eJournals Colloquia Germanica 55/1-2

Colloquia Germanica
cg
0010-1338
Francke Verlag Tübingen
71
2023
551-2

Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment: Ein Versuch

71
2023
Stefania Sbarra
Starting from the eighteenth-century discourse inaugurated by Leibniz’s Theodizee on evil and its consequences for the idea of human guilt and responsibility, the article provides a reading of Kleist’s drama Das Käthchen von Heilbronn (1808) as a response to Goethe’s Faust. Ein Fragment (1790). It points out some parallels between Gretchen and Käthchen and their opposite fates in the trial they have to face before God and the humans, concluding that Kleist’s drama is conceived as a sort of litotes of Goethe’s Fragment.
cg551-20021
Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment: Ein Versuch Stefania Sbarra Università Ca’ Foscari Venezia Abstract: Starting from the eighteenth-century discourse inaugurated by Leibniz’s Theodizee on evil and its consequences for the idea of human guilt and responsibility, the article provides a reading of Kleist’s drama Das Käthchen von Heilbronn (1808) as a response to Goethe’s Faust. Ein Fragment (1790)� It points out some parallels between Gretchen and Käthchen and their opposite fates in the trial they have to face before God and the humans, concluding that Kleist’s drama is conceived as a sort of litotes of Goethe’s Fragment � Keywords: Johann Wolfgang Goethe, Heinrich von Kleist, German classical theater, Faust, Das Käthchen von Heilbronn, justice on stage Vor etwa vierzig Jahren hat Odo Marquard anlässlich der wachsenden Priorität aller Legitimations- und Rechtfertigungsfragen die noch heute sehr gültige These einer Tribunalisierung und Übertribunalisierung des menschlichen Lebens aufgestellt, die philosophisch mit Kant und sozial mit der Französischen Revolution beginnt� Dass der Rechtfertigungsdruck des modernen Menschen seit dem deutschen Idealismus eine nie dagewesene Virulenz zeigt, gehe einher mit einem Wandel des theologischen Diskurses im 18� Jahrhundert� Leibniz’ Theodizee von 1710 sei “die erste Philosophie, deren Pensum ein Rechtshandel, ein Prozess ist: der Prozess Mensch gegen Gott in Dingen Übel der Welt : si Deus, unde malum? Der Mensch ist der Ankläger, Gott der Angeklagte” (Marquard 81)� Bekanntlich beantworte Leibniz diese Frage in seiner Theodizee als Anwalt Gottes mit dem Begriff der besten aller möglichen Welten. 1 Diese Option ist jedoch nicht in der Lage, Gott endgültig und vollständig von der im Diskurs der Theodizee implizierten Anklage zu entbinden und seine Güte und Gerechtigkeit unumstritten zu retten� Um Gott endgültig zu entlasten, muss die gesamte 22 Stefania Sbarra Verantwortung für das Böse in der Welt allein dem Menschen anvertraut werden: Marquard zufolge verbreite sich diese Idee gleich nach dem Erdbeben von Lissabon (1755) und habe schließlich die Entstehung der Geschichtsphilosophie zur Folge� In diesem Zusammenhang lohnt es sich, eine längere Passage aus Marquards Beobachtungen zu zitieren: Die Theodizee gelingt nicht dort, wo - wie bei Leibniz - Gott durch das Schöpfungs-prinzip “der Zweck heiligt die Mittel” entlastet, sondern erst dort, wo Gott von diesem Prinzip entlastet wird� Wo dieses Prinzip gleichwohl unangefochten Prinzip der Schöpfung bleibt, muss das schließlich folgende Konsequenz haben: Gott muss - zugunsten seiner Güte - aus der Rolle des Schöpfers befreit, ihm muss - zur Rettung seiner Güte - sein Nichtsein erlaubt oder gar nahegelegt werden� Diese Konsequenz - den Schluss von der Güte Gottes auf seine Nichtexistenz - zieht die moderne (der Tendenz nach revolutionäre) Geschichtsphilosophie (die nicht zufällig unmittelbar nach 1755 entstand), indem sie - zu Gottes Rechtfertigung - statt Gottes den Menschen zum Schöpfer ausruft und die Wirklichkeit fortan als eine Schöpfung begreift, die man dem Menschen zutrauen kann: als Geschichte� Die moderne Geschichtsphilosophie ist die Radikalisierung der Theodizee durch den Freispruch Gottes wegen der erwiesensten jeder möglichen Unschuld: der Unschuld wegen Nichtexistenz� Durch