eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 29/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2000
291 Gnutzmann Küster Schramm

Bettina MIßLER: Fremdsprachenlernerfahrungen und Lernstrategien

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2000
Silke Demme
Bettina MIßLER: Fremdsprachenlernerfahrungen und Lernstrategien. Eine empirische Untersuchung. Tübingen: Stauffenburg Verlag 1999 (Tertiärsprachen; Bd. 3), 374 Seiten [DM 98,-]
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Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 241 So fehlen unvermeidlicherweise z.B. die Erweiterung der UG-Zugangsdiskussion u.a. hinsichtlich "impaired representation" (Meise! , Eubank u.a.) und „construction-by-construction acquisition" (Bley- Vroman), Pienemanns „processability theory", die zahlreichen Arbeiten zur Funktion von „recasts", verschiedene neuere Motivationsstudien (bestimmte werden jedoch schon erwähnt) oder auch Erwerbs- und Instruktionsstudien im Bereich der Lernersprachenpragmatik. Dies ist zugegeben eine sehr persönliche Auswahl an aktuellen Entwicklungen in der Zweitsprachenerwerbsforschung und auch Edmondson beansprucht natürlich mit gleichem Recht für sich, eine ihm sinnvoll erscheinende Auswahl zu treffen. Eine Auswahl übrigens, die sehr gelungen und gut begründet ist und die in die Kernbereiche der Zweitsprachenerwerbsforschung beeindruckend kompetent und sehr unterhaltend einführt. Eine weitere große Stärke ist sicherlich die detaillierte Darstellung einzelner Studien, die den Forschungsprozess nachvollziehbar und anschaulich macht. Man kann Edmondsons Buch also ohne Einschränkung nurjedem/ jeder Zweitsprachenerwerbsforschungsinteressierten und unbedingt auch jedem Fremdsprachenlehrenden zur Lektüre empfehlen. Nur selten macht es so viel Spaß, eine wissenschaftliche Veröffentlichung zu lesen. Osaka/ Bielefeld Torsten Schlak Ausgewählte Neuerscheinungen zum Thema Lemerautonomie und Lernstrategien eine Sammelrezension (Silke Demme, Jena) Lernerautonomie und Lernstrategien sind seit geraumer Zeit ganz zentrale Themen unterrichtswissenschaftlicher Forschung. Dies gilt auch für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen und die Erforschung fremdsprachlicher Lehr-/ Lernprozesse. In den vergangenen Jahren sind eine Vielzahl theoretischer, empirischer und unterrichtspraktisch orientierter Arbeiten zu diesem Gegenstandsbereich vorgelegt worden. Nachfolgend werden drei wichtige Neuerscheinungen aus den Jahren 1999 und 2000 besprochen. BettinaMißLER: Fremdsprachenlerne,fahrungen und Lernstrategien. Eine empirische Untersuchung. Tübingen: Stauffenburg Verlag 1999 (Tertiärsprachen; Bd. 3), 374 Seiten [DM 98,00] Mit der vorliegenden Untersuchung hat Bettina MißLER eine umfangreiche empirische Studie vorgelegt, in der sehr detailliert untersucht wird, welchen Einfluss bereits gelernte Fremdsprachen auf den Erwerb einer weiteren Fremdsprache haben. Die Verfasserin (Vfin.) untersuchte an 125 Probanden in universitären Fremdsprachenkursen, auf welche Weise sich deren Vorerfahrungen beim Fremdsprachenlernen auf den Erwerb einer weiteren Sprache in diesem Fall Französisch, Italienisch, Spanisch oder Türkisch aus: wirkten. Alle Probanden hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits mehrere Fremdsprachen gelernt, so dass durch Fragebögen und Interviews interessante Erkenntnisse bezüglich des Untersuchungsgegenstandes