Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2006
351
Gnutzmann Küster SchrammZur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation
121
2006
Jörg Roche
Mélody Roussy-Parent
flul3510228
Jörg ROCHE, Melody RoussY-PARENT. Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation Abstract. The present paper contains results derived from a number of experiments on word associations done with a total of 102 German-speaking and French Canadian informants. The study included 9 adjectives, 11 concrete nouns and 10 abstract nouns but focussed primarily on the informants' reactions to the group of abstract nouns. The underlying hypothesis targeted the cultural specificity of meaning construction. lt was assumed that abstract nouns require a more intensive activation of mental images (for lack of concrete references) and therefore lead to more metaphoric processes which in turn are reflected in a broader and more metaphoric spectrum of semantic associations by the informants. The results of the present exploratory study partly confirm the hypothesis but the study was not designed to produce conclusive. results. However, it provides interesting insights into a field of investigation central to intercultural communication in general and language teaching in particular. The study finishes with a number oftentative conclusions that might lead to further research and better (more sensitive) teaching practice. Das Kernproblem der interkulturellen Kommunikation sind die unterschiedlichen Konzepte der Wahrnehmung der Welt. Diese manifestieren sich auch in den semantischen Merkmalen der Begriffe, mit denen die Menschen ihre Welt fassen. Allerdings treten die Konzepte an der lexikalischen Oberfläche der Sprachen nicht immer deutlich zum Vorschein. So ergeben sich unter dem Schein der Gleichheit oder Ähnlichkeit der Begriffe entscheidende Differenzen, die zu gravierenden Problemen in der interkulturellen Kommunikation führen können. Der Beitrag untersucht mittels eines vergleichenden Wortassoziationsexperimentes die assoziativen Reaktionen von insgesamt 102 deutschsprachigen und frankokanadischen Versuchspersonen auf 9 vorwiegend konkrete Adjektive, 11 Konkreta und 10 Abstrakta. Damit schließt er an eine ertragreiche Forschung an, die über die vergangenen Jahrzehnte primär für psychologisch-therapeutische Zwecke semantische Differentiale untersucht hat. Diese Forschung hat sich aus guten Gründen vor allem mit den Begriffsfeldern von Konkreta beschäftigt und dabei (eher am Rande auch) deutliche kulturelle Unterschiede zwischen Versuchspersonen aus verschiedenen Kulturkreisen festgestellt. Um das Ausmaß der kulturellen Bedingtheit von Begriffen besser ermessen zu können, richtet sich in der vorliegenden Untersuchung das Hauptinteresse auf Begriffsfelder von Abstrakta. 1 Damit sollen zum einen semantische Differentiale von ausgewählten Abstrakta exem- Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Jörg ROCHE, Univ.-Prof., Universität München, Multimedia Forschungs- und Entwicklungslabor, Dpt. für Kommunikation und Sprachen, Prinzregentstr, 7, 80535 MÜNCHEN. E-mail: roche@daf.uni-muenchen.de Arbeitsbereiche: Theorie und Medien der Sprach- und Kulturvemrittlung, Spracherwerb, InterkultureHe Kommunikation. MelQdy Roussv-PARENT, MA, Universität München, Multimedia Forschungs- und Entwicklungslabor, Department für Kommunikation und Sprachen„ Prinzregentstr, 7, 80535 MÜNCHEN E-mail: melody.rnussy-parent@t-online.de Arbeitsbereiche: Entwicklung von Sprachlernsoftware für Französisch. 1 Die Daten wurden von Melody RoussY-PARENT im Rahmen einer an der Ludwig-Maximilians-Universität FLuL 35 (Z006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 229 plarisch dargestellt werden. Zum zweiten soll ermittelt werden, ob diese Differentiale große Unterschiede zu Konkreta und Adjektiven aufweisen. Die zugrunde liegende Annahme ist dabei, dass Abstrakta noch mehr als Konkreta von kulturspezifischen mentalen Bildern geprägt sind, die sich nicht in dem Maße. durch „fassbare" Merkmale der Umwelt interkulturell standardisieren lassen, wie das bei Konkreta der Fall ist. Aus den Ergebnissen dieser explorativen Untersuchung lassen sich Konsequenzen für das Untersuchungsdesign weiterführender Forschungen sowie für den wissenschaftlichen und angewandten Bereich der interkulturellen Kommunikation einschließlich des Fremdsprachenunterrichts ableiten. 1. Einleitung Die neueren Arbeiten zur interkulturellen Kommunikation weisen immer wieder darauf hin, wie stark die Beziehung zwischen Sprache und Kultur ausgeprägt ist. 2 Diese Beziehungen manifestieren sich nicht nur in diskursiven Prozessen und Routinen oder in der Struktur von Textsorten (siehe etwa EBER 1997 und andere Arbeiten zur kontrastiven Textologie), sondern lassen sich bis in die Grammatik der Sprachen verfolgen. Die Spracherwerbsforschung hat kontinuierlich und überzeugend belegt, dass im Zentrum des Spracherwerbs, und besonders in den Anfangsphasen, vor allem die Wörter stehen. Die Spracherwerbsforschung und die neuere sprachtypologische Forschung, die konzeptuelle Aspekte der Repräsentation von Wissen berücksichtigen, weisen diesbezüglich weitere interessante Perspektiven auf. Vor allem spielt die hochgradige kulturelle Vernetzung der Begriffe, mit denen Sprecher schließlich ihre Welt erfassen und benennen, eine herausragende Rolle. Diese komplexe Vernetzung, die man an der Oberfläche am ehesten am metaphorischen Sprachgebrauch erkennen kann, ist in Wirklichkeit wenig transparent. Gerade diese mangelnde oder nur scheinbare Transparenz macht Kommunikation oft so schwer und nur scheinbar erfolgreich, und zwar nicht nur über kulturelle Grenzen hin- München 2005 entstandenen Magisterarbeit erhoben und ausgewertet. Die Arbeit stellt darüber hinaus die historische Entwicklung der Wort-Assoziationsexperimente ausführlich dar, untersucht semantische Differentiale weiterer Begriffsfelder und vergleicht diese eingehend mit den Ergebnissen früherer Studien. Der vorliegende Beitrag bezieht sich demgegenüber vorwiegend auf die Daten zu den Abstrakta und behandelt gegenüber der genannten Magisterarbeit wesentlich erweiterte, vertiefte und fokussierte Aspekte der Daten. Die Autoren danken Petra Plieger für eingehendes Feedback zu einer früheren Fassung dieses Beitrages. 