eJournals Colloquia Germanica 52/3-4

Colloquia Germanica
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0010-1338
Francke Verlag Tübingen
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2021
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Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt

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2021
Marius Reisener
Die Rolle von Wilhelm von Humboldts ‘Geschlechter-Aufsätzen’ (1795) für den Geschlechter-Diskurs ist mehrfach nachgewiesen worden; ihre poetologischen Maskulinisierungsstrategien sind bisher wenig beachtet geblieben. Dem Beitrag geht es um die Implikatur von Geschlecht, mit der die Beschreibung poetischer und biologischer Hervorbringung in der anbrechenden Moderne versehen wurde. Alle drei – biologische und poetische Hervorbringung sowie ihre Beschreibungsweise – sind seither aneinander gekettet. Humboldt, bedeutet das, erklärt die Beschreibung von Hervorbringung zur männlich-autogamen Praxis: Poiesis wird Männersache.
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Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt Marius Reisener Universität Zürich Abstract: Die Rolle von Wilhelm von Humboldts ‘Geschlechter-Aufsätzen’ (1795) für den Geschlechter-Diskurs ist mehrfach nachgewiesen worden; ihre poetologischen Maskulinisierungsstrategien sind bisher wenig beachtet geblieben� Dem Beitrag geht es um die Implikatur von Geschlecht, mit der die Beschreibung poetischer und biologischer Hervorbringung in der anbrechenden Moderne versehen wurde� Alle drei - biologische und poetische Hervorbringung sowie ihre Beschreibungsweise - sind seither aneinander gekettet� Humboldt, bedeutet das, erklärt die Beschreibung von Hervorbringung zur männlich-autogamen Praxis: Poiesis wird Männersache� Keywords: poiesis, masculinity, Humboldt, genius, creation Zeugungstheorien und Poetologien haben gemeinsam, dass sie Lehren von Hervorbringung sind� Dass sich die Bereiche von Kunst und Leben, Herstellung und Fortpflanzung in einer spezifischen Bildsprache des Generierens überschneiden und dies eine lange Tradition hat, wird bei der Betrachtung des Ausgangspunktes solcher Denkbewegungen in der griechischen Antike deutlich - dieses Erklärungsmodell besaß schon immer eine kulturbildende Funktion� Mit der “Analogisierbarkeit von Kunst und Leben im Modus der Zeugung”, so Stefan Willer, ist jedoch “noch nicht viel gewonnen”: Der literatur- und kulturwissenschaftlichen Aufgabe einer systematischen wie historischen Differenzierung des Vorgangs davon, wie “immer wieder Eigenarten künstlerischer Hervorbringung das induziert haben, was als natürlich zu gelten hat, und wie sich umgekehrt der Anschluß künstlerischer Konzepte des Hervorbringens an Begriffe von natürlicher Entstehung beschreiben läßt” (Willer 2005, 125), wurde im Bereich der Poetiken bereits nachgekommen� Dort lässt sich beobachten, dass spezifische Qualitäten, die ‘natürlichen’ Hervorbringungsweisen zugeschrieben werden, auch für das rhetorische Arsenal der Selbstbeschreibung von Kunstproduktion 290 Marius Reisener mobilisiert werden� Mit Bezug auf moderne Geschlechtlichkeit, wie sie seit dem 18� Jahrhundert diskursiv produziert wurde, wird ‘weibliche’ Hervorbringung dem Bereich der Natur und männliche dem der Kultur zugerechnet, sodass “Geburt bzw� Selbstgebären und Kunstschöpfung klar an das männliche Genie und an männliche Originalität gebunden wurden� Das Werk der Frau ist das Kind, das des Mannes das Buch bzw� das Kunstwerk […]” (Kanz 2009, 22)� Die Bedeutungskomplexe natürlicher und künstlerischer Hervorbringung stehen in unmittelbarer Abhängigkeit zueinander, wobei die Frage der Relation - die Position und Richtung des Bildspendevorgangs ist unklar - für dieses Feld bezeichnend ist� David Wellbery erkennt in diesem unklaren Bildspendeprozess eine eigentümliche Doppelbewegung, die “die zeugungssemantische Bestimmung der Kunstproduktion auszeichnet” (Wellbery 2002, 17)� Diese zeige eindrücklich die gleichzeitige Etablierung wie Suspendierung der Opposition zwischen den Sinnsystemen Kultur und Natur� Angesichts dessen werde ersichtlich, dass “der Komplex Kunst - Zeugung - Geburt als ein Topos zu begreifen [ist], an dem die paradoxe Einheit der semantischen Unterscheidung Natur/ Kultur verhandelt wird” (Wellbery 2002, 13)� Dieser Kollektiv-Topos kann semantisch vielfältig aufgeladen und dienstbar gemacht werden, und insofern die Naturalisierung von Geschlecht im Reden darüber nicht mehr allein tauglich war, um die Geschlechterdichotomie hinreichend zu stabilisieren (Stephan 2003, 13 f�), wurde auch dieser Topos zum Austragungsort eines Rückzugskampfes des Patriarchats� Ein solches Vorgehen ist Teil der Kompensationsleistung, die der moderne Mensch (und damit Mann) im Zustand des “Mängelwesens” - Herder wird 1772 zum Stichwortgeber - erbringen muss� Auch am nunmehr vergeschlechtlichten Kampfplatz moderner Poetiken soll dieser Malus abgefedert werden, die (literarisches) Kunstschaffen als Surrogat für biologische Gebärfähigkeit auszugeben bemüht sind (Kanz 2009, 35; Wellbery 2002, 22)� Motivisch wandern Konzepte der Selbst-Komplettierung oder der Autarkie männlicher Poeten und ihrer Produktionsweisen (Lindhoff 2002; Helduser-2005, 208 f�) in Form von Bildern wie etwa dem der Kopfgeburt in moderne Poetiken ein, mit dem Effekt, dass “die mütterlichen Qualitäten eines Gebärenden und eines Aufziehenden […] in der Vorstellung der paternalen Kopfgeburt männlich umkodiert” und naturalisiert werden (Begemann 1990, 237)� Im Handumdrehen beseitigt der Mann den Mangel, den er sich durch die Abspaltung spezifischer Eigenschaften an das nunmehr in struktureller Opposition gedachte Weibliche eingehandelt hat� Nur durch die Aneignung der für die Plausibilisierung von Zeugungspraktiken unerlässlichen Eigenschaften, die er zuvor ins Weibliche ausgelagert hat, komplettiert der Mann sich selbst im Sinne eines (Selbst-)Schöpfungsaktes; die Aufwertung