eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 21/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1992
211 Gnutzmann Küster Schramm

Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch?

121
1992
Annelies Häcki Buhofer
Harald Burger
flul2110011
Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? Abstract. If idiomatic speech is to be considered an integral part of the teaching of foreign languages, then information concerning knowledge and frequency must be made available. For methodical reasons the extent to which idioms are rooted in wide sections of the population cannot be inquired into by the current analysis of types of texts. An empirical stylistic investigation must therefore take into account the speaker-relevant aspects of use and criticism of individual 1dioms by different social groups. The article puts forward outline and overall results of an inquiry by question forms undertaken in this field. 0. Wenn Redewendungen (wir verwenden im folgenden den Terminus "Phraseologismen") gebrauchsbezogen untersucht werden, so geschieht dies im allgemeinen im Hinblick auf Textsorten. Dabei sind verschiedene Medien und verschiedene Fächer die häufigsten Kriterien, die als textsortenkonstituierend angenommen werden. Es wird somit ein relativ schmaler, allerdings wichtiger öffentlicher Bereich studiert. Die auf Medien und Fächer ausgerichteten Arbeiten berücksichtigen mehrheitlich professionelle Schreiber/ -innen (allenfalls Sprecher/ -innen), die nur einen kleinen Ausschnitt aus der Breite der Bevölkerung darstellen. Der Frage der Verankerung der Phraseologismen bei breiten Kreisen der Bevölkerung läßt sich mit den üblichen Textsortenuntersuchungen aus methodischen Gründen nicht nachgehen, weil viele soziale Gruppen keine geschriebenen, gruppentypischen Textsorten produzieren. Eine empirische Stilistik hat deshalb sprecherbezogene Gesichtspunkte des Gebrauchs und der Beurteilung durch differenzierte soziale Gruppen zu berücksichtigen. Da das, was an gesichertem Wissen über die Phraseologie-Verwendung im heutigen Deutsch vorliegt, aus Textsortenuntersuchungen gewonnen wurde, soll im ersten Teil dieses Aufsatzes eine knappe Forschungsskizze zu diesem Bereich gegeben werden. Der zweite Teil gilt der Frage, wie verschiedenartige Sprechergruppen des Deutschen Phraseologismen gebrauchen, verstehen und vor allem beurteilen. Wir berichten über die (wenigen) Erkenntnisse, die dazu vorliegen, und sichten die Forschung auf Konzepte hin, die sich für ein systematisches Studium der Frage im Rahmen einer empirischen Stilistik weiterentwickeln lassen. Schließlich stellen wir Anlage und erste globale Resultate einer Fragebogenstudie vor, die wir zu diesem Problembereich durchgeführt haben. Wir halten Fragen dieser Art für besonders interessant im Zusammenhang mit der Fremdsprachendidaktik. Wir haben in Burger/ Buhofer/ Sialm (1982: 309) darauf hingewiesen, daß Ergebnisse der kontrastiven Phraseologieforschung in FLuL 21 (1992) 12 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger Lehrbüchern kaum vertreten sind und ein praktischer Standpunkt die wesentlichen Probleme spürbar werden ließe, zu denen auch die stilistische Beurteilung der Phraseologismen gehört. Daniels (1985) bezieht sich auf eine allgemein anerkannte Auffassung, wonach „gerade das idiomatische Sprechen einer Fremdsprache erstrebenswertes Lernziel" sei, begründet allerdings diese Auffassung mit Thienelt (zit. nach Daniels 1985: 147) durch die Vorteile automatischer Sprachabläufe: "Die Kommunikationstüchtigkeit des Sprechers hängt davon ab, inwieweit er auf automatisierte Sprachabläufe zurückgreifen kann. Je größer dieser Vorrat ist, desto wirkungsvoller ist auch seine sprachliche Tätigkeit. Sie entlasten sein Gedächtnis, so daß seine Aufmerksamkeit verstärkt der inhaltlichen Seite der Äußerung gelten kann. Ohne einen bestimmten Vorrat usuell verfestigten Sprachmaterials ist eine erfolgreiche Kommunikation kaum möglich". Die Argumentation ist zwar nicht falsch, trifft aber, wie man nur immer wiederholen kann, sowohl phraseologisches als auch nichtphraseologisches Sprachmaterial (vgl. Burger/ Buhofer/ Sialm 1982, Kap. 5). So oder so ist der von Daniels formulierten Frage, wie groß der Vorrat an phraseologischem Sprachmaterial sein sollte, ein hoher Stellenwert zuzubilligen. Daniels meint zu Recht, daß sich "mit Fragen dieser Art [...] die Forschung vor der Praxis zu verantworten" (147) habe, und weist darauf hin, daß auch in der (an den Vortrag) anschließenden Diskussion vor allem die Frage eines „phraseologischen Minimums" problematisiert worden sei, "insbesondere in Hinblick auf den Bestand selbst und mögliche Fluktuationserscheinungen" (154). 1.1 Die Resultate verwendungsbezogener Arbeiten sind häufig nicht unmittelbar vergleichbar, da die verwendeten Klassifikationen und Terminologien sich in den seltensten Fällen decken, oft sogar nicht einmal kompatibel sind. Daher ist zunächst eine Bemerkung zur Klassifikation und Terminologie angebracht. Für Vergleiche, die das Typische der Phraseologieverwendung in Textsorten herausstellen sollen, bietet sich am ehesten eine „Mischklassifikation" an, die mit mehreren Kriterien (semantischen, strukturellen, formalen, pragmatischen) zugleich operiert und Mehrfachklassifikation von Einheiten zuläßt (vgl. Burger/ Buhofer/ Sialm 1982; Kunkel 1991: 73; Fleischer 1982: 128). Für bestimmte Fragestellungen kann es allerdings sinnvoll sein, das Material konsequent nach einem Kriterium zu gliedern, z.B. dem semantischen: den Graden der semantischen Transformiertheit, wenn man z.B. am Maß der Bildhaftigkeit von Texten interessiert ist (vgl. Burger 1989). Ein eigentlicher Terminologievergleich ist in diesem Rahmen natürlich nicht möglich. Doch möchten wir für die Zwecke dieses Aufsatzes, aber zugleich als Vorschlag für eine künftige Vereinheitlichung folgende Basisterminologie vorschlagen (wobei durchaus Synonyme zuzulassen sind): Die im Handbuch der Phraseologie (Burger/ Buhofer/ Sialm 1982) verwendete und weitgehend in Anlehnung an die sowjetische Forschung entwickelte Terminologie ist in der FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 13 weiteren Forschung partiell aufgegriffen worden. Die DDR-Literatur folgt konsequent der Terminologie von Fleischer (1982). Unseres Erachtens sind die beiden Terminologien weitgehend kompatibel, da sie auf vergleichbaren Klassifikationsprinzipien basieren. (1) Oberbegriff ist „Phraseologismus" oder „phraseologische Wortverbindung". Das ist, im Gefolge der extensiven Phraseologie-Forschung in den slavischen Ländern, auch in der deutschsprachigen Literatur (und weit darüber hinaus) inzwischen allgemeiner Sprachgebrauch. (2) Den zentralen Bereich der Phraseologie, der semantisch (und vielfach gleichzeitig auch morphosyntaktisch) definiert ist, bilden die „Idiome" oder "Phraseolexeme". Beide Termini sind gegenwärtig etwa gleich gebräuchlich. "Idiom" schließt an den angelsächsischen Terminologiegebrauch an, hat aber den Nachteil, daß der Terminus keine lexikalische Beziehung zur Bezeichnung des linguistischen Gebietes „Phraseologie" und zum Oberbegriff hat. "Phraseolexem" hat diese Nachteile nicht, präjudiziert aber den "lexikalischen" Status der Phraseologismen. Die an sich nächstliegende Bildung „Phrasem" hat sich nicht durchgesetzt, wohl weil sie impliziert, daß Phraseologismen eine eigene „Ebene" des Sprachsystems bilden, neben „Phonemen", "Morphemen" etc., was aber nicht unumstritten ist. Wenn man „Idiom" wählt, wäre der früher für das ganze Gebiet gängige Terminus „Idiomatik" zu reservieren für den Kernbereich der „Phraseologie". Die Inklusionsbeziehung von „Phraseologismus" und „Idiom" vertritt implizit - Korhonen: Er untersucht in seinem kontrastiven finnisch-deutschen Projekt „Verbidiome", wobei er offenbar mit „Idiom" allgemein solche Phraseologismen meint, "in denen eine metaphorische Bedeutung oder aber eine Gesamtbedeutung vorliegt, die sich nicht aus den Bedeutungen der Glieder rekonstruieren läßt" (1987: 4). Die Idiom-Forschung bildet dann einen Teilbereich der Phraseologie-Forschung. (3) Alle Phraseologismen, die nicht Idiome sind, also keine oder nur. geringfügige semantische/ morphosyntaktische Abweichungen zeigen und die nur oder vorwiegend aufgrund des Kriteriums der „Festigkeit" (Stabilität) zur Phraseologie gerechnet werden, lassen sich als „Phraseologismen im weiteren Sinne" zusammenfassen. Die Gruppe ist sehr groß, umfaßt sehr heterogene Klassen und hat gegen nicht-phraseologische Wortverbindungen offene Grenzen. Das größte Segment dieses Feldes bilden die „Nominationsstereotype" (auch „Benennungsstereotype", Beispiele: gesammelte Werke, öffentliche Meinung), deren definitorisches Merkmal die Funktion des Benennens ist im Gegensatz etwa: zu den „Routineformeln" (vgl. unter (4); vgl. Fleischer 1982). Umstritten ist, inwieweit die „Funktionsverbgefüge" zur Phraseologie zu rechnen sind. (4) Eine große Gruppe von Phraseologismen (die unter strukturellen Aspekten teils zur Phraseologie im weiteren, teils im engeren Sinne gehören) läßt sich unter pragmatisch-funktionalen Aspekten relativ einheitlich definieren. Dafür hat sich weitgehend der Terminus „Routineformel" (C<; mlmas 1981) durchgesetzt. 1 Die Ausdrücke „kommunikative Formel" (Fleischer 1982) oder „pragmatischer Phraseologismus" (Burger/ Buhofer/ Sialm 1982) sind synonym, aber weniger handlich. FLuL 21 (1992) 14 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger (5) Über die aufgrund einer Mischklassifikation gebildeten Subklassen besteht überwiegend klassifikatorische Einigkeit, und die Termini lassen sich ineinander überführen. Ob man bei mit Kind und Kegel von "Paarformel", "Zwillingsformel" oder "phraseologischem Wortpaar" spricht, bei .flink wie ein Wiesel von „komparativem Phraseologismus" oder "phraseologischem Vergleich" spricht, ist belanglos und beeinträchtigt die wechselseitige Verstehbarkeit von Studien nicht. Weitere Klassen sind ad .hoc zu definieren und zu benennen, möglichst im Einklang mit gängigem Sprachgebrauch (z.B. "Sprichwort", "Geflügelte Worte" usw.). (6) In Übereinstimmung mit sonstigem linguistischem Sprachgebrauch sind „ Varianten" des Phraseologismus konventionalisierte alternative Formulierungen (seine Hand/ Hände im Spiel haben). Für nicht konventionalisierte, individuelle Abwandlungen des Phraseologismus hat sich der von Burger/ Buhofer/ Sialm (1982) vorgeschlagene Terminus „Modifikation" bewährt. 2 1.2 Erste korpusbasierte Arbeiten zur Phraseologie stammen von Koller (1977: 119 ff), der das Vorkommen und die Funktionen von Phraseologismen in einigen Bereichen der Zeitungssprache analysiert, und Reger, der sich in verschiedenen Aufsätzen (gesammelt in Reger 1980) mit Metaphorik und Idiomatik in der Presse und in literarischen Texten befaßt. In Burger/ Buhofer/ Sialm (1982: 145 ff) wird erstmals ein größeres Korpus geschriebener und gesprochener Texte verschiedener Textsorten im Hinblick auf das Vorkommen der phraseologischen Klassen quantitativ untersucht. Es wurden neben Zeitungskommentaren vor allem Texte aus dem Bereich mündlicher Kommunikation berücksichtigt, da es dazu im damaligen Zeitpunkt gar keine größeren Arbeiten gab. Überwiegend handelte es sich um Radio- und Fernsehsprache (Nachrichten und Kommentare, Talkshow), daneben aber auch um (schweizerdeutsche) Familienkommunikation. Dabei erwies sich die Phraseologie als klarer Indikator für Texttypendifferenzen. Für jeden Texttyp läßt sich eine Konfiguration dominanter phraseologischer Merkmale erstellen. Krasse Differenzen zeigten sich bei den verbalen Idiomen, den nominalen Nominationsstereotypen und den Routineformeln. Verbale Idiome, insbesondere mit noch transparenter Metaphorik, sind charakteristisch z.B. für kommentierende Texte der Massenmedien (mündlich wie schriftlich). Demgegenüber sind sie in Alltagskommunikation gemessen an verbreiteten Erwartungen unerwartet selten. Verdichtet treten sie in unserem Material nur dann auf, wenn die emotionale Beteiligung der Teilnehmer besonders stark ist. Da die Settings von Alltagskommunikation aber wenig stabil sind und in diesem Bereich keineswegs von konventionalisierten Textsorten gesprochen werden kann, verlangt dieses 2 Fleischers Terminus "phraseologische Varianten" ist unpraktisch, weil er zu nahe bei "Variation" liegt, dem von ihm verwendeten Terminus für konventionelle Varianten. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 15 Resultat nach genauerem Studium der Faktoren, die für das Vorkommen von Idiomen förderlich oder hemmend sind. Nominationsstereotype sind am dichtesten vertreten in Nachrichtensendungen, während sie in der Alltagskommunikation kaum auftreten. Routineformeln sind am häufigsten in den dialogischen Texten (sowohl in den Medien als auch im Alltag). Aber auch in monologischen Nachrichtentexten machen formelhafte, für die Textsorte spezifische Ausdrücke wie nach offiziellen Angaben, aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, die man zu den Routineformeln zählen kann, einen bedeutenden Anteil aus. Eine ergänzende empirische Studie zeigte, daß Konfigurationen von phraseologischen Klassen nicht nur auf der Produktionsseite (für die Textkonstitution) relevant sind, sondern daß auch die Rezipienten ein Bewußtsein/ eine Intuition von den für einen Texttyp charakteristischen Phraseologie-Klassen haben. In den folgenden Jahren wurden diese Resultate durch spezialisiertere Untersuchungen zu einzelnen der genannten Texttypen insbesondere unter funktionalen Aspekten (z.B. Burger 1987, Häusermann 1987, Sandig 1989) differenziert, und es wurden neue Textsorten studiert, so daß heute bereits für weite Bereiche der gegenwartssprachlichen Textvorkommen quantitative und qualitative Resultate zur Phraseologie vorliegen. Gustafsson/ Piirainen (1985) untersuchten ein Korpus von Zeitungstexten (FAZ, NZZ, Salzburger Nachrichten, Berliner Zeitung), wobei die Texte nach den Themenbereichen Politik, Kultur, Wirtschaft, Inland, Sport unterteilt wurden. Herausragende Ergebnisse sind etwa: Zwischen den untersuchten Zeitungen bestehen deutliche Unterschiede in der Dichte und der Verteilung der Phraseologismen. Insbesondere die Berliner Zeitung fällt aus dem Rahmen durch die starke Bevorzugung von Nominationsstereotypen, was sich aus der für politische Kommunikation im sozialistischen Bereich allgemein zu beobachtenden Neigung zu Terminologisierung und Formelhaftigkeit erklärt. Doch sind die Differenzen weniger auffällig als die konstanten Merkmale. So sind die Nominationsstereotype in allen Zeitungen charakteristisch für den Inhaltsbereich Politik. Charakteristisch für Zeitungssprache allgemein das hatte bereits Koller (1977) an kleinerem Material gezeigt ist offenbar der hohe Anteil an modifizierten Phraseologismen. Funktion der Modifikationen ist in erster Linie die Adaptation an und die Integration in den jeweiligen Kontext. Manche Formen der Modifikation, wie die Einfügung eines Adjektivs in die nominale Komponente eines verbalen Idioms, sind in der journalistischen Sprache so gängig, daß sie kaum mehr als Veränderung des Phraseologismus wirken, sondern als eine beinahe reguläre Form der textlinguistischen Integration. Das Resultat, daß fast 50% aller vorkommenden Phraseologismen teilidiomatisch sind, ist schwer interpretierbar, da diese semantisch definierte - Klasse eine Vielzahl heterogener und funktional sehr unterschiedlich einsetzbarer Erscheinungen enthält. 