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Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau
fki
expert verlag Tübingen
051
2022
11

BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung

051
2022
Danie Dlubal
In diesem Beitrag geht es um die gebräuchlichsten Schnittstellen für die Tragwerksplanung, die bei einem BIM-basierten Datenaustausch von Statikmodellen verwendet werden. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Zusammenarbeit von Architekten und Tragwerksplanern gelegt und im Hinblick der Interoperabilität verschiedene Varianten des Datentransfers zwischen CAD- und Statikprogrammen aufgezeigt. Zu jeder dieser Schnittstellen werden Vor- und Nachteile sowie deren Chancen und Schwierigkeiten diskutiert. Abschließend wird eine allgemeine Einschätzung zur aktuellen Lage der BIM-orientierten Tragwerksplanung abgegeben.
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1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 157 BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung Daniel Dlubal, M. Eng. Dlubal Software GmbH, Tiefenbach Zusammenfassung In diesem Beitrag geht es um die gebräuchlichsten Schnittstellen für die Tragwerksplanung, die bei einem BIM-basierten Datenaustausch von Statikmodellen verwendet werden. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Zusammenarbeit von Architekten und Tragwerksplanern gelegt und im Hinblick der Interoperabilität verschiedene Varianten des Datentransfers zwischen CAD- und Statikprogrammen aufgezeigt. Zu jeder dieser Schnittstellen werden Vor- und Nachteile sowie deren Chancen und Schwierigkeiten diskutiert. Abschließend wird eine allgemeine Einschätzung zur aktuellen Lage der BIM-orientierten Tragwerksplanung abgegeben. 1. Einleitung Das wohl wichtigste Werkzeug eines jeden BIM-Planers ist die Software. Aktuell gibt es eine große Anzahl an Programmen im Bauwesen, die versprechen, BIM-fähig zu sein. Für einen Statiker und Tragwerksplaner ist dies ein entscheidendes Kriterium, denn möchte er an einem BIM-Prozess teilnehmen, so muss auch seine Software über entsprechende Schnittstellen verfügen. Grundsätzlich kann hier von 2 unterschiedlichen Programmarten gesprochen werden. Auf der einen Seite gibt es die CADbzw. BIM-Applikationen, deren Schwerpunkt auf der architektonischen Seite liegt. Sie bilden mit ihren geometrischen und physikalischen Strukturmodellen ein realistisches 3D-Gebäude. Auf der anderen Seite gibt es die Statikprogramme, die ein idealisiertes und vereinfachtes Berechnungsmodell als Basis für ihre statische Analyse haben. Hier werden statische Systeme durch Linien, Stäbe und Flächen in den Schwerachsen der 3D-Bauteile beschrieben. Dass hier zwei völlig unterschiedliche Geometrie- und Strukturphilosophien aufeinandertreffen, ist eine der größten Herausforderungen hinsichtlich der Interoperabilität von CAD- und Statiksoftware. Ist einmal in einem Architekturprogramm ein dreidimensionales Bauwerk mit weiteren Informationen erstellt worden, liegt es nahe, diese geometrischen sowie objektorientierten Informationen auch für die statischen Berechnungsprogramme weiter zu verwenden. Dabei treffen die Ingenieure auf unterschiedliche Lösungen zum Austausch dieser Daten. Durch die zahlreichen Schnittstellen in den Statikprogrammen ist der Datenaustausch mit branchenüblicher Software (z. B. CAD-Programme) möglich. 