eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 28/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
281 Gnutzmann Küster Schramm

Gabrielle HOGAN-BRUN, Udo. O. H. JUNG (Hrsg.): Media – Multimedia – Omnimedia

121
1999
Gerhard Wazel
Gabrielle HOGAN-BRUN, Udo. O. H. JUNG (Hrsg.): Media – Multimedia – Omnimedia. Frankfurt/M. [etc.]: Lang 1999 (Bayreuth Contributions to Glottodidactics; 7), 221 Seiten [69,-]
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226 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel followed by intonation. I fail to see how this can be done practically, that is, how it is possible to separate segmental from suprasegmental aspects of pronunciation. In individual cases, of course, tutorials based on this or a similar approach and directed at individual articulatory problems can be used fruitfully. But Dretzke says very Iittle about the social forms of teaching which he envisions (he briefly mentions teacher presentations, the use of Ianguage labs (negative), and CALL programs (positive)). For learners the procedure he seems to be suggesting would, in any case, be highly demotivating in addition to being impractical. Part II of the book seems to be a collection of the kind of material the author has used in his teaching. However, he has not lost a single word of explanation on such questions as what the point of the material (lists of individual words, short texts, first names and geographical names) is, what is expected of the teacher and of the students, or why this particular material was chosen. In addition, some of the texts (esp. 2.1.5) are unidiomatic. To come to an end: perhaps symptomatic of the amateurish approach tobe found here are the quotations from Humboldt and Passy on 18 f. Humboldt's words ("Die Lautform ist das eigentliche konstitutive und leitende Prinzip der Sprache") are simply beside the point; and Passy's words ("Peut-on vraiment penetrer Je genie d'une langue, quand on Ja massacre par une prononciation barbare? ") reveal a narrow-mindedness which should not be brought to this subject. All in all the hoped for development of "some enthusiam for phonetics and phonology" (7) is unlikely to come about through the offices of this book. Bielefeld Stephan Gramley Gabrielle H0GAN-BRUN, Udo O.H. JUNG (Hrsg.): Media -Multimedia - Omnimedia. Frankfurt/ M. [etc.]: Lang 1999 (Bayreuth Contributions to Glottodidactics; 7), 221 Seiten [DM 69,-] Die für die aktuelle Diskussion um den Einsatz der modernen Technologien in Bildungswesen, Wirtschaft und im Homebereich interessante, in Englisch geschriebene Publikation vereint ausgewählte Beiträge zweier internationaler Veranstaltungen: des CETaLL- [= Commission on Educational Technology and Language Learning) Symposiums "Educational Technology at the Crossroads" anläßlich des 11.Weltkongresses der AILA (Association Internationale de Linguistique Appliquee) vom 04.-09.08.1996 in Jyväskylä sowie des V.CETaLL-Symposiums "Man and the Media" als Teil des XIX.APLIUT- [= Association des Professeurs de Langues des Instituts Universitaires de Technologie) Kongresses in Nancy vom 05.-07.06.1997. Dem weit gespannten Thema entspricht der Facettenreichtum der Beiträge. Sie befassen sich sowohl mit Grundfragen der Einbeziehung moderner Techniken (vorwiegend im Fremdsprachenunterricht) aus theoretischer und unterrichtspraktischer Sicht als auch mit Voraussetzungen und Folgerungen der Nutzung einzelner interaktiver Medien, vornehmlich CD-ROM, E-Mail und Internet. Zur weiteren intensiven wissenschaftlichen und praktischen Beschäftigung mit dem Gegenstand lädt die am Ende stehende, 4060 Titel umfassende internationale Bibliographie zum computergestützten Sprachlernen von Udo Jung ein, deren Vorzug auch darin besteht, daß der nach Verfassernamen geordneten Liste ein Inhaltsindex folgt. Dieser