eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 33/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2004
331 Gnutzmann Küster Schramm

Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen –

121
2004
Christiane Neveling
flul3310128
Christiane NEVELING * Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen - Untersuchungen zur Güte eines neuen Forschungsverfahrens meinem Doktorvater Bernd Kielhöfer gewidmet Abstract. This paper describes how research methodology can be applied in investigating so-called "word-webs" as operational instruments for possible structures of a mental lexicon. The "word-webmethod" will be examined on a theoretical as well as on an empirical basis with respect to its methodological value. Therefore I will first point out the most important desiderata of the most widely accepted research methods. In a case study I will examine the word webs drawn by the test persons, and then analyse these webs to determine the degree of their validity and reliability. My results should demonstrate that the word-web-method can be considered tobe a highly valid and reliable research instrument for the mental lexicon. 1. Kriterien für gute Forschungsmethoden Aussagen über kognitive Realitäten zu treffen, ist grundsätzlich schwierig: Man kann wegen ihrer Nicht-Beobachtbarkeit nur über Rückschlüsse von Handlungen auf sie schließen, und sie können bei dem operativen Zugriff durch das Instrument, das Design oder die zugrunde liegende Theorie beeinflusst und das Ergebnis dadurch im Extremfall zum Artefakt werden (vgl. GROTJAHN 2003: 494). Voraussetzungen für die Erfüllung der Güte sind nach den klassischen Kriterien die Validität, die Reliabilität und die Objektivität (LIENERT 1969), für das Paradigma der explorativ-interpretatorischen Forschung zudem primär die Gegenstandsangemessenheit, ferner die intersubjektive Nachvollziehbarkeit und die Relevanz (MÜLLER-HARTMANN/ SCHOCKER-V.DITFURTH 2001: 3). Für das mentale Lexikon als Konstrukt kognitiver lexikalischer Inhalte und Vorgänge ist eine „Konstruktvalidität" nachzuweisen, sodass die durch das Forschungsinstrument erfassten Merkmale „in genügender Übereinstimmung'' (LIENERT 1969: 17) mit den Theorien zum mentalen Lexikon stehen. Auch für explorativ-interpretative Forschungen wird heute zunehmend der Nachweis einer Reliabilität gefordert (GROTJAHN 2000: 24, HENRICI 2000: 33), d.h. einer Verlässlichkeit, mit der ein Verfahren bestimmte Merkmale im Re- oder Paralleltest erfassen kann (LIENERT 1969: 14 f; ALBERTIKOSTER 2002: 106 f). Sie impliziert zwei Aspekte: einesteils die Genauigkeit, mit der der Untersuchungsgegenstand im zeitlichen Verlauf erfasst wird, andernteils die Objektivität bzw. die Intersubjektivität der Methode, die Nachvollziehbar- Korrespondenzadresse: Dr. Christiane NEVELING, Wiss. Mitarbeiterin, FU Berlin, Institut für Romanische Philologie, FB Philosophie und Geisteswissenschaften, Habelschwerdter Allee 45, 14195 BERLIN. E-mail: neveling@zedat.fu-berlin.de Arbeitsbereiche: Wortschatzerwerb, Lernstrategien, Frühbeginn Französisch IFLUJlL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 129 keit der Untersuchung und die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse (GROTJAHN 2003: 496). Wenn also ein Forschungsinstrument die Varianzen und Konstanzen des mentalen Lexikons abbilden könnte, indem Probanden im Retest Wortkonzepte und -relationen (re-)produzierten, so wäre dies ein Reliabilitätsindiz. Validität und Reliabilität können auf Grund ihres antinomischen Verhältnisses jedoch kein Maximum erreichen. Je reliabler ein Forschungsverfahren für den Zweitspracherwerb, desto weniger valide ist es, denn eine hohe Reliabilität kann nur durch eine strenge Kontrolle der Variablen (im Extremfall Laborbedingungen) erreicht werden. Je strenger aber die Kontrolle, desto größer die Beeinflussung der mentalen Vorgänge und die Verfälschungsbzw. Artefaktgefahr - und desto niedriger folglich die Validität. Die Steuerung muss also so stark sein, dass nicht zu viele Variablen die Validität beeinträchtigen, andererseits so schwach, dass Artefaktbildungen minimiert bzw. ausgeschlossen werden. Sekundäre Gütekriterien sind die Ökonomie im Sinne eines angemessenen Verhältnisses zwischen Aufwand und Ertrag (kurze Durchführungs- und Auswertungsdauer, niedriger Materialverbrauch u.a.) sowie die Nützlichkeit im Sinne einer praktischen Notwendigkeit für die untersuchten Phänomene und einer Nicht-Ersetzbarkeit durch andere funktionsgleiche Verfahren (LIENERT 1969: 19). Besondere Kriterien explorativ-interpretativer Forschung sind eine transparente Darstellung (erhöhte Gegenstandsangemessenheit, Glaubwürdigkeit und potenzielle Vergleichbarkeit), die Ganzheitlichkeit in der Erhebung und Auswertung sowie die didaktische Anwendungs- und Optimierungsbezogenheit (MÜLLER-HARTMANN/ SCHOCKER-V.DITFURTH 2001a: 3 f; CASPARI! HELBIG/ SCHMELTER 2003: 499 f). 2. Desiderata für gute Forschungsmethoden zum mentalen Lexikon Die Forschung zum mentalen Lexikon wird durch Interpretationen natürlicher Phänomene (Versprecher, TOT-Phänomen, Aphasie) erforscht, aber auch mit Hilfe experimenteller Untersuchungen: lexikologische Worterklärungen durch Probanden (vgl. SCHWARZ/ CHUR 1993: 34 f), semantisches Differential (OSGOOD/ Sucr/ TANNENBAUM 1957), TOT-Experiment (BROWN/ MCNEILL 1966), Sortiermethode (MILLER 1969), Bildmethode (LABOV 1973), Wortassoziationstest (z.B. CLARK 1975), lexikalischsemantische Entscheidungsaufgaben (vgl. SHOBEN 1982: 287 ff), Priming (vgl. AITCHISON 1997: 31), Introspektion (FJERCHIKASPER 1987: 15). Aus der Analyse der Vorzüge und Defizite dieser Verfahren kristallisieren sich bestimmte Desiderata heraus, auf die das Wörternetz-Verfahren hin untersucht werden soll. Für eine möglichst hohe Validität bei Untersuchungen des mentalen Lexikons sollten neben einer Konstruktvalidität folgende fünf Desiderata erfüllt werden: Wünschenswert ist die Operationalisierung eines möglichst umfassenden Wortwissens, denn, wie RAUPACH (1994: 25) bemängelt, sind bisher nur Aussagenüberspezifische Einzelaspekte des mentalen Lexikons möglich. Erfassbar sein sollte die multiple und die multimodale Vemetzungsstruktur des mentalen Lexikons, denn jedes Konzept JFJLU! lL 33 (2004) 130 Christiane Neveling geht mehrere (multiple) und vielfältige (multimodale) Verbindungen zu anderen Konzepten ein und ist damit Element mehrerer Ordnungsklassen. 