eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 27/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1998
271 Gnutzmann Küster Schramm

George YULE: Referential Communication Tasks

121
1998
Karin Aguado
Torsten Schlak
George YULE: Referential Communication Tasks. Mahwah, N. J.: Erlbaum 1997, IX + 125 Seiten
flul2710240
240 Buchbesprechungen • Tagungsberichte verwendung. Sowohl hinsichtlich theoretischer als auch empirischer - und dabei insbesondere forschungsmethodologischer - Fragestellungen bietet dieser Sammelband interessante Informationen und zahlreiche wertvolle Anregungen für zukünftige Forschungsaktivitäten. Bielefeld Karin Aguado, Torsten Schlak George YULE: Referential Communication Tasks. Mahwah, N. J.: Erlbaum 1997, IX + 125 Seiten. George Yules Monographie ist der erste Band einer neuen, von S. Gass und J. Sehachter herausgegebenen Reihe (Monographs on Research Methodology), die sich mit der wichtigen und bisher vernachlässigten Thematik der Datenerhebung im Kontext der Zweitsprachenerwerbsforschung beschäftigt. Die Herausgeberinnen sind der Auffassung, daß ein adäquates Verständnis zweitsprachenerwerbsbezogener Forschungsergebnisse eine solide Kenntnis der zu ihrer Ermittlung verwendeten Datenerhebungsinstrumente voraussetzt. Dementsprechend sollen die Leser mit verschiedenen Erhebungsinstrumentarien, ihrer historischen und gegenwärtigen Anwendung, mit ihren Stärken und Schwächen und den Forschungsfragen, zu deren Untersuchung sie eingesetzt werden, vertraut gemacht werden. Yule befaßt sich in seiner lOOseitigen Monographie mit 'Referential Communication Tasks' [im folgenden RCT], einem Instrument, das zumindest von seiner Bezeichnung her - LI- Forschem eher geläufig sein wird als L2-Experten. Mit referentieller Kommunikation bezeichnet man kommunikative Akte, bei denen Informationen zwischen zwei Personen ausgetauscht werden. Entscheidend für den Erfolg solcher Kommunikationssituationen ist, ob es den Interaktionsteilnehmem gelingt, Referenz zu schaffen und aufrecht zu erhalten. Im ersten Kapitel erhalten die Leser einen Überblick über den Forschungsbereich 'Referentielle Kommunikation', dessen historische Entwicklung bis zu Piagets entwicklungspsychologischen Studien zurückverfolgt wird. Zentrale Begriffe wie 'Referenz' und 'Kommunikation' werden definiert, 'referentielle Kommunikationsforschung' von traditioneller Zweitsprachenerwerbsforschung abgegrenzt, typische Forschungskontexte ebenso wie die von den Forschungsteilnehmern eingenommenen Rollen beschrieben und problematisiert. Ferner werden die Unterschiede und Überschneidungen zwischen interpersonaler und referentieller Kommunikation verdeutlicht. Wie jedes Kapitel, so schließt auch dieses mit kommentierten Literaturhinweisen zu den besprochenen Aspekten des Kapitels. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung der Fähigkeit zur referentiellen Kommunikation beim LI-Erwerb beschrieben. Mit ca. sechs Jahren beginnen Kinder gewöhnlich, mehrdeutige von eindeutigen Mitteilungen zu unterscheiden. Yule diskutiert nativistische, soziale und kognitive Erklärungen für diesen Entwicklungsprozeß, wobei er einen multikausalen Zusammenhang annimmt. Es folgt eine Darstellung der späteren Entwicklung referentieller Kommunikationsfähigkeit. Yule betont, daß nicht jeder LI-Sprecher eine umfassende referentielle Kommunikationsfähigkeit erwirbt und diskutiert Konsequenzen dieser Erkenntnis für die L2-Forschung. Im dritten Kapitel erfolgt eine Charakterisierung von RCTs in Abgrenzung von den Datenerhebungsinstrumenten, die für die Erforschung des L2-Morphosyntaxerwerbs eingesetzt werden. RCTs werden dabei u.a. als diskursbasiert, kontextualisiert und die mündliche Kommunikation betonend beschrieben. Yule listet zentrale und allgemein akzeptierte Merkmale solcher Aufgaben auf und nennt eine Reihe von Dimensionen, anhand derer sich einzelne Aufgabentypen unterscheiden lassen. Dementsprechend kann zwischen "one way"- und "two way"-Aufgaben, zwischen offenen und geschlossenen Aufgaben und zwischen Aufgaben mit konvergierender und solchen mit divergierender Zielorientierung unterschieden werden. Zudem thematisiert Yule die FLuL 27 (1998) Buchbesprechungen • Tagungsberichte 