Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
281
Gnutzmann Küster Schramm„Telos Language Partner“: Sprachenlernen mit Multimedia
121
1999
Kurt Kohn
Petra Hoffstaedter
flul2810145
Kurt Kahn, Petra Hoffstaedter „Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia Abstract. Telos Language Partner is a template-based multimedia software that supports prototypical learning activities from video, dialogue and text practice to lexical and grammatical explanations and exercises, cultural notes and lexical look-up. Intuitive editing functions facilitate the time/ cost-effective production and customisation of multimedia language learning contents. This enables tutors to create customised learning packages that meet the specific needs of their target learner groups. Learners use the editing mode for creating their own multimedia dialogues and exercises in connection with explorative learning activities. The software is currently used to produce "open" multimedia language learning resources for a variety of courses in different educational environments university, school, adult education and corporate training. 1. Neue Wege In wichtigen Sprachausbildungsbereichen unserer Gesellschaft - Schule, Hochschule, Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung stehen einer wachsenden Nachfrage nur unzureichende personelle Ausbildungsressourcen gegenüber. Es läßt sich nüchtern festhalten, daß die Nachfrage durch konservative Lehrangebote allein nicht mehr hinreichend gedeckt werden kann. Ist es schon bei den „großen" Sprachen der internationalen Kommunikation problematisch, die erforderlichen Lehr-/ Lernressourcen aufzubringen, so ist die Situation bei „kleineren" und seltener unterrichteten Sprachen nahezu hoffnungslos. In einer Zeit, die zudem durch Mittelkürzungen ohne Minderung der Anforderungen geprägt ist, spitzt die Lage sich derart zu, daß die Sprachausbildung in weiten Bereichen ernsthaft gefährdet ist. Angesichts der sich dramatisch verstärkenden Diskrepanz zwischen schwindenden Lehrkapazitäten und wachsender Nachfrage ist es von strategischer Bedeutung, daß die neuen Multimediatechnologien und-inhalte ein innovatives Wirkungs- und Reformpotential für unterschiedliche Ausprägungen selbstständigen Lernens aufweisen. Neue Wege des Lernens können erschlossen werden, die den traditionellen Unterricht, Selbstlernaktivitäten und TeleTutoring in einem gesamtdidaktischen Konzept miteinander verbinden. Die multi- und telemediale Stärkung des selbstständigen Sprachenlernens ist zunächst eine technologisch-didaktische Maßnahme, die dazu beitragen kann, die negativen Auswirkungen fehlender oder unzureichender (finanzieller und personeller) Ressourcen aufzufangen. Wesentlich entscheidender aber ist, daß Formen des selbstständigen Lernens nicht allein einen „Ausweg" aus einer mißlichen Lage darstellen, sondern vielmehr einen „Weg" weisen, der an den Kern des Problems heranführt und damit an den Kern der Lösung: Lernen ist in letzter Konsequenz eben „Selbstlernen", und Lehren ist in dem Maßeerfolgreich, in dem es Selbstlernen ermöglicht und fördert. lFLlllliL 28 (1999) 146 Kurt Kahn, Petra Hojfstaedter Nun sind angesichts der komplexen und anspruchsvollen Lernziele der mündlichen und schriftlichen Kommunikation die Selbstlernmöglichkeiten von Sprachlernern doch eher eingeschränkt; und auch Sprachlehrer haben für die Schaffung valider Selbstlernbedingungen nur unzureichenden Spielraum. Man darf wohl sagen, daß der Bereich des Sprachenlernens sich traditionell im Unterschied zu anderen Lehr-/ Lernbereichen einer Selbstorganisation eher verschließt. Dies kann sich mit der Nutzung von Multimedia- und Telematiktechnologien grundlegend ändern. Ein ·wesentlicher „Mehr"-Wert der neuen Technologien ist genau darin zu sehen, daß sie helfen insbesondere solche Formen des Lernens zu unterstützen (und auch erst zu begründen), in denen sich „gutes", d.h. selbstständiges Lernen entfalten kann. Darin liegt ihre besondere Bedeutung für das Sprachenlernen (vgl. Kohn 1995, Levy 1997, Rüschoff/ Wolff 1999). Eine wichtige Forderung, die durch multimediale Technologien und Inhalte nachhaltig gestärkt wird, ist die nach Authentizität sowohl der Sprachlernaktivitäten als auch der Sprachlerninhalte. Drei Aspekte sind in diesem Zusammenhang wichtig: a) In einer interaktiven multimedialen Lernumgebung können sprachliche Fertigkeiten wie Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben maximal unterstützt und zudem in relevante Übungssituationen etwa simulierte Gesprächsszenen eingebettet werden. Dadurch wird es möglich, auch für den Selbstlernmodus