Fremdsprachen Lehren und Lernen
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Narr Verlag Tübingen
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2002
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Gnutzmann Küster SchrammPONS Lexiface professional. Elektronisches Wörterbuch Deutsch-Französisch, Französisch-Deutsch
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2002
Ekkehard Zöfgen
PONS Lexiface professional. Elektronisches Wörterbuch Deutsch-Französisch, Französisch-Deutsch CD-ROM. Stuttgart: Klett 2001 [79 €]
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250 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Äquivalenten, die die halbfett gesetzten ca. 210 000 Bearbeitungseinheiten ergänzen und die das Lemma noch stärker kontextualisieren als die Anwendungsbeispiele, dem erhobenem Anspruch auf Bidirektionalität letztlich nicht gerecht wird ganz abgesehen davon, daß nicht einmal die dafür unerläßliche Grundvoraussetzung erfüllt ist, nämlich die vollständige Parallelität des frz.-dt. und des dt.-frz. Teils (vgl. z.B.flasher sur qn, qc F auf j-n, etw abfahren/ / auf etw, j-n (voll) abfahren s'emballer pour qc, qn [ ... ]). Der hohe (praktische) Nutzen jener in der Ausgangssprache des Hinübersetzers formulierten Glossierungen bleibt davon selbstverständlich unberührt. Dies um so mehr, als die Glossierung in der Regel über die Kollokationspartner erfolgt (Paradebeispiel: faux) und nur in Ausnahmefällen über das Synonym (vgl. unter agacer 1., alpage oder cochonnerie). Die Grenzen dieses Verfahrens werden jedoch bereits bei Kollokationen wie une critique implacable oder un comique echevele sichtbar, auf die wir in der mehrfach zitierten Lettre l'information de TV5 stoßen und für die das GSw kein (normgerechtes) Übersetzungsäquivalent beim jeweiligen Adjektiv zur Verfügung stellt. Findet der Benutzer die treffende Übersetzung dann wenigstens mit Hilfe der syntagmatischen Angaben (implacable: [...] logique unerbittlichechevele: [...] passion heftig; zügellos)? Dem germanophonen Herübersetzer mag dies dank seiner muttersprachlichen Kompetenz gelingen; dem frankophonen Hinübersetzer dürften die (kursiv erscheinenden) Glossierungen hingegen kaum weiterhelfen. Für letzteren besonders problematisch ist die Kumulierung von Äquivalenten wie etwa bei chagrin I adj: 1. (triste) bekümmert; bedrückt; betrübt; 2. litt (morose) griesgrämig; verdrießlich; grämlich (oder bei dem von Hausmann 1996, 242 (vgl. Anm. 2) entsprechend kommentierten baroque). Für welches Äquivalent wird er sich bei der Übersetzung der folgenden Passage entscheiden, bei der selbst ein intensives Nachschlagen im dt.-frz. Teil keinen Erkenntnisgewinn bringt: si habitue soit-on ii ces reussites, on ne s'attendait pas ii tant de Gauguin, et de si beaux, et si rares [...]. Assurement, dirait un esprit chagrin, il n 'y a pas ii Martigny tous les Gauguin historiques, ni La Vision apres le sermon, ni [...] (Le Monde vom 18.7.1998, S. 30)? Gesamturteil: Langenscheidt beweist zum wiederholten Mal, daß man Gutes noch besser machen kann. Die Neuerungen sind allerdings weit weniger spektakulär, als es uns der werbewirksame Slogan „mit wesentlichen Merkmalen des revolutionären POWER-Konzeptes" weismachen möchte. Hinzu kommt, daß auch mit dieser Neubearbeitung der (zusätzliche) Besitz eines Großwörterbuchs vom Umfang und von der Güte eines PONS oder eines Sachs-Villatte keineswegs zum überflüssigen Luxus geworden ist. Bielefeld Ekkehard Zöfgen PONS Lexiface professional. Elektronisches Wörterbuch Deutsch-Französisch, Französisch-Deutsch. CD-ROM. Stuttgart: Klett 2001 [79 €] Die Zahl der elektronischen Wörterbücher ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Längst haben sich die mit dieser neuen Technologie verbundenen Vorteile herumgesprochen, die es dem Benutzer erlaubt, schnell und komfortabel große Datenbestände zu durchsuchen. Nicht wenige der in der metalexikographischen Literatur intensiv diskutierten Probleme (z.B. die Frage, ob Kollokationen unter der Basis oder unter dem Kollokator lemmatisiert sind und ob das Wörterbuch demnach auch in Situationen der Sprachproduktion gute Dienste leistet) verlieren nunmehr an Relevanz. Wer einmal mit der CD- ROM-Version des ZINGARELLI (1996) oder des PETIT ROBERT (1996) gearbeitet hat, möchte die dadurch sich eröffnenden vielfältigen Retrieval-Möglichkeiten (u.a. Volltextabfragen oder Suche nach verschiedenen Kriterien, und zwar einzeln oder kombiniert) nicht mehr missen. Mit ProfiLine, der elektronischen Version von Langenscheidts Handwörterbuch, hat 1997 diese Technik (komplexe Abfragen durch Verknüpfung mehrerer Suchbedingungen, gezielte Suche nach Mehrworteinträgen, usw.) für das Sprachenpaar Deutsch-Französisch Einzug in die zweisprachige Lexikographie für semi-professionelle Ansprüche gehalten. Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis auch der Klett-Verlag den Datenbestand seiner neu entwickelten PONS Großwörterbücher in elektrolFLlllL 31 (2002) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 251 nischer Form präsentieren würde. Im (Spät-)Sommer vergangenen Jahres erschienen unter dem Namen PONS Lexiface professional die lang erwarteten CD-ROM Fassungen für die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch. Installation: Laut Hersteller ist Lexiface (Französisch) für die Windows Betriebssysteme 95, 98, ME, NT 4.0 und 2000 ausgelegt 8, wobei sich die Hardware-Anforderungen im Rahmen des Üblichen bewegen (IBM kompatibler PC mit der Prozessorleistung eines Pentium 75 oder höher, mind. 16 MB RAM, 30 MB freier Festplattenspeicher, Grafikkarte mit einer Auflösung von 800x600 oder mehr sowie CD-ROM Laufwerk). Um Lexiface benutzen zu können, muß außerdem der Internet Explorer von Microsoft in der Version 4.0 oder höher installiert sein. 9 Nach (problemlos) erfolgter Installation signalisiert das (rote) i-Finger-Symbol auf der Taskleiste, daß die Anwendung gestartet ist und unter bestimmten Bedingungen (vgl. unten) automatisch die richtige Übersetzung anzeigen würde. Konfiguration und Benutzerüberfläche: Über das Menü, das beim Anklicken des i-Finger-Symbols aufklappt, können u.a. bestimmte Konfigurationseinstellungen verändert werden. So ist es beispielsweise möglich, die installierten Wörterbücher einzeln zu aktivieren oder zu deaktivieren, den Modus 'Schlafen' zu wählen und damit Lexiface nicht nach Übersetzungen suchen zu lassen oder aber einer anderen Tastenkombination als der voreingestellten die Suchfunktion zuzuweisen. Nicht beeinflussen läßt sich leider das Erscheinungsbild des Suchfensters, das sich beim Klick auf den entsprechenden Menüpunkt oder aber beim Doppelklick auf das i-Finger-Symbol öffnet. Dies ist um so bedauerlicher, als die Benutzeroberfläche optisch wenig ansprechend gestaltet ist und vor allem im Hinblick auf die Lesbarkeit der Benutzereingaben zu wünschen übrig läßt. Die völlig unzureichende Dimensionierung der Suchzeile führt sogar dazu, daß trotz (extrem) kleinem Schrifttyp lemmatisierte Komposita wie Nacht-und-Nebel- Aktion abgeschnitten werden. Suchfunktionen: Entscheidend für die Beurteilung der Qualität der Software ist natürlich die Frage, welche Suchfunktionen das Programm zur Verfügung stellt. Und in diesem Punkt kann Lexiface die Erwartungen bei weitem nicht erfüllen. Offenbar bestand die Aufgabe der Entwickler einzig und allein