diesen Atheismus ad maiorem Dei gloriam wird der Mensch der Erbe der Funktionen Gottes: nicht nur seiner Funktion als Schöpfer, sondern - ebendarum - auch […] seiner Funktion als Angeklagter der Theodizee� Danach gilt durch die Geschichtsphilosophie folgendes: Das Pensum der Philosophie bleibt ein Prozess, der Mensch bleibt der absolute Ankläger, aber eines hat sich geändert: Statt Gottes wird nunmehr - in der gleichen Sache: in Dingen Übel in der Welt - zum absoluten Angeklagten der Mensch� (Marquard 81-82) In diesem Säkularisierungsprozess verschwindet aber mit dem Rechtfertigungsbedürfnis Gottes gegenüber dem Bösen auch seine Gnade, die den Zustand des christlichen Sünders erträglich und lebenswert machte, da Christi Tod und Auferstehung die Aussicht auf Erlösung von allen Sünden boten� Dass der moderne Mensch fortan “als Dauerangeklagter eines Dauerprozesses vor einem Dauertribunal, dessen Ankläger und Richter der Mensch ist” (Marquard 82) steht, zeige außerdem die Sprache der Französischen Revolution, wie Marquard in Anlehnung an Hans-Ulrich Gumbrechts rhetorischer Analyse der Parlamentsdiskussionen in Paris beteuert, in denen die Frage nach Legitimation und Rechtfertigung ein wiederkehrendes Motiv ist (vgl� Gumbrecht)� Niemand hat in der Goethezeit mit der Radikalität Heinrich von Kleists den Rechtfertigungsdruck für den modernen Menschen und die Tribunalisierung der Lebenswirklichkeit ins Zentrum seines Schaffens gestellt: Nicht nur Rechtfertigungskrisen, Prozesse und Fragen bestimmen das Handeln ( Der zerbrochne Krug , Das Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment 23 Käthchen von Heilbronn , Der Prinz von Homburg , Michael Kohlhaas , Der Zweikampf ), auch die radikale Infragestellung von Identität, Zurechnungsfähigkeit und Vernunft drängt seine Heldinnen und Helden in eine rational nicht mehr zu bewältigende Legitimitätskrise und damit zumindest in eine für immer gebrochene Identität, an den Rand des Wahnsinns oder in dessen Abgrund (am auffälligsten in Amphitryon , Über das Marionettentheater , Die Marquise von O… und Penthesilea )� Zahlreiche literatur-, rechts- und medienwissenschaftliche Beiträge konzentrieren sich auf die Darstellung des Rechts in Kleists Werken und beleuchten die metaphysischen und historisch-juristischen Implikationen dieses Themenkomplexes von Gerechtigkeit, Legitimation und Rechtfertigung� 2 Ob die Literaturwissenschaft nun den Fokus auf Kleists konkretes Interesse für eine Reform des Rechtswesens im Preußen des frühen 19� Jahrhunderts legt oder die prekäre metaphysische Befindlichkeit des unter Legitimationsdruck geratenen Menschen hervorhebt, so bleibt doch die Interpretation einer Konvergenz dieser beiden Schriftebenen in Kleists Schriften auf hermeneutischer Ebene unerschöpflich. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, diese Konstellation um ein weiteres Element zu ergänzen, das mit Rezeption und Intertextualität bei Kleist zusammenhängt, mit Fokus auf das Ritterschauspiel Das Käthchen von Heilbronn und dessen mögliche Bezüge auf Goethes Faust. Ein Fragment � Kleists Stück, so die These, ist eine Antwort auf Goethes 1790 erschienenes Fragment� Dieses entsteht zu einer Zeit, in der das Problem der Reform der Justizpraxis auf der Tagesordnung steht und die von der “Umstellung vom ausschließlich schriftlich geführten Aktenprozess auf eine mündliche und öffentliche Verfahrensform markiert ist” (Wittmann 21)� Liest man das Stück vor dem Hintergrund von Kleists Bewunderung für Goethe als literarische Leitfigur seiner Zeit, aber auch von seinem inzwischen teilweise als Rezeptionsmythos erkannten “Kampf mit Goethe” (Mommsen; Hamacher 217-18), so kann man die Vermutung anstellen, dass er mit Käthchen von Heilbronn einen in Goethes Fragment abgebrochenen Diskurs wieder aufgegriffen und dadurch die Rechtfertigungs- und Legitimationsfrage des modernen Menschen als zentrales Motiv seines Schreibens in einer impliziten Auseinandersetzung mit dem Fauststoff entwickelt hat. Klaus Müller- Salget hat bereits auf die Szene Wald und Höhle im Faust als mögliche Folie für eine