eJournals Colloquia Germanica 52/1-2

Colloquia Germanica
cg
0010-1338
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/011
2021
521-2

Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen

011
2021
Iwan-Michelangelo D’Aprile
cg521-20027
Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 27 Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen Iwan-Michelangelo D’Aprile Universität Potsdam Abstract: This article examines scenes of Zeitungslektüre (newspaper reading) in some exemplary Fontane novels to reconstruct them as a serial narrative pattern that fills specific narrative functions similar to other narrative patterns such as letter writing or country excursions (Landpartien) which have often been shown to be typical for Fontane’s novels. These newspaper scenes can be read as multifaceted culmination points at the surface of the novel’s story in which aspects of Fontane’s writing practices, formal aspects (characterization of figures, narrative temporalities, narrative structure), autopoietic reflection as well as addresses to the readers are brought into a complex interplay. The newspaper-reading scenes are thus significant textual signals of what has been called Fontane’s specific Zeitungspoetik. The argument is unfolded by examining examples from three different genres: the historical novel Unwiederbringlich, the “Berlin everyday novels” (“Berliner Alltagsgeschichten”) Irrungen, Wirrungen and Mathilde Möhring, and the Zeitroman or political novel Der Stechlin� Keywords: German Literature, 19th Century, Realism, Novel, Media Unter den zahlreichen unveröffentlichten Manuskripten Fontanes findet sich auch eine Ideenskizze für einen Roman, den er über die Nachrichten eines Zeitungs-Jahrgangs schreiben wollte. Unter den alternativen Arbeitstiteln Erreicht! oder 1883. Ein Roman ohne Romantik konzipierte er eine Kaiserreichs-Parodie in Form einer Biografie des zurückliegenden Jahres. In der Randbemerkung zu seinem Entwurf kommentierte Fontane “jedes letzte Jahr ist gleich gut”, weil er zum einen wusste, dass es von der Auftragslage abhing, ob und wann sein Roman geschrieben werden würde und zum anderen, dass es im Medium des Romans anders als im Medium der Zeitung vor allem auf das literarische Ver- 28 Iwan-Michelangelo D’Aprile fahren ankam. Die Handlung sollte entlang der Schlagzeilen von Zeitungsnachrichten aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Hofklatsch und Medien verlaufen. Die Liste der zu behandelnden Themen enthält Nachrufe auf im Laufe des Jahres verstorbene bedeutsame Persönlichkeiten: “Gambettas Tod”, “Skobeleffs Tod”; Nachrichten aus dem Berliner Wissenschafts-, Theater- und Kulturleben: “Ausstellung im Polytechnikum”, “Dubois-Reymond über Darwin und die Freiheit der Forschung”, “Wildenbruchs Karolinger”; sowie Neuerscheinungen auf dem Pressemarkt: “Gründung eines großen Familienblattes etc.” (Fontane, Fragmente I 232—33). Gerade der Entwurfscharakter ermöglicht Einblicke in ein Bauprinzip von Fontanes Romanen (Hehle 146—52). Das zeitgeschichtliche Panorama, das Fontane mit all seinen Romanen immer auch entwarf, wird narrativ zusammengehalten durch das relativ dünne Handlungsgerüst einer Ehe- und Liebesgeschichte. Der Titel des Entwurfs spielt auf den zeitgenössischen Reklameslogan “Es ist erreicht! ” an, mit dem der Berliner Friseursalon von François Haby überaus erfolgreich sein “Schnurrbart Binden-Wasser”, vulgo Schnurrbartwichse für echte “Deutsche Barttracht” anpries (Bartel 8—13). Haby wurde kurz darauf mit seiner Schnurrbart-Wichse zum kaiserlichen Hoffriseur und Erfinder des “Kaiser-Wilhelm-Bartes”, den sich in Heinrich Manns Der Untertan (1914) auch Diederich Heßling von Haby zwirbeln lässt. Durch die Anleihe aus der Werbesprache wird die Romanhandlung an die Realität geknüpft und zugleich leitmotivisch ein ironisches Motto vorgegeben, das die unterschiedlichen Bedeutungsebenen verbindet: auf der politischen Ebene spielt er auf die endlich erreichte Reichseinigung an, die in ungebremste Großmannssucht umschlägt. Mit dem gleichzeitigen Ableben des französischen Premierministers Leon Gambetta, des französischen Generals Alfred Chanzy und des russischen Generals Michail Skobelew, die alle drei als Hauptgegner von Bismarcks Hegemonialpolitik galten, schien der neu gewonnene Status als europäische Führungsmacht wie von selbst gesichert zu sein. Auch bezogen auf die skizzierte Liebesgeschichte gibt der Titel einen ironischen Ton vor: zwar haben sich die Liebenden materiell etabliert und in dieser Hinsicht ihr Ziel erreicht, aber ob das Erreichte auch das Erwünschte ist, bleibt mehr als offen. “Roman ohne Romantik” heißt der Entwurf im Untertitel. Fontanes Randbemerkung (“jedes […] Jahr ist gleich gut”) konterkariert zudem den mit dem Titel Erreicht! suggerierten Ziel- und Endpunkt mit dem periodischen Charakter des Mediums Zeitung, die auch im kommenden Jahr wieder ihre Neuigkeiten und Schlagzeilen liefern wird. Dass schließlich der Protagonist des Entwurfs als “Agent, Betriebs-Direktor und juristischer Beirath für ein großes Familien-Journal” reüssiert, verweist autoreflexiv auf die medialen Publikationskontexte und Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 29 Marktbedingungen, unter denen der Autor Fontane, wie die meisten seiner Zeitgenossen, seine Romane veröffentlichte (Fontane, Fragmente I 232—33). Fontanes Zeitromane sind Zeitungsromane. Sowohl für seine historischen Romane wie für seine Gegenwartsromane waren Zeitungen für Fontane die wichtigste Stoffgrundlage (Rasch 108). Im thematischen Allerlei der Zeitung fand Fontane eine geeignete Quelle, um die für seine Epochenporträts spezifische Mischung von gesellschaftspolitischem Rahmen, mentalitäts- und sozialpsychologischer Studie und je spezifischer Romanhandlung zu vergegenwärtigen. Den dokumentarischen Wert von Zeitungen als “geheime Tagebücher ihrer Zeit” hatte bereits Fontanes Zeitgenosse Robert Prutz in seiner Geschichte des deutschen Journalismus aus dem Jahr 1845 hervorgehoben. In der Zeitung stelle sich, schreibt Prutz hier, “das Selbstgespräch dar […], das eine Zeit über sich selber führt”. Sie sei “die tägliche Selbstkritik, welcher die Zeit ihren eigenen Inhalt unterwirft; das Tagebuch gleichsam, in welches sie ihre laufende Geschichte in unmittelbaren, augenblicklichen Notizen einträgt.” In der Zeitung lägen daher “die geheimsten Nerven, die verborgensten Adern unserer Zeit sichtbar zu Tage” (Prutz, I 7). Als “Archive des Alltags“ bilden Zeitungen die grundlegende materiale Basis für die Autorpraktiken des Romanciers Fontane - tatsächlich hat wohl kein anderer deutschsprachiger Realist so viele nationale und internationale Zeitungen rezipiert wie Fontane (D’Aprile, “Mimesis ans Medium” 17—18). 