nach 681 Stichwörtern geordnete Index erleichtert das Finden spezieller Beiträge. Der dynamisierende Titel des Sammelbandes ist bewußt gewählt: Er orientiert Beiträger wie Leser auf die Notwendigkeit, aus der sich immer rascher vollziehenden Entwicklung im technologischen und Softwarebereich die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen, will sagen: Bewährtes und Neues miteinander zu verbinden, die interaktiven Medien sinnvoll und effektiv für das Sprachenlemen zu nutzen; sie in das sprachpädagogische Gesamtkonzept zu integrieren, womit die von den zahlreichen Bedenkenträgern so gern gestellte Alternativfrage (Effizienz des „herkömmlichen" Sprachlernens hie und des CBT da) als inadäquat gekennzeichnet wird. Eine so formulierte, auf Legitimation abgestellte Forderung nach einem Vergleich ist, wie bereits im ersten Beitrag von M. Kenning ("Effective Language Learning and the Media: A Study of Current Theories for the Exploitation of Media Technology") deutlich wird, kaum zu realisieren, da Fiktionen bzw. Bündel von miteinander verknüpften Variablen miteinander zu vergleichen wären. Das erwähnte Postulat hat auch einen verengten Blick, nämlich auf den lehrergeleiteten Unterricht im Klassenzimmer bzw. in Computerzentren und daselbst unter Aufsicht abzuarbeitende Kurse, als Grundlage ergo auf ein Szenario, das zumindest heute und in der nahen Zukunft die Ausnahme, nicht die Regel sein wird. Es lFlL11lllL 28 (1999) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 227 vernachlässigt die Tatsache, daß der Horne- und der Officebereich sowohl hardals auch softwaremäßig besser ausgerüstet sind als die Schule. Gerade dieser Umstand spielt in bisherigen medienpädagogischen Untersuchungen und Konzeptionen eine absolut untergeordnete Rolle. Das lebenslange Lernen wird gern plakativ auf den Schild gehoben, doch entsprechende Schlußfolgerungen vorrangig didaktischer, unterrichtsorganisatorischer Art werden selten gezogen. Viele Lehrerund Ausbildungsbzw. Fortbildungseinrichtungen begründen denn auch ihre fatale Computerabstinenz mit dem Hinweis auf die im öffentlichen Bildungswesen nicht vorhandene und auch in naher Zukunft nicht ausreichend zu erwartende Hard- und Softwareausstattung, vernachlässigen so ihre Beratungspflicht gegenüber Lernern und Eltern und begeben sich eines wichtigen Mittels zur Effektivierung des Lernens. In den meisten der insgesamt 15 Aufsätze des vorliegenden Buches werden die Potenzen der interaktiven Medien hinterfragt. Dies geschieht bei aller Faszination für die neuen Technologien mit dem notwendigen Problembewußtsein und Augenmaß. Die übergreifenden, stärker theoretisch orientierten Beiträge des Kapitels I ("The Overall Picture"), wie der von M. Kenning (s.o.), D. Wolff ("Computers as Cognitive Tools in the Language Classroom") und der auch historisch reflektierende von U. Jung ("Will the Real Ed Tech Please Stand up? ") zielen auf die Praxis; die vorherrschend praxisbasierten des II. ("At the Creating End") und III. Kapitels ("At the User End") ziehen theoretische Schlußfolgerungen oder lassen diesbezügliche Verallgemeinerungen zu. Kapitel II beginnt mit Erfahrungsberichten zu EU-geförderten Pilotprojekten. Dies erscheint im Kontext des Themas besonders wünschenswert; denn die in derlei Projekten gewonnenen Erkenntnisse und produzierten Materialien werden der Allgemeinheit im Widerspruch zu ihrer Relevanz und Qualität zu wenig bekannt gemacht. Sie werden in vergleichsweise kleinen Expertenteams beraten und am Ende entweder aufgrund nicht mehr vorhandener finanzieller Mittel und/ oder unprofessionellen Marketings im Gegensatz zu professionell hergestellter, häufig konzeptionell schwacher Software selten weltweit verbreitet. Die Europäische Kommission hat das inzwischen erkannt und führt spezielle Workshops zum Marketing bzw. zur