eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 24/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1995
241 Gnutzmann Küster Schramm

Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache

121
1995
Sabine Fiedler
flul2410182
Sabine Fiedler Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache Zu Ergebnissen vergleichender Fachtextanalysen aus interkultureller Sicht Abstract. Tins paper reports the results of an analysis of 60 articles drawn from linguistic journals (15 by German, 15 by English scholars and 30 written in Esperanto). The empirical topto-bottom approach includes the parameters: textstructure, metadiscourse elucidating communicative intentions and textstructures, data integration, hedges and personal pronouns. The research indicates a verification of the hypothesis about culturally determined discourse pattems in scientific communication. As for the Esperanto-texts the analysis shows on the one hand that these texts tend to follow the authors' native language patterns. On the other hand some peculiarities were found in the Esperanto-writings which may be promoted by the specific character of the planned language speech community. 1. Einleitung 1.1 Ausgangspunkt Seit den 80er Jahren wendet sich die Fachtextlinguistik in verstärktem Maße der Problematik: "interkulturelle Kommunikation" zu. Die vergleichenden Analysen von z.B. Schröder (1988), Ylönen et al. (1989), Liang (1991) zeigen, wie fachsprachliches Handeln von kultur- und nationalspezifischen Denk- und Formulierungstraditionen geprägt und gesteuert sein kann. Ihre Untersuchungsergebnisse widersprechen der von Widdowson (1979) postulierten Hypothese von der Universalität des wissenschaftlichen Diskurses. Von Clyne (1987: 237) wurde bezugnehmend auf Galtung (1979; 1985) die These von der Existenz intellektueller Stile (d.h. eines „teutonischen", "sachsonischen", "gallischen" und „nipponischen" Stils) popularisiert. Clyne (1987; 1991) beschreibt Unterschiede in der Organisation (Linearität, Symmetrie, Hierarchie, Diskontinuität) wissenschaftlicher Texte im Englischen und Deutschen, die er auf unterschiedliche kulturelle Normen und damit in Verbindung stehende unterschiedliche schulische Sozialisation zurückführt. Die Analysen Clynes scheinen mir noch zu wenig belegt und überprüfbar. Es fehlen empirische Paralleluntersuchungen zu verschiedenen Geistes- und Naturwissenschaften auf der Grundlage eines umfassenden und einheitlichen Analysemodus, um zu relevanten Ergebnissen zu gelangen, die die Grundlage für entsprechende didaktische Schlußfolgerungen für die fremdsprachliche Lehre an Hochschulen bilden können. Die vorliegende Untersuchung will einen Beitrag dazu leisten. FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache 183 1.2 Fachkommunikation in der Plansprache Unter Plansprachen verstehen wir Sprachsysteme, die nach bestimmten Kriterien bewußt geschaffen wurden und der Erleichterung der internationalen Kommunikation dienen sollen. Während die meisten solcher Systeme, von denen in der Gegenwart mehr als 950 vorliegen, keine praktische Anwendung erfahren haben, konnte eine kleinere Gruppe zeitlich begrenzt eine Rolle in der internationalen Kommunikation spielen. Ansätze internationaler fachlicher Kommunikation finden wir in La,tino sine flexione, Ido, Occidental-Interlingue sowie Interlingua (vgl. Blanke 1994: 114). Zu einem voll funktionsfähigen und damit auch als Fachsprache funktionierenden Kommunikationsmittel konnte sich nur das 1887 von L.L. Zamenhof begründete und heute von einer Gemeinschaft in über 100 Ländern gesprochene Esperanto entwickeln. Bereits 1904 erschien die erste wissenschaftliche Zeitschrift in dieser Plansprache (Scienca Revuo), 1906 wurde die erste Wissenschaftlerorganisation gegründet. Gegenwärtig zeigt sich die Anwendung des Esperanto als Fachsprache in Fachzeitschriften, Fachbüchern sowie in fachlichen Organisationen und deren Veranstaltungen. Es liegen ca. 300 Fachwörterbücher zu über 80 Fachgebieten vor (Ockey 1982). Ein Terminologisches Esperanto-Zentrum dient der Weiterentwicklung von Fachwortschätzen und knüpft damit an Traditionen der Terminologiewissenschaft an, die insbesondere über ihren Begründer, den Interlinguisten und Esperantologen Bugen Wüster, zum Esperanto bestehen. Kommunikationsbereiche, in denen Esperanto als Fachsprache am meisten entwickelt ist, sind m.E. die Linguistik und Pädagogik sowie die Medizin und Computerwissenschaft. In diesen Bereichen liegt ein umfangreiches Material fachlicher Publikationen in der Plansprache vor, das sich in unterschiedlichen Textsorten und Abstraktionsebenen manifestiert und wenn es auch quantitativ mit ethnosprachigen