Fremdsprachen Lehren und Lernen
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0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
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1992
211
Gnutzmann Küster SchrammThésaurus Larousse, des mots aux idées, des idées aux mots, sous la direction de Daniel Péchoin
121
1992
Ekkehard Zöfgen
Thésaurus Larousse, des mots aux idées, des idées aux mots, sous la direction de Daniel Péchoin. Paris : Larousse 1991, XXI + 1146 S. [in der Bundesrepublik vertrieben durch Cornelsen Verlagsgesellschaft Bielefeld; DM 117,-]
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252 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel übersetzerischen Prozesse in einen „Ad-hoc-Block" und in einen „Rest-Block" in Frage gestellt werden (Sollte Königs wirklich diese beiden Kategorien als feste Größen mit unverrückbaren Grenzen verstanden haben? ). Eine eher skeptische Haltung gegenüber dem Ertrag der introspektiven Verfahren nimmt Kitty M. van Leuven-Zwart ein ("Translation and Translation Studies: Discord or Unity? " [35-44]), indem er vor zu starker Betonung der prozeßorientierten Forschung warnt und zur Rückkehr zu produktorientierten Studien aufruft. Mehr theoretischer Natur sind die Beiträge von Albrecht Neubert ("Models of Translation" [17 -26]) und Gideon Toury ("Experimentation in Translation Studies: Achievements, Prospects and Some Pitfalls" [45-66]), die beide den Versuch unternehmen, den aktuellen Stand der Forschung darzulegen und die verschiedenen übersetzungstheoretischen Richtungen zu kategorisieren. Eher irreführend ist dabei der Titel des Beitrags von A. Neubert, da in höchstem Maße fraglich ist, ob die undifferenzierte Nebeneinanderstellung von einem "computer model" und einem "psycholinguistic model" tatsächlich zum besseren Verständnis der übersetzungstheoretischen Diskussion beiträgt und ob hier nicht richtiger von "approaches" die Rede sein müßte, die hierarchisch zueinander in Beziehung zu setzen sind. Voller glänzender, richtungweisender Denkanstöße ist dagegen G. Tourys kritische Bilanz der neueren Ansätze in der übersetzungstheoretischen Forschung. Fazit: Trotz des manchmal etwas pidginhaften Wissenschaftsenglisch ein interessantes, mit vielen Beispielen und empirischen Forschungsergebnissen angereichertes Buch, das zu gefallen vermag und dessen Lektüre trotz des einen oder anderen Einwandes lohnend erscheint. Bielefeld Bemd Stefanink Thesaurus Larousse, des mots aux idees, des idees aux mots, ~ous la direction de Daniel Pechoin. Paris: Larousse 1991, XXI + 1146 S. [in der Bundesrepublik vertrieben durch Cornelsen Verlagsgesellschaft Bielefeld; DM 117, - ]. Das große Vorbild für alle Begriffswörterbücher ist immer noch Peter Mark Rogets berühmtes und zugleich bahnbrechendes Werk (Thesaurus of English Words and Phrases), das seit 1987 in einer neuen (sechsten), von Betty Kirkpatrick grundlegend überarbeiteten Fassung vorliegt. Der (neue) Thesaurus aus dem Hause Larousse ist sich dieser Tradition durchaus bewußt und möchte die im Französischen trotz der analogischen Wörterbücher von Boissiere (1862) und Maquet (1936) bestehende lexikographische Lücke nunmehr mit einem «strict equivalent» (Vorwort, VI) zu Roget schließen. Diese Intention darf allerdings nicht zu wörtlich genommen werden. Sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht nimmt der ThL eine (makrostrukturelle) Einteilung vor, die sich von derjenigen «que son devancier avait utilise pour l'anglais dans l'univers des significations» (VII) grundlegend unterscheidet. Die 873 „Artikel" des ThL sind um insgesamt 53 Oberbegriffe gruppiert, denen wiederum 14 Sachgebiete (wie z.B. La volonte et l'action oder La communication) übergeordnet sind, die sich ihrerseits auf drei Kategorien (A. Le monde; B. L'homme; C. La societe') verteilen. Grund für diese Entscheidung ist die zutreffende Feststellung, daß sich die