Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2001
301
Gnutzmann Küster SchrammMary SNELL-HORNBY, Hans G. HÖNIG, Paul KUßMAUL, Peter A. SCHMITT (Hrsg.): Handbuch Translation
121
2001
Bernd Stefanink
Mary SNELL-HORNBY, Hans G. HÖNIG, Paul KUßMAUL, Peter A. SCHMITT (Hrsg.): Handbuch Translation. Tübingen: Stauffenburg 1999 (Handbücher), XII + 434 Seiten [karton. DM 64,-]
flul3010265
Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 265 von mehreren Äquivalenten" (168), eine klare Markierung der 'Poyfunktionalität' und 'Polysituativität' (170), sowie der 'partiellen Äquivalenz' (170) und bedauert den Mangel an „Vorarbeiten zur stilistischen Markierung der Sprichwörter" ( 171), der keine zuverlässigen Angaben zum diastratischen Wert der fremdsprachigen Sprichwörter zulässt. Diese Vorschläge kann man nur befürworten. Anastasia P ARIANOU behandelt die Übersetzung von Routineformeln. Sie zeigt an einem Beispiel auf, wie ein griechischer Autor zwecks „Erhaltung des kulturspezifischen Hintergrundes" kulturelle Eigentümlichkeiten durch bewusst verfremdendes Übersetzen derartiger Formeln in die Zielsprache hinüberrettet. Elisabeth PIIRAINEN schließlich macht auf Defizite bei der Behandlung von Phraseologismen in der niederländischen Lexikographie aufmerksam, die zum Teil für die phraseologischen 'falschen Freunde' in den zweisprachigen Wörterbüchern der nah verwandten Sprachen Deutsch und Niederländisch verantwortlich ist. Sie forscht nach den Ursachen für das Phänomen der falschen Freunde und entdeckt Regelmäßigkeiten bei deren Zustandekommen. Nicht belegt hat Piirainen ihre Behauptung, "dass dem Erlernen eines korrekten ldiomgebrauchs der jeweils anderen Sprache Grenzen gesetzt sind" (190), ein Gemeinplatz, den sie nicht begriindet « et qui arrive comme un cheveu sur 1a soupe! » Fazit: Trotz der manchmal etwas kritischen Bemerkungen möchte ich diesen Band zur Lektüre empfehlen, da er die Bandbreite der beim Übersetzen von Phraseologismen auftretenden Probleme anspricht und neue Forschungsperspektiven eröffnet. Mary SNELL-HORNBY, Hans G. HöNIG, Paul KUßMAUL, Peter A. SCHMITT (Hrsg.): Handbuch Translation. Tübingen: Stauffenburg 1999 (Handbücher), XII+ 434 Seiten [karton. DM 64,-] Es handelt sich um die zweite, verbesserte Auflage des erstmals 1998 erschienen Handbuchs, in dem namhafte Übersetzungswissenschaftler/ innen in 114 Beiträgen die gesamte Bandbreite translatorischer Fragestellungen, sowohl aus dem Bereich der Theorie als auch aus dem Bereich der Praxis, behandeln. Im Bereich der Theorie ist hervorzuheben, dass hier nicht nur die grundlegenden Thesen dieses Wissenschaftsbereichs zumeist von ihren Vertretern selbst in konziser und klarer Form dargelegt werden, sondern dass auch eine Darstellung des aktuellen Forschungsstandes (zwischen Redaktion und Veröffentlichung liegen lediglich fünf Monate) sowie ein Aufriss der sich daraus ergebenden Forschungsdesiderata vielfach zu neuen Forschungsinitiativen anregt. So wird z.B. an verschiedenen Stellen auf die mangelhafte Berücksichtigung der Kreativität in der Translationsforschung aufmerksam gemacht. Den Querverweisen im Register entnimmt der Leser, dass Kreativität bereits bei den Vertretern der hermeneutischen Übersetzungswissenschaft, wie z.B. PAEPCKE, eine Rolle gespielt hat, wenn auch nicht in Form einer systematischen Erforschung (118-119). 13 In KußMAULS Artikel zur Kreativität (178-180) wird er nicht nur mit dem aktuellen Forschungsstand vertraut gemacht, sondern erhält auch Hinweise zu Forschungsansätzen (wie z.B. den introspektiven prozessanalytischen Verfahren) als einem der Wege zur Behebung dieses Mankos. Über das entsprechende Stichwort 'Introspektion' im Register kommt der Leser nämlich zum Artikel 47 „Einblicke in mentale Prozesse beim Übersetzen", in dem nicht nur in einem Kapitel „Die Methode des Lauten Denkens" (170) dargestellt wird, sondern auch, in einem weiteren Kapitel, die „bisherigen Ergebnisse" (171 ), wonach wiederum ein Kapitel den „Forschungsdesideraten" (171) gewidmet ist. Auf diese Weise kann sich der Nachwuchswissenschaftler, je nach seinem Wissensstand, über das ausführliche Register die nötigen Zusatzinformationen besorgen, die sich durch die Querverweise zu einem kohärenten Bild zusammenfügen. Studierende, die sich in diesen Wissenschaftsbereich einarbeiten wollen, werden wahrscheinlich den Einstieg über die verschiedenen Rubriken "Translations-wissenschaftliche Grundlagen", "Translatorische Aspekte", "Spezifische Aspekte des Übersetzens", "Spezifische Aspekte des