern benö tigt.  Ein Gut wird als inferior bezeichnet, wenn ein Anstieg des verfü gbaren Einkommens dazu fü hrt, dass die Nachfrage nach diesem Gut abnimmt. Formal ist ein inferiores Gut dadurch gekennzeichnet, dass die Einkommenselastizitä t der Nachfrage negativ ist: ε (x iN , y) = ∂x iN ∂y . y x iN < 0 . Inferiore Gü ter werden von den Konsumenten als minderwertige Gü ter angesehen, die sie im Fall eines hö heren verfü gbaren Einkommens durch hö herwertige Gü ter substituieren.  Ein Gut wird als superior bezeichnet, wenn ein Anstieg des verfü gbaren Einkommens dazu fü hrt, dass die Nachfrage nach diesem Gut zunimmt. Formal ist ein superiores Gut dadurch gekennzeichnet, dass die Einkommenselastizitä t der Nachfrage positiv ist: ε (x iN , y) = ∂x iN ∂y . y x iN > 0 . Superiore Gü ter werden von den Konsumenten als hö herwertige Gü ter angesehen, die sie im Fall eines hö heren verfü gbaren Einkommens verstä rkt kaufen und dafü r auf den Konsum von minderwertigen Gü tern (inferioren Gü tern) verzichten.  Ein Gut wird als einkommensunabhängig bezeichnet, wenn eine AÜ nderung des verfü gbaren Einkommens gar keine Verä nderung der nachgefragten Menge zur Folge hat. Ein Haushalt fragt somit unabhä ngig von der Hö he des verfü gbaren Einkommens stets die gleiche Menge dieses Gutes nach. Formal ist ein einkommensunabhä ngiges Gut dadurch gekennzeichnet, dass die Einkommenselastizitä t der Nachfrage gleich Null ist: ε (x iN , y) = ∂x iN ∂y . y x iN = 0. Es gibt in der Realitä t nur sehr wenige Gü ter, deren Nachfrage einkommensunabhä ngig ist, ein klassisches Beispiel ist Salz. 2 <?page no="46"?> 46 Schritt 2: Haushaltstheorie OOppttiimmaalleess AArrbbeeiittssaannggeebboott eeiinneess HHaauusshhaallttss Ein Haushalt ist nicht nur eine konsumierende Wirtschaftseinheit, sondern auch ein Anbieter von Arbeit. Das Arbeitsangebot eines Haushalts - also die Menge an Arbeitsstunden, die der Haushalt auf dem Arbeitsmarkt gegen die Zahlung eines Lohnes anbietet - lä sst sich aus dem Nutzenmaximierungskalkü l ableiten. Hierzu wird die Freizeit als ein weiteres Konsumgut herangezogen. Die Nutzenfunktion eines Haushalts enthä lt somit neben Sachgü tern und Dienstleistungen auch die Freizeit als Nutzen stiftendes Gut. Der Preis einer Stunde Freizeit wird mit Hilfe der Alternativkosten gemessen und entspricht dem Lohnsatz (w), den der Haushalt fü r eine Stunde Arbeit erhalten wü rde. Wird vereinfachend davon ausgegangen, dass der Haushalt neben der Freizeit nur noch ein weiteres Gut konsumiert, lä sst sich das Maximierungsproblem des Haushalts wie folgt beschreiben: Ziel ist es, den Nutzen (U) zu maximieren. Die Nutzenfunktion des Haushalts enthä lt die Menge an Freizeit (fz) und die Menge des anderen Konsumgutes (x). Bei dieser Maximierung sind zwei Restriktionen zu beachten. Die zeitliche Restriktion besteht darin, dass bei der Aufteilung der Zeit in Freizeit (fz) und Arbeitszeit (lz) - also das individuelle Arbeitsangebot (l a ) - die dafü r zur Verfü gung stehende Zeit begrenzt ist und nur 24 Stunden pro Tag beträ gt. Die Budgetrestriktion besteht darin, dass die Konsumausgaben des Haushalts nicht grö ßer als sein Einkommen sein dü rfen. Das Einkommen ergibt sich aus der Menge an tä glich angebotener Arbeit (l a ) und dem Lohnsatz pro Arbeitsstunde (w). Weitere Einkommen, wie z. B. Zinseinkü nfte, Dividendenzahlungen oder Mieteinnahmen, gibt es ebenso wenig wie staatliche Transferzahlungen. Auch von der Zahlung von Steuern und Sozialabgaben wird abgesehen. Das verfü gbare Einkommen wird fü r den Konsum von Freizeit (fz) und das andere Konsumgut (x) verwendet, wobei fü r beide Gü ter der Preis (p) bzw. die Alternativkosten (w) zu berü cksichtigen sind. Das Optimierungsproblem des Haushalts lä sst sich daher kurz gefasst wie folgt beschreiben: Maximierung der Nutzenfunktion U = f (fz, x) unter Einhaltung der monetä ren Budgetrestriktion (w . l a = p . x) und unter Berü cksichtigung der Zeitrestriktion (24 = fz + lz). Aus diesen beiden Restriktionen lä sst sich die Budgetrestriktion des Haushalts ableiten. Die Arbeitszeit ergibt sich aus dem Teil des Tages, der nicht fü r Freizeit verwendet wird (l a = 24 fz). Das erzielte Arbeitseinkommen eines Haushalts ist daher w . (24 fz). Die Ausgaben fü r das Konsumgut mü ssen durch dieses Arbeitseinkommen gedeckt werden. Es muss daher gelten: p . x = w . (24 fz). Daraus ergibt sich: p . x + w . fz = w . 24. Diese Budgetrestriktion lä sst sich wie folgt interpretieren. Der Ausdruck w . 24 entspricht dem Arbeitseinkommen, das der Haushalt erzielen wü rde, wenn er vollkommen auf Freizeit verzichten und den ganzen Tag gegen die Zahlung eines Lohnes arbeiten wü rde. Der Aus- <?page no="47"?> Optimales Arbeitsangebot eines Haushalts 47 druck w . fz gibt an, auf welches Arbeitseinkommen der Haushalt verzichtet, wenn er eine bestimmte Stundenzahl fü r Freizeit verwendet. Dieser Verzicht auf Arbeitseinkommen stellt die Opportunitätskosten der gewä hlten Freizeit dar. Die grafische Lö sung dieses Optimierungsproblems ist in Abbildung 2.9 dargestellt. Das Arbeitsangebot ergibt sich dadurch, dass die optimale - in Stunden gemessene - Freizeit von der insgesamt zur Verfü gung stehenden Zeit abgezogen wird. Abb. 2.9: Optimales Arbeitsangebot eines nutzenmaximierenden Haushalts Die Reaktion eines Haushalts auf eine Senkung des Lohnsatzes (w) ist in Abbildung 2.10 dargestellt. Die Senkung des Lohnsatzes fü r eine Stunde Arbeit hat zur Folge, dass der Preis fü r eine Stunde Freizeit sinkt, weil die Alternativkosten einer Stunde Freizeit geringer geworden sind. Grafisch bedeutet die Lohnsatzsenkung eine Drehung der Budgetgeraden hin zum Ursprung. Wird davon ausgegangen, dass Freizeit ein normales Gut ist, so hat der Rü ckgang des Lohnsatzes - also der Rü ckgang des Preises fü r eine Stunde Freizeit - einen Anstieg der Nachfrage nach Freizeit zur Folge. Dies bedeutet zugleich, dass die Zeit, die der Haushalt fü r eine Beschä ftigung bei einem Arbeitgeber aufwenden kann, zurü ckgeht. Im Ergebnis bedeutet der Rü ckgang des Lohnsatzes somit eine Zunahme der Freizeitnachfrage und damit eine Verringerung des Arbeitsangebots. 2 <?page no="48"?> 48 Schritt 2: Haushaltstheorie Abb. 2.10: Reaktion eines nutzenmaximierenden Haushalts auf eine Lohnsenkung Denkbar ist allerdings auch, dass ein Haushalt bezü glich der Freizeit ein anomales Nachfrageverhalten besitzt, sodass der Rü ckgang des Preises fü r eine Stunde Freizeit zu einem Rü ckgang der Freizeitnachfrage fü hrt und damit zugleich zu einem Anstieg des Arbeitsangebots. Auf einen hö heren Lohnsatz wü rde der Haushalt im Fall der anomalen Nachfrage mit einer Verringerung des Arbeitsangebots reagieren. Fü r dieses Verhalten sind zwei Erklä rungen mö glich:  Wenn der Lohnsatz bereits so gering ist, dass gerade noch das Existenzminimum durch das Arbeitseinkommen gesichert ist, bedeutet eine Verringerung des Lohnsatzes, dass der Haushalts ceteris paribus nicht mehr in der Lage ist, dieses Existenzminimum zu finanzieren. Zur Sicherung seiner Existenz muss der Haushalt sein Arbeitsangebot ausweiten, um die Einkommensreduzierung infolge der Lohnsatzsenkung zu kompensieren. Ab einem bestimmten minimalen Lohnsatz (w 0 ) ist daher zu erwarten, dass der Haushalt auf eine Lohnsenkung mit einer Erhö hung des Arbeitsangebots reagiert.  Bei einem sehr hohen Lohnsatz ist auch das Einkommen des Haushalts sehr hoch. Der Haushalt kö nnte dann auf eine Lohnsatzerhö hung damit reagieren, dass er sein Arbeitsangebot reduziert, weil das Arbeitseinkommen ausreicht, um die Konsumgü ter zu erwerben, die er benö tigt. Freizeit wä re in diesem Fall ein superiores Gut . Ab einem bestimmten sehr hohen Lohnsatz (w 1 ) ist <?page no="49"?> Intertemporale Konsumentscheidung 49 folglich zu erwarten, dass der Haushalt auf eine Lohnerhö hung mit einer Reduzierung des Arbeitsangebots reagiert. Das Ergebnis dieser denkbaren Reaktionen auf eine Variation des Lohnsatzes ist in Abbildung 2.11 dargestellt. Dort ist der Bereich einer normalen Freizeitnachfrage - und damit eines normalen Arbeitsangebots - im Bereich zwischen den beiden Lohnsä tzen w 0 und w 1 abgebildet. Die Bereiche unterhalb von w 0 und oberhalb von w 1 kennzeichnen hingegen den Bereich einer anomalen Freizeitnachfrage und eines anomalen Arbeitsangebots. Abb. 2.11: Arbeitsangebotskurve mit normalem und anomalem Arbeitsangebot Abschließend ist noch zu ergä nzen, dass sich die Lage der Budgetgeraden auch verä ndert, wenn sich der Preis des Konsumgutes ä ndert. Angenommen, der Nominallohnsatz fü r eine Stunde Arbeit beträ gt 20,- Euro. Bei einem Gü terpreis von 5,- Euro kann sich der Haushalt fü r eine Stunde Arbeit 4 Einheiten des Konsumgutes kaufen. Wenn der Preis des Konsumgutes auf 2,50 Euro sinkt, kann sich der Haushalt bei einem unverä nderten Stundenlohn fü r eine Stunde Arbeit 8 Einheiten des Konsumgutes leisten. Die Budgetgerade wird somit steiler. Eine Reduzierung des Preises fü r das Konsumgut hat somit zur Folge, dass sich die Budgetgerade weg vom Ursprung dreht. IInntteerrtteemmppoorraallee KKoonnssuummeennttsscchheeiidduunngg Beim intertemporalen Konsumverhalten betrachtet ein Konsument nicht nur eine einzelne Zeitperiode, sondern mehrere. Mit der Entscheidung ü ber die Hö he des Konsums in verschiedenen Zeitperioden trifft er dann auch eine Ent- 2 <?page no="50"?> 50 Schritt 2: Haushaltstheorie scheidung ü ber sein Sparverhalten. In den nachfolgenden Ausfü hrungen wird mit Hilfe eines einfachen Zweiperioden-Modells gezeigt, wie ein privater Haushalt durch das Bilden von Ersparnissen oder die Aufnahme eines Kredits seinen Nutzen ü ber den gesamten Zeitablauf maximieren kann. Ausgangspunkt intertemporaler Konsumentscheidungen ist die UÜ berlegung, dass ein Konsument ü ber eine Nutzenfunktion verfü gt, bei der die Hö he des Nutzens (U) sowohl vom Gegenwartskonsum (C t ) als auch von der Hö he des Konsums in der Zukunft (C t+1 ) abhä ngt. Die Nutzenfunktion ließe sich auch auf mehrere Jahre in der Zukunft ausdehnen, sie wird hier jedoch aus Grü nden der einfacheren Analyse auf lediglich zwei Perioden - die Gegenwart (t) und die Zukunft (t+1) - beschrä nkt. Gleichung (2.12) beschreibt die grundlegenden Eigenschaften der intertemporalen Nutzenfunktion eines privaten Haushalts. (2.12) U = U(C t , C t+1 ) Bezü glich der intertemporalen Konsumprä ferenzen wird davon ausgegangen, dass ein Konsument bereit ist, auf eine bestimmte Menge des Gegenwartskonsums zu verzichten (- ΔC t ), wenn er dafü r zum Ausgleich in der Zukunft eine zusä tzliche Menge an Konsumgü tern erhä lt (+ ΔC t+1 ). Es gibt somit eine Vielzahl von Kombinationen aus Gegenwartskonsum und Zukunftskonsum, die denselben Nutzen stiften. Alle Kombinationen von Gegenwarts- und Zukunftskonsummengen, die fü r einen bestimmten Haushalt den gleichen Nutzen stiften, liegen auf einer intertemporalen Indifferenzkurve (I). Je weiter eine Indifferenzkurve vom Ursprung entfernt ist, desto grö ßer ist der in den beiden betrachteten Perioden insgesamt erreichte Nutzen. Die Steigung in einem Punkt einer Indifferenzkurve wird als Grenzrate der intertemporalen Substitution bezeichnet. Sie sagt etwas darü ber aus, wie viele zusä tzliche Konsumeinheiten ein Haushalt in der Zukunft erhalten muss, wenn der Gegenwartskonsum um eine Einheit reduziert wird und der Gesamtnutzen des Haushalts trotzdem unverä ndert bleiben soll. Dabei sind im Kern zwei Arten von Haushaltstypen zu unterscheiden:  Haushalte mit einer hohen Prä ferenz fü r einen sofortigen Konsum in der Gegenwart mü ssen sehr viele zusä tzliche Konsumeinheiten in der Zukunft erhalten (+ ΔC t+1 ), wenn sie in der Gegenwart auf eine Konsumeinheit verzichten sollen (- ΔC t = 1). Diese hohe Prä ferenz fü r den Gegenwartskonsum ä ußert sich in einer - absolut betrachtet - hohen Grenzrate der intertemporalen Substitution ( ∆ C t+1 ∆ C t ) und einer relativ steil verlaufenden intertemporalen Indifferenzkurve. Haushalte mit dieser Prä ferenzstruktur neigen tendenziell dazu, sich in der Gegenwart zu verschulden, um sich damit einen hohen Gegenwartskonsum finanzieren zu kö nnen. <?page no="51"?> Intertemporale Konsumentscheidung 51  Haushalte mit einer relativ geringen Prä ferenz fü r einen Konsum in der Gegenwart benö tigen hingegen relativ wenige zusä tzliche Einheiten an Zukunftskonsum, um damit die Nutzeneinbuße des Verzichts auf eine Konsumeinheit in der Gegenwart zu kompensieren. Die Grenzrate der intertemporalen Substitution ist folglich gering und die intertemporale Indifferenzkurve hat einen relativ flachen Verlauf. Ein Haushalt mit dieser intertemporalen Prä ferenzstruktur wird eher geneigt sein, in der Gegenwart Ersparnisse zu bilden, um damit in der Zukunft ein hö heres Konsumniveau zu erreichen. Die intertemporalen Indifferenzkurven dieser beiden Haushaltstypen sind in Abb. 2.12 dargestellt. Abb. 2.12: Intertemporale Indifferenzkurven bei unterschiedlichen Präferenzen für Gegenwarts- und Zukunftskonsum Die intertemporale Budgetbeschränkung beschreibt den Umstand, dass die Einkommen der beiden Perioden (E t und E t+1 ) die Konsumausgaben der beiden Perioden (C t und C t+1 ) finanzieren mü ssen. Die intertemporale Budgetrestriktion lä sst sich grafisch darstellen. Ausgangspunkt sind die beiden exogen vorgegebenen Einkommenshö hen in der Gegenwart (E t ) und der Zukunft (E t+1 ). Diese Ausgangsposition ist in Abb. 2.13 mit dem Punkt Q beschrieben. Sofern ein Haushalt in der Gegenwart weder Ersparnisse bildet noch einen Kredit aufnimmt, entspricht die Hö he des Konsums in jedem der beiden Zeitperioden exakt der Hö he des jeweiligen Einkommens, d. h. es gilt: C t = E t und C t+1 = E t+1 . 2 <?page no="52"?> 52 Schritt 2: Haushaltstheorie Falls der Haushalt in der Gegenwart jedoch Ersparnisse (S) bildet, reduziert dies seinen Gegenwartskonsum (C t = E t - S t < E t ). Der Haushalt konsumiert somit weniger, als er sich mit seinem Einkommen leisten kö nnte. Der Konsumverzicht in der Gegenwart erlaubt jedoch in der Zukunft ein Konsumniveau, das grö ßer ist als das zukü nftige Einkommen (C t+1 > E t+1 ). Dieser Konsumzuwachs wird aus zwei Quellen finanziert: Zum einen erhä lt der Haushalt die in der Gegenwart gebildeten Ersparnisse zurü ck (S t = E t - C t ) und zum anderen erhä lt er Zinseinkü nfte fü r die gebildeten Ersparnisse. Die Hö he des Zinseinkommens hä ngt ab von der Hö he der Ersparnisse und dem Marktzins (i). Der Haushalt erhä lt dann in der Zukunft Zinseinnahmen in Hö he von i . S t = i . (E t - C t ). Die finanziellen Mittel, die in der Zukunft fü r den Erwerb von Konsumgü tern zur Verfü gung stehen, werden durch Gleichung (2.13) beschrieben. (2.13) C t+1 = E t+1 + S t + i . S t = E t+1 + (E t - C t ) + i . (E t - C t ) bzw. (2.13a) C t+1 = E t+1 + (1+i) . (E t - C t ) Den maximal mö glichen Zukunftskonsum (C t+1max ) erreicht der Haushalt, wenn er in der Gegenwart ü berhaupt keine Konsumausgaben tä tigt, sondern das gesamte Gegenwartseinkommen spart (C t = 0 und S t = E t ). Daraus folgt: C t+1max = E t+1 + (1+i) . E t . Die grafische Darstellung dieser Budgetbeschrä nkung ist die in Abb. 2.13 links abgebildete intertemporale Budgetgerade. Abb. 2.13: Intertemporale Budgetrestriktionen bei Sparern und Kreditnehmern Ebenso denkbar ist, dass der Haushalt in der Gegenwart einen Kredit (Kr) aufnimmt, um damit seine Konsummö glichkeiten auszuweiten (C t = E t + Kr t > E t ). <?page no="53"?> Intertemporale Konsumentscheidung 53 Der hö here Konsum in der Gegenwart wird jedoch dadurch erkauft, dass der Haushalt in der Zukunft eine Konsumeinschrä nkung akzeptieren muss (C t+1 < E t+1 ), weil er in der Zukunftsperiode den Kredit (Kr t = C t - E t ) zurü ckzahlen muss und zudem auch noch Zinsen in Hö he von i . Kr t = i . (C t - E t ) zu zahlen hat. Wird von einem perfekten bzw. vollkommenen Kapitalmarkt ausgegangen, so stimmt der Sollzinssatz mit dem Habenzinssatz ü berein, d. h. es gibt nur einen Zinssatz (i), der sowohl fü r Ersparnisse gezahlt wird als auch fü r Kredite zu leisten ist. Die finanziellen Mittel, die in diesem Fall in der Zukunft fü r den Erwerb von Konsumgü tern zur Verfü gung stehen, werden durch Gleichung (2.14) beschrieben. (2.14) C t+1 = E t+1 - Kr t - i . K t = E t+1 - (C t - E t ) - i . (C t - E t ) = E t+1 + E t - C t + i . E t - i . C t bzw. (2.14a) C t+1 = E t+1 + (1+i) . (E t - C t ) Den maximal mö glichen Gegenwartskonsum (C tmax ) erreicht der Haushalt, wenn er in der Zukunftsperiode ü berhaupt keine Konsumausgaben tä tigt (C t+1 = 0). Zur zeitlichen Vorwegnahme des Konsums nimmt der Haushalt in der Gegenwart einen Kredit auf. Dieser ist so hoch, dass das in der Zukunft anfallende Einkommen gerade ausreicht, um den Kredit zu tilgen und die anfallenden Zinszahlungen leisten zu kö nnen (E t+1 = Kr t + i . K t = (1+i) . Kr t ). Der maximale Konsum in der Gegenwart lä sst sich errechnen, indem in Gleichung (2.14a) der Wert fü r C t+1 auf null gesetzt wird und die Gleichung anschließend nach C t aufgelö st wird. (2.15) 0 = E t+1 + (1+i) . (E t - C t ) ⇒ (1+i) . C t = E t+1 + (1+i) . E t ⇒ C tmax = E t + E t+1 (1+i) Die grafische Darstellung der Budgetbeschrä nkung eines Kreditnehmers ist die in Abb. 2.13 rechts abgebildete intertemporale Budgetgerade. Wie den Gleichungen (2.13a) und (2.14a) zu entnehmen ist, lä sst sich die intertemporale Budgetrestriktion sowohl im Fall einer Kreditaufnahme als auch im Fall der Bildung von Ersparnissen durch die Gleichung C t+1 = E t+1 + (1+i) . (E t - C t ) ausdrü cken. Die intertemporale Budgetgerade eines Haushalts beginnt somit in einem Mengendiagramm (C t+1 -C t -Diagramm) auf der C t+1 -Achse bei dem Maximalwert C t+1max = E t+1 + (1+i) . E t und endet auf der C t -Achse bei dem Maximalwert C tmax = E t + E t+1 (1+i). Die Steigung dieser Geraden beträ gt - (1+i) und ist negativ. Der intertemporal optimale Konsumplan lä sst sich grafisch bestimmen, indem die intertemporale Indifferenzkurve (I) und die intertemporale Budgetgerade in eine Grafik eingetragen werden. Die Lage der Budgetgeraden ist fü r den Haus- 2 <?page no="54"?> 54 Schritt 2: Haushaltstheorie halt eine gegebene und nicht verä nderbare Grö ße, weil die relevanten Grö ßen (E t , E t+1 und i) allesamt exogene Grö ßen sind. Der Haushalt sucht die Indifferenzkurve, die am weitesten vom Ursprung entfernt ist und die Budgetgerade noch tangiert. Der so gefundene Tangentialpunkt stellt den optimalen intertemporalen Konsumplan dar. Bei der in Abb. 2.14 gefundenen Lö sung ist der betreffende Haushalt ein Sparer , denn sein optimaler Konsumplan zeichnet sich dadurch aus, dass er in der Gegenwart Ersparnisse bildet (S t > 0 und C* t < E t ). Sparer zeichnen sich generell dadurch aus, dass ihr optimaler Konsumpunkt auf dem Teil der Budgetgeraden zu finden ist, der zwischen der Ausgangsposition (Q) und dem maximalen Zukunftskonsum liegt. Sofern der optimale Konsumpunkt zwischen der Ausgangsposition Q und dem maximalen Gegenwartskonsum liegt, handelt es sich bei dem betreffenden Haushalt um einen Kreditnehmer . Abb. 2.14: Optimaler intertemporaler Konsumplan eines Sparers Wenn es nun zu einer Zinsä nderung kommt, verä ndert dies die Lage der intertemporalen Budgetrestriktion. Ein Anstieg des Zinssatzes lä sst die ursprü nglichen Einkommen eines Haushalts (E t und E t+1 ) unverä ndert. Die Ausgangsposition (Q) bleibt damit in einem C t+1 -C t -Diagramm gleich, d. h. dieser Punkt der intertemporalen Budgetgeraden verä ndert seine Lage nicht. Die Zinssteigerung bedeutet fü r einen Sparer, dass er fü r jeden Euro, den er in der Gegenwart spart, in der zukü nftigen Periode eine hö here Zinszahlung erhä lt. Dies erlaubt ihm ceteris paribus einen grö ßeren maximalen Zukunftskonsum (C t+1max ). Fü r einen Kreditnehmer hat ein hö herer Zinssatz hingegen die Konsequenz, dass er sich <?page no="55"?> Konsequenzen fü r die Marktnachfrage 55 in der Gegenwart nur in einem geringen Ausmaß verschulden kann, weil die in der Zukunft zu leistenden Zinszahlungen grö ßer werden. Der maximale Gegenwartskonsum (C tmax ) wird folglich geringer. Grafisch hat dies zur Folge, dass sich die intertemporale Budgetgerade im Punkt der Ausgangsposition (Q) dreht - unterhalb von Q hin zum Ursprung und oberhalb von Q weg vom Ursprung. KKoonnsseeqquueennzzeenn ffüürr ddiiee MMaarrkkttnnaacchhffrraaggee Die bisherigen Ausfü hrungen zum Konsumverhalten eines Haushalts haben gezeigt, dass die Nachfrage nach einem bestimmten Gut i von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhä ngt. Neben dem Preis fü r das Gut selbst (p i ) und den Preisen fü r alle anderen Gü ter (p j , p k , p l , …) spielt auch das verfü gbare Einkommen (y) eine Rolle. Weitere Einflussgrö ßen (e 1 , e 2 , e 3 , …) kö nnen unter anderem die Prä ferenzen und Einstellungen, gesetzliche Restriktionen, Erwartungen, die zur Verfü gung stehende freie Zeit etc. sein. Alle diese Grö ßen lassen sich in einer Nachfragefunktion zusammenfassen. Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen der nachgefragten Menge eines bestimmten Gutes i (x iN ) und den verschiedenen Einflussgrö ßen, d. h. die nachgefragte Menge ist eine Funktion dieser Einflussgrö ßen: x iN = f (p i , p j , p k , p l , …, y, e 1 , e 2 , e 3 , …). Von besonderer Bedeutung ist dabei der Preis des betreffenden Gutes. Wie in Abbildung 2.7 gezeigt wurde, reagiert ein Haushalt im Normalfall auf eine Preiserhö hung eines Gutes, indem er die nachgefragte Menge dieses Gutes reduziert. Dies ist ein intuitiv erwartetes Nachfrageverhalten bzw. eine normale Nachfrage. Im Fall einer normalen Nachfrage gilt das so genannte Nachfragegesetz . Dieses Gesetz beschreibt den im Normalfall erwarteten negativen Zusammenhang zwischen dem Preis eines Gutes und der nachgefragten Menge dieses Gutes und zeichnet sich deshalb durch folgende Zusammenhä nge aus:  Wenn der Preis eines Gutes hoch ist, ist die nachgefragte Menge des Gutes gering.  Wenn der Preis eines Gutes gering ist, ist die nachgefragte Menge des Gutes hoch.  Wenn der Preis eines Gutes steigt, geht die nachgefragte Menge des Gutes zurü ck.  Wenn der Preis eines Gutes sinkt, nimmt die nachgefragte Menge des Gutes zu.  Die erste Ableitung der Nachfragefunktion nach dem Preis des Gutes ist negativ: ∂x iN ∂p i < 0 . 2 <?page no="56"?> 56 Schritt 2: Haushaltstheorie  Die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage ist negativ: ε (x iN , p i ) = ∂x iN ∂p i p i x iN < 0 . Box 2: Nachfrage bei Netzwerkgütern Bei Produkten, die einen Netzwerkgut-Charakter besitzen, hä ngt der Nutzen fü r die Verbraucher von der Grö ße des Netzwerkes ab. Je mehr Teilnehmer beispielsweise in einem sozialen Netzwerk oder einer Online- Tauschbö rse anzutreffen sind, desto attraktiver ist es fü r Menschen, sich dem entsprechend großen Netzwerk anzuschließen. Das hat Auswirkungen auf die maximale Zahlungsbereitschaft potenzieller Nutzer: Wenn beispielsweise ein Telefonnetz in ganz Deutschland nur zehn Teilnehmer hat, ist der Nutzen, der sich fü r einen potenziellen elften Teilnehmer ergibt, sehr gering. Daher ist auch seine Zahlungsbereitschaft gering. Bei einer steigenden Teilnehmerzahl wä chst der Nutzen fü r potenzielle neue Teilnehmer. Damit steigt auch deren Zahlungsbereitschaft. Der Anstieg dauert so lange an, bis alle Personen, die dieses Netzwerkprodukt schä tzen, dem Netzwerk beigetreten sind. Danach kommen nur noch diejenigen hinzu, die diesem Produkt einen geringen Nutzen zuordnen und daher auch nur ü ber eine geringe - bzw. im Vergleich zu den bisherigen Nutzern sinkende - maximale Zahlungsbereitschaft verfü gen. Die gesamtwirtschaftliche Kurve der maximalen Zahlungsbereitschaft hat dann den Verlauf eines umgekehrten „U“. Auch die gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve hat diesen Verlauf. Aus der normalen Nachfrage lä sst sich in einem nä chsten Schritt die Nachfragekurve eines Haushalts entwickeln. Die Nachfragekurve stellt in einem Preis- Mengen-Diagramm den Zusammenhang zwischen der nachgefragten Menge nach einem bestimmten Gut (x 1 ) und dem Preis dieses Gutes dar (p 1 ). Alle anderen Grö ßen, die die Hö he der nachgefragten Menge (x 1N ) bestimmen - also beispielsweise die Preise aller anderen Gü ter, das verfü gbare Einkommen, die Prä ferenzen fü r das Gut - werden als konstante Grö ßen angesehen und sind daher Lageparameter der Nachfragekurve. Wenn sich der Preis des Gutes ä ndert, erfolgt eine Bewegung auf der Nachfragekurve, d. h. es kommt zu einer Änderung der nachgefragten Menge . Wenn sich hingegen eine andere Einflussgrö ße verä ndert, kommt es zu einer Verschiebung der Nachfragekurve und damit zu einer Änderung der Nachfrage . Die in Abbildung 2.15 dargestellte Verschiebung der Nachfragekurve fü r einen Haushalt nach rechts, also die Zunahme der Nachfrage nach Gut 1, kann verschiedene Grü nde haben. Denkbar ist unter anderem, dass <?page no="57"?> Konsequenzen fü r die Marktnachfrage 57  das verfü gbare Einkommen gestiegen ist und das betreffende Gut superior ist,  das verfü gbare Einkommen gesunken ist und das betreffende Gut inferior ist,  der Preis eines substitutiven Gutes gestiegen ist,  der Preis eines komplementä ren Gutes gesunken ist,  die Bedü rfnisse des Haushalts sich dahingehend verä ndert haben, dass die Wertschä tzung von Gut 1 gestiegen ist. Abb. 2.15: Nachfragekurve eines Haushalts für ein Gut im Preis-Mengen-Diagramm Die hier beschriebenen Zusammenhä nge gelten nicht nur fü r einzelne Haushalte, sondern auch fü r die Gesamtheit aller Haushalte und damit fü r die gesamte Gü ternachfrage einer Volkswirtschaft. Die beschriebenen Zusammenhä nge zwischen der nachgefragten Menge eines bestimmten Gutes und den verschiedenen Einflussgrö ßen kö nnen sich daher auf die Nachfrage eines Haushalts beziehen oder auf die gesamte Marktnachfrage. Die Marktnachfrage ist dabei die Gesamtnachfrage aller Haushalte, die auf dem Markt das betreffende Gut kaufen wollen. Fü r die weiteren Analysen wird davon ausgegangen, dass die Marktnachfrage dem Nachfragegesetz entspricht, d. h. dass die Nachfragekurve in einem Preis-Mengen-Diagramm einen fallenden Verlauf hat. x 1 p 1 x 1N x 1N* Änderung der Nachfrage Änderung der nachgefragten Menge 2 <?page no="58"?> 58 Schritt 2: Haushaltstheorie LLeerrnnffrraaggeenn Welche Aussagen treffen für eine Nutzenfunktion zu?  Der Nutzen eines superioren Gutes ist grö ßer als der eines inferioren Gutes.  Die Nutzenfunktion bewertet den Nutzen aller Gü ter in Abhä ngigkeit von den konsumierten Mengen und den zu zahlenden Preisen.  Die Nutzenfunktion beschreibt die Prä ferenzordnung eines Haushalts. Das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen besagt, dass der Grenznutzen eines Gutes mit …  steigendem Preis dieses Gutes geringer wird.  sinkendem Einkommen geringer wird.  zunehmendem Konsum dieses Gutes immer geringer wird. Die Indifferenzkurve stellt alle Güterkombinationen dar, die …  den gleichen Nutzen stiften.  sich der Haushalt mit einem gegebenen Einkommen leisten kann. Wenn im Zwei-Güter-Fall der Preis eines Gutes sinkt und der Preis des anderen Gutes konstant bleibt, hat dies für die Budgetgerade folgende Konsequenzen: Die Budgetgerade …  dreht sich hin zum Ursprung.  dreht sich weg vom Ursprung.  verschiebt sich parallel zum Ursprung. Der optimale Konsumplan zeichnet sich dadurch aus, dass …  die Indifferenzkurve die Budgetgerade schneidet.  die Steigung der Indifferenzkurve mit der Steigung der Budgetgeraden ü bereinstimmt.  das Preis-Mengenverhä ltnis bei allen Gü tern identisch ist. Welche dieser beiden Güter sind komplementäre Güter?  Brot und Margarine  Butter und Margarine Welche Aussagen treffen für substitutive Güter zu?  Die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage ist positiv.  Bei einem Anstieg des Preises eines der substitutiven Gü ter nimmt die nachgefragte Menge des anderen substitutiven Gutes zu. <?page no="59"?> Lernfragen 59  Mit steigendem Einkommen nimmt die Nachfrage nach einem substitutiven Gut zu. Wodurch zeichnet sich ein superiores Gut aus? Die nachgefragte Menge steigt, wenn …  der Preis des Gutes steigt.  das verfü gbare Einkommen der Konsumenten steigt.  die Werbung fü r das Produkt intensiviert wird. Wie verändert sich der optimale Konsumplan eines Haushalts, der nur zwei Güter konsumiert, wenn der Preis eines Gutes zunimmt?  Der Substitutionseffekt der Preiserhö hung ist bei einem inferioren Gut gleich Null.  Der Substitutionseffekt der Preiserhö hung ist stets positiv.  Der Haushalt kann nur noch eine Indifferenzkurve mit einem geringeren Nutzenniveau erreichen. Das Nachfragegesetz besagt, dass die nachgefragte Menge des Gutes steigt, wenn …  der Preis eines anderen Gutes steigt.  der Preis des Gutes sinkt.  das verfü gbare Einkommen der Konsumenten steigt. Bei der grafischen Bestimmung des optimalen Arbeitsangebots eines nutzenmaximierenden Haushalts dreht sich die Budgetgerade weg vom Ursprung, wenn …  der Stundenlohn sinkt.  der Stundenlohn steigt.  der Gü terpreis steigt. Welche Größen bestimmen die Lage der intertemporalen Budgetrestriktion eines nutzenmaximierenden Haushalts?  Inflationsrate  Stundenlohn  Zinssatz 2 <?page no="60"?> 60 Schritt 2: Haushaltstheorie Bei einem Haushalt mit einer geringen Präferenz für Gegenwartskonsum verläuft die …  Gerade der intertemporalen Budgetrestriktion steil.  Gerade der intertemporalen Budgetrestriktion flach.  intertemporale Indifferenzkurve steil.  intertemporale Indifferenzkurve flach. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Marktnachfragekurve für das Gut Benzin, wenn die Kfz-Steuer steigt?  Die Marktnachfragekurve fü r Benzin verschiebt sich nach links.  Die Marktnachfragekurve fü r Benzin verschiebt sich nach rechts.  Die Marktnachfragekurve fü r Benzin bleibt unverä ndert. PPrrüüffuunnggssttiippppss Wenn du das Verhalten eines nutzenmaximierenden Konsumenten verstanden hast, kannst du vorhersagen, wie Konsumenten reagieren, wenn z. B. der Staat durch eine Steuererhö hung den Preis fü r ein bestimmtes Gut erhö ht oder wenn infolge einer Wirtschaftskrise die Einkommen der privaten Haushalte sinken. Du bekommst zudem ein Gefü hl dafü r, dass die Nachfrage nach einem bestimmten Gut (z. B. Butter) nicht nur vom Preis dieses Gutes und dem verfü gbaren Einkommen abhä ngt, sondern auch von anderen Preisen (z. B. dem Preis fü r Margarine). Damit wird deutlich, dass es in einer Marktwirtschaft Interdependenzen zwischen verschiedenen Mä rkten gibt. <?page no="61"?> Schritt 3: Produktionstheorie Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Die Produktionstheorie beschä ftigt sich mit der Gü terproduktion in einer Volkswirtschaft. In diesem Kapitel zeigen wir die wichtigsten Zusammenhä nge zwischen dem Input, d. h. den Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden sowie dem technisch-organisatorischen Wissen, und dem Output, d. h. der Menge an produzierten Gü tern, auf. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Produktionsfaktor ■ Produktionsfunktion ■ Gesamtertrag ■ Durchschnittsertrag ■ Grenzertrag ■ Skalenerträ ge ■ neoklassische Produktionsfunktion ■ ertragsgesetzliche Produktionsfunktion ■ limitationale Produktionsfunktion ■ Cobb-Douglas-Produktionsfunktion ■ Isoquante ■ Grenzrate der Faktorsubstitution Wofür benötige ich dieses Wissen? Die Beschreibung der technischen Zusammenhä nge zwischen verschiedenen Produktionsfaktoren und dem damit herstellbaren Output stellt die Basis fü r die Produktionsentscheidungen der Unternehmen dar. Die Kenntnisse dieser Zusammenhä nge sind notwendig, um das Angebotsverhalten der Unternehmen zu verstehen. 3 <?page no="62"?> 62 Schritt 3: Produktionstheorie Die Produktionstheorie beschä ftigt sich mit der Gü terproduktion in einer Volkswirtschaft. Die Produktion umfasst alle ö konomischen Aktivitä ten von der Rohstoffgewinnung ü ber die Be- und Verarbeitung von Rohstoffen und Vorprodukten bis hin zum Transport der Gü ter zum Endverbraucher. Im Rahmen der Produktionstheorie werden die Zusammenhä nge zwischen dem Input, d. h. den Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden sowie dem technisch-organisatorischen Wissen, und dem Output analysiert. PPrroodduukkttiioonnssffaakkttoorreenn uunndd OOuuttppuutt Die volkswirtschaftliche Theorie der Produktion arbeitet vereinfachend mit drei Produktionsfaktoren. Der Faktor Arbeit umfasst die menschlichen Tä tigkeiten im Rahmen der Herstellung von Gü tern und Dienstleistungen. Der Faktor Kapital betrifft die bei der Produktion eingesetzten Sachmittel wie Maschinen, Gebä ude, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Vorprodukte. Beim Kapital handelt es sich daher um Sachbzw. Realkapital. Zum Faktor Boden gehö ren neben dem Boden als Anbauboden und als Standort auch alle natü rlichen Ressourcen, die von der Natur quasi gratis bereitgestellt werden. Alternativ kann die Umwelt auch als vierter Produktionsfaktor behandelt werden. Zur Produktion ist schließlich noch das technisch-organisatorische Wissen notwendig, das bei der Kombination der drei Produktionsfaktoren eingesetzt wird. Hinsichtlich des Outputs der volkswirtschaftlichen Produktion wird vereinfachend ein Universalprodukt angenommen, das sowohl als Konsumgut als auch als Input bzw. Investitionsgut verwendet werden kann und das Sozialprodukt der Volkswirtschaft darstellt. Box 3: Die Rolle von Daten in der Produktion Die Rolle von Daten fü r die Produktionsprozesse ist noch nicht eindeutig geklä rt. Es besteht keine Einigung, ob Daten ein eigenstä ndiger volkswirtschaftlicher Produktionsfaktor neben den klassischen Faktoren Arbeit, Kapital und Boden sind oder ob die Technologien, die Daten verarbeiten und verknü pfen, der relevante Produktionsfaktor sind. Im zweiten Fall wä re die Technologie der entscheidende produktivitä tserhö hende Faktor. Der hä ufig verwendete Vergleich, dass Daten das OÜ l des 21. Jahrhunderts seien, lä sst darauf schließen, dass Daten als ein Antriebsmittel der Wirtschaft betrachtet werden und daher eher als ein Produktionsfaktor einzustufen sind. Andererseits ist jedoch auch darauf hinzuweisen, dass Daten bereits eine wichtige Rolle bei der Einfü hrung der Informations- und Kommunikationstechnologien spielten. Die damit verknü pften Produktivitä ts- und Wachs- <?page no="63"?> Gesamt-, Durchschnitts- und Grenzertrag 63 tumseffekte wurden den Technologien zugerechnet, was wiederum den Schluss zulä sst, dass die Technologien entscheidend sind. Schließlich ist noch zu berü cksichtigen, dass fü r die Nutzung von Daten die Verfü gungsrechte an ihnen entscheidend sind. Auch wenn viele Daten frei verfü gbar sind, gibt es zahlreiche Datenhä ndler, die einen Handel mit den Daten - bzw. genauer mit den Verfü gungsrechten an den Daten - betreiben. In diesem Fall ist der Erwerb dieser Rechte mit einer Zahlung verbunden. Sofern diese Daten ü ber einen lä ngeren Zeitraum genutzt werden kö nnen, wä re der Datenerwerb als eine Investition einzustufen, und Daten kö nnten so gesehen auch dem Produktionsfaktor Kapital zugeordnet werden. Angesichts der Tatsache, dass es noch keine eindeutige und allgemein anerkannte Zuordnung der Daten zu den Produktionsfaktoren gibt, sollten Daten den Produktionsfaktoren Kapital und Technologie zugeordnet werden. Eine verstä rkte Nutzung von Daten in Produktionsprozessen entspricht dann einem Anstieg der Kapital- und Technologieintensitä t der Produktion. Die volkswirtschaftliche Produktionsfunktion [x = f (L, K, B)] ordnet jeder Kombination der drei Produktionsfaktoren [Arbeit (L), Kapital (K), Boden (B)] und dem technisch-organisatorischen Wissen (f) die maximal herstellbare Menge des Universalprodukts (x) zu. Vereinfachend wird dabei davon ausgegangen, dass alle Faktoren homogen sind, sodass Qualitä tsunterschiede - z. B. Qualifikationsunterschiede beim Faktor Arbeit - keine Rolle spielen. GGeessaammtt" DDuurrcchhsscchhnniittttss-uunndd GGrreennzzeerrttrraagg Das Ergebnis der Produktionsfunktion ist der Gesamtertrag , also die gesamte innerhalb der Produktionsperiode (z. B. einem Jahr) hergestellte Menge des Produkts. Der Durchschnittsertrag ergibt sich aus der Division des Gesamtertrags durch die eingesetzte Menge eines der Faktoren. Im Fall von drei Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital gibt es folglich den Durchschnittsertrag des Faktors Arbeit (Ertrag pro Arbeiter oder pro Arbeitsstunde), den des Faktors Boden (Ertrag pro Hektar oder pro Quadratmeter Boden) und den des Faktors Kapital (Ertrag pro Einheit an eingesetztem Kapital). Der Durchschnittsertrag entspricht auch der Durchschnittsproduktivitä t des betreffenden Faktors. Der Grenzertrag eines Faktors gibt an, wie sich der Gesamtertrag verä ndert, wenn der Einsatz eines Produktionsfaktors um eine Einheit erhö ht wird und alle anderen Faktoreinsatzmengen konstant bleiben. Wenn also beispielsweise der Einsatz von 5 Arbeitern, 3 Hektar Boden und 10 Einheiten Sachkapital einen Gesamtertrag von 50 Tonnen Getreide erbringt und der Einsatz eines zusä tzlichen Arbeiters bei nach wie vor 3 Hektar Boden und 10 Einheiten Sachkapital einen Gesamtertrag von 56 Tonnen Getreide, dann beträ gt der Grenzertrag 3 <?page no="64"?