Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2004
331
Gnutzmann Küster SchrammThe Globalisation of English and the English Language Classroom
121
2004
Claus Gnutzmann
Frauke Intemann
Bettina Beinhoff
flul3310279
Buchbesprechungen • Tagungsberichte 279 lengua fue compafiera del imperio" (1492) setzen Mark WARSCHAUER und Inez DE FLoruo- HANSEN ihrem Artikel "Multilingualim, ldentity, and the Internet" voran. Ausgehend von postkolonialen Identitätstheorien diskutieren sie die spannende Frage der Rolle des Internets zwischen Sprachentod und Sprachenförderung. "lt is just incredible when I hear people talking about how open the Web is. lt is the ultimate act of intellectual colonialism. The product comes from America so we either must adapt to English or stop using it. [...] But if you are talking about a technology that is supposed to open the world to hundreds of millions of people, you are joking." So die Kritik des russischen Internetprovider Glasnet, Anatoly Voronov. Im Jahr 1996 waren 82 Prozent der Webseiten in englischer Sprache gehalten. Vf. zeigen, dass der ASCII-Code, der ja lange Zeit nicht-englische Zeichen ignorierte, keine 'innozente' quantite negligeable war. Benutzer des PC wissen um die Verbreiterung der Zeichenbasis und der im Internet präsenten Sprachen. Vf. verfolgen diese Perspektive allerdings, etwa im Hinblick auf das Chinesische und andere zunehmend wichtige Sprachen, nicht weiter. Auf der Grundlage von Erfahrungen in Hawai vor dem Hintergrund der 'Zwangsamerikanisierung' beschreibt Warschauer statt dessen die Revitalisierung einer indigenen Sprache durch das Internet, um sodann zu Fragen der Mehrsprachenerziehung und Sprachensicherung vorzudringen. Aufschlussreicher im Sinne der Sprachenfuturologie als die Präsenz von Seiten und die Erfahrungen einzelner Autoren wäre allerdings die quantitative und grob qualitative Analyse der Nutzer gewesen. Immerhin ist dies heute ja technisch möglich. Inwieweit die geschilderten Fälle und Erfahrungen auf andere Kontexte übertragbar oder gar generalisierbar sind, bleibt eine offene Frage. Der an Projektunterricht interessierte Praktiker wird Warschauers (indirekte) 'Anregung' aufgreifen, Webseiten von vom Sprachverlust Bedrohten aufzusuchen und sie unterrichtlich zu verwerten. Würden Schüler dies tun, so trügen sie schon durch die bezeugte Aufmerksamkeit für die 'kleinen' Sprachen dazu bei, den Lebenswillen der kleinen Sprachgemeinschaften zu stärken. Diesen Zusammenhang aufzuzeigen, wäre aus unserer Sicht eine Botschaft an die europäische Leserschaft Warschauers gewesen immerhin verfolgt das Buch ja eine didaktische Absicht. Insgesamt bietet der Band neben Bekanntem aufschlussreiche Beiträge zu Plurilingualität und Identität. Eine weitere Annäherung an didaktische Fragen im engeren Sinne steht indes noch aus. Schade in diesem Zusammenhang, dass Arbeiten wie die von Eva BURWITZ-MELZER (2003) nicht mehr herangezogen werden konnten 4, die eine Verbindung zwischen empirischer Forschung, interkulturellem Lernen in kulturell-heterogenen Klassen und Praxis herstellen. Aus der Vielzahl der gebotenen Aspekte konnte diese Besprechung nur einige wenige herausgreifen und selbst diese nicht detailliert diskutieren. Gießen FRANZ-JOSEPH ME! l]NER The Globalisation of English and the English Language Classroom Internationales Kolloquium des Englischen Seminars der Technischen Universität Braunschweig Der Begriff Globalisierung ist in der allgemeinen öffentlichen Diskussion hauptsächlich mit ökonomischen Faktoren wie zum Beispiel der Herausbildung - und Macht internationaler Konzerne sowie mit der zunehmend aufklaffenden Schere zwischen den Industrienationen und den Entwicklungsländern besetzt. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit wird dabei die englische 4 Eva BURWITZ-MELTZER: Allmähliche Annäherungen: Fiktionale Texte im interkulturellen Fremdsprachenunterricht der Sekundarstufe/ . Tübingen: Narr 2003. lFLll.llL 33 (2004) 280 Buchbesprechungen • Tagungsberichte Sprache als die internationale beziehungsweise globale Lingua Franca akzeptiert. Der Prozess der Globalisierung hat sowohl für die Sprachbenutzer des Englischen wie auch für die Entwicklung der englischen Sprache erhebliche Auswirkungen: Zum einen ist das Vorhandensein von englischer Sprachkompetenz unabdingbare Voraussetzung für Individuen, gesellschaftliche Gruppen und Gesellschaften, um an globalen Prozessen teilhaben zu können, zum anderen verändert sich die englische Sprache dadurch, dass mittlerweile mehr Menschen Englisch als Zweit- und Fremdsprache denn als Muttersprache sprechen. Für die angewandte Linguistik und Fremdsprachendidaktik ergibt sich aus dieser Entwicklung die Notwendigkeit, die Veränderung der Sprache und die damit einher gehende Veränderung der Position der Sprecher und Lerner zu diskutieren und neu zu bestimmen. Dies hat Auswirkungen auf Lernziele, Inhalte, Vermittlungsmethoden, Lehr- und Lernmaterialien, die Beziehung von Lehrenden und Lernenden und damit auch auf die Ausbildung von Englischlehrern. Die vom 16. bis 18. Juni 2003 an der Technischen Universität Braunschweig durchgeführte Tagung „The Globalisation of English and the English Language Classroom" (organisiert von Prof. Dr. Claus GNUTZMANN und Dr. Frauke INTEMANN) hatte sich zum Ziel gesetzt, die Globalisierung des Englischen hinsichtlich sozialer, politischer·und ökonomischer Aspekte zu erörtern, Veränderungen im Gebrauch der Sprache aufzuzeigen und die sich daraus ergebenden Fragen zu Standards und Normen für den Fremdsprachenunterricht zu diskutieren. 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa, Asien und den USA betrachteten drei Tage lang die verschiedenen Aspekte aus einer angewandt-linguistischen und fremdsprachendidaktischen Perspektive. Während eines Empfangs thematisierte der Präsident der TU Braunschweig, Prof. Dr. Jochen LITTERST, in seiner Begrüßungsrede die Globalisierung des Englischen zudem in einem hochschulpolitischen Zusammenhang. Er hob dabei die Bedeutung des Englischen in Forschung und Lehre hervor 1, wies aber auch auf die Kommunikationsprobleme hin, die in der wissenschaftlichen Kommunikation bei unzureichender Sprachkompetenz der Beteiligten entstehen können. Die Globalisierung des Englischen und die Auswirkungen auf das Lehren und Lernen dieser Sprache sind seit mehreren Jahren ein Arbeitsschwerpunkt in Forschung und Lehre am Englischen Seminar der TU Braunschweig; es bestehen internationale Kontakte zu anderen Universitäten mit ähnlichen Forschungsschwerpunkten. Die Einbindung des Themas in die Lehre wurde von zwei Studierenden, Bettina BEINHOFF und Nicole STENGRITT, verdeutlicht. Sie gaben nach der Begrüßung der Konferenzteilnehmer eine kurze Einführung in die von ihnen im Rahmen eines Hauptseminar-Projekts erarbeitete Ausstellung „The World of English- Englishes of the World", die nicht nur zeitlich in engem Zusammenhang mit der Tagung stand. Während der Tagung wurden verschiedene Themenbereiche behandelt, die einerseits jeweils einen unterschiedlichen Schwerpunkt legten, andererseits in ihrer Gesamtheit einen Überblick über die aktuelle Forschungsbreite im Bereich Globalisierung des Englischen gaben. Zu Beginn wurde die politische und soziokulturelle Dimension diskutiert. Janina BRUTT-GRIFFLER (University of Alabama) referierte über die politischen und sozialen Auswirkungen des Zugangs beziehungsweise mangelnden Zugangs zu einer englischen Sprachkompetenz. Sie exemplifizierte dies am Beispiel Südafrikas, einem Land, in dem elf Sprachen offiziellen Status haben, aber nur sehr gute Englischkenntnisse einen sozialen Aufstieg ermöglichen. Ihr Fazit war, dass durch die offizielle Vielsprachigkeit die Vermittlung des Englischen insbesondere für ärmere Bevölkerungsschichten zu kurz kommt und ihnen so von vom herein eine Verbesserung ihrer Lebenssituation verwehrt Vgl. .hierzu Claus GNUTZMANN, Frauke lNTEMANN, Hera JANßEN, Peter NüBOLD: "Die englische Sprache in Studium, Wissenschaft und Verwaltung- Ergebnisse einer Online-Umfrage". In: Fachsprache/ International Journal ofLSP 26.1/ 2 (2004), 14-34. IFLl.! L 33 (2004) Buchbesprechungen • Tagungsberichte 281 wird. Die ökonomische Relevanz dieser Sprachkompetenz wurde auch von Mahendra K. VERMA (University of York) verdeutlicht. Er betrachtete in seinem Beitrag die englische Sprache als einen wachsenden Wirtschaftsfaktor in dem ebenfalls vielsprachigen Staat Indien und bezog sich dabei auf die wachsende Popularität von Schulen, deren Unterrichtssprache Englisch ist. Die Kosten für eine solche Ausbildung werden von den Eltern als eine lohnende Investition in die Zukunft der Kinder gesehen und englischsprachige Schulen werden nicht mehr, wie es früher häufig der Fall war, als Tribut an die vormaligen britischen Besatzer abgelehnt. Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war der linguistischen und soziolinguistischen Exemplifikation der Globalisierung des Englischen gewidmet. Ulrich BUSSE (Universität Halle-Wittenberg) referierte über die Einstellungen gegenüber Anglizismen in Deutschland und gab einen historischen Überblick zur Entwicklung von Anglizismen in der deutschen Sprache. Anglizismen werden heute vorwiegend von jungen Leuten benutzt, um sich abzugrenzen, ansonsten kommen sie überwiegend in Fachsprachen (zum Beispiel in der Betriebswirtschaft) oder bei informeller Kommunikation vor. Es wurde deutlich, dass Anglizismen keine ,neumodische' Erscheinung sind, sie treten jedoch irn Zuge der Globalisierung vermehrt auf. In mehreren Beiträgen wurde Englisch als Lingua Franca thematisiert. Franke INTEMANN (Technische Universität Braunschweig) analysierte das Englische als Lingua Franca des internationalen zivilen Luftverkehrs. Englisch wird als offizielle Sprache zwischen Piloten und Bodenstation international von einer UN-Behörde, der International Civil A viation Organisation, definiert, so dass es eine standardisierte Weltsprache zu sein scheint. Der tatsächliche Gebrauch dieser Sprache ist jedoch sehr unterschiedlich, abhängig vorn Ort des Geschehens, der Qualität der Funkverbindung und davon, ob die Sprecher Muttersprachler des Englischen sind oder nicht. Bei Nicht-Muttersprachlern ist vor allen Dingen die englische Sprachkornpetenz der entscheidende Faktor. Muttersprachler tendieren oftmals dazu, die definierten Konventionen zu missachten und in ihre sonst üblichen Sprachmuster zu wechseln. Die in diesem Vortrag vorgeführten Dialoge zwischen Piloten und Bodenstation ließen manche Teilnehmer mit Unbehagen an ihren Rückflug denken! Christiane MEIERK0RD (Universität Erfurt) analysierte in ihrem Beitrag sprachliche Strukturen von Sprechern unterschiedlicher Nationalitäten. Sie stellte fest, dass in der Lingua Franca-Kommunikation einfache Satz- und Wortstrukturen bevorzugt werden. Jeder Sprecher bringt seine Form des Englischen in die Kommunikation ein, jedoch bilden das Amerikanische oder das Britische Englisch mit ihren Gesprächskonventionen die Grundlage. Meierkord forderte, dass Lerner des Englischen auf den Umgang mit Varietäten des Englischen vorbereitet werden müssen, um sich in Lingua Franca-Situationen verständigen zu können. Die Entwicklung und Setzung von Standards und Normen für den fremdsprachlichen Englischunterricht wurde in mehreren Beiträgen erörtert. Claus GNUTZMANN (Technische Universität Braunschweig) diskutierte das Konzept des Standard English bezüglich seiner linguistischen und funktionalen Merkmale und betrachtete dabei verschiedene Standpunkte. Die daraus resultierenden Ergebnisse verglich er mit dem Konzept des World Standard English. Dabei wurde deutlich, dass letzteres Modell nur sehr wenig Ähnlichkeit mit dem vorher diskutierten Standard English hat und auch nicht von diesem abgeleitet werden kann. Das Fazit dieses Vortrags war, dass sowohl in der Vermittlung von Englisch als Fremdsprache als auch im Zusammenhang mit Englisch als Lingua Franca, das Standard English als Modell beibehalten werden sollte. Da der Begriff „Modell" als Idealisierung verstanden wird, ergibt sich daraus nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Notwendigkeit einer erhöhten Fehlertoleranz im Englischunterricht. Svenja ADOLPHS (University of Nottingham) befasste sich in ihrem Vortrag mit den Einstellungen von Lernenden zu den verschiedenen Varietäten der englischen Sprache. Der von ihr untersuchte Personenkreis bestand aus Studierenden verschiedener Länder und Kulturen, die in Nottingharn Sprachkurse in Englisch FLulL 33 (2004) 282 Buchbesprechungen • Tagungsberichte absolvierten. Sie