eJournals Colloquia Germanica 53/4

Colloquia Germanica
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0010-1338
Francke Verlag Tübingen
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2021
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Adalbert Stifters Klimatologie: Die Kultivierung der Luft und des Menschen

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2021
Eva Horn
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Adalbert Stifters Klimatologie: Die Kultivierung der Luft und des Menschen Eva Horn Universität Wien Abstract: In the nineteenth century the notion of climate changed radically� Traditionally a term for a geographical and cultural concept, climate became a meteorological category: the “average weather” in a given region� Stifter’s references to weather and climate document both this conceptual transition and his own critical attitude towards it� His novella “Brigitta,” set in the harsh climate of the Hungarian puszta, takes up this process of redefining climate� The novella shows how “air” shapes not only the landscape and living conditions of its inhabitants but also the protagonists� By cultivating the land and its air through agricultural innovation and social reform, the novella’s protagonists manage to tame not only the local climate, but also their tempestuous personalities� Confronted with the emergent modern notion of climate that is no more than data and averages, Stifter highlights an older understanding of climate that reflected the intense relation between human life and “the air�” Keywords: Adalbert Stifter, realism, climate, weather Bei kaum einem deutschsprachigen Autor des 19�- Jahrhunderts spielen Witterungen eine ähnlich große, handlungsstrukturierende Rolle wie im Werk Adalbert Stifters� Ob als Wettereinbruch, als Rätsel der Wettervorhersage, als atmosphärisches Phänomen von Luft, Licht und Dunst, als Zyklus der Jahreszeiten oder soziale Krisensituation - immer ist Witterung bei Stifter etwas, das einerseits die Handlung vorantreibt, andererseits aber auch den Schauplatz dieser Handlung mitbestimmt� Wetter, so kann man sagen, ist bei Stifter sowohl im Vorderals auch im Hintergrund, Bühne und Akteur zugleich� Insbesondere die spektakulären Wettereinbrüche sind bereits Gegenstand ausführlicher Untersuchung geworden, der Hagelschlag in Kazensilber, die Dürre im Haidedorf, 324 Eva Horn der Eissturz in Die Mappe meines Urgroßvaters, die Blitzschläge in Abdias, die Überschwemmungen in Kalkstein, die Schneeeinbrüche in Bergkristall oder im späten autobiographischen Text Aus dem bairischen Walde� 1 Auch die Pestepidemie in Granit, Prototyp einer kollektiven Katastrophe, wird als mögliches Wetterereignis beschrieben, etwas, das mit der “warmen Frühlingsluft gekommen” sein könnte� 2 Wetter, so scheint es, ist der Prototyp des Ereignishaften, einer Zäsur im Geschehen, ein Wende- oder katastrophischer Tiefpunkt des Geschehens� Allerdings erweist sich dieser Tiefpunkt oft entweder als Anlass für zukünftige “Vorsicht” oder als eine vorübergehende Störung, die von Natur und Menschen am Ende überwunden werden kann� 3 Als potentielles Katastrophenereignis ist das Wetter bei Stifter, wie Michael Gamper vorgeschlagen hat, Gegenstand einer “literarischen Meteorologie”, eines Schreibens also, das zugleich epistemische Analyse eines “unsicheren Wissens” ist und poetologische Selbstreflexion� Vor dem Hintergrund der sich zu Lebenszeiten Stifters überhaupt erst zur systematischen Wissenschaft entwickelnden Meteorologie liegt für Gamper die Leistung der Literatur in der Reflexion auf die komplizierte, aus Wissen und Nicht-Wissen bestehende Verfasstheit von Wetter-Wissen: “An der ‘literarischen Meteorologie’ wird […] zu beobachten sein, wie [Literatur] Aussagen über ihren Gegenstand, das Wetter, macht, es wird stets aber auch zu berücksichtigen sein, wie sie dabei immer auch Bestimmungen über sich selbst, über Dichtung als ästhetisches Darstellungsmedium, trifft” (“Wetterrätsel” 267)� Die spezifische epistemologische Problematik des Wetter-Wissens liegt darin, dass es seinen eigentlichen Zweck, Wetterereignisse vorauszusagen und Leben zu retten, nur selten erreicht - und wenn, dann gerade in nicht-wissenschaftlichen, nicht-diskursiven Formen des Wissens, verkörpert von rätselhaften Gestalten wie dem braunen Mädchen in Kazensilber, dem Pastor in Kalkstein, oder der Figur des Dichters und Weltreisenden Felix in Das Haidedorf� Als prognostisches Wissen steht Wetter-Wissen immer schon unter dem ethischen Imperativ einer “Vorsicht”, die aus Voraussicht Vorsorge macht (s� HKG 2/ 2: 263)� 4 Stifters Erzählen vom Wetter, so Gampers Vorschlag, wendet diese epistemische Schwierigkeit in eine poetologische Reflexivität, die immer auch Fragen der Darstellung, des Erzählens, Wahrnehmens und Beschreibens behandelt� Witterung ist dann nicht nur narrativer Wendepunkt und epistemologischer Problemfall (wie etwa im Haidedorf oder auch in Risachs Wettervorhersagekunst im Nachsommer), sondern erscheint auch als Überforderung oder sogar Löschung der Wahrnehmbarkeit (in den Schneeeinbrüchen) oder als Herausforderung an ein realistisches Darstellungsprogamm (etwa in dem Problem Roderers in den Nachkommenschaften, eine Landschaft in allen möglichen Lichtverhältnissen gleichzeitig darzustellen)� Verallgemeinert man Gampers Befund, dann lässt sich an Stifters literarischer Meteorologie in paradigmatischer Weise die Teil- Adalbert Stifters Klimatologie 325 habe Stifters an der Poetik des Realismus verhandeln - sein Streben nach einer objektivierten, von allen subjektiven oder perspektivischen Verzerrungen gereinigten Darstellungstechnik, sein Fokus auf das “Kleine” oder scheinbar Unbedeutende (vgl� Begemann, Die Welt der Zeichen 359 ff�, Begemann, “Adalbert Stifter”), die langen Beschreibungen, der Blick aufs Detail� Gerade in den die Sinne aber gleichsam überwältigenden Wetterereignissen berührt Stifter ein realistisches Kernproblem, nämlich die Frage nach einer Adäquatheit wirklichkeitsorientierten Darstellens� Was tun, wenn das Darzustellende zu groß oder zu klein, zu diffus, zu gewöhnlich, oder zu flüchtig ist, um ‘realistisch’ abbildbar zu werden? Es sind genau diese genuin weniger dem Realismus als Epoche denn Realismus als Verfahren zugeordneten Probleme, um welche Stifters literarische Meteorologie geradezu obsessiv kreist� Aber Stifters Teilhabe am Realismus - auch als Epoche - zeigt sich noch an einem anderen Aspekt seiner literarischen Meteorologie: der Verbindung von Wissens- und Handlungsgebot� Realistische Texte arbeiten nicht nur an Darstellungsproblemen, sondern oft genug auch an der Einübung einer sich mäßigenden, Leidenschaft überwindenden und Überraschungen vermeidenden Lebenshaltung, der es vordergründig um gesellschaftliche Konvention, hintergründig - und insbesondere bei Stifter - um eine stabile und “wohlgefügte” Ordnung der Dinge geht (vgl� Begemann 1995)� Wetter-Wissen geht so mit einem Ethos der “Vorsicht” einher, dem Gebot, durch besondere Aufmerksamkeit und Vorausschau sich selbst und andere zu schützen oder aus Gefahr zu retten� Dieses Ethos der Vorsorge zeichnet gerade die Wetterkundigen unter Stifters Protagonisten aus: den “Hobbymeteorologen” Risach (Grill, Wetterseiten 171) wie den Pastor aus Kalkstein, die es vermögen, kommende (oder gerade nicht kommende) Gewitter präzise vorauszusagen; das braune Mädchen, das mehrfach die eigene Sicherheit aufs Spiel setzt, um in Kazensilber ihre Kinderfreunde zu retten; den Dichter und Haidebewohner Felix, der nicht nur das Ende einer katastrophalen Dürre prognostiziert, sondern dem es auch gelingt, Getreidelieferungen für das hungernde Dorf zu organisieren� Das Ethos der guten Vorsorge, der Planung und vorausschauenden Strukturierung der Wirklichkeit verbindet nicht wenige Figuren und Plots bei Stifter� Wettereinbrüche sind ein Anlaß, diese Vorsorge momentan walten zu lassen� Klimata dagegen stellen ein Gebot dauernder, aktiver und aufmerksamer Kultivierung von Boden und Luft� In der oft handlungsarmen Erzählkunst Stifters sind Wettereinbrüche nicht selten die erfrischenden Schrittmacher oder Wendepunkte des Geschehens� Es ist daher kein Zufall, dass