Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
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2014
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Gnutzmann Küster SchrammContra - Praxissemester
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2014
Stephan Breidbach
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Pro und Contra 127 43 (2014) • Heft 2 Betrachtet man das Praxissemester als eine reine Strukturmaßnahme, in der die bisher bekannten Elemente der Praxisphasen lediglich neu arrangiert werden, wird man sich keine bahnbrechenden Verbesserungen der Lehrerbildung erhoffen dürfen. Interessanter sind da schon die Ansprüche, mit denen das Praxissemester verbunden wird. Hier ist zuvorderst der Versuch einer stärkeren Praxisorientierung des Studiums zu nennen. Diese soll durch das Prinzip des forschenden Lernens erreicht werden, das am besten zu verstehen ist als eine längerfristig angelegte Feedback-Schleife zwischen dem konzeptionell-abstrahierend angelegten Studium und einer eng betreuten Erfahrungsphase im schulischen Feld, aus der sich weiterführende Fragen für den weiteren Studienverlauf ergeben. Zudem wird mit dem Praxissemester der Versuch unternommen, die Kohärenz des Lehramtsstudiums insgesamt zu verbessern. Dies soll erreicht werden über eine intensivere Kooperation der an der Lehrerbildung beteiligten Institutionen. Gemessen an diesen Ansprüchen, wird es das Praxissemester allerdings schwer haben, erfolgreich zu sein. Nach jetzigem Stand der Dinge ist das Praxissemester überambitioniert und unterfinanziert zugleich: Es ist unrealistisch anzunehmen, dass Schulen, die in der Gesamtheit eine Unterdeckung der Lehrerstunden aufweisen, eine angemessene Betreuung der Praktikant/ innen gewährleisten werden. Sie können es nicht, selbst bei bestem Willen. Es ist auch unrealistisch anzunehmen, dass die Fachdidaktiken es sich werden leisten können, pro Unterrichtsbesuch einen halben Arbeitstag einer Mitarbeiter/ in zu investieren (für An-/ Abfahrt, Unterrichtshospitation und Nachbesprechung). Dies gilt nicht nur, aber insbesondere dann, wenn parallel über den Hebel der Kapazitätsverordnung die Betreuungsgruppen vergrößert, der Anrechnungsfaktor auf das Lehrdeputat herabgesetzt wird, aber die Zahl der geforderten Unterrichtsbesuche unverändert bleibt. Es ist nicht zuletzt unrealistisch anzunehmen, dass sich die Universitäten diesen Realitäten bezüglich der Personalausstattung der Fachdidaktiken anpassen werden. Bleibt noch als Flaggschiff der gestärkten Praxisorientierung das forschende Lernen. Hier erforschen Studierende das Feld, in dem sie tätig sind, in einem eigenen Forschungsprojekt. Allerdings wird dieses Flaggschiff an den Fachdidaktiken vorüberziehen, solange (wie in Berlin geschehen) die anfallenden Studienpunkte für diese Begleitprojekte nur in den Erziehungswissenschaften verbucht werden können. Damit zeichnet sich eine Abwertung der Fachdidaktiken zu Betreuungsdienstleistern im Praxissemester ab. Dies und der fortgesetzte Verzicht, das Lehramtsstudium in den Fächern als eine integrale Einheit zu entwerfen, führen zu einer Herauslösung des fachdidaktischen Studienanteils aus dem Gesamtzusammenhang des Studiums der Fächer. Dies ist nicht nur eine vermutlich kontra-intentionale, sondern auch eine dem Selbstverständnis der Fachdidaktiken als wissenschaftliche Disziplinen vollständig zuwiderlaufende Form der Praxisorientierung. Die zu erwartende Schrumpfform geht zu Lasten der Studierenden, der Lehrer/ innen und einer fachdidaktisch fundierten Sicht auf Lehrerbildung. Dagegen erhebe ich Einspruch. Berlin S TEPHAN B REIDBACH