Begriffsstruktur einer Sprache nicht direkt auf eine andere abbilden lasse und daß somit auch keine «comcidence parfaite entre les significations des mots de deux langues» (VI) bestehe; eine Einsicht, die dem von Hallig/ Wartburg (1952/ 1963) erarbeiteten übereinzelsprachlichen Ordnungsschema eine klare Absage erteilt. Beibehalten wurde dagegen die von Roget vertraute formalinhaltliche Anordnung der Artikel. FLuL 21 (1992) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 253 Der mikrostrukturellen Präsentation des Wortmaterials liegt ein einheitlicher Aufbau für alle Artikel zugrunde. Zwar weist die gewählte Strukturierung gewisse Parallelen zu Roget auf (Grobklassifizierung nach Wortarten); gleichwohl läuft der ThL seinem englischen ,Artgenossen' zumindest in diesem Punkt klar den Rang ab und besticht nicht zuletzt durch die auch (typo)graphisch unterstützte sehr übersichtliche Gesamtgestaltung. Über den Gebrauchswert dieses Wörterbuchs ist damit allerdings noch nichts ausgesagt. Gerade die in der jüngsten Vergangenheit intensiv geführte Diskussion um Benutzerinteressen und Benutzungszwecke, denen Wörterbücher dienen (können), hat zu der Einsicht geführt, daß sich Wörterbuchkritik vorrangig mit der Frage zu beschäftigen hat, für welche Adressatengruppen und für welche Zwecke ein Wörterbuch wichtig, nützlich oder brauchbar ist. Dies gilt in besonderem Maße für die sog. begrifflich gegliederten Sprach- und Wortschätze, deren Existenz sich nicht aus einem praktischen Benutzerbedürfnis heraus erklären läßt, sondern vielmehr aus Motiven, die erst im Kontext historischer Konstellationen verständlich werden. Erfreulicherweise bezieht das Vorwort in beiden Punkten klar Stellung, indem es sich (1) ausdrücklich an ein «public francophone» (VII) wendet, über deren Informationsbedürfnisse und Benutzungsgewohnheiten wir nicht weiter spekulieren wollen, und indem es (2) den ThL als einen «auxiliaire de l'expression [ecrite]» bezeichnet, zu dem der Benutzer unter zwei Bedingungen greift: «lorsqu'on ne connatt pas, ou lorsqu'on a oublie, le mot ou l'expression qui conviendrait Je mieux a l'idee que l'on veut exprimer» «lorsque Je mot ou l'expression qui vient a l'idee paratt inadequat et que l'on souhaite en trouver un mieux adapte a 1a nuance de sens que l'on souhaite rendre» (V). Hat diese Funktionsbestimmung nun auch für den (germanophonen) Fremdsprachenlehrer und -lerner Gültigkeit, der vom deutschen Lizenznehmer ausdrücklich zum potentiellen Adressatenkreis gerechnet wird und dem dieses Wörterbuch die Möglichkeit bieten soll, "das jeweils richtige Wort oder den treffenden Ausdruck für einen bestimmten Kontext" zu finden (so die Pressemitteilung des Cornelsen-Verlages)? Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und einige reale Benutzungsanlässe, wie sie uns aus langjähriger Erfahrung im universitären Fremdsprachenunterricht vertraut sind, nicht nur simuliert, sondern mit Studierenden „durchgespielt".' Das Ergebnis dieses wenn auch nicht repräsentativen so doch mit „realen" Wörterbuchbenutzern durchgeführten Tests legt zwei Schlußfolgerungen nahe: (1) Die überwiegende Zahl der Funktionen, die dieses Wörterbuch bei Übersetzungsarbeiten oder in Korrektursituac tion übernehmen soll, werden von den bekannten paradigmatischen und syntagmatischen Spezialwörterbüchern für den L2-Sprecher zuverlässiger erfüllt. (2) Mit seinen zahlreichen überblicksartigen Zusammenstellungen von z.T. hochspezialisiertem Fachvokabular erweist sich der ThL jedoch als eine willkommene Ergänzung zu den analogischen Wörterbüchern, ohne diese allerdings in jedem Fall ersetzen zu können. Insofern dürfte sich der Nutzen dieses Wörterbuchs nicht zuletzt aufgrund der hohen sprachlichen Anforderungen,· die es an' den nicht-frankophonen Benutzer stellt, (auch) für den (fortgeschrittenen) Fremdsprachenlerner und -lehrer in engen Grenzen halten. Eine ausführliche Analyse