Fremdsprachen Lehren und Lernen
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Narr Verlag Tübingen
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2002
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Gnutzmann Küster SchrammMathilde HENNIG unter Mitarbeit von Carsten HENNIG: Welche Grammatik braucht der Mensch?
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2002
Claus Gnutzmann
Mathilde HENNIG unter Mitarbeit von Carsten HENNIG: Welche Grammatik braucht der Mensch? Grammatikenführer für Deutsch als Fremdsprache. München: iudicium 2001, 216 Seiten [25,- €]
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Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 255 bildung". Zum einen sollte nach Gnutzmann die Ambivalenz der Globalisierung des Englischen sowie die Funktion und Rolle der unterschiedlichen Englishes zum Thema gemacht werden. Der Autor fordert ein ergänzendes Nebeneinander von ENL (English as a native language), ELF (English as lingua franca) und EFL (English as a foreign language). Auch er wünscht sich mehr interdisziplinäre Projektveranstaltungen für die Englischlehrerausbildung, in denen den politischen, wirtschaftlichen, linguistischen und kulturellen Implikationen genüge getan wird. Ein weiterer Punkt, der bei Raasch, Thürmann wie auch bei Dietmar Rösler "Fachwissen, Neue Medien und Projektarbeit in der Ausbildung von Fremdsprachenlehrern - Impulse aus dem Fach Deutsch als Fremdsprache") und Dieter Wolff "Neue Technologien und die Ausbildung von Fremdsprachenlehrern") angesprochen wird, ist die Fähigkeit, Sprachlernkompetenz zu vermitteln. Zukünftige Sprachlehrerinnen und -lehrer müssen lernen, auf nachschulisches Sprachenlernen dezidiert vorzubereiten: Vermittlung von Lernstrategien, Autonomes Lernen und language learning awareness sollten einen angemessenen Platz in der Ausbildung erhalten. Insbesondere Wolff und Rösler betonen das Potential der Neuen Medien für den Fremdsprachenunterricht und fordern mehr Gewicht für die Mediendidaktik in der Ausbildung. Zukünftige Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrer sollten computer literacy erlangen und in der Lage sein, virtuelle Lernumgebungen zu gestalten, z.B. Formen des Distance learning wie E-mail Tandem oder MOO-Umgebungen. Fazit: Aufgrund von Globalisierung, Migration, zunehmender lebensweltlicher Mehrsprachigkeit und medialer Entwicklungen das macht der vorliegende Band deutlich sind lange Zeit etablierte Leitziele und Prinzipien der Fremdsprachenlehrerausbildung kritisch in einem neuen Licht zu sehen und zu reformieren. Gleichzeitig wird deutlich: Mehrsprachigkeit und kulturelle Weitsicht werden immer mehr zu Schlüsselkompetenzen. Bleibt zu hoffen, daß die reflektierten und nachhaltigen curricularen Vorschläge für die Fremdsprachenlehrerausbildung nicht durch kurzsichtige Sparmodelle an den Massenuniversitäten torpediert werden. Hamburg Adelheid Hu Mathilde HENNIG unter Mitarbeit von Carsten HENNIG: Welche Grammatik braucht der Mensch? Grammatikenführer für Deutsch als Fremdsprache. München: iudicium 2001, 216 Seiten [25,- €] Unter Grammatik wird in der vorliegenden Publikation eine linguistische oder didaktische Referenzgrammatik verstanden, also ein Nachschlagewerk, das sich zum prinzipiellen Ziel setzt, die Gesamtheit der sprachlichen Regeln einer Sprache zu beschreiben, nach denen Sprecher dieser Sprache morphosyntaktisch korrekte wie auch der Kommunikation angemessene Sätze verstehen und produzieren. Faktisch kann ein Handbuch dieser Art - und das gilt auch für linguistische Referenzgrammatiken diesen Anspruch nicht einlösen. Im