Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1992
211
Gnutzmann Küster SchrammPhraseologismen im amerikanischen Englisch
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1992
Rosemarie Gläser
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Rosemarie Gläser Phraseologismen im amerikanischen Englisch Abstract. The present article, based on American and English idiom dictionaries, sets out to investigate phraseological units of American English with regard to their British English equivalents, and to specific features of an American 'phrasicon'. So far, phraseological units of this national variety of English, in contrast to the pronunciation, intonation, spelling, vocabulary arid syntactic features of American English, have got little attention in linguistic introductions and student textbooks. On the other hand, dictionaries of British and American English idioms have not drawn a hard-and-fast dividing line between idiom usage in the two national varieties. A phraseological unit is defined as a lexicalized and ready-made fixed expression which has syntactic and semantic stability and which may have an idiomatic meaning and expressive and/ or stylistic connotations. The phraseological system includes fixed expressions in a nominative function as designations of phenomena (objects, actions, qualities, relations, etc.) and in the function of propositions which reflect a whole state of affairs in the outside world. Thus, phraseological units may be both word groups (back Bast; to go Dutch) and sentences (All systems are go) or their elliptical reductions (no kidding! ). Sentence-like phraseological units cover proverbial sayings and proverbs, slogans and maxims, stereotyped comparisons, commonplaces, quotations, winged words, and routine formulae. Idioms and phrases with a typically American background may be grouped into thematic fields, such as American fauna and American artefacts; working life; money, etc. Of particular interest are phraseological units which contain a proper name and refer to a public institution (Sam and Dave), to a type of human behaviour (a square John), indisposition (Basra belly), food (McDuck's), or are cryptic names for drugs (Kentucky blue, Califomia comflakes). As a detailed corpus analysis has shown, idioms and phrases with an American colour are prone to have connotations of 'informal', 'folksy', 'colloquial', and 'slang' style. This may also hold for propositions (Let it rip! [slang]; What's the big idea? [informal]). 1 Einleitung: Begriffsklärung Im Vorfeld der folgenden Untersuchung von Phraseologismen im Amerikanischen Englisch als einer stark ausgeprägten nationalen Variante der englischen Gegenwartssprache sollen einige Arbeitsbegriffe definiert werden. 1.1 Phraseologismen (auch: phraseologische Einheiten, Wortgruppenlexeme, Phraseolexeme, Phraseme) sind mehrgliedrige feste Wortverbindungen und lexikalische Einheiten zur Benennung von Erscheinungen, Gegenständen, Handlungen, Vorgängen und Zuständen, Eigenschaften, Umständen und Beziehungen sowie von ganzen Sachverhaltsaussagen in der objektiven Realität. In der gleichen Weise wie nicht-phraseologische lexikalische Einheiten (d.h. einfache und FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch 89 komplexe Lexeme) tragen sie dazu bei, Lücken im Benennungssystem einer Sprache zu schließen. Der Gesamtbestand der Phraseologismen, das Phrasikon, ist ähnlich wie das Lexikon einer Sprache ein offenes Teilsystem des linguistischen Gesamtsystems. Es reagiert unmittelbar auf ·gesellschaftliche Veränderungen und reflektiert das Verhalten der Sprachgemeinschaft wie auch der Kommunikationsgemeinschaften. Phraseologismen können in begrenztem Maße ihre Gestalt verändern, veralten und aus dem Sprachgebrauch verschwinden, durch Neubildungen bereichert werden und regionale Varianten herausbilden. 1.2 Ein Phraseologismus ist ein usuelles Wortgruppenlexem, das sich durch syntaktische und semantische Stabilität, durch potentiell mehrere Arten der Bedeutung (d.h. neben der denotativ-wörtlichen Bedeutung durch eine idiomatische Bedeutung) sowie durch expressive und stilistische Konnotationen auszeichnet. Im Text kann der Phraseologismus eine expressive, emphatische oder intensivierende Funktion ausüben, indem er die stilistische Wirkung einer Aussage in mannigfacher Weise unterstützt. 1.3 Die prototypische Ausprägung des Phraseologismus ist das Idiom. Ein Idiom ist ein Phraseologismus, der durch eine denotativ-übertragene (metaphorische oder metonymische) Bedeutung gekennzeichnet ist und nur in dieser usuell verwendet wird. Die Idiomatizität eines Phraseologismus entsteht aus einer spezifischen Auswahl und Kombination von Komponenten (oder Semen) aus den Sememen der ihn bildenden Konstituenten (d.h. Einzelwörtern), wobei zusätzlich neue Komponenten aufgenommen werden und im Extremfall solche Komponenten hinzutreten können, die keinerlei Bezug mehr zum Objektabbild des Phraseologismus haben (vgl. Gläser 1986: 28). Beispiel: AmE a loose cannon 'a loudmouth, a braggart' (Idiom) vs. loose talk 'unconsidered statement; gossip about people or affairs; careless release of privileged information' (nicht-idiomatisierter Phraseologismus); AmE to spill one's guts 'to tell all, to confess'; BritE/ AmE to spill the beans '(informal) give away information, deliberately or unintentionally' (Idiome) vs. to spill the milk/ the ink 'allow to run' (Kollokationen). 