2. Interoperabilität Interoperabilität beschreibt die Fähigkeit, Daten zwischen Anwendungen (BIM-Applikationen) möglichst verlustfrei austauschen zu können. Eine gute Schnittstellenkommunikation zwischen den unterschiedlichen Programmen soll für eine nahtlose Zusammenarbeit sorgen, um Informationen auf effiziente Art und Weise dem Benutzer zur Verfügung zu stellen. Dabei versuchen die Softwarehersteller aller Art herstellerneutrale, offene, nicht proprietäre Datenformate für die Realisierung einer weitreichenden und sinnvollen Interoperabilität in ihre Programme zu implementieren. [1] [2] Trotzdem gibt es Bau-Softwareentwickler, die aufgrund ihrer großen Produktportfolios für viele Anwendungsbereiche Lösungen anbieten und zwischen ihren eigenen Produkten proprietäre Schnittstellen anbieten. Dadurch können die Programme des gleichen Herstellers einfacher kommunizieren, da sie gleiche Plattformen und Datenbanken unterstützen und somit bessere Synergieeffekte für die Anwender erzielen. Zumal es auch einfacher ist, seine eigenen Systeme miteinander zu verknüpfen, als eine externe Kopplung mit anderen Programmen zu entwickeln. [1] Die heutige Welt der CAD- und Statiksoftware bietet 3 Wege des Datentransfers an. Angefangen mit der direkten nativen Schnittstelle, bei der proprietäre Formate benutzt werden, da sie vom gleichen Entwickler erzeugt werden über direkte Schnittstellen, wo 2 Programme Daten sowohl in die eine als auch in die andere Richtung austauschen können bis hin zu indirekten Schnittstellen, die auf offene Austauschformate setzen. [3] 158 1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung Abb. 1: Interoperabilität - Schnittstellen in einem BIM- Umfeld 3. Direkte Schnittstellen Bei den direkten Schnittstellen handelt es sich primär um geschlossene Lösungen (Closed BIM). Hierbei erreichen die Architekten und Ingenieure konsistente, saubere und nahezu vollständige Modelle durch einen größtenteils fehlerfreien Datenaustausch zwischen den verknüpften CAD- und Statikprogrammen. Daher haben sich in der Praxis die direkten Schnittstellen bereits sehr gut etabliert und gelten aktuell als die derzeit effektivste und effizienteste Methode für einen BIM-basierten Datenaustausch zwischen Objektplanern und Tragwerksplanern. Viele Tragwerksplaner schätzen die Möglichkeit aus digitalen Bauwerks-modellen Tragwerks- und Analysemodelle ableiten zu lassen und diese dann ihre Statikprogramme meistens problemlos zu überführen. Mittlerweile verfügen große BIM- und CAD-Entwickler über integrierte Analysemodelle, die automatisch beim Erzeugen eines digitalen Gebäudemodells mitgeliefert werden. Abb. 2: BIM Workflow unter Softwareherstellern - Revit Entwurf, RFEM Berechnung, Tekla Structures Konstruktion 4. Native Dateiformate Der Austausch mittels nativer Dateien ist eine Methode, um Daten zwischen 2 Programmen auszutauschen und basiert vorwiegend auf proprietären Austauschformaten. Diese Art des Austausches besteht immer zwischen Programmen, die vom gleichen Softwarehaus entwickelt werden und ermöglicht daher oft einen reibungslosen Austausch innerhalb der gleichen Produktfamilie. Demnach sind bei der Verwendung nativer Formate Transferprobleme oder Datenverluste aufgrund der notwendigen Datenkonvertierung meistens nicht vorhanden. Lediglich bei unterschiedlichen Programmversionen kann es zu Fehlern in der Lesbarkeit führen, da erstellte neue Objektinformationen in den neueren Versionen nicht abwärtskompatibel sind. So kann es durchaus vorkommen, dass in den überholten Programmversionen die Dateien nicht vollständig gelesen und verwertet werden können. Ein weiterer Nachteil in der Benutzung dieser Formate ist das Vorhandensein weniger intelligenter Objekte. So muss bei jeder Änderung die Datei neu erzeugt werden und wieder bei dem anderen Programm eingespielt werden. Das kann vor allem bei Großprojekten eine gewisse Herausforderung sein, an denen mehrere Teams beteiligt sind. [4] 5. Direkte API-basierte Schnittstellen Zwei unabhängige Programme können auch über direkte Schnittstellen miteinander gekoppelt werden. Über API’s (Application Programming Interfaces) werden Daten von einem Programm zum anderen Programm übergeben, die anschließend in native Objekte erzeugt werden. In den aktuellen Bausoftwarelösungen gibt es viele solcher Schnittstellen, oft innerhalb der eigenen Produktfamilie eines Herstellers und darüber hinaus durch Vereinbarungen zwischen zwei oder mehreren