Fremdsprachen Lehren und Lernen
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Narr Verlag Tübingen
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2014
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Gnutzmann Küster SchrammManuela FRANKE, Frank SCHÖPP (Hrsg.): Auf dem Weg zu kompetenten Schülerinnen und Schülern. Theorie und Praxis eines kompetenzorientierten Fremdsprachenunterrichts im Dialog. Stuttgart: ibidem 2013, 273 Seiten [Paperback 34,90 €]
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2014
Markus Bohnensteffen
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© 2014 Narr Francke Attempto Verlag 43 (2014) • Heft 2 B u c h b e s p r e c h u n g e n • R e z e n s i o n s a rti k e l Manuela F RANKE , Frank S CHÖPP (Hrsg.): Auf dem Weg zu kompetenten Schülerinnen und Schülern. Theorie und Praxis eines kompetenzorientierten Fremdsprachenunterrichts im Dialog. Stuttgart: ibidem 2013, 273 Seiten [Paperback 34,90 €] Der von Manuela F RANKE und Frank S CHÖPP herausgegebene Sammelband ist der Tagungsband des gleichnamigen Fachdidaktischen Kolloquiums, das vom Institut für Romanische Philologie der Philipps-Universität Marburg im November 2012 veranstaltet wurde. Der Sammelband beinhaltet neben dem Vorwort der Herausgeber 12 Beiträge, die sich unterschiedlichen Schwerpunkten des Tagungsthemas annehmen. Manuela F RANKE und Frank S CHÖPP weisen in ihrem Vorwort auf die Omnipräsenz des Konzepts der Kompetenzorientierung in der fachdidaktischen Forschung hin. Sie begreifen Kompetenzorientierung als einen „tiefgreifenden Reformprozess des Lernens im institutionellen Kontext“ (5). Den Schwerpunkt der fachdidaktischen Tagung, nämlich die Verbindung von wissenschaftlicher Theorie und unterrichtlicher Praxis, leiten sie aus den kontroversen Diskussionen über die Kompetenzorientierung im Unterricht ab. Folglich sollen die 12 Beiträge „den kompetenzorientierten Unterricht aus den unterschiedlichsten Perspektiven“ (6) beleuchten, wobei sie den Anspruch stellen, eine „Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schlagen“ (5). Aus Platzgründen können nicht alle 12 Beiträge einer Würdigung unterzogen werden. Die subjektive Auswahl der Beiträge durch den Rezensenten orientiert sich daran, wie unterrichtspraktisch die Aufsätze angelegt sind. Stéphane H ARDY präsentiert eine praktische Umsetzung mittels einer Unterrichtsreihe für den Französischunterricht in der gymnasialen Oberstufe und weist die „aktive Beschäftigung mit diatopischen Varietäten für den modernen Französischunterricht“ (28) als Ziel ihres Beitrags aus. Ihre Unterrichtsreihe ist für einen Leistungskurs Französisch konzipiert und basiert auf dem Film Bienvenue chez les Ch’tis. H ARDY stellt eine interessante, aber sehr anspruchsvolle Unterrichtsreihe mit einem umfangreichen Materialanhang vor. Es muss allerdings kritisch hinterfragt werden, ob die Reihe, deren Einsatz sie im Übergang von der Lehrbucharbeit zur Arbeit in der gymnasialen Oberstufe ansiedelt, realistisch ist, da zu befürchten ist, dass die Unterrichtsreihe Lernende zu Beginn der Sekundarstufe II sprachlich überfordern wird und dass eine sehr stark linguistisch geprägte Ausrichtung der Unterrichtsreihe das Interesse vieler Lernenden nicht widerspiegelt. Christine M ICHLER thematisiert die Vermittlung von Lernstrategien im Französischunterricht. Auf der Grundlage fachdidaktischer Diskussionen zu Lernstrategien präsentiert sie deren Einsatz im Französischunterricht anhand unterschiedlicher Lehrwerke und kommt zu der Erkenntnis, dass diese mit ihrem „Angebot an Strategien und Übungen, bei denen die Schüler auf die vorgestellten Verfahren zurückgreifen sollen, zur Autonomie eines Fremdsprachenlerners beitragen“ (66). Schade ist, dass sich die Ausführungen M ICHLERS auf ältere bzw. auslaufende Lehrwerke beziehen. Somit ist der Gewinn, den der Leser des Aufsatzes ziehen kann, möglicherweise von nur sehr kurzer Dauer, sofern sich die neue Lehrwerkgeneration mit Blick auf die Lernstrategien von ihren Vorgängern stark unterscheidet. Dorothea G REGER geht der Frage nach, wie Lernende mit albums ihre kommunikativen Kompetenzen erweitern können. Dazu