Fremdsprachen Lehren und Lernen
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2941-0797
Narr Verlag Tübingen
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2001
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Gnutzmann Küster SchrammUlrich KAUTZ: Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens
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2001
Cassio Rodrigues
Ulrich KAUTZ: Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens. München: Iudicium 2000, 632 Seiten. [DM 68,-]
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Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 255 potentiell sämtliche textkompositorischen, syntaktischen, lexikalischen und morphologischen Eigenschaften sowie typographische Elemente und nonverbale Informationsträger. Die Autorin verwendet als Analysekriterien die Textmakro- und Teiltextstruktur, Gliederungssignale (Teiltextüberschriften, Absätze), metakommunikative Äußerungen ("advance organizers", Metadiskursverben, "topic sentences") und eine Reihe unterschiedlicher sprachlicher und nicht-sprachlicher Gestaltungsmittel, in denen die Darstellungshaltung des Autors (Objektivität, Autor-/ Leserbezug, Bezug zur Forschung) zum Ausdruck kommt. Obwohl diese Auswahl aus dem Gesamtkatalog textinterner Kriterien theoretisch unbefriedigend ist, weil sich die Relevanz der verschiedenen Merkmale für die Beschreibung und Kontrastierung von Fachtextsorten nicht a priori feststellen läßt, hat sie angesichts der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes und des für eine Einzelperson ohnehin kaum zu bewältigenden Textkorpus durchaus ihre Berechtigung. Außerdem erfolgt die Auswahl nicht willkürlich, sondern nach übergeordneten Gesichtspunkten, die es erlauben, das Zusammenwirken der einzelnen Merkmale zu beschreiben und zumindest teilweise die Wechselwirkung zwischen sprachlichen und außersprachlichen Komponenten zu erfassen. So äußert sich beispielsweise der Autorbezug in der Verwendung von Verben, Personal- und Possessivpronomen der ersten Person sowie im Auftreten von Metaphern, Phraseologismen, Alliterationen und anderen Stilfiguren, während der Leserbezug durch Anredepronomen, Imperative und deontische Modalverben hergestellt wird oder im Gebrauch von bestimmten Kommunikationsverfahren wie Explizieren, Erläutern und Fragen, Spiegelstrichen, Abbildungen und Graphiken zum Ausdruck kommt. Da die letztgenannten sprachlichen und (typo)graphisch-figürlichen Mittel die Allgemeinverständlichkeit von Texten erhöhen, läßt sich ihre textsortenspezifische Distribution mit der potentiellen Leserschaft erklären: Sie sind ein typisches Kennzeichen der Fachzeitschriftenartikel für Praktiker, die zwar ebenso wie die Wissenschaftlichen Artikel von Wissenschaftlern verfasst werden, sich jedoch an Fachleute in den Praxisfeldern und nicht an andere Wissenschaftler/ innen wenden. Die hier nur angedeutete Interdependenz von sprachlichen Texteigenschaften und außersprachlichen Faktoren zeigt sich insbesondere im fünften Kapitel Darstellung und Interpretation der Ergebnisse, das mit einem Umfang von 122 Seiten den Hauptteil des Buches ausmacht und sich wie die gesamte Arbeit durch eine äußerst klare, übersichtliche Gliederung auszeichnet. Den vier Fachtextsorten des Textkorpus ist jeweils ein eigenes Unterkapitel gewidmet, dessen interne Struktur auf den verwendeten Analysekategorien beruht. Dass jedes Unterkapitel mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungsergebnisse schließt, trägt erheblich dazu bei, die streckenweise etwas beschwerliche Lektüre des Ergebnisteils zu erleichtern. Da der Schwerpunkt auf der textstatistischen Auswertung des