eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 38/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2009
381 Gnutzmann Küster Schramm

Sabine HOFFMANN: Fremdsprachenlernprozesse in der Projektarbeit. Tübingen: Narr 2008 (Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik), 296 Seiten [39,– €]

121
2009
Michael Schart
flul3810252
252 Buchbesprechungen Rezensionsartikel 1 Siehe auch Michael L EGUTKE : „Projekt Airport - Revisited: Von der Aufgabe zum Szenario“. In: Almut K ÜPPERS / Jürgen Q UETZ (Hrsg.): Motivation Revisited. Festschrift für Gert Solmecke. Berlin: LIT Verlag 2006, 71-80. 2 Gulbahar H. B ECKETT / Tammy S LATER : „The Project Framework: A Tool for Language, Content, and Skills Integration“. In: English Language Teaching Journal 59.2 (2005), 108-116; Michael S CHART : Projektunterricht - subjektiv betrachtet. Eine qualitative Studie mit Lehrenden für Deutsch als Fremdsprache. Hohengehren: Schneider 2003. 38 (2009) finally found) form a (somewhat questionable) pair. A further format requires the player to find the words hidden in a 16-by-16-letter maze, which turns out to be a test less of word power than of visual-perceptual acuity. The games all run against a timer (which as far as I can see cannot be changed). Evaluation. The OLT is clearly a major advance in the field of reference books for the nonnative language learner. The CD-ROM overcomes many of the traditional difficulties of accessibility in thesauruses, and the exercises and games make a noble attempt at increasing the usability of the OLT. This learner’s thesaurus no doubt shows the way developments in this area should proceed. Bielefeld S TEPHAN G RAMLEY Sabine H OFFMANN : Fremdsprachenlernprozesse in der Projektarbeit. Tübingen: Narr 2008 (Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik), 296 Seiten [39,- €] Die alte didaktische Idee, fremdsprachliches Lernen in Projektform zu organisieren, hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Renaissance erfahren. Zum einen ist das auf die rasanten Entwicklungen bei den digitalen Medien zurückzuführen, von denen starke Impulse für die Neugestaltung des Fremdsprachenunterrichts ausgingen. Zum anderen muss die erneute Zuwendung zum Projektunterricht in einem engen Zusammenhang mit dem seit den 90er Jahren stetig wachsenden Interesse an aufgabenorientierten und inhaltsorientierten Unterrichtsformen gesehen werden. 1 Die Folge ist eine fast unüberschaubare Zahl an Veröffentlichungen, die erfolgreiche Unterrichtsprojekte erzählend beschreiben und damit zur Nachahmung inspirieren. Ihnen steht ein ebenso anschaulicher Fundus an Arbeiten gegenüber, die sich theoretisch mit Projekten beschäftigen, diese typologisieren, idealtypische Abläufe konstruieren oder Lerneffekte prognostizieren. Beide Wege der Auseinandersetzung mit dem Projektunterricht haben zweifellos ihre Berechtigung, doch bleibt ein für das Verständnis dieser Unterrichtsform zentraler Aspekt durch diese Herangehensweisen unberührt: die Frage nämlich, was genau passiert, wenn Lernende allein oder gemeinsam mit anderen jene Freiräume zu füllen beginnen, die ihnen in Projekten gewährt werden. Es fehlt also der empirische Zugang zum Gegenstand „Projektunterricht“, die systematische Beobachtung der Vorgänge, die diese Unterrichtsform in unterschiedlichen Kontexten provoziert, und die Reflexion der unterschiedlichen Wahrnehmungen aller Beteiligten. Bislang finden sich sowohl im englischsprachigen als auch im deutschsprachigen Raum allenfalls erste Bemühungen, diese offensichtliche Lücke zu schließen. Dabei handelt es sich jedoch vor allem um Studien, die sich mit den subjektiven Theorien der Lehrenden zu den Möglichkeiten und Grenzen des Lernens in Projekten befassen und daher gleichsam nur die Schwelle zur unterrichtlichen Praxis erreichen 2 . Es ist deshalb ein großes Verdienst von Sabine H OFFMANN , dass sie mit ihrer Studie den nächsten Schritt unternimmt und sich in das Unterrichtsgeschehen selbst begibt. Über ein ganzes Buchbesprechungen Rezensionsartikel 253 3 Klaus H OLZKAMP : Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Frankfurt/ M.: Campus Verlag 1995. 