'Multimodale Relationen' bedeutet, dass das mentale Lexikon nach sieben intralingualen Ordnungsprinzipien bzw. Relationstypen aufgebaut ist. KrELHÖFER (1994) spricht von begrifflichen bzw. hyponymischen Relationen (bereits erfassbar durch: Sortiermethode, lexikalisch-semantische Entscheidungsfragen), klanglichen Relationen (TOT-Experiment), konnotativen und affektiven Relationen (semantisches Differential), außersprachlichen Kontiguitätsrelationen, Wortfamilienrelationen, sememischen bzw. merkmalsgeleiteten Relationen wie Synonymie und Antonymie und schließlich von syntagmatischen, also sprachlich-linearen Verbindungen (Wortassoziationstests erfassen all diese Relationstypen). Zu nennen ist ferner die Verbindung zu visuellen Repräsentationen (Bildmethode). Das mentale Lernerlexikon enthält zudem interlinguale Relationen, bei denen das fremdsprachige an das muttersprachige Wort bzw. das entsprechende Konzept gekoppelt ist. Wünschenswert ist außerdem nicht mehr, wie bei den bekannten Verfahren, das sukzessive, sondern das gleichzeitige Erfassen mehrerer Konzepte und Relationen eines Lexikonausschnitts, um die multiple Vernetzungsstruktur zu operationalisieren. Wünschenswert ist ferner die Operationalisierbarkeit folgender Merkmale: möglichst vieler Wortklassen (nicht nur z.B. von Substantiven wie in Sortier-, Bildmethode), bekannter psycholinguistischer Phänomene beim Aufbau und bei Verarbeitungsprozessen des mentalen Lexikons, interpersonaler Differenzen und Gemeinsamkeiten (d.h. der individuell unterschiedlichen und übergreifenden Konzepte und Relationen des mentalen Lexikons, wie sie in den Assoziationsnormen von Assoziationstests auftreten) und schließlich der „Entfernung" zwischen den Wortkonzepten. Wünschenswert ist ferner ein möglichst direkter Zugang zu den Wörterrepräsentationen, d.h. den Wortkonzepten und ihren Relationen untereinander. Von Vorteil ist dies bei der Introspektion auf Grund der geringen zeitlichen Trennung zwischen kognitiver Handlung und Äußerung. Wünschenswert ist zur Minimierung der Artefaktgefahr zudem eine möglichst niedrige Steuerung der kognitiven Vorgänge durch den operativen Zugriff, sei es durch die Forschenden, das Verfahren oder den Versuchsaufbau. Negative Effekte könnten beim semantischen Differential, der Sortiermethode und dem Assoziationstest "Listeneffekt") auftreten, da dort die zu bewertenden, zu sortierenden Wörter bzw. die Wortstimuli vorgegeben und nicht frei wählbar sind. Ein wichtiges Desiderat scheint mir die Unabhängigkeit von Verbalisierungen zu sein, denn diese beeinträchtigen die Validität. So ist eine gewisse Zirkelschlussbildung nicht zu vermeiden, wenn Probanden Bedeutungen mit Hilfe anderer Bedeutungen darstellen (SCHWARZ/ CHUR 1993: 34 f). Gravierender sind aber die strukturellen Unterschiede zwischen der „inneren" und der „äußeren Sprache" im Sinne Wygotskis: Erstere unterstützt das Denken und ist stumm, schnell, dynamisch, inkonstant und fluktuierend, ferner phonetisch, syntaktisch wie semantisch reduktiv verdichtet (WYGOTSKI 1986: 311; 350). Sie ist daher hochgradig individuell und idiomatisch, und ihre Übertragung in die äußere Sprache „keine einfache Vokalisierung [... ],sondern[ ...] die Umwandlung [der] völlig eigenständigen Syntax, der semantischen und lautlichen Struktur der inneren IFLl! L 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 131 Sprache [...] in eine syntaktisch gegliederte und anderen verständliche Sprache", ergo: „eine komplizierte dynamische Transformation" (WYGOTSKI 1986: 350). Gerade dies sollen aber nun die Probanden bei metasprachlichen Erklärungen und Bedeutungserschließungen unter Reaktionszwang leisten! Es liegt nahe anzunehmen, dass die strukturellen Diskrepanzen zwischen dem polydimensionalen Denken und der linearen Sprache leicht zu Verfälschungen der Denkinhalte und damit zu Artefakten führen. Bei der Introspektion ist diese Gefahr besonders virulent, weil der operative Zugriff während des kognitiven Vorgangs stattfindet (vgl. COHEN 1987: 37; O'MALLEY/ CHAMOT 1990: 91; MißLER 1999: 149). Zudem können folgende Probleme auftreten: Gedächtnisverluste durch die Versprachlichung in der Muttersprache (COHEN/ ScoTT 1998: 38), eine qualitative wie quantitative Überlastung des Kurzzeitgedächtnisses durch die Verbalisierung komplexer kognitiver Inhalte, was zu unvollständigen Äußerungen führen kann (WENDEN 1991: 83; COHEN/ SCOTT 1998: 36), die Nicht-Beachtung relevanter Aspekte durch die Probanden auf Grund deren Ungeübtheit im Lauten Denken (MÜLLER-LANCE 2001: 214). Überdies ist der Einsatz von Metasprache angesichts ihrer meist mangelnden Beherrschung sogar bei Studierenden oft hinderlich (RAABE 2000: 181; DECHERT 1997: 18 f). Somit fallen viele Probanden aus Alters- und Bildungsgründen aus der empirischen Betrachtung heraus, was im Hinblick auf den schulischen Fremdsprachenerwerb besonders folgenreich ist. Im Gegensatz dazu impliziert der Einsatz von Objektsprache eine schnelle, spontane Reaktion und bewirkt so einen relativ direkten Zugang zu den kognitiven Inhalten. Objektsprache wird von Probanden aller Bildungsgruppen und Altersstufen beherrscht (Vorteile von Bild- und Sortiermethode, TOT- und Wortassoziationstest, semantischem Differential, lexikalisch-semantischen Entscheidungsfragen). Zu vermeiden sind schließlich Ungenauigkeiten und Verfälschungen durch Testlerneffekte. Hier liegt ein Vorzug des Tagebuchführens vor, wenn es sich um die Untersuchung und Aufzeichnung von Lernstrategien handelt: Das Tagebuch nimmt die doppelte Funktion der Diagnose und der Lernhilfe ein, sodass die zunehmend bessere Beherrschung des Instruments nicht zu Verfälschungen, sondern zur genaueren Anwendung und damit zu größerer methodischer Genauigkeit führt. 