Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2003
321
Gnutzmann Küster SchrammMündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb
121
2003
Sabine Beyer
flul3210069
Sabine Beyer * Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb Eine exemplarische Analyse longitudinal erhobener lnterviewdaten ** Abstract. This paper describes an oral interview procedure (/ EMS) that was developed to collect L2learners' speech over a longer period of time. Parts of the resulting data are analysed in a preliminary case study. Results show that the development of L2-competence is a highly individual process, which depends, among other variables on the leamers' attention focus. In the case of a female Japanese GFLlearner, fluency of L2 speech production is increasingly neglected in favour of correctness. The object of this study is to encourage further research, which should mainly concentrate on the following issues: On which factors do L2 learners' attention preferences depend and which role do the different foci of attention play in L2 acquisition. 1. Einleitung Die Entwicklung der mündlichen Produktion von Fremdsprachenlernern unterliegt Veränderungen, die von den unterschiedlichsten Faktoren abhängen, wie etwa individuellem Sprachstand, Aufmerksamkeit, Situation und Diskursart. Es liegt auf der Hand, daß diese Veränderungen am einträglichsten über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet werden können. Da die mündliche L2-Produktion ein äußerst komplexer Gegenstand ist (siehe den Beitrag von AGUADO in diesem Band), empfiehlt sich zu dessen Erforschung außerdem ein mehrmethodischer Ansatz, der longitudinale und Querschnittsverfahren verknüpft und so möglichst vielfältige Daten erlangt. Dieser Beitrag soll zunächst einen Überblick über longitudinale Verfahren zur Erforschung mündlicher L2-Produktion geben. Das im Bielefelder Projekt „Mündliche L2-Produktion" eingesetzte Interview zur Elizitierung mündlicher Sprachdaten (! EMS) wird dabei ausführlich beschrieben. Die Analyse einiger mit Hilfe dieses Instruments erhobener Sprachdaten soll in Abschnitt 5 einen Ausblick darauf geben, in welcher Weise Longitudinaldaten im Hinblick auf spracherwerbsspezifische Fragestellungen ausgewertet und interpretiert werden können. Korrespondenzadresse: Sabine ßEYER, M.A., Universität Bielefeld, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Fachbereich: Deutsch als Fremdsprache, Postfach 100131, 33501 BIELEFELD. E-mail: Sabine.Beyer@Uni-Bielefeld.de Arbeitsbereiche: Deutsch als Fremdsprache, Fremd-/ Zweitsprachenerwerbsforschung, Mehrsprachigkeit. ** Für die zahlreichen Hinweise und Anregungen bezüglich einer vorherigen Fassung dieses Aufsatzes möchte ich mich besonders bei Karin AGUADO und Olaf BÄRENFÄNGER bedanken. lFILl.lL 32 (2003) 70 Sabine Beyer 2. Longitudinalverfahren zur Untersuchung mündlicher 12-Produktion Longitudinalverfahren finden sich in der L2-Produktionsforschung zum Beispiel dort, wo Veränderungen im Spracherwerb an bestimmten Ereignissen wie Auslandsaufenthalten festgemacht werden können (MöHLEIRAUPACH 1983, TOWELLIHAWKINS/ BAZERGUI 1996). Sie bedienen sich prinzipiell derselben Methoden wie Querschnittsuntersuchungen mit dem Unterschied, daß sie nicht nur zu einem einzigen Zeitpunkt den Status quo feststellen, sondern durch die Erhebung zu unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb eines möglichst großen Zeitraums das Nachzeichnen von Entwicklungen erlauben. Es können sowohl Verfahren zur Elizitierung spontaner Sprachdaten (FATHMAN 1980, DECHERT 1980, 1984, MÖHLE 1984, WIESE 1984, LENNON 1984, 1994, VANHEST 1996, KORMOS 2000a, 2000b) als auch solche, die natürliche oder quasi-natürliche Sprachdaten erheben (MöHLEIRAUPACH 1983) eingesetzt werden. Auch experimentelle Verfahren (wie bei HULSTIJN 1982, HULSTIJN/ HULSTIJN 1984, TOWELLIHAWKINSIBAZERGUI 1996, FOSTERISKEHAN 1999, BÄRENFÄNGER in diesem Band) können bei ausreichend vorhandenen zeitlichen und personellen Mitteln durchaus mehrmals zum Einsatz kommen. 1 hn Bielefelder Projekt wurden neben dem im Beitrag von BÄRENFÄNGER beschriebenen experimentellen Design, das wegen seiner aufwendigen Durchführung nur im Querschnitt durchgeführt werden konnte, diverse andere Verfahren mehrmalig eingesetzt. In erster Linie muß hier das Interview zur Elizitierung mündlicher Sprachdaten (/ EMS) genannt werden, auf das weiter unten eingegangen wird. Neben den eigentlichen Sprachdaten können aber auch weitere Daten als Sekundärdaten herangezogen werden. Diese erlauben zum einen die Erhebung von Moderatorvariablen für die Gruppierung der Primärdaten, zum anderen stellen sie eine Hilfe bei deren Interpretation dar. Ein Fragebogen (ausführlich beschrieben in BÄRENFÄNGER 2002b) erfaßte zu drei Zeitpunkten des Untersuchungszeitraums demographische Daten der Lerner, Angaben zu ihrer Sprachlerngeschichte und zu ihren Motivationen. Die Lernenden gaben darin außerdem Einschätzungen zu ihren Stärken und Schwächen, Vorlieben und Gewohnheiten beim Deutschlernen. Ein Abschlußfragebogen erbat von den Probanden ein Resümee über Veränderungen von Teilkompetenzen über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg und eine Beurteilung ihrer Beteiligung an der Untersuchung. Auf diese Weise wurde eine Einschätzung ihrer Motivationen und Emotionen während der Teilnahme an der Untersuchung möglich. Ein dreimalig durchgeführter Test diente der Erhebung sprachlichen Wissens (SW- Test, ausführlich dargestellt in BEYER 2002). In drei Teilen wurde unterschiedliches Wissen der Lerner in den Bereichen Syntax, Morphologie und Lexik/ Semantik abgefragt. Der Test kombiniert herkömmliche Methoden wie Lückentests und Satzbildungsübungen mit introspektiven Methoden wie dem Lauten Denken. Die Ergebnisse sollen sowohl Aufschlüsse über den Einsatz sprachlichen Wissens in konkreten Aufgabenstellungen als Für einen methodologischen Forschungsüberblick siehe STEVENER in diesem Band (27-49). lFLllL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 71 auch über die an der Bearbeitung beteiligten kognitiven Prozesse geben. Sie können darum zur Interpretation der Ergebnisse aus den Primärdaten herangezogen werden. So können etwa syntaktische oder morpho-syntaktische Fehler und deren Korrekturen bzw. Nicht-Korrekturen besser interpretiert werden, wenn bekannt ist, ob die zugrunde liegenden Strukturen beherrscht werden. Das Nachzeichnen der Kognitionen während des Lauten Denkens kann hilfreich für die Identifizierung von Strategien bei der Sprachproduktion sein. Zwar ist es nicht möglich, von den bei der Ausführung einer Aufgabe bzw. eines Tests beschriebenen Kognitionen auf diejenigen zu schließen, die bei der Sprachproduktion in natürlichen Kontexten ablaufen; sie können jedoch grundsätzliche Tendenzen bezüglich des kognitiven Stils eines Lerners aufzeigen (vgl. z.B. GROTJAHN 1998). 