2 Autoren wie BEHAL-THOMPSON [et al.] (1994), BYRAMIFLEMING (1998), BYRAMIMORGAN (1994), EHLERS (1989), HOG [et al.) (1984 ff), HUNFELD [et al.] (2001) MÜLLER-JACQUIER (1981, 1992), MÜLLER (1990), KRAMSCH (2004), NOLDENiKRAMSCH (1996), ROCHE (2001), ROCHE/ WEBBER (1995) und SEELYE (1985) sind Vertreter einer kontrastiven, expliziten und Sprache integrierenden Behandlung kulturellen Kontaktes als Bedingung für die Vermittlung interkultureller Kompetenz im Fremdsprachenunterricht. Das Verfahren ist kontrastiv, weil es gezielt kulturelle Erscheinungen in Kontakt bringt. Es ist explizit, weil es dabei auch kontroverse und potenziell konfliktive Themen und Stereotypisierungen bewusst macht und behandelt. Es integriert Sprache, weil Sprache ein konstitutiver Bestandteil von Kulturen ist und nicht auf strukturelle Elemente reduziert werden kann. Das Verfahren ist darüber hinaus reflexiv und reziprok, weil es nicht unidirektional auf den Erwerb der fremden Sprache und einer Zielkultur gerichtet ist, sondern diese gleichzeitig als Katalysator für das bessere Verstehen des eigenen Bezugssystems und der eigenen Sprache verwendet. Somit handelt es sich um ein hermeneutisches, das heißt prozessorientiertes Verfahren, das im Sinne von Gadamer zu einer Horizontverschmelzung führt und dabei ,kritische Kompetenz' ausbildet (vgL ROCHE/ WEBBER 1995). FLuL 35 (2006) 230 Jörg Roche, Melody Roussy-Parent weg, sondern auch innerhalb einer „Sprachgemeinschaft" (intralingual). Zu viele kulturspezifische Konnotationen und Interpretationen erschweren das gegenseitige Verstehen. Diese Schwierigkeiten kann man durch sprachliche Standardisierung vermeiden oder einzudämmen versuchen. Zu den möglichen Mitteln gehören implizite und explizite N ormierungen über sprachliche Rituale und Formeln, Register, Genres und Diskursschemata, aber auch die Ausformung von Fachsprachen oder einer Lingua Franca. Die dadurch geleistete Standardisierung trägt zur Kommunikationseffizienz und Schadensbegrenzung wesentlich bei, auch wenn sie bei weitem nicht dazu ausreicht, problemlose Kommunikation zu gewährleisten. Nach der kognitiven Theorie von SHORE (1996) kann man Kulturen als Modelle oder Schemata fassen. Diese Schemata entsprechen mentalen Strukturen und werden vom menschlichen Geist erzeugt, um das Weltwissen zu kategorisieren. Dabei besitzen die mentaleR Modelle zwei miteinander verflochtene Ebenen: die persönliche und die kulturelle. Die kulturelle Ebene, die Ebene des mentalen Modells, entsteht aus tradierten Konventionen einer Gemeinschaft. Allerdings werden die kulturellen Modelle nicht einfach übernommen, sondern im Sinne konstruktivistischer Theorien von dem Individuum selbst interpretiert. Die individuelle Rekonstruktion der Realität ist somit idiosynkratisch und einmalig. Mit der lexikalischen Realisierung der Schemata bekommt Kultur im Sinne von GEERTZ (1973) eine symbolische Funktion, durch die menschliches Verhalten konstruiert und tradiert wird. Ohne eine hinlängliche Kenntnis der Symbole einer Kultur und der ihnen zugrunde liegenden Schemata ist demnach erfolgreiche interkulturelle Kommunikation nicht möglich. Trügerisch ist interkulturelle Kommunikation oft deshalb, weil die vermeintliche Nähe zu den sprachlichen Formen (zum Beispiel bei „Falschen Freunden") Ähnlichkeit suggeriert, die in Wirklichkeit nicht gegeben ist. Sie ist oft auch trügerisch, weil Sprecher und Hörer nicht zwischen den Begriffen und den Gegenständen unterscheiden. Überdeutlich wird dies etwa bei der Verwendung von Farb- oder Tierbegriffen in den Sprachen (vgl. ROCHE 2001: 22 ff; ROCHE/ WEBBER 1995), die trotz ihrer denotativen Äquivalenz als Konkreta in der Metaphorik stark differieren. Wenn es aber diese trügerischen, oft durch Wörterbucheinträge autorisierten Fehläquivalenzen und Fehlkorrespondenzen gibt, wie lassen sich dann semantische Differenzen überhaupt sinnvoll und systematisch erfassen? Lexikographische Verfahren greifen oft zu kurz, weil sie vor allem die allgemein-kulturelle (denotative) Ebene abzubilden versuchen und die konnotativen und idiosynkratischen Realisierungen weitestgehend auslassen. Selbst wenn sie versuchen, wie etwa das Grimmsche Wörterbuch, die Grundbedeutungen und Verwendungsweisen möglichst akribisch festzuhalten, so gelingt es ihnen nur schwer, das gesamte Begriffsfeld nachzuzeichnen. Das hat KÜHN (2005) unter anderem an dem Begriff der, Toleranz' überzeugend belegt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Semantik stärker als andere Bereiche der Sprache diachronen und synchronen Entwicklungsprozessen ausgesetzt ist (vgl. NEULAND 2006). 3 Der entscheidende Einwand gegen die gängigen lexikographischen Man vergleiche hierzu nur das Begriffsinventar der Political-Correctness-Bewegung. FLuL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 231 Verfahren der Bedeutungserfassung besteht aber in der dargestellten kulturspezifischen Ausprägung der Begriffsfelder und damit in der mangelnden Anschlussfähigkeit an die Konzeptwelt der Rezipienten. Anders ausgedrückt: es nutzt relativ wenig für die interkulturelle Kommunikation, wenn Begriffe in einer zielsprachlichen Systematik ausführlich und differenziert dargestellt sind, sich diese Systematik aber nicht an die Adressaten vermitteln lässt. Dem kann Abhilfe verschafft werden, indem man versucht, eine gemeinsame Referenzbasis für beide Sprachen zu etablieren. Hierzu gibt es mittlerweile eine Reihe von Quantifizierungsversuchen, bei denen als universal geltende Merkmale als Bezugsebene dienen. Diese werden in bipolaren Skalen angeordnet, auf denen dann die in Frage stehenden Begriffe angeordnet werden. So ergibt sich ein bestimmter Grad (Wert) der Merkmalspolarität. TROMPENAARS (1993) verwendet zum Beispiel die folgenden universalen Kriterien zur Bestimmung kultureller Werte: • in der Beziehung mit Menschen: Universalismus versus Partikularismus, Individualismus versus Kollektivismus, Neutralität versus Affektivität, Spezifik versus Ungerichtetheit, Erbringung versus Zuschreibung/ Zufallen von Verdiensten • in Einstellungen gegenüber der Zeit: Linearität versus Zirkularität • in Einstellungen gegenüber der Umwelt: Kontrolle innerhalb des Individuums versus Kontrolle innerhalb der Natur. BRAKE [et al.] ( 1992) schlagen in ähnlicher Weise zehn Hauptvariablen zur Bestimmung der grundlegenden Dimensionen von Kulturen vor: Natur, Zeit, Handlung, Kommunikation, Raum, Macht, Individualismus, Wettbewerbsfähigkeit, Struktur und Formalität (vgl. auch MüLLER-JACQUIER [et al.] 1981 und ROCHE 2001). Man könnte, über die wenigen als universal geltenden Kriterien hinausgehend, vorschlagen, dass im Grunde jedes semantische Oppositionspaar zur Bestimmung der Werte eines kulturellen Mosaiks geeignet ist. SZALAYIFISHER (1987) verfolgen mit den Semantographen einen derartigen Ansatz zur Qualifizierung und Visualisierung semantischer Überlappungen und Differenzen verschiedener kultureller Systeme (siehe auch ROCHE 2001: 24). Die semantischen Felder der Sprachen lassen sich also nicht nur durch die Auswertung von Wörterbucheinträgen erstellen. Dafür sind diese oft zu ungenau, zu wenig kontextabhängig, zu stark verallgemeinernd und knüpfen nicht hinreichend an die Konzeptwelt der Nutzer an. Verallgemeinerungen führen ihrerseits zu einem statischen und homogenen (stereotypen) Bild von Kulturen. Wie gezeigt wurde, bestehen Kulturen aber auch aus individuell aktualisierten Schemata des Weltwissens, sind also zu einem gewissen Teil idiosynkratische Konstrukte. Diese individuellen Aktualisierungen lassen