Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2002
311
Gnutzmann Küster SchrammFrank G. KÖNIGS (Hrsg.): Impulse aus der Sprachlehrforschung
121
2002
Adelheid Hu
Frank G. KÖNIGS (Hrsg.): Impulse aus der Sprachlehrforschung. Marburger Vorträge zur Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern. Tübingen: Narr 2001, 185 Seiten [19,90 €]
flul3110253
Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 253 durch den direkten Vergleich mit Konkurrenzprodukten, insbesondere mit Langenscheidts Pop-up Technologie, die bei den XL Wörterbüchern Englisch insofern kaum Wünsche offenläßt, als sie blitzschnelles Nachschlagen per Mausklick in praktisch jeder Computer-Arbeitsumgebung mit einer beeindruckenden Fülle von Suchfunktionen und individuellen Einstellungsmöglichkeiten verbindet. Bielefeld Ekkehard Zöfgen Frank G. KÖNIGS (Hrsg.): Impulse aus der Sprachlehrforschung. Marburger Vorträge zur Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -Lehrern. Tübingen: Narr 2001, 185 Seiten [19,90 €] Im Sommersemester 2000 fand an der Philipps-Universität Marburg eine Vortragsreihe statt, in der Vertreter unterschiedlicher Sprachen und Positionen innerhalb der Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung ihre Vorstellungen von einer angemessenen Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern darlegten. Der vorliegende Band vereinigt diese insgesamt 7 Beiträge, ergänzt um ein Positionspapier zur Fremdsprachenlehrerausbildung, das im Frühjahr 2000 auf einer Reflexionstagung in Rauischholzhausen entstanden ist. Die Beitragenden sind (in der Reihenfolge der Artikel) Frank G. Königs, Albert Raasch, Dieter Wolff, Dietmar Rösler, Clans Gnutzmann, Franz-Joseph Meißner und Eike Thürmann. Das Anliegen dieses Bandes besteht darin, zu den derzeit in der Bildungspolitik diskutierten strukturellen Neuorientierungen in der Fremdsprachenlehrerausbildung Stellung zu beziehen, wie auch auf inhaltlicher Ebene innovative Akzente für ein zukünftiges Curriculum zu setzen, das gezielt auf den Beruf Fremdsprachenlehrer/ -lehrerin vorbereitet. Im strukturellen Bereich geht es in erster Linie um die gestufte Lehrerbildung im Kontext der Internationalisierung der Studiengänge, den Berufsfeldbezug sowie das Selbstverständnis und die Funktion der Fremdsprachendidaktik/ Sprachlehrforschung innerhalb einer organischen Verzahnung zwischen Fachwissenschaften und Erziehungswissenschaft. Insbesondere der einleitende Beitrag von Frank G. Königs "Aufbruch zu neuen Ufern? -Ja, aber wo geht's da lang? Überlegungen zur Neustrukturierung der Ausbildung von Fremdsprachenlehrern") diskutiert diese Fragen und bezieht kritisch Stellung zu den zur Zeit in der Diskussion befindlichen Modellen. Im Kontext der Internationalisierungsdebatte geht es um die Anpassung der Lehrerausbildung an die Bachelor-Master-Studiengänge mit den bekannten Argumenten, Studienzeiten zu verkürzen, internationale Vergleichbarkeit herzustellen sowie Bachelor- Absolventen flexibler auf dem Arbeitsmarkt einsetzen zu können. Königs sieht jedoch für die Lehrerausbildung hier große Nachteile: Am Beispiel der in NRW geplanten gestuften Lehrerausbildung, die während der BA-Phase ein rein fachwissenschaftliches Studium vorsieht und dann, in der MA-Phase in zwei Semestern erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Inhalte vermittelt, zeigt er auf, wie so die bislang angestrebte und auch in weiten Teilen praktizierte Verzahnung von fachlichen Inhalten mit Unterrichtskompetenzen, die den Kern professionellen Lehrerhandelns