eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 25/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1996
251 Gnutzmann Küster Schramm

Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze

121
1996
Antje Oldenburg
flul2510229
Antje Oldenburg Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze Ein inter- und intralingualer Vergleich Abstract. This article investigates the text structure of author abstracts in German and English scientific journals from an interand intralingual point of view. The analysis of the discourse patterns shows that the linear order of the various text parts is mainly determined by languageand subject-independent principles, whereas interand intralingual differences lie in the frequencies of specific text parts. 0. Einleitung Der folgende Beitrag ist aus einem Forschungsprojekt zur „Kontrastiven Fachtextanalyse" hervorgegangen, das unter der Leitung von Claus Gnutzmann an der Universität Hannover durchgeführt wurde. Hauptziel dieses Projektes war es, im Rahmen eines kontrastiven Ansatzes zur Beschreibung der inhaltlich-funktionalen Textstruktur von Fachtexten beizutragen und damit linguistische Grundlagen für die Entwicklung von Lehr- und Lernmaterialien für den fachbezogenen Fremdsprachenunterricht bereitzustellen. 1 Im Vordergrund der Untersuchungen stand die Frage nach inter- und intralingualen Gemeinsamkeiten und Divergenzen der inhaltlichfunktionalen Struktur von Fachtexten sowie die Untersuchung sprachlicher Gestaltungsmittel und ihrer spezifischen Verwendungsweisen. Die Kenntnis fach-, textsorten- und sprachspezifischer Diskursmuster und ihrer sprachlichen Realisierungsformen erleichtert nicht nur den Zugang zu fremdsprachiger Fachliteratur, sondern ist besonders für die Produktion von Fachtexten in der jeweiligen Zielsprache unabdingbar. Angesichts der Vorrangstellung des Englischen in der heutigen wissenschaftlichen Kommunikation (vgl. Skudlik 1990: 210 ff) und angesichts der Tatsache, daß der Bedarf an fachbezogenen Fremdsprachenkenntnissen in Wissenschaft und Wirtschaft in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird, sind kontrastive Untersuchungen zur inhaltlich-funktionalen und sprachlichen Struktur von Fachtextsorten im Deutschen und Englischen besonders wichtig. Dieses gilt in besonderem Maße für die Fachtextsorte Abstract, deren Bedeutung für die Informationserschließung und die Literatursuche mit der in den letzten Jahrzehnten sprunghaft Vgl. hierzu Gnutzmann/ H.Oldenburg (1990, 1991), danach auch das Folgende. Untersucht wurden die Teiltexte „Titel" (Gnutzmann 1988), "Einleitungen" (Lange 1988 und Gnutzmann/ Lange 1990) und „Zusammenfassungen" (Gnutzmann/ H. Oldenburg 1991 und H. Oldenburg 1992). FLuL 25 (1996) 230 Antje Oldenburg ansteigenden Publikationsflut, der Entstehung immer neuer wissenschaftlicher und technischer Bereiche, dem Ausbau von Industrie und Wirtschaft und der Herausbildung eines weitverzweigten, stark technisierten Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesens stetig gestiegen ist. Abstracts erscheinen heute sowohl in speziellen Abstract-Zeitschriften und weiteren Sekundärpublikationen wie Literaturberichten, Bibliographien und Datenbanken als auch in Primärpublikationen als Beigabe zu Zeitschriftenaufsätzen, Sammelbänden, Dissertationen und Patenten. Sie ermöglichen es dem einzelnen Wissenschaftler, sich über die Entwicklungen in seinem Fachgebiet auf dem Laufenden zu halten, erleichtern die Literatursuche und haben somit eine stark informationssteuemde Funktion beim ersten Zugriff auf Fachinformation. Mit der Entstehung der Fachtextlinguistik Anfang der 80er Jahre ist auch das linguistische Interesse an Abstracts gestiegen. (Vgl. Buxton/ Meadows 1978, Endres- Niggemeyer 1985, Fedosyuk 1978, Fluck 1988 und 1989, Kretzenbacher 1990, Maeda 1981 und Preiss 1983). Dennoch sind es vor allem informations- und dokumentationswissenschaftliche Arbeiten (vgl. Borko/ Bemier 1975, Cleveland/ Cleveland 1983, Kurshid 1979, Maizell/ Smith/ Singer 1979, Owen 1985 und Rowley 1982), die sich mit dieser Fachtextsorte beschäftigen. Im Mittelpunkt steht dabei häufig das Bestreben, Abstracts inhaltlich, formal und funktional zu definieren, von anderen Formen der Inhaltsangabe abzugrenzen und ihre spezifischen Merkmale festzuschreiben. So gibt es auf der einen Seite eine unüberschaubare Menge von Referierregeln, die von einzelnen Referier- und Dokumentationsdiensten und von staatlichen Einrichtungen herausgegeben oder für den internen Gebrauch formuliert werden, sowie nationale und internationale Normen und Standards (z.B. DIN 1426, ANSI Z.39.14 und ISO 214), die auf eine Vereinheitlichung der inhaltlich-strukturellen und sprachlichen Gestaltung von Abstracts abzielen. Auf der anderen Seite fehlt es an deskriptiven Arbeiten, die der Frage nach fach- und sprachspezifischen Unterschieden in