Unternehmensführung in arabischen Ländern
Management konkret
1001
2014
978-3-8649-6713-9
978-3-8676-4568-3
UVK Verlag
Wilhelm Schmeisser
Mouna Zitawi
Es ist nicht einfach ein Unternehmen zu führen. Ein Unternehmen in einer fremden Kultur zu leiten ist aber mit weit mehr Herausforderungen verbunden. Ein Verständnis für die Mentalität und landestypischen Verhaltensweisen ist unerlässlich für den langfristigen geschäftlichen Erfolg.
In diesem Buch gehen die Autoren gezielt auf kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften und Umgangsformen in der arabischen Geschäftswelt ein. Auch die Unterschiede in der Mitarbeiterführung deutscher und arabischer Unternehmen werden erläutert.
<?page no="2"?> Ein Buch aus der Reihe Management konkret <?page no="4"?> Mouna Zitawi Wilhelm Schmeisser Unternehmensführung in arabischen Ländern Management konkret UVK Verlagsgesellschaft mbH Konstanz und München <?page no="5"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-86496-713-9 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2014 Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Einbandmotiv: iStockphoto.com, seamartini UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstraße 24 · 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de <?page no="6"?> Inhalt 1 Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ..... 7 1.1 Saudi-Arabien ...................................................................... 8 1.2 Vereinigte Arabische Emirate ........................................... 9 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften ................13 2.1 Bedeutung der Familie/ des Clan .................................... 14 2.2 Zur Rolle der Frau ............................................................ 16 2.3 Gesichtsverlust und Ehrgefühl ....................................... 18 2.4 Zum Glaubenskonzept des Islams ................................. 21 3 Umgangsformen in der arabischen Geschäftswelt............27 3.1 Begrüßung.......................................................................... 27 3.2 Sprache ............................................................................... 28 3.3 Gespräche und Gesten..................................................... 29 3.4 Zeitliche Vorstellungen .................................................... 31 3.5 Bekleidung und Dresscode.............................................. 32 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung deutscher und arabischer Unternehmen .......................................................35 4.1 Arbeitsabläufe.................................................................... 38 4.2 Motivation.......................................................................... 40 4.3 Erwartungen der Mitarbeiter an Führungskräfte ......... 42 4.4 Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter ......... 44 5 Fragen und Antworten ............................................................47 Literaturverzeichnis...........................................................................49 Index....................................................................................................5 <?page no="8"?> 1 Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Saudi-Arabien ist das Ursprungsland des Islam. Die heilige Stadt Mekka ist der zentrale Ort des islamischen Glaubens. Saudi- Arabien bietet als glaubensstrengstes Land der arabischen Welt eine gute Grundlage, um kulturelle und religiöse Besonderheiten der arabischen Gesellschaft zu verstehen. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind im Vergleich zu Saudi-Arabien liberaler, jedoch bei Abbildung 1: Landkarte Saudi- Arabien. Quelle: Wikitravel.org. 1 1 vgl. Wikitravel.org: Landkarte Saudi-Arabien, Online: http: / / wikitravel.org/ upload/ de/ 7/ 7e/ S-Arabien_GE.png, Abrufdatum: 04.06.2012 <?page no="9"?> 8 1 Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate weitem nicht so modern wie z.B. Tunesien oder Marokko. Dubai, als Stadt des überschwänglichen Luxus, nimmt eine herausragende Stellung ein und repräsentiert heute die „moderne“ arabische Welt. 1.1 Saudi-Arabien Saudi-Arabien ist ein islamischer, traditioneller Staat, dessen Regierungsform auf der absoluten Monarchie beruht. Staatsoberhaupt und Regierungschef ist König Abdallah bin Abdulaziz Al Saud. Es existieren weder Parteien noch Gewerkschaften, sondern nur ein Parlament aus mittlerweile 150 Mitgliedern, die durch den König ernannt werden. Das Königreich Saudi-Arabien ist mit knapp 28 Millionen Einwohnern fast sechsmal so groß wie Deutschland. Die Hauptstadt Riad hat fünf Millionen Einwohner. Sieben Millionen Ausländer besonders aus arabischen Ländern (Ägypten, Jordanien, Sudan) und aus Asien (Pakistan, Indien, Philippinen und Indonesien) leben und arbeiten in Saudi-Arabien. Arabisch gilt als Landessprache, jedoch ist Englisch als Geschäftssprache weit verbreitet. 2 Saudi-Arabien ist die größte Volkwirtschaft im arabischen Raum. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 622 Milliarden US-Dollar (2010) und einem Pro-Kopf-Einkommen von 24.200 US-Dollar (2010). Als weltgrößter Erdölproduzent ist Saudi-Arabien von den Entwicklungen auf dem Erdölmarkt abhängig. Die hohe Arbeitslosenquote von 15% führte in den letzten Jahren dazu, dass vermehrt Investitionen im Bildungsbereich getätigt wurden. Die Regierung hat sich vor allem das Ziel gesetzt, den Anteil der ausländischen 2 vgl. Auswärtiges Amt: Saudi- Arabien, Länderinfos, Online: http: / / www.auswaertiges-amt.de/ sid_C28FC6B115DB4B9F4C7A4AB 8122EF1D2/ DE/ Aussenpolitik/ Laender/ Laenderinfos/ 01-Nodes_ Uebersichtsseiten/ SaudiArabien_node.html, Abrufdatum: 08.05.2012 <?page no="10"?> 1.2 Vereinigte Arabische Emirate 9 Mitarbeiter zu reduzieren und dafür eine „Saudisierungsquote“ von 75% in Unternehmen einzuführen. 3 Die Gesetzgebung in Saudi-Arabien basiert auf der Scharia (islamisches Recht). Die allgegenwärtige Sittenpolizei überwacht die Menschen strengstens und greift bei Verstößen wie dem Alkoholverbot ein. 1.2 Vereinigte Arabische Emirate Die Vereinigten Arabischen Emirate bestehen aus sieben autonomen Emiraten 4 . Die Hauptstadt und zugleich eines der sieben Emirate ist Abu Dhabi mit 1,2 Millionen Einwohnern. Danach folgt Dubai als zweitgrößtes Emirat. 5 Die Vereinigten Arabischen Emirate haben 8,2 Millionen Einwohner und davon rund 90% Ausländer. Als Landessprache gilt Arabisch, jedoch ist Englisch aufgrund des hohen Ausländeranteils weit verbreitet. Der Islam ist die offizielle Staatsreligion, ungeachtet dessen können Ausländer ihren Glauben uneingeschränkt praktizieren. Die Regierungsform findet als föderaler Bundesstaat der sieben Emirate Anwendung. Das Staatsoberhaupt ist Präsident Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan. 6 3 vgl. Auswärtiges Amt: Saudi-Arabien, Wirtschaft, Online: http: / / www.auswaertiges-amt.de/ DE/ Aussenpolitik/ Laender/ Laend erinfos/ SaudiArabien/ Wirtschaft_node.html, Abrufdatum: 08.05.2012 4 Anmerkung des Verfassers: Als Emirat wird der Herrschaftsbereich eines Emirs bezeichnet. Historisch gesehen ist ein Emirat eine Provinz, die durch einen Fürsten verwaltet wird. (siehe Wikipedia). 5 vgl. Wikipedia die freie Enzyklopädie, Zahlen, Online: http: / / de.wikipedia.org/ wiki/ Vereinigte_Arabische_Emirate#Geogra phie , Abrufdatum. 04.06.2012 6 vgl. Auswärtiges Amt: Vereinigte Arabische Emirate, Länderinfos, Online: http: / / www.auswaertigesamt.de/ DE/ Aussenpolitik/ Laender/ Laenderinfos/ 01- Nodes_Uebersichtsseiten/ VereinigteArabischeEmirate_node.html, Abrufdatum: 04.06.2012 <?page no="11"?> 10 1 Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Abbildung 2: Landkarte Vereinigte Arabische Emirate Quelle: Wikimedia.org 7 Die hohen Öl- und Gasvorräte in den Vereinigten Arabischen Emiraten werden sich im Laufe der Zeit immer weiter verringern. Um ein zweites Standbein zu errichten, wurden in den letzten Jahren enorme Investitionen in der Tourismusbranche, der Hochtechnologie und im Bereich der kapitalintensiven Industriezweige (Stahl, Aluminium) getätigt. 