eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 22/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1993
221 Gnutzmann Küster Schramm

Zwischen Scylla und Charybdis?

121
1993
Dieter Cherubim
Georg Schön
flul2210129
Dieter Cherubim, Georg Schön Zwischen Scylla und Charybdis ? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten beim Formulieren von wissenschaftlichen Texten und Probleme ihrer Bewertung Abstract. In the course of their studies in Germany, Korean students of German often have trouble formulating the academic and scientific texts (seminar presentations, long essays, dissertations) demanded of them. The difficulties which arise in this area are only partly attributable to structural differences between the languages (e.g. use of articles) or the specific requirements of specialist or technical language (e.g. special terms, collocations). lt is rather the case that the difficulties lie in the "grey area" of pragmatic skills involving the acquisition, structuring and conversion into language of specialist or technical knowledge. Comprehensibility seems to play much less of a role than self-enhancement through an exaggeratedly cömpressed and complicated style. Thus the (ambivalent) impression of a high level arises which is, however, only insufficiently attained and this itself poses a difficult problem for adequate evaluation. This contribution attempts to demonstrate the foregoing by examining selected exemplary texts and by applying a differentiated error analysis. 1. Wer eine Sprache (Erstsprache oder weitere Sprachen) lernt, beherrscht am Ende des Lernprozesses (mehr oder weniger) eine spezifische menschliche Technik der kommunikativen Verständigung. Dabei umfaßt diese primäre Verständigungsleistung von Sprachen zwei zentrale Funktionen: daß wir uns mit Sprache in unserer Umwelt (erfolgreich) orientieren und daß wir im sozialen Zusammenhang mit anderen Menschen (sinnvoll) handeln können. 1 Als Techniken sind Sprachen durch drei wesentliche Eigenschaften zu charakte~ risieren: durch ihre Intentionalität: Sprachen sind immer nur Mittel zu (verschiedenen) Zwecken, haben letztlich ihren Zweck nicht in sich selbst; durch ihre Konventionalität: Sprachen sind immer Produkte von sozialen „Verarbeitungsprozessen" (Erfahrungen, Bewertungen), die zu Regeln oder Normen verfestigt werden; durch ihre Systematizität: Sprachen müssen so effektiv organisiert sein, daß sie ihre verschiedenen Funktionen (relativ) zuverlässig erfüllen und eine geordnete Weiterentwicklung, d.h. Anpassung an neue Ausdrucksbedürfnisse errnöglichen. 2 1 Weitere Funktionen oder Grundleistungen von Sprache(n) werden an verschiedenen Stellen diskutiert, meist im Anschluß an die Vorschläge von K. Bühler und R. Jakobson; vgl. etwa v. Polenz (1974) oder Oesterreicher (1979). 2 „Systematizität" ist hierbei nicht statisch, sondern dynamisch zu verstehen. Vgl. etwa Schweizer (1979). FLuL 22 (1993) 130 Dieter Cherubim, Georg Schön Obwohl jede einzelne Sprache gerade dadurch definiert ist, daß sie als Technik kommunikativer Verständigung unterschiedlich organisiert ist, gibt es doch einige spezielle Funktionen, die jede erfüllen muß, und dementsprechend einige Organisationsprinzipien, deren Wirksamkeit generell zu beobachten ist3: 1. Bei jeder Sprache muß die (lautliche oder graphische) Trägersubstanz so organisiert sein, daß die zu vermittelnden Intentionen zuverlässig übertragen, d.h. ausgedrückt, rezipiert und dekodiert werden können: ► phon(ograph)isches Prinzip. 2. Jede Sprache muß Mittel bereitstellen, mit denen „Welt" (mehr oder weniger eindeutig) identifiziert, charakterisiert und verhandelt werden kann, und zwar in zweifacher Weise an a 1 y t i s c h in Form von Ausschnittsbildung (Konzeptualisierung) und Strukturierung (Rasterung): ► lexikalisches Prinzip; s y n t h e t i s c h in Form von Komplexbildung (Relationierung) und Konstitution elementarer Handlungsschemata (z.B. Referenz, Prädikation, Modifikation, Expression): ► grammatisches Prinzip. 3. Jede Sprache muß Mittel vorsehen, um Handlungsräume und -situationen zu konstituieren sowie Handlungsmuster zu realisieren, die sich im sozialen Zusammenhang als sinnvoll und nützlich bewährt haben bzw. bewähren: ► pragmatisches Prinzip. Die Unterschiedlichkeit der Sprachen im einzelnen beruht also darauf, mit welchen Mitteln diese Prinzipien technisch umgesetzt werden und wie diese Technik durch soziale Regeln (oder Normen) gesteuert wird. 4 Als soziale Erscheinungen enthalten Regeln (und Normen) stets auch die Möglichkeit, sich abweichend davon zu verhalten. Abweichungen von sprachlichen Regeln/ Normen haben verschiedene Ursachen und können unterschiedliche Funktionen erfüllen. 5 In Zusammenhängen sozialer Kontrolle (Spracherwerb, Standardisierung) werden sie meist negativ als Produkte unvollkommener Lern- oder Kontrollprozesse oder als unterschwellige/ bewußte (provokative) "Verstöße" (Fehler o.ä.) gewertet; in anderen Zusammen- 3 Vgl. generell dazu Coseriu (1975); er unterscheidet bekanntlich bei der Organisation von Sprachen die Ebenen des Typs, des Systems und der Norm (1970). Kritik daran übt Baumann (1976). 4 Zur Diskussion des Regelbegriffs in der Linguistik vgl. Heringer (1974), Altmann (1977) und Bartsch (1985). Zur Differenz zwischen "Norm" und „Regel" vgl. Wimmer (1974 [bes. 148ff1) und Bartsch (1985); letztere versteht „Normen" als „soziale Korrelate von Regeln". 