Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau
fki
expert verlag Tübingen
61
2024
21
Über schwebende Bänder zu den Zügen – die Verteilerstege in Stuttgarts neuem Hauptbahnhof
61
2024
Dominik Nimführ
Angelika Schmid
Der neue Hauptbahnhof in Stuttgart wird durch drei große Brückenbauwerke – die sog. Verteilerstege – erschlossen. Die Verteilerstege dienen neben der Erschließung der Bahnsteige auch als ebenerdiger Übergang vom Bonatzbau in Richtung des nordöstlich des Bahnhofs gelegenen Rosensteinquartiers und ermöglichen den Zugang zur neu errichteten Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie. Die Verteilerstege wurden mit einem möglichst schlanken Tragwerk konzipiert, um die Blickbeziehungen in der Bahnhofshalle so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Die Abmessungen der Stege variieren, um bestmöglich auf die jeweils erwarteten Fußgängerströme zu reagieren. Die begehbaren Flächen der Verteilerebenen sind dabei wesentlich größer als bei gängigen Fußgängerbrücken. Das Tragwerk besteht aus Stahl- und Stahlbetonbauteilen, welche entsprechend den Materialeigenschaften und den architektonischen Anforderungen eigenständig und im Verbund miteinander eingesetzt werden. Im Wesentlichen werden die Verteilerstege durch Zugstäbe (sog. Hänger) vom Schalendach abgehangen. In Bereichen besonders großer Spannweiten wird das Tragwerk durch schmale Stützen ergänzt, die auf den Bahnsteigen stehen.
fki210051
2. Fachkongress Konstruktiver Ingenieurbau - Juni 2024 51 Über schwebende Bänder zu den Zügen - die Verteilerstege in Stuttgarts neuem Hauptbahnhof Dominik Nimführ, M. Sc. Werner Sobek AG, Stuttgart Dipl.-Ing. Angelika Schmid Werner Sobek AG, Stuttgart Zusammenfassung Der neue Hauptbahnhof in Stuttgart wird durch drei große Brückenbauwerke - die sog. Verteilerstege - erschlossen. Die Verteilerstege dienen neben der Erschließung der Bahnsteige auch als ebenerdiger Übergang vom Bonatzbau in Richtung des nordöstlich des Bahnhofs gelegenen Rosensteinquartiers und ermöglichen den Zugang zur neu errichteten Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie. Die Verteilerstege wurden mit einem möglichst schlanken Tragwerk konzipiert, um die Blickbeziehungen in der Bahnhofshalle so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Die Abmessungen der Stege variieren, um bestmöglich auf die jeweils erwarteten Fußgängerströme zu reagieren. Die begehbaren Flächen der Verteilerebenen sind dabei wesentlich größer als bei gängigen Fußgängerbrücken. Das Tragwerk besteht aus Stahl- und Stahlbetonbauteilen, welche entsprechend den Materialeigenschaften und den architektonischen Anforderungen eigenständig und im Verbund miteinander eingesetzt werden. Im Wesentlichen werden die Verteilerstege durch Zugstäbe (sog. Hänger) vom Schalendach abgehangen. In Bereichen besonders großer Spannweiten wird das Tragwerk durch schmale Stützen ergänzt, die auf den Bahnsteigen stehen. Die Verteilerstegebene besteht aus drei separaten Verteilerstegen: - Verteilersteg A: ca. 31-m x 81-m - Verteilersteg B: ca. 61-m x 81-m - Verteilersteg C: ca. 8-m x 74-m, mit seitlichem Zugang 22-m Abb. 1: Statisches Berechnungsmodell des Verteilerstegs B (Werner Sobek AG) Das Schalendach weist aufgrund seiner Geometrie und der gegebenen Randbedingungen ein sehr komplexes Verformungsverhalten auf. Dieses überträgt sich über die am Schalendach befestigten Hänger auf die Verteilerstege. Auf Grund der unterschiedlichen Steifigkeiten im Bereich der Kelche, der Deckenflächen und der Bahnhofswände verformen sich die Stege dabei nicht gleichmäßig. Dadurch entstehen Differenzverformungen zwischen den Hängerfußpunkten und den vertikalen Lagern auf der Trogwand und der Stützen und Treppenauflager im Bereich der Bahnsteige, die es planerisch zu berücksichtigen galt. Für die Nach-Justierung der Stege wurde deshalb ein Konzept entwickelt, das genau vorgibt, wann das Tragwerk nachgestellt werden muss und welche Randbedingungen aus tragwerksplanerischer und betrieblicher Sicht eingehalten werden müssen. Dies beinhaltet u. a. eine detaillierte Beschreibung in welcher Reihenfolge die Hänger um welchen Betrag nachgestellt werden müssen. Für die Messung der Kräfte in den Zugstäben wurde zusätzlich ein Monitoringkonzept entwickelt.