1.4 Als linguistische Teildisziplin im Grenzbereich von Lexikologie und Syntax untersucht die Phraseologie sowohl lexikalische Einheiten als Nominationen (d.h. Phraseolexeme) als auch einen beträchtlichen Teil fester Wendungen in der Funktion von Propositionen (d.h. Phraseotexteme) zur Wiedergabe von Sachverhaltsabbildern. Diese Phraseologismen mit dem Charakter von Sätzen bzw. deren elliptische Verkürzungen umfassen sprichwörtliche Redensarten, Paar- und Zwillingsformeln, Sprichwörter, geflügelte Worte, Zitate, Gemeinplätze, Losungen und Maximen und das große Gebiet der Routineformeln (vgl. Gläser 1986). Satzähnliche Phraseologismen dieser Art werden in der deutschen, englischen, finnischen, sowjetischen und ungarischen Phraseologieforschung, Phraseographie FLuL 21 (1992) 90 Rosemarie Gläser und Phraseodidaktik systematisch behandelt (Fleischer 1982, ODCIE 1983, Gläser 1986, Kunin 1986, Földes 1987, Korhonen 1987, DASCE 1989, Földes/ Kühnert 1990, Weite 1990). In der romanistischen Phraseologie-Tradition werden Propositionen jedoch nicht in die Beschreibung fester Wortverbindungen einbezogen (Hundt 1992). Sie sind aber ein fester Bestandteil einsprachiger phraseologischer Wörterbücher und solcher der Allgemeinsprache. 1.5 In der Lexikologie und Lexikographie der angelsächsischen Länder wird der Terminus idiom als Oberbegriff für phraseologische Einheiten, deren semantischer und morphologischer Status sehr unterschiedlich sein kann, verstanden. Dementsprechend gelten als Idiome sowohl nicht-idiomatisierte terminologische und onymische Wortgruppen (brown belt; Russian cat, emperor of Japan als zoologische Namen; Greenland, Newfoundland als Toponyme) als auch idiomatisierte Komposita (flatfoot, highbrow, redskin, spoilsport, tumcoat). In der kontinentalen Phraseologie und Phraseographie hat sich jedoch der Terminus Phraseologismus als Oberbegriff für feste Wortverbindungen unterschiedlicher Art eingebürgert. Idiome werden hier als die wichtigste Unterklasse von Phraseologismen verstanden sowohl hinsichtlich ihres Anteils am Gesamtinventar phraseologischer Einheiten als auch hinsichtlich der Ausprägung von Bildungsmustern und Typen. Eine wesentliche Gemeinsamkeit der beiden phraseologischen Forschungsrichtungen besteht trotz ihres unterschiedlichen Begriffs- und Terminologieapparats darin, daß sie sowohl Nominationen als auch Propositionen in ihren Untersuchungsgegenstand einbeziehen und dieses Material lexikographisch inventarisieren und kodifizieren. 2 Gegenstand und Material der Untersuchung In der angelsächsischen Phraseologieforschung ist die Thematik nationaler Varianten und funktionaler Spezifika phraseologischer Einheiten noch unzureichend untersucht worden. So gibt es noch keine systematische Gesamtdarstellung zu (a) phraseologischen Einheiten, die für national varieties bzw. modified standards wie das Amerikanische, Kanadische und Australische Englisch charakteristisch sind, und (b) phraseologischen Einheiten innerhalb bestimmter Fachwortschätze, aus denen Merkmale einer fachsprachlichen Phraseologie abgeleitet werden könnten. Insofern wurden Fachwendungen bisher zumeist als Randgebiet der Terminologie behandelt (Wüster 1985, Gläser 1989, Sager 1990, Müller 1990, Arntz 1991). Der folgende Beitrag ist phraseologischen Einheiten des Amerikanischen Englisch (AmE) in der Funktion von Nominationen und Propositionen gewidmet und FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch 91 stützt sich auf amerikanische allgemeinsprachliche Wörterbücher sowie auf Idiom-Wörterbücher, die mit den entsprechenden britischen Nachschlagewerken der letzten zehn Jahre verglichen werden: Makkai (1984), NTC's American Idiom Dictionary [NAID] (1988), Dictionary of American Slang and Colloquial Expressions [DASCE] (1989), Oxford Dictionary of Current ldiomatic English [ODCIE] (1983), American Heritage Dictionary [AHD] (1985), Longman Dictionary of English Idioms [LDEI] (1979), Collins Dictionary of the English Language [CDEL] (1986). 