legt sie in nachvollziehbarer Weise die Gründe für die unterrichtliche Behandlung von albums dar, wobei sie auf der Grundlage der Kompetenzorientierung die Förderung interkultureller Kompetenzen sowie der Lesekompetenz hervorhebt. Etwas störend Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 129 43 (2014) • Heft 2 wirkt bei der Lektüre der recht lang geratene theoretische Einschub „Sprachproduktionsprozesse verstehen und stützen“ (89 ff). Die von G REGER ausgeführten Möglichkeiten zum Ausbau der verschiedenen produktiven und rezeptiven sowie methodischen Kompetenzen sind insgesamt durchaus schlüssig. Es wird allerdings nicht deutlich, warum der Einsatz der albums zur Schulung dieser Kompetenzen besonders geeignet ist. Die Beiträge von Sylvia T HIELE , Julia G ERLACH und Manuela F RANKE beschäftigen sich mit Hörverstehen. T HIELE thematisiert auditive Kompetenzen, die sie am Beispiel des Italienischen untersucht. Sie stellt die Komplexität und die Wichtigkeit des Hörverstehens dar und konzentriert sich folglich auf diese, weil „Hörverstehensübungen in der Frequenz im modernen Fremdsprachenunterricht trotz einer deutlichen Aufwertung in den letzten Jahren immer noch ein wenig hinter anderen Übungen oder Trainingsgegenständen zurückstehen“ (110). Sie stellt mögliche Text- und Aufgabentypen für Schüler der Sekundarstufe I und II vor. Die Aufgabentypen werden in Bezug auf die zu schulenden Kompetenzen eingeordnet. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Kompetenzebenen des niedersächsischen Kerncurriculums. Darüber hinaus problematisiert sie die Leistungsbewertung kompetenzorientierter Aufgabenstellungen. Es schließen sich konkrete Unterrichtsbeispiele an, für die „eine Einordnung in Kompetenzraster vorgenommen [und] Bewertungsvorschläge unterbreitet“ (118) werden. Letztere können hingegen nicht überzeugen. Aussagen wie „[z]ur möglichen Bewertung sei hier angemerkt, dass die Textproduktion mit den üblichen Kriterien erfolgen kann“ (122) oder „[e]ine differenzierte Bewertung der Textproduktionen kann mit den gestellten Aufgaben erfolgen“ (123) sind wenig hilfreich. Das Ziel von Julia G ERLACH ist es, drei Strategien für die unterrichtliche Praxis vorzustellen. Unter den Überschriften „Binnendifferenzierung“, „Ganzheitlichkeit“ und „Inhaltsorientierung“ skizziert sie sehr praxisorientiert Möglichkeiten, wie Hörverstehensübungen mittels italienischer Canzoni im Unterricht durchgeführt werden können. Ihre Unterrichtsbeispiele lassen sich problemlos auf andere Fremdsprachen übertragen. Vor allem werden Möglichkeiten des binnendifferenzierten Arbeitens im Bereich des Hörverstehens - nicht zuletzt durch die im Anhang beigefügten Arbeitsblätter - überzeugend vorgestellt. Die Hinweise zur „Vorbereitung auf eine reale Begegnungssituation“ (143) am Ende ihrer Ausführungen sind vor dem Hintergrund der Darlegungen über das Hörverstehen allerdings redundant. Manuela F RANKE präsentiert ein Unterrichtsbeispiel, in dem „nicht auf ein sprachformgerichtetes Feinverstehen, sondern auf ein Verstehen der Inhalte“ (149) abgezielt wird. Im Sinne eines binnendifferenzierten Unterrichts stellt sie analog zum Konzept von Lesebildern das Konzept von Hörbildern vor. Das von F RANKE ausgegebene Ziel, Hörverstehen nicht „direkt in Verbindung mit einer (mündlichen oder schriftlichen) Textproduktion“ (150) zu überprüfen, wird allerdings in letzter Konsequenz nicht erreicht. Hannelore M ARTIN bemängelt die Monolingualität des Fremdsprachenunterrichts. Dies nimmt sie zum Anlass textanalytisch zu untersuchen, inwieweit vernetztes Lernen von Fremdsprachen untereinander in der hessischen Unterrichtspraxis in dort verwendeten Lehrwerken und den entsprechenden Curricula umgesetzt wird. Anhand konkreter im Unterricht erprobter Beispiele zeigt sie auf, wie Lerner bereits nach kurzer Lernzeit über Texterschließungsstrategien weiterer romanischer Sprachen lesend verstehen können. Ihr Vorschlag zur „Förderung der Teilkompetenz Grammatik“ (194) ist zweifelsohne interessant, könnte aber aufgrund der hohen sprachlichen Anforderungen auf Probleme der Realisierbarkeit in der unterrichtlichen Praxis stoßen.Frank J ODL