3. Das Interview als Instrument zur Erhebung mündlicher Sprachproduktionsdaten Das Interview ist das in der Sozialforschung am weitesten verbreitete Forschungsinstrument (vgl. HRON 1994: 119). In der Regel wird es zu dem Zweck eingesetzt, Meinungen, Einstellungen oder Tatsachen aus der Perspektive der befragten Person zu erfassen. Die Forschenden kommen auf diese Weise an Informationen, die nicht direkt beobachtbar oder meßbar sind. In der Fremdsprachenforschung dient das Interview auf Grund seiner sprachlichen Form außerdem der Erhebung mündlicher Sprachdaten. Das Mittel ist hier der Zweck. So werden Interviews wie im Fall des OPI (Oral Proficiency Interview, vgl. TSCHIRNER 2000, 2001) oder des im TestDaF eingesetzten SOPI (Simulated Oral Proficiency Interview, vgl. GROTJAHN/ KLEPPIN 2001) systematisch als Grundlage für die Beurteilung des Sprachstands von Fremdsprachenlernern herangezogen. In der Sprachproduktionsforschung können Interviews ein lohnendes Mittel zur Gewinnung spontaner Sprachproduktionen sein. Zu diesem Zweck wurden sie beispielsweise von FATHMAN (1980) bei bilingualen Kindern eingesetzt. Der nächstliegende Weg, an Sprachproduktionsdaten zu kommen, ist eben, die Lerner sprechen zu lassen. Die so gewonnenen Daten stellen eine sinnvolle Ergänzung zu solchen dar, die mit Hilfe von Sprachaufgaben elizitiert wurden, da beide Datentypen jeweils andere Aspekte der Lernersprache widerspiegeln (vgl. TARONE 1982). Die Analyse unterschiedlicher Diskurstypen verhindert, daß die Ergebnisse allein auf aufgabenbedingte Effekte zurückgeführt werden können. Der Vorteil von Interviews gegenüber anderen Erhebungsinstrumenten wie Bildbeschreibungen, Rollenspielen und Nacherzählungen von Texten, Filmen oder Bildergeschichten besteht darüber hinaus in der durch die dialogische Form bedingten Ähnlichkeit mit natürlichen Kommunikationssituationen. Dennoch ist die Frage berechtigt, ob Interviews wirklich geeignet sind, natürliche Kommunikation abzubilden (V AN LIER 1989). Der Vorschlag von RrGGENBACH (1998), sich natürlicher und unstrukturierter Lernergespräche als Datenquelle zu bedienen, scheint aus diesem Grund zwar einleuchtend, geht aber auf Kosten der Vergleichbarkeit. Im Spannungsfeld zwischen Validität und Reliabilität stellt das halbstrukturierte Interview darum einen optimalen Schnittpunkt dar. Die Strukturiertheit des Interviews garantiert die Vergleichbarkeit innerhalb der lFLllllL 32 (2003) 72 Sabine Beyer Probandengruppe und bei einer Erhebung zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Um eine annähernde Natürlichkeit der Daten zu gewährleisten, sollte der Interviewer sich jedoch nicht zu starr an die Struktur „klammern", sondern Offenheit im Gesprächsverlauf zulassen, indem er auf die Antworten des Gesprächspartners und die von ihm eingebrachten Themen eingeht. Im Folgenden wird das im Bielefelder DFG-Projekt eingesetzte Interviewverfahren mit Hilfe des von BÄRENFÄNGERISTEVENER (2001) entwickelten Beschreibungs- und Evaluationsrasters für L2-spezifische Datenerhebungsverfahren ausführlich beschrieben. 4. Das Interview zur Elizitierung mündlicher Sprachdaten (IEMS) 4.1 Kurzbeschreibung Das ! EMS ist ein Interviewverfahren, das der Erhebung möglichst natürlicher Sprachdaten dient. Mittels einer weitgehend standardisierten Interviewtechnik werden den Interviewpartnern in Anlehnung an die Technik des OPI Fragen mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad gestellt. Je nach Sprachstand der Probanden nimmt so der Schwierigkeitsgrad der von ihnen geforderten Sprachhandlungen und -mittel kontinuierlich zu. Im Unterschied zum OPI soll auf diese Weise jedoch nicht der Sprachstand ermittelt werden. Ziel des IEMS ist es, eine möglichst große Menge quasi-natürlicher Sprachdaten zu erheben, anhand derer individuelle Merkmale gesprochener Sprache und Veränderungen der Sprachproduktion über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet werden können. Die mit dem ! EMS gewonnenen Sprachdaten sind besonders gut für die Analyse von Veränderungen der Sprachprodukion hinsichtlich der im Zentrum des Forschungsinteresses stehenden Faktoren Aufmerksamkeit, Monitoring und Automatisierung geeignet. Anhand der Interviewdaten soll nachvollzogen werden, wie sich Aufmerksamkeitsprozesse in der natürlichen Sprachproduktion im Laufe des Erwerbs verändern. Ebenso können damit individuelle Sprecherstile und Sprachproduktionsstrategien erfaßt werden. Die Strukturierung der Interviews macht eine weitgehende Vergleichbarkeit sowohl innerhalb einer Probandengruppe als auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb eines Erhebungszeitraums möglich. Durch die Offenheit der Interviews gehen die so entstandenen Gespräche dennoch über eine reine Frage-Antwort-Kommunikation hinaus. 4.2 Probanden Die Interviews können mit allen Fremdsprachenlernenden durchgeführt werden, die eine ausreichende Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache besitzen. Die Komplexität der Themenbereiche und die sprachlichen Anforderungen werden an das jeweilige Niveau der Lernenden angepaßt. Das ! EMS kann darum mit den unterschiedlichsten Probanden durchgeführt werden (die Zusammensetzung der Probandengruppe in der vom Bielefelder DFG-Projekt durchgeführten Untersuchung beschreibt BÄRENFÄNGER in diesem Band [50--68]). lFL1.lllL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 73 4.3 Apparatur Um die Sprachproduktionsdaten nach temporalen Kriterien auswerten zu können, wurden sie mit Hilfe eines digitalen Aufnahmegerätes (Sony-DAT-Walkman TCD-D 100 mit externem digitalen Mikrofon Sony ECM MS 907) aufgezeichnet. Für die bessere Nachvollziehbarkeit der Interaktion sowie die Auswertung nonverbaler Merkmale empfiehlt sich außerdem eine Videoaufnahme (im Bielefelder Projekt wurde eine Panasonic-NV- M-50-Videokamera eingesetzt). Die Kamera sollte so positioniert werden, daß sie keine allzu große Prominenz erhält. Es ist ratsam, die Probanden zu fragen, welche Erfahrungen sie bisher mit den eingesetzten Medien gemacht haben, um besser einschätzen zu können, inwieweit die Aufnahmegeräte Einfluß auf das Verhalten der Probanden haben. Für die Überspielung der Daten von den DAT-Bändem in den Computer muß dieser mit einer entsprechenden Soundkarte ausgestattet sein. Für die Konservierung der so entstehenden Audiofiles auf CD-ROM muß der Computer über einen CD-Brenner und die Software für das Schneiden der Audiofiles (etwa Soundforge) verfügen. Die Transkriptionssoftware (Transcriber) ist als Shareware kostenlos erhältlich (http: / / www.ldc.upenn. edu/ mirror/ Transcriber). 4.4 Material Das ! EMS arbeitet oline Stimulusmaterial. Dem Interviewer liegt ein zuvor zu erarbeitender Fragenkatalog(__. Tab. 1, S. 74) vor, der das Interview grob strukturiert. 4.5 Design und Ablauf Das IEMS wurde insgesamt dreimal durchgeführt, zu Beginn, in der Mitte und am Ende des Untersuchungszeitraums. Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit wurden die Gespräche jedesmal von demselben Interviewer geführt. Jedes Interview hatte je nach Sprachstand eine Gesamtdauer von 20 bis 45 Minuten. Abbildung 1 zeigt den zeitlichen Ablauf eines Interviews. Abb. 1: Zeitlicher Ablauf der Interviews lFLwL 32 (2003) 74 Sabine Beyer In der Aufwärmphase soll der Proband sich an die Situation und an den Interviewer gewöhnen und rnit dem Sprechen in der Fremdsprache warm werden. Der Interviewer stellt daher sehr einfache Fragen nach biographischen und alltäglichen Sachverhalten. Mögliche Fragen sind hier z.B.: "Wohnen Sie im Studentenwohnheim? ", "Treiben Sie Sport? " etc. In der eigentlichen Interviewphase wird das Gespräch auf unterschiedliche Gesprächsinhalte bezogen. Eine Auswahl an Themenbereichen und der dabei geforderten Sprachhandlungen gibt die folgende Tabelle. Alltagssituationen: Wohnsituation, Essen etc. Informelle Situationen: Studienalltag, Umgang mit Kommilitonen Wo wohnen Sie? Waren Sie vorher schon mal in Deutschland? Essen Sie gerne in der Mensa? Was möchten Sie studieren? Wie gefällt Ihnen der Sprachkurs? Mit wem wohnen Sie zusammen? Elementare Auskünfte Beschreibungen Autobiographische Themen: Erzählen Sie mir mehr von Ihren Mitbe- Berichte, Vergleiche Lernerfahrungen im Heimatwohnern... Wie haben Sie in Ihrem Heiland, Hobbys, Wohnsituation matland gewohnt? Wie haben Sie Formelle Situationen: Gang zur Ausländerbehörde, technische Fragestellungen Aktuelle Themen: Nachrichtenmeldungen, wirtschaftliche und politische Themen, Berufssituation Abstrakte Themen: Fragen zur Kunst, Vegetarismus, Situationen hypothetischer Natur Deutsch gelernt? Erzählen Sie mir von Ihren Hobbys ... Welche Formalitäten müssen für eine Visumsverlängerung erledigt werden? Wie funktioniert die Mensakarte? Erläuterungen Würden Sie gerne in Deutschland wählen Meinungsbegründungen können? Wie sollte man BSE bekämpfen? Sollten mehr Menschen Vegetarier wer- Erörterungen, Hypotheden? Kann man auf Kunst verzichten? sen Was wäre, wenn Ihr angestrebter Studiengang abgeschafft würde? Tab. 1: Beispiele für Themenbereiche aus dem ! EMS Die Aktivität des Interviewers beschränkt ·sich auf kurzes Nachfragen. Er bemüht sich jedoch, gleichbleibendes Interesse zu signalisieren und auf Inhalte der Gesprächspartner einzugehen. Durch bewußtes Aushalten von Pausen soll die Sprachproduktion der Lerner forciert werden. Dabei ist darauf zu achten, daß die Gesprächsatmosphäre in dieser quasinatürlichen Kommunikation nicht zu künstlich wird. Bricht die Kommunikation zusammen, wird auf einfachere Inhalte zurückgegriffen. JFJLU! L 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 75 In der praktischen Durchführung nimmt jedes Interview bedingt durch die Individualität der einzelnen Sprecher und die Dynamik der Interaktion natürlich einen unterschiedlichen Verlauf. Neben Faktoren wie unterschiedliche Interessensgebiete, Motivation, interkulturelle Kompetenz und allgemeine Kommunikationsfähigkeit ist die Sprachkompetenz ausschlaggebend für den Verlauf der Gespräche. Bei geringer fremdsprachlicher Kompetenz bleiben die Gespräche auf der Ebene einfacher Sprachhandlungen wie Erzählungen und Beschreibungen. Kompetentere Lerner sind hingegen in der Lage, politische oder gesellschaftliche Probleme zu erörtern und Hypothesen zu formulieren. In der Schlußphase kehrt der Interviewer zu Fragen niedriger Niveaus zurück, um das Interview für die Probanden mit einem positiven Eindruck zu beenden. Eine kurze Retrospektion, in der persönliche Beurteilungen, Schwierigkeiten oder Besonderheiten erfragt werden, schließt die Sitzung ab. 4.6 Gegenstand des Verfahrens Gegenstand des ! EMS ist die mündliche Sprachproduktion von Fremdsprachenlernern. Durch die wiederholte Durchführung sollen Veränderungen des mündlichen Output hinsichtlich der an der Sprachproduktion beteiligten kognitiven Prozesse 2 der Analyse zugänglich gemacht werden. Ein weiterer Gegenstand ist die Untersuchung der bei der Sprachproduktion eingesetzten Strategien und ihr Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsprozessen. Weiterhin erlauben gerade die quasi-natürlichen Sprachdaten die Analyse individueller Sprechereigenschaften und ihrer Auswirkungen auf die Sprachproduktion (vgl. etwa SELIGER 1980). 4.7 Operationalisierung Die im Bielefelder Projekt untersuchten kognitiven Prozesse hängen eng zusammen und werden aus diesem Grund in Abhängigkeit voneinander untersucht. Die verbindende Größe ist dabei die Aufmerksamkeit. Menschliche Aufmerksamkeitsressourcen gelten gemeinhin als begrenzt (SCHMIDT 2001: 12). Diese Tatsache bedeutet für die Sprachproduktion, daß ein Sprecher seine Aufmerksamkeit während des Planens und Sprechens selektiv auf ausgewählte Aspekte (etwa Form gegenüber Bedeutung) richtet (LEVELT 1989, V ANPATTEN 1990). Um dennoch den verschiedenen Anforderungen an den Output (Korrektheit, Flüssigkeit, Inhaltsfülle) gleichzeitig gerecht zu werden, müssen einige Fertigkeiten automatisch ausgeführt werden. Diese beanspruchen dann keine spezielle Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit kann also gebündelt auf die in der jeweiligen, Situation besonders geforderten Aspekte gerichtet werden. Die Sprachproduktion von erwachsenen LI-Sprechern läuft in der Regel weitgehend automatisiert ab. Nichtsdesto- 2 Zum Zusammenhang der im Bielefelder Projekt vorrangig interessierenden Prozesse Aufmerksamkeit, Monitoring und Automatisierung vgl. den Beitrag von AGUADO in diesem Band (11-26). fLd 32 (2003) 76 Sabine Beyer trotz wirken sich unterschiedliche kognitive Anforderungen verschiedener Diskurstypen auch bei ihnen unterschiedlich auf die Sprachproduktion aus (KOWALIWIESE/ O'C0N- NELL 1983, MÖHLEIRAUPACH 1983: 34). So stellt GROSJEAN (1980: 43) fest, daß sich die größeren kognitiven Anforderungen von Bildbeschreibungen gegenüber Interviews in einer signifikant höheren Sprechgeschwindigkeit und erheblich kürzeren runs ( = artikulierte Sprache zwischen zwei Pausen)3, d. h. mehr Pausen, niederschlagen. Beginnende L2-Sprecher (und Kinder beim Erwerb der Ll) stehen hingegen vor dem Problem, daß noch so gut wie keine Fertigkeiten automatisiert sind. Aus diesem Grund vollzieht sich die Sprachproduktion von Fremdsprachenlernern in hohem Maße kontrolliert. Gerade beginnende Lerner benötigen einen großen Anteil ihrer Aufmerksamkeitsressourcen für die Form der Fremdsprache (vgl. z.B. TARONE 1982, HULSTIJN/ HULSTIJN 1984). Die Richtung des Aufmerksamkeitsfokus auf formale Aspekte der Sprachproduktion spiegelt sich in einem verstärkten Monitoreinsatz wider. 4 Dieser führt zu mehr Verzögerungen und Selbstreparaturen (WIESE 1984, TEMPLE 1992). Mit Sicherheit identifiziert werden können dabei nur die tatsächlich ausgeführten Selbstreparaturen (overt repairs). Dies sind Korrekturen von Fehlern, die der Sprecher selbst während der Sprachproduktion entdeckt. Sie haben in der Regel Änderungen der vorherigen Struktur in Form von Reformulierungen (Wiederholung mit morphologischen oder syntaktischen Änderungen), Ersetzungen (lexikalischer Items) oder Neustarts (der ursprüngliche Plan wird verworfen und es wird neu geplant) zur Folge und werden häufig von so genannten editing terms (sorry, ne, anders) begleitet (vgl. VAN REST 1996). Indikatoren für Selbstreparaturen sind Abbrüche während oder nach der zu reparierenden Einheit (Reparandum). Die Häufigkeit von Selbstreparaturen sagt noch nichts über das Verhältnis der Reparaturen zu den tatsächlich auftretenden Fehlern aus (P0STMAIK0LK 1992). Präartikulatorisches Monitoring kann ja bereits verhindert haben, daß Fehler gemacht werden, und dann besteht erst gar kein Bedarf an offenen Reparaturen. Die Verteilung der overt repairs auf die Typen der ihnen zugrunde liegenden Fehler5 gibt Aufschlüsse darüber, auf welche sprachlichen Bereiche die Aufmerksamkeit während der Sprachproduktion gerichtet wird. Die Zeit, die zwischen dem Entdecken eines Fehlers und dem Abbruch der Sprachproduktion (error-to-cut-ojf) bzw. dem Abbruch und der Reparatur (cut-off-to-repair) vergeht, kann Hinweise auf das Funktionieren des Monitors geben (KORM0S 2000b, v AN REST 1996). So kann z.B. untersucht werden, ob die Reparatur von Fehlern mit zunehmendem Spracherwerb schneller vonstatten geht. In der Umgebung von Selbstreparaturen tauchen häufig Wiederholungen auf, während derer der Sprecher sich die „falsche" Äußerung bewußt macht oder aber die Korrektur bestätigt. 