Stifters Witterungen in jüngster Zeit zum Gegenstand zahlreicher eingehender wissenspoetologischer Lektüren geworden sind, die zugleich die historische Entstehungssituation der modernen Meteorologie im 326 Eva Horn 19�-Jahrhundert mit in den Blick nehmen� 5 Die Perspektive auf die Meteorologie und die epistemischen Schwierigkeiten der Wettervorhersage greift jedoch wissenshistorisch wie werkpoetisch zu kurz� Die im 19�-Jahrhundert erst allmählich entstehende Meteorologie ist weder reine Wettervorhersagekunst noch ist sie reduzierbar auf die theoretische Erklärung von Witterungsphänomenen� Vielmehr geht es um eine umfassende, epistemisch höchst heterogene Erkundung von atmosphärischen Dynamiken und Zusammenhängen, die Wetter und klimatische Verhältnisse ebenso umfasst wie Landschaften, Bodenbeschaffenheit oder die Lebensbedingungen von Tieren und Pflanzen� In dieser Wissensformation spielt das Wetter und seine Vorhersage nur eine kleine, wenngleich durch seine praktische Nützlichkeit prominente Rolle� Wichtiger noch als das Wetter ist der schillernde, Geographie und Gesellschaft, Luft, Landschaft und Lebewesen in sich vereinende Begriff des Klimas - oder auch, wie es bei Stifter meist heißt: der “Luft”� Als Gegenstück zur ‘literarischen Meteorologie’ Stifters wäre daher, so mein Vorschlag, eine literarische Klimatologie an seinem Werk zu entwickeln, die einerseits die Rolle von Landschaften, Luftqualität, jahreszeitlichen Rhythmen und Kulturtechniken in Stifters Texten in den Blick nimmt, andererseits aber den tiefgreifenden historischen Umbruchsprozessen des Wissens vom Klima im 19�-Jahrhundert Rechnung trägt� Das hat mit Wetter nur insofern zu tun, als am Ende dieser Umbruchsprozesse, 25 Jahre nach Stifters Tod, Klima tatsächlich in einem modernen Sinne definiert wird� So faßt der österreichische Physiker Julius von Hann, einer der Väter der Klimatologie, in seinem bahnbrechenden Handbuch der Klimatologie (1883) Klima als “die Summe der meteorologischen Erscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an irgendeiner Stelle der Erdoberfläche kennzeichnen� […] Das Klima ist die Gesamtheit der ‘Witterungen’ eines längeren oder kürzeren Zeitabschnittes, wie sie durchschnittlich zu dieser Zeit des Jahres einzutreten pflegen” (Hann 1883: 1)� Damit beginnt eine moderne, meteorologische Klimatologie, die noch heute “Klima” als “average weather” fasst� 6 Aber dieser meteorologische Klimabegriff entsteht erst in den letzten Dekaden des 19�- Jahrhunderts� Zu Lebzeiten Stifters dagegen ist “Klima” noch ein höchst heterogener, sehr viele Wissensbereiche umfassender Begriff, der Fragen der Geographie, Völkerpsychologie, Meteorologie und Medizin auf eine heute nur noch schwer nachvollziehbare Weise umfasst� “Klima” in einem alten Sinne verbindet die Eigenheiten von Landschaften mit den Gepflogenheiten ihrer Bewohner, lokale Krankheiten mit den vorherrschenden Winden und der Qualität der Luft� 7 In vieler Hinsicht lässt sich der “Klima”-Begriff des 18� und frühen 19�-Jahrhunderts so als ein Synonym für “Umwelt” fassen, oder, in der präzisen Knappheit des antiken Corpus Hippocraticum als Formel für “Luft, Wasser und Orte”, die das alteuropäische Klimadenken lange Zeit maßgeblich geprägt hat Adalbert Stifters Klimatologie 327 (vgl� Hippokrates)� “Klima” ist hier das Gesamtgefüge der Naturgegebenheiten eines Orts, die Körper, Geist und Zusammenleben der Menschen maßgeblich prägen� Wo Wetter die ephemeren Ereignisse und Zustände der Atmosphäre bezeichnet, ist Klima lange eher ein geographischer denn ein meteorologischer Begriff� 8 Erst vor dem Hintergrund eines modernen Klima-Begriffs, der Klima auf durchschnittliche Witterung reduziert, ist es möglich, Klima und Wetter praktisch als zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen desselben Gegenstands - nämlich der Atmosphäre - zu verstehen und pauschal von “Meteorologie” als einer reinen Wetterkunde zu sprechen� In den vierziger und fünfziger Jahren des 19�-Jahrhunderts, in denen der größte Teil von Stifters Werk entsteht, sehen die Dinge aber sehr viel komplizierter aus� Stifter ist Zeuge einer Wissenschaftsrevolution im Habsburgischen Reich, die ein vielfältiges und spannungsreiches neues Wissensfeld schafft, das mal unter dem Label “Meteorologie”, häufiger aber als “Klimatologie” oder “Klimatographie” figuriert� 9 Wetterforschung ist das nicht, sondern der Versuch, die Vielfalt der Landschaften, ihrer Pflanzen, Tiere, Böden und eben auch klimatischen Bedingungen in einer großen imperialen Synopse zusammenzufassen (die allerdings nie zustande kommt)� Es besteht in einer umfassenden Sammlung von Daten zu den Eigenheiten der vielfältigen Regionen des Habsburgischen Reichs, in Landschaftsbeschreibungen, Daten zum Ackerbau, klimatischen Messungen zu jahreszeitlichen Niederschlägen, Winden, Luftfeuchtigkeit, Beschreibung der lokalen Flora, Wasserquellen, Böden etc� Die neu geschaffenen Datensammlungen und ihre Institutionen, wie die 1851 gegründete Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), dienen dabei einem nationalen Projekt, das, wie Deborah Coen gezeigt hat, vielfältige Funktionen im Habsburgischen Reich in sich vereinen soll: Es soll einerseits die Spannung zwischen den landschaftlich und klimatisch vielfältigen Regionen des Reichs und dem imperialen Zentrum Wien überbrücken, um so der “Österreichischen Idee” Vorschub zu leisten� Klimatographie ist hier auch ein dezidiert politisches Projekt� Andererseits muss es eine theoriegeleitete Grundlagenforschung mit einem praktischen Nutzen für Landwirtschaft und Handel vermitteln� Dabei steht das gesammelte Wissen, wie Coen zeigt, vor einem fundamentalen Problem divergierender Größenordnungen: Detailbeobachtungen sind in ein umfassendes Gesamtbild zu integrieren, regionale Daten in eine kontinentale, wenn nicht planetarische Matrix� Die Funktion der ZAMG ist dabei, die Fülle der Daten, die aus den unterschiedlichen klimatologischen, meteorologischen, phänologischen und geographischen Forschungsbemühungen des Reichs hervorgehen, in einem einzigen ‘Rechenzentrum’ zusammenzutragen und auszuwerten, dabei aber durch Standardisierung von Instrumenten und Daten die Übersetzung zwischen den Größenordnungen zu gewährleisten� 328 Eva Horn Es ist darum kein Zufall, dass einige von Stifters Erzählerfiguren geradezu prototypische Vertreter dieser Habsburgischen Forschungsanstrengungen sind, etwa der Landvermesser in Kalkstein, die an allen Fragen der Landwirtschaft, Geologie und Klima intensiv interessierten Erzählerfiguren in Zwei Schwestern und Brigitta, und - gleichsam als Spitze des sammelnden und beobachtenden Wissenseifers - Risach und sein Schüler Drendorf im Nachsommer� Auch die oft bemerkten “kartographischen” Einstiege vieler Erzählungen, etwa in Der Hochwald oder Der beschriebene Tännling tragen die Spuren dieser Habsburgischen Klimatologie, der es nicht nur um atmosphärische Verhältnisse, sondern immer auch um geographische Details wie Bodenbeschaffenheit, Gestein, Pflanzenbewuchs, Wasserquellen etc� geht� Stifters Erzählen ist inspiriert und geprägt von einem klimatologischen und geographischen Blick, dem es um eine genaue Beobachtung des Kleinen, Lokalen und Singulären geht� Aber diese stellt er immer in einem Bezug zu einem größeren, regionalen, imperialen und nicht zuletzt anthropologischen Zusammenhang� Die berühmte Semantik von “groß” und “klein”, die Stifter prominent in der Vorrede zu den Bunten Steinen vorträgt, ist vor diesem Hintergrund neu zu lesen� Was war “Klima” Mitte des 19�-Jahrhunderts? Es war ein Begriff, dessen Bedeutung und epistemische Struktur sich im Verlauf von ca� 40 Jahren radikal ändert� Mitte des Jahrhunderts, so kann man sagen, spiegelt sich in seiner Definition vor allem die Heterogenität unterschiedlicher Wissensfelder und historischer Diskurse, die in ihm zusammentreffen� Stifters “Klimatologie” zu beschreiben, bedeutet, sein Werk inmitten dieser Heterogenität zu situieren - aber auch zu beschreiben, welche spezifische, auch kritische, Position Stifter im Umbruch dieses Wissens vom Klima einnimmt� Als Ausgangspunkt kann die berühmte Definition von “Klima” aus Alexander von Humboldts Kosmos