3 Stand der Forschung Neben der Aussprache und der Intonation gilt die Lexik ~ls ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen dem BritE und dem AmE als zwei gleichberechtigten "national varieties" des Englischen in seiner globalen Verbreitung und regionalen Differenzierung. Kontrastive Wortlisten für einfache und komplexe Lexeme beider Varianten nach dem Muster fall vs. autumn (als Beispiel für ein einfaches Lexem oder Simplex), sidewalk vs. pavement, subway vs. underground (als Beispiel für ein komplexes Lexem bzw. eine Wortbildungskonstruktion im Sinne von Fleischer 1982) sind aus den einschlägigen Einführungswerken in das AmE wie auch aus Sprachlehrbüchern bekannt. Phraseologismen als Wortgruppenlexeme und Phraseotexteme haben dagegen in den bisherigen Darstellungen des amerikanischen Wortschatzes eine völlig untergeordnete Rolle gespielt. In Wortlisten für den Fremdsprachenunterricht begegnen nur beiläufig solche Wortgruppenentsprechungen wie AmE fi.rst floor - BritE ground floor; AmE second floor - BritE flrst floor; AmE fi.rst name/ given name - BritE Christian name; AmE legal holiday - BritE public holiday/ bank holiday. Selbst Standardwerke wie die von Galinsky (1951/ 1952) und die neueren Darstellungen von Spitzbardt/ Gräf (1964, 1987), Viereck (1975) und Strevens (1978) widmen den Phraseologismen kein eigenständiges Kapitel. Eine Ausnahme bildet lediglich die knappe Einführung von Janicki (1977), die für den Englischunterricht an polnischen Oberschulen konzipiert ist und einen relativ ausführlichen Überblick über Phraseologismen des AmE und des BritE gibt. Der Autor arbeitet Unterschiede in der Konstituentenstruktur von Phraseologismen in nominativer und z.T. auch in propositionaler Funktion heraus, ohne aber Stilmerkmale zu berücksichtigen oder die Quellen seiner Wortlisten nachzuweisen. So ist aus dem Material nicht ersichtlich, ob es aus Wörterbüchern oder durch Informantenbefragungen gewonnen wurde. Dennoch bietet das Kapitel "Phraseology" mit ca. 120 Phraseologismen, die Janicki nach unterschiedlichen Gesichtspunkten untersucht, einen geeigneten Ansatz für einen Vergleich zwischen britischen und amerikanischen Phraseologismen im einzelnen und für den Stellenwert des Phrasikons in der Beurteilung der beiden nationalen Varianten der englischen Gegenwartssprache insgesamt. FLuL 21 (1992) 92 Rosemarie Gläser Janicki beschränkt sich auf eine Grobklassifizierung phraseologischer Entsprechungen zwischen dem AmE und dem BritE und unterscheidet drei Gruppen: 1. "Expressions with corresponding phraseological equivalents in the other variety" AmE to hem and haw - BritE to hum and haw 'to be undecided' AmE to get the pink slip - BritE to get one's cards 'to be laid off' AmE to look at sb. through rose-colored glasses - BritE to Jook at sb. through rose-tinted spectacles 'to be optimistic' 2. "Expressions which are not at all, or very rarely, used in AE" (das wären "Briticisms" im eigentlichen Sinne) BritE all his geese and swans 'he exaggerates' BritE Dutch courage 'courage caused by alcohol' (im DASCE jedoch ebenfalls verzeichnet) BritE pigs might fly 'it is absolutely impossible' 3. "Expressions which are not, or very rarely, used in BE" (d.h. Amerikanismen im linguistischen Verständnis) AmE according to Hoyle 'properly, according to the rules' (Die Bezugsperson ist hier Edmund Hoyle (1672-1769), der ein autoritatives Buch über das Bridge-Spiel und andere 'indoor games' verfaßte.) Die BritE-Entsprechung wäre das Idiom according to Cocker, nach dem COD 'correct, exact, Cocker famous teacher of arithmetics, died 1675' AmE to go Dutch 'informal, to share the cost of a meal; have each person pay for himself'. (Doch ist dieses Idiom im LDEI bereits verzeichnet und ergänzt durch den Ausdruck Dutch treat 'not formal, a meal, visit to the theatre or cinema, etc., at which each person pays for himself.') Dagegen ist das Idiom to be in Dutch with someone - 'informal, in trouble with someone, in disfavor' eindeutig auf das AmE beschränkt. Von den in den Idiomwörterbüchern ··von Spears (NAID) ·und Makkai verzeichneten Phraseologismen a Johnny-come-lately ('newcomer; someone new in a place or group') und John(n)y-on-the-spot 'a person who is prompt or present when help is needed') ist nur der erstgenannte im BritE üblich, wobei aber kein Hinweis auf die amerikanische Herkunft zu finden ist. Die Mehrheit der von Janicki aufgelisteten Phraseologismen soll im folgenden mit den o.g. britischen und amerikanischen Wörterbüchern verglichen und aus dieser Erkundung die vorläufige Schlußfolgerung abgeleitet werden, inwieweit das AmE ein eigenständiges Phrasikon entwickelt hat. Zur Erhärtung dieser Annahme werden anhand der gesichteten Wörterbücher weitere Phraseologismen des AmE nach bestimmten Sachgruppen bzw. thematischen Feldern untersucht. FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch 93 4 Methode Bei dem Vergleich der phraseologischen Wörterbücher des AmE und BritE fällt auf, daß ihr methodisches Vorgehen und ihr theoretischer Ansatz stark differieren in bezug auf 1. die Auswahl des Phrasenmaterials; 2. die Präsentation eines Phraseologismus durch eine allgemeine Umschreibung bzw. durch zusätzliche authentische Textbelege; 3. die Hinweise auf das morphologische und syntaktische Verhalten des Phraseologismus; 4. das System stilistischer Markierungen (d.h. usage labels im Sinne expressiver und .stilistischer Konnotationen) und 