1 Während auch viele andere Autorinnen und Autoren des Realismus für ihre Romane auf Zeitungsstoffe zurückgriffen, soll hier dafür argumentiert werden, dass das Medium Zeitung darüber hinaus auch die Form und narrative Struktur von Fontanes Romanen entscheidend prägt. Die für die Zeitung charakteristischen Merkmale der Universalität und Publizität (eine Zeitung deckt potentiell alle Themenbereiche von Politik bis Feuilleton ab und zielt auf eine möglichst breite Öffentlichkeit) und ihre implizite temporale Dialektik von Periodizität und Aktualität (eine Zeitung erscheint regelmäßig im selben wiedererkennbaren Format und hat zugleich den Anspruch täglich Neues zu berichten), werden - so meine These - in Fontanes Romanen mimetisch nachgeahmt und in literarische Erzählverfahren transformiert. Fontane-typische Formen realistischen Erzählens - Vielstimmigkeit und Polyperspektivität, narrative Be- und Entschleunigungsverfahren, temporale Makrostrukturen und Handlungsmuster zwischen Repetition und Varianz, Serialität und Abweichung oder auch die tendenzielle Auflösung von Handlung zu Gunsten von Dialogizität - lassen sich so als Momente einer spezifischen Zeitungspoetik ausweisen (D’Aprile, “Mimesis ans Medium” 13—15). 2 An der Oberfläche der Romanhandlung sichtbar gemacht wird dieses Verfahren in der erzählerischen Gestaltung von Zeitungslektüren, die ein durchgehendes Element in beinahe allen Fontane-Romanen sind. In diesen Zeitungslek- 30 Iwan-Michelangelo D’Aprile türe-Szenen verdichten sich gleichsam als Momentaufnahme Autorpraktiken, impliziter Adressatenbezug und die autopoietische Reflexion narrativer Verfahren und medialer Veröffentlichungskontexte. Was in der Ideenskizze Erreicht! als bloßes Gerüst entworfen ist, wird narrativ ausgestaltet und in den jeweiligen Romanzusammenhang eingebunden. Im folgenden soll dies an den Beispielen des historischen Romans Unwiederbringlich (1), der “Berliner Alltagsgeschichten” Irrungen, Wirrungen und Mathilde Möhring (2) und des “politischen Zeitromans” Der Stechlin (3) exemplifiziert werden. Dabei kann und soll es nicht um erschöpfende Interpretationen der genannten Werke gehen. Vielmehr wird die Zeitungslektüre - ähnlich wie das Briefe-Schreiben oder die Landpartie - als ein werkübergreifendes serielles Erzählmuster Fontanes verstanden und in ihrer funktionalen Bedeutung hinsichtlich der jeweiligen Gattungsanforderungen und der damit verbundenen Fragen realistischen Erzählens untersucht. Wie schon für seine beiden historischen Romane Vor dem Sturm und Schach von Wuthenow, für die Fontane intensiv die Zeitungsjahrgänge von 1805/ 06 und 1812 der Spenerschen Zeitung und der Vossischen Zeitung auswertete, dienten Fontane Zeitungen auch für Unwiederbringlich als wichtigste Quelle. Für den 1891 erschienenen Roman, in dem er den Epochenumbruch von 1859 und das Ende der Wiener Ordnung zum Gegenstand macht, hat Fontane die entsprechenden Jahrgänge der Vossischen Zeitung und des dänischen Dagbladet gesammelt und aus diesen, “um ein Bild der Zeitatmosphäre zu geben, manches in Art von Beschreibung übertragen, anderes wörtlich zitiert” (GBA I/ 13: 352). Zu Beginn des Romans lässt Fontane seine Figuren diesen Lektürevorgang wiederholen. Im dritten Kapitel finden sich die Protagonisten im kürzlich erbauten Schloss Holkenäs zu einem tableau vivant zusammen. Die Männer des Hauses (Graf Helmut Holk, Christine Holks Bruder Baron Arne, die Pastoren Petersen und Schleppegrell) sitzen beim Whist-Spiel, seit dem Wiener Kongress Epochensignatur des dargestellten Zeitalters, im Hintergrund spielen die Kinder, auch ein Pudel (“Schnuck”) darf nicht fehlen, während die beiden Damen des Hauses (die Schlossherrin Christine Holk und ihre Kammerfrau und Vertraute Julie von Dobschütz) in der eben mit der Nachmittagspost eingetroffenen Zeitung blättern (GBA I/ 13: 23). Mit den von Dobschütz vorgelesenen Zeitungsnachrichten kündigt sich die neue Zeit und das Ende der im Roman dargestellten Epoche an. Die politischen Nachrichten - italienischer Unabhängigkeitskrieg, die Regierungsunfähigkeit des preußischen Monarchen Friedrich Wilhelm IV. und der sich abzeichnende Regierungs- und Politikwechsel in Berlin, das zerrüttete Verhältnis zwischen Russland und Österreich - verweisen auf das bevorstehende Ende der seit 1815 herrschenden Wiener Ordnung. Aber auch kulturell kündigen sich modernere Zeiten an. In einer Annonce des Hotels Le Beau Rivage am Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 31 Genfer See mit angeschlossenem Mädchenpensionat wird für neue Formen der Frauenbildung geworben. Nach dem Vorbild der von Pestalozzi 1809 in Yverdon gegründeten reformpädagogischen Mädchenschule, die in den 1830er Jahren nach Genf umgezogen war, bietet das Beau Rivage Mädchen “aus allen Teilen der Erde” eine Schulbildung nach den “Grundsätze[n] der Internationalität und konfessioneller Gleichberechtigung” sowie im “Geiste der Duldung”, das heißt nicht zuletzt mit bloß “freiwilliger Teilnahme am Religionsunterricht” (GBA I/ 13: 24). 