von 1845 dienen - ein Werk, das selbst die Spuren des zeitgenössischen Wissensumbruchs trägt� 10 Der Ausdruck Klima bezeichnet in seinem allgemeinsten Sinne alle Veränderungen in der Atmosphäre, die unsere Organe merklich afficiren: die Temperatur, die Feuchtigkeit, die Veränderungen des barometrischen Drucks, den ruhigen Luftzustand oder die Wirkungen ungleichnamiger Winde, die Größe der electrischen Spannung, die Reinheit der Atmosphäre oder die Vermengung mit mehr oder weniger schädlichen gasförmigen Exhalationen, endlich den Grad habitueller Durchsichtigkeit und Heiterkeit des Himmels; welcher nicht bloß wichtig ist für die vermehrte Wärmestrahlung des Bodens, die organische Entwicklung der Gewächse und die Reifung der Früchte, sondern auch für die Gefühle und ganze Seelenstimmung der Menschen� (Humboldt 166) Humboldts Definition versammelt sehr verschiedene Aspekte von Klima� Auffällig ist zunächst der heute ungebräuchliche Bezug auf die menschliche Wahr- Adalbert Stifters Klimatologie 329 nehmung und körperliche Gesundheit (“Veränderungen […], die unsere Organe merklich afficiren”), ebenso wie die “Seelenstimmung der Menschen”� Dieser Klimabegriff ist nicht weit vom Hippokratischen Traktat Über Luft, Wasser und Orte entfernt� Seit der Antike wird Klima als maßgeblich für die Physis und Psyche des Menschen verstanden� Klima wird so lange Zeit definiert als Summe der Faktoren, die die Lebensbedingungen an einem gegebenen Ort bestimmen: die vorherrschenden Winde, die Häufigkeit von Regen, die Temperaturen, die Qualität der Luft (hier thematisiert als Frage nach den “schädlichen gasförmigen Exhalationen”), der wechselnden Witterungen der Jahreszeiten, aber auch nach der Art der Böden und Wasserquellen, der Qualität des Wassers und den ortstypischen Grundnahrungsmitteln� Sie bestimmen die Gesundheit der Bewohner eines Orts, den typischen Körperbau, die endemischen Krankheiten, die körperliche Konstitution und nicht zuletzt auch die Mentalität der Bewohner� Montesquieu reaktualisiert diesen medizinisch-kulturellen Klima-Begriff der Antike im berühmten XIV� Kapitel seines Buchs Vom Geist der Gesetze zu einer kulturellen Klimatheorie, in der Klima die Mentalität und damit auch die sozialen Institutionen bestimmt - und der Gesetzgeber daher auf diese lokalen Eigenarten Rücksicht nehmen muss (Montesquieu 310-328)� Übrig geblieben von Montesquieus Theorie des Klimas ist aber meist nur die deterministische Daumenregel, dass Hitze die Menschen schwach, willfährig, fatalistisch und phantasievoll werden lasse, Kälte dagegen Tapferkeit, Pflichtbewusstsein und Rationalismus als Charaktereigenschaften fördere (vgl� Gourou)� Die bis ins späte 19�- Jahrhundert noch vorherrschende neohippokratische Medizin versteht Klima lange Zeit als eine der Hauptquellen von Krankheiten: Sogenannte “Miasmen” oder “Exhalationen”, die aus Böden, Gewässern, Mooren oder Quellen der Fäulnisbildung aufsteigen, werden als Ursachen von Krankheiten - insbesondere auch Epidemien - angesehen� Städte, besonders windige oder feuchte Landschaften wie Sümpfe oder Steppen machen daher krank, klare Bergluft oder frische Meeresluft wird als besonders gesund angesehen� “Luft”, lange Zeit ein Synonym für Klima, wird als wichtigster Faktor für menschliche Gesundheit - physischer und psychischer Art - betrachtet, die beispielsweise John Arbuthnots einflussreiches Traktat über The Effects of Air on Human Bodies (1733) auf hunderten von Seiten entfaltet� Humboldts Definition bezieht Klima auf Orte und den menschlichen Körper und schließt so an den antiken Begriff von Klima als Ortsgegebenheit an, der seine Gültigkeit bis ins 19�- Jahrhundert hinein bewahrt� Aber es ist auch ausgerechnet Humboldt, der bereits 1817 einen der folgenreichsten Vorschläge zu einer Neufassung von Klima macht, welcher radikal von dem alten Klima- Konzept abweicht� Mit seiner berühmten Isothermen-Tabelle, später -Karte, führt Humboldt Klima als Zustand einer planetarisch gefassten Atmosphäre 330 Eva Horn ein� Während die alte, geographische Fassung von Klima dieses als Neigungswinkel der Sonne verstanden hat, mehr oder minder gleichbedeutend mit dem Breitengrad, zeigt Humboldt durch Messungen vor Ort in den verschiedensten Regionen der Welt, dass die tatsächlich vorherrschenden Temperaturen rund um den Erdball stark von diesem mathematisch berechenbaren, “solaren” Klima der Breitengrade abweichen� Was Humboldts Isothermen-Karte zum ersten Mal in einer globalen Perspektive anschaulich macht, ist ein messbares, physisches Klima, das durch die Nähe zu Küsten, durch Höhenlage, Pflanzenbewuchs und landschaftliche Eigenheiten entsteht� Humboldt ist so einer der ersten, der die Atmosphäre als planetarisches Phänomen betrachtet und auch abbildbar zu machen sucht (vgl� Schneider)� In diesem Kontext steht Humboldts Klima-Definition im Kosmos - und so öffnet sich neben dem alten, lokalen Klimabegriff in derselben Definition auch die Perspektive auf das, was in der Moderne “Klima” sein wird: die Zustände der Atmosphäre in einer planetarischen Perspektive, etwa wenn von Temperatur, Feuchtigkeit, Luftdruck, der Wärmestrahlung des Bodens etc� die Rede ist� Ihrer exakten Ermittlung wird die im 19�-Jahrhundert einsetzende Klimawissenschaft sich durch den Aufbau eines weltweiten Netzwerks von Messstationen und einer gigantischen Anstrengung der Datensammlung und Auswertung widmen, in dem die Habsburgische Klimatographie nur ein Baustein ist (vgl� Edwards)� Gerade in seiner epistemischen Übergänglichkeit zwischen einem alten, lokalen und einem modernen, planetarischen Klima-Begriff ist Humboldt zweifellos eine - immer wieder angeführte - zentrale Referenz in Stifters Werk� Aber eine andere, ältere Theorie des Klimas erscheint mir für Stifter als mindestens ebenso wichtig: Johann Gottlieb Herders Kulturtheorie des Klimas, die er in seinem unabgeschlossenen Spätwerk Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-91) entfaltet� (Herder ist seinerseits natürlich frühe Inspirationsquelle des Humboldtschen Naturverständnisses, insbesondere der Idee einer “Einheit in der Mannigfaltigkeit”�) Herder knüpft an das antike Verständnis von Klima als Ortsgegebenheit an - aber er wendet dies zu einer Kulturtheorie des Klimas, die Klima gerade in der Spannung von örtlichem (Mikro-)Klima und planetarischem Gefüge versteht� Ausserdem betont Herder - und das ist für Stifter besonders wichtig - die gegenseitige Beeinflussung von menschlicher Kultur und Klima� Herder sieht den Menschen als “Zögling der Luft”, “geneigt”, nicht gezwungen von den klimatischen Bedingungen seines Wohnorts (Herder 244)� Umgekehrt sieht er den Menschen nicht nur als Objekt klimatischer Beeinflussung, sondern versteht Kultur als aktive Transformation von Landschaften und Klimata� Nun ist keine Frage, daß, wie das Klima ein Inbegriff von Kräften und Einflüssen ist, zu dem die Pflanze wie das Tier beiträgt und der allem Lebendigen in einem wechsel- Adalbert Stifters Klimatologie 331 seitigen Zusammenhange dienet, der Mensch auch darin zum Herrn der Erde gesetzt sei, daß er es durch Kunst ändre� Seitdem er das Feuer vom Himmel stahl und seine Faust das Eisen lenkte, seitdem er Tiere und seine Mitbrüder selbst zusammenzwang und sie sowohl als die Pflanze zu seinem Dienst erzog, hat er auf mancherlei Weise zur Veränderung desselben mitgewirkt� Europa war vormals ein feuchter Wald, und andere jetzt kultivierte Gegenden waren's nicht minder: es ist gelichtet, und mit dem Klima haben sich die Einwohner selbst geändert� (Herder 244) Kultur, so Herders Pointe, ist sowohl Ausdruck und Produkt von Klima als auch die Anstrengung zu seiner Veränderung, zu Zähmung und Mäßigung des Klimas� Mensch und Klima stehen so für Herder in einem permanenten Austauschprozess, einer gegenseitigen Durchdringung und Transformation; zugleich ist menschliche Kultur und Gesellschaft nur verstehbar als ein Sich-Einrichten in einem örtlichen Klima� Stifter verhandelt Klima in vielen seiner Werke, mit besonderer Deutlichkeit aber da, wo es tatsächlich um Prozesse und Praktiken der Kultivierung und Verbesserung lokaler Umweltgegebenheiten geht� Was ihn interessiert, sind gerade die Interferenzen zwischen