sich mit Wortassoziationsexperimenten fassen, wie sie aus der psychologischen Forschung bekannt sind, und mittels der Semantographen ansatzweise dargestellt werden können. Mit ihrer Hilfe lassen sich sowohl überindividuelle (kulturspezifische) Gemeinsamkeiten als auch idiosynkratische Spezifizierungen und Abweichungen ermitteln. Das Instrument der Wortassoziation wird schon länger von Psychologen für diagnostische und therapeutische Zwecke genutzt, allerdings vorwiegend im Bereich der Konkreta. Die Psychologen Kent und Rosanoffhaben dazu bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eine Liste von 100 englischen Begriffen entwickelt, die vielfach angewendet und in verschiedene Sprachen RuL 35 (2006) 232 Jörg Rache, Melody Roussy-Parent übersetzt wurde (vgl. BLUHM 1983; JENKINS 1970; MILLER 1970; MÜLLER 1994; ROSEN- ZWEIG 1957/ 1970; RUSSELL 1970). In den Untersuchungen zeigen sich insgesamt große Differenzen in den semantischen Differentialen zwischen Versuchspersonen aus verschiedenen Altersgruppen, sozialen Gruppierungen und Kulturkreisen (LAMBERT/ MOORE 1966; ROSENZWEIG 1970; GENTNER 1989; HASSELHORN/ GRUBE 1994). Diefür die vorliegende Untersuchung besonders wichtigen kulturellen Differenzen lassen sich auch in psycholinguistischen und erwerbslinguistischen Untersuchungen der komplexen Differenzen in den semantischen Vernetzungen des bilingualen mentalen Lexikons nachweisen. Sie erlauben damit empirisch untermauerte Aussagen über die Entwicklungsprozesse vom paarassoziativ-unterordnenden Modus zum differenziert zusammengesetzten Bilingualismus. 4 Die meisten der verfügbaren Kultur vergleichenden Daten betreffen Konkreta. So sind 91 % der Begriffe der Kent-Rosanoff-Liste als Konkreta einzustufen. Konkrete Begriffe weisen gegenüber abstrakten jedoch einen wesentlichen Unterschied auf: ihr denotativer Gehalt lässt sich an der Realität wenigstens zum Teil auch bei kulturspezifisch geprägter Wahrnehmung überprüfen. Daraus ergibt sich in der Regel eine mehr oder minder ausgeprägte objektivierbare Schnittmenge auch über kulturelle Grenzen hinweg. Konkrete Begriffe verweisen also direkter auf die Gegenstände, die sie bezeichnen. Trotz dieser direkten Bezüge weisen Konkreta eine beträchtliche, empirisch messbare Varianz auf. Konsequenterweise müssten sich bei abstrakten Begriffen noch erheblich größere Differenzen ergeben. Es ist zu vermuten, dass sich abstrakte Begriffe qualitativ und quantitativ in höherem Maße auf mentale Bilder beziehen, die stark kulturspezifisch geprägt sind. Die in der· vorliegenden Untersuchung getestete Hypothese geht also davon aus, dass Abstrakta noch mehr als Konkreta von kulturspezifischen mentalen Bildern geprägt sind, die sich nicht in dem Maße durch „fassbare" Merkmale der Umwelt interkulturell standardisieren lassen, wie das bei Konkreta trotz ihrer Konnotationen zumindest teilweise der Fall ist (vgl. auch LAMBERT 1972: 11). Da in einigen Untersuchungen Adjektive als separate Gruppe behandelt wurden, wird auch in der vorliegenden Untersuchung eine Kontrollgruppe von Adjektiven überprüft Aufgrund der hohen Bildhaftigkeit der Konkreta kann angenommen werden, dass sie einheitlichere Reaktionen hervorrufen. Im Gegensatz dazu sollte wegen der größeren Verdichtung der Information bei Abstrakta eine größere Varianz der Reaktionen auftreten als bei Konkreta. Durch diese Varianz werden die Verarbeitungsprozesse erschwert (siehe KLIX 1971, vgl. auch MÜLLER 1994 und ÜFFE [et al.] 1994). Schließlich ist anzunehmen, dass durch die starke Verkürzung der inhaltlichen Merkmale und durch den reduzierten Aspekt der sinnlichen Erfahrung die Reaktionen auf die untersuchten Abstrakta metaphorisch beeinflusst werden. Diese Annahmen sollen in dem vorliegenden Beitrag explorativ anhand von ausgewählten Begriffen untersucht werden. Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich Beobachtungen gewinnen, die die Bedeutung semantischer Differentiale für den wissenschaftlichen und angewandten Bereich der interkulturellen Kommunikation konkretisieren lassen. Hieraus ergeben sich 4 Vgl. hierzu vor allem die umfangreiche theoretische Fundierung und empirische Studie in PLIEGER (2006); siehe auch RüCHEIPLIEGER (2004). lFlLuL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 233 gleichzeitig Konsequenzen in Bezug auf die Sensibilisierung für semantische Differenzen und ihre didaktische Umsetzung im Fremdsprachenunterricht. 2. Das Wortassoziationsexperiment als Forschungsinstrument in interkultureller Kommunikation Für die interkulturelle Kommunikation sind die Untersuchungen von ROSENZWEIG (1970) besonders relevant, da hier zum ersten Mal ein statistisch brauchbarer Vergleich semantischer Differentiale durchgeführt wurde. Dabei wurden Anzahl sowie Art und Distribution der Reaktionen der jeweiligen Sprachgruppen verglichen. Um eine Vergleichbarkeit der Wortfelder der beteiligten Sprachen zu gewährleisten, wurden die Stimuli so genau wie möglich übersetzt. Bei der Übersetzung nicht eindeutig zuzuweisender Wörter verzichtete Rosenzweig allerdings auf die Berücksichtigung etymologischer und abstraktionsgerechter Äquivalente. Diese Herangehensweise erlaubt jedoch keinen semantischen Vergleich, wenn die Stimuli etymologisch oder klassifikatorisch nicht ähnlich sind (ROSCH [et al.] 1976), ist also in dieser Hinsicht problematisch. Der englische Stimulus short kann so zum Beispiel nicht mit französisch petit übersetzt werden, wie ROSENZWEIG (1970) das tut. Das Wortshort ist etymologisch mit court verwandt. Beide stellen das Partizip Perfekt der indogermanischen Wurzel *(s)ker- ,schneiden' (POKORNY 1959: 93 8) dar und *(s )qr .-t6s bedeutet ,etwas geschnittenes'. short und court bezeichnen also den allgemeinen Zustand des Geschnittenen, während petit und little Hyponyme dazu sind und das zusätzliche Merkmal der Relation beinhalten. Auch die umfangreichen kulturkontrastiven Untersuchungen von LAMBERT/ MOORE (1966) haben eine besondere Relevanz für die Interkulturelle Kommunikation. Sie verglichen anhand freier Wortassoziationen die Reaktionen von französischen und amerikanischen sowie insgesamt vier mono- und bilingualen anglo- und frankokanadischen Gruppen von Versuchspersonen. Dabei ergab sich ein Reaktionskontinuum von vergleichsweise hoher Uniformität der assoziierten Begriffe (Lambert/ Moore sprechen hier von stereotypy) bei den anglophonen US-Amerikanern auf der einen Seite und einer geringen Homogenität bei den französischen Versuchspersonen am anderen Ende des Spektrums. Das heißt, die französischen Sprecher differenzierten die Begriffsfelder am stärksten (LAMBERT/ MooRE 1966: 315). Es zeigte sich weiterhin, dass die übrigen anglophonen und (englisch-)bilingualen Versuchsgruppen semantisch stärker zu den US- Amerikanern tendieren, aber dennoch deutlich von ihnen abweichen, während die (französisch-)bilingualen und die monolingualen Frankokanadier (Quebecois) stärker zu der französischen Referenzgruppe tendieren, aber sich qualitativ auch von dieser deutlich unterscheiden. Das Frankokanadische kann damit semantisch zwischen dem Angloamerikanischen/ Anglokanadischen und dem Französischen positioniert werden. 