8 Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise 2011 gehören die Vereinigten Arabischen Emirate zu den reichsten Staaten am Golf und den finanzkräftigsten Investoren weltweit. Das Pro-Kopf-Einkommen mit ca. 48.000 US-Dollar und das Bruttoinlandsprodukt mit 360 Milliarden US-Dollar bleiben weiterhin auf hohem Niveau. Dabei tragen die gestiegenen Ölpreise zum Wohlstand der Vereinigten Arabischen Emirate bei. Dubai hat sich 7 vgl. Wikimedia.org: Landkarte Vereinigte Arabische Emirate, Online: http: / / upload.wikimedia.org/ wikipedia/ de/ 6/ 62/ Vae.png, Abrufdatum: 04.06.2012 8 vgl. Rothlauf, 2009, S. 610-611 <?page no="12"?> 1.2 Vereinigte Arabische Emirate 11 zum Symbol für die moderne arabische Welt entwickelt und ist heute das wichtigste Handelszentrum in den Golfstaaten. 9 Das Rechtssystem basiert auf einer Kombination aus islamischem und westlichem Recht. Laut Verfassung wird die Scharia als Hauptrechtsquelle genannt, tatsächlich wird sie jedoch nur für familienrechtliche Angelegenheiten eingesetzt. Neue Gesetze und Quellen werden nur erlassen, wenn diese mit der Scharia zu vereinbaren sind. Die folgenden vier relevanten Rechtsquellen sind: [1] Verfassung, [2] Bundes- und Emiratsgesetzgebung, [3] Scharia, [4] Handelsbräuche und Praxis. 10 9 vgl. Auswärtiges Amt: Vereingte Arabische Emirate, Wirtschaft, Online: http: / / www.auswaertiges-amt.de/ DE/ Aussenpolitik/ Laen der/ Laenderinfos/ VereinigteArabischeEmirate/ Wirtschaft_node. html, Abrufdatum: 04.06.2012 10 vgl. Deutsches Generalkonsulat Dubai, Rechtssytem, http: / / www. dubai.diplo.de/ Vertretung/ dubai/ de/ 04/ Leben_und_Arbeiten/ MerkblattzurRechtsverfolgung_Unterbereich.html, Abrufdatum: 05.05.2012 <?page no="14"?> 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften „Unter Kultur wird ein System kollektiver Werte und Normen verstanden, das im Rahmen der Sozialisation von den Mitgliedern einer sozialen Gruppe, bewusst oder unbewusst, von jeder Generation erneut erlernt und verinnerlicht wird.“ 11 Demnach verhalten sich Menschen aus gleichen kulturellen Gemeinschaften ähnlich. Mit Hilfe der in einer Kultur festgelegten Normen und Werte, ist es möglich, bestimmte Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder vorherzusehen. Werte und Normen einer Gruppe schaffen zugleich auch Grenzen zu anderen kulturellen Gruppen. Das heißt, kulturelle Unterschiede zeigen sich in unterschiedlichen Werten und Normen, in unterschiedlich gesetzten Prioritäten für Werte und Normen und in unterschiedlichen Verhaltens- und Handlungsweisen. 12 Ein Neugeborenes besitzt weder Wertvorstellungen noch kulturelle Normen und erlernt diese durch die Erziehung der Eltern und durch soziale Kontakte. Treffen Menschen auf andere Kulturen, so müssen neue Werte, Normen und Handlungsweisen erlernt werden. Dies fällt jedoch den meisten Erwachsenen schwer, denn das Erlernen der neuen Kultur muss in vergleichsweise kurzer Zeit geschehen. Zum Begreifen der eigenen Kultur hingegen hatten Menschen seit der Geburt Jahrzehnte Zeit. Konflikte können entstehen, wenn den Beteiligten gar nicht bewusst ist, dass z.B. Kommunikationsprobleme durch un- 11 vgl. Herbrand, Fit für fremde Kulturen, 2002, S. 15 12 vgl. Herbrand, 2002, S. 15 <?page no="15"?> 14 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften terschiedliche Kulturen entstehen. Grund hierfür ist, dass sichtbare kulturelle Werte nur Handlungsempfehlungen und Verhaltensweisen sind. Damit liegen Werte und Normen hingegen zunächst im Verborgenen. 13 Um Konflikte aufgrund von kulturellen Unterschieden möglichst kurz zu beheben oder gar nicht erst in Erscheinung treten zu lassen, hilft es, sich kulturelle Unterschiede schon vorher bewusst zu machen. Als Führungskraft gilt es, die unterschiedliche Kultur möglichst genau zu kennen und wenn nötig kulturspezifische Managementmethoden einzusetzen. Araber zu verstehen, heißt näher auf die Bedeutung der Familie, die Rolle der Frau und den möglichen Gesichtsverlust einzugehen, da diese soziokulturellen Bedingungen einen wesentlichen Einfluss auf die Personalführung und Organisation haben können und stark von den deutschen bzw. westlichen Gesellschaftsnormen abweichen. 2.1 Bedeutung der Familie/ des Clan Die Familie bzw. der Clan spielt in arabischen Regionen eine bedeutende Rolle. Er hält fest zusammen und bildet den Lebensmittelpunkt vieler Araber. 14 Ein arabisches Sprichwort verdeutlicht den hohen Stellenwert der Familie/ Clan: Ich und mein Bruder gegen unsere Cousins. Ich, mein Bruder und unsere Cousins gegen unseren Stamm. Und wir alle zusammen gegen den Rest der Welt. 15 13 vgl. Herbrand, 2002, S. 16 14 vgl. Kiehling, Arabien-Knigge 2009, S. 40 <?page no="16"?> 2.1 Bedeutung der Familie/ des Clan 15 In der arabischen Gesellschaft erhalten Kinder einen besonderen Stellenwert. Im Vergleich zu Deutschland ist die Geburtenrate weitaus höher 16 , sodass arabische Familien meist eine Vielzahl an Familienmitgliedern aufweisen. Familienstämme und -Clans entstanden aus alten Beduinenfamilien der Wüste und sind dementsprechend auf lange Traditionen zurückzuführen. Als Teil einer Familie oder eines Familienclans, spielt die Individualität eher eine untergeordnete Rolle, denn Entscheidungen werden vorwiegend für das Wohl der Gemeinschaft getroffen. Die Familie und insbesondere die männlichen Oberhäupter sind für das Wohlergehen der Verwandten verantwortlich. Es gilt das Prinzip der Reziprozität von Verpflichtungen. Unter Reziprozität wird die Gegenseitigkeit im sozialen Austausch der Verpflichtungen verstanden. 17 Innerhalb der traditionellen arabischen Familie sieht das Gegenseitigkeitsprinzip z.B. folgendermaßen aus: Der Vater übernimmt für alle Frauen der Familie die Verantwortung, er stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung und beschützt sie. Im Gegenzug wird für sein leibliches Wohl gesorgt und er kann sich der Hausarbeit fernhalten. Außerhalb der eigenen Familie besteht eine negative Reziprozität. Das heißt, dass ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Fremden und Unbekanntem sowie anderen Gruppen besteht. 18 Das Gegenseitigkeitsprinzip wird gegenüber anderen Gruppen nicht praktiziert, sondern es zeigt sich ein eher egoisti- 15 vgl. Hecht-El Minshawi, Muslime in Beruf und Alltag verstehen, 2004, S. 68 16 In Deutschland eine Geburtenrate von 8,25 Kinder je 1000 Einwohner/ Jahr. In Saudi-Arabien eine Geburtenrate von 29,34 Kinder je 1000 Einwohner/ Jahr (siehe www. Geographixx. de). 17 vgl. Kiehling, 2009, S. 40 18 vgl. Kiehling, 2009, S. 41 <?page no="17"?> 16 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften sches Verhalten. Was den eigenen Bedürfnissen bzw. den Bedürfnissen der Familie nicht nutzt, ist nicht weiter von Bedeutung und somit belanglos. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und in anderen arabischen Ländern sind kleine und mittlere Clan-Familienunternehmen häufig vorzufinden. Hierbei ist das verwandtschaftliche Netzwerk von Vorteil, denn Mitarbeiter werden häufig aus den eigenen Reihen eingestellt, unabhängig von der fachlichen Qualifikation. 19 2.2 Zur Rolle der Frau In Saudi-Arabien ist die Rolle der Frau durch traditionelle Werte und den Islam geprägt. Der Qur’an weist drauf hin, dass sich Frauen tugendhaft und keusch verhalten sollen. Verhält sich eine Frau nicht dementsprechend, so ist das Ansehen der Frau und der Familie beschädigt. Die Keuschheit der Frau und damit die Familienehre kann aus Sicht vieler Männer am ehesten durch die Verschleierung gewährleistet werden. Das Beschützen der Frau reicht auf jahrhundertlange Tradition zurück, und bedeutet sozialbiologisch modern interpretiert, Stammerhaltung durch Frauensicherung, und sollte deshalb nicht sofort verurteilt werden. 20 Besonders in Großstädten zählen die Kindererziehung und das Umsorgen aller Familienmitglieder zu den Hauptpflichten einer Frau. Auf dem Land sind Frauen auch an der landwirtschaftlichen Produktion für den Eigenbedarf beteiligt. Hierzu zählen das Verarbeiten von Getreide und das Füttern der Tiere etc. Alle Arbeiten, die außerhalb des eigenen Hofes zu erledigen sind, gehören in den Aufgabenbereich der Männer. Es kann konstatiert werden, dass die 19 vgl. Hecht-El Minshawi, 2004, S. 70 20 vgl. Rothlauf, 2009, S. 619 <?page no="18"?> 2.2 Zur Rolle der Frau 17 wirtschaftliche Situation mancher Familien dazu führt, dass selbst die Frau einen Teil des Familieneinkommens erarbeiten muss. Je wohlhabender eine Familie ist, desto stärker muss das Ansehen gewahrt werden, so dass Frauen nach Möglichkeit nicht alleine das Haus verlassen oder gar arbeiten gehen. Das traditionelle Rollenbild der Frau änderte sich seit den letzten Jahren langsam, aufgrund von zunehmender Modernisierung und westlicher Einflüsse in den Golfstaaten. Die Zahl der weiblichen Hochschul- und Collegeabsolventen steigt zunehmend. Mittlerweile ist dieses Phänomen nicht mehr nur auf Töchter der wohlhabenden Oberschicht begrenzt. 