darin, für einzelne Lexeme schnell und einfach ein Übersetzungsäquivalent auf den Bildschirm zu bringen. Dieses in der Werbung als Pop-up-Funktion bezeichnete Nachschlagen per Mausklick hat allerdings eine Reihe gravierender Nachteile; weder erlaubt es ein Blättern im Wörterbuch oder gar ein Springen von Artikel zu Artikel, noch können damit komplexe Suchabfragen formuliert werden. Im Klartext bedeutet dies, daß zum einen auf Volltextrecherche verzichtet werden muß und daß zum anderen nur die Hauptstichwörter 10 sowie die Sublemmata (etwa Nachtwache, Nachtwächter, Nachtzeit, Nachtzuschlag s.v. Nachtvogel), nicht hingegen die nicht-lemmatisch adressierten mehrgliedrigen Ausdrücke in die Suchfunktion einbezogen sind. Gibt man Kompositeme wie Tausendundeine Nacht, (lexikalisierte) Kollokationen wie reportage photographique oder (qc) pose un probleme, Phraseologismen wie ne pas savoir sur quel pied danser, Konnektiva wie tout compte fait oder Adverbien wie pour le moins bzw. par-dessus le marche, die in der Papierversion ausnahmslos verzeichnet sind, dennoch ein, so erhält man die Meldung „iFinger konnte bei der Suche nach' ..... ' nichts finden". Bedauern wird man ebenso, daß die Verwendung von Platzhaltern (Wildcards) nicht vorgesehen ist. Bei der Eingabe muß deshalb die genaue Schreibweise beachtet werden. Als Positivum kann Lexiface zweifellos für sich verbuchen, daß der Suchalgorithmus auch flektierte Wortformen verarbeitet und daß daneben großer Wert auf die nahtlose Einbindung in unterschiedliche Programm-Umgebungen gelegt wurde. Aktivieren läßt sich die Suchfunktion auf dreierlei Weise, Auf einwandfreie Funktion wurde das Produkt vom Rezensenten allerdings nur unter Windows 98 und Windows ME getestet. 9 Die Installation kann man mit der Option „Internet Explorer installieren" direkt vom Installationsprogramm ausführen lassen. 10 Aus unerfindlichen Gründen ist ein Zugriff auf bestimmte lemmatisierte Mehrwortgefüge (wie z.B. Tante- Emma-Laden) dennoch nicht möglich. IFJLl]l, 31 (2002) 252 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel nämlich (1) durch Öffnen des Suchfensters per Mausklick, (dabei kann das Suchfenster immer im Vordergrund gehalten werden), (2) im Zusammenspiel mit dem Internet Explorer (in diesem Fall werden Übersetzungsäquivalente automatisch angezeigt, sobald man mit dem Mauszeiger über ein Wort fährt) sowie (3) in jeder anderen Windows-Anwendung durch Nachschlagen per Hotkey eines zuvor markierten Wortes. Doch auch hier so ist man versucht zu sagen ist längst nicht alles Gold, was zu glänzen scheint. So erkennt das Programm zwar automatisch, daß es sich beij 'acquiers, (il a) tenu oder (je) vais um flektierte Formen von acquerir, tenir bzw. aller handelt; atteinte, tenue oder mise werden hingegen nicht als weibliche Form des participe passe identifiziert und führen demzufolge nur zum jeweiligen Nomen (ohne Hinweis auf den Infinitiv der zugehörigen Verben). 11 Unbefriedigend ist ebenso die Trefferquote bei der Suche nach einem Übersetzungsäquivalent. Abgesehen davon, daß uns Lexiface vor allem bei zusammengesetzten Wörtern oder bei Kollokationen 12 häufig im Stich läßt, ist der „clevere Klick ins Wörterbuch" auch in anderen Fällen alles andere als ein Vergnügen. Wer sich bei Sätzen wie ce film a passe a la tele oder il tient de son pere schnelle Hilfe von Lexiface erhofft, der wird sich damit abfinden müssen, daß man erst nach längerem, manchmal recht mühsamen Scrollen durch den Wörterbuchartikel fündig wird. Programmbedingt gilt dies dann auch für die Sprachrichtung deutsch-französisch, wo dem Benutzer etwa bei (eine Datenbank) einrichten zunächst amenager angeboten wird. Benutzerwörterbücher: Praktisch und auf den ersten Blick vielversprechend ist die Möglichkeit, Benutzerwörterbücher aus einzelnen Wörtern mit deren Übersetzungen oder sogar aus importierten (als Textdatei vorliegenden) Wortlisten aufzubauen. Über das Suchfenster kann man auf die selbst erstellten (alphabetisch geordneten) Einträge allerdings nicht zugreifen. Umfangreiche Benutzerwörterbücher wird man deshalb kaum anlegen wollen, da deren Handhabung sehr umständlich wäre. Einen Befehl „Suchen", wie wir ihn aus jeder Textverarbeitung kennen und mit dem sich auch in großen Benutzerdateien Lemmata bequem aufspüren ließen, gibt es nämlich ebensowenig. Kopierfunktionen: Erfreulich ist dagegen, daß nicht nur einzelne Übersetzungen, sondern auch ganze Artikel oder markierte Teile davon einschließlich der darin enthaltenen Abbildungen in andere Windows- Anwendungen per drag&drop kopiert werden können, wobei dies im Hinblick auf Einzelelemente auch in umgekehrter Richtung (d.h. aus einem Windows-Programm in das Suchfenster) funktioniert. Die Kommunikation zwischen Lexiface und Microsoft-Produkten sowie der Freetext-Datenbank Asksam (Version 4) gibt keinerlei Anlaß zur Klage. Lediglich die (zugegebenermaßen) immer kleiner werdende Fan-Gemeinde von WordPerfect (Version 8.0 und 9.0) muß gewisse Einschränkungen in Kaufnehmen. Denn zum Kopieren ist der Umweg über die Zwischenablage zwingend erforderlich. Abbildungen werden dabei nicht importiert und stehen somit unter WordPerfect nicht zur Verfügung. Fazit: Gelegentlich wird darüber spekuliert, daß elektronische Wörterbücher mit entsprechend innovativem Potential „die papierorientierten in absehbarer Zeit verdrängen werden" 13 • Vom PONS Lexiface- Wörterbuch (Französisch) wird man das kaum behaupten können. Denn trotz einfacher und problemloser Bedienung weist es in bezug auf Präsentation und Recherche-Optionen unübersehbare Schwächen auf, die z.T. mit der Philosophie der (i-Finger) Nachschlage-Software zusammenhängen. Jedenfalls hat die (wenig durchdachte) Beschränkung der Zugriffsmöglichkeiten auf das Wörterbuch, die es dem Benutzer u.a. nicht erlaubt, den Datenbestand nach bestimmten Kriterien gezielt abzusuchen und die Lexiface gegenüber der Benutzung der Papierversion lediglich einen Geschwindigkeitsvorteil verschafft, den Rezensenten nicht zu überzeugen vermocht. In dieser Einschätzung fühlt er sich im übrigen bestärkt 11 Nicht zu erklären ist, warum dagegen sowohl die Eingabe tfcrite als auch tfcrit zum Artikel tfcrit (n.m.) führt und nicht zu tfcrire. 12 Besonders deutlich wird dies u.a., wenn die 'Hilfe' bei aktivierter Suchfunktion aufgerufen wird oder wenn man nacheinander die Kollokationspartner von Bedeutung gewinnen anklickt. 13 Andrea Lehr: "Zur neuen Lexicographica-Rubrik 'Electronic Dictionaries"'. In: Lexicographica 12 (1996), 316. lFLl.llL 31 (2002) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 253 durch den direkten Vergleich mit Konkurrenzprodukten, insbesondere mit Langenscheidts Pop-up Technologie, die bei den XL Wörterbüchern Englisch insofern kaum Wünsche offenläßt, als sie blitzschnelles Nachschlagen per Mausklick in praktisch jeder Computer-Arbeitsumgebung mit einer beeindruckenden Fülle von Suchfunktionen und individuellen Einstellungsmöglichkeiten verbindet. Bielefeld Ekkehard Zöfgen Frank G. KÖNIGS (Hrsg.): Impulse aus der Sprachlehrforschung. Marburger Vorträge zur Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -Lehrern. Tübingen: Narr 2001, 185 Seiten [19,90 €] Im Sommersemester 2000 fand an der Philipps-Universität Marburg eine Vortragsreihe statt, in der Vertreter unterschiedlicher Sprachen und Positionen innerhalb der Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung ihre Vorstellungen von einer angemessenen Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern darlegten. Der vorliegende Band vereinigt diese insgesamt 7 Beiträge, ergänzt um ein Positionspapier zur Fremdsprachenlehrerausbildung, das im Frühjahr 2000 auf einer Reflexionstagung in Rauischholzhausen entstanden ist. Die Beitragenden sind (in der Reihenfolge der Artikel) Frank G. Königs, Albert Raasch, Dieter Wolff, Dietmar Rösler, Clans Gnutzmann, Franz-Joseph Meißner und Eike Thürmann. Das Anliegen dieses Bandes besteht darin, zu den derzeit in der Bildungspolitik diskutierten strukturellen Neuorientierungen in der Fremdsprachenlehrerausbildung Stellung zu beziehen, wie auch auf inhaltlicher Ebene innovative Akzente für ein zukünftiges Curriculum zu setzen, das gezielt auf den Beruf Fremdsprachenlehrer/ -lehrerin vorbereitet. Im strukturellen Bereich geht es in erster Linie um die gestufte Lehrerbildung im Kontext der Internationalisierung der Studiengänge, den Berufsfeldbezug sowie das Selbstverständnis und die Funktion der Fremdsprachendidaktik/ Sprachlehrforschung innerhalb einer organischen Verzahnung zwischen Fachwissenschaften und Erziehungswissenschaft. Insbesondere der einleitende Beitrag von Frank G. Königs "Aufbruch zu neuen Ufern? -Ja, aber wo geht's da lang? Überlegungen zur Neustrukturierung der Ausbildung von Fremdsprachenlehrern") diskutiert diese Fragen und bezieht kritisch Stellung zu den zur Zeit in der Diskussion befindlichen Modellen. Im Kontext der Internationalisierungsdebatte geht es um die Anpassung der Lehrerausbildung an die Bachelor-Master-Studiengänge mit den bekannten Argumenten, Studienzeiten zu verkürzen, internationale Vergleichbarkeit herzustellen sowie Bachelor- Absolventen flexibler auf dem Arbeitsmarkt einsetzen zu können. Königs sieht jedoch für die Lehrerausbildung hier große Nachteile: Am Beispiel der in NRW geplanten gestuften Lehrerausbildung, die während der BA-Phase ein rein fachwissenschaftliches Studium vorsieht und dann, in der MA-Phase in zwei Semestern erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Inhalte vermittelt, zeigt er auf, wie so die bislang angestrebte und auch in weiten Teilen praktizierte Verzahnung von fachlichen Inhalten mit Unterrichtskompetenzen, die den Kern professionellen Lehrerhandelns ausmacht, konterkariert wird. Das andere umstrittene bildungspolitische Thema ist der sogenannte Berufsfeldbezug: Hier geht es um das Verhältnis von den Fachwissenschaften, die ein grundsätzlich wissenschaftlich orientiertes Studium wünschen, und andererseits der Notwendigkeit, für zukünftige Lehrerinnen und Lehrer eine berufsorientierte Wissenschaftlichkeit anzustreben. Letzteres bedeutet keinesfalls eine Anwendungsübung im praxeologischen Sinn, sondern eine systematische Entwicklung von Schlüsselqualifikationen auf der Basis aller dafür relevanten an der Universität gelehrten Fächern, den Fachwissenschaften, den Erziehungswissenschaften wie den Fachdidaktiken. Eine Funktionalisierung der fachwissenschaftlichen Inhalte im Hinblick auf das spätere Tätigkeitsfeld muß gewährleistet sein. Im folgenden entwickelt Königs die zentralen Aufgaben dieser drei Säulen einer zukunftsorientierten Lehrerausbildung: Den Beitrag der Erziehungswissenschaften sieht er vor allem in der Bereitstellung eines Theorierahmens, in dem Sichtweisen über Unterricht, Alltagswissen über Lehrerhandeln sowie eigene erste Praxiserfahrungen theoretisch angeleitet ins Blickfeld genommen werden können. Historisch-politische, gesellschaftliche, institutionelle und individuelle Bedingungen pädagogischen Handelns müssen verbunden mit dem JFLIJIL 31 (2002)