zu erwarten waren. Welche Rolle bereits erworbenes fremdsprachliches und fremdsprachenlernspezifisches Wissen und Können beim Erwerb einer weiteren Sprache spielt, ist ein äußerst aktuelles Forschungsfeld, das erst in Ansätzen untersucht ist, aber im Kontext von Mehrsprachigkeit zunehmend Bedeutung gewinnt. Somit wendet sich die Verfasserin einem Desiderat fremdsprachenwissenschaftlicher Forschung zu, dass von größtem Interesse ist. Die Studie ist in folgende 5 Hauptteile gegliedert: Einleitung (Teil 1), Der Einfluss von Vorwissen und Vorerfahrungen auf das Lernen einer weiteren Sprache: Ein Forschungsüberblick (Teil 2), Lernstrategien: Theoretische Grundlagen und empirische Befunde (Teil 3), Empirische Untersuchung von Lernstrategien in Abhängigkeit von dem Vorwissen und den Vorerfahrungen der Lerner (Teil 4), Abschließende Bemerkungen (Teil 5). Es folgt im Teil 6 ein umfangreiches Literaturverzeichnis, der abschließende Anhang (A - C) enthält Fragebögen, Übersichten und Tabellen, die sowohl Aussagen aus den theoretischen Teilen als auch aus der eigenen empirischen Untersuchung untermauern. Nachfolgend werden die einzelnen Kapitel in ihrer chronologischen Abfolge besprochen. lFLuL 29 (2000) 242 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Einleitend werden Zielstellungen und Gliederung der Arbeit erläutert. Ausgehend von dem bereits erwähnten Erkenntnisinteresse leitet die Vfin. ihre übergeordnete Fragestellung ab: Es soll untersucht werden, in welcher Weise sich Vorwissen und Vorerfahrungen von Fremdsprachenlernern auf das Erlernen einer weiteren Sprache auswirken. Vorwissen und Vorerfahrungen werden von der Autorin zunächst weit gefasst und beinhalten alle Erfahrungen mit Fremdsprachen innerhalb und außerhalb des Unterrichts. Ausgehend von der Komplexität der Einflussfaktoren, die beim Erlernen einer dritten Sprache (und weiterer Sprachen) wirksam werden können, grenzt die Autorin ihr besonderes Erkenntnisinteresse auf die Entwicklung von Lernstrategien in Abhängigkeit von Vorerfahrungen mit der komplexen Aufgabe des Fremdsprachenlernens ein. Im nachfolgenden Abschnitt werden die für den Untersuchungsgegenstand relevanten Begriffe wie ,Mehrsprachigkeit', ,individuelle Mehrsprachigkeit', ,Multikompetenz' und ,L3-Erwerb/ Lernen' erläutert. Es folgt eine Zusammenfassung des einleitenden Kapitels und eine Kurzbeschreibung der für die empirische Untersuchung zur Verfügung stehenden Probanden. Im Teil 2 (15-107) gibt die Verfasserin einen ausführlichen Forschungsüberblick zum Einfluss von Vorwissen und Vorerfahrungen auf das Erlernen einer weiteren Sprache. Hervorzuheben ist hier, dass die Vfin. sowohl die Perspektive der Lehrenden/ Forschenden als auch die Perspektive der Lernenden erfasst. Im Kapitel 2.1 (16-79) referiert die Autorin unter der Überschrift ,Fremdbeurteilung/ Fremdeinschätzung' Arbeiten, die sich mit den Auswirkungen von Vorwissen und Vorerfahrungen aus der Sicht von Untersuchenden beschäftigen. Dazu gehören: Foreign language apitude (fremdsprachliche Begabung), Sprachproduktion in der Zielsprache, Sprachrezeption in der Zielsprache, Leistungen in zielsprachlicheri Tests, Wissen über die Zielsprache, Kognitive Entwicklung und Verarbeitung sowie Lernstrategien, die in diesem Teilkapitel bei unerfahrenen und erfahrenen Fremdsprachenlernern betrachtet werden. Das Kap. 2.2 (79- 107) diskutiert unter der Überschrift ,Selbstbeurteilung/ Selbsteinschätzung' Untersuchungen, die die Lernerperspektive erfasst haben. Hier werden Studien zu Persönlichkeitsvariablen, zu Gefühlen, zu Motivation, zu Einstellungen, zu metakognitivem Wissen und zu Lernstrategien hier als Aussagen von Lernern über die von ihnen eingesetzten Strategien referiert. Im Kapitel 2.3. fasst die Autorin die Ergebnisse aus Untersuchungen zur Fremd-und Selbsteinschätzung zusammen. Sie kommt auf Grund vorliegender Studien zu dem Ergebniss, dass sich erfahrene und unerfahrene Fremdsprachenlerner hinsichtlich eingesetzter Strategien beim Erlernen einer neuen Sprache deutlich voneinander unterscheiden. Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Teil 2 einen sehr ausführlichen Forschungsüberblick bietet, in welchem viele der für das Erkenntnisinteresse der Vfin. relevante Untersuchungen referiert werden und auf die später in den eigenen Untersuchungen zurückgegriffen wird. Im Teil 3 ,Lernstrategien: Theoretische Grundlagen und empirische Befunde' (109-191) wird die Forschungslage zu Lernstrategien ausführlich erörtert. Als Ausgangspunkt für die Erforschung von Lernstrategien stellt die Vfin. die 10 Merkmale des guten Sprachlerners ('The Good Language Learner') nach Rubin und Stern dar. Im anschließenden Kap. 3.2 werden verschiedene Definitionsprobleme von Lernstrategien erörtert, wobei sich die Vfin. an wichtigen Autoren wie Oxford, Wenden, O'Malley/ Chamot, Tönshoff, Wolff u. a. orientiert. Im Kapitel 3.3 werden sechs Klassifikationsansätze von Lernstrategien diskutiert, die in den Teilkapiteln 3.3.1-3.3.6 näher ausgeführt werden. In einer zusammenfassenden, kritischen Diskussion kommt die Vfin. zu der Erkenntnis, dass trotz unterschiedlicher Akzente alle Klassifikationsansätze eine große Bandbreite von Lernstrategien erfassen. Die Vfin. begründet nachvollziehbar, warum sie sich bei den eigenen empirischen Untersuchungen für das Klassifikationssystem von Oxford (1990a: 17) entschieden hat: Neben einer bewährten Klassifikation von Lernstrategien bietet Oxford ein für empirische Untersuchungen wichtiges Erhebungsinstrument in Form eines Fragebogens zur Erfassung von Lernstrategien an. Im Kap. 3.4 befasst sich die Vfin., ausgehend von kognitiv und konstruktivistisch geprägten Lerntheorien, mit verschiedenen Annahmen über den Lerner und sein Lernen. Zwei Kontexte autonomen Fremdsprachenlernens werden angesprochen: individuelles, selbstständiges Lernen ohne Unterrichtsbezug und selbstbestimmtes Lernen im Fremdsprachenunterricht. Die folgenden Unterkapitel thematisieren Aspekte der Vermittlung von Strategiewissen und positive Konsequenzen, die sich für den Lerner aus der erfolgreichen Vermittlung von Strategiewissen ergeben. lFLuL 29 (2000) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 243 Im Kapitel 3.5 wird ein Überblick über verschiedene Forschungsmethoden zur Erhebung von Lernstrategien gegeben. Neben systematischer Beobachtung, lautem Denken, Tagebuch und Interview geht die Vfin. in einem Unterkapitel ausführlich auf die Verwendung von Fragebögen als Erhebungsinstrument ein. Es werden verschiedene Arten bisher verwendeter Fragebögen und die mit ihnen verbundenen Erkenntnisinteressen diskutiert. Dem eigenen Erkenntnisinteresse entsprechend, konzentriert sich die Vfin. auf den 'SILL', einen stark strukturierten Fragebogen von Oxford (1990a: 199), der eine Vergleichbarkeit gewonnener