5. die Festlegung des Stichworts (head word) und die Verteilung der Querverweise. Die Wörterbücher gehen aber grundsätzlich in der Bestimmung dessen konform, was als Amerikanismus gelten soll: "a custom, .linguistic usage, or other feature peculiar to or characteristic of the United States, its people, or their culture; usage characteristic of American English" . Das LDEI (1979: X) hat hinsichtlich der Aufnahme von Amerikanismen im Vorwort folgende Festlegung getroffen: "American idioms that are not used in Britain are not included in the dictionary. Many American expressions are in common use in Britain; all these are included. in the dictionary." Als Markierung der amerikanischen Herkunft eines Phraseologismus steht der Hinweis "US; United States, American" bei solchen Ausdrücken, die im BritE zwar bekannt sind, deren amerikanisches Gepräge aber noch erkennbar ist ("The expression is used in Britain but will still sound rather American to most British speakers"). Das gilt für solche Idiome wie small potatoes ('coll. chiefly US, a person, people, or thing(s) of no great importance or worth') and out of sight ('sl., chiefly US, very good, used to express great approval of something ... Often spelt outasight to suggest its pronunciation in speech'). Die style markers bzw. usage labels des LDEI zeichnen sich gegenüber den drei anderen Nachschlagewerken durch eine differenzierte Skala von Konnotationen aus. Die expressiven Konnotationen als Wertungskomponenten umfassen hier die Merkmale pompous, derogatory, old-fashioned, euphemistic, humorous, impolite und taboo. Die Konnotationen im Hinblick auf die Stilebene verteilen sich vom literarischen (literary, rhetorical) und förmlichen (formal) Sprachgebrauch bis zur zwanglosen und saloppen Umgangssprache (not formal, colloquial, slang). Das ODCIE (1983) verwendet nur beiläufig die Markierungen GB (British Usage) und US (American Usage), ohne aber im Vorwort darüber zu reflektieren. Auch werden hier weder die stilistischen noch die expressiven Konnotationen als "emotive attitudional markers" weiter expliziert. Dagegen wird stärkeres FLuL 21 (1992) 94 Rosemarie Gläser Gewicht auf die Herkunft der Idiome aus bestimmten Sachgebieten (registers) gelegt: sport, horse-racing, commerce, industrial relations, legal, military, etc. In den beiden konsultierten amerikanischen Idiomwörterbüchern wird die Frage nach möglichen Britizismen im heutigen amerikanischen Phrasikon überhaupt nicht gestellt. Spears äußert sich im NAID (1988: VII) über den Einzugsbereich des Phrasenmaterials in lapidarer Weise: "This dictionary is a collection of the idiomatic phrases and sentences that occur in American English", wobei die historischen oder regionalen Quellen unberücksichtigt bleiben. Das Wörterbuch veranschaulicht jedoch augenfällig, daß die meisten als typisch amerikanisch einzustufenden Phraseologismen auf den unteren Stilebenen auftreten, wobei ihre Markierungen noch durch die Kategorie folksy erweitert werden. Diese unterscheidet sich von den Stilebenen informal und slang durch regionale oder generationsbezogene Besonderheiten: "Folksy refers to expressions that are rural, old fashioned or quaint. You may want not to use folksy expressions in writing" (1988: VIII). Makkais Handbook of Commonly Used American Idioms (1984: X) verwendet als "restrictive usage labels" die bereits in den anderen Idiomwörterbüchem erwähnten stilistischen Konnotationen Jiterary, informal, slang und vulgar, verzichtet aber auf die Kategorie folksy. Statt dessen trifft er eine Differenzierung zwischen substandard ("[which] labels a form chiefly used by less educated people") und non-standard ("[which] means that a phrase is awkward"). Makkais Verteilung der Stilmarkierungen unterscheidet sich zum Teil erheblich von denen in britischen Idiomwörterbüchern. So stuft er beispielsweise das Idiom eager beaver als slang ein; im ODCIE gilt es dagegen als informal; im LDEI fehlt es gänzlich. 5 Korpusanalyse Eine Klassifikation AmE Phraseologismen nach bestimmten Sachgruppen ist nur in groben Umrissen möglich und kann nicht auf eine systematische Konfrontation mit dem BritE auf allen Stilebenen hinauslaufen. Als eine relativ eigenständige Gruppe von Idiomen mit AIDE-Kolorit können solche angesehen werden, die auf die Flora und Fauna sowie auf landestypische Realien Bezug nehmen. Sie sind zumeist mit der Konnotation 'colloquial'. 'informal' oder 'folksy' gekennzeichnet. Bis auf wenige Ausnahmen fehlen sie in den konsultierten BritE Wörterbüchern. Eine andere Gruppe von Phraseologismen bezieht sich auf die Sphäre der Arbeit, des Geldes und auf das soziale Verhalten der Menschen untereinander. Interessant ist eine weitere, in sich noch stärker differenzierte Untergruppe von Idiomen, die einen Eigennamen enthalten und nahezu ausschließlich die Konnotationen der unteren Stilebenen ('colloquial', 'folksy' und 'slang') tragen. Im BritE haben sie keine Entsprechung. FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch 95 5.1 Phraseologismen mit Bezug auf landestypische Realien Beispiele für Begriffe aus der Fauna der USA und dem indianischen Brauchtum sind: in a coon's age - 'folksy, in a very long time. (...) The coon is a raccoon' to play possum - 'folksy, to pretend to be inactive, unobservant, asleep, or dead (...) The possum is an oppossum'. 