5 Die Divergenz von Frankokanadischem sowie Angloamerikanischem/ Anglokanadischem lässt sich im Übrigen auch heute als Politikum in der alltäglichen Kommunikation genauso beobachten wie in der Auseinandersetzung über das Separationsreferendum von 1995, dessen wichtigster Streitpunkt das Begriffspaar distinct lFLuL 35 (2006) 234 Jörg Rache, Melody Roussy-Parent Since the associational pattem ofthe French-Canadian group is relatively isolated from all ofthe others, French-Canadians may realize their difficulty in expressing the füll meaning of their ideas and thereby sense a certain pressure to adjust to either the English-Canadian and American pattem, or at least the French-French pattem. (LAMBERT/ MOORE 1966: 319) 3. Forschungsmethode Viele der einschlägigen Wortassoziationsexperimente sind mit dem Englischen unternommen worden. Die vorliegende Untersuchung arbeitet zum Kontrast mit zwei Sprachen, die vom Englischen unterschiedlich weit entfernt sind, zu denen aber bereits kulturkontrastive Ergebnisse vorliegen: dem Deutschen und dem Frankokanadischen. Das Frankokanadische der Provinz Quebec ist eine Sprache, die sich historisch und etymologisch aus einer Mischung von Altfranzösisch, Englisch und indianischen Sprachen zusammensetzt (POIRIER 1999: XV). Sein konzeptuelles Begriffssystem unterscheidet sich, wie oben dargestellt, nicht nur vom Englischen, sondern auch vom Standard-Französischen. Die Befragungen der Versuchspersonen der vorliegenden Studie wurden schriftlich in Form eines Fragebogens durchgeführt, der an die Versuchspersonen persönlich per Email verschickt wurde. Er bestand aus einem diskreten Erstassoziationsexperiment. Der Assoziationstest wurde in einer begrenzten Altersgruppe (25-40 Jahre) durchgeführt, da frühere Untersuchungen gezeigt hatten, dass Wissensverknüpfungen altersspezifisch vorgenommen werden (HASSELHORN/ GRUBE 1994 und GENTNER 1989). Das durchschnittliche Alter bei den Deutschen betrug 29 und bei den Frankokanadiern 28. Insgesamt nahmen je 51 Deutsche und Frankokanadier (zusammen also 102 Versuchspersonen) an der Untersuchung teil, mit annähernd gleicher Geschlechterverteilung: bei den deutschen Versuchspersonen 26 männliche und 25 weibliche, bei den Frankokanadiem 25 männliche und 26 weibliche. Alle Teilnehmer lebten in ihrem jeweiligen Heimatland und sprachen jeweils muttersprachlich Deutsch oder Frankokanadisch. Die Versuchspersonen wurden vorab über den Zweck der Untersuchung informiert. Allerdings erfuhren sie nicht, um welche Kulturen es sich bei der Vergleichsuntersuchung handelte. Die Versuchspersonen hatten jeweils 30 Begriffe aus ihrer Muttersprache zu bewerten. Die Aufgabe wurde folgendermaßen gestellt: In dem ersten Teil des Fragebogens schreiben Sie für jeden der 30 Begriffe das erste Wort, mit dem Sie es assoziieren. Schreiben Sie also das erste Wort auf, das Ihnen zu dem jeweiligen Begriff spontan einfällt. Respektieren Sie dabei die Reihenfolge und überspringen Sie bitte keine Wörter. Alle Stimuli waren in einer Spalte untereinander angeordnet. Die Reaktionen darauf sollten die Versuchspersonen in einer rechten Spalte notieren. Mit dieser Darstellung der societylsociete distincte war. Die unterschiedliche Semantik dieser Begriffe hatte wesentlich zu einer Polarisierung der Positionen über den Status Quebecs in Kanada beigetragen und damit um ein Haar das Auseinanderbrechen des Landes bewirkt. FLulL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 235 Stimuli sollten Ablenkungen verringert werden. Um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden, wurden die 30 Begriffe gemischt präsentiert. So wurden Gegensatzpaare, deskriptive Merkmale wie STADT-LAUT und Begriffe, die zu demselben Begriffsfeld gehören, getrennt dargestellt. Die Reihenfolge der präsentierten Stimuli war jedoch für alle Probanden gleich. Die Versuchspersonen hatten keine vorgegebenen Antworten oder Hinweise auf Antwortklassen, um ihre Spontaneität möglichst wenig zu beschränken (vgl. SCHMUCK 1993, 1994 und DORN 1998). Durch die Untersuchung werden daher weder spezifische Formen der Gedächtnisorganisation noch die Merkmalsklassen in dem begrifflichen System überprüft (SCHMUCK 1993: 9), sondern sie dient lediglich dazu, kulturelle Unterschiede in den Begriffsfeldern zu identifizieren. Auch auf andere Merkmale, die für psychopathologische oder therapeutische Untersuchungen von Relevanz sind, wurde hier verzichtet. Schließlich wurde der Störfaktor der Homophonie beseitigt, indem die Stimuli und die Reaktionen geschrieben wurden. Homophonie spielt im Französischen eine stärkere Rolle als im Deutschen. Die Stimuli Von der Kent-Rosanoff-Liste wurden insgesamt 19 Wörter ausgesucht und sowohl ins Französische als auch ins Deutsche übersetzt. Es wurden analog zu früheren Studien zwei grammatische Kategorien von Wörtern untersucht: Adjektive und Nomen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Stimuliwörter in der Alltagssprache weit verbreitet sind. Die Adjektivpaare lauten kalt/ froid, bitter/ amer, sauer/ acide, süßlsucre, laut/ bruyant, weich/ mou, hart/ dur, schwer/ lourd und die Konkreta Stadt/ ville, Käse/ fromage, Kind/ enfant, Haus/ maison, Mond/ lune und Adler/ aigle. Mit den Stimuliwörtern wie sanft/ doux, Heim/ foyer, Doif/ village, Frosch/ grenouille, Partner/ partenaire und Ratte/ rat wurde die Palette der konkreten Begriffe der Kent-Rosanoff-Liste erweitert, um eine genauere begriffliche Abgrenzung zwischen SÜSS-SANFT, HAUS-HEIM und STADT-DORF zu ermöglichen. Derartige bedeutungsnahe Begriffe können dazu beitragen, eine kulturspezifische Differenzierung abzuklären. Den Begriffen RATTE und FROSCH kann seinerseits ein starker Kontrast zu dem hochgeschätzten ADLER beigemessen werden. Um die Reaktionen auf abstrakte Begriffe untersuchen zu können, wurden 10 weitere Begriffe in die Liste der Stimuli aufgenommen: die fünf Wortspaare Wut/ colere, Krankheit/ maladie, Gesundheit/ sante, Bequemlichkeit/ confort und Sorge/ trouble von der Kent- Rosanoff-Liste und die Wörter Frieden, Stolz, Glück, Eifersucht und Freiheit mit ihren französischen Entsprechungen paix, fierte, bonheur, Jalousie und liberte. 