des Mängelwesens ‘Mensch’ meint die des Mängelwesens ‘Mann’ durch die Appropriation all derjenigen ‘weiblichen’ Eigenschaften, die ihm zur Auto-Genese Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 291 eines quasi-hybriden Selbst dienen sollen� Im Bereich der modernen Poetik wird die Frau zum Rest männlicher Selbstvervollkommnungsarbeit� Wie nun aber, und diese Frage drängt sich angesichts der Analogisierbarkeit von Kunst- und Naturschöpfung auf, verfahren ihrerseits Zeugungstheorien? Wie stellen sie ihre Gegenstände her, welche Nebenprodukte tauchen dabei auf? Insofern es sich nicht wie im Kunstbereich um Ästhetiken handelt, die ihren Gegenstand im Modus der Theorie verdoppeln und auf diese Art legitimieren können (Wellbery 1994, 200), bedarf es anderer Verfahrensweisen, um den Gegenstand anschaulich zu machen und ihm zu theoretischen-habituellen ‘Würden’ zu verhelfen� Wo auf der einen Seite die neue philosophische Disziplin der Ästhetik es darauf abgesehen hatte, “Poesie und Rhetorik mit einer zweiten Schicht von Explikation zu verdoppeln, mit Erklärungen aus dem Reservoir der in Leibniz’ und Wolffs Nachfolge so genannten sinnlichen Wahrnehmung” (Campe 2009, 199), mussten Theorien der Zeugung auf der anderen Seite dem Vorgang der Virtualisierung nachkommen� Anders formuliert: Dort, wo die Ästhetik Phänomene sinnlicher Wahrnehmung in einem ihrem Gegenstand entsprechenden Modus dupliziert und zugleich legitimiert, muss moderne Zeugungstheorie - als Rückseite der Hervorbringungslehre - analog verfahren� Wo Poetiken in ihrem Verfahren weitaus mehr beschrieben haben als lediglich Kunstproduktion - nämlich, noch einmal, ‘natürliche’ Hervorbringung -, da betreiben Zeugungs- und Geschlechtertheorien um 1800, so die These, dasselbe, was moderne Ästhetiken nun für den Bereich der sinnlichen Wahrnehmung leisten, nur in vexierter Form: An dem Akt ihrer Hervorbringung, ihrer poiesis, werden dann auch ästhetische Produktionsweisen verhandelt, und zwar im Modus der Geschlechtlichkeit� Um die Differenz noch schärfer zu stellen: Im Reden über Kunstzeugung produzieren Ästhetiken zugleich den Gegenstand des Geschlechts durch dessen theoretische Verdopplung und auf der Ebene der Metapher (Wellbery 1994); dem Bereich ‘natürlicher’ Zeugung hingegen mangelt es an Techniken der Selbst-Legitimierung� Dort, wo Wahrnehmungstheorie sich selbst und ihren Gegenstand plausibilisiert, muss Zeugungstheorie als Teil sich konstituierender Naturwissenschaften zuerst ihr eigenes Vorgehen legitimieren, und zwar an sich selbst: Die poiesis von Zeugungstheorie wird zur Zeugungs- Theorie von poiesis� Es gilt also zu zeigen, wie Texte dieser Art über ihre Verfahrensweisen beide Gegenstände - Zeugung und Vorgehen - erzeugen und damit eine Praktik bereitstellen, wie über Natur und ihre Zeugung zu sprechen sei� Mit Wilhelm von Humboldts Über den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur und Ueber männliche und weibliche Formen (beide 1795) stehen zwei für Sprachphilosophie, Geschlechterunterschied, Natur- und Geschichtsverständnis - Humboldt wollte die Horen-Essays selbst als ‘naturhistorisch’ begriffen wissen (vgl� Müller-Sievers 1993, 28) - wie auch für die 292 Marius Reisener Ästhetik zentrale Texte im Vordergrund� Das sind sie deshalb, weil sie einerseits die aus der Biologie emanierende epigenetische Zeugungstheorie in den Bereich der Anthropologie importieren und sie diskursiv anschlussfähig machen: Wilhelms Bruder Alexander, aber auch Schiller, Goethe und Kant reagierten auf die Horen-Essays� Andererseits geben sich die Texte damit als Teil von etwas zu erkennen, was als Vereinheitlichungs-Dispositiv beschreibbar wäre: Sofern sich ab der Umschlagstelle 1800 ein Wandel der Verbindlichkeiten durch alle Seinsgebiete hindurch bemerkbar macht (Matala 1999, 176), ist die Konjunktur solcher Begriffe wie Lebenskraft, Bildungstrieb etc� damit zu erklären, dass ihnen das Vermögen zur diskursiven Einheitsstiftung beigemessen wurde� Humboldts Texte, das macht ihre Rezeptionsgeschichte deutlich, trafen den Nerv der Zeit� Der vermeintlich zufällig auftretenden Umstand, dass in den Zeugungstheorien im Modus der Zeugung gesprochen wird, muss folglich als analytischer Brennpunkt der Untersuchung ausgegeben werden� Als poeteologisches Programm gelesen ließe sich diese erste Beobachtung als Arbeitshypothese so formulieren, dass es sich um ein Dokument der selbstbezeugten Selbstzeugung handelt, und zwar von Männlichkeit� Seit den von der australischen Soziologin Raewyn W� Connell formulierten Beobachtungen zur hegemonialen Männlichkeit (2000) tendierten die Aufarbeitungsbemühungen ihrer Theorie in zwei Richtungen: So wurde hegemoniale Männlichkeit einerseits als generative Praxis zur Hervorbringung von Frauen und anderen Männlichkeiten betrachtet, das über ein doing masculinity verfährt (Meuser 2006; Scholz 2004); andererseits wurde das Modell als Aneignungspraktik konzipiert, das fluide Männlichkeiten (Bridges/ Pascoe 2018) produziert, die in der Lage sind, sich diejenigen Positionen innerhalb der Geschlechtermatrix anzueignen, die pragmatisch nützlich und dem Projekt der Unterdrückung der Frau dienlich sein könnten (Demetriou 2001)� Ich schlage vor, beide Ansätze zusammenzudenken� Hegemoniale Männlichkeit ist dann in der Zusammenschau nicht als Beschreibungskategorie eines Typs oder einer Art von Mann gemeint, sondern als generatives Prinzip von Strategien zur Dominanz über Frauen und von anderen Männern, die Ungleichheit legitimiert, durch Appropriationspraxen anpassungsfähig bleibt und Positionalitäten (re)produziert, von denen aus die Performanz von Geschlecht reguliert wird� Auf diese Weise möchte ich die poiesis von Zeugungstheorien als Praxis hegemonialer Männlichkeit beschreiben, da Praktiken des Hervorbringens sui generis einerseits darin bestehen, Subjekt, Objekt und damit deren Verhältnis zu generieren� Andererseits zeigt sich, dass die Verfahrensweise der zugrundeliegenden