3. Das Wörternetz-Verfahren Die Konzepte im mentalen Lexikon sind nach vorherrschender Forschurigsmeinung miteinander vernetzt (z.B. AITCHISON 1997) und dabei nach den oben genannten intralingualen Ordnungsprinzipien geordnet: hyponymisch, phonetisch-phonologisch, individuell-affektiv, wortfamilienorientiert, sememisch, außersprachlich kontig und syntagmatisch. KlELHÖFER (1994) spricht mit der Netzmetapher von „Begriffs-, Klang-, affektiven, Wortfamilien-, Wort-, Sach- und syntagmatischen Netzen", wobei es mir begrifflich klarer scheint, von „Merkmals-" anstatt von „Wortnetzen" zu sprechen (vgl. NEVELING 2004a: 44 ff). Um diesen Teilnetzen auf die Spur zu kommen, erscheint nahe liegend, ein Instrument zu entwickeln, das vernetzte Wörter als 'Abbild' ihrer mentalen Repräsentationen enthält. Diesem Postulat folgt das Wörternetz-Verfahren, das folgen- JFLm, 33 (2004) 132 Christiane Neveling dermaßen funktioniert: Die Probanden erhalten eine ungeordnete Liste von Wörtern, die sie zunächst durch Unterstreichungen vorordnen und dann auf ein Blatt Papier in für sie sinnvoller räumlicher Anordnung aufzeichnen. Neben den Wörtern der Liste sollen auch bereits bekannte Wörter assoziiert und notiert werden. Anschließend werden die Wörter verbunden und durch Linien, Pfeile, Doppellinien oder Symbole ausdifferenziert, wichtige Wörter werden durch Kreise, Kästen oder Buchstabenvariationen markiert und geeignete Wörter durch Zeichnungen oder Wortikone illustriert. Je nach Bedarf werden Wörter des bestehenden Wissens in die Netze integriert. In der Auswertung werden die Wortknoten und die vielfachen und vielfältigen bzw. die multiplen und multimodalen Verbindungen qualitativ und quantitativ analysiert, was Rückschlüsse auf die Struktur der mentalen Ordnungssysteme erlaubt. Das Wörternetz-Verfahren soll der Erforschung von Lexikonausschnitten des monolingualen, des bi- oder multilingualen sowie des lernersprachlichen Lexikons dienen. Die muttersprachlichen Netzstrukturen sind eo ipso intralingual, die eines zwei- oder mehrsprachigen Menschen und eines Fremdsprachenlerners intra- und interlingual. Bei der Erforschung von Lernerlexika müssen dem Betreffenden die Wortbedeutungen bekannt sein, denn ohne inhaltliche Füllung kann er keine semantischen Relationen herstellen. Wenn die fremdsprachigen noch nicht bekannt oder gerade nicht zugänglich sind, dürfen auch deutsche Wörter in das Netz integriert werden. Das Wörternetz-Verfahren verortet sich im Paradigma der qualitativen Forschungsmethoden, es folgt jedoch auch der Forderung, quantitative Erhebungs- und Auswertungsverfahren einzubinden (vgl. AGUADO 2000; MÜLLER-HARTMANN/ SCHOCKER- V.DITFURTH 2001b; CASPARI! HELBIG/ SCHMELTER 2003). Es enthält die für qualitative Forschung typischen Vorzüge der hohen Gegenstandsnähe, Anwendungs- und Optimierungsbezogenheit, Letzteres insbesondere dann, wenn Wörternetze gleichzeitig als Lernstrategie fungieren. 1 4. Wörternetze im empirischen Nachweis: Forschungsdesign Die Untersuchung fand in einer fünfwöchigen Studie mit fünf Teststunden in einer 10. Klasse des Gymnasiums mit 3. Fremdsprache Französisch (2. Lernjahr) statt. Die 20 Schüler wiesen den Aussagen des Fachlehrers zufolge durchschnittlich ein mittleres Leistungsniveau auf. Die Untersuchung folgte der Unterrichtsprogression des Lehrbuchs (Etapes. Methode Intensive I, MößER [et al.] 1993, Lektion 6), sodass die Inhalte auf Alter, Sprachlernstand und Interesse der Schüler abgestimmt waren. Sie wurde vom Fachlehrer durchgeführt und von mir beobachtet. Teststunde 1: Anhand eines Muster-Wörternetzes auf Deutsch zum Thema 'Haus' wurden die Probanden in groben Zügen in die Vorgehensweise des Verfahrens eingeführt: Wörter vernetzen und mit Verbindungslinien, Kästen/ Kreisen, Farben und Zeichnungen elaborieren. Die Schüler erklärten die Wörter-Ordnungen, die sie entdeckten, diese wurden jedoch nicht durch explizite Nennungen der Vgl. NEVELING (2004a: l 90ff; 2004b) zur Überprüfung der Effektivität von Wörternetzen als Lernstrategie. IFLllllL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 133 mentalen Kategorien bewusst gemacht, damit die späteren Konstruktionen nicht beeinflusst würden. In Form eines kollektiv erstellten Wörternetzes zu dem den Probanden bekannten Thema 'le college' wurde das Verfahren geübt, indem die Lerner spontane Assoziationen äußerten und der Versuchsleiter sie an die Tafel brachte. Er lenkte die Aufzeichnung nicht, gab lediglich den Hinweis, möglichst alle Wortklassen zu integrieren und Verbindungslinien, Pfeile etc. einzuzeichnen. Die Schüler erfassten die Prinzipien schnell, denn sie nannten spontan viele Wörter und Verbindungen. Teststunde 2 (drei Tage später): Nach der Semantisierung der 45 neuen Wörter zum Thema 'Aimer ou detester Paris' (MößER [et al.] 1993: 70t) zeichnete jeder Schüler in 20 Minuten ein Wörternetz. Die Aufgabe lautete, möglichst viele Wörter in sinnvoller Anordnung aufzuzeichnen, diese mit Kreisen, Kästen o.