kommunikationsnahe Lerneraktivitäten zu erschließen. b) Auf der Basis multimedialer Lernmaterialien - Ton, Text, Bild, Video kann Sprachenlernen optimal mit kulturellem oder fachlichem Lernen verbunden werden. Dadurch werden Synergien für realistische Sprachaktivitäten im Sinne eines explorierenden Lernens frei, die mit traditionellen Mitteln nicht so leicht erreichbar sind. c) Eine telematische Infrastruktur mit Multimedia-LAN, Internet/ Web-Service und Videokonferenz eröffnet neben den vielfältigen Möglichkeiten der kooperativen Nutzung gemeinsamer Ressourcen und des TeleTutoring auch neue Wege der Kommunikation zwischen Lernergruppen, die sich für authentische Interaktionen (z.B. Tandem-Lernen) sowie für vielfältige sprachlernrelevante Simulationsaufgaben nutzen lassen. Wenn man sich allerdings genauer ansieht, wie das verfügbare Multimedia-Potential derzeit genutzt und umgesetzt wird, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Eine Analyse der gegenwärtigen Entwicklungen im Multimedia-Sprachlernbereich läßt deutlich werden, daß Marktentwicklung und didaktische Reform enttäuschend weit hinter den anfänglich hoffnungsvollen Erwartungen - und den prinzipiellen Möglichkeiten zurückbleiben. Ein unzureichend geschärftes Bewußtsein, schwache technologische Infrastrukturen und dürftige finanzielle Ressourcen spielen hier eine ernstzunehmende Rolle. Haupthinderungsgrund ist allerdings die mangelnde Verfügbarkeit multimedialer Sprachlernmaterialien für eine didaktische Weiterbearbeitung und Anpassung durch den Lehrer. Im Vergleich mit traditionellen Print-, Audio- und Video-Lernmaterialien besteht eine Schwäche derzeit verfügbarer Multimedia-Materialien in ihrer Abgeschlossenheit gegenüber Eingriffen von außen. CD-ROM-Sprachlernmaterialien lassen nur wenig Raum für die didaktische Anpassung und Einbettung. Lehrer sehen sich allzu leicht auf die kaum attraktive Rolle eines multimedialen „DJs" reduziert. lFIL1JilL 28 (1999) „Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 147 Dabei war die Weiterbearbeitbarkeit von Materialien schon hnmer eine der Grundbedingungen für erfolgreiches Lehren. So wählen Lehrer im Rahmen ihrer traditionellen Arbeitsweise ihre Lehr- und Lernmaterialien aus publizierten Ressourcen (z.B. Lehrbücher oder Audio- und Videokassetten), sie adaptieren Zeitungsausschnitte, verwenden Auszüge aus Radio- und Fernsehsendungen und integrieren auch selbstgefertigte Übungen. Gute Lehrer fungieren in diesem Sinne als „Schnittstelle" zwischen verfügbaren Lernressourcen und den Bedürfnissen ihrer Lerner. Auch in einer multimedialen Lernumgebung ist es für Lehrer unabdingbar, daß sie in die Lage versetzt werden, diese vitale Schnittstellenfunktion auszufüllen. Sie müssen Zugang zu multimedialen Lernmaterialien haben, die füreinander sowie fürneue Materialien „offen" sind hinsichtlich Kopieren, Einfügen, Ändern, Hinzufügen und „Umpacken" und die so eine flexible didaktische Anpassung und Einbettung erlauben. Die Verfügbarkeit einer „kritischen Masse" bearbeitbarer multimedialer Sprachlernmaterialien ist aus der Lehrerperspektive eine Forderung, der im Rahmen einer multimedialen Reform und Reorganisation des Sprachenlernens eine ganz entscheidende strategische Bedeutung zukommt. Gestützt wird diese Forderung nach bearbeitbaren multimedialen Sprachlernmaterialien auch durch konstruktivistische Lerntheorien, in denen Prozesse des aktiven und selbstorganisierten Wissenserwerbs im Vordergrund stehen (vgl. Wolff 1994). In einschlägigen Unterrichtsmodellen und empirischen Untersuchungen werden hier insbesondere die vielfältigen didaktischen Nutzungsmöglichkeiten etwa von Textverarbeitungs-, Präsentations- oder Datenbankprogrammen sowie das ständig wachsende Ressourcen- und Kommunikationspotential des Internet hervorgehoben (vgl. Borgmann 1997, Donath 1997, Jung/ Vanderplank 1994, Little/ Brammerts 1996, Rüschoff/ Wolff 1999). Es liegt auf der Hand, daß Lerner in diesem Rahmen auch in der Lage sein sollten in Vorbereitung, Nachbereitung, Begleitung oder Vertiefung von Unterrichtsaktivitäten selbstständig multimedial zu arbeiten. Dies schließt nicht nur die Nutzung vorgefertigter, sondern auch die Erstellung und Veränderung neuer, eigener Materialien ein. So lassen sich beispielsweise ausgehend vom Unterricht Aufgaben denken, in denen Lerner zu bestimmten kommunikativen Situationen die relevanten Funktionen und Redemittel (Grammatik, Lexik) herausarbeiten und multimedial in Erläuterungen und Übungen umsetzen. Derartige Arbeiten können auch von authentischen Situationen und Materialien ausgehen, die etwa aus dem