Texte analog zum kulturpoetischen Projekt männlicher Hegemonie das betreiben, wodurch sich Männlichkeit seit der diskursiven Konstruktion Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 293 von ‘Geschlecht’ auszeichnet: Es geht um die Aneignung der Objektposition vonseiten des Subjekts über den Vorgang des dialektischen Pragmatismus, einer Technik, durch die Männlichkeit sich dasjenige aneignet, “what appears to be pragmatically useful and constructive for the project of domination at a particular historic moment” (Demetriou 2001, 348)� Dieses Projekt wird mit Legitimationskraft versehen insofern es in seiner textuellen Verfertigung auf Geschlechterrelationen zur Erklärung und Stabilisierung des Zeugungsvorgangs zurückgreift� Zugleich wird damit verdeutlicht, dass Männlichkeit weder ein rein soziales, narratives oder symbolisches Konstrukt ist, noch ein Phantasma, das sich an Diskursrändern formiert, sondern als Zeugungs-Modus dazu in der Lage ist, die Positionalität des an der Hervorbringung beteiligten Subjekts und die des Objekts zu generieren (Meuser 2006; Scholz 2004) und sich durch die Anpassung (Bridges/ Pascoe 2018) zu reproduzieren und stabilisieren� Eine Wissenspoetologie des Untersuchungsgegenstandes kann dann eine der konstitutiven Strategien des Patriarchats offenlegen, durch die Vorstellungen neuzeitlicher Zeugung mit männlicher poiesis korreliert werden sollen� Mit Humboldts ‘Geschlechter-Texten’, hieße das dann zusammengefasst, sollte poiesis als männliche Autogamie modelliert werden� Zeugungstheorien erhalten ihre Legitimation durch Selbstbezeugung männlicher Potenz als poiesis� In seinen einschlägigen und für die deutsche Klassik richtungsweisenden ‘Geschlechter-Texten’ (Honegger-1991, 182) hat Wilhelm von Humboldt den Versuch unternommen, das Projekt kultureller Wechselseitigkeit der Geschlechter naturphilosophisch zu begründen� Diese Aufsätze können gleichsam als Basistexte für das postulierte Zusammenspiel des weiblichen und männlichen Prinzips gesehen werden, das in der organisch strukturierten Natur begründet liegt bzw� dieses stiftet (Helduser-2005, 208) und somit den Beginn einer genderisierten Schöpfungsästhetik markiert (Bennent 1985; Dahlke 2010, Frevert-1995, 29; Honegger-1991, 182 ff�; Hausen-1976, 374; Schabert/ Schaff 1994)� Die Arbeiten am ersten Aufsatz Über den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur wurden 1795 abgeschlossen, und in demselben Jahr konnte der Text in Schillers Horen abgedruckt werden, genau wie die als Fortsetzung konzipierte Abhandlung Über männliche und weibliche Formen� Beide anonym publizierten Texte stießen auf unterschiedliche Resonanz: Schiller, Körner und Jacobi begrüßten die Abhandlungen, wohingegen Kant, Friedrich Schlegel und die Rezensenten der Horen eine eher kritische Meinung vertraten (Flitner/ Giel 2010, 331-34)� Als Grundlage seiner Betrachtung setzt Humboldt ein Naturbild der Gespaltenheit und gegenseitiger Bedingtheiten voraus� Einerseits zeichne sich die Natur selbst durch das Vor- und Zurückwirken antagonistischer Kräfte aus; 294 Marius Reisener Humboldt konzipiert dieses System als selbsterhaltend und selbstreferenziell: Den “verborgenen Charakter der Natur zu erspähen”, der “in seiner ganzen Einheit aufgefasst werden muss” und der “das letzte Resultat aller vereinigten Kräfte ist, kann wieder nur mit vereinigten Kräften verstanden werden” (ÜdG 270)� 1 Andererseits erfordere die lebendige Kraft, die jedes organische Wesen beseelt, einen Körper; dieser Körper nun und die Natur-Kräfte wirken wiederum wechselseitig aufeinander ein: Denn, geht man auch, um denselben [den Geschlechtsbegriff, M�R�] so aufzufinden, wie er sich wirklich in der Natur zeigt, am besten von dem Begriff der Zeugung aus, so kann man ihn doch auch, ohne alle Rücksicht auf diese, in seiner völligen Allgemeinheit fassen; und alsdann bezeichnet er nichts anders, als eine so eigenthümliche Ungleichartigkeit verschiedener Kräfte, daß sie nur verbunden ein Ganzes ausmachen, und ein gegenseitiges Bedürfniß, dieß Ganze durch Wechselwirkung in der That herzustellen� (ÜdG-269) Wenig später konkretisiert Humboldt das Wesen der voneinander verschiedenen Kräfte in ihrer “Ungleichheit”, die konstitutiv für sie sei: Hier nun beginnt der Unterschied der Geschlechter� Die zeugende Kraft ist mehr zur Einwirkung, die empfangende mehr zur Rückgewinnung gestimmt� Was von der erstern belebt wird, nennen wir männlich, was die letztere belebt, weiblich� Alles Männliche zeigt mehr Selbstthätigkeit, alles Weibliche mehr leidende Empfänglichkeit� (ÜdG-277f�) Die Passivkonstruktion (“belebt wird”) kennzeichnet das Männliche als Element einer sinnhaften Effektfolge, die vom Prinzip der Einwirkung geleitet wird; das Weibliche - der semantische Bezug ist tendenziell unklar (“was die letztere belebt”), strukturell-syntagmatisch kommt dem Weiblichen aber die Position des genitivus objectivus zu - verkommt zum lediglich rezipierten und rezipierenden Objekt� Diese Rezeptivität ist dann auch Grundlage für die Annahme, dass Frauen leidender, beharrlicher, empfindsamer etc� seien� Humboldt wird nicht müde, den Unterschied der Geschlechter mehrfach auszumalen; dasselbe trifft im Übrigen auch auf die zugrundeliegende und zugleich daraus resultierende Wechselwirkung der gegensätzlichen Naturkräfte zu, wodurch Humboldt in dieser Zirkulärstruktur aus Deduktion und Induktion die Selbsterhaltung seiner Theorie gewährleisten kann� Überhaupt zeichnet die Texte eine verworrene Stilistik aus, die selbst von den Romantikern als unverständlich abgetan wurde und bei deren Entzifferung Kant erhebliche Probleme zu haben schien, “da er selbst den Geschlechtsunterschied immer als etwas Unerklärbares angesehen habe” (Honegger-1991, 185)� Stefan Willer vermutet dahinter eine “Rhetorik des Wissens”, sodass sich der Gegenstand kaum mehr “von dem rhapsodischen Stil Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 295 voller Parenthesen, Ellipsen