21 In Saudi-Arabien wurden in Banken und großen Shopping-Zentren eigene Bereiche und Geschäfte nur für Frauen eingerichtet, deren Zutritt für Männer verboten ist. 22 Die Arbeit in diesen Einrichtungen bleibt allerdings den Gastarbeiterinnen vorbehalten. Für einheimische Frauen gilt noch immer das Berufsverbot. Zudem erschwert die staatlich überwachte Geschlechtertrennung in allen Lebensbereichen einen beruflichen Einstieg der einheimischen Frauen nachhaltig. Ausländischen Frauen in Saudi-Arabien ist es unter Einhaltung verhaltensbedingter Regeln gestattet einem Beruf nachzugehen. 23 Das Arbeiten mit männlichen Kollegen setzt die Verschleierung der Frau voraus. Körperkontakt mit Männern (z.B. bei der Begrüßung) gilt es zu vermeiden. Je verhüllter die Frau, desto mehr Respekt wird ihr durch den arabischen Geschäftspartner erbracht. Generell gilt die Regel, möglichst wenig Kontakt mit Männern zu haben. Westliche Managerinnen sollten vermeiden, alleine mit einem Mann in einem Raum zu sein und auch das Sprechen mit fremden Männern auf der Straße gilt als unsittlich. In den Vereinigten Arabischen Emiraten existieren weniger Barrieren, um einen Beruf zu ergreifen. Hier haben Frauen das Recht auf 21 vgl. Hecht-El Minshawi, 2004, S. 97-98 22 vgl. Rothlauf, 2009, S. 619 23 vgl. Hecht-El Minshawi, 2004, S. 98 <?page no="19"?> 18 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften freie Berufswahl und Bildung, sodass die Mehrzahl der Studenten an der VAE-Universität weiblichen Geschlechts ist. Ca. 50% der Absolventinnen werden danach eine Arbeit aufnehmen. Die übrigen 50% werden zum Teil von den noch sehr traditionellen Wertvorstellungen der Familienmitglieder beeinflusst und auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter eingeschworen. Diejenigen Frauen, die es allerdings in verantwortungsvolle Positionen geschafft haben, werden durchaus von ihren arabischen Kollegen akzeptiert und respektvoll behandelt. Sie haben sich in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewährt und können aus arabischer Sicht durchaus mit ausländischen Frauen mithalten. 24 2.3 Gesichtsverlust und Ehrgefühl Laut Kiehling wird die arabische Gesellschaft oftmals als „Scham- Gesellschaft“ bezeichnet. Diese Bezeichnung entstand, da unter anderem Werte wie Stolz, Ansehen, Gesichtswahrung, Ehre und Vertrauen tief im arabischen Denken verwurzelt sind. Ziel eines guten Arabers ist es, das eigene Ansehen und das der Familien zu wahren. Wird eine Anschuldigung offenkundig, obgleich diese Anschuldigung der Wahrheit entspricht oder nicht, so ist die Ehre des Beschuldigten allein durch die Äußerung der Anschuldigung beschädigt. Bleibt dagegen eine wahre Anschuldigung verborgen, so stört sich der Betroffene nicht weiter daran, denn die Anschuldigung wurde nicht offenkundig und die Ehre damit nicht beschädigt. 25 24 vgl. Alexowitz, Dubai Report: Karriere oder Haushalt? Emiratische Frauen im Spagat zwischen Tradition und Moderne, 2012, Online: http: / / www.dubai-report.de/ news/ 2711000/ karriere-oder-haushaltemiratische-frauen-im-spagat-zwischen-tradition-und-moderne/ , Abrufdatum: 03.06.2012 25 vgl. Kiehling, 2009, S. 42 <?page no="20"?> 2.3 Gesichtsverlust und Ehrgefühl 19 Die folgende Abbildung zeigt das Verhalten in der „Schamgesellschaft“. Abbildung 3: Verhalten in der Schamgesellschaft Quelle: in Anlehnung an Kiehling, Arabien Knigge, 2009, S. 43 Ein arabisches Sprichwort verdeutlicht dieses Verhalten: „Eine verheimlichte Sünde ist zu zwei Dritteln vergeben.“ Schlussendlich ist es wichtig, dass eine Schuld nicht aufgedeckt wird, denn Muslime sind dazu verpflichtet, geäußerte Anschuldigungen zu ahnden, unabhängig davon, ob die Anschuldigung der Wahrheit entspricht oder nicht. 26 Das Scham- und Ehrgefühl in arabischen Gesellschaften kann dazu führen, dass Aussagen getätigt werden, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Es ist vielen Arabern wichtiger, das Gesicht zu wahren als immer ehrlich zu sein. Dieses Verhalten dient dabei der sozialen Verträglichkeit untereinander, denn die Höflichkeit gegenüber anderen wird in arabischen Kulturen stark betont. 27 In der westlichen Gesellschaft werden wahrscheinlich ebenso häufig kleine Notlügen im Alltag verwendet. Dennoch existieren hier Unterschiede zur arabischen Gesellschaft. 26 vgl. Kiehling, 2009, S. 44 27 vgl. Kiehling, 2009, S. 122 <?page no="21"?> 20 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften Ein Beispiel dafür ist die Offenbarung der eigenen Religion bzw. des Atheismus. Es ist für gläubige Muslime nicht nachvollziehbar, keinen Glauben zu haben. 28 Um Diskussionen zu vermeiden, ist es ratsam als gläubiger Christ aufzutreten. Ebenso verhält es sich mit dem Beziehungsstatus. Ab einem gewissen Alter wird erwartet, dass Frauen und Männer verheiratet sind. In diesem Fall ist auch hier eine kleine Schwindelei erlaubt. Die genannten Beispiele gelten jeweils für flüchtige Bekanntschaften. Arbeitskollegen oder enge Freunde vertragen und akzeptieren die Wahrheit. 29 Westliche Führungskräfte sollten darauf hinarbeiten, dass die eigene Ehre und das Gesicht zu wahren, beachtet wird, da sonst der Respekt der Mitarbeiter verloren geht. Hierzu zählt z.B. nicht zuzugeben, dass man von einer Sache nichts versteht. 30 An dieser Stelle bietet es sich an, allgemein zu bleiben und zu werden, z.B. etwas sagen was zum Thema passt. Des Weiteren erweckt zu häufiges Einbeziehen der Mitarbeiter in Entscheidungen den Anschein, dass der Rat der Mitarbeiter benötigt wird und die Führungskraft somit auf Hilfe angewiesen ist. Dies kann dazu führen, dass die Führungskraft nicht mehr ernst genommen wird, also „ihr Gesicht verliert“. 28 vgl. Janzir, Managerwissen kompakt: Golfstaaten, 2007, S. 59 29 vgl Kiehling, 2009, S. 129 30 vgl. Kiehling, 2009, S. 45 <?page no="22"?> 2.4 Zum Glaubenskonzept des Islams 21 2.4 Zum Glaubenskonzept des Islams Der Islam gehört zu den drei großen Weltreligionen und ist sehr eng mit der Wirtschaft und dem nicht „demokratischen“ Staatsverständnis verknüpft. Nach dem Christentum ist der Islam die zweitgrößte Religion. Im Jahre 2010 wurde von ca. 1,6 Milliarden Muslimen weltweit ausgegangen. Prognosen deuten darauf hin, dass es 2,3 Milliarden Muslime bis 2030 geben wird. Im Vergleich zu dem Rest der Welt vermehrt sich die muslimische Weltbevölkerung doppelt so schnell wie die nicht muslimische. 31 Der Qur’an wird in theologischen Schulen auf unterschiedlichste Art und Weise interpretiert. Ähnlich wie im Christentum existieren verschiedene Ausprägungen des Islam. Nach Schätzungen gehören etwa 76% der Muslime den Sunniten 32 an. Hingegen zählen sich nur 8,5% der Muslime zu den Schiiten. Grundsätzlich kann jeder gläubige Muslim für sich selbst entscheiden, wie er den Islam leben möchte. Die Gefahr, bedroht oder verfolgt zu werden entsteht dann, wenn derjenige einer Minderheit angehört, und diese regional wenig präsent ist. Besonders schwer ist dies für arabische Christen oder Gläubige, die sich vom Islam abgewandt haben. Nicht selten werden diese Minderheiten mit dem Tod bedroht. Allah (die arabische Bezeichnung für Gott) hat nach muslimischer Überzeugung den Qur’an wortwörtlich Mohammed diktiert, ob- 31 vgl. Strüning, Citizen Times: Muslimische Bevölkerungsentwicklung 1990-1930, 2011, Online: http: / / www.citizentimes.eu/ 2011/ 02/ 01/ muslimischebevoelkerungsentwicklung-1990-2030/ , Abrufdatum: 05.05.2012 32 Sunniten bilden die größte Glaubensrichtung des Islam. Schiiten und Sunniten bekämpfen sich in vielen Ländern gegenseitig, da sie auf unterschiedlichen Glaubensrichtungen beruhen. Einige Autoren sind der Meinung, dass Schiiten weniger streng religiös als Sunniten sind. <?page no="23"?> 22 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften wohl dieser weder lesen noch schreiben konnte. Sämtliche Verhaltensvorschriften werden somit vom Koran als göttliche Anweisungen weitergegeben, obwohl die einzelnen Teile (Suren) des Koran erst Jahrzehnte später von unterschiedlichen Autoren geschrieben und von Kalifen autorisiert wurden. Widersprüche, die kein Muslim zur Kenntnis nimmt. Die Legitimation der Verhaltensnormen des Korans steht für Muslime deshalb nicht zur Disposition. Eine kritisch-historische Betrachtung des Islam wird als Ketzerei empfunden und kann mit dem Tod bestraft werden. 