3 Die Zeitungslektüre-Szene erfüllt mehrere Funktionen im Roman: Erstens wird wie in der Ideenskizze zu Erreicht! ein Panorama der Handlungszeit des Jahres 1859 gegeben. Dieses Panorama umfasst entsprechend der Universalität und dem thematischen Allerlei der Zeitung politische Nachrichten, kulturelle Entwicklungen wie den modernen Tourismus ebenso wie Religions- oder Erziehungsfragen. Die Fiktion wird - gattungskonstitutiv für einen historischen Roman - durch in den Nachrichten erwähnte Ereignisse, Persönlichkeiten und Orte in einen historisch verbürgten Rahmen gestellt (Aust 22—31). Zugleich wird dieser historische Rahmen als ein medial vermittelter präsentiert, der wiederum in den in der dargestellten Zeit aufkommenden Medien (Zeitung) und Formaten (politischer Leitartikel, Reklame) erscheint. Zweitens dienen die eintreffenden Zeitungsnachrichten als Initiation und Vorausdeutung auf den narrativen Fortgang der Handlung. Das mit dem Medium Zeitung verbundene Merkmal der “Aktualität” wird so in ein erzähltechnisch-literarisches Verfahren übersetzt. Aufgrund der vermeldeten aktuellen politischen Entwicklungen wird Christines Ehemann Helmut an den Kopenhagener Hof gerufen, wo er eine Liaison mit Ebba von Rosenberg eingeht, wegen der er sich schließlich von Christine scheiden lässt. Die Reklameanzeige weist voraus auf den Streit der Ehepartner um die richtige Erziehung der Kinder und in welchem Internat sie untergebracht werden sollen, der wesentlich zu ihrer Entfremdung beiträgt. Die im Roman thematisierte Niedergangsgeschichte der “unwiederbringlich” vergangenen Epoche der Wiener Ordnung wird so mit der ebenfalls “unwiederbringlich” zerrütteten Ehe zwischen Christine und Helmut Holk parallelisiert. Drittens dient die Szene der Charakterisierung der Romanfiguren und ihrer Positionierung innerhalb des Epochenwandels. Mindestens genau so viel Aufmerksamkeit wie den dargebotenen Nachrichten wird narrativ Christines Reaktionen darauf gewidmet, durch die sie sich als Vertreterin ihres Standes und der untergehenden alten Welt präsentiert. Im visuellen Erzählverfahren, auch die Gestik Christines einbeziehend, wird dies veranschaulicht. Wie es sich für eine Gräfin gehört, liest Christine nicht selbst, sondern lässt sich von Dobschütz vorlesen. Diese liest zunächst nur die Schlagzeilen (“Kopftitel”) mit fragendem Blick zur Gräfin, welches der Themen sie interessiere: 32 Iwan-Michelangelo D’Aprile “Erzherzog Albrecht und Admiral Tegetthoff …” Die Gräfin schüttelte den Kopf … “Auf dem Marsche nach Magenta” … “Die Kürassierbrigade Bonnemain” … Neues Kopfschütteln … “Man schreibt uns aus Charlottenburg über das Befinden König Friedrich Wilhelms des Vierten …” “Ja”, unterbrach hier die Gräfin, “das lies, liebe Dobschütz. Das aus Charlottenburg. […] Dieser unglückliche König in seinem Charlottenburger Schloß; … ein so heller Kopf, und nun umnachtet in seinem Geiste. Ja, das interessiert mich. Ist es lang? ” (GBA I/ 13: 23—24) Mehrfach bekundet Christine ihre Ablehnung und Ignoranz gegenüber den modernen politischen Entwicklungen. Nicht nationale Unabhängigkeitskämpfe interessieren sie, sondern Hofklatsch, vermeintlich zeitlos Menschliches und Religiöses: Ich habe kein Interesse für Kriegsgeschichten, es sieht sich alles so ähnlich, und immer bricht wer auf den Tod verwundet zusammen und läßt sterbend irgendein Etwas leben, das abwechselnd Polen oder Frankreich oder meinetwegen auch Schleswig-Holstein heißt. Aber es ist immer dasselbe. Dieser moderne Götze der Nationalität ist nun mal nicht das Idol, vor dem ich bete. Die rein menschlichen Dinge, zu denen, für mich wenigstens, auch das Religiöse gehört, interessieren mich nun mal mehr. (GBA I/ 13: 24) Christines Kommentare beziehen sich dabei nicht nur auf den Nachrichteninhalt, sondern auch auf das mediale Format. Entsprechend eines ständisch-höfischen Arkanverständnisses des Politischen stellt sie die Berechtigung politisch raisonnierender Artikel generell in Frage: “Ich dachte der Artikel würde Mitteilungen vom Hofe bringen, anekdotische Züge, Kleinigkeiten […], und nun bringt er politische Conjecturen. Ich glaube nicht an Vorhersagungen, die meist von Denen gemacht werden, die die geringste Berechtigung dazu haben”. Überhaupt erscheint ihr “eine Spalte” politischer Nachrichten trotz ihres Interesses am preußischen Monarchen als “viel” - wohingegen eine ganzseitige Reklame ihre volle Aufmerksamkeit auf sich zieht: “Lies. Ich interessiere mich für solche Annoncen” (GBA I/ 13: 25). War es zunächst nur ganz standesgemäß das dort abgebildete Schloss, das Christines Blick auf sich zog (“Aber was ist das für ein Bild, das ich da auf der Rückseite der Zeitung sehe, Schloß und Schloßtürme …” GBA I/ 13: 25), erscheint ihre Reaktion auf die Reklame ambivalent. Auf die modernen Erziehungsmethoden des Mädchenpensionats reagiert sie unwillkürlich mit Heiterkeit, wobei der Erzählerkommentar deutlich macht, dass es sich dabei um den herablassenden Spott desjenigen handelt, der sich seines vermeintlich höheren Standpunkts sicher ist - also das Gegenteil von “Humor” im Fontane’schen Verständnis: “Die Gräfin erheiterte sich sichtlich. Sie hatte den Zug der meisten Frommen und Kirchlichen, die Kirchlichkeit anderer nicht bloß anzuzweifeln, sondern meist Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 33 auch von der komischen Seite zu nehmen” (GBA I/ 13: 26). Zugleich spricht die Anzeige aber auch ihr “geschäftliches” Interesse an, da sie selbst gerade auf der Suche nach einer geeigneten Schule für ihre Kinder ist. Während Christine die politischen Nachrichten nicht mit der eigenen Lebenswelt in Verbindung bringt, besteht hier ein unmittelbares persönliches Interesse und in die Abwehrhaltung mischt sich Neugier. Unterstrichen wird dies dadurch, dass Christine nun erstmals die Zeitung selbst in die Hand nimmt um weiterzulesen, bevor der inzwischen servierte Tee die Zeitungslektüre beendet. Genau gespiegelt wird diese expositorische Szene am Schluss des Romans. Im 31. Kapitel, dem viertletzten des Romans, ist es nun Helmut Holk, den wir bei der Zeitungslektüre antreffen. Nach der Schmach der Zurückweisung durch Ebba ist er durch halb Europa geflüchtet und hält sich schließlich in London auf, wo er in seinem Hotel wie an jedem Morgen die Times studiert. Aus der Zeitung erfährt Helmut von der Eheschließung Ebbas mit dem steinalten ehemaligen Britischen Botschafter in Kopenhagen, Lord Randolph. Wie in der Eingangsszene wird auch hier in einer detailliert und visuell gestalteten Szene zugleich über Helmuts Lektüreverhalten informiert - von den Lesegewohnheiten bis zu den Emotionen, die das Gelesene hervorruft. Er begann seine Lektüre wie gewöhnlich in der linken Ecke der großen Anzeigenbeilage, wo, durch schärfste Diamantschrift ausgezeichnet, die Familiennachrichten aus dem Londoner High Life verzeichnet standen: geboren, gestorben, verheirathet. Auch heute lösten sich die drei Rubriken untereinander ab, und als Holk bis zu den Eheschließungen gekommen war, las er: “Miss Ebba Rosenberg, Lady of the Bedchamber to Princess Mary Ellinor of Denmark, married to Lord Randolph Ashingham formerly 2d. Secretary of the British Legation at Copenhague.” “Also doch”, sagte Holk, sich verfärbend, im Uebrigen aber nicht sonderlich bewegt, und legte das Blatt aus der Hand. (GBA I/ 13: 274) Es ist weniger die Aktualität der Nachricht die Holk frappiert. Anders als die Leser des Romans hatte er schon zuvor durch einen Brief von Baron Pentz von der gerüchteweise anstehenden Heirat erfahren. Der nun in einer narrativen Rückblende nachgeschobene Brief hatte ihm noch einmal verdeutlicht, dass er “auf dem Gebiete des Chic und High Life” der internationalen Hof- und Adelswelt als schleswig-holsteinischer Provinzadliger höchstens in der Zuschauer-, oder Zeitungsleserrolle partizipieren kann. Holk hatte erfahren, dass Lord Randolph nicht nur Besitzer ausgedehnter Waldgüter ist, sondern dass ihm auch der Grund und Boden eines ganzen Londoner Stadtteils gehört - wie Pentz hintersinnig hinzugefügt hatte, wahrscheinlich sogar das Viertel, in dem sich Holks Hotel befindet. Auch dass das Verhältnis zwischen Ebba und Randolph unmittelbar bis in die Zeit seiner eigenen Affäre mit Ebba zurückreichte, an 34 Iwan-Michelangelo D’Aprile den “Beginn der Saison von neunundfünfzig auf sechzig”, hatte er Pentz’ Brief entnehmen können (GBA I/ 13: 275). Erleichterung stellt sich bei Holk bei aller Beschämung deshalb ein, weil Ebbas Heirat mit der Zeitungsmeldung nunmehr öffentlich und amtlich ist und er das noch nachwirkende “Gespenst” bannen kann, womit sich ihm sogleich auch die Möglichkeit bietet, seine Gedanken wieder seiner geschiedenen Frau zuzuwenden (GBA I/ 13: 276). Noch über die Wahrscheinlichkeit sinnierend, ob er auch Christine für immer verloren habe, setzt er seine Zeitungslektüre fort und will sich nun den politischen Nachrichten widmen, ohne allerdings die dafür nötige Konzentration aufbringen zu können: “Unter diesem Selbstgespräche nahm er die bei Seite gelegte Zeitung wieder in die Hand und wollte sich ernsthaft in eine Berliner Correspondenz vertiefen, die ziemlich ausführlich, so schien es, von einer Heeresverdoppelung und einer sich dagegen bildenden Oppositionspartei sprach. Aber er hatte heut keinen Sinn dafür und sah bald über das Blatt fort” (GBA I/ 13: 276). Mit dem wie gerufen klopfenden “Postman” trifft denn auch ein Brief von seinem Schwager Arne ein, mit dem nicht nur die Möglichkeit einer Versöhnung mit Christine in Aussicht gestellt wird, sondern auch die Medien der Nachrichtenübermittlung wieder vom Öffentlichen (Zeitung) ins Private (Brief) wechseln. Von hier aus eilt dann die nur noch schlaglichtartig und meist in Form von Briefen erzählte Romanhandlung mit Helmuts Rückkehr und Wiederverheiratung auf ihren Abschluss mit Christines Suizid zu. Aus der Anfangsszene gespiegelt werden die Zeitungssparten (politische Nachrichten und Anzeigenteil) und auch die Lektüremuster. Wie Christine verbindet Helmut lediglich mit dem Anzeigenteil persönliche Interessen, während er unfähig ist, die politischen Nachrichten in ihrer Bedeutung für die eigene Situation einzuschätzen - was auf einen politischen Berater ein allerdings deutlich schlechteres Licht wirft. Christines mediale Aufmerksamkeitsökonomie - eine Spalte Politisches ist zu viel, eine Seite Anzeige nicht - findet ihre Entsprechung bei ihrem Mann: die “zwei Zeilen” der Hochzeitsanzeige nehmen seine ganze Aufmerksamkeit ein, während er den “ziemlich ausführlichen” Bericht über die preußischen Kriegsvorbereitungen nur mit “flüchtigem Blick” wahrnimmt und dann die Zeitung zur Seite legt. Helmuts mit Christine geteilte Ignoranz gegenüber den sich ankündigenden politischen Entwicklungen wird auch hier durch Lektüreverweigerung beziehungsweise -unfähigkeit veranschaulicht. Der von Christine in der Eingangsszene als unglaubwürdig und ungehörig abgetane in der Zeitung vorhergesagte “vollständige Systemwechsel” in der preußischen Politik ist nun mit der “Heeresverdoppelung” in die unmittelbaren Kriegsvorbereitungen übergegangen. Anders als Helmut kennen die LeserInnen des Romans den Fortgang der mit den zwei Worten der Berliner Korrespondenz - Heeresverdoppelung und Oppo- Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 35 sitionspartei - sich abzeichnenden Entwicklung, die über die Handlungszeit des Romans hinausweist und den politischen Untergang der im Roman beschriebenen Welt mit sich brachte: die Aufrüstung unter der Regentschaft Wilhelms I., der preußische Verfassungskonflikt um die zu bewilligenden Heeresmittel und die Verlängerung des Militärdienstes, die Berufung des Kriegskanzlers Bismarck, dessen Auflösung des Parlaments und schließlich der preußisch-österreichische Einmarsch in Schleswig im Jahr 1864. Dass der Erzähler nicht nur die für den Untergang der im Roman dargestellten Epoche entscheidenden militärischen Vorbereitungen auf die preußische Intervention erwähnt, sondern auch die für diesen Abschluss eigentlich unwesentliche Opposition gegen die vorangegangene Aufrüstung, mag sich aus einem historischen Realismusgebot herleiten: es gehört sowohl zur Vollständigkeit der historischen Situation in Preußen wie auch der Berichterstattung der Britischen Presse, in der seinerzeit auch die liberalen und kriegskritischen Stimmen zu Wort kamen. Darüber hinaus aber wird damit das Romangeschehen an die Lesergegenwart geknüpft - verweist doch der Konflikt zwischen Militärrüstungen und parlamentarischer Opposition über den dänischen Krieg hinaus bis in die Lesergegenwart des Romans am Ende des Jahrhunderts. Wie seit Beginn seiner Regierungszeit hat Bismarck auch noch an deren Ende unmittelbar vor dem Erscheinen des Romans 1887 wieder einmal wegen der Notwendigkeit höherer Rüstungsausgaben den Reichstag aufgelöst (Sperber 193—94). Mit dem Zeitungszitat wird so eine für Fontane weitere entscheidende Maßgabe des modernen und realistischen historischen Romans, wie er ihn im Anschluss an Walter Scott konzipierte, eingelöst. Nicht bloß eine unwiederbringlich vergangene Epoche sollte im