zentrale Szene des Ritterschauspiels hingewiesen und einen intertextuellen Bezug identifiziert, in dem die monologische Struktur der Aussage der männlichen Helden sowie das den Schauplatz beschreibende Wortpaar “Wald” und “Höhle” eine Schlüsselrolle spielen: Die Szene Wald vor der Höhle des heimlichen Gerichts am Anfang des II� Akts, in der der Graf wortreich und schwülstig seine Liebe zum Käthchen bekennt und sich gleich 24 Stefania Sbarra anschließend auf seine Standesehre besinnt, kann wohl als Travestie auf die Szene “Wald und Höhle« in Goethes Faust gelesen werden� (Müller-Salget 129) Was bei Müller-Salget mit aller Wahrscheinlichkeit implizit vorausgesetzt ist, möchte ich hier betonen: Kleist erinnert sich höchstwahrscheinlich an das Fragment , denn der erste Teil der Tragödie erscheint 1808 zur Ostermesse Mitte April und Das Käthchen von Heilbronn fast zeitgleich als Fragment im im Juni gedruckten April-Mai-Heft des Phöbus � Für die im Folgenden vorgeschlagene Interpretation von Kleists Stück ist besonders relevant, dass das Goethe-Fragment mit der Szene Dom endet: Hier wird Grethchen 3 vom bösen Geist verfolgt, die Zeilen des Dies Irae erklingen und ein schreckliches Jüngstes Gericht wird verkündet� Es stellt sich die Frage, ob der Einfluss des Fragments auf Kleists Werk nicht auf die Szene Wald vor der Höhle des heimlichen Gerichts beschränkt ist und ob die Ausgangssituation im Käthchen von Heilbronn gerade deshalb ein Gerichtsverfahren ist, weil Goethes Fragment als quasi-Prozess endet, wo die Verse des Dies Irae das schrecklichste Jüngste Gericht hervorrufen� 4 Für eine weitere, über die Szene Wald und Höhle hinausgehende Spur des Fragments in Kleists Text könnte auch die mit “Käthchen” verwandte Schreibweise des Namens “Grethchen” von 1790 sprechen, die erst im Faust. Der Tragödie erster Teil mit “Gretchen” ersetzt wird, und mehr noch die Verwendung des Diminutivs und der in beiden Werken vorkommende Wechsel von Name und Diminutiv (Grethchen/ Margarethe; Käthchen/ Katharina)� Vor diesem Hintergrund entpuppen sich die beiden 15-jährigen Mädchen, die unter unterschiedlichen, wenn nicht sogar gegensätzlichen Umständen vor Gericht kamen, als komplementäre Figuren desselben juristischen Diskurses, der die Schriftsteller herausfordert, ein tribunalisiertes Leben zu inszenieren, in dem die Liebe im Mittelpunkt der Anklage steht� Es erübrigt sich zu sagen, dass Rechtsfragen dem Jurastudenten in Leipzig (1765-1768) und Straßburg (1770-1771) und dem von 1771 bis 1775 praktizierenden Advokaten Goethe alles andere als fremd waren, wie die Literaturwissenschaft schon lange dargelegt hat, und dass er mit der langen Arbeit an der in der Leipziger Komödie mit dem beredten Titel Die Mitschuldigen (1769) erstmals erwähnten Faustfigur (vgl. Baioni 96) nicht zuletzt auf die Legitimationskrise des modernen Menschen reagiert, wie sie Marquard zusammenfasst� Im Hinblick auf die Neubewertung des Fauststoffs nach “der ersten aufklärerischen Demontage des für überholt erklärten Mythos”, insbesondere durch Gottsched, verweist Mathias Mayer auf den verlorenen Text von Lessings Faust und betont, Lessing habe “den protestantischen Warncharakter der Historia in eine Rettungsmöglichkeit” umgedacht (Mayer 147)� Bietet schon die herkömmliche Gelehrtentragödie ein sehr produktives Reservoir an Motiven der Schuld und Sühne, die im ausgehenden 18� Jahrhundert einer neuen, den wissbegierigen Re- Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment 25 naissancemenschen und Wissenschaftler entlastenden Perspektivierung harren, so ist es im Fall Goethes die Gretchentragödie, die die Tribunalisierung menschlichen Lebens von vornherein plastisch ins Zentrum der dramatischen Handlung rückt: Zum ersten Mal tritt mit Grethchen eine klar umrissene weibliche Figur im Zusammenhang mit dem Fauststoff in Erscheinung, die das Rechtfertigungsproblem in höchster Dramatik übernimmt� An der jungen Frau wird zunächst das Problem der Strafe und des Urteils veranschaulicht und im Zusammenhang mit dem Thema der Liebe dargestellt� Es sei nur kurz erwähnt, dass Goethe zum