Daten zulässt, sich bereits vielfach bewährt hat und den Gütekriterien empirischer Forschung entspricht. Kapitel 3.6 stellt dar, welche Erkenntnisse zum Einfluss verschiedener Variablen auf den Strategieeinsatz vorliegen. Die Vfin. gibt einen systematischen Überblick zu Persönlichkeitsvariablen, demographischen, kognitiven, motivationalen und affektiven Variablen sowie zu Merkmalen der Lernsituation. Das Kapitel schließt mit einer zusammenfassenden Erörterung und modellhaften Darstellung der betrachteten Variablenkomplexe. Insgesamt stellt Teil 3 einen hervorragenden Gesamtüberblick zum bisherigen Forschungsstand im Bereich Lernstrategien dar. Mit Teil 2 und 3 hat die Autorin eine umfangreiche theoretische Basis für die eigene empirische Untersuchung geschaffen. Teil 4 (193-302) enthält die empirische Untersuchung von Lernstrategien in Abhängigkeit von Vorwissen und Vorerfahrungen der Lerner. Auf der Basis der in den Teile 2 und 3 ausgewerteten theoretischen und empirischen Arbeiten formuliert die Verfasserin ihre Erkenntnisinteressen in sechs Hypothesenkreisen, die in verschiedenen Unterhypothesen differenziert untersucht werden: l. Die Lerner stufen vorhandene Sprachkenntnisse als hilfreich beim Lernen weiterer Sprachen ein (6 Unterhypothesen). 2. Die Häufigkeit des Strategieeinsatzes variiert in Abhängigkeit zu den Vorerfahrungen der Lerner (5 Unterhypothesen.) 3. Erfahrene Fremdsprachenlerner unterscheiden sich hinsichtlich der Persönlichkeitsvariablen und der affektiven Variablen von unerfahrenen Lernern (8 Unterhypothesen). 4. Frauen erreichen höhere Strategiewerte als Männer, besonders bei affektiven, sozialen, kognitiven und metakognitiven Strategien (4 Unterhypothesen). 5. Die Häufigkeit des Strategieeinsatzes kann aufgrund mehrerer Prädiktoren vorhergesagt werden (4 Unterhypothesen). 6. Probanden mit hohen Strategiewerten unterscheiden sich hinsichtlich bestimmter Variablen von Probanden mit niedrigen Strategiewerten (4 Unterhypothesen). Im 2. Kapitel des empirischen Teils werden die Untersuchungsmethoden dargestellt. Nach einer Beschreibung der Probanden folgen kurze Ausführungen zur organisatorischen Durchführung der Untersuchung. Eine tabellarische Übersicht (206) gibt Auskunft über die erfassten Variablen und das entsprechende Erhebungsinstrument. Anschließend werden die Erhebungsinstrumente, Fragebögen und der Interviewbogen (vgl. Anhang B) erläutert. Der Fragebogen besteht aus 2 großen Teilen: dem von der Autorin selbst verfassten FEFEL (Fragebogen zu Erfahrungen beim bisherigen Fremdsprachenlernen und beim Lernen einer neuen Sprache) mit 115 ltems sowie dem von Oxford (1986-1990) entwickelten SILL (Strategy Inventory for Language Leaming) mit 50 ltems. Im FEFEL wurden allgemeine Erfahrungen beim Fremdsprachenlernen und Erfahrungen beim Lernen der konkreten Zielsprache erfragt. Mit dem SILL wurde die Häufigkeit des Einsatzes bestimmter Strategien ermittelt; Tab. 4.6 (212) gibt einen Überblick über die im SILL enthaltenen Subskalen von Strategietypen und die Anzahl der ihnen zugeordneten Items. Der Interviewbogen diente zur Erfassung der Fremdsprachenlerngeschichte der Probanden. Er beinhaltete die Ermittlung demographischer und kognitiver Variablen sowie Fragen zum sprachlichen und fremdsprachlichen Hintergrund, zu erlebten Unterrichtsaktivitäten, zu Anwendungsmöglichkeiten der erworbenen Fremdsprachen, zu fremdsprachlicher