1 high man on the totem pole - 'informal, the person at the top of the hierarchy; the person in charge of an organization' low man on the totem pole - 'the least important person'. 5.2 Phraseologismen aus der Arbeitswelt Die folgenden Phraseologismen beziehen sich auf Arbeitsvorgänge und die Arbeitsorganisation in der modernen Technik. Im BritE sind sie noch nicht eingebürgert. Merkmalhaft sind ihre stilistische Konnotation und ihre gelegentliche Kennzeichnung als ,Klischee', was als Hinweis auf die Gebrauchshäufigkeit der Wendung gelten kann. Die folgenden Beispiele enthalten Nominationen und einige Propositionen: to gum up the works/ to gum sth. up - 'to make sth. inoperable' (to be) asleep at the switch - 'informal, failing to act promptly as expected; not alert to an opportunity (a cliche)' back to the drawing board - 'time to start over again (a cliche)' back to the salt mines - 'time to return to work, school, or something else which might be unpleasant (a cliche)' the daily grind - 'informal, someone's everyday work routine' Eine Untergruppe dieser Idiome beruht auf einer Metonymie; das Werkzeug oder die Entlassungspapiere stehen hier für den Entlassungsvorgang. Beispiele: to give s.o. the ax - 'slang, to fire s.o. from a job'. to give s.o. the sack - 'slang, to fire or dismiss someone' to give s.o. the walking papers - 'informal, to fire someone' to get the pink slip - 'to be laid off'. In dieser Themengruppe sind einige typische AmE-Propositionen angesiedelt: Last in, first out - 'computers, refers to the order of data put in and retumed from the processor'; All systems go/ AII systems are ·go - 'informal, everything is ready'; Don't call us, we call you - 'seiltence, a formulaic expression given to job applicants who have just interviewed or auditioned for a job'. Der amerikanische Ursprung wird im LDEI mit einem relativ ausführlichen landeskundlichen Kommentar versehen: "not formal, referring to the OPPOSSUM, a North American animal that pretends to be dead when threatened by other animals." FLuL 21 (1992) 96 Rosemarie Gläser 5.3 Phraseologismen aus der Geldsphäre Eine weitere thematische Gruppe typischer AmE-Idiome hat Bezug auf Münzeinheiten der USA und bezeichnet Zustände des persönlichen Befindens, die nur mittelbar von finanziellen Faktoren bestimmt sind. Beispiele dafür sind: dime a dozen - 'a cliche, abundant; cheap and common' dolJar for dollar - 'informal, considering the amount of money involved, considering the cost; often seen in advertising' to feel like two cents - 'to feel very bad'. Dieses von Janicki angeführte Idiom ist jedoch in den herangezogenen amerikanischen Nachschlagewerken nicht verzeichnet. Dagegen nachweisbar ist: to feel like a million dollarslto feel like a million - 'cliche; to feel weil and healthy, both physically and mentally,' wobei das LDEI und das ODCIE beide Idiome zwar als 'colloquial', aber nicht als AmE kennzeichnen. Eingebürgert im BritE ist to bet one's bottom dollar (on sth/ that) - '(gambling) stake all the money one has (on sth/ that); be very certain (about sth., that sth will happen)'. Eingeschränkt auf das AmE ist to bet s.o. dollars to doughnuts - 'to bet something of value against something worth considerably less' . 5.4 Somatische Phraseologismen Diese in der amerikanischen Umgangssprache und im Slang geläufigen Phraseologismen bezeichnen Lebensfunktionen des Menschen, vor allem Zustände des Übelseins infolge eines Infekts oder des Genusses von Drogen. Semantisch gesehen, liegt diesen Idiomen eine Metapher oder eine Metonymie als Motivation zugrunde. Auffällig an dieser thematischen Gruppe ist die Vielzahl von Synonymen für den medizinischen Befund "diarrhea", wobei in einigen Beispielen modifizierende Eigennamen auf das Verbreitungsgebiet des Infekts hinweisen. Insofern ist das onymische Element dieser Idiome ein Relations- oder Herkunftsmerkmal; die determinierte substantivische Konstituente enthält jedoch keine denotative Bedeutung im Sinne der Eigenmerkmale. Da sie in einigen Fällen selbst eine Metapher ist, entsteht ein vollständig idiomatisierter Ausdruck, der außerdem auf den unteren Stilebenen angesiedelt ist. Synonyme für "diarrhea" sind: Aztec two step ('specifically that contracted in Mexico or South America by tourists'); Basra belly ('a case of diarrhea'); Delhi belly ('diarrhea, as suffered by tourists in lndia'); Hong Kong dog ('a case of diarrhea'); Montezuma revenge ('tourist diarrhea'). Auch für den somatischen Vorgang "to empty one's stomach; to vomit' stehen dem AmE auf der unteren Stilebene eine ganze Reihe metaphorisch oder metonymisch motivierter synonymer Idiome zur Verfügung. Drastische Metaphern sind: to blow/ to lose/ one's doughnuts; to dump one's load; to shoot the cat. Metonymisch motiviert sind dagegen die Idiome: to bow to the porcelain FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch 97 altar ('the porcelain altar is the toilet bowl') und to pray to the porcelain god ('refers to being on one's knees (praying) in front to the toilet bowl'). Auf einen psychosomatischen Zustand nach einem alkoholischen Exzeß bezieht sich das Idiom to bum with a low blue flame - '1. to be heavily alcohol intoxicated; 2. to be quietly and intensely angry.' 