der Textstruktur von Abstracts nachgehen und damit als Korrektiv für die Angemessenheit der von der Sprache, dem Fach und dem Bezugstext abstrahierenden Normierungsbestrebungen dienen können. Der Aufsatz gliedert sich in drei Teile. Im ersten Kapitel werden mit dem integrativen Ansatz zur Analyse von Fachtexten die wichtigsten theoretischen und methodischen Grundlagen der Untersuchung dargestellt. Im zweiten Kapitel wird zunächst das Untersuchungskorpus und das Modell zur Analyse der inhaltlichfunktionalen Textstruktur von Abstracts vorgestellt. Daran schließt sich die Präsentation der wichtigsten Untersuchungsergebnisse an. Im dritten Kapitel wird abschließend der Frage nachgegangen, worauf die invarianten Merkmale der Textstruktur einerseits und die inter- und intralingualen Divergenzen andererseits zurückzuführen sind. FLuL 25 (1996) Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher 'Zeitschriftenaufsätze ... 231 1. Der integrative Ansatz zur Analyse von Fachtexten Der von Gnutzmann/ H.Oldenburg (1990, 1991) entwickelte integrative Ansatz zur Analyse von Fachtexten besteht aus drei Untersuchungsschritten.2 Der erste, vor der Textanalyse durchzuführende Schritt umfaßt die Zusammenstellung eines möglichst homogenen Textkorpus auf der Grundlage des Hoffmannschen Modells der horizontalen und vertikalen Gliederung der Fachsprachen (vgl. Hoffmann 2 1985: 53 ff). Die eigentliche Textanalyse ist analog zu den Ebenen der Textstruktur in drei Phasen gegliedert. Die erste Phase umfaßt die Untersuchung der Textmakrostruktur mit dem Ziel, die Teiltexte, unter denen „größere inhaltlich-funktionale Einheiten unterhalb der Textebene" (Gnutzmann/ H. Oldenburg 1990: 20) verstanden werden, und ihre Gliederungssignale zu erfassen 3, indem zum einen auf intuitives Wissen über Teiltexte und Teiltextgrenzen unter Berücksichtigung inhaltlichfunktionaler Aspekte und zum anderen auf sprachliche und außersprachliche Gliederungssignale zurückgegriffen wird. Nach der Identifizierung der Textbaupläne bewegt sich unter Einbeziehung der gleichen Untersuchungsmethoden die zweite Phase unterhalb der Textebene, d.h. es geht um die Erfassung der Binnenstruktur der einzelnen Teiltexte. Sie bestehen aus Teiltextsegmenten4, relativ autonomen inhaltlich-funktionalen Einheiten unterhalb der Teiltextebene, deren Beginn bzw. Ende ebenfalls durch Gliederungssignale angezeigt werden kann. Mit der dritten Phase, der Untersuchung der Realisierungsformen der Teiltextsegmente, wird schließlich der Zusammenhang zwischen den funktionalen Einheiten des Textes und der Sprachoberfläche hergestellt. Neben der Untersuchung nicht-sprachlicher Gestaltungsmittel wie Graphiken, Tabellen, Abbildungen u.ä. beinhaltet diese Stufe vor allem die Beschreibung der sprachlichen Gestaltungsmittel (Syntax, grammatische Kategorien, Lexikon etc.) der Teiltextsegmente und ihrer spezifischen Verwendungsweisen. Nach Abschluß der Textanalyse ist als letzter Untersuchungsschritt die Überprüfung der Ergebnisse durch Wissenschaftler des jeweiligen Faches vorgesehen. 2 Eine ausführliche Darstellung dieses auf die kontrastive Analyse von Fachtexten ausgerichteten Untersuchungsansatzes findet sich in Gnutzmann/ H. Oldenburg (1990, 1991) und H. Oldenburg (1992: 55-70). 3 Gliederungssignale werden von Baumann (1987: 9) als „eine Funktionsklasse sprachlicher und außersprachlicher Mittel zur Sicherung der Textprogression und des Textverstehensprozesses" definiert. Sie können den Anfang und das Ende eines Teiltextes signalisieren und sowohl die lineare als auch die hierarchische Ordnung der Textstruktur anzeigen. 4 Für die hier als „Teiltextsegmente" bezeichneten inhaltlich-funktionalen Einheiten finden sich in der text- und fachtextlinguistischen Literatur unterschiedliche Begriffe. So entsprechen sie beispielsweise in der Terminologie Gülich/ Raibles (21979: 74), die zwischen Teiltexten nullten, ersten und zweiten Grades unterscheiden, den Teiltexten zweiten Grades. FLuL 25 (1996) 232 Antje Oldenburg Wendet man dieses Modell auf die Analyse der Textstruktur von Autorenabstracts an, so ergeben sich zwei prinzipielle Möglichkeiten: Geht man davon aus, daß Abstracts Teiltexte der Fachtextsorte „wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsatz" sind, so würde die Textanalyse auf der Teiltextebene einsetzen, d.h. es ginge um die Erfassung der Teiltextsegmente, ihrer Gliederungssignale und sprachlichen Realisierungsformen. Faßt man hingegen Abstracts als eigene Fachtextsorte auf, setzt die Analyse auf der Textebene ein, d.h. die inhaltlich-funktionalen Einheiten wären als Teiltexte zu betrachten. Für eine Behandlung von Abstracts als Fachtextsorte sprechen die folgenden Gründe: - Während sich Teiltexte, wie beispielsweise "Einleitungen" oder „Zusammenfassungen", durch komplexe, an der Sprachoberfläche nachweisbare Beziehungen zu vorangehenden oder nachfolgenden Teiltexten auszeichnen, besteht zwischen Abstract und Ausgangstext lediglich eine einseitige inhaltliche Abhängigkeit. Das Abstract bezieht sich zwar immer auf den Ausgangstext, dieser jedoch nie auf das Abstract. Obwohl Abstracts in der Regel zwischen Titel und Einleitung eines Aufsatzes erscheinen, stehen sie im Produktionsprozeß prinzipiell an letzter Stelle. 