allgemeinen findet eine Eingrenzung der sprachlichen Varietäten zugunsten der Standardvarietät statt, und die Beschreibung der granunatischer Phänomene erfolgt in unterschiedlicher Breite und Tiefe, jeweils nach Anlage, Zielsetzung und Umfang einer Grammatik. Die Frage, inwieweit die Standardsprache aufgefaßt wird als eine funktional differenzierte Varietät im Hinblick auf eine Unterscheidung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache sowie zwischen verschiedenen Graden von Formalität wird von den Referenzgranunatiken unterschiedlich beantwortet. Wenn man wie Hennig der Überzeugung ist, wofür es gute Gründe gibt, daß Grammatiken in der von ihr verwendeten Bedeutung eine Verbindung zwischen linguistischer Forschung und fremdsprachlicher Praxis herstellen, dann sind sie untersuchenswert hinsichtlich ihrer Leistung für den Bereich Deutsch als Fremdsprache und somit legitimer und notwendiger Gegenstand einer „Grammatikendidaktik" (5). Das Buch besteht aus fünf Teilen: 1 Einleitung, 2 Die Kriterienkataloge, 3 Die Grammatiken, 4 Rezensionsverzeichnis, 5 Auswahlbibliographie. In der Einleitung werden Anliegen, Zielgruppe, Aufbau des Buches und die Kriterien für die Auswahl der untersuchten Granunatiken behandelt. Da die „Grammatikenlandschaft" seit Ende der achtziger Jahre vielfältiger, aber auch unüberschaubarer geworden ist, JFILIDJJL 31 (2002) 256 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel ist es das Bestreben des „Grammatikenführers", einen Überblick über die derzeit kommerziell vertriebenen Grammatiken des Deutschen mit Bezug auf die jeweiligen Zielgruppen und Anwendungen zu liefern. Es wird zu Recht darauf hingewiesen, daß es die „beste Grammatik" nicht geben kann; denn "Grammatiken können nur im Zusammenhang mit ihren Benutzern eingeordnet und bewertet werden" (8). Adressaten des Buches sind alle, die sich im weitesten Sinne mit Deutsch als Fremdsprache beschäftigen, vor allem wendet es sich an Lehrende und Studierende des Faches Deutsch als Fremdsprache. Die nicht unproblematische, aber im Kontext der vorliegenden Untersuchung nachvollziehbare Unterteilung in linguistische und didaktische Grammatiken erfolgt aufgrund eines pragmatischen Abgrenzungskriteriums: Als didaktische Grammatiken werden solche klassifiziert, deren Autoren den Anwendungsbereich DaF explizit benennen. Wenn (auch) andere Zielgruppen genannt werden, handelt es sich um linguistische Grammatiken. Linguistische Grammatiken sind von der Autorin in die Untersuchung aufgenommen worden, weil didaktische Grammatiken nicht immer die Informationen enthalten, die zukünftige DaF-Lehrer benötigen. Die Beschreibung der insgesamt 22 Grammatiken beginnt immer mit einer Zusammenfassung, in der die spezifischen Leistungen der jeweiligen Grammatik und die Möglichkeiten ihres Einsatzes aufgeführt werden. Die ausführlichere Verortung geschieht mit Hilfe von zwei, sich größtenteils überlappenden Kriterienkatalogen zu linguistischen und didaktischen Grammatiken. Dabei ist der Hinweis, daß „Kriterienkataloge Objektivität vorgaukeln" angesichts der expliziten und impliziten Ansprüche mancher solcher Kataloge in der Vergangenheit durchaus passend, ebenso wie die Einlassung, "daß sowohl die Erstellung der Fragen als auch ihre Beantwortung durch unsere subjektiven Erfahrungen und Einstellungen zu Grammatiken geprägt sind" (11). Fragen wie "Sind die Beispiele authentisch oder konstruiert? " können beispielsweise im Kontext einer korpusorientierten Grammatikbeschreibung eine Wertung zugunsten authentischer Beispiele suggerieren. Wenn sich Lernende hingegen über ein grammatisches