Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik
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0171-5410
2941-0762
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2007
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KettemannChrista Jansohn, ed., Queen Elizabeth I: Past and Present und Christa Jansohn, ed., In the Footsteps of William Shakespaere.
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2007
Horst Zander
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Rezensionen 138 the subject in the perception of space. And, for the systematic, comprehensive, and inventive study of their topics, Martina Leeker’s study of contemporary dance and Kerstin Schmidt’s essay on John Jesurun’s drama. Both authors focus on the role of digital technology, media such as TV, and their manipulation and creation of a virtual space which not only replaces physical space but is actually equal to it. Both essays emphasize the active role of technology and media in dance and theatrical production, as well as in contemporary art. Although theoretical concepts of space are not studied systematically in this collection of essays, with its diversity of approaches, topics, and methodologies as well as with the innovative understanding and use of space (Berressem), this volume represents an important contribution to the current discussion on the nature of space and its various forms of presentation in the arts and other areas of study. Since the colonial times, the American context has mostly been seen as influenced by modern technologies and media which both have created and manipulated the understanding and representation of space. One might argue that this collection of essays could have been much more coherent and convincing, e.g., by reducing the too broad interdisciplinary scope and rearranging some of the essays in different sections/ chapters closer to their field of study; and that the sociological, urban, architectural studies could have formed a separate section, or perhaps even a different book. Yet the volume, which also supplements its diverse essays by adequate pictorial and graphic appendixes with tables, illustrations, figures, and pictures, represents current theoretical perspectives and critical ideas by significant, mostly European, scholars in the field and provides a highly informative survey of the contemporary discussion on the topic. Jaroslav Kušnír The University of Prešov Slovakia Christa Jansohn (ed.), Queen Elizabeth I: Past and Present. (Studien zur englischen Literatur, 19). Münster: Lit Verlag, 2004. Christa Jansohn (ed.), In the Footsteps of William Shakespeare. (Studien zur englischen Literatur, 20). Münster: Lit Verlag, 2005. Horst Zander In der Reihe “Studien zur englischen Literatur”, die Dieter Mehl im Jahre 1990 begründet hat, sind inzwischen mehr als 20 Bände erschienen, die einzelnen Autoren, Epochen oder spezifischen Fragestellungen gewidmet sind. Christa Jansohn, die bereits früher eine Monographie in der Reihe publiziert und dort zwei Anthologien ediert hat, ist auch die Herausgeberin der beiden hier vorliegenden Bände. Der erste, AAA Band 32 (2007), Heft 1 Rezensionen 139 Queen Elizabeth I: Past and Present, präsentiert die Beiträge einer Konferenz, die anlässlich des 400. Todesjahres von Königin Elisabeth im Mai 2003 an der Universität Bamberg stattgefunden hat. In the Footsteps of William Shakespeare hingegen besteht überwiegend aus Vorträgen, die im Wintersemester 2004/ 05 an jener Universität gehalten wurden. Der erste Band befasst sich, wie der Titel impliziert, vor allem mit der legendären Königin, der Kultur an ihrem Hof und Elisabeths Nachleben in der Literatur, auf dem Theater sowie in anderen Künsten. Die zweite Anthologie erhellt verschiedene Aspekte von Shakespeare, seinem Oeuvre und der Shakespeare-Forschung. Dennoch sind die Übergänge zwischen den Bänden letztlich fließend. Nicht nur finden wir in den Werken die gleichen Beiträger (Dieter Mehl, Paul Franssen), sondern es hätte auch ein Aufsatz wie Hugh Macrae Richmonds “Elizabeth I in Shakespeare’s Henry VIII”, abgedruckt in