Analysekorpus liegt, enthalten die inter- und intralingualen Vergleiche für jedes Merkmal neben den relativen Häufigkeiten auch Angaben zu der Irrtumswahrscheinlichkeit, wobei die Häufigkeitsverteilungen nicht nur verbalisiert, sondern darüber hinaus in Tabellen und Säulendiagrammen dargestellt werden. Vielleicht wäre etwas weniger Statistik mehr gewesen, denn das hohe Maß an Präzision geht zu Lasten des Gesamtzusammenhangs, den man bei der Datenflut nur allzu leicht aus den Augen verliert. Allerdings wird diese Schwäche durch die Fülle abgesicherter Untersuchungsergebnisse wettgemacht, die Fachtextsorten kontrastiv zu einer interessanten und manchmal auch überraschenden Lektüre machen, denn wer hätte angesichts früherer Forschungsergebnisse gedacht, dass sich in den sportwissenschaftlichen Fachtexten keine sprachspezifischen Unterschiede in der Häufigkeit metakommunikativer Äußerungen nachweisen lassen und es die englischsprachigen Autoren sind, die am meisten Heckenausdrücke verwenden? Hannover Antje Oldenburg Ulrich KAUTZ: Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens. München: Iudicium 2000, 632 Seiten. [DM 68,-] Adressaten der vorliegenden Monographie sind Lehrkräfte, die sich sowohl mit Übersetzungs- und Dolmetschunterrricht befassen möchten als sich auch im Rahmen ihrer fremdsprachenunterrichtlichen Tätigkeit im Bereich des Übersetzens und Dolmetschens fortbilden wollen. Das Handbuch hat seinen Schwerpunkt in einer systematischen und übersichtlichen Umsetzung von Erkenntnissen der FachlFlLllL 30 (2001) 256 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel literatur. Es enthält konkrete, unterrichtspraktische Vorschläge zur Planung, Gestaltung und Durchführung des Übersetzungs- und Dolmetschunterrichts. Die Monographie von Ulrich Kautz besteht aus 8 Kapiteln und zwei Anhängen. Diese Kapitel werden im Folgenden besprochen. Im ersten Kapitel werden der Inhalt und das Ziel des Handbuches zusammenfassend beschrieben. Der Autor erläutert die Wichtigkeit des Übersetzens und Dolmetschens in der heutigen Welt, die Adressaten und den Inhalt der Monographie und schließlich, wie das Handbuch benutzt werden soll. Da die angebotenen Informationen im ersten Kapitel sehr übersichtlich sind, können Leser einen schnellen Überblick darüber gewinnen, worum es in der Monographie geht und wie sie am besten benutzt werden kann. Im zweiten Kapitel wird die Frage nach den Anforderungen an Übersetzer und Dolmetscher "Sprachmittler") erörtert. Dabei werden insbesondere die Tätigkeitsfelder, in denen Übersetzer und Dolmetscher heutzutage arbeiten können, die Voraussetzungen für das Erlernen des Übersetzer- und Dolmetscherberufs und die wichtigsten intellektuellen, psychischen und physischen Eigenschaften besprochen, die mit dem Beruf des Sprachmittlers verbunden sind. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die kommentierten Hinweise auf die Fachliteratur, die das Lesen wesentlich erleichtern. Das dritte Kapitel thematisiert die Entwicklung der Übersetzungs- und Dolmetschwissenschaft. Der Autor gibt in diesem Kapitel einen zusammenfassenden Überblick über die Entwicklung der Übersetzungs- und Dolmetschwissenschaft und diskutiert die Nützlichkeit dieser Erkenntnisse für eine Didaktik des Übersetzens und des Dolmetschens. Das Kapitel besteht aus drei miteinander verbundenen Teilen. Im ersten Teil wird der Gegenstand der Übersetzungswissenschaft in Form von Thesen diskutiert. Danach folgt die Beschreibung der Entwicklung der Wissenschaft von Übersetzen und Dolmetschen. Dabei analysiert der Autor unterschiedliche Forschungsansätze in Hinblick auf ihre Relevanz und ihren Einfluss auf die