Zeitpunkt seiner ursprünglichen Arbeit am Fauststoff Anfang der 1770er Jahre ein junger Jurist war, der die Frankfurter Anwaltspraxis bereits aus seinem familiären Hintergrund kannte (H� Schmidt 8) und sich für den Gretchen-Komplex durch den 1771 bis 1772 gegen die Kindesmörderin Susanna Margaretha Brandt in Frankfurt angestrengten Prozess inspirieren ließ (siehe Mayer 149; Pausch 109-10)� In der Schlussszene Dom des Fragments schreitet die Handlung mit der steigenden Angst Grethchens auf ihren dramatischen Höhepunkt zu: Zwar hat sie im Fragment weder ein Kind bekommen noch es umgebracht, aber nachdem sie durch den Tod der Mutter und den Geschlechtsverkehr mit Faust schuldig geworden ist, ist sie der quälenden Stimme des bösen Geistes ausgesetzt, die sie gnadenlos anklagt und zur absoluten Angeklagten macht: 5 Wie anders, Grethchen, war dir’s, Als du noch voll Unschuld Hier zum Altar trat’st, Aus dem vergriffnen Büchelchen Gebethe lalltest, Halb Kinderspiele, Halb Gott im Herzen� Grethchen! Wo steht dein Kopf ? In deinem Herzen, Welche Missethat? Beth’st du für deiner Mutter Seele, die Durch dich zur langen, langen Pein hinüber schlief ? - Und unter deinem Herzen Regt sich’s nicht quillend schon, Und ängstet dich und sich Mit ahndungsvoller Gegenwart? (Goethe Z� 3776-3793; AV 132) Grethchen glaubt in dieser Stimme die eigenen Gedanken zu hören, die sie gnadenlos heimsuchen� In dieser Szene wird sie sowohl durch einen möglicherweise sichtbaren Geist als auch durch ihr eigenes Bewusstsein, das heißt durch 26 Stefania Sbarra eine doppelte urteilende Autorität, die gleichzeitig außerhalb von ihr existiert und in ihr verankert ist, zur Rechenschaft gezogen� Die Intensität des Vorwurfs wird auch durch eine dritte Instanz unterstrichen: den Chor� Dieser singt nach den beiden Eingangsversen “Dies irae dies illa / Solvet Saeclum in favilla” zwei Strophen aus dem Dies Irae , die gezielt und unerbittlich auf einen gerichtlichen Sachverhalt verweisen: Iudex ergo cum sedebit, Quidquid latet adparebit, Nil inultum remanebit� […] Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus? Cum vix justus sit securus� (Goethe Z� 3813-3815; Z� 3825-3827; AV 133-134) Vor Grethchen eröffnet sich die Vision eines schrecklichen Gerichts, in dessen Gegenwart es vergeblich scheint, einen Anwalt zu rufen (“Quem patronum rogaturus? ”)� Das Fragment , das die Zeitgenossen lesen werden, bevor es 1808 mit der Veröffentlichung von Faust. Der Tragödie erster Teil obsolet wird, schließt im Zeichen von Grethchens Verzweiflung in dem Moment, in dem sie vom bösen Geist und vom Chor vor ihre Schuld gestellt wird und zusammenbricht� Ausgelassen werden aber die Strophen des Dies irae , in denen sich der Sünder mit der Hoffnung auf Nachsicht und Erlösung der Gnade Jesu anvertraut. Der Chor kann ihr nur diese Worte zum zweiten Mal entgegen halten, bevor sie in Ohnmacht fällt: “Quid sum miser tunc dicturus? ” Die ausgesparten Strophen des Dies irae, mit denen Goethes Leser mit aller Wahrscheinlichkeit vertraut waren, beantworten diese Frage mit einer Anrufung Jesu und mit der Aussicht auf Vergebung� Grethchen bleibt aber dieser Trost verweigert und sie reagiert auf die Aussichtslosigkeit ihrer Lage mit einer Anrufung der Nachbarin, die ihr das vermeintliche Schlafmittel für die Mutter gereicht hat und damit als Mitschuldige an deren Tod in Frage kommt: Chor� Quid sum miser tunc dicturus? Grethchen� Nachbarinn! Euer Fläschchen! - Sie fällt in Ohnmacht. (Goethe Z� 3833-3834; AV 134) Was die Leser des Faust. Ein Fragment 1790 am Ende zusammen mit Grethchens Ohnmacht vor Augen haben, ist eine gefallene, von “Mitschuldigen” bewohnte Welt, in der alle Figuren mit immenser Schuld belastet sind: Faust, Grethchen und Marthe, und gleichzeitig auch Mephistopheles, dessen Existenz im Frag- Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment 27 ment noch keine theologische Rechtfertigung erhält, wie es später im Prolog im Himmel des Faust. Der Tragödie erster Teil der Fall sein wird� Dass 1790 in Sachen Faust noch keine Rettung zu erwarten ist, besagt der Wegfall der