5 Vgl. dazu die verschiedenen Beiträge in Cherubim (1980a). FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 131 hängen können sie jedoch auch positiv als Indikatoren sprachsystematischer Fähigkeiten (Spracherwerb, Sprachstörungen), als Erscheinungen natürlicher sprachlicher Varianz (Spielräume), als Markierung von Entwicklungspotentialen (beim Sprachwandel), als Mittel der Aufmerksamkeitssteuerung (in Werbung und Poesie) oder als Ausdruck von Sprach- oder Sozialkritik gedeutet werden. Typologien von sprachlichen Abweichungen sind mehrfach vorgeschlagen und diskutiert worden 6; ein Abschluß konnte dabei (aus verschi.edenen Gründen) bisher nicht erreicht werden. So bleibt neben der theoretischen Klärung der Voraussetzungen insbesondere die Aufgabe, die Diskussion in der Fehlerlinguistik durch (weitere) empirische Analysen zu fundieren und voranzutreiben. Dem soll auch der vorliegende Beitrag dienen. 2. Koreanische Germanistikstudenten fallen häufig dadurch auf, daß sie sich im Unterschied zu anderen Ausländergruppen beim Formulieren von wissenschaftlichen Texten, die ihnen abverlangt werden, besonders schwer tun und daß ihre Texte oft nicht leicht verstehbar und dementsprechend auch schwer korrigierbar sind. Auch wenn das bisher, soweit wir wissen, nicht wissenschaftlich belegt ist, so entspricht es doch vielfältigen Erfahrungen bei Germanistikdozenten und Lehrern im Fach „Deutsch als Fremdsprache". Wenn also dieser zunächst intuitive "Befund" nicht zufällig ist, d.h. nicht auf bestimmte Voraussetzungen einzelner Studierender zurückzuführen ist, muß man sich fragen, welc; he generellen Bedingungen in der Lernsituation dieser Gruppe dafür verantwortlich sein könnten. Ein erster Verursachungsfaktor könnte natürlich die Qualität des Deutschunterrichts im Herkunftsland sein. Eigene Erfahrungen und Gespräche während eines kurzen Aufenthalts in Seoul (D. Cherubim).führten zu folgenden Tendenzaussagen: Der Unterricht sei mehr auf rezeptive als .produktive Fähigkeiten ·angelegt. Das Hauptziel bestehe darin, deutsche Texte lesen und verstehen zu können. Auch den Dozenten mangele es an produktiven Fähigkeiten, was u.a. auch dazu führe, daß (außer bei den Lektoren) der Deutschunterricht in Koreanisch absolviert werde. Natürlich gebe es auch interessante Gegenbeispiele (z.B. an den Frauenhocli.sch~~ len). Ein zweiter Verursachungsfaktor könnte die relativ große Sprachdifferenz sein. Koreanisch gehört zu den ural-altaischen Sprachen, die sich von den indoeuropäischen Sprachen in einer Reihe von Eigenschaften deutlich unterscheiden. Das betrifft selbstverständlich nicht nur die phonographische und lexikalische Organisation dieser Sprache, sondern besonders auch die grammatische Organisation (z.B. die Satzkonstruktionstechnik) und die pragmatische Organisation, die u.a. durch ein reich differenziertes Honorativbzw. Soziativsystem ausgezeichnet ist, für das im 6 Vgl. z.B. bei Villinger (1977), Cherubim (1980b), Bartsch (1985) oder Kielhöfer (1976) und Burgschmidt (1979). · FLuL 22 (1993) 132 Dieter Cherubim, Georg Schön Deutschen weder technisch (im Bereich der Verbmorphologie) noch kategoriell äquivalente Mittel zur Verfügung stehen. 7 Ein dritter Verursachungsfaktor könnte mit der zuletzt angesprochenen Problematik eng zusammenhängen. Sprachen bzw. Sprachtechniken sind ja immer Medium und Konsequenz bestimmter kultureller Verhaltensweisen, die mit der Erlernung und dem Gebrauch einer fremden Sprache nicht einfach „ausgeschaltet" werden können. Zwischen Koreanisch und Deutsch sind also nicht nur die oben angedeuteten sprachlichen Differenzen, sondern auch damit verbundene Differenzen in den Verhaltensstandards in Rechnung zu stellen, die sich wiederum in Form von interkulturellen Interferenzen auch sprachlich auswirken können: etwa in der unterschiedlichen Organisation von verbalem und nonverbalem Verhalten (Schweigen, indirektes oder verdecktes Formulieren), in der sozialen und emotionalen Gestaltung von Gesprächen (Höflichkeit, Imagearbeit), in der thematischen Steuerung (Argumentation, Konsistenz) usw. 8 Schließlich könnte man noch an einen vierten Verursachungsfaktor denken, der in der besonderen Lernsituation des Gastlandes begründet ist. Koreanische Studenten könnten nicht oder nicht hinreichend darüber informiert sein, welches (sprachliche) Verhalten von ihnen im Unterricht erwartet wird, wenn es darum geht, wissenschaftliche Texte (mündlich oder schriftlich) zu formulieren. 9 Das betrifft nicht (oder doch weniger) die grammatischen Regeln/ Normen, die-'-zumindest aus der Perspektive des Fremdsprachenunterrichts und im Kernbereich der Sprache eindeutig zu sein scheinen. Ebenso wenig mag es vorrangig um das Gelingen der lexikalischen Adäquatheit gehen, was vielleicht noch mithilfe von guten Wörterbüchern gewährleistet werden kann, auch wenn bekanntermaßen die syntagmatischen Aspekte der Lexik (Kompatibilitäten, Kollokationen, Valenzen) keineswegs leicht zu handhaben sind. Und am wenigsten dürfte hierbei das Problem der phonographischen Repräsentation bedeutsam sein, da dafür ja eine feste, kontrollierbare Norm existiert. Wohl geht es aber um Text(sorten)normen, die die funktionale Angemessenheit der Texte sicherstellen sollen, also um Kriterien wie Verständlichkeit, Sachbezogenheit, Klarheit, Konsistenz, Knappheit, Bedeutsamkeit, die keineswegs 7 Wir haben uns bei den folgenden Beschreibungen lediglich auf die Grammatik von Kuh (1988) und Auskünfte koreanischer Informanten gestützt. Speziell zum Honorativsystem des Koreanischen stießen wir nur auf die Arbeit von Kirn (1983). Leider war uns keine englische oder deutschsprachige Arbeit zugänglich, wie es sie ja für das Japanische z.B. gibt (vgl. Nagatomo 1986). Zum Vergleich wäre es allerdings interessant, für das Deutsche die Literatur zum Komplimentierwesen des 17. und 18. Jahrhunderts oder die entsprechende Briefstellerliteratur heranzuziehen. 