stellte fest, dass die Studierenden durch den Kontakt mit native speakers des Englischen ihr eigenes Konzept des native speaker veränderten. Adolphs kam zu dem Schluss, dass Lerner des Englischen, die über längere Zeit Kontakt zu native speakers und deren Kultur hatten, ihre Lernziele neu definierten und mehr Wert darauf legten, sich auf internationaler Ebene auf Englisch verständigen zu können. Jennifer JENKINS (King's College London) diskutierte die Aussprache des Englischen als Lingua Franca; sie stellte den native speaker als das bisherige Ideal im Ausspracheunterricht angesichts der wachsenden Zahl von Lingua Franca-Interaktionen in Frage. Sie legte die Hauptmerkmale des von ihr erstellten Lingua Franca Core (LFC) dar und verglich diese mit den in der Lehre gebräuchlichen Aussprachemodellen. Jenkins erörterte zahlreiche Gründe, warum Lerner des Englischen Schwierigkeiten mit der Aussprache haben und schloss mit dem Fazit, dass die Abweichungen des LFC von den üblichen Aussprachemodellen die Verständigung zwischen den Sprechern nicht beeinträchtigen und darum ein an native speaker- Normen ausgerichteter Ausspracheunterricht nicht mehr zeitgemäß sei. Eine ähnliche Auffassung vertrat auch Barbara SEIDLH0FER. Sie erläuterte das Vienna-Oxford International Corpus of English (VOICE), ein Korpus von mündlichen Interaktionen, in denen Englisch als Lingua Franca verwendet wird, und betonte die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Lingua Franca-Varietät des Englischen entstehen könnte, die sich nicht mehr am Standard English orientieren würde. Dies würde eine veränderte Rolle des Englischen zur Folge haben, was wiederum Einfluss auf die zu vermittelnden Standards haben werde. Seidlhofer sprach sich angesichts der globalen Verbreitung des Englischen gegen das Konzept nativeness als Lernziel für nichtmuttersprachliche Lerner aus. Sowohl Jennifer Jenkins als auch Barbara Seidlhofer vertreten die kritisch diskutierte These, dass bestimmte immer wiederkehrende „Fehler" von Lernern des Englischen als Merkmale einer Lingua Franca-Varietät des Englischen gesehen werden können. Auch Allan JAMES (Universität Klagenfurt) beschäftigte sich in seinem Beitrag mit dem Gebrauch des Englischen als Lingua Franca und kam anders als Jennifer Jenkins und Barbara Seidlhofer zu dem Schluss, dass die Sprecher in Europa sich stark am Britischen und Amerikanischen Englisch orientieren. Die Variation, die dabei zu beobachten ist, hängt von der Art der Kommunikation und von den individuellen sprachlichen Fähigkeiten ab. Er entdeckte auch Unterschiede in der Form und Funktion, die Englisch als Lingua Franca in den verschiedenen Regionen Europas haben kann. James sieht jedoch bisher keine Ansätze für eine uniforme Lingua Franca-Varietät des Englischen in Europa. Die sich insbesondere aus außerunterrichtlichen Faktoren ergebenden Fragestellungen wie Einstellungen von Lernenden zur englischen Sprache wurden in vier Beiträgen behandelt. Vergleichende Studien zu den Sprachkenntnissen europäischer Schüler wurden von Margie BERNS (Purdue University) und Kees DE BOT (Rijksuniversiteit Groningen) vorgestellt. Das Leistungsniveau ist denrnach in den verglichenen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande) sehr unterschiedlich; besonders positiv fielen in dieser Studie niederländische Schüler auf, die bilingual unterrichtet wurden. Es wurde dabei auch offensichtlich, dass der Kontakt, den die Schüler mit dem Englischen außerhalb der Schule haben, in direktem Zusammenhang mit ihren englischsprachlichen Fertigkeiten steht. Die Referenten forderten, dass der Englischunterricht vermehrt auf die außerschulischen Kontakte der Schüler mit der englischen Sprache eingehen muss. Auch Janet ENEVER (London Metropolitan University) problematisierte in ihrem Vortrag den Einfluss der globalen Verbreitung des Englischen auf den Englischunterricht in Europa, sie betrachtete insbesondere den früh beginnenden Englischunterricht in verschiedenen europäischen Staaten. So berichtete sie, dass die ungarische Regierung ein Curriculum erstellt hat, welches den Interessen der Wirtschaft gerecht wird, aber nicht die notwendige Reform für