Ä. zu umrahmen, durch Linien zu verbinden und durch kleine Zeichnungen zu ergänzen; erlaubt waren auch bereits bekannte Wörter und bei Unkenntnis eines französischen Worts auch das deutsche. Teststunde 3 (sieben Tage später): Ohne Ankündigung wurde das zweite Wörternetz gezeichnet, wiederum mit offener Aufgabenstellung: Anfertigung eines Wörternetzes zum Thema 'Paris' in 20 Minuten, Notieren möglichst vieler Wörter „in der Anordnung, die euch im Sinn ist", Verwendung von Verbindungslinien, Kreisen, Farben, Zeichnungen sowie bekannter und notfalls deutscher Wörter. Als Vorbereitung auf einen Test sollten die Wörter mit Hilfe der Wörternetze eingeprägt werden. Teststunde 4 (vier Tage später): Der Vokabeltest war so konzipiert, dass der Abrufmodus dem jeweiligen Speichermodus nahe kam, so wurde z.B. ein Antonym durch die Vorgabe des anderen Antonyms oder ein Verb durch eine Satzlücke erfragt. Teststunde 5 (21 Tage später): Ohne Ankündigung wurde das dritte Wörternetz zum Thema 'Paris' angefertigt, wiederum in 20 Minuten und nach derselben Aufgabenstellung. 5. Die Auswertung der Pilotstudie nach zwei kombinierten Analyseverfahren Da 20 Probanden an der Untersuchung teilnahmen, waren in den Teststunden 2, 3 und 5 insgesamt 59 Wörternetze entstanden (eine Fehlstunde eines Schülers). Die in Teststunde 2 entstandenen Wörternetze werden 'Wörternetzei', die in Teststunde 3 und 5 'Wörternetze2' und 'Wörternetze/ genannt. Im Folgenden soll eine Zusammenschau der Ergebnisse vorgestellt werden, wobei zentrale Erkenntnisse anhand der drei Wörternetze der Probandin O exemplifiziert werden (vgl. Abb.1-3 im Anhang [S. 145 t1)2. Bei der Analyse der Wörternetze wurden jeweils zwei Untersuchungsmodi miteinander kombiniert: einesteils qualitative oder quantitative Analysen (d.h. deskriptiv-analytische Untersuchungen der Wortstrukturen in einem Netz oder das Auszählen der Wörter nach bestimmten Kriterien) und andernteils 'simultane' oder 'chronologische' Analysen (d.h. zeitgleiche, interpersonale Vergleiche z.B. aller Wörternetze 1 oder intrapersonale Vergleiche z.B. der drei Wörternetze der Probandin 0). Untersucht wurden die Validität, die Reliabilität sowie die sekundären Gütekriterien der Ökonomie und der Nützlichkeit. In die Analyse aufgenommen wurden die types von Nomen, Verben, Adjektiven, Adverbien, bedeutungstragenden Präpositionen und Konjunktionen (vgl. genauer NEVELING 2004a: 154 t). 2 Diese sowie alle anderen Wörternetze der Untersuchung sind unter www.woerternetze.de (Anhang / 11.5) abrufbar. Die farbigen Markierungen gestatten eine bessere Nachvollziehbarkeit der Strukturen. JF[,IIL 33 (2004) 134 Christiane Neveling 5.1 Empirischer Validitätsnachweis: Operationalisierung umfassenden Wortwissens Ein Blick auf die Wörternetze der Probandin im Anhang offenbart, dass das Verfahren die im mentalen Lexikon angelegten multiplen Verknüpfungen gleichzeitig sichtbar macht. Die quantitative simultane Aufnahme aller Verbindungslinien in den Wörternetzen1_3 zeigt, dass von jedem Wort durchschnittlich rund zwei Verbindungen ausgehen. Diese Zahl liegt jedoch höher, weil oft Wörter auch ohne Linien zusammengruppiert und daher implizit relationiert waren (meist in syntagmatischen und Begriffsnetzen, vgl. 01 im Anhang). Das Verfahren bildet also offenbar die multiple Vernetzungsstruktur des mentalen Lexikons ab. Als Weiterführung lernpsychologischer Fragestellungen kann das Verfahren Auskunft darüber geben, ob diejenigen Wörter mit besonders vielen Verknüpfungen besonders gut gespeichert werden (vgl. NEVELING 2004a: 307 ff). Die qualitative simultane Analyse der Wörternetze ergab, dass alle Probanden Wörternetze mit durchgehend sinnhaften, d.h. intersubjektiv nachvollziehbaren Verbindungen gezeichnet hatten. Diese Einstufung wurde neben meiner linguistischen Intuition anhand von zwei Prinzipien vorgenommen: entweder bei einer Speicherung auf Grund sinnhafter Anordnung (erkennbar an der intrapersonalen Wörter-Reproduktion in den später angefertigten beiden Wörternetzen) oder beim Ausschluss einer Beliebigkeit durch den Vergleich mit Wörternetzen anderer Probanden (erkennbar an interpersonaler Wörter-Reproduktion). Die drei Wörternetze der Probandin (01, 02, 03) demonstrieren die Vernetzungen exemplarisch: Es werden relativ viele Wörter notiert (42, 35, 32) und dies bis auf Konjunktionen in 02 und 03 in allen Wortklassen. Die Wörternetze sind nach sechs (01) bzw. fünf (02, 03) Ordnungsstrategien bzw. Teilnetztypen konstruiert, von denen die syntagmatischen und die affektiven Netze dominieren: - Begriffsnetze: le metro/ le bus (Kohyponyme), monuments/ batiments le cimetiere du pere Lachaise/ - Notre-Dame/ le Quartier latin u.a. (01) (Hypero-/ Hyponyme, wobei Quartier latin metonymisch für die Gebäude steht), nouveaux monuments l'opera de la Bastille (02), batiments la tour Eiffel (03) (Hypero-/ Hyponyme), - Merkmalsnetze: monuments batiments (01, 03) (Synonyme), belle ville +->ville brutale (01) (Antonyme, symbolisch unterstützt), - Sachnetze: l'amour ville romantique, ville brutale la foule beaucoup de misere (01), Paris ville cosmopolite (02, 03), syntagmatische Netze: aimer visiter les petits cafes (01, 02, 03)/ faire les vitrines (01, 03)/ aller au musee (01, 02), A Paris, on peut aller aux petits cafes/ au cinema/ au musee/ faire les vitrines ou regarder les monuments (01) (eine sorgfältig durchdachte Wortverkettung), - Wortfamiliennetze: metro -metro-boulot-dodo (01, 02, 03) (Komposition), aimeramour (01) (Derivation), affektive Netze: aimer aller au cinema/ au musee etc., detester - AUTOABGASE les gens qui n'ont pas le temps/ -ville brutale peur (01). Das Vorkommen aller sieben intralingualen Wortrelationen