38 (2009) Jahr hinweg verfolgte die Autorin die Zusammenarbeit von 6 Studierenden in einem Unterrichtsprojekt im Rahmen des Deutschunterrichts an einer italienischen Universität. Auf den ersten Blick scheint das Forschungsfeld, das H OFFMANN mit ihrer Studie bearbeitet, relativ eng zugeschnitten zu sein. Doch der bewältigte Umfang an Daten verdeutlicht, dass die Komplexität des Geschehens im Projektunterricht derartige Begrenzungen erfordert, wenn sie - wie im vorliegenden Fall - gleichsam im Alleingang erfasst werden soll. H OFFMANN s Fokus liegt auf dem Schnittpunkt von individuellen und kollektiven Lernprozessen, dem sie sich mit einer Kombination von Leitfadeninterviews und fokussierten Interviews mit den beteiligten Studierenden, Lerntagebüchern und Videomitschnitten einzelner Unterrichtssequenzen nähert. Ihr geht es dabei ausdrücklich nicht darum, die Lerneffekte einer konkreten Projektarbeit zu beschreiben. Vielmehr treibt sie die Frage an, wie oder ob Lernende die Lernmöglichkeiten nutzen, die von dieser kooperativen Lernform eröffnet werden und welche Rolle dabei die subjektiven Lernbegründungen der Studierenden spielen. Bei dieser Arbeit handelt es sich um die Dissertationsschrift der Autorin, was den Textaufbau und die Gewichtung einzelner Kapitel verständlich macht. So widmet sie beispielsweise einen relativ großen Raum zu Beginn einer allgemeinen Einführung in die Fremdsprachenforschung und die Fremdsprachendidaktik. Sie stellt dabei zwar unter Beweis, dass sie ihr Arbeitsfeld überblickt; zu einem besseren Verständnis der Studie selbst jedoch tragen die ersten 50 Seiten des Buches nur in jenen Passagen bei, die sich mit der subjektwissenschaftlichen Lerntheorie und speziell dem Konzept des expansiven Lernens befassen. Denn dieses Konstrukt aus der Kritischen Psychologie wird im weiteren Verlauf der Argumentation und vor allem im Zusammenhang mit der Ergebnispräsentation am Ende der Arbeit wieder aufgegriffen. Insgesamt spielt die Kritische Psychologie, insbesondere der subjektwissenschaftliche Ansatz nach H OLZKAMP 3 für H OFFMANN eine zentrale Rolle in allen theoretischen Teilen der Arbeit. Diese enge Affinität zu einer Denkschule aus der Psychologie ermöglicht es der Autorin, sowohl bei der Definition ihres Untersuchungsgegenstandes als auch bei methodologischen und methodischen Fragen auf einer einheitlichen gedanklichen Grundlage zu argumentieren. Auch wenn sie sich in einzelnen Punkten kritisch von H OLZKAMP absetzt, etwa von dessen Reduzierung der Institution Schule auf ihre manipulierende Funktion, so findet sie in der Kritischen Psychologie einen festen Rahmen, in dem sie ihr Forschungskonzept entwickeln kann. Die Kapitel 3 und 4 der Arbeit widmen sich der Theorie des Projektunterrichts sowie dem Thema „Motivation in individuellen und kollektiven Lernhandlungen“ und führen damit unmittelbar zur Fragestellung der eigentlichen Studie. H OFFMANN s Interesse bei ihrer kritischen Reflexion des Forschungsstandes gilt dabei vor allem der Suche nach einem Ansatzpunkt, um das Zusammenspiel von individuellen und kollektiven Lernprozessen erfassen zu können. Die Zusammenarbeit von Lernenden in Projekten, so ihre Argumentation, könne nur bedingt durch die traditionelle Typologie von Sozialformen beschrieben werden, da das Lernen in Projekten beispielsweise auch außerhalb des Unterrichts stattfinde oder Außenstehende einbeziehe. Als Konsequenz dieser Überlegungen für ihre Studie benennt sie die Aufzeichnung und Analyse verschiedener interaktioneller Prozesse im Klassenraum als methodisch realisierbaren Zugriff auf die wechselnden Formen der Zusammenarbeit in einem Projekt. Nach der sich anschließenden Diskussion wichtiger Aspekte der Motivationsforschung kommt H OFFMANN abermals auf den subjektwissenschaftlichen Ansatz zurück und definiert die Motivation der Studierenden als jene „Lerngründe, die in der Verwirklichung von Lebensinteressen wurzeln“ (S.100). Mit ihrer Studie strebt sie an, die individuellen Begründungsmuster der einzelnen Studierenden für ihr Verhalten während der Projektarbeit bzw. ihre Wahrnehmung des Geschehens besser zu verstehen. Dies 254 Buchbesprechungen Rezensionsartikel 4 Siehe z. B. J. B REWER / A. H UNTER : Foundations of multimethod research. Synthesizing styles. Thousand Oaks: Sage 2006. 