6 Bei der Auswertung der Reaktionen entsteht durch die freien Nennungsmöglichkeiten naturgemäß eine größere grammatische und lexikalische Variation. Die Gruppierung lexikalisch verwandter Reaktionen folgt daher in der vorliegenden Untersuchung dem 6 20 der 30 Begriffe der französischen Liste wurden dabei in einem unabhängigen Experiment von VIKIS- FREIBERG (1976) auf einer 7beziehungsweise 9-Punkte Skala durch Versuchspersonen als konkrete beziehungsweise abstrakte Begriffe klassifiziert. Für die neu hinzugekommenen konnte eine solche Validierung leider nicht vorgenommen werden. FLulL 3 5 (2006) 236 Jörg Roche, Melody Roussy-Parent Verfahren von DORN (1998: 80): die unterschiedlichen Flexionen, die Komposita und die unterschiedlichen grammatischen Kategorien werden auf eine Grundform zurückgeführt und als jeweils ein Eintrag gewertet. Das Nomen Seide und das dazu gehörige Adjektiv seidig werden somit zum Beispiel als gleichwertige Reaktionen gewertet. Bei der Darstellung der frankokanadischen Reaktionen werden die deutschen Hilfsübersetzungen jeweils in Klammem angegeben. Um den Grad der Übereinstimmung zwischen den deutschen und frankokanadischen Reaktionen zu prüfen, wurde nach dem Verfahren von RoSENZWEIG (1964) vorgegangen. Mit diesem Verfahren wird jeweils die prozentuale Häufigkeit einer bestimmten Reaktion auf einen bestimmten Stimulus für beide Sprachen ermittelt. Der geringste Prozentsatz der beiden Ergebnisse, das heißt der kleinste gemeinsame Nenner, stellt jeweils die gemeinsame Schnittmenge als prozentuale Übereinstimmung dar. Das bedeutet also, wenn bei dem Stimulus kalt 16% der Deutschen Winter und bei dem Stimulus froid 45% der Frankokanadier mit der entsprechenden Reaktion hiver geantwortet haben, dann beträgt die prozentuale Übereinstimmung 16% (Übereinstimmungswert: 0,16). Auf diese Weise können alle Reaktionen auf einen Stimulus überprüft und zu einer Gesamtsumme addiert werden. 4. Ergebnisse und Interpretation Aus der Befragung ergibt sich eine Reihe von Ergebnissen, die im Folgenden dargestellt werden sollen. In Tabelle 1 und 2 sind die (quantitativen) Übereinstimmungswerte von allen deutschen und frankokanadischen Begriffen dargestellt. Sie ergeben ein allgemeines Bild kulturspezifischer Divergenzen, wobei sich bei den drei untersuchten Kategorien tendenzielle Unterschiede zeigen. Diese lassen sich in dieser explorativen Studie aber nur schwer verallgemeinern. In den darauf folgenden Tabellen werden die Übereinstimmungswerte der Abstrakta im Einzelnen aufgeführt. Hieraus ergibt sich ein Bild der qualitativen Differenzen der Begriffsfelder und es eröffnen sich Einblicke in kulturspezifische Strategien der Begriffserschließung und Vemetzung. 7 7 Zur Notation. Um Missverständnisse zu vermeiden, werden Konzepte durchweg in Großbuchstaben geschrieben. Der Begriff STOLZ soll zum Beispiel nicht als das deutsche Wort Stolz beziehungsweise das französische Wort fierte, sondern als das Bezeichnete, das heißt der Begriff, verstanden werden. Wörter als Syrnbolzeichen werden kursiv geschrieben werden (siehe DORN 1998). Bei etymologischen Erklärungen werden indogermanische Wörter auch kursiv geschrieben und die deutsche Entsprechung steht in einfachen Anführungszeichen. Hierbei weist das Symbol , *' daraufhin, dass das Wort nicht belegt, sondern rekonstruiert ist. Die fett gedruckten Reaktionen markieren Übereinstillllllungen in beiden Sprachen. lFLuL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 237 Adjektive kalt/ froid 0,54 bitt: er/ amere 0,22 sauer/ acide 0,34 süß/ sucre 0,2 sanft/ doux 0,2 laut/ bruyant 0,26 weicb/ mou 0,25 hart/ dur 0,45 schwer/ lourd 0,24 Konkreta Stadt/ ville 0,2 Dorf/ village 0,24 Käse/ fromage 0,28 Kind/ enfant 0,32 Mond/ lune 0,5 Ad! er/ aigle 0,44 Ratt: e/ rat 0,37 Froscb/ grenouille 0,42 Haus/ maison 0,32 Heim/ foyer 0,12 Partner/ partenaire 0,3 Abstrakta Gesundheit/ sante 0,36 Krankheit/ maladie 0,36 Wut/ colere 0,32 Sorge/ trouble 0,1 Bequemlichkeit/ confort 0,24 Frieden/ paix 0,45 Stolz/ fierte 0,14 Glück/ bonheur 0,24 Eifersucht/ Jalousie 0,28 Freiheit/ liberte 0,24 Mittelwert 0,298 Median 0,28 Tabelle 1: Übereinstimmungswerte zwischen den deutschen und frankokanadischen Gruppen Mittelwert Median Tabelle 2: Die mittleren Übereinstimmungskoeffizienten der Adjektive, Konkreta und Abstrakta FLuL 35 (2006) 238 Jörg Rache, Melody Roussy-Parent Der niedrige Median der Übereinstimmungskoeffizienten von 0,28 zeigt deutlich, dass Deutsche und Frankokanadier weit auseinander liegende Vorstellungen von den untersuchten Begriffen haben. Die Stimuli, die in der vorliegenden Untersuchung die niedrigsten Übereinstimmungswerte erlangt haben, sind die Abstrakta Sorge/ trouble mit 0, 10 und Stolz/ fierte mit 0,14 und das Konkretum Heim/ Foyer mit 0,12, das allerdings im Deutschen eine stärker abstrakte Komponente enthält als im Frankokanadischen. Wie Tabelle 2 zeigt, stimmen die Assoziationen der abstrakten Begriffe (Mittelwerte) im Vergleich mit denen der Konkreta insgesamt am wenigsten überein. Zwischen den Korrelationen der Adjektive mit 0,25 und der Abstrakta mit 0,26 besteht allerdings kein signifikanter Unterschied. MÜLLER-JACQUIER (1992: 138) und MÜLLER (1994: 16) schließen aus ähnlichen Beobachtungen, dass Adjektive wie Abstrakta zu behandeln sind. 4.1 Qualitative Differenzen Reaktion (Erstnennung) Anzahl Reaktion Angst 7 eau (Wasser) Falten 7 probleme (Problem) Kind/ er 6 double (doppelt) Zukunft 4 apprentissage (Lernfähigkeit) Problem 3 difficile (schwierig) Kummer 3 vue/ vision (Sicht/ Sehvermögen) Arbeit, Besorgnis, Dunkelheit, je 1 anxiete, auditif, brouille, cardiaque, Familie, Geld, Gesundheit, grau, Not, chicane, comportement, confusion, sans-soucis, schlimm, Schmerz, correction, desagrement, embrouille, Seele, Stirnrunzeln, Tasche, traurig, espiegle, fatigue, fete, flou, guerre, ungewiss, unnötig, Unsicherheit, homme, jeu, mecanique, memoire, Versicherung, viele, Wehmut psychologique, solution, temps, tracas, tranquilite, yeux Tabelle 3: Anzahl der Reaktionen (Erstnennungen) auf den Begriff SORGE bei den Deutschen und Frankokanadiem Anzahl 11 6 3 2 2 2 je 1 Obwohl Sorge in vielen Fällen im Frankokanadischen mit dem vom englischen entlehnten Wort trouble, das den Zustand von Kummer, Sorge und Unannehmlichkeit definiert (DIONNE 1974: 651, DUGAS/ SOUCY 1991: 21), übersetzt werden kann, zeigt das Experiment eine Unstimmigkeit in den assoziativen Verknüpfungen. In den meisten Fällen reagieren die frankokanadischen Versuchspersonen mit Nennungen von Anomalien, vor allem Verknüpfungen zu physiologischen Eigenschaften wie vue (Sicht), auditif(auditiv), cardiaque (Herz), apprentissage (Lernfähigkeit), memoire (Gedächtnis), comportement (Verhalten), psychologique (psychologisch). Doch sind auch Ausdrücke der Besorgnis wie anxiete (Angst), probleme (Problem) und tracas (Sorgen) und der Auseinandersetzung wie chicane (Schikane), guerre (Krieg) undfete (Fest) in geringer Zahl vorhanden. JFLuL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 239 Die deutschen Versuchspersonen beschränken sich ihrerseits auf Begriffe, die Besorgnis ausdrücken, wie Angst, Falten, Stirnrunzeln, und auf wichtige Lebensbereiche, die mit Sorgen in Verbindung stehen können, wie Zukunft, Kinder, Geld und Arbeit. Reaktion Anzahl Reaktion Anzahl Liebe 5 joie (Freude) 7 Lotto 5 amour (Liebe) 6 Pech 4 amitie (Freundschaft) 4 Zufriedenheit 4 liberte (Freiheit) 4 Gefühl 2 sourire (Lächeln) 3 Familie 2 vie/ vivre (Leben/ leben) 2 Frieden 2 famille (Familie) 2 Partner/ Partnerschaft 2 sante (Gesundheit) 2 danken dafür, Erfüllung, Freude, je 1 bien-etre, bonte, calme, chum, je 1 Fröhlichkeit, Geborgenheit, Geld, conjointe, couple, etemel, heureux, genießen, Gesundheit, Haus, Herz, ideal, malheur, maternite, Nadine, Hoffnung, Hufeisen, Kleeblatt, Muß, plaisir, quotidien, reussite, rire, sexe, mein Onkel, Pilz, schön, selten, Sex, ski, soleil, vin Sonne, Unglück, vergänglich, vollkommen, Wohlstand, zurück Tabelle 4: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff GLÜCK bei den Deutschen und Frankokanadiem Die Vorstellungen der Stimuli Sorge/ trouble (0,10), Stolz/ fierte (0,14), Glück/ bonheur (0,24), Bequemlichkeit/ confort (0,24) unterscheiden sich mehr als der Durchschnitt. Während Glück den Aspekt der Chance mit einbezieht, beschränkt sich bonheur auf den Zustand der Freude. Hinter dem Konzept von Stolz versteckt sich im Gegensatz zu fierte eine negative Einstellung. Reaktion Anzahl Reaktion Anzahl faul/ Faulheit 18 maison (Haus) 11 Couch 8 chaleur (Wärme) 6 Sofa 7 douilette (Bettdecke) 5 Sessel 3 divan (Couch) 5 Ruhe 2 fauteuil (Sessel) 4 gemütlich 2 sofa (Sofa) 3 Bett, Essen, Fernseher, geht einfach, je 1 foyer (Heim, Haus, Herd, Haushalt) 2 Komfort, Lethargie, schön, Sport, Toleranz, Unflexibel, Wo? hötel (Hotel) 2 lFLulL 35 (2006) 240 Jörg Roche, Melody Roussy-Parent salon (Wohnzimmer) agreable, argent, chalet, laz-y-boy, lit, luxe, nature, pantoufle, pyjama, relaxation, siege Tabelle 5: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff BEQUEMLICHKEIT bei den Deutschen und Frankokanadiem 2 je 1 Abgesehen von den gemeinsamen Reaktionen Sessellfauteuil, Couch/ divan Sofa/ sofa und Bett/ fit verbindet mehr als ein Drittel der Deutschen Bequemlichkeit mit Faulheit. Diese Assoziation ist bei der frankokanadischen Teilentsprechung confort nicht zu finden. Außerdem gibt es bei den Frankokanadiem keine begriffliche Abgrenzung zwischen Bequemlichkeit und Gemütlichkeit, wie das im Deutschen der Fall ist. Deswegen werden Reaktionen wie maison (Haus), chaleur (Wärme), douillette (Bettdecke) und foyer (Herd/ Heim) assoziiert. Reaktion Anzahl Anzahl Reaktion wichtig 5 8 bonne (gut) Krankheit 5 maladie (Krankheit) Schnupfen 3 alimentation (Lebensmittel) Glück 3 vie (Leben) Erkältung 2 bonheur (Glück) ffi 2 creur (Herz) Fitneßstudio 2 2 de fer (eisern) gut 2 2 forme (Körperform, fit) Medizin Reform Apotheke, Arzt, dankbar sein, Familie, Fanatiker, Fieber, Gemüse, Geschenk, Grundvoraussetzung, laufen, Muskeln, schnell, selten, Sport, toll, Unbeschwertheit, Vitalität, Vitamine, wertvoll, wohl fühlen 2 2 je 1 mal (Schrnerz) marcher (gehen) medecin (Arzt) angoisse, bebe, bien-etre, course, je 1 docteur, energie, grippe, important, joie, mauvais, medicament, mentale, orange, precieu: x, probleme, produit naturel, sang, soleil, sport, systeme, vaccination Tabelle 6: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff GESUNDHEIT bei den Deutschen und Frankokanadiem JFJLµL 35 (4006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation Reaktion Krankenhaus Leid Gesundheit Bett schlimm Schmerz Tod Alter Fieber Grippe schlecht Arzt, blöd, Diabetes, düster, Erkältung, Genesung, Hitze, Husten, Krebs, gehört zum Leben, Medizin, Schnupfen, Schwäche, schweres Los, schwierig, Sorge, unangenehm, Unfall Anzahl 5 5 3 3 3 3 3 2 2 2 2 je 1 Reaktion cancer (Krebs) höpital (Krankenhaus) sante (Gesundheit) tristesse (Traurigkeit) creur (Herz) lit (Bett) medicament (Medizin) mentale (geistig) mort (Tod) sida (Aids) agonie, chronique, combat, congenitale, fibrose, grave, medecin, misere, peine, retablissement, soin, souffrance, sournois, terminale, terrible, vasculaire, vieillesse, vitamine Tabelle 7: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff KRANKHEIT bei den Deutschen und Frankokanadiern 241 Anzahl 9 4 4 4 2 2 2 2 2 2 je 1 Schließlich zeigen die Vorstellungen der Stimuli Gesundheit/ sante (0,36) und Krankheit/ maladie (0,36) eine überdurchschnittliche Übereinstimmung. Die häufigsten Reaktionen auf den Begriff GESUNDHEIT sind gut/ banne, Krankheit/ maladie und Glück/ bonheur. Jedoch empfinden 9 Deutsche und nur 2 Frankokanadier Gesundheit/ sante als wichtig und wertvoll. In Bezug auf den BegriffKRANKHEIT verbinden viele Frankokanadier maladie mit ernsten Krankheiten wie cancer (Krebs), coeur (Herz), agonie (Agonie) und sida (Aids). Im Gegensatz dazu reagieren die Deutschen mit Wörtern des Unwohlseins wie Leid, Schmerz, Fieber, schlecht, usw. 4.2 Metaphorische Prozesse Reaktion Anzahl Reaktion Anzahl Rot 11 rouge (rot) 13 Zorn 7 noir (schwarz) 5 Ärger 5 fache (böse, sauer) 3 JFLuL 35 (2006) 242 Jörg Rache, Melody Roussy-Parent Haß 5 rage (Tollwut) 3 Anfall 2 frustration (Frustration) 2 Angst 2 Sauer 2 Böse 2 Bank, entbrannt, enttäuscht, je 1 agressif, amere, anxieux, bleue, chicane, je 1 Explosion, hilflos, kalt, combat, cri, defoulement, enervement, Magenkrämpfe, Ohmnacht, fort, fou, furie, ire, malaise, mauvais, Schmerz, Schrei, Unbeherrschtheit, misere, paix, panique, peter les plombs, vermeiden, weinen, Wutausbruch, rancceur, regret, separation, sourcil, zerstören tonnerre, volcan Tabelle 8: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff WUT bei den Deutschen und Frankokanadiem Dass bei der Aktivierung abstrakter Begriffe metaphorische Prozesse beteiligt sind, lässt sich am Beispiel des Begriffes WUT veranschaulichen. Beide Gruppen nennen an erster Stelle mit einer deutlichen Gewichtung von 25% die Farbe rotlrouge. Mit Lakoff lässt sich diese semantische Reaktion durch die metaphorischen Prozesse des Verkörpems (LAKOFF 1987: 206) erklären. Der menschliche Körper wird als Container betrachtet, dessen biologische Reaktionen auf andere Konzepte übertragen werden. Bei einem verärgerten Menschen werden demnach Merkmale wie ein errötetes Gesicht und ein steigender Blutdruck als Bildspender verwendet. Dementsprechend sind Ausdrücke wie je suis rouge de colere oder er sieht rot entstanden. Darüber hinaus erscheint bei den Frankokanadiem als weitere wichtige Farbe noir (schwarz). Auch sie markiert einen Zustand WUT. Diese Assoziation lässt sich ebenfalls auf körperliche Ursachen zurückführen. In einem wütenden Zustand verliert der Mensch die Vemunft und die Klarheit. Es ergibt sich eine ,dunkle Seite'. Zu den weiteren metaphorischen Assoziationen gehören auch Explosion und Ausbruch, die den französischen Bildspendern volcan (Vulkan) und tonnerre (Donner) ähneln. Sie drücken sich auch in metaphorischen Assoziationen wie entbrennen und peter ! es plombs (explodieren) aus. Reaktion Anzahl Reaktion Anzahl Taube 13 amour (Liebe) 6 Krieg 8 guerre (Krieg) 6 Ruhe 5 monde (Welt) 6 Hoffnung 3 colombe (Taube) 5 weiß 3 blanc (weiß) 4 auf Erden 2 Noel (Weihnachten) 3 Freiheit 2 tranquilite (Ruhe) 3 serenite (Heiterkeit) 2 JFLuL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 243 terre (Erde) 2 brauchen wir, Demonstration, je 