Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2007
361
Gnutzmann Küster SchrammMarion NETZLAFF: La collocation adjectif-adverbe et son traitement lexicographique. Français - allemand - espagnol. Norderstedt: Books on Demand GmbH 2005, 280 Seiten [19,90 €]
121
2007
Ekkehard Zöfgen
flul3610239
Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 239 (4) Als irritierend wird der kundige Leser sicher auch die gelegentlich recht eigenwillige, in der einschlägigen Forschungsliteratur unübliche und deshalb erklärungsbedürftige Terminologie empfinden. Zu nennen wären hier Begriffe wie Valenz, Kollokation und Idiomatismus (S. 176). Bei präpositionalen Fügungen des Typs etre fache contre qn oder s'interesser a qc haben wir es selbstverständlich nicht mit Kollokationen, sondern mit Angaben zur Valenz eines Adjektivs bzw. eines Verbs zu tun; ein geradezu klassisches Beispiel für eine Verb-Nomen-Kollokation ist hingegen die lexikalische Verbindung planter un clou, die fälschlicherweise als Idiomatismus bezeichnet wird. Von solchen Einwänden bleibt unser positives Gesamturteil allerdings unberührt. Denn ganz ohne Zweifel leistet die ,neue' Fachdidaktik Französisch einen wichtigen Beitrag zu dringend erforderlichen Innovationen im Französischunterricht. Nicht zuletzt deshalb sei sie neben Eynar Leupolds beachtenswertem Versuch, das unterrichtliche Handeln konsequent an den didaktischen Grundsätzen der Lernerorientierung, der Handlungsorientierung und der Prozesseorientierung auszurichten und in konkrete Vorschläge umzusetzen (vgl. oben Anm. 3) angehenden und praktizierenden Französischlehrem zur Lektüre wärmstens empfohlen. Bielefeld EKKEHARD ZÖFGEN Marion NETZLAFF: La collocation adjectif-adverbe et son traitement lexicographique. Fran9ais allemand espagnol. Norderstedt: Books on Demand GmbH 2005, 280 Seiten. [19,90 €] Franz Josef HAUSMANN kommt das Verdienst zu, die Bedeutung der Kollokationen für das Wortschatzlernen nicht nur erkannt, sondern in zahlreichen Publikationen auch den Weg für eine auf die Erstellung von ,produktiven' Kollokationswörterbüchern ausgerichtete Kollokationsforschung geebnet zu haben. Im Gegensatz zu syntaktisch relevanten syntagmatischen Verbindungen zeichnen sich Kollokationen nicht nur durch ein hohes Maß an Üblichkeit aus, mit der die Einzelwörter in dieser Konstellation auftreten, sondern auch durch die aufgrund komplizierter semantischer Regeln sich gegenseitig begrenzende Kombinierbarkeit. Man ist fast geneigt, von einem gegenseitigen Sich- Hervorrufen zu sprechen, wie es auch das Verhältnis von signifi,ant zu signifi,e kennzeichnet. Solchermaßen ,definierte' Kombinationen sind Versatzstücke, "Halbfertigprodukte des Formulierens"1. Beim Sprechen und Schreiben unterliegen sie einem gewissen Automatismus, bei der Sprachrezeption (Hören und Lesen) werden sie als vertraut und bekannt empfunden.2 Für einen kontinuierlichen Aufbau der lexikalischen Kompetenz ist es mithin unerlässlich, beim Lerner ein Bewusstsein oder zumindest eine Sensibilität für das Kollokationsphänomen zu wecken und zudem im Blick auf die systematische Wortschatzarbeitinsbesondere im außerunterrichtlichen Bereich gewisse Prioritäten zu setzen, und zwar selbst auf die Gefahr hin, dass dies zu Lasten von anderen, nicht minder bedeutsamen Elementen des Wortschatzes geht. Eine solche Position macht sich die inzwischen längst zu einem Gemeinplatz gewordene Einsicht zu eigen, dass es sich bei Kollokationen um "important leaming units" 3 handelt, die der fremdsprachige Lerner u.a. deshalb Franz Josef HAUSMANN: "Was ist und was soll ein Kollokationswörterbuch? " In: Langenscheidts Kontextwörterbuch Französisch-Deutsch. Ein neues Wörterbuch zum Schreiben, Lernen, Formulieren[ ... ]. Berlin [usw.]: Langenscheidt 1989, 5-9 (hier: 8). 