Fernsehen, dem Radio oder dem Internet aufgezeichnet wurden. Gerade in schulischen und universitären Sprachlernkontexten, in denen der Analyse und Reflexion kommunikativer Kompetenzen eine wichtige Rolle zukommt, dürften multimedial gestützte Aktivitäten des explorierenden Lernens von besonderer Bedeutung sein. Vor diesem Hintergrund erhält die in der Forschungs- und Praxisliteratur kontrovers diskutierte Frage nach der Autorenrolle der Lehrenden einen neuen Stellenwert. Joseph Rezeau (1998) bringt die gegensätzlichen Standpunkte und Haltungen auf den Punkt: "The current trend in CALL software seems tobe for multimedia, CD-ROM based commerciallyproduced software, which is mostly non-authorable. The many CALL practitioners will view this trend as a backward move. Finally, even the new authoring tools, all incorporating new multimedia facilities, are viewed suspiciously by those who consider them as too complicated and demanding on the 'ordinary' classroom teacher [...] The debate remains open." lFL1! 1lL 28 ( 1999) 148 Kurt Kohn, Petra Hoffstaedter Die Debatte mag in der Tat offen bleiben; sie darf es nicht. Es geht hier nicht um die viel zitierte Auseinandersetzung zwischen cottage industry und industrial engineering. Es geht vielmehr schlicht darum, ob Lehrende auch in einer multimedialen Sprachlernumgebung künftig in der Lage sein werden, ihrer Lehrfunktion ohne Einschränkungen nachzukommen. Es wird viel von der Autonomie der Lernenden gesprochen. Dabei wird leicht übersehen, daß es auch eine Autonomie der Lehrenden gibt: Für Lehrende ist es notwendig und unabdingbar, einen Au_torenzugang zu Multimediamaterialien zu haben. Es bleibt allein die Frage, wie dieses sichergestellt werden kann. Telos Language Partner 1 ist eine Sprachlernsoftware, die die hier aus Lehrer- und Lernerperspektive skizzierten Anforderungen an multimediales Arbeiten aufnimmt und umsetzt. Sie unterstützt relevante Sprachlernaktivitäten und ermöglicht zudem mittels programmierfreier Bearbeitungsfunktionen die Erstellung (authoring) und weitere didaktische Anpassung (customisation) multimedialer Lernmaterialien. Kernstück von Telos Language Partner ist eine Kollektion multimedialer Lernmaterial- Schablonen, die an die Anforderungen des selbstständigen Sprachenlernens unterschiedlicher kommunikativer, lexikalischer und grammatischer Prägung angepaßt sind. Diese Schablonen sind jeweils in einem Lernmodus oder in einem Bearbeitungsmodus zugänglich; sie bilden so eine multimediale „Drehscheibe" für komplementäre Lehrer- und Lerneraktivitäten. Der Lernmodus dient dem selbstständigen Lernen vorzugsweise in Verbindung mit Unterricht und/ oder TeleTeaching. Besonders einschlägig sind hier natürlich Übungen mit kommunikativer Orientierung auf der Basis von Videoclips, Dialogen und Texten, da für sie der multimediale Mehrwert gegenüber traditionellen Lernaktivitäten am höchsten ist. Im Bearbeitungsmodus können Lehrer für beliebige Sprachen 2 und unter Verwendung existierender oder eigener Materialien maßgeschneiderte Sprachlernpakete erstellen. Sie können ihren Lernern auf diese Weise bedarfsgerechte, auf den jeweiligen Unterricht abgestimmte Lernaktivitäten ermöglichen. Der Bearbeitungsmodus wird auch von Lernern genutzt, etwa um eine Sammlung persönlicher Übungsmaterialien anzulegen oder um kommunikative Situationen und Materialien grammatisch oder lexikalisch im Rahmen eines konstruktivistischen Lernansatzes zu explorieren. Es ist grundsätzlich möglich, Telos Language Partner mit Sprachanalyse- oder Sprachsynthese-Werkzeugen (z.B. Grammatikparser oder Speech recognition) zu verbinden. Die Anwendung enthält selbst allerdings keinerlei „Sprachintelligenz", die eine automatische Diagnose und Kontrolle ermöglichen würde. Sie ist vielmehr so angelegt, daß die Selbstevaluation, d. h. der Vergleich der eigenen mündlichen oder schriftlichen Produktionen mit einem Modell möglichst leicht gemacht wird. Dies wird keineswegs ·als Behelf gesehen, sondern vielmehr als angemessene Unterstützung aktiver und autonomer Lernprozesse. Darüber hinaus können Lerner ihre Produktionen auch speichern und per Diskette oder Telos Language Partner(Systemvoraussetzungen: Pentium PC mit CD-ROM und Soundkarte; Windows 3.11, 95, NT) wurde im Rahmen der EU-Förderprojekte „Eloquent" (Lingua) und „Telos" (TAP) entwickelt und didaktisch erprobt. Informationen zu Telos Language Partner werden unter http: / / www.linguashop.de laufend aktualisiert. Derzeit werden Sprachen mit lateinischer Schrift unterstützt. FlLlUIL 28 (1999) „Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 149 LAN/ Internetserver in eine lehrerbegleitete Feedbackschleife einbinden. Überhaupt ist die Einbettung der multimedial unterstützten Lernaktivitäten in einen didaktischen Gesamtzusammenhang von ganz entscheidender Bedeutung. 