Natur und Kultur, die Möglichkeiten und Spielarten eines ‘menschengemachten’ Klimas� Das beinhaltet eine Aufmerksamkeit auf die Zustände der Luft, die sich etwa auch in seinem malerischen Werk niederschlägt, oder in der präzisen Beobachtung der jahreszeitlichen Wandlungen einer Landschaft, wie etwa am Anfang von Bergkristall� Aber zwei Texte, die Stifters Werk zeitlich wie eine Klammer umrahmen, setzen sich auch ausdrücklich mit der Wissenschaft vom Klima und Wetter auseinander: der humoristische Text Wiener Wetter (hier zitiert als WW) aus der Sammlung Wien und die Wiener (1844) und die späten Winterbriefe aus Kirchschlag (1866)� Die Texte nähern sich ihrem Thema in komplementärer Weise: Behandelt der frühe, satirische Text die singulären Erscheinungsweisen von Klima und Wetter an der besonderen klimatischen Situation der Stadt Wien, mithin im Kleinen, so geht es den Winterbriefen um das große Ganze anhand der einzelnen Kräfte und Stoffe, die in den meteorologischen Erscheinungen wirksam sind� Mit der These, dass Städte ihr ganz eigenes, von der Umgebung wie anderen Großstädten unterschiedenes Klima haben, steigt Stifter in Wiener Wetter unmittelbar in eine Art Stadt-Klimatologie ein� In launischem Ton geht es ihm darum, nicht nur die Eigenart des Wiener Klimas zu fassen, sondern auch die Spezifik von Stadtklima gegenüber Land- oder auch Bergklima zu verstehen - ein Thema, das nicht mehr humorvoll, sondern dann durchgängig negativ konnotiert auch in den späten Winterbriefen wieder auftauchen wird� Methodisch und theoretisch bemerkenswert an dem Text, der trotz des großen Interesses an Stifters literarischer Meteo- 332 Eva Horn rologie bisher eher selten behandelt wurde, sind nun drei Aspekte, die Stifters zwar wohlinformierte, aber auch kritische und - wenn man so will - ‘verquere’ Haltung zum Diskurs der zeitgenössischen Meteorologie und Klimatologie sehr deutlich machen� (1) Bemerkenswert ist erstens die Unterscheidung in “objektives” und “subjektives” Wetter� “Objektives Wetter” sind dabei dauerhafte Gegebenheiten, wie etwa die Tatsache, dass die Stadt ein eigentümliches “Backofenklima” hat (WW 149), das sie von ihrer unmittelbaren Umgebung unterscheidet� Hier knüpft Stifter an Luke Howards Studien zu Stadtklimata und der “urbanen Hitzeinsel” (Climate of London 8) an� Der Autor der für Goethe so wichtigen Studie über Wolkenformen, Essay on the Modifications of Clouds (1803) hatte sich 1817 dem Klima von London gewidmet und gezeigt, dass durch Versiegelung der Böden, die Steinmassen und die warme Dunstglocke größere Städte oft ein deutlich wärmeres Klima haben als ihre geographische Lage erwarten lässt� Stifter referiert dieses Wissen für Wien und ergänzt es um einige physikalische Erklärungen zur Art und Stärke der Winde in der Stadt, nicht ohne sich ausführlich über die meteorologischen Gesellschaften lustig zu machen, die solche Messungen und die dazugehörigen physikalischen Experimente vornehmen (WW 146-151)� Objektives Wetter in Stifters Text ist so eine recht exakte Fassung dessen, was man zeitgenössisch “Klima” nannte� “Subjektives Wetter” dagegen ist “jene[r] Charakter und Zustand unserer Stadt und Bevölkerung, der durch die verschiedenen Wetter angeregt und bedingt ist” (WW 154)� “Subjektives Wetter” sind also Witterungen, flüchtige Wettereinbrüche, auch säsonal typische Wetterlagen und ihre Wirkung auf den Menschen� Epistemisch wichtig ist aber zunächst die grundsätzliche Unterscheidung von Wetter und Klima, von ephemeren Wetterereignissen und lokalen Witterungsbedingungen� Damit ist Stifter trotz des Spotts über die meteorologisch interessierten citizen scientists, ihrer frenetischen Mess- und Datenverarbeitungsanstrengungen, durchaus auf dem aktuellen Stand der Klimatologie� (2) Stifter interessiert sich für meteorologische Phänomene allerdings weniger von der physikalischen Seite als von der sozialen. Das subjektive Wetter ist eigentlich ein soziales Wetter: die Frage nach den Wirkungen des Wetters auf das Leben in der Stadt - und umgekehrt� So kommentiert er das Steigen und Fallen der Gemüsepreise, die winterliche Ballsaison, schlechte Stimmung aufgrund üblen Wetters oder die “Siesta” Wiens im Sommer (WW 155)� Wetter und Klima takten das soziale Leben mit seinen Festen, Stimmungen und jahreszeitlichen Tätigkeiten; die Extremwetter (“regnerische Sturmtage”) sind vor allem eine Quelle der Belustigung (WW 162)� Wichtiger noch ist aber die Tatsache, dass das Klima seinerseits auch ein Produkt des sozialen Lebens ist� Die Luft der Adalbert Stifters Klimatologie 333 Stadt ist eine, die von Menschen beeinflusst und verpestet wird, ein Medium der unangenehmen und schädlichen Nähe der Stadtbürger zueinander: Wir atmen mit unserem Pflichtteil Lebensluft gewiß genug lästige Bedingungen mit ein, die eine halbe Million Organismen auf dem kleinen Flecke erzeugen helfen - […] unsere Väter bauten hie und da so enge Gassen, daß es in manchen geschieht, daß wenn ich morgens mein Fenster öffne, um frische Luft hereinzulassen, ich mir die Nachtluft aus der Schlafkammer meines Nachbars gegenüber hereinfange, der ebenfalls geöffnet hat und mir guten Morgen wünscht� (WW 151) Stifter greift hier ein bereits seit dem 17�-Jahrhundert bekanntes Lamento über die von Rauch, Fäulnisprozessen und Gestank verpestete Stadtluft auf� Aber in diesem frühen Text gibt er ihm eine witzige und zugleich sozialtheoretisch interessante Pointe, wenn hier der eine unmittelbar die Abluft des anderen atmet� Klima ist für Stifter ein Medium des Sozialen� 11 Es ist Träger einer unangenehmen und ungesunden Intimität mit dem Nachbarn, Gesprächsgegenstand, geteiltes Leiden an Güssen und Stürmen, aber auch geteiltes Hochgefühl der Feste und Schlittenpartien� In diesem frühen Text ist Stadtluft das unrühmliche Beispiel eines ungesunden, ‘menschengemachten’ Klimas, andere Texte werden die Frage nach einer Verbesserung des Klimas mit mehr Optimismus behandeln� Auch andere Texte, etwa Granit, thematisieren diese soziale Dimension des Wetters, wo die Pest als eine Katastrophe beschrieben wird, von der unklar bleibt, ob sie “die Menschen gebracht” haben, oder “ist sie in der milden Frühlingsluft gekommen, oder haben sie Winde und Regenwolken daher getragen” (HKG 2/ 2: 37)� Ein soziales Desaster wird (ganz im Sinne der hippokratischen Medizin) durch Lüfte und Winde gebracht� Das menschliche Leben - ihre Gesellschaft wie ihre Kultur - sind, wie bei Herder, aufs Engste mit dem Klima verknüpft� 3) Eine letzte Besonderheit in Stifters Blick aufs Klima ist sein Fokus auf das Partikuläre und Singuläre, auch dieser inspiriert von Herders kultureller Klimatologie� Nicht nur ist Wiener Klima singulär; es muss auch in sich noch weiter differenziert werden� So entfaltet Stifter geradezu eine Mikrologie der Ortsklimata innerhalb der Stadt� Er zeigt, daß wir sogar in unserer eigentümlichen Wettersorte wieder Unterabteilungen und eigene Platz- und Straßenklimate haben� Jeder weiß, daß die Alpen in ihrem nördlichen Abhange gegen die Schweiz ein ein rauheres Klima haben als in ihrem südlichen gegen Italien - und sind ganz Häuserreihen nicht solche Alpen? Wer von uns weiß nicht, daß die Südfronte des Erzherzog-Kalrschen Palastes ein mildes Italienklima hat; die nördliche aber in der Augustinergasse feucht und kühl ist wie ein Miniaturdänemark? (WW 153) 334 Eva Horn Die Straßen- und Gassenklimata zerteilen die Stadt in kleinste Binnenklimazonen, die jeweils ihre ganz eigenen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse haben� Aber dieses Kleine, dieses Gefüge von Mikroklimata innerhalb einiger weniger Gassen bildet zugleich eine Großstruktur ab: Europa� Im Inneren der Stadt findet sich ein klimatisches Abbild des Kontinents� Mit dieser klimatischen Mikrologie, die zugleich immer einen Bezug zur Makro-Dimension der Atmosphäre aufrechterhält, berührt Stifter nicht nur Herders intrikate Verbindung von Kultur und Klima, sondern auch Herders Fokus auf Mikroklimata� In den Ideen ist Klima immer zugleich planetarischer Gesamtzusammenhang, der alles Lebendige miteinander verbindet, als auch ein unendlich differenziertes Gefüge der Orts- und Mikroklimata, bis hin zum Umgebungsklima jedes