5 Siehe Dick A LLWRIGHT : „Developing Principles for Practitioner Research: The Case of Exploratory Practice“. In: Modern Language Journal 89.3 (2005). 353-366; Anne B URNS (2007): „Action Research: Contributions and Future Directions in ELT“. In: Jim C UMMINS / Chris D AVISON (Hrsg.): International Handbook of English Language Teaching. New York: Springer 2007, 987-1002. 38 (2009) erfolgt auf zwei sich gegenseitig ergänzenden Wegen mit Hilfe von Interviews bzw. dem Lerntagebuch: Die Sprachbiografie der Lernenden soll Aufschlüsse über jene Aspekte der Lernmotivation liefern, die sich auf vergangene Erfahrungen zurückführen lassen. Mit dem situations- und bereichsbezogenen Selbstkonzept hingegen soll der Stellenwert und das Ausmaß des Sich-Einbringens in die Projektarbeit erfasst werden. Es schließt sich der methodologische und methodische Teil der Studie an und damit jener Abschnitt, der aus meiner Sicht einige problematische Argumentationsstränge enthält. Auch in methodologischen Fragen macht sich die Autorin die Perspektive der subjektwissenschaftlichen Forschung zu eigen, welche stark von den Debatten innerhalb der Psychologie geprägt sind. Sie kommt dadurch zu mehreren Vereinfachungen, die dem Stand der Diskussionen in der empirischen Fremdsprachenforschung nicht gerecht werden. So wird beispielsweise, um die Sonderstellung der subjektwissenschaftlichen Forschung erklären zu können, die weitgehend beendete Auseinandersetzung zwischen qualitativer und quantitativer Methodologie gleichsam wiederbelebt. Dass dieser Gegensatz - nicht nur in der Fremdsprachenforschung - als überwunden betrachtet werden kann und sich eine differenzierte Diskussion um die Möglichkeiten und Begrenzungen einzelner Verfahren und ihrer Kombination durchgesetzt hat 4 , lässt H OFFMANN leider unbeachtet. Besonders deutlich werden die Nachteile ihrer engen Bindung an die subjektwissenschaftliche Perspektive beim Thema Aktionsforschung. Sie verwirft die Relevanz dieses Ansatzes für ihre eigene Arbeit, einerseits aus der Befürchtung heraus, dass die permanente Einbeziehung in die Praxis die Entwicklung einer methodologischen Grundlage und eines theoretischen Fundaments für eine empirische Studie erschwere. Andererseits äußert sie die Überzeugung, dass die Rollen von Forscher und Lehrer getrennt gehalten werden müssten, um langfristig und übergreifend auf den Unterricht verändernd einwirken zu können (S. 123 f.). Auch diese Argumentation beruht meines Erachtens auf einer fragwürdigen Vereinfachung des Themas. Wenn bei dem weit gefächerten und je nach Forschungsgebiet anders gewichteten Konzept „Aktionsforschung“ überhaupt von einem einheitlichen Forschungsansatz gesprochen werden kann, dann decken die von H OFFMANN genannten Bedenken nicht dessen Schwächen auf, sondern sie verweisen auf seine eigentlichen Stärken: Denn gerade durch die enge Einbindung in die Praxis und den tendenziell geringeren Einfluss theoretischer Konstrukte auf die Forschungsarbeit werden Erkenntnisse möglich, die anderen Zugriffsweisen verschlossen bleiben, und die für die unterrichtliche Praxis unmittelbare Relevanz entfalten. 5 Das Thema Aktionsforschung hätte aus meiner Sicht vor allem aus einem Grund in dieser Studie eine weniger oberflächliche Behandlung verdient gehabt: H OFFMANN erforscht eben nicht nur die Lernprozesse von sechs Studierenden in der Projektarbeit, sondern sie erforscht in erster Linie die Lernprozesse ihrer eigenen sechs Studierenden in der Projektarbeit. Der Unterschied zwischen beiden Forschungskonzeptionen ist erheblich, weshalb H OFFMANN auch immer wieder argumentative Bemühungen unternimmt, sich aus ihrer Doppelrolle zu befreien und allein die Forscherin sprechen zu lassen. Diese Anstrengungen stehen allerdings in einem deutlich sichtbaren Kontrast