241 Rollen der Forschungsteilnehmer bei der Bearbeitung der Aufgaben, wobei im Regelfall eine Person die Rolle des Sprechers, die andere die des Zuhörers übernimmt. Yule weist nachdrücklich darauf hin, daß Faktoren wie Sprachkompetenz, Muttersprachlerstatus, Geschlecht, soziale Macht und Vertrautheit der Forschungsteilnehmer einen wesentlichen, in der bisherigen Forschung jedoch weitgehend unberücksichtigten Einfluß auf die erhobenen Daten ausüben. Im vierten Kapitel setzt Yule die Beschreibung der Merkmale mit einer detaillierten Analyse der zur Durchführung von RCTs verwendeten Materialien und Prozeduren fort. Grundsätzlich basieren die Aufgaben auf visuell-nonverbalen Materialien, während geschriebene textbasierte Elemente vermieden werden. So soll der Einfluß der an der jeweiligen Studie beteiligten Sprachen, der Sprachkompetenz und des Alters der Forschungsteilnehmer minimiert werden. Dennoch besteht laut Yule das Problem, daß die verwendeten Materialien bestimmte Gruppen bei der Bearbeitung der Aufgaben bevorzugen, andere hingegen benachteiligen. Die Aufgabe des Zuhörers besteht im Regelfall darin, vom Sprecher beschriebene Objekte zu identifizieren bzw.· aus einer Gruppe von vorgegebenen Objekten auszuwählen. Diese Objekte können physikalische Gegenstände, Zeichnungen oder Fotografien sein. Dargestellt werden entweder real existierende Gegenstände oder Situationen oder abstrakte Elemente und Formen. In einigen wenigen Studien erhalten die Sprecher eine Liste von Begriffen und werden aufgefordert, mit ihren eigenen Worten diese dem Zuhörer unbekannten Begriffe zu beschreiben. Eine weitere Alternative stellen Aufgaben dar, bei denen die Zuhörer von den Sprechern instruiert werden, Objekte zu zeichnen, eine Route auf einer Karte nachzuzeichnen oder bestimmte Gegenstände zusammenzusetzen. Da der Zuhörer bei diesem Aufgabentypus über weniger Informationen verfügt als bei reinen Identifikationsaufgaben, müssen die Sprecher hier ihre Instruktionen besonders explizit und detailliert formulieren. Noch größere Anforderungen an die Forschungsteilnehmer stellen Aufgaben, bei denen 'Augenzeugenberichte' geliefert und nachvollzogen oder Bildergeschichten nacherzählt werden müssen. Die Zuhörer sind aufgefordert,. vorgegebene Bilder in· die richtige Reihenfolge zu bringen bzw. nicht-relevante Bilder zu entfernen. Solche Aufgaben machen es besonders schwierig, gemeinsame Referenz zu erreichen und aufrecht zu erhalten, da es im Unterschied zu den zuvor skizzierten Aufgabentypen zu dynamischen Veränderungen in der Konstellation der beschriebenen Objekte, Ereignisse und Personen kommt. - In den meisten RCTs sitzen sich Sprecher und Zuhörer an einem Tisch gegenüber, die zu bearbeitenden Materialien liegen vor ihnen, wobei eine Sichtbarriere verhindern soll, daß die Versuchsteilnehmer absichtlich oder unabsichtlich einen Blick auf die Materialien ihres Gegenübers werfen. Einige Zweitsprachenerwerbsforscher - Yule eingeschlossen halten es für wichtig, daß die verwendete Barriere Augenkontakt zwischen den Interaktionsteilnehmern zuläßt. Die Beschreibung der Prozeduren endet mit einer vergleichenden Darstellung von RCTs unter den Bedingungen 'mit Zuhörer' und 'ohne Zuhörer'. Das abschließende fünfte Kapitel thematisiert die Analyse von Daten, die mittels RCTs erhoben worden sind. Drei in der L2-Forschung verwendete Paradigmen zur Analyse werden vorgestellt i.e. 'communication strategies', 'negotiated meaning' und 'communicative outcomes' - und als komplementär zueinander charakterisiert. Yule definiert den Begriff 'Kommunikationsstrategie', differenziert zwischen der psycholinguistischen und der soziolinguistischen Perspektive und unternimmt den Versuch, beide Ansätze zu integrieren. In den beiden erstgenannten Paradigmen konzentriert sich die Analyse auf Interaktionsprobleme. Besondere Beachtung erfahren sogenannte Indikatoren, mit denen die Interaktionsteilnehmer signalisieren, daß sie etwas nicht verstanden haben. Eine Analyse im Sinne der 'communicative outcomes' beschäftigt sich mit den Ergebnissen referentieller Kommunikation. Zuerst wird gefragt, ob ein potentielles Problem von den Interaktionsteilnehmern identifiziert wird, und in einem weiteren