33 Der stark anwendungsorientierte Zug des Islam resultiert daraus, dass angeblich Mohammed nicht nur eine islamische Theologie entwickelte, sondern auch einen funktionierenden Staat, neue Wertvorstellungen und entsprechende Verhaltensregeln. Dass hier womöglich mehr die Kalifen und ihre Berater gewirkt haben, die ein islamisches Weltreich aufbauen wollten, darf ebenfalls nicht reflektiert werden. Weniger die Theorie des Islam als das richtige Handeln zählt für gläubige Muslime. 34 Somit ist der Islam viel mehr als nur eine Religion, sondern eine Staatsphilosophie, um ein globales „Weltreich“ zu schaffen. Die Bezeichnung Islam leitet sich von dem arabischen Wort „aslama“ ab, was so viel bedeutet, wie „sich unterwerfen“.“ 35 Unterwerfen heißt in diesem Sinne, dem Glauben und Allah zu dienen, sich den Kalifen und deren Nachfolger zu unterwerfen oder z. B die Frau dem Mann. Im Islam gibt es fünf Grundsätze nach denen sich jeder Muslim richten muss. Diese Grundsätze werden als „Die fünf Säulen des Islam“ bezeichnet. 33 vgl. Kiehling, 2009, S. 3 34 vgl. Dülfer, Internationales Management in unterschiedlichen Kulturbereichen, 2008, S. 322-323 35 vgl. Dülfer, 2008, S. 319 <?page no="24"?> 2.4 Zum Glaubenskonzept des Islams 23 Abbildung 4: Die fünf Säulen des Islam Quelle: in Anlehnung an Rothlauf, 2009, S. 631 Glaubensbekenntnis (Shahada) Zur größten Pflicht eines Muslims zählt das Glaubensbekenntnis. Das Glaubensbekenntnis (Shahada) lautet folgendermaßen: „Ich bezeuge, es gibt keine Gottheit außer Gott; ich bezeuge, Mohammed ist der Gesandte Gottes“. 36 Der Begriff „Gott“ steht in diesem Sinne als Synonym für „Allah“, da auch arabisch sprechende Juden und Christen den Begriff „Gott“ im Sprachgebrauch nutzen, und man sich davon abheben will. Fünf Gebete (Salat) Die fünf Gebete bilden die zweite Pflicht, die jeder Muslim täglich zu erfüllen hat. Das Gebet findet in festen Ritualen statt, und zwar immer zu bestimmten Zeiten. Morgens, mittags, nachmittags, abends und vor dem Schlafengehen. Vor dem Gebet muss sich jeder Muslim intensiv reinigen. Gebetet wird auf einem Gebetsteppich, abwechselnd im Knien und Stehen. Dabei werden immer die gleichen Koran-Verse aufgesagt. 37 Der 36 vgl: Antes, Der Islam als politischer Faktor, 2001, S. 17, Online: http: / / www.politische-bildung.de / niedersachsen/ islam_politischer_faktor.pdf, Abrufdatum: 06.05.2012 37 vgl. Antes, Der Islam als politischer Faktor, 2001, S. 17, Online: http: / / www.politische-bildung.de / niedersachsen/ islam_politischer_faktor.pdf, Abrufdatum: 06.05.2012 Islam Glaubensbekenntnis 5 Gebete Fastenzeit Pilgerreise Almosenabgae <?page no="25"?> 24 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften Gebetsteppich ist dabei nach Mekka, der ehrwürdigen Stadt, ausgerichtet. Das Besuchen des Freitagsgebets in einer Moschee findet in der Gemeinschaft statt. 38 Aufgrund der Gebetspflicht eines jeden Muslims werden in vielen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen Gebetsräume bereitgestellt. Die Arbeitswoche in den Vereinigten Arabischen Emiraten beginnt am Sonntag und endet am Donnerstag gegen Mittag. 39 An Freitagen ruht die Arbeit, um das Freitagsgebet besuchen zu können. In Saudi-Arabien sind Muslime verpflichtet, die Arbeit zu den Gebetszeiten ruhen zu lassen, so kann es passieren, dass angesetzte Meetings unterbrochen werden. 40 Fastenzeit (Ramadan) Die dritte Pflicht eines Muslims ist das Einhalten der Fastenzeit. Fastenzeit findet immer im neunten Monat (Ramadan) des islamischen Jahres statt und wechselt aufgrund der Mondzyklen jährlich. Während dieser Zeit fasten Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Speisen, Getränke, jegliche Genussmittel und der Beischlaf sind in dieser Zeit verboten. Zu Abend wird üppig gegessen und bis spät in die Nacht gefeiert. Die Aktivitäten am Tage halten sich in Grenzen, denn schwere Arbeiten können bei den klimatischen Bedingungen ohne Zufuhr von Speisen und Getränken nicht bewältigt werden. Schwangere Frauen, Kranke, Kinder und ältere Menschen sind vom Fasten befreit. Während der Fastenzeit sollen alle Muslime lernen, sich in Geduld zu üben sowie Barmherzigkeit und Versöhnung zu verinnerlichen. 41 Die Fastenzeit wirkt sich auch auf das Geschäftsleben aus. So ist eine langsamere Arbeitsweise aufgrund des Entzuges von Nahrungsmitteln zu beobachten. Die Arbeitszeiten werden auf- 38 vgl. Kiehling, 2009, S. 5 39 vgl. Williams, Don’t they know it’s friday? Cross Cultural Considerations for Business and Life in the Gulf, 2004, S. 42 40 vgl. Janzir, 2007, S. 56 41 vgl. Rothlauf, 2009, S. 632 <?page no="26"?> 2.4 Zum Glaubenskonzept des Islams 25 grund der Fastenzeit von acht auf sechs Stunden verkürzt. 42 Es empfiehlt sich, aus Respekt gegenüber der anderen Kultur keine Nahrungsmittel in der Öffentlichkeit zu sich zu nehmen und auch auf das Rauchen zu verzichten. Pilgerreise (Hadsch) Die vierte Pflicht eines Muslims ist die Pilgerreise. Jeder Muslim sollte mindestens einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern, um dort an der Ka’aba (heilige Stätte) zu beten, sofern dies finanziell möglich ist und die Familienverhältnisse dies zulassen. Zu Beginn, und um die heilige Stätte zu begrüßen, wird die Ka’aba siebenmal umkreist. Danach pilgern die Muslime zum Berg der Vergebung, um sich von ihren Sünden zu befreien. In den nächsten Tagen muss der Pilger sieben Steine auf drei Steinsäulen werfen, um symbolisch den Teufel und somit das Böse zu besiegen. Danach wird die Ka‘àba erneut siebenmal umrundet. Zum Schluss der Pilgerreise soll jeder Muslim ein Opfer darbieten - meistens in Form eines Hammels. Ist der Hammel für den Pilger zu teuer, so können sich mehrere Pilger die Kosten teilen. Diese Opfergaben werden an bedürftige Menschen in muslimischen Ländern gespendet. Wenn die Pilgereise aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt werden kann, gibt es die Möglichkeit eines Ersatzrituals. Dabei soll jeder Muslim ein Festmahl für dreißig Bedürftige zubereiten und es ihnen in seinem Haus servieren. 43 Die Pilgerreise stellt für viele Muslime den Höhepunkt ihres Glaubens dar, denn die Verbindung zu Allah und dem Glauben ist während der Pilgerreise besonders stark. 42 vgl. Zeitschrift für den Orient: VAE: Reduzierte Arbeitszeiten während des Ramadan, 2011, Online: http: / / www.zenithonline.de/ deutsch/ home/ quicknews/ artikel/ vaereduzierte-arbeitszeiten-waehrend-des-ramadan-002080/ , Abrufdatum: 14.05.2012 43 vgl. Antes, Der Islam als politischer Faktor, 2001, S. 20, Online: http: / / www.politische-bildung.de / niedersachsen/ islam_politischer_ faktor.pdf, Abrufdatum: 06.05.2012 <?page no="27"?> 26 2 Kulturelle Merkmale arabischer Gesellschaften Almosensteuer (Zakat) Die fünfte Pflicht des Muslims ist die Abgabe der Almosensteuer. Diese Abgabe galt früher für alle Muslime, um die Bedürftigen der Gesellschaft zu unterstützen. Ein Grundgedanke des Islam ist das Wohl der Gemeinschaft und die Unterstützung durch die Gemeinschaft. Die Almosensteuer wurde zwischenzeitlich in eine Vermögenssteuer umgewandelt und an den Staat abgeführt. Heute hat sie an Bedeutung verloren und findet wieder auf freiwilliger Basis statt. Lediglich Saudi- Arabien fordert diese Steuer noch obligatorisch von der Bevölkerung ein. 44 44 vgl. Rothlauf, 2009, S. 636 <?page no="28"?> 3 Umgangsformen in der arabischen schäftswelt Im Umgang mit arabischen Geschäftspartnern gibt es viele Regeln die beachtet werden müssen, um erfolgreich zu verhandeln oder um eine gute Mitarbeiterführung im Unternehmen gewährleisten zu können. Als Führungskraft in arabischen Unternehmen ist es essentiell, diese ungeschriebenen Regeln, besonders zu Beginn, zu beherrschen, unabhängig von allen westlichen Organisationsregeln. Die Umgangsformen und die Kommunikation sind wesentlich durch die Regeln des Islam geprägt. Zu den wichtigsten Kommunikations- und Umgangsformen, die es zu beachten gilt, zählen: Begrüßung Sprache Gespräche und Gesten Zeitliche Vorstellungen Bekleidung und Dresscode 3.1 Begrüßung In Saudi-Arabien ist es üblich, dass der Ältere den Jüngeren, der Vorgesetzte den Untergebenen und der Gastgeber den Gast begrüßt. 