> 64 Schritt 3: Produktionstheorie dieses Arbeiters 6 Tonnen Getreide. Der Grenzertrag entspricht auch der Grenzproduktivitä t des betreffenden Faktors. Ein Zahlenbeispiel verdeutlicht die Zusammenhä nge zwischen Gesamt-, Grenz- und Durchschnittsertrag (siehe Tabelle 3.1). Dabei wird vereinfachend davon ausgegangen, dass die Produktion mit nur einem Produktionsfaktor, dem Faktor Arbeit, erfolgt. Alternativ kann unterstellt werden, dass die Einsatzmengen von Boden und Kapital konstant sind und lediglich die Einsatzmenge der Arbeit variiert wird. Der Output dieses Beispiels ist Getreide, gemessen in Tonnen, die Produktionsperiode beträ gt ein Jahr. Anzahl der eingesetzten Arbeiter Gesamtertrag in Tonnen Grenzertrag in Tonnen Durchschnittsertrag in Tonnen 0 0 0 0 1 4 4 4 2 10 6 5 3 21 11 7 4 32 11 8 5 40 8 8 6 45 5 7,5 7 49 4 7 8 52 3 6,5 9 52 0 5,78 10 50 - 2 5 Tab. 3.1: Zusammenhang zwischen Gesamt-, Durchschnitts- und Grenzertrag bei Variation der Einsatzmenge eines Produktionsfaktors Neben der Variation von nur einem Produktionsfaktor und der Konstanthaltung aller anderen Faktoren besteht auch die Mö glichkeit, die Einsatzmengen aller Produktionsfaktoren gleichzeitig zu erhö hen. Eine Verdoppelung aller Produktionsfaktoren fü hrt im Regelfall auch zu einer Erhö hung des Gesamtertrags. Dabei sind drei grundsä tzliche Entwicklungen mö glich. Wenn die Verdoppelung aller Produktionsfaktoren zu einer Verdoppelung des Gesamtertrags fü hrt, liegen konstante Skalenerträge vor. Wenn sich der Gesamtertrag mehr als verdoppelt, also beispielsweise verdreifacht, liegen steigende Skalenerträ ge vor. Von sinkenden Skalenerträ gen wird gesprochen, wenn der Gesamtertrag um weniger als das Doppelte steigt. <?page no="65"?> Drei Arten von Produktionsfunktionen 65 DDrreeii AArrtteenn vvoonn PPrroodduukkttiioonnssffuunnkkttiioonneenn In der volkswirtschaftlichen Produktionstheorie gibt es drei grundsä tzliche Arten von Funktionen: die neoklassische Produktionsfunktion, die ertragsgesetzliche Produktionsfunktion und die limitationale Produktionsfunktion. Wesentliche Aspekte zur Charakterisierung dieser drei Produktionsfunktionen sind die unterschiedlichen Substitutionsmö glichkeiten sowie die Entwicklung des Grenzertrags bei der Variation eines der Produktionsfaktoren. Die Substitutionsmöglichkeiten geben an, ob und in welchem Ausmaß der Mindereinsatz eines der Produktionsfaktoren (z. B. Arbeit) durch den Mehreinsatz eines anderen Faktors (z. B. Kapital) ausgeglichen werden kann, ohne dass sich der Gesamtertrag dadurch verä ndert. Bei einer neoklassischen Produktionsfunktion ist das Verhä ltnis der eingesetzten Produktionsfaktoren vollkommen flexibel, sodass jede Menge eines Faktors durch bestimmte Mengen eines anderen Faktors ersetzt werden kann. Bei einer limitationalen Produktionsfunktion ist das Verhä ltnis der eingesetzten Produktionsfaktoren fix, sodass ü berhaupt keine Substitutionsmö glichkeiten bestehen. Ein Beispiel hierfü r ist die Produktion von Autos, bei denen das Einsatzverhä ltnis zwischen Autoreifen und Automotoren zur Herstellung eines Autos konstant ist und vier zu eins beträ gt. Die ertragsgesetzliche Produktionsfunktion zeichnet sich dadurch aus, dass die Produktionsfaktoren in begrenztem Maße substituierbar sind. Die Entwicklung des Grenzertrags bei steigendem Einsatz eines Produktionsfaktors und Konstanthaltung der Einsatzmengen aller anderen Produktionsfaktoren ist ein zweites Unterscheidungsmerkmal der drei Produktionsfunktionen. Die neoklassische Produktionsfunktion zeichnet sich durch positive, aber abnehmende Grenzerträ ge aus. Dies bedeutet, dass der zusä tzliche Einsatz eines Faktors stets zu einer Zunahme des Gesamtertrags fü hrt. Diese Zuwä chse werden aber bei steigendem Einsatz des betreffenden Faktors immer geringer. Werden bei der Produktion von Getreide die Einsatzmengen von Boden und Kapital konstant gehalten, so fü hrt der Einsatz des ersten zusä tzlichen Arbeiters z. B. zu einer zusä tzlichen Getreideproduktion von 3 Tonnen, wä hrend der Einsatz eines zweiten weiteren Arbeiters nur noch einen Grenzertrag von 2 Tonnen erbringt, der Einsatz eines dritten zusä tzlichen Arbeiters nur noch 1,5 Tonnen und so weiter. Eine allgemeine Funktion, die diese Eigenschaften aufweist, lautet x = f (K, L) = a . K α . L β . Dabei sind a, α und β positive und konstante Parameter. Eine ertragsgesetzliche Produktionsfunktion hat zunä chst positive und steigende Grenzerträ ge. Die Zunahme der Grenzerträ ge erreicht dann einen Maximalwert. Danach liegen positive, aber abnehmende Grenzerträ ge vor. Der 3 <?page no="66"?> 66 Schritt 3: Produktionstheorie Grenzertrag erreicht schließlich einen Wert von Null, d. h. der Einsatz eines weiteren Arbeiters erhö ht den Gesamtertrag nicht mehr. Danach kommt es sogar zu negativen Grenzerträ gen. Der Einsatz einer zusä tzlichen Arbeitskraft fü hrt dann sogar dazu, dass der Gesamtertrag zurü ckgeht. Das in Tabelle 3.1 vorgestellte Zahlenbeispiel zeichnet sich durch einen ertragsgesetzlichen Verlauf aus. Eine Funktion, die diese Eigenschaften aufweist, ist die so genannte Sato-Funktion: x = f (K, L) = K 2 +L 2 K 3 +L 3 . Bei einer limitationalen Produktionsfunktion gibt es zwei Bereiche mit unterschiedlichen Verlä ufen der Grenzerträ ge, die sich exemplarisch wie folgt beschreiben lassen: Unterstellt wird eine Produktion von Autos. Angenommen, die Menge an verfü gbaren Autoreifen beträ gt 40 Einheiten. Wird die Einsatzmenge an Motoren, ausgehend von Null, sukzessive um eine Einheit erhö ht, so nimmt die Menge an produzierten Autos jeweils um eine Einheit zu. Der Grenzertrag eines zusä tzlichen Motors ist daher bis zum 10. Motor konstant und beträ gt ein Auto. Wird dann ein 11. Motor bei der Produktion eingesetzt, so erhö ht dies den Output an Autos nicht weiter, weil die vorhandene Menge an Autoreifen keine hö here Produktionsmenge zulä sst. Der Grenzertrag eines Motors ist daher Null, weil die produzierbare Menge durch den begrenzten Einsatz des zweiten Produktionsfaktors limitiert wird. Die maximal herstellbare Menge wird also durch den Faktor begrenzt, der relativ am knappsten ist. Zur Spezifizierung der limitationalen Produktionsfunktion werden die Inputkoeffizienten benö tigt. Ein Inputkoeffizient gibt an, wie viele Einheiten eines bestimmten Faktors fü r die Herstellung einer Einheit des Outputs benö tigt werden. Im Fall der Produktion von Autos hat der Inputkoeffizient des Faktors Reifen den Wert vier. Inputkoeffizienten kö nnen variabel oder konstant sein. Sind alle Inputkoeffizienten konstant, liegt eine linear-limitationale Produktionsfunktion vor. Formal lautet eine limitationale Funktion wie folgt: x = f (K, L, B) = Minimum {Kk ; Ll ; Bb} , wobei k, l und b die Inputkoeffizienten der Faktoren Kapital, Arbeit und Boden sind. Grafisch lassen sich die drei Produktionsfunktionen durch den Zusammenhang des Gesamtertrags (x) und der Variation eines der Produktionsfaktoren (z. B. Arbeit (L)) unter Konstanthaltung der Einsatzmengen der beiden anderen Produktionsfaktoren (Kapital und Boden) darstellen. Die fü r die jeweilige Produktionsfunktion typischen Verlä ufe sind in der Abbildung 3.1 dargestellt. <?page no="67"?> Isoquanten und Grenzrate der Faktorsubstitution 67 Abb. 3.1: Gesamterträge verschiedener Produktionsfunktionen bei Variation der Einsatzmenge des Produktionsfaktors Arbeit IIssooqquuaanntteenn uunndd GGrreennzzrraattee ddeerr FFaakkttoorrssuubbssttiittuuttiioonn Die Isoquante einer Produktionsfunktion gibt alle Kombinationen von effizienten Inputmengen an, die den gleichen Gesamtertrag hervorbringen. Ein Inputbü ndel (I) wird dabei als effizient angesehen, wenn es kein anderes Inputbü ndel (I’) gibt, das den gleichen Output erbringt wie I, dabei von keinem Faktor mehr Einheiten benö tigt als I und von mindestens einem Faktor weniger Einheiten benö tigt als I. Die fü r die drei Produktionsfunktionen typischen Verlä ufe der Isoquanten sind in der Abbildung 3.2 dargestellt. Abb. 3.2: Isoquanten der verschiedenen Produktionsfunktionen x x x L L L neoklassische Produktionsfunktion ertragsgesetzliche Produktionsfunktion limitationale Produktionsfunktion K K K L L L neoklassische Produktionsfunktion ertragsgesetzliche Produktionsfunktion limitationale Produktionsfunktion 3 <?page no="68"?> 68 Schritt 3: Produktionstheorie An der Steigung der Isoquanten kann das Ausmaß der Substitutionsmö glichkeiten abgelesen werden. Die Steigung der Isoquanten lä sst sich in jedem Punkt mit Hilfe einer Tangente messen. In Abbildung 3.3 gibt tg α die Isoquantensteigung an, die sich durch das Verhä ltnis ∆ L ∆ K ausdrü cken lä sst. Das Verhä ltnis von ∆ L zu ∆ K gibt an, wie viele zusä tzliche Einheiten an Arbeit eingesetzt werden mü ssen, wenn der Einsatz an Kapital um eine Einheit reduziert wird und der Gesamtertrag trotzdem unverä ndert bleiben soll. Die Rate der Substitution von Kapital durch Arbeit ∆ L ∆ K - bzw. fü r infinitesimal kleine AÜ nderungen von K ( ∆ K gegen 0) die Grenzrate der Substitution von Kapital durch Arbeit ∂L ∂K - nimmt also betragsmä ßig mit zunehmendem Kapitaleinsatz ab (s. Abb. 3.3). Abb. 3.3: Grafische Bestimmung der Grenzrate der Faktorsubstitution Die Grenzrate der Substitution, die die Steigung der Isoquanten angibt, lä sst sich auch mit Hilfe der Grenzproduktivitä ten der beiden Produktionsfaktoren ausdrü cken. Wird von der allgemeinen Form der neoklassischen Produktions- Menge Kapital (K) Menge Arbeit (L) tg α tg β K 0 K 1 L 0 L 1 Grenzrate der Faktorsubstitution grafisch bestimmen <?page no="69"?> Die Bedeutung von Produktionsfunktionen 69 funktion x = f (K, L) ausgegangen, so kann das totale Differential dieser Produktionsfunktion gebildet werden. (3.1) ∆ x = ∂x ∂K . ∆ K + ∂x ∂L . ∆ L Da eine Isoquante definitionsgemä ß die Kurve gleicher Produktionsmengen ist, gilt ∆ x = 0. (3.2) 0 = ∂x ∂K . ∆ K + ∂x ∂L . ∆ L ⇔ ∂x ∂K ∂x ∂L = - ∆ L ∆ K bzw. fü r ∆ K gegen 0: ∂x ∂K ∂x ∂L = - ∂L ∂K Die Grenzrate der Substitution von Kapital durch Arbeit entspricht also dem umgekehrten Verhä ltnis der Grenzproduktivitä ten der beiden Faktoren. DDiiee BBeeddeeuuttuunngg vvoonn PPrroodduukkttiioonnssffuunnkkttiioonneenn Als Beschreibung der technischen Zusammenhä nge zwischen verschiedenen Produktionsfaktoren und dem damit herstellbaren Output sind Produktionsfunktionen die Basis fü r die Produktionsentscheidungen der Unternehmen. Die Produktionsentscheidungen hä ngen allerdings nicht nur von technologischen Aspekten ab, sondern auch von monetä ren Erwä gungen. Die Entscheidung fü r ein bestimmtes Produktionsverfahren und Produktionsvolumen ist letztlich davon abhä ngig, ob sich damit ein Gewinn erzielen lä sst oder nicht. Voraussetzung dafü r ist, dass der Erlö s alle anfallenden Kosten deckt. Die bisherigen produktionstechnologischen UÜ berlegungen sind deshalb in einem nä chsten Schritt um kostentheoretische Aspekte zu erweitern. 3 <?page no="70"?> 70 Schritt 3: Produktionstheorie LLeerrnnffrraaggeenn Was ist eine Isoquante?  Alle Kombinationen von effizienten Inputmengen, die den gleichen Gesamtertrag hervorbringen.  Die grafische Darstellung des Zusammenhangs zwischen dem Input eines Produktionsfaktors und der damit maximal herstellbaren Menge eines Konsumguts. Der Durchschnittsertrag eines Produktionsfaktors …  gibt an, wie sich der Output verä ndert, wenn der Einsatz des Produktionsfaktors um eine Einheit erhö ht wird.  ergibt sich aus der Division des Outputs durch die eingesetzte Menge des Produktionsfaktors. Eine neoklassische Produktionsfunktion hat …  eine positive, aber abnehmende Grenzproduktivitä t.  zunä chst eine steigende, dann aber sinkende Grenzproduktivitä t.  eine konstante Durchschnittsproduktivitä t. Eine linear-limitationale Produktionsfunktion hat …  eine steigende Durchschnittsproduktivitä t.  eine Grenzproduktivitä t, die geringer ist als die Durchschnittsproduktivitä t.  konstante Skalenerträ ge. Eine ertragsgesetzliche Produktionsfunktion hat …  zunä chst eine steigende, dann aber sinkende Grenzproduktivitä t.  eine Ertragskurve mit einer durchgehend positiven Steigung.  vollkommen substituierbare Produktionsfaktoren. Welche Aussagen treffen für die Isoquanten einer neoklassischen Produktionsfunktion mit steigenden Skalenerträgen zu?  Der Isoquantenverlauf ist konkav zum Ursprung.  Der Isoquantenverlauf ist konvex zum Ursprung. <?page no="71"?> Prü fungstipps 71  Der Isoquantenverlauf ist zum Teil konkav und zum Teil konvex zum Ursprung. Welche Aussagen treffen für die Produktionsfunktion Y = K αα L 1-αα mit 0 < αα < 1 und mit K (Kapital), L (Arbeit) >> 0 zu?  Die Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit beträ gt (KL) α (1α ).  Die Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit beträ gt (KL) α -1 (1α ).  Die Durchschnittsproduktivitä t des Faktors Arbeit beträ gt α (KL) α . PPrrüüffuunnggssttiippppss Von den hier behandelten verschiedenen Produktionsfunktionen ist die sogenannte »Cobb-Douglas-Produktionsfunktion« die Funktion, die in den meisten weiterfü hrenden ö konomischen Modellen verwendet wird. Egal, ob es um Fragen der Einkommensverteilung, der Außenwirtschaft, der Wachstumstheorie oder der Arbeitsmarkttheorie geht - diese Produktionsfunktion begegnet dir immer wieder. Mit den Eigenschaften dieser Funktion solltest du dich daher intensiv auseinandersetzen. 3 <?page no="73"?> Schritt 4: Kostentheorie Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In diesem Kapitel zeigen wir die wichtigsten Zusammenhä nge zwischen der von einem Unternehmen hergestellten Gü termenge und den damit verbundenen Kosten. Zudem zeigen wir, nach welchen Kriterien ein Unternehmen die gewinnmaximale Menge an produzierten Gü tern bestimmt und wie ein Unternehmen auf eine Verä nderung des Marktpreises reagieren. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Kosten ■ Fixkosten ■ variablen Kosten ■ Isokostenkurve ■ Minimalkostenkombination ■ Faktorverbrauchsfunktion ■ Gesamtkosten ■ Grenzkosten ■ Durchschnittskosten ■ Angebotsfunktion ■ Gewinnfunktion ■ Wertgrenzprodukt ■ Angebotskurve ■ Marktangebot Wofür benötige ich dieses Wissen? Das Angebotsverhalten der Unternehmen ist - neben dem Nachfrageverhalten der Konsumenten - der zweite zentrale Einflussfaktor fü r die Preisbildung auf Mä rkten. Um die Funktionsweise von Mä rkten zu verstehen ist es daher notwendig, das Verhalten der Unternehmen und deren Reaktionen auf Preisä nderungen zu kennen. 4 <?page no="74"?> 74 Schritt 4: Kostentheorie Die Produktionstheorie beschä ftigt sich nur mit den technologisch bedingten Zusammenhä ngen zwischen Input und Output. Die Faktorpreise - vor allem der Lohnsatz fü r den Faktor Arbeit und der Zins fü r den Faktor Kapital - werden erst im Rahmen der Kostentheorie behandelt. Die im Folgenden nä her zu untersuchende Kostenfunktion beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Output und den geringsten Kosten, zu denen einzelne Outputmengen hergestellt werden kö nnen. IIssookkoosstteennggeerraaddee uunndd MMiinniimmaallkkoosstteennkkoommbbiinnaattiioonn Kosten sind der mit Geldeinheiten bewertete Verbrauch von Produktionsfaktoren, die zur Herstellung einer bestimmten Produktionsmenge erforderlich sind. In der kurzen Frist ist zwischen variablen und fixen Kosten zu unterscheiden. Da kurzfristig die Einsatzmenge einiger Faktoren nicht verä ndert werden kann (z. B. der Einsatz von Gebä uden und Maschinen), fallen die mit diesen Faktoren verbundenen Kosten unabhä ngig von der produzierten Menge an. Diese Kosten sind die Fixkosten . Die variablen Kosten sind hingegen die Kosten der Faktoren, deren Einsatzmengen von der produzierten Menge abhä ngen (z. B. Arbeitseinsatz, notwendige Rohstoffe und Vorprodukte). In der langen Frist kö nnen die Einsatzmengen aller Faktoren variiert und der produzierten Menge angepasst werden, sodass es langfristig nur variable Kosten gibt. Gehen wir zunä chst davon aus, dass die Einsatzmengen aller Produktionsfaktoren variabel sind, so stellt sich die Frage, welche Kombination an Produktionsfaktoren bei einer gegebenen Produktionstechnologie die geringsten Kosten fü r die Herstellung einer bestimmten Outputmenge verursacht. Die Suche nach dem kostenminimalen Faktoreinsatz lä sst sich grafisch mit Hilfe der Isokostenkurve durchfü hren. Die Isokostenkurve enthä lt alle Faktorbü ndel, die die gleichen Gesamtkosten (C 0 ) verursachen. Wird vereinfachend von nur zwei Produktionsfaktoren - Kapital (K) und Arbeit (L) - ausgegangen, so lassen sich die Gesamtkosten berechnen, indem die Einsatzmengen der beiden Faktoren mit den gegebenen Faktorpreisen - Zinssatz (r) und Lohnsatz (w) - multipliziert und anschließend addiert werden: C 0 = r . K + w . L. Eine bestimmte, vorgegebene Kostensumme lä sst sich so aufteilen, dass entweder nur Kapital eingesetzt wird oder nur Arbeit oder dass eine beliebige Kombination der beiden Faktoren stattfindet. In einem Arbeitsmengen-Kapitalmengen-Diagramm liegen alle Kombinationen, die die gleichen Gesamtkosten verursachen, auf einer Geraden, der so genannten Isokostengeraden. In Abbildung 4.1 sind verschiedene Isokostengeraden eingezeichnet. Dabei gilt: je weiter eine Gerade vom Ursprung entfernt ist, desto hö her sind die Gesamtkosten (C 0 < C 1 < C 2 < C 3 ). <?page no="75"?> Isokostengerade und Minimalkostenkombination 75 Abb. 4.1: Grafische Bestimmung der Minimalkostenkombination Ziel ist es, mit einer vorgegebenen Kostenhö he die maximal erzielbare Produktionsmenge zu realisieren. Hierfü r werden die Isoquanten - also alle Kombinationen von effizienten Inputmengen, die den gleichen Gesamtertrag hervorbringen - benö tigt. Grafisch bedeutet dies, dass fü r jede gegebene Isokostengerade die Isoquante (I) gesucht wird, die den grö ßten Output erbringt. Umgekehrt heißt dies, dass fü r jede gegebene Produktionsmenge die geringsten Kosten gesucht werden, zu denen diese Menge hergestellt werden kann. Diesem Prinzip der Kostenminimierung folgend, lä sst sich fü r jede hergestellte Menge die Minimalkostenkombination bestimmen, also das Bü ndel an Inputfaktoren, das eine bestimmte Produktionsmenge zu den niedrigsten Kosten herstellen kann. Die Minimalkostenkombination liegt dort, wo eine Isoquante von einer Isokostengeraden tangiert wird. Als Tangentialpunkt zeichnet sich die Minimalkostenkombination dadurch aus, dass die Steigung der Isoquanten mit der Steigung der Isokostengeraden ü bereinstimmt. Die Steigung der Isoquanten entspricht vom Betrag her der Grenzrate der Substitution ∂L ∂K , die wiederum dem umgekehrten Verhä ltnis der Grenzproduktivitä ten der beiden Faktoren Menge Kapital (K) Menge Arbeit (L) Kurve der Minimalkostenkombinationen C i I 3 I 2 I 1 C 3 C 2 C 1 C 0 Minimalkostenkombination grafisch bestimmen I 0 4 <?page no="76"?> 76 Schritt 4: Kostentheorie ∂x ∂K ∂x ∂L entspricht. Die Steigung der Isokostenkurve lä sst sich wie folgt berechnen: Die Kosten setzen sich aus den Arbeitskosten, d. h. dem Produkt aus Lohnsatz und eingesetzter Arbeitsmenge, und den Kapitalkosten, d. h. dem Produkt aus Zinssatz und eingesetzter Kapitalmenge, zusammen. Damit ergeben sich folgende Gesamtkosten: (4.1) C = r . K + w . L Wird eine bestimmte Kostensumme C 0 vorgegeben und die Gleichung 4.1 nach L aufgelö st, so ergibt sich daraus die Steigung der Isokostengeraden -r/ w. (4.2) L = C 0 w r w . K Damit gelten folgende betragsmä ßige Identitä ten: (4.3) ∂L ∂K = ∂x ∂K ∂x ∂L = r w Die Minimalkostenkombination zeichnet sich dadurch aus, dass das Verhä ltnis der Grenzproduktivitä ten der beiden Produktionsfaktoren dem Verhä ltnis der Faktorpreise entspricht. Bei einer AÜ nderung des Verhä ltnisses der Faktorpreise ä ndert sich deshalb auch die kostenminimierende Kombination von Arbeit und Kapital. Eine Erhö hung des Lohnsatzes fü hrt dazu, dass die relativ teurer gewordene Arbeit durch einen vermehrten Kapitaleinsatz substituiert wird. Zur Produktion einer bestimmten, unverä nderten Outputmenge wird daher weniger Arbeit und mehr Kapital eingesetzt. DDuurrcchhsscchhnniittttss-uunndd GGrreennzzkkoosstteenn Die grafische Ableitung der Minimalkostenkombinationen hat verdeutlicht, dass die Hö he der Kosten von zwei Einflussgrö ßen abhä ngt: den Faktorkosten und den technologischen Produktionsbedingungen. Die letztgenannte Einflussgrö ße bedeutet, dass sich die Kostenfunktion aus der Produktionsfunktion ableiten lä sst. Wird vereinfachend von einer Produktionsfunktion mit nur einem Produktionsfaktor - dem Faktor Arbeit (L) - ausgegangen, so kann aus der Produktionsfunktion x = f (L) die Umkehrfunktion L = f -1 (x) gebildet werden. Diese gibt an, wie viele Einheiten Arbeit erforderlich sind, um eine bestimmte Pro- <?page no="77"?> Durchschnitts- und Grenzkosten 77 duktionsmenge herzustellen. Sie wird daher auch Faktorverbrauchsfunktion genannt. Fü r eine neoklassische Produktionsfunktion mit positiven, aber abnehmenden Grenzerträ gen ist der Zusammenhang zwischen der Produktionsfunktion und der Faktorverbrauchsfunktion in Abbildung 4.2 dargestellt. Abb. 4.2: Neoklassische Produktionsfunktion mit dazugehörender Faktorverbrauchsfunktion Abb. 4.3: Grenz- und Durchschnittskosten bei einer neoklassischen Produktionsfunktion Menge Arbeit (L) Gesamtertrag (x) x = f (L) L = f -1 (x) 45 0 -Linie neoklassische Produktions- und Faktorverbrauchsfunktion Gesamtertrag (x) Gesamtkosten (C) C = C fix + w . f -1 (x) C fix tg α tg β ∆ C ∆ x Q 0 C 0 x 0 Grenz- und Durchschnittskosten bei neoklassischer Produktionsfunktion 4 <?page no="78"?> 78 Schritt 4: Kostentheorie Zu den Kosten gelangt man, indem der Faktorverbrauch mit dem entsprechenden Faktorpreis multipliziert wird - im Fall des Faktors Arbeit mit dem Lohnsatz. Werden schließlich noch die Fixkosten (C fix ) hinzugenommen, resultieren daraus die Gesamtkosten, die mit der Produktion des Gesamtertrags x verbunden sind (siehe Abbildung 4.3). Aus dieser Gesamtkostenkurve lassen sich die Grenz- und die Durchschnittskosten ableiten. Die Durchschnittskosten im Punkt Q 0 sind definiert als C 0 x 0 und werden daher durch tg α dargestellt. Die Grenzkosten im Punkt Q 0 sind definiert als ∆ C ∆ x bzw. fü r infinitesimal kleine AÜ nderungen von x ( ∆ x gegen 0) als ∂C ∂x . Die Grenzkosten sind folglich die Steigung der Gesamtkostenkurve im Punkt Q 0 und werden durch tg β dargestellt. Es ist unmittelbar einsichtig, dass mit steigendem Einsatz an Arbeit tg β grö ßer wird, d. h. dass die Grenzkosten mit steigendem Einsatz des Faktors Arbeit zunehmen. Die Durchschnittskosten werden - ausgehend von x = 0 - zunä chst kleiner. Sie erreichen ihr Minimum dort, wo sie den Grenzkosten entsprechen. Anschließend nehmen die Durchschnittskosten wieder zu, sodass ein u-fö rmiger Verlauf der Durchschnittskostenkurve vorliegt. Box 4: Null-Grenzkosten Die hä ufigste in der Mikroö konomie verwendete Produktionsfunktion ist eine neoklassische Funktion. Sie zeichnet sich durch steigende Grenzkosten aus. Folglich wird in mikroö konomischen Modellen oftmals mit positiven und steigenden Grenzkosten gearbeitet. Viele digitale Produkte weisen jedoch einen anderen Grenzkostenverlauf auf. Die Vervielfä ltigung und Auslieferung eines Computerprogramms, einer CD, eines E-Books oder eines Musikstü cks erfolgt oft ü ber einen Download und ist daher mit sehr geringen oder sogar gar keinen variablen Kosten verbunden. Im Extremfall kann die Vervielfä ltigung der digitalen Gü ter sogar ohne zusä tzliche Kosten erfolgen. Die Grenzkosten sind dann null. Der amerikanische OÜ konom Jeremy Rifkin spricht in diesem Kontext von einer »Null-Grenzkosten- Gesellschaft«. <?page no="79"?> Skalenerträ ge und Kosten 79 SSkkaalleenneerrttrrääggee uunndd KKoosstteenn Die Konstanz von Grenz- und Durchschnittskosten sowie deren Identitä t hä ngen von den Skalenerträ gen der Produktionsfunktion ab. Die hier untersuchte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion zeichnet sich durch konstante Skalenerträ ge aus. Dies bedeutet, dass eine Verdoppelung aller Produktionsfaktoren zu einer Verdoppelung der Produktionsmenge fü hrt. Da die Faktorpreise annahmegemä ß konstant sind, bedeutet eine Verdoppelung der Produktionsfaktoren zugleich eine Verdoppelung der Produktionskosten. Die Kosten erhö hen sich somit proportional zur Produktionsmenge, sodass die Durchschnittsbzw. Stü ckkosten unverä ndert bleiben. Auch die Kosten einer zusä tzlichen Einheit des Outputs - die Grenzkosten - bleiben somit unverä ndert. Steigende Skalenerträ ge sind hingegen mit sinkenden Grenz- und Durchschnittskosten verbunden. Dies lä sst sich wie folgt begrü nden: Steigende Skalenerträ ge bedeuten, dass eine Verdoppelung der Produktionsfaktoren dazu fü hrt, dass der Output um mehr als das Doppelte zunimmt. Dies bedeutet zugleich, dass fü r eine Verdoppelung der Produktionsmenge weniger als eine Verdoppelung der Faktoreinsatzmengen erforderlich ist. Daher erfolgt auch keine Verdoppelung der Kosten, d. h. die Produktionskosten nehmen in Relation zur Produktionsmenge nur unterproportional zu. Dies hat zur Folge, dass jede zusä tzlich produzierte Einheit weniger Kosten verursacht als die bisher produzierten Mengeneinheiten (sinkende Grenzkosten), sodass auch die Durchschnittsbzw. Stü ckkosten abnehmen. Die Zusammenhä nge zwischen den Skalenerträ gen und den Kosten (Gesamt-, Grenz- und Durchschnittskosten) sind in Abbildung 4.4 dargestellt. 4 <?page no="80"?> 80 Schritt 4: Kostentheorie Abb. 4.4: Zusammenhang zwischen Skalenerträgen, Gesamt-, Grenz- und Durchschnittskosten AAnnggeebboottssffuunnkkttiioonn eeiinneess ggeewwiinnnnmmaaxxiimmiieerreennddeenn UUnntteerr-nneehhmmeennss Aus der Kostenfunktion lä sst sich als nä chstes die Angebotsfunktion konstruieren. Wird ein gewinnmaximierendes Unternehmen unterstellt, fü r das sä mtliche Preise gegebene Grö ßen sind, agiert das Unternehmen als Mengenanpasser. Das Unternehmen wä hlt die Produktionsmenge x, die den Gewinn des Unternehmens fü r einen vom Markt vorgegebenen Gü terpreis maximiert. Dieses Verhalten entspricht dem Verhalten eines Anbieters auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz, das in Schritt 6 unter „Preisbildung bei vollstä ndiger Konkurrenz“ nä her analysiert wird. Der Gewinn (G) ist die Differenz zwischen dem Erlö s - also dem Produkt aus dem Preis pro Produkteinheit (p) und der hergestellten Menge - und den Produktionskosten. Die Gewinnfunktion lautet daher: (4.4) G (x) = p . x - C (x) Die Bedingung erster Ordnung fü r ein Gewinnmaximum ergibt sich aus der Ableitung von Gleichung 4.4 nach der Produktionsmenge x, wobei diese Ableitung gleich Null sein muss. C (x) C C C x x x steigende Skalenerträge konstante Skalenerträge sinkende Skalenerträge  sinkende Grenzkosten  sinkende Durchschnittskosten  Grenzkosten geringer als Durchschnittskosten  konstante Grenzkosten  konstante Durchschnittskosten  Grenzkosten gleich Durchschnittskosten  steigende Grenzkosten  steigende Durchschnittskosten  Grenzkosten größer als Durchschnittskosten C (x) C (x) <?page no="81"?> Angebotsfunktion eines gewinnmaximierenden Unternehmens 81 (4.5) ∂G ∂x = p - ∂C ∂x = 0 ⇒ p = ∂C ∂x Die gewinnmaximale Menge x ist erreicht, wenn der am Markt erzielbare Preis gleich den Grenzkosten der Produktion ist. Ist der Preis hö her als die Grenzkosten, lohnt sich eine Ausweitung der Produktion, weil die damit verbundenen Kosten geringer sind als der Erlö s, sodass sich der Gewinn noch steigern lä sst. Sind hingegen die Grenzkosten hö her als der Preis, so lohnt sich eine Reduzierung der Produktion, weil die damit verbundene Kosteneinsparung grö ßer ist als die Erlö sminderung, was den Gewinn ebenfalls erhö ht. Voraussetzung fü r einen Gewinn ist jedoch, dass der Gesamterlö s alle Kosten deckt. Es muss also gelten: (4.6) p . x ≥ C (x) ⇒ p ≥ Cx Fü r die Angebotsfunktion eines gewinnmaximierenden Unternehmens gelten somit folgende Zusammenhä nge: Das Unternehmen bietet die Produktionsmenge an, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem am Markt vorherrschenden Preis fü r eine Einheit des hergestellten Produkts ü bereinstimmen und bei der dieser Preis mindestens so groß ist wie die Durchschnittskosten. Grafisch stimmt die Angebotsfunktion also mit der Grenzkostenkurve ü berein, sofern die Grenzkostenkurve ü ber den Durchschnittskosten liegt. Abb. 4.5: Angebotskurve einer neoklassischen Produktionsfunktion mit fixen Kosten Outputmenge (x) DK, GK Durchschnittskosten (DK) Grenzkosten (GK) minimale Durchschnittskosten 4 <?page no="82"?> 82 Schritt 4: Kostentheorie Werden, so wie in Anlehnung an Abbildung 4.3, steigende Grenzkosten und ein u-fö rmiger Verlauf der Durchschnittsbzw. Stü ckkosten angenommen, ergibt sich daraus eine zweigeteilte Angebotskurve (fette schwarze Linie, siehe Abbildung 4.5). Solange der Preis geringer ist als die minimalen Durchschnittskosten, lohnt sich ein Angebot nicht, weil nicht alle Kosten durch den Erlö s gedeckt werden kö nnen. Die angebotene Menge ist daher gleich Null. Sofern der Preis ü ber den minimalen Durchschnittskosten liegt, werden die Kosten gedeckt, sodass sich an Angebot lohnt. Das Unternehmen bietet dann jeweils die Menge an, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem Marktpreis ü bereinstimmen. Die Zusammenhä nge zwischen den Skalenerträ gen und den Grenzsowie Durchschnittskostenkurven sind in Abbildung 4.6 dargestellt. Abb. 4.6: Angebotskurven bei unterschiedlichen Skalenerträgen Werden die einzelnen Angebotskurven der Unternehmen zusammengefasst, ergibt sich daraus die Gesamtangebotskurve auf einem Markt. Diese Kurve gibt an, welche Mengen des Gutes alle Unternehmen bei alternativen Preisen anbieten. Da die einzelnen Angebotskurven von den Grenzkosten der Produktion abhä ngen, gilt dies auch fü r die Gesamtangebotskurve. 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 p p p x x x steigende Skalenerträge konstante Skalenerträge sinkende Skalenerträge Kein Angebot, da die Grenzkostenkurve unter der Durchschnittskostenkurve liegt. Die Angebotskurve stimmt mit der Grenzkostenkurve überein. Cx 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 Cx 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 Cx = 𝜕𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕𝜕 � 𝜕𝜕 𝜕𝜕 � 𝜕𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕𝜕 � 𝜕𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕𝜕 � 𝜕𝜕 𝜕𝜕 � 𝜕𝜕 𝜕𝜕 � <?page no="83"?> Gewinnmaximierung und Faktornachfrage 83 GGeewwiinnnnmmaaxxiimmiieerruunngg uunndd FFaakkttoorrnnaacchhffrraaggee Aus dem Gewinnmaximierungskalkü l eines Unternehmens lä sst sich auch ableiten, wie hoch die von dem Unternehmen nachgefragte Menge an Arbeit und Kapital ist. Die in Gleichung (4.4) dargestellte Gewinnfunktion wird dazu ein wenig umformuliert. Dazu wird die Produktionsfunktion explizit aufgenommen. Zudem wird die in Gleichung (4.1) dargestellte Kostenfunktion berü cksichtigt. Die modifizierte Gewinnfunktion lautet dann wie folgt: (4.7) G (x) = p . f (L, K) - w . L - r . K Die optimale Nachfrage nach Arbeitskrä ften und Kapital ergibt sich daraus, dass die erste Ableitung der Gewinnfunktion nach den beiden Produktionsfaktoren gebildet wird und diese gleich null gesetzt wird. Das daraus resultierende Ergebnis gibt an, wie hoch die von einem gewinnmaximierenden Unternehmen nachgefragte Menge nach Arbeit und Kapital ist, wenn sä mtliche Preise (fü r das produzierte Gut und die beiden Produktionsfaktoren) sowie die Produktionstechnologien vorgegeben sind. (4.8a) ∂G ∂L = p . ∂x ∂L - w = 0 ⇒ (4.8b) p . ∂x ∂L = w (4.9a) ∂G ∂K = p . ∂x ∂K - r = 0 ⇒ (4.9b) p . ∂x ∂K = r Gleichung (4.8b) lä sst sich wie folgt interpretieren: Der Ausdruck ∂x ∂L ist das Grenzprodukt des Faktors Arbeit. Es gibt an, wie viele zusä tzliche Gü tereinheiten das Unternehmen herstellen kann, wenn es eine zusä tzliche Einheit des Faktors Arbeit einsetzt. Wird diese in Mengeneinheiten ausgedrü ckte Grö ße mit dem Preis multipliziert, der auf dem Gü termarkt fü r diesen zusä tzlichen Output erzielt wird, ergibt sich daraus das Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit. Der Marktpreis ist fü r das Unternehmen eine exogene und konstante Grö ße. Ein gewinnmaximierendes Unternehmen weitet seine Nachfrage nach Arbeitskrä ften also so lange aus, bis das Wertgrenzprodukt der letzten eingesetzten Einheit an Arbeit dem Nominallohn entspricht. OÜ konomisch lä sst sich dieses Nachfrageverhalten der Unternehmen wie folgt erklä ren. Angenommen, der Nominallohn, den ein Unternehmen fü r eine Stunde Arbeit zahlen muss, beträ gt 12,50 Euro. Das Unternehmen stellt ein Produkt her, fü r das es am Markt einen Preis von 2,50 Euro je Einheit erhä lt. Wird eine neoklassische Produktionsfunktion unterstellt, fü hrt jede zusä tzliche Arbeitsstunde zu einer Steigerung der Outputmenge. Die Outputzuwä chse - also das Grenzprodukt - werden jedoch mit jeder zusä tzlichen Stunde immer kleiner. Wenn das Unternehmen bereits eine bestimmte Menge an Arbeitsstunden ein- 4 <?page no="84"?> 84 Schritt 4: Kostentheorie setzt und eine zusä tzliche Stunde Arbeit zu einer Mehrproduktion von sechs Produkteinheiten fü hrt, lohnt sich der Kauf dieser zusä tzlichen Stunde: Das Wertgrenzprodukt dieser Stunde Arbeit beträ gt 15,- Euro, die Kosten jedoch nur 12,50 Euro. Daraus ergibt sich eine Gewinnsteigerung um 2,50 Euro. Wenn die nä chste Arbeitsstunde ein Grenzprodukt in Hö he von fü nf Einheiten erbringt, resultiert daraus ein Wertgrenzprodukt in Hö he von 12,50 Euro. Hier ist das Unternehmen indifferent, ob es diese Stunde erwerben soll. Da jedoch kein Verlust entsteht, ist der Einsatz dieser Arbeitsstunde ö konomisch noch sinnvoll. Die nä chste Arbeitsstunde, die den Output um vier Produkteinheiten steigert, ist ö konomisch nicht mehr sinnvoll. Sie kostet 12,50 Euro, bringt jedoch nur einen zusä tzlichen Erlö s von 10,- Euro. Der Einsatz dieser Stunde ist also mit einem Verlust in Hö he von 2,50 Euro verbunden. Daher fragt das Unternehmen diese Arbeitsstunde nicht mehr nach. Fü r die Nachfrage nach Kapital ergibt sich eine analoge Begrü ndung. Das Unternehmen fragt so viele Kapitaleinheiten nach, bis das Wertgrenzprodukt des Faktors Kapital mit dem am Markt herrschenden Nominalzins ü bereinstimmt. Schließlich lä sst sich die Nachfrage eines gewinnmaximierenden Unternehmens nach den Faktoren Arbeit und Kapital auch noch in Abhä ngigkeit der jeweiligen Realpreise dieser beiden Produktionsfaktoren ausdrü cken. Dazu werden Gleichung (4.8b) und (4.9b) durch den Gü terpreis p dividiert. (4.8c) ∂x ∂L = wp (4.9c) ∂x ∂K = r p Gleichung (4.8c) besagt, dass ein Unternehmen die Nachfrage nach Arbeit so lange ausweitet, bis das Grenzprodukt des Faktors Arbeit dem Reallohn (wp ) entspricht. Die Nachfrage nach Kapital wird so lange erhö ht, bis das Grenzprodukt des Faktors Kapital dem Realzins (r p) entspricht. KKoonnsseeqquueennzzeenn ffüürr ddaass MMaarrkkttaannggeebboott Die bisherigen Ausfü hrungen zum Angebotsverhalten eines Unternehmens haben gezeigt, dass die Angebotsmenge eines bestimmten Gutes von drei zentralen Einflussgrö ßen abhä ngt: dem Preis des betreffenden Gutes, den Preisen der erforderlichen Produktionsfaktoren und den zur Verfü gung stehenden Produktionstechnologien. Ziel eines Anbieters ist dabei in jedem Fall die Gewinnmaximierung. Dieses Ziel wird erreicht, wenn der Anbieter die Gü termenge anbietet, <?page no="85"?> Konsequenzen fü r das Marktangebot 85 bei der die Grenzkosten mit dem Grenzerlö s ü bereinstimmen. Der Grenzkostenverlauf wird wiederum primä r von der Produktionsfunktion bestimmt. Im Regelfall wird dabei von einer neoklassischen Produktionsfunktion ausgegangen. Diese zeichnet sich durch eine abnehmende Grenzproduktivitä t und damit durch steigende Grenzkosten aus. Im Fall von steigenden Grenzkosten wird ein Anbieter, fü r den der Gü terpreis eine gegebene Grö ße ist, seine angebotene Menge ceteris paribus nur dann erhö hen, wenn der Preis fü r dieses Gut steigt. Im Fall einer neoklassischen Produktionsfunktion mit positiven und steigenden Grenzkosten besteht somit ein positiver Zusammenhang zwischen dem Preis eines Gutes und der angebotenen Menge dieses Gutes. Das Angebotsverhalten eines gewinnmaximierenden Unternehmens, fü r das der Preis eine vom Markt vorgegebene exogene Grö ße ist, zeichnet sich deshalb durch folgende Zusammenhä nge aus:  Wenn der Preis eines Gutes hoch ist, ist die angebotene Menge des Gutes hoch.  Wenn der Preis eines Gutes gering ist, ist die angebotene Menge des Gutes gering.  Wenn der Preis eines Gutes sinkt, geht die angebotene Menge des Gutes zurü ck.  