Phänomen zunächst in seinen Grundzügen informieren wollen, so kann eine Exemplifizierung desselben durch ein möglicherweise komplexes, schwer verständliches authentisches Beispiel in diesem Fall eher hinderlich und demotivierend sein, im Vergleich etwa zu einem konstruierten, aber dafür vielleicht witzigen und einleuchtenden. Für die Auswahl der untersuchten Grammatiken wurden die folgenden Kriterien herangezogen: auf dem deutschen Markt verfügbar, keine Stichwortgrammatiken oder tabellarische Übersichten, keine Einzelsondern Gesamtdarstellungen, keine grammatischen Übungsbücher, keine sich ausschließlich an deutsche Schüler richtende Grammatiken, keine kontrastiven Grammatiken. Das zweite Kapitel beginnt mit meiner Auflistung von Arbeitsfragen zur Einordnung und Bewertung von didaktischen und linguistischen Grammatiken. Beide Kriterieukataloge enthalten Fragen zu Konzeption, Aufbau, Darstellungsweise, Beispielen sowie zu Bewertung und Einordnung der Grammatiken. Als für didaktische Grammatiken spezifische Kriterien werden Didaktisierung und Layout, als für linguistische Grammatiken spezifische Kriterien werden Umsetzung und Wissenschaftlichkeit berücksichtigt. Zum besseren Verständnis seien im folgenden einige Fragen beispielhaft aufgelistet: Konzeption (Welche Zielgruppe spricht die Grammatik an? Bezieht sich die Grammatik ausdrücklich auf einen bestimmten linguistischen Ansatz? ), Aufbau (Welche Teile enthält die Grammatik? Wie sind sie angeordnet? Welche Teile gehen über den traditionellen Kern einer Grammatik hinaus? ), Darstellungsweise (Was für Termini werden verwendet? Finden Besonderheiten der gesprochenen Sprache Eingang in die Grammatik? Ist die Grammatik eher normativ-präskriptiv oder deskriptiv? ), Beispiele (Werden Satz- oder Textbeispiele angeführt? Entstammen die Beispiele der gesprochenen und/ oder der geschriebenen Sprache? ) Bewertung und Einordnung (Ist die Grammatik für die angesprochene Zielgruppe geeignet? Stehen grammatischer Inhalt und didaktische Vereinfachungen bzw. Auflockerungen in einem angemessenen Verhältnis? bzw. bei linguistischen Grammatiken: In welchem Verhältnis stehen Verständlichkeit und Wissenschaftlichkeit der Darstellung? ). Das Kriterium der Didaktisierung wird durch die folgenden Fragen operationalisiert: Auf welche Weise wird berücksichtigt, daß es sich um eine didaktische Grammatik handelt? Werden aus didaktischen Gründen - Vereinfachungen vorgenommen? Inwiefern wird versucht, den Stoff verständlich und evtl. auch angenehm darzubieten? Für das Kriterium Wissenschaftlichkeit werden die folgenden Fragen aufgeführt: Werden Hinweise zur Behandlung des lFJLwL 31 (2002) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 257 jeweiligen Problems in der linguistischen Forschung gegeben? In welcher Form erfolgen die Hinweise? Wird eine „Regel" präsentiert oder werden mehrere Ansätze nebeneinander dargestellt? Gibt es ein Literaturverzeichnis? Welchen Umfang hat es? Das 3. Kapitel "Die Grammatiken") ist das Kernstück des Buches. In ihm werden auf der Grundlage der Kriterienkataloge die folgenden didaktischen, in drei Schwierigkeitsstufen unterteilte Grammatiken analysiert. Grundstufe: Fandrychffallowitz, Häussermann/ Kars, Reimann; Mittelstufe: Dreyer/ Schmitt, Gloyer, Latour, Rug/ Tomaszewski; Oberstufe: Buscha [et al.], Engel/ Tertel, Hall/ Scheiner, Helbig/ Buscha, Heringer, Schauen. Linguistische Grammatiken: Drosdowski, Eisenberg, Engel, Flämig, Götze/ Hess-Lüttich; Hentschel/ Weydt, Sommerfeldt, Weinrich, Zifoun. Die Analysen und Bewertungen der einzelnen Grammatiken zeichnen sich trotz der aus dem