8 Einige Beobachtungen dazu finden sich bei Hann (1985a). Leider war uns die größere Darstellung von Hann (1985b) nicht zugänglich. Speziell zum Schweigeverhalten und dessen interkultureller Differenz vgl. Stedtje (1983); einige Überlegungen zu interwie intrakulturellen Differenzen im Emotionsausdruck finden sich bei Cherubim (1991). 9 Vgl. dazu etwa Lieber/ Posset (1988). FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 133 in die gleiche Richtung gehen müssen, sondern z.T. sogar in Konkurrenz zueinander stehen. Hier muß nun aber eine wichtige Ergänzung angebracht werden: Selbst deutsche Germanistikstudenten tun sich oft schwer mit der Aufgabe, wissenschaftliche Texte zu produzieren, zumal auch ihnen dafür nicht genügend Hilfe angeboten wird und die Dozenten keineswegs immer gute Vorbilder abgeben. Nicht nur, daß also selbst Examensarbeiten von deutschen Germanistikstudenten vielfache Regelverstöße (~sonders orthographische, lexikalische und grammatische Regelverletzungen) aufweisen10, sondern daß sie darüber hinaus auch Unklarheiten, Inkonsistenzen, ,mangelnde Explizitheit, terminologische Unsicherheiten, funktionalstilistische Unangemessenheiten oder paralogische Argumentationen enthalten, die eine Korrektur für die Dozenten und die Betreffenden selbst erschweren oder mühsam erscheinen lassen. 3. Sehen wir uns nun im folgenden einige Textbeispiele koreanischer Deutschlerner an 11 und prüfen, welche besonderen Schwierigkeiten (Regelbzw. Normverstöße, Verständnisprobleme, Unangemessenheiten) dabei auftreten und wie wir sie eventuell erklären können. Wie sich das im Zusammenhang auswirkt, davon kann zunächst das folgende Textbeispiel (1) einen Eindruck vermitteln. 12 Textbeispiel 1 Dieser Aufsatz ist eigentlich keinen berufenen Sachverständigen über die Sprachwissenschaft zugewiesen. Zwar wollte ich den Zustand der heutigen Sprachwissenschaft darstellen, doch wußte ich, daß sie keine Verständigung über die Sprache haben würden, ohne den der deutschen Sprachwissenschaft vor der strukturellen oder sogenannten generativtransformationellen Gra_mmatik kennenzulernen. Dabei handelt es sich um die Begründer der Sprachwissenschaft durch deutsche Sprache, vor allem W. v. Humboldt, J. Grimm und die Junggrammatiker u.a, überhaupt. Hiermit habe ich ihnen darauf die Aufmerksamkeit gemacht, daß sich damalige Spracherforschung in der analytischen Kleinarbeit der Grammatik und einr gewissen Isolierung der Sprache konzentrierte, daß man durch sie nicht bloß die historische vergleichende Grammatik, sondern auch die Sprache nicht als Ergon, aber als Energeia erforschte. In der Beschreibung, vor allem der Erforschung der Sprache 10 Zu den Fehlern bzw. der Norrnfestigkeit deutscher Schüler und Studenten vgl. etwa Gocht (1978), Kohlmayer (1980), Juhasz (1985), Sitta (1990), Engeland (1992). 11 Die ca. 90 Beispiele, die wir unseren Überlegungen zugrundelegen, stammen aus ersten Entwürfen zu Dissertationen oder Examensarbeiten koreanischer Studenten, z.T. aus Briefen und Vorreden. 12 Das Textbeispiel (1) stellt die deutsche Zusammenfassung eines sprachwissenschaftlichen Artikels aus der Korean. Zeitschrift für Germanistik 19, 1977 (dort S. 207) dar. Zur Problematik der Textzusammenfassung und der dabei entstehenden Unklarheiten vgl. z.B. Kintsch/ van Dijk (1983). FLuL 22 (1993) 134 Dieter Cherubim, Georg Schön konnte man aber bloß mit ihrer Geschichte und ihrer Vergleichung ihren Aspekt nicht erreichen. Ihr Weg ist erst durch ihre Gesamtforschung zu erhellen. Davor mußte man durch Wundtschen physischen Bereich der Vorstellungen und Ausdrucksbewegungen auf die Überwindung der Junggrammatiker warten. Welche Schwierigkeiten stellen sich nun bei der Fehlerbeschreibung? Versucht man die „charakteristischen" Abweichungen oder Fehler in den deutsch geschriebenen Texten koreanischer Studenten/ Wissenschaftler zu ermitteln, erweisen sich die geläufigen, an einer Differenzierung der linguistischen Beschreibungsebenen orientierten Fehlerklassifikationen als. wenig hilfreich. Nicht nur, daß damit selbst für sprachdidaktische Zwecke keine Trennschärfe erreicht werden kann (was etwa zeigt ein Kasusfehler an: eine mangelhafte Beherrschung des einschlägigen nominalen Flexionsparadigmas? Unkenntnis der geforderten speziellen Verbrektion? Übertragung eines Konstruktionsmusters von einem semantisch nahestehenden Verb? ), sondern auch, daß sie für die hier speziell interessierende Lernergruppe wenig aussagen. Auch wenn etwa Flexionsfehler Anzeichen möglicher Interferenzen (die allerdings zu motivieren wären) oder Ausdruck besonderer Lernschwierigkeiten zwischen einer agglutinierenden Ausgangssprache (Koreanisch) und einer noch relativ stark flektierenden Zielsprache (Deutsch) sein könnten, so sind sie doch ebenso bei Lernern anderer Sprachen anzutreffen, etwa einer stark flektierenden Sprache, der eine vergleichsweise ebenso stark flektierende Muttersprache gegenübersteht. Tatsächlich sind nun auch Fehler dieses elementaren Typs (z.B. Rektions- oder Genusfehler) in dem von uns herangezogenen exemplarischen Material mit ca. 90 Abweichungen keineswegs besonders häufig oder gleichmäßig verteilt. Nur etwa 22 Vorkommen lassen sich diesem Typ zuordnen und in einem Teilkorpus (mit 17 Abweichungen) findet sich kein einziger Beleg dafür. Möglicherweise läßt sich dies auf den relativ fortgeschrittenen Stand der Lerner, eine besondere Fokussierung im Fremdsprachenunterricht oder die hohe Selbstkontrolle beim schriftlichen Verfertigen von Texten zurückführen. Aufschlußreicher für unsere Frage nach den besonderen Produktionsschwierigkeiten koreanischer Deutschlerner könnte vielleicht eine Charakterisierung des Fehlermaterials unter kommunikativen, speziell rezeptiven Gesichtspunkten sein. Danach ließen sich grob auch unter Bezug auf die Korrekturpraxis drei Typen von