ist ein Indiz für die Operationalisierung der realen multimodalen Vernetzungen des mentalen Lexikons. Die lFLIIIL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 135 meisten Wörter sind erkennbar Elemente mehrerer Teilnetze bzw. Kern von deren Überlappungen. Wie die Probandin O verwendeten einige Schüler sechs, alle aber mindestens drei und die meisten vier Ordnungsstrategien. Dabei ist die Dominanz der Teilnetztypen deutlich lernerabhängig und variabel: Bei einigen besteht ein recht ausgewogenes Verhältnis zwischen den Teilnetzen, bei anderen überwiegen Sach-, Begriffs-, syntagmatische oder oft auch affektive Netze. Die beschriebenen Ordnungskategorien treten insgesamt in psycholinguistisch realem Mengenverhältnis auf: Die affektiven und die Begriffsnetze sind auf Grund des spezifischen Themas dominant (aimer ou detester Paris; Eignung der Bauwerke als Hyponyme) und Sachnetze auf Grund der Verbindung zum Weltwissen grundsätzlich umfangreich. Hingegen sind Wortfamilien- und die Klangnetze am kleinsten, was an den eingeschränkten Sprachkenntnissen der Probanden und an der in Sprachen per se weniger vorhandenen Komposita und Derivata liegt; die wenigen Klangnetze sind für diese Altersstufe typisch, denn im Gegensatz zu Kindern relationieren Jugendliche und Erwachsene ihre Wörter kaum klangbasiert. Das quantitative simultane Erfassen der Wörter in allen Wörternetzen zeigt, dass sowohl deutsche als auch französische Wörter auftreten. Dank dieser intra- und interlingualen Relationen scheint das Verfahren in der Lage zu sein, typische lernersprachliche Strukturen des mentalen Lexikons abzubilden. Dass die französischen Wörter in so überragender Zahl (99,3%) vorkommen, überrascht zunächst, weil bei Schülern mit nur eineinhalb Jahren Französischunterricht eine fast ausschließlich intralinguale Vernetzung nicht zu erwarten gewesen wäre. Doch erklärt sich dieses Bild durch die einsprachig vollzogene Semantisierung sowie durch die Aufgabenstellung der Wörternetz-Konstruktion. Es schließt auch enge Koppelungen der Wörter an die muttersprachlichen Wortkonzepte nicht aus, denn an anderer Stelle der Untersuchung wurden Übersetzungen gefordert und kamen schnell, umfassend und korrekt. Das quantitative simultane Erfassen der Wörter deutet darüber hinaus auf die Operationalisierung lernersprachlicher Verarbeitungsprozesse hin: Durch einen Vergleich der Probandenkorpora mit dem Basiskorpus der vermittelten Wörter, d.h. mit dem Input (Auflistung in NEVELING 2004a: Anhang 111.4.a), wurde das Verhältnis der neuen und der bereits bekannten Wörter eruiert. Das Verhältnis von durchschnittlich rund 62% bekannten und 38% neuen Wörtern in den Wörternetzen (bei einer konstanten Streuung von nur 6%) entspricht dem Prinzip erfolgreichen Lernens: Neues Wissen wird mit bekanntem je nach individuellem Lernbedürfnis mehr oder minder gleichmäßig verknüpft. Die quantitative Analyse der Wörter und die qualitative Analyse der Strukturen in den Netzen auf chronologischer Ebene deuten ebenfalls auf die Operationalisierung lernersprachlicher Lernprozesse hin. Wichtig sind folgende beiden Erkenntnisse: So wird zum einen die Relevanz der Semantizität für den Speicherprozess deutlich, denn es werden eindeutig mehr Wörter mit bedeutungstragender Kraft (Nomen, Adjektive, Verben) als etwa Funktionswörter (Konjunktionen, Präpositionen u.a.) reproduziert. Zum anderen wird die dem dynamischen mentalen Lexikon inhärente binäre Struktur der Konstanz und der Varianz der Wortkonzepte abgebildet, da im Untersuchungszeitraum der fünf Wochen in den Wörternetzen 1_3 sowohl intrapersonal differente (53%) als auch identische lFILIIIL 33 (2004) 136 Christiane Neveling Wörter (47%) auftraten. Schließlich ist möglicherweise ein weiteres Phänomen durch die chronologische Analyse operationalisierbar: Es offenbart sich das aus Assoziationstests bekannte Phänomen, dass neu gelernte Wörter im mentalen Lexikon um die bestehenden Knoten herumkreisen, bevor sie sich langfristig etablieren (vgl. KlELHÖFER/ SCHMIDT 1981): Bestimmte Wörter traten im ersten und dritten, nicht aber im zweiten Wörternetz auf, und vermutlich waren sie zwischenzeitlich nur latent vorhanden und noch nicht fest im Netz fixiert. Dasselbe Phänomen könnte für Wörter vorliegen, die nur im ersten und zweiten Wörternetz auftreten, da sie möglicherweise in einem potenziellen vierten wieder notiert worden wären. Konjunktionen 1% Präpositionen 1% Adverbien 2% Verben 10% Adjektive 13% Gattungsnamen 47% Abb.1 Die qualitative und quantitative simultane Analyse zeigt, dass die Probanden alle Wortklassen in der in Abb. 1 angegebenen Distribution verwendeten. Dass Autosemantika auf Grund ihrer höheren Semantizität und ihres größeren Vernetzungspotenzials über die bedeutungsarmen bzw. -losen Synsemantika deutlich dominieren (96% ), deckt sich mit den Realitäten des mentalen Lexikons. Dem entspricht auch der Vergleich mit dem Basiskorpus, in dem alle Wortklassen in etwa derselben Distribution vorlagen. Die Abbildbarkeit aller Wortklassen indiziert die breiten Möglichkeiten der Wissenserfassung durch das Wörternetz-Verfahren. Durch quantitatives und qualitatives Erfassen der Wörter und Relationen wurden die 20 Wörternetze 1, die 19 Wörternetze 2 und die 20 Wörternetze 3 auf interpersonal identische, d.h. von mehreren Probanden zu demselben Zeitpunkt (re)produzierte Wörter und Relationen hin verglichen. In der quantitativen Analyse wurden von insgesamt 455 types neben 205 differenten, also nur in einem individuellen Wörternetz vorhandenen Wörtern, auch 250 identische Wörter gezählt, also solche, die von mindestens zwei Probanden gleichzeitig in ihrem Wörternetz notiert waren. Abb. 2 [S. 137] zeigt in