tröstenden Verse des Dies irae einerseits, und der allgemein bekannte herkömmliche Fauststoff andererseits, der unweigerlich mit der Verdammung des Helden enden musste, wie August Wilhelm Schlegel nach Erscheinen des Fragments beteuert: “Fausts Schicksal ist zwar in gewisser Rücksicht längst entschieden: der Weg, den er einmal betreten hat, führt unvermeidlich zum Verderben” (Schlegel 17)� Was Grethchen betrifft, wird ihre Hoffnungslosigkeit dramaturgisch dadurch überspitzt, dass sie in ihrer verzweifelten Lage mit ihren Gewissensqualen völlig allein gelassen wird. In einem Zustand absoluter Hilflosigkeit ist die Waise nur auf sich selbst angewiesen� Erschwerend kommt hinzu, dass sie über keine Worte verfügt, die ihre Lage rechtfertigen könnten� “Quid sum miser tunc dicturus? ” Kleist scheint in seinem Stück mehrere Elemente des Fragments neu aufzugreifen und umzukehren, wobei er die neuesten Rechtsentwicklungen berücksichtigt und ein alternatives Handlungs- und Charaktermodell im Kontext der um 1800 zu reformierenden Rechtspraxis zeichnet. Das betrifft ganz besonders den dem Femgericht gewidmeten ersten Akt, der mit der Feme ein seit Goethes Götz von Berlichingen (1773) mit dem “Schauer des Unheimlichen” (Kleist 970) konnotiertes Motiv wiederaufgreift� 6 Im Gegensatz zum jungen Goethe, der in Übereinstimmung mit Justus Möser die Würde der mittelalterlichen Institution der Feme nicht im Geringsten berührt hatte, 7 zeigt Kleist am Beispiel der versammelten Richter in Das Käthchen von Heilbronn die Probleme, die die Reformvorschläge der Spätaufklärung veranlasst hatten� So legt Kleists Gerichtsvorsitzender die Befangenheit der Richter an den Tag, indem er seine positiven Vorurteile gegenüber dem angeklagten Adligen zum Ausdruck bringt: “Meister Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl, was du sagst� Du bringst vor, der Graf vom Strahle, uns vielfältig, und von guter Hand, bekannt, habe dir ein Kind verführt” (Kleist 260). Diese offensichtliche Verschränkung der Justizgewalt mit den gleichrangigen Angeklagten ist nicht nur ein Skandal für die Justizkritik der Aufklärung, sondern steht auch im krassen Gegensatz zu dem, was zu Beginn des mittelalterlichen Gerichtsdramas behauptet wurde� Denn Graf Otto selbst konnotiert das Femgericht zunächst mit einem Verweis auf das Jüngste Gericht, wodurch der erste intertextuelle Verweis auf die Domszene im Faustfragment eingeführt wird: “Wir Richter des hohen, heimlichen Gerichts, die wir, die irdischen Schergen Gottes, Vorläufer der geflügelten Heere, die er in seinem Wolken mustert” (Kleist 269)� Wie im fünften Akt von Götz von Berlichingen treffen sich hier die vermummten Richter im Dunkeln, offenbaren aber sofort eine Widersprüchlichkeit und 28 Stefania Sbarra eine am Kanon der Aufklärung gemessen moralische Fragwürdigkeit, die in Goethes kurzer, ja apodiktischer Szene nicht einmal erwähnt werden konnte� Das ist aber nur ein Aspekt des hier dargestellten Sachverhalts� Der andere zeigt, dass sich hier die vermummten Richter doch auch um die umständliche Aufklärung eines sonderbaren Tatbestandes bemühen, indem sie nicht nur den Ankläger, d� h� Käthchens Vater Theobald, seine Klage vortragen lassen, sondern auch den Angeklagten zur eigenen Rechtfertigung und die angeblich verführte junge Frau selbst als Zeugin vorladen� Anders als es im Götz von Berlichingen der Fall war, herrscht hier eine milde, nachsichtige Einstellung zu den vor Gericht erscheinenden Personen� Und anders als in der Domszene des Faustfragments eröffnet sich im ersten Akt des Schauspiels ein Erzählraum, in dem alle zu Wort kommen und sich zu rechtfertigen zumindest versuchen können� Im mündlichen Gerichtsverfahren, das einem der im Zuge der preußischen Reformen zumindest teilweise öffentlich verhandelten Prozesse nachgebildet ist, verlieren die Richter ihre biblische Strenge und zeigen eine mit der märchenhaften Einfärbung des Schauspiels übereinstimmende Empathie mit der jungen Zeugin� So ist hier die richtende Instanz jenseits aller Kleistschen Gebrechlichkeit, soweit es um Käthchen geht, eine mitfühlende und