ausmacht, konterkariert wird. Das andere umstrittene bildungspolitische Thema ist der sogenannte Berufsfeldbezug: Hier geht es um das Verhältnis von den Fachwissenschaften, die ein grundsätzlich wissenschaftlich orientiertes Studium wünschen, und andererseits der Notwendigkeit, für zukünftige Lehrerinnen und Lehrer eine berufsorientierte Wissenschaftlichkeit anzustreben. Letzteres bedeutet keinesfalls eine Anwendungsübung im praxeologischen Sinn, sondern eine systematische Entwicklung von Schlüsselqualifikationen auf der Basis aller dafür relevanten an der Universität gelehrten Fächern, den Fachwissenschaften, den Erziehungswissenschaften wie den Fachdidaktiken. Eine Funktionalisierung der fachwissenschaftlichen Inhalte im Hinblick auf das spätere Tätigkeitsfeld muß gewährleistet sein. Im folgenden entwickelt Königs die zentralen Aufgaben dieser drei Säulen einer zukunftsorientierten Lehrerausbildung: Den Beitrag der Erziehungswissenschaften sieht er vor allem in der Bereitstellung eines Theorierahmens, in dem Sichtweisen über Unterricht, Alltagswissen über Lehrerhandeln sowie eigene erste Praxiserfahrungen theoretisch angeleitet ins Blickfeld genommen werden können. Historisch-politische, gesellschaftliche, institutionelle und individuelle Bedingungen pädagogischen Handelns müssen verbunden mit dem JFLIJIL 31 (2002) 254 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Erwerb eines Methoden- und Kenntnisrepertoires als Voraussetzung systematischer Beobachtung und empirisch begründeter Reflexion durchdacht werden. In Bezug auf die Rolle der Fremdsprachendidaktik innerhalb der Lehrerausbildung diskutiert Königs die Frage, in welchem vor allem auch quantitativen Verhältnis die Elemente der Fachwissenschaften (Linguistik, Literatur, Landeskunde, Sprachpraxis), der Fachdidaktik und den Erziehungswissenschaften innerhalb der Lehrerausbildung stehen. Ziel müßte in diesem Kontext eine organische Vernetzung der einzelnen Ausbildungskomponenten sein. Fremdsprachendidaktik versteht sich dabei keineswegs als lediglich bestimmte Fertigkeiten antrainierende Praxis. Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung haben im Gegenteil ein ausgeprägtes Wissenschafts- und Selbstverständnis entwickelt: Es geht um theoriebasierte Ansätze für das Lernen und Lehren von Sprachen auf der Basis gegenstandsspezifischer Forschungsmethoden. Fremdsprachendidaktik nimmt somit eine Brückenfunktion zwischen Fachwissenschaften und Allgemeiner Didaktik ein. Ein besonderes Problem liegt darin, daß die Fachwissenschaften bislang wenig bereit waren, ihre Inhalte im Kontext der Lehrerausbildung zu reflektieren. Insbesondere der Bereich Sprachpraxis stellt dabei ein Problem dar: Im Hinblick auf Lehrerausbildung müßte gerade dieser Bereich effektiviert, ausgedehnt und auf den Lehrerberuf funktionalisiert werden. Wichtige Punkte im diesem Kontext sind: Anbindung der Sprachpraxisausbildung an Zertifizierungssysteme, Kooperationen zwischen „Sprachpraktikern" und Fremdsprachendidaktikern, Abstimmung mit Austauschprogrammen, Ausrichtung hin auf eine Didaktik der Mehrsprachigkeit. Königs schlägt im folgenden vor, wie die unmittelbar fremdsprachendidaktischen Ausbildungselemente ausgerichtet sein sollten. Ein entscheidender Punkt ist der Faktor der Vernetzung: Wünschenswert wären gemeinsame Lehrveranstaltungen zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Fachwissenschaften und Fremdsprachendidaktiken sowie Verknüpfungen zwischen Fremdsprachendidaktik und Allgemeiner Didaktik. Ziel sind integrative Ausbildungskonzepte, die