historischen Roman zur literarischen Darstellung kommen, sondern auch das Fortwirken ihrer Konflikte und Spannungen in der Gegenwart (NA 21.1: 239). Dieser Doppelstruktur entsprechen die narrativ eingesetzten Medien am Schluss des Romans: während die Ehegeschichte von Helmut und Christine Holk im Privatbrief der Vorleserin Julie von Dobschütz zu Ende erzählt wird, zielt das Zeitungszitat auf eine die Öffentlichkeit des Lesepublikums einbeziehende Reflexion des historischen Geschehens. Zeitungslektüre strukturiert auch Fontanes Roman Irrungen, Wirrungen, den er mit der Gattungsbezeichnung “Eine Berliner Alltagsgeschichte” untertitelte (GBA I/ 10: 194). Passend zum Romansujet - eine Mesalliance-Geschichte - stehen hier vor allem Privatannoncen und genauer Hochzeitsanzeigen im Fokus. Im 23. Kapitel sehen wir Botho von Rienäcker bei der Zeitungslektüre zu. Nachdem er die Beziehung mit der Näherin Lene Nimptsch, seiner eigentlichen Liebe, aufgegeben und sich standesgemäß mit seiner Cousine Käthe vermählt hat, blättert Botho - eher lustlos - in der Kreuzzeitung die Seiten mit den Hoch- 36 Iwan-Michelangelo D’Aprile zeits- und Todesanzeigen durch, während Käthe zur Kur nach Schlangenbad gefahren ist. Dabei sinniert er darüber, wie Käthe sich freuen werde, wenn sie nach ihrer Rückkehr die tägliche letzte Seite der Kreuzzeitung “jeden Tag wieder frisch an der Quelle studieren [kann], will sagen zwölf Stunden früher als in Schlangenbad”. Die Käthe unterstellte Freude, wieder auf dem Laufenden und up to date zu sein, wird sogleich im nächsten Satz konterkariert, wenn Botho eben diese letzte Seite mit den immergleichen Privatannoncen liest: Unsere heut vollzogene eheliche Verbindung beehren sich anzuzeigen Adalbert von Lichterloh, Regierungsreferendar und Lieutenant der Reserve, Hildegard von Lichterloh, geb. Holtze. Wundervoll. Und wahrhaftig, so zu sehn, wie sich’s weiter lebt und liebt in der Welt, ist eigentlich das Beste. Hochzeit und Kindtaufen! Und ein paar Todesfälle dazwischen. (GBA I/ 10: 169) Die LeserInnen wissen darüber hinaus, dass den immergleichen standesgemäßen Vermählungs-Mitteilungen der Kreuzzeitung Bothos halbherzig abgebrochener Ausbruchsversuch mit Lene Nimptsch aus eben dieser Periodizität entgegensteht und es sich sozusagen um ein Wiedereinlesen in die nur kurz ins Wanken geratenen Standeskonventionen handelt. Indem so die Scheinaktualität der Nachrichten ironisiert wird, stellt die Szene ein Miniaturmodell der Romanstruktur dar. Denn Irrungen, Wirrungen ist ein Roman, der aus zwei Hälften besteht: die erste Hälfte, vierzehn Kapitel, handelt von Bothos und Lene Nimptschs Ausbruchsversuch aus den Konventionen und Standesschranken. Nach dessen Scheitern folgen in der zweiten Hälfte des Romans aber noch einmal beinahe genauso viele, nämlich zwölf Kapitel, in denen der öde und quälende Ehealltag Bothos und Käthes geschildert wird. In einer einzigen Zeitungslektüre-Szene wird so die ganze Dialektik von Periodizität und Aktualität, von Konvention und Ausbruch, von Serialität und Ereignis verdichtet, die das Thema nicht nur dieses Fontane’schen Eheromans ist (D’Aprile, Fontane 364—65). Auch die Standesschranken und deren mögliche Überschreitung werden an Hand von Zeitungslektüren und, medial gesprochen, den Zeitungsmerkmalen der Publizität (als allgemeiner Zugänglichkeit) und Universalität (als thematischer Offenheit) illustriert. Botho sinniert im Anschluss an die Lektüre der Hochzeitsannoncen über die Todesanzeigen, in denen ihn die ständischen “Korpszeichen” und Wappen an die Reklamelogos von Wirtshäusern und Biersorten (“Hofbräu”, “Spatenbräu”) erinnern (GBA I/ 10: 169). Lene ihrerseits hatte nach dem missglückten Ausflug nach Hankels Ablage, zugleich Höhepunkt und Ende ihrer Liebesgeschichte, von Bothos Hochzeit mit Käthe in einer bis in den Wortlaut parallel gestalteten Szene ebenfalls aus der Zeitung erfahren. Auch diese war in der Kreuzzeitung annonciert worden: “Ihre am gestrigen Tage stattgehabte eheliche Verbindung zeigen hierdurch ergebenst an Botho Freiherr von Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 37 Rienäcker, Premierlieutenant im Kaiser-Kürassier-Regiment, Käthe Freifrau von Rienäcker, geb. von Sellenthin”. Die Standesunterschiede zwischen Botho und Lene werden dabei an den rezipierten Zeitungen veranschaulicht. Lene und ihr Umfeld lasen das Hausblatt von Hof und Adel normalerweise nicht (“Die Kreuzzeitung war begreiflicherweise nicht das Blatt, das in die Dörrsche Gärtnerwohnung samt ihren Dependenzien kam“), sondern der Ausschnitt war ihr mutmaßlich von einer neidischen Kollegin als “Extraschabernack” in einem mit schadenfrohem “Hochwohlgeborenen” adressierten Briefumschlag übermittelt worden (GBA I/ 10: 114). Schließlich wird die Lektüre von Hochzeitsanzeigen am Schluss des Romans noch einmal aufgenommen. Hier sehen wir zusammen mit Botho dessen Ehefrau Käthe bei der morgendlichen Lektüre ihrer “Lieblingszeitung” - also der Kreuzzeitung - laut auflachen. Von Botho nach dem Grund gefragt, antwortet sie: “Es ist doch zu komisch, was es für Namen gibt! Und immer gerade bei Heirats- und Verlobungsanzeigen. Höre doch nur … ‚Ihre heute vollzogene eheliche Verbindung zeigen ergebenst an: Gideon Franke, Fabrikmeister, Magdalene Franke, geb. Nimptsch ’ … Nimptsch. Kannst du dir was Komischeres denken? Und dann Gideon! ” Nachdem Botho Käthe die Zeitung aus der Hand genommen hatte, um damit seine Verlegenheit zu verbergen, antwortet er ihr mit dem vieldeutigen Verweis: “Was hast du nur gegen Gideon, Käthe? Gideon ist besser als Botho”. (GBA I/ 10: 190) Obwohl die Romanhandlung damit insofern zum Abschluss gebracht wird, dass nunmehr zeitungsamtlich festgestellt ist, dass die Stände auch weiterhin unter sich bleiben - Botho und Käthe, Lene und Gideon - eröffnet der Schlusssatz zugleich weitere Deutungsperspektiven. Die Serialität der Heiratsannoncen und der in ihnen zum Ausdruck kommenden Ehekonventionen wird zugleich gewahrt und hinterfragbar. Dass Gideon und Lene ihre Hochzeit im Adelsblatt Kreuzzeitung anzeigen, kann zugleich als selbstbewusster Akt gelesen werden, der die von dieser Zeitung propagierten Standesschranken nicht mehr akzeptiert. Und während Käthe die