einzelnen Organismus� Hier gibt die Nähe des Meers, dort ein Wind, hier die Höhe oder Tiefe des Landes, an einem vierten Ort nachbarliche Berge, am fünften, Regen und Dünste dem allgemeinen Gesetz eine so neue Lokalbestimmung, daß oft die nachbarlichsten Orte das gegenseitigste Klima empfinden� Überdem ist … klar, daß jedes lebendige Wesen eine eigne Art hat, Wärme zu empfangen und von sich zu treiben … ja daß … es auch ein Vermögen äußert, relative Wärme und Kälte zu erzeugen� (Herder 239) Die Differenzierung in Mikroklimata verdankt sich der Einwirkung lebendiger Organismen auf das Klima vor Ort, so Herder� Das Lebendige macht sich sein Klima, so wie umgekehrt das Klima das Lebendige formt und “neigt”� Gerade die Differenzierung in Mikroklimata aber, das ist Herders Pointe, ist es, die alles Lebendige auf dem Planeten miteinander verbindet und in Beziehung setzt� Das Lokale, so könnte man es zuspitzen, macht in seinem Zusammenhang das Planetarische aus� Umgekehrt drückt sich das Planetarische, der weltumspannende Zusammenhang der Atmosphäre, nur im Lokalen aus� Diese innige Verbindung von Mikro- und Makroebene, die sich bei Herder findet, die aber auch noch das Werk und den Klimabegriff Humboldts kennzeichnet, führt in den Kern von Stifters Poetologie� Der klimatischen Mikrologie, die Stifter in Wiener Wetter entfaltet, steht in den späten Winterbriefen eine Makrologie gegenüber, der es gerade um die Auffaltung der allgemeinen Gesetze der Meteorologie geht� Betont wird hier zwar auch die Lokalität der Perspektive - der Blick auf die Welt von einem Berg, aus einer Höhenluft heraus, die gleichsam die Niederungen lokaler Verhältnisse souverän hinter sich lässt� Aber die Themen sind in ihrer elementaren Allgemeinheit kaum größer zu fassen: Licht, Wärme, Elektrizität, Luft und Wasser� In jedem dieser Themen werden immer wieder meteorologische Phänomene als Beispiel aufgerufen: Beim Licht die Klarheit der Bergluft im Gegensatz zum “schmutzig Adalbert Stifters Klimatologie 335 blauen Schleier über Linz” (HKG 8/ 2: 320), bei der Wärme die Wärmefalle, die Glas erzeugt, oder auch (noch einmal) das Phänomen der urbanen Hitzeinsel, bei der Elektrizität der Blitz, bei der Luft das “Luftmeer” der Atmosphäre, aber auch die Miasmen, die die Luft verpesten, und beim Wasser die verschiedenen Arten des Niederschlags, Regen, Hagel, Schnee, Nebel� 12 Das Verhältnis zu den meteorologischen Wissenschaften hat sich nun gewandelt, getreulich und klar referieren die verschiedenen Kapitel das entsprechende Wissen aus der für Stifter so wichtigen Naturlehre Andreas Baumgartners (1824)� Macht er sich noch 1844 über das Mess-Unwesen der meteorologischen Gesellschaft lustig, so verzeichnet er in den Winterbriefen selbst minutiös die Wärmemessungen “im Monate Jänner auf einem 80gradigen Thermometer” (HKG 8/ 2: 326)� Die naturwissenschaftlich-messende Erforschung von Klima und Wetter führt so ungebrochen direkt hinüber zu Fragen des Ästhetischen� Denn das letzte Kapitel der Winterbriefe ist dem Schönheitssinn gewidmet� Das Inbild des Schönen ist dabei nicht zufällig ein Phänomen, das - ganz im Sinne der habsburgischen Klimatographie - Geographie und Meteorologie verbindet, den Überblick über eine Landschaft (die hier fast ganz Ost-Österreich umfasst) und die Beobachtung meteorologischer Phänomene� In der Schlussvision des Texts beschreibt Stifter einen Blick vom Gebirge über die Ebene, die unzählbaren Abwechslungen der Höhen und Hügel des unteren Mühlkreises, die ausgebreitete Ebene, in der die Glanzstreifen der Donau und Traun schimmern, und zum Schlusse in der Mittagsgegend der Gürtel der Alpen, von den Bergen … bis zum Schneeberge und den Höhen, die in die ungarische Ebene ausgehen. (HKG 8/ 2: 341 f�)� Auf dieser panoptischen Ebene entfalten sich nun zwei meteorologische “Erscheinungen”: einerseits ein Nebelmeer “wie funkelndes, geschmolzenes Silber” von den Alpen bis “gegen Ungarn und Baiern”, von dem Stifter schreibt, er habe “außer dem Meere […] nie etwas Schöneres auf der Erde gesehen” (HKG 8/ 2: 342)� Konterkariert wird diese Vision des schlechthin Schönen in einem zweiten Bild durch ein Naturschauspiel des Erhabenen: die gleiche Landschaft, aber “über Linz war ein Abgrund in den Nebel gerissen” (HKG 8/ 2: 343), “rechts von dem Schlunde stieg eine Säule empor, unfaßbar an Größe des Durchmessers und der Höhe, wie eine Wasserhose, die Länder verschlingen will…” (HKG 8/ 2: 343)� Der Raum des Ästhetischen - als Schönes und Erhabenes - ist für Stifter in letzter Konsequenz ein Wetterereignis� In kühner Umkehrung der Hegelschen Ästhetik, die das Naturschöne als Vorstufe des Kunstschönen ansieht, macht Stifter in den Schlusssätzen der Winterbriefe die Kunst nun zum Propädeutikum des Naturschönen� 336 Eva Horn […] weil in den Künsten das Schöne der Natur beschränkter, kleiner und nur vom Menschen hervorgebracht erscheint, so wird es von den meisten Gemütern viel leichter aufgefaßt als in der Natur, ja es ist ein gewöhnlicher Weg, daß ein Mensch erst aus dem Empfinden der Schönheit in der Kunst zum Empfinden der unendlich größeren Schönheit in der Natur hinüber geführt wird� (HKG 8/ 2: 344) Das Wetter ist also das Große, für das der Mensch sich im Kleinen an der Kunst schult� Damit kommt Stifter in diesem späten Text noch einmal auf seine ästhetische Lieblingssemantik zurück, die er prominent in der Vorrede der Bunten Steine entwickelt hatte: die Gegenüberstellung von “Großem” und “Kleinem”� Der Fokus auf das Kleine, das Nebensächliche, Unbedeutende durchzieht bekanntlich sein ganzes Werk und kann, wenn man so will, als Stifters eigentliches Bekenntnis zum Realismus verstanden werden: eine Andacht zum Detail, zum Kleinteiligen, zur Nuance, zum Hintergrund, wohl auch zum Bestehenden, Beharrenden statt zum Ereignis� Im Lichte einer literarischen Klimatologie, die auch ästhetisches Programm ist, lassen sich die berühmten Stellen über das “Große” und “Kleine” in der Vorrede neu lesen - nämlich als eine Unterscheidung von Wetter und Klima� Weil wir aber schon einmal von dem Großen und Kleinen reden, so will ich meine Ansichten darlegen, die wahrscheinlich von denen vieler anderer Menschen abweichen� Das Wehen der Luft das Rieseln des Wassers das Wachsen der Getreide das Wogen des Meeres das Grünen der Erde das Glänzen des Himmels das Schimmem der Gestirne halte ich für groß: das prächtig einherziehende Gewitter, den Blitz, welcher Häuser spaltet, den Sturm, der die Brandung treibt, den feuerspeienden Berg, das Erdbeben, welches Lander verschüttet, halte ich nicht für größer als obige Erscheinungen, ja ich halte sie für kleiner, weil sie nur Wirkungen viel höherer Gesetze sind� (HKG 2/ 2: 10) Beide Beispielgruppen, die hier genannt werden, bedienen sich ausgiebig aus dem Fundus meteorologischer Phänomene� Aber die Kette des Kleinen - “das Wehen der Luft das Rieseln des Wassers das Wachsen der Getreide” etc� - sind stetige, kontinuierliche oder zyklische Erscheinungen (Luft weht immer, Getreide wächst im Zyklus der Jahreszeiten, das Meer wogt unaufhörlich, der Himmel glänzt täglich etc�)� Das “Kleine” ist Beständigkeit, Zustand oder Fluss - kurz: Klima� Gereiht sind die Beispiele ohne trennende Kommata, ein Kontinuum des Gegebenen, beweglich Beharrenden oder Wiederkehrenden� Juliane Vogel hat darauf hingewiesen, dass diese Struktur sich überall in Stifters Werk findet� Das Komma als Stilmittel der Inventarisierung erzeugt durch seine Auslassung eine Aufzählung, deren Ordnung gleichsam noch flexibel, nicht festgelegt ist, sondern dynamisch und schwebend� 13 Das vermeintlich “Große” dagegen sind diskrete Ereignisse, einzelne Momente, deren Inbegriff die Einbrüche von Extrem- Adalbert Stifters Klimatologie 337 wetter sind: Gewitter, Blitz, Sturm, Erdbeben - gereiht mit Kommata, getrennt, diskontinuierlich, ereignishaft� So führt die Frage nach Wetter oder Klima direkt ins Herz der Stifterschen Poetologie hinein - eine Poetologie, die eben nicht nur ‘literarische Meteorologie’ unsicheren Wissens, sondern auch ‘literarische Klimatologie’ des Bestehenden, Bleibenden, Kontinuierlichen ist� Die Semantik von “groß” und “klein” trennt Zustände von Ereignissen, Diskretes vom