eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 21/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1992
211 Gnutzmann Küster Schramm

Henning Wode: Einführung in die Psycholinguistik

121
1992
Manfred Raupach
Henning Wode: Einführung in die Psycholinguistik. Theorien, Methoden, Ergebnisse. Ismaning: Hueber 1988, 399 Seiten [DM 38,-]
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254 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Von solchen aus der L2-Perspektive vorgetragenen Einwänden bleibt das Verdienst des Herausgebers/ der Bearbeiter und ihr Bemühen um die begrifflich-abstrakte lexikographische Erschließung des französischen Wortschatzes unberührt. Bielefeld Ekkehard Zöfgen Henning Wode: Einführung in die Psycholinguistik. Theorien, Methoden, Ergebnisse. Ismaning: Hueber 1988, 399 Seiten [DM 38, - ]. Selbst wenn man berücksichtigt, daß Darstellungen, die in wissenschaftliche Disziplinen einführen, nur selten einen ausgewogenen Überblick über alle Teilbereiche der betreffenden Disziplin liefern können, muß zur vorliegenden Einführung als erstes angemerkt werden, daß verglichen mit anderen deutschsprachigen Einführungen in die Psycholinguistik wie z.B. Hörmann (1981), Engelkamp (1974), List (1973) konstitutive Teilbereiche der Psycholinguistik ganz ausgeblendet bleiben. Das zentrale Thema dieses Buches ist der Spracherwerb, den Henning Wode einer seiner Grundpositionen entsprechend integrativ untersucht, d.h. unter Einbeziehung aller möglichen Spracherwerbstypen. So werden im zentralen Kapitel B .(Lernerverhalten) die Forschungsergebnisse zum Erwerb der verschiedenen Strukturbereiche zunächst für den Ll-Erwerb referiert, wobei der mehrsprachige Ll-Erwerb (Bilingualismus) eine gesonderte Behandlung erfährt, sodann für den natürlichen L2-Erwerb und schließlich für den vermittelten Spracherwerb, d.h. den Fremdsprachenunterricht. Aus diesem integrativen Ansatz ergibt sich zwangsläufig die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die zwischen dem Spracherwerb im schulischen Kontext einerseits und in außerschulischen Erwerbssituationen andererseits bestehen, und damit letztlich auch die Kernfrage nach den Möglichkeiten einer Beeinflussung des Spracherwerbs; Wodes Einschätzung hierzu ist aus der vor einigen Jahren geführten Diskussion um die Abgrenzung zwischen Sprachlehrforschung und Zweitsprachenerwerbsforschung hinlänglich bekannt; sie erfährt hier nun gegenüber den früheren, gelegentlich etwas überzogenen Positionen eine wohltuende Differenzierung: Wode trägt einerseits zwar der spezifischen Art der Interaktion und weiteren Besonderheiten im Fremdsprachenunterricht Rechnung, möchte daraus andererseits jedoch nicht auf völlige Andersartigkeit der Lernfähigkeit schließen (S. 31). Insbesondere das Kapitel C (Steuerung und Steuerbarkeit) bietet ihm Gelegenheit, die wichtigsten sprachlichen und außersprachlichen Faktoren zu diskutieren, die den Spracherwerbsprozeß beeinflussen. Der derzeitige Wissensstand zu externen Steuerungsmöglichkeiten erscheint Wode dabei gerade mit Blick auf den Fremdsprachenunterricht jedoch „eher enttäuschend" (S. 344), und es bedarf seiner Ansicht nach dringend weiterer umfangreicher Studien, in denen der Fremdsprachenunterricht aus spracherwerblicher Sicht untersucht wird. Interessanterweise gewinnt in der Tat neuerdings die Analyse von Daten aus dem Fremdsprachenunterricht im Rahmen der Diskussion um die Prinzipien der Universal Grammar erneut an Bedeutung. Im einführenden