und Anakoluthe” trennen lässt (Willer-2005, 131), sich all die Wendungen und Windungen um den Gegenstand wickeln, ihn semantisch verschleiern und das eigentliche Unwissen über ihn in ihm verbergen� Doch nicht nur sind Gegenstand und Stil untrennbar miteinander verzahnt, das wechselseitige Verhältnis von Wissensobjekt und Stil konstituiert diesen Gegenstand allererst� Das ist schließlich auch am zusammenfassenden Kommentar Humboldts zu seiner natur-anthropologischen Figur ablesbar� Darum beseelte die Natur ihre Söhne mit Kraft, Feuer und Lebhaftigkeit, und hauchte ihren Töchtern Haltung, Wärme und Innigkeit ein� Indeß nun die einen ihr Gebiet zu erweitern streben, bereichern es die andern mit sorgsamer Hand innerhalb seiner Gränzen� Denn der ganze Charakter des männlichen Geschlechts ist auf Energie gerichtet; dahin zielt seine Kraft, seine zerstörende Heftigkeit, sein Streben nach Aussenwirkung, seine Rastlosigkeit� Dagegen geht die Stimmung des weiblichen, seine ausdauernde Stärke, seine Neigung zur Verbindung, sein Hang die Einwirkung zu erwiedern und seine holde Stätigkeit, allein auf Erhaltung und Daseyn� Mit gemeinschaftlicher Sorgfalt verrichten sie daher die beiden grossen Operationen der Natur, die, ewig wiederkehrend, doch so oft in veränderter Gestalt erscheine, Erzeugung und Ausbildung des Erzeugten� (ÜdG-294) Progressives, kraftvolles Streben auf der einen Seite, stetiger Hang zur Verbindung auf der anderen: Die komplementären Qualitäten, die von der Natur in die beiden Geschlechter eingelagert worden sind, können (zunächst) nur im Zusammenspiel Fort-Bildung gewährleisten, ein Projekt, das als intrageschlechtlichautopoietisch beschrieben werden kann� Damit ist zugleich auch ein Schritt zur Einteilung der gesellschaftlichen Sphären unternommen, die nun diesen, aus der Natur kommenden und dadurch gleichsam naturalisierten Geschlechtern zugewiesen werden� Doch bleibt etwas dunkel: Was genau sind diese “Kräfte” und “Stärken” beider Geschlechter? Ist diese Verdunkelung nicht nur als Merkmal, sondern als Zentrum von Kunst- und Zeugungstheorien um 1800 zu begreifen? Und inwiefern liegt genau darin das Mittel zur Etablierung hegemonial-männlicher Zeugungspraxen? Vorbereitet durch den Umschwung innerhalb frühneuzeitlicher Erkenntnisweisen, die ‘das Natürliche’ und ‘das Weibliche’ als Objekte der Eroberung, Versklavung und also Aneignung konzipierten (Bordo 1986; Merchant 2008), stellt Humboldts Programm die nächste Entwicklungsstufe dieser Episteme dar, wenn darin poietisch und rhetorisch eine Geschlechtermechanik verankert wird, der die Prinzipien der Opposition, Abgrenzung und Wechselseitigkeit zugrunde liegen� Die notwendige Voraussetzung, um eine ‘naturhafte’ Gegensätzlichkeit, Wechselseitigkeit und Synthetisierung legitimieren zu können, wurde mit 296 Marius Reisener einem Paradigmenwechsel innerhalb der Embryonalwissenschaften geleistet� Dieser forderte dazu auf, über ein anderes Reden über Natur und Geschlecht nachzudenken, sodass dieser Umschwung der Episteme maßgeblich zur Entstehung des Sexualitätsdispositivs (Foucault) beitrug� Die Klärung der Frage nach dem biologischen Ursprung des Menschen, die eine Konjunktur im Rahmen der Anthropologisierung der Wissenschaften im 18� Jahrhunderts erfuhr, 2 drängte sich nicht nur aus einem wissenschaftlichen, sondern auch aus einem philosophischen und politischen Interesse auf� Die “epigenetische Neuformulierung des ‘natürlichen’ Verhältnisses der Geschlechter, aus der sich z� B� eine veränderte Auffassung der Ehe ergibt”, war dann auch eine der weitreichenden Konsequenzen dieser Diskursarbeit� Innerhalb der Philosophiegeschichte konnte dieses dualistische Ursprungsmodell als “regulative Idee in der Naturphilosophie” dienen - die Natur operiert nach dem Prinzip wechselseitiger Kräfteverhältnisse, das in der Synthese Fortschritt verheißt� Die Erweiterung naturphilosophischer Erkenntnisweisen um Begriffe wie “Kraft”, “Organismus”, “Zeugung” oder “geistiges Streben” konnte erst im epigenetischen Denken ihr volles Potenzial entfalten� Doch auch innerhalb der Sprachphilosophie kamen die begrifflichen Veränderungen, die mit der Epigentik in die naturphilosophischen Schriften Eingang hielten, zur Geltung� Der semantische Wandel, der damit eingesetzt hatte, dehnt sich bis in die Erkenntnisse und Verfahren der Sprachphilosophie selbst aus (Müller-Sievers-1993, 11)� 1781 veröffentlicht Johann Friedrich Blumenbach, ein Schüler Albrecht Hallers, die Schrift Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäft� Formuliert wird darin das Konzept der Epigenesis, deren Grundannahme zufolge “das Kind - auf weiter nicht erklärungsfähige, eben verschleierte Weise - aus unorganisiertem beiderseitigem ‘Zeugungsstoff’ unter Leitung einer bildenden Kraft zu seiner individuellen Gestalt geformt” wird (Müller-Sievers 1993, 10)� Der Begriff der ‘Bildung’ wird hier gegen die Annahmen der Präformationisten gestemmt, indem nun jedem Lebewesen der Drang zur Vervollkommnung und organischen Selbstorganisation zugeschrieben wird (Kanz 2009, 39)� Dieses Modell war wirksam auch auf molekularer, anthropologischer und natur-philosophischer Ebene� 3 Gegenüber der Präformationslehre hatte die Epigenesis daher den Vorteil, die Ähnlichkeit des Kindes mit beiden Elternteilen zu erklären, deren “Zeugungsmaterial” (Dippel 2011, 55) gleichwertig involviert ist; allerdings implizierte letztere damit auch die gleichwertige Beteiligung des Mannes und der Frau beim Zeugungsvorgang� 4 Um etwaigen anti-hegemonialen Tendenzen Herr zu werden, wurde diese Form der Gleichwertigkeit diskursiv in den Bereich der Komplementarität übersetzt: Dem Mann wurde das kreativ-bildende, der Frau hingegen das empfangend-hütende Prinzip zugesprochen, was mit einer Aufwertung des Männlichen zum Formprinzip und der Abwertung des Weiblichen Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 297 zur Trägermaterie (Müller-Sievers 1993, 31) gleichbedeutend