Abweichungen unterscheiden: (a) solche, die mithilfe „einfacher" Korrekturen (z.B. Ersetzung, Löschung, Hinzufügung und einfache Umstellung von Einheiten oder Konstruktionen) reparabel sind (die also nur leichte Verständnisschwierigkeiten produzieren) 13 ; (b) solche, die nur mithilfe "komplizierterer" Operationen (z.B. Rekonstruktion von Zusammenhängen analoger oder wenigstens inferentieller Art) zu reparieren 13 Entsprechend der von Peuser (1978: 40 ff) vorgestellten ESPA-Analyse. FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 135 sind (die also größere bis schwere Verständnisschwierigkeiten bzw. Mißverständlichkeiten zur Folge haben); (c) solche, die keiner „heilenden'' Operation zugänglich sind, d.h. in einer bestimmten Situation nicht reparabel erscheinen (deren Folgen also unverständliche Äußerungen sind). Dennoch kann sich ein sprachdidaktisch orientierter Ansatz nicht auf die rezeptive Charakteristik des Fehlermaterials beschränken, sondern muß auch nach den Entstehungsbedingungen fragen, um helfend und/ oder steuernd in den Lernprozeß eingreifen zu können. Auszugehen ist dabei von einer möglichst weitgehenden linguistischen Identifizierung des Abweichungsproblems, d.h. der Rekonstruktion des Regelhintergrundes und/ oder der Korrekturstellen, die als Zielvorgabe der vorliegenden abweichenden Äußerung beim Produzenten unterstellt oder doch vom Korrektor als Vergleichsbasis vorausgesetzt werden kann, jedenfalls soweit das möglich und angemessen erscheint. Denn daß dabei sowohl eine dichotomisierende Bewertung nach grammatisch vs. ungrammatisch als ~uch eine Gradµierung von Grammatikalität oder eine Charakterisierung mithilfe von Variablenregeln an der Sache selbst (z.B. an sog. randgrammatischen Erscheinungen) vorbeigehen kann, hat Reis (1979) gezeigt. 14 Dies gilt nicht nur für die grammatische oder lexikalische Organisation von Sprachen, sondern ganz besonders für die pragmatische Organisation, durch die ja in komplexer Weise Sprachliches mit Außersprachlichem (z.B. in Form von Wirklichkeitskonstruktionen oder sozialer Instrumentalisierung) verknüpft ist. Hier Regeln oder Zielvorgaben zu finden ist, wie schon. mehrfach hervorgehoben wurde, ungleich schwieriger als im Bereich der „harten", d.h. grammatischen Sprachsystematik. 15 Unter dem Aspekt der Ursachen möchten wir daher die Fehler in unserem Material freilich stark vereinfachend in folgende Typen einteilen, die sich u.a. auch bei der Analyse von dialektbedingten sprachlichen Abweichungen bewährt haben16, nämlich: 14 Auch Fries (1987) weist auf diese „randgrammatischen" Erscheinungen besonders hin, die sich u.a. dadurch auszeichnen, daß sie stark zu idiomatischen oder idiosynkratischen Verhältnissen tendieren. Das würde vielleicht auch erklären, daß hier·eine höhere Fehleranfälligkeit nicht nur zu beobachten, sondern auch zu erwarten ist. 15 Vgl. hierzu auch den Beitrag von Keller (1980), der auf die Schwierigkeiten aufmerksam macht, sog. Ausdrucksfehler im Unterricht zu erklären und zu korrigieren. Vgl. auch die ältere Arbeit von Michel (1970) zum Fremdsprachenunterricht. 16 Hier kann u.a. auf die Arbeiten von Löffler (1974 und 1980) verwiesen werden, der seinerseits ein schon bewährtes Instrumentarium benutzt. Auf „tiefenpsychologische" u.a. Fehlererklärungen gehen wir hier ebenfalls nicht ein; reiches Material findet sich dazu (zusammenfassend) bei Kainz (1967). FLuL 22 (1993) 136 Dieter Cherubim, Georg Schön (1) Kompetenzfehler, also Abweichungen, die sich einfach aus der mangelhaften Verfügung über bestimmte Sprachtechniken infolge eines noch nicht weit genug fortgeschrittenen Lernprozesses erklären lassen. 17 (2) Direktanzeigen, die ebenso wie Hyperkorrektheiten zu den interferenzbedingten Fehlern gehören, die sich also nachweisbaren oder plausiblen Einflüssen auf die zielsprachliche Systematik durch ausgangssprachliche Gegebenheiten zurechnen lassen. Unter einer „Direktanzeige" versteht man dabei einen Fehler, der auf einer Anwendung einer in der Zielsprache nicht geltenden Regel und/ oder Formklassenbildung der Muttersprache beruht. Eine „Hyperkorrektheit" beruht hingegen auf einer übertriebenen und falschen Anwendung von (möglichen) Korrespondezregeln zwischen sprachlichen Systemen. (3) Übergeneralisierungen, d.h. Interferenzen innerhalb des fremdsprachlichen Lernprozesses, die entweder durch Abweichungen des ersten Typs motiviert sind (Hilfskonstruktionen) oder (wie beim Erstspracherwerb) die konstruktive Eigendynamik der bereits gelernten zielsprachlichen Systematik anzeigen. (4) Fehlsteuerungen, d.h. Abweichungen relativ zu bestimmten kommunikativen Situationen, den damit verbundenen Textnormen oder Verhaltensstandarden, was sich z.B. in der sprachlichen Gestaltung von Situationsbestimmung (Lokalisierung in Raum-, Zeit-, Text- und sozialem Zusammenhang), Themenbehandlung (logische und subjektive Strukturierung), Intentionszuweisung (illokutive und perlokutive Funktionen) sowie der Selbst- und Fremddarstellung der Beteiligten (symptomatische und appellative Funktionen) zeigen kann. 4. Im folgenden stellen wir nun einige konkrete Abweichungsfälle vor und geben, bzw. versuchen eine linguistische Charakterisierung; zeigen, auch falls nötig ihre Grenzen auf und diskutieren wo möglich - Entstehungsbedingungen und Operationen zu ihrer Reparatur. 