2 Vgl. Franz Josef HAUSMANN: "Wortschatzlernen ist Kollokationslernen. Zum Lehren und Lernen französischer Wortverbindungen". In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts 31 (1984), 395-406 (hier: 398 t'). 3 Margaret COP: "Tue Function of Collocations in Dictionaries". In: MAGAY, T[amas] / ZIGANY, J[udit] JFLlllL 36 (2007) 240 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel aktiv beherrschen sollte, weil er gezwungen ist, sie beim Sprechen und Schreiben ständig zu verwenden. Entsprechend häufig werden fortgeschrittene Lerner Kollokationen im Wörterbuch abfragen und entsprechend groß sollte beim Benutzer das Interesse an ausreichender Hilfestellung in einem bekanntermaßen fehlerträchtigen Bereich sein. Dem damit zweifellos vorhandenen Bedürfnis nach umfassender syntagmatisch-lexikalischer Information hat die englische bedingt auch die französische - Lernerlexikographie mit der Erarbeitung spezieller Kollokationswörterbücher inzwischen entsprochen. Im Vordergrund des Interesses standen dabei Verb-Nomen bzw. Nomen-Verb-Kombinationen (retirer de l 'argent, une epidemie sevit) und Nomen-Adjektiv-Verbindungen (un adversaire achame, une defaite cuisante); eine nur untergeordnete Rolle spielten die Kollokationstypen Nomen + Nomen (un essaim d 'abeilles) sowie Verb+ Adverb (neiger dru), während Zweierverbindungen des Typs vivement debattu so gut wie keinerlei Beachtung fanden. Nicht nur in der Forschung ist die Bedeutung solcher Adjektiv-Adverb-Kollokationen bisher ganz offensichtlich verkannt worden. Beim Sprachvergleich wird nämlich deutlich, dass das Deutsche und das Französische die Intensivierung eines Adjektivs sehr unterschiedlich ausdrücken (vgl. etwa dt. überglücklich vs. frz. paifaitement heureux) und dass hieraus für den Fremdsprachenlerner entsprechende Schwierigkeiten bei der Sprachproduktion entstehen. Die Analyse verschiedener Wörterbuchtypen einschließlich elektronischer Wörterbücher des Französischen zeigt darüber hinaus, dass dieser Kollokationstyp auch in der Lexikographie sträflich vernachlässigt worden ist. Vor diesem Hintergrund ist es das erklärte Ziel der hier zu besprechenden, von einer Schülerin von Hausmann verfassten Arbeit4, die oben beschriebene sowohl in der Lexikographie als auch in der Kollokationsforschung bestehende - Lücke zu füllen „et de contribuer ainsi a rattraper le retard qu'a pris la recherche collocationnelle fran~aise par rapport a celle de l'anglais" (9). Wie nach dem Gesagten nicht anders zu erwarten, orientiert sich die Verf. bei der Abgrenzung der Kollokationen zu freien Kombinationen und festgefügten Ausdrücken (Phraseologismen) an der von HAUSMANN in die Literatur eingeführten lexikographisch-didaktisch ,motivierten' Definition. Danach sind Kollokationen usuelle Wortverbindungen, die aus einem autonom definierbaren Element, der semiotaktisch unabhängigen Basis, und einem nur mit Hilfe des Kontextpartners definierbaren Element, dem semiotaktisch abhängigen Kollokator bestehen. 