Dolmetschens", "Didaktische Aspekte", "Evaluierung von Translationsleistungen") 13 Die Zahlen beziehen sich auf die Seiten des besprochenen Werkes. lFLU! L 30 (2001) 266 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel vorziehen, in die das Handbuch unterteilt ist. Der Praktiker schließlich wird nicht nur Hilfsmittel, wie Tabellen zu „Maßeinheiten und Umrechnungsfaktoren" vorfinden, sondern auch einen ganz praktischen Informationen gewidmeten Teil mit Kapiteln zum „Berufsbild", zur „Marktsituation des Übersetzers" bzw. des „Konferenzdolmetschers", zur Ausbildungssituation usw. sowie Adressen von Berufsverbänden, wissenschaftlichen Gesellschaften usw. Inhaltlich fällt auf, dass die „Pariser Schule", die E.S.I.T., lediglich durch Karla DEJEANLEFEAL im Bereich Dolmetschdidaktik vertreten ist, womit man ihr in keiner Weise gerecht wird. Die von SELESKO- VITCH und LEDERER erarbeitete und auf den im Bereich Simultandolmetschen gewonnen Erkenntnissen aufbauende « approche interpretative » wird im deutschen Sprachraum kaum zur Kenntnis genommen. 14 Die Darstellung der E.S.I.T. im Kapitel „Ausbildungssituation in Europa" stellt die "ESIT (Sorbonne)" neben die "ISIT" ohne darauf hinzuweisen, dass die ISIT der privaten Universite Catholique angegliedert ist und im Unterschied zur ESIT keine eigene Theorie entwickelt hat. Bei den ausführlichen Literaturangaben, die die insgesamt 114 Artikel liefern, fällt auf, dass häufig die gleichen Standardwerke oder Aufsatzartikel zitiert werden. Für eine Neuauflage empfiehlt sich eine Gesamtbibliographie am Ende des Buches, die wie das Beispiel von Baker's Routledge Encyclopedia ofTranslation (1998) zeigt einen besseren Überblick über die Fachliteratur gewährleistet. Fazit: Das Handbuch Translation besticht durch die Klarheit, mit der die grundlegenden Fragen der Translationswissenschaft kompetent dargestellt sind. Es bestätigt und illustriert den interdisziplinären Charakter dieser Wissenschaft, indem es die facettenreichen Beziehungen zu Nachbardisziplinen aufzeigt. Zudem eröffnet es insofern Forschungsperspektiven, als es den aktuellen Forschungsstand klar umreißt und die sich daraus ergebenden Forschungsdesiderate dezidiert formuliert. Aufgrund dieser inhaltlichen Qualitäten sowie einer benutzerfreundliche Konzeption ist das Buch nicht nur Praktikern und Studierenden, sondern auch Lehrenden und Forschem ohne Einschränkung zur Lektüre zu empfehlen. Radegundis STOLZE: Die Fachübersetzung. Eine Einführung. Tübingen: Narr 1999 (Narr Studienbücher). 278 Seiten [DM 39,80] Stolzes „Einführung" ist mehr als eine „Sensibilisierung für die Gesamtproblematik" (12) fachsprachlichen Übersetzens, wie sie bescheiden vorausschickt. Nachdem sie Translation, im Sinne von Holz- Mänttäri, als Handlungsgefüge dargestellt hat, in dem die fachsprachliche Kommunikation angesiedelt ist, macht S. auf die Schwierigkeiten der Abgrenzung von Fachsprache und Gemeinsprache aufmerksam. Sie geht dann systematisch auf die verschiedenen Aspekte der Fachsprachen ein, von der Wortebene über den Funktionalstil und die Rolle der Textsorten bis hin zur Ebene der kulturell geprägten Textrhetorik. Aufjeder dieser Stufen werden die verschiedenen, für den Übersetzer relevanten Faktoren vorgestellt und kontrastiv Vorgehensweisen anderer Sprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch) präsentiert. Dabei wird oft beispielhaft ins Detail gegangen. Dies alles nicht im Sinne eines verordnenden Regelwerks, sondern auch mit der nötigen Sensibilisierung für stilistische Markierung, die nicht etwa schmückendes Beiwerk ist, sondern zum Sinn beiträgt (251). Dabei werden Thesen nicht einfach übernommen, sondern kritisch reflektiert 15 so z.B. was die neuesten Forschungsergebnisse im 14 Vgl. dazu auch meine Besprechung von R. STOLZE: Übersetzungstheorien. Tübingen 1994 (in: FluL 25 (1996), 250-253). In der 2. verb. Auflage hat die « approche interpretative » immerhin Berücksichtigung gefunden. 15 Als einen Ausrutscher, der in diese kritisch fundierte Darstellung nicht passt, würde ich die Pauschalisierung des „osteuropäischen Stils" ansehen, der als „umständlich" und elaboriert beschrieben wird (215). Als Beispiel nennt Stolze Litauen und die östlichen Bundesländer, wobei sie für Litauen „wissenschaftliche Texte" anführt, während bei den östlichen Bundeländem von „politischen Funktionären" und deren „gestanztem Kanzleideutsch" die Rede ist (216). Auf den Wissenschaftsstil der rumänischen Linguisten trifft diese Behauptung mit Sicherheit nicht zu. lFLIIIL 30 (2001)