4.1 'Einfache' Kompetenzfehler vom Verständnistyp (a), die nicht speziell typisch für koreanische Deutschlerner sind, treten auf als Verwechslung von intransitiven mit transitiven Verben: (1) [ ...] daß man den Eliminierungstest auf Textebene operiert Kasusfehler in der Präpositionsrektion: (2) in der letzten zwei Jahrzehnte Präfigierungsfehler: (3) beändert statt: verändert 17 Zur Problematik der Unterscheidung von Kompetenzfehlern gegenüber Performanzfehlern vgl. Raabe (1979). FLuL 22 (1993) Zwischen ,Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ·-- 137 fehlende Trennung des zweiteiligen Verbalkomplexes in der Satzklammer (relativ häufig): (4) Er hat gefordert Kopien des Schriftwechsels Kommentar: Die fehlende Trennung des Verbalkomplexes könnte zwar auch als „Direktanzeige" gewertet werderi, doch spricht die Stellung nach dem Vorfeld gegen eine solche Annahme, da i~ entsprenden koreanischen Satz der Verbalkomplex in Endstellung stehen würde. 'Kreative' Ableitungen, von denen (7) vielleicht schon zu Verständnistyp (b) gerechnet werden müßte.: (5) adjektives Attribut (6) bisjetzige (7) die gruppenkonflikten Aspekte 4.2 Direktanzeigen ► Vom Verständnistyp (a) Falsche Anwendung des Reflexivs und Wortwahl: (8) Die Sektor-Analyse in der Mischnik-Rede läßt sich feststellen, wie er sich bemüht hat[ ...] 'Repariert': Die Sektor-Analyse in der Mischnik-Rede zeigt ... Kommentar: Der Ausdruck läßt sich feststellen ist die laut Aµskunft des Schreibers angestrebte, aber unidiomatische Konstruktion, in der Absicht formuliert 'Allgemeinheit auszudrücken' und erscheint der koreanischen Passivkonstruktion angepaßt: hwak-jong toeotta ('Feststellung Passiv-Konstruktionspartikel'). Hierbei zeigt sich die im Koreanischen vorliegende Homonymie von Reflexiv- und Passiv-Konstruktionen. ► Vom Verständnistyp (b ): Fehlendes Subjekt und Wortwahl: (9) Schließ/ ich im Bereich der Wahrnehmungsebene beschränkt sich ausschließlich auf Deixis 'Repariert' gemäß Auskunft des Schreibers: Schließ/ ich beschränkt man sich im Bereich der Wahrnehmungsebene ausschließlich auf Deixis (-Probleme). Kommentar: Eine annähernde, die entsprechenden Lexeme und Affixe direkt übertragende Übersetzung des koreanischen s'atzes lautet: 'Schließlich Wahrnehmung-Bereich-in- Nominativ ausschließlich Deixis in/ über/ auf Beschränken Passiv-Indikativ'. Auch hier zeigt sich die Wirkung der o. gen. Reflexiv-Passiv-Homonymie. 4.3 Übergeneralisierung und Direktanzeige ► Vom Verständnistyp (b) bis (c) Wortwahl und Attribuierung: (10) Solch eine Untersuchungstendenz in der öffentlichen Sprache hat gute Verbindung mit der politischen Rhetorik und Stilistik. 'Repariert': Solch ein Untersuchungsansatz auf dem Gebiet der öffentlichen Sprache steht in enger Verbindung zur politischen Rhetorik und Stilistik. FLuL 22 (1993) 138 Dieter Cherubim, Georg Schön Kommentar: (a) Ungenauigkeit bei der Selektion eines geeigneten Ausdrucks aus dem Teilfeld 'Modell': Tendenz, Richtung, Ansatz. (b) Unpräzise Generalisierung der Attribuierung mit einer Präpositionalgruppe. Für gewöhnlich zu beobachten ist jedoch eher eine Übergeneralisierung der Genitiv-Attribuierung, etwa auch mit fehlender Differenzierung der semantischen Differenz etwa von: Auskunft der Sprache, wobei nicht klar wird, ob Auskurift über die Sprache oder Auskunft in der Sprache gemeint ist. (c) Fehler in der lexikalischen Selektion in gute Verbindung. Assoziiert wird ein im Deutschen idiomatischer Ausdruck: Gute Verbindungen zu jemand haben. Fehlerhafte Artikellosigkeit, Verstoß gegen Selektionsbeschränkungen und fehlerhafte Anwendung des Reflexivs: (11) einige [...] Untersuchungsmethoden (haben sich) für [...] politische Textanalyse geltend gemacht Kommentar: (a) Artikellose Form für politische Textanalyse attributiv nicht immer möglich, jedenfalls hier so, wie laut Auskunft des Schreibers, intendiert als Präpositionalobjekt nicht akzeptabel. (b) In haben sich geltend gemacht liegt ein Passivisierungsversuch vor (Auskunft des Verfassers: er wolle „größere Allgemeinheit erreichen, indem (er) keinen Urheber spezifiziere"). (c) Verstoß gegen Selektionsbeschränkungen in: Einwände werden geltend gemacht, Vorzüge werden geltend gemacht, aber Methoden machen sich nicht geltend. Auch hier Reflexiv-Passiv-Homonymie des Koreanischen mit dem Stilklischee der 'Unpersönlichk.eit des Textes' wirksam. ► Vom Verständnistyp (c) Kein unmittelbar plausibler Sinn des Satzes selbst bei sinnvoller Ersetzung der Kausalpräposition und einem Versuch, die paralogisch erscheinende Struktur zu verändern: (12) Aufgrund der Monosemierung des Adjektivs einerseits und der Ebene der Langue andererseits wird auf die Valenz des Adjektivs eingegangen. Vorschlag zur Neuformulierung: Unter Berücksichtigung der Monosemierungsfunktion wird auf die Valenz des Adjektivs auf der Ebene der Langue eingegangen. 5. Diese „Fehler" in deutsch geschriebenen Texten koreanischer Studenten stellen in vielen Fällen (wie auch unser exemplarisches Material zeigen soll) größere Korrektur- und Bewertungsprobleme dar als bei anderen Gruppen von Ausländern. Will man hier nicht nur sanktionieren, sondern wirklich helfen, indem man die inkriminierten Stellen erstens zu verstehen (d.h. zu beschreiben und zu erklären) versucht und zweitens Korrekturen anbietet, braucht man erfahrungsgemäß viel Zeit und Geduld. Dies nicht nur deswegen, um sich über mögliche Fehlerquellen struktureller Art (z.B. bei den Artikelfehlern, den Passiv-Reflexiv-Korrespondenzen, FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 139 den Korrespondenzen von Relativsätzen im Deutschen und nominalen Attributen im Koreanischen) oder bei Differenzen zwischen angezieltem (lexikalischem, phraseologischem, grammatischem) Ausdruck und tatsächlich erreichter Formulierung klarzuwerden, sondern auch um den speziellen Formulierungsmodus, d.h. die über den fachlichen Anlaß, den Aussagegehalt und die speziellen wissenschaftlichen Intentionen hinausgehenden Informationsanteile zu erfassen und bei den Korrekturvorschlägen (soweit es möglich ist) angemessen zu berücksichtigen. Hier hat man es dann