3 Hier zeigt sich deutlich, daß eine nur auf einem Krite- 3 Die Autoren führen Ausdrücke auf wie Maßnahmen ergreifen, Handel und Wandel, die FLuL 21 (1992) 16 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger rium (hier dem semantischen) basierende Klassenbildung für die Texttypen-Charakteristik weniger aufschlußreich ist als eine Mischklassifikation. Mit den textuellen Funktionen der Idiome (in Normalform wie in ihren modifizierten Vorkommen) befaßt sich Greciano in zahlreichen Arbeiten (z.B. 1983 und 1987). Ihr Korpus sind Texte von Musikern, Kriminalromane und Essays zur Verhaltenspsychologie und Ethologie (vgl. 1983: 160 ff). Obwohl sie keine quantitativen Erhebungen anstellt und ein Vergleich der unterschiedlichen Textarten nicht im Zentrum der Fragestellung steht, ergeben sich doch interessante Beobachtungen zu den Differenzen der Phraseologieverwendung. Für den Bereich der Fachkommunikation erschließen die Untersuchungen von Kunkel (1986; 1991) Neuland. Nach Fleischer (1987: 59 ff) 4 untersucht sie einerseits Dissertationsthesen (der Universität Leipzig) und wissenschaftliche Vorträge (Akademievorträge, die von vornherein für den Druck bestimmt sind und kaum Elemente der Mündlichkeit enthalten) aus verschiedenen Fachgebieten, andererseits Gesetzestexte. Ferner bezieht sie eine Textsorte der „ Verteilerkommunikation" ein: populärwissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze. Sie gliedert das Material in Idiome, Nominationsstereotype und Funktionsverbgefüge mit fallweise zusätzlichen syntaktischen und semantischen Subklassifikationen. Es sei hier nur auf ein paar herausragende Ergebnisse verwiesen (vgl. auch Fleischer 1987: 60 ff): Die wissenschaftlichen Vorträge sind keine homogene Gruppe. Jedenfalls sticht die Gruppe der literaturwissenschaftlich-geschichtswissenschaftlichen Texte durch ihre spezifische Bevorzugung bestimmter phraseologischer Gruppen ganz klar aus allen anderen heraus: Idiome mit deutlicher Metaphorik (grünes Licht geben, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen), mit denen der Produzent seine Stellungnahme, Wertung zu Gegenständen oder Sachverhalten formuliert, haben nur hier eine dominante Stellung. Auch Modifikationen "Sie wollten die Kirche durchaus im Dorfe - und in der Stadt lassen; der Kirche geben, was der Kirche ist" [91]) sind charakteristisch für diese Textgruppe. Hinsichtlich der Häufigkeit von metaphorischen Idiomen sind diese Texte unmittelbar den populärwissenschaftlichen Texten an die Seite zu stellen. Gesetzestexte sind die Domäne derjenigen Phraseologismen im weiteren Sinne, die zur Terminologisierung und fachsprachlichen Fixierung tendieren (bewegliche Sachen, einen Vormund bestellen). Ein Teil der Ausdrücke ist auch alltagssprachlich gängig, wird aber im Kontext des Gesetzes terminologisch (d.h. semantisch normiert) verwendet. Stunde des Abschieds schlägt für jmdn., bei denen (mindestens) eine Komponente in wörtlicher Bedeutung verwendet wird. 4 Da uns die Dissertation von 1987 nicht zugänglich war, beziehen wir uns auf den Aufsatz von 1991, in dem Fleischer die Resultate ihrer [ungedruckten] Dissertation referiert. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zwn heutigen Deutsch? 17 Andere Sektoren der fachgebundenen Kommunikation untersucht Duhme (1991). Untersuchungskorpus bilden einerseits Fachzeitschriften der deutschen Wirtschaft, andererseits wissenschaftliche Wirtschaftsfachtexte. Den Untersuchungen von Kunkel entspricht das Resultat, daß die Frequenz von Phraseologismen in den untersuchten wissenschaftlichen Texten äußerst gering ist, während die journalistischen Texte eine Fülle· phraseologischen Materials aufweisen. Ferner wird gezeigt, daß es neben der allgemeinsprachlichen Phraseologie auch ein bedeutendes Inventar von wirtschaftsspezifischen fachsprachlichen Phraseologismen gibt. 5 Bezüglich der Verteilung der wirtschaftsspezifischen Phraseologismen auf die phraseologischen Klassen ergibt sich folgendes: · - Eine wichtige Rolle spielen die "phraseologischen Termini". In Burger/ Buhofer/ Sialm (1982: 38) wird diese Klasse als eine Unterklasse der Phraseologismen im weiteren Sinne definiert. Es handelt sich vorwiegend um nominale satzgliedwertige Phraseologismen, deren Bedeutung meist direkt motiviert ist, jedoch mit einer gewissen semantischen Spezialisierung. Sie bezeichnen wie ein Name ein Individuum, z.B. eine singuläre Institution (Das Rote Kreuz, Deutsche Demokratische Republik) oder einen Gegenstand/ Sachverhalt, der innerhalb eines außersprachlich abgegrenzten Systems (z.B. Wissenschaften, technische Systeme, politische Institutionen, Spiele u.ä.) definiert ist. Duhme (1991) schließt sich einerseits dieser Definition an und subsumiert unter den phraseologischen Termini Wendungen wie reales Einkommen, verbrieftes Vorsorgekapital, an einem Geschäft teilhaben, Konkurs anmelden (121). Andererseits definiert er die phraseologischen Termini als "Schnittmenge aus den Bereichen der Phraseologismen und der [wirtschaftsspezifischen] Termini" (64), womit die Klasse bedeutend erweitert wird und entsprechend sowohl idiomatische als auch nicht-idiomatische Verbindungen umfaßt . (65), im Widerspruch zu der obigen Definition. Aufgrund dieser terminologischen Unklarheit ist es schwer zu beurteilen, wie groß die Klasse der phraseologischen Termini in der Wirtschaftssprache tatsächlich ist. Nun bestehen Fachsprachen nicht nur aus "Termini", die wohldefiniert sind, sondern enthalten auch Wortschatzbereiche mit wechselnder semantischer „Schärfe". Duhme (1991) behandelt diesen Aspekt nicht, aber sein unter dem Titel "phraseologische Termini" vorgelegtes Material zeigt klar diese Abstufung: Neben eigentlich terminologischen Ausdrücken finden sich Phraseologismen wie den Aktienkurs beflügeln, das Konjunkturtal durchschreiten, die Anlegerfantasie beflügeln. Sie sind mit Sicherheit keine Termini im Sinne wohldefinierter Begriffe, sondern Verbindungen, die aus einem Terminus dem jeweiligen Substantiv (Aktien, Konjunktur, Anleger) - und einem metaphorischen und nichtterminologisch fixierten Element bestehen. Solche Ausdrücke ermöglichen innerhalb eines fachlich definierten Rahmens gerade ein bewußt unscharfes Sprechen und Schreiben. Echte Termini hingegen sind Ausdrücke wie eine Dividende ausschütten oder in Konkurs gehen, die präzise, im wirtschaftlichen Kontext definierte Vorgänge bezeichnen. Während die Ausdrücke dieses Typs noch eine s Von 2300 erhobenen Phraseologismen sind 400 wirtschaftssprachlich (Duhme 1991: 15). FLuL 21 (1992) 18 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger "umgedeutete" Komponente (ausschütten, gehen) enthalten, also als teil-idiomatisch gelten können, sind Verbindungen wie Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung oder Einkünfte aus Kapitalvermögen nicht-idiomatisch, aber in ihrer lexikalischen Besetzung und Anordnung fest. Vollidiomatische Phraseologismen kommen praktisch nicht vor. Das einzige Beispiel, das der Vf. gefunden hat, ist auf dem Parkett im Sinne von 'die unterste Etage des Börsengebäudes betreffend, zu der nur Devisenhändler Zutritt haben'. Es fragt sich allerdings, ob hier nicht einfach eine fachspezifische Sonderbedeutung von Parkett vorliegt, ohne daß der ganze Ausdruck als phraseologisch gewertet werden muß. Sehr stark vertreten ist hingegen die Gruppe der teilidiomatischen Phraseologismen (eine Dividende ausschütten, an die Börse gehen, laufendes Konto), wobei hier noch präzisiert werden kann: Häufigste Strukturtypen sind [(Präp. + Artikel +) Substantiv + Verb] und [(Artikel +) Adjektiv + Substantiv]. Diese enthalten in der Regel als semantischen Kern einen Fachterminus, der nicht umgedeutet ist, sondern seine wörtlich-fachsprachliche Bedeutung innerhalb der Verbindung beibehält, während das jeweilige Verb oder Adjektiv semantisch transformiert ist. Dieses gemischte fachsprachlich-gemeinsprachliche Baumuster bietet sich offenbar für die Bildung fachsprachlicher Phraseologismen in erster Linie an. Im Zusammenhang damit ist auch die Produktivität phraseologischer "Reihen" zu sehen, bei denen der Kern identisch bleibt, aber die Peripherie austauschbar ist: an die Börse bringen, an die Börse gehen, an der Börse notieren oder schwacher/ steigender/ sinkender/ fester Dollar (145). Eine zentrale Erkenntnis der Studie liegt somit darin, daß sich die fachsprachliche Phraseologie "an bestimmten zentralen Begriffen orientiert" (148). Eine interessante Gruppe im untersuchten Material bilden Phraseologismen der Gemeinsprache, die durch fachsprachliche Elemente modifiziert werden: eine Expansionsstrategie verfolgen, sein Discountnetz spinnen, eine neue Einkommensquelle erschließen. Durch diese spezifische Weise der Modifikation werden gemeinsprachliche Phraseologismen leicht in den fachsprachlichen Kontext integrierbar. Da man ähnliche Phänomene im Bereich des politischen Journalismus beobachten kann (s.o.) (Öl ins Feuer des Wahlkampfs gießen), würden wir im Gegensatz zu Duhme diese modifizierten Phraseologismen nicht als Teil der Fachsprache selbst bezeichnen, sondern nur als kontextuelle Adaptionen an das jeweilige Fachgebiet. Es fehlen Routineformeln, was von den untersuchten Textsorten her nicht weiter erstaunlich ist. Es fragt sich allerdings, ob es im mündlichen Bereich der Fachkommunikation (und insbesondere der "Verteilerkommunikation") nicht auch spezifische Routineformeln gäbe. Diese Fragestellung liegt aber außerhalb des vom Verfasser gezogenen Untersuchungsrahmens. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 19 Aus den Feststellungen zu den teilidiomatischen Phraseologismen geht schon hervor, daß aus syntaktischer Perspektive substantivische und verbale Phraseologismen am häufigsten in der Wirtschaftssprache auftreten. Demgegenüber fehlen adjektivische und adverbiale Phraseologismen gänzlich. Thematisch gesehen lassen sich die fachspezifischen Phraseologismen vier Bereichen der Wirtschaft zuordnen: Börsenwesen, Geschäft und Handel, .Kapital und Finanzen sowie Wirtschaftspolitik, wobei die Abgrenzung offenbar nicht immer eindeutig ist. Bei der Erstellung dieser thematischen Gliederung (139) sitzt der Vf. einem terminologischen Mißverständnis auf. Er bezieht sich auf das von Fleischer (1982) so genannte Prinzip der Gliederung nach „Sachgruppen". Damit sind aber die Bildbereiche gemeint, aus denen der Phraseologismus sich herleitet (z.B. menschliche Körperteile, Küche und Haushalt usw.), sei er voll-idiomatisch oder metaphorisch-idiomatisch. Bei den Ausdrücken der Wirtschaftssprache aber handelt es sich in der Regel um. teil-idiomatische Verbindungen, deren Kern der wörtliche Fachterminus bildet. Duhme gliedert sein Material nun, wie es naheliegend ist, nach der Semantik des jeweiligen Kerns. Wenn er sich dann darüber wundert, daß „phraseologische Sachgruppen der Allgemeinsprache wesentlich leichter abzugrenzen [seien] als Sachgruppen der Wirtschaft" (140), so hat das mit Phraseologie nichts zu tun, sondern mit den offenbar fließenden Grenzen zwischen den Sach-Bereichen des Fachgebietes. Dies wird offenkundig an dem von ihm gegebenen Beispiel: "ins Wertpapiergeschäft drängen: diese Wendung kann sowohl dem Bereich Geschäft und Handel als auch dem Bereich Börsenwesen zugeordnet werden" (140). Offenbar läßt sich der Bereich der Wertpapiergeschäfte s a c h 1 i c h zwei Wirtschaftsbereichen zuweisen. Was im Vergleich etwa mit der Arbeit von Gustafsson/ Piirainen (1985) interessieren würde, wäre die Frage, wie sich die fachspezifischen Phraseologismen quantitativ auf die genannten vier Sachbereiche verteilen. Über die Funktion der fachspezifischen Phraseologismen findet man in der Arbeit nichts außer der generellen Bemerkung, daß Phraseologismen zur Emotionalisierung und Steigerung der Expressivität beitragen und sich deshalb für journalistische Fachtexte eignen (157). Von Interesse wäre beispielsweise zu wissen, wie sich denn der terminologisch-referentielle und der expressive Aspekt der Verwendung der Phraseologismen im fachlichen Kontext zueinander verhalten. Es sei schließlich noch auf die Resultate einer (ungedruckten) Arbeit zur Phraseologie der Werbung verwiesen: Hemmi (1992) befaßt sich mit (Absatz-) Werbung im Bereich von· Zeitschriften (Werbeanzeigen) und Fernsehen (Werbespots). Das Korpus bilden 188 (verschiedene) Werbespots vom Februar 1991 (TV DRS) und 188 Werbeanzeigen aus der Zeitschrift "Der Schweizerische Beobachter" (Februar bis Mai 1991). 6 Die Resultate bestätigen und differenzieren in quantitativer und qualitativer Hinsicht das Bild, das andernorts (Dittgen 1989, Burger 1991) schon von der Bedeutung der Phraseologie für die Werbung skizziert wurde. 6 Da Werbeanzeigen durchschnittlich 2,7mal mehr Text enthalten als Werbespots, wurde für die Statistiken eine entsprechende Umbasierung des Materials vorgenommen. FLuL 21 (1992) 20 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger 81 % der Anzeigen und 47% der Spots enthalten mindestens einen Phraseologismus. Bei dieser Differenz muß berücksichtigt werden, daß ein Viertel der Spots, die keinen Phraseologismus enthalten, minimale 7 oder überhaupt keine Textanteile aufweist. Hinsichtlich der phraseologischen Klassen besteht der offensichtlichste Unterschied darin, daß Routineformeln in der Fernsehwerbung einen beachtlichen Anteil (etwa ein Viertel) ausmachen, während sie in der Anzeigenwerbung nur eine geringe Rolle spielen. In den Werbespots kommen diese Formeln in dialogischen Partien und vor allem in monologischen, direkt an den Zuschauer gerichteten Sprechertexten vor. Umgekehrt sind es die Funktionsverbgefüge, deren Domäne die Anzeigenwerbung, nicht aber die Fernsehwerbung ist. Das ist aus dem stärker an Schriftlichkeit orientierten Charakter der Anzeigen leicht zu erklären. Bei den Geflügelten Worten, die in beiden Medien etwa gleich häufig sind (knapp 20% ), zeigt sich ein interessanter Unterschied in der Herkunft der Ausdrücke: Beim Fernsehen haben zwei Drittel der Gruppe ihre Quelle in der Werbung selbst, während bei den Anzeigen die Literatur als Quelle dominiert. Dabei geht es einerseits um Slogans, die seit Jahren von der gleichen Firma immer wieder auf neue Produkte übertragen werden und auf diese Weise zu probabilistischen Einheiten werden, andererseits um "gestohlene" und auf ein Produkt einer anderen Firma übertragene Slogans. Film fungiert als Quelle eher im Fernsehen als bei den Anzeigen. Auch zum Vorkommen und zu den Typen von Modifikationen ergeben sich aufschlußreiche Ergebnisse: Im Korpus der Anzeigen sind die Hälfte der Phraseologismen modifiziert, bei den Spots sind ·es etwas weniger. Im Vordergrund stehen dabei die verbalen Phraseologismen und die Geflügelten Worte. In beiden Medien ist das häufigste Modifikationsverfahren die lexikalische Substitution, die meist zur Integration des Phraseologismus in den Kontext genutzt wird, oft mit witzigem Effekt. Daneben finden sich bei den Anzeigen vor allem Modifikationstypen, die zur semantischen "Dichte" (manchmal bis zur Hermetik) des Textes entscheidend beitragen. Etwas Ähnliches ist bei den Spots nicht zu beobachten. Vielfach resultieren die hier vorkommenden Modifikationstypen aus Bezügen zum Bild, wobei die Bezüge meist nur durch die wörtliche Lesart des Phraseologismus motiviert sind, während zur phraseologischen Bedeutung keine Beziehung besteht. Die Effekte sind witzig bis kalauerartig. Insgesamt sind die Modifikationen der Anzeigenwerbung somit komplexer als die der Fernsehspots. Zur Sprache der Politik liegt die Arbeit von Gautschi (1982) vor: Sie untersucht Propagandaschriften verschiedener Parteien zu (schweizerischen) Nationalratswahlen von 1919 bis 1979. Sie klassifiziert die strategischen Funktionen der Phraseologismen in der Propaganda, zeigt historische Veränderungen (z.B. den Zusammenhang von Zeiten politischer Krise und Phraseologismushäufigkeit bzw. 7 Weniger als 15 Wörter, was durchschnittlich der Präsentation des Produktnamens und des Slogans entspricht. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zwn heutigen Deutsch? 21 -verwendung) und die Unterschiede im Sprachgebrauch der Parteien. Für linksgerichtete Parteien ist es beispielsweise charakteristisch, daß sie den Problembereich 'Ausbeutung' phraseologisch dichotomisieren. Der Ausbeuter hat Geld in Hülle und Fülle, sitzt in der Wolle und hiilt reiche Ernte. Der Ausgebeutete demgegenüber wird zur Kasse gebeten, steht vor dem Nichts, ihm wird das Geld aus der Tasche gezogen (140). Das wichtigste Ideologem der Rechtsparteien ist zum Wohl des Ganzen. 8 Auch zur Verwendung einzelner Typen von Phraseologismen liegen Untersuchungen vor. Besonders dicht ist die Literatur auf dem traditionellen Feld der Parömiologie (vgl. z.B. Mieder 1983; neuerdings z.B. Arbeiten zum interkulturellen Vergleich in Sabban/ Wirrer 1991). Andere Klassen rücken erst neuerdings in das Blickfeld der Forschung, so etwa aus dem Bereich der somatischen Phraseologismen die "Kinegramme" (die Achseln zucken, vgl. Rüegg 1991). 2. Wie Phraseologismen bei nicht-professionellen Sprechern/ Sprecherinnen in Sprachgebrauch und Spracheinstellung verankert sind, ist nach Ansätzen in Burger/ Buhofer/ Sialm 1982 (im Bereich Alltagskommunikation) erst wieder bei Hünert-Hofmann (1991) untersucht worden. Sie studiert in einer Gemeinde, die sich besonders nach 1945 zu einer industrialisierten Kleinstadt entwickelt hat, den Gebrauch und das Verstehen von Phraseologie an verschiedenen Sprechergruppen. Während in Burger/ Buhofer/ Sialm (1982) das alltagssprachliche Phraseologie-Material durch Beobachtung alltäglicher Situationen gewonnen wurde, verwendet Hünert-Hofmann die Methode eines schwach standardisierten, durchschnittlich zweistündigen Interviews bei dem Phraseologie sozusagen „nebenbei" anfällt - , andererseits die Befragung der Informanten. Insgesamt werden 81 Informanten untersucht. Zu Beginn des Interviews sollen die Informanten eine „freie Schilderung über die Art ihrer Tätigkeit in der Fabrik oder im Büro" (69) geben. Wenn der Interviewerin „ein Arbeitsvorgang unklar blieb, wurde um eine erneute Erklärung gebeten" (ebd.). Das Phraseologie-Material wird nach "Situationen" angeordnet (z.B. "Zwei Jungen zanken sich beim Spiel. Der eine jagt den anderen weg"). Leider wurde die Literatttr--zur Phraseologie nur sehr selektiv zur Kenntnis genommen, und ein Vergleich mit Resultaten anderer Arbeiten der 80er Jahre fehlt. Für unseren Zusammenhang sind die folgenden Resultate interessant: Die von den Vpn. verwendeten Phraseologismen haben „größtenteils überregionale Geltung" und sind „fast alle als Eintrag im ,Deutschen Wörterbuch' vorhanden" (281). 8 Über weitere korpusbezogene (ungedruckte) Arbeiten zur Phraseologie politischer Sprache, die an der Universität Zürich entstanden sind, kann aus Platzgründen hier nicht mehr berichtet werden. FLuL 21 (1992) 22 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger Sprecher, die die verschiedenen beteiligten Systeme (Mundart, Umgangssprache, Standardsprache) relativ getrennt einzusetzen verstehen, sind aktivere Phraseologieverwender als diejenigen, die zu Mischformen tendieren. Jüngere Sprecher/ -innen tendieren vermehrt zur Umgangssprache und verwenden entsprechend auch die Phraseologismen eher in umgangssprachlicher als mundartlicher Variante. Als eines der Hauptresultate formuliert die Verfasserin: "In dem Maße, wie die gesprochene Mundart den Kommunikationsbedürfnissen der umstrukturierten Gesellschaft nicht mehr genügt, werden auch die fest im mundartlichen Sprachkomplex verankerten Idiomformen mit überregionalem Wirkungsradius aus dem aktiven Sprachgebrauch in den passiven Sprachbesitz verschoben" (283). Eine solche „Verschiebung" geht jedoch aus den präsentierten Daten nicht zwingend hervor: Die meisten Phraseologismen gebraucht die Gruppe, die aus männlichen Angestellten einer Firma und des öffentlichen Dienstes besteht (Alter zwischen 28 und 45 Jahren), mit der relativ besten Schulbildung aller Gruppen, dem besten Sozialstatus und der besten Fähigkeit, die Sprachformen gezielt und differenziert einzusetzen. Am wenigsten Phraseologismen gebraucht die Gruppe der Frauen zwischen 30 und 50 Jahren, "die einmal berufstätig waren, aber zur Zeit wegen der zu versorgenden Kinder und auch wegen der aus einer Halbtagsbeschäftigung zu erwartenden geringen Entlöhnung keine Arbeit annehmen" (78). Danach rangieren eine Teilgruppe der Industriearbeiter und eine Gruppe von berufstätigen Frauen zwischen 36 und 46 Jahren. An fünfter Stelle von den acht untersuchten Gruppen stehen Schülerinnen einer Berufsschulklasse. Diese quantitativen Resultate sind mit Ausnahme von Platz 1 so undeutlich, daß man keinen klaren Trend registrieren kann. Bei einer „Verschiebung" müßten ja die Schülerinnen am Ende der Skala stehen, und auch die Position der genannten Frauengruppe ist nicht verständlich. - Am Ende der Arbeit formuliert die Verfasserin eine Gesamtbeurteilung der Sprache der untersuchten Jugendlichen: „Die bewußte Ablehnung der Mundart [bei den Schülerinnen] hat nicht vorteilhaft auf den Umgang mit der Sprache gewirkt. Idiomatische Formen, die fester Bestandteil der Mundart geworden sind, aber auch umgangssprachlich geläufig sind, werden von ihnen ignoriert. Sie empfinden sie als mundartlich und gebrauchen sie nicht, weil sie ihnen ,platt' oder altmodisch vorkommen, sie wollen ganz ,in' sein [...]. Sie wollen nicht sein wie ihre Mütter. [...]" (277). Ob die negative Wertung des Sprachverhaltens und der Spracheinstellung der Schülerinnen gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Daß die Jugendlichen aber bestimmte Ausdrücke als „altmodisch" empfinden und deshalb nicht gebrauchen, das bietet einen Ansatz für weitere Untersuchungen. Wenn von einer „Verschiebung" gesprochen werden kann, dann besteht sie so vermuten wir darin, daß die jüngere Generation partiell andere Phraseologie-Bestände gebraucht als die älteren Generationen und daß sie bestimmten Phraseologie-Bereichen der Gesamtsprache ablehnend gegenübersteht. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 23 Genau diese beiden Aspekte finden sich in Arbeiten zur Jugendsprache: Jugendsprache zeichnet sich zunächst dadurch aus, daß sie lexikalische und phraseologische Elemente enthält, die nicht zur Gemeinsprache gehören bzw. die in der Gemeinsprache nicht die gleiche Bedeutung haben, und diese sind in der Forschung besonders hervorgehoben worden (vgl. Hartig 1986: 222). Henne (1986) definiert Jugendsprache als „fortwährendes Ausweich- und Überholmanöver" (208), mit der Standardsprache zugleich abgewandelt und stereotypisiert wird, "ein spielerisches Sekundärgefüge", das u.a. "flotte Redensarten und stereotype Floskeln" favorisiert (209). Henne meint: "Im ,vorgeformten' Sprachgut erkennen sich die jugendlichen Mitglieder der Gruppe; zugleich sind Phraseologismen hilfreich, Einstellungen zu bekunden und entschiedene Urteile zu äußern" (115 t). - Es sind natürlich ganz bestimmte jugendsprachliche Phraseologismen, die da gemeint sind, Phraseologismen wie wir sie 1980 für die deutsche Schweiz gesammelt haben (vgl. Buhofer/ Häusermann/ Humm 1978): „Das macht einen Fix und Foxi" (wenn man kaputt ist), "Ich glaub, mich beißt ein Schwein" (Überraschung), "Irgendwie hast du'n Schatten" (Ausdruck für blöde Leute; wenn man sauer ist). Wie stark die Sprache Jugendlicher durch diesen Sonderwortschatz und diese Sonderphraseologie geprägt ist, ist eine noch offene Frage. Willenberg (1983/ 84: 374) stellt fest, daß bei der von ihr untersuchten Essener Peer-group „in durchschnittlich 2¾ Minuten ein nicht-gemeinsprachlicher bzw. ein von der gemeinsprachlichen Bedeutung abweichend benutzter Ausdruck verwendet wird", was wohl bedeutend weniger ist, als uns Glossenschreiber glauben machen wollen. Auf der anderen Seite beobachtet man, daß Jugendliche bestimmte lexikalische Bereiche der Gemeinsprache zurückweisen. Grund dafür ist die Ablehnung des Konformitätsdruckes (vgl. Hartig 1986: 227): "So werden", schreibt Hartig (1986: 229), "gerade die Formulierungsroutinen besonders heftig attackiert und zurückgewiesen. Beispiele sind solche Formulierungen [...] wie a) 'Man muß das kleinere Übel wählen'. b) 'Man muß auch mal zurückstecken können'. c) 'Du kannst nicht immer das haben, was du willst'. d) 'Jeder hat mal klein angefangen'. e) 'Kannst du nicht auch mal pünktlich sein? ". Während Erwachsene bestimmte Erscheinungen der Lebenswelt „nicht selten" durch Sprichwörter kommentierten "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht"), wollten Jugendliche Kommentierungen eher in expliziter Form vornehmen (vgl. Hartig 1986: 233). Die bisher offene - Frage ist nun, ob sich gemeinsame Merkmale derjenigen phraseologischen Bereiche ausmachen lassen, die Sprecher/ -innen als zu ihrer Sprache gehörig betrachten (bzw. die sie ablehnen). Einen möglichen Ansatz für eine Antwort bietet ,die lexikographisch orientierte Stilistik der Phraseologie. Sie geht von der Annahme aus, daß Phraseolo- FLuL 21 (1992) 24 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger gismen eine Expressivitätssteigerung bewirken und daß diese Wirkung zu -einem guten Teil auf ihre konnotativen Qualitäten zurückzuführen sei (vgl. Fleischer 1982: 202). Unter Konnotation versteht Fleischer (mit Viehweger) u.a. Elemente, die die Einordnung des betreffenden Zeichens in ein Normensystem der sozialen Verwendungsweise sprachlicher Mittel kennzeichnen, Qualitäten also, die im Wörterbuch durch die Angabe von Stilschichten, die Kennzeichnung einer zeitlichen und räumlichen Zuordnung sowie von Fach- und Sondergebieten markiert werden. Daneben werden als Konnotationen auch Elemente verstanden, die die emotional betonte Einstellung des Zeichenbenutzers zum benannten Gegenstand bzw. mitgeteilten Sachverhalt als „indirekte" Information mitliefern. Sie werden im Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache [WDG] als Stilfärbung erfaßt, z.B. "abwertend" (vgl. Fleischer 1982: 202). Fleischer (1982: 202 ff) warnt zu Recht vor einer allzu einseitigen Beurteilung der Phraseologismen als „salopp-umgangssprachlich" und greift auf die Markierungen im WDG zurück, um zu zeigen, daß Phraseologismen auch normalsprachliche und gehobene Konnotationen haben können. Er versucht sodann, einen Zusammenhang aufzudecken zwischen der „inneren Form" des Phraseologismus und seiner stilistischen Einordnung. So sieht er einen großen Teil der metaphorischen Konstruktionen als gehobene Phraseologismen an und hält den größten Teil der Nominationsstereotype, sehr viele teilidiomatische Phraseologismen und solche mit unikaler Komponente für normalsprachlich (d.h. ohne Markierung im Wörterbuch der Gegenwartssprache). Stärkeren Verwendungsbeschränkungen unterworfen (insofern sie als "umgangssprachlich" oder „umgangssprachlich-salopp" markiert sind) seien u.a. vollidiomatische Phraseolexeme ohne durchsichtige Metaphorik. In jedem Einzelfall läßt sich aber die stilistische .Zuordnung auch laut Fleischer nicht begründen, und die Konnotationen der einzelnen Komponenten erklären nicht immer die Konnotationen des ganzen Phraseologismus. Als empirische Frage ergibt sich im Anschluß an solche Überlegungen, ob die stilistischen Kennzeichnungen der Wörterbücher sich in den Urteilen der Sprecher/ -innen wiederfinden, ob auch die Sprecher/ -innen in gleicher Weise gekennzeichnete stilistische Gruppen als zusammengehörig empfinden und in gleicher Weise als gebräuchlich, hochgestochen etc. beurteilen. Auch von einer ganz anderen Fragestellung her wird neuerdings ein Zugang zu den Urteilen von Sprechern/ Sprecherinnen gesucht: Psycholinguistische Untersuchungen zum Verstehen von Phraseologismen bei Erwachsenen, die im angelsächsischen Raum gemacht werden, befassen sich mit der Frage, ob die unter „idioms" zusammengefaßten Wortverbindungen in psycholinguistischer Hinsicht eine homogene Gruppe von Einheiten darstellen. Sie gehen von der Tatsache aus, daß Untersuchungen zum Verstehen von Idiomen widersprüchliche Ergebnisse erbracht haben, und den Grund dafür sehen sie darin, daß das Stimulusmaterial nicht einheitlich war (vgl. Schweigert 1986: 44; Schweigert und FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 25 Moates 1988; Popiel/ Mc Rae 1988: 476). Sie bringen in diesem Zusammenhang die Faktoren der Familiarität (der individuellen Vertrautheit) und der eigenen Gebrauchshäufigkeit in die Diskussion ein. Popiel/ Mc Rae (1988) bitten Studenten/ Studentinnen, zu insgesamt 60 „idioms" eine wörtliche und eine übertragene Paraphrase zu geben und diese Bedeutungsumschreibung in bezug auf Häufigkeit des eigenen Gebrauchs und Vertrautheit auf einer Skala einzuschätzen. Ziel der Untersuchung ist es, ein Korpus von Einheiten zu erstellen, das mit Angaben zur Gebrauchshäufigkeit und Vertrautheit versehen ist, sowie herauszufinden, ob „idioms" eine homogene Gruppe von Elementen darstellen hinsichtlich des Verhältnisses von figurativen und wörtlichen Bedeutungen (vgl. 480). Es zeigt sich, daß die Ratings der wörtlichen Bedeutungen, also die Beurteilung auf der einen Skala, keine Voraussagen erlauben über die Ratings der übertragenen Bedeutung, also die Beurteilung auf der anderen Skala, oder umgekehrt (vgl. 481). Die Autoren schließen daraus, daß die untersuchten Phraseologismen unterteilt werden müssen und schlagen drei Gruppen vor: Eine kleine Gruppe erhielt tiefe Ratings sowohl für die wörtliche als auch für die übertragene Bedeutung. Die Autoren sehen dies als Reflex der diachronischen Seite der Sprache, als Reflex der Tatsache, daß Redewendungen veralten können. Die zweite Gruppe besteht aus Einheiten, die häufig benutzte übertragene und wörtliche Bedeutungen haben. Die dritte Gruppe besteht aus Elementen mit häufig benutzten übertragenen, aber selten benutzten wörtlichen Bedeutungen (481). Methodisch interessant ist, daß die Existenz des nicht-phraseologischen Homonyms nicht von Linguisten/ Linguistinnen als möglich oder nicht möglich beurteilt, sondern von Sprechern/ Sprecherinnen als wahrscheinlich oder nicht-wahrscheinlich eingeschätzt wird. Es ist allerdings wenig wahrscheinlich, daß die verschiedenen Relationen von wörtlicher und phraseologischer Lesart des Phraseologismus (vgl. dazu Burger 1989) ein valables Kriterium für die Divergenzen von Sprecherurteilen abgeben, da diese Relationen weder beim Lernen noch beim Gebrauch von Phraseologismen eine entscheidende Rolle zu spielen scheinen. 