Lichterlohs und Rienäckers als Normalität, die Frankes und Nimptschs aber als komische Devianz erscheinen, verweist Botho an Hand der Namen auf die moralische Überlegenheit der Fabrikmeister und Näherinnen. Käthes vermeintlich heitere “Komik” wird so - ganz wie die Komik Christine Holks in Unwiederbringlich - als bitterernster internalisierter Distinktionshabitus entlarvt. Schließlich lässt sich Bothos den Roman abschließender Satz auch als metareflexiver Kommentar zur Berliner Zeitungslandschaft verstehen, mit dem wie in Unwiederbringlich die Romanhandlung in die Erfahrungswirklichkeit der Leserschaft übertragen wird. Für das bürgerliche Publikum der Vossischen Zeitung stellten Gideon und Lene stärkere Identifikationsangebote 38 Iwan-Michelangelo D’Aprile dar als Botho und Käthe und sie können Bothos Schlusssatz fortsetzen: ”… und die Vossische ist besser als die Kreuzzeitung“� Wie in Unwiederbringlich werden über die Zeitungslektüre der Romanfiguren auch in Irrungen, Wirrungen poetologische Fragen der Gattung und des realistischen Erzählens reflektiert. Wurde in dem historischen Roman Unwiederbringlich über die Zeitung ein Zeitpanorama entworfen und mit der Lesergegenwart verbunden, ist es in Irrungen, Wirrungen die Darstellung von Alltäglichkeit, auf deren grundlegende Bedeutung für den europäischen Realismus bereits Erich Auerbach aufmerksam gemacht hat (Auerbach). Nicht “unerhörte Begebenheiten” wie in der Kunstnovelle oder gar im Sensationsroman und nicht kitschige und unwahrscheinliche Liebesgeschichten nach Art des seriellen Familienzeitschriften-Romans, dessen Happy End immer genau da eintritt, wo der eigentliche Beziehungsalltag erst beginnt, erschienen bürgerlichen Realisten als wirklichkeitsgetreue Darstellungsweisen. Vielmehr ging es ihnen um das sorgfältige narrative Austarieren der feinen Widersprüche, Konflikte und Varianzen innerhalb von Wiederholungen, Routinen, Redundanzen und nicht zuletzt der Langeweile, durch welche die Zeitstruktur des Alltäglichen gekennzeichnet ist. Als “handlungs- und schlusslose Romanmanier” in der Nachfolge Flauberts wurde die Erzählstruktur von Irrungen, Wirrungen in einer zeitgenössischen Kritik bezeichnet (Die Gegenwart vom 1. Dezember 1888, zit. n. GBA I/ 10: 228). Und wie für seine historischen Romane hat Fontane auch die Muster für seine Berliner Liebesgeschichte in Irrungen, Wirrungen aus der Zeitung als “Archiv des Alltags” (Pethes 129-30) entnommen, wie er dem Chefredakteur der Vossischen Zeitung Friedrich Stephany versicherte: “Der ‚Bericht’ ist beinahe alles, alles ist Akten- oder Buch- oder Zeitungswissen, auch in den intimsten Fragen” (HA IV/ 3: 553). Irrungen, Wirrungen ist darüber hinaus neben Schach von Wuthenow der einzige Fontane-Roman, der in einer Tageszeitung erschienen ist. Die dadurch ermöglichte Engführung von Roman und Rezeptionsform, von literarischer Gattung (“Berliner Alltagsgeschichte”) und Publikationsmedium (Berliner Tageszeitung), steigerte die Realitätsillusion der Fiktion und ermöglichte das beinahe simultane Miterleben der Handlung. Tatsächlich sind die Kapitellängen des Romans mit sechs bis acht Seiten genau auf die jeweiligen Tagesfolgen abgestimmt. So konnten die Leserinnen und Leser der Vossischen am Samstag, den 6. August 1887, Kapitel 12 von Irrungen, Wirrungen lesen, das mit der Liebesnacht Bothos und Lenes in Hankels Ablage schließt (“Und sie schmiegte sich an ihn und blickte, während sie die Augen schloß, mit einem Ausdruck höchsten Glückes zu ihm auf”, 86), um dann am Morgen des folgenden Sonntags mit den beiden Protagonisten und Kapitel 13 den Tag zu beginnen: “Beide waren früh auf” (GBA I/ 10: 86). Fontane, der als Medienprofi solche Publikationsstrategien immer einkalkulierte, hat die Vorteile des täglichen Erscheinungsformats genau Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 39 deshalb zu schätzen gewusst: “Die Vossische Zeitung ist […], wieviel sich auch sonst gegen Zeitungs-Abdruck sagen läßt, für meine Arbeiten nach Stoff, Anschauung und Behandlung, wie geschaffen”, wusste er. Nicht zuletzt habe “das rasche Aufeinanderfolgen der Kapitel große Vorteile” (HA IV/ 3: 551). Die gelungene Annährung der fiktiven Alltagsgeschichte oder “every day novel” an das Zeitungsformat der “real life story” lässt sich an den zeitgenössischen Leserreaktionen ablesen (Günter 81, Langbauer). Kritiker hoben vor allem auf die gelungene Realitätsfiktion des Romans ab: “Von welch packender Richtigkeit jedes Wort, jedes Gespräch, jede Schilderung! […] Sprache und Auftreten dieser Leute - von welch täuschender Echtheit! Man meint, das alles selbst miterlebt zu haben! ”, beschrieb etwa der Journalist Konrad Alberti in seiner Würdigung des Romans dessen Wirkung (Alberti 1755—56). Eine Leserin identifizierte sich buchstäblich mit Lene und insistierte darauf, dass Fontane ihre Geschichte aufgeschrieben habe (HA IV/ 3: 566). Und die Miteigentümerfamilie der Vossischen fürchtete um den Ruf der Zeitung und bedrängte die Redaktion, den Abdruck einzustellen (“Wird denn die gräßliche Hurengeschichte nicht bald aufhören”, zit. n. GBA I/ 10: 210). Tatsächlich konnte Fontane trotz seiner Vorliebe für dieses Publikationsformat bei der Vossischen Zeitung, immerhin das Blatt, bei dem er auch als Theaterkritiker angestellt war, nach Irrungen, Wirrungen nie wieder einen Roman veröffentlichen. Überliefert sind etwa seine mehrfachen vergeblichen Versuche Stine dort unterzubringen. In einer anderen nur als unfertiges Manuskript überlieferten und erst postum veröffentlichten Berliner Alltagsgeschichte, Mathilde Möhring, hat er die Konventionsüberschreitung, die in Irrungen, Wirrungen nur leise angedeutet bleibt und als bloße Möglichkeit in die Leserfantasie delegiert wird, literarisch ausgestaltet. Auch hier spielt das Medium Zeitung eine entscheidende Rolle. Nicht nur überrascht Mathilde Möhring ihren Untermieter Hugo Großmann durch intensive Kenntnis der internationalen politischen Nachrichtenlage (GBA I/ 20: 75). Auch studiert sie, nachdem sie Großmann erfolgreich zum Jura-Examen gebracht hat, wochenlang in der gerade eröffneten Berliner Lesehalle für Frauen die Stellenanzeigen, bis sie eine geeignete Ausschreibung für einen Bürgermeisterposten