Wenn der Preis eines Gutes steigt, nimmt die angebotene Menge des Gutes zu. Aus diesem Angebotsverhalten lä sst sich in einem nä chsten Schritt die Angebotskurve eines Unternehmens entwickeln. Die Angebotskurve stellt in einem Preis-Mengen-Diagramm den Zusammenhang zwischen der angebotenen Menge eines bestimmten Gutes (x 1 ) und dem Preis dieses Gutes dar (p 1 ). Alle anderen Grö ßen, die die Hö he der angebotenen Menge (x 1A ) bestimmen - also beispielsweise die Preise aller Produktionsfaktoren und die Produktionstechnologie - werden als konstante Grö ßen angesehen und sind daher Lageparameter der Angebotskurve. Wenn sich der Preis des Gutes ä ndert, erfolgt eine Bewegung auf der Angebotskurve, d. h. es kommt zu einer Änderung der angebotenen Menge . Wenn sich hingegen eine andere Einflussgrö ße verä ndert, kommt es zu einer Verschiebung der Angebotskurve und damit zu einer Änderung des Angebots . Die in Abbildung 4.7 dargestellte Verschiebung der Angebotskurve eines Unternehmens nach rechts, also die Zunahme des Angebots von Gut 1, kann verschiedene Grü nde haben. Denkbar ist unter anderem, dass  der Lohn gesunken ist und damit die Grenzkosten der Produktion gesunken sind,  der Zinssatz gesunken ist und mit ihm die Grenzkosten der Produktion,  die Produktivitä t eines der Produktionsfaktoren oder aller Faktoren infolge eines technischen Fortschritts gestiegen ist. 4 <?page no="86"?> 86 Schritt 4: Kostentheorie Abb. 4.7: Angebotskurve eines Unternehmens für ein Gut im Preis-Mengen-Diagramm Die hier beschriebenen Zusammenhä nge gelten nicht nur fü r einzelne Unternehmen, sondern auch fü r die Gesamtheit aller Anbieter und damit fü r das gesamte Gü terangebot einer Volkswirtschaft. Diese Zusammenhä nge zwischen der angebotenen Menge eines bestimmten Gutes und den verschiedenen Einflussgrö ßen kö nnen sich daher auf das Angebot eines Unternehmens beziehen oder auf das gesamte Marktangebot. Das Marktangebot ist das Gesamtangebot aller Anbieter, die auf dem Markt das betreffende Gut anbieten. Formal ist das Marktangebot die Summe aller individuellen Angebote der Unternehmen. Im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz bieten gewinnmaximierende Unternehmen jeweils die Gü termenge an, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem am Markt herrschenden Preis ü bereinstimmen. Wird davon ausgegangen, dass im Wettbewerb nur die Technologie bestehen kann, die die geringsten Kosten verursacht, produzieren letztlich alle Anbieter mit der gleichen Produktionstechnologie. Die Marktangebotskurve auf einem Wettbewerbsmarkt stimmt daher mit der gesamtwirtschaftlichen Grenzkostenkurve ü berein. x 1 p 1 x 1A x 1A* Änderung der angebotenen Menge Änderung des Angebots <?page no="87"?> Lernfragen 87 LLeerrnnffrraaggeenn Die Höhe der variablen Kosten ist von der produzierten Gütermenge …  unabhä ngig  abhä ngig Welche Aussagen treffen für eine linear-limitationale Produktionsfunktion in der kurzen Frist, d. h. bei der Existenz von Fixkosten, zu?  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft u-fö rmig.  Die Kurve der variablen Durchschnittskosten verlä uft u-fö rmig.  Es liegen konstante Grenzkosten vor. Welche Aussagen treffen für eine neoklassische Produktionsfunktion in der kurzen Frist, d. h. bei der Existenz von Fixkosten, zu?  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft u-fö rmig.  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft oberhalb der Kurve der gesamten Durchschnittskosten.  Die Kurve der Grenzkosten schneidet die Kurve der gesamten Durchschnittskosten im Minimum der gesamten Durchschnittskosten. Welche Aussagen treffen für eine ertragsgesetzliche Produktionsfunktion in der kurzen Frist, d. h. bei der Existenz von Fixkosten, zu?  Die Kurve der gesamten Durchschnittskosten verlä uft u-fö rmig.  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft oberhalb der Kurve der variablen Durchschnittskosten.  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft oberhalb der Kurve der gesamten Durchschnittskosten. Welche Aussagen zum Zusammenhang zwischen Skalenerträgen und Kosten treffen zu?  Bei konstanten Skalenerträ gen stimmen die Grenzkosten mit den Durchschnittskosten ü berein.  Bei steigenden Skalenerträ gen nimmt die Steigung der Gesamtkostenkurve zu.  Bei steigenden Skalenerträ gen sind die Grenzkosten grö ßer als die Durchschnittskosten. 4 <?page no="88"?> 88 Schritt 4: Kostentheorie Die Minimalkombination zeichnet sich bei einer neoklassischen Produktionsfunktion mit zwei Faktoren dadurch aus, dass …  die Grenzproduktivitä ten der beiden Faktoren identisch sind.  die Durchschnittsproduktivitä ten der Faktoren identisch sind.  die Steigung der Isoquante ü bereinstimmt mit der Steigung der Isokostengerade. Für den optimalen Produktionsplan eines Unternehmens auf einem Markt mit vollständiger Konkurrenz treffen in der langen Frist, d. h. ohne Fixkosten, folgende Aussagen zu.  Die Grenzkosten sind gleich Null.  Der Grenzerlö s ist gleich Null.  Die Grenzkosten entsprechen dem Grenzerlö s. Für die Angebotskurve eines Unternehmens auf einem Markt mit vollständiger Konkurrenz treffen folgende Aussagen zu.  Bei konstanten Skalenerträ gen hat die Angebotskurve eine positive Steigung.  Bei sinkenden Skalenerträ gen nimmt die angebotene Menge zu, wenn der Preis steigt.  Bei steigenden Skalenerträ gen stimmt die Angebotskurve mit der Grenzkostenkurve ü berein. Ein gewinnmaximierendes Unternehmen fragt so viel Kapital nach, bis folgende Identität gilt:  Das Wertgrenzprodukt des Faktors Kapital entspricht dem Realzins.  Das Wertgrenzprodukt des Faktors Kapital entspricht dem Nominalzins.  Das Grenzprodukt des Faktors Kapital entspricht dem Nominalzins. PPrrüüffuunnggssttiippppss Wenn du das Angebotsverhalten eines gewinnmaximierenden Unternehmens verstanden hast, kannst du vorhersehen, wie Unternehmen auf Preisä nderungen des von ihnen angebotenen Gutes und auf AÜ nderungen von Faktorpreisen reagieren. Dieses Verstä ndnis hilft bei weiter gehenden Analysen, z. B. der Frage, warum ein Lohnanstieg in der Regel zu einer geringeren Beschä ftigung - also einem Anstieg der Arbeitslosigkeit - fü hrt. <?page no="89"?> Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In diesem Kapitel stellen wir dir mit der Konsumenten- und der Produzentenrente ein grafisches Instrument vor, mit dem du die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt messen kannst, die mit der Produktion und Konsumtion einer bestimmten Gü termenge verbunden ist. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Konsumentenrente ■ marginale Zahlungsbereitschaft ■ Produzentenrente ■ Wohlfahrt ■ Wohlfahrtsmaximum ■ Wohlfahrtsverlust Wofür benötige ich dieses Wissen? Die Konsumenten- und die Produzentenrente sind zwei weit verbreitete Konzepte, mit denen verschiedenste Marktsituationen dahin gehend untersucht werden kö nnen, ob diese Situationen die fü r die Gesellschaft maximal mö gliche Wohlfahrt implizieren, oder ob durch staatliche Eingriffe eine Wohlfahrtssteigerung erreicht werden kann. Mit Hilfe der Konsumenten- und der Produzentenrente lassen sich z. B. die Wohlfahrtsverluste messen, die im Falle eines Marktversagens auftreten (siehe Schritt 7), sowie die Wohlfahrtseffekte, die mit staatlichen Eingriffen in die Marktprozesse verbunden sind (siehe Schritt 8). 5 <?page no="90"?> 90 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente Konsumenten ziehen einen Nutzen aus dem Konsum von Gü tern, und Produzenten erzielen einen Gewinn bzw. ein Faktoreinkommen, wenn sie Gü ter herstellen. Neben dieser individuellen Sichtweise stellt sich aber auch die Frage, ob Produktions- und Konsumaktivitä ten fü r die gesamte Volkswirtschaft vorteilhaft sind. Ausgangspunkt der Suche nach einem solchen gesamtwirtschaftlichen Maß sind die Konsumenten- und die Produzentenrente. DDiiee KKoonnssuummeenntteennrreennttee Die Konsumentenrente ist Maß fü r die Vorteile, die ein Haushalt daraus zieht, dass er eine bestimmte Menge eines Gutes kauft und konsumiert. Zentral fü r die Messung der Konsumentenrente ist die maximale oder marginale Zahlungsbereitschaft eines Haushalts. Sie gibt an, wie viele Geldeinheiten der Haushalt maximal zu zahlen bereit ist, um eine zusä tzliche Einheit eines Gutes zu erwerben. Die marginale Zahlungsbereitschaft spiegelt dabei den in Geldeinheiten gemessenen Nutzen wider, den der Haushalt der entsprechenden Gü tereinheit zuordnet. Die Konsumentenrente resultiert daraus, dass die marginale Zahlungsbereitschaft eines Konsumenten fü r ein Gut bis zu einer bestimmten Gü termenge grö ßer ist als der Preis, der fü r jede einzelne Gü tereinheit zu zahlen ist. Das Prinzip der Konsumentenrente kann mit folgendem Beispiel verdeutlicht werden (siehe Abbildung 5.1): marginale Zahlungsbereitschaft in Euro Preis einer Mengeneinheit in Euro Vorteil aus dem Konsum der jeweiligen Mengeneinheit, gemessen in Euro 1. Mengeneinheit 8, - 4,- 4,- 2. Mengeneinheit 7,- 4,- 3,- 3. Mengeneinheit 6,- 4,- 2,- 4. Mengeneinheit 5,- 4,- 1,- 5. Mengeneinheit 4,- 4,- 0,- 6. Mengeneinheit 3,- 4,- kein Kauf Summe = 10,- Abb. 5.1: Marginale Zahlungsbereitschaft und Konsumentenrente <?page no="91"?> Die Konsumentenrente 91 Bei dieser marginalen Zahlungsbereitschaft lohnt sich fü r einen nutzenmaximierenden Konsumenten der Kauf der ersten vier Mengeneinheiten, weil die Zahlungsbereitschaft stets grö ßer ist als der tatsä chlich zu zahlende Preis. Bei der fü nften Mengeneinheit ist der Konsument indifferent. Im Regelfall wird davon ausgegangen, dass im Fall einer solchen Indifferenz die fü nfte Mengeneinheit auch noch konsumiert wird. Der in Geldeinheiten ausgedrü ckte ‚Gewinn’, den der Konsument daraus zieht, dass er fü r jede der ersten vier Mengeneinheiten weniger zahlen muss, als er maximal bereit wä re, beträ gt 10 Euro. Diese 10 Euro werden als Konsumentenrente bezeichnet. In einem Preis-Mengen- Diagramm ist die Konsumentenrente die Flä che zwischen der Nachfragekurve des Haushalts und dem am Markt zu zahlenden Preis. Die Konsumentenrente kann auch fü r die gesamte Volkswirtschaft angegeben werden. In diesem Fall ist die Konsumentenrente die Flä che zwischen der Marktnachfragekurve und dem am Markt herrschenden Gleichgewichtspreis (siehe Abbildung 5.2). Abb. 5.2: Konsumentenrente eines Haushalts bzw. aller Konsumenten x p herrschender Marktpreis p* p* Konsumentenrente optimaler Konsumpunkt Nachfragekurve 5 <?page no="92"?> 92 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente DDiiee PPrroodduuzzeenntteennrreennttee Die Produzentenrente ist Maß fü r die Vorteile, die ein Unternehmen daraus zieht, dass es eine bestimmte Menge eines Gutes produziert und anschließend auf dem Markt verkauft. Die Produzentenrente resultiert aus der Differenz zwischen dem Preis, den ein Anbieter am Markt fü r eine Gü tereinheit erzielen kann, und dem Preis, zu dem er bereit wä re, diese Gü tereinheit zu verkaufen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Produktion eines Gutes mit steigenden Grenzkosten verbunden ist. Der am Markt zu erzielende Preis ist fü r ein Unternehmen eine gegebene und damit auch konstante Grö ße. Das Prinzip der Produzentenrente kann mit folgendem Beispiel verdeutlicht werden (siehe Abbildung 5.3): Grenzkosten in Euro Preis einer Mengeneinheit in Euro Vorteil aus dem Verkauf der jeweiligen Mengeneinheit, gemessen in Euro 1. Mengeneinheit 3,- 7,- 4,- 2. Mengeneinheit 4,- 7,- 3,- 3. Mengeneinheit 5,- 7,- 2,- 4. Mengeneinheit 6,- 7,- 1,- 5. Mengeneinheit 7,- 7,- 0,- 6. Mengeneinheit 8,- 7,- kein Verkauf Summe = 10,- Abb. 5.3: Grenzkosten und Produzentenrente <?page no="93"?> Die Produzentenrente 93 Abb. 5.4: Produzentenrente eines Unternehmens bzw. aller Unternehmen Bei diesen Grenzkosten lohnt sich fü r einen gewinnmaximierenden Anbieter die Produktion bzw. der Verkauf der ersten vier Mengeneinheiten, weil die Grenzkosten stets geringer sind als der zu erzielende Preis. Bei der fü nften Mengeneinheit ist der Anbieter indifferent. Im Regelfall wird davon ausgegangen, dass im Fall einer solchen Indifferenz die fü nfte Mengeneinheit auch noch produziert wird. Der in Geldeinheiten ausgedrü ckte Gewinn, den der Anbieter daraus zieht, dass er fü r die Produktion jeder der ersten vier Mengeneinheiten weniger zahlen muss, als er dafü r am Markt erzielen kann, beträ gt 10 Euro. Diese 10 Euro werden als Produzentenrente bezeichnet. In einem Preis-Mengen-Diagramm ist die Produzentenrente die Flä che zwischen der Angebotskurve des Anbieters und dem am Markt zu erzielenden Preis. Die Produzentenrente kann auch fü r die gesamte Volkswirtschaft angegeben werden. In diesem Fall ist die Produzentenrente die Flä che zwischen der Marktangebotskurve und dem am Markt herrschenden Gleichgewichtspreis (siehe Abbildung 5.4). p x p* Produzentenrente optimaler Produktionspunkt Angebotskurve bzw. Grenzkostenkurve 5 <?page no="94"?> 94 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente KKoonnssuummeenntteenn-uunndd PPrroodduuzzeenntteennrreennttee: : MMaaßß ddeerr WWoohhllffaahhrrtt Die Wohlfahrt ist ein abstraktes Konstrukt, das den ö konomischen Wohlstand der Gesamtheit aller Mitglieder einer Volkswirtschaft misst. Der Wohlstand wird als Indikator fü r die Vorteilhaftigkeit der Produktions- und Konsumaktivitä ten herangezogen. Der Wohlfahrtsö konomik ist es bisher jedoch nicht gelungen, ein eindeutiges und allgemein verwendetes Maß fü r die Wohlfahrt zu entwickeln. Ein Instrument zur Messung der Wohlfahrt besteht aus der Summe der Konsumenten- und der Produzentenrente. Diese Summe gibt an, wie hoch die in Geldeinheiten ausgedrü ckte Vorteilhaftigkeit fü r die Gesellschaft als Ganzes - also die Konsumenten und die Produzenten - ist, die sich daraus ergibt, dass eine bestimmte Menge eines Gutes von den Unternehmen produziert und anschließend von den Haushalten konsumiert wird. Abb. 5.5: Wohlfahrtsmaximum als Summe aus Konsumentenrente und Produzentenrente Wenn als Maß fü r die Wohlfahrt die Summe der Konsumenten - und der Produzentenrente verwendet wird, wird diese Summe maximiert, wenn genau die Menge produziert und konsumiert wird, die sich durch den Schnittpunkt der Marktangebotskurve und der Marktnachfragekurve ergibt (siehe Abbildung 5.5). Mit diesem Schnittpunkt erreicht eine Volkswirtschaft ihr Wohlfahrtsmaximum . Jede Abweichung hiervon ist mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden, der dazu fü hrt, dass die Volkswirtschaft das Wohlfahrtsmaximum nicht realisiert. p x herrschender Marktpreis p* p* x* Konsumentenrente Produzentenrente Angebotskurve Nachfragekurve <?page no="95"?> Konsumenten- und Produzentenrente: Maß der Wohlfahrt 95 Dass jede Abweichung von diesem Schnittpunkt mit einer geringeren Wohlfahrt verbunden ist, lä sst sich zeigen, wenn die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente untersucht wird, die sich ergibt, wenn das produzierte und konsumierte Gü tervolumen kleiner oder grö ßer ist als die Menge x* in der Abbildung 5.5. Deutlich erkennbar ist der Wohlfahrtsverlust im Fall eines zu geringen Gü tervolumens (x 0 < x*). Dieser Fall ist in Abbildung 5.6 dargestellt. Die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt ist die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente und daher die Flä che zwischen der Nachfrage- und der Angebotskurve. Im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz mit dem Gü tervolumen x* entspricht die so gemessene Wohlfahrt der Flä che dbe. Bei einem geringeren Gü tervolumen x 0 entspricht die Wohlfahrt nur noch der kleineren Flä che dace. Der Unterschied entspricht der Flä che abc, sodass sich der Wohlfahrtsverlust durch dieses Dreieck ausdrü cken lä sst. Abb. 5.6: Wohlfahrtsverlust bei einem zu geringen Gütervolumen OÜ konomisch lä sst sich dieser Wohlfahrtsverlust wie folgt erklä ren: Ausgehend von der Menge x 0 wä re eine Ausweitung der Produktion - und damit auch des Konsums - fü r die Gesellschaft als Ganzes ö konomisch sinnvoll. Die Erhö hung des Konsums fü hrt zu einer besseren Bedü rfnisbefriedigung der privaten Haushalte. Wird von der Nichtsä ttigungsannahme ausgegangen, so stiftet der Konsum von mehr Gü tereinheiten einen grö ßeren Nutzen. Der Nutzenzuwachs, der sich aus der Erhö hung des Konsums bis zur Menge x* ergibt, lä sst sich mit Hilfe der Nachfragekurve messen. Da die Nachfrage der marginalen bzw. maximalen x p d x* e x 0 a c b Angebotskurve = Grenzkostenkurve Nachfragekurve = Grenznutzenkurve Wohlfahrtsverlust 5 <?page no="96"?> 96 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente Zahlungsbereitschaft der Konsumenten entspricht und diese Zahlungsbereitschaft wiederum dem Grenznutzen, kann die Nachfragekurve auch als Grenznutzenkurve angesehen werden. Der Gesamtnutzen, der sich aus dem Konsum einer bestimmten Gü termenge ergibt, ist dann die Flä che unter der Nachfragekurve. Der mit der Ausweitung des Konsums von x 0 auf x* verbundene Nutzenzuwachs aller Konsumenten entspricht folglich der Flä che x 0 abx*. Dieser Nutzenerhö hung stehen hö here gesamtwirtschaftliche Kosten der Produktion gegenü ber. Diese lassen sich mit Hilfe der Angebotskurve messen. Da gewinnmaximierende Unternehmen auf einem Markt mit vielen anderen Anbietern stets die Gü termenge anbieten, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem am Markt erzielbaren Preis ü bereinstimmen, ist die Angebotskurve identisch mit der Grenzkostenkurve. Die Gesamtkosten, der sich aus der Produktion einer bestimmten Gü termenge ergeben, sind dann die Flä che unter der Angebotsbzw. Grenzkostenkurve. Der mit der Ausweitung der Produktion von x 0 auf x* verbundene Kostenzuwachs aller Anbieter entspricht folglich der Flä che x 0 cbx*. Der Vergleich dieses Kostenzuwachses mit dem Nutzenzuwachs verdeutlicht, dass eine Erhö hung von Produktion und Konsum des Gutes, das auf dem hier betrachteten Markt gehandelt wird, per Saldo eine Wohlfahrtserhö hung bedeutet: Nutzenzuwachs der Konsumenten: + x 0 abx* abzü glich der hö heren Produktionskosten: x 0 cbx* Saldo: + abc Auch im Fall eines zu großen Gü tervolumens (x 1 < x*) kommt es zu einem Wohlfahrtsverlust, der in Abbildung 5.7 dargestellt ist. In Analogie zu den vorangegangenen Ausfü hrungen lä sst sich der Wohlfahrtsverlust wiederum wie folgt berechnen: Nutzenzuwachs der Konsumenten: + x*bcx 1 abzü glich der hö heren Produktionskosten: x*bax 1 Saldo: abc Die Ausweitung der Produktion des Gutes ü ber die Menge x* hinaus ist also aus Sicht der Volkswirtschaft nicht sinnvoll, weil die in Geldeinheiten gemessenen Kosten der Produktionsausweitung grö ßer sind als der in Geldeinheiten gemessene Vorteil der Konsumenten aus dem Konsum dieser Gü termenge. <?page no="97"?> Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie 97 Abb. 5.7: Wohlfahrtsverlust bei einem zu großen Gütervolumen KKoonnsseeqquueennzzeenn ffüürr ddiiee MMaarrkktt-uunndd PPrreeiisstthheeoorriiee Im Ergebnis kann somit folgende Aussage getroffen werden: Wenn als Maß fü r die gesellschaftliche Wohlfahrt die Summe der Konsumenten- und der Produzentenrente verwendet wird, erreicht eine Volkswirtschaft ihr Wohlfahrtsmaximum , wenn die Gü termenge produziert und konsumiert wird, die durch den Schnittpunkt der Marktangebotskurve und der Marktnachfragekurve determiniert wird. Im nä chsten Kapitel wird sich zeigen, dass sich diese Situation einstellt, wenn es sich bei dem betreffenden Markt um einen Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz handelt. Jede Abweichung von diesem Referenzpunkt ist mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden. Der Wohlfahrtsverlust ist dabei definiert als die Verringerung der Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente, die sich ergibt, wenn sich am Markt nicht das Resultat einstellt, das sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz ergeben wü rde. Ursachen fü r derartige Wohlfahrtsverluste sind unter anderem Monopole, Eingriffe in die freie Preisbildung (Mindest- oder Hö chstpreise), Steuern und Zö lle. a x p x* x 1 c b Angebotskurve = Grenzkostenkurve Nachfragekurve = Grenznutzenkurve Wohlfahrtsverlust 5 <?page no="98"?> 98 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente LLeerrnnffrraaggeenn Die Konsumentenrente ist ein Maß für die Vorteile, die …  ein Haushalt daraus zieht, dass er eine bestimmte Menge eines Gutes konsumiert.  die Gesellschaft daraus zieht, dass eine bestimmte Menge eines Gutes produziert und konsumiert wird. Die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente ist ein Maß für …  den Nettonutzen, den die Gesellschaft aus dem Konsum einer bestimmten Gü termenge zieht.  die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt. Welche Informationen benötigen Sie zur Berechnung der Konsumentenrente?  Die marginale Zahlungsbereitschaft der Kä ufer.  Die Hö he der Grenzkosten.  Die Differenz zwischen Grenzkosten und Grenznutzen. In der Abbildung oben entspricht die Konsumentenrente, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x 1 verbunden ist, folgender Fläche:  a b c  a d e  d e h Gütermenge (x) Preis Güterangebot g e c Güternachfrage x 2 a h x 1 b df 0 <?page no="99"?> Prü fungstipp 99 In Abbildung entspricht die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x 1 verbunden ist, folgender Fläche:  a e x 1 0  b c e g f  a e h In Abbildung entspricht die Produzentenrente, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x 2 verbunden ist, folgender Fläche:  f g h  h g x 2 0  b c g h In Abbildung entspricht die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x 2 verbunden ist, folgender Fläche:  a c g h  a c x 2 0  b c g f In Abbildung entspricht der gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsverlust, der mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x 2 verbunden ist, folgender Fläche:  c e x 1 x 2  c e g  g e x 1 x 2 PPrrüüffuunnggssttiipppp Die Messung der gesellschaftlichen Wohlfahrt ist eine der Kernaufgaben der Volkswirtschaftslehre. Wirtschaftspolitische Empfehlungen basieren letztendlich darauf, dass mit den vorgeschlagenen Maßnahmen die gesellschaftliche Wohlfahrt erhö ht werden kann. Um diese Wohlfahrtssteigerung nachweisen zu kö nnen, sind entsprechende Maße der Wohlfahrtsmessung erforderlich. Die 5 <?page no="100"?> 100 Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente Konsumenten- und die Produzentenrente sind solch ein Maß, das in allen Teildisziplinen der Volkswirtschaftslehre eingesetzt wird. <?page no="101"?> Schritt 6: Preisbildung auf Märkten Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Durch das Zusammenspiel aus Nachfrage und Angebot ergibt sich ein Marktgleichgewicht. Es findet sich ein Preis, bei dem die nachgefragte Menge mit der angebotenen Menge ü bereinstimmt. In diesem Kapitel wird gezeigt, wie es auf Mä rkten zu einem solchen Gleichgewicht kommt. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Prosument ■ Marktgleichgewicht ■ Gleichgewichtspreis ■ Gleichgewichtsmenge ■ Marktangebot ■ Marktnachfrage ■ Offenheit des Marktes ■ Marktzutrittsschranke ■ vollkommener Markt ■ unvollkommener Markt ■ Markttransparenz ■ Gesetz von der Unterschiedslosigkeit des Preises ■ Mengenanpasser ■ Preissetzer ■ Preisnehmer ■ Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz ■ Monopol ■ Oligopol ■ Angebotsü berschuss ■ Nachfrageü berhang ■ Erlö sfunktion ■ Grenzerlö sfunktion ■ Cournot’scher Punkt ■ Preisdiskriminierung ■ personalisierte Preise ■ Allokationsfunktion des Preises ■ Anreizfunktion des Preises ■ Informationsfunktion des Preises ■ Koordinierungsfunktion des Preises ■ Markträ umungsfunktion des Preises Wofür benötige ich dieses Wissen? Mä rkte sind das zentrale Instrument zur Koordination der Nachfrageplä ne von Konsumenten und der Angebotsplä ne von Unternehmen. Um die ö konomischen Geschehen einer Marktwirtschaft zu verstehen ist es notwendig, die Funktionsweise von Mä rkten zu kennen. 6 <?page no="102"?> 102 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten In den bisherigen Schritten sind die Bestimmungsgrü nde fü r die Marktnachfrage und das Marktangebot beschrieben worden. Durch das Zusammenspiel aus Nachfrage und Angebot ergibt sich ein Marktgleichgewicht. Ein Marktgleichgewicht liegt vor, wenn die angebotene Menge und die nachgefragte Menge ü bereinstimmen. Jeder Nachfrager kann zum herrschenden Preis die Menge an Gü tern kaufen, die er mö chte. Jeder Anbieter kann zum herrschenden Preis die Menge an Gü tern verkaufen, die er mö chte. Dieser Preis wird Gleichgewichtspreis genannt, die dazugehö rende Gü termenge ist die Gleichgewichtsmenge. Da alle Nachfrager und Anbieter ihre Plä ne verwirklichen kö nnen, gibt es fü r keinen der Marktteilnehmer einen Anreiz, sein Verhalten zu ä ndern. Der Markt befindet sich so gesehen in einer Ruhelage. Bevor die Preisbildung auf verschiedenen Mä rkten analysiert wird, ist zunä chst einmal eine Beschreibung des Marktes und der verschiedenen Marktformen erforderlich. MMaarrkktt uunndd MMaarrkkttffoorrmmeenn Der Markt ist der Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage eines Gutes treffen. Das Angebot bezeichnet dabei die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten des Gutes zu verkaufen, mit steigendem Preis zu. In einem Preis-Mengen-Diagramm hat die Angebotskurve daher einen steigenden Verlauf. Die Nachfrage bezeichnet die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten eines Gutes zu kaufen, mit steigendem Preis ab. In einem Preis- Mengen-Diagramm hat die Nachfragekurve daher einen fallenden Verlauf. Das Marktangebot ist das Gesamtangebot aller Anbieter, die auf dem Markt das betreffende Gut anbieten. Formal ist das Marktangebot die Summe aller individuellen Angebote der Unternehmen. Wenn der Preis fü r einen Anbieter eines Gutes eine gegebene und konstante Grö ße ist, die dieser Anbieter durch sein eigenes Verhalten nicht verä ndern kann, so bietet ein gewinnmaximierendes Unternehmen jeweils die Gü termenge an, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem am Markt herrschenden Preis ü bereinstimmen. Wird davon ausgegangen, dass im Wettbewerb nur die Technologie bestehen kann, die die geringsten Kosten verursacht, produzieren letztlich alle Anbieter mit der gleichen Produktionstechnologie. Die Marktangebotskurve auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz stimmt daher mit der gesamtwirtschaftlichen Grenzkostenkurve ü berein. <?page no="103"?> Markt und Marktformen 103 Box 5: Private Haushalte als Anbieter und als Produzenten Die klassische Zweiteilung der ö konomischen Akteure in Konsumenten und Produzenten wird durch die Digitalisierung teilweise aufgelö st. Zwei Aspekte spielen hierbei eine besondere Rolle. Erstens kö nnen private Haushalte ohne hohe Kosten digitale Plattformen nutzen und dort Dienstleistungen anbieten. Bei digitalen Plattformmärkten handelt es sich um Plattformen, die zwei oder mehr Gruppen von Marktakteuren miteinander verbinden und Markttransaktionen ermö glichen, die ohne diese Plattform nur zu erheblich hö heren Transaktionskosten mö glich wä ren. Prominente Beispiele dafü r sind Fahrdienste wie Uber und UÜ bernachtungsangebote wie Airbnb. Diese Angebote ergä nzen das Angebot entsprechender kommerzieller Anbieter und fü hren so zu einer Steigerung des Marktangebots. Zweitens sorgt der verstä rkte Einsatz von digitalen Technologien dafü r, dass Verbraucher stä rker in die Produktionsprozesse eingebunden werden. Wenn Verbraucher z. B. im Internet Elektrogerä te kaufen oder Reisen buchen, ü bernehmen sie damit die Beratungsdienstleistungen der Angestellten in Elektrogeschä ften und Reisebü ros. Und wenn der Kä ufer eines Elektrogerä ts spä ter mit Hilfe eines Call Center-Angestellten einen Defekt seines Gerä ts ü ber die Einschaltung einer Hotline selbst repariert, spart dies die Tä tigkeiten eines Handwerkers ein. Der Umstand, dass der Verbraucher sowohl als Produzent als auch als Konsument tä tig wird, fü hrt zu dem Begriff Prosument . Das damit verbundene Konzept des Verbrauchs ist eine Kombination aus Produktion und Konsumtion, was zu dem Begriff Prosumtion fü hrt. Die Marktnachfrage ist die Gesamtnachfrage aller Haushalte, die auf dem Markt das betreffende Gut kaufen wollen. Formal ist die Marktnachfrage die Summe aller individuellen Nachfragen der Haushalte. In einem Preis-Mengen- Diagramm entspricht die Nachfragekurve des Haushalts der marginalen Zahlungsbereitschaft des Haushalts, d. h. ein Haushalt fragt zu jedem Preis die Menge des Gutes nach, bei der der Grenznutzen des Gutes dem Preis entspricht. Die Marktnachfragekurve entspricht daher auch der gesamtwirtschaftlichen Grenznutzenkurve des Gutes. Im Fall der Nachfrage nach Produktionsfaktoren, also vor allem nach Arbeit und nach Kapital, entspricht die Marktnachfragekurve der Wertgrenzproduktkurve dieses Produktionsfaktors. Die Untersuchung von Marktprozessen erfordert eine Abgrenzung des Marktes, der analysiert werden soll. Es bieten sich vor allem drei Kriterien zur Marktabgrenzung an: 6 <?page no="104"?> 104 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten  Sachliche Marktabgrenzung: Hierbei geht es um technisch-physische Eigenschaften des Gutes, also beispielsweise darum, ob einzelne Konsumgü ter (Brot, Zucker, Bü cher, Schuhe), Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden, Kapital) oder Devisen gehandelt werden. Neben den technisch-physischen Eigenschaften spielt aber auch die Bewertung der Gü ter durch die Konsumenten eine Rolle. Wenn die Konsumenten z. B. nicht alle Schuhe als gleichwertig ansehen (Sportschuhe, Stiefel, Sandalen etc.), gibt es verschiedene Schuhmä rkte, die sich gegebenenfalls sogar noch in Mä rkte fü r einzelne Marken aufspalten.  Zeitliche Marktabgrenzung: Hierbei geht es zum Beispiel um die Frage, ob der Abschluss und die Erfü llung des Geschä fts zum gleichen - d. h. dem heutigen - Zeitpunkt stattfinden (Kassamarkt), oder ob der Abschluss des Geschä fts zwar in der Gegenwart erfolgt, die Erfü llung - d. h. die Lieferung der vertraglich festgelegten Gü ter - aber erst in der Zukunft erfolgt (Terminmarkt).  Räumliche Marktabgrenzung: Hierbei geht es um die Frage, wie groß der Markt ist, d. h. welche rä umlichen Dimensionen der Handel des betreffenden Gutes abdeckt. Es ist ein Kontinuum mö glich, das zwischen zwei Extremen liegt: der ganzen Welt (globaler Markt) oder nur einem ganz bestimmten Punkt (Punktmarkt). Dazwischen sind zahlreiche Abstufungen denkbar, beispielsweise viele - aber eben nicht alle - Lä nder (internationaler Markt), nur das eigene Land (nationaler Markt) oder nur Teile des eigenen Landes (regionaler oder lokaler Markt). Ein weiteres Kriterium von Mä rkten betrifft die Offenheit des Marktes. Ein Markt ist offen, wenn allen natü rlichen und juristischen Personen ein freier Markteintritt mö glich ist. Wenn hingegen Markteintrittshemmnisse vorliegen, die dafü r sorgen, dass nicht allen natü rlichen und juristischen Personen ein freier Markteintritt mö glich ist, so ist der entsprechende Markt geschlossen. Marktzutrittsschranken kö nnen ö konomischer oder politischer Natur sein. OÜ konomische Marktzutrittsschranken liegen beispielsweise vor, wenn ein potenzieller Anbieter nicht ü ber das erforderliche Wissen hinsichtlich der Produktionstechnik verfü gt oder wenn der Aufbau des Produktionsapparates einen zu hohen Kapitalbedarf erfordert. Politische Marktzutrittsschranken liegen vor, wenn der Staat durch Auflagen oder Genehmigungsverfahren den Eintritt in den Markt beschrä nkt. Beispiele hierfü r sind die Einrä umung eines Monopols oder das Ablegen von Prü fungen als Voraussetzung fü r die Berufsausü bung. Ein vollkommener Markt liegt vor, wenn das auf diesem Markt gehandelte Gut homogen ist und wenn zudem Markttransparenz vorliegt. Auf einem vollkommenen Markt gilt das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit der Preise . Dieses Gesetz besagt, dass es zu jedem Zeitpunkt nur einen <?page no="105"?> Markt und Marktformen 105 Preis fü r das auf dem vollkommenen Markt gehandelte Gut gibt. Wü rde es auf einem vollkommenen Markt fü r das dort gehandelte homogene Gut zwei Preise geben, so wü rde es zu Arbitragegeschä ften kommen. Diese Geschä fte hä tten folgendes Aussehen: In dem Marktsegment mit dem geringen Preis kann das Gut gekauft werden, um dann mit einem Gewinn in dem Marktsegment mit dem hö heren Preis verkauft zu werden. Durch die hö here Nachfrage des Gutes in dem Marktsegment mit dem geringen Preis steigt dort der Preis. Durch das hö here Angebot des Gutes in dem Marktsegment mit dem hö heren Preis sinkt dort der Preis. Dieses Vorgehen ist so lange lohnend, bis die Preise in beiden Marktsegmenten gleich hoch sind und das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit des Preises wieder gilt. In der Realitä t gibt es kaum vollkommene Mä rkte. Finanzmä rkte, also z. B. der Aktienmarkt oder der Devisenmarkt, kommen diesem Ideal am nä chsten. Ein unvollkommener Markt liegt hingegen vor, wenn mindestens eines der beiden Kriterien eines vollkommenen Marktes - also das Kriterium des homogenen Gutes und die Markttransparenz - nicht erfü llt ist. Auf einem unvollkommenen Markt gilt das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit der Preise nicht, d. h. auf einem unvollkommenen Markt kann es fü r das dort gehandelte Gut unterschiedliche Preise geben. Eine weitere Mö glichkeit zur Beschreibung von Mä rkten bzw. Marktformen ergibt sich, wenn die Zahl der Anbieter und Nachfrager, die auf dem Markt auftreten, zur Definition von Mä rkten herangezogen wird. Die wichtigsten Marktformen, die sich daraus ergeben, sind Abbildung 6.1 zu entnehmen. Anzahl der Anbieter einer wenige viele Anzahl der Nachfrager einer bilaterales Monopol beschrä nktes Monopson Monopson wenige beschrä nktes Monopol bilaterales Oligopol Oligopson viele Monopol Oligopol Polypol Abb. 6.1: Übersicht über die wichtigsten Marktformen 6 <?page no="106"?> 106 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten Die verschiedenen Konstellationen bezü glich der Anzahl von Anbietern und Nachfragern entscheiden darü ber, ob die Marktakteure als Mengenanpasser oder Preissetzer agieren kö nnen:  Anbieter und Nachfrager verhalten sich als Mengenanpasser , wenn sie bei ihren Entscheidungen die Preise aller Gü ter als gegeben und konstant ansehen. Die Entscheidung eines einzelnen Anbieters oder Nachfragers fü hrt daher nicht zu einer Preisä nderung. Fü r einen Mengenanpasser ist die Menge der einzige Aktionsparameter. Ein Mengenanpasser passt die von ihm angebotenen oder nachgefragten Mengen so an die herrschenden Preise an, dass er unter den fü r ihn geltenden Restriktionen als Anbieter seinen Gewinn bzw. als Nachfrager seinen Nutzen maximiert. In einem Polypol beispielsweise sind sowohl die Anbieter als auch die Nachfrager Mengenanpasser und zudem Preisnehmer.  Ein Preisnehmer ist ein Anbieter oder Nachfrager, der den am Markt herrschenden Preis als eine gegebene Grö ße ansieht, die er durch sein eigenes Verhalten nicht ä ndern kann. Ein Preisnehmer passt sein Verhalten an den vorgegebenen Preis an, um als Anbieter seinen Gewinn bzw. als Nachfrager seinen Nutzen zu maximieren. Ein Preisnehmer verhä lt sich daher als Mengenanpasser. Die Anbieter und Nachfrager auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz sind alle Preisnehmer. Monopolisten, Oligopolisten, Monopsone und Oligopsone hingegen sind keine Preisnehmer, sondern Preissetzer.  Ein Anbieter auf einem Markt mit vielen Anbietern kann fü r seine Produkte nur den Preis fordern, der auf dem Markt herrscht. Er muss als Preisnehmer agieren, weil jede noch so geringe Preiserhö hung dazu fü hrt, dass sä mtliche Kunden auf die Angebote der Konkurrenz ausweichen. Der Absatz des Anbieters, der einen hö heren als den Marktpreis fordert, wü rde auf Null reduziert werden. Die Preis-Absatz-Kurve eines Preisnehmers verlä uft in einem Preis- Mengen-Diagramm folglich waagerecht. Es gibt allerdings auch Anbieter, deren Preis-Absatz-Kurve nicht waagerecht verlä uft. Dabei handelt es sich um Anbieter, die gar keine oder nur wenig Konkurrenten haben. Wenn diese Anbieter den Preis ihres Produkts erhö hen, verringert dies zwar in der Regel die nachgefragte Menge, aber der Absatz wird nicht auf Null reduziert. Diese Anbieter wä hlen daher die Kombination aus Preis und abzusetzender Menge, die ihren Gewinn maximiert. Sie bestimmen also den Preis, zu dem sie ihr Angebot auf den Markt bringen, und agieren daher als Preissetzer. Anders als fü r einen Preisnehmer ist der Preis daher fü r einen Preissetzer ein Aktionsparameter, der verä ndert werden kann. Unabhä ngig von der Marktform gibt es jedoch drei grundsä tzliche UÜ berlegungen, die fü r alle Marktformen gelten: <?page no="107"?