Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau
fki
expert verlag Tübingen
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2022
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Holz als konstruktiver Baustoff der Zukunft?
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2022
Helge Kunz
Globale Auswirkungen der Branche – Für eine Architektur der Verantwortung
Architektur bedeutet weit mehr als gestalterische Qualität. Im Anthropozän ist die Branche in höchstem Maße gefordert, Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt zu übernehmen – in Forschung, Lehre und in der Praxis. Als Mitverantwortliche für die globalen Auswirkungen des wachsenden Ressourcenverbrauchs sind Architekt*innen heute mehr denn je gefragt, neue Lösungen für einen Planeten in der Klimakrise zu finden: Was sind die Baustoffe der Zukunft? Welche neuen Typologien befördern eine gesunde Umwelt? Wie lassen sich kluge Verbindungen von Urbanität und Natur schaffen? Wie können Gebäude oder ganze Stadtteile im Sinne eines nachhaltigen Kreislaufes gestaltet werden? Wie ist das Zusammenspiel zwischen Stadt, Region und Land neu zu denken? Wie kann die Natur von der reinen Ressourcenquelle zur Ideenquelle werden?
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1. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Mai 2022 265 Holz als konstruktiver Baustoff der Zukunft? Helge Kunz RENGGLI Deutschland GmbH, Berlin Zusammenfassung Globale Auswirkungen der Branche - Für eine Architektur der Verantwortung Architektur bedeutet weit mehr als gestalterische Qualität. Im Anthropozän ist die Branche in höchstem Maße gefordert, Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt zu übernehmen - in Forschung, Lehre und in der Praxis. Als Mitverantwortliche für die globalen Auswirkungen des wachsenden Ressourcenverbrauchs sind Architekt*innen heute mehr denn je gefragt, neue Lösungen für einen Planeten in der Klimakrise zu finden: Was sind die Baustoffe der Zukunft? Welche neuen Typologien befördern eine gesunde Umwelt? Wie lassen sich kluge Verbindungen von Urbanität und Natur schaffen? Wie können Gebäude oder ganze Stadtteile im Sinne eines nachhaltigen Kreislaufes gestaltet werden? Wie ist das Zusammenspiel zwischen Stadt, Region und Land neu zu denken? Wie kann die Natur von der reinen Ressourcenquelle zur Ideenquelle werden? 1. Holz als konstruktiver Baustoff der Zukunft? Holz als Baustoff bietet eine Fülle von Lösungen im Sinne einer ökologisch engagierten Architektur. Alte Handwerkstechniken treffe auf technologisierte, industriell geprägte Prozesse bis hin zur robotische Fertigung in Verbindung mit computerbasierten Entwürfen. Zugleich wird Holz gerade heute, in Zeiten neuer Höhenrekorde von Holzhochhäusern, als Werkstoff der Zukunft mit einer günstigen CO 2 -Bilanz gehandelt. Allerdings sind die Lobpreisungen der schnellen und regionalen Erneuerbarkeit zu kurz gegriffen. Holz bildet in unserer Gesellschaft eine langfristige Perspektive über Generationen hinweg und erzeugt ein Spannungsverhältnis zur Schnelllebigkeit unserer digitalisierten Welt. Das Warten auf das Wachstum eines Baumes in einem gesunden Wald steht den Interessen kapitalistischer Gewinnorientierung gegenüber. Wie kann der Holzbau zu einer Inspirationsquelle für umweltorientierte Low-Tech-Lösungen werden - und auch zum Mittel der Entschleunigung? 2. Hybride Konstruktionen im Neubau und Bestand Hybridbau aus Stahlbeton und Holz vereint die Vorteile des Massivbaus mit denen der Holzbauweise und stellt somit eine optimale Konstruktionsmöglichkeit dar. Durch die Kombination von Holzfassadenelementen mit Tragwerken in Massivbauweise ergeben sich zudem deutlich erweiterte Geschäftsfelder im Hochbau. Hybride Konstruktionen haben eine lange baugeschichtliche Tradition. Schon Fachwerkhäuser mit ihrem konstruktiven Schichtaufbau aus Holz, Stroh und Lehm sind hybrid, zeitgemäße Tragwerke bestehen aus einem Verbund verschiedener Materialschichten (wie Holz, Stahl und Beton). Die Gründe hierfür sind vielfältig: Gewichtseinsparung, tragfähigere Konstruktionen, Kosten- und Energieeffizienz - oder auch eine beachtliche Ressourcenoptimierung und Nachhaltigkeit. Es ist jedoch zu kurz gedacht, das Hybride nur auf die Konstruktion zu beschränken. Hybride Konstruktionen lassen sich auch auf Funktionen und Nutzungen des Gebäudes bis ins Quartier übertragen, neben der Verwendung von tradierten Baustoffen arbeiten Forschungsteams an neuen Technologien und Fügungen. Doch hybride Systeme stellen die Bauschaffenden auch vor Herausforderungen. Technisch optimierte Konstruktionen in mehreren Schichten funktionieren nur im Verbund, sind nicht in Teilen zu austauschbar und müssen im Sinne des Materialkreislaufmodells und ihrer Recyclingfähigkeit aufwendig getrennt werden. Quelle: Detail Text: Eva Herrmann, Datum: 06.03.2019 Foto: HG Esch / B-Part Am Gleisdreieck, www.bpart. berlin/ de/ www.renggli-international.com/ de/ referenzen/ b-partam-gleisdreieck-berlin/