geht von der These aus, „dass awareness-orientierte Ansätze den Lernerfolg erhöhen können und hauptsächlich über traditionelle Unterrichtsmethoden umzusetzen sind“ (205), wobei er unter Verweis auf empirische Untersuchungen moderne Methoden nachvollziehbar kritisch hinterfragt, um daraus konkrete Beispiele vorzustellen. Die Frage, ob das vorgestellte 130 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 43 (2014) • Heft 2 Beispiel - eine vergleichende Thematisierung spanischer und englischer Anredeformen - Fremdsprachenlerner nicht überfordert, beantwortet J ODL selbst, indem er in Bezug auf die Umsetzbarkeit auf einen „Praxis-Versuch“ (221) verweist. Aufgrund des hohen Komplexitätsgrades und der aus Schülersicht wahrscheinlich wenig motivierenden Thematik dürfen Zweifel über eine erfolgreiche Umsetzung dennoch angebracht werden. Die Bereiche der fremdsprachlichen Film- und Literaturdidaktik werden von Simona B ARTOLI -K UCHER thematisiert. Sie legt den Schwerpunkt auf interkulturelle Kompetenzen als „transversal zu verstehende Kompetenzen“ (225). Auf der Folie theoretischer Überlegungen zu Kulturbewusstsein und Migrationsgeschichten stellt sie für den Italienischunterricht Beispiele aus Filmen und literarischen Texten vor. Dabei bleibt es aber bei einer kurzen Skizzierung einer möglichen unterrichtlichen Realisierung. Der vorgestellte rezeptionsästhetische Ansatz von Aufgaben die vor, während und nach der Beschäftigung mit dem Lesebzw. Hörtext oder mit dem Film zu bearbeiten sind, ist allerdings kein neuer. Auch wenn sich jeder Leser des Sammelbandes ein eigenes Urteil darüber bilden sollte, ob der Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis gelungen ist, so kommt der Rezensent zu der Einschätzung, dass die Autoren diesem Anspruch nur mit Einschränkungen gerecht werden. Nach seiner Auffassung gelingt es den durchaus praxisorientierten Beiträgen nicht, schlüssig darzulegen, inwieweit die vorgestellten Beispiele dazu beitragen können, Schülerinnen und Schülern auf dem Weg zu kompetenten Lernern hilfreich zu sein. Die verschiedenen Kompetenzen hätten dazu genauer erläutert werden müssen. Auf formaler Ebene wäre eine Strukturierung der Beiträge im Inhaltsverzeichnis zu begrüßen, zumal im Vorwort nur von einem „2. Themenblock“ (6) gesprochen wird. Darüber hinaus muss kritisch angemerkt werden, dass in einigen Beiträgen wissenschaftlich nicht sauber gearbeitet wurde. So fehlen in mehreren Literaturlisten bibliographische Angaben, oder es lassen sich in der Bibliographie Angaben finden, die nicht im Text vorkommen. In der Bibliographie des Beitrags von Hannelore M ARTIN befinden sich beispielsweise nicht weniger als 32 Angaben, die nicht im Text vorkommen. In anderen Beiträgen wirken unterschiedliche Schreibweisen von Namen oder differierende Angaben des Erscheinungsdatums von Sekundärliteratur störend. Fazit: Trotz der kritischen Anmerkungen kann der Sammelband dem Leser durchaus Anregungen für den fremdsprachlichen Unterricht geben, auch wenn deutlich wird, dass die geplante „Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis“ doch eher instabil ist. Darüber hinaus dürften 34,90 € für eine Paperback-Ausgabe ein zusätzliches Hindernis für die Nutzung dieser Brücke sein. Paderborn M ARKUS B OHNENSTEFFEN Julia H AMMER , Maria E ISENMANN , Rüdiger A HRENS (Hrsg.): Anglophone Literaturdidaktik. Zukunftsperspektiven für den Englischunterricht. Heidelberg: Winter 2012 (Anglistische Forschungen; 430), XX, 494 Seiten, 25 Abbildungen [55.00 €] Ohne Frage: Wer für den Englischunterricht an Schulen, für die Referendariatsausbildung oder für universitäre Seminare im Englischstudium neue Ideen für Themen, Texte und auch Methoden der Literaturarbeit sucht, findet im vorliegenden voluminösen Band eine Fülle von praxisorientierten Vorschlägen. In insgesamt 30, nach Themen in fünf Großkapitel geordneten Beiträgen werden Einblicke in einen modernen Englischunterricht geliefert, der die Entwicklung interkultureller kommunikativer Kompetenzen zum Ziel hat. Dabei überzeugt der Band durch die Einlösung der seit Jahren bestehenden Forderung nach einer Öffnung des traditionellen Lektürekanons