5 Abgerundet wird diese definitorische Klärung durch ein « Histoire du terme de collocation » überschriebenes Kapitel, in dem allerdings nicht wie vom Titel her suggeriert die Geschichte des Terminus, sondern vielmehr die des Kollokationsbegriffes in groben Zügen nachgezeichnet wird. Semantische, syntaktische, kontrastive und didaktische Gesichtspunkte stehen im Zentrum der im 2. Kapitel vorgenommenen linguistischen Analyse der für das Französische weitgehend un- (eds.): BudaLEX '88 Proceedings. Papers from the 3"' International EURALEX Congress, Budapest, 4--9 September 1988. Budapest 1990, 35-46 (hier: 36). 4 Die Arbeit wurde im Wintersemester 2004/ 05 von der Philosophischen Fakultät II der Universität Erlangen- Nürnberg als Inaugural-Dissertation angenommenen. Der komplette Text ist im Internet frei zugänglich unter: http: / / www.opus.uni-erlangen.de/ opus/ volltexte/ 2005/ 232/ pdf. - Eine stärker didaktisch argumentierende Kurzfassung ist im Jahrgang 35 (2006), S. 220-233, dieser Zeitschrift unter dem Titel"« Eperdument amoureux, profondement des; u, hautement qualifie, superieurement intelligent». De la difficulte de trouver l'adverbe approprie ll un adjectif' erschienen. 5 Vgl. dazu Franz Josef HAUSMANN: "Semiotaxis und Wörterbuch". In: KONERDING, Klaus-Peter/ LEHR, Andrea (Hrsg.): Linguistische Theorie und lexikographische Praxis. Symposiumsvorträge, Heidelberg 1996. Tübingen: Niemeyer 1997 (Lexicographica. Series maior; 82), 171-179. DERS.: "Le dictionnaire de collocations - Criteres de son organisation". In: GREINER, Norbert/ KORNELIUS, Joachim/ ROVERE, Giovanni (Hrsg.): Texte und Kontexte in Sprachen und Kulturen. Festschrift für Jörn Albrecht. Trier: WVT 1999, 121-139. IFJL1.IIL 36 (2007) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 241 erforschten usuellen Kombination zwischen Adjektiv und Adverb (fortan: AAK). Als Kollokationspartner von Adjektiven fungieren die folgenden Kategorien von Adverbien auf -ment: Adverbien der Art und Weise (injustement accuse), Adverbien des Bereiches (genetiquement modifie'J, bestimmte Adverbien der Zeit (frafchement elu) sowie die Intensitätsadverbien (sensiblement tauche'), wobei letztere in journalistischen Korpora besonders reich vertreten und damit ersichtlich "produktiv für die Bildung dieses Kollokationstyps sind" (217). Sieht man einmal von entsprechenden Präferenzen in der Verwendung einer AAK ab, so kann dieser Kollokationstyp grundsätzlich sowohl in attributiver als auch in prädikativer Position auftreten. Einschränkungen gibt es hingegen bei der Stellung innerhalb des Syntagmas, da adverbes d'intensite und adverbes de maniere im Gegensatz zu adverbes de domaine und adverbes de reference temporelle in der Regel nicht nachgestellt werden können. Wie groß die Divergenzen zwischen dem Deutschen und Französischen tatsächlich sind, führt uns die Gegenüberstellung deutscher AAK (u.a. mit stark, schwer, hoch) und ihrer französischen Entsprechungen vor Augen. Nur selten ist das Resultat einer wörtlichen Übersetzung normgerecht: lourdement handicape, hautement qualifie; aber: serieusement atteint (schwer getroffen), superieurement intelligent (hochintelligent). Aus der nicht nur in diesem Vergleich sich manifestierenden Idiosynkrasie von Kollokationen des Typs Adjektiv-Adverb leitet sich die bereits im einleitenden Kapitel erhobene Forderung ab, im Fremdsprachenunterricht den AAK und den Kollokationen im allgemeinen endlich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Um konstruktive Wörterbuchkritik geht es in den beiden folgenden Kapiteln. Kap. 3 beschäftigt sich mit drei repräsentativen einsprachigen Wörterbüchern, nämlich: Dictionnaire du franc; ais (Robert-Cl€), Petit Robert (PR) und Tresor de la