eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 24/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1995
241 Gnutzmann Küster Schramm

Zur Einführung in den Themenschwerpunkt: Kontrastivität und kontrastives Lernen

121
1995
Claus Gnutzmann
flul2410003
Kontrastivität und kontrastives Lernen Claus Gnutvnann Zur Einführung in den Themenschwerpunkt Kontrastivität und kontrastives Lernen behandelt eine Thematik, die mit unterschiedlichen Fokussierungen die Geschichte des Fremdsprachenunterrichts entscheidend beeinflußt hat, vor allem im Bereich der Sprachlehrmethoden, der Lernziele und der sprachlichen Inhalte (James 1980, Odlin 1989, Rein 1983, Richards/ Rodgers 1986). Während die Vertreter der „traditionellen" kontrastiven Linguistik der 50er und 60er Jahre (vgl. hierzu u.a. Kufner 1962, Moulton 1962, Lado 1957) bestrebt waren, die von Fries (1945: 9) formulierte Position' umzusetzen, stellte sich in der Folgezeit jedoch bald heraus, daß eine einseitig linguistische Betrachtungsweise nicht der Komplexität des Lehrens und Lernens fremder Sprachen gerecht werden konnte. Die Weiterentwicklungen der kontrastiven Linguistik zur Fehleranalyse (Richards 1974, Spillner 1991), Zweitsprachenerwerbs- und Interlanguageforschung (Ellis 1985, 1990, Klein 1986, McLaughlin 1987, Selinker 1992, Wode 1981) und zu einer lernerorientierten Fremdsprachenunterrichtsforschung und -praxis (Bausch/ Königs 1986, Königs 1983), unterstreichen die didaktische und psycholinguistische Dimension des Sprachenlernens. Da diese Entwicklung vielfach beschrieben worden ist (z.B. Hopkins 1982, Kühlwein 1990, Sridhar 1981, Larsen- Freeman/ Long 1991, Robinett/ Schachter 1983 und zuletzt sehr ausführlich Ellis 1994), kann an dieser Stelle darauf verzichtet werden, sie hier noch einmal nachzuzeichnen. Weiterhin sind die Überwindung eines sprachstrukturell, an grammatischer und lexikalischer Progression orientierten Fremdsprachenunterrichts und die Wiederentdeckung der 'Kultur' für den Fremdsprachenunterricht (Buttjes/ Byram 1991, Kramsch 1993, Smith 1987) wichtige Wegbereiter für eine neue, umfassendere Konzeption von Fremdsprachenunterricht gewesen; in der fremdsprachliches Lernen auch als kulturelles und interkulturelles Lernen zu verstehen ist (Bausch/ Christ/ Krumm 1994, Preston 1989). Diese beiden Entwicklungsstränge der kontrastiven Linguistik, die wir etwas verkürzt mit den Stichwörtern 'Lernerorientierung'2 und 'interkulturelle Kommunikation' (Dirven/ Pütz 1993, Hinnenkamp 1994, Knapp/ Knapp-Potthoff 1990) umschreiben wollen, spielen auch in der gegenwärti- ''The most efficient materials are those that are based upon a scientific description of the language to be learned, carefully compared with a parallel description of the native language of the learner''. 2 Zur praktischen Umsetzung im Fremdsprachenunterricht vgl. Holden (1983), Tarone/ Yule (1989). FLuL 24 (1995) 4 Zur Einführung in den Themenschwerpunkt gen fachdidaktischen Diskussion eine wichtige Rolle. Sie haben die Struktur des vorliegenden, aus den beiden Themenblöcken Kontrastivität aus der Lernerperspektive und Interkulturelle Kommunikation bestehenden Heftes maßgeblich mitbestimmt. Der erste Themenblock wird von Frank G. Königs "Lernen im Kontrast was heißt das eigentlich? ") eingeleitet, der der Frage nachgeht, was kontrastives Lernen im Fremdsprachenunterricht aus der Sicht der Sprachlehrforschung bedeutet. Ausgehend von der Feststellung, daß die „traditionelle" kontrastive Linguistik sich vor allem mit dem Ll-L2-Vergleich, also mit der Relation 'Sprache H Sprache' befaßt, plädiert Königs dafür, auch die anderen Hauptfaktoren des Fremdsprachenunterrichts, nämlich 'Lehrer', 'Lerner' und 'Lernziel', in eine Gegenstandsbestimmung des kontrastiven Lernens einzubeziehen. Diese Faktoren werden "konsequent aus der Perspektive der Lernenden" zum einen als 'interne' Relationen, also 'Lehrer H Lehrer', 'Lernziel H Lernziel', 'Lerner H Lerner' analysiert. Da die jeweils anderen Faktorenkomplexe in diese Beziehungen hineinragen, wird darüber hinaus auch eine 'externe' Betrachtung dieser Faktoren vorgenommen, also 'Sprache H Lehrer', 'Sprache H Lernziel', 'Sprache H Lerner' etc. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann in effektiver und verständlicher Weise verdeutlicht werden, daß 'Lernen im Kontrast' weit über den Kontrast zwischen zwei Sprachen hinausgeht und sich in erheblichem Umfang auf die nichtsprachlichen Faktoren des Fremdsprachenunterrichts erstreckt. Der Beitrag von Albert Barrera-Vidal "Zur Frage der sogenannten 'doppelten Kontrastivität' beim Lernen fremder Sprachen. Das Spanischlernen bei deutschsprachigen Französischlernern") knüpft an die L 1-L2-Transferdiskussion der kontrastiven Linguistik an und entwickelt diese weiter. Er befaßt sich inbesondere mit der Frage, inwieweit die Kenntnis einer ersten romanischen Fremdsprache das Erlernen weiterer romanischer Sprachen erleichtern kann. Aus einer positiven Beantwortung dieser Frage wird abgeleitet, daß dadurch die Eigenständigkeit der Lernenden beim Lernvorgang begünstigt und gleichzeitig das Selbstvertrauen in ihre eigene Sprachkompetenz gestärkt wird. Unter Berücksichtigung sprachstruktureller und sprachhistorischer Aspekte weist der Autor dem Französischen die Funktion einer " 'Brükkensprache' zwischen der lateinischen und germanischen Welt" zu. Mit Bezug auf die Sprachenfolge in den romanischen Sprachen bei deutschsprachigen Lernern wird infolgedessen dafür plädiert, Französisch als erste romanische Sprache zu lehren. Dies erscheint auch deshalb günstig, weil aufgrund positiver L2-L3-Transferleistungen im sprachstrukturellen Bereich die kommunikativen Möglichkeiten der Lernenden positiv beeinflußt werden können. Inez De Florio-Hansen befaßt sich in ihrem Beitrag "Wortstellung kontrastiv - Zur Lehr- und Lernbarkeit französischer Satzgliedstellungsvarianten") mit syntaktischen Aspekten von Kontrastivität und deren Relevanz für den Spracherwerb. Die linguistische Analyse von Satzgliedstellungsvarianten kann wichtige Einsichten in syntaktische Unterschiede des Deutschen und Französischen vermitteln. Mit Bezug auf die Kritik an der starken Version der kontrastiven Linguistik weist die Autorin FLuL 24 (1995) Zur Einführung in den Themenschwerpunkt 5 zu Recht darauf hin, daß mit der linguistischen Analyse allein noch keine didaktische Grundlage für das Fremdsprachenlernen gelegt sei. Ausgebend von der Beobachtung, daß Lernende im Fremdsprachenerwerb Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ll und L2 selbst wahrnehmen, und angeregt durch Erkenntnisse der kognitiven Linguistik, plädiert die Autorin dafür, Prozesse der lernerseitigen Kontrastierung sprachlicher Wissensbestände durch die Vermittlung geeigneter Lehr- und Lernstrategien zu unterstützen. Darüber hinaus wird ebenso auf die entdeckende Eigentätigkeit der Lernenden verwiesen, die es diesen ermöglicht, auch selbst Verarbeitungsverhalten sowie Lern- und Kommunikationsstrategien zu thematisieren. Die Publikation einsprachiger Lernwörterbücher des Englischen gehört zweifellos zu den bedeutendsten Leistungen der englischen Verlagshäuser in den vergangenen zwei Jahrzehnten, wenn man einmal als Ausgangspunkt dieser Entwicklung die 3. Auflage des Oxford Advanced Leamer's Dictionary von 1974 (zuerst 1948) annimmt. Howard Jackson legt in seiner Untersuchung ("Leamers' Dictionaries in Contrast: Langenscheidt and Longman") einen Beitrag zur vergleichenden Wörterbuchbenutzerforschung vor, in dem das 1987 in zweiter Auflage erschienene Longman Dictionary of Contemporary English und l.angenscheidts Großwörterbuch aus dem Jahre 1993 verglichen werden. Der kontrastive Ertrag dieser Arbeit liegt in der Ermittlung der jeweils unterschiedlichen Anforderungen, die an die Benutzer der beiden Wörterbücher