45 Es ist ratsam, auf den ersten Schritt des arabischen Geschäftspartners oder Vorgesetzten zu warten und sich zunächst höflich zurückzuhalten. 45 vgl. Carrlies, Munich Business School, Leitfaden für die erfolgreiche Geschäftabeziehung in Saudi-Arabien, 2007, Online: http: / / www. munich-business-school.de/ intercultural/ index.php/ Saudi-Arabien_ Business_Etiquette#Der_Islam_im_Gesch.C3.A4ftsleben, Abrufdatum: 18.05.2012 <?page no="29"?> 28 3 Umgangsformen in der arabischen Geschäftswelt Bei der Begrüßung der eigenen Mitarbeiter übernimmt die Führungskraft die Initiative. Untereinander begrüßen sich Araber oftmals sehr herzlich. Je älter der Geschäftspartner bzw. höher der soziale Status ist, desto freudiger fällt die Begrüßung aus. Viele arabische Geschäftspartner geben sich freundschaftliche Küsse zur Begrüßung. Mag dies für Europäer zunächst befremdlich sein, so ist es jedoch in arabischen Ländern weit verbreitet. Der gleichgeschlechtliche Körperkontakt ist alltäglich und es kommt vor, das Männer oder Frauen händchenhaltend durch die Straßen laufen. 46 Deshalb sollte man nicht abgeschreckt sein, wenn die Begrüßung herzlich und mit Körpereinsatz ausfällt. Arabische Männer werden es jedoch vermeiden, ausländische Frauen zu berühren, da dies durch die Erziehung und Kultur unsittlich ist. Wenn Frauen nicht direkt durch das Händeschütteln begrüßt werden, ist dies keinesfalls ein schlechtes Zeichen, sondern zeugt von Respekt gegenüber der Frau. Ebenso kann es sein, dass der Gesprächspartner einer Frau nicht direkt in die Augen schaut, denn auch dies ist gegenüber Frauen außerhalb der Familie nicht angebracht. 47 Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dem Gesprächspartner und Mitarbeiter immer die rechte Hand zur Begrüßung zu reichen, denn die linke Hand gilt als die Unreine. Dies gilt auch für Geschäftsessen, bei denen immer die rechte Hand zum Essen genutzt wird. 3.2 Sprache Die arabische Sprache wird in ca. zwanzig Ländern und von mittlerweile über 330 Millionen Menschen gesprochen. Somit entwickelt sie sich zur Weltsprache und gilt offiziell als eine der sechs Sprachen der Vereinten Nationen. 48 46 vgl. Mucur, Das erfolgreiche Geschäft in Dubai, 2008, S. 44 47 vgl. Mucur, 2008, S. 44 48 vgl. Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Arabische Sprache: Verbreitungsgebiet, 2012, Online: http: / / de.wikipedia.org/ wiki/ Arabische_Sprache, Abrufdatum: 10.05.2012 <?page no="30"?> 3.3 Gespräche und Gesten 29 Der Qur’an ist in arabischer Sprache geschrieben und auch nur in dieser gültig. Das Gebet wird in allen Ländern der Welt in Arabisch gesprochen, unabhängig davon ob Arabisch die Landessprache ist; so zum Beispiel auch in der Türkei oder Indonesien. 49 Das Hocharabisch im Qur’an gilt heute nicht mehr als Standardsprache. Es hat sich im Laufe der Zeit ein Standardhocharabisch, als ein Gemisch aus Dialekten und dem Hocharabisch des Qur’ans, durchgesetzt. Abgesehen von den sprachlichen Unterschieden der zwanzig arabisch sprechenden Länder, gibt es wie in jedem anderen Land auch regional verschiedene Dialekte. Die Dialekte in Syrien, Libanon und Palästina ähneln sich. Sie unterscheiden sich jedoch stark von dem marokkanischen oder tunesischen Dialekt, da dieser eine Mischung aus Arabisch und Französisch enthält. Dieser Dialekt ist für andere Araber besonders schwer zu verstehen. 50 In Unternehmen der Vereinigten Arabischen Emirate und auch in Saudi-Arabien wird aufgrund der internationalen Teamzusammenstellung hauptsächlich Englisch gesprochen. 51 Einen positiven Eindruck hinterlässt man mit der Kenntnis von kurzen Redewendungen oder der Begrüßung auf Arabisch. Dies schafft Vertrauen und zeigt dem Gegenüber das Interesse an der Sprache und Kultur sowie den Respekt vor der Sprache des Qur’ans. 3.3 Gespräche und Gesten Die Basis eines jeden Geschäfts in arabischen Ländern ist das Aufbauen von Beziehungen. Dementsprechend ist das Gespräch 49 vgl. Jammal & Schwegler, Interkulturelle Kompetenz im Umgang mit arabischen Geschäftspartnern, 2007, S. 130 50 vgl. Jammal & Schwegler, 2007, S. 134 51 vgl. Janzir, 2007, S. 52 <?page no="31"?> 30 3 Umgangsformen in der arabischen Geschäftswelt die relevanteste Kommunikationsform. 52 Erst wenn zwischen den Gesprächspartnern Vertrauen aufgebaut ist und der Geschäftspartner einen Eindruck über die Persönlichkeit des Geschäftspartners oder Mitarbeiters bekommen hat, wird über eine gemeinsame Geschäftsbeziehung nachgedacht. Emails und Telefonate sind deshalb weniger für die Geschäftskorrespondenz geeignet. Das persönliche Gespräch wird immer bevorzugt, besonders wenn es um Verhandlungen, Vertragsabschlüsse sowie Gespräche mit dem Personal geht. Das Mitarbeitergespräch sollte immer persönlich und nicht im Beisein Anderer stattfinden. Für Europäer kann die Art und Weise wie Araber sprechen zunächst befremdlich sein, weil die Lautstärke erhöht ist und das Gestikulieren vermehrt eingesetzt wird. Auch die körperliche Distanz ist weitaus geringer, als man es in Deutschland gewohnt ist. Ein Zurücktreten wird dennoch nicht empfohlen, da dies als Ablehnung gedeutet werden könnte. 53 Man sollte auch dem großen Anteil an Emotionalität in Gesprächen Beachtung schenken. Es wird viel aus dem Bauch heraus gesprochen und eine sachliche Kühle, wie sie in Deutschland üblich ist, wird selten verspürt. Dies ist Ausdruck von Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Zu Beginn eines Gesprächs werden, wenn gefordert, Visitenkarten ausgetauscht. So werden Informationen über mögliche Titel, den vollständigen Namen sowie die Stellung des Gegenübers im Unternehmen mitgeteilt. 52 vgl. Kiehling, 2009, S. 117 53 vgl. Kaliber, Focus-Online, Knigge für die arabische Welt: Ohne Fauxpas zum Geschäft mit Herrn Ahmed, 2012, Online: http: / / www.focus.de/ finanzen/ karriere/ tid-25665/ knigge-fuer-diearabische-welt-ohne-fauxpas-zum-geschaeft-mit-herrn-ahmed_aid_ 746694.html, Abrufdatum: 21.05.2012 <?page no="32"?> 3.4 Zeitliche Vorstellungen 31 Eine korrekte Ansprache des Gesprächspartners ist in arabischen Ländern unerlässlich. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Visitenkarte mit der rechten und „reinen“ Hand übergeben wird. 54 Das Gespräch beginnt zunächst mit Smalltalk. Fragen nach der Unterkunft, der Wetterumstellung und der Anreise sind hierfür typisch. Das Unterbrechen eines Gesprächs wird von Arabern nicht als unhöflich empfunden, sondern gilt als aktives Zuhören und ist durchaus erwünscht. Gesprächsthemen über Politik oder Religion und insbesondere ein Nachfragen über das Wohlergehen der Familie und der Ehefrau gelten als Tabu. 55 3.4 Zeitliche Vorstellungen „Das Verhältnis der Araber zu der Zeit verdeutlicht am augenscheinlichsten ihre religiöse Annahme, dass Allah die Zeit kontrolliert. Kommt ein Araber zu spät, was nicht unbedingt selten geschieht, zeigt er keinerlei Schuldbewusstsein, da er keine Kontrolle über seine Zeit hat.“ 56 Diese Aussage verdeutlicht, dass Termine und feste Absprachen keine Garantie für ein zuverlässiges und pünktliches Erscheinen sind. Durch die Annahme, dass Allah die Zeit steuert, sehen manche Muslime keinen Grund sich zu beeilen oder den Tagesablauf anders zu gestalten. Eine gewisse Gelassenheit gegenüber zeitlichen Absprachen liegt Arabern im Blut und auch die klimatischen Bedingungen sorgen für langsamere Abläufe. 54 vgl. Rothlauf, 2009, S. 640 55 vgl. Kaliber, Focus-Online, Knigge für die arabische Welt: Ohne Fauxpas zum Geschäft mit Herrn Ahmed, 2012, Online: http: / / www.focus.de/ finanzen/ karriere/ tid-25665/ knigge-fuer-diearabische-welt-ohne-fauxpas-zum-geschaeft-mit-herrn-ahmed_aid_ 746694.html, Abrufdatum: 21.05.2012 56 Rothlauf, 2009, S. 643 <?page no="33"?> 32 3 Umgangsformen in der arabischen Geschäftswelt Für Verhandlungen und Gespräche mit den Mitarbeitern sollte sich ausreichend Zeit genommen werden, denn mit der Ausübung von Zeitdruck stößt man in der arabischen Mentalität auf Unverständnis. Das Üben in Geduld hat hierbei oberste Priorität. Nicht umsonst besagt ein arabisches Sprichwort: „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit.“ Umgekehrt gilt es für Deutsche, stets pünktlich zu sein, denn gerade diese Tugend wird in arabischen Ländern geschätzt. Zielführend ist eine kurzfristige, flexible Zeitplanung im Gegensatz zur typisch deutschen Langzeitplanung. 