Softwareunternehmen. [3] [5] Direkte Schnittstellen eignen sich besonders für eine direkte Kopplung zwischen CAD- und Statikprogramme. Da Statikprogramme üblicherweise auf einem objektorientierten Datenmodell und CAD-Programme überwiegend auf einem parametrischen Gebäudemodell basieren, geht die „Intelligenz“ der Objekte beim Datenaustausch nicht verloren. Das bedeutet, dass eine Wand, Stütze oder Decke wieder in ein gleichwertiges natives Objekt im CAD-Programm wird und keine Ansammlung von Linien oder Flächen entstehen. Beispielsweise führen namhafte 3D-BIM-Autorenprogramme wie Revit und Tekla Structures ein integriertes statisches Analysemodell mit, das durch das geometrische Volumenmodell abgeleitet wird. Mittels direkter Schnittstellen wird anschließend das Analysemodell in das Statikprogramm importiert. Das daraus entstehende FE-Modell wird automatisch generiert und ein erneutes Eingeben des Statikmodells entfällt. Alle relevanten Strukturdaten (Knoten, Linien, Stäbe, Flächen, …) sowie Querschnitte, Materialien und weitere statisch wichtige Informationen wie Auflager- und Gelenkdefinitionen werden vom CAD-Programm an das Statikprogramm übergeben. Eine Austauschdabei wird dabei nicht erstellt und die Anwender sind nicht an Formate wie DWG, IFC oder SAF gebunden. Deshalb können die beteiligten Softwarefirmen selbst darüber entscheiden, welche Möglichkeiten und Grenzen sie dem Anwender bei der Übergabe von Bauwerksinformationen zulassen. 1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 159 BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung Abb. 3: Berechnungsmodell in Revit Besonders positiv hervorzuheben ist der meist fehlerfreie und schnelle Datenaustausch zwischen den CAD- und Statikprogrammen sowie die große Auswahl an zu übergebenden Bauwerksinformationen. Oftmals können durch direkte Schnittstelle mehr Informationen abgebildet werden als bei offenen Datenformaten. Außerdem verfügen die Planer bei dieser Art der Informationsübertragung über konsistente Daten, sodass eine reibungslose Integration von Arbeitsabläufen in den Planungsprozess ermöglicht wird. Nebenbei werden parallele bzw. mehrere Dateien beim Austausch vermieden und die Planungsteams profitieren von aktuellen Modellen, sobald Veränderungen auftreten. Das Füttern von BIM-Applikationen mit weiteren hilfreichen Ergebnissen wie Verformungen, Schnittgrößen und erforderliche Bewehrung aus den Berechnungs- und Bemessungstools kann hilfreich zur weiteren Verarbeitung, Prüfung und Beurteilung des BIM-Modells sein. Die Bausoftwarehersteller ziehen ebenfalls ihren Vorteil daraus, da sie in der Gestaltung ihrer Schnittstellenfunktionalität mit dem anderen Partner grundsätzlich frei sind und nicht durch die Vorgabe der Codestruktur anderer Formate beschränkt werden. Eine große Beeinträchtigung dieser Schnittstelle ist, dass beide Softwarelösungen auf demselben Computer installiert sein müssen. Dies kann sicherlich für höhere Investitionskosten sorgen, die gerade für kleinere Planungsbüros nicht einfach zu stemmen sind. Auch werden die Architekten und Ingenieure in ihrer Wahl der fachbezogenen Programme eingeschränkt, da sich das Planungsteam auf eine Hersteller-Standard festlegen muss und somit für Spezialgewerke keine Gesamtlösung zur Verfügung steht. So kann es durchaus vorkommen, dass nicht alle Fachplaner sich an einem BIM-Projekt beteiligen können, da sie nicht über die gewünschte Softwareausstattung verfügen. Dies führt typischerweise zu einer Marktverengung mit Wettbewerbsbeeinträchtigungen bei Planungsbüros und ausführenden Baufirmen. 