Mediennutzung, zu Auslandsaufenthalten und zum Lernen der konkreten Zielsprache. Die statistische Auswertung der Daten nahm die Vfin. mit Hilfe des SPSS (Statistical Package of the Social Sciences) und des AMOS vor. Weiterhin werden Verfahren der deskriptiven Statistik, Scheffe-Test, Faktorenanalyse, t-Test, multivariante Verfahren wie multiple Regressionsanalyse, Diskriminanzanalyseund explorative Pfadanalyse benannt. Die Kap. 4.3 und 4.4 enthalten die Darstellung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Durch die systematische Verfolgung der sechs Hypothesenkreise mit den verschiedenen Unterhypothesen und die multivarianten Auswertungsverfahren konnte ein sehr umfangreiches Datenmaterial gewonnen werden, auf FLuL 29 (2000) 244 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel das hier nur punktuell eingegangen werden kann und dessen Lektüre allen am Gegenstand interessierten Lesern zu empfehlen ist. Im Kap. 4.3 (217-280) werden die Untersuchungsergebnisse gut nachvollziehbar dargestellt und die gewonnenen Daten mit diversen tabellarischen Übersichten und Diagrammen belegt. Der als hilfreich oder störend empfundene Einfluss zuvor gelernter Sprachen wurde sowohl mit dem Fragebogen als auch im Interview erfragt. Die im Interview ermittelten Daten werden nach den Zielsprachen getrennt dargestellt. Neben der Einschätzung, hilfreich/ störend' wurde auch nach möglichen Gründen für die Beurteilung gefragt, wobei die Vfin. mit Recht auf eine Multikausalität solcher Urteile verweist. Kenntnisse aus zuvor gelernten Fremdsprachen wurden von den Versuchspersonen hilfreicher eingeschätzt als muttersprachliches Wissen. Als besonders hilfreich werden Kenntnisse in verwandten Sprachen betrachtet. Ein Vergleich der vier Versuchsgruppen hinsichtlich der im Interview erhobenen Variablen zeigte, dass in 8 der 12 Variablen keine signifikanten Unterschiede nachweisbar waren, was im folgenden eine gemeinsame Betrachtung der Versuchsgruppen erlaubte. Die Daten zum Zusammenhang von Vorerfahrungen und Lernstrategien sowie weiteren Variablen wurden durch die beiden Fragebögen gewonnen. Die Vfin. stellt zunächst die im SILL gewonnenen Daten dar. Es finden sich z.B. interessante Ergebnisse zur Häufigkeit des Einsatzes verschiedener Strategietypen (SILLA - SILLF) in Abhängigkeit von den Vorerfahrungen der Lerner. Anschließend werden die Daten des FEFEL präsentiert. Dieser wurde einer Faktorenanalyse mit dem Ziel einer Datenreduktion unterzogen, folgende lOFaktoren wurden extrahiert: Selbstkonzept, Motivation, Risikobereitschaft, Wert von Vorkenntnissen, Fokus auf Form, Suche nach Regeln, focus on TL, negative Gefühle/ Erfahrungen, Eigeninitiative, Faktor 10 stellte kein einheitliches Konstrukt dar. Interessant ist, dass die Maße an Vorerfahrungen am höchsten mit dem Selbstkonzept, dem Wert von Vorkenntnissen und der Konzentration auf die Form (negative Ladung) korrelieren. Nicht unbedingt zu erwarten war m.E. dagegen, dass die Faktoren Motivation, focus on TL, und Eigeninitiative keine oder nur geringe Zusammenhänge mit den Maßen an Vorerfahrungen aufweisen. Die im Hypothesenkreis ,Geschlechtsunterschiede' gewonnenen Daten zeigen, dass diese offensichtlich nicht so gravierend sind wie mitunter vermutet. Der Gebrauch von Kompensationsstrategien und sozialen Strategien wurde von Frauen häufiger angegeben; für die weiteren Subskalen des SILL konnten keine Unterschiede