5.5 Phraseologismen mit onymischen Konstituenten Eine quantitativ und semantisch bemerkenswerte Untergruppe AmE Phraseologismen sind solche, die einen Eigennamen als Konstituente enthalten und einen realen oder fiktiven Bezug zu einem Ort, einem Landesteil, einer Person, einer Personengruppe oder einem ganzen Volk herstellen. Die in diesen Idiomen vertretenen Eigennamenklassen sind Anthroponyme und Toponyme. Auch hier überwiegen die· stilistischen Konnotationen 'informal' und 'colloquial' . Als thematische Untergruppen der onymischen Idiome zeichnen sich folgende Lebensbereiche ab: (a) allgemeine Situations- und Ortsangaben (b) Bezeichnungen für Vertreter öffentlicher Institutionen und bestimmter sozialer Verhaltensweisen (c) Decknamen für Drogen (d) Bezeichnungen für Genußmittel und Gaststätten. Die in den folgenden Abschnitten genannten Idiome stammen aus dem NAID und repräsentieren eindeutig die unteren Stilebenen. Sie sind gleichzeitig Ausdruck von Gruppensprache. Die Angehörigen der Kommunikationsgemeinschaft der Drogenabhängigen wollen sich durch Decknamen für Barbiturate von der übrigen Sprachgemeinschaft absondern ähnlich wie andere soziale Randgruppen (Stadtstreicher, Terroristen). Nicht zu entscheiden ist anhand der Wörterbuchbelege, ob einige der Idiome der Drogenszene auch der Jugendsprache zuzuordnen sind. Jedoch sind sie alle charakteristisch für das Funktionieren der isolativen Funktion der Sprache. 5.5.1 Onyme in allgemeinen Situations- und Ortsangaben. In den folgenden Idiomen treten sowohl Toponyme auf als auch Appellativa, die in der Funktion eines Toponyms verwendet werden. Beispiele: as busy as Grand Central Station - 'very busy; crowded with customers or other people (this refers to Grand Central Station in New York City)' to be from Missouri - 'to require proof; to have to be shown (something). A cliche. From the Motto of the State of Missouri, the "Show-Me State". back Bast - 'to or from the eastern United States, often north-eastern or New England States' down south - 'to or at the Southeastern United States' out West - 'in the western part of the United States' coast-to-coast - 'from the Atlantic to the Pacific Ocean (in the USA)' FLuL 21 (1992) 98 Rosemarie Gläser Zu erwähnen sind auch Verben, die mit einer onymisch gebrauchten appellativischen Bezeichnung einer Himmelsrichtung gebildet sind: to go Southlto head South - 'to make an escape; to disappear' to go West - 'to die'. Dagegen bedeutet das mit dem onymischen Adjektiv gebildete Idiom to go Dutch - 'informal; to share the cost of a meal; have each person pay for himself.' 5.5.2 Onyme in Bezeichnungen für Vertreter öffentlicher Institutionen und bestimmter sozialer Verhaltensweisen. Ein Teil der nachfolgenden Idiome besteht aus Appellativa, die den Status von Eigennamen angenommen haben. Beispiele für möglicherweise auch scherzhafte Benennungen von Vertretern öffentlicher Institutionen sind: big John und Sam and Dave für 'the police; police officers' (nach Spears auch im Black English üblich). Dif Personifizierung des Appellativums Mr Whiskers bezeichnet 'a federal agent' . Eine andere Gruppe von Idiomen zeichnet sich durch Anthroponyme, im vorliegenden Fall ausschließlich männliche Vornamen, aus. Diese sind entweder Attribute eines Appellativums oder werden ihrerseits durch einen adjektivischen Zusatz (der auch eine Wortgruppe sein kann) attribuiert. Sie bezeichnen einen Charaktertyp oder eine typische menschliche Verhaltensweise. Semantisch gesehen sind diese Anthroponyme eine Spielart der Antonomasie. Beispiele: Joe Blow/ Joe Doakes - 'a typical or average American citizen' Joe Citizen - 'a general term for a male representative of the public' (vgl. deutsch: Otto Normalverbraucher) Joe College - 'a typical or average college student' Joe Six-pack - 'the average guy who sits around drinking beer by the six-pack'. Der Eigenname kann auch mit Hilfe eines charakterisierenden Epithetons gebraucht werden, um einen bestimmten Temperamentstyp zu bezeichnen: a good Joe - 'a good fellow'; a good-time Charley - 'a man who is always trying to have a good experience'; a Johnny-come-lately (inzwischen auch im BritE eingebürgert) - 'someone new to a situation or status'; a simple Simon - 'someone free from drugs, a square'; a square John - 'someone who obeys the rules'; Alibi Ike - 'a nickname for someone who always has excuses or alibis for failures (also a rude term of address)'; bekannt ist der Name außerdem durch eine humorvolle Kurzgeschichte des amerikanischen Sportreporters Ring Lardner. Sekundäre Onyme sind die durch Personifizierung entstandenen Idiome Mr Big - 'an important man; the boss man'; Mr Nice Guy - 'a friendly, forgiving fellow'; Mr Right - 'the one man who is right for a woman'. 