Queen Elizabeth I, genauso gut in dem anderen Band erscheinen können. Beim ersten Band erweist sich zunächst der Untertitel, Past and Present, als ein wenig seltsam, wenn nicht sogar irreführend. Die Beiträge beleuchten diverse Bereiche der elisabethanischen Zeit sowie das Erbe und Nachleben Elisabeths im 17. und im 19. Jahrhundert. Doch abgesehen von einigen wenigen Bemerkungen im Aufsatz von Michael Dobson, der bei der Untersuchung der Darstellung Elisabeths auf dem Theater des 17. Jahrhunderts auch auf die Verkörperung der Königin in jüngeren Verfilmungen verweist (z.B. pp. 141, 150), gibt es kaum etwas in dem Band, was mit Present zu tun hat. Die Konzeption des Bandes erscheint gleichfalls etwas eigenwillig. Eine erste Sektion, betitelt “History: Dreams, Facts and Fiction” enthält einen Aufsatz von Carole Levin zu Träumen Elisabeths und ihrer Untertanen über sie, einen Artikel von Ronald G. Asch zu dem schwierigen Erbe, das Elisabeth den Stuarts hinterlassen hat, und den bereits erwähnten Beitrag von Richmond zu Shakespeares Historie. Die folgende Rubrik heißt “Elizabethan Culture: Festivals, Dance and Music”: Hier analysiert Axel Stähler gedruckte Versionen von elisabethanischen Festivals, Mehl untersucht Edmund Spensers The Faerie Queene, Barbara Ravelhofer beschreibt die Tanzkultur an Elisabeths Hof, und Christian Kelnberger erörtert das Verhältnis von Elisabeth zu den führenden Musikern der Zeit, die durchweg Katholiken waren. Der letzte Teil schließlich trägt die Überschrift “Afterlives: At Home and Abroad” und bietet den genannten Beitrag von Dobson, sodann Mehls Analyse von Thomas Heywoods If You Know Not Me You Know Nobody, Franssens Untersuchung zur Bedeutung Elisabeths und zu dem Kult um ihre Person in den damaligen Niederlanden, Winfried Jungs und Bodo Plachtas Ausführungen zur Darstellung Elisabeths in der Oper des 19. Jahrhunderts sowie abschließend Velma Bourgeois Richmonds Auswertung des Bildes von Elisabeth in viktorianischen und edwardianischen Kinderbüchern. Der Akzent des Bandes liegt also ganz eindeutig auf Kultur, Literatur und anderen Medien, bzw. es werden so gut wie ausschließlich derartige Aspekte behandelt. Was man bei einem solchen Band erwartet und dann vermisst, sind geschichtswissenschaftliche Beiträge über Elisabeths kontroverse Stellung in jener Forschung. Auch verkündet der Werbetext auf dem Buchrücken: “The volume will appeal to everyone interested in the charismatic character of Elizabeth I, her time and afterlife”. Doch über Elisabeths Charakter erfährt man ebenso wenig wie über ihre Bewertung in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft. Rezensionen 140 Wie bei einem Sammelband üblich, bewegen sich die Beiträge auf recht unterschiedlichem Niveau. Als vorzüglich erweist sich etwa der Aufsatz von Dobson, der darlegt, wie Elisabeth nach ihrem Tode als Dramenfigur fungieren durfte und wie sich Darstellungen Elisabeths in jakobäischer Zeit, als immer noch ausschließlich Männer bzw. Jungen Frauenrollen verkörperten, von denen der Restaurationszeit unterscheiden, in der dann Frauen diese Rolle spielten. Gewiss kann auch Mehls Analyse von Heywoods Drama überzeugen. Nur ist es wenig vorteilhaft, wenn angesichts der Vielzahl der Aspekte, die im Rahmen des Bandes interessieren könnten, er dasselbe Drama untersucht, das schon Dobson erörtert hat. Als vor allem amüsant ist zudem der Artikel von Stähler hervorzuheben, der den illusionistischen und unbeständigen Charakter von festival books in elisabethanischer Zeit herausarbeitet. Seine zentrale These von dieser spezifischen Eigenart solcher Dokumentationen kann er besonders anhand von Berichten jener Veranstaltungen belegen, die gar nicht erst stattgefunden haben - wegen Regens. Ein eher enttäuschender Aufsatz ist der erste zu Träumen von und über Elisabeth. Hier werden weitgehend nur historische Dokumente aufbereitet, ohne sie in einen weiteren methodologischen oder theoretischen Rahmen einzubetten. Auch verblüfft, dass man einen Beitrag über Träume schreiben kann, in dem weder Freuds erste und bahnbrechende Monographie erwähnt, noch auf die