eindrucksvoller Deutlichkeit die erwarteten interpersonalen Regelmäßigkeiten in den Wiederholungsfrequenzen, die sich in der Struktur einer Hyperbel darstellen: Viele Schüler produzierten wenige identische Wörter, umgekehrt notierten wenig Schüler viele identische Wörter und ein breites Mittelfeld eine durchschnittliche Anzahl identischer Wörter (Details zur Errechnung der Kurve vgl. NEVELING 2004a: 167). Die Rekurrenzen erklären sich zum Teil durch den themenspezifischen Input im Unterricht, aber keinesfalls ausschließlich, denn sie drücken erkennbar auch das kollektive Weltwissen der Schüler zum Zeitpunkt der Erhebung aus ('1998: Tour de France, Fußball-WM'). lFLuL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 137 = 15 ~ 14 "Cl = OI 13 i "' 12 =-- 11 10 9 8 7 6 4 2 0 0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 Wörter Abb.2 Die qualitative Analyse der interpersonal mehrfach produzierten Relationen (3bis 17-fach) unterstreicht die Existenz interpersonal mehrfach produzierter Wörter, wie die Synopse aus den Wörternetzen 1 in Abb. 3 [S. 138] exemplarisch zeigt. Dabei entsprechen den frequenten Wörtern zwar häufig, aber nicht zwingend auch frequente Verbindungen, wie das Beispiel le metro zeigt: von 13 Probanden notiert, darunter aber nur zweimal in Relation zu detester, lafoule und metro-boulot-dodo. Die quantitative und die qualitative Analyse indizieren die Fähigkeit des Wörternetz- Verfahrens, die psycholinguistischen langue- und parole-Anteile des mentalen Lexikons zu operationalisieren. Gemeint ist damit einesteils die Menge an Wörtern und Wortverbindungen, die überindividuell gleich sind (Basis und Voraussetzung für gelungene zwischenmenschliche Kommunikation), und andernteils die subjektiven, zwischen den Individuen differierenden Wörter, Relationen und auch semantischen Belegungen eines Wortes. Die in den Wörternetzen nachgewiesenen parole- und langue-Anteile geben psycholinguistische Realitäten des mentalen Lexikons wieder und bilden somit ein weiteres Validitätsindiz für das Wörternetz-Verfahren. In Anlehnung an die Assoziationsnormen der Wortassoziationstests könnte man von 'Vernetzungsnormen' sprechen. Mit Wörternetz-Synopsen kann man den interpersonalen Vergleich von Wörtern und Relationen und damit kognitive langue-Modelle visualisieren und hieraus Speicherformen des mentalen Lexikons (z.B. die Dominanz soziokultureller Sachnetze und affektiver Netze) ableiten. lFLUIL 33 (2004) 138 Christiane Neveling Abb.3 Die quantitative und qualitative Analyse (simultan und chronologisch) der Wörternetze hinsichtlich einer möglichen Erfassung der „Entfernung" zwischen den Wortkonzepten ergab Folgendes: Zum einen könnte die lokale Nähe in Form der Länge der Verbindungslinien als Indiz gelten, weil die spontan aufgezeichnete lokale Nähe auch eine mentale assoziative Nähe vermuten lässt. Allerdings sind wegen der Komplexität kognitiver Strukturen weitere, komplexere Kriterien anzunehmen: So könnten interpersonale Übereinstimmungen auf simultaner Ebene (Wörternetz-Synopsen) und auch intrapersonale Similaritäten auf chronologischer Ebene Ausdruck für nahe Wortkonzepte sein, wenn man diese Kriterien als Zeichen starker Wortrelationen auffasst. Ein dritter Ansatz könnte sein, die Speicherkraft der verschiedenen Ordnungsstrategien systematisch zu untersuchen, denn möglicherweise liegen z.B. Wörter in Merkmalsnetzen enger beieinander als Wörter in Klangnetzen. Zu beachten wäre dabei die Rolle der Wortklasse, des Inputs und des Vorwissens. Das letzte Kriterium zum Validitätsnachweis in Bezug auf das umfassende Wörterwissen war das kurzfristige Behalten der Wörter (quantitative chronologische Analyse), das durch einen Behaltenstest in der Teststunde 4 (elf Tage nach der Anfertigung von Wörternetz 1, s.o.) untersucht wurde (vgl. im Detail NEVELING 2004a: Anh.11.3). Die AuslFIL1UiL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 139 wertung erfolgte doppelt: erstens im Sinne der semantischen Schwerpunktsetzung der Studie ohne Bewertung der formalsprachlichen Fehler, zweitens gemäß den üblichen Unterrichtsnormen mit Einbezug der sprachlichen Fehler. Das „rein semantische" Ergebnis fiel mit durchschnittlich rund 88% richtiger Lösungen (18 Schüler: 86%-97%, 2 Schüler: 51 %-56%) sehr gut aus. Die unterrichtskonforme Bewertung ergab einen Notendurchschnitt von 2,9 (Noten von 1 bis 5), was nicht nur mit den regulären Vokabeltests der Lerngruppe und der einzelnen Schüler korrelierte, sondern auch mit den Einzelresultaten der semantischen Testauswertung: Die schwächsten Noten entsprachen den niedrigsten, die besten Noten weitgehend den höchsten Prozentzahlen. Der Test weist somit eine erfolgreiche Verankerung der Wörter im mentalen Lexikon nach. Schließlich stimmten die Testergebnisse weitgehend mit der Qualität der Wörternetze überein, wie bei Probandin O deutlich wird: Ihre übersichtliche, sinnvolle und eng verschachtelte bzw. ökonomische Ordnung in sechs Teilnetztypen sowie die Integration mehrerer Wortklassen korrelierte mit ihrem Wörterabruf von 98% im Test. Die genannten Korrelationen zwischen den Ergebnissen der semantischen und der unterrichtsgemäßen Auswertung des Speichertests, zwischen der Qualität der Wörternetze und den Behaltensergebnissen bedeuten eine externe Validierung der zuvor genannten Untersuchungsergebnisse. Sie verstärken die bisherigen Belege für die Validität des Wörternetz-Verfahrens in Bezug auf den Nachweis eines umfassenden Wörterwissens. 