5 - Abstracts bilden in sich geschlossene kommunikative Einheiten, die auch ohne Kenntnis des Originaldokuments verständlich sein sollen. Sie können daher aus dem Bezugstext herausgelöst und separat, beispielsweise in einer Abstract-Zeitschrift, publiziert werden, ohne an Verständlichkeit zu verlieren oder etwas von ihrer kommunikativen Funktion einzubüßen. - Außerdem können von einem Originaldokument mehrere Abstracts von unterschiedlichen Verfassern existieren. Faßt man Abstracts als Teiltexte auf, würde dies dazu führen, daß es entweder mehrere Varianten eines Teiltextes gibt, oder Abstracts müßten einmal als Teiltext und das andere Mal als Textsorte behandelt werden, was der Forderung nach einer konsistenten Texttypologie zuwiderlaufen würde. - Schließlich gibt es Abstracttypen, wie etwa das kritische Referat 6, die inhaltlich über den Bezugstext hinausgehen und daher keinesfalls als Teiltext klassifiziert werden können. Statt also je nach Abstracttyp von einem Teiltext oder einer Textsorte zu sprechen, scheint es sinnvoller zu sein, Abstracts generell als Fachtextsorte aufzufassen. Dabei handelt es sich nicht um eine homogene Kategorie, sondern um eine Textsorte, die sich aufgrund bestimmter Merkmale, wie z.B. ihrer abgeleiteten Form, von anderen Textsorten abgrenzen läßt und sich aus verschiedenen Abstracttypen zusammensetzt, die sowohl gemeinsame als auch typspezifische Merkmale aufweisen.7 5 Vgl. hierzu die von Gläser (1990: 46-51) entwickelte Fachtexttypologie, in der die „abgeleiteten Textsorten" eine eigene Textklasse bilden, zu der neben den Abstracts wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze Fachtextsorten wie „Rezension", "Dissertationsthesen" und „Gutachten" gehören. 6 Bei dem kritischen Referat handelt es sich um eine Übergangsform zwischen Kurzreferat und Rezension, in die kritische Stellungnahmen des Herstellers Eingang finden (vgl. DIN 1426, 1988: 4). 7 So unterscheidet Gläser (1990: 117-130) mit den „Konferenzabstracts", den „Abstracts FLuL 25 (1996) Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze ... 2. Abstracts im konstrastiven Vergleich 2.1 Das Untersuchungskorpus 233 Entsprechend der kontrastiven Anlage der Untersuchung wurden jeweils 25 englisch- und deutschsprachige Abstracts aus den Kommunikationsbereichen Pädagogik und Maschinenbau ausgewählt. Die Abstracts des Kommunikationsbereichs Maschinenbau stammen aus den Zeitschriften Forschung im Ingenieurwesen (Fl) und Journal of Applied Mechanics (JAM), diejenigen der Pädagogik aus der Zeitschrift für Pädagogik (ZP) und dem American Journal of Education (AJE), wobei aus den Jahrgängen 1986, 1987 und 1988 jeweils die ersten 8 bzw. 9 Abstracts entnommen wurden. Unberücksichtigt blieben im Hinblick auf den interlingualen Vergleich Abstracts von Aufsätzen, die offensichtlich nicht von Muttersprachlern verfaßt worden waren. Bei den untersuchten Abstracts handelt es sich um Autorenreferate 8, die mit ihrem Bezugstext, dem wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsatz, erscheinen und zwischen dem Titel und der Einleitung des Aufsatzes plaziert und von dem folgenden Text typographisch abgesetzt sind. Abgesehen von den Abstracts in der Zeitschrift für Pädagogik, die durchgängig mit „Zusammenfassung" überschrieben sind, wird keines der Abstracts durch eine Überschrift markiert. 9 2.2 Ein Modell zur Analyse der inhaltlich-funktionalen Textstruktur von Abstracts Das auf dem integrativen Ansatz zur Analyse von Fachtexten basierende Modell zur Analyse der inhaltlich-funktionalen Textstruktur von Abstracts besteht aus fünf Teiltexttypen, die empirisch-induktiv gewonnen wurden und im folgenden charakterisiert und exemplifiziert werden sollen. ► (A) globale Charakterisierung des Forschungsfeldes/ der Forschungssituation Der Teiltexttyp (A) tritt in drei deutlich voneinander unterscheidbaren Ausprägungen auf, die sich als Subkategorien charakterisieren lassen. Bei dem ersten Subtyp, wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsatz" und dem „Abstract in einem Referateorgan" drei Textsortenvarianten. In informations- und dokumentationswissenschaftlichen Arbeiten werden zur Differenzierung die Kriterien (a) Verfasser/ Herstellung, (b) Form/ Struktur und (c) inhaltlicher Bezug herangezogen, die in verschiedenen Kombinationen auftreten und daher eine Vielfalt divergierender Abstractformen zulassen. Vgl. Cleveland/ Cleveland (1983: 107-111), Maizell [et al.] (1979: 47-76) und Rowley (1982: 13-18). 