ermittelt werden. Im FEFEL ergaben sich beim Faktor ,Motivation' und ,Eigeninitiative' signifikante Unterschiede: Motivation zugunsten der Frauen, Eigeninitiative zugunsten der Männer. Schließlich werden im letzten Teil des Ergebniskapitels die durch multivariante Verfahren gewonnenen Daten dargestellt. Im ersten Unterkapitel werden Determinanten von Lernstrategien, die mittels multipler Regressionsanalyse gefunden wurden, aufgeführt. Das zweite Unterkapitel enthält die ermittelten Faktoren, die maximal zwischen Probanden mit hohen und niedrigen Strategiewerten unterscheiden. Dies wurde mit Hilfe der Diskriminanzanalyse ermittelt. Das dritte Unterkapitel untersucht mittels Pfadanalyse die direkten/ indirekten Einflüsse des Vorwissens und der Vorerfahrungen auf die Entwicklung von Lernstrategien. In Kap. 4.4 (280-296) folgt die Interpretation der Ergebnisse, wobei die Vfin. die sechs Hypothesenkreise wieder aufgreift und diese in ihren verschiedenen Unterhypothesen einer differenzierten Interpretation unterzieht. Es wird dargestellt, dass die Mehrzahl der formulierten Hypothesen und Unterhypothesen durch die Untersuchungsergebnisse bestätigt werden konnten. Es zeigte sich u. a., dass der Einsatz verschiedener Auswertungsverfahren wichtig war, um bestimmte Ergebnisse deutlicher herausarbeiten zu können. Einige Hypothesen/ Unterhypothesen konnten nicht bestätigt werden, was aber nicht weniger interessant ist, auch wenn damit die vorliegenden Ergebnisse im Widerspruch zu denen aus bereits vorliegenden Untersuchungen stehen. Interessant scheint m. E. in diesem Zusammenhang das Ergebnis, dass erfahrene Fremdsprachenlerner die Schwierigkeit des Fremdsprachenlernens nicht geringer einschätzen als unerfahrene Lerner; dies gilt gleichfalls für das Erlernen einer konkreten Zielsprache. Auch in Bezug auf selbstbestimmtes Fremdsprachenlernen konnten keine Unterschiede zwischen den erfahrenen und unerfahrenen Lernern ermittelt werden. Differenzierte Ergebnisse wurden hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Unterschiede gefunden, wobei die Gemeinsamkeiten von männlichen und weiblichen Fremdsprachenlernenden deutlich überwiegen. Auch die Ergebnisse der Hypothesenkreise fünf und sechs enthalten interessante Erkenntnisse zu Prädiktoren von FLl! L 29 (2000) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 245 Lernstrategien und zu Unterschieden zwischen Probanden mit hohen und niedrigen Strategiewerten sowie der damit verbundenen 'Frage, durch welche Variablen dies determiniert wird. Im Kap. 4.5 schließt sich eine zusammenfassende Diskussion der Untersuchungsergebnisse an. Dies beinhaltet sowohl Erklärungsansätze für unerwartete Ergebnisse als auch. methodische Fragestellungen, die das Untersuchungsinstrumentarium, die Untersuchungsdurchführung und die Auswertung der ermittelten Daten betreffen. Daraus ergeben sich für die Vfin. verschiedene Überlegungen und Konsequenzen für weiterführende Fragestellungen. Die abschließenden Bemerkungen im Kapitel 5 thematisieren drei wesentliche Ergebnisse der Untersuchung, die die Vfin. nochmals aufgreift: den Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Lernstrategien einerseits und Veränderungen bei den Persönlichkeitsvariablen und affektiven Variablen andererseits, die zunehmende Häufigkeit des Strategieeinsatzes mit jeder weiteren Fremdsprache und '-die .möglichen Rückschlüsse auf die Art von