5.2 Empirischer Reliabilitätsnachweis: Operationalisierung intrapersonaler Rekurrenz Quantitativ gemessen wurde die intrapersonale Rekurrenz von Wörtern und Relationen, denn die Menge der intrapersonal identischen Wörter in den je drei Wörternetzen eines Probanden lässt auf deren Fixierungsgrad im mentalen Lexikon schließen. Je höher die Zahl der identischen Wörter und je größer die qualitative Übereinstimmung der Teilnetze, desto zuverlässiger ist das Verfahren imstande, wiederholt denselben Untersuchungsgegenstand zu erfassen. Zwar verändert sich das mentale und insbesondere das Lernerlexikon im Verlauf der Zeit, jedoch nur partiell und ein bestimmter Teil bleibt im Hinblick auf eine Zugriffsbereitschaft für den Gebrauch notwendigerweise bestehen (Konstanten im mentalen Lexikon). Diese Konstanten sollten in der Auswertung erfasst werden. Bei der Analyse der Wörternetze wurde die Anzahl der reproduzierten Wörter in Relation zu der Gesamtwörterzahl jedes einzelnen Wörternetzes (=100%) gesetzt. Ausnahmslos alle Probanden produzierten identische Wörter. Die strengste von vier Messungen verglich alle drei Wörternetze jedes Probanden und operationalisierte damit die permanente Abrufbarkeit der Wörter über fünf Wochen. Sie ergab einen Durchschnittswert von 44%. Diese hohe Rekurrenz zeigt die hohe Konstanz, mit der das Verfahren das Forschungsobjekt im Retest erfasst, und dies wiederum indiziert seinen hohen Reliabilitätsgrad. Die qualitative Analyse bestätigt diese Konstanz, denn viele Wörter treten in später gezeichneten Wörternetzen in weitgehend ähnlicher, bisweilen identischer räumlicher Anordnung wieder auf, wenige an anderen Orten: Teilnetz-Stränge oder sogar volllFLIIL 33 (2004) 140 Christiane Neveling ständige Teilnetze werden weitaus häufiger als einzelne, verstreute Wortknoten reproduziert. Auch die Wörter innerhalb der reproduzierten Teilnetze sind meist in identischer oder leicht variierter Anordnung vertreten, selten in vollständig differenter. Auch solche Wörter, die später an anderer Stelle auftauchen, sind oft mit dem Teilnetzstrang und selten alleine „gewandert". Weg fallen Wörter ohne persönlichen individuellen Belang für den Lerner, wenig relevante Detailinformationen, nur einfach verknüpfte Wörter, paradigmatische Alternativen (z.B. Kohyponyme) und deutsche Wörter, deren französische Form nicht gelernt wurde. Die Wörternetze 1_3 der Probandin O exemplifizieren diese Phänomene (vgl. Anhang, Abb.1-3 [S. 145 f]): 1. Identische Anordnung: aimer passer les vacances a Paris, detester ville brutale peur, 2. Leicht variierte Anordnung: belle ville amour ville romantique, aimer visiter les petits cafes visiter les musees faire les vitrines u.a., ville cosmopolite, detester foule metro metro-boulot-dodo creve, 3. Differente räumliche Anordnung: la tour Eiffel u.a. batiments monuments, bruitvoiture rue. 6. Theoretischer Nachweis der Konstruktvalidität Zwar darf man sich angesichts der Komplexität der Gedächtnisstrukturen wohl keine exakte Abbildung kognitiver Inhalte vorstellen, doch weisen die auf Papier gezeichneten Wörtervernetzungen neben den Übereinstimmungen mit den genannten psycholinguistischen Phänomenen auch eine hohe Konsistenz mit wichtigen lern-, behaltens- und kognitionspsychologischen sowie linguistischen Theorien auf. Zu nennen ist das Stufen- Modell von ATKINSON/ SHRIFFIN (1968), das auf Grund seiner Annahme des Langzeitgedächtnisses alle anderen Modelle zu integrieren vermag, ferner die Merkmalsmodelle, zu deren wichtigsten Vertretern die Wortfeldtheorie nach TRIER (1931) und später das feature model nach SMITHISHOBENIRIPS (1974) zählen und deren Grundgedanke der Repräsentation von Wortbedeutungen über Merkmale heute unbestritten ist. Zentrale Bedeutung haben wegen ihrer räumlichen Anordnung und ihrer multiplen Konzeptverbindungen die Netzwerkmodelle, darunter das viel zitierte von COLLINSILOFTUS (1975). Unsere netzwerkartig aufgebauten neuronalen Strukturen (vgl. z.B. GÖTZE 1999: 11) geben wegen ihrer evidenten optischen Ähnlichkeit bislang nur Anlass zur Vermutung einer Korrelation, denn ein neurolinguistischer Zusammenhang mit den psycholinguistischen Phänomenen ist nicht ausreichend gesichert. Eine zentrale Rolle spielt die Übereinstimmung der Wörternetze mit den Theorien des Wortfelds und der lexikalisch-semantischen Relationen (LYONS 1980: 281 ff), denn die in der Untersuchung zentralen intralingualen Ordnungsstrategien bzw. Teilnetztypen korrelieren mit den Relationen in den genannten Theorien von Trier und Lyons (vgl. im Detail NEVELING 2004a: 40 ff). Lernprozesse des Lernersprachenmodells (vgl. VOGEL 1990) finden sich insofern wieder, als deutsche und französische Wörter das Verhältnis lFLllllL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 141 von inter- und intralingualen Strukturen im mentalen Lexikon darstellen und mehrere sukzessiv gezeichnete Wörternetze das schrittweise „Etablieren" der Wörter im mentalen Lexikon widerspiegeln. Der relativ direkte Zugang zum mentalen Lexikon erklärt sich dadurch, dass die kognitive Handlung des Ordnens Verarbeitungsprozesse aktiviert, indem bestehende Wortkonzepte in den Arbeitsspeicher gerufen und dort mit den neuen Konzepten verknüpft werden. Wortrepräsentationen werden überhaupt erst während der Sprachverarbeitung erfassbar (DE FL0RI0-HANSEN 1996: 4). Die Fixierung von Wörtern auf dem Papier vollzieht sich folglich gewissermaßen als 'simultane Introspektion' oder 'sofortige Retrospektion'. Der direkte Zugang vermeidet ferner durch zeitliche Differenz bedingte Gedächtniseffekte zwischen den kognitiven Vorgängen und dem methodischen Zugriff. Wegen seiner Unabhängigkeit von Verbalisierungen unterliegt das Verfahren einem niedrigen Artefaktrisiko. Es ist daher vor verfälschenden Einflüssen der Metasprache und der Ll geschützt, verhindert eine Überforderung vieler Probanden bzw. ist für ein breites Probandenspektrum offen. Sind Wörternetze gleichzeitig Lernstrategie, so werden Testlerneffekte a priori ausgeschlossen. Ein letzter, interessanter Beleg für die Konstruktvalidität scheint mir zu sein, dass Menschen intuitiv und schon ab dem 8. Lebensjahr in der Lage sind, dreidimensionale Objekte nicht nur rezeptiv zu entschlüsseln, sondern auch zu zeichnen, d.h. zweidimensional umzusetzen (MAFFEI/ FrORENTINI 1997: 146). Diese Umsetzung geschieht mit Hilfe von geometrischen Merkmalen wie der Überlappung (Objekte, die andere teilweise überlappen, erscheinen dem Betrachter näher), von sog. 