in der westpreußischen Provinz gefunden hat (GBA I/ 20: 83). Diese Stelle ermöglicht Hugo wiederum, ihr den von ihr lange vorbereiteten Heiratsantrag zu machen. Schließlich wird sie sogar selbst journalistisch tätig und kompiliert aus den Berliner Zeitungen einen politischen Leitartikel für die in Westpreußen führende Königsberger Hartung’sche Zeitung, der dem unerfahrenen neuen Bürgermeister zur Anerkennung durch die lokalen politischen Interessensgruppen verhilft (GBA I/ 20: 99). In Mathilde Möhring, in der Petra McGillen auch eine Literarisierung von Fontanes eigenen Autorpraktiken erkannt hat, wird so das aktive Durchbrechen der Standesschranken 40 Iwan-Michelangelo D’Aprile durch die Titelheldin nicht zuletzt durch deren kreativen Umgang mit Zeitungen und den Übergang von der Lektüre zur eigenen journalistischen Autorschaft symbolisiert (McGillen 257—76). Allerdings brachte wahrscheinlich genau diese Grenzüberschreitung den Roman Mathilde Möhring zu Fontanes Lebzeiten um die Möglichkeit, auf dem Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. Das weit fortgeschrittene Stadium des Manuskripts lässt es jedenfalls als naheliegend erscheinen, dass Fontane, der seine Romane immer erst in Absprache mit einem Zeitungs- oder Zeitschriftenherausgeber vom “Brouillon” zum fertigen Manuskript ausarbeitete, bereits mit einem potentiellen Abnehmer einig gewesen war und dieser erst angesichts der anstößigen Handlung wieder abgesprungen ist (D’Aprile, Fontane 342—43). In Fontanes letztem zu Lebzeiten veröffentlichten Roman Der Stechlin finden sich weniger einzelne prägnante Szenen der Zeitungslektüre, stattdessen wird diese zum omnipräsenten Strukturprinzip universalisiert. Wenn der Protagonist Dubslav von Stechlin von sich behauptet, dass er alles immer nur vom “Zeitungsleserstandpunkt” aus betrachte, so lässt sich dies als metapoetische Chiffre auf den ganzen Roman beziehen (GBA I/ 17: 404). Tatsächlich besteht die ganze Romanhandlung im Stechlin praktisch ausschließlich aus zahllosen Dialogen über politische und kulturelle Themen, die Fontane - die Idee seines Entwurfs Erreicht! wieder aufnehmend - dem vorangegangenen Jahrgang der Vossischen Zeitung entnommen hat: von Weltnachrichten über die zunehmenden militärischen Spannungen zwischen den europäischen Großmächten über innenpolitische Debatten um die erstarkende Sozialdemokratie bis zu vermischten Lokalnachrichten über Wahlergebnisse im Landkreis Rheinsberg-Wutz, in Berlin neu eröffnete Wirtshäuser und Vergnügungspaläste oder auch den Wetterbericht (Zuberbühler 13—14). Auch der in Erreicht! skizzierte Plan das Jahrespanorama durch Nachrufe kürzlich verstorbener Zeitgenossen zu literarisieren, findet sich im Stechlin wieder. Im Roman aufgerufen werden unter anderem der portugiesische Lyriker und Sozialreformer Jo-o de Deus (11. Januar 1896), der Fontane aus den Rütli- und Ellora-Vereinen bekannte Schriftsteller und Literaturhistoriker Otto Roquette (18. März 1896), der englische Präraffaelit John Everett Millais (13. August 1896), dessen Gemälde wie Ophelia Fontane seit seinen Berichten über die Manchester-Kunstausstellung schätzte, der Wasserkur-Erfinder Sebastian Kneipp (17. Juni 1897) oder der preußische Generalpostdirektor und Gründer des Weltpostvereins Heinrich von Stephan (8. April 1897) (Zuberbühler 21—22). Der Roman ließ sich so als zeitgeschichtlicher Kommentar von geradezu “journalistischer Aktualität” lesen (Zuberbühler 7). Dies wird auch daran deutlich, dass Fontane, nachdem das Manuskript eigentlich abgeschlossen war, im Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 41 Sommer 1896 die drei Wahlkapitel zur Reichstags-Nachwahl im Kreis Kloster- Wutz noch einmal vollkommen umschrieb, um mögliche Parallelen mit der ihm gerade bekannt gewordenen Kandidatur des Sohnes des Herausgebers der Vossischen Zeitung in der Region zu vermeiden (GBA I/ 17: 491—92). Auch im Sinne dieser zeitgeschichtlich-journalistischen Aktualität des Romans hat Fontane selbst mehrfach darauf insistiert, dass es sich beim Stechlin um einen “politischen Roman” handele, um ein Epochenporträt der eigenen Gegenwart mit ihren unterschiedlichen Strömungen und Zeittendenzen (D’Aprile, Fontane 424—25). Wie in einer Talkshow werden die rund 100 Romanfiguren in wechselnden Zweierbis Fünfer-Konstellationen zusammengeführt, in denen sie die aktuellen Entwicklungen und Alltagsfragen diskutieren, die das thematische Allerlei einer Zeitung täglich neu darbietet. Der Stechlin erscheint so geradezu als literarische “Verdoppelung” und Reflexion des zeitgenössischen Mediendiskurses. Während die Handlungslosigkeit radikal auf die Spitze getrieben wird, ersetzt das Dauergeplauder über die aktuelle Nachrichtenlage die Story. “Zum Schluß stirbt ein Alter, und zwei Junge heiraten sich; -- das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht. Von Verwicklungen und Lösungen, von Herzenskonflikten und Konflikten überhaupt, von Spannungen und Überraschungen findet sich nichts. […] Alles Plauderei, Dialog, in dem sich die Charaktere geben, und mit ihnen die Geschichte”, fasste Fontane den Romaninhalt gegenüber dem Herausgeber der Zeitschrift Über Land und Meer, in der das Werk erschienen ist, zusammen, um hinzuzufügen: “Natürlich halte ich dies nicht nur für die richtige, sondern sogar für die gebotene Art, einen Zeitroman zu schreiben” (HA IV/ 4: 650). Zum eigentlichen Gegenstand des so verstandenen Zeitromans wird so der im Titelmotiv des Sees mit seinen unterirdischen Weltverbindungen symbolisierte, durch Massenmedien und Nachrichtentechniken zunehmend global vernetzte Kommunikationszusammenhang selbst (Vogl). Wie in Unwiederbringlich, Irrungen, Wirrungen oder Mathilde Möhring positionieren sich dabei auch im Stechlin die Figuren nicht zuletzt durch ihr Medien- und Lektüreverhalten sowie ihre Haltung zu den neuen massenmedial vermittelten Publizitätsformen. An einem Ende stehen welterfahrene Nachrichtenprofis wie der ehemalige Londoner Botschafter Graf Barby oder der Auslandskorrespondent Doktor Pusch, der “für eine große rheinische Zeitung” zunächst in England, später in New York und Chicago gearbeitet hat und nun “aus aller Welt Enden” etwas mitzuteilen hat (GBA I/ 17: 