6. Offene und indirekte Schnittstellen Aufgrund der vielen Fachdisziplinen in der Planung von Bauwerken, ist es durchaus logisch, dass es in der Theorie von BIM kein Programm für alle Anwendungsbereiche gibt. Mit der Verwendung einheitlicher und standardisierter Formate könnten allerdings unter der Vielzahl spezialisierter Softwarewerkzeuge Synergien für einen uneingeschränkten Austausch von BIM-Dateien geschaffen werden. Hierbei werden den offenen Formaten eine wesentliche Schlüsselrolle zugeschrieben. Offene Standards sorgen nämlich für eine softwareübergreifende Datenübergabe. Bei der Anwendung offener Schnittstellen und Lösungen können die Fachplaner mit ihren eigenen Softwareapplikationen arbeiten. Dabei kommen vorwiegend nichtproprietäre Formate wie IFC, BCF und SAF zum Einsatz, die unerlässlich für die Open BIM Arbeitsweise sind. Der Ansatz mit offenen und herstellerneutralen Formaten Daten auszutauschen, gewährleistet die optimale Programmauswahl der Architekten und Ingenieure. 6.1 Industry Foundation Classes - IFC Bei dem PDF der Bauindustrie, den Industry Foundation Classes (IFC) handelt es sich um ein herstellerunabhängiges Datenmodell zum Austausch von digitalen Gebäudemodellen. Das von der Organisation buildingSMART 160 1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung betreute, umfassende und standardisierte Datenformat bildet eine besonders wichtige Grundlage für die Umsetzung eines offenen Datenaustausches in einem Open BIM-Prozess. Das IFC eignet sich besonders gut für Koordinations- und Abstimmungsaufgaben. Darunter fallen Anwendungsbereiche wie die Erstellung von Koordinationsmodellen, die Durchführung von Kollisionsprüfungen sowie Mengen- und Kostenermittlungen und visuelle Simulationen. Auch wenn sich das IFC für viele Projektbeteiligte in der Planung, Ausführung und Betrieb von Gebäuden mittlerweile etabliert hat, hat sich das IFC in der Tragwerksplanung nur in den zuvor aufgezählten Anwendungsfällen wirklich durchgesetzt. Hauptsächlich in der Tragwerksanalyse werden immer noch beim Austausch von Bauwerksdaten zwischen Architektur- und Statikprogramme proprietäre Schnittstellen oder native Dateiformate wie DXF und DWG. Nur die wenigsten Ingenieure bauen oder leiten ihre statischen Systeme mithilfe eines IFC- Formats ab. Nachfolgend wird hier der Hauptgrund genannt, warum das IFC Probleme in der Welt der baustatischen Berechnungen von Bauwerken hat und welche Schwierigkeiten dabei besonders häufig auftreten. IFC-Modelle werden meist in BIM-Autorenprogrammen erstellt und können auch das Tragwerksmodell darstellen. Die tragenden Bauteile liegen dabei als physikalisches Strukturmodell vor, welches in Lage und Form dem späteren realen Volumenmodell entspricht. In der Baustatik werden die tragenden Bauteile in vereinfachte und idealisierte Stäbe und Flächen reduziert und bilden daher ein idealisiertes Analysemodell. Diese 2 unterschiedlichen Modelle können auch in den IFC-Views berücksichtigt werden. Während der Coordination View bzw. Reference View ein Modell mit seinen physischen und geometrischen Eigenschaften als Volumenkörper beschreibt, beziehen sich die analytischen Tragwerkselemente beim Structural Analysis View auf ihre Achsen. Hier entsteht der erste Konflikt zwischen den beiden Views einer IFC- Datei. Das Umwandeln von geometrischen Volumenmodellen in statische Analysemodelle ist daher nicht ohne weitere Nachbearbeitungen vollständig umsetzbar. Abb. 4: Gegenüberstellung der Fachmodelle / Views - Coordination View (1) und Structural Analysis View (2) Insgesamt kann festgehalten werden, dass der größte Nachteil eines IFC das Konvertieren eines Volumenmodells in ein Analysemodell ist. Die Qualität der ausgetauschten Daten ist oftmals zu mangelhaft und das Ergebnis nur wenig zufriedenstellend. Die Umwandlung ist über Umwege zwar möglich, aber nicht komplett reibungslos. Der dafür aufgebrauchte Zeitaufwand zur Richtigstellung des Statikmodells, ist manchmal so hoch, dass das Modell sogar komplett neu erzeugt wird und das IFC-Modell nur als Referenzkontrolle dient. Abb. 5: Analytisches Modell in RFEM nach einem IFC- Import mit nicht verbundenen Tragwerkselementen 6.2 Structural Analysis Format - SAF Das wohl jüngste Format Structural