57 Die Zeitvorstellung in Deutschland veranschaulicht folgendes Sprichwort: „Zeit ist Geld“. Demnach ist es für Deutsche wichtig, ihr Anliegen schon zu Beginn zu äußern, um das Wesentliche sofort zu besprechen. Das genaue Einhalten von Terminen und pünktliches Erscheinen gelten als Grundvoraussetzung im Geschäftsalltag. Daraus ergibt sich, dass Deutsche eher ein lineares, straffes Zeitverständnis und Araber ein zyklisches, flexibles Zeitverständnis haben. Die Arbeitszeiten in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten können bis in die späte Nacht reichen, denn es ist durchaus üblich, eine Ruhephase von zwei bis drei Stunden am Tage einzulegen. In vollklimatisierten Bürokomplexen kann es dem Westen ähnliche Arbeitszeiten geben. 3.5 Bekleidung und Dresscode In Bezug auf die angemessene Geschäftskleidung sind der Islam und die arabische Kultur richtungsweisend. Die Berufskleidung deutet in arabischen Ländern auf Rang und Position in der Hierarchie hin. Qualitativ schlechte Bekleidung und Accessoires werden mit einem niedrigen Rang in der Unternehmenshierarchie assozi- 57 vgl. Kratochwil, Business - Etikette Arabische Welt: Die 10 Lieblingsfehler im Umgang mit arabischen Geschäftspartnern, Online: http: / / www.osnabrueck.ihk24.de/ linkableblob/ 396546/ .6./ data/ Dr_ Kratochwil_Lieblingsfehler-data.pdf; jsessionid= DFA2B6E1B00EA33DB130E9169C965D7A.repl21, Abrufdatum: 01.06.2012 <?page no="34"?> 3.5 Bekleidung und Dresscode 33 iert. 58 Grundsätzlich gilt, sich nicht zu offen zu kleiden, um die Stellung einer ernstzunehmenden Führungskraft zu verkörpern. Frauen sollten ihre Schultern und die Knie bedecken und auf körperbetonte Kleidung verzichten. Dies gilt auch für Männer. Ein arabischer Geschäftsmann trägt z.B. niemals eine kurze Hose im Büro. 59 Die Unterschiede zur deutschen und westlichen Geschäftskleidung sind hier nicht gravierend. Auch in Deutschland gilt die Regel, sich nicht zu offenherzig zu kleiden, um die Seriosität zu wahren. Für Frauen ist ein Kostüm oder Hosenanzug in dunklen Farben angemessen. Männer tragen einen Anzug mit Krawatte in dunkelblau, schwarz oder grau. Da das äußere Erscheinungsbild immer die Visitenkarte der Persönlichkeit ist sowie den ersten Eindruck prägt, sollte die Bekleidung mit Bedacht gewählt werden. 60 Je eleganter ein Geschäftsmann oder eine Geschäftsfrau gekleidet sind, desto höher erscheint ihr Status. Bei der Wahl der Bekleidung und des Schmucks ist deshalb darauf zu achten, dass Markenkleidung und hochwertige Accessoires, wie Uhren und Ringe getragen werden. Die ausgewählte Bekleidung spiegelt somit den Wohlstand wider. Arabische Geschäftsleute arbeiten gern mit Gleichgestellten zusammen. Wenn möglich ist eine Anpassung des Kleidungsstils an die des Geschäftspartners bzw. Unternehmens vorzunehmen. 61 58 vgl Carrlies, Munich Business School, Leitfaden für die erfolgreiche Geschäftsbeziehung in Saudi-Arabien, 2007, Online: http: / / www. munich-business-school.de/ intercultural/ index.php/ Saudi- Arabien_Business_Etiquette#Der_Islam_im_Gesch.C3.A4ftsleben, Abrufdatum: 18.05.2012 59 vgl. Mucur, 2008, S. 57 60 vgl. Mucur, 2008, S. 58 61 vgl. Mucur, 2008, S. 59 <?page no="35"?> 34 3 Umgangsformen in der arabischen Geschäftswelt In Saudi-Arabien gilt für alle Frauen (auch Touristen und ausländische Mitarbeiter) die Pflicht, eine Abaya (traditionelles islamisches Gewand) zu tragen. Hierbei gilt, umso verhüllter die Frau, desto mehr Respekt wird ihr gewährt. <?page no="36"?> 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung deutscher und arabischer Unternehmen Vielen islamischen Gesellschaften mangelt es an effektiver Organisation. Gruppen sind eher unstrukturiert und Aufgaben schlecht verteilt. 62 In Deutschland wird Wert auf Struktur und Organisation gelegt, sodass das Personalmanagement und die Personalführung anders verstanden werden. Mitarbeiter fordern eine Teilhabe am Unternehmensgeschehen und glauben an deren Selbstmitbestimmung. Ein effizientes und zielgerichtetes Arbeiten wird vorausgesetzt, um erfolgreich zu sein. 63 In arabischen Gesellschaften glauben viele Menschen an das Schicksal und die Vorherbestimmtheit allen Handelns, wodurch die eigene Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung eher gering ist und somit zwangsläufig einen autoritären Führungsstil bedingt. Die Islamwissenschaftlerin und Autorin Gabi Kratochwil führte in Deutschland und im arabischen Raum eine Studie bezüglich typisch deutscher und typisch arabischer Eigenschaften durch. Diese Eigenschaften basieren auf einer starken Stereotypisierung der Gesellschaften im deutschsprachigen und arabischen Raum und gelten nur in begrenzter Weise für die gesamten arabischen Gesellschaften, da sie deutlich polarisieren. Folgende Tabellen zeigen die ermittelten Eigenschaften. 62 vgl. Ali, Islamic Perspectives on Management and Organization , 2005, S. 87 63 vgl. Hecht-El Minshawi, 2004, S. 125 <?page no="37"?> 36 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung Arabische Eigenschaften (positiv) Umfrage in Deutschland Arabische Eigenschaften (negativ) Umfrage in Deutschland gastfreundlich offen herzlich fanatisch radikal gefährlich flexibel kreativ humorvoll frauenfeindlich irrational unberechenbar loyal halten zusammen familiär Gewalttätig Hinterhältig zu emotio nal religiös poetisch essen/ feiern gerne intolerant unehrlich faul Tabelle 1: Typisch arabische Eigenschaften Quelle: Kratochwil, interkultureller Workshop, 2011 64 Deutsche Eigenschaften (positiv) Umfrage im Arabischen Raum Deutsche Eigenschaften (negativ) Umfrage im Arabischen Raum zielstrebig organisiert zuverlässig detailversessen unflexibel arrogant präzise motiviert einsatzbereit besserwisserisch emotionslos unhöflich korrekt ordnungsliebend pünktlich beziehungsarm humorlos berechnend ehrlich treu fleißig kühl verschlossen überheblich Tabelle 2: Typisch deutsche Eigenschaften Quelle: Kratochwil, interkultureller Workshop, 2011 64 vgl. Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011, Online: http: / / www.dresden.ihk.de/ servlet/ link_file? link_id=27999&target=di splay&link_zusatz=&ref_detail=Pool&ref_knoten_id=61329&ref_spr ache=deu, Abrufdatum: 20.04.2012 <?page no="38"?> 37 Führungskräfte in Deutschland erwarten, dass Absprachen inhaltlich und zeitlich genau eingehalten werden. In arabischen Ländern kann es vorkommen, dass gerade das Einhalten der zeitlichen Vorgaben nicht sehr ernst genommen wird. Diese konträren Prioritäten bieten Konfliktpotential. Missverständnisse zwischen deutschen Führungskräften und arabischen Mitarbeitern können entstehen, da dieses Verhalten von deutschen Führungskräften als Unzuverlässigkeit gewertet und somit falsch interpretiert werden kann. Der autoritäre Führungsstil in arabischen Ländern und das daraus resultierende passive Verhalten der Mitarbeiter birgt ebenso Konfliktpotential in sich. Eine deutsche Führungskraft erwartet von Mitarbeitern eine gewisse Selbstständigkeit und eigenverantwortliche Arbeitsweise. Arabische Mitarbeiter tendieren dazu, auf neue Aufgaben und exakte Anweisungen zu warten. Wird nun ständig nach der weiteren Vorgehensweise gefragt, so könnte eine deutsche Führungskraft dies als unselbstständiges und womöglich inkompetentes Verhalten der Mitarbeiter deuten. 65 Tatsächliche Ursachen sind der Respekt und die Unterordnung der arabischen Mitarbeiter gegenüber dem Vorgesetzten, resultierend aus deren Erziehung innerhalb der Familien. Es ist unüblich, dass Hierarchieebenen missachtet oder gar übersprungen werden. So fühlt sich der Vorgesetzte in seiner Person bestätigt und kann zugleich seine Autorität und Status aufzeigen. Für deutsche Mitarbeiter und Führungskräfte sind der Arbeitsinhalt und die Aufgabenorientierung bedeutend. Das ergebnisorientierte Arbeiten erlaubt es im Allgemeinen nicht, sich durch Gespräche mit Kollegen etc. ablenken zu lassen. Dagegen sind für Araber die Beziehungen zu Mitmenschen und das Aufbauen von Netzwerken wichtiger. Erst wenn die Beziehung zu Kollegen, Geschäftspartnern und Vorgesetzten ausreichend gepflegt wurde, widmet man sich der 65 vgl. Hecht-El Minshawi, 2004, S. 125-127 <?page no="39"?> 38 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung eigentlichen Aufgabenbearbeitung. 