9 So weist auch Januschek (1986) zu Recht daraufuin, daß die Rede von der besonderen Kreativität der Jugendsprache, der Neuartigkeit ihrer Metaphern und Sprüche, mißverständlich, wenn nicht gar verfehlt ist. Denn jugendsprachliche Phraseologismen würden „in aller Regel nicht bewußt im metaphorischen oder idiomatischen Sinne verstanden" (93): "Den kreativen Akt der Erfindung eines Phraseologismus, den man anhand der ,Jugend-. sprache' aufspüren zu können meint, gibt es nicht. [...] Was eine Formulierung zum Phraseologismus macht, ist allein die Tatsache, daß sie häufiger in immer der gleichen Form wiederholt wird und daß dies den Sprechenden bewußt wird" (96). Der gemeinte 9 Psycholinguistische Überlegungen gehen schon seit längerer Zeit in diese Richtung: vgl. Buhofer (1980), Schweigert (1986: 34 f), Häcki Buhofer (1989). FLuL 21 (1992) 26 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger Sinn, die phraseologische Lesart, "dominiert völlig die ,wörtliche' Bedeutung, die sich erst dem außenstehenden Beobachter als solche darstellt. [...] Die ,Bildlichkeit' der jugendsprachlichen Wendungen existiert für die je Beteiligten in der Regel nicht" (94). Die wörtliche Bedeutung ist damit als Ausgangspunkt für das aktuelle Verstehen und Produzieren aus dem Spiel: "bei einer erheblichen Anzahl der tatsächlichen Verwendungen von Phraseologismen wird weder bewußt noch unbewußt deren wörtliche Bedeutung auf das konkret Gemeinte übertragen, es findet vielmehr eine bewußte Distanzierung von dieser wörtlichen Bedeutung statt" (96). Aus den bisherigen Überlegungen lassen sich die folgenden methodischen Konsequenzen für weiterführende Untersuchungen, die sich am Verhalten und am Urteil von Sprechern/ Sprecherinnen orientieren, ableiten: Die Frage, welche Phraseologismen welche Sprecher/ -innen gebrauchen, ist einerseits durch Beobachtung real vorkommender Sprache, andererseits über metakommunikative Einschätzung von phraseologischem Material durch Vpn. anzugehen. Da Beobachtung, wenn sie ein hinreichend breites Spektrum von Verwendungssituationen abdecken soll, äußerst aufwendig ist, bieten sich Einschätzungsverfahren eher an. Die Frage, welche Phraseologismen von welchen Sprechern/ Sprecherinnen wie beurteilt werden, ist in systematischer Weise überhaupt nur durch Befragung zu erheben. Die erwähnten angelsächsischen Untersuchungen können daher als guter Ausgangspunkt dienen, zwar nicht in bezug auf die verwendeten Kriterien für die Typologisierung des phraseologischen Materials, wohl aber hinsichtlich der Methodik. Daß im Rahmen dieser Studien ein kleines Korpus von Phraseologismen hier in bezug auf Vertrautheit bewertet wird, ist ein erstrebenswertes Ziel im Hinblick auf das "phraseologische Minimum" für Lehr- und Lernzusammenhänge auch für das Deutsche, auf das hin wir durch unsere Untersuchung einen Anfang machen wollen. Wir gehen, auf dem Hintergrund der skizzierten Forschungssituation, von folgenden Annahmen aus: 1. Alle Sprecher/ -innen kennen mehr Phraseologismen, als sie selber gebrauchen. In bezug auf ein gegebenes Korpus, das aus öffentlicher Sprache entnommen ist, kennen die Älteren mehr Phraseologismen als die Jüngeren, und die Diskrepanz zwischen Kennen und Selber-Gebrauchen ist bei den Älteren geringer als bei den Jüngeren. 2. Phraseologismen, die in der öffentlichen Sprache etabliert sind, werden nicht von allen Sprechern/ Sprecherinnen in gleichem Maß als zu ihrer eigenen Sprache gehörig empfunden. Jüngere Sprecher/ -innen lehnen etablierte Phraseologismen oft ab, gebrauchen aber ihrerseits jugendsprachliche Phraseologismen. Wenn man ihnen Material aus öffentlicher Sprache (Massenmedien) vorlegt, beurteilen sie es partiell ablehnend. 3. Sprecher/ -innen mit höherer Schul- und Ausbildung werden vermutlich ein entspannteres Verhältnis zu den Phraseologismen der öffentlichen Sprache haben als solche anderer Schul- und Ausbildungsstufen. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 27 Die durch linguistisch-strukturelle und lexikographische Kriterien gewonnene These, die wir durch Sprecher/ -inneneinschätzung in erster Linie überprüfen wollen, ist die von der stilistischen Schichtung der Phraseologismen. Dabei ist zu fragen, ob die lexikographische Gliederung der Phraseologismen in Kategorien wie gehoben/ unmarkiert/ umgangssprachlich usw. ein Pendant in der Einschätzung durch Sprecher/ -innen hat. Während ältere Sprecherinnen unmarkierte und möglicherweise sogar gehobene Phraseologismen als zu ihrer Sprache gehörig beurteilen würden, wäre zu erwarten, daß zumindest ein Teil der unmarkierten Ausdrücke, und erst recht die als gehoben markierten, von jüngeren Sprechern/ Sprecherinnen abgelehnt und daß vor allem die umgangssprachlichen Verbindungen akzeptiert werden. Ähnliches gilt vermutlich für das Verhältnis von Sprechergruppen mit unterschiedlichem Bildungsstand. 10 Willenberg (1983/ 84) weist darauf hin, daß in ihrem Korpus einer Essener Peer-group Ausdrücke, die lexikographisch als „derb" oder „vulgär" markiert sind, häufiger vorkommen als eigentlich jugendsprachliche Elemente, und dies, obwohl sie nur die Sprache von Jugendlichen mit höherer Schulbildung untersucht. Das ist immerhin ein Hinweis darauf, daß stilistische Markierungen im Wörterbuch ein psychologisches Pendant in der von uns vermuteten Richtung haben. Wir wollten in bezug auf 63 Phraseologismen, die in Zeitungen häufig vorkommen und dort unauffällig wirken, von Sprechern/ Sprecherinnen des Deutschen erfahren, ob sie diese Ausdrücke kennen, ob sie sie selber gebrauchen und wie sie sie stilistisch einordnen. Die Fragebogen sind in Berufsschulen, Gymnasien, Technikumsschulen und bei Wiedereinsteigerinnen verteilt worden. 11 Es handelt sich somit um „Klumpenstichproben", da andere Auswahlverfahren nicht im Rahmen unserer Möglichkeiten lagen. Insgesamt liegen bisher 280 bearbeitete Fragebögen vor. 10 Der Fragebogen gliedert sich in drei Teile, wobei in jedem Teil ein Drittel der 63 Items vorgelegt wird. 12 Im ersten Teil präsentieren wir den Befragten 20 Phraseologismen mit einem minimalen Kontext, die zu zwei großen Teilen in Duden GW als normalsprachlich nicht gekennzeichnet resp. als „umgangssprachlich" (oder „salopp", teilweise mit Zusätzen wie „scherzhaft" oder „abwertend") 10 Ob die Konnotationen mit der Struktur des Phraseologismus zu tun haben, wie es Fleischer postuliert, ist eine weitergehende Frage, der hier nicht nachgegangen werden kann. 11 Wir danken dafür Frau Dr. Theres Gautschi, Frau Daniela Plüss, Frau Anita Schmid Visini und Herrn Dr. Peter Zürrer. Für ihre Mitarbeit bei der Erstellung und Auswertung danken wir Frau Eva Wyss und Herrn Lorenz Hofer. 