fortdauernde Bedeutung von Traumdeutungen in der Psychoanalyse eingegangen wird. Wie die Konzeption des Bandes ist offenbar auch die Herausgebertätigkeit eher hastig und lässig erfolgt. So zählen die Titel der Sektionen schlicht die Themen der entsprechenden Aufsätze auf, ohne dass nach sinnfälligen Oberbegriffen gesucht worden wäre. Mit einer Ausnahme stimmen alle Querverweise in der Anthologie nicht (pp. 64, 154, 159); und trotz einer insgesamt lobenswerten Bibliographie zu diversen Aspekten im Zusammenhang mit Elisabeth, die den Band abschließt, zeigt die dort angeführte Filmographie “Elizabeth I on Film” (p. 248) doch deutliche Defizite auf. Hier werden bloß Jahr, Titel und Länge der Filme genannt (etwa “1998: Elizabeth - 118 minutes” [ibid.; dahinter verbirgt sich Shekhar Kapurs britische Verfilmung]), aber keine Angaben zu Regie und Herkunftsland gemacht. Zudem hätte wohl auch John Maddons Shakespeare in Love (GB/ USA, 1998) eine Erwähnung verdient, hat doch Judi Dench für ihren grandiosen achtminütigen Auftritt als Elisabeth immerhin einen Oscar erhalten. Im zweiten Band, In the Footsteps of William Shakespeare, besticht zunächst die Liste der Beiträger, die sehr hochkarätige Namen umfasst. Die erste Sektion, die “Shakespeare: Biography, Text, Canon and Theatre” benannt ist (eine Überschrift, die nur wieder die Themen der Aufsätze auflistet), wird eben von einem solch renommierten Shakespeare-Forscher eröffnet: nämlich von Stanley Wells, der die Shakespeare-Biographien der letzten Dekaden kommentiert. Danach folgt ein Beitrag der Herausgeberin über jüngere Shakespeare-Editionen, ein Artikel von Richard Proudfoot über Shakespeare-Apokryphen (hier wird die gängige These einer Kollaboration von Shakespeare und John Fletcher bei Henry VIII untermauert [pp. 59/ 60], während Richmond in Queen Elizabeth I die alleinige Verfasserschaft Shakespeares in Betracht zieht [pp. 45-47]) und ein Aufsatz von Andrew Gurr, der hervorhebt, dass das elisabethanische Theater primär ein dreidimensionales Hörtheater und kein zweidimensionales Sehtheater war. Rezensionen 141 Der folgende Teil wird dann - wiederum nicht gerade einfallsreich - mit “Shakespeare and his Works” überschrieben und präsentiert einen Beitrag von Katherine Duncan-Jones über Shakespeares Verserzählungen, Ausführungen von Mehl über Shakespeares Behandlung des Troja-Stoffes in Lucrece, Hamlet und Troilus and Cressida sowie Darlegungen von Terence McCarthy zu Shakespeares skeptischer Haltung gegenüber der Arthus-Legende, die er bekanntlich nicht dramatisiert hat. Weiterhin folgen hier Artikel von Paul Edmondson über Melancholie und Verlangen in Twelfth Night, von Catherine Belsey über die märchenhaften Elemente in The Winter’s Tale, von Grace Ioppolo über King Lear und die Lear-Rezeption sowie schließlich R.A. Foakes’ Plädoyer für eine Wiederbelebung der zuletzt eher vernachlässigten Charakterkritik unter neuen Vorzeichen. Die Rubrik “Shakespeare: Afterlives” enthält einen Aufsatz von Franssen über das Shakespeare-Bild in Frankreich und in deutschen Ländern im Zuge der französischen Revolution sowie einen feministisch-orientierten Beitrag von Juliet Dusinberre, die die Darstellung von Desdemona in Shakespeares Othello vor der Folie der ‘unschuldigen’ Protagonistinnen in Henry James’ Romanen The Portrait of a Lady und The Awkward Age interpretiert. Den Abschluss des Bandes bildet eine Sektion, welche “Shakespearean and Other Gossip” betitelt ist und in der Werner Habicht 22 Briefe präsentiert, die die tasmanische Malerin, Dichterin und Verfasserin von Reisebüchern Louisa Anne Meredith in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an den englischen Shakespeare-Forscher Clement Mansfield Ingleby geschrieben hat. Viele der hier abgedruckten Artikel sind von beachtlicher Substanz. Das gilt etwa für den ersten, in dem Wells mehrere jüngere Shakespeare-Biographien (einschließlich seiner eigenen) nebeneinander liest und dabei unter anderem auf die Spekulationen zu Shakespeares Todesursache, auf Shakespeares Bewertung als entweder egoistischer Grundbesitzer oder aber als Freund der Armen und