eJournals Colloquia Germanica 40/2

Colloquia Germanica
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0010-1338
Francke Verlag Tübingen
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2007
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WALTRAUD MAIERHOFER (ED.): Adele Schopenhauer, Florenz. Ein Reiseführer mit Anekdoten und Erzählungen (1847/48). Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2007. 261 pp. € 21.

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2007
Ulrike Brisson
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Besprechungen / Reviews W ALTRAUD M AIERHOFER (E D .): Adele Schopenhauer, Florenz. Ein Reiseführer mit Anekdoten und Erzählungen (1847/ 48). Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2007. 261 pp. € 21. Im Jahre 1998 noch erwähnt Carol Diethe in Towards Emancipation: German Women Writers of the Nineteenth Century, dass Adele Schopenhauer das Manuskript eines Florenzführers verfasst habe, das aber verloren gegangen sei (55). Wir haben es Waltraud Maierhofers akribischer Forschungsarbeit zu verdanken, dass uns dieser Text heute zur Verfügung steht. Nicht nur das, sondern uns werden in der Einleitung dazu noch wichtige Informationen wie eine Kurzbiographie Schopenhauers, eine Einordnung von Schopenhauers Werk in das Genre der Reisehandbücher und Hinweise auf die Druckvorlage mitgeliefert. Maierhofers Ausgabe von Florenz besteht aus vier Teilen. Der Einführung folgt der Hauptteil mit Schopenhauers Kunstführer über die kulturellen Schätze der Stadt Florenz zur Mitte des 19. Jahrhunderts und einem weiteren Teil, der eher tagebuchmäßig die Landschaften um ihre italienische Landpension in Albano um 1846 und die Beerdigung Papst Gregors XVI. beschreibt. Abgerundet wird das ganze Bild im Epilog mit einem Brief von Schopenhauers Freundin Sibylle Mertens-Schaaffhausen, die Schopenhauers Motive zur Erstellung dieses Manuskripts beschreibt und weiterhin einer von Maierhofer erstellten sorgfältigen Liste aller in Schopenhauers Werk aufgeführten Künstler mit Eckdaten und Seitenangaben sowie einem Index über Orte, Plätze und Gebäude von Florenz und einem Abbildungsverzeichnis. Äußerlich spricht dieses Buch visuell und taktil orientierte Leser an, denn der knallrote, samtene Umschlag mit der weißen, geschwungenen Schrift und der eingestanzten Bourbonenlilie lädt zum Anschauen und Fühlen ein. Wie viele andere Zeitgenossen - Goethe, Fanny Lewald, Heinrich Heine - teilte Adele Schopenhauer eine Vorliebe für Italien, bevorzugte aber Florenz mit seinen Renaissancekunstschätzen gegenüber dem eher antik geprägten Rom. Bereits an Unterleibskrebs leidend unternahm sie Reisen in den Jahren 1847 und 1848, um sich ausführlichen Besichtigungen und Erforschungen der Florenzer Kunst zu widmen, die sie in Kirchen, Palästen, Galerien und Sammlungen aufspürte. In Florenz fand sie die Muße und innere Bestätigung, die ihr in Deutschland aufgrund ihres ledigen Status und einem Schattendasein, zunächst unter ihrer Mutter Johanna Schopenhauer und dann neben ihrem Bruder Arthur, nicht gestattet wurde. Wegen ihrer fortgeschrittenen Erkrankung reiste Schopenhauer nach dem zweiten Florenzaufenthalt im Jahre 1848 zu ihrer Freundin Sibylle Mertens-Schaaffhausen nach Bonn zurück, wo sie kurz darauf als 52-jährige starb. Das Manuskript blieb unvollständig. Schopenhauer hatte ihre Freundin noch gebeten, den Reiseführer nach ihrem Tod zu veröffentlichen, was aber nicht erfolgte, und Teile davon gingen im Laufe der Zeit verloren. Maierhofer ist es dennoch gelungen, trotz des fragmentarischen Charakters dem Leser ein Werk zu bieten, das durch Hinzuziehen anderer Quellen oder ergänzender Verweise flüssig wirkt. Nur an wenigen Stellen musste auf fehlendes Manuskriptmaterial hingewiesen werden, beispielsweise bei einigen Gegenstandsbeschreibungen in den Uffizien und Santa Croce. Maierhofer nähert sich Schopenhauers Text