8 Im Gegensatz zu Fremdabstracts werden Autorenabstracts von dem Verfasser des jeweiligen Bezugstextes geschrieben. 9 Neben „Abstract" sind in der deutschsprachigen Literatur nach wie vor „Kurzreferat", „Kurzfassung" und "Zusammenfassung" als weitere Textdeklarationen gebräuchlich, auch wenn sich die englische Bezeichnung langsam durchzusetzen scheint (vgl. Gläser 1990: 118). FLuL 25 (1996) 234 Antje Oldenburg (A 1) "Einordnung in das Forschungsfeld durch allgemein anerkannte Forschungsergebnisse", handelt es sich um knappe Zusammenfassungen bekannter Forschungsergebnisse, die nicht nur die Einordnung der Untersuchung in ein bestimmtes Forschungsfeld erlauben und der Orientierung des Lesers dienen, sondern darüber hinaus als Ausgangspunkt der Arbeit angesehen werden können. The standard formulation for planar problems uses two kernels one of which is logarithmic singular and the other is 1/ r singular, where r is the distance between a source and a field point (JAM 3). In Teiltexten der Subkategorie (A 2) "Darlegung von Kontroversen und Unklarheiten in der Forschung" werden kontroverse Forschungsergebnisse und in der Literatur vertretene Positionen zusammengefaßt und einander gegenübergestellt. Ebenso zu dieser Subkategorie zu zählen sind Teiltexte, in denen auf die Existenz unterschiedlicher Positionen hingewiesen wird, ohne diese weiter zu explizieren. Community colleges are a crucial segment of higher education, enrolling over a third of all college students. Yet great controversy exists over the forces propelling their rise (AJE 29). Die kommunikative Funktion von Teiltexten der Subkategorie (A 3) "Forschungsschwerpunkte und/ oder Forschungslücken in der bisherigen Literatur" besteht ebenso wie bei der Subkategorie (A 2) neben der Einordnung in ein Forschungsfeld auch in der Legitimierung des jeweiligen Aufsatzes. Probleme, die sich aus längerdauernder Arbeitslosigkeit des Vaters oder der Mutter im Hinblick auf die farniliale Lebenswelt der Kinder oder die dort stattfindenden Sozialisationsprozesse möglicherweise ergeben, sind in der pädagogischen Forschung bisher so gut wie nicht untersucht worden (ZP 17). ► (B) Hauptziel/ Hauptuntersuchungsgegenstand der Arbeit Teiltexte dieses Typs beinhalten die Formulierung der Zielsetzung bzw. des Hauptuntersuchungsgegenstandes der Arbeit, wobei sich diese Angaben immer auf den gesamten Aufsatz und nicht auf einzelne Untersuchungsschritte beziehen. Das Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist es zu analysieren, wie die Bildungsverläufe von historisch unterschiedlich gelagerten Geburtskohorten durch größere gesellschaftliche Wandlungsprozesse und Strukturbrüche geprägt wurden (ZP 27). ► (C) Darstellung der Untersuchungsergebnisse Teiltexte des Typs (C) zeichnen sich durch eine hohe Variabilität aus. So gibt es zum einen Teiltexte, in denen das wichtigste Forschungsergebnis in einem einzigen Satz komprimiert wird, zum anderen finden sich aber auch sehr detaillierte Angaben zu verschiedenen Ergebnissen und Teilergebnissen, die den größten Teil des entsprechenden Abstracts ausmachen. Ebenso variabel ist auch die Art der Ergebnispräsentation, die von sehr vorsichtigen beinahe hypothetischen - Formulierungen bis hin zu generalisierenden und stark wertenden Darstellungsweisen reicht. FLuL 25 (1996) Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze ... 235 At a penetration velocity of about 1.5 km/ s, the 6.0 CRH nose shape exhibited severe, permanent deforrnation; whereas, the 3.0 CRH nose shape remained undeforrned for penetration velocities up to 2.1. km/ s (JAM 2). ► (D) Methoden/ Modelle/ ExperimenteNerfahrensschritte Teiltexte dieses Typs ergeben aufgrund der unterschiedlichen Forschungsbereiche und Untersuchungsgegenstände ein heterogenes Bild. Es lassen sich jedoch tendenziell zwei Subtypen ausmachen, wobei sich allerdings eine Subkategorisierung aufgrund des Auftretens von nicht eindeutig zuordenbaren Teiltexten sowie Mischtypen als unmöglich erwies. Zum einen kann es je nach Forschungsbereich und Untersuchungsgegenstand um die Darstellung der empirischen Arbeiten zugrundeliegenden Methode, der Einordnung des Ansatzes in ein bestimmtes Modell oder die Beschreibung des Experimentaufbaus/ -ablaufs gehen, wobei diese Angaben ggf. durch Begründungen ergänzt sind. Ferner geht es um Ausführungen zur Datenerhebung und zum Datenmaterial sowie um Eigenschaftsbeschreibungen der Untersuchungsgegenstände. Das Meßverfahren wurde erprobt in Hyperschalldüsen, Strahlglocken von Satellitentriebwerken, Überschallfreistrablen verschiedener Gasarten sowie Gasgemischen und Molekularstrahlen hoher Intensität mit und ohne Kondensationseffekten (FI 7). Zum anderen können Teiltexte des Typs (D) die Darstellung aller oder einzelner Schritte bei der Untersuchung bzw. die Präsentation des wesentlichen Inhaltes des Aufsatzes