> Preisbildung bei vollstä ndiger Konkurrenz 107  Bezü glich der Marktnachfrage wird in den nachfolgenden Ausfü hrungen davon ausgegangen, dass ein normales Nachfrageverhalten vorliegt und die Marktnachfrage dem Nachfragegesetz entspricht, sodass die Nachfragekurve in einem Preis-Mengen-Diagramm einen fallenden Verlauf hat.  Bezü glich des Marktangebots wird davon ausgegangen, dass alle Anbieter das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgen. Ein Anbieter, der seinen Gewinn maximieren will, wird jeweils die Gü termenge anbieten, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem Grenzerlö s ü bereinstimmen. Ist der Grenzerlö s hö her als die Grenzkosten, lohnt sich eine Ausweitung der Produktion, weil die damit verbundenen Kosten geringer sind als der Erlö s, sodass sich der Gewinn noch steigern lä sst. Sind hingegen die Grenzkosten hö her als der Erlö s einer zusä tzlich verkauften Gü tereinheit, so lohnt sich eine Reduzierung der Produktion, weil die damit verbundene Kosteneinsparung grö ßer ist als die Erlö sminderung, was den Gewinn ebenfalls erhö ht. Diese Bedingung gilt unabhä ngig davon, ob es sich bei dem Anbieter um einen Monopolisten, einen Oligopolisten oder einen Anbieter auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz handelt. Die verschiedenen Marktformen haben lediglich einen Einfluss darauf, wie hoch der Grenzerlö s ist bzw. welchen Einfluss der Anbieter auf den Grenzerlö s hat. Neben der Bedingung, dass die Grenzkosten gleich dem Grenzerlö s sind, muss darü ber hinaus der Erlö s in der Lage sein, sä mtliche Produktionskosten zu decken. Die zweite Bedingung fü r ein Gewinnmaximum verlangt daher, dass der am Markt erzielte Preis mindestens genauso groß ist wie die Durchschnittskosten.  Bezü glich der Produktionstechnologie wird davon ausgegangen, dass den Anbietern Technologien zur Verfü gung stehen, die sich durch steigende Grenzkosten auszeichnen. Die Konsequenz dieser Annahme ist, dass die Grenzkostenkurve in einem Preis-Mengen-Diagramm einen steigenden Verlauf hat. Ausgehend von diesen grundlegenden UÜ berlegungen kö nnen nun das Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot sowie die daraus resultierenden Konsequenzen fü r die Preisbildung analysiert werden. PPrreeiissbbiilldduunngg bbeeii vvoollllssttäännddiiggeerr KKoonnkkuurrrreennzz Auf einem Markt herrscht vollstä ndige Konkurrenz, wenn die folgenden Bedingungen erfü llt sind: Es handelt sich um einen vollkommenen Markt, d. h. es wird ein homogenes Gut gehandelt, und es herrscht Markttransparenz. Dies bedeutet zugleich, dass das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit des Preises gilt. Darü ber hinaus gibt es eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern. Daraus folgt, dass alle Anbieter und Nachfrager auf diesem Markt als Mengenanpasser agieren. Der Markteintritt und der Marktaustritt sind frei, d. 6 <?page no="108"?> 108 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten h. es liegt ein offener Markt vor. Schließlich ist der Preis fü r das auf dem Markt gehandelte Gut nach oben und unten vollkommen flexibel. Abb. 6.2: Gleichgewicht auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz Auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz ergibt sich das Marktgleichgewicht aus dem Schnittpunkt der Marktangebotskurve und der Marktnachfragekurve. Dieser Schnittpunkt bestimmt die Gleichgewichtsmenge (x*) und den Gleichgewichtspreis (p*) (siehe Abbildung 6.2). Da die Marktangebotskurve im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz der gesamtwirtschaftlichen Grenzkostenkurve entspricht, stimmt der Gleichgewichtspreis mit den gesamtwirtschaftlichen Grenzkosten ü berein. Im Normalfall, d. h. bei einer steigenden Marktangebotskurve und einer fallenden Marktnachfragekurve, ist dieses Marktgleichgewicht ein stabiles Gleichgewicht . Dies lä sst sich z. B. mit Hilfe eines kurzfristigen Angebotsü berschusses erlä utern. Ein Angebotsü berschuss liegt vor, wenn beim herrschenden Preis die angebotene Gü termenge grö ßer ist als die nachgefragte Gü termenge. Der herrschende Preis ist dann grö ßer als der Gleichgewichtspreis. Sollte sich kurzfristig ein Angebotsü berschuss einstellen, so stellen die Anbieter fest, dass sie zu dem vorherrschenden Preis nicht alle ihre produzierten Gü termengen absetzen kö nnen. Einige Anbieter werden daher bereit sein, einen geringeren Preis zu akzeptieren. Im Fall der vollstä ndigen Markttransparenz werden die Konsumenten diese Preisnachlä sse bemerken und ihrerseits nicht mehr bereit sein, einen hö heren Preis zu zahlen. Der geringere Preis bewirkt dann, dass die Menge (x) p* x* Angebotskurve = Grenzkostenkurve Nachfragekurve =Grenznutzenkurve Preis (p) <?page no="109"?> Preisbildung bei vollstä ndiger Konkurrenz 109 nachgefragte Menge zunimmt. Gleichzeitig hat der geringere Preis zur Folge, dass die angebotene Menge zurü ckgeht. Der Angebotsü berschuss wird somit abgebaut, bis wieder der Schnittpunkt zwischen der Marktangebotskurve und der Marktnachfragekurve erreicht ist. Abb. 6.3: Instabiles Gleichgewicht auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz Neben dem stabilen kann es allerdings auch ein instabiles Gleichgewicht auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz geben. Ein Gleichgewicht ist instabil, wenn es nach einer vorü bergehenden Stö rung nicht wieder erreicht wird. Ein Beispiel fü r ein instabiles Gleichgewicht wird in der Abbildung 6.3 dargestellt. Dort trifft eine typische Nachfragekurve (eine Gerade mit fallendem Verlauf) auf eine untypische Angebotskurve (s-fö rmig). Ausgangspunkt ist das Marktgleichgewicht mit dem Gleichgewichtspreis p* und der dazugehö rigen Gleichgewichtsmenge x*. Angenommen wird nun eine Stö rung dieses Gleichgewichts in der Form, dass der Preis unter den Gleichgewichtspreis p* fä llt (p 1 ). Bei der hier unterstellten Angebotskurve fü hrt dies zu einem Angebotsü berschuss, weil die zum Preis p 1 angebotene Menge grö ßer ist als die zu diesem Preis nachgefragte Menge. Der Angebotsü berschuss bewirkt einen weiteren Preisrü ckgang. Erst beim Preis p** wird ein Ausgleich zwischen angebotener und nachgefragter Menge erreicht. Die Stö rung hat also nicht dazu gefü hrt, dass das ursprü ngliche Marktgleichgewicht mit p* und x* wieder erreicht werden konnte. Das ursprü ngliche Marktgleichgewicht hat sich damit als instabil erwiesen. x Preis (p) p* p ** p 1 x* x** Angebotskurve Nachfragekurve 6 <?page no="110"?> 110 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten Abschließend werden noch kurz die Konsequenzen dargestellt, die sich ergeben, wenn es zu einer AÜ nderung der Nachfrage oder des Angebots kommt. Exemplarisch werden im Folgenden die Auswirkungen einer Nachfragesteigerung sowie einer Angebotssteigerung untersucht. Die Folgen einer Zunahme der Nachfrage sind in Abbildung 6.4 skizziert. Grafisch bedeutet eine Erhö hung der Nachfrage, dass nun zu jedem Preis eine grö ßere Gü termenge nachgefragt wird, d. h. es kommt zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve. Ursache fü r die Zunahme der Nachfrage kö nnte beispielsweise eine Einkommenssteigerung auf Seiten der Konsumenten sein, wobei das betreffende Gut dann ein superiores Gut sein mü sste. Die Nachfrageerhö hung hat zur Folge, dass beim alten Gleichgewichtspreis (p 0 ) ein Nachfrageüberhang (NUÜ ) besteht. Abb. 6.4: Konsequenzen einer Zunahme der Nachfrage Der Nachfrageü berhang hat zur Folge, dass nicht alle Nachfrager die Menge erwerben kö nnen, die sie zum Preis p 0 erwerben mö chten. Daher sind einige Nachfrager bereit, einen hö heren Preis zu zahlen, um trotzdem die gewü nschten Einheiten zu erhalten. Die Anbieter bemerken dies und sind ihrerseits nun nur noch bereit, jede Mengeneinheit zu einem hö heren Preis zu verkaufen. Damit steigt der Preis. Der steigende Preis hat zur Folge, dass erstens die nachgefragte Menge zurü ckgeht und dass zweitens die angebotene Menge zunimmt. Dieser Prozess setzt sich so lange fort, bis der Nachfrageü berhang abgebaut ist. Menge (x) p 0 x 0 p 1 x 1 Preis (p) Güterangebot Güternachfrage 1 Güternachfrage 0 Nachfrageüberschuss bei p 0 <?page no="111"?> Preisbildung bei vollstä ndiger Konkurrenz 111 Dies ist beim Preis p 1 der Fall. Im Ergebnis wird eine hö here Menge (x 1 ) zu einem hö heren Preis (p 1 ) gehandelt. Die Folgen einer Zunahme des Angebots sind in Abbildung 6.5 skizziert. Grafisch bedeutet eine Angebotserhö hung, dass nun zu jedem Preis eine grö ßere Gü termenge angeboten wird, d. h. es kommt zu einer Rechtsverschiebung der Angebotskurve. Ursache fü r die Angebotszunahme kö nnte beispielsweise eine Senkung der Grenzkosten der Produktion infolge eines technologischen Fortschritts sein. Die Angebotserhöhung hat zur Folge, dass beim alten Gleichgewichtspreis (p 0 ) ein Angebotsüberschuss (AUÜ ) besteht. Abb. 6.5: Konsequenzen einer Zunahme des Angebots Der Angebotsü berschuss hat zur Folge, dass nicht alle Anbieter die Menge an Gü tern verkaufen kö nnen, die sie zum Preis p 0 verkaufen mö chten. Daher sind einige Anbieter bereit, einen geringeren Preis zu verlangen, um trotzdem die gewü nschten Gü tereinheiten verkaufen zu kö nnen. Die Nachfrager bemerken dies und sind ihrerseits nun nur noch bereit, jede Gü tereinheit zu einem geringeren Preis zu kaufen. Damit sinkt der Marktpreis. Der sinkende Preis hat zur Folge, dass erstens die Nachfrage nach dem Gut zunimmt und dass zweitens das Angebot zurü ckgeht. Dieser Prozess setzt sich so lange fort, bis der Angebotsü berschuss abgebaut ist. Dies ist beim Preis p 1 der Fall. In diesem neuen Marktgleichgewicht wird eine grö ßere Menge (x 1 ) zu einem geringeren Preis (p 1 ) ge- Menge (x) p 0 x 0 p 1 x 1 Preis (p) Güternachfrage Güterangebot 1 Güterangebot 0 Angebotsüberschuss bei p 0 6 <?page no="112"?> 112 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten handelt. Der niedrigere Gleichgewichtspreis impliziert, dass die Anbieter die geringeren Grenzkosten in Form einer Preissenkung an die Konsumenten weitergegeben haben. PPrreeiissbbiilldduunngg bbeeii eeiinneemm MMoonnooppoollmmaarrkktt Ein Monopolmarkt ist ein Markt, der sich durch folgende Eigenschaften auszeichnet: So wie bei einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz gibt es viele Nachfrager, die alle klein sind. Das entscheidende Kriterium fü r einen Monopolmarkt ist, dass es nur einen einzigen Anbieter gibt, den Monopolisten. Fü r das auf dem Monopolmarkt gehandelte Gut gibt es keine oder nur schlechte Substitute, d. h. die Konsumenten kö nnen auch nicht auf ä hnliche Angebote anderer Anbieter ausweichen. Der Preis des auf dem Monopolmarkt gehandelten Gutes ist flexibel und unterliegt nur dem Einfluss der Marktbeteiligten. Der Monopolist hat dabei einen besonders großen Einfluss auf den Preis, weil er bei seiner Preisgestaltung nicht auf die Reaktionen anderer Anbieter Rü cksicht nehmen muss. Ziel des Monopolisten ist die Gewinnmaximierung. Das Gewinnmaximum eines Monopolisten liegt - so wie bei allen Marktformen - bei der Menge, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem Grenzerlö s ü bereinstimmen. Der Grenzerlö s ist dabei - anders als auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz - keine konstante Grö ße. Da die gesamte Marktnachfragekurve die fü r den Monopolisten relevante Preis-Absatz-Kurve ist, nimmt der Preis, den der Monopolist pro Gü tereinheit erzielen kann, mit steigenden Absatzmengen ab. Der Erlö s ergibt sich aus der Multiplikation von Absatzmenge (x) und Preis (p), wobei der Preis wiederum eine Funktion der Menge x ist. Somit gilt fü r die Erlö sfunktion (E) eines Monopolisten folgender Zusammenhang: (6.1) E(x) = x . p(x) mit ∂E ∂x = p + x . ∂p ∂x Grafisch lä sst sich die gewinnmaximale Angebotsmenge eines Monopolisten wie folgt darstellen: Ausgehend von einer linearen Marktnachfragefunktion lä sst sich der Zusammenhang zwischen nachgefragter Menge (x N ) und Preis (p) mit Hilfe der Gleichung x N = α - β . p ausdrü cken. Die Marktnachfragefunktion kann aber auch in der Form p = σ - ε . x N dargestellt werden. Die Erlö sfunktion des Monopolisten lautet somit: (6.2) E(x) = x . ( σ - ε . x) = x . σ - ε . x 2 Die Grenzerlösfunktion ergibt sich aus der ersten Ableitung der Erlö sfunktion nach x: <?page no="113"?> Preisbildung bei einem Monopolmarkt 113 (6.3) ∂E ∂x = σ - 2 . ε . x Der Vergleich der Grenzerlö sfunktion mit der Marktnachfragefunktion zeigt, dass die Grenzerlö sfunktion und die Marktnachfragekurve beide im Punkt σ beginnen (siehe Abbildung 6.6). Die Steigung der Grenzerlö sfunktion ist dabei doppelt so groß wie die Steigung der Marktnachfragekurve. Grafisch lä sst sich das Monopolgleichgewicht durch den Schnittpunkt der Grenzerlö skurve und der Grenzkostenkurve bestimmen. Dieser Schnittpunkt (c) bestimmt die vom Monopolisten angebotene Gü termenge (x*). Abb. 6.6: Marktgleichgewicht und Wohlfahrtsverluste bei einem Monopol Der Gleichgewichtspreis (p*) ergibt sich mit Hilfe der Marktnachfragekurve und entspricht dem Preis, zu dem die Konsumenten bereit sind, die vom Monopolisten angebotene Gü termenge abzunehmen. Die Kombination aus gewinnmaximaler Angebotsmenge und Monopolpreis wird auch Cournot’scher Punkt genannt. Verglichen mit dem Gleichgewicht im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz, ergeben sich einige Unterschiede. Bei vollstä ndiger Konkurrenz ergibt sich das Marktgleichgewicht durch den Schnittpunkt der Marktnachfragekurve und der Marktangebotskurve. Die Kurve des Marktangebots stimmt dabei ü berein mit der Grenzkostenkurve. Im Vergleich zur vollstä ndigen Konkurrenz bietet der Monopolist somit eine geringere Menge an, die er zu einem hö heren Preis x p, , Wohlfahrtsverlust 𝜕𝜕E 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕C 𝜕𝜕𝜕 a b c Angebotskurve = 𝜕𝜕 C/ 𝜕𝜕 x Nachfragekurve = σ - ε · x Grenzerlöskurve 𝜕𝜕 E/ 𝜕𝜕 x = σ - 2 · ε · x p* σ 𝜕𝜕C 𝜕𝜕𝜕 x* 6 <?page no="114"?> 114 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten verkauft. Wird die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente als Maßstab fü r die gesellschaftliche Wohlfahrt herangezogen, so ist mit dem Monopol ein Wohlfahrtsverlust in Hö he des Dreiecks abc verbunden. PPrreeiissbbiilldduunngg bbeeii eeiinneemm MMoonnooppssoonnmmaarrkktt Ein Monopsonmarkt liegt vor, wenn es auf dem Markt nur einen Nachfrager - den Monopson - gibt. Diesem Nachfrager steht eine Vielzahl von Anbietern gegenü ber. Ziel des Monopsons ist grundsä tzlich die Nutzenmaximierung. Die nutzenmaximierende Gü ternachfrage liegt dort, wo die Grenzausgaben fü r das Gut mit dessen Grenznutzen ü bereinstimmen. Ist der Monopson hingegen ein Produzent, der einen Produktionsfaktor nachfragt - z. B. den Faktor Arbeit -, dann ist das Ziel des Monopsons die Gewinnmaximierung. In diesem Fall liegt die gewinnmaximierende Faktornachfrage dort, wo die Grenzausgaben fü r den Produktionsfaktor mit dem Wertgrenzprodukt des Produktionsfaktors ü bereinstimmen. In den nachfolgenden Ausfü hrungen wird als Monopson ein Unternehmen angenommen, das einen Produktionsfaktor nachfragt. Die Grenzausgaben sind dabei - anders als auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz - keine konstante Grö ße. Da die gesamte Marktangebotskurve die fü r den Monopson relevante Angebotskurve ist, nimmt der Preis, den der Monopson pro Gü tereinheit zahlen muss, mit steigenden gekauften Mengen zu. Die Ausgaben ergeben sich aus der Multiplikation von gekaufter Menge (x) und Faktorpreis (p), wobei der Faktorpreis wiederum eine Funktion der Menge x ist. Somit gilt fü r die Ausgabenfunktion (A) eines Monopsons folgender Zusammenhang: (6.4) A(x) = x . p(x) mit ∂A ∂x = p + x . ∂p ∂x Grafisch lä sst sich die gewinnmaximale nachgefragte Menge eines Monopsons wie folgt darstellen: Ausgehend von einer linearen Marktangebotsfunktion lä sst sich der Zusammenhang zwischen angebotener Menge (x A ) und Faktorpreis (p) mit Hilfe der Gleichung x A = α + β . p ausdrü cken. Die Marktangebotsfunktion kann aber auch in der Form p = a + b . x A dargestellt werden. Die Ausgabenfunktion des Monopsons lautet somit: (6.5) A(x) = x . (a + b . x) = x . a + b . x 2 Die Grenzausgabenfunktion ergibt sich aus der ersten Ableitung der Ausgabenfunktion nach x: (6.6) ∂A ∂x = a + 2 . b . x <?page no="115"?> Preisbildung bei einem bilateralen Monopol 115 Der Vergleich der Grenzausgabenfunktion mit der Marktangebotskurve zeigt, dass die Grenzausgabenfunktion und die Marktangebotsfunktion beide im Punkt a beginnen (siehe Abbildung 6.7). Die Steigung der Grenzausgabenfunktion ist dabei doppelt so groß wie die Steigung der Marktangebotskurve. Grafisch lä sst sich das Gleichgewicht auf einem Markt mit einem Monopson durch den Schnittpunkt der Grenzausgabenkurve und der Kurve des Wertgrenzprodukts dieses Produktionsfaktors, also der Marktnachfragekurve, bestimmen. Dieser Schnittpunkt (d) bestimmt die vom Monopson nachgefragte Gü termenge (x*). Der Gleichgewichtspreis (p*) ergibt sich mit Hilfe der Marktangebotskurve und entspricht dem Preis, zu dem die Anbieter bereit sind, die vom Monopson nachgefragte Gü termenge zu verkaufen. Im Vergleich zur vollstä ndigen Konkurrenz fragt der Monopson somit eine geringere Menge nach, die er zu einem geringeren Preis kauft. Wird die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente als Maßstab fü r die gesellschaftliche Wohlfahrt herangezogen, so ist mit dem Monopson ein Wohlfahrtsverlust in Hö he des Dreiecks cde verbunden. Abb. 6.7: Marktgleichgewicht bei einem Monopson PPrreeiissbbiilldduunngg bbeeii eeiinneemm bbiillaatteerraalleenn MMoonnooppooll Die Preisbildung bei einem bilateralen Monopol ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Preisbildung auf einem Monopolmarkt, also dem Preissetzungsverhalten eines Alleinanbieters (Monopolist), und der Preisbildung auf einem x p, 𝜕𝜕A 𝜕𝜕𝜕 d e c Angebotskurve = a + b · x Nachfragekurve = Kurve des Wertgrenzprodukts des Faktors Grenzausgabenkurve = 𝜕𝜕 A/ 𝜕𝜕 x = a + 2 · b · x p* σ x* a 6 <?page no="116"?> 116 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten Monopsonmarkt, also dem Preissetzungsverhalten eines Alleinnachfragers (Monopson). Der Monopolist strebt die Menge an, bei der der Grenzerlö s gleich den Grenzkosten ist. Diese Menge (x*) wird dann zu dem Preis angeboten, zu dem die entsprechende Menge von den Konsumenten nachgefragt wird (p*). Der Monopolist versucht daher, den Cournot’schen Punkt (Q*) zu realisieren. Der Monopson hingegen strebt die Menge an, bei der die Grenzausgaben gleich dem Grenznutzen (im Fall eines Konsumgutes) bzw. gleich dem Wertgrenzprodukt (im Fall eines Produktionsfaktors) sind. Diese Menge (x**) wird dann zu dem Preis nachgefragt, zu dem die entsprechende Menge von den Anbietern angeboten wird (p**) (siehe Abbildung 6.8). Abb. 6.8: Marktgleichgewicht bei einem bilateralen Monopol Der Monopolpreis p* und der Monopsonpreis p** bilden somit die Grenzen, innerhalb derer der Gleichgewichtspreis im Falle eines bilateralen Monopols liegt. Wie hoch der Preis im Falle eines bilateralen Monopols tatsä chlich ist, lä sst sich theoretisch jedoch nicht bestimmen. Dieser Preis ist letztlich das Resultat der Verhandlung zwischen dem Monopolisten und dem Monopson. Ob der Gleichgewichtspreis nä her am Monopolpreis p* oder am Monopsonpreis p** liegt, hä ngt von der Verhandlungsstä rke der beiden beteiligten Akteure ab. Bei leicht verderblichen Waren kann beispielsweise erwartet werden, dass dies x Angebotskurve ( 𝜕𝜕𝜕𝜕 / 𝜕𝜕 x) Grenzausgabenkurve ( 𝜕𝜕 A/ 𝜕𝜕 x) p** σ x* p, , , 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 x** p* Q* Nachfragekurve Grenzerlöskurve ( 𝜕𝜕 E/ 𝜕𝜕 x) <?page no="117"?> Preisbildung auf Oligopolmä rkten am Beispiel des homogenen Duopols 117 die Verhandlungsposition des Nachfragers stä rkt, sodass der Gleichgewichtspreis nä her am Monopsonpreis p** liegen sollte. In jedem Fall aber kommt es zu einem Wohlfahrtsverlust, weil die auf dem Markt angebotene und abgesetzte Gü termenge geringer ist als die Menge, die sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde und durch den Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve bestimmt wä re. PPrreeiissbbiilldduunngg aauuff OOlliiggooppoollmmäärrkktteenn aamm BBeeiissppiieell ddeess hhoommooggeenneenn DDuuooppoollss Ein Oligopolmarkt ist ein Markt, der sich durch folgende Eigenschaften auszeichnet: So wie bei einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz oder auch einem Monopolmarkt gibt es viele Nachfrager, die alle klein sind. Der Markteintritt und der Marktaustritt sind frei, d. h. es liegt ein offener Markt vor. Das entscheidende Kriterium fü r ein Oligopol ist, dass es wenige Anbieter gibt, die alle groß sind. Wenn das auf dem Markt gehandelte Gut homogen ist, liegt ein homogenes Oligopol vor. In diesem Fall ist auch die Eigenschaft der Markttransparenz gefordert. Wenn das auf dem Markt gehandelte Gut heterogen ist, liegt ein heterogenes Oligopol vor. In diesem Fall ist die Eigenschaft der Markttransparenz nicht gefordert. Von einem Duopol wird gesprochen, wenn es auf dem Markt zwei Anbieter gibt. Bei der Preisbildung auf einem oligopolistischen Markt werden Monopolelemente mit Elementen des Wettbewerbs kombiniert. Ein Oligopolist hat - so wie ein Monopolist - einen gewissen Einfluss auf den Marktpreis, d. h. er muss sich nicht an einen gegebenen Preis anpassen. Wä hrend aber ein Monopolist nur auf die Reaktionen der Nachfrager Rü cksicht nehmen muss, hat ein Oligopolist zusä tzlich noch die Reaktionen der anderen - wenigen, aber großen - Anbieter zu berü cksichtigen. Fü r die Bestimmung des Marktgleichgewichts auf einem Oligopolmarkt gibt es zahlreiche Modelle. Diese unterscheiden sich unter anderem dahingehend, ob es sich um ein homogenes oder heterogenes Gut handelt, ob die einzelnen Oligopolisten gleich groß sind oder nicht, ob es Marktzutrittsschranken gibt oder nicht und ob die Oligopolisten identische Produktionstechnologien - und damit auch identische Grenzkosten - besitzen oder unterschiedliche Produktionstechnologien mit unterschiedlichen Grenzkosten. Trotz dieser Unterschiede und der daraus resultierenden vielfä ltigen Lö sungen der Oligopolpreisbildungsmodelle weisen diese einige Gemeinsamkeiten auf. Hierzu gehö rt zunä chst einmal der Umstand, dass fü r das Gewinnmaximum die Bedingung »Grenzerlö s gleich Grenzkosten« gelten muss, wobei der Grenzerlö s eines Oligopolisten keine konstante Grö ße ist. Des Weiteren haben die Oligo- 6 <?page no="118"?> 118 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten polpreisbildungsmodelle die Gemeinsamkeit, dass jeder einzelne Oligopolist bei der Berechnung seines Gewinnmaximums die Aktionsparameter seiner Konkurrenten - d. h. bei einem homogenen Gut die angebotenen Mengen der Konkurrenten und bei einem heterogenen Gut die Preise der Konkurrenten - berü cksichtigen muss. Daher hä ngt die gewinnmaximierende Kombination aus Preis und angebotener Menge eines Oligopolisten sowohl vom Nachfrageverhalten der Konsumenten als auch vom Angebotsverhalten der Konkurrenten ab. Schließlich zeichnet sich das Gleichgewicht auf einem Oligopolmarkt noch dadurch aus, dass alle Oligopolisten zusammen im Vergleich zur vollstä ndigen Konkurrenz eine geringere Menge anbieten, die sie zu einem hö heren Preis verkaufen. Wird die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente als Maßstab fü r die gesellschaftliche Wohlfahrt herangezogen, so ist mit dem Oligopol ein Wohlfahrtsverlust verbunden. Fü r die genaue Analyse der Preisbildung auf Oligopolmä rkten gibt es, wie schon erwä hnt, verschiedene Modelle. Exemplarisch wird im Folgenden die Preisbildung im Fall von zwei Anbietern (A und B) - dem so genannten Duopol - untersucht, die beide ein homogenes Gut anbieten. Ausgangspunkt ist eine lineare Marktnachfragekurve. Die auf dem Markt angebotene Gü termenge setzt sich zusammen aus den Mengen, die der Anbieter A (x A ) und der Anbieter B (x B ) produzieren und anbieten. Daher gelten folgende Zusammenhä nge: (6.7) p = a - b . x = a - b . (x A + x B ) Der Gewinn von Anbieter A hä ngt ab vom Erlö s sowie den Kosten der Produktion (C A ). Der zu erzielende Erlö s hä ngt dabei auch von der Gü termenge ab, die der Anbieter B auf dem Markt verkauft, denn fü r jede gegebene angebotene Menge von Unternehmen A gelten folgende Zusammenhä nge: Je grö ßer die Menge x B ist, desto grö ßer ist die am Markt insgesamt angebotene Menge. Da diese dem Nachfragegesetz folgend nur zu einem geringeren Preis abgesetzt werden kann, fü hrt eine Erhö hung von x B ceteris paribus zu einer Preissenkung, die den Erlö s einer gegebenen Menge x A verringert. Der Gewinn des Unternehmens A (G A ) hä ngt daher nicht nur von der selber angebotenen Gü termenge ab, sondern auch von der Menge, die das andere Unternehmen anbietet. (6.8) G A (x A , x B ) = p . x A - C A Wird Gleichung 6.7 in die Gewinnfunktion (Gleichung 6.8) eingesetzt, so wird die Abhä ngigkeit des Gewinns des Anbieters A von der Gü termenge des anderen Unternehmens deutlich. (6.9) G A (x A , x B ) = [a - b . (x A + x B )] . x A - C A = a . x A - b . x A2 - b . x B . x A - C A <?page no="119"?> Preisbildung auf Oligopolmä rkten am Beispiel des homogenen Duopols 119 Die Bedingung fü r ein Gewinnmaximum ergibt sich dadurch, dass die Gewinnfunktion nach x A abgeleitet und anschließend gleich Null gesetzt wird. (6.10) ∂G A ∂x A = a - 2 . b . x A - b . x B - ∂C A ∂x A = 0 Werden im Folgenden die Grenzkosten (∂C ∂x) aus Grü nden der Vereinfachung durch GK abgekü rzt, so lä sst sich Gleichung 6.10 wie folgt umformen: (6.10‘) - 2 . b . x A = - a + GK A + b . x B ⇔ x A = a - 2 . b + GK A - 2 . b + b . x B - 2 . b (6.11) x A = 1 2 . b . [a - GK A ] - 12 . x B Die Gleichung 6.11 gibt an, wie der gewinnmaximierende Anbieter A auf die Produktions- und Angebotsentscheidung seines Konkurrenten B reagiert. Diese Gleichung wird daher als Reaktionsfunktion des Anbieters A bezeichnet. Die Reaktionsfunktion des anderen Anbieters lä sst sich analog berechnen und lautet wie folgt: (6.12) x B = 1 2 . b . [a - GK B ] - 12 . x A Fü r ein Gleichgewicht auf dem Markt mit diesen beiden Anbietern muss die vom Unternehmen A angebotene Menge x A der Gleichung 6.11 genau so groß sein wie die Menge x A der Gleichung 6.12. Gleiches gilt fü r die Menge x B . Um also die Menge zu berechnen, die Anbieter A auf dem Markt anbietet, muss Gleichung 6.12 in Gleichung 6.11 eingesetzt werden. (6.11a) x A = 1 2 . b . [a - GK A ] - 12 . [ 1 2 . b . (a - GK B ) - 12 . x A ] ⇔ x A = 1 2 . b . [a - GK A ] - 1 4 . b . [a - GK B ] + 14 . x A ⇔ 34 . x A = 1 2 . b . 2 . a - 2 . GK A 2 - 1 4 . b . [a - GK B ] ⇔ 34 . x A = 1 4 . b . [2 . a - 2 . GK A ] - 1 4 . b . [a - GK B ] = 1 4 . b . [2 . a - 2 . GK A - a + GK B ] Hieraus lä sst sich schließlich die gewinnmaximierende Gütermenge berechnen, die der Anbieter A produziert und auf dem Markt anbietet (x A *). 6 <?page no="120"?> 120 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten (6.13) x A * = 1 3 . b . [a - 2 . GK A + GK B ] Wird die gewinnmaximierende Gü termenge des Anbieters A eingesetzt in Gleichung 6.12, so lä sst sich die gewinnmaximierende Gü termenge des Anbieters B (x B *) berechnen. (6.14) x B * = 1 3 . b . [a - 2 . GK B + GK A ] Die von den beiden Unternehmen angebotenen Mengen x A * und x B * ergeben die am Markt angebotene Gleichgewichtsmenge x*. (6.15) x* = x A * + x B * = 1 3 . b . [a - 2 . GK A + GK B ] + 1 3 . b . [a - 2 . GK B + GK A ] ⇔ x* = 1 3 . b . [a - 2 . GK A + GK B + a - 2 . GK B + GK A ] (6.16) x* = 1 3 . b . [2 . a - GK A - GK B ] Wird die so gefundene Gleichgewichtsmenge x* in die Nachfragefunktion (Gleichung 6.7) eingesetzt, ergibt sich schließlich der Gleichgewichtspreis . (6.17) p* = a - b . x* = a - b . 1 3 . b . [2 . a - GK A - GK B ] ⇔ p* = a - 23 . a + 13 . GK A + 13 . GK B = 13 . a + 13 . GK A + 13 . GK B (6.18) p* = 13 . [a + GK A + GK B ] Zum Abschluss soll ein einfaches Zahlenbeispiel die Preisbildung auf einem homogenen Duopol verdeutlichen. Dabei wird angenommen, dass die Parameter der Marktnachfragefunktion (Gleichung 6.7) wie folgt lauten: a = 10, b = ⅓ . Zudem haben die beiden Anbieter identische und konstante Grenzkosten in Hö he von einem Euro (GK A = GK B = 1). Werden diese Parameterwerte in die Bestimmungsgleichung von Anbieter A (Gleichung 6.11) eingesetzt, so ergibt sich daraus folgende Reaktionsgleichung: x A = 1 2 . b . [a - GK A ] - 12 . x B = 1,5 . [10 - 1] - 0,5 . x B = 13,5 - 0,5 . x B . <?page no="121"?> Preisbildung auf Oligopolmä rkten am Beispiel des homogenen Duopols 121 Abb. 6.9: Reaktionskurven der Duopolisten und Marktgleichgewicht Die Reaktionsfunktion von Anbieter B lautet wegen der angenommenen Symmetrie der Parameterwerte: x B = 13,5 - 0,5 . x A . Beide Reaktionskurven kö nnen in einem Mengen-Diagramm abgebildet werden (siehe Abbildung 6.9). Der Schnittpunkt der beiden Reaktionskurven bestimmt die gewinnmaximierenden Angebotsmengen der beiden Duopolisten. In diesem Fall bietet jeder Anbieter 9 Gü tereinheiten an. Wird diese Gleichgewichtsmenge (x* = 18) in die Marktnachfragefunktion eingesetzt (p = a - b . x = 10 - ⅓ . 18 = 4), so ergibt sich daraus schließlich der Gleichgewichtspreis von p* = 4. Zu diesem Ergebnis gelangt man auch, wenn die Parameterwerte in die Gleichung 6.18 eingesetzt werden: p* = 13 . [a + GK A + GK B ] = 13 . [10 + 1 + 1] = 12 3 = 4. Mit Hilfe der Reaktionsgleichungen lä sst sich auch darstellen, wie auf dem Duopolmarkt das Marktgleichgewicht realisiert wird. Angenommen, Unternehmen A bietet auf dem Markt eine grö ßere Menge an als x A * = 9, weil er die Kostenstruktur seines Mitbewerbers nicht kennt und daher fä lschlicherweise annimmt, dass Unternehmen B nur drei Mengeneinheiten des Gutes anbietet. Anbieter A geht dann mit der Menge x A = 13,5 - 0,5 . x B = 13,5 - 0,5 . 3 = 12 auf den Markt. In diesem Fall passt Anbieter B seine Menge entsprechend seiner Reaktionsgleichung x B = 13,5 - 0,5 . x A mit x A = 12 an, d. h. er bietet die Menge x B = 13,5 - 0,5 . 12 = 7,5 an. Hierauf reagiert Anbieter A, indem er seine angebotene Menge reduziert: x A = 13,5 - 0,5 . x B = 13,5 - 0,5 . 7,5 = 9,75. Anbieter B stellt x B Reaktionskurve von Unternehmen B: x B = 13,5 - 0,5 · x A x A *=9 27 x A 13,5 27 13,5 x B *=9 Reaktionskurve von Unternehmen A: x A = 13,5 - 0,5 · x B 6 <?page no="122"?> 122 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten dann jedoch fest, dass er seine Angebotsmenge erhö hen muss, wenn er seinen Gewinn maximieren will: x B = 13,5 - 0,5 . x A = 13,5 - 0,5 . 9,75 = 8,625. Darauf reagiert Anbieter A wiederum mit einer weiteren Reduzierung der produzierten und angebotenen Menge und so weiter. Dieser Anpassungsprozess kommt erst zu einem Ende, wenn beide Anbieter die gleichgewichtigen Mengen x A = x B = 9 anbieten, denn dann hat keiner der beiden mehr eine Veranlassung, seine angebotenen Mengen zu variieren. Das Gleichgewicht ist daher ein stabiles Marktgleichgewicht. Der vorgestellte Fall eines Duopols mit einem homogenen Gut ist nur eine von vielen mö glichen Duopol-Varianten. In diesem recht einfachen Modell reagiert jeder Anbieter auf die angebotene Menge seines Konkurrenten und passt sich daran an, d. h. die angebotene Menge des Konkurrenten wird als exogene und konstante Grö ße angesehen. Dieser Fall eines reinen Mengenwettbewerbs wird auch Cournot-Modell genannt. Sofern nicht die Angebotsmengen, sondern der Preis des homogenen Gutes als Wettbewerbsparameter gewä hlt wird, liegen Bertrand-Modelle vor. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Duopol- Modellen betrifft die Entscheidungsstrategie der Anbieter. In dem hier vorgestellten Cournot-Modell passt sich jeder Anbieter an die gegebene Entscheidung seines Konkurrenten an. Denkbar ist jedoch auch, dass bei der eigenen Entscheidung bereits die vermutete Reaktion des zweiten Anbieters antizipiert wird. Im von Stackelberg-Modell wird beispielsweise davon ausgegangen, dass ein Anbieter sich wie im Cournot-Modell verhä lt, also die Angebotsmenge seines Mitkonkurrenten als gegeben ansieht und sich daran anpasst. Der zweite Anbieter bezieht hingegen die erwartete Reaktion des Konkurrenten auf seine Angebotsentscheidung in diese Entscheidung mit ein. Da der zweite Anbieter mit seiner Angebotsentscheidung also auch gleichzeitig die Entscheidung des ersten Anbieters festlegt, sucht der zweite Anbieter die Mengenkombination heraus, die seinen Gewinn maximiert. Auch die Grö ße der Anbieter spielt eine Rolle. Wä hrend Anbieter mit einem großen Marktanteil hä ufig ein autonomes Verhalten an den Tag legen kö nnen, sind kleine Anbieter eher gezwungen, auf die Entscheidungen großer Mitkonkurrenten zu reagieren. Eine weitere Option der Duopolisten besteht darin, dass sie kooperieren und als Ziel die gemeinsame Gewinnmaximierung anstreben. Bei dieser Kartelllö sung ergibt sich aus der Absprache ein zusä tzlicher Gewinn, der dann unter den beiden Anbietern aufgeteilt wird. Schließlich gibt es noch Modelle, in denen heterogene Gü ter produziert und nachgefragt werden. Ein heterogenes Gut liegt vor, wenn die Konsumenten nicht alle Mengeneinheiten dieses Gutes als vollkommen gleich ansehen. Hierfü r kann es unterschiedliche Grü nde geben. Konsumenten kö nnen beispielsweise sachliche Prä ferenzen haben. Dies bedeutet, dass die Konsumenten bei Gü tern, die sich der Sache nach gleichen (z. B. Zigaretten oder Benzin), Unterschiede zwischen einzelnen Gü tereinheiten sehen, die beispielsweise durch <?page no="123"?> Preisdiskriminierung 123 die Werbung oder die Aufmachung hervorgerufen werden. In einem heterogenen Duopol kö nnen die Preise deshalb voneinander abweichen, ohne dass der Duopolist mit dem hö heren Preis alle Nachfrager an seinen Mitkonkurrent verliert. In allen Fä llen resultiert jedoch ein Marktgleichgewicht, bei dem im Vergleich zur vollstä ndigen Konkurrenz eine geringere Menge angeboten wird, fü r die die Konsumenten einen hö heren Preis zahlen mü ssen. Die Duopolisten profitieren hiervon, weil sie im Vergleich zur vollstä ndigen Konkurrenz einen hö heren Gewinn erzielen. PPrreeiissddiisskkrriimmiinniieerruunngg Ein zentrales Argument der bisherigen Ausfü hrungen besteht darin, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt fü r ein homogenes Gut nur einen Marktpreis gibt, der von allen Konsumenten bezahlt wird. Eine wichtige Ursache dafü r ist der Umstand, dass es viele Anbieter gibt und Markttransparenz herrscht. Sollte ein Anbieter von einzelnen Konsumenten einen hö heren Preis als den Marktpreis fordern, wü rden die Kä ufer sofort auf einen anderen Anbieter ausweichen, der den ü blichen Marktpreis fordert. Wenn ein Anbieter jedoch keine Konkurrenten hat, auf die die Konsumenten ausweichen kö nnen, kann er von unterschiedlichen Kä ufern unterschiedliche Preise fordern und damit seinen Gewinn steigern. Diese Preispolitik wird als Preisdifferenzierung bzw. Preisdiskriminierung bezeichnet. Wichtig ist dabei, dass es fü r den Preisunterscheid keine kostenbedingten Ursachen gibt. Wenn beispielsweise Großabnehmer einen Mengenrabatt erhalten, kann das auf geringere Stü ckkosten zurü ckzufü hren sein. Die Abwicklung einer Bestellung ist mit gewissen Fixkosten verbunden, die unabhä ngig von der Bestellmenge anfallen. Bei einer großen Bestellmenge sinken die Fixkosten je verkaufter Produkteinheit, was einen Preisnachlass rechtfertigt. Auch unterschiedliche Preise in einem Restaurant, die auf eine geringere Portionsgrö ße zurü ckzufü hren sind (z. B. ein Kinderteller), sind durch Kostenunterschiede gerechtfertigt. Solche Preisunterschiede stellen keine Preisdiskriminierung dar. Wichtig ist zudem, dass die Preisdifferenzierung von dem Unternehmen durchgefü hrt wird, um dadurch seinen Gewinn zu erhö hen. Sozialpolitisch motivierte Preisdifferenzen, also z. B. ermä ßigte Mieten fü r einkommensschwache Haushalte, die in staatlich gefö rderten Wohnungen leben, stellen daher keine Preisdiskriminierung dar. Eine Preisdiskriminierung liegt vor, wenn ein Unternehmen zur Steigerung seines Gewinns von unterschiedlichen Konsumenten fü r sein Produkt unter- 6 <?page no="124"?