Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1994
231
Gnutzmann Küster SchrammStephan GRAMLEY / Kurt-Michael PÄTZOLD: A Survey of Modern English
121
1994
Claus Gnutzmann
Stephan GRAMLEY / Kurt-Michael PÄTZOLD: A Survey of Modern English. London and New York: Routledge 1992, XIV + 498 Seiten [Pb. £ 14,99]
flul2310265
Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 265 Das vorliegende Buch, das aus 3 Teilen besteht, bestätigt diese Feststellung. Der 1. und der 3. Teil sind gelungene Dokumentationen solcher Neuorientierungen und erster Erfahrungen mit ihnen in der Unterrichtspraxis, zugleich aber ein wichtiges Medium der Lehreraus- und -fortbildung für das Fach Arabisch. Sie können daher Studierenden und Lehrenden dieses Fachs vorbehaltlos als Lektüre empfohlen werden. Die Fragen, die lngelore Goldmann im 1. Teil (11-62) behandelt, und zwar hinsichtlich der Fachdidaktik Arabisch, sind aufschlußreich: u.a. die Entwicklung von Unterrichtsmethoden, moderne Unterrichtsmethoden für den Arabischunterricht, der Unterrichtsstoff, die Unterrichtsziele, das arabischsprachige Können, die Ausbildung der sprachkommunikativen Fähigkeiten im Arabischunterricht, Übersetzen und Dolmetschen. Genau hier knüpft der 2. Teil des Buches an (65-84), der eine kurze Dokumentation über die 3. Arabischkonferenz am 28./ 29. Mai 1992 in Leipzig beinhaltet. Im 3. Teil des Buches (85-190) sind ausgewählte Beiträge dieser Konferenz abgedruckt. Es handelt sich um insgesamt neun Aufsätze, die von mehr oder weniger erfahrenen Arabischlehrern verfaßt sind und die ohne extreme Positionen zu vertreten sehr unterschiedliche Aspekte behandeln. Ausgehend von einer selbstkritischen Skizzierung ihrer fachdidaktischen Entwicklung stellen einige von ihnen dabei ein Fallbeispiel anhand konkreter Unterrichtserfahrung dar. Eine Literaturdokumentation einzelner Beiträge gestattet es, das Dargelegte anhand der Quellen nachzuvollziehen, und macht das Buch zu einem guten Arbeitsmittel nicht nur für das Studium des Faches Arabisch, sondern auch für die Lehre bzw. die Unterrichtspraxis. Darüber hinaus bietet eine 16 Seiten umfassende Auswahlbibliographie informative Zusatzliteratur. Bielefeld Mokhtar Ahmed Stephan GRAMLEY/ Kurt-Michael PÄTZOLD: A Survey of Modem English. London and New York: Routledge 1992, XIV+ 498 Seiten [Pb. f 14.99]. A Survey of Modem English geht zurück auf Das moderne Englisch (Paderborn 1985) derselben Autoren, die das vorliegende Werk verfaßt haben, und ist das gewachsene Resultat einer langjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Bielefeld. Gramley und Pätzolds Absicht war es, eine an den Bedürfnissen der Studierenden orientierte Gesamtübersicht zur englischen Sprache vorzulegen, nämlich "a view of the language related to what they [the students] know, explanations for phenomena that are new to them, insights into structures difficult to analyse immediately, and descriptions of varieties of English never before (or at least not extensively) encountered" (preface). Den Zweck einer reichhaltigen Informationsquelle und eines Nachschlagewerks für Studierende der Anglistik erfüllt das Buch zweifellos, aber es kann auch von nicht-studentischen Lesern mit Gewinn genutzt werden, trotz bzw. auch wegen seiner "straightforward explanations" und seines Verzichts auf "unnecessary terminology". Das Buch gliedert sich in drei große Teile und besteht aus insgesamt sechzehn Kapiteln sowie einem 24seitigen Index, der eine nützliche Zugriffsmöglichkeit für die Informationserschließung bietet und der ebenso den Nachschlagecharakter der Publikation unterstreicht. Mit der Betitelung der drei Teile des Buches, nämlich Part 1: English as a linguistic system, Part 2: Uses and users of English, Part 3: National and regional varieties of English verdeutlichen die Autoren ihre Vorstellung vom Begriff der englischen Sprache bzw. des Englischen sowohl als eines abstrakten linguistischen Systems wie auch dessen Realisierung durch funktionale, soziale, nationale und regionale Varietäten. Der erste Teil setzt sich aus 5 Kapiteln zusammen: Chapter 1: Vocabulary, Chapter 2: Words in combination, Chapter 3: The pronunciation and spelling of English, Chapter 4: Grammar, FLuL 23 (1994) 266 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Chapter 5: Written texts. Die Autoren haben nicht dargelegt, warum sie die Kapitel in dieser Reihenfolge