Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
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2001
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Gnutzmann Küster SchrammEva Cassandra TRUMPP: Fachtextsorten kontrastiv. Englisch – Deutsch – Französisch
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2001
Antje Oldenburg
Eva Cassandra TRUMPP: Fachtextsorten kontrastiv. Englisch – Deutsch – Französisch. Tübingen: Narr 1998 (Forum für Fachsprachen-Forschung; 51) 237 Seiten [DM 78,-]
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Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Eva Cassandra TRUMPP: Fachtextsorten kontrastiv. Englisch -Deutsch - Französisch. Tübingen: Narr 1998 (Forum für Fachsprachen-Forschung; 51), 237 Seiten [DM 78,-]. Seit die kulturelle Dimension der Fachsprachen in den Blickpunkt der Fachsprachenforschung gerückt ist, wird die Frage nach der Universalität bzw. Kulturgebundenheit des wissenschaftlichen Diskurses immer wieder aufgeworfen. Während die Vertreter/ -innen der Universalientheorie den Wissenschaftsdiskurs als ein sekundäres, von den primären kulturellen Systemen der Sprachgemeinschaften unabhängiges System betrachten, gehen die Verfechter/ -innen der Gegenposition von seiner prinzipiellen Kulturgebundenheit aus und versuchen, interlinguale Unterschiede in den textstrukturellen und stilistischen Merkmalen von Fachtexten mit der Existenz kulturspezifischer Denkstile zu erklären. Dass weder die Universalitätshypothese noch das Postulat der Kulturspeziflk uneingeschränkte Gültigkeit beanspruchen kann, zeigt einmal mehr der vorliegende Beitrag zur kontrastiven Fachtextlinguistik, der sich mit deutschen, englischen und französischen Fachtexten des Kommunikationsbereichs Sportwissenschaft beschäftigt und darauf abzielt, für den fachbezogenen Fremdsprachenunterricht und die Fachübersetzung relevante Ergebnisse zu erbringen. Beeindruckend ist nicht nur der Umfang des Untersuchungskorpus, das aus 379 Fachtexten mit einem Gesamtvolumen von 3 000 Druckseiten besteht, sondern auch die Anzahl und Komplexität der berücksichtigten Textsorten. Während sich Vorgängerarbeiten zumeist auf den Vergleich einer relativ kurzen und klar strnkturierten Fachtextsorte beschränken, analysiert Trumpp vier Fachtextsorten, die in der sportwissenschaftlichen Fachkommunikation eine wichtige Rolle spielen: Wissenschaftliche Zeitschriften- oder Kongreßberichtsbandartikel, Fachbuchbesprechungen, Lehrbücher und Fachzeitschriftenartikel für Praktiker. Die Einbeziehung unterschiedlicher Textsorten der fachintemen und fachextemen Kommunikation ermöglicht die Untersuchung „textsortenabhängiger und paradigmenbedingter Einflüsse auf die sprachliche, parasprachliche und nichtsprachliche Textgestaltung" (1) und eröffnet somit neben der interlingualen auch eine intralinguale Vergleichsebene. Das Buch besteht aus fünf Kapiteln. Da eine Einleitung fehlt, beginnt das erste Kapitel Problemstellung mit einer Einführung in den Gegenstand, die Methodik und die Zielsetzung der Arbeit. Anschließend werden wichtige theoretische Grundlagen und Ansatzpunkte vorgestellt, aus denen die Autorin ihre zwischen Universalientheorie und kultureller Differenzhypothese vermittelnde Position herleitet. Demnach ist im interlingualen Vergleich sowohl mit sprachübergreifenden wie auch mit einzelsprachlichen Vertextungsmustem zu rechnen, wobei die interkulturellen Differenzen in Abhängigkeit von der jeweiligen Forschungsmethode unterschiedlich groß ausfallen, d. h. zwischen empirischen Texten sind die kulturbedingten Unterschiede geringer als zwischen nicht-empirischen Texten. Dem zweiten, nur sieben Seiten umfassenden Kapitel Die Sportwissenschaft(en), das sich mit der Entwicklung und Binnendifferenzierung dieses jungen, je nach Ansatz inter-, trans- oder multidisziplinär ausgerichteten Faches beschäftigt, folgt das dritte Kapitel Forschungsstand, in dem die Ergebnisse früherer Untersuchungen zu den von Trumpp analysierten Fachtextsorten zusammengefasst und diskutiert werden. Neben der Darstellung des Textkorpus und der verschiedenen statistischen Prüfverfahren, die bei den quantitativen Varianzanalysen verwendet werden, geht es im vierten Kapitel Methode primär um die detaillierte Beschreibung und Erläuterung des Analyseansatzes, der auf dem integrativen Analysemodus und dem integrativen Ansatz zur Analyse der inhaltlich-funktionalen Textstruktur basiert. Damit verknüpft die Verfasserin zwei fachtextlinguistische Analyseansätze, die für den intrabzw. interlingualen Textsortenvergleich konzipiert wurden und sich bereits mehrfach bewährt haben. Die situative Einordnung der Fachtexte erfolgt in Form einer funktionalen Matrix textextemer Faktoren, die u.a. Angaben zu dem Geschlecht, der Anzahl, Sprache und Nationalität der Textproduzenten, der Fachkompetenz der intendierten