Verbreitung theoretischer Erkenntnisse und Lernmaterialien durch, die im Rahmen von EU-geförderten Pilotprojekten erarbeitet wurden, und sie schreibt schließlich sogar Projekte zur Evaluation ganzer Programme (etwa SOKRATES) aus. K. Kohn und A. Rieder informieren in ihrem Beitrag, wie der Titel ("TELOS Language Learning: User Needs and Telemedia Answers") bereits vermuten läßt, über ein Telematik-Projekt, das auch deshalb erwähnenswert erscheint, weil es auf soliden Bedarfsanalysen in den Grundgesamtheiten der Zielgruppen (international operierenden Unternehmen, Universitäten) basiert, ergo eine Voraussetzung erfüllt, die leider bei vielen Projekten, Materialien und Veröffentlichungen nicht selbstverständlich ist. Eine wichtige, bereits oben angesprochene Erkenntnis bei der Bearbeitung des Projekts besteht darin, daß die Entwicklung von traditionell im Unterrichtsraum durchgeführten, relativ unflexiblen Kursen weg und hin zum örtlich dislozierten Selbststudium, d.h. zur Lernerautonomie, führt, die wesentlich mehr Freiheitsgrade zu bieten imstande ist. Die Lehreraus- und Lehrerfortbildung ist indessen, wie sich auch hier zeigt, von Ausnahmen abgesehen, auf diesen Paradigmenwechsel höchst ungenügend vorbereitet, obwohl er in der Theorie unisono postuliert wird. Die unzureichend ausgebildeten Fähigkeiten, aber auch die geringe Motivation der Lehrenden führen dazu, daß nicht nur Schüler, sondern auch Erwachsene hinsichtlich der Nutzung der in einzelnen Bereichen massenhaft zur Verfügung stehenden, mehrheitlich problematischen Software mehr oder minder unberaten bleiben. E. Esch und R.-L. Cleany berichten in "Learner Interaction and Broadband Network" über das insbesondere für die Entwicklung mündlichen Sprachkönnens, aber auch die sozialer und interkultureller Kompetenz geeignete Video-Conferencing, das mit der zu erwartenden beträchtlichen Vergrößerung der Übertragungskapazitäten an Attraktivität zunehmen dürfte. Das auf zwei Jahre ausgelegte Projekt machte wie das o.g. TELOS-Pilotprojekt den zunehmenden Bedarf an multimedialen, offenen Fernlernmaterialien und flexibler Beratung durch Tutoren, Coaches, Facilitators (oder wie immer man den neuen Typ Lehrer nennen mag) deutlich. Von landeskundlichem Interesse sind die auf die Nutzung der multisensorischen und dynamischselbstbestimmenden Potenzen der neuen Medien gerichteten Beiträge von G.A. Wittig-Davis und R.Ch. Davis ("The Enigma of Kaspar Hauser: A Multimedia Approach") und J. Boyle ("Language Comprehension and Staged Increase of Audio-Visual Support"), der erste inhaltlich stärker literarisch, der zweite geographisch bestimmt. Beide plädieren für ein lernerangepaßtes, hohes inhaltliches Niveau der Multimediaproduktionen, zu dem die oft verunsicherten Lehrer u.a. selbst als Verfasser bzw. Lieferanten von Texten, lFJLllllL 28 ( 1999) 228 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Übungen etc. effektiv beitragen können. Damit könnte vielleicht die große Zahl der auf dem Marktangebotenen trivialen und pädagogisch-psychologisch schwachen CD-ROMs minimiert werden. Der Lehrer steht auch in N.F.Davies Aufsatz ("lntegrating the Internet") im Zentrum des Interesses. Befragungen schwedischer Universitätslehrer betreffs ihrer Haltung zum Gebrauch von Computern beim Sprachenlernen führten zu Empfehlungen für die diesbezügliche weitere Arbeit, wobei dem Internet besondere Bedeutung beigemessen wurde. Auch die Aufsätze des III. Kapitels reflektieren trotz ihrer Focussierung auf den User die sich verändernde Rolle des Unterrichtenden, wobei sinnvollerweise von (oft selbst entwickelten) interaktiven Materialien, die einen engen Bezug zur späteren Praxis der Kursteilnehmer aufweisen, als Basis der Überlegungen ausgegangen wird. Dabei spielt als Musterbeispiel kann hier G. Hogan-Bruns und R.Whittles Beitrag "Foreign Language Learning for Specific Purposes with Multimedia. New Teaching and Learning Dynamics" gelten der die größten Zuwächse aufweisende Servicesektor bzw. sprachlicherseits die Berufssprache eine herausragende Rolle; denn die Wirtschaft legt mittlerweile auch bei der Auswahl ihrer Führungskräfte der mittleren Ebene deutlich mehr Wert auf die sog. 