Texten nicht vergleichbar ist eine angemessene Ausgangsbasis für linguistische Untersuchungen darstellen kann. Esperantosprachige Texte wurden in die Analysen einbezogen, um der Arbeitshypothese nachzugehen, inwieweit die in 1.1 beschriebenen kultur- und nationalspezifischen Merkmale des wissenschaftlichen Diskurses auch ihren Niederschlag in Fachtexten der Plansprache finden, die von den einzelnen Sprechern von Ethnosprachen in der Regel als Fremdsprache erlernt wird. Diese Hypothese wird durch eine Reihe von Vorgängeruntersuchungen zu ethnosprachlichen Einflüssen bei den Sprechern des Esperanto in der Allgemeinsprache im Prinzip unterstützt (vgl. Lötzsch 1991; Philippe 1991: 81ff.). Diesen Aussagen widersprechen jedoch zum Teil andere Untersuchungsergebnisse (z.B. Fiedler 1992), die zeigen, daß Spezifika der Kommunikationsgemeinschaft des Esperanto die Melnikov (1992: 5) aufgrund ihrer Parallelen zu ethnischen Gemeinschaften als „Quasiethnie" bezeichnet auch ihren Niederschlag in der sprachlichen Darstellung finden. Als Beispiele dafür können genannt werden die Existenz von in anderen Sprachen nicht vorhandenen Textsorten oder die Ergänzung konventioneller Textsorten mit spezifischen obligatorischen Textteilen. Durch den textlinguistischen Vergleich mit den Ethnosprachen FLuL 24 (1995) 184 Sabine Fiedler Englisch und Deutsch soll konkret der Frage nachgegangen werden, ob Esperanto- Fachtexte von den postulierten einzelsprachlichen intellektuellen Stilen unabhängig sind und eine transnationale eigene Qualität aufweisen. 1.3 Materialbasis und Methode der Untersuchung Die Grundlage der Untersuchung bildet ein Textkorpus, das sich aus 60 Aufsätzen zusammensetzt (insgesamt 636 Druckseiten= 9 062 Sätze). Von diesen wurden je 15 von englischsprachigen(= E) und von deutschsprachigen(= D) Autoren verfaßt. Im esperantosprachigen Korpus (30 Aufsätze) wurde eine Dreiteilung vorgenommen in esperantosprachige Beiträge englischsprachiger Autoren (= EspE), deutschsprachiger Autoren (=EspD) sowie Aufsätze von Verfassern, die eine andere Sprache als das Deutsche oder Englische als Muttersprache sprechen (=EspV). Die Quellen sämtlicher Beiträge sind linguistische Fachzeitschriften, aber auch Sammelbände und Festschriften'. Mit dem Ziel der Homogenität des Textkorpus habe ich mich bei der Sammlung auf die thematischen Schwerpunkte Lexikologie und Interlinguistik konzentriert. Die Texte sollen den gegenwärtigen Sprachgebrauch repräsentieren und gehen deshalb nicht weiter als bis 1985 zurück. Die empirisch-induktiven Untersuchungen teilen die Position der kommunikativfunktionalen Sprachbetrachtung. Die komplexen sprachlichen Erscheinungen Fachtext und Fachtextsorte machen einen integrativen Analysemodus erforderlich, wie er sich in Leipziger Arbeiten zur Fachtextanalyse bewährt hat (Vgl. Gläser 1990; Baumann 1986). Die Analyse erfolgt deszendent mit dem Text als höchster Ebene und umfaßt die Beschreibung von Textstruktur, Metakommunikation, Datenintegration, 'Hedging', Stilelementen in unterschiedlichen Funktionen, Phraseologie, Deagentivierung, Darstellungsperspektive. Im Rahmen dieses Beitrags muß ich mich bei der Darstellung der Untersuchungsergebnisse auf eine Auswahl von Textmerkmalen beschränken. Es sind dies: 1. Textstruktur, 2. Metakommunikation, 3. Datenintegration, 4. 'Hedging', 5. Darstellungsperspektive. Die Untersuchungen sollen auch zeigen, welche Beziehungen zwischen den genannten Kriterien bestehen. Die Quellen der deutschsprachigen Beiträge sind die Fachzeitschriften Deutsch als Fremdsprache, Fachsprache, grkg/ Humankybernetik, Wirkendes Wort, Deutsche Sprache, Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik; die der englischsprachigen English today, Journal of Planned Languages, Applied Linguistics, Zeitschrift fü,r Anglistik und Amerikanistik, Fachsprache, Studies in Language sowie der Sammelband von K. Schubert (ed.): Interlinguistics. Aspects of the Science of Planned Languages. Berlin & New York 1989; die der esperantosprachigen Planlingvistiko, grkg/ Humankybernetik, Filologo, Akademiaj Studoj, Internacia Pedagogia Revuo, die Festschrift SERTA GRATVLATORIA IN HONOREM JUAN REGULO (La Laguna 1987) sowie die Sammelbände von R. Rokicki (1985) und (1989) Acta Interlinguistica (Warschau). FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache 2. Analyseergebnisse 2.1 Textstruktur 185 Die untersuchten deutsch- und englischsprachigen Aufsätze weisen in ihrer Mehrzahl (77%) eine Gliederung durch Numerierung und/ oder Zwischenüberschriften auf. Bezüglich der Zwischenüberschriften lassen sich Unterschiede zwischen englisch- und deutschsprachigen Texten feststellen. So sind diese in