Kontinuierlichen, den Donnerschlag vom ruhigen Fließen� Das vielbeschworene “sanfte Gesetz” ist so weniger ein Plädoyer des moralischen Konservatismus als eine Theorie der Wirkungsweise von Natur und ihrer Darstellung: Während die großen Disruptionen darstellungstechnisch evidenter und prägnanter sind, eben “groß”, so sind die kontinuierlichen Naturprozesse in ihrer Wirksamkeit tiefgreifender und nachhaltiger� 14 Die Semantik von “groß” und “klein” beschreibt somit eine Form von Zeitlichkeit und Ereignishaftigkeit: das Langsame, Prozesshafte gegen das Plötzliche, das Stetige gegen die Disruption, Klima gegen Wetter� Der Herdersche Klimabegriff versteht Klima nicht nur als differenziertes Ortsprinzip, als genius loci, sondern immer auch als Produkt und Kontext menschlicher Kultur� Menschen machen ihr Klima, so wie das Klima sie umgekehrt auch prägt - und zwar an dem Ort, an dem sie sich ansiedeln� An beide Aspekte knüpft Stifter an mit seinem dezidierten Interesse daran, wie Menschen ihre Luft (in der Stadt) und ihre unmittelbare Lebensumgebung (auf dem Land) verändern und prägen� Seine Erzählungen sind voller Beispiele solcher Veränderungsmaßnahmen: das Moor mit seiner gefährlichen Luft, das der Maler Roderer zu malen sucht, bevor es sein künftiger Schwiegervater trockenlegen und vernichten wird; der liebevoll angelegte Garten im warmen Mikroklima einer windgeschützten Sandlehne um jenen “stattlichen Hof”, an dem die Erzählung Kazensilber spielt; die wunderbar fruchtbare Gärtnerei, die die junge Maria in der unwirtlichen Landschaft des Gebirges durch stetige Kultivierung der Böden aufbaut, und nicht zuletzt das Rosenhaus des Nachsommers� Alle diese Erzählungen handeln stets nicht nur vom richtigen Umgang mit einer gefährlichen oder lebensfeindlichen Natur sondern auch von der Frage, wie das Hegen und Pflegen der Natur auch zu einem Bildungs- oder Sänftigungsprojekt des Menschen werden kann� Die vielleicht prägnanteste Erzählung in dieser Hinsicht ist zweifellos die Novelle Brigitta (1843/ 1847)� Ich möchte sie abschließend kurz betrachten, um zu zeigen, in welcher Weise eine ‘klimatologische’ Lektüre einen Text Stifters aufschließen kann� Die Geschichte wird von einem intradiegetischen Erzähler erzählt, der - was die Vorgeschichten der beiden eigentlichen Protagonisten betrifft - auch die Erzählungen Dritter wiedergibt und auf Wissen vorgreift, das ihm erst nachträglich zugänglich ist� Im Zentrum steht die Geschichte einer unwahrscheinlichen 338 Eva Horn und höchst komplizierten Ehe, die erst am Ende der Erzählung in ihrer Gänze verständlich wird� Der von allen umschwärmte Stephan Murai heiratet die unattraktive und idiosynkratische Brigitta Marosheli, allerdings scheitert die Ehe wenige Jahre nach der Geburt eines gemeinsamen Sohnes� Jahre später werden die beiden geschiedenen Gatten dann Nachbarn in der ungarischen Puszta um Hortobágy� Mit viel Hingabe und Reformgeist führen sie zwei in der gleichen Gegend liegende Mustergüter und tauschen sich als Nachbarn regelmäßig über Fragen der Landwirtschaft aus� 15 Außer großer gegenseitiger Wertschätzung weist jedoch nichts darauf hin, dass die beiden sich einmal nahestanden� Erst am dramatischen Ende der Erzählung stellt sich heraus, dass sie verheiratet waren� Über dem aus Lebensgefahr geretteten Sohn - der nicht mal weiß, dass der geschätzte Nachbar sein Vater ist - kommen die beiden Ex-Gatten schließlich wieder zusammen� Nur Stifters sorgsame und raffinierte Erzähltechnik, gleichsam portionsweise die Vorgeschichten der Protagonisen nachzureichen (die Bekanntschaft des Erzählers mit Murai, Murais Reise- und Liebesleben, und schließlich auch Brigittas Kindheit, Ehe und weiterer Lebensweg), ermöglicht die Überraschung, am Ende zu entdecken, dass die Nachbarn in Wirklichkeit einst verheiratet waren� Während der Liebesplot zwar ergreifend, aber ziemlich kontraintuitiv ist, und die eingestreuten Ausführungen zu “Schönheit” und “Häßlichkeit” kaum einen Schlüssel für diese Schwierigkeit liefern, gilt die eigentliche Aufmerksamkeit des Erzählers der ungarischen Landschaft, einer flachen, unwirtlichen Ebene, die schon durch ihre Monotonie den wandernden Erzähler an die Grenze seiner Wahrnehmungsfähigkeit bringt: “endlose Luft” und “Oede”, die durch ihre Monotonie sinnlich erschöpfen, aber die Phantasie anregen: Wie die endlose Luft um mich schmeichelte, wie die Steppe duftete, und ein Glanz der Einsamkeit überall und allüberall hinaus webte: - aber wie das morgen wieder so wurde […] gewöhnte sich der Geist daran, das Auge begann zu erliegen und von dem Nichts so übersättigt zu werden� (HKG 1/ 5: 413) Die Wanderung des Erzählers nach Uwar, dem Gut Murais, und die zahlreichen Ausflüge der beiden Männer dienen vor allem dazu, diese ungarische Steppenlandschaft beschreibend zu erschließen� Diese Beschreibung enthält präzise Beobachtungen der Landschaftsformation, der ortstypischen Pflanzen und Tiere sowie zahlreiche Beschreibungen der Art und Weise, wie Brigitta und “der Major” (de facto Stephan Murai) auf ihren beiden Gütern diese Flora und Fauna hegen und pflegen� Insbesondere Brigittas Gut Marosheli wird immer wieder wie ein ausgedehnter, idealtypischer Garten beschrieben� Es beginnt mit einem “Gartenwald”, Feldern mit besonders schönem Mais, Weinfelder, “eine Wiese, als wäre Sammt gebreitet, sie war mit eingehegten Wegen durchschnitten, in Adalbert Stifters Klimatologie 339 denen die Rinder des Landes wandelten, aber glatt und schlank, wie Hirsche” (HKG 1/ 5: 419)� Betont wird gerade der Kontrast der beiden Mustergüter zu der umgebenden kargen Steppenlandschaft - und am deutlichsten wird dieser Kontrast in einem atmosphärischen und klimatischen Aspekt, der Qualität der Luft: “Das ganze hob sich wunderbar von dem Steinfelde ab, das ich heute durchwandelt hatte, und das jetzt in der Abendluft draussen lag und in den röthlich spinnenden Strahlen heiß und trocken herein sah zu dieser kühlen grünen Frische” (HKG 1/ 5: 419)� Hergestellt werden diese idealen Bedingungen immer wieder durch Praktiken der Bodenbearbeitung (wie in Zwei Schwestern gibt es lange Ausführungen zur Verbesserung der Böden), vor allem aber auch der Einhegung� Insbesondere Brigitta - die das Wort Gitter schon im Namen trägt (vgl� Vogel) - zieht eine Mauer um einen großen Teil ihres Parks, um dort zahme Rehe vor den draußen in der Puszta umherziehenden Wölfen zu schützen (HKG 1/ 5: 464)� Während die Güter geschützte, wohlkultivierte, üppige Garten-Natur sind, ist die umliegende Steppenlandschaft um so wilder und gefährlicher� Sie erscheint nicht nur öde und einförmig, sondern ist gekennzeichnet von einer teilweise eindrucksvollen, teilweise gefährlichen Atmosphäre� Die Haide ist eine unheimliche “fahle Scheibe” (HKG 1/ 5: 422), eine “Wüste” (HKG 1/ 5: 420), und ihr symbolischer und erzähltechnischer Mittelpunkt ist der Galgen, an dem der Erzähler anfangs vorbei muss, um nach Uwar zu kommen, und an dem der Sohn Brigittas und Stephans dann, in einer scharfen Wendung der Handlung, von Wölfen angegriffen wird� Sie wird gekennzeichnet mit allen Attributen einer überwältigenden, aber auch unheimlichen, erhabenen Natur: […] auf der ganzen schwarzen Scheibe der Haide war die Riesenglocke des brennend gelben, flammenden Himmels gestellt, so sehr in die Augen wogend und sie beherrschend, daß jedes Ding der Erde schwarz und fremd wird� Ein Grashalm der Haide steht wie ein Balken gegen die Glut, ein gelegentlich vorüber gehendes Thier zeichnet ein schwarzes Ungeheuer auf den Goldgrund … (HKG 1/ 5: 429) Aber diese unheimliche, öde, unkultivierte Natur “draussen” ist nicht nur eindrucksvoll in ihren atmosphärischen Spektakeln, sie ist auch ausdrücklich gefährlich� Das Gefährliche an ihr, vor dem der Erzähler von den Ortsansässigen immer wieder gewarnt wird, ist die Luft� Immer wieder ist die Rede von der “Fieberluft der Ebene” (HKG 1/ 5: 429) oder der “tückischen Thauluft” (HKG 1/ 5: 465), vor der man sich in Acht zu nehmen habe� Gegen diese Fieberluft nun gibt es ein probates Mittel, die Bunda, ein großer Mantel mit Innenfell, gleichermaßen folkloristisches Kleidungsstück und Prophylaxe gegen die klimatischen Krankheiten der Region� Noch einmal