> 124 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten schiedliche Preise fordert, ohne dass es fü r diese Preisdifferenz einen entsprechenden Kostenunterschied gibt. Ziel dieser Preispolitik ist es, den Gewinn des Unternehmens zu steigern. Wenn der Marktpreis fü r ein bestimmtes Produkt bei 20,- Euro liegt, gibt es auch Verbraucher, die eine hö here Zahlungsbereitschaft besitzen. Sie wä ren also bereit, einen hö heren Preis zu zahlen. Das Unternehmen versucht daher, durch unterschiedliche Preise fü r ein identisches Produkt einen Teil der hö heren Zahlungsbereitschaft abzuschö pfen. Im theoretischen Idealfall schö pft ein Unternehmen die gesamte Konsumentenrente ab, indem es von jedem Konsumenten einen Preis fordert, der mit der individuellen maximalen Zahlungsbereitschaft des Kunden ü bereinstimmt. Dieses Vorgehen wird als perfekte Preisdiskriminierung bezeichnet. Wenn also ein Monopolist auf dem fü r ihn relevanten Markt in einem Jahr eine Million Produkteinheiten verkauft, verlangt er in diesem theoretischen Extremfall auch eine Million unterschiedliche Preise von den Verbrauchern. Um eine perfekte Preisdiskriminierung anwenden zu kö nnen, muss der Anbieter die maximale Zahlungsbereitschaft jedes einzelnen Kunden kennen. Diese Informationen liegen in der Realitä t nicht vor. Um dennoch mit unterschiedlichen Preisen arbeiten zu kö nnen, werden daher Gruppen von potenziellen Konsumenten gebildet, die jeweils einen gruppenspezifischen Preis zahlen. Dabei gilt: Je hö her die vermutete Zahlungsbereitschaft einer Gruppe ist, desto grö ßer ist die Abweichung des von dieser Gruppe geforderten Preises vom Gleichgewichtspreis und desto hö her ist damit der geforderte Preis. Fü r die Identifizierung von Gruppen gibt es verschiedene Kriterien bzw. Aspekte. Mit Hilfe dieser Kriterien wird der Markt in unterschiedliche Kundengruppen aufgespalten, von denen unterschiedliche Preise verlangt werden.  Sachliche Preisdifferenzierung : Im Verlagswesen ist zu erwarten, dass diejenigen, die das Buch eines bestimmten Autors besonders schä tzen, bereit sind, einen hö heren Preis fü r dessen Roman zu zahlen als jemand, der nur eine Urlaubslektü re sucht. Verlage schö pfen einen Teil dieser hö heren Zahlungsbereitschaft ab, indem sie zunä chst eine aufwendigere Hardcover- Version anbieten und nach einiger Zeit eine preiswertere Paperback-Ausgabe. Bei der ersten Version liegt der Preis signifikant ü ber den Produktionskosten und erhö ht so den Stü ckgewinn des Verlags. Die Liebhaber des Romanautors werden sich davon nicht abhalten lassen. Sie haben eine hohe Zahlungsbereitschaft und sind daher bereit, den hohen Buchpreis zu zahlen. Die Preisdiskriminierung bezieht sich dabei nur auf den Preisaufschlag, der ü ber die hö heren Produktionskosten der Hardcover-Version im Vergleich zur Paperback-Ausgabe hinausgeht. <?page no="125"?> Preisdiskriminierung 125  Demografische Preisdifferenzierung : Bei dieser Form der Preispolitik werden personenbezogene Eigenschaften, wie z. B. das Alter herangezogen. Beispiele sind geringere Kino- und Museumseintrittspreise fü r Kinder und Jugendliche oder auch fü r Personen im Rentenalter. Grund fü r diese Preisnachlä sse ist vor allem der Umstand, dass diese Personengruppen in der Regel ein geringeres verfü gbares Einkommen haben als Menschen im erwerbsfä higen Alter und daher auch eine geringere Zahlungsbereitschaft besitzen. Um in den Genuss geringerer Preise zu gelangen, mü ssen die Personen in der Regel ihr Alter mittels ihres Personalausweises nachweisen.  Preisdifferenzierung nach dem Status im Berufsleben : Auch bei diesem Kriterium geht es um die UÜ berlegung, dass beispielsweise Schü ler, Auszubildende, Studierende, Arbeitslose und Rentner geringere verfü gbare Einkommen haben als Erwerbstä tige. Sie erhalten gegenü ber Erwerbstä tigen einen Preisnachlass, z. B. in Form von Studentenrabatten fü r Restaurantmahlzeiten, Theaterbesuche oder Zeitschriftenabonnements. Unternehmen verlangen als Nachweis entsprechende Dokumente, also einen Schü ler- oder Studentenausweis.  Zeitliche Preisdifferenzierung : Wenn es bei der Nachfrage nach einem bestimmten Produkt zeitabhä ngige Schwankungen gibt, kö nnen Unternehmen den Zeitpunkt des Konsums als Kriterien fü r Preisunterschiede wä hlen. Fü r einen einwö chigen Urlaub mü ssen Verbraucher in der Ferienzeit hö here Preise zahlen als in den Jahreszeiten, in denen es keine Schulferien gibt. Grund dafü r ist der Umstand, dass Personen mit schulpflichtigen Kindern ihren Urlaub nur wä hrend der Schulferien durchfü hren kö nnen und nicht auf andere Zeiten ausweichen kö nnen. In Kombination mit einer hohen Anzahl von Urlaubern, die fü r eine rasche Ausbuchung von Urlaubsorten sorgen kö nnen, sind diese Personen daher bereit, einen hö heren Preis zu zahlen als in den Wochen und Monaten zwischen den Schulferien. Ein anderes Beispiel sind Hotels an Orten, die ihren Umsatz vor allem mit Dienstreisenden erzielen. Hier sind Preisnachlä sse an Wochenenden zu erwarten, um die ansonsten leerstehenden Hotelzimmer vermieten zu kö nnen.  Regionale Preisdifferenzierung : Die Zahlungsbereitschaft der Kunden kann auch von deren Wohnort abhä ngen. In einer Region mit einem hohen materiellen Wohlstand und einer damit einhergehenden hohen Kaufkraft kö nnen hö here Preise gefordert werden als in strukturschwachen Regionen mit einem nur geringen Einkommensniveau. Denkbar ist auch ein Preisunterschied zwischen einem Verkauf im Inland und im Ausland. Dies lohnt sich z. B., wenn es sich um ein Land handelt, das ein hö heres Einkommensniveau als das Inland hat. Wichtig ist jedoch, dass ein im Ausland geforderter hö herer Preis nicht auf Transport- und Verwaltungskosten zurü ckzufü hren ist. In 6 <?page no="126"?> 126 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten diesem Fall wä re der Preisunterschied kostenbedingt und somit keine Form der Preisdiskriminierung. Eine neue Form von Preisunterschieden, die nicht auf Kostenunterschiede zurü ckzufü hren sind, sind sogenannte personalisierte Preise . Hierbei handelt es sich um kundenindividuelle Preise, die die Online-Anbieter von unterschiedlichen Personen verlangen. Die Hö he des personalisierten Preises hä ngt von nutzerbezogenen Eigenschaften ab. Neben sozioö konomischen Eigenschaften wie Alter und Geschlecht zä hlt zu den preisbestimmenden Faktoren beispielsweise auch das Suchbzw. Surfverhalten. Personen, die sich vor der Suche nach einer Pauschalreise fü r Luxusuhren, teure Markenartikel und Sportwagen interessiert haben, kann tendenziell ein hö herer Preis abverlangt werden als Personen, deren Internetsuchverhalten sich auf preiswerte Produkte beschrä nkt. Auch das verwendete Endgerä t kann eine Rolle spielen. Das Phä nomen der personalisierten Preise ist bisher nur vereinzelt nachweisbar. Es ist jedoch zu erwarten, dass mit der Weiterentwicklung der Datensammlung und der Datenauswertung sowie der verwendeten Algorithmen dieses Phä nomen an Bedeutung gewinnt. Voraussetzung fü r alle Formen der Preisdiskriminierung ist, dass die Konsumenten ein erworbenes Produkt nicht an einen anderen Kunden verkaufen kö nnen. In diesem Fall wü rden Personen mit einer geringen Zahlungsbereitschaft ihr Produkt zu einem hö heren Preis an einen Konsumenten mit einer hohen Zahlungsbereitschaft verkaufen. Der monetä re Gewinn dieser Preispolitik wü rde dann nicht beim Anbieter anfallen, sondern bei dem Konsumenten, der das Produkt weiterverkauft. Das Instrument der Preisdiskriminierung bietet sich daher vor allem bei Dienstleistungen an, bei denen der Konsum personengebunden ist. Das erschwert einen Weiterverkauf. Beispiele sind Urlaubsreisen, Restaurant- und Kinobesuche oder auch Reparaturleistungen. Bei physischen Produkten ist diese Preispolitik mö glich, wenn es kundenspezifische Besonderheiten des Produkts gibt, die sich aus einer Produktanpassung ergeben. Beispiele sind Sportgerä te wie Fahrrä der (ergonomische und funktionale Anpassungen, Haltbarkeit und Gewicht, Abstimmung des Fahrradrahmens auf die individuellen Kö rpermaße) oder Kleidungsstü cke (einzelne Anpassungen bis hin zur Maßanfertigung). AAbbsscchhlliieeßßeennddee BBeemmeerrkkuunnggeenn zzuurr PPrreeiissbbiilldduunngg aauuff MMäärrkktteenn Aus den Ausfü hrungen zur Preisbildung auf verschiedenen Mä rkten lassen sich zwei wesentliche Erkenntnisse ableiten: die Vorteilhaftigkeit der vollstä ndigen Konkurrenz im Vergleich zu allen anderen Marktformen und die Vorteilhaftigkeit von flexiblen Preisen. <?page no="127"?> Abschließende Bemerkungen zur Preisbildung auf Mä rkten 127 Die Vorteilhaftigkeit der vollständigen Konkurrenz lä sst sich mit Hilfe der Konsumenten- und Produzentenrente zeigen. Der Vergleich der Gleichgewichte auf verschiedenen Mä rkten hat verdeutlicht, dass sich die grö ßte gesellschaftliche Wohlfahrt im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellt. In allen anderen Fä llen hingegen ist mit dem erreichten Marktgleichgewicht ein Wohlfahrtsverlust verbunden, d. h. die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente ist stets geringer als im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz. Die Wohlfahrtsverluste resultieren daraus, dass eine geringere Gü termenge angeboten und konsumiert wird als im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz. In den meisten Fä llen (Monopol, Oligopol) wird diese Menge zu einem Preis verkauft, der ü ber dem Preis liegt, der sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz ergeben wü rde. Die entsprechenden Marktgleichgewichte zeichnen sich folglich dadurch aus, dass die Konsumenten eine geringere Menge als im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz konsumieren kö nnen und dafü r einen hö heren Preis zahlen mü ssen. Nutznießer dieser Gleichgewichte sind die Anbieter, deren Produzentenrente hö her ist als im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz. Zweitens hat sich gezeigt, dass das Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot im Fall flexibler Preise zu einer Situation fü hrt, in der die angebotene und die nachgefragte Menge ü bereinstimmen. Damit liegt ein Marktgleichgewicht vor. Der Preis ist daher ein zentrales Element der Marktwirtschaft und hat eine Reihe von Funktionen. Die wichtigsten Preisfunktionen sind die Allokationsfunktion, die Anreizfunktion, die Informationsfunktion, die Koordinierungsfunktion und die Markträ umungsfunktion. Diese Funktionen kann der Preis allerdings nur erfü llen, wenn er sowohl nach oben als auch nach unten vollkommen flexibel ist.  Die Allokationsfunktion des Preises beschreibt den Umstand, dass der Preis die endgü ltige Verteilung der Gü ter und der Produktionsfaktoren regelt. Die vorhandenen Produktionsfaktoren und die mit ihnen produzierten Gü ter werden so verteilt, dass sie den Konsumenten den grö ßtmö glichen Nutzen stiften. So sind beispielsweise Anbieter von Gü tern, die von den Konsumenten hoch geschä tzt werden und fü r die die Konsumenten einen hohen Preis zahlen, in der Lage, hö here Faktorpreise zu zahlen. Dadurch werden die Produktionsfaktoren in die Branchen gelenkt, die diese Gü ter herstellen. So werden schließlich die Gü ter, die von den Konsumenten hoch geschä tzt werden, in grö ßerem Umfang hergestellt.  Der Preis stellt fü r die Anbieter oder Eigentü mer von Gü tern einen Anreiz dar, Mengeneinheiten dieses Gutes auf dem Markt anzubieten. Wenn beispielsweise der Preis eines Gutes infolge einer grö ßeren Nachfrage steigt, erhö ht dies den Anreiz der Anbieter, mehr Einheiten dieses Gutes zu produzieren und auf dem Markt anzubieten. Zudem erhö ht der steigende Preis bei den Eigentü mern dieses Gutes den Anreiz, sich von ihren Gü tern zu trennen und diese zu verkaufen. Im Ergebnis fü hrt die Anreizfunktion des Preises al- 6 <?page no="128"?> 128 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten so dazu, dass im Fall einer grö ßeren Nachfrage diese auch durch ein steigendes Angebot befriedigt werden kann.  Die Informationsfunktion des Preises beschreibt den Umstand, dass der Preis alle Marktteilnehmer mit den Informationen versorgt, die diese fü r ihre Entscheidungen benö tigen. Hierzu gehö rt vor allem der Umstand, dass der Preis ein Knappheitsindikator ist. Ein steigender Preis ist ein Indikator dafü r, dass es einen Nachfrageü berhang gibt. Dies bedeutet, dass nicht alle Konsumenten, die das Gut zu dem am Markt herrschenden Preis kaufen wollen, dieses Gut in der gewü nschten Menge erwerben kö nnen. Das Angebot reicht nicht aus, um die Nachfragewü nsche zu befriedigen. Der steigende Preis gibt den Anbietern die Information, dass eine Ausweitung des Angebots ö konomisch lohnend ist. Ein sinkender Preis ist hingegen ein Signal dafü r, dass das Angebot zu groß ist und eine Reduzierung des Angebots ö konomisch sinnvoll ist. Hohe bzw. steigende Preise signalisieren somit Knappheit, geringe bzw. sinkende Preise sind hingegen ein Signal fü r einen UÜ berfluss.  Die Koordinierungsfunktion des Preises beschreibt den Umstand, dass der Preis das Angebot und die Nachfrage so koordiniert, dass der Markt gerä umt wird. Wenn die Anbieter z. B. ein Produkt herstellen, das nicht den Wü nschen der Konsumenten entspricht, resultiert daraus ein Angebotsü berschuss. Der damit einhergehende Preisrü ckgang signalisiert den Anbietern, dass sie die Produktion dieses Gutes einschrä nken mü ssen. Damit werden die Produktions- und die Konsumplä ne aufeinander abgestimmt.  Die Markträ umungsfunktion des Preises beschreibt den Umstand, dass der Preis das Angebot und die Nachfrage so koordiniert, dass der Markt gerä umt wird. Es kommt zum Ausgleich der angebotenen und der nachgefragten Menge, d. h. es wird ein Marktgleichgewicht erreicht. Solange das Marktgleichgewicht noch nicht erreicht ist, finden Preisvariationen statt. Im Falle eines Angebotsü berschusses beispielsweise kommt es zu einem Preisrü ckgang, der zu einem Rü ckgang der angebotenen Gü termenge und zu einem Anstieg der nachgefragten Gü termenge fü hrt. Die Preisä nderungen finden so lange statt, bis der Angebotsü berschuss abgebaut ist und die angebotene Gü termenge mit der nachgefragten ü bereinstimmt. Die Vorteilhaftigkeit eines flexiblen Preises im Allgemeinen und der Marktform der vollstä ndigen Konkurrenz im Besonderen hä ngt allerdings von einer Reihe von Annahmen ab. Hierzu gehö ren vor allem:  Der Umstand, dass die privaten Kosten von ö konomischen Entscheidungen (die Kosten, die ein einzelnes Wirtschaftssubjekt trä gt) mit den sozialen Kosten dieser Entscheidung (die Kosten, die fü r die Gesellschaft, also die Summe aller Wirtschaftssubjekte, anfallen) identisch sind. Gleiches gilt fü r den privaten und den sozialen Nutzen. <?page no="129"?> Lernfragen 129  Eine Produktionstechnologie, mit der ein Anbieter bei Einhaltung der Bedingung fü r ein Gewinnmaximum im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz (Preis = Grenzerlö s = Grenzkosten) in der Lage ist, durch den erzielten Erlö s auch alle Kosten zu decken.  Die Mö glichkeit, dass Personen, die nicht bereit sind fü r den Konsum eines Gutes zu bezahlen, vom Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden kö nnen.  Das Vorliegen von Markttransparenz. Diese ist gegeben, wenn alle Marktteilnehmer ü ber sä mtliche Informationen verfü gen, die fü r das Marktgeschehen relevant sind. Hierzu gehö ren unter anderem die Informationen ü ber die Produktqualitä t, die Kosten, die Anbieter und die Preise aller Anbieter. Sind diese Annahmen nicht gegeben, kann es zu einem Marktversagen kommen. Die wichtigsten Fä lle eines solchen Versagens werden im nä chsten Schritt behandelt. LLeerrnnffrraaggeenn Der Gleichgewichtspreis ist der Preis, …  bei dem Angebot und Nachfrage ü bereinstimmen.  bei dem der Preis mit den Durchschnittskosten ü bereinstimmt. Das Prinzip der Offenheit des Marktes besagt, dass …  alle Marktteilnehmer ü ber alle relevanten Informationen verfü gen.  jeder, der will, als Anbieter oder Nachfrage auf dem Markt agieren darf.  der Staat keine Zö lle erhebt. Das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit des Preises besagt, dass …  der Preis eines Gutes im Zeitablauf konstant ist.  es fü r ein homogenes Gut nur einen Preis auf dem Markt gibt.  es fü r ein superiores Gut nur einen Preis auf dem Markt gibt. Ein Markt unter vollständiger Konkurrenz zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass …  der Preis nie geringer als die Grenzkosten sein darf.  es wenige Anbieter, aber viele Nachfrager gibt.  der Preis nach oben und unten vollkommen flexibel ist. 6 <?page no="130"?> 130 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten Ein Angebotsüberschuss liegt vor, wenn beim herrschenden Preis …  die angebotene Gü termenge grö ßer ist als die nachgefragte Gü termenge.  die Zahl der Anbieter grö ßer ist als die Zahl der Nachfrager.  die nachgefragte Gü termenge grö ßer ist als die angebotene Gü termenge. Wenn es auf einem Markt einen Nachfrageüberhang gibt, …  sind einige Konsumenten bereit, einen hö heren Preis zu zahlen.  steigen die Produktionskosten. Wenn auf einem Markt die Nachfrage nach einem Gut steigt, …  kommt es zu einem Angebotsü berschuss.  steigt der Preis. Das Gleichgewicht auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass …  die Unternehmen einen Gewinn erzielen, weil der Preis ü ber den Grenzkosten liegt.  der Preis den Grenzkosten entspricht.  der Preis unter den Durchschnittskosten liegt. Wenn der technische Fortschritt die Produktionskosten senkt, kommt es auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz …  zu einer Verringerung der Anzahl der Anbieter.  zu einer Zunahme des Gü terangebots.  zu einer Preissteigerung. Wenn es auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz zu einem Nachfragerückgang kommt, …  steigen die Grenzkosten der Produktion.  bleibt der Marktpreis konstant, wä hrend die gehandelte Gü termenge sinkt.  sinken der Gleichgewichtspreis und die Gleichgewichtsmenge. Ein Monopolist bietet im Vergleich zu einem Markt unter vollständiger Konkurrenz …  eine grö ßere Gü termenge an.  eine geringere Gü termenge an. <?page no="131"?> Lernfragen 131 Ein nutzenmaximierender Monopson bestimmt die von ihm nachgefragte Gütermenge mit Hilfe der folgenden Entscheidungsregel:  Die Grenzkosten entsprechen dem Grenzerlö s.  Die Grenzausgaben entsprechen den Grenzkosten.  Die Grenzausgaben entsprechen dem Grenznutzen. Im Marktgleichgewicht eines bilateralen Monopols liegt …  der Gleichgewichtspreis immer ü ber dem Preis, der sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde.  der Gleichgewichtspreis immer unter dem Preis, der sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde.  die Gleichgewichtsmenge immer unter der Menge, die sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde. Auf einem Oligopolmarkt treffen …  viele Anbieter auf wenige Nachfrager.  viele Nachfrager auf wenige Anbieter.  wenige Nachfrager auf einen Anbieter. Die Reaktionsfunktion eines Duopolisten gibt im Fall eines homogenen Duopols an, wie dieser Duopolist seine angebotene Menge an …  die angebotene Menge des anderen Duopolisten anpasst.  eine Preissenkung des anderen Duopolisten anpasst.  die geä nderten Prä ferenzen der Nachfrager anpasst. Welcher der folgenden Preisunterschiede stellt eine Preisdiskriminierung dar?  Unterschiedliche Fahrpreise fü r Erwerbstä tige, Schü ler und Rentner bei der Bahn.  Ein ermä ßigter Mehrwertsteuersatz fü r Rollstü hle.  Ein hö herer Preis fü r ein im Ausland verkauftes Auto, wobei der Preisunterschied den Transport- und Verwaltungskosten entspricht. Welche Informationen benötigt ein Unternehmen, um eine perfekte Preisdiskriminierung anwenden zu können?  Die Hö he der verfü gbaren Einkommen aller Konsumenten. 6 <?page no="132"?> 132 Schritt 6: Preisbildung auf Mä rkten  Die maximale Zahlungsbereitschaft der wichtigsten Kundengruppen (einkommensreiche Haushalte, Studierende, Rentner etc.).  Die maximale Zahlungsbereitschaft aller Konsumenten. Was ist eine zentrale Aufgabe der Koordinierungsfunktion des Preises? Dafür zu sorgen, dass ...  der Markt gerä umt wird.  der Preis eines Gutes im Zeitablauf sinkt.  die Konsumenten ihren Nutzen maximieren kö nnen. PPrrüüffuunnggssttiipppp Wenn du die grundsä tzliche Funktionsweise eines Marktes, also das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage verstanden hast, kannst du diese Erkenntnisse auf alle Mä rke anwenden. Dies hilft dir unter anderem, das Phä nomen der Arbeitslosigkeit (Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt) und das Steigen von Aktienkursen (Reaktion auf einen Nachfragü berhang) besser nachzuvollziehen. Egal, ob es sich um Gü termä rkte, den Arbeitsmarkt, Devisenmä rkte, Rohstoffmä rkte, den Kreditmarkt oder den Markt fü r Vermö genswerte wie Aktien und Staatsanleihen handelt - die Funktionsweise aller Mä rkte ist stets die gleiche. <?page no="133"?> Schritt 7: Marktversagen Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Von einem Marktversagen wird gesprochen, wenn die marktmä ßige Koordination zu einem Ergebnis fü hrt, das von dem Ergebnis auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz abweicht. In diesem Kapitel lernst du die wichtigsten Formen eines Marktversagens kennen. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ negative externe Effekte ■ positive externe Effekte ■ steigende Skalenerträ ge ■ economies of scale ■ natü rliches Monopol ■ ö ffentliche Gü ter ■ asymmetrische Informationen ■ adverse Selektion Wofür benötige ich dieses Wissen? Das Studium der verschiedenen Formen eines Marktversagens verdeutlicht die damit verbundenen Wohlfahrtsverluste. Um diese Wohlfahrtsverluste zu verringern bzw. im Idealfall sogar vollkommen zu beseitigen, sind staatliche Eingriffe in das Marktgeschehen erforderlich. Die Kenntnis von Marktversagen und deren Konsequenzen ist daher eine wichtige Voraussetzung, um Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsleben zu begrü nden. 7 <?page no="134"?> 134 Schritt 7: Marktversagen Von einem Marktversagen wird gesprochen, wenn die marktmä ßige Koordination zu einem Ergebnis fü hrt, das von dem Ergebnis auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz gewä hlt. Fü r ein Abweichen des Marktergebnisses von den Ergebnissen des Referenzmodells gibt es verschiedene Ursachen. Zu den wichtigsten zä hlen externe Effekte, steigende Skalenerträ ge, die Existenz von ö ffentlichen Gü tern und asymmetrische Informationen. EExxtteerrnnee EEffffeekkttee Externe Effekte liegen vor, wenn die privaten Kosten einer ö konomischen Entscheidung nicht mit den sozialen Kosten dieser Entscheidung ü bereinstimmen oder wenn der private Nutzen der Entscheidung nicht mit dem sozialen Nutzen ü bereinstimmt. Die privaten Kosten von ö konomischen Entscheidungen sind alle Kosten, die ein einzelnes Wirtschaftssubjekt trä gt. Die sozialen Kosten sind hingegen die Kosten, die fü r die Gesellschaft - also die Summe aller Wirtschaftssubjekte - anfallen. Stimmen die privaten und die sozialen Kosten nicht ü berein, d. h. sind die sozialen Kosten hö her als die privaten, liegen negative externe Effekte vor. Ein Beispiel fü r einen negativen externen Effekt ist die Umweltverschmutzung. Der private und der soziale Nutzen werden analog definiert. Ist der soziale Nutzen grö ßer als der private, liegen positive externe Effekte vor. Ein Beispiel fü r einen positiven externen Effekt ist ein gepflegter Garten, an dem sich auch die Nachbarn des Eigentü mers erfreuen. Eigeninteressierte Wirtschaftssubjekte berü cksichtigen bei ihren Entscheidungen lediglich die privaten Kosten und den privaten Nutzen. Dabei wird eine bestimmte Handlungsalternative ausgewä hlt, wenn der in Geldeinheiten berechnete Nutzen dieser Alternative grö ßer ist als die Kosten. Den grö ßten Nettonutzen erzielt ein Wirtschaftssubjekt, wenn die Grenzkosten dieser Entscheidung gleich dem Grenznutzen sind. Das Ergebnis einer individuell rationalen Entscheidung ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nur dann optimal, wenn das Wirtschaftssubjekt alle anfallenden Kosten und Nutzen berü cksichtigt. Sobald die sozialen Kosten grö ßer sind als die privaten, wird von nutzenmaximierenden Individuen eine Entscheidung getroffen, die aus gesellschaftlicher Sicht nicht optimal ist. Durch das Abwä lzen eines Teils der gesamtwirtschaftlich anfallenden Kosten auf die Allgemeinheit wird ein eigeninteressiertes Individuum ein zu großes Aktivitä tsniveau wä hlen. Die Auswirkungen der negativen externen Effekte lassen sich mit Hilfe der Abbildung 7.1 verdeutlichen. Dabei wird von einem positiven, aber abnehmen- <?page no="135"?> Externe Effekte 135 den sozialen Grenznutzen (GN) einer bestimmten Aktivitä t ausgegangen. Dies bedeutet, dass eine Ausweitung der Aktivitä t um eine Mengeneinheit zwar einen zusä tzlichen gesamtwirtschaftlichen Nutzen schafft, dass dieser Nutzenzuwachs aber mit steigender Aktivitä tsmenge (x) immer geringer wird. Hinsichtlich der privaten Grenzkosten (GK priv ) und der sozialen Grenzkosten (GK soz ) wird von positiven und steigenden Grenzkosten ausgegangen. Eigeninteressierte Individuen werden bei ihrer Entscheidung lediglich die privaten, nicht aber die sozialen Grenzkosten berü cksichtigen. Deshalb entscheiden sie sich fü r ein Aktivitä tsniveau (x opt.,priv ), das grö ßer ausfä llt als das aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimale Niveau (x opt.,soz ). Damit liegt ein Marktversagen vor. Dieses Marktversagen ist mit einem Wohlfahrtsverlust in Hö he der Flä che abc verbunden. Abb. 7.1: Aktivitätsniveau und Wohlfahrtsverlust bei negativen externen Effekten Auch im Fall von positiven externen Effekten kommt es zu einem Wohlfahrtsverlust. Dieser resultiert daraus, dass rational entscheidende Akteure ein Aktivitä tsniveau wä hlen, das gemessen an den gesamtwirtschaftlichen Vorteilen zu gering ist. Die Auswirkungen der positiven externen Effekte lassen sich mit Hilfe der Abbildung 7.2 verdeutlichen. Eigeninteressierte Individuen werden bei ihrer Entscheidung lediglich den privaten, nicht aber den sozialen Grenznutzen berü cksichtigen. Deshalb entscheiden sie sich fü r ein Aktivitä tsniveau (x opt.,priv ), das geringer ausfä llt als das aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimale Niveau GK soz GN x GK priv x opt.,soz x opt.,priv b a c GK, GN Wohlfahrtsverlust negativer externer Effekt 7 <?page no="136"?> 136 Schritt 7: Marktversagen (x opt.,soz ). Auch damit liegt ein Marktversagen vor, das wiederum mit einem Wohlfahrtsverlust in Hö he der Flä che abc verbunden. Abb. 7.2: Aktivitätsniveau und Wohlfahrtsverlust bei positiven externen Effekten SStteeiiggeennddee SSkkaalleenneerrttrrääggee Steigende Skalenerträ ge - auch economies of scale genannt - bedeuten sinkende Grenz- und Durchschnittskosten, wie in Schritt 4 unter der UÜ berschrift „Angebotsfunktion eines gewinnmaximierenden Unternehmens“ gezeigt wurde. Im Fall von sinkenden Grenz- und Durchschnittskosten, bei denen die Grenzkosten geringer sind als die Durchschnittskosten, fü hrt das Verhalten eines gewinnmaximierenden Unternehmens auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz zu Verlusten. Dieses Verhalten bedeutet, dass ein Unternehmen die Gü termenge anbietet, bei der die Grenzkosten dem Marktpreis entsprechen. Bei steigenden Skalenerträ gen ist der Preis, der den Grenzkosten entspricht, dann aber geringer als die Durchschnittskosten (siehe Abbildung 7.3). Ein Unternehmen, das die gewinnmaximierende Verhaltensweise ‚Preis gleich Grenzkosten’ anwendet, bietet die Menge x* zum Preis p* an. Der Erlö s ist das Produkt aus abgesetzter Menge und erzieltem Preis, d. h. mit dieser Entscheidung ist ein Erlö s in Hö he der Flä che 0p*Q*x* verbunden. Die Gesamtkosten ergeben sich aus der Multiplikation der Durchschnittskosten GN priv x GK x opt.,priv x opt.,soz GN soz a b c Wohlfahrtsverlust GK, GN positiver externer Effekt <?page no="137"?> Steigende Skalenerträ ge 137 Cx mit der produzierten und abgesetzten Menge. Mit der Produktion der Menge x* sind daher Gesamtkosten verbunden, die der Flä che 0 (Cx)* Q’x* entsprechen. Die Gesamtkosten sind somit grö ßer als der Erlö s, sodass ein Verlust in Hö he der Flä che p* (Cx)* Q’Q* entsteht. Wenn allerdings durch die Produktion und das Angebot einer bestimmten Gü termenge Verluste entstehen, wird ein Unternehmen nicht bereit sein, diese Gü ter auf dem Markt anzubieten. Abb. 7.3: Verluste eines Unternehmens im Fall steigender Skalenerträge Die sinkenden Durchschnittskosten, die mit den steigenden Skalenerträ gen verbunden sind, fü hren langfristig dazu, dass ein Unternehmen durch eine Ausweitung der Produktion alle Konkurrenten vom Markt drä ngen kann, die eine geringere Menge zu hö heren Durchschnittskosten herstellen. Letztendlich dauert dieser Verdrä ngungsprozess so lange, bis nur noch ein Alleinanbieter ü brig ist und die gesamte auf dem Markt absetzbare Gü termenge produziert. Dieser Alleinanbieter agiert dann wie jeder Monopolist und bietet im Vergleich x p* Q’ Nachfragekurve x* Q* 0 p, 𝜕𝜕C 𝜕𝜕x , Cx Cx * Verlust Cx 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 7 <?page no="138"?> 138 Schritt 7: Marktversagen zur vollstä ndigen Konkurrenz eine geringere Menge des Gutes an, die er zu einem hö heren Preis verkauft, was einen Wohlfahrtsverlust darstellt. Im Fall von steigenden Skalenerträ gen bzw. economies of scale kommt es also durch die Ausnutzung von Massenproduktionsvorteilen zu der Herausbildung eines Monopolisten. Das aus economies of scale bzw. sinkenden Durchschnittskosten resultierende Monopol wird als natü rliches Monopol bezeichnet. Box 6: Digitale Monopole Digitale Gü ter und die hä ufig mit ihnen verbundenen Plattformmä rkte weisen drei zentrale Eigenschaften aus, die eine Monopolbildung erleichtern. Erstens zeichnen sich digitale Produkte durch hohe Fixkosten und geringe Grenzkosten aus. Der Aufbau von Netzen (z. B. Breitband) ist grundsä tzlich mit sehr hohen Anfangskosten verbunden. Gleiches gilt fü r die Entwicklung von Betriebssystemen und Anwendungssoftware. Die Vervielfä ltigung und Auslieferung eines Computerprogramms, einer CD oder eines Musikstü cks erfolgt jedoch hä ufig ü ber einen Download und ist daher mit sehr geringen Kosten verbunden. Das hat zur Folge, dass das Unternehmen, welches die grö ßte Menge anbietet, die geringsten Stü ckkosten aufweist und daher auch den niedrigsten Preis fordern kann. Langfristig kann somit nur ein Anbieter am Markt bestehen. Zweitens haben digitale Plattformen in der Regel einen Netzwerkgut-Charakter. Je mehr Teilnehmer in einem sozialen Netzwerk oder einer Online-Tauschbö rse anzutreffen sind, desto attraktiver ist es fü r Menschen, sich dem entsprechend großen Netzwerk anzuschließen. Am Ende setzt sich das Unternehmen durch, das die meisten Teilnehmer hat („ Winner takes all “-Phä nomen). Drittens wird die Entstehung von Monopolen in der Digitalö konomie noch dadurch gefö rdert, dass Unternehmen den Wechsel zu einem anderen Anbieter erschweren kö nnen, indem sie die Kosten dieses Wechsels erhö hen. Wechselbzw. Umstellungskosten kö nnen unterschiedliche Formen annehmen. Wenn beispielsweise die Anmeldung bei einem Online-Hä ndler viele Angaben erfordert und daher zeitintensiv ist, wird ein Nutzer mö glicherweise bei seinem Hä ndler bleiben, selbst wenn das gewü nschte Produkt bei einem anderen Online-Anbieter fü nf Prozent billiger ist. Das kann bedeuten, dass Wettbewerber sich nicht durchsetzen kö nnen, obwohl sie preislich bessere Angebote haben. Und wenn ein Unternehmen erst einmal die Position eines Monopolisten erreicht hat, wird es fü r neue potenzielle Anbieter sehr schwer, sich gegen diesen Alleinanbieter durchzusetzen. <?page no="139"?> OÜ ffentliche Gü ter 139 ÖÖffffeennttlliicchhee GGüütteerr Ein privates Gut zeichnet sich im Wesentlichen dadurch aus, dass eine Rivalitä t im Konsum besteht, d. h. dass der Konsum eines Gutes durch eine Person alle anderen Personen vom Konsum dieses Gutes ausschließt. Beispiele fü r private Gü ter sind Nahrungsmittel. Ein öffentliches Gut zeichnet sich im Wesentlichen dadurch aus, dass keine Rivalitä t im Konsum besteht, d. h. dass der Konsum eines Gutes durch eine Person nicht alle anderen Personen vom Konsum dieses Gutes ausschließt. Beispiele fü r ö ffentliche Gü ter sind Radio- und Fernsehsendungen, Straßenlaternen oder die militä rische Verteidigung. Ein reines ö ffentliches Gut zeichnet sich darü ber hinaus dadurch aus, dass keine Person vom Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden kann - entweder weil der Ausschluss technisch nicht mö glich ist (Sonnenlicht) oder weil er mit so hohen Kosten verbunden ist, dass er nicht zweckmä ßig ist (Landstraßen). Wegen der fehlenden Ausschlussmöglichkeit werden ö ffentliche Gü ter nicht auf einem Markt gehandelt, was sich wie folgt erklä ren lä sst: Jeder potenzielle Konsument steht vor der Entscheidung, entweder seine Prä ferenzen bezü glich der Bereitstellung eines ö ffentlichen Gutes offen zu legen und sich an dessen Finanzierung zu beteiligen oder die Prä ferenzen zu verbergen, sich nicht an der Finanzierung zu beteiligen und darauf zu vertrauen, dass andere Personen das ö ffentliche Gut finanzieren, ohne die nicht zahlenden Personen anschließend von der Nutzung dieses Gutes ausschließen zu kö nnen. Die individuell beste Lö sung ist die Bereitstellung des Gutes und Finanzierung durch andere, die zweitbeste ist die Finanzierung durch alle Beteiligten, die drittbeste ist der Verzicht auf das Gut und die schlechteste Lö sung besteht schließlich aus der alleinigen Finanzierung des ö ffentlichen Gutes, das dann auch von denen genutzt werden kann, die sich an der Finanzierung nicht beteiligt haben. Individuell rational handelnde Personen entscheiden sich dafü r, ihre Prä ferenzen fü r das Gut zu verbergen, sodass fü r alle Beteiligten nur die drittbeste Situation - also der Verzicht auf die Bereitstellung des Gutes - eintritt. Im Ergebnis fü hrt das individuell rationale Verhalten im Fall ö ffentlicher Gü ter also dazu, dass dieses Gut von keinem Unternehmen angeboten wird, weil sich kein Konsument findet, der bereit ist, etwas fü r das Angebot dieses Gutes zu bezahlen. AAssyymmmmeettrriisscchhee IInnffoorrmmaattiioonneenn Nach den theoretischen UÜ berlegungen der vollstä ndigen Konkurrenz fü hrt der Preismechanismus zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage, bei dem die gesellschaftliche Wohlfahrt - definiert durch die Summe aus Konsumenten- und 7 <?page no="140"?> 140 Schritt 7: Marktversagen Produzentenrente - maximiert wird. Darü ber hinaus werden im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz Gü ter von schlechter Qualitä t vom Markt verdrä ngt, weil der Markt nur gute Leistungen belohnt. Daher setzen sich die Gü ter mit einer hohen Qualitä t durch und verdrä ngen die qualitativ minderwertigen Gü ter, sodass letztere vom Markt verschwinden. Voraussetzung hierfü r sind eine Reihe von Annahmen, zu denen unter anderem die Annahme der vollkommenen Information gehö rt. Diese Annahme verlangt, dass alle Marktteilnehmer vollstä ndig und kostenlos ü ber die Qualitä t der gehandelten Gü ter informiert sind. In der Realitä t ist die Annahme der vollstä ndigen Information jedoch nicht immer erfü llt. Stattdessen liegen hä ufig Informationsasymmetrien vor, bei denen eine der beiden Marktseiten besser ü ber die Qualitä t des betreffenden Gutes informiert ist als die andere. Wenn Informationen asymmetrisch verteilt sind, kann dies zu einem Marktversagen fü hren. Das Marktversagen ä ußert sich darin, dass nicht die Gü ter mit einer geringen Qualitä t vom Markt verdrä ngt werden, sondern dass sich die schlechte Qualitä t durchsetzt und die qualitativ hochwertigen Gü ter vom Markt verschwinden. Dieses Phä nomen widerspricht dem Selektionsmechanismus der vollstä ndigen Konkurrenz und wird daher als adverse Selektion bezeichnet. Das Problem der adversen Selektion lä sst sich am Beispiel des Marktes fü r Gebrauchtwagen verdeutlichen. Die Informationsasymmetrie besteht darin, dass nur die Eigentü mer - also die Verkä ufer - der Gebrauchtwagen deren wahre Qualitä t kennen. Die Kä ufer sind ohne hohe Informationskosten nicht in der Lage, einen gut erhaltenen Gebrauchtwagen von einem Wagen schlechter Qualitä t zu unterscheiden. Die Kä ufer wissen lediglich, dass es Gebrauchtwagen von verschiedenen Qualitä ten gibt, ohne einen einzelnen Wagen der betreffenden Qualitä t zuordnen zu kö nnen. Zudem kennen sie die Qualitä tsverteilung des Gebrauchtwagenmarktes. Geht man vereinfachend von fü nf Qualitä tsgruppen und einer Gleichverteilung der Qualitä t aus, lä sst sich der Markt fü r Gebrauchtwagen aus Sicht der Kä ufer wie folgt beschreiben (siehe Abbildung 7.4). Qualitätsgruppe Wert des Gebrauchtwagens Anteil an allen Gebrauchtwagen 1. (beste Qualitä t) 500,- Euro 20 % 2. 400,- Euro 20 % 3. 300,- Euro 20 % 4. 200,- Euro 20 % 5. (schlechteste Qualitä t) 100,- Euro 20 % Abb. 7.4: Markt für Gebrauchtwagen in der Ausgangssituation <?page no="141"?