insbesondere mit jenen Erscheinungsformen von Abweichungen zu tun, die wir oben durch den Terminus Fehlsteuerungen kennzeichnen wollten; Abweichungen, die also die pragmatische Organisation von Sprache(n) betreffen und die wesentlich schwerer zu „fassen" und zu korrigieren sind als die bisher hauptsächlich behandelten Abweichungen auf den anderen (abstrakteren) Organisationsebenen. Dabei ist jedoch festzuhalten, daß diese Abweichungsformen nicht einfach voneinander zu trennen sind. Wenn riämlich generell bei einer Textproduktion die Gestaltung der Situationsbestimmung (z.B. als "Lokalisation" in einem speziellen wissenschaftlichen Argumentations- und Textzusammenhang oder in einer konkreten Schreibsituation) geleistet werden muß, so hängt die sprachliche Bewältigung dieser Aufgabe nicht zuletzt von den Mitteln (z.B. den deiktischen, kohärenzstiftenden, konnektiven Ausdrücken) ab, die in den beiden Sprachen bzw. in der jeweiligen Lernsituation zur Verfügung stehen. Das Gleiche gilt für die bereits angesprochenen Aufgaben der Themenbehandlung (logische und subjektive Strukturierung), der Intentionszuweisung und der Selbst- und Fremddarstellung, die Karl Bühler (1934) als Symptom- und Appellaspekte von Sprache beschrieben hat. Gerade wenn nun aber in einer Sprache wie dem Koreanischen besondere Differenzierungsmöglichkeiten für die Gestaltung von kommunikativen Situationen gegeben sind (hier in Form einer stark ausgebildeten Honorativbzw. Soziativmorphologie) 18 , könnten für diejenigen, die von einer solchen Sprache herkommen, bei der Übersetzung in die anders organisierte Sprache Deutsch (die ähnliche Effekte nur über lexikalische Auswahlen, Partikeln, den Modusgebrauch oder intonatorische Variation steuern kann) Schwierigkeiten entstehen, die dann über irreguläre oder „randgrammatische" Formen und Kompensationen (z.B. Hyperkorrekturen)19 gelöst werden. Das um so mehr, als bei der Bewältigung bestimmter kommunikativer Aufgaben, wie der Produktion wissenschaftlicher Texte, Standards oder Erwartungsnormen existieren, die eine bestimmte Form des sprachlichen Verhaltens erzwingen, welche nicht mehr den bisher gelernten und befolgten Verhaltensmustern der eigenen „Sprachwelt" entsprechen. 18 Vgl. dazu Kuh (1988 [bes. 73 ff]). 19 Als solche interpretieren wir die inkorrekte Anwendung von offensichtlich als höherwertig eingeschätzten Genitiv-Attributen anstelle von korrekten Präpositionalkonstruktionen, denen im Koreanischen postpositionale Konstruktionen entsprechen. Vgl. auch unsere Erläuterung zu Fehler-Beispiel (10) (S. 138). FLuL 22 (1993) 140 Dieter Cherubim, Georg Schön Wenn nämlich nach europäischen Maßstäben für die Gestaltung wissenschaftlicher Texte Kriterien wie Sachlichkeit/ Objektivität, Klarheit/ Explizitheit, Bündigkeit/ Konsistenz, Knappheit/ Ökonomie, Korrektheit oder Ernsthaftigkeit geltend gemacht werden 20 und generell von der Fiktion einer primär sach- und leistungsbezogenen, nicht aber personenbezogenen kommunikativen Orientierung in der Wissenschaft ausgegangen wird, so kann sich dadurch für koreanische Studenten eine besondere Motivation ergeben, diejenigen sprachlichen Mittel wissenschaftlicher Texte besonders zu bevorzugen oder zu verstärken, die auch in Texten von Deutschen, wie alle Beteiligten wissen, mehr als nur die Erfüllung der funktionalen Stilkriterien anzeigen. D.h., daß eine gewisse Neigung entstehen kann, (a) ein besonders „hohes" lexikalisches und grammatisches Ausdrucksniveau zu erreichen (z.B. durch eine ausgewählte Lexik, Idiomatisierungen oder Bildlichkeit, Funktionsverbgefüge, Häufung von Nominalattributen, Passivbzw. Reflexivkonstruktionen), (b) durch Formen der Kompaktheit, Komplexität usw. zu signalisieren, daß man einen hohen wissenschaftlichen Rang anstrebt oder bereits einzunehmen glaubt. 21 Weil nun aber dieses hohe Niveau schwieriger zu erreichen (oder anders ausgedrückt: leichter zu verfehlen ist), können dabei Texte entstehen, die gemessen an den Intentionen der Textproduzenten kontraproduktiv sind: Ihre starke „Fehlerhaftigkeit" bis hin zu „paralogischen" und nicht mehr auflösbaren Strukturierungen 22 zeigt den Korrektoren eher einen niedrigeren wissenschaftlichen Rang an, zumal dadurch nicht deutlich wird, inwieweit die Textproduzenten tatsächlich die Materie beherrschen oder kreativ damit umzugehen wissen. Im Bemühen, bei den wissenschaftlichen Betreuern durch anspruchsvolle Formulierungen Anerkennung zu finden, erreichen sie also, indem sie die darstellungsfunktionale Klarheit zugunsten der symptom- und appellfunktionalen Effekte vernachlässigen, eher das Gegenteil von dem, was sie wollen. Was beim spontan formulierten deutschen Alltagstext (z.B. einem Leserbrief [vgl. Textbeispiel 2] 23) eher für ein gewisses Unvermögen in der sprachlichen Formulierung oder kommunikativen Aussteuerung spricht, zeigt bei den koreanischen Studenten vielleicht 20 Vgl. Benes (1981) und andere Beiträge in Bungarten (1981). 21 Vgl. dazu insbesondere v. Polenz (1981) und die Beiträge über die Klarheit, Eleganz und Verständlichkeit (usw.) von Wissenschaftsprosa von W. Killy, H.-M. Gauger und N. Luhmann im Jahrbuch der Dt. Akademie für Sprache und Dichtung (1979). 22 Daß paralogische Argumentation nicht notwendig eine pathologische Erscheinung ist, zeigen Nöth (1976) für die Werbesprache und Hess-Lüttich (1982) für die Unterschichtsprache. Dies gilt erst recht für poetische Sprachformen und Kindersprache. 23 Der Leserbrief stammt aus der Braunschweiger Zeitung vom 8.9.1993 (S. 14). FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 141 - (auch) eine "double-bind"-Situation an, die auf ihren spezifischen kulturellen Hintergrund verweist, in dem die Personenorientierung traditionell eine größere Rolle spielt, und sie so im andersgearteten deutschen Kontext zu einer Passage zwischen der Scylla der vermeintlichen Selbstabwertung und der Charybdis der Abwertung durch andere zwingt. 