langue franc; aise (TLF) sowie mit den jeweiligen elektronischen Versionen (PRi 6 und TLFi7). Stichprobenhaft überprüft wird deren Zuverlässigkeit im Hinblick auf die Behandlung der AAK anhand einer 100 items umfassenden Liste. Die Auswahl der Basen (Adjektive) orientiert sich am Eintragsvokabular des Dictionnaire dufran<; ais langue etrangere (Niveau I); für die zu testenden Kollokatoren wurden die beiden elektronischen Zeitungskorpora Le Monde sur CD ROM und Europresse ausgewertet. Rein zahlenmäßig kann keines dieser Wörterbücher überzeugen. Selbst im TLF (TLFi), dem zur Zeit größten französischen Wörterbuch, sucht man zahlreiche der in den Medien stark verbreiteten AAK vergeblich (im PR sind es 43%, im TLF immerhin noch 38%, die fehlen). Kritikwürdig ist auch der Ort, an dem Kollokationen in der Regel verzeichnet sind ein in der metalexikographischen Literatur häufig anzutreffender Vorwurf an die Adresse der papiernen Lexikographie. In der Tat sind Informationen unter dem Kollokator für den fremdsprachigen Benutzer bei, der Sprachproduktion insofern ,totes Kapital', als die Kollokation eigentlich schon bekannt sein muss, will man sie dort aufspüren. Dieses Manko fällt in den computerisierten Fassungen des PR und des TLF natürlich nicht ins Gewicht. Gleichwohl werden die vielfältigen Möglichkeiten, die das elektronische Medium gegenüber der Papierversion (nicht nur) bei der Suche nach Kollokationen bietet, bei weitem nicht ausgeschöpft. Nach so viel Kritik darf ein Aspekt nicht unerwähnt bleiben, den der TLFi gegenüber dem PRi als Positivum für sich verbuchen kann 8, ist er doch gegenwärtig das einzige einsprachige Wörterbuch des Französischen, mit dem sich Kollokatoren von der Basis aus auffinden lassen. 9 6 Seit August 2006 in der neuen Version 3.0 verfügbar, die den kompletten Text des Petit Robert 2007 enthält und über eine neue Oberfläche sowie eine weiter verbesserte Funktionalität verfügt (vgl. aber Anm. 8). 7 Frei zugänglich unter http: / / atilf.atilf.fr/ tlf.htm. Eine CD-ROM Version für Windows und MAC zum Preis von 49 € bzw. 79 € wird seit Ende 2004 angeboten. 8 Leider wurde es auch in der aktuellen Version 3 des PRi (2006) versäumt, die usuellen Wortverbindungen zu ,taggen' und eine spezifische Suchoption ,Collocations' einzuführen. 9 Mit der Registerkarte ,Recherche assistee' und der Option ,Syntagme' unter 5a) ,Type de l' objet recherche' ]F]Lw., 36 (2007) 242 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel Noch negativer fällt die Bilanz für die AAK bei den zweisprachigen Wörterbüchern (frz.-dt. / dt.-frz.) aus dem Hause Klett (P0NS Großwörterbuch 1996, 2004) und Langenscheidt (Power Wörterbuch 2003, Handwörterbuch 2000) aus, denen das 4. Kapitel gewidmet ist. Unübersehbare Schwächen weist auch der elektronische Bruder von PONS, das LexifacePro Französisch, auf. Verantwortlich dafür ist die so genannte i-Finger Nachschlage-Software, mit der auf den Datenbestand in nur eingeschränktem Maße zugegriffen werden kann und die LexifacePro gegenüber der Benutzung der Papierversion lediglich einen Geschwindigkeitsvorteil verschafft. 10 Der leistungsstarken Software des e-Handwörterbuchs von Langenscheidt, die blitzschnelles Nachschlagen (auch von Wortverbindungen) mit einer beeindruckenden Fülle von Suchfunktionen, individuellen Einstellungsmöglichkeiten sowie einer kaum Wünsche offen lassenden Funktionsvielfalt verbindet, hat sie nichts Vergleichbares entgegenzusetzen.11 Diese Einschätzung ist allerdings insoweit zu relativieren, als die in die neue Version (2005) implementierte, grundlegend überarbeitete Software von LexifacePro dem Benutzer nunmehr mächtige Werkzeuge zur Verfügung stellt, die es u.a. erlauben, gezielt nach Kollokationen zu suchen. 