war� Es handelt sich um eine für die Aufrechterhaltung männlicher Hegemonie typische Bewegung: Der diskursiven Differenzierung zwischen Männlichem und Weiblichem im ersten Schritt folgt eine Aneignung vermeintlich vorteilhafter Elemente des ‘Weiblichen’ im zweiten, wodurch das Projekt der Unterdrückung von Frauen (und anderen Männern) vorangetrieben werden soll� Hegemoniale Männlichkeit ist generativ und hybrid (Bridges/ Pascoe 2018) sowie appropriativ (Demetriou 2001)� In diesen Differenzierungsvorgang eingebettet findet sich schließlich die von Haller übernommene Annahme, dass es sich beim Geschlechtsakt um einen einseitig gelagerten Vorgang handle, im Zuge dessen die Gleichwertigkeit der Frau aus dem Fortpflanzungsprozess herausgeschrieben und damit eine Geschlechterphilosophie initiiert wurde, die die Aufspaltung in männliche Aktivität und weibliche Passivität massiv bedingte� Es handelt sich um einen Bruch mit tradierten Vorstellungskomplexen, der weitreichende Konsequenzen hatte und dessen Persistenz sich in der epigenetischen Physiologie einbrannte� Helmut Müller-Sievers’ Erörterungen gehen auf die Ausführungen des Pietisten und Präformationisten Haller zurück, der im zweiten Teil seiner Vorrede zur Allgemeinen Historie der Natur die Einseitigkeit des Zeugungsaktes betont, indem er den Sekreten der Sexualpartnerin die Potenz und somit der Frau die gleichwertige Beteiligung an der Entstehung neuen Lebens abspricht (Müller-Sievers 1993, 38 f�)� Kennzeichnend für die Prämissen eines epigenetischen Zeugungs- und Bildungstriebs ist zugleich, dass er nicht angeben kann (oder muss! ), wie genau der jeweilige Beitrag der beteiligten Geschlechtspartner aussieht� Allerdings ist diese Lücke nicht etwa als Makel epigenetischer Zeugungstheorie, sondern geradezu als ihr Zentrum anzusehen (Willer 2005, 128 f�)� Die Idee semantischer Unterbestimmtheit, die Interpretationsräume eröffnet, rhetorische Migrationsbewegungen und eine Verzeitlichung der Begriffe begünstigt, ist kommensurabel mit den begriffsgeschichtlichen Überlegungen zur Epochenschwelle um 1800 (Koselleck 2006, 77-85)� Der semantische Wandel fängt im letzten Drittel des 18� Jahrhunderts an sich durchzusetzen, bis er sich um 1800 voll entfaltet, und kann, so David Wellbery, “mit Blick auf die Embryologie als Ablösung der Präformationstheorie durch das Konzept der Epigenesis” gekennzeichnet werden (Wellbery 2002, 20)� In seinen literatur-, philosophie- und wissenschaftshistorischen Dimensionen ist die Ausprägung des semantischen Wandels auf dem gesamten Gebiet der Literatur um 1800 zu spüren (Kanz 2009, 34) und verändert merklich nicht nur die Themenwahl der Autorinnen, sondern auch ihr schriftstellerisches Selbstverständnis, wie an Begriffen der “Autonomie”, “Originalität” oder “Zeugung” ersichtlich wird (Schabert/ Schaff-1994, 11 f�)� Die 298 Marius Reisener Verhandlung solcher “Selbstzeugungsfiguren” - inklusive ihrer Vergeschlechtlichung - innerhalb poetologischer und philosophischer Texte beeinträchtigt maßgeblich Literatur und Wissenschaft� Mit dem Genie widmet sich Humboldt in dem ersten seiner ‘Geschlechter-Aufsätze’ einer der wohl prominentesten Figurationen der Vereinigung sich wiederstrebender und doch wechselseitig beeinflussender Naturkräfte: 5 Die geistige Zeugungskraft ist das Genie� Wo es sich zeigt, sey es in der Phantasie des Künstlers, oder in der Entdeckung des Forschers, oder in der Energie des handlenden [sic] Menschen, erweisst es sich schöpferisch� Was seiner Zeugung das Daseyn dankt, war vorher nicht vorhanden, und ist ebensowenig aus schon Vorhandenem oder schon Bekanntem bloss abgeleitet� […] Was hingegen das ächte Gepräge des Genies an der Stirn trägt, gleicht einem eigenen Wesen für sich mit eignem organischen Leben� […] Denn jedes Werk des Genies ist wiederum begeisternd für das Genie, und pflanzt so sein eigenes Geschlecht fort� (UdG-276f�) 6 Das Genie ist die Figur, an der das Prinzip natürlicher Vereinigung beispielhaft dargestellt wird, seine Genese dient Humboldt als Vorlage für eben jene Zeugungs- und Vereinigungsprozesse von Mann und Frau� Humboldt kehrt hier die Kausalverhältnisse um und positioniert das Genie an die zentrale Stelle neuzeitlicher Pro-Kreativität� Als sinnhafter Ausgang, auf den alle Vereinigungsprozesse abzielen und aus dem alle Zeugungsakte hervorgehen, kann lediglich das mann-menschliche Produkt des Genies gelten� So weit, so bekannt� Der zweite Horen-Aufsatz Über männliche und weibliche Formen ist weitaus aufschlussreicher in Bezug auf die poiesis seiner Zeugungs-Theorie� Hatte Humboldt noch im Geschlechts-unterschied die naturphilosophischen Zusammenhänge vom unendlichen Spiel der Kräfte mit dem Spiel der Geschlechter gleichgesetzt und umgekehrt die geschlechtlichen Dichotomien als Erklärungsstütze für dieses Naturbild bemüht, zielt er in dem nachfolgenden Horen-Aufsatz auf die ästhetischen Dimensionen, also auf die Formen des Geschlechterverhältnisses ab� Maßgeblich dafür ist die Idee menschlicher und ästhetischer Vollkommenheit, die in der Erfahrung nicht gegeben ist� Vollkommenheit wird als Desiderat gedacht, das in der Synthese seiner beiden Bestandteile, Stoff und Form, erreicht werden soll� In der Vereinigung dieser grundlegenden Prinzipien, die auf die polar organisierten Geschlechter verteilt wurden, scheint das angestrebte Ideal erreichbar� Männlichkeit und Weiblichkeit finden ihre Entsprechungen in den ästhetischen Begriffen der “Form” und des “Stoffs”, jenes als Übergewicht rationaler Bestimmtheit in den schärferen Konturen des Mannes erkennbar, dieses als Betonung des Gefühlsbereichs an den weicheren Linien und sanfteren Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 299 Zügen der Frau ablesbar, wie sie unverkennbar aus den Überlegungen zu epigenetischen Zeugungsprozessen nachhallen� Eingangs lautet es bei Humboldt: Unverkennbar wird bei der Schönheit des Mannes mehr der Verstand durch die Oberherrschaft der Form (formositas) und durch die kunstmäßige Bestimmtheit der Züge, bei der Schönheit des Weibes mehr das Gefühl durch die freie Fülle des Stoffes und durch die liebliche Anmuth der Züge (venustas) befriedigt; obgleich keine von beiden auf den Nahmen der Schönheit Anspruch machen könnte, wenn sie nicht beyde Eigenschaften in sich vereinigte� Aber die höchste und vollendete Schönheit erfordert nicht bloß Vereinigung, sondern das genaueste Gleichgewicht der Form und des Stoffes, der Kunstmässigkeit und der Freiheit, der geistigen und sinnlichen Einheit, und dieses erhält man nur, wenn man das Charakteristische beider Geschlechter in Gedanken zusammenschmelzt, und aus dem innigsten Bunde der reinen Männlichkeit und der reinen Weiblichkeit die Menschlichkeit bildet� (mwF 296f�) Das Ideal vollkommener Schönheit ist in Humboldts Denken als eines konzipiert, das sich der Vereinigung beider Prinzipien - ästhetisch: Form und Stoff; geschlechtlich: Mann und Frau - unendlich annähert� Die Betrachtung der Idee im Geiste ist dabei insofern handlungsstiftend, als die Kluft zwischen Wirklichkeit und Ideal die Betrachterin dazu motivieren soll, auf die diesseitige Vereinigung hinzustreben, da es “das Gesetz der endlichen Natur ist, nur vermittels der Schranken zum Unendlichen aufzusteigen” (UdG-312)� Als empirisch realisierte Form der Idee absoluter Vollkommenheit ist geschlechtliche Schönheit als weltliche Entsprechung der ästhetischen Kategorien zu verstehen; Form und Stoff bzw� Mann und Frau müssen in vereinender Überwindung gedacht werden und gelten Humboldt als “Mittel zur Vollkommenheit” (mwF-372)� Die zunächst aus gleichgestellter Wechselwirkung hervorgehende Vollkommenheit, wie sie am Ende der Humboldtschen ästhetisch-anthropologischen Überlegungen aufzuscheinen scheint, mag auf die Überwindung geschlechtlicher Polaritäten hinauslaufen� Doch das Gegenteil ist der Fall� Im Formen-Aufsatz macht sich das zunächst dadurch bemerkbar, dass Form (Männlichkeit) gegenüber Stoff (Weiblichkeit) privilegiert wird� Das wird allein an Humboldts Überlegungen zum männlichen Körperbau - als Teil des Formen-Aufsatzes - evident: Schon von selbst stimmt der männliche Körperbau fast durchaus mit den Erwartungen überein, die man sich von dem menschlichen Körper überhaupt bildet […]� Auch der partheiloseste Betrachter muß gestehen, daß der letztere mehr den bestimmten, der männliche dagegen den allgemeinen Naturzweck alles Lebendigen ausdrückt, die Masse durch Form zu besiegen� (mwF 306 f�) 300 Marius Reisener Das “genaueste Gleichgewicht”, das Humboldt noch kurz zuvor zwischen Stoff und Form zur Einhaltung von vollendeter Schönheit monierte, wird auf ein Form-Primat umgestellt, das Masse - also Stoff - bändigen soll� Die Aufwertung des Männlichen zum Prinzip und damit die Aufwertung dieses Prinzips selbst ist kennzeichnend für den epigenetisch informierten Diskurs der Zeit, und so kann Humboldt das Männliche zum All-Menschlichen hypostasieren� Die Erhöhung der Form ist die Erhöhung des Männlichen� Diese Aufwertung liest sich widerstandslos entlang des epigenetischen Diskurses� Doch ist das Problem männlicher Kunstproduktion damit für Humboldt noch nicht gelöst� Für das Projekt männlicher Hegemonie, und das heißt für die Aneignung weiblich kodierter (biologischer) Zeugungsfähigkeit, ist es im Humboldtschen Verständnis vonnöten, Form und Stoff auf die Seite ästhetischer Kunstproduktion zu verlagern� Dazu vollzieht er - avant la lettre, aber freilich unter falschen Vorzeichen - eine Trennung von kulturellem und biologischem Geschlecht� Formgenese ist lediglich Männern vorbehalten, doch müssen sie zugleich den Stoff verwalten, sich ihm also annehmen� Aufschlussreich in dieser Hinsicht sind die Hinweise aus Humboldts erstem Horen-Aufsatz, der geistig-ästhetische mit biologischer Zeugungskraft analogisiert: “Auch in der geistigen Zeugung nehmen wir nicht bloss dieselbe Wechselwirkung, sondern auch denselben Unterschied zweier verschiedner Geschlechter wahr” (UdG- 279)� 7 Anders formuliert: Auch geistige Zeugung, per definitionem männliches Handlungsfeld, ist durch die Wechselwirkung der ihr inhärenten Geschlechtlichkeiten gekennzeichnet� Dichterisch-ästhetisches Ideal ist nur in der Einheit der polaren Eigenschaftsbereiche erreichbar, sodass diese Schrifterzeugnisse dann als Zeugnisse des “uneingeschränkten Gleichgewicht[s] der ‘Naturen’ der Menschen” einstehen� Realweltliche Figuration einer geglückten Vereinigung beider Aspekte ist das Genie� Und obschon aufgrund Humboldts Annahme wechselseitiger Kräfte auch hier (theoretisch) männliche und weibliche Genies existieren (müssten), ist diese Gebilde erstens von einem pro-maskulinen Desiderat unterlegt, das sich zweitens aus der Differenzierung von sex und gender herleiten lässt� 8 Kulturelle Geschlechtlichkeit - Phantasmen von Männlichkeit bzw� Weiblichkeit - kann sich in die poetischen Produktionsweisen von biologisch als männlich bzw� weiblich gekennzeichneten Akteuren einschreiben� Leitdifferenzen von Geschlechtlichkeit - Rationalität/ Intuition, Form/ Stoff, Vernunft/ Gefühl etc� -, wie sie Humboldt aus der Natur und deren Wechselseitigkeit ableitet, stehen ihm nunmehr als Begriffe zur Beschreibung ästhetischer Produktionsweisen zur Verfügung; die allerdings nur Männern als exklusiven Trägern von Produktionsautorität: Spontaneität (“Selbsttätigkeit”) und Rezeptivität (“Empfänglichkeit”) dienen ihm dazu, zwischen männlich-spontanen (etwa Vergil, Dante und Aris- Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 301 toteles) und weiblich-rezeptiven (etwa Homer, Ariost und Platon) zu differenzieren� Es geht um die Modifikation des künstlerischen Schaffensprozesses, der entweder in ein mann-männliches (d� i� intellektuales) oder mann-weibliches (d� i� unbewußtes) Prinzip sich ausdifferenziert (Dippel 1990, 99)� Als ästhetisches und idealisiertes Korrelat zum ‘ganzen Menschen’ (Schings 1992) sieht Humboldt in dem Genie eine Figur realisiert, deren