enthalten, ohne daß der Autor dabei auf die bei diesen Untersuchungsschritten erzielten Ergebnisse eingeht. An zwei Beispielen wird der Weg zu Verlustansätzen aufgezeigt, die von Erfabrungszahlen aller Art unabhängig sind. Einer kurzen Beschreibung des Rechenprogramms folgt ein Vergleich zwischen Rechenergebnissen und Meßwerten. Vor dem Hintergrund der begrenzten Aussagefähigkeit eindimensionaler Modelle werden mehrdimensiomµe Modelle diskutiert (FI 20). ► (E) Konsequenzen für Forschung und Praxis Die kommunikative Funktion des Teiltexttyps (E) ist es, den Wert und die Bedeutung der eigenen Arbeit hervorzuheben, sowie die aus den erzielten Ergebnissen resultierenden Implikationen für Forschung und Praxis aufzuzeigen. Dabei kann die Bedeutung der Ergebnisse sowie der Vorteil des eigenen Ansatzes gegenüber früheren sowohl explizit als auch implizit formuliert sein. This new approach not only provides a better explanation of community college expansion but also suggests a new direction for the politics of education (AJE 29). Mit dem vorliegenden Modell lassen sich die untersuchten Abstracts vollständig erfassen, d.h. jeder Teiltext konnte einem der Typen (A) - (E) zugeordnet werden, so daß sich die kommunikative Funktion der Teiltexte in den deutschen und engli- FLuL 25 (1996) 236 Antje Oldenburg sehen Abstracts der Kommunikationsbereiche Maschinenbau und Pädagogik als sprach- und fachübergreifend erweist. Ob und inwieweit inter- oder intralinguale Differenzen in der Abfolge, Kombination und Auswahl der realisierten Teiltexttypen bestehen, wird im folgenden Abschnitt untersucht. 2.3 Die Textbaupläne im inter- und intralingualen Vergleich Bei der Analyse der deutsch- und englischsprachigen Abstracts der Kommunikationsbereiche Maschinenbau und Pädagogik wurden die folgenden Textbaupläne ermittelt (runde Klammem stehen für Absatzgrenzen): Forschung Journal of Applied Zeitschrift für American Journal im Ingenieurwesen Mechanics Pädagogik of Education Textbauplan Anzahl Textbauplan Anzahl Textbauplan Anzahl Textbauplan Anzahl (A 1 B) 1 (A 1 B CD E) 1 (A 1 B CE) 1 (A 1 B) 1 (A 1) (B) 1 (A 2 B) 1 (A 1 C) (E) 1 (A 1 BE) 2 (A 1 B C) 1 (B A 1 C ED) 1 (A3 B) 1 (A 2 B CE) 1 (A 1 B D) 1 (B A 1 D C) 1 (A3 BE) 1 (Az C) 1 (A 1 B D C) 1 (B C) 2 (A3 C) 2 (A 2 CD E) 1 (A 1 D C) 2 (B CD) 2 (A3 CE) 1 (A3 B D) 1 (A 2 B) 1 (BCDC) 1 (A3 D) 1 (A3 CE) 1 (B C) 2 (B CD E) 1 (B) 1 (B C) 2 (B D) 4 (B CE) 1 (B C) 1 (B CD) 1 (B D C) 1 (B D) 4 (B CD) 4 (B CDC) 1 (B D) (C) (C) 1 (B D C) 2 (B D) 3 (B CE) 4 (BDE) 1 (B D CD) 1 (B D C) 1 (B D) 1 (C) 2 (BDE) 2 (B D) (C) 1 (B D C) 2 (CD) 2 (CD) 1 (B) (D) (C) 1 (C) 1 (CE) 1 (CE) 1 (B D CE) 1 (CD E) 1 (D) 2 (D) (C) 1 (CD CD) 1 (CE) 1 (D C) 1 (DCD) 1 (CE) 1 (D C) 2 (DE C B) 1 (D C) 1 (D CE) 1 (DCD) 1 Tab. 1: Textbaupläne im Überblick FLuL 25 (1996) Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze ... 237 Betrachtet man zunächst das Verhältnis zwischen typographischen und konzeptuellen Absätzen 10, so zeigt sich, daß von der Möglichkeit der Absatzbildung nur in sechs Abstracts Gebrauch gemacht wird. Autorenreferate wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze präsentieren sich demnach als ein Textganzes, dessen Textmakrostruktur in der Regel nicht durch das außersprachliche Gliederungssignal des typographischen Absatzes sichtbar gemacht wird. 11 Dieses dürfte vor allem auf die Kürze der Abstracts und ihrer Teiltexte und eventuell auch auf Textsortenkonventionen zurückzuführen sein. So bedürfen Texte, deren Teiltexte aus wenigen Sätzen bestehen, keiner typographischen Mittel zur Verbesserung der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit. Im Hinblick auf die Variabilität der Diskursmuster bieten die Abstracts des Untersuchungskorpus ein recht einheitliches Bild. Unter funktional-kommunikativen Gesichtspunkten, d.h. ohne Berücksichtigung der Absatzgliederung, werden in Forschung im Ingenieurwesen 16, im Journal of Applied Mechanics 18, in der Zeitschrift fiir Pädagogik 17 und im American Journal of Education 18 verschiedene Textbaupläne realisiert. Von diesen Diskursmustem sind die Textbaupläne (B C), (B D), (B D C), (C E) und (D C) sprach- und fachübergreifend, d.h. sie kommen in beiden Sprachen und Fächern vor. Hierzu gehört auch das im Untersuchungskorpus frequenteste Diskursmuster (B D), das in insgesamt zwölf Abstracts realisiert wird, sowie die Textbaupläne (B C) und (B D C), die mit sieben bzw. sechs Realisierungen ebenfalls zu den häufigeren Diskursmustem zählen. Außerdem handelt es sich bezeichnenderweise um Diskursmuster, die aus zwei oder drei Teiltexten bestehen. Da von den 100 untersuchten Abstracts 41 zwei und 38 drei Teiltexte aufweisen, spielen aus einem Teiltext oder aus vier bzw. fünf Teiltexten bestehende Abstracts nur eine untergeordnete Rolle. 