12 Dabei erschienen beispielsweise die Phraseologismen 1- 21 in Teil I, 21-42 in Teil II und 42 - 63 in Teil III. Damit wir zu allen Phraseologismen alle Arten von Antworten bekamen, mußten wir drei verschiedene Fragebogen herstellen, die wir in jeder Gruppe zu gleichen Teilen ausfüllen ließen. FLuL 21 (1992) 28 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger markiert und zu einem kleinen Teil mit dem Vermerk "gehoben" versehen sind. Die befragten Sprecher/ -innen erhielten folgende Anweisung: Die folgenden Textausschnitte stammen aus Zeitungen, Zeitschriften oder Büchern. Bitte geben Sie zunächst an, ob Sie den jeweils fett gedruckten Ausdruck kennen. Wenn sie ihn nicht kennen, kreuzen Sie in der ersten Zeile „nein" an und gehen Sie zum nächsten Beispiel über. Wenn Sie ihn kennen, kreuzen Sie bitte an, ob Sie ihn (beim Schreiben oder Sprechen) auch selber gebrauchen oder schon gebraucht haben. Wenn Sie ihn zwar kennen, aber nicht selber gebrauchen, schreiben Sie bitte auf, warum nicht (zum Beispiel, weil er Ihnen zu wenig ernsthaft oder allzu ernsthaft ist, zu altmodisch oder zu neumodisch, zu hochgestochen, zu kompliziert ...). Damit wir in der Lage sein würden zu beurteilen, ob die stilistische Einordnung und Einstellung mit der Kenntnis der Bedeutung zusammenhinge, fragten wir in einem zweiten Teil nach den Bedeutungen der Phraseologismen, indem wir drei Paraphrasen zum Ankreuzen vorgaben und eine 4. Linie offenließen, damit eine eigene Paraphrase geliefert werden konnte. Von den Paraphrasen war eine richtig und zwei falsch. Keine der drei Paraphrasen war (aus den oben angegebenen Gründen) eine wörtliche Bedeutung. Weil Multiple-choice-Aufgaben methodische Artefakte erzeugen können, wenn Gewährspersonen, um der Aufgabe Genüge zu tun, einfach ·irgendeine Antwort ankreuzen, die sie in freiem Paraphrasieren nie gegeben hätten, sollte zudem angegeben werden, wie sicher man sich in der Zuordnung fühlte. . Wir geben Ihnen im folgenden eine Liste von Ausdrücken und jeweils drei Vorschläge dafür, was der jeweilige Ausdruck bedeutet. Kreuzen Sie bitte diejenige Bedeutung an, die Ihnen zutreffend erscheint (eventuell auch zwei Bedeutungen). Wenn Sie keine für zutreffend halten, versuchen· Sie bitte, auf der freigelassenen Linie (4.) selber eine bessere Umschreibung zu geben. Bitte geben Sie zusätzlich an, ob Sie bei Ihrer Entscheidung sicher oder eher unsicher waren. In einem dritten Teil fragen wir mit einer Liste einzelner Redensarten (und einer phraseologischen Bedeutungsangabe, wenn stattdessen auch ein wörtliches Verständnis möglich wäre) direkt danach, ob die Redensart als altmodisch resp. heute gebräuchlich eingestuft wird. Wir geben Ihnen noch eine Liste von Ausdrücken zur Beurteilung. Wenn Sie den Ausdruck nicht kennen, setzen Sie bitte ein Fragezeichen neben das Beisplel. Wenn Sie den Ausdruck kennen, kreuzen Sie bitte an, ob Sie ihn für altmodisch und nicht mehr sehr gebräuchlich halten oder ob Sie glauben, daß er heutzutage ganz üblich ist. Die drei Teile des Fragebogens bieten eine wechselseitige Kontrolle der Zuverlässigkeit der Antworten. Die methodischen Risiken, die mit der Selbsteinschätzung von Informanten/ Informantinnen verbunden sind, werden dadurch mindestens partiell entschärft. Wir können hier nicht die detaillierte statistische Auswertung vorlegen, sondern müssen uns mit Angaben zu globalen Resultaten begnügen. Unsere Vermutungen haben sich teilweise bestätigt, teilweise sind aber überraschende Ergebnisse zu verzeichnen. FLuL 21 (1992) Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch? 29 Zunächst hat sich ergeben, daß wie zu vermuten war ältere Informanten mehr Phraseologismen der präsentierten Art kennen als jüngere und daß sie auch mehr gebrauchen als jüngere. Dabei ist, gleichfalls den Erwartungen entsprechend, die Kluft zwischen "Kennen" und "Selber-Gebrauchen" bei den jüngeren Vpn. größer als bei den älteren. 13 Ähnliches ergibt sich bei der Frage nach altmodisch/ gebräuchlich im dritten Teil des Fragebogens. Die Jüngeren halten ca. die Hälfte der Items für heute gebräuchlich, bei den Älteren sind es 65 % der Items. Erstaunlich ist, wie gut generell die Bedeutungszuordnungen ausgefallen sind. Die Über-20-jährigen geben für beinahe 90% der Items die richtige Bedeutung an, und bei den Unter-20-jährigen sind es immerhin noch ca. 80% . 14 Bei den Frauen ergeben sich in allen Altersgruppen und allen Teilen des Fragebogens leicht höhere Werte als bei. den Männern: sie kennen ein bißchen mehr Phraseologismen, gebrauchen mehr, machen mehr richtige Bedeutungsangaben und halten mehr Items für gebräuchlich. Was die Unterschiede in Schulbildung und Ausbildung betrifft, so ergeben sich zunächst die Differenzen, die zu erwarten waren: Gymnasiasten weisen in allen Teilen des Fragebogens höhere Werte auf als die Schüler anderer Schultypen. Bemerkenswert ist aber, daß der Faktor Alter eine noch wichtigere Rolle zu spielen scheint als die Schulbildung. Die Gruppe der „Wiedereinsteigerinnen" (Frauen mit unterschiedlichem Bildungsstand, von denen die meisten über 40 Jahre alt sind) hat generell die höchsten Werte. Sie kennen über 90% der Items, geben bei über 90% der Items die richtige Bedeutung an und halten ca. 75% für heute gebräuchlich. Gänzlich überraschend ist der Befund, der das Verhältnis von lexikographischer Markierung und Einschätzung durch die Sprecher/ -innen betrifft. Die Informanten/ Informantinnen beurteilen die Phraseologismen offenbar großenteils ganz anders, als es die Lexikographen tun. Durch alle Altersgruppen hindurch sind die in Duden GW als umgangssprachlich (u.ä.) markierten Phraseologismen weniger bekannt, werden weniger gebraucht und werden als weniger gebräuchlich eingeschätzt als die unmarkierten (neutralen). In dieser Hinsicht besteht auch kein wesentlicher Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Differenzen sind nicht überall gleich deutlich, aber bei den meisten Gruppen des Samples signifikant. Nur bei den als gehoben markierten Items entsprechen die Resultate in etwa den Erwartungen. Man könnte dieses Resultat auf den ersten Blick als einen Effekt der deutschschweizerischen Sprachsituation interpretieren. Deutsch- 13 Bei einer Dichotomisierung der Altersgruppen in Bis-20-jährige/ Über-20-jährige ergibt sich: die Jüngeren kennen durchschnittlich ca. 80% und gebrauchen ca. 40% der Items, die Älteren kennen fast 90% und gebrauchen ca. 60%. 14 Die Zahlen decken sich mit den Angaben zum „Kennen", wobei dieser Befund, der Anlage der Studie entsprechend, nicht den einzelnen Phraseologismus, sondern die Resultate über das ganze dargebotene Material hinweg betrifft. FLuL 21 (1992) 30 Annelies Häcki Buhofer, Harald Burger schweizer, die von einem als umgangssprachlich markierten Phraseologismus sagen, daß sie ihn zwar kennen, aber nicht gebrauchen, könnten damit ihre Distanz zur standarddeutschen Umgangssprache zum Ausdruck bringen. Doch wird diese Annahme entkräftet durch die Resultate zum dritten Teil des Fragebogens. Wenn gerade die als umgangssprachlich markierten Phraseologismen eher als „altmodisch" beurteilt werden, so läßt sich dies nicht mehr aus der Sprachsituation der Deutschschweiz erklären. Hinzu kommt, daß eine Gruppe von 20 Vpn., deren Familiensprache hochdeutsch ist, Resultate in der gleichen Richtung aufweist. Es bleibt somit nur die Folgerung, daß die lexikographischen Stil-Markierungen wenig zu tun haben mit dem Sprachbewußtsein heutiger Sprecher/ -innen. Die Befragung wird nun noch auf die Resultate zu jedem einzelnen Phraseologismus hin auszuwerten sein. Möglicherweise lassen sich am einzelnen Item semantische oder pragmatische Eigenschaften ermitteln, die die Einschätzung plausibel machen. Abgesehen von den sonstigen Resultaten der Studie weist die Diskrepanz zwischen den lexikographischen Angaben und den Urteilen der Sprecher/ -innen darauf hin, daß empirische Untersuchungen der hier präsentierten Art der Phraseologie-Forschung und ihrer praktischen Umsetzung beispielsweise im Deutschunterricht für Fremdsprachige neue Impulse geben können. Bibliographische Angaben BUHOFER, A.: Der Spracherwerb von phraseologischen Wortverbindungen. Eine psycholinguistische Untersuchung an schweizerdeutschem Material. Frauenfeld 1980. BUHOFER, A. / HÄUSERMANN, J. / HUMM, M.: "Redensarten in der Schülersprache". In: Sprachspiegel 34.2 (1978), 37 -46. BURGER, H.: "Funktionen von Phraseologismen in den Massenmedien". In: H. Burger / R. Zett (Hrsg.): Aktuelle Probleme der Phraseologie. Bern 1987, 11-28. BURGER, H.: "Bildhaft, übertragen, metaphorisch ... ' zur Konfusion um die semantischen Merkmale von Phraseologismen". In: G. Greciano (ed.): Europhras 88 - Phraseologie contrastive. 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