'Raumdarstellungsfaktoren' wie der relativen Größe Ge weiter ein Objekt entfernt ist, desto kleiner wirkt es) oder von · Farben, welche Details verschärfen und Raumeffekte oder Hervorhebungen erzeugen (MAFFEI/ Fr0RENTINI 1997: 79 ff; 121 ff). Somit liegt die Annahme nahe, dass Individuen in den analytisch geordneten, synthetisch konstruierten und farbig elaborierten Wörternetzen ihre kognitive Dreidimensionalität zweidimensional abbilden und auf diese Weise ihre mentalen Wortvernetzungen zum Ausdruck bringen können. Die Grenze des Wörternetz-Verfahrens schließlich liegt in der statischen Fixierung des an sich dynamischen mentalen Lexikons. Diese Schwierigkeit kann jedoch durch ein sukzessives Aufzeichnen mehrerer Wörternetze aufgefangen werden. Zum Schluss soll noch auf die sekundären Gütekriterien der Ökonomie und der Effizienz des Wörternetz-Verfahrens eingegangen werden: Die Datenerhebung ist sehr ökonomisch und ergiebig, denn ein Wörternetz enthält durchschnittlich rund 25 Wörter, sodass eine 30-köpfige Probandengruppe in einer Stunde etwa 1500 Wörter produzieren könnte. Die Datenauswertungen hingegen sind zumindest nach dem hier vollzogenen Verfahren, bei denen jedes Wort einschließlich seiner Relationen ausgewertet und mit anderen verglichen wurde relativ zeitaufwändig. Schließlich ist das Verfahren insofern nützlich, als uns für das mentale Lexikon keine umfassenderen zur Verfügung stehen. lFLlllL 33 (2004) 142 Christiane Neveling 7. Fazit: Wörternetze als Forschungsverfahren hoher Güte Theoretisch und empirisch wurde eine hohe Eignung des Verfahrens für die Operationalisierung mentaler Lexikonausschnitte nachgewiesen, denn es erfüllt die in Abschnitt 2 formulierten Desiderata: • hohe Konstruktvalidität durch die hohe Übereinstimmung zwischen Theorie und Empirie und die strukturellen Parallelen zwischen der Theorie des Wörternetz-Verfahrens und den relevanten Theorien zum mentalen Lexikon, • die relativ umfassende Operationalisierbarkeit von Wortwissen: gleichzeitiges Erfassen mehrerer lexikalischer Wortkonzepte und -relationen (multiple Vernetzung), Erfassen der multimodalen Vernetzungen des monolingualen Lexikons (sieben intralinguale Relationstypen) und der zusätzlichen interlingualen Relation des Lernerlexikons, Erfassen nahezu aller Wortklassen in realem Mengenverhältnis (Dominanz von Autosemantika), Erfassen interpersonal differenter und identischer Wörter und Relationen in Wörternetz-Synopsen, evtl. Erfassen der assoziativen Entfernung zwischen den Konzepten, • die Operationalisierbarkeit weiterer psycholinguistischer Phänomene (die Dynamik bzw. die varianten Anteile des mentalen Lexikons) und spezifischer Verarbeitungsprozesse des Lernerlexikons (Aufbau neuen Wissens auf bestehendes, sukzessives Etablieren der Wörter im jeweiligen Teilnetz), • minimierte Artefaktgefahr durch die niedrige Steuerung der kognitiven Vorgänge auf Grund des einfachen, offenen Arbeitsauftrags, durch den relativ direkten Zugang zu den Wortkonzepten und -relationen auf Grund der spontanen Aufzeichnung, durch die Unabhängigkeit von meta-/ muttersprachlichen Verbalisierungen, durch die Vermeidung von Gedächtniseffekten und in bestimmten Fällen von Testlernen. Die sich hieraus ergebende hohe Validität wird durch das nachgewiesene Außenkriterium des erfolgreichen Behaltenstests gestützt. Darüber hinaus ist das Verfahren hochreliabel, ferner objektiv, ökonomisch, nützlich sowie didaktisch anwendungsbezogen. Angesichts des antinomischen Verhältnisses zwischen Validität und Reliabilität unterstreicht der hohe Gütegrad beider Kriterien die Qualität des Verfahrens. Mit der Fähigkeit, W ortwissen umfangreich und differenziert zu erfassen und durch die Operationalisierung struktureller interpersonaler Regelmäßigkeiten zu modellieren, realisiert das Verfahren wichtige Ziele der lexikalischen Semantik und der Erforschung zum mentalen Lexikon. Darüber hinaus sind die interpersonal identischen Wortrelationen im Rückschlussverfahren Zeugnis für die interpersonal eingesetzten, also nicht beliebigen, sondern offenbar ebenfalls normierten Ordnungsstrategien. Schließlich kann das Wörternetz-Verfahren insofern einen Beitrag zur aktuellen Diskussion leisten, als unter dem Begriff des explorativ-interpretativen Forschens kein einheitlicher Ansatz, sondern eine Reihe verschiedener Ansätze mit gemeinsamen Zielen und Kriterien verstanden wird (CASPARIIHELBIG/ SCHMELTER 2003: 499) und ein Bedarf an qualitativen Forschungsinstrumenten besteht. lFLulL 33 (2004) Wörternetze als Abbilder mentaler Lexikonstrukturen ... 143 Literatur AGUADO, Karin (Hrsg.) (2000): Zur Methodologie in der empirischen Fremdsprachenforschung. Baltmannsweiler: Schneider (Perspektiven Deutsch als Fremdsprache 13). AITCHISON, Jean (1997): Wörter im Kopf Eine Einführung in das mentale Lexikon. Aus dem Englischen von Martina Wiese. Tübingen: Niemeyer [Original: Jean AITCHISON (1994 2 ): Words in the Mind. An Introduction to the Mental Lexicon. Oxford]. ALBERT, Ruth / KoSTER, Cor J. (2002): Empirie in Linguistik und Sprachlehrforschung. Ein methodologisches Arbeitsbuch. 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