12 Dieses dürfte zum einen darauf zurückzuführen sein, daß ein wesentliches Merkmal von Abstracts ihre Kürze ist und sie darüber hinaus nur über die wichtigsten Aspekte des Bezugstextes informieren sollen. Folglich sind nicht nur Abstracts, in denen alle fünf Teiltexttypen realisiert werden, selten, sondern auch solche, in denen ein Teiltext desselben Typs zweimal vorkommt. 13 Zum anderen dürfte der weitgehende Verzicht auf aus 10 Die Unterscheidung zwischen „typographischer" und „konzeptueller" Absatz geht auf Trimble (1985: 15 t) zurück, der unter "physical paragraphs" typographisch abgesetzte Textteile und unter "conceptual paragraphs" inhaltlich-funktionale Einheiten, also Teiltexte und Teiltextsegmente, versteht. 11 So werden Absätze auch im Untersuchungskorpus Flucks (1988: 81) nur „spärlich" verwendet. 12 So bestehen 6 Abstracts aus einem Teiltext; in 13 Abstracts werden vier und in 2 fünf Teiltexte realisiert. 13 Vgl. die Textbaupläne (B D) (C) (C), (B CDC), (B D CD), (D CD) und (CD CD). FLuL 25 (1996) 238 Antje Oldenburg einem Teiltext bestehende Abstracts damit zusammenhängen, daß eine derartige Textstruktur den Informationsgehalt und die Verständlichkeit erheblich reduziert. 14 Weitere Gemeinsamkeiten in der Kommunikationsstruktur der Autorenreferate ergeben sich aus der Häufigkeit der Teiltexte der fünf Typen an der Gesamtmenge aller Teiltexte. FI ZP JAM AJE TT A 8 (14,3%) 8(12,1%) 4 ( 5,4%) 8 (11,8%) TT A 1 7 (12,5%) 2 ( 3,0%) 3 ( 4,1%) 3 ( 4,4%) TT A 2 1 ( 1,8%) - 1 ( 1,4%) 3 ( 4,4%) TT A 3 - 6(9,1%) - 2 ( 2,9%) TTB 15 (26,8%) 16 (24,2%) 21 (28,4%) 16 (23,5%) TTC 15 (26,8%) 19 (28,8%) 19 (25,7%) 21 (30,9%) TTD 16 (28,8%) 17 (25,8%) 22 (29,7%) 11 (16,2%) TTE 2 ( 3,6%) 6(9,1%) 8 (10,8%) 12 (17,6%) TT 66 (100%) 56 (100%) 74 (100%) 68 (100%) Tab. 2: Häufigkeit von Teiltexten der Typen (A) - (E) In Forschung im Ingenieurwesen, der Zeitschrift für Pädagogik und dem Journal of Applied Mechanics dominieren Teiltexte der Typen (B), (C) und (D), und auch im American Journal of Education gehören Teiltexte dieser Typen neben denen des Typs (E) zu den am häufigsten realisierten Teiltexten. Die Dominanz dieser Typen äußert sich nicht nur in ihrer hohen Häufigkeit, sondern ist auch an den Textbauplänen ablesbar: In jeweils 15 (60%) Abstracts aus Forschung im Ingenieurwesen, der Zeitschrift für Pädagogik und dem Journal of Applied Mechanics und in 10 (40%) Abstracts aus dem American Journal of Education werden ausschließlich Teiltexte des Typs (B), (C) und/ oder (D) realisiert. 2.3.1 Invariante Merkmale Die untersuchten Abstracts weisen die folgenden invarianten, d.h. von der Sprache und dem Fach unabhängigen sowie rekurrenten Kompositionsprinzipien auf: 14 Dieses sind auch die Gründe dafür, daß Abstracts, die lediglich aus einem Teiltext des Typs (A) bzw. einer seiner Subkategorien oder einem des Typs (E) bestehen, im gesamten Korpus nicht auftreten. FLuL 25 (1996) Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze ... 239 - Der Teiltexttyp (A) mit seinen Subkategorien (A 1), (A2) und (A3) wird grundsätzlich am Anfang und der Teiltexttyp (E) am Ende eines Textbauplans realisiert. Ein Teiltext des Typs (A) bzw. (E) tritt niemals allein, sondern nur in Verbindung mit mindestens einem weiteren Teiltext eines anderen Typs auf, wobei die Kombination (A E) ausgeschlossen ist. - Die Position von Teiltexten des Typs (B) hängt davon ab, ob in dem jeweiligen Textbauplan ein Teiltext des Typs (A) bzw. einer seiner Subkategorien vorkommt oder nicht, da Teiltexte des ersten Typs prinzipiell hinter denen des zweiten Typs stehen. 15 - Teiltexte der Typen (C) und (D) unterliegen, sieht man einmal davon ab, daß sie nur hinter Teiltexten der Typen (A) und (B) und vor Teiltexten des Typs (E) auftreten können, keinen positionellen und kombinatorischen Restriktionen. Ihre Abfolge ist nicht nur innerhalb von Textbauplänen, d.h. bei gleichzeitiger Realisierung eines Teiltextes des Typs (A), (B) und/ oder (E), variabel, sondern auch dann, wenn sie die beiden einzigen Teiltexte eines Textbauplans darstellen. Außerdem handelt es sich bei ihnen um diejenigen Teiltexttypen, die sowohl als einzige inhaltlich-funktionale Einheit eines Abstracts fungieren als auch mehr als einmal in demselben Textbauplan realisiert werden können. - Da keiner der fünf Teiltexttypen in sämtlichen Abstracts realisiert wird, können alle Teiltexttypen als fakultativ bezeichnet werden, d.h. es gibt keinen obligatorischen Bestandteil der inhaltlich-funktionalen Struktur von Abstracts. Aus der Position der einzelnen Teiltexttypen ergeben sich zwei Kommunikationsstrukturen, (AB CD E) und (AB D CE), die unter Vernachlässigung der Subkategorisierung des Typs (A) als die beiden grundlegenden inhaltlich-funktionalen Textstrukturen von Abstracts bezeichnet werden können. Die Abfolge der Teiltexte der fünf Typen in diesen beiden Basisstrukturen ist auch dann invariant, wenn in einem Abstract bestimmte Teiltexttypen, wie z.B. in den Diskursmustern (B D C) und (B C D) die Teiltexttypen (A) und (E), nicht realisiert werden. 