kehrt hier die Vorstellung wieder, die Stifter mit der zeitgenössischen Medizin teilt, dass es gewisse Lüfte gibt - Step- 340 Eva Horn penluft, Stadtluft, Moorluft - die buchstäblich krank machen können� Immer wieder raten sich die Protagonisten gegenseitig, eine Bunda zu tragen, selbst Nebenpersonen fallen dadurch auf, dass sie trotz Sommerwetter einen “Zottelpelz” (HKG 1/ 5: 420) tragen� Der Erzähler schläft unter einer Bunda, und sogar der Garten Uwars wird als eine Bunda beschrieben: Wie eine andere, nur riesengroße Bunda lag der dunkle Fleck des Waldes oder Gartens unten auf die Steppe gebreitet - draußen schillerte das Grau der Haide - dann waren allerlei Streifen, ich wußte nicht, waren es Gegenstände dieser Erde, oder Schichten von Wolken� (HKG 1/ 5: 425) Wie in der Habsburgischen Klimatographie, deren minutiöse Erfassung mit den klimatischen Gegebenheiten auch die Landschaftsstruktur, Landwirtschaftsprodukte, Flora, Wasserquellen und Böden erfasst, sind hier die “Gegenstände der Erde” und die Phänomene der Atmosphäre untrennbar voneinander� Die Bunda ist das vestimentäre Pendant und Inbild der Gärten und Parks, die die Protagonisten anlegen: erfolgreiche Versuche, sich gegen die Fährnisse der Landschaft und ihrer Luft zu schützen� Dieser Schutz geschieht durch Akte der Bearbeitung und ‘Beackerung’ (insbesondere in den zahlreichen landwirtschaftlichen Praktiken, die in der Erzählung thematisiert werden), vor allem aber durch Praktiken der Insulation und Abschirmung: Zäune, Mauern, Gebäude, Kleidungsstücke� Was im Inneren dabei entsteht, ist ein lebensförderndes, gemäßigtes Mikroklima, das sich wohltuend - erfrischend oder wärmend - der feindlichen Außenluft entgegenstellt� All diese Beobachtungen könnten Details sein, die der schwierigen Ehegeschichte Stephans und Brigittas lediglich als pittoreske Bühne dienen� Aber sie führen auch exakt in den Kern der affektiven Problematik zwischen den Protagonisten� 16 Denn diese werden von Stifter sehr präzise mit bestimmten Landschaftstypen verknüpft� Brigitta ist weniger physisch hässlich (betont werden ihre “schönen Zähne” und “schönen düstern Augen” [HKG 1/ 5: 447]), sie ist vor allem von einer unangenehmen, idiosynkratischen Intensität und Verschlossenheit: “eher unschön als angenehm”, schildert sie ein Nachbar (HKG 1/ 5: 443), “eine fremde Pflanze” in ihrer Familie, männlich, aufgewachsen im Gefühl der Ungeliebtheit und Ablehnung durch Eltern, Geschwister und Gesellschaft� In ihr, so heißt es, ist “Wüste” (HKG 1/ 5: 447)� In Krisensituationen bleiben ihre Augen “trocken” und “heiß” wie die Steppe (HKG 1/ 5: 459 f�)� Einzig und allein die Liebe zu Stephan Murai verflüssigt diese komplizierte und verletzte Persönlichkeit für einen kurzen Moment zu einem Strömen, “ihr inniges und heißes Lieben, das wie ein goldner Strom in vollen Ufern quoll” (HKG 1/ 5: 455)� 17 So ist Brigittas Persönlichkeit exakt wie die Steppenheimat, in der sie sich, vereinsamt nach ihrer Scheidung und dem Verlust ihrer Familie, ansiedelt� Adalbert Stifters Klimatologie 341 Aber auch Stephan Murai wird durch eine spezifische Landschaft charakterisiert, inmitten derer er dem Erzähler zum ersten Mal begegnet und in der Erzählung eingeführt wird� Es ist nicht zufällig die vulkanische, karge, feurige Landschaft des Vesuvs, eine “furchtbar zerworfene dunkle Oede […] die um so schroffer wurde, als der unsäglich anmuthige tiefblaue Südhimmel gerade über ihr stand…” (HKG 1/ 5: 414)� Die Widersprüchlichkeit der Landschaft spiegelt die Widersprüchlichkeit des Charakters Murais� Äußerst attraktiv und anziehend auf die Frauenwelt, ist er jedoch von einem heimlichen Kummer geplagt - dem Scheitern der Beziehung zu Brigitta, wie wir schließlich erfahren -, “glühend”, “dichterisch”, “kindlich”, “unbewußt”, “einfach”, “einsam”, “ja oft einfältig” (HKG 1/ 5: 415)� Ein Sammler von “Lava und Alterthümern” (HKG 1/ 5: 416)� So korrespondiert der inneren Ödnis und “Wüste” Brigittas der zwiespältige, zugleich anziehende und schroffe Charakter Stephan Murais, verkörpert in der sonnenüberstrahlten Vulkanlandschaft� Und nur im Hinblick auf diese zwei wilden, unwohnlichen Landschaften sieht man dann auch, was zwischen den beiden schief geht� Murais überraschende Faszination für die ungeliebte und verschlossene Brigitta ist nämlich von höchst ambivalenter Natur� Nach der Hochzeit gesteht er ihr: “Da ich dich das erste Mal sah, wußte ich schon, daß mir dieses Weib nicht gleichgültig bleiben werde; aber ich erkannte noch nicht, werde ich dich unendlich lieben oder unendlich hassen müssen” (HKG 1/ 5: 456)� Bei der Trennung bricht es dann aus ihm heraus: “Weib, ich hasse dich unaussprechlich, ich hasse dich unaussprechlich” (HKG 1/ 5: 459)� Der leidenschaftlichen Ambivalenz Murais gegenüber seiner Frau, die zwischen Liebe und Hass schwankt, korrespondiert Brigittas maßloser Anspruch an eine “allerhöchste Liebe”: “Ich weiß, daß ich häßlich bin, darum würde ich eine höhere Liebe fordern, als das schönste Mädchen dieser Erde� Ich weiß es nicht, wie hoch, aber mir ist, als sollte sie ohne Maß und Ende sein” (HKG 1/ 5: 454)� In ihrer leidenschaftlichen Maßlosigkeit, die gleichsam zwischen ‘heiß’ und ‘kalt’ schwankt, gleichen sich diese Gatten, und an ihr scheitern sie dann auch� Danach ziehen sich beide in ihre jeweilige Ödnis zurück, Brigitta in die Steppe, Murai in die Vulkanlandschaft Italiens� Das Kultivierungsprojekt, das bei Brigitta eher auf die Zähmung und Mäßigung der Natur zielt, bei Murai auch sozialreformerische und politische Züge annimmt (Vorbild für die Figur ist, nach Moritz Enzinger, der ungarische Reformer Stephan Széchényi) 18 und somit eine ganze Nation bilden will, zähmen die beiden so auch ihre harschen und leidenschaftlichen Persönlichkeiten - ein Plot, der wie die Keimzelle des Romans Nachsommer wirkt� Die Kultivierung der Landschaft und des lokalen Klimas ist somit immer auch die Kultivierung des Sozialen� Dies wird insbesondere bei Murais politischen Aktivitäten deutlich, in seiner Rolle als natürlicher Führer seiner eigenen Untergebenen� Aber die 342 Eva Horn eigentliche Schlusswendung der Geschichte verdankt sich einer letzten, lebensbedrohlichen Konfrontation mit den Gefährlichkeiten der in letzter Konsequenz nicht zähmbaren Puszta� Strukturell ist die Szene das Pendant eines der zahlreichen Wettereinbrüche in Stifters Werk� Nicht zufällig am Galgenplatz wird Gustav, der Sohn der beiden, von Wölfen angegriffen, gegen die seine Mutter in weiser, aber vergeblicher Voraussicht den Garten ummauert hatte� Bemerkenswert ist, dass die Wölfe weniger als Tiere denn als Emanationen der scharfen, gefährlichen Luft - in diesem Fall eines dichten Nebels - geschildert werden: Drei - vier Sekunden mochte es gedauert haben, ich hatte blos Zeit, mein Jagdgewehr unter sie abzudrücken, und die unheimlichen Thiere waren in den Nebel zerstoben, als wären sie von ihm eingetrunken worden� […] Die Pferde schossen in Todesangst dahin, und da wir so ritten, sah ich es mehr als ein Mal wie einen jagenden Schatten neben mir, grau im grauen Nebel� (HKG 1/ 5: 468 f�) Die Wölfe sind Ausdruck der Gefährlichkeit des lokalen Klimas, sie emergieren aus dem Nebel und ziehen herab in die Ebene als Vorboten, eines harten Winters, wie Murai erklärt� Und wie die Steppenluft bringen auch sie dem Jungen ein Fieber (HKG 1/ 5: 471)� In der Wolfsszene zeigt sich aber auch noch einmal der gewitterartige, wilde Charakter Murais, der wie ein “Meteor” oder “Raubtier” sich zwischen seinen Sohn und die Tiere stürzt� So hat die letzte, massive Konfrontation mit den Gefahren des lokalen Klimas am Ende einen kathartischen Charakter für beide Protagonisten� Endlich gestehen sie sich ihre Liebe, endlich verraten sie dem Jungen, dass Murai sein Vater ist, und dem Erzähler, dass sie mal verheiratet waren� Murais Leidenschaftlichkeit richtet sich nun nurmehr gegen die Fährnisse der Steppe, Brigitta gesteht endlich die Maßlosigkeit ihres Liebesanspruchs ein, die “Sünde des Stolzes” (HKG 1/ 5: 473)� Schon an dieser Stelle taucht prominent die Formulierung “ein sanftes Gesetz” auf, das sanfte Gesetz der Schönheit� Aber das eigentlich sanfte Gesetz, das hier wirksam ist, ist die