eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 28/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
281 Gnutzmann Küster Schramm

Basil HATIM, Ian MASON: The Translator as Communicator

121
1999
Bernd Stefanink
Basil HATIM, Ian MASON: The Translator as Communicator. London: Routledge 1997, XII + 244 Seiten, [£ 14,99]
flul2810234
234 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Leistung. Vielmehr bilden sie "a necessary part of the translator's defensive armor against attacks from the uncomprehending" (204). Die übersetzerische Praxis selbst ist stark intuitiv bestimmt und die Ausbildung von Übersetzern stützt sich auf ganz andere Theorien, mit deren Hilfe das Ziel - "enhance the translator's speed without simply mechanizing it" (19) erreicht werden soll. Das einleitende Zitat aus Lozanov's Suggestology and Outlines of Suggestopedy gibt die Marschroute an. R. untersucht den Kontext, in dem sich Übersetzen abspielt. Er macht eine Reihe von Faktoren bewußt, die bei der Ausbildung von Übersetzern eine Rolle spielen. Er plädiert für eine Jernerzentrierte Ausbildung, bei der die Lehrmethoden dem Lernerprofil angepaßt werden sollen. Dies impliziert z.B., daß man einem "Fielddependent Learner", keine kopflastigen Theoriekurse anbieten sollte, ohne seiner "learning-by-doing"- Neigung Rechnung zu tragen und ihm ein "on-the-job-training" anzubieten (62). Desgleichen sollte man den Erkenntnissen Rechnung tragen, aufgrund derer ein Wissen, das durch verschiedene Kanäle ('visual', 'auditory' und 'kinesthetic', ('multiple encoding')) Eingang gefunden hat, besser memorisiert wird (54). Dabei spielt auch der Kontext, in dem man es gelernt hat, eine Rolle: in emotionalen Kontexten Gelerntes vergißt der Lerner weniger leicht. R. stützt sich bei seinen didaktischen Vorschlägen auf Forschungsergebnisse aus anderen Forschungsbereichen, wie Lozanov's Suggestopädie oder demNeuro-Linguistic-Programming. Eine Reihe von Übungen am Ende des jeweiligen Kapitels soll das Bewußtsein für das eigene übersetzerische Handeln fördern. Der Übersetzer ist ein lebenslanger Lerner, der ständig nach dem Peirceschen drei-Phasen-Modell - Abduction, Induction, Deduction (Intuition, Praxis, Regelableitung) - Wissen interiorisiert. Auf diese Weise erwirbt er die für ein effizientes Vorgehen notwendige Automatisierung von Problemlösungsverfahren. Was R. sympathisch macht, ist vor allem dies: er weiß, daß seine Vorschläge oft hypothetischen Charakter haben, da es noch nicht genügend fundierte Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet gibt. Dies gilt z.B. für die von ihm aufgestellte Lernertypologie (62-94). Bei seiner knappen Erwähnung der "newer feminist and postcolonial approaches" sagt er uns sogar ''I'm not convinced myself' (314), macht uns aber gleichzeitig eindeutig seine Zielsetzung klar: "The main idea in discussing it, again, should not be to convince students of it [ ... ] but to get them to take it seriously enough, for long enough, to consider its implications" (314). Ein Buch voller wertvoller Arbeitshypothesen und Anregungen für künftige Forschungsaktivitäten. Ein Buch, das sensibilisiert für jene Faktoren, die den Übersetzungsprozeß bestimmen. Basil HATIM, Ian MASON: The Translator as Communicator. London: Routledge 1997, XII+ 244 Seiten, [E 14,99]. Die Vf. gehen davon aus, daß jede Art von Translation ein Kommunikationsakt ist. Sie wollen die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Translationsarten von der Bibelübersetzung bis hin zum Simultandolmetschen herausstellen und untersuchen, inwiefern die Betrachtung der einen Translationsart Erkenntnisse über andere Translationsarten liefern kann, insbesondere im Hinblick auf die Übersetzer- und Dolmetscherausbildung. Sie untersuchen Textstrukturen auf die Textkohäsion und Textkohärenz herstellenden rhetorischen Mittel hin und stellen fest, daß unter diesem Gesichtspunkt die übliche fundamentale Unterscheidung zwischen Fachtexten und literarischen Texten hinfällig wird. Desweiteren wird aufgezeigt, wie sich der Simultandolmetscher auf diese textstrukturierende Merkmale stützt, um die notwendigen Sinnantizipierungen vorzunehmen, was die Aufnahme dieser Arbeitsformen mit Texten in die Dolmetscherausbildung empfehlenswert erscheinen läßt. Unterschieden wird zwischen „statischem" und „dynamischem" Sprachgebrauch in Texten. Dynamisch ist der Text, wenn die durch sprachliche Konventionen induzierte Erwartungshaltung des Rezipienten unerfüllt bleibt. Textanalysen sollen das Bewußtsein des Übersetzers für derartige Textdynamik schärfen. Diese Feststellungen stützen sich auf zahlreiche Beispiele aus den verschieden Textsorten, wobei die Spannbreite von literarischen Texten, wie Shaws Pygmalion bis hin zu Gerichtsverhandlungen reicht. Die Autoren zeigen wie eine mechanische Wiedergabe der stilistischen Merkmale zu Verrat am Text