nachsichtige, die mit den erleichternden Worten “Es ist hier nichts zu richten” (Kleist 281) dem in Kleists Werken ubiquitären Zustand des dauerhaften Angeklagt-Seins die Utopie des dauerhaften Losgesprochen-Seins entgegenhält� Die anfängliche Zuordnung des Femgerichts zum Jüngsten Gericht geht im Verhör verloren� Auf die implizite, Grethchen zur Wortlosigkeit führende Frage des Prätextes “Quid sum miser tunc dicturus? ” wird mit einem Wortschwall geantwortet, der die Rätselhaftigkeit von Käthchens Handeln zwar nicht erklärt, 8 aber immerhin zum Freispruch des Angeklagten führt und die Ehre der jungen Frau rettet� Außerdem beginnt das Drama mit der Entlastung der jungen weiblichen Figur durch den Vater Theobald, der vor Gericht den mutmaßlichen Verführer der jungen Tochter beschuldigt, eine Bürgerliche, die sich am Ende des Erstdrucks nach der kaiserlichen Anagnorisis als Prinzessin entpuppt - d� h� als das “Fräulein”, das Grethchen nicht sein konnte - und auch als märchenhafte Kaisertochter, also viel mehr als ein “Fräulein”� “Bin weder Fräulein, weder schön” (Goethe Z� 2607; AV 69) heißt es in der Szene Strasse bei Goethe, und dabei bleibt es auch für die vaterlose junge Frau, die in der Szene Dom vollkommen allein vor dem Gericht ihres Gewissens steht� Der böse Geist erinnert sie an ihr Leben vor dem Fall, um das Ausmaß ihrer Schuld hervorzuheben: Wie anders, Grethchen, war dir’s, Als Du noch voll Unschuld, Hier zum Altar trat’st, Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment 29 Aus dem vergriffnen Büchelchen Gebete lalltest, Halb Kinderspiele, Halb Gott im Herzen� Grethchen! Wo steht Dein Kopf ? In deinem Herzen, Welche Missethat? (Goethe Z� 3776-3786; AV 132) Auch Theobald strukturiert seine Anklage, indem er einerseits auf die glückliche Zeit der Unschuld vor Käthchens angeblicher Verführung durch den Grafen, andererseits auf die korrumpierte Zeit nach ihrem Fall (und Sturz zugleich) hinweist, für die sie aber zum Nachteil des Grafen keineswegs verantwortlich gemacht wird� Wetter vom Strahl, der Angeklagte, wird von Theobald in Worten beschrieben, die sich leicht mit der Figur von Goethes Faust verbinden: “[I] ch klage ihn schändlicher Zauberei, aller Künste der schwarzen Nacht und der Verbrüderung mit dem Satan an! ” (Kleist 260)� Die Gegenbildlichkeit, die Kleists Text in Bezug auf Goethes Faust inszeniert, signalisiert auch die Abweichung von konkreten Situationen, die im Fall Grethchens relevant waren� In seiner Rhetorik der wiederholten Verleugnung dessen, was Käthchen nicht ist, weist der stolze Vater darauf hin, dass sie den üblichen Verführungsstrategien nicht erliegen konnte� Bevor die verklärende Schilderung von Käthchens Lebensweg bis hin zu ihrer angeblichen Verführung im verklärenden Vergleich mit Jesus ihren Höhepunkt erreicht, scheint Theobald seine Tochter entscheidend vom Grethchen-Modell abgrenzen zu wollen� Auf rhetorischer Ebene entsteht Käthchen gleichsam als Litotes ihres literarischen Vorbildes: Hat er sie am Brunnen getroffen, wenn sie Wasser schöpfte, und gesagt: Lieb Mädel, wer bist du? Hat er sich an den Pfeiler gestellt, wenn sie aus der Kirche kam, und gefragt: Lieb Mädel, wo wohnst du? Hat er sich in ihre Kammer geschlichen, und ihr einen Halsschmuck gebracht, und gesagt: Lieb Mädel, gefällst mir? Ihr hochheiligen Herren, damit war sie nicht zu gewinnen! (Kleist 263) Den ersten Auftritt des Phöbus-Fragments beschließt einer der Femerichter mit Worten, die ihrer Ratlosigkeit vor dem “seltsamen Vorfall” (Kleist 266) Ausdruck geben, bevor Käthchen selber im zweiten Auftritt vor Gericht geladen wird: “Wenzel: Bei meinem Eid! Dieser Vorfall macht meinen Witz zu Schanden” (Kleist 272)� Diese Ratlosigkeit wird auf die Spitze getrieben, da Käthchen ihren Gefühlen so radikal und bedingungslos vertraut, dass sie nicht nur die Autorität der Richter nicht anerkennt, sondern auch den Gegenstand ihrer Liebe wegen seiner Reinheit erhebt, um nicht nur über sich selbst, sondern auch über die 30 Stefania Sbarra Richter selbst zu richten� Dass die Liebe über die urteilende Autorität siegt und in