Charakter der Untersuchung ergebenden notwendigen Kürze durch einen hohen Grad an Informativität und Differenziertheit aus, sie sind zweifelsohne hilfreich für diejenigen Lehrenden und Lernenden, die sich auf der Suche nach einer ihren spezifischen Ansprüchen genügende didaktischen oder linguistischen Grammatik befinden. Das von der Verfasserin gesteckte Ziel, interessierten Lesern praktische und begründete Entscheidungshilfe bei der Wahl einer geeigneten Grammatik für ihre jeweiligen Anwendungen zu liefern, erfüllt das Buch zweifellos. Es ist verständlich geschrieben und klar strukturiert, die Kriterienkataloge sind plausibel und von der anvisierten Zielgruppe des Buches gut handhabbar. Aber das Buch könnte noch mehr leisten: Zum Beispiel wäre es möglich, wenn man der Publikation eine stärkere theoretische Fundierung geben möchte, die Kriterien mit Bezug auf theoretische Konzepte linguistischer und didaktischer Grammatiken herzuleiten und zu legitimieren. Auch die derzeit anvisierte Leserschaft wäre sehr wahrscheinlich in der Lage, dieses theoretische Additum zu verkraften. Für eine wünschenswerte weitere Auflage sollte das Buch um eine Zusammenschau der Einzelanalysen bereichert werden. Wenn es gelänge, in diesem Kapitel, die wichtigsten Ergebnisse der Einzelanalysen zusammenzutragen und zu verallgemeinern, dann wäre hiermit zusätzlich ein bisher noch ausstehender Beitrag zu einer empirisch fundierten Unterscheidung von linguistischer und didaktischer Grammatik geleistet. Es würde sich in diesem Fall sehr wahrscheinlich auch zeigen, daß diese Unterscheidung sich in vielen Fällen lediglich als eine idealtypische und empirisch nicht immer haltbare erweist. Insbesondere für das von der allgemeinen Linguistik ausgegebene Credo der Deskriptivität würde sich zeigen, daß auch so genannte wissenschaftliche Grammatiken vielfach präskriptive Züge zeigen. Diese manifestieren sich in der Auswahl der zugrunde gelegten Varietät(en), aber auch in der selbst für ein grammatisches Handbuch notwendigen Reduktion der grammatischen Komplexität der behandelten Phänomene. Insofern wäre es wahrscheinlich angemessener, den Gegensatz deskriptiv-präskriptiv nicht als Ausschlußbeziehung, sondern als eine Beziehung des Mehr-oder-Weniger zu betrachten. Diese Entwicklung wird von der Verfasserin durchaus erkannt, wenn sie beispielsweise der Grammatik von Helbig/ Buscha attestiert, "den „didaktischen Filter" und Wissenschaftlichkeit zu vereinen, so daß ihre Grammatik sowohl didaktische als auch linguistische Grammatik" (101) ist. Insgesamt handelt es sich bei dem „Grammatikenführer" um ein seiner Zielsetzung voll gerecht werdendes Buch, dessen Potential für eine empirische Erforschung der Beziehung von linguistischer und didaktischer Grammatik noch weiter genutzt werden könnte. Braunschweig Claus Gnutzmann Käthe HENSCHELMANN: Problem-bewußtes Übersetzen: Französisch-Deutsch. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr 1999 (Narr Studienbücher), 261 Seiten [17,40 €] Arbeitsbücher auf dem Gebiet der deutsch-französischen Übersetzung, die die Erkenntnisse übersetzungstheoretischer Forschung der letzten vier Jahrzehnte didaktisch umsetzen, sind seit langem ein Desiderat, das auf Grund mangelnder Wirtschaftlichkeit (so die Antwort eines Verlegers auf einen entsprechenden Vorschlag) wohl nicht so schnell erfüllt werden wird. Schon allein aus diesem Grund ist das vorliegende Arbeitsbuch willkommen zu heißen. Gegenüber den bisher bekannten Vertretern dieser Gattung im deutsch-französischen Bereich beschränkt es sich nicht auf das klassische Muster 'ausgangslFLl.llL 31 (2002)