Textrezipienten, der Teildisziplin und der Forschungsmethode enthält. Die textintemen Merkmale sind in absteigender Richtung von der Makrozur Mikroebene angeordnet und umfassen lFL1.IL 30 (2001) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 255 potentiell sämtliche textkompositorischen, syntaktischen, lexikalischen und morphologischen Eigenschaften sowie typographische Elemente und nonverbale Informationsträger. Die Autorin verwendet als Analysekriterien die Textmakro- und Teiltextstruktur, Gliederungssignale (Teiltextüberschriften, Absätze), metakommunikative Äußerungen ("advance organizers", Metadiskursverben, "topic sentences") und eine Reihe unterschiedlicher sprachlicher und nicht-sprachlicher Gestaltungsmittel, in denen die Darstellungshaltung des Autors (Objektivität, Autor-/ Leserbezug, Bezug zur Forschung) zum Ausdruck kommt. Obwohl diese Auswahl aus dem Gesamtkatalog textinterner Kriterien theoretisch unbefriedigend ist, weil sich die Relevanz der verschiedenen Merkmale für die Beschreibung und Kontrastierung von Fachtextsorten nicht a priori feststellen läßt, hat sie angesichts der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes und des für eine Einzelperson ohnehin kaum zu bewältigenden Textkorpus durchaus ihre Berechtigung. Außerdem erfolgt die Auswahl nicht willkürlich, sondern nach übergeordneten Gesichtspunkten, die es erlauben, das Zusammenwirken der einzelnen Merkmale zu beschreiben und zumindest teilweise die Wechselwirkung zwischen sprachlichen und außersprachlichen Komponenten zu erfassen. So äußert sich beispielsweise der Autorbezug in der Verwendung von Verben, Personal- und Possessivpronomen der ersten Person sowie im Auftreten von Metaphern, Phraseologismen, Alliterationen und anderen Stilfiguren, während der Leserbezug durch Anredepronomen, Imperative und deontische Modalverben hergestellt wird oder im Gebrauch von bestimmten Kommunikationsverfahren wie Explizieren, Erläutern und Fragen, Spiegelstrichen, Abbildungen und Graphiken zum Ausdruck kommt. Da die letztgenannten sprachlichen und (typo)graphisch-figürlichen Mittel die Allgemeinverständlichkeit von Texten erhöhen, läßt sich ihre textsortenspezifische Distribution mit der potentiellen Leserschaft erklären: Sie sind ein typisches Kennzeichen der Fachzeitschriftenartikel für Praktiker, die zwar ebenso wie die Wissenschaftlichen Artikel von Wissenschaftlern verfasst werden, sich jedoch an Fachleute in den Praxisfeldern und nicht an andere Wissenschaftler/ innen wenden. Die hier nur angedeutete Interdependenz von sprachlichen Texteigenschaften und außersprachlichen Faktoren zeigt sich insbesondere im fünften Kapitel Darstellung und Interpretation der Ergebnisse, das mit einem Umfang von 122 Seiten den Hauptteil des Buches ausmacht und sich wie die gesamte Arbeit durch eine äußerst klare, übersichtliche Gliederung auszeichnet. Den vier Fachtextsorten des Textkorpus ist jeweils ein eigenes Unterkapitel gewidmet, dessen interne Struktur auf den verwendeten Analysekategorien beruht. Dass jedes Unterkapitel mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungsergebnisse schließt, trägt erheblich dazu bei, die streckenweise etwas beschwerliche Lektüre des Ergebnisteils zu erleichtern. Da der Schwerpunkt auf der textstatistischen Auswertung des Analysekorpus liegt, enthalten die inter- und intralingualen Vergleiche für jedes Merkmal neben den relativen Häufigkeiten auch Angaben zu der Irrtumswahrscheinlichkeit, wobei die Häufigkeitsverteilungen nicht nur verbalisiert, sondern darüber hinaus in Tabellen und Säulendiagrammen dargestellt werden. Vielleicht wäre etwas weniger Statistik mehr gewesen, denn das hohe Maß an Präzision geht zu Lasten des Gesamtzusammenhangs, den man bei der Datenflut nur allzu leicht aus den Augen verliert. Allerdings wird diese Schwäche durch die Fülle abgesicherter Untersuchungsergebnisse wettgemacht, die Fachtextsorten kontrastiv zu einer interessanten und manchmal auch überraschenden Lektüre machen, denn wer hätte angesichts früherer Forschungsergebnisse gedacht, dass sich in den sportwissenschaftlichen Fachtexten keine sprachspezifischen Unterschiede in der Häufigkeit metakommunikativer Äußerungen nachweisen lassen und es die englischsprachigen Autoren sind, die am meisten Heckenausdrücke verwenden? Hannover Antje Oldenburg Ulrich KAUTZ: Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens. München: Iudicium 2000, 632 Seiten. [DM 68,-] Adressaten der vorliegenden Monographie sind Lehrkräfte, die sich sowohl mit Übersetzungs- und Dolmetschunterrricht befassen möchten als sich auch im Rahmen ihrer fremdsprachenunterrichtlichen Tätigkeit im Bereich des Übersetzens und Dolmetschens fortbilden wollen. Das Handbuch hat seinen Schwerpunkt in einer systematischen und übersichtlichen Umsetzung von Erkenntnissen der FachlFlLllL 30 (2001)