gestellt werden. Im Vergleich mit I.angenscheidts Großwörterbuch ist für das englische Wörterbuch generell eine größere Explizitheit in den Benutzerhinweisen und ein geringeres Vorwissen hinsichtlich der verwendeten linguistischen Terminologie festzustellen. Beides spricht für die besondere Benutzerfreundlichkeit des Longman Dictionary of Conteinporary English und kann als Ausdruck der englischen Erfahrung in der Produktion einsprachiger Wörterbücher gewertet werden. Gleich zwei Beiträge dieses Themenheftes beschäftigen sich mit dem Lehren und Lernen von phrasal verbs. Das besondere Interesse an dieser Gruppe des englischen Verbwortschatzes hat eine Reihe von Gründen, die u.a. mit ihrer Idiomatizität, ihrer syntaktischen Komplexität, ihrer stilistischen Verwendung und den sich hieraus ergebenden Lehr- und Lernproblemen zu tun haben. Der Beitrag von Eberhard Klein "Die Bedeutung stilistischer Faktoren für das Lernen von phrasal verbs durch deutsche Lerner") basiert auf einem aus fünf Teilen bestehenden Test, mit dessen Hilfe der Kenntnisstand fortgeschrittener deutscher Lerner des Englischen ermittelt und aus dessen Ergebnissen Schlußfolgerungen für die Behandlung von phrasal verbs im Englischunterricht gezogen werden sollen. Die Untersuchungsergebnisse konnten zeigen, daß die Fähigkeit, die richtige Bedeutung von phrasal verbs zu identifizieren, mit ansteigender Idiomatizität abnimmt. Die Probanden waren beispielsweise eher in der Lage, die Bedeutung von to hand over ('übergeben') zu erkennen als to knock oft ('den Arbeitstag beenden'). Weiterhin konnte ermittelt werden, daß Ähnlichkeiten zum Deutschen (z.B. to hang about = 'herumhängen', to snijf out= 'ausschnüffeln') die korrekte Zuordnung englischer FLuL 24 (1995) 6 Zur Einführung in den Themenschwerpunkt phrasal verbs zu deutschen Äquivalenten auffallend begünstigte. Dieser Befund legt für diesen Typus von phrasal verbs ein kontrastives Semantisierungverfahren nahe, für die Mehrzahl verbleibt jedoch die monolinguale Bedeutungsvermittlung. Auch der Aufsatz von Gabriele Neumann und Ingo Plag ("Phrasal Verbs in Interlanguage: Implications for Teaching") befaßt sich mit der Frage der Vermittlung von phrasal verbs für fortgeschrittene deutsche Lerner des Englischen. Ihre Analyse von Interlanguagedaten zur Verwendung von phrasal verbs hat ergeben, daß bei Vorliegen einer vergleichbaren Verbkategorie im Deutschen bei den Lernenden interlinguale Einflüsse in Form von Vermeidungsstrategien sowie von semantischem und phonetischem Transfer festzustellen sind. Die Autoren heben die Begrenztheit eines monolingualen Sematisierungsverfahrenes für phrasal verbs hervor und leiten aus den genannten interlingualen Einflüssen die Notwendigkeit eines kontrastiven Semantisierungsverfahrens ab, das sie gleichzeitig als einen Beitrag zur Stärkung der Lernerautonomie im Fremdsprachenerwerb verstehen. Der Beitrag von Rita Kupetz ("The Reading-Writing Hypothesis in Learning English as a Foreign Language") ist Teil eines Forschungsprojekts zum Schreiben in der Fremdsprache, insbesondere zum Stand und zur Entwicklung von Schreibkompetenz von deutschen Studierenden der Anglistik. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Beobachtung, daß Studierende zu Beginn ihres Studiums in auf englisch verfaßten Arbeiten sehr häufig für die gesprochene Sprache charakteristische und von ihrer Muttersprache beeinflußte Diskursmuster verwenden. Für eine systematische Überprüfung (und Bestätigung) dieser Beobachtung wurden die von Michael Clyne im Rahmen seiner Untersuchungen zur Kulturspezifik in deutschen und englischen Texten entwickelten Kriterien der 'Linearität' (charakteristisch für englische Texte) und 'Digression' herangezogen und auf die Analyse studentischer Schreibleistungen angewandt. Mit Hilfe eines Fragebogens zur Ermittlung von Lesegewohnheiten konnten Rückschlüsse auf den Zusammenhang zwischen