auf die kontroversen Deutungen von Shakespeares Testament eingeht. Der These von den katholischen Bindungen Shakespeares, die in den letzten Jahren im Umkreis von Richard Wilson entstanden ist, wird dabei eine deutliche Absage erteilt. Sehr gelungen ist gleichfalls der Beitrag von Proudfoot, der mit den 14 Stücken, die C.F. Tucker Brooke 1908 als Shakespeare-Apokryphen klassifiziert und ediert hat, ein amüsantes ‘Zehn-kleine-Negerlein’-Spiel betreibt, sie also nacheinander aussortiert. Proudfoot betont allerdings nachhaltig, wie verbreitet in elisabethanischer und jakobäischer Zeit eine Kollaboration von Autoren war und dass Shakespeare gleichfalls wohl weit häufiger mit anderen Dramatikern zusammengearbeitet hat, als bisher angenommen wurde. Zu den beeindruckenden Aufsätzen zählt auch der von Belsey, die den ambivalenten generischen Charakter von The Winter’s Tale als ‘realistisches’ und zugleich märchenhaftes Drama untersucht und die dabei zu dem Schluss kommt, die Zwitterhaftigkeit des Stücks sei letztlich nicht aufzulösen. Weniger überzeugen hingegen kann der Beitrag von Foakes. Dieser postuliert zunächst eine Rehabilitierung der zuletzt in Misskredit geratenen Charakterkritik und stellt gewiss auch treffende Thesen über die Probleme und die erforderlichen Neuansätze dieser Disziplin auf; doch was dann folgt, ist weitgehend nur eine komprimierte Rezeptionsgeschichte von King Lear, die er seiner früheren Monographie zu diesem Stück sowie der Einleitung seiner Arden-Ausgabe des Dramas entnommen hat. Zudem behandelt Foakes damit den gleichen Bereich und die glei- Rezensionen 142 chen Inszenierungen wie Ioppolo in ihrem Aufsatz, der unmittelbar vorher abgedruckt ist. Bei Mehl ist der ganze Aufsatz eine Übersetzung eines Artikels, der zuvor anderweitig auf Deutsch erschienen ist, ebenso verhält es sich mit dem Beitrag der Herausgeberin Jansohn. Obwohl durch die englischen Versionen die Aufsätze einem breiteren Leserkreis zugänglich gemacht werden, so fragt man sich doch, ob in Zeiten, in denen man sich vor Publikationen kaum retten kann, solche Mehrfachveröffentlichungen sinnvoll sind. Überdies wird gerade Jansohns an sich fundierter Aufsatz wieder durch manche Nachlässigkeiten getrübt: So übersetzt sie Zitate aus deutscher Sekundärliteratur ins Englische und gibt zumeist, aber eben nicht immer, das Original in einer Fußnote wieder (vgl. p. 46); erneut stimmt der Querverweis nicht (p. 33); und nach Jansohn wiederholt hier Ulrich Suerbaum wundersamerweise in einer Monographie von 1996 fast wörtlich das, was er in einer anderen erst im Jahre 2001 geschrieben hat (p. 25, n. 2). Trotz solcher Mängel und Einwände ist In the Footsteps of William Shakespeare dem Band Queen Elizabeth I: Past and Present deutlich überlegen. Die jahrzehntelange Erfahrung mit der Shakespeare-Forschung, die viele der Beiträger aufzuweisen haben, schlägt sich nachhaltig in ihren Artikeln nieder. Obendrein könnte eine Bemerkung von Wells im Zusammenhang mit Stephen Greenblatts Shakespeare-Biographie eine neuerliche Debatte um Shakespeare entfachen. Greenblatt deutet Shakespeares Testament als eindeutige Liebeserklärung an seine Tochter Susanna und verweist dabei zudem auf die späten Dramen Pericles, The Winter’s Tale und The Tempest, die allesamt inzestuöse Vater-Tochter-Beziehungen thematisieren (nicht zu vergessen King Lear). Wenngleich sich Wells darüber erfreut zeigt, dass Greenblatt solche Implikationen nicht weiter verfolgt und ausgeführt hat, so könnte eben dieser Kommentar eine solche Kontroverse auslösen, die dann die Shakespeare-Industrie weiter anheizt. Ob wir aber eine solche Debatte wollen oder brauchen, sei dahingestellt. Horst Zander Institut für Anglistik und Germanistik Hochschule Vechta Erinnerung und Vergessen bei Beckett Zu Sabine Kozdon, Memory in Samuel Beckett’s Plays. A Psychological Approach. Münster: LIT, 2005. Hans H. Hiebel Sabine Kozdons Studie ist die Übersetzung ihrer an der Universität Kassel eingereichten Dissertation Das Gedächtnis in Samuel Becketts Dramen; Gutachter waren Gerd Rohmann und Konrad Schoell. AAA Band 32 (2007), Heft 1