arrangiert haben; man kann jedoch vermuten, daß auch hier die besondere Adressatenbezogenheit des Buches durchschlägt, indem die Behandlung des Wortschatzes an den Anfang gestellt wird; denn sicherlich ist dieser Bereich der englischen Sprache für viele Studierende "ansprechender" als Phonetik und Grammatik, besonders dann, wenn auch Fragen des Sprachgebrauchs ausführlich diskutiert werden, beispielsweise im Zusammenhang mit Euphemismen oder nicht-sexistischer Sprachverwendung ("Housewife is often avoided in American English and replaced by (euphemistic? ) homemaker" [23]), oder wenn die Entstehung von "new meanings" (31 ff) behandelt wird, z.B. durch Volksetymologie, Ellipse, Metaphorisierung, Metonymie und Bedeutungswandel. In "1.6 Words in use: the register approach" werden zwei Modelle zur Analyse des englischen Wortschatzes vorgestellt, nämlich dasjenige des Shorter Oxford English . Dictionary und das in der britischen Linguistik verbreitete Registermodell. Beide Modelle überschreiten den systemlinguistischen Rahmen und belegen somit die Relevanz des außersprachlichen Kontextes für die Wortbedeutung. Hier wie auch in den anderen Kapiteln des ersten Teils zeigt sich ein Spezifikum des hier gewählten Beschreibungsrahmens, nämlich die Einbeziehung des Sprachgebrauchs bei der Analyse des Sprachsystems eine Vorgehensweise, die unter strikt methodologischem Blickwinkel nicht unproblematisch ist, die sich aber mit Blick auf die Zielsetzung und den Adressatenkreis des Buches durchaus als angemessen erweist. Das 2. Kapitel "Words in combination" befaßt sich mit "prefabricated language". Hier geht es also um "pragmatic idioms" (How do you do? ), Sprichwörter, "idioms" (red herring), Kollokationen und "commonplace" (orders are orders; you only live once). Auch und vor allem in diesem Kapitel wird die kontextdeterrninierte Bedeutung dieser Mehrwortverbindungen deutlich, die sehr häufig eben nicht durch die Analyse der Sprachstruktur und des sprachlichen Kontextes erschließbar ist und die somit eine Überschreitung des systernlinguistischen Rahmens erforderlich macht. Bei Kapitel 3 "The pronunciation and spelling of English" handelt es sich um eine komprimierte Darstellung phonetischer und phonologischer Prozesse des Englischen unter Einbeziehung der amerikanischen Variante wie auch unter Berücksichtigung verschiedener Transkriptionssysteme. "Chapter 4: Grammar" ist eine Art Parforceritt durch die englische Grammatik und behandelt schwerpunktmäßig die Themen Wortklassen, Verbalphrase, Nominalphrase, "catenatives" ("those predicators which can have gerunds, infinitives, and nominal or interrogative clauses as complements" [168]) sowie den Satz (im Zusammenhang mit Satztypen, Modus, illokutionärer Kraft und Komplexität). Das Kapitel vermittelt auf vergleichsweise geringem Raum (57 Seiten) auf der Grundlage relevanter linguistischer Literatur wichtige Einsichten in die englische Grammatik und auch in Probleme ihrer Beschreibung, zum Beispiel das der Zirkularität bei der Definition von Wortklassen: "Each of the definitions presumes an understanding of some of the other word classes" (126). Das Kapitel behandelt auch zahlreiche interessante Konstruktionen außerhalb des grammatischen Kernbereichs wie "notional concord" (The team are playing weil), der häufiger im britischen als im amerikanischen Englisch vorkommt, oder "concord of proximity" (Bread and water is goodfor you). Inwieweit die Beschreibung von Texten noch unter Systemlinguistik subsumierbar ist, ist natürlich diskutabel, und so erscheint das 5. Kapitel "Written texts" wohl auch deshalb am Ende des ersten Teils und soll den Übergang bilden zum zweiten Teil, insbesondere zum 6. Kapitel "Spoken discourse", das von den Autoren als Komplement zum Vorgängerkapitel bezeichnet wird. "Written texts" befaßt sich mit den bekannten Textualitätskriterien wie Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität und Intertextualität · sowie der Typologie von Texten und wendet diese auf ein Textbeispiel an. Der zweite Teil des Buches Uses and users of English greift die Themen gesprochene Sprache, Fachsprachen, Sprache und Geschlecht sowie Anredeformen auf. "Spoken discourse" behandelt die Sprechakttheorie, die Griceschen Konversationsmaximen sowie Fragen der Gesprächsanalyse und macht diese Ansätze für die Analyse gesprochener Sprache nutzbar. Eine FLuL 23 (1994) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 267 Beschreibung der Verwendungsbedingungen von "discourse markers" wie now, you know und well beschließt das Kapitel. "Chapter 7: Special Englishes" thematisiert die kommunikative Dimension des Phänomens Fachsprachen im Rahmen des Registermodells und informiert über charakteristische syntaktische Strukturen, über Terminologie und die Typologie und Kommunikationsstruktur von Fachtexten. Während die Autoren die Fachsprachenthematik auf 15 Seiten abhandeln, widmen sie der Darstellung des geschlechtsspezifischen Sprachverhaltens in Kapitel 8 ("Language and gender") immerhin 26 Seiten. In ihrer Beschreibung, die sowohl lexikalische, grammatische wie auch phonetische Aspekte des Phänomens umfaßt, unterscheiden die Autoren zwei Arten des Sprachgebrauchs: "language as used to refer to males and females" (hier geht es vor allem um lexikalische Phänomene, z.B. "semantic derogation or pejoration" wie in lady of the night, entertainer, concubine, mistress für prostitute), und "language as used by males and females". Trotz einiger auffälliger Unterschiede im Sprachverhalten, die z.T. auf statusorientiertes Denken von Frauen zurückzuführen sind, heben die Autoren eher auf die Gemeinsamkeiten im Sprachverhalten von Männern und Frauen ab und weisen darauf hin, daß die Variable Geschlecht nur selten allein bestimmend für das Sprachverhalten ist, sondern in der Regel in einer Konstellation mit Faktoren wie Alter, Region, sozio-ökonomischer Status, ethnische Herkunft oder Beruf wirksam ist. Kapitel 9 "Using English: modes of address" befaßt sich mit Anredeformen im britischen und amerikanischen Englisch und beschreibt die Schwierigkeiten, genaue Prognosen hinsichtlich der Anredeformen (Vorname, Titel plus Nachname, nur Titel etc.) zu machen. Der dritte Teil des Buches behandelt die geographische Verbreitung des Englischen: "National and regional varieties of English". Kapitel 10 und 12 befassen sich jeweils mit den Varianten des Englischen in Großbritannien und Irland bzw. in Nordamerika. Bei Kapitel 11 handelt es sich um eine mit zahlreichen Beispielen illustrierte Bestandsaufnahme der wichtigsten Unterschiede zwischen der britischen und amerikanischen Standardvarietät. Die Behandlung der sog. "native varieties" des Englischen findet ihren Abschluß im 13. Kapitel, in dem über das Englische in Australien, Neuseeland und Südafrika berichtet wird. Die folgenden Kapitel. befassen sich mit dem Englischen als Zweitsprache, und zwar mit "English in Africa" (Kapitel 14) und "English in Asia" (Kapitel 15). Für Benutzer des Englischen als Fremdsprache ist sicherlich die folgende Aussage von Interesse: "The idea of second language is only gradually different from that of foreign language, for it is less the quality of a speaker's command than. the status of the language within a given community that determines whether it is a second or a foreign language" (419). Vielleicht mag hierin auch ein weiterer Grund zu dem von den Verfassern genannten liegen ("too mammoth a task to include in this book" [l]), warum sie die Behandlung des Englischen als Fremdsprache in ihrer Darstellung ausgespart haben. Mit dem Kapitel 16 "Pidgin and creole English" findet das Buch seinen Abschluß. A Survey of Mo_dern English stellt den äußerst gelungenen Versuch dar, eine Gesamtübersicht der englischen Sprache als linguistisches System einschließlich ihrer unterschiedlichen Verwendungen und Verbreitungen im Hinblick auf Regionen, soziale Differenzierungen und Funktionen zu liefern. Das Buch ist klar gegliedert, verständlich und leserorientiert geschrieben und liefert eine Fülle von Informationen, die interessante, z.T. noch im status nascendi befindliche Phänomene des Englischen dokumentieren oder theoretische Aussagen über das Englische exemplifizieren. Die umfangreichen und nützlichen Bibliographien am Ende eines jeden Kapitels ermöglichen den Studierenden einen bequemen Einstieg zur Vertiefung der dargestellten Thematik. Man kann sich also vorstellen, daß das Buch neben seiner Verwendung in anglistischen Lehrveranstaltungen auch zum Selbststudium sehr gut geeignet ist und nützliche Dienste bei der Examensvorbereitung wird leisten können. Alles in allem ein Buch, dessen Lektüre sich lohnt, und das man auch wegen seines erschwinglichen Ladenpreises zur Anschaffung empfehlen kann. Paderborn Claus Gnutzmann FLuL 23 (1994)