zwei Drittel aller englischsprachigen, aber nur fast der Hälfte der deutschsprachigen Beiträge zu finden, wobei in den deutschsprachigen inhaltliche Überschriften dominieren. Dagegen finden wir in den englischsprachigen Beiträgen inhaltliche, aber auch funktionale Zwischenüberschriften. Teilweise lassen die englischsprachigen Aufsätze eine Gliederung erkennen, wie sie für naturwissenschaftliche Texte charakteristisch ist, d.h. eine Einteilung in Introduction, Methods, Discussion, Results, Summary/ Conclusion. Ein Abstract ist in je drei deutsch- und englischsprachigen Aufsätzen voran- oder nachgestellt. Das Vorhandensein dieses Teiltextes scheint im wesentlichen vom Publikationsorgan abhängig zu sein. Diese Feststellung trifft auch auf das Esperantokorpus zu. Die Unterschiede bezüglich der Zwischenüberschriften finden ihren Niederschlag auch im Esperantokorpus, was auf eine Bestätigung der eingangs formulierten Arbeitshypothese in diesem Bereich hinweist. So sind funktionale Zwischenüberschriften im Esperantokorpus der englischsprachigen Autoren wesentlich häufiger als bei den deutschsprachigen. Die Gliederung (Enkonduko, Difinoj, Analizo, Konkludo/ Resumo) wird in einigen Fällen den Beiträgen bereits als gesonderter Teiltext vorangestellt. Im dritten Teilkorpus (d.h. den esperantosprachigen Beiträgen von Autoren unterschiedlicher Muttersprachen) sind funktionale Zwischenüberschriften in der Hälfte der untersuchten Aufsätze zu beobachten. In einem Drittel des Esperanto-Gesamtkorpus ist unter der Überschrift Glosoj (Glossar) ein spezifischer, in ethnosprachigen Beiträgen nicht vorhandener fakultativer Teiltext vorhanden, in dem vom Verfasser verwendete aber im Normwörterbuch des Esperanto noch nicht kodifizierte Termini erklärt werden. 2.2 Metakommunikation 2 Die Textstruktur wird an der Oberfläche meist durch metak: ommunikative Äußerungen, insbesondere Gliederungssignale, verdeutlicht. Clyne (1991: 54) erkennt in seinen Untersuchungen, daß solche "advance organizers" häufiger in Texten englischsprachiger als in denen deutschsprachiger Autoren verwendet werden. Dort, wo sie in Texten deutschsprachiger Autoren zu finden sind, dienten sie zumeist einer inhaltlichen Vorausschau, während englischsprachige Autoren mehr die Organisa- 2 Die Arbeit schließt sich der Definition von Metakommunikation von B. Techtmeier: Das Gespräch. Funktionen, Normen und Strukturen (Berlin 1984) an. FLuL 24 (1995) 186 Sabine Fiedler tion eines Textes anzeigten. Dieses Merkmal kann auf der Grundlage der hier vorzustellenden Untersuchungen zumindest teilweise bestätigt werden. So sind auf eine Verdeutlichung der Textstruktur gerichtete metakommunikative Äußerungen in den deutsch- und englischsprachigen Aufsätzen zwar etwa gleichhäufig anzutreffen, sie haben in den deutschsprachigen Beiträgen aber zumeist die Funktion, den Inhalt eines Teiltextes oder des Gesamttextes anzukündigen: a) (1) Mein Untersuchungsgegenstand sind Redewiedergaben, wie sie in mündlichen Alltagsgesprächen vorkommen ... Mich interessiert, wie sich verbale und intonatorische Mittel der Charakterisierung zueinander verhalten. (D2, 1) (2) Ich greife in diesem Beitrag eine Kontroverse auf, die im Zeichen eines kommunikativen FU schon längere Zeit gefü,hrt wird und die sich ... neuerlich aktualisiert hat ... (Dl, 29) Dagegen verwenden die Autoren der englischsprachigen Beiträge metakommunikative Äußerungen auch, um die Textstruktur, die Gliederung ihrer Beiträge zu verdeutlichen. So sind Entsprechungen zu den folgenden englischen Beispielen in keinem der untersuchten deutschsprachigen Texte zu finden. b) (1) In this article I illustrate that peer review texts, ... I first discuss the theoretical frameworks ... I then present the syntactic and semantic patterns used in compliments. Next 1 offer an analysis of ... (E6, 53) (2) In this paper I propose some general principles for constructing PLs ... I discuss the application of these principles in proposed world PLs in section 3 .. . (EI 5, 103) Bei der Analyse der esperantosprachigen Beiträge zeigt sich eine Übereinstimmung hinsichtlich der Häufigkeit dieser Art metakommunikativer Äußerungen (60% aller Beiträge). Die festgestellten Unterschiede zwischen deutsch- und englischsprachigen Autoren bezüglich der Funktion solcher Äußerungen (vorwiegend als inhaltliche Vorausschau vs. auf Verdeutlichung der Gliederung zielende Ankündigungen) sind für das Esperantokorpus jedoch nicht relevant. Es zeigen sich hier eher Einflüsse der Publikationsorgane. So sind unabhängig von der Muttersprache des Autors z.B. einigen Aufsätzen in den Akademiaj Studoj explizite Gliederungen vorangestellt, die zusätzliche