Analysis Format (SAF) ist ein Excel-basiertes Austauschformat für den Austausch von relevanten statischen Bauwerksdaten in der Tragwerksplanung. Es beinhaltet eine tabellenbasierte Datenbank von Geometrie-, Struktur- und Lastdaten in Excel, sodass das Lesen und Schreiben von Dateien durch CAD- und Statikprogramme erheblich vereinfacht wird. Dadurch soll auch der Import und Export von Analyse- und Statikmodellen einfacher durchgeführt werden, weil die Daten hauptsächlich von den Statikprogrammen besser verarbeitet werden können. [6] Auf Initiative der Nemetschek Group wurde der Baustatiksoftwarehersteller SCIA mit der Entwicklung des SAF-Formats betraut und wird seit 2018 entwickelt. Laut SCIA ist es als offenes Dateiformat zu verstehen und soll die Zusammenarbeit zwischen Tragwerksplanern und Architekten verbessern. Im Mittelpunkt steht ein praktisches, einfach zu benutzendes und verständliches Format, das in der täglichen Praxis von Statikern verwendet werden kann. Basierend auf einer relationalen Datenbank können mehrere Objekttypen effektiv miteinander verknüpft werden. Das führt zu einer verständlichen und übersichtlichen Darstellung der Struktur- und Lastdaten. 1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 161 BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung Abb. 6: SAF Objektrelation beim Objekttyp StructuralMaterial In einem SAF-Format wird jeder Objekttyp in einem Blatt oder Liste (Sheet) hinterlegt. Jedes Blatt besteht aus Zeilen, Spalten und Zellen. Dabei repräsentiert jede Zeile eine neue Instanz bzw. einen neuen Eintrag, z. B. Knoten, Stab, Auflager, etc. Zur besseren Eigenschaftsbeschreibung werden in jeder Spalte Attribute vergeben wie bei der Objektdefinition StructuralCurveMember mit Stabtyp, Anfangs- und Endknoten. Die Zelle steht schließlich für einen Eigenschaftswert, wie z. B. 3 m (Länge), Stütze (Stabtyp) oder N24 (Knotennummer). Abb. 7: Aufbau der SAF-Datei in Excel mit dem Objekttyp StructuralCurveMember Der größte Vorteil bei diesem Format ist die simple Sprache bei der Bearbeitung und Erstellung von Statikmodellen. Dank des Excel-basierten SAF-Formats wird man den Bedürfnissen und Ansprüchen der Ingenieure gerecht, die mit dem Tabellen- und Kalkulationsprogramm Excel vertraut sind und in ihrer täglichen Arbeit viele Aufgaben damit verrichten. So steht auch ein einfach zu verstehendes, lesbares und transparentes Format als Werkzeug zur Verfügung, die den Import und Export von Daten in die Statikprogrammen wesentlich vereinfacht. Dadurch ergeben sich neue Chancen und Möglichkeiten beim Austausch von Statikmodellen zwischen Statikprogrammen, sodass es zu Prüf- und Validierungszwecken bei Prüfstatikern verwendet werden kann. Zudem dient es auch einem besseren Änderungsmanagement und hilft unterschiedlichen Projektteams oder Planungsbüros beim Austausch von Statikmodellen, wenn beide Parteien unterschiedliche Softwareapplikationen benutzen. Da das Format noch relativ neu auf dem Markt ist, liegt die wohl größte Herausforderung in der Bekanntmachung und dem richtigen Marketing, es einer möglichst großen Anwenderschaft als innovatives und effektives Austauschformat für die Tragwerksanalyse zu präsentieren. Außerdem sind auch die Bausoftwareentwickler gefragt, die das neue Format in ihre Programme implementieren müssen. Bisher haben große CAD-Hersteller wie Tekla und Revit haben es (Stand August 2021) noch nicht in ihre Programme integriert, sind aber interessiert. Nur wenn die Akzeptanz sowohl auf der Anwenderals auch Softwareanbieterseite gegeben ist, kann es sich zu einem einheitlichen Austauschstandard für Statikmodelle entwickeln. 162 1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 BIM-relevante Schnittstellen in der Tragwerksplanung 7. Weitere Schnittstellen und Formate 7.1 Steel Detailing Neutral Format - SDNF Das Steel Detailing Neutral Format (SDNF) ist ein Industriestandardformat für den Austausch von Stahlbau- Elementen (Stahlprofile, Platten usw.). Es lassen sich Strukturdaten in Form von Knoten und Stäben mit den zugehörigen Materialien und Querschnitten sowohl importieren als auch exportieren. 