zum Unterrichtsgeschehen, wie es aus den Transkriptionen nachvollziehbar wird. Mehrere der transkribierte Sequenzen zeigen die Autorin sehr klar in der Funktion einer Lehrerin, die die kommunikativen Prozesse im Klassenraum gestaltet. H OFFMANN selbst ist sich dessen zumindest Buchbesprechungen Rezensionsartikel 255 1 Luise K EMMETER : Multilingual gestütztes Vokabellernen im gymnasialen Englischunterricht. Frankfurt/ M.: [etc.] Lang 1999; Angelika DANIEL: Lernerwortschatz und Wortschatzlernen im bilingualen Unterricht. Frankfurt/ M. [etc.]: Lang 2001; Guosheng Z HANG : Zur Vermittlung von Lexik im Fremdsprachenunterricht. Am Beispiel des Deutschen als Fremdsprache für chinesische Lerner. Aachen: Shaker 2001; Antje S TORK : 38 (2009) in jener Phase bewusst, in der sie mit einem Kommentar zur Themenfindung die Projektarbeit entscheidend beeinflusst. Die Doppelrolle anzunehmen und die Studie bewusst als eine Aktionsforschung zu konzipieren, bei der zum Beispiel auch ein Lehrtagebuch als Erhebungsinstrument eingesetzt und in gleicher Weise wie die Lerntagebücher ausgewertet wird, wäre meines Erachtens die bessere Möglichkeit gewesen, dieser Situation gerecht zu werden. Diese Kritik an einigen methodologischen Grundlagen der Studie kann jedoch den Wert der Ergebnisse, die in den beiden abschließenden Kapiteln vorgestellt werden, in keiner Weise schmälern. Auch in der vorliegenden Form liefert H OFFMANN neuartige und insbesondere für Lehrende sehr aufschlussreiche Erkenntnisse. Es liegt in der Natur qualitativer Forschungsergebnisse, dass sich ihr Reiz vor allem dann erschließt, wenn man sich der Mühe des Lesens unterzieht. Generalisierungen und Zusammenfassungen widersprechen dem Anspruch einer Forschung, die darauf zielt, die Komplexität sozialen Geschehens und dessen subjektive Wahrnehmung und Deutung durch die Beteiligten zugänglich und verständlich zu machen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch nicht den Versuch unternehmen, eine Essenz der einzelnen Fallstudien zu präsentieren. Sehr eindrücklich führt die Beschreibung der sechs Studierenden und ihres Erlebens der Projektarbeit vor Augen, wie stark diese Unterrichtsform von der Individualität der Lernenden geprägt ist. Projekterfahrene Lehrende wissen das zwar aus praktischer Anschauung, aber die besondere Bedeutung der Studie für das Forschungsgebiet liegt darin, dass sie für eine Gruppe von Lernenden die Gründe eines bestimmten Verhaltens während der Projektarbeit nachvollziehbar und überzeugend aufzeigen kann. So wird verständlich, weshalb die Projektarbeit für sehr unterschiedliche Lerntypen ideale Voraussetzung für Lernprozesse bietet, die selbstbestimmt gestaltet werden. H OFFMANN bindet dieses Ergebnis folgerichtig an H OLZKAMP s Konzept des expansiven Lernens zurück. Sie zeigt zugleich, wie komplex und damit wie wenig planbar die Zusammenhänge beim gemeinsamen Lernen in kleinen Gruppen sind. Das kollektive Lernen in H OFFMANN s Gruppe wird individuell nicht nur sehr unterschiedlich begründet, wahrgenommen und genutzt, es kommt zu gegenseitigen Beeinflussungen, die sich erst dann erschließen, wenn man so genau und systematisch hinsieht, wie die Autorin es getan hat. Es sind die Beschreibungen eben solcher Lernsituationen, die diese Studie so wertvoll machen. Yokohama M ICHAEL S CHART Helga H AUDECK : Fremdsprachliche Wortschatzarbeit außerhalb des Klassenzimmers. Eine qualitative Studie zu Lernstrategien und Lerntechniken in den Klassenstufen 5 und 8. Tübingen: Narr 2008, 384 Seiten [39,- €] Wie lernen Schülerinnen und Schüler zu Hause Vokabeln? Welche Wörter finden sie leicht bzw. schwierig zu lernen? Mit diesen und weiteren Fragen zum häuslichen Vokabellernen befasst sich Helga H AUDECK in ihrer Dissertation. Auch wenn in den letzten zehn Jahren eine Reihe von Qualifikationsarbeiten zum Thema „Wortschatz“ im deutschsprachigen Raum erschienen ist (vgl. z.B. K EMMETER 1999, D ANIEL 2001, Z HANG 2001, S TORK 2003, N EVELING 2004, N EUNER - A NFINDSEN 2005, P LIEGER 2006, R EDER 2006, E NDER 2007) 1 , so zeichnet sich diese Arbeit vor