2. Sprachlernfunktionen Der Lernmodus ·von Telos Language Partner unterstützt das übende Lernen mit allen Materialien, Übungen und Aufgaben, die in dem jeweiligen TLP-Lernpaket enthalten sind. Je nach den verwendeten Multimedia-Schablonen können hierzu video-, dialog- und textbezogene Verstehens- und Produktionsaufgaben ebenso gehören wie grammatische, lexikalische und landeskundliche Erläuterungen und Übungen. Im Folgenden werden die in Telos Language Partner verfügbaren Schablonen hinsichtlich ihrer wichtigsten Sprachlernfunktionen beschrieben. Je nach didaktischer Präferenz werden nicht alle diese Funktionen in einer konkreten Anwendung auch genutzt. Eine Videoschablone ermöglicht das Abspielen von Videoclips mit oder ohne Transkript. Bei eingeblendetem Transkript zeigt eine· fortlaufende Markierung die jeweilige Position des Videos an. Die markierten Passagen können auch gesprochen und aufgezeichnet werden. Zur Überprüfung wird die eigene Aussprache mit dem vorgegebenen Modell verglichen. Abb. 1: Videoschablone Dialogschablonen sind mit Sprecherportraits (für zwei Rollen) oder mit Situationsbildern und Sprechblasen (für bis zu 5 Rollen) verfügbar. Sie unterstützen vielfältige Dialogübungen mit ein- oder ausgeblendetem Transkript in einer flexiblen Kombination von Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. lFlLllllL 28 (1999) 150 Kurt Kohn, Petra Hoffstaedter Der Dialog kann fortlaufend oder in Teilen angehört werden. Bei ausgeblendetem Dialogtranskript ergibt sich in der Verbindung von Hören und Schreiben eine Diktatsituation. Die Überprüfung des Geschriebenen erfolgt durch Vergleich mit der Transkriptvorgabe, die oberhalb des Dialogfeldes separat sichtbar gemacht werden kann. Abb. 2: Dialogübung mit Situationsbild Die einzelnen Sprecherteile des Dialogs können mit oder ohne Transkriptunterstützung (nach)gesprochen und aufgezeichnet werden. Die Korrektheit der eigenen Aussprache wird vom Lerner selbstständig über einen Vergleich mit der Modellvorgabe geprüft. Es ist auch möglich, eine der Sprecherrollen zu übernehmen. Bei gleichzeitiger Löschung des Sprechertranskripts ergibt sich für das Rollenspiel ein offenerer Handlungsraum. In den Textschablonen ergeben sich durch die Verbindung von Text, Ton und Bild vielfältige rezeptive Textübungen. So kann ein Text (in optionaler Verbindung mit einem Bild) nicht nur gelesen, sondern zugleich auch angehört und nachgesprochen werden. Eine synchron zum Ton fortlaufende Markierung gibt dem Lerner die nötige Orientierung. lFLllllL 28 (] 999) „Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 151 Abb. 3: Textverstehensübung Die Verbindung von Text-, Ton- und Bildvorgaben mit eigenen schriftlichen oder mündlichen Produktionsleistungen ermöglicht mündliche und schriftliche Produktionsübungen unterschiedlicher Art: z.B. Schreiben von Briefen und Berichten, Übersetzen, Beantworten von Fragen, Bildbeschreibungen und Präsentationen. Abb. 4: Übersetzungsübung RllllL 28 (1999) 152 Kurt Kohn, Petra Hoffstaedter Abb. 5: Frage/ Antwort-Übung Erläuterungsschablonen kombinieren Text-, Bild- und Toninformationen; sie werden für lexikalische, grammatische, pragmatische oder landeskundliche Erläuterungen genutzt. Das Wörterbuch ist auch hier zugänglich und bietet die zusätzliche Möglichkeit terminologischer Bedeutungserklärungen. Dies ist insbesondere bei grammatischen Termini von Bedeutung. Abb. 6: Grammatische Erläuterung Die Lückenschablone läßt sich sehr vielseitig für eine ganze Reihe von Übungen einsetzen. Dazu gehören zum einen die klassischen Lücken- und Cloze-Übungen, bei denen es darum geht, in Sätzen oder Texten fehlende Wörter einzusetzen. Je nach Art der einzusetzenden Wörter ergeben sich dabei unterschiedliche Übungsinhalte: z.B. Grammatik, Lexikon, FILm. 28 (1999) „ Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 153 Leseverstehen. Wenn der Satz oder Text zudem noch gesprochen ist, lassen sich mittels Lücken gezielte Hörverstehensübungen realisieren. Lösungen können oberhalb der jeweiligen Lücke angezeigt werden, so dass ein direkter Vergleich leicht möglich ist. Der Vergleich kann auch automatisch sowie mit Anzeige der erreichten Punktzahl durchgeführt werden. Abb. 7: Lückenübung „Lückenfähig" sind Wortteile und Wörter sowie Phrasen und Sätze bis zur Länge einer Zeile. Damit ergibt sich ein weites Spektrum unterschiedlicher Übungsformen von eigentlichen Lücken- und Cloze-Übungen bis hin zu Umformulierungsübungen oder die Bildung von Sätzen aus einzelnen Konstituenten. Einzel2ii: umef • Bad • kostet • was ~ das • mit • ein __________________? Ihr• Name• wie• ist __________ ? weit • ist • wie • es • Innenstadt zur --'---------------? Abb. 8: Satzbildungsübung mit Lückenschablone lFlLirnL 28 (1999) 154 Kurt Kohn, Petra Hoffstaedter DieDrag&Drop-Schablone ermöglicht Lücken- und Cloze-Übungen, wobei die Lösung aus einer vorgegebenen Auswahlliste (evtl. mit Distraktoren) in die Lücke gezogen wird. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn mit dem Schreiben verbundene Schwierigkeiten in den Hintergrund treten sollen. Wie bei der Lückenschablone ist die Möglichkeit einer Tonunterlegung gegeben. Lösungen können zum Selbstvergleich angezeigt werden; es ist auch eine automatische Prüfung möglich. Abb. 9: Drag&Drop-Übung Auch Ja/ Nein-Aufgaben und bestimmte Formen von Multiple-Choice können mit der Lücken- oder der Drag&Drop-Schablone realisiert werden. Bei allen Video-, Dialog- und Textübungen ist die Möglichkeit gegeben, die fremdsprachliche Verstehenserschließung durch eine Übersetzung zu sichern. Diese kann für einzelne Videotranskript-, Dialog- oder Textpassagen aufgerufen und oberhalb des Video-, Dialog- oder Textfeldes sichtbar gemacht werden. lFLd 28 (1999) „Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 155 Abb. 10: Videoübung mit Übersetzung und Wörterbuch Per Doppelklick auf einzelne Wörter kann zudem ein internes Wörterbuch konsultiert werden. Dieses enthält in der Regel einfache zweisprachige Informationen zur Bedeutung und Verwendung des betreffenden Wortes und soll ein externes (CD-ROM-)Wörterbuch nicht ersetzen. 3. Bearbeitung und Erstellung Die mit Telos Language Partner erstellten Sprachlernmaterialien sind in Lernpaketen organisiert und als solche abgespeichert. Über ein automatisch aktualisiertes Inhaltsverzeichnis sind die verschiedenen Teile eines Lernpakets einsehbar und erreichbar. Lernpakete sind grundsätzlich offen für Veränderungen und Erweiterungen und können so den aktuellen Bedürfnissen der jeweiligen Lerner(gruppe) didaktisch angepaßt werden. Je nach Bedarf und Vertretbarkeit des inhaltlichen Aufwandes können diese Arbeiten von kleineren Korrekturen und Ergänzungen bis hin zur Erstellung neuer Materialien reichen. Die Bearbeitung und Erstellung von Lernpakten wird im Bearbeitungsmodus von Telos Language Partner durchgeführt. Es ist natürlich auch möglich, für ein Lernpaket den Zugang zum Bearbeitungsmodus durch eine Passwortsicherung zu verschließen. Änderungen können dann nicht vorgenommen werden. Im Bearbeitungsmodus, der über die Menüleiste erreicht wird, verändert sich die Benutzeroberfläche gegenüber dem Lernmodus nur geringfügig; bis auf einige zusätzliche Bedienungselemente bleibt für den Benutzer die Ansicht gleich. Hierdurch ergibt sich eine ganz entscheidende Vereinfachung der Bedienung: Die Bearbeitung multimedialer Lernmaterialien ist ebenso wie ihre Nutzung in Übungen ohne weitere Spezialkenntnisse zugänglich. 3 Dies gilt immer unter der Voraussetzung, daß digitalisierte Basismaterialien (z.B. Videoclips oder Bild- und Tondateien) vorliegen oder hergestellt werden können. IFLIIIL 28 (1999) 156 Kurt Kohn, Petra Hojfstaedter Lernmodus und Bearbeitungsmodus sind in Telos Language Partner also als zwei Seiten ein und derselben Medaille konzipiert. Damit wird dem Rechnung getragen, daß der Übergang von reinen Übungsaktivitäten im Lernmodus zur Erstellung von Materialien im Bearbeitungsmodus im Rahmen explorierender Lernaktivitäten oder als Teil einer tutoriellen Betreuung fließend ist. In einem umfassenderen Modell des multimediagestützten Sprachenlernens sollte die Verwendung multimedialer Lernmaterialien von ihrer Erstellung und Bearbeitung nicht getrennt werden. 4 Der wesentliche Unterschied zwischen Lernmodus und Bearbeitungsmodus besteht darin, daß im Bearbeitungsmodus die in einem Lernpaket verwendeten Multimediaschablonen gewissermaßen „entsperrt" sind. Das heißt, sämtliche Text-, Bild-, Ton- und Videomaterialien können durch direkte Eingabe in die jeweilige Schablone weiter bearbeitet werden. Im Falle einer vorgegebenen Dialogübung kann im Bearbeitungsmodus beispielsweise ein anderes Bild geladen, der Dialogtext abgeändert und neu gesprochen sowie eine Übersetzung eingegeben werden. Die Tonaufnahme erfolgt entweder direkt über das Mikrophon oder durch Einbindung einer Tondatei (wav-File). Es ist auch möglich, eine leere Dialogschablone aufzurufen, um eine eigene Dialogvariante mit selbst gewählten Redemitteln zu erstellen. Abb. 11: Dialogübung im Bearbeitungsmodus Diese Möglichkeit der Veränderung vorgegebener und der Erstellung neuer Materialien gilt grundsätzlich für alle in Telos Language Partner verfügbaren Schablonen. 