1 beaute, bonheur, honte, doux, Gandi, je 1 Freude, Friede,Freude,Eierkuchen, indien, interieure, joie, Friedensengel, Kirche, leben, Nations-Unies, religion, romaine, Seelenruhe, Sehnsucht, selten, souhait, un jour peut-etre, vie schön, stiftend, Stille, Utopie, verzeihen Tabelle 9: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff FRIEDEN bei den Deutschen und Frankokanadiem Die positive Empfindung des FRIEDENS wird von beiden Versuchsgruppen mit der hellen Farbe weiss/ blanc assoziiert. Bei den frankokanadischen Versuchspersonen findet dabei eine vereinfachte Assoziation von WUT mit SCHWARZ und FRIEDEN mit WEISS statt. Bei beiden Gruppen erscheint zudem der metaphorische Begriff Taube/ colombe als Symbol des FRIEDENS. Die frankokanadischen Versuchspersonen nennen darüber hinaus auch den metaphorischen Begriff Noel (Weihnachten). Reaktion Anzahl Liebe 5 Neid 4 gelb 3 Mord 3 schlimm 3 Ärger 2 Frau 2 unnötig 2 Angst, beleidigt, Beziehung, blöd, je 1 Drama, Empfindung, fremdgehen, Gier, grämen, Haß, kaputt, krank, Kurzschluß, mangelndes Vertrauen, nervend, Partnerschaft, rot, schlechtes Gefühl, Selbsbeherrschung versagt, Stich, Szene, Tod, Traurigkeit, Unsicherheit, Wut, zerstörend, Zorn Reaktion Anzahl amour (Liebe) 7 couple (Paar) 4 femme (Frau) 4 ami (Freund) 2 defaut (schlechte Eigenschaft) 2 fille (Mädchen) 2 malsain (ungesund) 2 peine (Kummer) 2 vert (grün) 2 agressivite, amere, bleu, c'est fatigant, je 1 chanson, confiance, conflit, desolation, detester, ennemi, envie, homme, inquietude, insecurite, inutile, mal, mefiant, mesquin, probleme, rancune, trahison, tristesse, tromperie, trop c'est comme pas assez Tabelle 10: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff EIFERSUCHT bei den Deutschen und Frankokanadiem Bei dem Begriff EIFERSUCHT wird eine kulturspezifische Präferenz für Farbmetaphorik deutlich. Während die deutschen Versuchspersonen gelb und rot assoziieren, nennen die frankokanadischen Versuchspersonen bevorzugt vert (grün) und blau. FLulL 35 (2006) 244 Jörg Roche, Melody Roussy-Parent Reaktion Anzahl Reaktion Anzahl Gefängnis 5 expression (Meinungsäußerung) 5 Statue 4 voyage (Reise) 3 grenzenlos 3 air (Luft) 2 Weite 3 bonheur (Glück) 2 Frieden 2 cheval (Pferd) 2 Luft 2 choix (Wahl) 2 Münchener Freiheit 2 cinquante-cinq (55) 2 Reisen 2 democratie (Demokratie) 2 schön 2 fleuve (Strom) 2 Urlaub 2 fraternite (Brüderlichkeit) 2 wichtig 2 statue (Statue) 2 Berge, Betrug, Brüderlichkeit, je 1 auto, cage, celibataire, conditionnelle, je 1 Fahne, Feigheit, fliegen, conge, dans mon coeur, defendre, faire französische Revolution, Gleichheit, ce que je veux, finalement, Gut, Heimat, Knast, kostbar, Liebe, humanitaire, independance, n'est pas Natur, Unabhängigkeit, une marque de yaourt, oiseau paix, Uneingeschränktheit, Vogel, paranofaque, patrie, Quebec, radio, wegfahren, wertvoll, Wind, Wunsch, region, respiration, revolution, s'arrete Zeit ou commence celle de l'autre, servitude, totale, ville Tabelle 11: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff FREIHEIT bei den Deutschen und Frankokanadiem Reaktion Anzahl aufrecht/ erhoben 7 Arroganz 4 Hochmut 3 Nase hoch tragen 3 ich 2 Neid 2 verletzbar/ verletzt 2 angenehm/ gut, Arbeit, Bayern, je 1 demütig, Denkmal, Dummheit, Eifer, Eigenschaft, Freude, Gefühl, hart, Holz, Italiener, Kind, Leistung, Mann mit Zylinder, Nation, nicht immer gut, Patriotismus, Pfau, Rosen, Schwan, selbstbewußt, suerte, übel, Überzeugung, unnahbar, unsympathisch Reaktion Anzahl gai (schwul) 11 travail (Arbeit) 6 reussite (Erfolg) 4 accomplissement (Leistung) 3 content de soi (Selbstzufriedenheit) 2 estime (Hochachtung, Wertschätzung) 2 orgueil (negativer Stolz) 2 patriotisme (Patriotismus) 2 assurance, bonheur, carriere, depassement, drapeau, enfants, grande, hautain, maitrise, masculin, monument, nation, panache, parents, patron, Quebecois, rouge, rej ouissance, terre je 1 Tabelle 12: Anzahl der Reaktionen auf den Begriff STOLZ bei den Deutschen und Frankokanadiem JFLulL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 245 Assoziationen mit Tiermetaphern finden sich bei den Reaktionen auf die Begriffe FREI- HEIT und STOLZ. Der Schwan und der Pfau repräsentieren durch ihr erhobenes Haupt und durch ihr Selbstbewusstsein ein Gefühl, das die deutschen Versuchspersonen mit STOLZ assoziieren. Anders interpretieren die frankokanadischen Versuchspersonen diesen Begriff: monument (Denkmal) und drapeau (Fahne) stehen für Erfolg, Leistung und Patriotismus. Mit FREIHEIT assoziieren beide Gruppen Tiere in der freien Wildbahn. Die Reaktionen schließen dementsprechend auch Vogel/ oiseau und cheval (Pferd) mit ein. Auch geographische Metaphern spielen im Konzept von FREIHEIT eine wichtige Rolle. Die deutschen Berge als Gegensatz zum kanadischen fleuve (Fluss/ Strom) belegen dabei eine kulturspezifische Ausprägung, die sich leicht auf geographische Gegebenheiten in der Umgebung der Versuchspersonen zurückführen lassen. Schließlich gibt es in beiden Gruppen eine symbolische Verbindung zur Freiheitsstatue. 4.3 Reaktionsvarianz Nach Cramer (1968) kann die Messung der Varianz der Reaktionen mittels eines distributiven Wertes erfolgen. Die Distribution a gibt das Verhältnis der Anzahl der genannten Reaktionswörter zu der Gesamtzahl der Nennungen an. Je größer der Wert ist, desto disparater sind die Antworten. In Graphik 1 sind die Distributionswerte für alle drei Kategorien von Begriffen der Wortliste zusammengestellt. Dabei ist ersichtlich, dass die abstrakten Begriffe in beiden Sprachen eine höhere Distribution besitzen als die konkreten Begriffe. Distribution der Reaktionen 0,8 0,6 0,4 -+-Deutsch --II- Frankokanadisch 0,2 0 Adjektive Konkreta Abstrakta Summe Graphik 1: Die mittleren Distributionskoeffizienten der Adjektive, Konkreta und Abstrakta im Deutschen und im Frankokanadischen Begriffe wie EIFERSUCHT (a=0,69), STOLZ (a=0,67) und FREIHEIT (a=0,65) illustrieren beispielhaft, wie hoch Abstrakta verdichtet sind. JFLuL 35 (2006) 246 Jörg Rache, Melody Roussy-Parent Auffällig ist zudem, dass die Reaktionen der deutschen Versuchspersonen auf Adjektive einheitlicher oder stereotypisierter (a=0,39) ausfallen als die der frankokanadischen Gruppe (a=0,55). Während die Frankokanadier mit einer Vielfalt von Prototypen, die mit der Eigenschaft verbunden sind, reagieren, antworten die deutschen Versuchspersonen mit Antonymen. Ein Viertel aller Reaktionen der deutschen Versuchsgruppe bestehen nämlich aus antonymen Nennungen. Bei den Frankokanadiern sind diese dagegen nur bei den Stimuli sucre, mou und dur zu beobachten. Die frankokanadischen Versuchspersonen tendieren eher zur Verwendung von Prototypen, die die Abgrenzung eines Konzepts markieren sollen (vgl. RoscH [et al.] 1976). 