eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 44/2

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2015
442 Gnutzmann Küster Schramm

Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität – eine Perspektive für europäische Bürgerinnen und Bürger

121
2015
Herbert Christ (†)
Ingeborg Christ
flul4420114
44 (2015) • Heft 2 Das nachfolgende Manuskript von Herbert C HRIST stellt eine Besonderheit dar. Es ist uns von seiner Witwe, Ingeborg C HRIST , zur Veröffentlichung überlassen worden. Angesichts der hohen Wertschätzung, die - nicht nur - wir dem verstorbenen Kollegen und seiner langjährigen, die deutsche Fremdsprachendidaktik nachhaltig prägenden Arbeit entgegen bringen, nehmen wir diese Möglichkeit zur Veröffentlichung des Textes sehr gerne wahr. Dabei handelt es sich um ein nur unwesentlich bearbeitetes Fragment eines Publikationsvorhabens, an dem der Autor bis zum Schluss gearbeitet hat. Wir drucken es im Folgenden in einer Form ab, die von den üblichen Formaten der Beiträge dieser Zeitschrift leicht abweicht. D IE H ERAUSGEBER Herbert C HRIST ist am 26. Februar 2011 verstorben. Der folgende Text ist ein Auszug aus einem größeren Manuskript, an dem er während seiner Krankheit arbeitete, das er aber nicht mehr fertig zu stellen vermochte. Teile des Manuskripts sind vollständig ausgearbeitet, andere bestehen aus Fragmenten. Die hier zusammengefügte Version hat Herr Professor Dr. Franz-Joseph M EIßNER (FJM) von der Universität Gießen gegengelesen, dem ich hierfür sehr dankbar bin. Er hat mir auch einige inhaltliche Hinweise übermittelt, insbesondere zum Zusammenhang von Identität und Sprache und zu (Fremd-)Verstehen sowie bibliographische Ergänzungen genannt (vgl. Fußnoten 1, 3, 5 und 7). Wenn Herbert C HRIST in einem Vortrag aus Zeitgründen kürzen musste, sagte er mit verschmitztem Lächeln: „Das Schönste bekommen Sie natürlich jetzt leider nicht mit.“ Ich wünschte mir allerdings, die zentralen Gedankengänge bei der Zusammenstellung erfasst und auch den Tenor seiner Schreibweise bewahrt zu haben. Ingeborg Christ N i c h t t h e m a t i s c h e r T e i l 44 (2015) • Heft 2 © 2015 Narr Francke Attempto Verlag H ERBERT C HRIST * Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität - eine Perspektive für europäische Bürgerinnen und Bürger 1. Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität in personaler und gesellschaftlicher Perspektive Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität sind seit etwa 20 Jahren viel erörterte Themen im politischen und im bildungspolitischen Raum. Das ist nicht nur in Europa der Fall, aber gerade auch in Europa. Beide Begriffe sind allerdings umstritten, nicht nur, weil man sich über ihre Definition nicht verständigen kann, sondern mehr noch, weil sie als Forderungen vorgetragen werden, wie dies z.B. von Seiten der Europäischen Kommission (1995) geschehen ist, die das Erlernen von (mindestens) zwei Sprachen neben der Muttersprache für unabdingbar hält, um in einer Welt, deren Bewohner immer mobiler * Prof. Dr. phil. Herbert C HRIST , geboren am 13. September 1929 in Berresheim (Mayen), verstorben am 26. Februar 2011 in Düsseldorf. Verheiratet seit 1962 mit Ingeborg geb. L ENNARTZ (Dr. phil.) - Studium der Fächer romanische Philologie, Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik in Bonn und Brüssel. 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien, Referendariat, Promotion, von 1956 an Lehrer an Gymnasien in Essen und Duisburg, Lehrerausbilder (Fachleiter) am Studienseminar Duisburg. 