4 Zur Besprechung anderer Autorenkonzepte vgl. Rüschoff/ Wolff ( 1999). IFlLlllL 28 (1999) „ Telos LanguagePartner": Sprachenlemen mit Multimedia 157 Bei der Bearbeitung und Erstellung von Lernmaterialien ist es zudem auch möglich, eine für die Unterscheidung zwischen Übungs-und Testmaterialien wichtige Differenzierung vorzunehmen. Übungs~ und Testmaterialien unterscheiden sich ja eigentlich weniger im Inhaltlichen oder in der Aufgabenform. Der wesentliche Unterschied besteht vielmehr im Verwendungszweck und in der sich daraus ergebenden Konsequenz für den Umgang mit Lösungen: Beim Üben können die Lerner auf die gegebenen Lösungen zugreifen und diese mit den eigenen vergleichen; beim Testen ist ein Zugriff auf Lösungen nicht möglich. Lernmaterialien sind daher in der Regel sowohl für Übungs~ als auch für Testverwendungen geeignet und sollten dementsprechend,flexibel einsetzbar sein. In Telos Language Partner wird dieser Forderung dadurch Rechnung getragen, daß.die meisten der verfügbaren Lernmaterialschablonen für Übungsaufgaben(mit Lösungszugang) und für Testaufgaben (ohne Lösungszugang) genutzt werden können. Ob im Lernmodus Lösungen zugänglich sind oder nicht, kann im Bearbeitungsmodus individuell für einzelne Aufgaben oder übergreifend für ein gesamtes Lernpaket eingestellt werden. Durch entsprechende Aktivierung oder Deaktivierung der Option „Testformat"ist es möglich, reine Test- oder Übungspakete zu erstellen sowie gemischte Pakete, in denen Übungs- und Testaufgaben miteinander didaktisch kombiniert werden. In der Lückenschablone beispielsweise werden im Bearbeiiungsmodus einfache Markierungs- und Klickoperationen benutzt, um Lücken aufzuheben oder neue Lücken anzulegen. Der in eine Lücke verwandelte Text-, Satz- oder Wortteil wird im Hintergrund gespeichert und kann im Lernmodus als Lösllng aufgerufen werden. 5 Wird das Testformat gewählt, so bleibt diese Lösung im Lernmaterial vorhanden; sie ist im Lernmodus aber nicht zugänglich. Auf diese Weise kann ein und dasselbe Lernmaterial je nach Bedarf für Übungs- oder Testzwecke genutzt werden. Abb.12: Lückenschablone im Bearbeitungsmodus Lösungsaltemativen lassen sich (noch) nicht eingeben. lFLlllL 28 ( 1999) 158 Kurt Kahn, Petra Hojfstaedter Die Erstellung neuer Lernpakete wird durch eine im Bearbeitungsmodus verfügbare Importfunktion erleichtert. Diese ermöglicht es, einzelne Materialien (z.B. Dialoge oder grammatische Erläuterungen) aus bereits bestehenden Paketen auszuwählen und in das aktuell bearbeitete Paket zu kopieren. Es ist dabei unerheblich, ob sich das Quellpaket auf der eigenen Festplatte oder auf einem externen Speichermedium (beispielsweise einer Diskette oder CD-ROM) befindet. Wichtig ist nur, daß der Bearbeitungsmodus auch für das Quellpaket zugänglich und nicht durch eine Passwortsicherung gesperrt ist. Mittels textbasierter Hyperlink-Marken ist es schließlich möglich, Navigationspfade anzulegen. Hyperlinks können innerhalb eines Lernpakets gesetzt werden, beispielsweise zwischen kommunikativen Videoübungen und landeskundlichen Erläuterungen oder zwischen Textübungen und sprachlichen Erläuterungen und Testaufgaben. Hyperlinks können aber auch Lernmaterialien aus verschiedenen Paketen miteinander verbinden, beispielsweise einen Dialog aus einem Dialogpaket mit grammatischen Erläuterungen und Übungen aus einer separat verfügbaren pädagogischen Grammatik. Zudem besteht die Möglichkeit, interne Wörterbücher zu erstellen (z.B. Englisch/ Deutsch für Anfänger), die dann an einzelne Lernpakete angebunden werden. 4. Von Sprachlernressourcen zu maßgeschneiderten Kursen In Fortführung des Telos-Projekts 6 wird Telos Language Partner derzeit in unterschiedlichen Anwendungsbereichen - Universität, Volkshochschule, betriebliche Weiterbildung für die Erstellung multimedialer Selbstlernmaterialien eingesetzt. Im Vordergrund stehen dabei didaktische Szenarien, die den Unterricht mit betreuten Selbstlernphasen verbinden. Zum Zwecke der Auffrischung lassen sich die Materialien aber auch unabhängig von Unterrichtsmaßnahmen einsetzen. So werden am Englischen Seminar der Universität Tübingen die im Sommersemester 1998 eingerichteten Semesterkurse „Business English" und „Grammar and Usage" für Lerner der fortgeschrittenen Mittelstufe angeboten. In beiden Kursen trifft sich die Unterrichtsgruppe mit der Lehrperson in einem 14tägigen Rhythmus. Zwischen den Sitzungen finden im