eJournals Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau 1/1

Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau
fki
expert verlag Tübingen
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2022
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Stadiondesign im aktuellen Zeitgeist

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Knut Stockhusen
Für Stadien, Arenen und Sportstätten stehen die Flexibilität der Nutzung und vor allem der Nachnutzung bislang wenig im Fokus. In Anbetracht der gegenwärtigen Herausforderung unserer Zeit bedürfen aber gerade diese Aspekte einer stärkeren Beachtung. So entwickelte das multidisziplinäre Team um schlaich bergermann partner (sbp) ein innovatives Konzept für ein modulares Stadiondesign, welches leicht demontiert und anschließend flexibel umgewandelt werden kann. Im Folgenden wird das System vorgestellt.
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1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 13 Stadiondesign im aktuellen Zeitgeist Knut Stockhusen schlaich bergermann partner, Stuttgart, Deutschland Zusammenfassung Für Stadien, Arenen und Sportstätten stehen die Flexibilität der Nutzung und vor allem der Nachnutzung bislang wenig im Fokus. In Anbetracht der gegenwärtigen Herausforderung unserer Zeit bedürfen aber gerade diese Aspekte einer stärkeren Beachtung. So entwickelte das multidisziplinäre Team um schlaich bergermann partner (sbp) ein innovatives Konzept für ein modulares Stadiondesign, welches leicht demontiert und anschließend flexibel umgewandelt werden kann. Im Folgenden wird das System vorgestellt. 1. Nachhaltige Sportstätten Die Nachhaltigkeit von Bauwerken wird von vielen Faktoren beeinflusst und nur die ganzheitliche Betrachtung führt zu einer Verbesserung der Bilanz. Ein wichtiger Teilaspekt ist die Flexibilität der Nutzung, die ein Bauwerk bietet. Das gilt insbesondere für moderne Sportstätten, Stadien und Arenen. Bei einem solchen Projekt nun ein modulares Bauwerk zu erschaffen, das mit überschaubarem Aufwand in viele andere, kleinere Gebäude neukonfiguriert werden kann, stellte bei der Realisierung große Herausforderungen an das multidisziplinäre Team um sbp. Die hier gezeigte Umsetzung ist ein Beispiel dafür, wie innovatives Stadiondesign eine flexible und nachhaltige Nachnutzung ermöglicht und demonstriert eine Alternative zu den üblichen Sportstätten für Großveranstaltungen. Bild 1: Flexibilität © Knut Stockhusen / sbp schlaich bergermann partner 1.1 Ein Stadion in modularer Bauweise Die modulare Bauweise hat bereits eine lange Erfolgsgeschichte. Ein komplettes System für einen so komplexen Veranstaltungsort wie eine Fußballspielstätte modular zu entwickeln und zu liefern, die außerdem den hohen Anforderungen des Fußball-Weltverbands FIFA an WM- Stadien entspricht, wurde bisher jedoch nicht für möglich erachtet. Die Grundlage des von sbp entwickelten und gemeinsam mit Fenwick Iribarren Architects (FIA) aus Madrid ausgearbeiteten innovativen Konzepts einer solchen, demontierbaren Spielstätte besteht in dem sich stark wiederholenden Raster aus identischen, strukturellen Rahmen, Bauteilen, Decken und Modulen, die Container mit allen erforderlichen Funktionen tragen. Bild 2: Tribünen © Knut Stockhusen / sbp schlaich bergermann partner Bild 3: Module und Komponenten© Knut Stockhusen / sbp schlaich bergermann partner Stadiondesign im aktuellen Zeitgeist 14 1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 Bild 4: Stufen und Decken © Knut Stockhusen / sbp schlaich bergermann partner Bild 5: Details © Knut Stockhusen / sbp schlaich bergermann partner Bild 6: Container © Knut Stockhusen / sbp schlaich bergermann partner Das Bauwerk kann somit einfach errichtet und anders als übliche Sportstätten nach einer Großveranstaltung leicht demontiert werden. Anschließend lässt es sich sowohl an einem anderen Ort komplett neu installieren oder kann auch in mehrere, kleinere Stadien an verschiedenen Orten umgewandelt werden. Dabei können alle Einzelelemente demontiert und innerhalb der zertifizierten Transportbehälter zum nächsten Bestimmungsort transportiert werden. Dieses besondere Prinzip führt zu einem reduzierten CO2-Fußabdruck über die gesamte Lebensdauer. Durch die leichte Bauart wird überdies weniger Baumaterial benötigt. Da alle Elemente wiederverwendet werden, entsteht kein Abfall und auf das Ende des Events folgt kein Leerstand. Vor allem die Flexibilität der Nutzung ist hier von Bedeutung, da die Größe des Objekts bei erneutem Einsatz an anderer Stelle wieder den dann geltenden Randbedingungen angepasst werden kann. Das vorgestellte, modulare System wurde von der FIFA für Großveranstaltungen zugelassen und mittlerweile in Qatar für die Weltmeisterschaft 2022 realisiert.