5: 5.3 Onyme in Idiomen als Decknamen für Drogen. Die Idiome dieses Themenbereiches enthalten Eigennamen als Konstituenten einer umgangssprachlichen Fachbezeichnung, die man unschwer als Jargonismus einstufen kann. Die nachfolgenden Bezeichnungen der Umgangssprache und des FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch 99 Slang stehen für eine Vielzahl von Barbituraten, deren Herkunft als Anbaugebiet oder illegaler Umschlagplatz in einem geographischen Namen dokumentiert ist. Die onymische Konstituente attribuiert ein Appellativum, das aber meist eine Farbbezeichnung oder eine alltagssprachliche Metapher ist und keinen Aufschluß über das Denotat gibt. Insofern sind alle diese Idiome Decknamen und dienen der Verständigung unter den Angehörigen der Drogenszene, die sich auch sprachlich dem Zugriff der Öffentlichkeit entziehen möchte. Die Bezeichnungen für Drogen haben durch die geographischen Namen als Toponyme nur Relationsmerkmale; die als Konstituente vertretene Farbbezeichnung gibt nur eine vage Vorstellung über die Beschaffenheit des betreffenden Pulvers. Insofern enthält keine der folgenden Fachbezeichnungen Eigenmerkmale. Es sind Idiome aus dem NAID. Die Toponyme können auch als deonymische Derivationen auftreten. African black - 'a variety of marijuana from Africa' Cambodian red - 'a reddish brown marijuana grown in Cambodia (drugs)' Chinese red - 'heroin' Colombian gold - 'a potent marijuana from Colombia' Gainsville green - 'a variety of marijuana from Gainsville/ Florida' Kentucky blue - 'marijuana (Kentucky bluegrass)' Manhattan white/ silver - 'an imaginary, white (from lack of sunlight) marijuana that grows from seeds· flushed down the New York City sewer system (jocular)' Mexican brown - 'a brownish Mexican marijuana'. Bemerkenswert sind metaphorische Appellativa, unter denen sogar die Bezeichnungen für Nahrungsmittel als Tarnwörter für Drogen verwendet werden können. Beispiele für Abstrakta als Metaphern: Frisco speedball - 'an injectionable mixture of heroin, cocaine and LSD (Drugs) from San Francisco' · Hawaiian sunshine - 'marijuana grown in Hawai'. Beispiele für Bezeichnungen von Nahrungsmitteln, die als Decknamen für Drogen dienen: Califomia comflakes - • cocaine' Alice B. Toklas brownies - · 'a small square of chewy chocolate cake with marijuana baked in it. (Alice B. Toklas, the companion of Gertrude Stein, devised the recipe)'. Auch Personenbezeichnungen mit einem Titel (etwa einem Adelsrang) können die Funktion eines Decknamens für Rauschgifte übernehmen, z.Z. Prince Albert - 'Cannabis in general'; Lady Snow - 'cocaine' und Lady H. - 'heroine'. 5.5.4 Onyme in Bezeichnungen für Genußmittel und Gaststätten. Einige der mit Eigennamen gebildeten Idiome des AmE beziehen sich auf Genußmittel oder auf Mahlzeiten in Selbstbedienungsgaststätten, in erster Linie auf das Großunternehmen McDonald's. Auch die folgenden Beispiele sind dem DASCE (1989) entnommen. Bezeichnungen für alkoholische Getränke sind: FLuL 21 (1992) 100 Rosemarie Gläser Kentucky com - 'corn, whiskey; moonshine' Kentucky fried - 'alcohoJ intoxicated. (An eJaboration of fried. Based on the trade name "Kentucky Fried Chicken")' Eine humorvolle Bezeichnung ist: Mexican breakfast - 'a cigarette and a cup of coffee or gJass of water'. Als umgangssprachliche Bezeichnungen für die Selbstbedienungsgaststätte McDonald's als Fast-Food Chairi kursieren im AmE Namen wie Mickey D's und McD's bzw. McDuck's. Die letztgenannte Bezeichnung ist unter Schülern und Studenten üblich und eine Anspielung auf die bekannte Walt Disney Figur Donald Duck. Das Idiom Big Mac attack läßt ebenfalls auf Jugendsprache schließen; es steht für 'a sudden and desparate need for a Big Mac sandwich, a product of the McDonald's restaurant chain', wobei Big Mac ein eingetragenes Warenzeichen ist. 6 Phraseologismen als Propositionen Der Überblick über typische Phraseologismen des AmE wäre einseitig, ohne zumindest in einem kurzen Kommentar auf satzähnliche Phraseologismen einzugehen. Einige Propositionen sind in den konsultierten Wörterbüchern enthalten. Dazu gehören vor allem Routineformeln, geflügelte Worte und Losungen. Über amerikanische Sprichwörter liegen inzwischen Spezialabhandlungen vor (vgl. Mieder 1990). · Unter den Routineformeln gibt es offensichtlich deutliche Unterschiede zwischen dem AmE und dem BritE. Vor allem Ausrufe, Aufforderungs-, Erkundigungs- und Kommentarformeln der unteren Stilebenen haben ihr amerikanisches Gepräge