Fremdsprachenunterricht, die die hier zur Verfügung stehenden: Probanden erlebt haben. Mit der Diskussion dieser Untersuchungsergebnisse gehen bestimmte Überlegungen zu Veränderungen der Unterrichtspraxis einher. Dies betrifft auch die Frage nach den bildungspolitische Rahmenbedingungen sowie Lehr, und Lernzielbeschreibungen für einen Fremdsprachenunterricht, der aufLernerautonomie ziele Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vorliegende Untersuchung in gelungener Weise verschiedene Problembereiche, die den Zusammenhang von Fremdsprachenlernerfahrungen und• Lernstrategien betreffen, erhellt. Dies gilt sowohl für die Aufarbeitung des Forschungsstandes in diesen beiden Bereichen wie auch für die komplexen Anlage der empirischen Untersuchung. Die Arbeit ist durch ihre klare.Gliederung transparent und gut lesbar. Ein Abkürzungsverzeichnis hätte die Leserfreundlichkeit noch .erhöhen können. Die Untersuchung dürfte für jeden, der an der Erforschung fremdsprachlicher Lernprozesse interessiert ist, eine spannende Lektüre darstellen, die aus verschiedenen Leserperspektiven interessant sein kann: Für Fremdsprachenstudierende als Forschungsüberblick über ein aktuelles Untersuchungsfeld und Beispiel empirischer Forschungsarbeit oder als Anregung zur Reflexion über eigene Fremdsprachenlernerfahrungen und den Einsatz von Lernstrategien. Für Lehrende und Forschende als interessante Studie, die den Kreis vorliegender Untersuchungen bereichert und Anregungen für weiter zu verfolgende Fragen bietet. Nicht zuletzt wird auch gerade für die Praxis des Fremdsprachenunterrichts deutlich; dass das multilinguale Klassenzimmer eine Realität ist, die bei der Entwicklung von Lernstrategien berücksichtigt werden muss und die auch neue Anforderungen an die Lehrenden stellt. Christoph EDELH0FF, RalfWESKAMP (Hrsg.): Autonomes Fremdsprachenlernen. Ismaning: Hueber 1999 (Forum Sprache),' 183 Seiten [DM 32,00] Die Verfasser legen mit dem vorliegenden Sammelband die Dokumentation einer Tagung zum Thema "Autonomes Fremdsprachenlernen" vor, die im Herbst 1995 vom damaligen Hessischen Institut für Lehrerfortbildung Getzt: Hessisches Landesinstitut für Pädagogik) in der Reinhardswaldschule durchgeführt wurde. Anliegen dieser Tagung war laut Vorwort der Herausgeber"[ ... ] gemeinsam mit praktizierenden Lehrern und führenden europäischen Vertretern des Autonamen Fremdsprachenlernens Zwischenbilanz zu ziehen." Der Band wendet sich an einen breiten Kreis aller am Fremdsprachenunterricht (FU) interessierten Lehrenden und Lernenden, will ermutigen, neue Lernkonzepte zu erproben urid den· Weg in einen zeitgemäßen, schülerorientierten, offenen FU zu gehen. Der Band enthält insgesamt 10 Beiträge, die nach dem einleitenden Überblicksaufsatz von RalfWeskamp 5 Themenkreisen zugeordnet werden: (1) Autonomie zwischen Theorie und Praxis ; (2) Autonomie und "Lernen, wie man lernt"; (3) Autonomie und Technologie; (4) Autonomie und Klassenzimmer; (5) Autonomie und Qualität. Im einleitenden Aufsatz gibt Ralf Weskamp einen Überblick zu verschiedenen Aspekten eines sich wandelnden FU, der mit seiner subjektwissenschaftlichen Orientierung den Lernenden in den Mittelpunkt des Lernprozesses stellt. Eigenverantwortlichkeit für das Lernen zu entwickeln stellt nicht nur an die Lerner, sondern auch an die Lehrenden neue Anforderungen, erfordert Lernarrangements, in denen die Schüler zum FLuL 29 (2000)