künstlerische Schöpfungen denjenigen biologischer Zeugungsakte entsprechen� In Anlehnung an das von Kant und Moritz entworfene Konzept der Autonomieästhetik und die darin enthaltene Geniekonstruktion ist auch das Humboldtsche Genie als eines zu verstehen, das geistig von äußeren Zwecken und Normen frei agiert und dessen Hervorbringungen mit Schöpfungsprozessen der Natur vergleichbar ist� Das anthropologische Ganzheitsideal kann im Genie erfüllt werden, da nur das Genie Stoff und Form im Kunstwerk zu synthetisieren in der Lage ist� Anders ausgedrückt ist das biologisch männliche Genie dasjenige Wesen, das paradoxerweise Geschlechterdifferenz in sich vereinigt� Das autonome Genie wird männlich gedacht, und seine Produktionsweisen entsprechen organischen Schöpfungsprozessen� Als autogames Geschöpf bringt es Kunstwesen hervor, die ex nihilo aus dem Genie emergieren und sich selbst reproduzieren� Auf diese Form der intrageschlechtlichen Appropriation folgt schließlich eine zweite, und zwar die der Natur� Denn es sind die “Kräfte beider Geschlechter […], aus deren Händen die Natur ihre letzte Vollendung empfängt” (ÜdG 295)� Bereits John Locke verwieß auf den Zusammenhang Arbeit, Eigentum (“property”) und Aneignung (“appropriation”), sofern sich der direkte körperliche Kontakt als Spur im Eigentum abzeichnet (Breithaupt 2002, 43)� Vollendete Natur entsteht für Humboldt nur in ihrer Aneignung durch das hybrid-männliche Genie� Und das heißt auch: Ein Reden über Natur muss seither dem Verdacht unterstehen, Aneignungspraktiken zu betreiben� Die sozialgemeinschaftliche Wirkmacht, die für Humboldt von dem Schaffen des Genies ausgehen soll, wird evident, wenn Humboldt dem Genie erst dann Anerkennung zuspricht, sobald es sich in den Willen des Allgemeinen stellt, so dass es folglich “seine subjektive Vorstellungsart generalisieren müsse, um seinem Werk eine objektive Aussagekraft zu verleihen” (Dippel 1990, 101)� Da das Genie keinen starren Regeln gehorcht, sondern Gesetze vielmehr hervorbringt - “Durch seine Natur schreibt es Gesetze vor” (UdG-275) -, werden männlichen Kunstpraktiken maximale, normative Gestaltungskraft zugesprochen� Die Geschöpfe schaffen Wirklichkeit� Vermännlichte Genialität geht hier bereits als zentrale Steuerungskategorie von modernen Bildungs- und Schreibweisen in die ästhetischen Diskurse ab 1800 ein und reguliert Kunstproduktion� 9 302 Marius Reisener An dem Wissensobjekt des naturalisierten Geschlechts offenbart sich die wissenschaftshistorisch paradoxe Situation des ausgehenden 18� Jahrhunderts, wenn Humboldt von der zuvor erläuterten genialischen zum biologischen - bei Humboldt ‘natürlichen’ - Zeugungsakt zurückleitet: “Wie unbegreiflich nun auch das Geschäft der Zeugung ist, so wird doch soviel wenigsten klar, dass das Erzeugte aus einer Stimmung des Erzeugenden hervorgeht, und, wie vorzüglich die Producte des Genies auffallend zeigen, derselben ähnlich sind” (UdG- 277)� Das Erkenntnisobjekt verweist durch die Art und Weise seiner Hervorbringung auf ihren [sic] Erzeuger� Das Erzeugte - hier: die Erkenntnisweise selbst - konnte gezeugt werden nur durch die Feder und das Gesetz des Genies, Humboldt selbst� 10 An Humboldts Textverfahren lassen sich schließlich paradigmatisch diejenigen Bewegungen ablesen, an denen sich das Selbstverständnis der Autoren des 18� Jahrhunderts sowie ihre Geniekonzeptionen zeigen� Erstens ist hier die Idee einer quasi-göttlichen creatio ex nihilo eingelassen, die die Genieproduktionen als autarke Geschöpfe ohne Ursprung auszeichnet, die zweitens im Sinne autogamer Praxen sich selbst und ihresgleichen hervorbringen; und drittens ist dieser als rein homosozial-männliche verstandene, isolierte und autogame Zeugungsvorgang der gegenseitigen Befruchtung homosozial-inzestuös aufgeladen und somit als für Frauen unzugänglich markiert� 11 Damit ist der Beweis angetreten, dass es sich weder rein um Praktiken handelt, die von Positionen innerhalb der Geschlechtermatrix ausgeübt wird� Noch geht es lediglich um die diskursive Produktion dieser Positionen� Vielmehr lässt sich nun von der poietischen Produktionsweise dieser Positionen als weitere Faktoren männlicher Hegemonie sprechen� An der Figur des Genies kristallisiert sich dieses Erkenntnisvorgang, der zugleich als autogame Praxis beschrieben wird� “An diesem Charakter einer grösseren Anmuthigkeit, als man Sie von der bloss menschlichen Bildung erwartet, ist die Weiblichkeit überall ohne Mühe erkennbar” (mwF 304)� Frauen als Objekte 12 zu erkennen, zu definieren und sich anzueignen - bei dem, was Humboldt hier, als selbstinszeniertes Genie betreibt, handelt es sich um eine vermännlichte Appropriationspraxis die homosozial-intern verwaltet und zwischen-männlich tradiert werden soll� Humboldts Textpraxis markiert die Zäsur moderner Geschlechterpolitik, die einerseits als generatives Prinzip und andererseits im Modus der Aneignung funktioniert� Die Hervorbringung der Gegenstände als textuelle Praxis ist selbst Teil hegemonialer Männlichkeit und bleibt als exklusiv homosozialer Vorgang nun ausschließlich Männern vorbehalten� Poiesis als Form der Hervorbringung von Wissensformen ist Teil hegemonial-männlicher Praktiken und wird mit Humboldt zur mann-männlichen Selbstzeugung� Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 303 Das Neue (von) der Natur seit Humboldt ist dann das Reden an ihrer Statt, genauer, die Redeweise, ihre Hervorbringung als eine männliche: Die Aneignungsbewegung des zuvor als solche konstruierten und anschließend ausgelagerten Natur-Weiblichen als Produktionsweise auch des Männlichen macht die poiesis zum vermeintlichen Nachrichten-Agenten der Natur� Wollen sich die Humanities nicht komplizenhaft am Projekt der Aneignung von Natur zeigen, sollte es darum gehen, den Gegenstand nicht als anzueignenden zu verdoppeln, sondern eine andere, außertheoretische Verfahrensform zu finden, um über Natur (und damit auch Geschlecht) zu reden� Schreiben