3 Die Segmentierung der Sprachproduktionen in runs garantiert eine größtmögliche Reliabilität in der Aufbereitung der Daten (vgl. die Erläuterungen bei BÄRENFÄNGER in diesem Band). 4 ZumMonitorkonzept vgl. SCHADE und DE BOT in diesem Band (104-115 und 92-103). 5 Die Zuordnung der Fehler orientiert sich hier an der leicht modifizierten Klassifizierung von LEVELT (1983) bei VANHEST (1996). Siehe Abschnitt 5.3.1. lFJLlllL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 77 Hauptindikatoren für präartikulatorisches Monitoring sind Verzögerungsphänomene, die dem Sprecher Zeit geben, die Reparatur zu planen. Im einzelnen müssen gefüllte und ungefüllte Pausen und Wiederholungen 6 untersucht werden. Die Anzahl und Länge der Pausen bestimmt die Phonation/ I'ime-Ratio. (PTR), also den Anteil der artikulierten Zeit an der gesamten Sprechzeit. Je geringer dieser ist, desto mehr Planungs- und Monitoringprozesse laufen vermutlich ab. Dehnungen müssen intuitiv beim Transkribieren erfaßt werden. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht sehr zuverlässig, da es von der Wahrnehmung des Transkribenten abhängt. Oft ist es schwierig, Dehnungen exakt zu identifizieren, da sie relativ zu den individuellen Sprechereigenschaften gesehen werden müssen. In unserer Untersuchung werden deswegen nur besonders auffällige Dehnungen berücksichtigt. Durch die mehrmalige Überarbeitung der Transkripte durch unterschiedliche Transkribenten wird dabei versucht, eine möglichst große Interrater-Reliabilität zu erreichen. Da sich der gehäufte Einsatz von Dehnungen auch auf die Artikulationsgeschwindigkeit niederschlagen muß, sollten die Ergebnisse dieser beiden Variablen korrelieren. Auch Besonderheiten der Intonation können auf Monitoring und Planung während der Sprachproduktion hinweis.en. Die Reparatur unterscheidet sich von dem Reparandum häufig durch eine besondere Betonung oder durch eine von diesem in Lautstärke oder Tonhöhe abweichende Aussprache. Diese Merkmale können mittels der im Bielefelder Projekt eingesetzten Transkriptions- und Auswertungsverfahren nur begrenzt erfaßt werden. Sollte sich die exakte Messung dieser Variablen als notwendig herausstellen, ist eine spätere Bearbeitung und Auswertung mit entsprechender Software (TASX, PRAAT) möglich. Eine geringere Fehlerzahl kann außerdem ein Indiz dafür sein, daß ein Sprecher verstärkt auf die Form der Fremdsprache achtet. Die Schwierigkeit besteht allerdings in der Feststellung von Fehlern in gesprochener Sprache. Es können dazu keine schriftsprachlichen Normen herangezogen werden. Ihre Aufdeckung hängt von der Beurteilung der Akzeptabilität durch Muttersprachler ab. LENNON (1994: 89) definiert darum in seiner Untersuchung Fehler als "a linguistic form, combination of forms, or utterance which, in the same context and under similar conditions of production, would, in likelihood, not be produced by the subjects' native counterparts [... ]". Das Vorkommen von Verzögerungsphänomenen läßt darauf schließen, an welchen Stellen der Sprachproduktion kognitive Prozesse wie Monitoring und Planung stattfinden (vgl. etwa FATHMAN 1980, SELIGER 1980, KOWALIO'C0NNELL 1980). Die genannten Phänomene können außerdem auch kommunikativen, rhetorischen oder strategischen Zwecken dienen. So werden z.B. Pausen zwischen zwei Äußerungen zwar häufig für die Planung der nächsten Äußerung benutzt (CHAFE 1980), sie dienen aber auch dazu, dem Zuhörer das Verstehen zu erleichtern (vgl. Butterworth 1980) oder turn-taking anzuzei- 6 Unverändertes Wiederauftauchen eines Wortes, Wortteils oder Syntagmas innerhalb zwei benachbarter runs; Wiederholungen werden bei der Auswertung nur dann als Verzögerungsphänomene behandelt, wenn sie keine syntaktische, semantische oder emphatische/ rhetorische Funktion haben (vgl. WIESE 1984: 19 und POSTER/ TONKYN/ WIGGLESW0RTH 2000: 386), sondern dazu dienen, die Korrektheit einer Äußerung zu überprüfen (FATHMAN 1980) bzw. Zeit für Planungs- und Monitorprozesse zu gewinnen. lFlLulL 32 (2003) 78 Sabine Beyer gen. 7 Aus diesem Grund kommen vor allem den Pausen innerhalb von Äußerungen Bedeutung in Bezug auf Störungen im Planungsprozess zu (MöHLEIRAUPACH 1983). Weiterhin können Dehnungen oder Wiederholungen als Strategien eingesetzt werden, mit denen der Sprecher sich Planungszeit verschafft, ohne auffällig viel Pausenzeit aufkommen zu lassen. Laut VAN PATTEN (1990, 1996) besteht in der menschlichen Kommunikation eine Priorität für inhaltliche Aspekte. Darum ist anzunehmen, daß mit zunehmender L2-Kompetenz versucht wird, die Aufmerksamkeit bei der Sprachproduktion immer weniger auf die Form und mehr auf den Inhalt zu richten. DasJernersprachliche System verändert sich dahingehend, daß immer mehr zielsprachliche Strukturen beherrscht und in der Sprachproduktion automatisiert werden (SCHIFFRIN/ SCHNEIDER 1977). Dies führt zu einem zunehmend flüssigeren Output (vgl. z.B. KOWALIO'CONNELL 1980, RAUPACH 1984, SCHMIDT 1992). Automatisierte Sprache zeichnet sich vor allem durch eine erhöhte Sprechgeschwindigkeit (speech rate) und eine geringe Anzahl von Verzögerungspbänomenen (gefüllte und ungefüllte Pausen, Dehnungen, Wiederholungen) aus (vgl. BÄRENFÄNGER 2002b). Unterschiedliche Artikulationsgeschwindigkeiten einzelner runs (phonierte Einheiten zwischen zwei Pausen von 280 Millisekunden oder mehr) deuten auf unterschiedliche Automatisiertheitsgrade der jeweiligen sprachlichen Einheiten hin. Insbesondere die Abwesenheit gefüllter Pausen und Wiederholungen vermittelt einen flüssigen Eindruck. Automatisiertheit scheint zwar einen direkten Effekt auf die Flüssigkeit des Output zu haben, es handelt sich dabei jedoch nicht um ein proportionales Verhältnis. So können z.B. auch nicht-zielsprachengerechte Strukturen oder Pausenfüller automatisiert werden, die den Output für einen Muttersprachler wenig flüssig erscheinen lassen. Weiterhin sollte, wie SAJAVAARAILEHTONEN (1980) deutlich machen, bei der Beurteilung von fluency bedacht werden, daß diese stark von subjektiven Einschätzungen abhängt und der zielsprachengerechte Einsatz von Verzögerungsphänomenen gerade den Eindruck von Flüssigkeit vermitteln kann: "To be fluent in the right way, the speaker has to know how to hesitate, how to be silent, how to self-correct, how to interrupt, and how to complete his expressions. According to this definition of fluency, speech must meet the expectations of the speech community and represent normal, acceptable and relaxed language behaviour. Testing of such a quality of speech is not possible by means of any instrumental method" (S. 71). Da mit zunehmender Kompetenz immer weniger Aufmerksamkeit auf die Form gerichtet werden muß, werden Ressourcen für andere sprachliche Bereiche (Inhalt, Pragmatik etc.) frei. Ein Vergleich. der Häufigkeit, Art und Verteilung von Selbstreparaturen und Verzögerungsphänomenen soll aufzeigen, ob innerhalb des Untersuchungszeitraums ein Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus von einfachen zu komplexeren Ebenen stattgefunden hat (vgl. VERHOEVEN 1989, LENNON 1984, 1994, KORMOS 2000b). 