sich nicht von Fachegoismen leiten lassen, sondern die das Ziel der Ausbildung fest in den Blick nehmen. Auf der inhaltlichen Ebene wird .in dem Band eine breite Palette von innovativen Vorschlägen präsentiert. Ich gehe hier nur auf diejenigen ein, die besonders im Vordergrund stehen. So ist Mehrsprachigkeit eines der Hauptthemen des Bandes. Fast alle Autoren sprechen dieses Thema an, insbesondere Albert Raasch "Was man sich für die Ausbildung von Lehramtsstudierenden wünschen könnte, nein: Was man fordern muß"), Franz-Joseph Meißner "Mehrsprachigkeitsdidaktik im Studium von Lehrenden fremder Sprachen") und Eike Thürmann "Schule im Wandel - und was daraus für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für den Fremdsprachenunterricht folgt"). In diesem Kontext wird kritisiert, daß zur Zeit zukünftige Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrer ein stark ausgeprägtes zielkulturelles und zielsprachliches berufliches Selbstverständnis haben und dadurch den traditionell der Fremdsprachendidaktik zugrunde liegenden Monolingualen Habitus (Ingrid Gogolin) perpetuieren. Gefordert wird dagegen, Lehrerinnen und Lehrer von vornherein mehrsprachig auszubilden und vor allem auch die DaF-Perspektive grundsätzlich mit einzubeziehen. Sie sollen damit in die Lage versetzt werden, sprachenübergreifende Aspekte im Sinne einer.Didaktik der Mehrsprachigkeit vermitteln zu können, z.B. Aspekte individueller und gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität, sprachlich-kulturelle Pluralität, Vermitteln in mehrsprachigen Situationen und Sensibilisierung für die „komplexen Sprachenlandschaften" (Eike Thürmann) in den Köpfen der Lernenden. Ziel ist ein mehrsprachiger Habitus. Im Zusammenhang damit steht die Forderung nach verstärkter Akzentuierung einer innovativen Landeskunde-Didaktik wie auch Interkulturellem Lernen. Zwar ist, so z.B. Raasch, generell akzeptiert, daß Landeskunde zum Kanon der Ausbildung gehört; es sei aber noch ein weiter Weg, bis dieser letztlich politisch zu verstehende - Handlungsaspekt hinreichend einbezogen sei. Überhaupt sei das Bewußtsein über die sprachenpolitische Bedeutung fremdsprachlichen Handelns bei zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern zu schärfen. Die Rolle und Bedeutung europäischer Sprachenpolitik (z.B. Europarat, Sprachenportfolio, Europäischer Referenzrahmen) sollte mehr Gewicht erhalten. Daneben sollten aber auch globale Fragen der Sprachenökologie, des Spracherhalts und des Sprachimperialismus angesprochen werden. Gerade den letzten Aspekt thematisiert Clans Gnutzmann in seinem Beitrag „English as a global language. Zu einigen möglichen Konsequenzen für den Englischunterricht und die Englischlehreraus- IFLwL 31 (2002) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 255 bildung". Zum einen sollte nach Gnutzmann die Ambivalenz der Globalisierung des Englischen sowie die Funktion und Rolle der unterschiedlichen Englishes zum Thema gemacht werden. Der Autor fordert ein ergänzendes Nebeneinander von ENL (English as a native language), ELF (English as lingua franca) und EFL (English as a foreign language). Auch er wünscht sich mehr interdisziplinäre Projektveranstaltungen für die Englischlehrerausbildung, in denen den politischen, wirtschaftlichen, linguistischen und kulturellen Implikationen genüge getan wird. Ein weiterer Punkt, der bei Raasch, Thürmann wie auch bei Dietmar Rösler "Fachwissen, Neue Medien und Projektarbeit in der Ausbildung von Fremdsprachenlehrern - Impulse aus dem Fach Deutsch als