metakommunikative Hinweise überflüssig machen könnten. Die auf eine Verdeutlichung der Textstruktur gerichteten metakommunikativen Äußerungen enthalten nicht selten einschränkende Bemerkungen zu Umfang und Art der Darstellung, die zugleich möglicher Kritik vorbeugen sollen. c) (1) In this section I will discuss Plains Cree and Koyukon inverse systems. Since I discuss these systems in more detail elsewhere, I will not give any more than a brief introduction to them here. (E8, 421/ 422) (2) Dieser kune Abriß soll hier genügen. Diskutieren wir nun das Valenzkonzept in der Phraseologie am Belegmaterial. (D4, 221) Solche „Absicherungstaktiken" sind im deutschsprachigen Korpus (4,0%) häufiger als im englischsprachigen (2,5%) und treten im Esperantokorpus sehr selten auf FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache 187 (1,3%). Hinsichtlich ihrer Funktion lassen sich Parallelen zu dem im Kapitel 2.4 zu beschreibenden 'Hedging' erkennen. 2.3 Die Integration von Daten Unter "data integration" versteht Clyne (1991: 53) die Einbeziehung von Beispielen, Statistiken und Zitaten in die wissenschaftliche Darlegung und beschreibt sie als ein Merkmal englischer Texte im Unterschied zu von deutschen Autoren produzierten Texten. Erste Verweise auf Untersuchungsergebnisse oder Meinungen anderer Autoren sind in den untersuchten Aufsätzen nicht selten bereits in den einleitenden Teiltexten enthalten. Diese werden meist zur Kennzeichnung des Forschungsstandes auf dem entsprechenden Gebiet oder als Ausgangsbasis für eigene Darlegungen oder auch der Auseinandersetzung genutzt. Eine derarte Bezugnahme auf andere Autoren sowie deren Ergebnisse im einleitenden Teiltext oder dem gesamten Textkörper ist in 80% der untersuchten englischsprachigen und in allen deutschsprachigen Beiträgen zu beobachten. Sie ist ein charakteristisches Merkmal des wissenschaftlichen Stils und darüber hinaus auch ein Kennzeichen des Fachlichkeitsgrades der Texte. Die Ergebnisse Clynes (1991: 53), daß Beispiele, Statistiken und Zitate in englischsprachigen Texten in die Darstellung integriert würden, während deutschsprachige Autoren dazu neigen, diese am Ende, in nicht erklärten Textteilen oder Fußnoten anzuordnen, kann auf der Grundlage meiner Untersuchungsergebnisse nicht bestätigt werden. Anmerkungen mit Zusatzinformation und Literaturhinweisen sind im deutsch- und englischsprachigen Korpus in gleichem Maße anzutreffen. Statistische Werte sind meist in Tabellenform angeordnet. Durch metakommunikative Signale wird zumeist darauf verwiesen: d) (1) The results are given below in Table 1. (E8, 410) (2) Die Abbildung 2 und ein fiktives Beispiel sollen das Gesagte verdeutlichen. (D2, 8) Die Zitier- und Verweisform kann auch vom Publikationsorgan beeinflußt sein. So verzichten innerhalb unseres deutschsprachigen Korpus die Beiträge der Zeitschrift Deutsch als Fremdsprache auf die sonst übliche Angabe von Jahr und Seite zugunsten von Anmerkungen. Verweise auf andere Autoren und Zitate in den genannten Funktionen sind auch im Esperantokorpus häufig. e) (1) Ankau Wells (1978: 19, pn.6) akordas pri la nombro de diftongoj, sed li rigardas ilin kombinajon de vokalo plus konsonanto, kiu „estasja duonvokalo, do artikulacie vokoida (vokalsimila)". (EspE7, 242) (Auch Wells ... stimmt hinsichtlich der Anzahl der Diphthonge überein, aber er betrachtet sie als Kombination zwischen Vokal und Konsonant, welche „also einen Halbvokal darstellt, folglich artikulatorisch vokaloid (vokalähnlich) ist.") (2) Reiersr; l (1987) listigas la aksiomojn de topologia spaco (pg.6), provas nomi ilin „implica difino", kio ili ne estas ... kaj konstatas, tute prave, ke ... (EspV2, 224) FLuL 24 (1995) 188 Sabine Fiedler (R. ... listet die Axiome des topologischen Raums auf (S.6), versucht sie als „implizite Definitionen" zu bezeichnen, was sie nicht sind, ... und stellt völlig zu Recht fest, daß ... ) Daneben jedoch finden wir auch eine für den wissenschaftlichen Stil eher ungewöhnliche Art der Bezugnahme unter Nennung von Vornamen und teilweise auch Titeln: f) (1) Prof. lvo Lapenna plurfoje marteladis la punkton, ke nur kompetentaj fakuloj ... povas kompetente decidi ... (EspEJ, 11) (Prof. lvo Lapenna erhärtet den Punkt, daß nur kompetente Fachleute ... sachkundig entscheiden können ... ) (2) Pli milda kontrauulo de „ho" estas D-ro Waringhien, kiu ne esprimas deziron ... (EspE5, 77) (Ein milderer Gegner des „ho" ist Dr. Waringhien, der nicht den Wunsch ausdrückt ... ) (3) S-ro Golden asertas sur pago 158 ..., ke ... (EspD3, 188) (Herr Golden behauptet auf Seite 158 ..., daß ...) Es wird hierbei verwiesen auf für die Kommunikationsgemeinschaft des Esperanto wichtige Persönlichkeiten, auf Autoritätspersonen, deren Kenntnis der Verfasser des Beitrags voraussetzen kann, was als ein besonderes Merkmal einer relativ abgeschlossenen und kleinen Kommunikationsgemeinschaft betrachtet werden könnte. 