7 Dies bedeutet, daß auch interaktive und non-verbale Merkmale zu einer detaillierten Auswertung hinzugezogen werden müssen. lFLIIL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 79 Auf der Basis dieser Vorüberlegungen werden die in den Interviews gewonnenen Sprachdaten hinsichtlich ihres Anteils an automatisierten vs. kontrollierten Elementen ausgewertet. Dieses Verhältnis wird allerdings nicht als eine Entweder-oder-Beziehung betrachtet, sondern als ein Kontinuum von mehr oder weniger automatisiert bzw. kontrolliert (vgl. auch TAR0NE 1982). Für eine spätere Auswertung hinsichtlich von Veränderungen des Output in Folge einer verstärkten Richtung des Aufmerksarnkeitsfokus auf inhaltliche Aspekte müssen weitere Analysen vorgenornrnen werden. Hier interessiert vor allem das Verhältnis des Informationsgehalts der gesamten Aufnahmesequenz (Propositionen) zu ihrer Länge und die lexikalische Diversität (Rekurrenz lexikalischer Einheiten) des Output. Wie oben gezeigt wurde, scheinen sich Veränderungen kognitiver Prozesse im Laufe des Spracherwerbs auf die Flüssigkeit der Sprachproduktion auszuwirken. Flüssigkeit ist jedoch ein sehr subjektives Kriterium, dessen Beurteilung im Ermessen des jeweiligen Zuhörers liegt. Weiterhin stellt die Beurteilung von Flüssigkeit implizit schon eine Bewertung der Sprachproduktion von Lernern dar, die hier nicht angestrebt wird. Gerade im Kontext des Spracherwerbs bedeutet flüssig eben nicht unbedingt besser. Die gemeinhin auch für die Bestirnrnung von Flüssigkeit herangezogenen Indikatoren sollen aus diesem Grund im nächsten Abschnitt den kognitiven Prozessen Monitoring und Automatisierung zugeordnet und ihre Maße expliziert werden. 4.8 Maße Wie in 4.7 aufgezeigt wurde, können temporale Variablen wie Pausen und Verzögerungsphänomene als Indikatoren für Sprachproduktionsprozesse angesehen werden (z.B. FATHMAN 1980, WIESE 1984). Im Folgenden werden Maße für diese Indikatoren tabellarisch aufgelistet. Eine detaillierte Beschreibung der Indikatoren für psycholinguistische Variablen und deren Maße gibt der Beitrag von STEVENER (in diesem Band [27-49]). Monitoring IFLILllL 32 (2003) Selbstreparaturen ( overt repairs) Abbrüche Fehlstarts Häufigkeit, Verteilung, Zeit zwischen Reparandum, Abbruch und Reparatum Häufigkeit, Art und Verteilung Häufigkeit, Verteilung ungefüllte Pausen ab 280 Millisekunden Häufigkeit, Verteilung, Länge Länge Gefüllte Pausen (eh, em, ah, uh etc.) Häufigkeit, Art, Länge und Verteilung Wiederholungen Häufigkeit, Art und Verteilung Phonation/ Iime-Ratio (PTR) in Prozent Mean length of runs durchschnittliche Silbenzahl der runs 80 Sabine Beyer Sprechgeschwindigkeit Silben pro Minute Artikulationsgeschwindigkeit Silben pro Minute Automatisierung >---------------+----------------------< Phonation/ Time-Ratio (PTR) in Prozent Mittlere Silbenzahl (mean length ofruns) durchschnittliche Silbenzahl der runs Abwesenheit von Verzögerungsphäno- Häufigkeit, Verteilung menen Tab. 2: Psycholinguistische Prozesse und ihre Maße 4.9 Testgütekriterien Da die Durchführungsobjektivität bei Interviews von der Person und dem Verhalten des Interviewers beeinträchtigt werden kann, empfiehlt es sich, innerhalb der Forschergruppe vorab gemeinsame Richtlinien für die Durchführung der Interviews auszuarbeiten und festzulegen. Weiterhin sollte, um die Subjektivität möglichst einzuschränken, immer der gleiche Interviewer eingesetzt werden (experimenter bias). Die Auswertungsobjektivität ist dadurch gegeben, daß die Transkripte nach streng festgelegten Richtlinien erstellt werden und von mindestens zwei Mitarbeitern/ -innen überarbeitet werden. Die Auswertung der temporalen Variablen kann als sehr objektiv eingestuft werden. Der Gefahr der Subjektivität, die durch die Interpretation von Verzögerungsphänomenen entsteht, muß durch eine Beteiligung mehrerer Forscher entgegengewirkt werden. Bedingt durch die eingeschränkte Kontrollierbarkeit von Interviews, ist die Gewährleistung des Kriteriums der Reliabilität nicht optimal möglich. Gerade das Ziel, aus dem ! EMS möglichst natürliche Sprachdaten zu erhalten, steht im Widerspruch zu diesem klassischen Gütekriterium, da menschliche Kommunikation eine eigene Dynamik besitzt. Die Standardisierung der Interviews erlaubt dennoch eine zumindest grobe strukturelle Vergleichbarkeit der einzelnen Gespräche. Weitgehend zuverlässig sind hingegen die an die Sprachproduktion angelegten Maße. Die bei der Aufnahme und Aufbereitung der Daten eingesetzten technischen Geräte erlauben eine ausreichend genaue Messung einzelner Phänomene. Die Offenheit der Interviews, die Vertrautheit mit dem Interviewer und die von den Teilnehmern überwiegend als entspannt empfundene Atmosphäre versprechen einen sehr hohen Grad an externer Validität. Für BACHMANN/ PALMER (1996) stellt Authentizität gar ein eigenständiges Kriterium für die Güte eines Tests dar. Die Wahrscheinlichkeit, daß mit den Interviews Sprachproduktionen erhoben werden, die für die Probanden (in Interaktion mit einem deutschen Muttersprachler) repräsentativ sind, ist relativ hoch. Allerdings ist dabei nicht unerheblich, wie authentisch die Situation von den einzelnen Probanden selbst empfunden wird (vgl. LEWKOWICZ 2000). Hauptstörfaktoren, welche die Authentizität beeinträchtigen können, sind z.B. individuell oder kulturell bedingte Hemmungen gegenüber dem Interviewpartner oder der Situation. Die interne Validität des ! EMS ist auf Grund seiner geringen Kontrollmöglichkeiten problematisch. Angesichts der lFLIIIL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 81 Tatsache, daß das Interview nur eines von mehreren Verfahren innerhalb des Forschungsdesigns ist, sind diese Beeinträchtigungen der Güte jedoch zu rechtfertigen (vgl. HENRICI 2001). 