2.3.2 Inter- und intralinguale Divergenzen Die Unterschiede in den Kommunikationsstrukturen der deutschen und englischen Abstracts im inter- und intralingualen Vergleich liegen nicht in der Abfolge, sondern der Auswahl der realisierten Teiltexttypen (vgl. Tab. 2). So treten beispielsweise Teiltexte des Typs (E) im Journal of Applied Mechanics in acht, in Forschung im Ingenieurwesen hingegen in nur zwei Abstracts auf. Interessanterweise zeichnet sich ein ähnlicher interlingualer Unterschied auch im Kommunikationsbereich Pädagogik ab. Hier werden Teiltexte des Typs (E) im American Journal of Education in zwölf und in der Zeitschrift für Pädagogik in sechs Abstracts realisiert. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß den Implikationen in den amerikanischen Abstracts generell, also unabhängig vom Fach, ein höherer Stellenwert beigemessen wird als in den deutschen. Im intralingualen Vergleich scheint sich 15 Die Textbaupläne (B A 1 C E D), (B A 1 D C) und (D E C B) aus dem Journal of Applied Mechanics sind als strukturell abweichend anzusehen, da die Anordnung und Position der Teiltexttypen (A) in Anfangsposition, (B) in Anfangs- oder Zweitposition und (E) in Endstellung in allen anderen Abstracts invariant ist (vgl. hierzu ausführlich A. Oldenburg (1990: 90--91). FLuL 25 (1996) 240 Antje Oldenburg anzudeuten, daß Teiltexte des Typs (E) in beiden Sprachen im Kommunikationsbereich Pädagogik häufiger realisiert werden als im Maschinenbau. Aufgrund der invarianten Position von Teiltexten des Typs (E) ergeben sich hieraus Konsequenzen für die Endstrukturen der Abstracts. So schließen im American Journal of Education 12 der 25 Abstracts mit einem Teiltext des Typs (E) ab; in der Zeitschrift für Pädagogik sind es hingegen nur sechs. Dafür enden hier immerhin zehn Abstracts auf einen Teiltext des Typs (D). Entsprechendes gilt auch für Teiltexte des Typs (A), die grundsätzlich die erste Position im Textbauplan einnehmen. So beginnen etwa in Forschung im Ingenieurwesen acht und im Journal of Applied Mechanics nur zwei Abstracts mit einem Teiltext des Typs (A); hier dominieren eindeutig Teiltexte des Typs (B), die die Textbaupläne von 18 Abstracts einleiten. Neben Teiltexten der Typen (A) und (E) ergeben sich aber auch hinsichtlich der Auftretenshäufigkeit anderer Typen inter- und intralinguale Divergenzen. Auch hierzu abschließend noch ein Beispiel: Im Journal of Applied Mechanics werden 22 und im American Journal of Education nur 11 Teiltexte des Typs (D) "Methoden/ Modelle/ ExperimenteNerfahrensschritte" realisiert. Dieser intralinguale Unterschied kann dahingehend interpretiert werden, daß im Fach Maschinenbau die Untersuchungsmethode einen zentralen Punkt der Forschungstätigkeit darstellt und daher in einen Großteil der Kurzreferate aufgenommen wird. Demgegenüber scheint im Kommunikationsbereich Pädagogik der Methodik keine allzu große Bedeutung beigemessen zu werden. 3. Überlegungen zur inhaltlich-funktionalen Textstruktur von Abstracts Wie im vorangegangenen gezeigt wurde, ist die Abfolge der Teiltexttypen in den deutsch- und englischsprachigen Abstracts aufgrund invarianter Kompositionsprinzipien weitgehend festgelegt, während die allgemeine Variabilität in der Anzahl der Teiltexte und der Auswahl der realisierten Teiltexttypen zu inter- und intralingualen Divergenzen führt. Damit stellt sich die Frage, welche Faktoren die Abfolge der inhaltlich-funktionalen Einheiten von Abstracts determinieren und worauf die Existenz fach- und sprachspezifischer Merkmale zurückzuführen ist. Betrachtet man die inhaltlich-funktionale Bestimmung der fünf Teiltexttypen, so liegt die Vermutung nahe, daß ihre Anordnung in den Textbauplänen weitgehend dem Verlauf des Forschungsprozesses entspricht. Teiltexte des Typs (A) "globale Charakterisierung des Forschungsfeldes und/ oder der Forschungssituation" bzw. seiner Subkategorien stehen am Beginn eines Diskursmusters, weil es in ihnen um den ersten Schritt des Forschungsprozesses, die Eingrenzung des Forschungsfeldes sowie das Sichten und Auswerten der Literatur, geht. Erst wenn die Forschungsergebnisse, Forschungslücken und -schwerpunkte innerhalb eines bestimmten Forschungsfeldes bekannt sind, können Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsziel klar abgegrenzt und formuliert werden, so daß sich für die Textstruktur der Abstracts die Folge (AB) ergibt. Während im Forschungsprozeß die Methodenwahl FLuL 25 (1996) Abstracts deutscher und englischer wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze ... 