> Asymmetrische Informationen 141 Die Kä ufer werden in dieser Situation beim Kauf eines Gebrauchtwagens von einer durchschnittlichen Qualitä t ausgehen und deshalb maximal bereit sein, den entsprechenden Preis hierfü r zu bezahlen, denn auf die Dauer und im Durchschnitt werden sie dadurch eine dem Preis entsprechende Qualitä t erwerben. Auf dem beschriebenen Markt fü r Gebrauchtwagen stellt die dritte Qualitä tsgruppe die durchschnittliche Qualitä t dar, sodass normal informierte Kä ufer bereit sind, maximal einen Preis von 300,- Euro fü r einen angebotenen Gebrauchtwagen zu zahlen. Alternativ lä sst sich der Preis, den ein Kä ufer zu zahlen bereit ist, auch ü ber den Erwartungswert fü r den Wert eines Gebrauchtwagens berechnen. Dieser Erwartungswert liegt im hier behandelten Beispiel bei: 0,2 . (500 + 400 + 300 + 200 + 100) = 300,- Euro. Bei diesem Gleichgewichtspreis werden jedoch die Besitzer von Gebrauchtwagen der ersten und der zweiten Qualitä t nicht bereit sein, ihren Wagen zu verkaufen. Wegen des Informationsvorsprungs wissen sie, dass der tatsä chliche Wert ihres Autos ü ber dem Gleichgewichtspreis von 300,- Euro liegt. Bei diesem Marktpreis wü rden sie einen Verlust erleiden und ihr Angebot folglich vom Markt nehmen. Nur die Verkä ufer von Autos der drei schlechteren Qualitä tsgruppen sind bereit, ihren Wagen fü r den Marktpreis von 300,- Euro zu verkaufen. Damit aber ä ndert sich die durchschnittliche Qualitä t der Gebrauchtwagen auf dem Markt. Durch das Verschwinden der Wagen mit der besten und der zweitbesten Qualitä t werden nur noch drei Qualitä tsgruppen angeboten (siehe Abbildung 7.5). Qualitätsgruppe Wert des Gebrauchtwagens Anteil an allen Gebrauchtwagen 3. 300,- Euro 33,33 % 4. 200,- Euro 33,33 % 5. (schlechteste Qualitä t) 100,- Euro 33,33 % Abb. 7.5: Markt für Gebrauchtwagen nach Ausscheiden der beiden besten Qualitäten Die Kä ufer nehmen die geä nderte Qualitä tsstruktur wahr und revidieren ihre Vorstellungen von einer durchschnittlichen Qualitä t bzw. vom Erwartungswert ü ber den tatsä chlichen Wert eines Gebrauchtwagens. Nach dem Verschwinden der ersten beiden Qualitä tsgruppen werden die Kä ufer jetzt nur noch bereit sein, einen Preis von maximal 200,- Euro zu zahlen. Angesichts dieses neuen Marktpreises nehmen die Besitzer der Wagen mit der drittbesten Qualitä t ihr Angebot vom Markt. Auf dem Markt werden somit nur noch Autos der beiden schlechteren Qualitä tsgruppen angeboten, was zu einem Marktpreis von 0,5 . 200 + 0,5 . 100 = 150,- Euro fü hrt. Dieser Preis lä sst die Gebrauchtwagen der 7 <?page no="142"?> 142 Schritt 7: Marktversagen viertbesten Qualitä t vom Markt verschwinden, sodass schließlich nur noch die Autos der schlechtesten Qualitä t angeboten werden. Der Marktpreis entspricht dann der durchschnittlichen - sprich einzigen - Qualitä t bzw. dem Erwartungswert von 100,- Euro. Im Ergebnis hat das Vorliegen von asymmetrischen Informationen ü ber die konkrete Qualitä t der einzelnen angebotenen Gebrauchtwagen dazu gefü hrt, dass die Wagen mit einer guten Qualitä t vom Markt verdrä ngt worden sind und sich stattdessen die schlechteste Qualitä t durchgesetzt hat. Der Markt hat in dem Sinne versagt, dass es ihm nicht gelungen ist, gute Angebote oder Leistungen zu belohnen. Zudem ist der Markt fü r Gebrauchtwagen von hö herer Qualitä t, also der Qualitä tsgruppen 1 bis 4, zusammengebrochen bzw. gar nicht erst entstanden. Grundsä tzlich ist von der voranschreitenden Digitalisierung zu erwarten, dass sie bestehende Informationsasymmetrien abbauen kann. Gleichzeitig aber besteht auch die Mö glichkeit, dass diese Technologien zum Entstehen von neuen Informationsasymmetrien fü hren. So kö nnen beispielweise Anbieter mit Hilfe der systematischen Big-Data-Analyse Informationen ü ber die maximale Zahlungsbereitschaft einzelner potenzieller Kunden gewinnen. Diese Informationen kö nnen wiederum genutzt werden, um von jedem Interessenten einen individuellen Preis zu verlangen, der mö glichst dicht an dem Preis liegt, den der potenzielle Kunde maximal zu zahlen bereit ist. Diese bereits erwä hnten personalisierten Preise erhö hen den Gewinn der Anbieter zulasten der Verbraucher. Konsumenten haben hingegen nicht die Mö glichkeit, aus den im Internet zur Verfü gung stehenden Informationen abzuleiten, wie hoch die Produktionskosten eines Anbieters sind. Daher kö nnen sie schwerer einschä tzen, ob der geforderte Preis angemessen ist oder nicht. Außerdem ist zu berü cksichtigen, dass die Funktionsfä higkeit von digitalen Plattformen hä ufig davon abhä ngt, dass Nutzer sowohl Anbieter als auch Angebote beurteilen und so Informationen ü ber die Qualitä t der angebotenen Leistungen liefern. Entscheidend ist aus Sicht der Verbraucher, dass die abgegebenen Bewertungen der Wahrheit entsprechen. Dies ist jedoch keinesfalls garantiert: Unternehmen haben ein hohes Interesse an Bewertungen, die ihre eigenen Umsä tze steigern. Hier sind zwei Wege mö glich: Zum einen kö nnen sie Kunden oder Dienstleister beauftragen, die angebotenen Leistungen des eigenen Unternehmens besser zu bewerten, als sie tatsä chlich sind. Zum anderen haben die Unternehmen ein Interesse daran, dass negative Bewertungen fü r die Angebote von Konkurrenzunternehmen abgegeben werden. Unternehmen haben also einen ö konomischen Anreiz, Dritte dafü r zu bezahlen, dass diese Bewertungen abgeben, die nicht den tatsä chlichen Kundenerfahrungen entsprechen. Derartige Fake-Bewertungen gibt es u. a. fü r die Angebote von Online- Shops, Hotels, Handwerkern und anderen Dienstleistern. Damit besteht die Gefahr, dass sich Verbraucher auf das Urteil anderer Kunden verlassen und keine <?page no="143"?> Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie 143 eigenen Anstrengungen mehr unternehmen, um die tatsä chliche Qualitä t des gewü nschten Produkts herauszufinden. Das Ergebnis kann ein Fehlkauf in dem Sinne sein, dass fü r den gezahlten Preis eine schlechtere als die erwartete Qualitä t erworben wird. KKoonnsseeqquueennzzeenn ffüürr ddiiee MMaarrkktt-uunndd PPrreeiisstthheeoorriiee Ein Marktversagen liegt, wie eingangs definiert, immer dann vor, wenn das erreichte Marktergebnis von dem Resultat abweicht, das im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz erreicht werden wü rde. Das Abweichen von dem Resultat dieses Referenzmodells hat seine Ursachen letztendlich darin, dass die Annahmen des Modells der vollstä ndigen Konkurrenz nicht gegeben sind. Zu diesen Annahmen gehö ren u. a. die Identitä t von privaten und sozialen Kosten, die Identitä t von privatem und sozialem Nutzen, eine Produktionstechnologie mit konstanten oder sinkenden Skalenerträ gen, Gü ter mit Rivalitä t im Konsum und mit der Mö glichkeit diejenigen vom Konsum auszuschließen, die sich nicht an der Finanzierung des Gutes beteiligen, und schließlich die Annahme der vollstä ndigen Information. Mit dem Marktversagen ist ein Wohlfahrtsverlust verbunden. Wenn es das Ziel einer Gesellschaft ist, die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt - definiert als Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente - zu maximieren, dann ist im Fall eines Marktversagens ein Eingriff in das Marktgeschehen erforderlich. Ziel dieses Eingriffs ist es, trotz der fehlenden Voraussetzungen fü r einen Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz dennoch ein Ergebnis zu realisieren, das dem Gleichgewicht der vollstä ndigen Konkurrenz entspricht. Einige der genannten Instrumente, die fü r die Preisbildung eine besonders große Bedeutung haben, werden im nachfolgenden Kapitel nä her analysiert. LLeerrnnffrraaggeenn Umweltverschmutzung ist ein Beispiel für …  positive externe Effekte.  negative externe Effekte.  ö ffentliche Gü ter. 7 <?page no="144"?> 144 Schritt 7: Marktversagen Bei einem Gut mit einem positiven externen Effekt ist die Gleichgewichtsmenge, die sich auf dem Markt ohne einen staatlichen Eingriff ergibt …  grö ßer als die Menge, die aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist.  kleiner als die Menge, die aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. Bei einem Gut mit einem positiven externen Effekt ist der Gleichgewichtspreis, der sich auf dem Markt ohne einen staatlichen Eingriff ergibt …  grö ßer als der Preis, der aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist.  kleiner als der Preis, der aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. Bei einem Gut mit einem negativen externen Effekt sind …  die privaten Kosten geringer als die gesellschaftlichen Kosten.  die privaten Kosten geringer als der gesellschaftliche Nutzen.  die privaten Kosten hö her als der gesellschaftliche Nutzen. Bei steigenden Skalenerträgen kommt es zu einem …  dauerhaften Angebotsü berschuss.  dauerhaften Anstieg des Marktpreises.  natü rlichen Monopol. Bei economies of scale …  sinken die Grenzkosten mit steigender Produktionsmenge.  steigen die Grenzkosten mit steigender Produktionsmenge. Ein öffentliches Gut zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass …  keine Person vom Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden kann.  es keinen Preis hat. Wenn ein öffentliches Gut privatwirtschaftlich angeboten wird, …  wü rden die privaten Anbieter einen zu hohen Preis fordern.  wü rden die Nachfrager nicht bereit sein, einen Preis fü r dieses Gut zu zahlen. <?page no="145"?> Prü fungstipp 145 Bei welchem dieser Produkte ist eine adverse Selektion am wahrscheinlichsten?  Versicherung  Erdö l  Landesverteidigung Im Fall der asymmetrischen Informationen …  kö nnen Anbieter ihren Informationsvorsprung ausnutzen und hö here Preise fordern.  verschwinden die Produkte von hoher Qualitä t vom Markt.  kommt es zu sinkenden Grenzkosten. PPrrüüffuunnggssttiipppp Die geschilderten Formen des Marktversagens machen deutlich, dass die UÜ berlegenheit einer Koordination von wirtschaftlichen Aktivitä ten durch den Markt - also eine freie Marktwirtschaft ohne staatliche Interventionen - von zahlreichen Voraussetzungen abhä ngt. Nur wenn diese Voraussetzungen allesamt erfü llt sind, kann der Markt die gesellschaftliche Wohlfahrt maximieren. In der Realitä t sind diese Voraussetzungen jedoch nicht immer gegeben. Privatwirtschaftliche Aktivitä ten fü hren dann jedoch zu einem Ergebnis, das mit Wohlfahrtsverlusten fü r die Gesellschaft als Ganzes verbunden ist. In diesen Fä llen ist ein staatlicher Eingriff erforderlich. Die Forderung, der Staat mö ge sich aus wirtschaftlichen Aktivitä ten grundsä tzlich heraushalten, ist daher kritisch zu hinterfragen. 7 <?page no="147"?> Schritt 8: Markteingriffe Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Ein Markteingriff liegt vor, wenn die freie Preisbildung am Markt beeinträ chtigt wird. In diesem Kapitel lernst du drei Formen von Markteingriffen und deren Konsequenzen kennen: Steuern, Subventionen sowie ein Eingriff in die freie Preisbildung durch Hö chst- und Mindestpreise. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ marktkonformer Eingriff ■ Mengensteuer ■ Subvention ■ Hö chstpreis ■ Mindestpreis Wofür benötige ich dieses Wissen? In der wirtschaftlichen Realitä t greift der Staat auf vielfä ltige Weisen in das Marktgeschehen ein, vor allem durch Steuern und Subventionen. Derartige Eingriffe haben Einfluss auf den Preis, das Volumen der angebotenen und nachgefragten Gü termengen und die gesellschaftliche Wohlfahrt. Kenntnisse dieser Konsequenzen sind notwendig, um ü ber die Vorteilhaftigkeit solcher Eingriff sinnvoll diskutieren zu kö nnen. 8 <?page no="148"?> 148 Schritt 8: Markteingriffe Ein Markteingriff liegt vor, wenn die freie Preisbildung am Markt beeinträ chtigt bzw. verhindert wird. Es kann dabei zwischen marktkonformen und nichtmarktkonformen Eingriffen unterschieden werden. Im Folgenden sollen drei Formen von Markteingriffen untersucht werden, die fü r die Preisbildung besonders bedeutsam sind: Steuern, Subventionen sowie ein Eingriff in die freie Preisbildung durch Hö chst- und Mindestpreise. Ein marktkonformer Eingriff ermö glicht die Funktionsfä higkeit des Marktes. Beispiel hierfü r ist ein Eingriff bei negativen externen Effekten in Form einer Steuer, die genau der Differenz zwischen den sozialen und den privaten Kosten entspricht. Ein nichtmarktkonformer Eingriff stö rt hingegen die Funktionsfä higkeit des Marktes. Beispiel hierfü r ist ein Hö chstpreis, der zu einem dauerhaften Nachfrageü berhang fü hrt und damit unter anderem die Koordinierungs- und die Markträ umungsfunktion des Preises außer Kraft setzt. SStteeuueerrnn Die Auswirkungen einer Steuer auf die Preisbildung werden am Beispiel einer Mengensteuer untersucht. Wird auf ein bestimmtes Gut eine Steuer in Form eines Steuerbetrags (t) erhoben, so treibt diese Steuer einen Keil zwischen den Preis, den die Anbieter fü r eine Einheit dieses Gutes erhalten (Produzentenpreis = p), und den Preis, den die Nachfrager fü r eine Einheit dieses Gutes zahlen mü ssen (Konsumentenpreis = p + t). In einem Preis-Mengen-Diagramm hat die Existenz von zwei Preisen zur Folge, dass die Nachfrage vom Preis (p + t) abhä ngt, das Angebot aber vom Preis p. Um nun einen Schnittpunkt zwischen der Angebotskurve und der Nachfragekurve zu erhalten, mü ssen beide Kurven so umformuliert werden, dass entweder die Nachfrage auch vom Produzentenpreis p abhä ngt oder das Angebot in Abhä ngigkeit vom Konsumentenpreis (p + t) dargestellt wird. Wird beispielsweise die Nachfrage in Abhä ngigkeit vom Produzentenpreis p dargestellt, muss die Nachfragekurve um den Steuerbetrag t nach unten verschoben werden (siehe Abbildung 8.1). Im Vergleich zu der Situation, in der es zu einem Schnittpunkt der ursprü nglichen Angebots- und Nachfragekurve kommt, wird nun eine geringere Menge am Markt gehandelt. Diese Gleichgewichtsmenge x* wird zum Gleichgewichtspreis (p + t)* verkauft. Da der Staat jedoch einen Teil des Verkaufsbzw. Bruttopreises beansprucht, erhalten die Anbieter lediglich den Nettopreis p*. <?page no="149"?> Steuern 149 Abb. 8.1: Konsequenzen einer Mengensteuer auf ein Gut Mit der Mengensteuer ist zudem ein Wohlfahrtsverlust verbunden. Im Vergleich zum Schnittpunkt der ursprü nglichen Angebots- und Nachfragekurve kö nnen die Konsumenten nur eine geringere Menge konsumieren, fü r die sie zudem einen hö heren Preis zahlen mü ssen. Dies verringert die Konsumentenrente. Gleichzeitig kö nnen die Produzenten nur eine geringere Menge verkaufen, fü r die sie zudem einen geringeren Preis erhalten. Dies verringert die Produzentenrente. Diese Verringerung der Konsumenten- und Produzentenrente wird jedoch zum Teil durch die Steuereinnahmen kompensiert. Das Steueraufkommen ergibt sich aus der Multiplikation der abgesetzten Gü termenge (x*) und der Steuer je Mengeneinheit (t). Das Steueraufkommen entspricht der Flä che p*ca(p+t)*. Per Saldo ist die Summe aus Konsumentenrente, Produzentenrente und Steueraufkommen jedoch geringer als die ursprü ngliche Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente. Der damit verbundene Wohlfahrtsverlust entspricht der Flä che abc. Dieser Wohlfahrtsverlust wird auch als Zusatzlast der Besteuerung oder Harberger Dreieck bezeichnet. Der Wohlfahrtsverlust zeigt, dass es sich bei diesem Markteingriff um einen nichtmarktkonformen Eingriff handelt, der die Funktionsfä higkeit des Marktes stö rt. Eine Steuer kann aber auch ein marktkonformer Eingriff sein, der die Funktionsfä higkeit des Marktes ermö glicht bzw. sicherstellt. Ein Beispiel hierfü r ist eine Steuer bei negativen externen Effekten. Negative externe Effekte liegen vor, wenn die privaten Kosten einer ö konomischen Entscheidung nicht mit den sozialen Kosten dieser Entscheidung ü bereinstimmen, d. h. wenn die sozialen Kosten hö her sind als die privaten Kosten. Eigeninteressierte Individuen bex p A = f (p) p* c b a N = f (p+t) x* N = f (p) t (p+t)* Wohlfahrtsverlust einer Mengensteuer 8 <?page no="150"?> 150 Schritt 8: Markteingriffe rü cksichtigen bei ihrer Entscheidung lediglich die privaten, nicht aber die sozialen Kosten. Deshalb entscheiden sie sich fü r ein Aktivitä tsniveau, das grö ßer ausfä llt als das aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimale Niveau (siehe Abbildung 7.1 im siebten Kapitel). Wenn nun eine Steuer erhoben wird, die genau der Differenz zwischen den sozialen und den privaten Kosten entspricht, so sind die Kosten, die ein gewinnmaximierender Anbieter berü cksichtigen muss, genauso hoch wie die sozialen Kosten. Fü r einen gewinnmaximierenden Anbieter gelten im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz dann die folgenden Zusammenhä nge:  Angeboten wird die Gü termenge, bei der die privaten Grenzkosten (GK priv ) mit dem privaten Grenzerlö s ü bereinstimmen.  Im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz ist der Grenzerlö s eine gegebene und konstante Grö ße, die mit dem am Markt herrschenden Preis (p) ü bereinstimmt.  Der Preis entspricht der marginalen bzw. maximalen Zahlungsbereitschaft der Konsumenten, und diese ist wiederum identisch mit dem Grenznutzen (GN), den die Konsumenten durch den Konsum erzielen kö nnen.  Ohne eine Steuer bieten die Unternehmen die Gü termenge an, bei der die privaten Grenzkosten mit dem Grenzerlö s ü bereinstimmen, wobei der Grenzerlö s wiederum mit dem Grenznutzen identisch ist (GK priv = p = GN).  Im Fall einer Steuererhebung bieten die Unternehmen die Gü termenge an, bei der die privaten Grenzkosten zuzü glich des zu zahlenden Steuerbetrags (t) mit dem Grenzerlö s bzw. dem Grenznutzen ü bereinstimmen (GK priv + t = p = GN). Abb. 8.2: Aktivitätsniveaus bei negativen externen Effekten ohne und mit Besteuerung GK soz = GK priv + t GN x GK priv x opt.,soz = x opt.,priv mit Steuer x opt.,priv ohne Steuer t GK, GN negativer externer Effekt <?page no="151"?> Subventionen 151 Wird nun die Hö he des Steuerbetrags t so ausgewä hlt, dass t der Differenz zwischen den sozialen und den privaten Grenzkosten entspricht, gilt schließlich folgende Identitä t: GK priv + t = GK soz = p = GN. Damit wird dann genau das Gü tervolumen produziert und konsumiert, das auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist (siehe Abbildung 8.2). SSuubbvveennttiioonneenn Die Auswirkungen einer Subvention auf die Preisbildung kö nnen am Beispiel einer Mengensubvention untersucht werden. Wird die Produktion eines Gutes mit einer Subvention in Form eines bestimmten Betrags (s) pro Mengeneinheit subventioniert, so treibt diese Subvention einen Keil zwischen den Preis, den die Nachfrager fü r eine Einheit des Gutes bezahlen mü ssen (Konsumentenpreis = p) und den Preis, den die Anbieter fü r eine Einheit dieses Gutes erhalten (Produzentenpreis = p + s). Die Subvention wirkt also fü r die Anbieter wie eine zusä tzliche Einnahme. Eine alternative Erklä rung ist die folgende: Gewinnmaximierende Unternehmen bieten die Menge eines Gutes an, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem am Markt erzielbaren Preis ü bereinstimmen. Die Angebotskurve des Unternehmens entspricht somit der Grenzkostenkurve. Der Produzentenpreis stimmt folglich mit den Grenzkosten der Produktion ü berein. Diese UÜ berlegung gilt auch fü r den gesamten Markt, d. h. die Marktangebotskurve ist identisch mit der Kurve der gesamtwirtschaftlichen Grenzkosten der Produktion. Daher gilt: (8.1) ∂C ∂x = p + s So gesehen, wirkt die Subvention wie eine Reduzierung der tatsä chlich anfallenden Produktionskosten. Dadurch, dass der Staat einen Teil der Produktionskosten ü bernimmt, kö nnnen die Unternehmen das Gut zu einem geringeren Preis als den anfallenden Grenzkosten der Produktion anbieten. Aus Sicht der Volkswirtschaft gelten deshalb die folgenden Zusammenhä nge: Konsumentenpreis = gesamtwirtschaftliche Grenzkosten der Produktion - Subventionsbetrag. So wie bei einer Steuer hat daher auch eine Subvention die Konsequenz, dass es auf dem Markt zwei Preise gibt. In einem Preis-Mengen-Diagramm hat die Existenz von zwei Preisen zur Folge, dass die Nachfrage vom Konsumentenpreis p abhä ngt, das Angebot aber vom Produzentenpreis (p + s), der wiederum mit den Grenzkosten der Produktion ü bereinstimmt. Um nun einen Schnittpunkt zwischen der Angebotskurve und der Nachfragekurve zu erhalten, mü ssen beide Kurven so umformuliert werden, dass entweder die Nachfrage auch vom Produzentenpreis (p + s) abhä ngt oder das Angebot in Abhä ngigkeit vom Konsumentenpreis p dargestellt wird. Wird beispielsweise das Angebot in Abhä ngigkeit 8 <?page no="152"?> 152 Schritt 8: Markteingriffe vom Konsumentenpreis p dargestellt, muss die Angebotskurve um den Subventionsbetrag s nach unten verschoben werden (siehe Abbildung 8.3). Im Vergleich zu der Situation, in der es zu einem Schnittpunkt der ursprü nglichen Angebots- und Nachfragekurve kommt, wird nun eine grö ßere Menge am Markt gehandelt. Diese Gleichgewichtsmenge x* wird zum Gleichgewichtspreis p* verkauft. Da der Staat den Anbietern jedoch pro verkaufter Gü tereinheit noch eine Subvention zahlt, erhalten die Anbieter einen hö heren Nettostü ckerlö s (p + s)*. Abb. 8.3: Konsequenzen einer Subvention auf ein Gut Die Zahlung einer Subvention ist, so wie auch die Erhebung einer Steuer, mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden. Dieser resultiert daraus, dass jetzt - im Vergleich zur Situation auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz ohne Subvention - eine grö ßere Menge des Gutes angeboten wird. Im Fall ohne Subvention ergibt sich das Marktgleichgewicht durch den Schnittpunkt der Nachfragekurve N = f (p) mit der Angebotskurve bzw. der Kurve der gesamtwirtschaftlichen Grenzkosten, also mit der Angebotskurve A = f (p+s). Die Gleichgewichtsmenge ist folglich die Menge x 0 . Die Ausweitung der Produktion auf die Menge x* hat zur Folge, dass die gesamtwirtschaftlichen Produktionskosten zunehmen. Weil die Angebotskurve mit der volkswirtschaftlichen Grenzkostenkurve ü bereinstimmt, stellt die Flä che unter der Grenzkostenkurve die Hö he der Gesamtkosten dar. Die Ausweitung der Produktionsmenge auf x* ist daher mit zusä tzlichen gesamtwirtschaftlichen Kosten in Hö he der Flä che x 0 abx* verx p A = f (p+s) p* c b a N = f (p) x* s (p+s)* x 0 A = f (p) Wohlfahrtsverlust einer Subvention <?page no="153"?> Hö chst- und Mindestpreise 153 bunden. Daneben ist zu beachten, dass die Ausweitung des Konsums auf die Menge x* auch einen Nutzenzuwachs zur Folge hat. Weil die Nachfragekurve mit der Kurve der marginalen bzw. maximalen Zahlungsbereitschaft ü bereinstimmt, lä sst sich der in Geldeinheiten ausgedrü ckte Gesamtnutzen, den die Haushalte aus dem Konsum einer bestimmten Gü termenge ziehen, durch die Flä che unterhalb der Nachfragekurve angeben. Die Ausweitung der konsumierten Gü termenge auf x* ist daher mit einem zusä tzlichen gesamtwirtschaftlichen Nutzen in Hö he der Flä che x 0 acx* verbunden. Per Saldo ergibt sich damit ein gesamtwirtschaftlicher Wohlfahrtsverlust . Die Ausweitung der Produktion fü hrt zu einer Erhö hung der volkswirtschaftlichen Kosten um die Flä che x 0 abx*. Dieser Kostenerhö hung steht ein hö herer volkswirtschaftlichen Nutzen gegenü ber, der der Flä che x 0 acx* entspricht. Der Nutzenzuwachs ist jedoch geringer als der Kostenzuwachs. Die Differenz zwischen zusä tzlichen Kosten und zusä tzlichem Nutzen - und damit der Wohlfahrtsverlust - entspricht der Flä che abc. Allerdings ist es auch im Fall von Subventionen mö glich, durch die Zahlung einer Subvention eine Erhö hung der Wohlfahrt zu erreichen. Ein Beispiel dafü r ist die Zahlung einer Subvention im Fall positiver externer Effekte. Positive externe Effekte liegen vor, wenn der private Nutzen einer ö konomischen Entscheidung geringer ist als der soziale Nutzen. Eigeninteressierte Konsumenten berü cksichtigen bei ihrer Entscheidung lediglich den privaten, nicht aber den sozialen Nutzen. Deshalb entscheiden sie sich fü r ein Konsumniveau, das geringer ausfä llt als das aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimale Niveau (siehe Abbildung 7.2 im siebten Kapitel). Wenn den Konsumenten nun eine Subvention gezahlt wird, die genau der Differenz zwischen dem sozialen und dem privaten Nutzen entspricht, so fragen die Konsumenten das Gü tervolumen nach, das auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. HHööcchhsstt-uunndd MMiinnddeessttpprreeiissee Ein Hö chstpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der unter dem Gleichgewichtspreis liegt, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde. Ein Hö chstpreis darf unterschritten, aber nicht ü berschritten werden. Ziel des Hö chstpreises ist es, die Konsumenten vor zu hohen Preisen zu schü tzen. Zu hohe Preise kö nnten sich z. B. einstellen, wenn infolge einer Missernte, einer Naturkatastrophe oder eines Krieges die Nahrungsmittelproduktion einbricht. Auch ein rascher Anstieg der Nachfrage bei Gü tern, deren Produktion lä ngere Zeit in Anspruch nimmt (z. B. Wohnraum), kann Auslö ser fü r die Einfü hrung eines Hö chstpreises sein. Der Hö chstpreis (p H ) fü hrt zu einem Nachfrageü berhang (siehe Abbildung 8.4). Da der Hö chstpreis nicht ü berschritten wer- 8 <?page no="154"?> 154 Schritt 8: Markteingriffe den darf, kann der Nachfrageü berhang nicht durch eine Preissteigerung abgebaut werden, sodass der Nachfrageü berhang dauerhaft ist. Dies bedeutet, dass nicht alle Nachfrager zum Zuge kommen und das betreffende Gut erwerben kö nnen. Die Konsumenten haben daher einen Anreiz, den Hö chstpreis zu umgehen, indem sich beispielsweise ein Schwarzmarkt fü r das betreffende Gut bildet oder andere Zahlungsformen gewä hlt werden, z. B. Bestechungsgelder oder ü berhö hte Abstandszahlungen im Fall von Hö chstmieten. Die Tatsache, dass der Hö chstpreis nicht gesteigert werden darf, hat zudem zur Folge, dass es fü r die Anbieter keinen Anreiz gibt, das Angebot auszuweiten. Ein Abbau des Nachfrageü berhangs durch eine Ausweitung des Angebots erfolgt daher nur, wenn der Staat die Anbieter subventioniert oder selbst als Anbieter auftritt. Ein Markteingriff des Staates in Form eines Hö chstpreises zieht daher weitere Markteingriffe nach sich. Ein Mindestpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der ü ber dem Gleichgewichtspreis liegt, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde. Ein Mindestpreis darf ü berschritten, aber nicht unterschritten werden. Ziel des Mindestpreises ist es, die Verkaufserlö se und damit auch das Einkommen der Anbieter zu steigern und/ oder einen kostendeckenden Preis zu sichern. Bei vollstä ndiger Konkurrenz fü hrt der Mindestpreis (p M ) zu einem Angebotsü berschuss (siehe Abbildung 8.4). Abb. 8.4: Wirkungen eines Höchstbzw. eines Mindestpreises bei vollständiger Konkurrenz x p Gleichgewichtspreis p* p* Nachfragekurve Angebotskurve p M p H x M x H Angebotsüberschuss bei einem Mindestpreis Nachfrageüberhang bei einem Höchstpreis <?page no="155"?> Hö chst- und Mindestpreise 155 Da der Mindestpreis nicht unterschritten werden darf, kann der Angebotsü berschuss nicht durch eine Preissenkung abgebaut werden, sodass der Angebotsü berschuss dauerhaft ist (Butterberg, Milchsee). Damit werden flankierende Maßnahmen notwendig, z. B. der Aufkauf der UÜ berschussmengen durch den Staat oder die Subventionierung des Exports zur Steigerung des Absatzes im Ausland. Denkbar ist auch eine staatlich verordnete Produktionsbeschrä nkung, die das Entstehen von Angebotsü berschü ssen verhindert. Fü r die Konsumenten bedeutet der Mindestpreis, dass sie im Vergleich zum Gleichgewichtspreis einen hö heren Marktpreis zahlen mü ssen und eine geringere Menge des Gutes konsumieren. Fü r die Steuerzahler bedeutet der Mindestpreis, dass Steuermittel fü r den Aufkauf des Angebotsü berschusses und dessen Lagerung bzw. fü r die Exportsubventionierung aufgebracht werden mü ssen. Dies verlangt entweder hö here Steuern als im Fall ohne einen Mindestpreis oder den Verzicht auf andere staatliche Ausgaben. Ein Markteingriff des Staates in Form eines Mindestpreises zieht daher ebenfalls weitere Markteingriffe nach sich. Sowohl bei einem Hö chstals auch bei einem Mindestpreis fallen Wohlfahrtsverluste an, die sich wiederum mit Hilfe der Produzenten- und Konsumentenrente messen lassen. Unabhä ngig davon, ob ein Hö chst- oder ein Mindestpreis vorliegt, gilt in beiden Fä llen, dass die produzierte und konsumierte Gü termenge geringer ist als die Menge, die sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz ohne Eingriffe in die freie Preisbildung ergeben wü rde. Im Fall eines Mindestpreises beispielsweise entspricht der Wohlfahrtsverlust der Flä che abc (siehe Abbildung 8.5). Abb. 8.5: Wohlfahrtsverlust eines Mindestpreises bei vollständiger Konkurrenz p x Gleichgewichtspreis p* p* Nachfragekurve Angebotskurve p M x M b a c x* Angebotsüberschuss bei einem Mindestpreis Wohlfahrtsverlust 8 <?page no="156"?> 156 Schritt 8: Markteingriffe Auch im Fall von Hö chst- und Mindestpreisen sind jedoch Situationen denkbar, in denen diese Preise zu einer Erhö hung der Wohlfahrt fü hren. Auf einem Monopolmarkt beispielsweise kann ein Hö chstpreis die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente vergrö ßern. Diese Situation ist in der Abbildung 8.6 dargestellt. Ohne ein Eingreifen in die Preisbildung wird der Monopolist - wie in Schritt 6 unter der UÜ berschrift „Preisbildung bei einem Monopolmarkt“ beschrieben - die Menge x* anbieten, weil dort der Grenzerlö s mit den Grenzkosten ü bereinstimmt. Diese Menge wird zum Preis p* verkauft. Daraus resultiert ein Wohlfahrtsverlust, der hier aus Grü nden der UÜ bersichtlichkeit jedoch nicht eingezeichnet ist (vgl. dazu Abbildung 6.8). Abb. 8.6: Wirkungen eines Höchstpreises bei einem Monopol Mit der Einfü hrung eines Hö chstpreises (p H ), der definitionsgemä ß geringer ist als der Monopolpreis (p*), verä ndert sich der Verlauf der Grenzerlö skurve. Grundsä tzlich ist der Grenzerlö s fü r einen Monopolisten keine konstante Grö ße. Da die gesamte Marktnachfragekurve die fü r den Monopolisten relevante Preis- Absatz-Kurve ist, nimmt der Preis, den der Monopolist pro Gü tereinheit erzielen kann, mit steigenden Absatzmengen ab. Mit dem Hö chstpreis ist allerdings nicht mehr die gesamte Marktnachfragekurve fü r den Monopolisten relevant. Die Strecke σ a der Marktnachfragekurve ist nicht erreichbar, weil die dafü r vorgesehenen Preise vom Monopolisten nicht mehr gefordert werden kö nnen. Die relevante x p* a σ x* p H x H b Angebotskurve = Nachfragekurve = Grenzerlöskurve p, 𝜕𝜕E 𝜕𝜕x , 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 𝜕𝜕𝜕 σ − ε ∙ x 𝜕𝜕C 𝜕𝜕x ⁄ 𝜕𝜕E 𝜕𝜕x = ⁄ σ − 2 ∙ ε ∙ x N <?page no="157"?> Konsequenzen fü r die Markt- und Preistheorie 157 Preis-Absatz-Kurve entspricht nun der Kurve p H aN. Damit ä ndert sich auch die fü r den Monopolisten relevante Grenzerlö skurve. Von der ursprü nglichen Grenzerlö skurve ist nun die Strecke σ b nicht mehr erreichbar. Mit der Einfü hrung des Hö chstpreises ergibt sich folglich eine zweigeteilte Grenzerlö skurve, die eine Sprungstelle aufweist. Bis zur Menge x H kann der Monopolist jede zusä tzliche Einheit zum Hö chstpreis verkaufen. Der Grenzerlö s ist somit konstant und entspricht dem Hö chstpreis. Damit entspricht die Grenzerlö skurve der fett markierten Strecke p H a. Wenn mehr Einheiten als x H verkauft werden, kann dies nur zu sinkenden Preisen geschehen, sodass die Grenzerlö se nun sinken. Ab der Menge x H entspricht die Grenzerlö skurve somit der fett markierten Strecke b∂E ∂x . Die gesamte Grenzerlö skurve hat somit einen doppelt geknickten Verlauf mit einer Sprungstelle und entspricht der fett markierten Kurve p H ab∂E ∂x . Da die Grenzkostenkurve die Grenzerlö skurve im Streckenabschnitt (ab) schneidet, liegt die gewinnmaximale Gü termenge somit bei der Menge x H . Diese wird zu dem Preis angeboten, zu dem die Konsumenten bereit sind, die vom Monopolisten angebotene Gü termenge abzunehmen (p H ). Im Ergebnis fü hrt der Hö chstpreis auf einem Monopolmarkt also zu einer Erhö hung der angebotenen Gü termenge (x H > x*) und zu einer Reduzierung des Gleichgewichtspreises (p H < p*). Auch das - hier aus Grü nden der UÜ bersichtlichkeit nicht eingezeichnete - Dreieck, das dem Wohlfahrtsverlust entspricht, ist geringer geworden. Im Idealfall wü rde als Hö chstpreis der Preis festgelegt werden, der sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz ergibt. Das Monopolmarktgleichgewicht mit Hö chstpreis wä re dann identisch mit dem Gleichgewicht eines Marktes mit vollstä ndiger Konkurrenz, sodass es auch keinen Wohlfahrtsverlust mehr gä be. KKoonnsseeqquueennzzeenn ffüürr ddiiee MMaarrkktt-uunndd PPrreeiisstthheeoorriiee Eingriffe in das Marktgeschehen sind immer dann mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden, wenn es sich bei dem betreffenden Markt um einen Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz handelt. Durch den Eingriff wird die Realisierung des Gleichgewichts der vollstä ndigen Konkurrenz verhindert. Wenn der Markt jedoch nicht die Voraussetzungen bzw. Annahmen der vollstä ndigen Konkurrenz erfü llt, kann ein Markteingriff die Wohlfahrt erhö hen. Im Idealfall stellt der Markteingriff dann die Rahmenbedingungen her, die zu einem Ergebnis fü hren, das dem Referenzmodell der vollstä ndigen Konkurrenz entspricht. Die theoretische Heilung eines Marktversagens durch ein staatliches Eingreifen setzt in 8 <?page no="158"?> 158 Schritt 8: Markteingriffe der Praxis allerdings voraus, dass der Staat die Informationen besitzt, die fü r einen passgenauen Eingriff erforderlich sind. Wenn diese Informationen jedoch nicht vorliegen, kann durch einen falsch gewä hlten Eingriff sogar noch eine Verschlechterung der Wohlfahrt hervorgerufen werden. Dies lä sst sich abschließend am Beispiel einer Steuer bei negativen externen Effekten verdeutlichen. Wie in Abbildung 8.2 gezeigt, kann durch eine Steuer, die exakt der Differenz zwischen den sozialen Grenzkosten und den geringeren privaten Grenzkosten entspricht, genau das Aktivitä tsniveau erreicht werden, das auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. Wird jedoch eine zu hohe Steuer erhoben, so wird das Aktivitä tsniveau auf ein zu geringes Niveau reduziert. Ist die Steuer viel zu hoch, so ist der Wohlfahrtsverlust der Steuererhebung (Flä che ade) grö ßer als der Wohlfahrtsverlust eines negativen externen Effekts ohne Steuer (Flä che abc), wie der Abbildung 8.7 zu entnehmen ist. Abb. 8.7: Wohlfahrtsverluste bei einer zu hohen Steuer im Fall negativer externer Effekte GK soz GN x GK priv x opt.,soz x opt.,priv ohne Steuer b a c x opt.,priv mit Steuer t GK priv + t d e negativer externer Effekt GK, GN Wohlfahrtsverluste <?page no="159"?> Lernfragen 159 LLeerrnnffrraaggeenn Wenn der Staat eine Mengensteuer auf ein Konsumgut erhebt …  ist der Konsumentenpreis grö ßer als der Produzentenpreis.  ist der Konsumentenpreis geringer als der Produzentenpreis. Bei welcher Form des Marktversagens kann eine Mengensteuer dieses Versagen heilen?  Bei positiven externen Effekten.  Bei negativen externen Effekten.  Bei asymmetrischen Informationen. Wenn bei einem Konsumgut eine Subvention eingeführt wird, wird auf dem Markt …  eine geringere Menge gehandelt als ohne diese Subvention.  eine grö ßere Menge gehandelt als ohne diese Subvention. Ein Höchstpreis liegt …  unter dem Gleichgewichtspreis, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde.  ü ber dem Gleichgewichtspreis, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde. Wenn ein Höchstpreis eingeführt wird, führt dies normalerweise dazu, dass …  die Produzentenrente grö ßer ist als ohne den Hö chstpreis.  die Konsumentenrente grö ßer ist als ohne den Hö chstpreis. Wer soll durch einen Mindestpreis geschützt werden?  Die Steuerzahler  Die Konsumenten  Die Produzenten 8 <?page no="160"?> 160 Schritt 8: Markteingriffe Wenn auf einem Markt ein Mindestpreis eingeführt wird, kommt es zu …  zu einem dauerhaften Angebotsü berschuss.  zu einem dauerhaften Nachfrageü berhang. Welche Konsequenzen sind zu erwarten, wenn der Staat auf dem Wohnungsmarkt eine gesetzliche Höchstmiete einführt?  Das Angebot an Wohnraum nimmt zu.  Das Angebot an Wohnraum nimmt ab. PPrrüüffuunnggssttiipppp Staatliche Eingriffe in das Marktgeschehen werden in der Regel mit der Begrü ndung abgelehnt, dass sie zu Wohlfahrtsverlusten fü hren. Sofern es sich bei dem betreffenden Markt um einen Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz handelt und keinen Formen des Marktversagens vorliegen, ist diese Befü rchtung begrü ndet. Andernfalls aber kann ein Markteingriff die Wohlfahrt erhö hen. Eingriffe des Staates in den Markt sind daher nicht grundsä tzlich abzulehnen. <?page no="161"?> Schritt 9: Grundlagen der mikroökonomischen Entscheidungstheorie Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In den bisherigen Ausfü hrungen ging es stets um Maximierungsfragen, die das Resultat mathematischer Optimierungsprobleme sind. Basis dieses Maximierungskalkü ls ist das Entscheidungsmodell des Homo oeconomicus. In diesem Kapitel lernst Du die Kritik an diesem Konstrukt kennen sowie Weiterentwicklungen dieses Entscheidungsmodells, u. a. in Form der Verhaltensö konomik und der Spieltheorie. Welche Schlagworte lerne ich kennen? Homo oeconomicus ■ Rationalitä t ■ Animal Spirits ■ Bounded Rationality ■ Verhaltensö konomik (Behavioral Economics) ■ Risiko ■ objektive Wahrscheinlichkeit ■ Unsicherheit ■ Erwartungswert ■ Risikoaversion ■ Risikofreude ■ Risikoneutralitä t ■ subjektive Wahrscheinlichkeit ■ Spieltheorie ■ Gefangenen-Dilemma ■ Auszahlungsmatrix ■ kollektive Rationalitä t ■ individuelle Rationalitä t ■ dominante Strategie 9 <?page no="162"?