66 Auch dann stehen die Türen für Kollegen und Geschäftspartner noch weit offen, sodass eine Unterbrechung der Arbeit durchaus regelmäßig geschieht. Grundsätzlich sollten deutsche Führungskräfte diese Arbeitsweise nicht verurteilen, denn das rein ergebnisorientierte Vorgehen führt in arabischen Unternehmen nicht zum Ziel. Vielmehr sollte ebenso versucht werden, die sozialen Kontakte im Unternehmen zu pflegen, um daraus Wertschöpfungspotentiale zu nutzen. Auch die Einstellung von Personal erfolgt in arabischen Ländern nicht nach leistungsorientierten Geschichtspunkten, sondern vorwiegend durch gute Beziehungen zu Entscheidungsträgern, dem Ruf der Familie und der Persönlichkeit des Bewerbers. 4.1 Arbeitsabläufe In Bezug auf Arbeitsabläufe und -stile lassen sich deutliche Unterschiede im arabischen und deutschsprachigen Raum feststellen. In folgender Tabelle wird eine Übersicht der unterschiedlichen Arbeitsabläufe dargestellt. Aus der Gegenüberstellung ist zunächs die bereits erwähnte und stark ausgeprägte Personen- und Beziehungsorientierung im arabischen Raum zu nennen. Kooperationen sind nur möglich, wenn zuvor Beziehungen aufgebaut wurden, während im deutschsprachigen Raum die Sach- und Aufgabenorientierung bevorzugt werden und die Zusammenarbeit auch ohne die persönliche Beziehung zu Mitmenschen möglich ist. Die Langfrist- und Kurzfristorientierung bei der Arbeit ist im deutschsprachigen und arabischen Raum unterschiedlich ausgeprägt. So planen Deutsche weit voraus. Araber bevorzugen dagegen eine eher flexible und kurzfristige Planung. Während im deutschen Raum Informationen häufig per Email oder telefonisch weitergegeben werden, wird im arabischen Raum das persönliche Gespräch bevorzugt. Eine Trennung von Beruf und Privatebene erfolgt im arabischen Raum aufgrund der ausgeprägten Beziehungsorientie- 66 vgl. Hecht-El Minshawi, 2004, S. 129 <?page no="40"?> 4.1 Arbeitsabläufe 39 rung und der Bedeutung der Familie nicht, sodass Arbeitsabläufe unterbrochen werden, um Belange der Familie und anderer Personen des Beziehungsnetzwerks zu berücksichtigen. Arbeitsabläufe deutschsprachiger Raum eher: arabischer Raum eher: sachorientiert, aufgabenorientiert zielorientiert, langfristige Planung Kooperation ist grundsätzlich auch ohne persönliche Beziehung möglich Standardisierung der Arbeitsabläufe formalisierte Informationsflüsse (Protokolle, Verteiler) monochrones Zeitverständnis Trennung von Beruf und Privatebene = linearkonsekutive, regel- und strukturorientierte und internalisierte Arbeitsweise, sach- und leistungsorientiert personenorientiert prozessorientiert, kurzfristige, flexible Planung Kooperation ist selten ohne persönliche Beziehung möglich Arbeitsabläufe richten sich nach subjektiven Direktiven (top-down) informelle Informationsflüsse (Gespräch) polychrones Zeitverständnis keine Trennung von Beruf und Privatebene = multi-aktive, flexible und an Direktive und Loyalität/ Kontrolle gebundene Arbeitsweise, beziehungsorientiert Tabelle 3: Arbeitsabläufe im deutschen und arabischen Raum. Quelle: in Anlehnung an Kratochwil, Business-Knigge Arabische Welt, 2007, S. 119-120 <?page no="41"?> 40 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung 4.2 Motivation Die Motivation der Mitarbeiter im arabischen und deutschen Raum kann durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden. Die folgende Tabelle beinhaltet Motive und Beweggründe für ein motiviertes Verhalten im deutschen und arabischen Raum. Motivation der Mitarbeiter deutschsprachiger Raum eher: arabischer Raum eher: „Leistung zahlt sich aus“ Leben um zu arbeiten/ zentraler Lebensinhalt soziale Anerkennung sozialer Aufstieg durch Arbeitsleistung möglich starke Identifikation mit Beruf und Arbeit Selbstverwirklichung persönliche Weiterentwicklung Loyalität zum Arbeitgeber als Person Arbeiten um zu leben nur ein Teil der sozialen Anerkennung soziale Immobilität, sozialer Aufstieg kann nicht allein durch Arbeitsleistung erreicht werden Identifikation mit sozialem Status/ Herkunft Sicherung des Lebensunterhalts für die Familie Ansehen/ Achtung in der Gesellschaft Tabelle 4: Motivation der Mitarbeiter Quelle: Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011 67 Die Selbstverwirklichung und Selbstbestimmtheit wird im deutschen Raum als Idealzustand betrachtet. Eine Einschränkung der Mitarbeiter, insbesondere durch strenge Vorgaben des Vorgesetz- 67 vgl. Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011, Online: http: / / www.dresden.ihk.de/ servlet/ link_file? link_id=27999&target=di splay&link_zusatz=&ref_detail=Pool&ref_knoten_id=61329&ref_spr ache=deu, Abrufdatum: 20.04.2012 <?page no="42"?> 4.2 Motivation 41 ten wird in den überwiegenden Fällen die Motivation der Mitarbeiter verringern. Die Übernahme von Verantwortung wird als Herausforderung wahrgenommen. Zugleich wird eine wachsende Verantwortung als Bestätigung der eigenen Leistung angesehen, denn nur „guten“ Mitarbeitern wird ein selbständiges Arbeiten zugetraut. Die Möglichkeit den eigenen sozialen Status durch die erbrachte Arbeitsleistung zu erhöhen kann zu Höchstleistungen der Mitarbeiter führen und gleichzeitig deren Identifikation mit dem Unternehmen steigern. Die gesteigerte Identifikation wiederrum führt zu einem besseren Betriebsklima und zu Arbeitszufriedenheit. Dies wird letztendlich einen positiven Einfluss auf die Produktivität des Unternehmens nehmen. Im arabischen Raum wird Arbeit eher als Mittel zum Zweck angesehen. Arabischen Mitarbeitern ist es wichtig, die Familie ausreichend zu versorgen und einen gewissen Lebensstandard zu führen. Ein angemessenes Gehalt ist daher essentiell für die Motivation arabischer Mitarbeiter. Das übermäßige Übernehmen von Verantwortung wirkt sich weniger als motivierend, vielmehr als befremdlich und verwirrend aus und ist hier eher kontraproduktiv. Soziale Anerkennung ist im arabischen Raum eher durch die Außenwelt bestimmt. Der Ruf des Unternehmens sowie das Ansehen und die Herkunft der Familie und weniger die individuelle Arbeitsleistung bestimmen den sozialen Status der Mitarbeiter. Daraus resultiert, dass die eigene Arbeitsleistung nur einen Teil der sozialen Anerkennung ausmacht und demnach die Arbeit einen geringeren Stellenwert einnimmt. Ein hohes Maß an Freizeit für Familie und Freunde stimmt arabische Mitarbeiter positiv. <?page no="43"?> 42 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung 4.3 Erwartungen der Mitarbeiter an Führungskräfte Erwartungen der Mitarbeiter an Führungskräfte deutschsprachiger Raum eher: arabischer Raum eher: Informationen über den Kontext der Arbeit, Ziele und Gründe eigenverantwortliches Handeln und Einbindung in den Prozess Fachkompetenz Fehler der Führungskraft sollen eingestanden werden kein Einmischen in Privatangelegenheiten Beteiligung/ Mitbestimmung Gleichbehandlung aller Mitarbeiter Ehrlichkeit/ Offenheit im Umgang Führungskraft soll überzeugen, argumentieren und delegieren bei Konflikten müssen Kompromisse gefunden werden Führungskraft möchte von Mitarbeitern geschätzt und akzeptiert werden klare Arbeitsanweisung, wann , wie, was gemacht werden soll Vermeidung von Eigenverantwortung soziale Kompetenz/ moralisches Handeln Führungskraft soll in allen Bereichen Vorbild sein und keine Fehler eingestehen auch um private/ familiäre Angelegenheiten soll sich die Führungskraft kümmern Kontrolle und direkte Belohnung oder Bestrafung Behandlung nach sozialem Status Vorsicht/ Zurückhaltung im Umgang miteinander Führungskraft muss entscheiden, bestimmen, und sich durchsetzten der Stärkere setzt sich durch, sonst droht die Gefahr des Gesichtsverlust Führungskraft möchte respektiert und geehrt werden Tabelle 5: Erwartungen der Mitarbeiter an Führungskräfte Quelle: Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011 68 68 vgl. Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011, Online: http: / / www.dresden.ihk.de/ servlet/ link_file? link_id=27999&target=di <?page no="44"?