2.4 Hedging Die in der Fachliteratur als 'Hedging' beschriebene Verwendung von Modalitätsausdrücken kann als ein übereinzelsprachliches Merkmal des wissenschaftlichen Stils betrachtet werden. Der Autor verwendet sie, um eine wissenschaftliche Aussage (eigene Untersuchungsergebnisse und Schlußfolgerungen oder auch die Kritik an anderen Forschern) weniger verbindlich und autoritär zu gestalten. Dies kann sich auf den Wahrheitsgehalt einer Aussage, Mengen- und Zeitangaben oder auch die Allgemeingültigkeit eines persönlichen Urteils beziehen. Bezogen auf die Ergebnisse anderer Autoren kann dies sicher auch als Ausdruck der Höflichkeit und der Achtung vor der Leistung anderer gewertet werden. Untersuchungen zum kulturspezifischen Einsatz solcher Heckenausdrücke (Clyne 1991; Markkanen/ Schröder 1989) zeigen, daß ihre Verwendung in deutschen Texten häufiger ist als in englischen. Dieses Ergebnis konnte durch unsere Untersuchungen im Prinzip bestätigt werden: 'hedging' tritt im deutschsprachigen Korpus häufiger auf als im englischsprachigen. Wie Tab. 1 (Seite 189) jedoch zeigt, ist die Differenz zwischen den ermittelten Werten gering. FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache 189 . i ~"·~'! .: .•. JlLA : .,~~' Hedging (in% pro Satz) 25,8 21,5 23,0 16,0 19,6 19,2 compound hedges 2,1 1,5 0,8 Pers. Ausdrucksformen (in % pro Beitrag) 1. Person Singular 33 73 70 100 70 80 1. Person Plural "inclusive WE" 47 67 80 100 90 90 Autorenplural 20 10 20 10 Tab. 1: Hedging und persönliche Ausdrucksformen Weitgehend Übereinstimmung liegt in unserem Korpus hinsichtlich der verwendeten 'Hedging' -Mittel vor. Sowohl in den deutschals auch in den englischsprachigen Aufsätzen werden am häufigsten Modalverben zum Ausdruck der Möglichkeit verwendet. An zweiter Stelle folgen im deutschsprachigen Korpus der Konjunktiv und im englischsprachigen die sogenannten epistemischen Verben 3 (z.B. to suggest, to seem, to appear). Nach der Häufigkeit folgen dann im Englischen Adverbien zum Ausdruck der Wahrscheinlickeit (z.B. probably, certainly, likely) und im deutschsprachigen Korpus sogenannte Nuance- oder Füllwörter (z.B. wohl, ja, doch, gewiß). g) (1) Zur knappen Charakterisierung beider versprachlichter Begriffe kann man folgendes Schema verwenden. (D14, 43) (2) Im Unterschied zu Welke würden wir davon ausgehen, daß ... (DII, 27) (3) ..., and they have also been called „catalanguages" ( ...), although the latter term might be considered insulting by some. (EI, 2) (4) DeLarcey 1981, in discussing morphemes cognate to 1-te'/ in other Tibeto-Bunnan languages suggests that they are involved in the direct-inverse system for Proto-Tibeto- Bunnan. ( E8, 4 I 8) Unterschiede zeigen unsere für das Deutsche und Englische ermittelten Werte auch bezüglich des Auftretens von 'compound hedges' (vgl. Salager-Meyer 1994: 154 f), d.h. der Kombination verschiedener 'Hedging' -Mittel im Satz (vgl. Tab. 1): h) (1) Als sicher kann wohl gelten, daß die phraseologische Bedeutung komplex ist. (D5, 96) (2) Folgendes Grundmodell scheint möglich... (DD9, 98) (3) This evidence supports the view that it may be possible to devise numerical techniques ... (E7, 13) 3 Verben, die sich auf die Wahrscheinlichkeit eines Sachverhaltes oder einer Hypothese beziehen, die ein Glauben, Annehmen oder Überzeugtsein ausdrücken. FLuL 24 (1995) 190 Sabine Fiedler (4) Indeed, Hutchins ([988) seems to suggest that this difficulty has already been noted somewhat forcefully, in a document ... (E12, / 4) Wichtig erscheint uns der Ansatz von Salager-Meyer (1994), die Verwendung von Heckenausdrücken in spezifischen Teiltexten zu untersuchen. So läßt sich auch in unserem Korpus eine enge Beziehung zwischen der Funktion eines Teiltextes und dem 'Hedging' feststellen. Heckenausdrücke treten besonders häufig bei der Vorstellung und Diskussion eigener Untersuchungsergebnisse und daraus gezogener Schlußfolgerungen auf, die die Autoren weniger absolut und allgemeingültig darstellen wollen. In Verbindung mit dieser Intention werden neben den beschriebenen 'Hedging' -Mitteln in diesen Teiltexten häufig Pronomen der 1. Ps. Sing. verwendet: i) (1) Fakultative Aktanten existieren m.E. in phraseologischen Einheiten nicht. (D4, 222) (2) Für mich zumindest gibt es einen Unterschied zwischen den Genitivformen von ... (D6, 134) (3) To me, this line of inquiry does not further the argument that scientific and technical texts are differentfrom „general" English ... (E9, 128) (4) Thus I believe that the current needs of lexicographers offer a good guide to the future needs of most language study. (E7, 7) Die vergleichende Analyse zum 'Hedging' im Esperantokorpus erschien uns besonders interessant, da in früheren Untersuchungen (vgl. Fiedler 1992: 155) an der Textsorte Rezension festgestellt wurde, daß in den Esperantotexten verglichen mit dem Englischen Kritik sehr offen und deutlich zutage tritt. Dies war insbesondere dort zu beobachten, wo es um die Darstellung und Vermittlung von Sprache, also Rezensionen zu Sprachlehrbüchern und Wörterbüchern ging und wurde von uns damit begründet, daß die plansprachliche Kommunikationsgemeinschaft stets um die Einhaltung der Norm und hohe Qualität der Vermittlung des Esperanto bedacht sein muß, die eine wichtige Voraussetzung für die Weiterverbreitung der Sprache darstellen. Wie Tab 1 (S. 189) zeigt, liegen die für das 'Hedging' im Esperanto-Gesamtkorpus ermittelten Werte unter denen des deutsch- und englischsprachigen, ein deutlicher Unterschied zeigt sich aber nur bei den 'compound hedges'. Vergleicht man die Werte in den drei Esperanto-Teilkorpora, so wird unsere eingangs gemachte Hypothese bestätigt, daß die Esperanto-Autoren ihre ethnosprachigen Formulierungsgewohnheiten auf die plansprachige Textproduktion übertragen 4• Hinsichtlich der sprachlichen Mittel dominieren auch im Esperantokorpus Modalverben zum Ausdruck der Möglichkeit, daneben werden der Konjunktiv (Endung -us), Adverbien der Wahrscheinlichkeit (eble, versajne) sowie epistemische Verben wie supozi oder sajni verwendet. 4 Im Bereich der 'compound hedges' erschien die Anzahl der Belege im Esperanto-Korpus für eine prozentuale Aufschlüsselung nach der Muttersprache der Autoren zu gering. FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache j) (1) Oni do povas klasifiki la diversajn terminojn lau du klasifikiloj: (EspD4, 90) (Man kann also die verschiedenen Termini nach zwei Kriterien klassifizieren: ) 191 (2) Paronomazio estas „sonfiguro, konsistanta en la. proksimigo de du similsonaj vortoj" diras PIV (p.794). Ni dirus pli generale - ... Krome, ni aldonus: ... (EspV9, 72) (Die Paronomasie ist eine „Klangfigur, die in der Gegenüberstellung von zwei ähnlichlautenden Wörtern besteht" sagt das PIV ... Wir würden allgemeiner sagen - ... Außerdem würden wir ergänzen: ... ) Unsere Analyse zum Auftreten von Heckenausdrücken in den drei Korpora macht deutlich, in welch enger Beziehung die von uns gewählten Kriterien zueinander stehen. Dies gilt zum einen für persönliche Ausdrucksformen in der Funktion des 'Hedging', zum anderen für die in 2.2 erwähnten Bemerkungen zum Umfang der Darstellung (vgl. Beispiele c) auf S. 186). Darüber hinaus fällt häufig die Abgrenzung von solchen metakommunikativen Äußerungen schwer, die explizit auf eine Relativierung der Aussage zielen, indem z.B. der eigene Wissensstand als begrenzt dargestellt oder der Geltungsbereich eingeschränkt werden: k) (1) Behauptet werden soll an dieser Stelle nicht, daß mit einem solchen Ansatz quasi ein Generalschlüssel zur Lösung aller pertinenten Probleme gefunden sei aber ... (D6, 132) (2) ... our findings can only be taken as suggestive. (E/ 4, 155) (3) (Tarnen, en la kazoj de acida kaj densa, mi ne konas solvon.) (EspVI, 72) (Jedoch im Falle von acida und densa kenne ich keine Lösung.) 2.5 Darstellungsperspektive Unter der Darstellungsperspektive sollen nach Kussmaul (1978: 54) die Varianten verstanden werden, die der Sender wählt, um entsprechend seiner Kommunikationsabsicht Sender, Empfänger oder Gegenstand der Kommunikation in den Vordergrund treten zu lassen. Kussmaul erkennt in einer vergleichenden Studie englischer und deutscher geisteswissenschaftlicher Abhandlungen relevante Unterschiede im Gebrauch von Personalpronomen der 1. Person Singular und Plural in den Funktionen des Feststellens und Ankündigens, die er als Kommunikationskonventionen bezeichnet. Diese sollten in einer fortgeschrittenen Phase der Fremdsprachenausbildung Berücksichtigung finden. Nach der Untersuchung von Kussmaul dominieren bei Ankündigungen in deutschen Texten unpersönliche Konstruktionen vom Typ „Das vorliegende Buch behandelt ..."/ "Es soll gezeigt werden ...", während in den englischsprachigen Beiträgen Konstruktionen des Typs "I shall deal with ..." überwiegen. Unsere Untersu-. chungen ergaben zum einen eine Bestätigung dieser Ergebnisse (vgl. Tab. 1, S. 189). So werden Personalpronomen der 1. Ps. Sing. mit 73,3% in den englischsprachigen Aufsätzen wesentlich häufiger verwendet als in den deutschsprachigen (vgl. auch Beispiele b) zur Metakommunikation auf S. 186). 