Multimedia-LAN Selbstlernaktivitäten statt, die im Unterricht vor- und nachbereitet werden. Die Lerner legen ihre eigenen Produktionen auf dem LAN-Server ab. Dort können sie vom Tutor oder, im Falle kooperativer Lernverbünde, auch von anderen Lernern eingesehen werden. Zur Unterstützung der Kurse werden den Lernern für ihre Selbstlernaktivitäten unterschiedliche TLP-Materialien über den LAN-Server zur Verfügung gestellt. Im Kurs „Business English" sind dies in erster Linie kommunikative Materialien zur Geschäftskommunikation: Dialogsituationen, Korrespondenz, Berichte und Produktbeschreibungen. Im Kurs „Grammar and Usage" steht eine multimediale Kerngrammatik des Englischen für freie Übungen und wöchentliche Aufgabenblöcke zur Verfügung. Einen zusätzlichen Schwerpunkt bilden explorative Lernaktivitäten, bei denen es in erster Linie darum geht, Texte, 6 Zu weiteren Informationen zum EU-Förderprojekt „Telos" vgl. www.uni-tuebingen.de/ telos. lFLllL 28 (1999) „Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 159 Dialoge oder Videoclips im Bearbeitungsmodus von Telos Language Partner grammatisch aufzubereiten. An der Volkshochschule Reutlingen wird ein ähnliches Konzept verfolgt. Hier verwendet eine Gruppe von Lektoren Telos Language Partner, um multimediale Lernmaterialien für französische, englische, italienische und spanische Anfängerkurse zu erarbeiten. Im Mittelpunkt stehen touristische Alltagssituationen mit grammatischen Erläuterungen und Übungen. Die Materialien sind auf CD-ROM oder im Internet verfügbar. Sie begleiten einen regulären Kurs oder werden kursunabhängig zur Auffrischung eingesetzt. Die Lerner arbeiten mit den Multimediamaterialien entweder im VHS-LAN oder zu Hause an ihrem eigenen PC. Das an der Universität Tübingen angesiedelte Steinbeis-Transferzentrum „Sprachtraining und Kommunikation" 7 entwickelt ein Internet-Selbstlernangebot für „Business-English". Das Material wird vorzugsweise in Verbindung mit Kursen „vor Ort" oder in Internet- Kursen mit tele-tutorieller Betreuung genutzt. Zielgruppe sind Lerner der unteren Mittelstufe. Inhaltlich geht es insbesondere um Telefonsituationen, Geschäftstreffen und Präsentationen. Für die Durchführung werden online- und offline-Phasen miteinander kombiniert. Das Lernmaterial wird in Modulen online auf dem Steinbeis-Server bereit gehalten und von den Lernern auf den eigenen PC heruntergeladen. Es steht dann offline für Lernaktivitäten zur Verfügung. Die Übungs- und Testresultate der Lerner werden für die Begutachtung durch den Tutor wiederum auf dem Server abgelegt. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, daß die multimediale Stärke des Lernangebots trotz der Kapazitäts- und Interaktionsbeschränkungen des online-Lernens doch voll ausgeschöpft werden kann. Zusätzlich zu diesen kursorientierten Angeboten werden an dem Steinbeis-Transferzentrum mit Telos Language Partner kontinuierlich multimediale Sprachlernmaterialien erstellt, die vornehmlich als Ressourcen für die weiterführende didaktische Bearbeitung gedacht sind. Verfügbar oder in Arbeit sind drei Materialkategorien: Dialogsituationen, Sachvideos und kulturelle Miniaturen. Die Dialogsituationen behandeln Themenbereiche der alltäglichen Kommunikation, z.B. Reise und Hotel, Bekanntschaften und Freunde, Restaurant, Besorgungen, Theater, Arzt. Insgesamt liegen rund 80 Dialogmodule jeweils für Englisch, Französisch und Deutsch vor. Jedes Modul besteht aus einem Dialog, einer Übersetzung und einer Lückenvariante. Für die Sprachpaare Deutsch/ Englisch, Englisch/ Deutsch und Französisch/ Deutsch stehen zudem interne zweisprachige Wörterbücher zur Verfügung. Die Sachvideos basieren auf authentischen deutsch-französischen Videoclips aus dem "Archimedes"-Magazin des Fernsehsenders ARTE. Telos-SprachLernExtensionen ermöglichen Lernern den betreffenden Videoclip zu sehen, zu hören und nachzusprechen sowie mit Unterstützung von Transkript, Übersetzung und internem Wörterbuch sprachlich zu erschließen. Zu dem Video können sie auch Verstehensaufgaben sowie mündliche und schriftliche Produktionsaufgaben bearbeiten. ferner haben sie über das Transkript per Informationen zu den Sprachlernmaterialien des STZ "Sprachtraining und Kommunikation" werden unter http: / / www.linguashop.de laufend aktualisiert. IFL1llllL 28 (1999) 160 Kurt Kahn, Petra Hoffstaedter Hyperlinks Navigationszugang zu weiterführenden grammatischen, lexikalischen und fachlich/ kulturellen Erläuterungen und Übungen. Die SprachLernExtensionen werden zunächst für die beiden ursprünglichen Produktionssprachen Deutsch und Französisch erstellt. Da die