12 Dass die lexikographische Ausgestaltung der für den Aufbau der Wortschatzkompetenz so wichtigen Angabenklasse ,Kollokationen' in einem in gedruckter Form vorliegenden ein- oder zweisprachigen Wörterbuch quantitativen Beschränkungen unterliegt, versteht sich von selbst. Die Erarbeitung eines speziellen Kollokationswörterbuches, in dem dann auch die AAK Berücksichtigung finden, ist also durchaus sinnvoll. Kap. 5 unterbreitet und begründet einen solchen Vorschlag, wobei zur Illustration der konkreten Mikrostrukturen Modellartikel für die adjektivischen Basen malade und blesse vorgestellt werden. Ein Ausblick auf die spanische Kollokationsforschung und die Behandlung der AAK in der spanischen Lexikographie in Kap. 6 gibt Anlass zu der Vermutung, dass die Vernachlässigung der AAK sowie die unsystematische Erfassung der Kollokationen insgesamt ein gesamtromanisches Phänomen zu sein scheint. Im Vergleich zum Englischen, wo die Forschungsergebnisse der pedagogical lexicography vor allem hinsichtlich dieser Angabenklasse Eingang in die Konzeption der neuen Generation von learner's dictionaries gefunden haben und wo uns exzellente Kollokationswörterbücher zu den meisten Basen die gesuchten Kollokatoren liefern (vgl. etwa Oxford Collocations Dictionary for Students of English, 2002), besteht sowohl für das Französische als auch für das Spanische erheblicher Nachholbedarf. Zusammenfassungen der wichtigsten Ergebnisse in französischer, deutscher und englischer Sprache sowie drei sehr nützliche und informative Anhänge, die u.a. eine Liste aller im Rahmen der Untersuchung ermittelten AAK enthalten darunter auch das 100 item umfassende Testcorpus -, beschließen den Band. lassen sich durch Eingabe des ,code grammatical' unter 2) für beliebige Basen die Verb-, Adjektiv-, Substantiv- und Adverbkollokatoren ermitteln. 10 Vgl. dazu meine Rezension des LexifacePro Französisch (2001) in Fremdsprachen Lehren und Lernen 31 (2002), 250-253. 11 Vgl. dazu meine Rezension des e-Handwörterbuch Französisch (2003) in Fremdsprachen Lehren und Lernen 33 (2004), 268-272. 12 Leider gibt es bei der Suche nach Kollokationen mehr als nur einen Wermutstropfen, da dieser Option ein wahrlich erklärungsbedürftiger Kollokationsbegriff zugrunde liegt. Treffer bei usuellen Verbindungen des Typs essuyer une defaite, critiquer amerement, hautement qualifie, etc. lassen sich nämlich nur dann erzielen, wenn als Suchoption nicht ,Kollokationen', sondern ,Beispiele' bzw. ,Volltext' angeklickt wird. Im Übrigen ist auch in dieser neuen Version eine systematische Suche nach Kollokatoren-wie wir sie vom TLFi kennen (vgl. oben Anm. 9) ebensowenig möglich wie im e-Handwörterbuch. lFLillllL 36 (2007) Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 243 Wie die Verf. selbst freimütig einräumt, gibt es gute Gründe nämlich „la frequence et le degre de cohesion" (83) dafür, dass die Nomen-Verb-, die Nomen-Adjektiv- und die Verb-Adverb- Kollokationen im Vordergrund des Forschungsinteresses stehen. Auch aus didaktischer Sicht muss die Bedeutung der AAK insofern relativiert werden, als im Französischen die mit Adverbkollokatoren des Typs mortellement (ennuyeux) oder moralement (irreprochable) versprachlichten Konzepte mit anderen Mitteln realisiert werden können: ennuyeux a mourir (oder ennuyeux comme la pluie ), irreprochable sur plan moral, usw. Kaum Schwierigkeiten dürften daneben die adverbes de domaine machen, die sieht man einmal vom Syntagma geistig behindert -+ *physiquement handicape ab in aller Regel wörtlich ins Französische übersetzt werden dürfen. Unbeantwortet bleibt damit die Frage, welche AAK für den germanophonen Fremdsprachenlerner tatsächlich fehleranfällig sind. Eine äußerst puristische, im Widerspruch zum aktuellen Sprachgebrauch stehende Haltung offenbart schließlich das eine oder andere normative Urteil über die angebliche Inakzeptabilität von Wortverbindungen wie gravement blesse (anstelle von grievement blesse, s. 57). Konzeptuell orientiert sich die Autorin an dem, was sich in anderen metalexikographischen Studien durchaus bewährt hat, wobei an der Zuverlässigkeit der Resultate insgesamt dank einer grundsoliden, sorgfältig recherchierten empirischen Basis keine Zweifel bestehen. Mit Genugtuung stellt der Rezensent außerdem fest, dass die Arbeit weitere überzeugende Argumente dafür liefert, dass der systematischen Kollokationsarbeit im Fremdsprachenunterricht mehr Beachtung geschenkt werden muss und dass die Erarbeitung eines französischen (und spanischen) Kollokationswörterbuches unter Einschluss der AAK auch aus fremdsprachendidaktischer Sicht ein dringendes Desiderat bleibt. Um so mehr wird man es bedauern, dass in den aktuellen lexikographischen Projekten 13 - und dies gilt auch für das nicht erwähnte, online-verfügbare Dictionnaire des collocations von Toni Gonzalez Rodriguez 14 die AAK ausgespart bleiben. 15 Bielefeld EKKEHARD ZÖFGEN Astrid ERTELT-VIETH: Interkulturelle Kommunikation und kultureller Wandel. Eine empirische Studie zum russisch-deutschen Schüleraustausch. Tübingen: Narr 2005 (Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik), 391 Seiten. [39,- €] Astrid ERTELT-VIETHs Publikation Interkulturelle Kommunikation und kultureller Wandel (gleichzeitig ihre Habilitationsschrift) ist eine empirische Studie zum russisch-deutschen Schüleraus- 13 An vorderster Stelle zu nennen wären hier: (1) das in Kooperation zwischen dem ATILF (Nancy) und dem Romanischen Seminar der Universität Köln im Entstehen begriffene Dictionnaire des collocations für ca. 5 000 substantivische Basiswörter, die aus den Frequenzlisten zumLe Monde Corpus 1999/ 2000 (ca. 52 Mill. Wörter) und der Datenbasis des ATILF (ca. 16 Mill. Wörter) gewonnen werden, (2) das in einer Testversion online verfügbare Dictionnaire d'apprentissage dufran,; ; ais langue etrangere ou seconde sowie (3) das kurz vor der Fertigstellung stehende Lexique actif du fran,; ; ais. 14 Kostenloser Zugriff auf dieses Wörterbuch unter: http: / / www.tonitraduction.net. 15 Das Buch ist alles in allem sorgfältig redigiert. An Druckfehlern sind uns aufgefallen: [...] jolie fille. »141 -> jolie fille. » 141 (S. 45); CAA et CSA-> CAA et CNA (S. 57 et passim); Möhlen 1985-> Möhle 1985 (S. 69, Anm. 202); sur la bases-> sur Ja base (S. 91); S. 135: die eingerahmten Erläuterungen verweisen nicht auf die richtige Stelle im Screenshot vom Petit Robert electronique; eile ne etait-> eile n'etait (S. 166); Zöfgen 2002 -> Zöfgen 2002b (S. 175); dificfcilmente-> diffcilmente (S. 247); S. 275: Schümann, Jasmin-Yvonne (2002)-> die Diss. von Jasmin-Yvonne SCHÜMANN ist nicht wie angegeben beim Niemeyer-Verlag in Tübingen erschienen, sondern nur online verfügbar unter: http: / / e-diss.uni-kiel.de/ diss_418 (und nicht diss-418). IFLuL 36 (2007)