den Rahmen jedes Legitimationsdiskurses erhoben wird, ist eines von Kleists berauschenden Idealbildern, die nur im märchenhaften Kontext gedacht werden können� Die Liebe entzieht sich dem richtenden Blick der Menschen, denen die junge Frau keinen Zugang zu ihrem Inneren gewähren will: Was in des Busens stillem Reich geschehn, Und Gott nicht straft, das braucht kein Mensch zu wissen; Den nenn‘ ich grausam, der mich darum fragt� (Kleist 275) Bestürzt sehen die Richter zu, wie Käthchen ihre Existenz kaum wahrnimmt� Sie muss mehrmals an die Schranke erinnert werden, bleibt aber unaufhörlich und auf unerhörte Weise auf den Grafen als alleinigen Richter fixiert, hat fürs Gericht selber nur Worte und Gesten der Delegitimation� Was sie für sich selbst sagt, erinnert an Grethchens Gemütsverfassung, aber nur, um sie zu desavouieren: “Auf Purpur sitzen sie, vermummt in Schwarz, / Wie das Gericht am jüngsten Tage da” (Kleist 273)� Wie in der Domszene des Faust-Fragments erscheint auch hier das Jüngste Gericht, dessen furchtbare Härte jedoch als Maskerade entlarvt wird� In Käthchens Augen ist dies nicht das Jüngste Gericht, es scheint nur so� Im “wie” wird all das Grauen, das in der sich 1790 noch anbahnenden Gretchentragödie allgegenwärtig ist, abgeschwächt, und die Instanzen werden sogar im Zeichen der Liebe vertauscht, wobei Käthchen nur den Heißgeliebten als Richter anerkennt� Im fünften Akt des Erstdrucks wird dann Otto von der Flühe, Vorsitzer des Femgerichts in der ersten Szene des Schauspiels, seine Rolle als geheimer Richter ablegen und als öffentlicher Regisseur der für das Happy End nötigen Wiedererkennung agieren� Käthchen, die von ihrer Bahn nie abweicht, indem sie unentwegt ihrem inneren Gefühl folgt, wird am Ende in ihrer von vornherein vom Gericht festgestellten Eigentümlichkeit bestätigt, sobald die Wahrheit, die ihren Gefühlen und Visionen zugrunde liegt, ans Licht kommt� Ihre Unbeirrbarkeit wird auch dadurch nicht beeinträchtigt, dass sie immer wieder von den männlichen Figuren als Hund bezeichnet wird, irritiert von ihrer Unerschütterlichkeit� Im fünften Akt kann Wetter endlich vor der Adligen Käthchen von Schwaben sagen: “Das Käthchen ist die Erst’ itzt vor den Menschen, / Wie sie’s vor Gott längst war” (Kleist 429)� Auch in diesem Punkt ist eine Umkehrung von Grethchens Schicksal am Werk, deren bodenlosen Verlassenheit am Ende von Goethes Fragments nun die leuchtende Alternative einer von Gott und den Menschen nie ganz fallengelassenen Marionette entgegengehalten wird� War im Leben Käthchens vor den Augen ratloser Männer der Mensch zum Hund degradiert worden, hatte der Beginn eines beunruhigenden Moments ihre Biografie in eine Zeit vor dem Sturz und eine Zeit nach dem Sturz geteilt, so zeugt nun Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. Ein Fragment 31 Wetters Aussage im fünften Akt von der Wiederherstellung einer einheitlichen, unversehrten Zeitdimension, die der jungen Frau von vornherein eigen ist, von den Menschen aber aufgrund der dem urteilenden Blick innewohnenden Unzulänglichkeit verkannt worden war� So suspendiert das märchenhafte Schauspiel Kleists die Philosophie der Geschichte, der Grethchen 1790 in der sich noch anbahnenden Tragödie Goethes zum Opfer gefallen war� Notes 1 “Et quand on rempliroit tous les temps et tous les lieux, il demeure torujours vray qu’on les auroit pu remplir d’une infinité de manieres, et qu’il y a une infinité de Mondes possible, dont il faut que Dieu ait choisi le meilleur, puisqu’il ne fait rien sans agir suivant la suprême raison” [sic] (Leibniz 107)� 2 Erst kürzlich ist Jan Wittmann am Beispiel von Der zerbrochne Krug dem Zusammenhang von juristischem Fachwissen und Schreibpraxis bei Kleist nachgegangen� Im Zentrum stehen dabei die neuen Anforderungen an die Richter, die in der einschlägigen Fachliteratur am Ende des 18� Jahrhunderts zur Debatte stehen� Zum Themenkomplex Recht und Literatur bei Kleist vgl� insbesondere Fink; Ensberg; Raue; Sendler; Stefanopoulou; Balke; Lehmann; sowie J� Schmidt 217-29� 3 In Faust. Ein Fragment verwendet Goethe diese Schreibart