Kapitel A, das in gut lesbarer Form die Voraussetzungen für das Verständnis der sich anschließenden Diskussionen schafft und u.a. auf die biologischen Grundlagen der menschlichen Sprach(lern)fähigkeit sowie auf unterschiedliche Erklärungsparadigmen für den Spracherwerb eingeht, entwickelt Wode auch seine eigenen Vorstellungen: er postuliert für die Verarbeitung von Sprache die Existenz linguo-kognitiver Fähigkeiten, die von anderer Art FLuL 21 (1992) Neuerscheinungen • Eingegangene Bücher 255 als die kognitiv-intellektuellen Fähigkeiten sind (S. 51), zugleich aber in die übrigen kognitiven Systeme des Gehirns integriert sind und mit ihnen interagieren (S. 57). Leider erlaubt der gegenwärtige Forschungsstand keine Präzisierungen bezüglich des Status dieses lingno-kognitiven Systems bzw. seiner Teilsysteme; für die Annahme, daß diese in ihrer Funktionsweise beeinflußbar wären, findet Wode in den von ihm referierten Forschungen nach eigenen Angaben jedoch keinerlei Anhaltspunkte (S. 292 f). Dieses Zwischenergebnis mag insbesondere für den mit der Sprachvermittlung betrauten Leser wenig ermutigend sein, es spiegelt aber wohl den derzeitigen Stand der Spracherwerbsforschung angemessen wider, der insgesamt durch die Vorläufigkeit der bisher erzielten Ergebnisse charakterisiert zu sein scheint. So gründen sich nach den Darstellungen Wodes einzelne Thesen und verallgemeinernde Aussagen nicht selten auf einige wenige Fallstudien, deren Generalisierbarkeit nicht immer unmittelbar einleuchtet. Dies gilt bis zu einem gewissen Grad auch für die zahlreichen Beispiele, die Wode sowohl bei den Beschreibungen zum einsprachigen Ll-Erwerb als auch insbesondere zum natürlichen L2-Erwerb aus dem sogenannten Kieler Korpus zum Ll-Deutsch/ L2-Englisch seiner vier Kinder anführt. Manche Passagen im Buch lassen vermuten, daß zur Zweitsprachenerwerbssituation dieser Kinder ein gehöriger Anteil metasprachlicher Kommentare gehört (z.B. S. 168) und daß Ergebnisse dieser Form des Zweitsprachenerwerbs nicht ohne weiteres auf andere "natürlichere" Erwerbssituationen übertragbar sind. Insgesamt bietet das Buch eine Fülle von Anregungen und ist mit seinem didaktisch klugen Aufbau (Zusammenfassungen, Thesen, Lektürevorschläge am Ende eines jeden Kapitels) und seinem gut lesbaren Stil auch für nicht linguistisch ausgebildete Interessierte verständlich. Bei der Vorliebe Wodes für die extensive Nutzung des Kieler Korpus mit Daten seiner inzwischen längst erwachsenen Kinder darf man sich im übrigen wohl auf nächste Arbeiten zur Fossilisierung freuen ... Kassel Manfred Raupach Neuerscheinungen - Eingegangene Bücher* BARDOSI, Vilmos: De fi1 en aiguille. Les Jocutions fran~aises: recueil thematique et Jivre d'exercices. Kalandozas a francia sz6läsok vilägäban. Budapest: Tankönnyvkiad6 1986, 222 Seiten. BARRERA-VIDAL, Albert / RAUPACH, Manfred/ ZÖFGEN, Ekkehard (Hrsg.): Grammatica vivat. Konzepte, Bescm·eibungen und Analysen zum Thema ,Fremdsprachengrammatik'. In memoriam Hartmut Kleineidam. Tübingen: Narr 1992 (Tübinger 'Beiträge zur Linguistik; 365), 287 Seiten. CAMALICH, Barbara / TEMPERINI, Maria Cristina: Übersetzung Deutsch-Italienisch. Ein Arbeitsbuch mit kommentierten Übersetzungen. lsmaning: Hueber 1992, 204 Seiten. [PONSJ COBUILD English Learner's Dictionary. [Editor in chief: John Sinclair]. London/ Glasgow: Collins & Stuttgart: Klett 1989, xii + 1204 Seiten. * Das Sternchen hinter einem Buch verweist auf den Rezensionsteil in diesem Jahrgang. FLuL 21 (1992)