Fremdsprache") und Dieter Wolff "Neue Technologien und die Ausbildung von Fremdsprachenlehrern") angesprochen wird, ist die Fähigkeit, Sprachlernkompetenz zu vermitteln. Zukünftige Sprachlehrerinnen und -lehrer müssen lernen, auf nachschulisches Sprachenlernen dezidiert vorzubereiten: Vermittlung von Lernstrategien, Autonomes Lernen und language learning awareness sollten einen angemessenen Platz in der Ausbildung erhalten. Insbesondere Wolff und Rösler betonen das Potential der Neuen Medien für den Fremdsprachenunterricht und fordern mehr Gewicht für die Mediendidaktik in der Ausbildung. Zukünftige Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrer sollten computer literacy erlangen und in der Lage sein, virtuelle Lernumgebungen zu gestalten, z.B. Formen des Distance learning wie E-mail Tandem oder MOO-Umgebungen. Fazit: Aufgrund von Globalisierung, Migration, zunehmender lebensweltlicher Mehrsprachigkeit und medialer Entwicklungen das macht der vorliegende Band deutlich sind lange Zeit etablierte Leitziele und Prinzipien der Fremdsprachenlehrerausbildung kritisch in einem neuen Licht zu sehen und zu reformieren. Gleichzeitig wird deutlich: Mehrsprachigkeit und kulturelle Weitsicht werden immer mehr zu Schlüsselkompetenzen. Bleibt zu hoffen, daß die reflektierten und nachhaltigen curricularen Vorschläge für die Fremdsprachenlehrerausbildung nicht durch kurzsichtige Sparmodelle an den Massenuniversitäten torpediert werden. Hamburg Adelheid Hu Mathilde HENNIG unter Mitarbeit von Carsten HENNIG: Welche Grammatik braucht der Mensch? Grammatikenführer für Deutsch als Fremdsprache. München: iudicium 2001, 216 Seiten [25,- €] Unter Grammatik wird in der vorliegenden Publikation eine linguistische oder didaktische Referenzgrammatik verstanden, also ein Nachschlagewerk, das sich zum prinzipiellen Ziel setzt, die Gesamtheit der sprachlichen Regeln einer Sprache zu beschreiben, nach denen Sprecher dieser Sprache morphosyntaktisch korrekte wie auch der Kommunikation angemessene Sätze verstehen und produzieren. Faktisch kann ein Handbuch dieser Art - und das gilt auch für linguistische Referenzgrammatiken diesen Anspruch nicht einlösen. Im allgemeinen findet eine Eingrenzung der sprachlichen Varietäten zugunsten der Standardvarietät statt, und die Beschreibung der granunatischer Phänomene erfolgt in unterschiedlicher Breite und Tiefe, jeweils nach Anlage, Zielsetzung und Umfang einer Grammatik. Die Frage, inwieweit die Standardsprache aufgefaßt wird als eine funktional differenzierte Varietät im Hinblick auf eine Unterscheidung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache sowie zwischen verschiedenen Graden von Formalität wird von den Referenzgranunatiken unterschiedlich beantwortet. Wenn man wie Hennig der Überzeugung ist, wofür es gute Gründe gibt, daß Grammatiken in der von ihr verwendeten Bedeutung eine Verbindung zwischen linguistischer Forschung und fremdsprachlicher Praxis herstellen, dann sind sie untersuchenswert hinsichtlich ihrer Leistung für den Bereich Deutsch als Fremdsprache und somit legitimer und notwendiger Gegenstand einer „Grammatikendidaktik" (5). Das Buch besteht aus fünf Teilen: 1 Einleitung, 2 Die Kriterienkataloge, 3 Die Grammatiken, 4 Rezensionsverzeichnis, 5 Auswahlbibliographie. In der Einleitung werden Anliegen, Zielgruppe, Aufbau des Buches und die Kriterien für die Auswahl der untersuchten Granunatiken behandelt. Da die „Grammatikenlandschaft" seit Ende der achtziger Jahre vielfältiger, aber auch unüberschaubarer geworden ist, JFILIDJJL 31 (2002)