des Namens mit “h”� Deshalb wird er in diesem Beitrag dementsprechend geschrieben� Eine Ausnahme bilden in der Forschung gängige Begriffe wie “Gretchentragödie” und “Gretchen-Komplex”� 4 Das könnte zumindest teilweise erklären, was Günter Oesterle in seinen Ausführungen zum Schauspiel feststellt: “Es gehört zur bizarren Konstellation des Schauspiels Käthchen von Heilbronn , daß der handlungsbestimmende Geschehenskern erst sehr spät im Drama als Vorgeschichte erzählt wird” (Oesterle 310)� 5 Das Faust-Fragment wird mit Zeilenangaben nach der Online-Edition http: / / www�faustedition�net/ und mit Verweis auf die Seiten der Akademie-Verlag-Ausgabe von 1954 (gekürzt mit AV) zitiert� 6 “Following the success of Goethe’s play, Secret Tribunal scenes became almost ubiquitous in German fiction from the 1780s to the early nineteenth century� Historically tinged novels and dramas began to include Vehmic trials in their repertoire of tropes in order to appeal to the public and increase their commercial viability� Over a short period of time, the Vehme became a remarkable narratological and dramaturgical tool that could help dynamize the structure of literary works, providing striking settings and 32 Stefania Sbarra expanding the power of the villain, whose stature was often heightened by his association with the Secret Tribunal” (Vecchiato 198)� 7 “Even though Goethe does not embrace Möser’s retrospective utopia of restored medieval justice, he does share, to a certain extent, Möser’s fear that the absolutist state in his age could exercise oppressive control on interpersonal relations via levelling, anonymous laws, resulting in the loss of individual freedom in the interests of wider social concerns” (Vecchiato 195)� 8 “Daß Kleist ausgerechnet das Verhör mit seiner im Laufe des 18� Jahrhunderts modernisierten Befragungstechnik aufgreift, um das als wahnhaft eingestufte, extrem sonderbare Verhalten Käthchens mit Mitteln aufklärerischer ‘Wahrheitserforschung’ zu ergründen, mag als Beleg seiner Vorliebe für bizarre Konstellationen gelten� Denn es war absehbar, daß sich der durch die Vision bedingte ‘versteckte(n) Sachverhalt’ […] im Prozeßverfahren mehr verhüllte als enthüllte” (Oesterle 305)� Works Cited Baioni, Giuliano� Il giovane Goethe � Torino: Einaudi, 1996� Balke, Friedrich� “Kohlhaas und K� Zur Prozessführung bei Kleist und Kafka�” Zeitschrift für Deutsche Philologie 130�4 (2011): 503—29� Ensberg, Peter, ed� Recht und Gerechtigkeit bei Heinrich von Kleist � Stuttgart: Heinz, 2002� Fink, Adolf� “Michael Kohlhaas - ein noch anhängiger Prozeß� Geschichte und Kritik der bisher ergangenen Urteile�” Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte: Festschrift für Adalbert Erler zum 70. Geburtstag � Ed� Hans Jürgen Becker� Aalen: Scientia-Verlag, 1976� 37—108� Goethe, Johann Wolfgang� Werke Goethes � Ed� Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin� Faust. Vol� 1� Urfaust ; Faust. Ein Fragment � Berlin: Akademie-Verlag, 1954� ---� Faust. Ein Fragment [1790]� Ed� Anne Bohnenkamp, Silke Henke and Fotis Jannidis� v1-2.faustedition.net � Faustedition, 8 July 2019� Web� 7 Dec� 2021� Gumbrecht, Hans Ulrich� Funktionen parlamentarischer Rhetorik in der Französischen Revolution. Vorstudien zur Entwicklung einer historischen Textpragmatik � München: Fink, 1978� Hamacher, Bernd� “Goethe�” Kleist-Handbuch � Ed� Ingo Breuer� Stuttgart: Metzler, 2009� 214—19� Kleist, Heinrich von� Sämtliche Werke und Briefe in 4 Bänden� Ed� Ilse-Marie Barth, Klaus Müller-Salget, Walter Müller-Seidel and Hinrich Seeba� Vol� 2� Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag, 1987� Lehmann, F� Johannes� “Kleists Michael Kohlhaas und das Politische� Oder: vom Recht zur Macht (und zur Geschichte des Rechtsgefühls)�” Kleist-Jahrbuch 2021: 95—117� Leibniz, Gottfried Wilhelm� “Essais de theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’homme et l’origine du mal�” Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Kleists Käthchen von Heilbronn als Litotes von Goethes Grethchen in Faust. 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