> 43 Tabelle 5 zeigt einen Vergleich der unterschiedlichen Erwartungen an Führungskräfte im deutschen und arabischen Raum. Arabische Mitarbeiter wünschen sich demnach klare Anweisungen und weniger Eigenverantwortung in der Aufgabenbearbeitung. Die Führungskraft verkörpert Autorität und ihre Mitarbeiter ehren, fürchten und respektieren sie. Dennoch erwarten Mitarbeiter ein fürsorgliches Verhalten der Führungskraft, indem sie private und familiäre Angelegenheiten berücksichtigt. Bezüglich der betriebswirtschaftlichen Aspekte sollte hier die Führungskraft stark autoritär auftreten und klar sachorientiert agieren. Bezüglich der privaten Aspekte sind jedoch eine emotionale Intelligenz und eine ausgeprägte Personenorientierung zwingend notwendig. Mitarbeiter im deutschsprachigen Raum erwarten dagegen eine Beteiligung und Mitbestimmung an Prozessen sowie eine ehrliche und offene Zusammenarbeit. Konflikte werden auf der Basis von Kompromissen und Anhörung aller Beteiligten gelöst. Im arabischen Raum wird versucht Konflikte von vorneherein zu vermeiden. Sie werden gelöst, indem sich die Führungskraft durchsetzt und Unruhestifter bestraft. Damit kann festgehalten werden, dass arabische Mitarbeiter eher einen autoritären-patriarchalischen Führungsstil bevorzugen. Hingegen bevorzugen deutsche Mitarbeiter einen demokratischen Führungsstil. splay&link_zusatz=&ref_detail=Pool&ref_knoten_id=61329&ref_spr ache=deu, Abrufdatum: 20.04.2012 4. Erwartungen der Führungskräfte <?page no="45"?> 44 4 Unterschiede in der Mitarbeiterführung 4. Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter deutschsprachiger Raum eher: arabischer Raum eher: Mitarbeiter sollten intrinsisch motiviert sein Identifikation mit Produkt und Firma alle sind für die Produktqualität verantwortlich Mitarbeiter sollen offen und ehrlich ihre Meinung äußern und Führungskräfte auf Fehler aufmerksam machen Kreativität und Individualismus sind wichtiger als Konformität Mitarbeiter-Fortbildung ist ein wichtiges Element des Erfolgs = intrinsisch motivierte, eigenverantwortliche Mitarbeiter Mitarbeiter sind durch Belohnung/ Bestrafung zu motivieren Identifikation mit der Führungskraft Führungskräfte sind für die Produktqualität verantwortlich Mitarbeiter dürfen die Führungskraft nicht kritisieren und sollten Fehler der Führungskraft nicht äußern Konformität und Gehorsam sind unverzichtbar Mitarbeiter-Fortbildungen sind eher Belohnung/ Urlaub = loyale, konforme, an Direktiven und Kontrolle gebundene Mitarbeiter Tabelle 6: Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter Quelle: Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011 69 Im deutschen Raum wird die Erwartungshaltung der Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern durch Engagement, eigenverantwortliches Handeln, das Einbringen von Vorschlägen, Verbesserungsmöglichkeiten und eine sachliche Äußerung von Kritik geprägt. Das Potential der Mitarbeiter soll ausgeschöpft werden und 69 vgl. Kratochwil, Interkultureller Workshop, 2011, Online: http: / / www.dresden.ihk.de/ servlet/ link_file? link_id=27999&target=di splay&link_zusatz=&ref_detail=Pool&ref_knoten_id=61329&ref_spr ache=deu, Abrufdatum: 20.04.2012 <?page no="46"?> 4. Erwartungen der Führungskräfte an Mitarbeiter 45 zugleich Weiterbildungsmaßnahmen forciert werden. Führungskräfte im arabischen Raum erwarten eher eine kritiklose Ausführung der zugeteilten Aufgaben. Die Verantwortung für Produkt- und Dienstleistungsqualität trägt allein die Führungskraft. Das Potential der Mitarbeiter kann nicht ausgeschöpft werden, denn ihr Aufgabengebiet beschränkt sich auf die reine Ausführung von Anweisungen. Weiterbildungsmaßnahmen werden im arabischen Raum eher selten durchgeführt. <?page no="48"?> 5 Fragen und Antworten [1] Welche praktischen Probleme im Alltag hat die islamische Theologie mit einem kritisch-historischen Wissenschaftsprogramm zur Koranentstehung? Was, fürchten gläubige Muslime, könnte durch eine kritische Theologie des Islams im Alltagsleben arabischer und muslimisch geprägter Gesellschaften passieren? Eine kritisch-historische, islamische Theologie würde zu dem Schluss kommen, dass kaum Gott Mohammed den Koran diktiert haben kann, sondern 50-80 Jahre später viele andere Verfasser die Suren des Korans geschrieben haben, wahrscheinlich auf Anweisungen von Kalifen, um ein arabisches und/ oder türkisches Weltreich zu schaffen und zu legitimieren. Daher gibt es sogar kritische Theologen in der Islamwissenschaft, die bezweifeln, ob Mohammed überhaupt gelebt hat. Mohammed wäre, wie König Arthur in der britischen Literatur, nur eine mythische Figur für die Koranschreiber gewesen ist. Damit ist der „Wahrheitsgehalt“ des Korans durch Gott nach islamischer Vorstellung nicht mehr gegeben, da nun der Koran, wie der Talmud/ Thora und die Bibel Werke von Menschen sind und nicht von Gott (Allah). Die Letztbegründung und die Rechtmäßigkeit von Aussagen des Korans durch „Gott“ sind nicht mehr gegeben. Dadurch könnten gläubige Moslems z.B. sich vom Koran abwenden, die Saudi-arabische Monarchie und andere islamische Monarchien in Frage stellen, sich westlichen Werten zuwenden und nach demokratischen Verfassungen verlangen (Vgl. arabischer Frühling/ Tunesien), den Ölreichtum z.B. von Saudi-Arabien gerechter verteilt sehen, Frauen die Gleichberechtigung fordern usw. Literatur Goetze, Andreas (2013): Religion fällt nicht vom Himmel. Die ersten Jahrhunderte des Islams. 3. Aufl., WGB-Verlag, Darmstadt <?page no="49"?> 48 5 Fragen und Antworten Halm, Heinz (2005): Der Islam, Geschichte und Gegenwart. 5. Aufl., Beck-Verlag, München Pohlmann, Leo (2013): Was steht wirklich im Koran? 2. Aufl., WBG-Verlag, Darmstadt [2] Welche Auswirkungen hat die Religion auf die Organisation in arabischen Unternehmen? Die Religion bestimmt die Unternehmensphilosophie arabischer Unternehmen. Sie sagt, wie Unternehmer und Mitarbeiter sich verhalten und handeln sollen, z.B. bei der Mitarbeiterführung, der Mitarbeiterloyalität, der Verpflichtung des Unternehmers gegenüber seinen Mitarbeitern. Sie bestimmt die Beziehung zwischen Männern und Frauen. Sie gibt den Rhythmus der Arbeit mit Gebet und Arbeitsablauf vor, usw. Für die westliche Managementlehre bedeutet eine Unternehmensphilosophie, die die Religion dermaßen in arabischen Unternehmen bestimmen lässt, dass Motivations- und Führungsmodelle unserer Lehrbücher nicht mehr gelten (vgl. dazu Schmeisser/ Andresen/ Kaiser (2012): Personalmanagement, hier besonders das Kapitel 4, Organisationspsychologisches und verhaltenswissenschaftliches Personalmanagement). <?page no="50"?> Literaturverzeichnis Abdalla, Ikhlas A., und Moudi A. Al-Hamoud. Exploring the Implicit Leadership Theory in the Arabian Gulf States. 2001, https: / / www.hs-fulda.de/ fileadmin/ Fachbereich_SW/ Down loads/ Profs/ Wolf/ Studies/ arab/ Arab. pdf Zugriff am 16. 05. 2012 Achouri, Cyrus. Human Resources Management eine praxisbasierte Einführung, Springer-Verlag, Wiesbaden 2011 Alexowitz, Myriam. 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Welche Erfindung bringt welche Wettbewerbsvorteile? Fragen wie diese sind für Entscheider in Unternehmen überlebenswichtig. Es gilt, in enger Zusammenarbeit mit der Wissenschaft die Ideen und Produkte hervorzubringen, die im Markt der Zukunft bestehen können. Die Qualität des Innovationsmanagements entscheidet heute mehr denn je über den unternehmerischen Erfolg. Das »Handbuch Innovationsmanagement« erleichtert den Einstieg in das Thema und beleuchtet es aus unterschiedlichen Perspektiven. Forschung und Entwicklungsmanagement werden ebenso erläutert wie das Innovationsmarketing oder die personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Innovationsprozesses. Für die Zukunft gewappnet www.uvk.de <?page no="57"?> www.europa-im-wuergegriff.de Die täglichen Nachrichten über den aktuellen Krisenstand in europäischen Ländern sind für viele längst nicht mehr fassbar. Wer spannt gerade einen neuen Rettungsschirm auf und wer steht eigentlich im Regen? Sind die Griechen und Zyprer nicht selbst schuld an ihrer Misere? Sollte man Spanien nicht Pleite gehen und die Italiener die Lire wieder einführen lassen? Gerald Pilz erklärt in seinem Buch »Europa im Würgegriff« dieses europäische Dilemma. Er ordnet die aktuelle Krise in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext ein und beleuchtet das komplexe Euro-System. Gleichzeitig zeigt er auf satirische Weise mögliche Folgen einer Währungsauflösung auf. Da die wirtschaftliche und politische Entwicklung sowohl in naher als auch in ferner Zukunft unvorhergesehene Wendungen nehmen wird, bloggt der Autor auf www.europa-im-wuergegriff.de zu den aktuellen Entwicklungen der Krisensituation. Mit Wirtschafts-Blog Gerald Pilz Europa im Würgegriff 200 Seiten ISBN 978-3-86764-422-8