führt; eben deshalb sollen diese Merkmale im Hinblick auf die Funktion übersetzt werden, die sie im Rahmen des Gesamttextes erfüllen: Eliza Dolittles idiolektaler Gebrauch des 'Taggings' drückt Unsicherheit und soziale lf'ILll! lL 28 (1999) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 235 Erfolglosigkeit aus und darf nicht als aggressiv herausfordernd übersetzt werden. Desgleichen kann bei der Schilderung von Tatbeständen in juristischen Verhandlungen die passivische Form zurückhaltende Objektivität gegenüber dem Angeklagten der ja eben (noch) nicht als schuldiger Täter ermittelt wurde bezwecken, wohingegen die Übersetzung mittels aktiver Verbformen unbeabsichtigte Akzente setzen kann. Im Glossar wird "explication" als "the addition of extra material with an explanatory function" (217) definiert. Dadurch wird der Eindruck verstärkt, den viele Außenstehende vom Übersetzer als Verräter haben. M.E. haben wir es in diesen Fällen jedoch nicht mit einer "addition" zu tun: Es wird nichts hinzugefügt, es wird lediglich für den Zieltextrezipienten „expliziert", was für den Ausgangstextrezipienten kulturell, aufgrund kulturspezifischen Weltwissens, "implizit" im Text vorhanden ist, eine conditio sine qua non zur Erreichung von 'Wirkungsgleichheit'. Fazit: Ein Buch, das sich aufgrund der Fülle von Beispielen leicht in Seminaren verwenden läßt, zumal in den drei letzten Kapiteln didaktische Schlußfolgerungen gezogen werden .. Mona BAKER: Routledge Encyclopedia of Translation Studies. London: Routledge 1998, 680 Seiten [100,-f]. Das Buch besteht aus zwei Teilen: Die ersten 291 Seiten sind verschiedenen Theorien und verschiedenen Aspekten der Übersetzungswissenschaft gewidmet, die darauffolgenden 291 Seiten der Geschichte der Übersetzungswissenschaft in den einzelnen Ländern. Es folgt eine ausführliche Bibliographie von 55 Seiten sowie ein 15seitiger Index. All dies macht das Buch zu einem äußerst nützlichen Nachschlagewerk. Daß der bei der Planung ( 1991) vorgesehene historische Teil auf Grund der inzwischen erschienenen Publikationen weniger innovativen Charakter hat als seinerzeit, schmälert in keiner Weise seinen Wert. Die verschiedenen Querverweise von einem Artikel zum andern und vom allgemeinen Teil auf den historischen sowie die effizient angelegten bibliographischen Hinweise vermitteln eine Fülle an Informationen auf engstem Raum. Im historischen Teil wird mit der Sprachgeschichte allerdings manchmal etwas leichtfertig umgegangen. Der Kenner der rumänischen Sprachgeschichte wird mit einigem Unbehagen zur Kenntnis nehmen, daß "Present-day Romanian has been influenced by non-Romance languages such as Hungarian, Albanian and various Slavic languages, which are spoken in neighbouring countries" (533). Bekanntlich wurde die rumänische Sprache sehr stark von französischen Einflüssen geprägt, die im 19. Jh. sprachpolitisch genutzt wurden, um das Bewußtsein der nationalen Identität gerade gegen die nicht romanische Umgebung zu stärken (cf. Stefanink 1999b). Auch heute sind die französischen Einflüsse in diesem Land, das von den Franzosen als zur "Francophonie" im weiteren Sinne gehörend angesehen wird, stärker als die slawischen, gegen die sich die Rumänen vehement zur Wehr setzen. Das Ungarische hat lediglich ein paar lexikalische Spuren hinterlassen; der slawische Einfluß ist ebenfalls geringfügig und nur im lexikalischen Bereich festzustellen. Er geht hauptsächlich auf das Bulgarische zur Zeit seiner breiteren territorialen Ausdehnung im 6.-8. Jh. zurück. Darüber hinaus gehen etwa hundert Wörter, die im Rumänischen, Bulgarischen und Albanischen Familienähnlichkeiten aufweisen, auf ein gemeinsames Substrat zurück, ohne daß nachgewiesen werden konnte, daß eine dieser Sprachen die anderen beeinflußt hätte. Angesichts dieser etwas tendenziösen Darstellung wundert es nicht, das I. Heliade Radulescu, der bedeutendste Verfechter der Romanisierungsbestrebungen im 19. Jh. dann auch nicht in der Bibliographie aufgeführt ist. Wenn man weiß, wie sehr sich die nationale Identität Rumäniens bei der Staatsgründung im 19. Jh. auf die gemeinsame Sprache als konstitutiven Faktor gestützt hat und welche Rolle Sprachpolitik in Rumänien auch heute noch spielt und wenn man außerdem die politischen Spannungen zwischen Ungarn und Rumänen berücksichtigt, war es m.E. etwas ungeschickt, gerade einen Ungarn mit der Verfassung des Artikels über die "Romanian tradition" zu betrauen. 5 Auch die Darstellung des "Interpretive approach" [La.] durch Salama-Carr [S.-C.] wird einigen fundamentalen Begriffsbestimmungen nicht gerecht. So waren die Hautpvertreter dieser Theorie, Danica 5 Der Vf. Jan6s Kohn, ist am Teacher Training College in Szombathely, Ungarn, tätig. In der Darstellung der "French Tradition" hätte die historische Bedeutung Mounins mit mehr als nur einem Satz gewürdigt werden sollen. ]F]Llld, 28 (1999)