7.2 DSTV - Produktschnittstelle Stahlbau Die Produktschnittstelle Stahlbau ist eine vom deutschen Stahlbau Verband (DSTV) entwickelte Schnittstelle, die für den Import und Export von Stabtragwerken, besonders im Stahlbau gedacht ist. Dieses Dateiformat wird als .stp oder auch als .step bezeichnet. Die Austauschdatei enthält ebenfalls neben den Statikdaten auch noch CAD-Daten, die für den Austausch unter CAD-Systemen vorgesehen sind. Der Import sowie Export kann aus Informationen wie Stäbe, Querschnitte, Materialien, Lagerungen und Belastungen bestehen. 7.3 Excel Fast alle Statikprogramme bieten die Möglichkeiten Tabellenwerte aus einer vorbereiteten Excel-Tabelle einzuspielen und nach der Berechnung Ergebnisse wieder in eine Excel-Tabelle oder auch als CSV-Datei zu exportieren. Häufig findet dieses Vorgehen bei einer statischen Dokumentation der Ergebnisse statt, wenn beispielsweise eine Lastweiterleitung oder auch eine Lastzusammenstellung erstellt wird. 7.4 Drawing Interchange File Format - DXF Das DXF-Format stellt eines der gebräuchlichsten Austauschformate im CAD-Bereich dar. Denn nahezu jedes Programm kann die Informationen eines 2D-Plans einlesen und verarbeiten. Gängige Baupraxis ist, dass Architekten ihre abgeleiteten 2D-Pläne gerne in diesem Format verschicken. Dies verursacht allerdings, dass die Bauingenieure den Plan einlesen und letztendlich ihr statisches Gesamtmodell neu eingeben müssen. So geht die Intelligenz eines objektorientierten Bauteils durch die reine zweidimensionale Darstellung verloren. Auf der Gegenüberseite behalten die Ingenieure durch deinen eigenen Aufbau die volle Kontrolle über ihr statisches System. 8. Fazit Building Information Modeling ist eine innovative, moderne und führungsweisende Arbeitsmethode. Sie wird die Zukunft des Bauens und Planens wesentlich und nachhaltig verändern. Die gängige Baupraxis in der Tragwerksplanung und die gezeigten Schnittstellen zeigen, dass ein von BIM gewünschter offener Datenaustausch mittels IFC-Schnittstelle ohne weiteres nicht einfach umzusetzen ist. Dagegen ist BIM-basierte Datenaustausch mithilfe direkter Schnittstellen am effektivsten und mit wenig Fehlern behaftet. Um ein Open BIM-Szenario für Statiker attraktiver zu machen, ist man mit der Bereitstellung des SAF-Formats auf einem guten Weg, den Austausch von Statikmodellen in guter Qualität zu gewährleisten. Hier bedarf es allerdings noch Arbeit hinsichtlich der Erreichung eines höheren Bekanntheitsgrades und dem Willen der Softwarehersteller, das neue Format zu implementieren. Literatur [1] Borrmann, André et al. (2015): Building Information Modeling. Technologische Grundlagen und industrielle Praxis, Wiesbaden: Springer Vieweg Verlag. [2] Stange, Matthias (2020): Building Information Modeling im Planungs- und Bauprozess. Eine quantitative Analyse aus planungsökonomischer Perspektive, Wiesbaden: Springer Vieweg Verlag. [3] Eastman, Charles et al. (2018): BIM Handbook: A Guide to Building Information Modeling for Owners, Managers, Designers, Engineers and Contractors, Hoboken, New Jersey: Wiley [4] Albert, Andrej (2018): Schneider. Bautabellen für Ingenieure, 23. Aufl., Köln: Bundesanzeiger. [5] Rustler, Walter (2017): Building Information Modeling und Statiksoftware: Szenarien und Erfolgsfaktoren beim Datenaustausch, Baustatik - Baupraxis 13, Bochum [6] SAF Documentation by SCIA: https: / / www.saf. guide/ [7] Dlubal, Daniel (2018): Chancen und Herausforderungen von Tragwerksplanern durch An-wendung von BIM, Bachelorarbeit, TH Deggendorf [7] Dlubal, Daniel (2021): Untersuchung des Structural Analysis Format (SAF) auf Eignung für eine BIM-gestützte Tragwerksplanung, Masterarbeit, TU München