4.10 Durchführbarkeit Zur Durchführung des IBMS müssen die in 4.3 aufgelisteten Aufnahmegeräte und die entsprechenden Bild- und Tonträger zur Verfügung stehen. Je nach Verlauf der Gespräche kann ein einzelner Interviewtermin bis zu einer Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Bei breit angelegten Studien sollte darum bedacht werden, daß ein Mitarbeiter für einen erheblichen Zeitraum in die Durchführung der Interviews eingebunden ist. Der Vorteil der verwendeten Transkriptionssoftware (Transcriber) liegt in der einfachen Handhabe, die kein besonderes Spezialwissen erfordert. Die erhebliche Transkriptions- und Überarbeitungszeit8, die bei einer so großen Datenmenge anfällt (im Fall des Bielefelder Projekts ca. 24 Stunden Aufnahmezeit), kann so mühelos auf mehrere Personen aufgeteilt werden. Im Abschnitt 4 wurde das im Bielefelder Projekt eingesetzte Interviewverfahren sowohl unter theoretischen als auch praktischen Gesichtspunkten eingehend beschrieben. Im nächsten Abschnitt soll nun eine exemplarische Analyse vorgenommen werden, anhand derer aufgezeigt werden soll, in welcher Weise die vorliegenden Daten den Zielen des Projekts gemäß ausgewertet werden können. 5. Auswertung der Interviewdaten 5.1 Methode Aus den insgesamt ca. 24 Stunden Sprachmaterial wurden jeweils 5 Minuten Produktion aus jedem der drei Interviews mit einer japanischen Probandin ausgewählt. Die Analyse trägt darum den Charakter einer vorläufigen Fallstudie. Kriterium für die Auswahl der Passagen im Interview war in erster Linie die Vergleichbarkeit der darin geforderten sprachlichen und kommunikativen Anforderungen. Einschließlich der Retrospektion konnten die Interviews in jeweils sieben bis acht Phasen gegliedert werden. Die Ausschnitte spielen sich alle um die fünfte Phase herum ab. Die Teilnehmerin mußte in allen drei Interviewausschnitten sowohl Sachverhalte schildern und erläutern als auch Vergleiche anstellen und Meinungen begründen. Thematisch umfaßten die Gespräche sowohl persönliche Erfahrungen als auch abstrakte Inhalte. Die Daten wurden mit Hilfe der in dem Beitrag von BÄRENFÄNGER ausführlich beschriebenen Methoden aufbereitet und transkribiert. Im Folgenden sollen die Ergebnisse aus der vergleichenden Analyse dargestellt werden. Veranschlagt wird bei der Ersttranskription ein Verhältnis von 90 Minuten Transkriptionszeit pro Minute Audiomaterial, bei den Überarbeitungen jeweils ca. 30 Minuten. lFLi.nlL 32 (2003) 82 Sabine Beyer 5.2 Temporale Variablen Sprechgeschwindigkeit (Silben/ min) 184,10 165,68 130,88 Artikulationsgeschwindigkeit (Silben/ min) 231,91 226,64 215,85 Phonation/ Time-Ratio (PTR) in% 79,38 73,1 60,64 mittlere Pausenlänge in Millisekunden 582 749 1036 Anzahl der Pausen pro 100 Silben 11 12,73 17,24 Gesamtsilbenzahl 592 542 557 Mean length of runs (mittlere Silbenzahl pro run) 4,81 5,16 4,35 Tab. 3: Temporale Variablen im Vergleich Das auffälligste Ergebnis der Analyse ist die Entwicklung der Sprechgeschwindigkeit. Anders als erwartet sinkt die Sprechgeschwindigkeit kontinuierlich (um 10,98% zwischen IEMS 1 und 2 und sogar um 26,59% zwischen IEMS 2 und 3). Die Abnahme der Sprechgeschwindigkeit über den gesamten Zeitraum beläuft sich auf rund 40%. Die Begründung dafür findet man in der Gesamtpausenzeit, die rasant zunimmt. Infolgedessen nimmt der Anteil der Pausen an der Gesamtsprechzeit insgesamt um 18,74% zu. Er steigt von 20,62% im ersten Interview auf 26,9% im zweiten Interview bis hin zu 39 ,36% im letzten Interview. Die Gesamtpausenzeit wird bei dieser Probandin vor allem durch die Länge der einzelnen Pausen bestimmt. Die mittlere Pausenlänge steigt von 0,583 Sekunden im ersten auf 0,75 Sekunden im zweiten Interview. Im dritten Interview hat sie sogar eine Länge von 1,036 Sekunden. Dies ist eine Gesamtzunahme von 77,85%. Auch die Anzahl der Pausen nimmt von Interview 1 bis 3 um 56,72% zu. Trotz Zunahme der Pausenzahl nimmt die durchschnittliche Silbenzahl der runs (mean length of runs) nicht linear ab. Sie steigt erst von Interview 1 mit 4,81 Silben leicht auf 5,16 Silben in Interview 2 (Zunahme von 7,28%) und fällt dann in Interview 3 unter den ersten Wert auf 4,35 Silben (Abnahme um 18,62% zwischen Zeitpunkt 2 und 3). Auffällig ist vor allem der zweite Wert, da mit einer Zunahme der Pausen mehr und dafür kürzere runs zu erwarten sind. Dies ist hier nicht der Fall. Dies könnte zum einen bedeuten, daß mehr automatisierte Elemente eingesetzt werden bzw. daß mehr syntaktisches Wissen erworben und prozeduralisiert wurde (vgl. TOWELL/ HAWKINSIBAZERGUI 1996) und so die pausenfreie Produktion längerer Einheiten möglich ist. Es besteht zum anderen aber die Möglichkeit, daß auch verstärkt andere Verzögerungsphänomene wie etwa gefüllte Pausen eingesetzt werden, die bei der hier verwendeten Segmentierweise als artikulierte Sprache zu den runs gezählt werden. Für die erste Erklärung liefert die Gesamtartikulationsgeschwindigkeit keine klare Tendenz. Für eine diesbezügliche Aussage müssen die einzelnen runs analysiert werden. Die zweite Erklärung muß in der qualitativen Analyse geprüft werden. lFlLl.lL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 83 Die Daten lassen insgesamt vermuten, dass die Pausen für Planungen genutzt werden. Dies ermöglicht der Sprecherin in IBMS 2, längere runs zu produzieren. In IBMS 3 sind die Pausen jedoch so häufig, daß sie sich auf die Länge der runs auswirken. Eine qualitative Analyse der Pausen soll darum untersuchen, an welchen Stellen in der Sprachproduktion die Pausen auftreten (Abschnitt 5.3). Gemäß den Überlegungen in Abschnitt 4 kann.vermutet werden, daß in Interview 2 mehr Pausen an Übergängen zwischen zwei Äußerungen auftreten, in IBMS 3 dagegen mehr Pausen innerhalb von Äußerungen. Insgesamt lassen die Ergebnisse der temporalen Analyse darauf schließen, daß sich bei dieser Probandin im Laufe des Untersuchungszeitraums die Sprachproduktion immer kontrollierter vollzieht. Diese Erklärung deckt sich mit den Angaben der Probandin in den Fragebögen. Dort gibt sie zum ersten Zeitpunkt noch an, daß sie sowohl auf grammatische Korrektheit als auch auf Flüssigkeit achte, im zweiten Fragebogen liegt eine Priorität gegenüber der Korrektheit vor, obwohl sie noch angibt, auf beides zu achten, und zum dritten Zeitpunkt nennt sie nur noch die Korrektheit. Mit Hilfe der Analyse des Reparaturverhaltens wird im Abschnitt 5.4 nach einer Erklärung für die oben aufgeführten Befunde gesucht. Eine verstärkte Richtung der Aufmerksamkeit auf Korrektheit müßte zu einer korrekteren (d. h. in Bezug auf formale Aspekte der Sprache für Muttersprachler akzeptableren) Sprachproduktion und absolut weniger Fehlerkorrekturen führen. Andernfalls müßte nach Alternativerklärungen gesucht werden. So wäre es denkbar, daß unterschiedliche Bedingungen (Motivation, Tageszeit etc.) in den einzelnen Interviews sich auf die Sprachproduktion ausgewirkt haben. 