bewahrt und sind nicht in das BritE eingedrungen, während andere Routineformeln auf der neutralen Stilebene durchaus in beiden nationalen Varianten verbreitet sind. Das betrifft z.B. ► Ausrufe And how! - AmE/ BritE 'I agree! ' for crying out loud - AmE/ BritE 'coll./ informal, interj., used as an exclamation to show that one feeJs surprised or cross' Blow it out your ear! - AmE 'Go away! ', 'I don't believe it! ' Break a leg! - AmE 'theatrical sJang, Good Juck! This is said to actors before a performance instead of good Juck! ' (deutsch: Hals- und Beinbruch! ) no kidding! - AmE 'sJang, honestly! ' (someone is not joking or Jying) ► Aufforderungsformeln Hold your horses! - AmE 'be careful and circumspect! ' Let it rip! - AmE 'sJang, pay no attention to what happens! ' Get off it! - AmE 'Don't talk nonsense! ' FLuL 21 (1992) Phraseologismen im amerikanischen Englisch ► Erkundigungsformeln Are you holding? / Are you carrying? - AmE interrog. 'Do you have drugs for sale? ' What's the big idea? - AmE 'what's the purpose; what do you have in mind? ' Are you ready for this? - AmE 'Isn't it exciting? Shall I go on? ' ► Kommentarformeln That's the ticket - AmE 'that's exactly what is needed' That's good box office - AmE 'it's commercially acceptable' 101 You've got another think coming - AmE 'sentence, You have made an error. Think again! ' You bet your sweet life! - AmE excl., 'You are absolutely correct! ' ► Gemeinplätze No sooner said than done - AmE informal, 'done quickly and obediently' Money is no object - 'it does not matt.er how much something costs' Money talks informal, 'money gives one power and influence to help get things done or get one' s own away' Gemeinplätze unterscheiden sich von Sprichwörtern unter anderem darin, daß sie keine Lebensweisheit· oder Erziehungsmaxime ausdrücken, sondern zumeist nur eine banale Feststellung enthalten. Unter den Sprichwörtern hat der Austausch zwischen dem BritE und dem AmE bereits eine lange Tradition. Dennoch haben eine ganze Reihe von Sprichwörtern ihren amerikanischen Charakter bewahrt. Als ursprünglich aus dem AmE kommendes Sprichwort gilt: Curiosity killed the cat informal, 'getting nosy may lead a person into trouble'. Das bekannte Diktum: When the going gets tough, the tough get going ist der Leitspruch der Familie Kennedy und wird Joseph P. Kennedy zugeschrieben, dem 'U.S. politician, businessman, and father of the late President'. Außerdem bestehen im AmE und BritE formale Varianten des gleichen Sprichworts, z.B. BritE Constant dropping wears away a stone - AmE Continual dropping wears away a stone; BritE lt you can 't beat them, join them - AmE If you can't lick them, join them. Auf den Einfluß afrikanischer Überlieferung und bedeutender Politiker sowie auf das Brauchtum der Einwanderer im amerikanischen Sprichwortgut geht die Studie von Mieder (1990) ein. 7 Ausblick Von den von Janicki als für das AmE typisch erachteten Phraseologismen (insgesamt 120 Belege) konnten 40 in den konsultierten BritE Idiomwörterbüchern nachgewiesen werden. Diese empirische Feststellung bestätigt, daß es tendenziell nicht nur im Lexikon, sondern auch im Phrasikon zwischen dem AmE und dem BritE einen ständigen Austausch gibt. Damit wird erneut eine Beobachtung erhärtet, die der bekannte Amerikanist Galinski bereits 1952 machen konnte: FLuL 21 (1992) 102 Rosemarie Gläser "So wird es immer schwieriger, am modernen Wortschatz [zu ergänzen wäre: "Phrasenschatz" - R.G.] des AB und des BE, vor allem dem der jungen Generation, festzustellen, was grundlegender Unterschied, was nur Unterschied in der Gebrauchshäufigkeit oder der Sprachebene, was vorläufig noch nicht eingebürgerter „Amerikanismus" im BE, was ein "Britizismus" im AB ist" (1952: 6). Die Sichtung amerikanischer Idiomwörterbücher hat jedoch verdeutlicht, daß die meisten Phraseologismen, die die nationale Eigenständigkeit im AmE bewahrt haben, auf den unteren Stilebenen zu finden sind. Hier entstehen im Sprachgebrauch von Kommunikationsgemeinschaften, von denen das DASCE stellvertretend für viele nur "prisoners, surfers, junkies, Valley Girls, weight lifters, and just plain country folks" (1989: VI) nennt, immer wieder okkasionelle Phraseologismen und insbesondere expressive Idiome. Sie erfüllen zunächst nur die kommunikativen Bedürfnisse einer begrenzten Sprechergemeinschaft. Sobald sie aber im Phrasikon der Sprachgemeinschaft des AmE lexikalisiert sind, besteht auch die Möglichkeit, daß sie bei einer entsprechenden Popularisierung durch Literatur, insbesondere Romane und Kurzgeschichten, durch Hörspiele und Theaterstücke, Unterhaltungssendungen und Schlagerproduktion und nicht zuletzt durch die Massenmedien Eingang in das BritE finden. Bibliographische Angaben AHD = The American Heritage Dictionary. Second Edition. Boston 1985. ARNTZ, R. / PICHT, H.: Einführung in die Terminologiearbeit. Hildesheim/ Zürich/ New York 2 1991. 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