'weichen' Faktoren, d.h. die berufssprachliche und interbzw. transkulturelle Kompetenz, da ihr Fehlen häufig Ursache für geschäftliche Mißerfolge ist. Die Nutzung der neuen Medien ermöglicht die intensivere Arbeit mit dynamisch-angepaßtem, topaktuellem und authentischem Sprachmaterial, wie dies bei dem im Versuch von Hogan-Brun/ Whittle eingesetzten CD-ROM-Programm "Business Interaction" der Fall ist. Von ähnlichen Erfahrungen berichten A. Piper und V. Wright in "The Contribution of the Web to Foreign Language Learning" beim gezielten Einsatz des WWW. Interessant ist hier u.a. die Feststellung, daß die meisten Studenten das WWW einseitig als up-to-date-Bibliothek nutzen, ihnen grundlegende Lernstrategien insbesondere bei der Arbeit mit dem Internet und beim Erwerb linguistischer Fertigkeiten fehlen und sie deshalb dringend auf die Beratung durch die Lehrkräfte angewiesen waren bzw. wären. P.J. Roe zeigt in "Authority and the ESP Teacher in a Technological Age", wie komplex und kompliziert die Anforderungen sind, denen der Fremdsprachenlehrer künftig gerecht werden muß, um von den Lernern als Autorität anerkannt und daher als Berater angefordert zu werden. Im Gegensatz zu Roes stärker philosophisch geprägten Gedanken werten R. Vanderplank und P. Dyson in "Who 1s in the Learning Zone? Evaluating the Impact of ltalia 2000" Ergebnisse eines umfangreichen Versuchs im Rahmen eines LINGUA-Projekts zu BBC-Sendungen aus, in denen Sprachlernsendungen einen wichtigen Bestandteil bildeten. Die Tatsache, daß wesentliche Teile des entstandenen Materials ins Internet gestellt und weiterentwickelt wurden, zeugt von der Umsicht der am Projekt Beteiligten Den Abschluß des vorliegenden Sammelbandes bilden mit E. Namenwirths "New Technologies: The Quest for Appropriateness" und J. Froehlichs "Language Lab - Multimedia Lab - Future Lab" zwei sehr interessante, nachdenklich stimmende Beiträge, die die gegenwärtige Praxis kritisch hinterfragen, künftige Entwicklungen vorwegnehmen, jedenfalls Widerspruch herausfordern wollen. Angesichts der oft naiven Begeisterung von Technologiegläubigen einerseits und der verbreiteten Technikfeindlichkeit bei arrivierten Entscheidungsträgern und Bedenkenträgern vor allem im Bildungsbereich andererseits ist derlei durchaus angebracht. Beide Verfasser machen deutlich, daß man von anekdotischen Berichten über Erfolge oder Mißerfolge weg durch analytisch-synthetisches, synchronisches und diachronisches Denken zu einer ordentlichen, praxisrelevanten pädagogischen Theorie kommen muß. Der Prozeß der Theoriebildung wird sich insofern äußerst schwierig gestalten, als stets die Gefahr besteht, daß die sich in einem atemberaubenden Tempo entwickelnde Praxis (im konkreten Falle: die Hard- und Software, letztlich die gesamte Gesellschaft) der Theorie meist weit voraus sein wird. Das Dilemma der parallelen Existenz zweier Formen von Zeit, einer 'fast' (etwa bei den Technologien) und einer 'slow time' (z.B. im pädagogischen Bereich), wird auch am Beispiel des vorliegenden Sammelbandes deutlich: Eine ganze Reihe von Postulaten in den 1996 und 1997 gehaltenen Vorträgen sind inzwischen erfüllt oder wurden (wohl oft durch die Beiträger selbst) falsifiziert. Schon deshalb wäre es sinnvoll, wichtige neue Ergebnisse und Erkenntnisse (vor allem die sicher mittlerweile vorliegende Aktualisierung der verdienstvollen Bibliographie von U. Jung) der Öffentlichkeit im Internet zur Kenntnis zu bringen. Burgoberbach Gerhard Wazel lFlLlllL 28 ( 1999)