Übersetzungswissenschaft. Zu diesen zählen beispielsweise die generative Transformationsgrammatik, die Translationslinguistik, die Textlinguistik und Pragmatik. Alle Ansätze werden unter Berücksichtigung der jeweiligen Fachliteratur ausführlich diskutiert. Das Kapitel endet mit einer knappen Darstellung der Entwicklung der Translatologie aus der Sicht von Übersetzungslehrern und -praktikem. Am Ende werden wichtige Literaturangaben mit entsprechenden Kommentaren gegeben. Die Kapitel 4 und 5 sind im Vergleich zu den anderen Kapiteln der Monographie die umfangreichsten. Sie umfassen zusammen 350 der 632 Seiten des Handbuches. Im Mittelpunkt der beiden Kapitel steht der Übersetzungs- und Dolmetschunterricht. In Kapitel 4 wird im Wesentlichen der Übersetzungsunterricht thematisiert. Es ist in drei Unterkapitel unterteilt. Im ersten Unterkapitel werden die Definitionen der wichtigsten Begriffe, die mit Übersetzen verbunden sind (z.B. Verfasser, Auftraggeber, Adressat, Textfunktion usw.) sowie die Hauptarten des Übersetzens zusammenfassend beschrieben. Im zweiten Unterkapitel (,J)er Ablauf des Übersetzungsprozesses") wird der Übersetzungsprozess aus unterschiedlichen Perspektiven kommentiert. Der Autor reflektiert insbesondere, wie Texte aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht verstanden und produziert werden. Dabei werden zahlreiche Formen der Arbeit mit Texten (z.B. bestimmte Übersetzungsverfahren) und der Arbeit mit Wörterbüchern vorgestellt. Besonders interessant sind die Hinweise auf Recherchemöglichkeiten für Übersetzer und Dolmetscher im Internet. Die Informationen in diesem Unterkapitel werden immer in Verbindung mit Erkenntnissen der übersetzungswissenschaftlichen Fachliteratur gebracht. Im dritten und umfangreichsten Unterkapitel des Kapitels 4 wird der Übersetzungsunterricht in den Mittelpunkt gestellt. Der Autor diskutiert zunächst „Kernfaktoren" des Übersetzungsunterrichts wie beispielsweise die Lehrkräfte, die Lerner und die Lehrziele. Anschließend werden Prinzipien der Textauswahl beschrieben. Bestimmte Kriterien zur Textauswahl (z.B. didaktische Eignung, Authentizität, Thematik usw.) werden präsentiert und ausführlich kommentiert. Danach geht der Autor auf die Frage ein, wie Texte für den Übersetzungsunterricht erfolgreich didaktisiert werden können. Zahlreiche Beispiele werden angegeben, die diese Didaktisierung erleichtern sollen. Der Autor diskutiert außerdem, wie Übersetzungsübungen anhand der Textbeispiele geplant und durchgeführt werden können. Auch in diesem Kapitel, werden die meisten Informationen vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der Fachliteratur präsentiert. Das fünfte Kapitel wird dem Dolmetschen und dem Dolmetschunterricht gewidmet. Ebenso wie im Kapitel zum Übersetzen wird im Kapitel 5 zunächst eine einleitende theoretische Darstellung zum Dolmetschen gegeben. Es folgen Definitionen und _Hauptarten des Dolmetschens wie z.B. unilaterales lFLllL 30 (2001) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 257 konsekutives und bilaterales konsekutives Dolmetschen. Anschließend werden sowohl Vorbereitungen auf den Dolmetscheinsatz als auch Faktoren, die mit einer Dolmetschsituation verbunden sind, ausführlich dargestellt. Im letzten Teil des Kapitels 5 wird der Dolmetscqunterricht thematisiert. Nach .einer Diskussion um Lehr- und Lernziele im Dolmetschunterricht wird die Didaktisierung von Texten für den Dolmetschunterricht vorgestellt sowie unterschiedliche, durchaus intelligente Unterrichtsmodelle diskutiert. Kommentierte bibliographische Hinweise ergänzen das Kapitel. Im sechsten Kapitel wird ein Überblick über die Ausbildung und Fortbildung von