5. Diskussion und Bezug zum Fremdsprachenunterricht Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen vor allem die großen qualitativen Unterschiede zwischen den frankokanadischen und den deutschen Begriffsfeldern. Die Studie bestätigt damit die Ergebnisse früherer Untersuchungen zu kulturellen, altersbedingten und sozialen Differenzen. Auch wenn die Medianwerte eine gewisse Differenz von Abstrakta und Adjektiven auf der einen und Konkreta auf der anderen Seite zeigen, so lässt sich die starke Hypothese, nach der sich Abstrakta gravierend anders verhalten als Konkreta, nicht bestätigen. Die hohe Standardvariation in den einzelnen Begriffsfeldern lässt die uneingeschränkte Bestätigung einer solchen Hypothese nicht zu. Um genauere Aussagen machen zu können, müsste gegebenenfalls der Abstraktheits- und Konkretheitsgrad der Begriffe im Einzelnen und in der Einschätzung bei den betroffenen Versuchspersonen ermittelt werden. Das konnte in der vorliegenden explorativen Untersuchung nicht geleistet werden. Die Reaktionen der Versuchspersonen in beiden Sprachen zeigen aber eine beträchtliche Tendenz von Konkretisierungsversuchen bei abstrakten Begriffen, die auf Prozesse der Metaphorisierung hinweisen. Diese Metaphorisierungsprozesse bei Abstrakta lassen sich in beiden Sprachen gleichermaßen beobachten, sind aber kulturspezifisch jeweils anders ausgeprägt. Die höhere Distribution der Reaktionen auf Abstrakta deutet auf einen verdichteten Informationsinhalt hin. Bei der Aktivierung eines konkreten Begriffes entstehen im Sinne von PAIVIO (1966) ein bestimmtes Bild oder ein Prototyp, die sich mit Eigenschafts-, Beziehungs- und Verhaltensmerkmalen beschreiben lassen. Konkrete Begriffe wie KALT, MOND, HART und ADLER werden so aufgrund ihrer klaren Vorstellung mit vergleichsweise einheitlichen Reaktionen verbunden und benötigen keine Verknüpfungen zu abstrakten Einheiten. Hingegen erfordert die Aktivierung von abstrakten Begriffen die Vermittlung über verbale Elemente. Aus diesen Beobachtungen ergeben sich eine Reihe von Konsequenzen für die Vermittlung und den Erwerb von Fremdsprachen: 1. Die stark unterschiedliche Ausprägung der Begriffsfelder in unterschiedlichen Sprachen bei alltagssprachlichen, konkreten und häufig verwendeten Begriffen deutet an, wie weit die semantischen Systeme von Sprachen voneinander entfernt sind. Auch bei der Gegenüberstellung nahe verwandter Sprachen wie dem Französischen und dem JFLuL 35 (2006) Zur Rolle der kontrastiven Semantik in interkultureller Kommunikation 247 Frankokanandischen, die sich unter anderem aus einem Vergleich mit den frühen Untersuchungen von LAMBERTIMOORE (1966) ergibt, haben sich bereits größte Differenzen in der Ausprägung semantischer Felder gezeigt. 2. Für den Fremdsprachenunterricht allgemein und den Französischunterricht im Besonderen ergibt sich daraus die Forderung nach einer stärker differenzierten Behandlung sprachlicher und kulturell-landeskundlicher Varietäten (etwa der Frankophonie im Französischunterricht). Insbesondere die Konzepte der Abstrakta zeigen deutliche kulturspezifische Ausprägungen. Das wurde unter anderem an den Abstrakta Stolz, Glück, Sorge, Bequemlichkeit und Freiheit illustriert. Eine Nicht-Beachtung dieser Differenzen kann zu gravierenden Problemen in interkultureller Kommunikation führen. 3. Die aufgezeigten Differenzen bei weit verbreiteten Begriffen, die Entsprechungen in vielen Sprachen haben, werfen die Frage auf, inwieweit es sich mit allgemeinen Konzepten von Begriffen in der Sprachvermittlung arbeiten lässt. Dies gilt besonders für Lehrprogramme des Tertiärsprachenerwerbs, die etwa Englisch als erste Bezugsfremdsprache für Deutsch oder Französisch als zweite sehen "Deutsch nach Englisch"). Die Frage der Eignung dürfte sich jedoch bei standardisierten Internationalismen weniger stellen, wie sie etwa mit dem Eurolatein oder romanischen Universalbegriffen in romanischen Sprachen verbreitet sind (siehe MEißNERIBURK 2001). Von völliger Identität dieser Begriffsfelder in allen Sprachen ist jedoch auch nicht auszugehen. 4. Die gängigen Unterrichtsverfahren zur Einführung und Memorierung von Wortschatz über denotative Paarassoziationen scheinen angesichts der Vielfalt der Wortfelder nur sehr bedingt geeignet. Eher ist davon auszugehen, dass mit verkürzten Wortgleichungen wesentliche Elemente von Begriffsfeldern übersehen werden. Dadurch kann es zu einer gravierenden Belastung interkultureller Kommunikation kommen. Das wirkt sich durchaus bereits in der Grundstufe aus. 5. Im Fremdsprachenunterricht sollte für die deutlichen semantischen Differenzen auch bei „unscheinbaren" Begriffen mit geeigneten Verfahren sensibilisiert werden. Dies kann grundsätzlich mit Assoziogrammen und kontrastiven Fallbeispielen geschehen. Graphisch gut darstellen lassen sich die Differenzen in Diagrammen (Semantographen). Semantische Differentiale bieten sich daher als Instrument der Sensibilisierung, Bewusstmachung und Erklärung konzeptueller Unterschiede von Verstehenssystemen an. 6. Metaphorisierungsprozesse sind gerade bei der Vermittlung von abstraktem Wortschatz ein geeignetes Mittel. Diese können auch durch visuelles Material unterstützt werden, wobei jedoch zu beachten ist, dass auch die visuelle Wahrnehmung kulturspezifischen Einflüssen (Wahrnehmungsmustern etc.) unterliegt (siehe ROCHE 2001a). 8 Visuelle Information trägt jedoch nicht immer auch zu einer Erleichterung der Verarbeitung und des Lernens bei. RocHE/ ScHELLER (2004) zeigen dies anhand einer Untersuchung von Grammatikanimationen. lFLuL 35 (2006) 248 Jörg Rache, Melody Roussy-Parent 7. Das Verfahren der kontrastiven Assoziation scheint ein geeignetes Mittel zur Vorbereitung und Entlastung von jeder Art interkultureller Kommunikation. 8. Dabei erweist sich die relative Bestimmung semantischer Felder effizienter als die verbreitete Einstufung nationaler Kulturen anhand profilbildender Kriterien wie im Interkulturellen Training üblich. Diese entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als stereotype Charakterisierung mittels ethnozentrischer Merkmale der Kultur des Betrachters. Diese folgenschweren Vor-Urteile über fremde Kulturen, die sich wegen ihrer Zirkularität immer nur bestätigen können, vermeidet das Assoziationsverfahren. Damit zeigt sich, dass der Einsatz von Wortassoziationsverfahren im Fremdsprachenunterricht insgesamt ein lohnenswerter Ansatz für die interkulturelle Sensibilisierung der Lerner ist. Gleichzeitig ergibt sich daraus die Notwendigkeit einer weiteren (intensivierten) Erforschung des Erwerbs des mentalen bilingualen Lexikons. Hieraus ließen sich komplexere und effiziente Lehr- und Lernverfahren entwickeln, die günstigenfalls durch dynamische mediale Anwendungen etwa im Sinne eines bilingualen visuellen Thesaurus unterstützt werden können. Hier wird sich also in absehbarer Zeit viel der spannendsten Forschung und Entwicklung im Bereich des Sprachenlernens und Sprachenlehrens abspielen. Literatur BEHAL-THOMPSON, Heike [et al.J (1994): Typisch Deutsch? München: Langenscheidt. 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