und berichten über Natur muss sich dessen bewusst sein; das gilt auch für neuere Formen des eco-criticism, für ein Reden vom Anthropozän (Crutzen) oder von Gaia (Latour) - auch sie wären auf ihre poiesis zu befragen� Ob diese Theorien oder etwa auch Donna Haraways Chthulucene, Elizabeth Povinellis Geontologies, Timothy Mortons mesh oder Lauren Berlants ambient citizenship dies einlösen können, bliebe zu zeigen� Notes 1 Die Einheit der dualistischen Naturkräfte kann wiederum nur durch die Einheit der dualistischen Geschlechterkräfte verstanden werden� 2 Diese Wissenschaften vom Menschen wurden umgekehrt maßgeblich von der Kategorie “Geschlecht” bestimmt, indem sie als Faktor der Ausdifferenzierung beansprucht wurde� Der darin angelegte Zirkelschluss ist mehr als offensichtlich (Honegger-1991, 3, 6)� 3 Humboldt war mit der Idee des Bildungstriebs (nisus formativus) als universellem Formprinzip spätestens seit der Begegnung mit Goethe, eventuell sogar bereits seit seiner Studienzeit vertraut (Dippel 2011, 23 ff�)� 4 Degradierte die Präformationslehre noch die Mutter zur bloßen “nichtverantwortlichen Trägerin der Generationen” aufgrund des Konzepts der Einschachtelung allen Lebens im Ei der Mutter, wonach die Generationen - eine auf die andere folgend - ähnlich organisiert sind wie die berühmten russischen Puppen, waren nun also die Erbmaterialen beider Eltern vonnöten (Müller-Sievers-1993, 33-52)� 5 Das Genie ist alleinschaffend, nur zur organischen Zeugung bedarf es des Weiblichen: “Die Erzeugung organischer Wesen erfordert daher eine doppelte, eine auf Wirkung und eine auf Rückwirkung gerichtete Stimmung, und diese ist in derselben Kraft und zu gleicher Zeit unmöglich” (UdG-277)� 6 Die latente Vermännlichung wird hier auch auf grammatikalischer Ebene durch das generische Maskulinum sowie auf figürlicher Ebene durch die vermeintliche Beweislast proto-maskuliner Gestalten angezeigt� 304 Marius Reisener 7 Die natürliche Zeugung ist deshalb hier eingelagert, weil Humboldt unnachgiebig die “Wechselwirkung” als Motor aller Naturvorgänge beschreibt und sie analog auf Geschlechter und Ästhetik überträgt, etwa: “Achtung für alles wirkliche Daseyn, und Streben, demselben eine bestimmte Gestalt nach eigner Willkühr zu geben, bezeichnen überall den weiblichen und männlichen Charakter, und so erfüllen sie beide dadurch gemeinschaftlich den grossen Endzweck der Natur, die unaufhörliche Wechselwirkung der Form und des Stoffes” (UdG-291)� 8 Diese Ausrichtung ist nicht als ‘männliche Teleologie’ zu verstehen, wie sie noch in der frühen Neuzeit maßgeblich für den Unterschied der Geschlechter war� In diesem “Ein-Geschlecht-Modell” (Laqueur) wurde zwar auch zwischen männlichen und weiblichen Eigenschaften differenziert, dennoch gab es keine festen Grenzen, wodurch ein offenerer, spielerischer Umgang mit den Geschlechtern möglich war� Um 1800 werden diese Unterschiede absolut gesetzt und sind manifest in einer polaren Ordnung, die Mann und Frau als Gegensätze denkt� Somit ist diese Bewegung nicht als Teleologie zu verstehen, da künstlerische Originalität und Zeugung für Frauen schlicht nicht möglich ist (Schabert/ Schaff-1994, 12)� 9 “Die Literatur um 1800 insgesamt zeugt davon, daß und wie gewandelte Vorstellungen von menschlicher Reproduktion mit tiefgreifenden Veränderungen ästhetischer Theoriekonzepte oder sogar Umkonzipierungen des gesamten Literatur- und Kultursystems zusammenhingen, die wiederum zu neuartigen Werkstrukturen und neuen Formen künstlerischer Kommunikation führten” (Kanz 2009, 34 f�)� 10 Im Zuge ihrer Erforschung werden Zeugende und ihr Gezeugtes also als Unerforschliches bekräftigt: “So gesehen ist die Rede von einer generativen Kraft oder einem generativen Vermögen (faculte) eine Strategie der Virtualisierung, die ganz gezielt eine Stelle der Unbestimmtheit in das Verständnis des Zeugungsakts einfügt” (Willer 2005, 129)� 11 Diese Techniken der Selbst-Komplettierung und Autarkie männlicher Poeten beschreibt Christian Begemann im Bild der Kopfgeburt: “Adaptiert der Poet im Paradigma der strikten Naturalisierung seines Tuns die mütterlichen Qualitäten eines Gebärenden und eines Aufziehenden [ ], so werden diese in der Vorstellung der paternalen Kopfgeburt männlich umkodiert� Der Einschluß genuin weiblicher Fähigkeiten trägt Züge einer Komplettierung des Männlichen um das, was diesem von ‘Natur’ aus fehlt, Züge aber auch einer Aneignung, die mit dem Ausschluß der Frau aus dem männlichen Schöpfungsakt einhergeht und der Autarkie des Mannes dient” (Begemann 1999, 237)� Auto(game)-Poiesis bei Wilhelm von Humboldt 305 12 Der menschliche Körper ist immer schon materieller Träger von Einschreibeprozessen, auch klar bei Humboldt: “Schon in dem bloss körperlichen Theil seines Wesens findet er [der Mensch] mit unverkennbarer Schrift dasjenige ausgedrückt, was er in seinem moralischen zum Daseyn zu bringen streben soll” (ÜdG 271)� Zu den textstrategischen Verfahren Humboldts, die an dieser Stelle von Interesse sind, sei allerdings noch eine Anmerkung erlaubt: Auch diese Körperzeugungsfigur, das Be-Zeichnen des menschlichen Körpers durch eine tendenziell maskulinistische Praxis, kann so als interne und selbstreferenzielle männliche Geburtsphantasie gelesen werden� Ist Schreiben als männliche Praxis gekennzeichnet, dann findet sich auch in diesem Bild eine subtil eingewobene Männlichkeitsmetaphorik wieder, die Produktionsverfahren als männlich kennzeichnet� Works Cited Begemann, Christian� “Poiesis des Körpers� Künstlerische Produktivität und Konstruktion des Leibes in der erotischen Dichtung des klassischen Goethe�” German Life and Letters 52�2 (1990): 211-37� Bennent, Heidemarie� Galanterie und Verachtung: Eine philosophiegeschichtliche Untersuchung zur Stellung der Frau in Gesellschaft und Kultur� Frankfurt am Main/ New York: Campus, 1985� Bollenbeck, Georg� Eine Geschichte der Kulturkritik: Von J.J. 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