5.3 Verteilung der P~sen Um Aussagen über die oben vermuteten Planungsprozesse zu erhalten, soll die Häufigkeit der Pausen innerhalb von Äußerungen mit der von Pausen zwischen zwei Äußerungen verglichen werden. Da es sich um gesprochene Sprache handelt, wird hier von Äußerungen gesprochen, da nicht unbedingt grammatisch vollständige Sätze vorliegen müssen. Die Pausen wurden wie in dem folgenden Beispiel als i-Pausen (innerhalb von Äußerungen) oder a-Pausen (zwischen zwei Äußerungen) klassifiziert. Interviewer: und ist das dann gesund wenn man nich schlafen geht und sich sof6rt auf die japanische zeit einstellt Probandin: ja: [a-pause] aber&zum beispiel e: vorletztes mal&ne e: als ich nach japan/ [i-pause] a&ne injapan war [i-pause; atmen] e: [i-pause] bi=ich zuhort [ipause] eingeschlafen [i-pause] e: [i-pause] als&ich zuhause ankam [a-pause] aber seitdem [i-pause] hatt=ich i: mma e [i-pause] jetlag [a-pause] m: m Die Auszählung der beiden Pausentypen ergibt für die drei Interviews folgendes Bild: lFLIIL 32 (2003) 84 80 70 60 gso 140 <30 20 10 0 ~--~--~~-~---~--~--- 1 2 Zeitpunkt ■ a-Pausen [ZJ i-Pausen 3 Abb. 2: Anzahl der a-Pausen und i-Pausen Sabine Beyer Auffällig mag zunächst die insgesamt geringe Zahl von a-Pausen scheinen. Erklärbar wird sie durch die Praxis, nur Pausen zu berücksichtigen, die der Sprecherin eindeutig zugeordnet werden können. Tum-taking-Pausen, die häufig gerade nach einer Äußerung entstehen, wurden nicht gezählt, da nicht eindeutig bestimmt werden kann, ob sie produktionsbedingt sind oder eine Folge des Interviewer-Verhaltens. Da bei allen drei Interviews so verfahren wurde, kann davon ausgegangen werden, daß die Werte vergleichbar sind. Die Vermutungen aus Abschnitt 5.1 können anhand dieser Werte nur teilweise bestätigt werden. Wie angenommen, finden sich in Interview 3 wesentlich mehr Pausen innerhalb von Äußerungen. Diese Pausen sind zum großen Teil verantwortlich für die niedrige Sprechgeschwindigkeit und die kurzen runs. 1 2 Zeitpunkt • Längea IZJ Länge i 3 Abb. 3: Länge der a-Pausen und i-Pausen FLIIL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 85 Im Vergleich der a-Pausen zwischen Zeitpunkt 1 und 2 gibt es nur einen geringen Unterschied. Die Häufigkeit der unterschiedlichen Pausen kann also nicht als Erklärung für die Länge der runs dienen. Allerdings ist die durchschnittliche Länge der Pausen im Interview 2 bei den a-Pausen erheblich höher. Wie eine genauere Betrachtung zeigt, führt eine längere Pausenzeit allerdings nicht zwangsläufig zu längeren runs. Von 22 a-Pausen aus Transkript 2 sind 10 Pausen länger als der Durchschnitt von 824 Millisekunden, die mittlere Silbenzahl der nachfolgenden runs liegt mit 4; 6 jedoch unter dem Gesamtdurchschnitt von 5,16. Wie in Beispiel (1) zu sehen ist, können Pausen zwischen zwei Äußerungen zwar zur Planung längerer Äußerungen genutzt werden, (1) [pause, 1.035] aber m am anfang war ein bisschen schwer andere Beispiele zeigen aber, daß lange Pausen zwischen zwei Äußerungen gerade Ausdruck von Problemen bei der Planung sein können: (2) andere situatiol st/ e: oder e: mit andere auch so meinst du [Interviewer bestätigt mit „m: m"] [pause, 1.437] ho: ja [pause, 2.360] e: [pause, 1.335] einfach konnte ich nicht: [pause, 586] e: [pause, 1.323] he: über nachdenken was&ich [pause 1.332] sagen möchte [pause, 361] Nach der Aushandlung mit dem Interviewer über die Bedeutung der Frage legt die Probandin eine Pause von 1.437 Milliekunden ein. Die nachfolgende Produktion ist äußerst unflüssig sowohl in bezug auf ungefüllte als auch auf gefüllte Pausen und Dehnungen. Die Probandin ist entweder sehr mit der inhaltlichen Beantwortung der Frage beschäftigt oder sie verfügt nicht über die sprachlichen Mittel, das Intendierte auszudrücken. Die Beispiele zeigen, daß eine isolierte Auszählung von Pausen noch nicht eindeutig auf zugrundeliegende Prozesse schließen läßt. Zum einen können Pausen mehr Funktionen haben als nur sprachliche Planung, zum anderen kann auch während der Sprachproduktion geplant werden. Es sind also noch die anderen möglichen Erklärungen für die längeren runs in Interview 2 zu prüfen. 1. Möglichkeit: Die Länge der runs erhöht sich durch den Einsatz von gefüllten Pausen. Dies ist nicht der Fall. In den 46 runs aus Transkript 2, die aus 5 oder mehr Silben bestehen (die mittlere Silbenlängewar 5,16) finden sich 25 gefüllte Pausen (e: , e: m, m: , a: ). Das sind 6,14 Pausenfüller pro 100 Silben und somit weniger als der Durchschnitt von 7 ,93 gefüllten Pausen pro 100 Silben. 2. Möglichkeit: Trotz langsamer Gesamtsprechgeschwindigkeit, die von einer allgemein geringeren Automatisierung der Sprachproduktion zeugt, benutzt die Sprecherin in einzelnen runs Automatismen oder Routinen, die es ihr erlauben, längere ununterbrochene Sequenzen zu produzieren. Von 46 runs, die mindestens 5 Silben lang sind, haben 29, also 63,04% eine Artikulationszeit, die über der mean articulation rate von 226,64 liegt. Dies könnte ein Hinweis auf den besonderen Einsatz von automatisierten Einheiten in längeren runs sein. Für eine aussagekräftige Überprüfung dieser Hypo- JFLwL 32 (2003) 86 Sabine Beyer these muß mehr Datenmaterial dieser Probandin untersucht werden. Bestätigt sich die Annahme, muß darüber hinaus untersucht werden, ob es sich dabei um eine individuelle Strategie dieser Probandin handelt oder ob das Phänomen auch bei anderen Sprecherinnen und Sprechern der Probandengruppe zu finden ist. 5.4 Selbstreparaturen Im nächsten Schritt werden die in den drei Ausschnitten identifizierten selbstinitiierten Selbstreparaturen der Probandin klassifiziert und miteinander verglichen. In Bezug auf die Befunde in Abschnitt 5.1 können dabei zwei Annahmen formuliert werden: 1. Wenn aufgrund der abnehmenden Sprechgeschwindigkeit angenommen wird, daß die Probandin im Laufe des Untersuchungszeitraums immer mehr Augenmerk auf die Korrektheit ihres Output legt, ist zu erwarten, daß die Probandin von Interview zu Interview versucht, weniger Fehler zu produzieren. Von den Fehlern, die gemacht werden, werden vermutlich jedes Mal mehr Fehler repariert. 2. Wenn die Probandin vorwiegend mit der Korrektheit ihrer Sprachproduktion beschäftigt ist, kann sie weniger Aufmerksamkeit auf inhaltliche oder pragmatische Aspekte richten. Aus diesem Grund werden insgesamt mehr Reparaturen bezüglich der Korrektheit zu finden sein als Angemessenheitsreparaturen. 5.4.1 Die Fehlerklassifizierung Nach VAN REST (1996: 38) wird zunächst unterschieden zwischen 1. E-repairs (error-repairs), also der Reparatur sprachlich inkorrekter Elemente. In den Transkripten wurden z.B. folgende Beispiele für E-repairs gefunden: (3) a&aber au/ ausser t6kio o/ ausserhalb tokio (4) aber&zum beispiel e: vorletztes mal&ne e: als ich nachjapan [pause] a&ne in japan war (5) was [pause] die männer m: für die frau: en [pause] machen können um diefrau: en glück: lich [pause] zu: sein [pause] e&ne glücklich sein zu lassen (6) em: h: / folt er wieder/ [pause] ne [pause] wiederholt er (7) außer einen zimmer/ einem zimmer kann ich alle zimmer [pause J benutzen (8) erste eta/ ne&ne erdgeschoss e: wohnen meine verwandte (9) da wohne ich ne deswegen [pause]ja wohnte ich n: E-repairs können weiter unterteilt werden, je nachdem ob lexikalische (3, 4), syntaktische (5), phonetische, morphologische (6, 7), konzeptuelle (8) oder Tempus oder Aspekt betreffende (9) Reparaturen vorgenommen werden. In den vorliegenden Ausschnitten aus den Interviews macht eine solche Differenzierung jedoch keinen Sinn, da bei einer Länge von 5 Minuten Sprechzeit die Zahl der einzelnen Reparaturen so gering ist, daß keine Aussagen über die Verteilung getroffen werden können. IFL1lllL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 87 2. A-repairs (appropriateness-repairs) oder Angemessenheitsreparaturen, in denen Elemente repariert werden, die der Sprecher für nichtangemessen hält. (11) ich konnte nicht schlafen ich [pause] duifte nicht schlafen sonst 9 (12) ja: deswegen/ [pause] ne dadurch streiten wir auch (13) aber vorher/ e&weil vorher [pause J in diesem zimmer a&meine sch: westersfamilie gewohnth/ ha: t ... (14) a&nur einmal hat&er [pause] an einem kurs/ e&japanischkurs [pause] teilgenommen (15) i=habt eigentlich nich&so viele [pause]freunde [pause] so maenner [pause] männliche freunde Auch hier kann nach lexikalischen (11, 12); syntaktischen (13) und Tempus oder Aspekt , betreffenden Reparaturen unterschieden werden sowie nach so genannten Ergängzungsreparaturen (Al-repairs), in denen das Reparandum wiederholt und ergänzt wird (14, 15). 