Übersetzern und Dolmetschern gegeben. Im ersten Teil des Kapitels wird die Ausbildung von Übersetzern und Dolmetschern im universitären und nichtuniversitären Bereich skizziert. Es folgt im zweiten Teil des Kapitels eine ausführliche Diskussion über Curricula für eine Übersetzerbzw. Dolmetscherausbildung. Besonders interessant sind in diesem Unterkapitel die organisatorischen und inhaltlichen Punkte, die der Autor in Hinblick auf die Einrichtung einer Übersetzerbzw. Dolmetscherausbildung diskutiert. Schließlich werden im letzten Teil des Kapitels Fragen nach Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung von Übersetzern und Dolmetschern erörtert. In Kapitel 7 reflektiert der Autor über die Stellung des Übersetzens und Dolmetschens im Fremd" sprachenunterricht. Das Kapitel dient im Wesentlichen einer kritischen Auseinandersetzung mit der Rolle und Funktion des Übersetzens, insbesondere von Übersetzungsübungen im Fremdsprachenunterricht. Dabei werden sowohl Thesen für die Entwicklung einer translatorischen Kompetenz präsentiert als auch die Funktion des Übersetzens im Unterricht diskutiert. Am Ende des Kapitels werden zahlreiche, zum Teil kommentierte bibliographische Hinweise vorgestellt, die aktuell und hilfreich sind. . Das (letzte) achte Kapitel enthält eine Beschreibung der Aktivitäten des Goethe-Instituts im Bereich des Übersetzens und Dolmetschens. Dabei geht es im Wesentlichen um Anregungen für Aus- und Fortbildungsaktivitäten im Rahmen des Übersetzens und Dolmetschens. Hervorzuheben sind in diesem Kapitel die zahlreichen Beispiele, wie entsprechende Veranstaltungen geplant und durchgeführt werden können. Die Monographie hat außerdem zwei Anhänge. Im ersten Anhang wird sowohl eine ausführliche, aktuelle und kommentierte Bibliographie zum Thema Übersetzungs- und Dolmetschwissenschaft als auch eine Auswahl von Fachzeitschriften, die als Thema die Theorie und Praxis des Übersetzens und Dolmetschens haben, aufgelistet. Diese Bibliographie entspricht ohne Zweifel dem aktuellen Stand der Forschung. Im zweiten Anhang wird ein Überblick über staatliche deutsche Hochschulen gegeben, an denen Übersetzer und Dolmetscher ausgebildet werden. Fazit: Zusammenfassend ist noch festzuhalten, dass es sich bei der vorliegenden Monographie um ein äußerst lesens- und empfehlenswertes Werk handelt. Die Monographie ermöglicht einen aktuellen Überblick über die Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens. Es ist jedem zu empfehlen, der sich im Unterricht mit Übersetzen und Dolmetschen auseinander setzen möchte. Bochum Cassio Rodrigues Henning DÜWELL, Claus GNUTZMANN, Frank KÖNIGS (Hrsg.): Dimensionen der Didaktischen Grammatik. Festschrift für Günther Zimmermann zum 65. Geburtstag. Bochum: AKS-Verlag 2000, 444 Seiten, [DM40,-] Dimensionen der Didaktischen Grammatik ist der Titel der von Düwell, Gnutzmann und Königs herausgegebenen Festschrift zum 65. Geburtstag von Günther Zimmermann. Ein prinzipiell zutreffender Titel, denn 18 der 22 Beiträge beschäftigen sich im weitesten Sinne mit Didaktischer Grammatik. Darüber hinaus finden sich einige Abhandlungen über Lernstrategien ein Thema, das Günther Zimmermann in seiner Forschung auch immer wieder aufgegriffen hat. Die Beiträger sind ausnahmslos renommierte deutsche Fachdidaktiker. Thematisiert werden zumeist die Schulfremdsprachen Englisch und Französisch; das Deutsche als Fremdsprache ist in den Beiträgen von Königs und Tönshoff vertreten. Das 444seitige Buch wird eingeleitet mit einem kurzen Vorwort der Herausgeber, einer Tabula gratulatoria sowie einem Lebenslauf und dem Schriftenverzeichnis von Günther Zimmermann. Die sich anschließen- FLllllL 30 (2001)