1) (1) This is what I mean when I say that the pronunciation and syntax are closely linked. (E3, 20) FLuL 24 (1995) 192 Sabine Fiedler In ca. einem Drittel der deutschsprachigen Beiträge jedoch treten Formen der 1. Ps. Sing. auf, die bei Kussmaul (1978) zu vernachlässigen waren. Dies könnte auf eine Veränderung des wissenschaftlichen Stils im Deutschen hin zu einer persönlicheren Darstellung weg vom Autorenplural (pluralis auctoris) deuten. Wie die folgenden Beispiele zeigen, sind Personalpronomen der 1. Ps. Sing. dabei nicht nur in Ankündigungen, sondern auch in Positionsmeldungen, Meinungsäußerungen und teilweise auch Definitionen anzutreffen. m) (1) Im Gegensatz zu dieser verbreiteten Haltung will ich hier dafür argumentieren, daß es nicht zuletzt auch Phänomene der geschriebenen Sprache ... sind, die ... (D6, 129) (2) "Intonation" verstehe ich im weiteren Sinne als die ... (D2, 1) Tab. 1 (S. 189) zeigt auch eine große Häufigkeit von Pronomen der 1. Ps. Plural in den deutsch- und englischsprachigen Beiträgen, wobei es sich zumeist um das "inclusive WE" handelt, durch das der Autor den Rezipienten bewußt in die Darlegung einbezieht. n) (1) Versuchen wir, unter diesem Gesichtspunkt die ER-Verben genauer zu betrachten. (D9, 96) (2) Kommen wir zurück zu unserem Beispiel, das ... (DJ0, 32) (3) Which brings us, ... back down to ... (E4, 46) (4) ... , to which we will turn later, ... (EI2, 4) In der Funktion des Autorenplurals tritt die 1. Ps. Plural dagegen nur in 20% der deutschsprachigen Beiträge auf. Im Englischen wurde keine Belege zu dieser Verwendung gefunden. o) (1) Aus unseren Darlegungen folgt, daß ... (D7, 37) (2) Obwohl wir eine solche Grobrasterung nicht von vornherein anzweifeln wollen, schließen wir uns dennoch den Bedenken von Potenz an: ... (D9, 96). Ein weiterer Unterschied zwischen den deutschen und englischen Beiträgen wird in Aufforderungen deutlich. So läßt sich in den englischsprachigen Aufsätzen eine Reihe von Beispielen der direkten Ansprache des Rezipienten im Imperativ beobachten, die in den deutschsprachigen Beiträgen nicht zu finden sind. p) (1) Note that the monitor corpus is not just afinite „sample" corpus that keeps getting added to; ... (E7, 8) (2) Take the sofa, if you happen to be sitting an one. The ward goes back to „suffah", according to ... (E4, 45) Die Untersuchungen zum Auftreten persönlicher Ausdrucksformen in den Esperantotexten ergeben einerseits eine Bestätigung der eingangs formulierten Hypothese; sie machen andererseits aber auch einige Spezifika deutlich. FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache 193 Zunächst zeigt sich hinsichtlich der 1. Ps. Sing. und Plural, daß die von den englischsprachigen Autoren verfaßten Esperanto-Beiträge diese Formen in stärkerem Maße aufweisen als die der deutschsprachigen Autoren (vgl. Tab. 1, S. 189). Vergleicht man aber die Werte insgesamt, so wird deutlich, daß die esperantosprachigen Beiträge in viel stärkerem Maße durch Formen der 1. Ps. geprägt sind. Neben den bereits für das Deutsche und Englische beschriebenen Verwendungen des „inclusive WE", die analog auch in den esperantosprachigen Beiträgen auftreten, sind Formen der 1. Ps. Plural dort anzutreffen, wo es um die Sprache Esperanto, um das den Mitgliedern der Kommunikationsgemeinschaft Gemeinsame geht, wie dies in den fügenden Beispielen ersichtlich ist. q) (1) Sur la bazo de tiuj konsideroj, mi penos ekspliki nian Esperantan verbosistemon sen ia atento al tiuj de aliaj lingvoj. (EspV5, 435) (Auf der Grundlage dieser Überlegungen werde ich mich bemühen, unser Esperanto- Verbsystem ohne jegliche Beachtung der Systeme anderer Sprachen zu erklären.) (2) Sur la pagoj de niaj novaj libroj ... promenas vortoj, kun kiuj oni en ciutaga Esperanto ne renkontigos. (EspV6, 675) (Auf den Seiten unserer neuen Bücher ... spazieren Wörter, denen nian im alltäglichen Esperanto nicht begegnen wird.) (3) Nia intemacia lingvo estas intemacia prefere laa sia destino: funkcii k(el komprenigilo inter homoj de plej diversaj kulturoj. (EspD6, 23) (Unsere internationale Sprache ist international vor allem wegen ihrer Bestimmung: zu funktionieren als Verständigungsmittel zwischen Menschen verschiedenster Kulturen.) (4) Ni ne strebu al senkompromisa sango de nia valorega lingva interkomunikilo; (EspD6, 28) (Wir sollten nicht kompromißlos nach einer Veränderung unseres wertvollen sprachlichen Kommunikationsmittels streben.) In der Regel stehen Autor und Rezipient in den Esperanto-Beiträgen im Mittelpunkt der Darstellung. Auch die im englischsprachigen Korpus z.T. anzutreffenden, im deutschsprachigen aber ganz fehlenden Formen einer persönlichen Ansprache des Rezipienten im Imperativ sind im