3. Schließlich gibt es noch D-repairs (different information), in denen der Sprecher die ursprüngliche Absicht ändert, z.B.: (16) dann/ das heißt [pause] e: nl nur mit mir hab&ich ihn gefragt 5.4.2 Ergebnisse Fehler 31 21 17 Fehler pro 100 Silben 5,24 3,87 3,05 Selbstreparaturen gesamt 10 6 10 E-repairs 7 4 ·5 A-repairs 3 2 3 D-repairs 0 0 2 Reparaturen pro 100 Silben 1,69 1,11 1,80 Reparaturen pro Fehler 0,32 0,29 0,59 Tab. 4: Ergebnisse der repair-Analyse Wie Tabelle 4 zu entnehmen ist, bestätigt sich die Annahme, daß von Interview zu Interview weniger Fehler gemacht werden. Dabei ist der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Interview größer als der zwischen dem zweiten und dritten. Neben dem 9 Sämtliche Beispiele sind den hier untersuchten Transkripten entnommen. JFLIIL 32 (2003) 88 Sabine Beyer Aufmerksamkeitsfokus kann hier der Kompetenzzuwachs in der ersten Kurshälfte eine Rolle spielen. Tatsächlich zeigen die Ergebnisse aus dem Lückentest, daß die Probandin zum ersten Zeitpunkt mit 10 morpho-syntaktischen Fehlern noch über dem Durchschnitt von 8 Fehlern liegt. In den beiden folgenden vom Schwierigkeitsgrad vergleichbaren Tests macht sie dagegen jeweils nur noch 3 Fehler und liegt damit weit unter dem Durchschnitt von 4,53 resp. 5,4 Fehlern. Die zweite Annahme, daß im gleichen Maße die Reparaturen dieser Fehler zunehmen, kann nur zum Teil bestätigt werden. Insgesamt gibt es einen Anstieg der Reparaturen pro Fehler von 0,32 in IBMS 1 auf 0,59 in IBMS 3. Das zweite Interview zeigt allerdings, wie in Abbildung 5 zu sehen ist, erneut Abweichungen von dieser Tendenz. Es werden zwar weniger Fehler gemacht als in Interview 1, auf jeden Fehler kommen aber nur 0,29 Korrekturen. Auch die Anzahl der Reparaturen pro 100 Silben liegt im zweiten Interview niedriger als in den anderen beiden. Dieses Ergebnis deckt sich nicht mit den Annahmen. Die Ursache kann eine methodische, die Auswahl der lnterviewausschnitte betreffende sein. Zur Überprüfung der zweiten Annahme wurden die Fehler wie oben angegeben klassifiziert. Dabei zeigt sich, daß die Anzahl der E-repairs in Interview 1 (N=7) und 2 (N=4) überwiegt. Auch im dritten Interview gibt es mehr E-repairs als A-repairs, wenn man jedoch die zwei D-repairs berücksichtigt, die ebenfalls. auf einer höheren Planungsebene stattfinden, finden sich genauso viele E-repairs wie andere. 6. Fazit Die Daten können einerseits darauf l: : iindeuten, daß sich die Entwicklung von Flüssigkeit im Laufe des Spracherwerbs nicht stetig an die von LI-Sprechern anpaßt (vgl. auch WIESE 1984: 21). Es können sich durchaus Phasen, in denen der Einsatz automatisierter Sequenzen für einen relativ flüssigen Output sorgt, abwechseln mit solchen, in denen eine kreative Konstruktion von Sprache für einen zwar zögerlichen Sprachfluss sorgt, dafür aber komplexere oder korrektere Produktionen erzeugt. Monitoring und der Einsatz von Automatismen bei der mündlichen L2-Produktion könnten somit als Strategien angesehen werden, die der L2-Sprecher einsetzt, um den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht zu werden (vgl. auch DECHERT 1984). Die in diesem Beitrag durchgeführten Analysen haben gezeigt, daß für die Analyse unterschiedlicher Selbstreparaturen eine größere Datenmenge als die hier verwendete analysiert werden muß. Um die Reliabilität der Auswertung noch zu erhöhen, wäre es sinnvoll, zwei oder mehrere Ausschnitte aus jedem Interview zu analysieren. Ein Vergleich der unterschiedlichen lnterviewphasen wäre auch im Hinblick auf die Untersuchung der Auswirkungen von unterschiedlichen Aufgabenanforderungen (Themenbereiche, geforderte Sprachhandlungen) auf die Sprachproduktion interessant. Die Analyse hat weiterhin gezeigt, daß der Vergleich von Daten, die zu mehr als zwei Zeitpunkten erhoben wurden, zwar unliebsame Abweichungen zu Tage fördern kann; ein Vergleich zwischen zwei Zeitpunkten allein birgt jedoch die Gefahr, daß Ergebnisse zu lFLllllL 32 (2003) Mündliche Produktion und Fremdsprachenerwerb ... 89 schnell verallgemeinert werden und Tendenzen angezeigt werden, die in Wirklichkeit nicht so eindeutig sind. Die Vielfalt der Herkunftssprachen der Probandengruppe bietet interessante Analysemöglichkeiten in Bezug auf Transferstrategien aus der Muttersprache bzw. aus vor Deutsch erlernten Zweit- oder Fremdsprachen (vgl. auch den Beitrag von RAUPACH in diesem Band [153-166]). Die hier exemplarisch untersuchten Produktionen weisen z.B. den Gebrauch typisch japanischer Pausenfüller wie eto auf (vgl. auch Y0SHIDA-M0RISE 1998). Es bliebe zu untersuchen, ob der häufige Gebrauch von Pausenfüllern aus der Muttersprache in die fremdsprachliche Interaktion übertragen wird oder ob die gefüllten Pausen tatsächlich Merkmale einer verzögerten Produktion sind. Dies setzt u.a. gute Kenntnisse der entsprechenden Sprachen voraus. Insgesamt zeigen die Überlegungen zur Auswertung der Interviewdaten, daß man bei der Analyse von Sprachproduktionsdaten nicht um die Betrachtung von Einzelphänomenen herumkommt. Die Merkmale gesprochener Sprache sind nur begrenzt quantifizierbar und sie sind höchst individuell (vgl. auch RAUPACH 1980). Eine Vielzahl von Persönlichkeitsmerkmalen hat Einfluß auf Aufmerksamkeitsprozesse bei der Sprachproduktion. Deshalb hat sich die Verwendung von Sekundärdaten, die solche Merkmale erfassen, als sinnvoll erwiesen. Um trotz allem über eine reine Beschreibung von Einzelfällen hinauszugehen, muß in einem nächsten Schritt untersucht werden, ob Lerner, die eher formfokussiert sind, ein anderes Monitorverhalten aufweisen als solche, denen Flüssigkeit am wichtigsten ist. Im Sinne einer Datentriangulation (vgl. AGUAD0IRIEMER 2001) können diese Ergebnisse dann in die Interpretation der experimentellen Daten einfließen. Literatur AGUADO, Karin/ RIEMER, Claudia (2001): "Triangulation: Chancen und Grenzen mehrmethodischer empirischer Forschung". In: ID. (Hrsg.): Wege und Ziele. Zur Theorie, Empirie und Praxis des Deutschen als Fremdsprache (und anderer Fremdsprachen) Festschrift für Gert Henrici zum 60. Geburtstag. Baltmannsweiler: Schneider, 245-257. BACHMANN, Lyle / PALMER, Adrian S. ( 1996). Language Testing in Practice. Oxford: Oxford University Press. BÄRENFÄNGER, Olaf (2002a): "Automatisierung der mündlichen L2-Produktion: Methodische Überlegungen". 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