241 vor der Durchführung der eigentlichen Untersuchung steht, läßt sich für die Teiltexte des Typs (D) "Methoden/ Modelle/ ExperimenteNerfahrensschritte" und des Typs (C) "Darstellung der Untersuchungsergebnisse" keine einheitliche Abfolge festmachen, so daß in diesem Punkt keine grundsätzliche Übereinstimmung zwischen der textstrukturellen Gliederung von Abstracts und dem Verlauf des Forschungsprozesses besteht. 16 Dieses trifft jedoch wieder auf den das Ende der Diskursmuster konstituierenden Teiltexttyp (E) "Konsequenzen für Forschung und Praxis" zu, in dem die aus den erzielten Ergebnissen resultierenden Implikationen referiert werden. Die logische Folge der Untersuchungsschritte wirkt sich jedoch nicht nur auf die Kommunikationsstruktur von Abstracts aus, sondern wird auch in der Textmakrostruktur des Ausgangstextes, dem „wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsatz", widergespiegelt. Da der Forschungsprozeß wiederum von der Gegenstandsstruktur abhängt, ist hier mit fachspezifischen Merkmalen zu rechnen; so zeichnen sich z.B. wissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze experimenteller Wissenschaften wie der Chemie durch die Textmakrostruktur 'Einleitung', 'Experiment' oder 'Methode', 'Ergebnisse' und 'Diskussion' (vgl. Buxton/ Meadows 1978: 163) aus, während ein eigener Teiltext 'Experiment/ Methode' für andere Kommunikationsbereiche, wie z.B. die Philosophie, eher untypisch sein dürfte.17 Insgesamt betrachtet sind diese Unterschiede jedoch relativ gering, da bestimmte Teiltexte, wie etwa 'Einleitung', 'Diskussion' und 'Schlußfolgerungen', aufgrund des allgemeinen logischen Verlaufs des Forschungsprozesses grundsätzlich dieselbe Stellung in der Textmakrostruktur einnehmen. Aufgrund der allgemeingültigen Methoden wissenschaftlicher Tätigkeit und des Einflusses des Forschungsgegenstandes auf die Textmakrostruktur ist hingegen mit sprachspezifischen Prinzipien der Textorganisation erst unterhalb der Teiltextebene zu rechnen. Auch wenn umfangreiche empirische Untersuchungen zum Verhältnis von Abstract und Bezugstext bislang weitgehend fehlen 18, können aufgrund der obigen Ausführungen und des textsortenspezifischen Merkmals von Kurzreferaten, der abgeleiteten Form, Abstracts als Metatexte beschrieben werden, die die Textstruktur ihres Bezugstextes selektiv abbilden, d.h., ihre inhaltlich-funktionale Struktur folgt der Textmakrostruktur des Bezugstextes, wobei im Referierprozeß nicht allein den jeweiligen Teiltexten nur die wichtigsten Aspekte entnommen werden, sondern 16 Das Auftreten von Teiltexten des Typs (D) hinter Teiltexten des Typs (C) läßt sich zum Teil damit erklären, daß es in den betreffenden Teiltexten nicht allein um die Darstellung der Forschungsmethode, des Experimentautbaus u.ä. geht, sondern auch auf einzelne inhaltliche Aspekte des Aufsatzes hingewiesen wird. 17 Ähnliche Differenzen ergeben sich natürlich auch innerhalb eines Faches, so z.B. zwischen Literaturarbeiten auf der einen und empirischen/ experimentellen Untersuchungen auf der anderen Seite. 18 Einen ersten Schritt in diese Richtung machen Buxton/ Meadows (1978) und Preiss (1983). FLuL 25 (1996) 242 Antje Oldenburg darüber hinaus auch ganze Teiltexte ausgelassen werden können (vgl. hierzu auch Gläser 1990: 125). Für die Frage nach den Ursachen der ermittelten inter- und intralingualen Unterschiede ergeben sich prinzipiell zwei verschiedene Erklärungsmöglichkeiten: Entweder bilden Abstracts inter- und intralinguale Differenzen in der Textorganisation des Ausgangstextes ab, oder sie sind von diesen unabhängig. Geht man beispielsweise davon aus, daß es sich bei der höheren Frequenz von Teiltexten der Typen (E) in den englischsprachigen Abstracts um eine Folge interlingualer Divergenzen in der Textorganisation der Bezugstexte handelt, so müßten in den Zeitschriftenaufsätzen aus dem Journal of Applied Mechanics und dem American Journal of Education mehr diesem Teiltexttyp vergleichbare Teiltexte oder Teiltextsegmente vorhanden sein als in Forschung im Ingenieunvesen und der Zeitschrift für Pädagogik. Würden die Schlußfolgerungen hingegen in sämtlichen Ausgangstexten eine vergleichbare Rolle spielen, so wären die interlingualen Divergenzen in der Auftretenshäufigkeit von Teiltexten des Typs (E) von dem Bezugstext unabhängig. Hierfür spricht die Beobachtung, daß Teiltextsegmente des Typs "(E) Implikationen, Einschätzung und Wert der eigenen Forschungsergebnisse" in den Zusammenfassungen aus Forschung im Ingenieunvesen eine etwas höhere Auftretenshäufigkeit haben als im Journal of Applied Mechanics (H. Oldenburg 1992: 151); doch kann eine gesicherte Antwort auf die Frage nach den Ursachen der inter- und intralingualen Unterschiede in der inhaltlich-funktionalen Textstruktur von Abstracts letztlich nur auf der Grundlage von Ganztextanalysen der Bezugstexte gegeben werden. Bibliographische Angaben AMERICAN NATIONAL STANDARD INSTITUTE (1979): American national standards for writing abstracts. New York, ANSI Z.39.14. 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