Videoclips dem Inhalt nach kulturneutral sind, liegen Bearbeitungen für andere Sprachen grundsätzlich nahe. Bei den kulturellen Miniaturen handelt es sich um gesprochene Kurztexte, die ähnlich wie die Sachvideos für unterschiedliche Übungen und Explorationen mit SprachLern- Extensionen versehen sind. Im Vordergrund stehen zunächst literarisch-kulturelle Themen in deutscher Sprache. Diese Ressourcen-Materialien sind so konzipiert, daß einzelne Module im Internet/ Intranet genutzt werden können; Modulsammlungen sind zusätzlich auf CD-ROM erhältlich. Die Materialien werden zum Selbststudium oder in Verbindung mit Unterricht und TeleTeaching eingesetzt. Im Bearbeitungsmodus von Telos Language Partner können Lehrer und Lerner weitere Bearbeitungen und Ergänzungen vornehmen. Grundsätzlich gilt also, daß die mit Telos Language Partner produzierten Lernpakete von Lernern im Lernmodus so eingesetzt werden können, wie sie sind. Da es sich bei diesen Materialien im Bearbeitungsmodus dem multimedialen Typ nach aber auch um „offene", d.h. bearbeitbare und ergänzbare Materialien handelt, ergeben sich weitere, neue Möglichkeiten des didaktischen Einsatzes im Rahmen einer neu erworbenen „multimedialen Autonomie". 5. Multimediale Autonomie Multimediale Sprachlernanwendungen wie Telos Language Partner ermöglichen es Lehrern, die eingangs beklagte Rolle des „DJ" zu überwinden: Sie können vorgegebene Kursmaterialien didaktisch einbetten, indem sie sie durch geeignete Abwandlungen oder Ergänzungen den besonderen Erfordernissen ihres Unterrichts anpassen. Sie können darüber hinaus Ressourcen-Materialien, z.B. einzelne Dialogübungen, kopieren und mit eigenen Varianten sowie weiteren grammatischen, lexikalischen oder kulturellen Erläuterungen und Übungen zu neuen Lernpaketen verbinden. Auch Videoclips können nach eigenen Vorstellungen durch selbstgefertigte sprachliche Erläuterungen und Übungen zu individuellen Lernpaketen erweitert werden. Es ist ihnen so möglich, den Problemen und Lernbedürfnissen ihrer Schüler durch ein maßgeschneidertes Kursangebot individuell und gezielt Rechnung zu tragen. Im Rahmen der Sprachausbildung an Schule und Hochschule dürfte die Nutzung des Bearbeitungsmodus von Telos Language Partner, insbesondere für explorierendes Lernen, von besonderer Relevanz sein. Ausgehend vom Unterricht und eventuell unter Einbeziehung von Internet-Ressourcen ist beispielsweise die selbstständige Erkundung und multimediale Rekonstruktion kommunikativer Alltagssituationen oder etwa die grammatische Weiterbearbeitung vorgegebener kommunikativer Materialien (Videoclips, Texte, Dialoge, usw.) denkbar. Auch für die Erstellung eigener Dialogsammlungen und Phraseologien, an denen Lerner sich ja immer wieder versuchen, läßt sich der Bearbeitungsmodus mit Gewinn nutzen. IFLl\lJL 28 (1999) „ Telos Language Partner": Sprachenlernen mit Multimedia 161 Für Verlage schließlich könnte die lehrwerksbegleitende oder lehrwerksunabhängige Produktion „offener" multimedialer Sprachlernressourcen eine neue und bislang noch unbekannte Herausforderung darstellen. Hier eröffnet sichzumal wenn bereits vorliegende Materialien genutzt werden können die Chance einer ebenso innovativen wie bedarfsgerechten und erfolgsversprechenden Multimedia-Strategie für den immer noch unterentwickelten und nur schwer einschätzbaren Multimedia-Markt. Literatur B0RGMANN, Elmar-Laurent (Hrsg.) (1997): Spr@chenlernen mit neuen Medien. Frankfurt/ M.: VAS. D0NATH, Reinhard (1997): Internet und Englischunterricht. Stuttgart: Klett. JuNG, Heidrun/ VANDERPLANK, Robert (eds.) (1994): Barriers and bridges: media technology in language learning. Frankfurt: Peter Lang. K0HN, Kurt ( 1995): Perspectives on computer assisted language learning. In: Re Call 7 .2, 5-19. LEVY, M. (1997): Computer-assisted language learning: context and conceptualization. Oxford: Clarendon Press. LITTLE, David/ BRAMMERTS, Helmut (eds.) (1996): A guide to language learning in tandem via the Internet. Dublin: Trinity College (CLCS Occasional No. 46). REZEAU, Joseph (1998): "The learner, the teacher, and the machine: golden triangle or Bermuda triangle? " In: TELL and CALL, 1. Quartal, Jänner 1998 (frz. Version in: Les Cahiers de L'APLIUT 17/ 3 [zit. nach der Webversion http: / / uhb.fr/ -rezeauj/ Dublin97.htm]). RüSCH0FF, Bernd/ W0LFF, Dieter (1999): Fremdsprachenlernen in der Wissensgesellschaft. Zum Einsatz der neuen Technologien in Schule und Unterricht. Ismaning: Hueber. W0LFF, Dieter ( 1994): "Der Konstruktivismus: Ein neues Paradigma für die Fremdsprachendidaktik? " In: Die neueren Sprachen 93, 407-429. lFLlllL 28 (1999)