Esperanto-Korpus unabhängig von der Muttersprache des Autors zu finden. r) (1) Rimarku, ke la usonangla vortaro (Webster's, 1976) donas al „computerize" du signifojn: ... (EspE6, 150) (Beachten Sie, daß das Wörterbuch des amerikanischen Englisch ... zwei Bedeutungen für "computerize" angibt: ... ) (2) Lasu min do eliri de la vastege konsentata ideo de Ferdinand de Saussure. (EspDlO, 123) (Lassen Sie mich also von der weitgehenst akzeptierten Vorstellung Ferdinand de Saussures ausgehen. In einigen Fällen schließt eine solche Kontaktaufnahme rnit dem Rezipienten implizite Dialogpassagen ein: FLuL 24 (1995) 194 Sabine Fiedler s) (1) Cu vi protestas kontrau tiu fantoma konkludo? Ne faru tion; observu nian intemacian lingvon, ear jam ekaperis eroj de tiu tendenco. Kelkaj ekzemploj konvinku vin pri tio: ... (EspD6, 27) (Protestieren Sie gegen diese gespenstige Vorstellung? Tun Sie dies nicht; beobachten Sie unsere internationale Sprache, denn es treten bereits Elemente dieser Tendenz auf Einige Beispiele sollen Sie davon überzeugen: ... ) (2) Sed finfine ni ja atingos stabilan rezulton, ee kiu preskau eiu scipovas la planlingvon kaj preskau neniu lemas alian lingvon, cu ne? Nu, ni vidu. (EspE4, 14) (Aber letzten Endes werden wir ja ein stabiles Ergebnis erreichen, bei dem fast jeder die Plahsprache beherrscht und fast niemand eine andere Sprache erlernt, nicht wahr? Nun, wir wollen sehen.) 3. Zusammenfassung und Schlußfolgerung Angeregt von einer Reihe von Untersuchungen zu national- und kulturspezifischen Denk- und Formulierungsstrukturen wurde ein umfassendes Korpus englisch-, deutsch- und esperantosprachiger Aufsätze aus dem Bereich Linguistik analysiert. Es zeigte sich dabei, daß einige der in Vorgängeruntersuchungen gefundenen Unterschiede (Gliederung, Datenintegration, 'Hedging') nur zum Teil bestätigt werden können. Hier scheinen auch Einflüsse der Publikationsorgane, die Thematik der Beiträge, die Funktion einzelner Teiltexte und nicht zuletzt individualstilistische Merkmale 5 eine Rolle zu spielen. Auch sind unterschiedliche subjektive Auffassungen zum Umfang einzelner Untersuchungskriterien nicht auszuschließen. 6 Esperantosprachige Texte wurden in die Analyse einbezogen, um die Arbeitshypothese zu überprüfen, ob nationalspezifische Merkmale ihren Niederschlag in Fachtexten der Plansprache finden. Diese Hypothese konnte im wesentlichen bestätigt werden. Es wurden bei den Untersuchungskriterien Textstruktur, Datenintegration, Darstellungsperspektive aber auch Merkmale deutlich, die durch die Spezifik der Kommunikationsgemeinschaft beeinflußt zu sein scheinen. Es ist unumstritten, daß der Erfolg fachlicher Kommunikation in der Fremdsprache neben der Sprachkompetenz der Kommunikationspartner zunehmend auch von der Kenntnis fach- und kulturspezifischer Konventionen der Textproduktion abhängt. Vergleichenden Analysen zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden von 5 So zeigt sich z.B., daß sich die Beiträge des für sprachkritische Auseinandersetzungen im Esperanto bekannten Autors Bernhard Golden, die in den esperantosprachigen und auch englischsprachigen Korpus eingingen, von den übrigen Aufsätzen durch relativ offene und schonungslose Kritik an anderen Autoren abhebt, was sich in beiden Sprachen in einem sehr geringen Prozentsatz von Heckenausdrücken darstellt. 6 So bezieht Clyne (1991) wie dies aus seinen Beispielen (S. 59) deutlich wirdpassivische Konstruktionen in die Kategorie 'Hedging' ein, während ich im Ergebnis der vorliegenden Untersuchung eher Salager-Meyer (1994) zustimmen möchte, deren Taxonomie von Heckenausdrücken (S. 154) den Einschub von persönlichen Stellungnahmen des Autors (J believe [m.E.]) enthält. FLuL 24 (1995) Fachkommunikation in Plansprache und Ethnosprache 195 Fachtexten und Fachtextsorten in unterschiedlichen· Disziplinen kommt deshalb große Bedeutung zu, um auf ihrer Grundlage Schlußfolgerungen für den· fachbezogenen Fremdsprachenunterricht zu ziehen. Ausgehend von den Ergebnissen unserer Untersuchung wollen wir dafür plädieren, daß Übungen zur Entwicklung einer fachbezogenen interkulturellen kommunikativen Kompetenz sich auch auf die Vermittlung vön Textorganisationsformen, rhetorischen Mitteln und Argumentationsstrategien (einschließlich metakommunikativer Äußerungen, 'Hedging' -Strategien, Darstellungsperspektive) beziehen sollten. Dabei sollten Unterschiede zu kulturspezifischen Formulierungsgewohnheiten in der Muttersprache bewußtgemacht, noch zu wenig durch empirische Analysen belegte Hypothesen zu spezifischen Kulturstilen in der Wissenschaftskominunikation jedoch nicht überbetont werden. 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