24 Textbeispiel 2 NUR POSTENJÄGEREI Ein sogenannter Nationalpark Harz ist so überflüssig wie ein Kropf Bravo, Herr Keller aus Schulenburg im Harz! Wo haben wir in Deutschland Waldflächen mit dem Prädikat "Nationalpark"? Eine mehrmals abgeholzte Fläche wie der Harz bestimmt nicht. Postenjägerei von „Grünen Genossen" steht scheinheilig hinter dieser Forderung. Man sollte dieses Thema der Forst überlassen, diese steht vor Ort, hat den besten Überblick, und es wird auch noch Geld gespart. Nichts wollen wir von den neuen ßundesländern übernehmen, aber ausgerechnet einen Nationalpark! D. G., Braunschweig Bibliographische Angaben ALTMANN, G.: "Sprachregeln und Erklärung". In: Linguistische Berichte 50 (1977), 31-37. BARTSCH, R.: Sprachnormen. Theorie und Praxis. Tübingen 1985. BAUMANN, H.-H.: "Kritik der Norm. Zur Sprachtheorie von Eugenio Coseriu". In: H. Stimm (Hrsg.): Aufsätze zur Sprachwissenschaft/ . Wiesbaden 1976, 1-52. BENES, E.: "Die formale Struktur der wissenschaftlichen Fachsprache in syntaktischer Hinsicht". In: Bungarten (Hrsg.) 1981, 185-212. BÜHL.ER, K.: Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. 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Korrektur: Die Studien der letzten ... haben zur Erkenntnis geführt, daß ... (3) In diesem Zusammenhang haben sich einige integrierte Untersuchungsmethoden für politische Textanalyse geltend gemacht. Korrektur: s. Erläuterung zu Fehler-Beispiel 11 (S. 138). (4) Solche eine Untersuchungstendenz in der öffentlichen Sprache hat gute Verbindung mit der politischen Rhetorik und der Stilistik. Korrektur: s. Erläuterung zu Fehler-Beispiel 10 (S. 138). (5) Das Ziel dieser Arbeit ist ein integriertes Modell für die politisch-öffentliche Textanalyse zu stellen ... Korrektur: ... ist (es), ein ... zu erstellen. (6) Kap. 1 bemüht sich zuerst eine Forschungsgeschichte in der Linguistik und anderer benachbarten Disziplinen zu überblicken ... Korrektur: ... eine Forschungsgeschichte der Linguistik und anderer benachbarter .... (7) ... W. Mischnik-Rede kurz eingeführt, die er am 1. Okt. 1982 als eine grundlegende Rede für den konstruktiven Mißtrauensvotum gegen Helmut Schmidt vor dem Deutschen Bundestag hielt. Korrektur: ... als eine Grundsatzrede für ein konstruktives Mißtrauensvotum ... (8) Etikettierung heißt eine sprachliche Handlung, die mit den nominale Bezeichnungen ausgeführt wird. Korrektur: ... die mit den nominalen Bezeichnungen ... (9) In bezug auf die Etikettierung, politische Etikette (allgemeiner gesagt: politische Wortschätze) sind weder zur Fachsprache, noch zur Sondersprache gehören: Sie haben vielmehr eine quasi-fachsprachliche Eigenschaft infolge des unaufhörlichen dialektischen Entfaltungsprozeß der Terminologisierung von Alltagssprache und der Desemantisierung von Fachsprache. Korrektur: Was die Etikettierung anbetrifft, so gehört politische Etikette (allgemeiner gesagt der politische Wortschatz) weder ... (? ) (10) Die Sektor-Analyse in der W. Mischnik-Rede läßt sich feststellen, wie er sich dauernd überparteiisch bemüht hat, so daß er den Konflikt zwischen denjenigen Parteien und Fraktionen austeilt und die Notwendigkeit bzw. Legitimität der Reorganisation von Regierung mitteilt. FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 145 Korrektur: Es läßt sich mit der Sektor-Analyse in der ... feststellen, wie er sich dauernd überparteilich bemüht, so daß er den Konflikt ... ausgleicht und die ... vermittelt (s. auch Erläuterung zu Fehler-Beispiel 8 [S. 137]). (11) Adjektives Attribut enthält zwei gegenüberstehende Aspekte: Sie hat einerseits eine Rhematisierungsfunktion; andererseits aber auch eine Thematisierungsfunktion zufolge des Umwandlungsprozeß der normalen Attribute in die feste Attribute. Korrektur: Das adjektivische Attribut enthält zwei gegensätzliche Aspekte: ... eine Thematisierungsfunktion infolge ... (12) In bezug auf die sozio-psychologischen Aspekte ist jedes Attribut der Öffentlichkeit entsprechende Akzeptabilität zu sichern. Korrektur: ... jedem Attribut ... (? ). (13) In einer solchen knappen Sprechsituation hat der Redner anstatt der gruppenkonflikten Aspekte bewußt die gezielte gemeinsame Handlungen und gruppenidentische Sprechintention fokussiert. Korrektur: ... statt der Aspekte der Gruppenkonflikte bewußt die gezielten gemeinsamen Handlungen ... fokussiert(? ). (14) Bei der Vorausplanung seiner Sprechaktsequenzen ist der Akteur Festlegungen hinsichtlich der Partnerhypothesen 1. und Partnerhypothesen 2. Grades vorzunehmen. Korrektur: Bei der Vorausplanung ... muß der Akteur Festlegungen hinsichtlich ... vornehmen. (15) Schließlich im Bereich der Wahrnehmungsebene beschränkt sich ausschließlich auf Deixis. Korrektur: s. Erläuterung zu Fehler-Beispiel 9 (S. 137). (16) In den Vordergrund läßt sich die sog. / ch-Jetzt-Hier-Origo stellen, die als einen Ausgangspunkt der Analyse angesehen werden kann. Das meint: man kann die personal-, lokal- und temporaldeiktischen Mittel quantitativ / qualitativ einsehen. Korrektur: ... stellen, die als ein Ausgangspunkt ... (? ). B. Aus dem Brief eines koreanischen Germanistik-Dozenten (17) Ich habe schon einen Brief vom ... geschrieben, darin geschrieben, daß ich unter Ihrer Hilfe in ... einige Zeit studieren will. Korrektur: ... mit Ihrer Hilfe ... (18) Er hat gefordert Kopien des Schriftwechsels ... Korrektur: Er hat Kopien des Schriftwechsels ... gefordert (s. auch Erläuterung zu Fehler- Beispiel 4 [S. 137]). (19) Ich bin jetzt beschäftigt mit dem Thema ... Korrektur: Ich