die Schulen bringt. Enever bemerkte, dass Fremdsprachendidaktiker und Erziehungswissenschaftler in den Entstehungsprozess des Curriculums nicht einbezogen wurden. Auf deutsche Studierende der Anglistik konzentrierte sich Elizabeth J. JF[,d 33 (2004) Buchbesprechungen • Tagungsberichte 283 ERLING (University of Edinburgh/ Freie Universität Berlin) in ihrer Studie. Sie stellte einen Wandel in den Einstellungen der Studierenden zur englischen Sprache fest. Neben den Studierenden, die sich mit der US-amerikanischen oder der britischen Kultur identifizieren, gibt es in zunehmenden Maße Studierende, die Englisch als Weltsprache sehen und somit als Mittel, um mit anderen, auch nicht-englischsprachigen Kulturen zu kommunizieren. Erling sieht dies als charakteristisch für die Globalisierung des Englischen an. Die universitäre Ausbildung thematisierte auch Peter NüB0LD (Technische Universität Braunschweig). Er referierte über Englisch als internationale Fachsprache in technischen Berufen und die daraus resultierenden Anforderungen an die Ausbildung. Dies ist besonders an der TU Braunschweig von Interesse, da eine enge Zusammenarbeit mit der Universität von Rhode Island in gemeinsamen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen besteht. In diesen Studiengängen ist es möglich, ein Doppeldiplom beider Universitäten zu erwerben. Drei Vorträge befassten sich mit dem Komplex der Lehrerbildung und Lehrerausbildung. Angelika KUBANEK-GERMAN (Technische Universität Braunschweig) näherte sich dem Thema der Globalisierung des Englischen aus einer philosophischen Sichtweise. Aus dem Konzept des Weltbürgers von Kant begründete sie den hohen Stellenwert einer globalen Sichtweise im Englischunterricht. Kubanek-German stellte fest, dass globale Themen in deutschen Schulbüchern für den Englischunterricht meist in Texten angesprochen werden, die sich mit der Dritten Welt beschäftigen. Um die Distanz zu den Protagonisten zu überwinden, so schloss sie, brauchen die Schüler mehr Zeit, um einen besseren Zugang zu den Texten zu finden. Maike GRAU (Universität Gießen) ging der Frage nach, inwieweit sich Englisch-Studierende über die Thematik und die Auswirkungen des Englischen als weltweite Sprache bewusst sind. In ihrer auf Fragebögen basierenden Umfrage stellte sich heraus, dass sich die Mehrheit der Befragten gegen near-nativeness als Lernziel im Englischunterricht der Sekundarstufe I aussprach. Gleichzeitig war jedoch eine große Zahl von Studierenden mit neuen Konventionen in der Vermittlung des Englischen nicht einverstanden. Diese Studierenden wollen sich vor allem hinsichtlich der Aussprache weiter an den bisherigen Standards orientieren. Zum Abschluss warf George BRAINE (Chinese University Hong Kong) einen kritischen Blick auf Studien über die Effizienz von nichtmuttersprachlichen Englischlehrern. Obwohl erste Veröffentlichungen zu diesem Thema bereits Anfang der 90er Jahre erschienen sind, werden weitergehende Studien erst seit einigen Jahren im größeren Umfang durchgeführt und dies zumeist von Nichtmuttersprachlern des Englischen. Aus einem Vergleich der Studien folgerte er, dass sich die Lehrer der unterschiedlichen Varietäten des Englischen bewusst werden müssen und die Schüler lernen müssen, dass Englisch auf der globalen Ebene keine "Besitzer" hat, sondern auch ihre Sprache ist. Die Tagung war von einer durchgehend sehr guten Atmosphäre geprägt, was sich nicht nur in den lebhaften und sicherlich manches Mal kontrovers geführten Diskussionen bemerkbar machte. Die positive Resonanz aller Teilnehmer wurde von Alan James beim gemeinsamen abschließenden Abendessen aller Referenten in einer Ansprache zum Ausdruck gebracht, und so schloss er mit der Frage: "When can we come back? " Nach der im Jahr 1998 vom Englischen Seminar durchgeführten Tagung über „Teaching and Learning English as a Global Language. Native and Non-Native Perspectives" 2 könnte es vielleicht im Jahr 2008 der Fall sein. Braunschweig Claus GNUTZMANN, Frauke INTEMANN, Bettina BEINHOFF 2 Vgl. Clans GNU1ZMANN (Hrsg.): Teaching and Learning English as a Global Language. Native and Non- Native Perspectives. Tübingen: Stauffenburg 1999. JFLI.UL 33 (2004)