> 162 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie Wofür benötige ich dieses Wissen? In der gesamten Volkswirtschaftslehre dreht sich fast alles um Fragen der mathematischen Optimierung. Das damit verbundene Konzept des allwissenden, nur am eigenen Nutzen interessierten und emotionslosen optimierenden Homo oeconomicus ist ein umstrittenes Konzept, weil es Anforderungen an die Entscheidungsfä higkeiten der Wirtschaftsakteure stellt, die kein Mensch im wirklichen Leben erfü llen kann. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Konzept ist hilfreich, um modelltheoretische Schlussfolgerungen und die aus ihnen abgeleiteten wirtschaftspolitischen Empfehlungen besser einschä tzen zu kö nnen. Der Homo oeconomicus ist ein stark vereinfachtes Entscheidungsmodell, das in der Realitä t nicht anzutreffen ist. Eine entscheidende Weiterentwicklung dieser ö konomischen Entscheidungstheorie erfolgt im Rahmen der Verhaltensö konomik. Sie ergä nzt das mathematische Optimierungsverhalten der Mikroö konomie durch psychologische und soziologische Aspekte und erreicht so einen hö heren Realitä tsgrad. Des Weiteren wird auf Entscheidungen unter Risiko und unter Unsicherheit eingegangen. Den Abschluss bildet ein kurzer Einblick in die Spieltheorie. Dazu wird vertiefend auf die wohl bekannteste Spielsituation eingegangen, das so genannte Gefangenen-Dilemma. HHoommoo ooeeccoonnoommiiccuuss: : BBeesscchhrreeiibbuunngg uunndd KKrriittiikk Das Konzept des Homo oeconomicus, das im ersten Kapitel kurz angerissen wurde, ist ein zentraler Baustein der Wirtschaftswissenschaften. Der Homo oeconomicus ist ein vereinfachtes Modell, mit dessen Hilfe menschliches Verhalten erklä rt werden soll. Ursprü nglich wurde er nur fü r wirtschaftliche Entscheidungsprozesse herangezogen, vor allem zur Erklä rung des Konsumverhaltens und fü r Produktionsentscheidungen von Unternehmen. Im Laufe der Zeit wurden die damit beschriebenen Verhaltensannahmen auch auf außerö konomische Aktivitä ten angewandt. Die grundlegende Annahme des Homo-oeconomicus-Konzeptes besagt, dass Menschen unter Berü cksichtigung aller Vor- und Nachteile unter verschiedenen Handlungsalternativen jeweils diejenige auswä hlen, die den grö ßten individuellen Nettonutzen erbringt. Der Homo oeconomicus ist also ein Maximierer seines eigenen Nutzens. Zentral fü r den Homo oeconomicus ist die UÜ berzeugung, dass menschliche Entscheidungen rational getroffen werden. Rationalität bedeutet, dass ein Ent- <?page no="163"?> Homo oeconomicus: Beschreibung und Kritik 163 scheider unter gegebenen Restriktionen die Handlungsalternative auswä hlt, die fü r ihn die grö ßte Befriedigung seiner Bedü rfnisse verspricht bzw. den grö ßten Nutzen stiftet. Er nutzt die ihm zur Verfü gung stehenden Ressourcen, um seine individuellen Bedü rfnisse optimal zu befriedigen. Diese Bedü rfnisse kö nnen sehr unterschiedliche Ausprä gungen haben. Sie kö nnen sich auf Geld und Konsumgü ter beziehen, aber auch auf Macht, Anerkennung, soziale Kontakte etc. Verhaltensä nderungen erfolgen bei diesem Entscheidungsmodell, wenn sich Restriktionen ä ndern. Der Homo oeconomicus ist insofern extrinsisch motiviert, da er auf ä ußere Anreize reagiert (z. B. Steigerung des Arbeitseinsatzes bei hö heren Stundenlö hnen). Von besonderer Bedeutung sind dabei Preisä nderungen. Sie verä ndern den Verlauf der Budgetgeraden und bewirken damit eine Verhaltensä nderung, also z. B. ein neues optimales Konsumgü terbü ndel im Fall der Suche nach dem optimalen Konsumplan eines privaten Haushalts. Das Wohlbefinden anderer interessiert den Homo oeconomicus nicht, sodass er weder Neid noch Mitleid kennt. Auch Fairness und Gerechtigkeitsvorstellungen spielen keine Rolle. Entscheidungen werden somit vollkommen emotionslos getroffen. Das bedeutet auch, dass der Entscheider die Realitä t korrekt wahrnimmt, also z. B. alle Eigenschaften aller Produkte kennt, und dann in der Lage ist, aus der Vielzahl der zur Verfü gung stehenden Gü terbü ndel genau das Bü ndel zu wä hlen, das ihm unter den gegebenen Restriktionen den grö ßten Nutzen bringt. In Kombination mit den dafü r erforderlichen vollständigen Informationen ü ber alle wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reduziert sich das Entscheidungskalkü l des Homo oeconomicus somit auf die mathematische Bestimmung eines Optimums unter Nebenbedingungen (Nutzenmaximierung). Zeitliche Aspekte - vor allem fü r die Beschaffung und Verarbeitung von Informationen - spielen keine Rolle. Schließlich kennt der Homo oeconomicus keine Sä ttigungsgrenzen. Die Nichtsättigungsannahme hat u. a. zur Folge, dass der Homo oeconomicus permanent versucht, sein Einkommen zu erhö hen, um ü ber den Einkommenszuwachs eine grö ßere Gü termenge kaufen und konsumieren zu kö nnen. Sofern der Homo oeconomicus als Unternehmer auf dem Markt agiert, ä ußert sich die Nichtsä ttigungsannahme in dem Ziel, seine Gewinne zu steigern. Offenkundig ist das skizzierte Entscheidungskalkü l nur eine sehr grobe Beschreibung menschlichen Verhaltens. So ist beispielsweise die Annahme der vollstä ndigen Information mit einer unendlich schnellen Verarbeitung aller Informationen selbst angesichts des erreichten Stands der Digitalisierung eine unrealistische Annahme. Darü ber hinaus gibt es zahlreiche Belege fü r Entscheidungen, die sowohl gegen die Annahme der Rationalitä t als auch gegen die des Eigennutzes verstoßen. Einige wenige Beispiele sollen zur Verdeutlichung ausreichen. Ein erstes Beispiel ist die Berü cksichtigung von Fairnesserwägungen . Dass Menschen sich von UÜ berlegungen der (Un-)Fairness leiten lassen, zeigt sich im 9 <?page no="164"?> 164 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie Rahmen des so genannten Ultimatum-Spiels . Bei diesem Experiment gibt es einen Spielleiter und zwei Spieler. Der Spielleiter verfü gt ü ber einen bestimmten Geldbetrag, sagen wir 100,- Euro. Der erste Spieler darf eine beliebige Aufteilung dieses Betrags zwischen ihm und dem anderen Spieler vorschlagen. Akzeptiert der zweite Spieler diese Aufteilung, erhalten beide Spieler die vom ersten Spieler vorgeschlagenen Beträ ge. Lehnt er die Aufteilung ab, geht das Geld zurü ck an den Spielleiter und die beiden Teilnehmer gehen leer aus. Ein Homo oeconomicus wü rde vorschlagen, dass er 99,90 Euro erhä lt und sein Mitspieler 0,10 Euro. Letzterer wü rde, sofern auch er diesem Verhaltensmodell folgt, diese Aufteilung akzeptieren: 0,10 Euro erhö hen sein verfü gbares Einkommen und erlauben den Erwerb einer grö ßeren Gü termenge, was nutzensteigernd wirkt. Tatsä chlich aber lehnen Spieler Aufteilungen ab, wenn der erste Spieler weniger als 20 bis 30 Prozent der zur Verfü gung stehenden Summe abgibt. Sie verzichten auf Geld, um die Unfairness des ersten Spielers abzustrafen. Gleichzeitig geben die ersten Spieler in den meisten Fä llen 30 bis 50 Prozent der Summe an den Mitspieler ab. Ein anderes Beispiel der experimentellen OÜ konomie zeigt, dass Menschen sich nicht nur an dem eigenen Einkommen orientieren, sondern dies in Relation zu ihrem sozialen Umfeld setzen. Werden Menschen vor die Entscheidung gestellt, ob sie lieber in einer Welt A leben wollen, in der sie ein Jahreseinkommen in Hö he von 50.000 Euro haben und alle anderen 25.000 Euro, oder in einer Welt B mit 100.000 Euro Einkommen fü r sich selbst und 200.000 Euro fü r alle anderen, so entscheiden sich die Befragten mehrheitlich fü r die Welt A. Dies widerspricht dem Homo oeconomicus, der ausschließlich an seiner eigenen Einkommenssituation interessiert ist und deshalb eine Situation mit einem Einkommen in Hö he von 100.000 Euro gegenü ber 50.000 Euro prä ferieren sollte. In ihrem nach der Lehman-Pleite erschienenen Buch „Animal Spirits“ vertreten die OÜ konomen George Akerlof und Robert Shiller eindrucksvoll die UÜ berzeugung, dass das ö konomische Handeln der Menschen hä ufig nicht rational erfolgt, sondern stattdessen von Instinkten - den sogenannten „ Animal Spirits “ - beeinflusst wird. OÜ konomische Ereignisse sind daher im Kern das Resultat von Stimmungen, Eindrü cken, Gefü hlen und Sehnsü chten, aber auch von Neidgefü hlen, Verstimmungen und Illusionen. Ein Beispiel hierfü r sind Spekulationsblasen. Die Bedeutung von psychologischen Phä nomenen fü r die Entstehung solcher Blasen wird seit mehr als 30 Jahren von der experimentellen OÜ konomie auf simulierten Finanzmä rkten untersucht. Dort kommt es systematisch zu starken Preisanstiegen, die dann zu einem abrupten Preisabsturz fü hren. Diese Preisentwicklung ist in erheblichem Maße ein psychologisch bedingtes Phä nomen. Zunä chst fü hren Gier und Neid zu einer Spekulationsblase: Wenn das soziale Umfeld eines Menschen durch den Kauf der Aktie Gewinne einstreicht, will der Einzelne dies auch erreichen. Also kauft er die Aktie, selbst bei steigenden <?page no="165"?> Homo oeconomicus: Beschreibung und Kritik 165 Kursen. Dieses Verhalten kann schnell zu einem Herdentrieb fü hren. Wegen der hohen Nachfrage steigt der Kurs tatsä chlich - selbst dann, wenn es fü r diesen Preisanstieg keinen vernü nftigen Grund gibt. Rational handelnde Menschen mit vollstä ndigen Informationen mü ssten diese Entwicklung antizipieren, sodass es gar nicht zu einer Blasenbildung kommen sollte. Die Kritik an der Annahme der vollstä ndigen Information und der damit verbundenen Frage, wie Menschen mit großen Informationsmengen umgehen, ist eine ö konomische Herausforderung, die in der Volkswirtschaftslehre bereits seit Mitte der 1950er Jahre bekannt ist. Der amerikanische Sozialwissenschaftler Herbert A. Simon untersuchte diese Problematik und entwickelte fü r sie den Begriff „ Bounded Rationality “, zu Deutsch begrenzte Rationalitä t. Fü r das Problem unü bersichtlicher Mengen an Informationen bietet er verschiedene Lö sungen an. Eine besteht darin, dass Entscheider mit der Suche nach weiteren Handlungsalternativen aufhö ren, wenn sie eine fü r sie befriedigende Lö sung gefunden haben und sich fü r diese Option entscheiden. Die so gefundene Lö sung ist streng genommen keine rationale Entscheidung, weil unter den gegebenen Umstä nden nicht die nutzenmaximierende Lö sung gewä hlt wurde, sondern lediglich eine befriedigende. Unter der Berü cksichtigung der erforderlichen Zeit zur Informationsverarbeitung handelt es sich dennoch um eine vernü nftige Wahl. Der Umstand, dass das Verhalten von Wirtschaftsakteuren in der Realitä t hä ufig nicht dem theoretischen Idealmodell des Homo oeconomicus entspricht, hat zur Entwicklung der Verhaltensökonomik ( Behavioral Economics ) gefü hrt. Hierbei handelt es sich um eine Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften, die das Verhalten von Menschen mit experimentellen Methoden untersucht. Dazu werden auch psychologische und soziologische Aspekte berü cksichtigt. In der Regel geschieht dies im Rahmen von Laborversuchen. Diese Experimente zeigen, dass sich Menschen oft nicht wie ein rationaler Maximierer ihres eigenen Nutzens verhalten. Die Abweichungen von dem Verhaltensmodell des Homo oeconomicus sind dabei hä ufig nicht willkü rlich, sondern systematisch und damit auch vorhersehbar. Zu diesen Abweichungen gehö ren neben den bereits genannten Phä nomenen (Fairnesserwä gungen, Animal Spirits, begrenzte Rationalitä t) weitere Abweichungen, wie z. B. der Umstand, dass menschliche Entscheidungen geprä gt werden von sozialen Prä ferenzen und Wertvorstellungen, dass Prä ferenzen nicht stabil sind, sondern sich im Zeitablauf durch ä ußere Einflü sse verä ndern, dass es zu psychologisch bedingten Verzerrungen der Wahrnehmung kommt, dass es auch altruistisch motivierte Handlungen gibt und vieles mehr. Werden diese Elemente der menschlichen Entscheidungsfindung berü cksichtigt, kann das zu besseren Erklä rungen und auch Prognosen von menschlichem Verhalten in wirtschaftlichen Kontexten fü hren. 9 <?page no="166"?> 166 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie EEnnttsscchheeiidduunngg uunntteerr RRiissiikkoo uunndd UUnnssiicchheerrhheeiitt Ein weiterer entscheidungsrelevanter Aspekt, der in den bisherigen Ausfü hrungen nicht berü cksichtigt wurde, ist der Umstand, dass ö konomische Entscheidungen hä ufig unter Risiko oder Unsicherheit getroffen werden. Mit Blick auf den Informationsstand der wirtschaftlichen Entscheider lassen sich drei Arten von Entscheidungen definieren:  Entscheidung unter Sicherheit : In dieser Situation ist absolut klar, welches Resultat sich nach einer bestimmten Entscheidung einstellt. Implizit wurde dies in den bisherigen Ausfü hrungen angenommen. So wurde beispielsweise bei der Frage, wie groß die gewinnmaximierende Gü termenge ist, die ein Unternehmen auf dem Markt anbietet, unterstellt, dass das Unternehmen die produzierte Gü termenge vollstä ndig verkaufen kann.  Entscheidung unter Risiko : Bei dieser Entscheidungssituation ist die Konsequenz einer bestimmten Entscheidung nicht eindeutig. Es kö nnen sich unterschiedliche Resultate einstellen. Immerhin kennt der Entscheider jedoch alle mö glichen Ergebnisse und kann diesen auch Eintrittswahrscheinlichkeiten zuordnen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist entweder eine objektive Wahrscheinlichkeit oder eine empirisch geschä tzte. Beispiele fü r eine objektive Wahrscheinlichkeit sind ein Mü nz- oder Wü rfelwurf und das Roulettespiel. Sofern es sich nicht um manipulierte Gerä te handelt, gibt es objektive Wahrscheinlichkeiten dafü r, dass z. B. eine Drei gewü rfelt wird oder die Roulettekugel bei der Zahl 32 liegen bleibt. Bei empirisch geschä tzten Wahrscheinlichkeiten gab es bereits eine Vielzahl von vergleichbaren Situationen. Der Entscheider kann daher auf Basis zahlreicher Daten schä tzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeiten fü r die verschiedenen Konsequenzen seiner Entscheidung sind. Die Entscheidung wird dann mit Hilfe der Berechnung von Erwartungswerten getroffen.  Entscheidung unter Unsicherheit : Wenn Unsicherheit vorliegt, sind dem Entscheider mö glicherweise gar nicht alle denkbaren Konsequenzen einer Entscheidung bekannt. Hinzu kommt, dass den unterschiedlichen Ereignissen keine objektiven Wahrscheinlichkeiten zugeordnet werden kö nnen. Die Berechnung eines Erwartungswertes ist daher nicht mö glich. Um eine Entscheidung unter Risiko zu treffen, bietet sich also die Berechnung des Erwartungswertes an. Angenommen, einer Person wird folgendes Spiel angeboten: Wenn nach einem Mü nzwurf die ,Zahl‘ erscheint, bekommt die Person 10,- Euro. Bei ‚Kopf ‘ erhä lt sie nichts. Da beide Ereignisse gleich wahrscheinlich sind, beträ gt die erwartete Auszahlung 5,- Euro. Falls die Gebü hr fü r dieses Spiel 4,- Euro beträ gt, lohnt sich fü r die Person die Teilnahme. Bei einer hohen Anzahl von durchgefü hrten Spielen ergibt sich im Durchschnitt ein erwarteter Gewinn von 1,- Euro pro Spiel (0,5 . 0 + 0,5 . 10 - 4 = 1). <?page no="167"?> Entscheidung unter Risiko und Unsicherheit 167 Selbst wenn der Person nur eine einmalige Teilnahme angeboten wird, ist der erwartete Gewinn positiv, was die Bezahlung der Teilnahmegebü hr rechtfertigt. Allerdings kann die Entscheidung auch anders ausfallen. Das liegt u. a. an der Risikoeinstellung des Entscheiders. Hier sind drei Risikoneigungen mö glich, die sich mit Hilfe eines Beispiels verdeutlichen lassen. Einer Person werden einmalig zwei Handlungsalternativen angeboten. Bei der ersten Alternative wird eine Mü nze geworfen. Bei ‚Zahl‘ erhä lt die Person 100,- Euro und bei ‚Kopf ‘ 900,- Euro. Der Erwartungswert dieser Handlungsalternative beträ gt 500,- Euro (0,5 . 100 + 0,5 . 900 = 500). Wenn die Person sich an diesem Mü nzwurf nicht beteiligt, erhä lt sie 450,- Euro. Obwohl die Auszahlung bei dieser zweiten Handlungsalternative geringer ist als der Erwartungswert bei dem Mü nzwurf, entscheiden sich viele Menschen fü r die sichere Auszahlung von 450,- Euro. Damit verhindern sie, dass sie im fü r sie ungü nstigen Fall nur 100,- Euro erhalten. Personen, die sich bei diesem Beispiel fü r eine sichere Auszahlung entscheiden, deren Hö he geringer ist als der Erwartungswert eines Mü nzwurfes, werden als risikoscheu oder risikoavers bezeichnet. Bei einer Risikoaversion wird also nicht die Maximierung des Erwartungswertes angestrebt. Neben risikoaversen Personen gibt es auch risikoneutrale und risikofreudige Entscheider:  Risikoaversion : Wie beschrieben, entscheidet sich eine risikoaverse Person bei der Wahl zwischen einer sicheren Auszahlung und einer Lotterie mit einem objektiv berechenbaren Erwartungswert selbst dann fü r die sichere Auszahlung, wenn diese geringer ist als der Erwartungswert der Lotterie.  Risikofreude : Eine risikofreudige Person entscheidet sich fü r die Teilnahme an einer Lotterie, selbst wenn die sichere Auszahlung grö ßer ist als der Erwartungswert. Grund dafü r ist die Aussicht auf die mö gliche hohe Auszahlung.  Risikoneutralität : Eine risikoneutrale Person ist indifferent zwischen einer sicheren Auszahlung und der Teilnahme an der Lotterie, wenn die sichere Auszahlung genauso hoch ist wie der Erwartungswert einer Teilnahme. Eine risikoaverse Person wä hlt in dieser Situation die sichere Auszahlung, wä hrend sich ein risikofreudiger Mensch fü r die Lotterieteilnahme entscheidet. Bei einer Entscheidung unter Unsicherheit lä sst sich wegen der fehlenden Kenntnisse ü ber die Eintrittswahrscheinlichkeiten kein Erwartungswert berechnen. Ein Entscheider kann in dieser Situation versuchen, die Wahrscheinlichkeiten auf der Basis von Vermutungen zu schä tzen und daraus einen Erwartungswert fü r die verschiedenen mö glichen Resultate der zur Verfü gung stehenden Handlungsoptionen zu berechnen. Das sind jedoch nur subjektive Wahrscheinlichkeiten , denen eine empirische Basis fehlt. Eine andere Entscheidungsgrundlage kö nnte darin bestehen, die Handlungsoptionen auszuschließen, die besonders ungü nstige Konsequenzen nach sich ziehen kö nnten. 9 <?page no="168"?> 168 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie GGrruunnddllaaggeenn ddeerr SSppiieelltthheeoorriiee aamm BBeeiissppiieell ddeess GGeeffaannggeenneenn-- DDiilleemmmmaass Die Spieltheorie ist ein Zweig der Entscheidungstheorie, bei der mindestens zwei Entscheider involviert sind. Sie berü cksichtigt den Umstand, dass ö konomische Ergebnisse nicht das Resultat der Handlung eines autonomen Individuums sind, sondern das Ergebnis menschlicher Interaktionen. Die Konsequenzen der wirtschaftlichen Entscheidung einer Person hä ngen davon ab, welche Entscheidungen andere Personen treffen. Ein einfaches Beispiel: Der Preis, den ein Interessent bei einer Versteigerung eines Bildes zahlen muss, hä ngt maßgeblich davon ab, ob es weitere Interessenten gibt und wie hoch deren Zahlungsbereitschaft ist. Jede beteiligte Person (im Folgenden: Spieler) verfü gt ü ber mehrere Handlungsoptionen, von denen sie sich fü r eine entscheiden muss. Daraus ergeben sich verschiedene Kombinationen von gewä hlten Handlungsoptionen. Bei zwei Spielern, die jeweils ü ber drei Handlungsalternativen verfü gen, ergeben sich neun Kombinationen von mö glichen Entscheidungen. Jede Kombination hat fü r die einzelnen Spieler eine klar definierte Konsequenz. Das Ziel jedes Spielers ist es, den eigenen Nutzen zu maximieren. Dabei gilt es, die mö glichen Entscheidungen der anderen Spieler zu berü cksichtigen und die damit verbundenen Konsequenzen zu antizipieren. Die grundlegenden UÜ berlegungen der Spieltheorie lassen sich an einer der bekanntesten Spielsituation, dem so genannten Gefangenen-Dilemma , verdeutlichen. Die Struktur eines Gefangenen-Dilemmas lä sst sich wiederum mit Hilfe eines einfachen Beispiels beschreiben, in dem zwei Personen einen bewaffneten Bankü berfall ausfü hren, bei dem sie 100.000 Euro erbeuten. Kurz nachdem sie die Beute versteckt haben, werden sie von der Polizei ohne Beute, aber bewaffnet, gefasst. Die Polizei trennt die Verdä chtigen sofort und verhö rt beide separat. Jeder Bankrä uber steht nun vor der Entscheidung, den Bankü berfall zu gestehen oder zu leugnen. Die individuellen Konsequenzen, die sich aus dem eigenen Verhalten ergeben, hä ngen auch von der Entscheidung des anderen Bankrä ubers ab. In diesem Beispiel werden dabei folgende Ergebnisse unterstellt:  Wenn beide Beteiligten den Bankraub gestehen, werden sie zu einer Haft von 10 Jahren verurteilt. Anschließend kö nnen sie sich die versteckte Beute teilen, d. h. jede Person erhä lt 50.000 Euro.  Wenn beide den Bankraub leugnen, werden sie wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Haft von einem Jahr verurteilt. Auch in diesem Fall kö nnen sie sich die Beute teilen.  Wenn hingegen nur eine Person den UÜ berfall gesteht, wä hrend die andere ihn leugnet, hat dies fü r die Betroffenen unterschiedliche Konsequenzen. Die <?page no="169"?> Grundlagen der Spieltheorie am Beispiel des Gefangenen-Dilemmas 169 Person, die den UÜ berfall gesteht, bleibt als Kronzeuge straffrei, wä hrend der Partner zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt wird. Der Kronzeuge kann sich zudem die gesamte Beute aneignen, sodass die verurteilte Person nach Verbü ßung ihrer Haftstrafe nichts von den 100.000 Euro erhä lt. Die daraus resultierenden Ergebnisse lassen sich in einer Auszahlungmatrix darstellen (vgl. Abbildung 9.1). Hier werden fü r jeden Beteiligten die Haftstrafe in Jahren und die Hö he der Beute in Euro angegeben, die sich aus der Kombination verschiedener Handlungen ergeben. Abb. 9.1: Auszahlungsmatrix für zwei Bankräuber Die Bewertung der einzelnen Gesamtergebnisse durch jeden einzelnen Bankrä uber ist eindeutig. Das individuell beste Ergebnis stellt sich ein, wenn einer der Beteiligten die Tat gesteht, wä hrend der andere leugnet. In diesem Fall realisiert er die Auszahlung (0 Jahre / 100.000 Euro). Das zweitbeste Resultat ergibt sich aus dem gemeinsamen Leugnen, was zu der Auszahlung (1 Jahr / 50.000 Euro) fü hrt. Das drittbeste Ergebnis tritt ein, wenn beide Personen die Tat gestehen und damit die Auszahlung (10 Jahre / 50.000 Euro) verwirklichen kö nnen. Das aus Sicht eines Betroffenen schlechteste Ergebnis ist schließlich das Leugnen in dem Fall, dass die andere Person den UÜ berfall gesteht. Fü r denjenigen, der die Tat leugnet, hat dies das Resultat (20 Jahre / 0 Euro) zur Folge. Vor dem Hintergrund dieser individuellen Bewertung der Resultate durch die betroffenen Akteure stellt sich die Frage, welche Handlungsalternativen - leugnen oder gestehen - die beiden wä hlen. Werden die beiden Bankrä uber als ein Kollektiv betrachtet, das danach strebt, das gemeinsam beste Ergebnis zu realisieren, so ist das kollektiv-rationale Resultat das Ergebnis (1 Jahr / 50.000 9 <?page no="170"?> 170 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie Euro); (1 Jahr / 50.000 Euro). Dieses stellt sich ein, wenn beide Beteiligten die Tat leugnen. Dieses Resultat ist allerdings instabil. Selbst wenn sich die beiden vor dem UÜ berfall darauf verstä ndigen zu leugnen, hat jeder einzelne einen starken Anreiz, von der Strategie des Leugnens abzuweichen und stattdessen die Tat zu gestehen. Aus der Sicht des ersten Bankrä ubers ergeben sich nä mlich folgende UÜ berlegungen: Wenn der zweite Bankrä uber tatsä chlich an der Entscheidung zu leugnen festhä lt, kann sich der erste Rä uber dadurch verbessern, dass er gesteht, die Kronzeugenregelung in Anspruch nimmt und damit das aus individueller Sicht beste Ergebnis (0 Jahre / 100.000 Euro) erreicht. Dies wissend, muss der erste Bankrä uber zudem folgende UÜ berlegung in sein Entscheidungskalkü l einbeziehen: Ein Abweichen von der gemeinsamen Strategie des Leugnens ist auch fü r den zweiten Bankrä uber ein Vorgehen, durch das dieser seine individuelle Situation verbessern kann. Wenn der erste Bankrä uber somit davon ausgehen muss, dass sein Partner die Tat gesteht, dann muss auch der erste Bankrä uber die Tat gestehen. Andernfalls wü rde er das aus seiner Sicht schlechteste Resultat (20 Jahre / 0 Euro) realisieren. Damit ist es fü r jeden individuell rational , die Tat zu gestehen - und zwar unabhä ngig davon, welche Entscheidung der andere trifft. Eine Entscheidung, die unabhä ngig von der Entscheidung des anderen Spielers die optimale Entscheidung darstellt, wird als dominante Strategie bezeichnet. Bei der vorliegenden Auszahlungsmatrix fü hrt dies dazu, dass beide Personen fü r 10 Jahre ins Gefä ngnis mü ssen und anschließend jeweils 50.000 Euro erhalten. Das Dilemma an diesem Resultat ist, dass beide Beteiligten ihre Situation verbessern kö nnten, wenn sie kooperativ agieren und sich darauf verstä ndigen, die Tat zu leugnen. Dadurch kö nnten sie ihre Haftstrafen auf nur ein Jahr reduzieren und sich anschließend die 100.000 Euro teilen. Die beschriebene Instabilitä t dieser Entscheidungskombination fü hrt jedoch dazu, dass dieses kollektiv rationale Ergebnis nicht realisiert wird, weil es fü r jeden Beteiligten individuell rational ist, die Tat zu gestehen und damit von der Strategie abzuweichen, die das kollektiv rationale Ergebnis sicherstellt. Die generelle Struktur eines Gefangenen-Dilemmas lä sst sich wie folgt beschreiben: Jeder Spieler kann entweder kooperativ oder destruktiv spielen. Daraus ergeben sich aus Sicht eines Spielers vier mö gliche Ergebnisse. Das beste Resultat stellt sich ein, wenn der Gegenspieler kooperativ spielt (im Beispiel der Bankrä uber: leugnen), wä hrend der Spieler selbst destruktiv handelt (im Beispiel der Bankrä uber: gestehen). Das individuell zweitbeste Resultat ergibt sich, wenn beide Spieler kooperativ sind. Das drittbeste Ergebnis tritt aus Sicht eines einzelnen Spielers ein, wenn beide Spieler destruktiv agieren. Das schlechteste Resultat aus Sicht eines Spielers stellt sich ein, wenn er selbst kooperativ spielt, wä hrend sich der Gegenspieler destruktiv verhä lt. Das individuell beste Ergebnis erhä lt dabei die Nummer 1, das zweitbeste die 2, das drittbeste die 3 und <?page no="171"?> Grundlagen der Spieltheorie am Beispiel des Gefangenen-Dilemmas 171 das schlechteste Resultat die 4. Diese Handlungskombinationen und die daraus resultierenden Ergebnisse lassen sich wiederum mit einer Auszahlungsmatrix darstellen (vgl. Abbildung 9.2). Abb. 9.2: Grundsätzliche Auszahlungsmatrix des Gefangenen-Dilemmas Auch hier gilt, dass im Fall eines kooperativen Verhaltens beider Spieler mit (2 / 2) das Ergebnis herauskommt, das kollektiv gesehen das beste Resultat ist. Allerdings besteht dann fü r jeden Spieler der Anreiz, durch die alleinige AÜ nderung des Verhaltens hin zur destruktiven Strategie dafü r zu sorgen, dass der betreffende Spieler das aus individueller Sicht beste Ergebnis (1) erreicht. Zudem ist die Wahl der destruktiven Strategie eine Entscheidung, mit der das aus individueller Sicht schlechteste Ergebnis (4) verhindert werden kann. Deshalb ist damit zu rechnen, dass beide Spieler sich aus Grü nden der individuellen Rationalität fü r die destruktive Verhaltensweise entscheiden und damit die Situation (3 / 3) erreichen. Dieses Ergebnis ist kollektiv nicht rational, denn durch die gemeinsame AÜ nderung der Entscheidungen wä re das Resultat (2 / 2) zu verwirklichen, das fü r jeden Spieler eine bessere Alternative darstellt. Fü r die Wirtschaftspolitik gibt es eine Reihe von Situationen, die dem Gefangenen-Dilemma entsprechen. Dazu nur das Beispiel Erderwä rmung und Klimawandel: Falls alle Volkswirtschaften Maßnahmen zur Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen ergreifen, lä sst sich der Klimawandel mit allen seinen negativen Konsequenzen (Wetterextreme, UÜ berschwemmungen, Dü rren etc. und die damit verbundenen Schä den an den Menschen und an der Infrastruktur) abdä mpfen. Dies wä re aus Sicht der Weltgemeinschaft das beste Ergebnis. Verzichten dagegen alle Lä nder auf einen wirksamen Klimaschutz, fü hrt das lang- 9 <?page no="172"?> 172 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie fristig zu katastrophalen Konsequenzen, die letztendlich die Lebensgrundlagen der Menschen zerstö ren. Wenn ein Land im Alleingang Maßnahmen zum Klimaschutz ergreift, trä gt es die ö konomischen Kosten, u. a. in Form hö herer Produktionskosten, die die internationale Wettbewerbsfä higkeit der einheimischen Unternehmen verschlechtern und fü r die einheimischen Verbraucher hö here Preise und damit Kaufkraftverluste bedeuten. Dies wä re die ungü nstigste Situation fü r das Land. Die beste Strategie ist dann der Verzicht auf derartige Maßnahmen: Entweder alle anderen Lä nder ergreifen klimaschü tzende Maßnahmen - dann wird das Klima geschü tzt, selbst wenn das Land, das im Weltmaßstab nur einen geringen Beitrag zur Erderwä rmung leistet, auf solche Maßnahmen verzichtet. Oder aber die restlichen Lä nder ergreifen diese Maßnahmen nicht - dann machen die Maßnahmen eines einzelnen Landes auch keinen Sinn. KKoonnsseeqquueennzzeenn ffüürr ddiiee MMaarrkktt-uunndd PPrreeiisstthheeoorriiee An dem traditionellen Entscheidungsmodell eines eigeninteressierten, streng rational agierenden Nutzenmaximierers gibt es viel berechtigte Kritik. Dennoch sollte nicht ü bersehen werden, dass sich Menschen in vielen Alltagssituationen tatsä chlich wie der Homo oeconomicus verhalten. Sie reagieren sehr hä ufig auf Preissteigerungen bei Konsumprodukten, auf Lohnerhö hungen und auf hö here Steuern, die ihr verfü gbares Einkommen reduzieren. Im Internet suchen sie nach preiswerteren Angeboten als im Geschä ft um die Ecke. Sie weiten ihr Arbeitsangebot oft nicht aus, wenn dies zur Streichung von Transferleistungen fü hrt, die per Saldo das Nettoeinkommen unverä ndert lassen oder sogar verringern. Gleichzeitig dü rfen aber die Grenzen dieses Verhaltensmodells nicht ignoriert werden. Dies gilt insbesondere fü r wirtschaftspolitische Entscheidungen, die aus modelltheoretischen Analysen gezogen werden, die wiederum auf dem Verhaltensmodell des Homo oeconomicus basieren. Wirtschaftspolitische Maßnahmen, die in der idealtypischen Modellwelt des Homo oeconomicus die gesamtgesellschaftlich erwü nschten Resultate hervorbringen, kö nnen in der Realitä t mit nicht streng rational agierenden Wirtschaftsakteuren mö glicherweise nicht wie gewü nscht wirken. Politikmaßnahmen ausschließlich basierend auf den Annahmen eines rational und den eigenen Nutzen maximierenden ö konomischen Agenten zu entwickeln, birgt daher die Gefahr, dass sie ihr Ziel verfehlen. Erkenntnisse aus der Verhaltensö konomik kö nnen hier zu besseren politischen Entscheidungen fü hren. Dies gilt auch fü r die Frage, wie der Staat die Rahmenbedingungen von Mä rkten ausgestalten soll, damit die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt maximiert wird. <?page no="173"?> Lernfragen 173 LLeerrnnffrraaggeenn Rationalität bedeutet im Verhaltensmodell des Homo oeconomicus, dass ein Entscheider unter gegebenen Restriktionen die Handlungsalternative auswählt, die …  fü r die Gesellschaft als Ganzes die beste Option darstellt.  fü r ihn den grö ßten Nutzen stiftet.  die geringsten individuellen Kosten verursacht. Die Verhaltensökonomik kommt zu der Einschätzung, dass Wirtschaftsakteure …  sich bei ihren Entscheidungen auch von außerö konomischen Aspekten wie Fairness leiten lassen.  bei Entscheidungen unter Risiko stets die Handlungsalternative mit dem hö chsten Erwartungswert auswä hlen.  bei Entscheidungen unter Risiko keine Entscheidung treffen kö nnen. Eine Entscheidung unter Unsicherheit zeichnet sich dadurch aus, dass …  sich ein Erwartungswert berechnen lä sst.  es objektive Eintrittswahrscheinlichkeiten fü r die unterschiedlichen Handlungsfolgen gibt.  es subjektive Eintrittswahrscheinlichkeiten fü r die unterschiedlichen Handlungsfolgen gibt. Eine Person, die sich bei der Wahl zwischen einer sicheren Auszahlung von 1.000,- Euro und einer Lotterie, deren Auszahlung einen Erwartungswert von 900,- Euro hat, für die Teilnahme an der Lotterie entscheidet, ist …  risikoneutral.  risikoavers.  risikofreudig. 9 <?page no="174"?> 174 Schritt 9: Grundlagen der mikroö konomischen Entscheidungstheorie In der Spieltheorie ist eine dominante Strategie eine Entscheidung, die …  unabhä ngig von der Entscheidung der anderen Spieler die beste Entscheidung ist.  unabhä ngig von der Entscheidung der anderen Spieler den grö ßten Nettonutzen erbringt.  den Erwartungswert der Auszahlungsmatrix maximiert. Beim Gefangenen-Dilemma gilt folgende Aussage:  Kooperation ist eine dominante Strategie.  Eine individuell rationale Entscheidung fü hrt nur manchmal zu einem Ergebnis, das auch kollektiv rational ist.  Eine individuell rationale Entscheidung fü hrt zu einem Ergebnis, das nie zum kollektiv rationalen Ergebnis fü hrt. PPrrüüffuunnggssttiipppp Die Frage, welche ö konomischen Konsequenzen sich aus bestimmten Verä nderungen der ö konomischen Rahmenbedingungen oder staatlichen Maßnahmen ergeben, hä ngt maßgeblich von der konkreten Entscheidungssituation ab. Wenn das Ergebnis einer Entscheidung nur von dem Verhalten des Einzelnen und gegebenen exogenen Faktoren abhä ngt, ist die Maximierung der fü r den wirtschaftlichen Akteur relevanten Grö ße (Nutzen, Gewinn, Umsatz etc.) ein sinnvolles Vorgehen. Bei einer Entscheidung unter Risiko kann mit dem Erwartungswert gearbeitet werden, sofern der Entscheider risikoneutral ist. Bei Risikoaversion oder Risikofreude muss hingegen mit einer Nutzenfunktion gearbeitet werden. Die Entscheidung orientiert sich dann nicht mehr an dem Erwartungswert der relevanten ö konomischen Grö ße, sondern am erwarteten Nutzen, der auch von der Risikoeinstellung des Entscheiders abhä ngt. Wenn das Ergebnis einer Handlung nicht nur von der eigenen Entscheidung abhä ngt, sondern auch von den Entscheidungen bzw. Handlungen anderer Personen, kommt die Spieltheorie zum Zug. Bei der Aufgabenstellung ist daher genau zu klä ren, um welche Entscheidungssituation es sich handelt. <?page no="175"?> Lösungen Schritt 1: Wichtige Grundlagen Welchen Akteur der Markt- und Preistheorie gibt es?  Staat  Banken  Lobbyisten  Unternehmen Was konsumieren Haushalte?  Investitionsgü ter  Produktionsfaktoren  Gü ter Was unterscheidet heterogene Güter von homogenen?  die AÜ hnlichkeit  die Gleichheit  die Unterschiedlichkeit Was ergibt sich bei unbegrenzten Bedürfnissen und einem begrenzten Budget?  Knappheit  Prä ferenzen Was ist ein relativer Preis?  Das reale Austauschverhä ltnis zweier Gü ter.  Das absolute Austauschverhä ltnis zweier Gü ter.  Das begrenzte Austauschverhä ltnis zweier Gü ter. L <?page no="176"?> 176 Lö sungen Was möchte ein Homo oeconomicus maximieren?  Handlungsalternativen  Budget  Nettonutzen Einen bestimmten Grad der Bedürfnisbefriedigung mit einer möglichst geringen Menge an Mitteln zu erreichen, nennt man:  Maximalprinzip  Minimalprinzip Schritt 2: Haushaltstheorie Welche Aussagen treffen für eine Nutzenfunktion zu?  Der Nutzen eines superioren Gutes ist grö ßer als der eines inferioren Gutes.  Die Nutzenfunktion bewertet den Nutzen aller Gü ter in Abhä ngigkeit von den konsumierten Mengen und den zu zahlenden Preisen.  Die Nutzenfunktion beschreibt die Prä ferenzordnung eines Haushalts. Das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen besagt, dass der Grenznutzen eines Gutes mit …  steigendem Preis dieses Gutes geringer wird.  sinkendem Einkommen geringer wird.  zunehmendem Konsum dieses Gutes immer geringer wird. Die Indifferenzkurve stellt alle Güterkombinationen dar, die …  den gleichen Nutzen stiften.  sich der Haushalt mit einem gegebenen Einkommen leisten kann. Wenn im Zwei-Güter-Fall der Preis eines Gutes sinkt und der Preis des anderen Gutes konstant bleibt, hat dies für die Budgetgerade folgende Konsequenzen: Die Budgetgerade …  dreht sich hin zum Ursprung.  dreht sich weg vom Ursprung.  verschiebt sich parallel zum Ursprung. <?page no="177"?> Lö sungen 177 Der optimale Konsumplan zeichnet sich dadurch aus, dass …  die Indifferenzkurve die Budgetgerade schneidet.  die Steigung der Indifferenzkurve mit der Steigung der Budgetgeraden ü bereinstimmt.  das Preis-Mengenverhä ltnis bei allen Gü tern identisch ist. Welche dieser beiden Güter sind komplementäre Güter?  Brot und Margarine  Butter und Margarine Welche Aussagen treffen für substitutive Güter zu?  Die direkte Preiselastizitä t der Nachfrage ist positiv.  Bei einem Anstieg des Preises eines der substitutiven Gü ter nimmt die nachgefragte Menge des anderen substitutiven Gutes zu.  Mit steigendem Einkommen nimmt die Nachfrage nach einem substitutiven Gut zu. Wodurch zeichnet sich ein superiores Gut aus? Die nachgefragte Menge steigt, wenn …  der Preis des Gutes steigt.  