bin jetzt mit dem Thema ... beschäftigt. (20) Ich habe vor, daß ich mit den Werken der koreanischen ... Lyrik und der deutschen Vergleich zusammen mit der Geschichtlichkeit der literarischen Autonomie. Korrektur: ? ? (21) Ich danke Ihnen für die bisjetzige freundliche Hilfe. Korrektur: ...für die bisherige freundliche Hilfe. FLuL 22 (1993) 146 Dieter Cherubim, Georg Schön C. Fehler in einem Dissertations-Manuskript eines koreanischen Studenten (22) ... ohne daß die Bedeutung des Prädikats sich beändert. Korrektur: ...sich verändert. (23) Aufgrund der Monosemierung des Adjektivs einerseits und der Ebene der langue andererseits wird auf die Valenz des Adjektivs eingegangen. Korrektur: Erwähnt als Fehler-Beispiel 12 (S. 138). (24) ... daß man den Eliminierungstest auf Textebene operiert. Korrektur: ... auf Textebene anwendet. (25) In diesem Zusammenhang Flämig formuliert, "wäre die Ausnahme ..." Korrektur: ... formuliert Flämig ... (26) Als ein dem Substitutionstest ähnlicher Ansatz spricht man vom Kriterium der Subklassenspezifik ... Korrektur: In diesem Zusammenhang(? ) .... (27) ... damit bestätigt wird, daß ... Korrektur: ... damit wird bestätigt ... (28) Bei der Eliminierung erlebt der Restsatz die semantische Unvollständigkeit oder Bedürftigkeit. Korrektur: Bei der Eliminierung wird der Restsatz unvollständig oder ergänzungsbedürftig. (29) Als die Bestimmungen, deren Valenzabhängigkeit unterschiedlich zu betrachten ist, sind die Dativbestimmungen .: . Korrektur: Als Bestimmungen ... gelten ... (30) Als eine Art von Ersatzprobe kommt das Kriterium der Erfragbarkeit vor. Korrektur: ? (31) Nach den Ergänzungen kann es mit „wer/ was" gefragt werden. Korrektur: ... kann mit „wer/ was" erfragt werden. (32) Der entsprechende Fragesatz der „Die Pflanze ist ..." Korrektur: ... Fragesatz zu „Die Pflanze ist ..." (33) Dieses Fragekriterium ist durch B. wie folgt semantisch begründet. Korrektur: ... wird durch B. wie folgt semantisch begründet. (34) Diese Konstruktion kann mithilfe der haben-Perspektive zuerkannt werden. Korrektur: ... wird mithilfe der haben-Paraphrase verdeutlicht. (35) In Anlehnung zu XY, wer ... untersucht ... Korrektur: In Anlehnung an X, der ... untersucht ... (36) ... und die Rolle-Kombination untersucht. Korrektur: ... die Rollenverteilung untersucht. (37) ... die die traditionelle Beziehung über das Syntagma A - S ... am besten treffe. Korrektur: ? (38) ... deshalb ist hierzu in diesem Zusammenhang wichtig zu sagen, daß es besser die Quantitätswörter zu nennen ist, als die Zahlwörter ... FLuL 22 (1993) Zwischen Scylla und Charybdis? Schwierigkeiten koreanischer Germanistikstudenten ... 147 Korrektur: ..., daß es besser ist die ... (39) Diesartige Rangadjektive ... Korrektur: Derartige ... (40) ... vier Arbeiten zur Adjektivsyntax, die uns des Allgemeingebrauchs und -verstandes nicht von großer Bedeutung sind, um das genannte System von Valenzstrukturen des Adjektivs darzustellen. Korrektur: ... Arbeiten zur Adjektivsyntax, die unserer Meinung nach für den Allgemeingebrauch nicht von so großer Bedeutung dafür sind, das genannte System ... darzustellen. (41) ... während die zweite Ergänzung gi! 11 das Ziel fil1 auf ... Korrektur: ... während die zweite Ergänzung das Ziel angibt, auf ... (42) Also Bezugssubstantiv bezeichnet einen Produkt, der aus der Größe des referentiellen Elementes .Y.Q! ! 1 Adjektiv besteht. Korrektur: Also bezeichnet das Bezugssubstantiv ein Produkt, das aus· der Größe des referentiellen Elementes (? ) des Adjektivs besteht. (43) Das Bezugssubstantiv stammt aus dem Verb und wird im Gegensatz zu vor seiner Substantivierung als ein Resultat einer Handlung betrachtet. Korrektur: ... ist abgeleitet vom Verb und wird im Gegensatz zum Zustand(? ) vor seiner... (44) Der Bezugssubstantiv steht demnach zu dem Adjektiv in Beziehung als „Anhänger'', der .fill der durch das Adjektiv ausgedrückten Regel oder Ordnung haftet. Korrektur: Das Bezugssubstantiv steht ... als „Anhänger", der sich an der ... orientiert. (45) ... ist das Prädikat bei diesem Adjektiv verbirgt. Korrektur: ... bei diesem Adjektiv verborgen. (46) ... das sein ref. Element ... Korrektur: ... dessen ref. Element ... (47) Die Hausfrau ist im Geldsachen sehr genau. Korrektur: .. .ist in Geldsachen sehr genau. (48) Die Bezugsadjektive drücken keine Eigenschaft aus und deshalb auch nicht steigerungsfähig ist. Korrektur: ... drücken keine Eigenschaft aus und sind deshalb ... (49) ... ein Vertreter, der die Diplomat betrifft ... Korrektur: ... ein Vertreter des diplomatischen Dienstes ... (50) Kausativa sind paraphrasierbar mit seinem relationalen Element. Korrektur: ... mit ihrem relationalen Element. (51) .... als Adjektive von indifferent~ Beschaffenheit ... Korrektur: ... als Adjektive von indifferenter Beschaffenheit ... (52) Das Prädikat ... bezieht die Bestimmung der Ergänzungsklasse ... Korrektur: ... bezieht sich auf die Bestimmung ... (53) ... Einheit, die einer Norm haftet. Korrektur: ... einer Nonn anhängt. FLuL 22 (1993) 148 Dieter Cherubim, Georg Schön (54) Aber das Adjektiv schwer ist von uns als eins von Kausative betrachtet. Korrektur: ... als ein Kausativum betrachtet. (55) ... und die im Determinativpronomen genannte Person wird durch der Adjektiv genannten WirkunJ: ! gerichtet und bezogen. Korrektur: ? (56) ... die Speise hat Vitaminen wenig. Korrektur: ... hat wenig Vitamine. (57) ... mit den allen Adjektivklassen. Korrektur: ... mit allen Adjektivklassen. (58) Diese Arbeitscorpus hat sich zur Untersuchung der Adjektivvalenz als ausschlaggebend erwiesen. Korrektur: Dieses Arbeitscorpus ... für die Untersuchung ... wichtig erwiesen / ist ... ausschlaggebend für die Untersuchung gewesen. FLuL 22 (1993)