Fähigkeit zur Selbstkultivierung und Mäßigung durch die Domestizierung der Natur� Die Natur, gerade in ihrer Rauheit, ist Inbild der menschlichen Persönlichkeit� Wie in der alten Klimatheorie, die Mentalitäten auf klimatische Einflüsse zurückführt, wird hier der Charakter selbst durch die sanfte Änderung des Klimas verändert� Mit dem Klima haben sich die Menschen geändert, heißt es sinngemäß in Herders Kulturtheorie des Klimas� Stifter wendet diese Kulturtheorie zum Narrativ einer individuellen Selbstbezähmung� Indem sie Landschaft und Klima ihrer Heimat verbessert haben, sind Stephan und Brigitta selbst “gut geworden” (HKG 1/ 5: 473)� Aber umgekehrt lässt sich die individuelle Mäßigung der Person und ihres Mikroklimas auch steigern zur Kultivierung einer Region und einer Nation� Denn das Kultivierungsprojekt, die Luft zu verbessern, bedeutet auch, reichere und Adalbert Stifters Klimatologie 343 bessere Ernten zu erzeugen und die Lebensbedingungen aller Steppenbewohner abzusichern� Dieses letzte und in jeder Hinsicht große Ziel wird insbesondere an den sozialreformerischen Aktivitäten Murais deutlich� Klimakultivierung ist so in letzter Konsequenz die Basis eines nationalen Projekts, der “Hammer, womit die Zukunft dieses Volk geschmiedet wird” (HKG 1/ 5: 417)� Das “sanfte Gesetz”, das somit in Brigitta am Werk ist, ist damit das einer Bildung und Verbesserung, die vom Elementaren und Atmosphärischen bis zu Ackerbau und Landschaftspflege reicht, und über die Bildung der individuellen Persönlichkeit bis hin zum Sozialen und Nationalen� Eine klimatologische Lektüre bedeutet, einem Aspekt zu folgen, der in Stifters Werk vielleicht so allgegenwärtig ist, dass es leicht fällt, ihn zu übersehen� Landschaften, Lüfte, Atmosphären und die Techniken ihrer Kultivierung sind ein Projekt des 19�- Jahrhunderts, das kaum ein Autor so ausdrücklich, aber auch so subtil verfolgt hat wie Stifter� Dennoch läßt sich - nicht nur in seinem ausdrücklichen Spott über die meteorologischen Hobbies seiner Mitbürger - auch ein Einspruch gegen das klimatologische und meteorologische Projekt einer Habsburgischen Klimatologie lesen, vielleicht sogar gegen die grundlegende epistemische Struktur einer Vermessung und Verdatung des Klimas� Daten allein, so könnte man es zuspitzen, erfassen das, was Klima für den Menschen ist, nicht wirklich� Auch wenn die (vor allem als Naturwissenschafts-Pädagogik gedachten) Winterbriefe getreulich Messungen auflisten, so gipfeln sie am Ende doch in einer Feier dessen, was Daten eben nicht verzeichnen können: die Schönheit und Erhabenheit eines meteorologischen Spektakels� Und auch wenn eine Klimatographie vor allem die große Synopse des Reichs und die landwirtschaftliche Verbesserung seiner vielfältigen Regionen im Blick hat, so verpaßt sie, das wäre Stifters Einspruch, jene kulturelle und individuelle Wirksamkeit des Klimas, das die Seelen der Menschen formt und “neigt”� Diese sanfte, aber auch prägende Wirksamkeit der Luft auf Körper und Seele des Menschen, das zeigen zumindest Erzählungen wie Brigitta oder auch Zwei Schwestern, kann nicht zuletzt zum Medium einer Selbstkultivierung werden, eine Besänftigung der Luft wie des eigenen Ichs� Und nicht zuletzt hat eine meteorologische Klimatologie, die Klima auf Wetterdurchschnitte reduziert, gänzlich das Gespür dafür verloren, wie Gesundheit, Wohlsein und Selbstempfindung des Menschen im Austausch mit den Kräften des Orts geschehen, an dem er lebt� In dem historischen Moment, wo Klima begann, zu einem reinen Datensatz zu werden, greift Stifter noch einmal zurück auf ein Wissen zurück, das heute restlos verschwunden scheint: ein Wissen darüber, was es heißt, im Klima zu sein� 344 Eva Horn Notes 1 Vgl� Gamper, “Literarische Meteorologie”, ders�, “Wetterrätsel”, ders�, “Meteorologie/ Wetter”, Schneider, “Bildlöschung”, Schuster, “Lichtschleier”, Grill, Wetterseiten, Grill: “Unvorhersehbares Wetter”, Frost, Whiteout, Öhlschläger, “Weiße Räume”� 2 Stifter, Adalbert� “Granit”� Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe, hrsg� von Alfred Doppler und Wolfgang Frühwald, seit 2001 von Alfred Doppler und Hartmut Laufhütte, Kohlhammer 1978 ff�, Vol�-2�2, 21-60, hier 37� Diese Ausgabe wird im Folgenden mit der Sigle HKG sowie Band und Seitenzahl zitiert� 3 Nach dem beinahe tödlichen Hagel in Kazensilber, der die ganze Landschaft “zermalmt” und “zerschmettert,” heißt es vom folgenden Frühjahr: “An den verstümmelten Bäumen wuchsen zahlreiche kleine Zweige hervor, die so schön waren und so lebhaft wuchsen, als wäre das Abschlagen der Zweige kein Unglück gewesen, sondern als hätte ein weiser Gärtner dieselben beschnitten, daß sie nur desto besser empor trieben” (HKG 2/ 2: 265 f�, 286), cf� Kugler, “Katastrophische Ordnung”� 4 Vgl� dazu Gamper, “Literarische Meteorologie” 277� Und allgemein: Gamper, Vorsicht. 5 Insbesondere Gamper, “Literarische Meteorologie” und Grill, Wetterseiten� 6 So die Definition des IPCC (“Climate”)� 7 Zur Vielfältigkeit des Klimabegriffs vgl� Jankovic und Jankovic/ Fleming� 8 Nicht zufällig erscheint daher auch Julius von Hanns Handbuch 1883 in der vom deutschen Geographen Friedrich Ratzel begründeten “Bibliothek geographischer Handbücher”� 9 Zur Wissensgeschichte der Habsburgischen Klimatologie vgl� die brillante Studie von Deborah Coen: Climate in Motion. 10 Zum Verhältnis Stifters zu Alexander von Humboldt und seinem Kosmos- Projekt vgl� Grill, “Unvorhersehbares Wetter”� Grill konzentriert sich jedoch - sehr im Gefolge Gampers - ausschließlich auf die epistemischen Brüche im Kosmos-Projekt und die Frage der Wettervorhersage� 11 Vgl� zu diesem Aspekt Horn, “Winds, Miasma, Pollution” (im Druck)� 12 Wie ein roter Faden zieht sich auch durch die Winterbriefe eine Kritik der “Giftlüfte der Städte und Niederungen”, die allerdings hier nicht mehr in humoristische Bilder gefasst wird, sondern als diätetische und intellektuelle Verwerfung des Stadtlebens auftritt� Die als Luftkurort gepriesene Bergluft fernab der Zivilisation dagegen verschafft nicht nur gesundes “rosenrothes Blut” (HKG 8/ 2: 334), sondern auch den notwendigen geistigen Überblick über die Dinge der Natur und der Kultur� Adalbert Stifters Klimatologie 345 13 Vogel, “Vermißte Zeichen”� 14 Zur Eingrenzung der Rolle der Vorrede für Stifters Poetologie auch im Rahmen realistischer Programmatik vgl� Begemann, “Adalbert Stifter”� 15 Zur Wichtigkeit vorbildlicher Güter und Haushalte für Stifters Naturverständnis vgl� Michler, “Naturkonzepte”� 16 Ein anderer, einleuchtender Ansatz ist der, in der Wandlung von Leidenschaft in Nachbarschaft eine Abweisung eines romantischen Liebesmodells zu lesen, skizziert als eine typische Figur in Stifters Werk bei Begemann 2007� 17 Vgl� zu der Kongruenz von Landschaft und Persönlichkeit der Protagonisten Prutti, “Künstliche Paradiese”� 18 Vgl� die stark historisierende Lektüre von Enzinger, 140 ff� Works Cited Arbuthnot, John� An Essay Concerning the Effects of Air on Human Bodies� London: Tonson, 1733� Baumgartner, Andreas� Die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustande mit Rücksicht auf mathematische Begründung� 6th ed� Vienna: Gerold, 1839 [1824]� Begemann, Christian� Die Welt der Zeichen: Stifter-Lektüren� Stuttgart/ Weimar: Metzler, 1995� —� “Adalbert Stifter und die Ordnung des Wirklichen�” Realismus: Epoche, Autoren, Werke� Ed� Christian Begemann� Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2007� 63-84� “Climate�” Annex I: Glossary� Ed� J�B�R� Matthews� Global Warming of 1.5°C: An IPCC Special Report […]� Ed� V� Masson-Delmotte et al� Intergovernmental Panel on Climate Change, 2018� Web� 1 Jan� 2020� <https: / / www�ipcc�ch/ sr15/ chapter/ glossary/ >� Coen, Deborah� Climate in Motion: Science, Empire, and the Problem of Scale� Chicago: U of Chicago P, 2018� Edwards, Paul� A Vast Machine: Computer Models, Climate Data, and the Politics of Global Warming� Cambridge: MIT Press, 2010� Frost, Sabine� Whiteout: Schneefälle und Weißeinbrüche in der Literatur ab 1800� Bielefeld: Transcript, 2011� Gamper, Michael� “Literarische Meteorologie: Am Beispiel von Stifters Das Haidedorf�” Wind und Wetter. 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