Schritt, ob und in welcher Form eine Lösung des identifizierten Problems ausgehandelt wird. Die Verwendung von Kommunikationsstrategien oder die Aushandlung von Bedeutung garantiert noch keine erfolgreiche Lösung referentieller Probleme. FLuL 27 (1998) 242 Buchbesprechungen • Tagungsberichte Fazit: Zusammenfassend ist festzuhalten, daß Yules Buch außergewöhnlich gut lesbar und klar strukturiert ist. Es verschafft dem Lesenden einen exzellenten ersten Überblick über das Datenerhebungsinstrument RCT und die damit verbundenen Forschungstraditionen. Die umfassende und ebenso aktuelle wie hilfreich kommentierte Bibliographie ist ein weiteres Plus. Es bleibt zu hoffen, daß die Reihe Monographs an Research Methodology, die gerade für empirisch arbeitende Fremdsprachendidaktiker und Zweitsprachenerwerbsforscher von größtem Wert ist, mit qualitativ gleichwertigen Publikationen fortgesetzt wird. Bielefeld Karin Aguado, Torsten Schlak PONS Daniel Jones English Pronouncing Dictionary. Cambridge: Cambridge University Press & Stuttgart: Klett 1997, XIX+ 559 Seiten [Hardback: DM 49,80; Paperback: DM 39,80]. Sowohl der englische als auch der deutsche Verlag behandeln Daniel Jones (dessen English Pronouncing Dictionary 1917 zum ersten Mal erschien) inzwischen wie ein Markenzeichen, das zum unverzichtbaren Teil des Titels geworden ist. Dabei geht der Verlag Klett noch einen Schritt weiter als Cambridge University Press: Er hat das Buch mit einem charakteristischen grünen PONS- Deckel versehen, auf dem zwar darauf hingewiesen wird, daß es sich um eine wichtige Neuauflage handelt, Informationen darüber, um die wievielte Auflage es sich handelt, und die Namen derer, die die Arbeit geleistet haben, findet man aber erst auf dem inneren Titelblatt. Der Deckel des englischen Originals ist für Benutzer, denen die Geschichte des Jones-Aussprachewörterbuchs nicht völlig unbekannt ist, sehr viel aussagekräftiger und gegenüber den für diese Neubearbeitung Verantwortlichen sehr viel fairer: ENGLISH PRONOUNCING DICTIONARY. Daniel Jones. 15th edition. This major new edition edited by Peter Roach & James Hartman. Denn es handelt sich um eine durchgreifende Neubearbeitung dieses bekannten Standardwerks. Sie wurde erforderlich nicht nur, weil dies aus zeitlichen Gründen geboten war: Die von A. C.Gimson besorgte 14. Neubearbeitung [EPD 14] erschien 1977 und dann noch einmal 1988 in der von Susan Ramsaran revidierten Fassung mit einem Supplement fehlender Wörter. Inzwischen hat sich der Wortschatz so dramatisch verändert, daß es mit einem Supplement nicht mehr getan gewesen wäre. Aber dies ist nicht der einzige Grund. Wichtiger dürfte sein, daß EPD 14 seit 1990 einen sehr ernst zu nehmenden Konkurrenten hatte: J. C. Wells' Longman Pronunciation Dictionary [LPD], das sich durch eine ganze Reihe von Merkmalen von EPD 14 unterschied; u.a. gab es sowohl britische als auch amerikanische Aussprachen an .. Aus der Sicht eines fremdsprachendidaktisch Engagierten und mit Blick auf professionell mit der Anglistik befaßte Benutzer ergeben sich für diese Rezension also zwei Hauptaufgaben: 1. die Darstellung der Unterschiede zwischen EPD 14 und dem neuen EPD 15 und 2. ein Vergleich zwischen EPD 15 und dem LPD von J. C. Wells. 1. Welche Neuerungen bringt EPD 15 gegenüber EPD 14? (a) Die Zahl der Einträge ist um ca. 18 000 auf über 80 000 erweitert worden. Dennoch ist das Werkjetzt dreispaltig gedrucktgut handhabbar und klar leserlich geblieben. Viel neu entstandener Wortschatz wurde aufgenommen, und zahlreiche alte Lücken wurden geschlossen. Besonders begrüßenswert ist die hohe Zahl der nun aufgenommenen Orts- und Familiennamen: wer EPD 15 benutzt, wird erheblich seltener auf G. E. Pointon's BBC Pronouncing Dictionary of British Names (Oxford 2 1990) ausweichen müssen als bisher. Insgesamt sind die Einträge mit großer Sorgfalt erstellt worden und geben Alternativen sowie ihre Vorkommensbedingungen im Einzelfall an, z.B. "Boz boz @ba: z I Note: This pen-name of Charles Dickens was originally pronounced / bauz @ bouz/ , but this pronunciation is not often heard now" oder "Leigh surname: li: place name: li: , lar I Note: The places in Essex and Greater Manchester are / li: / ; those FLuL 27 (1998)