352—53). Das andere Extrem verkörpern Dubslavs Schwester Adelheid und ihre Stiftsdamen im Kloster Wutz. In völliger Isolation und Abschottung verharrend, lesen sie überhaupt keine Zeitungen, sondern sind lediglich durch die gespensterhafte Figur des Rentmeister Fix mit der Außenwelt verbunden. Während die Klosterdamen in ihrer “mär- 42 Iwan-Michelangelo D’Aprile kisch[en] Enge” (GBA I/ 17: 123) über die ewigen Regeln der lutherischen Orthodoxie wachen, erklärt Barby die konfessionellen Streitigkeiten für überholt und verweist stattdessen auf die aktuellen weltpolitischen Herausforderungen: Das moderne Leben räumt erbarmungslos mit all dem Überkommenen auf. Ob es glückt, ein Nilreich aufzurichten, ob Japan ein England im Stillen Ozean wird, ob China mit seinen vierhundert Millionen aus dem Schlaf aufwacht und, seine Hand erhebend, uns und der Welt zuruft: “Hier bin ich”, allem vorauf aber, ob sich der vierte Stand etabliert und stabiliert (denn darauf läuft doch in ihrem vernünftigen Kern die ganze Sache hinaus) - das alles fällt ganz anders ins Gewicht. (GBA I/ 17: 167) Am deutlichsten kontrastiv gezeichnet ist so der unterschiedliche Medienumgang im Geschwisterpaar Adelheid und Dubslav von Stechlin. Während beide demselben Stand des alten Landadels angehören und auch familiär verbunden sind, unterscheiden sie sich kategorial in ihrer Haltung zu den neuen medialen Entwicklungen. Adelheids Diskursverweigerung und Tabuisierung vor allem politischer Themenfelder, sinnbildlich veranschaulicht in ihrer Ignoranz gegenüber Zeitungen, wird Dubslavs “Zeitungsleserstandpunkt” gegenübergestellt. Dubslav zeichnet sich bei aller Skepsis durch Offenheit für Veränderungen und Neuigkeiten aus. Er setzt “hinter alles ein Fragezeichen”, hegt eine “Passion” für “Paradoxe” und kennt undogmatisch keine absolute Wahrheit (“Unanfechtbare Wahrheiten giebt es überhaupt nicht, und wenn es welche giebt, so sind sie langweilig”, GBA I/ 17: 8). Obwohl in Selbstverständnis und Habitus ein Mann von Gestern, freut er sich an modernen Sprachwendungen und Anglizismen und kann selbst in der verkürzten Nachrichtensprache von Telegrammen noch Poetisches entdecken (GBA I/ 17: 28). Auch wenn die neue Welt nicht mehr die seine ist, ermöglicht ihm diese Offenheit im Unterschied zu seiner Schwester, neue Konstellationen jenseits der überkommenen ständischen und familiären Bindungen einzugehen. Der älteste Protagonist des Romans vertreibt im Romanverlauf seine Schwester aus dem Haus, indem er dessen jüngste Protagonistin, die elfjährige Agnes, adoptiert (Malakaj 237—38). Wie im Epochenporträt von Unwiederbringlich erhält auch im Stechlin am Ende die historische Wirklichkeit Einzug in das fiktive Romangeschehen. In Dubslavs Vision auf dem Sterbebett imaginiert er einen Festball, der nach seinem Tod auf dem Landsitz der Stechlins stattfinden wird. Einige Gäste ziehen sich in ein Nebenzimmer zurück und blättern neugierig in einem Album mit “lauter Berühmtheiten” des 19. Jahrhunderts: “der alte Wilhelm und Kaiser Friedrich und Bismarck und Moltke, und ganz gemütlich dazwischen Mazzini und Garibaldi, und Marx und Lassalle, die aber wenigstens tot sind, und daneben Bebel und Liebknecht” (GBA I/ 17: 437—38). Das mit Dubslav zu Ende gehende Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 43 Jahrhundert wird hier noch einmal in seinen großen politischen Repräsentanten und Konfliktlinien schlagwortartig aufgerufen. Während so die Romanhandlung des Stechlin mit den politischen Epochenentwicklungen parallelisiert und an die Erfahrungswirklichkeit der Leser geknüpft wird, verweist die Form der rückblickenden Zukunftsvision auf den Unterschied zwischen historischem Roman und politischem Zeitroman. Anders als im historischen Roman weiß man im Gegenwartsroman nicht, wie die Geschichte ausging. Dem entspricht der explizit offene Schluss des Romans (Thomas 216). Zwar endet die Romanhandlung mit dem Tod ihres Protagonisten, aber der im Motiv des Sees symbolisierte Kommunikationszusammenhang besteht weiter - oder in den Schlussworten Melusine von Barbys: “es ist nicht nötig, daß die Stechline weiterleben, aber es lebe der Stechlin” (GBA I/ 17: 462). Ein realistischer Zeitroman im Sinne Fontanes, so ließe sich von hier aus schließen, macht die Diskurse seiner Gegenwart zum Gegenstand, indem er sie mimetisch auf der Höhe seiner Zeit aufnimmt und zugleich deren mediale Bedingungsverhältnisse sowie die sich daraus ergebenden zukunftsoffenen Handlungsmöglichkeiten und kommunikative Spielräume reflektiert. Wie Ervin Malakaj gezeigt hat, umfasst dies auch die autopoietische Reflexion des eigenen Status als “Zeitroman” gegenüber der auf dem literarischen Markt vorherrschenden “Normalnovelle” (GBA I/ 17: 356; Malakaj 243—44). Nicht zuletzt macht der Zeitroman so bewusst, dass das vermeintliche Telos der Geschichte auch in der eigenen Gegenwart nicht “Erreicht! ” ist. Wie jeder Zeitungsleser weiß er, dass die Zeitung von heute morgen schon yesterday’s news ist. Table 1: Damenlesehalle in Berlin. Drawing by Ernst Hosang. Das Buch für Alle. Illustrirte Familien-Zeitung. Berlin, 1892. 44 Iwan-Michelangelo D’Aprile Table 2: Reklameanzeige F. Haby (um 1900). Bartel 16. Notes 1 Siehe auch Pethes, “Archive des Alltags“. 2 Siehe auch Klug, “Die Poesie der Zeitung“. 3 Siehe hierzu Leimgruber, In pädagogischer Mission 121—45. Works Cited Alberti, Konrad. “Theodor Fontane. Ein Festblatt zu seinem siebzigsten Geburtstag”. Die Gesellschaft (1890): 1753—60. Auerbach, Erich. “Über die ernste Nachahmung des Alltäglichen” (1937). Erich Auerbach. Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen. Ed. Karlheinz Barck and Martin Treml. Berlin: Kadmos, 2007. 439—65. Aust, Hugo. Der historische Roman. Stuttgart, Weimar: Metzler, 1994. Bartel, Elisabeth. Donnerwetter tadellos! Kaiser, Hoffriseur und Männerbärte. Berlin: Verlag Stadtmuseum, 2013. Zeitungslektüre und Zeitungspoetik in Fontanes Romanen 45 D’Aprile, Iwan-Michelangelo. “Mimesis ans Medium. Zeitungspoetik und journalistischer Realismus bei Theodor Fontane.” Theodor Fontane. Ed. Peer Trilcke. Munich: edition text + kritik, 2019. 7—23. —. Fontane. Ein Jahrhundert in Bewegung. 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