Lesen und Schreibleistungen gewonnen werden. Dadurch konnte die Forderung untermauert werden, die Effektivität von Schreibkursen in der Fremdsprache durch begleitende Lektüre systematisch zu stützen. Jennifer Ridley und David Singleton ("Contrastivity and Individual Leamer Contrasts") behandeln das Thema Kontrastivität unter zwei Hauptfragestellungen. Zum einen untersuchen sie Konsequenzen von Ll-L2-Kontrasten für die Lernenden: Transfer/ Interferenz, wahrgenommene Distanz zwischen Ausgangs- und Zielsprache sowie Gebrauch von LI-basierten (oder auch von einer anderen Sprache ausgehenden) Kompensationsstrategien zur Bewältigung von Kommunikationsaufgaben. Zum anderen geht es um die Erforschung der Frage, inwieweit individuelle Unterschiede zwischen Lernenden bestehen, was ihre Bereitschaft und Neigung anbelangt, im Falle lexikalischer Suchprobleme in der Zielsprache „Anleihen" bei der Muttersprache oder einer anderen Sprache zu machen. Die empirisch reichhaltige Untersuchung stützt sich insbesondere auf Daten aus Übersetzungen anglophoner Studierender in die Zielsprachen Deutsch und Französisch. FLuL 24 (1995) Zur Einführung in den Themenschwerpunkt 7 Der zweite Themenblock beginnt mit einer breit angelegten Übersichtsdarstellung von Hartwig Kalverkämper zu non-verbalen Verhaltensformen "Kultureme erkennen, lehren und lernen. Eine kontrastive und interdisziplinäre Herausforderung an die Forschung und Vermittlungspraxis"). Im Mittelpunkt des Aufsatzes steht eine Bestandsaufnahme des Phänomens Körpersprache, das erst seit kurzem etwas stärker von der Forschung zur Kenntnis genommen wird, wahrscheinlich auch angeregt durch die stetig wachsende Ratgeberliteratur wie beispielsweise Körpersprache für Manager. Signale des Körpers erkennen und erfolgreich umsetzen. Anhand zahlreicher Beispiele wird die Kulturspezifik der Körpersprache herausgearbeitet und die Notwendigkeit interdisziplinär angelegter Forschung begründet und vorgeführt. Dadurch daß es sich bei der Körpersprache um einen integralen Bestandteil menschlicher Kommunikation gehört, an dem Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen deutlich werden, ist sie ebenfalls für den Fremdsprachenunterricht relevant. Anzustreben ist deshalb eine sich auf das Prinzip der lnterkulturalität gründende Didaktik der Körpersprache. Die Lernenden so Kalverkämper sollen im Fremdsprachenunterricht in die Lage versetzt werden, Kulturen als gleichwertig zu erkennen,interkulturelle Differenzen zu verstehen und schließlich, konfliktentschärfend, zu vermeiden. Der Artikel schließt mit einer kritischen Bestandsaufnahme des Themas Körpersprache in einigen Lehrwerken des Deutschen und Französischen als Fremdsprache. Der Beitrag von Sabine Fiedler "Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache. Zu Ergebnissen vergleichender Fachtextanalysen aus interkultureller Sicht") steht in der Tradition der kontrastiven Fachtextlinguistik und leistet einen Beitrag zu der Frage, inwieweit die Struktur fachsprachlicher Texte von kultur- und nationalspezifischen Denk- und Vertextungsmustern geprägt ist. Auf der Grundlage von 60 Zeitschriftenaufsätzen zur Linguistik, von denen je 15 deutsch bzw. englisch und 30 in Esperanto verfaßt sind, werden die Parameter Textstruktur, Metakommunikation, Datenintegration, 'Hedging' und der Gebrauch von Personalpronomina untersucht. Die Ergebnisse zum Deutschen und Englischen bestätigen insgesamt die These von der Kulturdeterminiertheit des wissenschaftlichen Diskurses. Die Analyse der esperantosprachigen Texte konnte weiterhin zeigen, daß national- und kulturspezifische Merkmale sich in Fachtexten der Plansprache niederschlagen. Die materialreiche und sehr praxisrelevante Untersuchung von Peter Axel Schmitt "Warnhinweise in deutschen und englischen Anleitungen: Ein interkultureller Vergleich") ist ebenfalls dem Themenbereich Interkulturalität und fachsprachliche Kommunikation gewidmet. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die vergleichende Analyse von Originaltexten und Übersetzungen aus Benutzerhandbüchern der Automobilbranche. Da die unsachgemäße Übersetzung von W amhinweisen zu Schäden und somit auch zu Schadenersatzansprüchen der Kunden gegenüber den Firmen führen kann, überrascht es, wenn, wie in der Untersuchung gezeigt wird, Übersetzungen nicht selten gegen die Konventionen der Zielkultur verstoßen. So sollten beispielsweise engl. W ARNING mit Vorsicht, nicht mit Warnung, und engl. CAUTION mit Achtung, nicht mit Vorsicht wiedergegeben werden. FLuL 24 (1995) 8 Zur Einführung in den Themenschwerpunkt Der Beitrag von Martina Liedke "Partikeln und interkulturelles Verstehen") hat den Gebrauch von Partikeln in der mündlichen Kommunikation zum Gegenstand. In einer von der Grammatikalität der Schriftsprache ausgehenden Sprachbeschreibung ist die Funktion von Partikeln häufig unterschätzt worden. Tatsächlich dienen Partikeln, die charakteristischerweise in der gesprochenen Sprache auftreten, jedoch sehr häufig der Sicherung des wechelseitigen Verstehens der Gesprächsbeteiligten, wobei sich dieses auf inhaltliche und partnerbezogene Aspekte der Kommunikation beziehen kann. In dieser kontrastiv angelegten Untersuchung werden die Partikel ah und verwandte Ausdrücke im Deutschen den ihnen formal entsprechenden Elementen des Neugriechischen gegenübergestellt. Ein wichtiges Ergebnis der Arbeit besteht darin, daß formal äquivalente Ausdrücke in den jeweiligen Sprachen höchst unterschiedlich verwendet werden und hieraus Probleme für eine interkulturelle Verständigung erwachsen können. Die kontrastive Analyse einer ausgewählten Interjektion und ihre unterschiedlichen Verwendungszusammenhänge stehen auch im Mittelpunkt des Aufsatzes von Janie Noi! lle Rasoloson "Das deutsche 'HM' und das madagassische 'M'. Funktionale Differenz bei formaler Gleichheit"). Die Untersuchung liefert nicht nur eine vergleichende Darstellung der unterschiedlichen Funktionen der verschiedenen Intonationsmuster, die mit diesen Interjektionen in den beiden Sprachen verbunden werden. Sie gibt darüber hinaus auch didaktische Hinweise, wie die situationsgerechte Anwendung der deutschen Interjektion 'HM' durch deutschsprechende Madagassen erworben werden kann. Der abschließende Aufsatz von Charles V. J. Russ ("Contrastive Vocabulary: The Sources of the Language of Linguistics in English and German") befaßt sich mit Status und Herkunft der linguistischen Fachsprachen des Deutschen und Englischen. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung solcher Termini der deutschen linguistischen Fachsprache, die aus dem Englischen übernommen worden sind. Die Analyse von Wörterbucheinträgen aus Bußmanns Lexikon der Sprachwissenschaft konnte zeigen, in welch großem Umfang, nämlich in 154 Fällen, Termini aus dem Englischen übernommen wurden (z.B. Adjunktion, Allomorph, Approximant) oder als deutsch-englische Mischformen (z.B. Barrieren-Theorie, Clause-Mate-Beschränkung. Crossover-Prinzip) ihren Weg ins Wörterbuch gefunden haben (103 Fälle). Demgegenüber ist die Anzahl der als inneres Lehngut beschreibbaren Fälle mit 58 relativ gering (z.B. abgeleiteter Satz, Bereichserweiterung, Heckenausdruck). Bibliographie (in Auswahl) BAUSCH, Karl-Richard/ Christ, Herbert/ Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.) (1994): Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht. Arbeitspapiere der 14. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts. Tübingen: Narr. BAUSCH, Karl-Richard/ KÖNIGS, Frank G. (1986): Sprachlehrforschung in der Diskussion. Methodologische Überlegungen zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts. Tübingen. Narr. FLuL 24 (1995) Zur Einführung in den Themenschwerpunkt 9 BUTIJES, Dieter/ BYRAM, Michael (Hrsg.) (1991): Mediating Languages and Cultures. Towards an Intercultural Theory of Foreign Language Education. Clevedon: Multilingual Matters (Multilingual Matters 60). DIRVEN, Rene/ PüTz, Martin (1993): "Intercultural cornrnunication". In: Language Teaching 26, 144-156. ELLIS, Rod (1985): Understanding Second Language Acquisition. Oxford: Oxford University Press. ELLIS, Rod (1990): lnstructed Second Language Acquisition. Oxford: Oxford University Press. ELLIS, Rod (1994): The Study of Second Language Acquisition. Oxford: Oxford University Press. FRIES, Charles C. (1945): Teaching and Leaming English as a Foreign Language. Ann Arbor: University of Michigan Press. HINNENKAMP, Volker (1994): Interkulturelle Kommunikation. Heidelberg: Groos (Studienbibliographien Sprachwissenschaft Band 11). HOLDEN, Susan (Hrsg.) (1983): Focus on the Leamer. Bologna Conference 1983. Organised by the British Council. Oxford: Modem English Publications. HOPKINS, Edwin A. (1982): "Contrastive analysis, interlanguage and the learner". In: LOHNES, Walter F. W./ HOPKINS, Edwin A. (Hrsg.): The Contrastive Grammar of English and German. Ann Arbor: Karoma, 32--48. JAMES, Carl (1980): Contrastive Analysis. London: Longman. KLEIN, Wolfgang (1986): Second Language Acquisition. Cambridge: Cambridge University Press. KNAPP, Karlfried/ KNAPP-POTIHOFF, Annelie (1990): "Interkulturelle Kommunikation". In: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 1, 62-93. KÖNIGS, Frank G. (1983): Normenaspekte im Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr. KRAMSCH, Claire (1993) Context and Culture in Language Teaching. Oxford: Oxford University Press. KüHLWEIN, Wolfgang (1990): .,Kontrastive Linguistik und Fremdsprachenerwerb- Perspektiven und historischer Hintergrund". In: GNUTZMANN, Claus (Hrsg.): Kontrastive Linguistik. Frankfurt am Main: Lang. KUFNER, Herbert L. (1962): The Grammatical Structures of English and German. Chicago: University Press. LADO, Robert (1957): Linguistics across Cultures: Applied Linguistics for Language Teachers. Ann Arbor: University of Michigan. LARSEN-FREEMAN, Diane/ LONG, Michael H. (1991): An Introduction to Second Language Acquisition Research. London: Longman. McLAUGHLIN, Barry (1987): Theories of Second Language Leaming. London: Edward Arnold. MOULTON, William G. (1962): The Sounds of English and German. Chicago: Chicago University Press. ODLIN, Terence (1989): Language Transfer. Cross-Linguistic Influence in Language Leaming. Cambridge: Cambridge University Press. PRESTON, Dennis (1989): Sociolinguistics and Second Language Acquisition. Oxford: Blackwell. REIN, Kurt (1983): Einführung in die kontrastive Linguistik. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft. RICHARDS, Jack C. (Hrsg.) (1974): Error Analysis. London: Longman. RICHARDS, Jack C./ RODGERS, Theodore S. (1986): Approaches and Methods in Language Teaching. A Description and Analysis. Cambridge: Cambridge University Press. FLuL 24 (1995) 10 Zur Einführung in den Themenschwerpunkt R0BINETI, Betty Wallace/ SCHACHTER, Jacquelyne (Hrsg.) (1983): Second Language Leaming: Contrastive Analysis, Error Analysis and Related Aspects. Ann Arbor: Unversity of Michigan Press. SELINKER, Larry (1992): Rediscovering Interlanguage. London: Longman. SMITH, Larry E. (Hrsg.) (1987): Discourse across Cultures. Strategies in World Englishes. New York: Prentice Hall. SPILLNER, Bernd (Hrsg.) (1991): Error Analysis. A Comprehensive Bibliography. Amsterdam/ Philadelphia: Benjamins. SRIDHAR, S. N. (1981): "Contrastive analysis, error analysis and interlanguage". In: FISIAK, Jacek (Hrsg.) Contrastive Linguistics and the Language Teacher. Oxford: Pergamon, 207-241. TAR0NE, Elaine/ Yule, George (1989): Focus on the Language Leamer. Approaches to ldentifying and Meeting the Needs of Second Language Leamers. Oxford: Oxford University Press. W0DE, Henning (1981): Leaming a Second Language: An Integrated View of Language Acquisition. Tübingen: Narr. FLuL 24 (1995)