das verfü gbare Einkommen der Konsumenten steigt.  die Werbung fü r das Produkt intensiviert wird. Wie verändert sich der optimale Konsumplan eines Haushalts, der nur zwei Güter konsumiert, wenn der Preis eines Gutes zunimmt?  Der Substitutionseffekt der Preiserhö hung ist bei einem inferioren Gut gleich Null.  Der Substitutionseffekt der Preiserhö hung ist stets positiv.  Der Haushalt kann nur noch eine Indifferenzkurve mit einem geringeren Nutzenniveau erreichen. Das Nachfragegesetz besagt, dass die nachgefragte Menge des Gutes steigt, wenn …  der Preis eines anderen Gutes steigt.  der Preis des Gutes sinkt.  das verfü gbare Einkommen der Konsumenten steigt. L <?page no="178"?> 178 Lö sungen Bei der grafischen Bestimmung des optimalen Arbeitsangebots eines nutzenmaximierenden Haushalts dreht sich die Budgetgerade weg vom Ursprung, wenn …  der Stundenlohn sinkt. █ der Stundenlohn steigt.  der Gü terpreis steigt. Welche Größen bestimmen die Lage der intertemporalen Budgetrestriktion eines nutzenmaximierenden Haushalts?  Inflationsrate  Stundenlohn █ Zinssatz Bei einem Haushalt mit einer geringen Präferenz für Gegenwartskonsum verläuft die …  Gerade der intertemporalen Budgetrestriktion steil.  Gerade der intertemporalen Budgetrestriktion flach.  intertemporale Indifferenzkurve steil. █ intertemporale Indifferenzkurve flach. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Marktnachfragekurve für das Gut Benzin, wenn die Kfz-Steuer steigt?  Die Marktnachfragekurve fü r Benzin verschiebt sich nach links.  Die Marktnachfragekurve fü r Benzin verschiebt sich nach rechts.  Die Marktnachfragekurve fü r Benzin bleibt unverä ndert. Schritt 3: Produktionstheorie Was ist eine Isoquante?  Alle Kombinationen von effizienten Inputmengen, die den gleichen Gesamtertrag hervorbringen.  Die grafische Darstellung des Zusammenhangs zwischen dem Input eines Produktionsfaktors und der damit maximal herstellbaren Menge eines Konsumguts. <?page no="179"?> Lö sungen 179 Der Durchschnittsertrag eines Produktionsfaktors …  gibt an, wie sich der Output verä ndert, wenn der Einsatz des Produktionsfaktors um eine Einheit erhö ht wird.  ergibt sich aus der Division des Outputs durch die eingesetzte Menge des Produktionsfaktors. Eine neoklassische Produktionsfunktion hat …  eine positive, aber abnehmende Grenzproduktivitä t.  zunä chst eine steigende, dann aber sinkende Grenzproduktivitä t.  eine konstante Durchschnittsproduktivitä t. Eine linear-limitationale Produktionsfunktion hat …  eine steigende Durchschnittsproduktivitä t.  eine Grenzproduktivitä t, die geringer ist als die Durchschnittsproduktivitä t.  konstante Skalenerträ ge. Eine ertragsgesetzliche Produktionsfunktion hat …  zunä chst eine steigende, dann aber sinkende Grenzproduktivitä t.  eine Ertragskurve mit einer durchgehend positiven Steigung.  vollkommen substituierbare Produktionsfaktoren. Welche Aussagen treffen für die Isoquanten einer neoklassischen Produktionsfunktion mit steigenden Skalenerträgen zu?  Der Isoquantenverlauf ist konkav zum Ursprung.  Der Isoquantenverlauf ist konvex zum Ursprung.  Der Isoquantenverlauf ist zum Teil konkav und zum Teil konvex zum Ursprung. Welche Aussagen treffen für die Produktionsfunktion Y = Kα α L1-α α mit 0 < α α < 1 und mit K (Kapital), L (Arbeit) >> 0 zu?  Die Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit beträ gt (KL) α (1α ).  Die Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit beträ gt (KL) α -1 (1α ).  Die Durchschnittsproduktivitä t des Faktors Arbeit beträ gt α (KL) α . L <?page no="180"?> 180 Lö sungen Schritt 4: Kostentheorie Die Höhe der variablen Kosten ist von der produzierten Gütermenge …  unabhä ngig  abhä ngig Welche Aussagen treffen für eine linear-limitationale Produktionsfunktion in der kurzen Frist, d. h. bei der Existenz von Fixkosten, zu?  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft u-fö rmig.  Die Kurve der variablen Durchschnittskosten verlä uft u-fö rmig.  Es liegen konstante Grenzkosten vor. Welche Aussagen treffen für eine neoklassische Produktionsfunktion in der kurzen Frist, d. h. bei der Existenz von Fixkosten, zu?  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft u-fö rmig.  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft oberhalb der Kurve der gesamten Durchschnittskosten.  Die Kurve der Grenzkosten schneidet die Kurve der gesamten Durchschnittskosten im Minimum der gesamten Durchschnittskosten. Welche Aussagen treffen für eine ertragsgesetzliche Produktionsfunktion in der kurzen Frist, d. h. bei der Existenz von Fixkosten, zu?  Die Kurve der gesamten Durchschnittskosten verlä uft u-fö rmig.  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft oberhalb der Kurve der variablen Durchschnittskosten.  Die Kurve der Grenzkosten verlä uft oberhalb der Kurve der gesamten Durchschnittskosten. Welche Aussagen zum Zusammenhang zwischen Skalenerträgen und Kosten treffen zu?  Bei konstanten Skalenerträ gen stimmen die Grenzkosten mit den Durchschnittskosten ü berein.  Bei steigenden Skalenerträ gen nimmt die Steigung der Gesamtkostenkurve zu.  Bei steigenden Skalenerträ gen sind die Grenzkosten grö ßer als die Durchschnittskosten. <?page no="181"?> Lö sungen 181 Die Minimalkombination zeichnet sich bei einer neoklassischen Produktionsfunktion mit zwei Faktoren dadurch aus, dass …  die Grenzproduktivitä ten der beiden Faktoren identisch sind.  die Durchschnittsproduktivitä ten der Faktoren identisch sind.  die Steigung der Isoquante ü bereinstimmt mit der Steigung der Isokostengerade. Für den optimalen Produktionsplan eines Unternehmens auf einem Markt mit vollständiger Konkurrenz treffen in der langen Frist, d. h. ohne Fixkosten, folgende Aussagen zu.  Die Grenzkosten sind gleich Null.  Der Grenzerlö s ist gleich Null.  Die Grenzkosten entsprechen dem Grenzerlö s. Für die Angebotskurve eines Unternehmens auf einem Markt mit vollständiger Konkurrenz treffen folgende Aussagen zu.  Bei konstanten Skalenerträ gen hat die Angebotskurve eine positive Steigung.  Bei sinkenden Skalenerträ gen nimmt die angebotene Menge zu, wenn der Preis steigt.  Bei steigenden Skalenerträ gen stimmt die Angebotskurve mit der Grenzkostenkurve ü berein. Ein gewinnmaximierendes Unternehmen fragt so viel Kapital nach, bis folgende Identität gilt:  Das Wertgrenzprodukt des Faktors Kapital entspricht dem Realzins. █ Das Wertgrenzprodukt des Faktors Kapital entspricht dem Nominalzins.  Das Grenzprodukt des Faktors Kapital entspricht dem Nominalzins. Schritt 5: Konsumenten- und Produzentenrente Die Konsumentenrente ist ein Maß für die Vorteile, die …  ein Haushalt daraus zieht, dass er eine bestimmte Menge eines Gutes konsumiert.  die Gesellschaft daraus zieht, dass eine bestimmte Menge eines Gutes produziert und konsumiert wird. L <?page no="182"?> 182 Lö sungen Die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente ist ein Maß für …  den Nettonutzen, den die Gesellschaft aus dem Konsum einer bestimmten Gü termenge zieht.  die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt. Welche Informationen benötigen Sie zur Berechnung der Konsumentenrente?  Die marginale Zahlungsbereitschaft der Kä ufer.  Die Hö he der Grenzkosten.  Die Differenz zwischen Grenzkosten und Grenznutzen. In der Abbildung oben entspricht die Konsumentenrente, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x1 verbunden ist, folgender Fläche:  a b c  a d e  d e h In Abbildung entspricht die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x1 verbunden ist, folgender Fläche:  a e x 1 0 Gütermenge (x) Preis Güterangebot g e c Güternachfrage x 2 a h x 1 b df 0 <?page no="183"?> Lö sungen 183  b c e g f  a e h In Abbildung entspricht die Produzentenrente, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x2 verbunden ist, folgender Fläche:  f g h  h g x 2 0  b c g h In Abbildung entspricht die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt, die mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x2 verbunden ist, folgender Fläche:  a c g h  a c x2 0  b c g f In Abbildung entspricht der gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsverlust, der mit der Produktion und Konsumtion der Gütermenge x2 verbunden ist, folgender Fläche:  c e x 1 x 2  c e g  g e x 1 x 2 Schritt 6: Preisbildung auf Märkten Der Gleichgewichtspreis ist der Preis, …  bei dem Angebot und Nachfrage ü bereinstimmen.  bei dem der Preis mit den Durchschnittskosten ü bereinstimmt. Das Prinzip der Offenheit des Marktes besagt, dass …  alle Marktteilnehmer ü ber alle relevanten Informationen verfü gen.  jeder, der will, als Anbieter oder Nachfrage auf dem Markt agieren darf.  der Staat keine Zö lle erhebt. L <?page no="184"?> 184 Lö sungen Das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit des Preises besagt, dass …  der Preis eines Gutes im Zeitablauf konstant ist.  es fü r ein homogenes Gut nur einen Preis auf dem Markt gibt.  es fü r ein superiores Gut nur einen Preis auf dem Markt gibt. Ein Markt unter vollständiger Konkurrenz zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass …  der Preis nie geringer als die Grenzkosten sein darf.  es wenige Anbieter, aber viele Nachfrager gibt.  der Preis nach oben und unten vollkommen flexibel ist. Ein Angebotsüberschuss liegt vor, wenn beim herrschenden Preis …  die angebotene Gü termenge grö ßer ist als die nachgefragte Gü termenge.  die Zahl der Anbieter grö ßer ist als die Zahl der Nachfrager.  die nachgefragte Gü termenge grö ßer ist als die angebotene Gü termenge. Wenn es auf einem Markt einen Nachfrageüberhang gibt, …  sind einige Konsumenten bereit, einen hö heren Preis zu zahlen.  steigen die Produktionskosten. Wenn auf einem Markt die Nachfrage nach einem Gut steigt, …  kommt es zu einem Angebotsü berschuss.  steigt der Preis. Das Gleichgewicht auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass …  die Unternehmen einen Gewinn erzielen, weil der Preis ü ber den Grenzkosten liegt.  der Preis den Grenzkosten entspricht.  der Preis unter den Durchschnittskosten liegt. Wenn der technische Fortschritt die Produktionskosten senkt, kommt es auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz …  zu einer Verringerung der Anzahl der Anbieter.  zu einer Zunahme des Gü terangebots.  zu einer Preissteigerung. <?page no="185"?> Lö sungen 185 Wenn es auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz zu einem Nachfragerückgang kommt, …  steigen die Grenzkosten der Produktion.  bleibt der Marktpreis konstant, wä hrend die gehandelte Gü termenge sinkt.  sinken der Gleichgewichtspreis und die Gleichgewichtsmenge. Ein Monopolist bietet im Vergleich zu einem Markt unter vollständiger Konkurrenz …  eine grö ßere Gü termenge an.  eine geringere Gü termenge an. Ein nutzenmaximierender Monopson bestimmt die von ihm nachgefragte Gütermenge mit Hilfe der folgenden Entscheidungsregel:  Die Grenzkosten entsprechen dem Grenzerlö s.  Die Grenzausgaben entsprechen den Grenzkosten.  Die Grenzausgaben entsprechen dem Grenznutzen. Im Marktgleichgewicht eines bilateralen Monopols liegt …  der Gleichgewichtspreis immer ü ber dem Preis, der sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde.  der Gleichgewichtspreis immer unter dem Preis, der sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde.  die Gleichgewichtsmenge immer unter der Menge, die sich im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz einstellen wü rde. Auf einem Oligopolmarkt treffen …  viele Anbieter auf wenige Nachfrager.  viele Nachfrager auf wenige Anbieter.  wenige Nachfrager auf einen Anbieter. Die Reaktionsfunktion eines Duopolisten gibt im Fall eines homogenen Duopols an, wie dieser Duopolist seine angebotene Menge an …  die angebotene Menge des anderen Duopolisten anpasst.  eine Preissenkung des anderen Duopolisten anpasst.  die geä nderten Prä ferenzen der Nachfrager anpasst. L <?page no="186"?> 186 Lö sungen Welcher der folgenden Preisunterschiede stellt eine Preisdiskriminierung dar? █ Unterschiedliche Fahrpreise fü r Erwerbstä tige, Schü ler und Rentner bei der Bahn.  Ein ermä ßigter Mehrwertsteuersatz fü r Rollstü hle.  Ein hö herer Preis fü r ein im Ausland verkauftes Auto, wobei der Preisunterschied den Transport- und Verwaltungskosten entspricht. Welche Informationen benötigt ein Unternehmen, um eine perfekte Preisdiskriminierung anwenden zu können?  Die Hö he der verfü gbaren Einkommen aller Konsumenten.  Die maximale Zahlungsbereitschaft der wichtigsten Kundengruppen (einkommensreiche Haushalte, Studierende, Rentner etc.). █ Die maximale Zahlungsbereitschaft aller Konsumenten. Was ist eine zentrale Aufgabe der Koordinierungsfunktion des Preises? Dafür zu sorgen, dass ...  der Markt gerä umt wird.  der Preis eines Gutes im Zeitablauf sinkt.  die Konsumenten ihren Nutzen maximieren kö nnen. Schritt 7: Marktversagen Umweltverschmutzung ist ein Beispiel für …  positive externe Effekte.  negative externe Effekte.  ö ffentliche Gü ter. Bei einem Gut mit einem positiven externen Effekt ist die Gleichgewichtsmenge, die sich auf dem Markt ohne einen staatlichen Eingriff ergibt …  grö ßer als die Menge, die aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist.  kleiner als die Menge, die aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. <?page no="187"?> Lö sungen 187 Bei einem Gut mit einem positiven externen Effekt ist der Gleichgewichtspreis, der sich auf dem Markt ohne einen staatlichen Eingriff ergibt …  grö ßer als der Preis, der aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist.  kleiner als der Preis, der aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. Bei einem Gut mit einem negativen externen Effekt sind …  die privaten Kosten geringer als die gesellschaftlichen Kosten.  die privaten Kosten geringer als der gesellschaftliche Nutzen.  die privaten Kosten hö her als der gesellschaftliche Nutzen. Bei steigenden Skalenerträgen kommt es zu einem …  dauerhaften Angebotsü berschuss.  dauerhaften Anstieg des Marktpreises.  natü rlichen Monopol. Bei economies of scale …  sinken die Grenzkosten mit steigender Produktionsmenge.  steigen die Grenzkosten mit steigender Produktionsmenge. Ein öffentliches Gut zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass …  keine Person vom Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden kann.  es keinen Preis hat. Wenn ein öffentliches Gut privatwirtschaftlich angeboten wird, …  wü rden die privaten Anbieter einen zu hohen Preis fordern.  wü rden die Nachfrager nicht bereit sein, einen Preis fü r dieses Gut zu zahlen. Bei welchem dieser Produkte ist eine adverse Selektion am wahrscheinlichsten?  Versicherung  Erdö l  Landesverteidigung Im Fall der asymmetrischen Informationen …  kö nnen Anbieter ihren Informationsvorsprung ausnutzen und hö here Preise fordern. L <?page no="188"?> 188 Lö sungen  verschwinden die Produkte von hoher Qualitä t vom Markt.  kommt es zu sinkenden Grenzkosten. Schritt 8: Markteingriffe Wenn der Staat eine Mengensteuer auf ein Konsumgut erhebt …  ist der Konsumentenpreis grö ßer als der Produzentenpreis.  ist der Konsumentenpreis geringer als der Produzentenpreis. Bei welcher Form des Marktversagens kann eine Mengensteuer dieses Versagen heilen?  Bei positiven externen Effekten.  Bei negativen externen Effekten.  Bei asymmetrischen Informationen. Wenn bei einem Konsumgut eine Subvention eingeführt wird, wird auf dem Markt …  eine geringere Menge gehandelt als ohne diese Subvention.  eine grö ßere Menge gehandelt als ohne diese Subvention. Ein Höchstpreis liegt …  unter dem Gleichgewichtspreis, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde.  ü ber dem Gleichgewichtspreis, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde. Wenn ein Höchstpreis eingeführt wird, führt dies normalerweise dazu, dass …  die Produzentenrente grö ßer ist als ohne den Hö chstpreis.  die Konsumentenrente grö ßer ist als ohne den Hö chstpreis. Wer soll durch einen Mindestpreis geschützt werden?  Die Steuerzahler  Die Konsumenten  Die Produzenten <?page no="189"?> Lö sungen 189 Wenn auf einem Markt ein Mindestpreis eingeführt wird, kommt es zu …  zu einem dauerhaften Angebotsü berschuss.  zu einem dauerhaften Nachfrageü berhang. Welche Konsequenzen sind zu erwarten, wenn der Staat auf dem Wohnungsmarkt eine gesetzliche Höchstmiete einführt?  Das Angebot an Wohnraum nimmt zu.  Das Angebot an Wohnraum nimmt ab. Schritt 9: Grundlagen der mikroökonomischen Entscheidungstheorie Rationalität bedeutet im Verhaltensmodell des Homo oeconomicus, dass ein Entscheider unter gegebenen Restriktionen die Handlungsalternative auswählt, die …  fü r die Gesellschaft als Ganzes die beste Option darstellt. █ fü r ihn den grö ßten Nutzen stiftet.  die geringsten individuellen Kosten verursacht. Die Verhaltensökonomik kommt zu der Einschätzung, dass Wirtschaftsakteure … █ sich bei ihren Entscheidungen auch von außerö konomischen Aspekten wie Fairness leiten lassen.  bei Entscheidungen unter Risiko stets die Handlungsalternative mit dem hö chsten Erwartungswert auswä hlen.  bei Entscheidungen unter Risiko keine Entscheidung treffen kö nnen. Eine Entscheidung unter Unsicherheit zeichnet sich dadurch aus, dass …  sich ein Erwartungswert berechnen lä sst.  es objektive Eintrittswahrscheinlichkeiten fü r die unterschiedlichen Handlungsfolgen gibt. █ es subjektive Eintrittswahrscheinlichkeiten fü r die unterschiedlichen Handlungsfolgen gibt. Eine Person, die sich bei der Wahl zwischen einer sicheren Auszahlung von 1.000,- Euro und einer Lotterie, deren Auszahlung einen Erwartungs- L <?page no="190"?> 190 Lö sungen wert von 900,- Euro hat, für die Teilnahme an der Lotterie entscheidet, ist …  risikoneutral.  risikoavers. █ risikofreudig. In der Spieltheorie ist eine dominante Strategie eine Entscheidung, die … █ unabhä ngig von der Entscheidung der anderen Spieler die beste Entscheidung ist.  unabhä ngig von der Entscheidung der anderen Spieler den grö ßten Nettonutzen erbringt.  den Erwartungswert der Auszahlungsmatrix maximiert. Beim Gefangenen-Dilemma gilt folgende Aussage:  Kooperation ist eine dominante Strategie.  Eine individuell rationale Entscheidung fü hrt nur manchmal zu einem Ergebnis, das auch kollektiv rational ist. █ Eine individuell rationale Entscheidung fü hrt zu einem Ergebnis, das nie zum kollektiv rationalen Ergebnis fü hrt. <?page no="191"?> Glossar Angebot Das Angebot bezeichnet die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten des Gutes zu verkaufen, mit steigendem Preis zu. Angebotsüberschuss Ein Angebotsü berschuss liegt vor, wenn beim herrschenden Preis die angebotene Gü termenge grö ßer ist als die nachgefragte Gü termenge. Der herrschende Preis ist grö ßer als der Gleichgewichtspreis. Budgetrestriktion Die Budgetrestriktion gibt an, wie viele Gü tereinheiten sich ein Haushalt maximal leisten kann, wenn die Gü terpreise und das verfü gbare Einkommen fü r ihn gegebene Grö ßen sind. Duopol Wenn es auf einem Markt nur zwei Anbieter gibt, liegt ein Duopol vor. Economies of scale Im Fall von economies of scale - auch steigende Skalenerträ ge genannt - fü hrt eine Verdoppelung aller Produktionsfaktoren dazu, dass sich die Produktionsmenge mehr als verdoppelt. Economies of scale bedeuten daher sinkende Grenz- und Durchschnittskosten und sind eine produktionstechnologische Ursache fü r das Entstehen eines Monopols. Externe Effekte Externe Effekte liegen vor, wenn die privaten Kosten einer ö konomischen Entscheidung nicht mit den sozialen Kosten dieser Entscheidung ü bereinstimmen, oder wenn der private Nutzen der Entscheidung nicht mit dem sozialen Nutzen ü bereinstimmt. Fixkosten Die Fixkosten sind die Kosten, die unabhä ngig von der produzierten Gü termenge anfallen, also auch dann, wenn gar nichts produziert wird. Gewinnmaximum Ein Anbieter, der seinen Gewinn maximieren will, wird jeweils die Gü termenge anbieten, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem Grenzerlö s ü bereinstimmen. Die zweite Bedingung fü r ein Gewinnmaximum verlangt, dass der am Markt erzielte Preis mindestens G <?page no="192"?> 192 Glossar genauso groß ist wie die Durchschnittskosten. Grenzausgaben Die Grenzausgaben geben an, wie sich die Gesamtausgaben fü r den Kauf von Gü tern verä ndern, wenn die nachgefragte Menge von Gü tern um eine infinitesimal kleine Menge erhö ht wird. Grenzerlös Der Grenzerlö s gibt an, wie sich der Erlö s verä ndert, wenn die produzierte und verkaufte Menge von Gü tern um eine infinitesimal kleine Menge erhö ht wird. Der Grenzerlö s eines Anbieters auf einem Markt unter vollstä ndiger Konkurrenz stimmt mit dem Preis ü berein und ist damit konstant. Grenzkosten Die Grenzkosten geben an, wie sich die Gesamtkosten verä ndern, wenn die produzierte Menge von Gü tern um eine infinitesimal kleine Menge erhö ht wird. Gut Ein Gut ist ein Mittel zur Bedü rfnisbefriedigung. Gut, öffentliches Ein ö ffentliches Gut zeichnet sich dadurch aus, dass der Konsum des Gutes durch eine Person nicht verhindert, dass auch andere Personen dieses Gut konsumieren kö nnen (keine Rivalitä t im Konsum). Außerdem kann bei einem ö ffentlichen Gut keine Person von dem Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden (fehlende Ausschlussmö glichkeit). Höchstpreis Ein Hö chstpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der unter dem Gleichgewichtspreis liegt, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde. Ein Hö chstpreis darf unterschritten, aber nicht ü berschritten werden. Indifferenzkurve Die Indifferenzkurve ist die Kurve, auf der alle Gü terbü ndel liegen, die fü r einen Haushalt den gleichen Nutzen stiften. Konsumentenrente Die Konsumentenrente ist Maß fü r die Vorteile, die ein Haushalt daraus zieht, dass er eine bestimmte Menge eines Gutes kauft und konsumiert. Die Konsumentenrente kann auch fü r die gesamte Volkswirtschaft angegeben werden. In diesem Fall ist die Konsumentenrente die Flä che zwischen der Marktnachfragekurve und dem am Markt herrschenden Gleichgewichtspreis. <?page no="193"?> Glossar 193 Kosten Kosten sind der mit Geldeinheiten bewertete Verbrauch von Produktionsfaktoren, die zur Herstellung einer bestimmten Produktionsmenge erforderlich sind. Markt Der Markt ist der Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage eines Gutes treffen. Marktangebot Das Marktangebot ist das Gesamtangebot aller Anbieter, die auf dem Markt das betreffende Gut anbieten. Formal ist das Marktangebot die Summe aller individuellen Angebote der Unternehmen. Marktgleichgewicht Ein Marktgleichgewicht liegt vor, wenn die angebotene Menge und die nachgefragte Menge ü bereinstimmen. Jeder Nachfrager kann zum herrschenden Preis die Menge an Gü tern kaufen, die er mö chte. Jeder Anbieter kann zum herrschenden Preis die Menge an Gü tern verkaufen, die er mö chte. Dieser Preis wird Gleichgewichtspreis genannt, die dazugehö rende Gü termenge ist die Gleichgewichtsmenge. Marktnachfrage Die Marktnachfrage ist die Gesamtnachfrage aller Haushalte, die auf dem Markt das betreffende Gut kaufen wollen. Formal ist die Marktnachfrage die Summe aller individuellen Nachfragen der Haushalte. Mindestpreis Ein Mindestpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der ü ber dem Gleichgewichtspreis liegt, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben wü rde. Ein Mindestpreis darf ü berschritten, aber nicht unterschritten werden. Minimalkostenkombination Die Minimalkostenkombination beschreibt das Bü ndel an Inputfaktoren, mit dem eine bestimmte Gü termenge zu den niedrigsten Kosten hergestellt werden kann. Monopol, bilaterales Wenn es auf einem Markt nur einen Anbieter (Monopolist) gibt, der auf nur einen Nachfrager trifft (Monopson), ist dieser Markt ein bilaterales Monopol. Monopolist Wenn es auf einem Markt nur einen Anbieter gibt, der sich der gesamten Nachfrage gegenü bersieht, ist dieser Anbieter ein Monopolist. Monopson Wenn es auf einem Markt nur einen Nachfrager gibt, der sich einer Viel- G <?page no="194"?> 194 Glossar zahl von Anbietern gegenü bersieht, ist dieser Nachfrager ein Monopson. Nachfrage Die Nachfrage bezeichnet die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten eines Gutes zu kaufen, mit steigendem Preis ab. Nachfrageüberhang Ein Nachfrageü berhang liegt vor, wenn beim herrschenden Preis die angebotene Gü termenge kleiner ist als die nachgefragte Gü termenge. Der herrschende Preis ist kleiner als der Gleichgewichtspreis. Oligopol Wenn es auf einem Markt nur wenige große Anbieter gibt, liegt ein Oligopol vor. Preis Preise geben den Gegenwert eines Gutes an. Preise sind in der Regel Geldpreise, d. h. der Preis eines Gutes wird in Geldeinheiten - z. B. Euro - ausgedrü ckt. Preisdiskriminierung Eine Preisdiskriminierung liegt vor, wenn ein Unternehmen zur Steigerung seines Gewinns von unterschiedlichen Konsumenten unterschiedliche Preise fordert, ohne dass es fü r diese Preisdifferenz einen entsprechenden Kostenunterschied gibt. Produzentenrente Die Produzentenrente ist ein Maß fü r die Vorteile, die ein Unternehmen daraus zieht, dass es eine bestimmte Menge eines Gutes produziert und anschließend auf dem Markt verkauft. Die Produzentenrente kann auch fü r die gesamte Volkswirtschaft angegeben werden. In diesem Fall ist die Produzentenrente die Flä che zwischen der Marktangebotskurve und dem am Markt herrschenden Gleichgewichtspreis. Reaktionsfunktion Die Reaktionsfunktion gibt an, wie ein Oligopolist auf die Angebotsentscheidungen seiner Konkurrenten reagiert. Wohlfahrt Die Wohlfahrt ist ein abstraktes Konstrukt, das den ö konomischen Wohlstand der Gesamtheit aller Mitglieder einer Volkswirtschaft misst. Ein Instrument zur Messung der Wohlfahrt besteht aus der Summe der Konsumenten- und der Produzentenrente . <?page no="195"?> Wichtige Lehrbücher und Literatur Lehrbücher, die ich kennen sollte Aus der großen Zahl vertiefender Lehrbü cher sei hier auf fü nf Werke hingewiesen. Eine vertiefende UÜ bersicht ü ber die hier behandelten Themen bietet die „Einfü hrung in die Mikroö konomie“ von Herdzina und Seiter . Das Lehrbuch ist mit rund 250 Seiten relativ knapp gehalten. Umfangreicher ist das zu Recht als internationales Standardwerk untertitelte Lehrbuch von Samuelson und Nordhaus . Die Mikrö okonomie wird in der ersten Hä lfte ihres mehr als 1.000 Seiten umfassenden Einfü hrungsbuches in die Volkswirtschaftslehre behandelt. Der internationale Klassiker der Mikroö konomie schlechthin sind die „Grundzü ge der Mikroö konomie“ von Varian . Auf rund 700 Seiten wird verstä ndlich und mit zahlreichen Grafiken ein umfassender UÜ berblick ü ber alle relevanten mikroö konomischen Themen gegeben. Auf rund 900 Seiten prä sentieren Pindyck und Rubinfeld ebenfalls eine umfassende Darstellung der Mikroö konomie. Die Leser finden dort auch einen Einstieg in die Spieltheorie, die fü r wirtschaftliche Entscheidungsprozesse relevant ist, und ü ber die Grundlagen von Regressionsanalysen, die in empirischen Studien verwendet werden. Thematisch am breitesten aufgestellt ist das Lehrbuch von Schumann, Meyer und Ströbele . Auf etwas mehr als 500 Seiten gehen sie auch auf intertemporale Entscheidungen des Haushalts ein sowie auf die Theorie der erschö pfbaren Ressourcen, die Grundlagen der Ungleichgewichtstheorie und sogenannte „Neue Institutionenö konomik“, die sich mit den Anreizstrukturen einer Gesellschaft auseinandersetzt. Dieses Buch ist vor allem fü r fortgeschrittene Mikroö konomen zu empfehlen. Akerlof, G. A./ Shiller, R. J.: Animal Spirits - Wie Wirtschaft wirklich funktioniert. Frankfurt am Main/ New York 2009. Bartling, H./ Luzius, F.: Grundzü ge der Volkswirtschaftslehre - Einfü hrung in die Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik. 18. Aufl., Mü nchen 2019. Beutel, J.: Mikroö konomie. Mü nchen u. a. 2006. Bontrup, H.-J.: Volkswirtschaftslehre - Grundlagen der Mikro- und Makroö konomie. 2. Aufl., Mü nchen/ Wien 2004. Breyer, F.: Mikroö konomik - eine Einfü hrung. 5. Aufl., Berlin u. a. 2011. <?page no="196"?> 196 Wichtige Lehrbü cher und Literatur Endres, A./ Martiensen, J.: Mikroö konomik - eine integrierte Darstellung traditioneller und moderner Konzepte in Theorie und Praxis. Stuttgart 2007. Feess, E.: Mikroö konomie - eine spieltheoretisch- und anwendungsorientierte Einfü hrung. 3. Aufl., Marburg 2004. Fehl, U./ Oberender, P.: Grundlagen der Mikroö konomie - eine Einfü hrung in die Produktions-, Nachfrage- und Markttheorie. 9. Aufl., Mü nchen 2004. Frambach, H.: Basiswissen Mikroö konomie, 5. Aufl., Mü nchen 2019. Henderson, J. M./ Quandt, R. E.: Mikroö konomische Theorie - eine mathematische Darstellung. 5. Aufl., Mü nchen 1983. Herberg, H.: Preistheorie. 3. Aufl., Stuttgart 1994. Herdzina, K./ Seiter, S.: Einfü hrung in die Mikroö konomik. 11. Aufl., Mü nchen 2009. Kortmann, W.: Mikroö konomik: anwendungsbezogene Grundlagen. 4. Aufl., Heidelberg 2006. Lancaster, K. J.: Moderne Mikroö konomie. 4. Aufl., Frankfurt 1991. Mü nter, M. T.: Mikroö konomie, Wettbewerb und strategisches Verhalten, Mü nchen, 2018. Natrop, J.: Grundzü ge der angewandten Mikroö konomie. 2. Aufl., Mü nchen u. a. 2012. Oberender, P./ Fleischmann, J.: Einfü hrung in die Mikroö konomik. 3. Aufl., Bayreuth 2005. Petersen, T./ Consiglio, V. S.: Homo oeconomicus, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 48. Jg., 2019, S. 1206 - 1210. Petersen, T.: Adverse Selektion, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 36. Jg., 2007, S. 309 - 311. Petersen, T.: Die ö konomische Funktion von Gewinnen, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 40. Jg., 2011, S. 652 - 656. Petersen, T.: Haushaltstheorie, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 48. Jg., 2019, S. 53 - 56. Petersen, T.: Hö chst- und Mindestpreise in der Markt- und Preistheorie, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 39. Jg., 2010, S. 921 - 924. Petersen, T.: Konsumenten- und Produzentenrente, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 39. Jg., 2010, S. 666 - 671. <?page no="197"?> Wichtige Lehrbü cher und Literatur 197 Petersen, T.: Preis-, Mengen- und Wohlfahrtseffekte von Steuern und Subventionen, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 39. Jg., 2010, S. 1606 - 1610. Petersen, T.: Preisbildung auf Monopolmä rkten, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 37. Jg., 2008, S. 67 - 70. Petersen, T.: Preisbildung bei einem bilateralen Monopol, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 39. Jg., 2010, S. 507 - 514. Petersen, T.: Preisbildung im homogenen Duopol, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 39. Jg., 2010, S. 1084 - 1088. Petersen, T.: Volkswirtschaftliche Kostentheorie, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 36. Jg., 2007, S. 1416 - 1420. Petersen, T.: Volkswirtschaftliche Produktionstheorie, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 36. Jg., 2007, S. 488 - 496. Petersen, T.: WISU-Lexikon ‚Haushaltstheorie‘, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 36. Jg., 2007, Beilage in Heft Nr. 6, S. I - XVI. Petersen, T.: WISU-Lexikon ‚Markt- und Preistheorie‘, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 37. Jg., 2008, Beilage in Heft Nr. 6, S. I - XVI. Petersen, T.: WISU-Lexikon ‚Unternehmenstheorie‘, in: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 40. Jg., 2011, Beilage in Heft Nr. 6, S. I - XVI. Pindyck, R. S./ Rubinfeld, D. L.: Mikroö konomie. 9. Aufl., Mü nchen 2018. Rifkin, J.: Die Null Grenzkosten Gesellschaft, Frankfurt a. M./ New York 2014. Samuelson, P. A./ Nordhaus, W. D.: Volkswirtschaftslehre: das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroö konomie. 4. Aufl., Mü nchen 2010. Schö ler, K.: Grundlagen der Mikroö konomik - eine Einfü hrung in die Theorie der Haushalte, der Firmen und des Marktes. 3. Aufl., Mü nchen 2011. Schumann, J./ Meyer, U./ Strö bele, W. J.: Grundzü ge der mikroö konomischen Theorie. 9. Aufl., Berlin/ Heidelberg/ New York 2011. Siebert, H.: Einfü hrung in die Volkswirtschaftslehre. 15. Aufl., Stuttgart 2007. Simon, H. A.: Theories of Decision-Making in Economics and Behavioural Science, in: American Economic Review, 49. Jg., 1959, S. 253 - 283. Varian, H. R.: Grundzü ge der Mikroö konomik. 8. Aufl., Mü nchen u. a. 2011. Weise, P. u. a.: Neue Mikroö konomie. 5. Aufl., Heidelberg 2004. Wied-Nebbeling, S./ Schott, H.: Grundlagen der Mikroö konomik. 4. Aufl., Berlin u. a. 2007. Wiese, H.: Mikroö konomik, 6. Aufl., Berlin u. a. 2014. <?page no="198"?> 198 Wichtige Lehrbü cher und Literatur Wildmann, L.: Module der Volkswirtschaftslehre - Bd. 1: Einfü hrung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroö konomie und Wettbewerbspolitik. 2. Aufl., Mü nchen u. a. 2010. Woeckener, B.: Mikroö konomik - Eine Einfü hrung. 3. Aufl., Berlin u. a. 2014 <?page no="199"?> Stichwortverzeichnis A Angebot Zunahme 111 Animal Spirits 164 Arbeit 62 Ausschlussmö glichkeit 139 Auszahlungmatrix 169 B Bedü rfnis 28 Behavioral Economics 165 Boden 62 Bounded Rationality 165 Budgetrestriktion 34 C ceteris paribus 24 Cobb-Douglas-Nutzenfunktion 30 Cournot’scher Punkt 113 D Duopol 117 Durchschnittskosten 78 E economies of scale 136 Einkommenseffekt 39 Elastizitä t 40 Entscheidung 166 Erwartungswert 166 externer Effekt 134 negativer 134, 149 positiver 135, 153 F Fairness 163 Fixkosten 74 Funktion 23 G Gefangenen-Dilemma 168 Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen 30 Gesetz von der abnehmenden Grenzrate der Substitution 34 Gewinnfunktion 80 Gleichgewicht stabil, instabil 108 Grenzausgaben 114 Grenzertrag 63 Entwicklung 65 Grenzkosten 23, 78 -kurve 81 gesamtwirtschaftliche 86 Grenzrate der Substitution 33 Gut heterogen 19 homogen 19 Gü ter inferior 45 komplementä r 43 substitutiv 44 superior 45 H Haushalt 18 Hö chstpreis 153 Homo oeconomicus 21, 162 I Indifferenzkurve 31 Informationen vollstä ndige 163 <?page no="200"?> 200 Stichwortverzeichnis Informationsasymmetrien 140 Isokostenkurve 74 Isoquante 67 K Kapital 62 Knappheit 5, 17, 19, 20, 128 kollektiv-rationales Ergebnis 170 Resultat 169 Konkurrenz vollstä ndige 127 Konsumentenrente 90 Konsumplan optimal 36 Konsumsumme 35 M Markt 21, 172 unvollkommener 105 Marktabgrenzung sachlich, zeitlich, rä umlich 104 Marktangebot 86, 102 Marktnachfrage 103 Marktversagen 157 Mengenanpasser 106 Mengensteuer 148 Mengensubvention 151 Mindestpreis 153 Minimalkostenkombination 75 Monopol 112 Monopol, bilaterales 115 Monopson 105 Motivation extrinsische 163 N Nachfrage AÜ nderung 56 anomale 43 direkte Preiselastizitä t der 43 Einkommenselastizitä t der 44 Gesetz der 55 Kreuzpreiselastizitä t 43 Markt- 57 normale 39 Zunahme der 110 Nichtsä ttigungsannahme 29, 163 Nutzen 29 Nutzenfunktion 29 O ö ffentliches Gut 139 ö konomisches Prinzip 22 Oligopol 105 Oligopson 105 Opportunitä tskosten 21 P Personaleinsatzplanung 148 Polypol 105 Prä ferenz 19 Preis 20 relevativ 20 Preis-Mengen-Diagramm 22 Preisnehmer 106 Preissetzer 106 Preistheorie 172 Produktionsfunktion Bedeutung 69 ertragsgesetzliche 65 limitationale 66 neoklassische 65 Produzentenrente 92 R Rationalitä t 162 individuelle 170, 171 Reaktionsfunktion 119 <?page no="201"?> Stichwortverzeichnis 201 Risiko 166 -aversion 167 -freude 167 -neutralitä t 167 S Sicherheit 166 Skalenerträ ge 64 Spieltheorie 168 Strategie dominante 170 Substitutionseffekt 39 Substitutionsmö glichkeiten 65 Subvention 151 T Tauschwirtschaft 20 U Ultimatum-Spiel 164 Unsicherheit 166 Unternehmen 18 V variable Kosten 74 Verhaltensö konomik 165 Volkswirtschaftslehre 5 W Wahrscheinlichkeit objektive 166 subjektive 167 Wohlfahrt(s) 94 -verlust 135, 136, 149, 153, 155 Z Zahlungsbereitschaft 90 <?page no="202"?> Die Mikroökonomie einfach verstehen! Dieses Buch macht es dir leicht: Es führt dich Schritt für Schritt in die mikroökonomische Denkweise ein. Es erklärt dir wichtige inhaltliche und methodische Grundlagen auf eine verständliche Art und Weise. Danach tauchst du in die Haushalts-, Produktions- und Kostentheorie ein. Auch das Konzept der Konsumenten- und Produzentenrente lernst du kennen, ebenso alles Wissenswerte zur Preisbildung auf Märkten. Zudem erfährst du, wo Märkte versagen und welche Markteingriffe dann Sinn ergeben. Neu: In dieser Auflage erfährst du zudem mehr über die Entscheidungs- und Spieltheorie sowie die Verhaltensökonomik, die auch Behavioral Economics genannt wird. Zahlreiche Abbildungen helfen dir beim Verständnis. Kapitelweise kannst du das Gelernte auf die Probe stellen. Die Lösungen findest du hinten im Buch. Das ideale Lehrbuch für Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie angrenzender Studiengänge. Betriebs- und Volkswirtschaftslehre ,! 7ID8C5-cihjei! ISBN 978-3-8252-8794-8 Dies ist ein utb-Band aus dem UVK Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel Mit Aufgaben und Lösungen