dieses Wörterbuchs, die den Versuch einer historisch-typologischen Einordnung umfaßt und bei der die einzelnen Benutzungssituationen eingehend dargestellt werden, erscheint unter dem Titel: " Trouver le mot qui convient le mieux ä l'idee .... Thesaurus Larousse ein neues Begriffswörterbuch für Französisch" in: Die Neueren Sprachen 91.6 (1992). FLuL 21 (1992) 254 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Von solchen aus der L2-Perspektive vorgetragenen Einwänden bleibt das Verdienst des Herausgebers/ der Bearbeiter und ihr Bemühen um die begrifflich-abstrakte lexikographische Erschließung des französischen Wortschatzes unberührt. Bielefeld Ekkehard Zöfgen Henning Wode: Einführung in die Psycholinguistik. Theorien, Methoden, Ergebnisse. Ismaning: Hueber 1988, 399 Seiten [DM 38, - ]. Selbst wenn man berücksichtigt, daß Darstellungen, die in wissenschaftliche Disziplinen einführen, nur selten einen ausgewogenen Überblick über alle Teilbereiche der betreffenden Disziplin liefern können, muß zur vorliegenden Einführung als erstes angemerkt werden, daß verglichen mit anderen deutschsprachigen Einführungen in die Psycholinguistik wie z.B. Hörmann (1981), Engelkamp (1974), List (1973) konstitutive Teilbereiche der Psycholinguistik ganz ausgeblendet bleiben. Das zentrale Thema dieses Buches ist der Spracherwerb, den Henning Wode einer seiner Grundpositionen entsprechend integrativ untersucht, d.h. unter Einbeziehung aller möglichen Spracherwerbstypen. So werden im zentralen Kapitel B .(Lernerverhalten) die Forschungsergebnisse zum Erwerb der verschiedenen Strukturbereiche zunächst für den Ll-Erwerb referiert, wobei der mehrsprachige Ll-Erwerb (Bilingualismus) eine gesonderte Behandlung erfährt, sodann für den natürlichen L2-Erwerb und schließlich für den vermittelten Spracherwerb, d.h. den Fremdsprachenunterricht. Aus diesem integrativen Ansatz ergibt sich zwangsläufig die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die zwischen dem Spracherwerb im schulischen Kontext einerseits und in außerschulischen Erwerbssituationen andererseits bestehen, und damit letztlich auch die Kernfrage nach den Möglichkeiten einer Beeinflussung des Spracherwerbs; Wodes Einschätzung hierzu ist aus der vor einigen Jahren geführten Diskussion um die Abgrenzung zwischen Sprachlehrforschung und Zweitsprachenerwerbsforschung hinlänglich bekannt; sie erfährt hier nun gegenüber den früheren, gelegentlich etwas überzogenen Positionen eine wohltuende Differenzierung: Wode trägt einerseits zwar der spezifischen Art der Interaktion und weiteren Besonderheiten im Fremdsprachenunterricht Rechnung, möchte daraus andererseits jedoch nicht auf völlige Andersartigkeit der Lernfähigkeit schließen (S. 31). Insbesondere das Kapitel C (Steuerung und Steuerbarkeit) bietet ihm Gelegenheit, die wichtigsten sprachlichen und außersprachlichen Faktoren zu diskutieren, die den Spracherwerbsprozeß beeinflussen. Der derzeitige Wissensstand zu externen Steuerungsmöglichkeiten erscheint Wode dabei gerade mit Blick auf den Fremdsprachenunterricht jedoch „eher enttäuschend" (S. 344), und es bedarf seiner Ansicht nach dringend weiterer umfangreicher Studien, in denen der Fremdsprachenunterricht aus spracherwerblicher Sicht untersucht wird. Interessanterweise gewinnt in der Tat neuerdings die Analyse von Daten aus dem Fremdsprachenunterricht im Rahmen der Diskussion um die Prinzipien der Universal Grammar erneut an Bedeutung. Im einführenden Kapitel A, das in gut lesbarer Form die Voraussetzungen für das Verständnis der sich anschließenden Diskussionen schafft und u.a. auf die biologischen Grundlagen der menschlichen Sprach(lern)fähigkeit sowie auf unterschiedliche Erklärungsparadigmen für den Spracherwerb eingeht, entwickelt Wode auch seine eigenen Vorstellungen: er postuliert für die Verarbeitung von Sprache die Existenz linguo-kognitiver Fähigkeiten, die von anderer Art FLuL 21 (1992)