kritisch fragend und scharf beobachtend. In der Einführung geht sie auf Fragen des Genres und des Stils ein, sie setzt sich sorgfältig mit CG_40_2_s105-200End.indd 197 CG_40_2_s105-200End.indd 197 29.04.2009 14: 58: 06 Uhr 29.04.2009 14: 58: 06 Uhr 198 Besprechungen / Reviews der Geschichte des Manuskripts auseinander - warum unvollendet? , warum keine Abnehmer? Mit Baedeker und den englischen Red Books als Beispiel für traditionelle Reiseführer untersucht Maierhofer geschickt, inwiefern Schopenhauers Kunstführer als Genre in die Art der Reiseführer der damaligen Zeit einzuordnen ist und inwiefern Schopenhauer einen eigenen Stil entwickelt. Im Gegensatz zu Baedekers praktischen Angaben über Hotels, Transport und faktischen Informationen zu Kunstgegenständen hebt sich Schopenhauers Manuskript durch ihre subjektiven Urteile über Kunstobjekte und Einschübe von Anekdoten und Legenden in Verbindung mit den Orten oder beschriebenen Bau- oder Kunstwerken von der traditionellen Form der Reiseführer ab. Diese episodenhaften, unterhaltenden Einschübe erfolgen überwiegend nach dem Romeo und Julia Muster: zwei Liebende aus verfeindeten Familien, Intrigen, Rache, Fehden …, wobei das Ende entweder tragisch oder romantisch verläuft. Schopenhauer selbst behauptet, dass sie «kein Buch über Kunst schreiben» sondern «nur eine Freundeshand bieten» wolle (175/ Original: 169). Maierhofer ergänzt: «Sie schreibt für Reisende, die die Kunstwerke auf sich wirken lassen, nicht wie Heines Karikatur-Touristen die Werke suchen, die im Führer als wichtig genannt sind» (19). Also kein Werk zum Abhaken, zum Bestätigen, sondern als Betrachtungs- und Orientierungshilfe für die Renaissanceschätze des Florenz im 19. Jahrhundert. Dass Maierhofer angesichts der Fülle der von Schopenhauer aufgeführten Kunstgegenstände nicht den Überblick verliert, beweist sie in ihrer kritischen Auseinandersetzung mit Schopenhauers Auswahl und Bewertung von Kunstobjekten. So fragt sich die Herausgeberin, «Es wäre interessant zu vergleichen, ob andere Reisebeschreibungen und Kunstführer der Zeit ebenfalls die antikische Nacktheit und Erotik zahlreicher mythologischer Motive vermeiden» (27) und weiterhin, «Wäre es ihr als unanständig ausgelegt worden, wenn sie Männerdarstellungen genauer beschrieb und wertete und ihre emotionale Reaktion darauf nannte? » (27) Maierhofer legt hier eindeutig gender-orientierte Fragen an das Manuskript. Sicherlich interessant wäre es, heute mit Schopenhauers Reise- und Kunstführer die von ihr aufgesuchten Stätten zu besuchen, um mit gleicher Begeisterung die Kunstschätze von Florenz auf sich wirken zu lassen. Das reine Lesen ohne die Anschauung wirkt gelegentlich monoton und ermüdend, was durch die eingefügten Anekdoten allerdings wieder belebter wird. Das von Maierhofer ausgesuchte vielfältige Bildmaterial ist weiterhin eine optische Orientierungshilfe. Ungemein nützlich sind die große Anzahl ausführlicher Fußnoten, welche zum Textverständnis und zur Wissensbereicherung beitragen. Diese detaillierten Zusätze bereichern nicht nur diese Ausgabe, sondern beweisen inwiefern sich Maierhofer um die Zugänglichkeit Schopenhauers Werks für die heutigen Leser bemüht, inwieweit ihr dieser Beitrag zur Geschichte schreibender Frauen am Herzen liegt und wie sehr Gründlichkeit in der Forschung eines ihrer professionellen Merkmale ist. Worcester Polytechnic Institute Ulrike Brisson I NGRID S CHUSTER : Faszination Ostasien. Zur kulturellen Interaktion Europa-Japan- China. Aufsätze aus drei Jahrzehnten. Kanadische Studien zur deutschen Sprache und Literatur 51. Bern: Peter Lang, 2007. 285 pp. $ 65.95. This collection of seventeen essays represents the third book of Schuster’s writings on the interactions between European and East Asian cultures. Four of the essays here are CG_40_2_s105-200End.indd 198 CG_40_2_s105-200End.indd 198 29.04.2009 14: 58: 06 Uhr 29.04.2009 14: 58: 06 Uhr