1974 Professur für „Didaktik der romanischen Sprachen und Kulturen“ an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Emeritiert 1995. Zahlreiche Publikationen zum Lehren und Lernen fremder Sprachen, zur Literaturdidaktik, zur Sprachenpolitik, zur Förderung von Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität in Europa, zum Fremdverstehen und zum interkulturellen Lernen sowie zur Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern und zur Geschichte des Fremdsprachenunterrichts. Einige bestimmende Werke: Fremdsprachenunterricht für das Jahr 2000. Sprachenpolitische Betrachtungen zum Lehren und Lernen fremder Sprachen. Tübingen: Gunter Narr 1991; Fremdsprachenunterricht unter staatlicher Verwaltung 1700 bis 1945. Eine Dokumentation amtlicher Richtlinien und Verordnungen, 7 Bände, hrsg. zusammen mit Hans-Joachim R ANG , Tübingen: Gunter Narr Verlag 1985; Handbuch Fremdsprachenunterricht, hrsg. zusammen mit Karl-Richard B AUSCH und Hans-Jürgen K RUMM , Tübingen. Francke 1989 (5. Auflage 2007); zusammen mit Albert G LAAP Herausgeber der Zeitschrift „Der fremdsprachliche Unterricht“ (1980 bis 1988). Mitbegründer und Mitherausgeber der „Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik“. Engagement für die Weiterentwicklung des Lehrens und Lernens von Sprachen in allen Bildungseinrichtungen im Rahmen der einschlägigen Fachverbände und für die Weiterentwicklung der universitären Fremdsprachendidaktik u.a. durch Mitbegründung der „Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts“ und (zusammen mit Lothar B REDELLA ) eines „Graduiertenkollegs zum Fremdverstehen“ an der Universität Gießen; Co-Präsident der „Société Internationale pour l’Histoire du Français Langue Etrangère et Seconde / SIHFLES). Träger des Ordens „Commandeur dans l’Ordre des Palmes académiques“ der Französischen Regierung. Nach seiner Emeritierung Gründung (zusammen mit seiner Ehefrau) der „Herbert und Ingeborg Christ- Stiftung Lehren und Lernen fremder Sprachen“ zur Förderung junger Forscher im Bereich der Didaktik der romanischen Sprachen. 116 Herbert Christ 44 (2015) • Heft 2 werden, tüchtig sein und in verschiedenen Kulturen leben und arbeiten zu können. Sie sind auch umstritten, sobald die Möglichkeiten ihrer Verwirklichung erörtert werden. Unter welchen Bedingungen können Menschen mehrsprachig und mehrkulturell werden? 1 Ist dies allen möglich oder nur wenigen? Was kostet sie dies und was müssen sie dabei aufgeben? Was kostet es die Gesellschaft und welchen Gefahren wird sie dabei ausgesetzt? Auch die Wissenschaften haben sich dieser Themen angenommen, die Philosophie und die Psychologie, die Kultur- und die Sozialwissenschaften, die interkulturelle Pädagogik und nicht zuletzt auch die Fremdsprachendidaktik, die einen neuen Forschungsbereich eröffnet hat bei dem die Didaktik der Mehrsprachigkeit und Erziehung zur Offenheit gegenüber fremdem Kulturen im Zentrum stehen. Bei beiden geht es um personale Fähigkeiten (oder wie manche heute vorziehen: Kompetenzen). Ich frage daher zunächst nach der Sprachlichkeit und der Kulturalität der Person, nach deren Möglichkeiten und deren Wachstum. Von diesen ausgehend kann man erkennen, was geschehen muss, damit sich mehrsprachige und mehrkulturelle Personen entwickeln können, die mit anderen eine mehrkulturelle und mehrsprachige Gesellschaft aufzubauen in der Lage sind. Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität als Fähigkeiten manifestieren sich als soziale Praxen: Sie entwickeln sich in Interaktion mit Anderen. Kein Mensch lernt allein. Sie entwickeln sich an verschiedenen Orten: z.B. Familie, Schule und Beruf 2 und entfalten sich auch in unterschiedlichen Rollen und Situationen, die im Verlauf des Lebens wechseln. Sie sind schließlich von den Interessen und den (nicht nur kommunikativen) Absichten der Interagierenden abhängig. Sie werden mit unterschiedlichen Erwartungen derjenigen konfrontiert, die soziale Normen ins Feld führen (Was ist sprachlich und kulturell „legitim“? ). Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität sind ein Teil der Biographie der handelnden Personen. Sie stellen sich in „Entwicklungslinien und Brüchen“ in den Lebensläufen dar. Die didaktische Theorie wie die Politik müssen sich daher, so ist meine These, der Person als Ganzer zuwenden - der lernenden, sprachhandelnden, verstehenden, sprachbewussten, an Kulturen teilhabenden, kulturbewussten, sich lebenszeitlich entwickelnden und wachsenden, der politisch, ökonomisch und gesellschaftlich handelnden, der ökologisch verantwortlichen Person - wenn sie den Bereich der Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität erfassen und darin wirksam werden wollen. Die Person muss für ihre gesamte Lebenszeit betrachtet werden, als kindliche Person, als heranwachsende und als erwachsene. Es gilt zu erkennen, wie ihre Fähigkeiten wachsen und sich entwickeln. Sie muss als Partner wahrgenommen und behandelt wer- 1 Zu den Begriffen „mehrkulturell“ und „Mehrkulturalität“ siehe unten, Kapitel 2. Wie diese Forderung für den Fremdsprachenunterricht zu verstehen ist und welche praktischen Wege beschritten werden sollten, ist in einem gemeinsam von Vertretern deutscher und französischer Lehrerverbände erarbeiteten Text niedergelegt (B ERTRAND / C HRIST 1990) (Hinweis FJM). 2 Die Aufzählung der Orte kann differenziert und erweitert werden. Ich nenne einen Ort an der Wende des zweiten Weltkriegs: Deutsche Kriegsgefangene sprechen sich frei. Das ist ein anschauliches und zugleich berührendes Kapitel deutsch-amerikanischer und deutsch-britischer Praxis auf dem Wege vom Krieg zu Frieden. Vgl. hierzu L INNARTZ (1989). Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität 117 44 (2015) • Heft 2 den, angesichts „mannigfacher Erwartungen“ verschiedener „Umfelder“ an ihre sprachlichen und kulturellen „Kompetenzen“. Hier halte ich fest: Der Ausgangspunkt der didaktischen Theorie in Bezug auf Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität ist ein personaler. Die Zielvorstellungen sind sozialer Natur. Beide Sichtweisen sind auf das Engste miteinander verbunden. Die Person lernt ihr Leben lang. Sie ist, wie es der Murcianer Linguist Manuel M UÑOZ C ORTÉS in einem schönen Bild ausdrückte, « un eterno aprendiz » - ein immerwährender Lehrling. Sie lernt nämlich nicht nur in der Schule, sondern zuvor schon in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz - sie lernt überall, und wo dies in Dialog und Kommunikation geschieht, wirkt sie auch auf andere, und ist, indem sie lernt, zugleich eine sich mitteilende und damit auch eine lehrende Person. Aber sie ist nicht nur eine lernende und lehrende, sondern im weiteren Sinn eine handelnde Person: sie handelt sprachlich, indem sie Sprachen zu den ihren macht, sie handelt kulturell, indem sie an Kultur(en) teilhat und diese verändert, sie handelt aber ferner politisch, ökonomisch und ökologisch, sie handelt eingebunden in die Gesellschaft. Die Person auf dem Weg zu Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität braucht einen langen Atem. Sie hat nämlich einen lebensbegleitenden Lernprozess vor sich - lifelong learning, apprentissage tout au long de la vie, formazione lungo l’arco de la vita - wie die E UROPÄISCHE K OMMISSION (1995) in ihrem Bericht „Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft“ formulierte. Die Kommission sagte damit nichts Neues, sondern beschrieb, was seit eh und je in Bezug auf Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität der Fall ist: Niemand lernt ein für allemal. Ein jeder, eine jede vergisst. Jedermann und jede Frau müssen immer wieder Neues und von neuem lernen. 3 Dem Aufruf zum lebensbegleitenden Lernen ist meines Wissens von keiner Seite ernsthaft widersprochen worden. 4 Wenn er jedoch in die Tat umgesetzt werden soll, dann muss sich nicht nur im Bereich des Lernens und Lehrens fremder Sprachen und Kulturen sehr viel verändern. Nicht nur die Gewichte der lehrenden Institutionen sind neu auszutarieren, auch das Bewusstsein der Lernenden und Lehrenden muss sich verändern, z. B. in Bezug auf ihr Zusammenwirken. Der Lernprozess ist Teil der Entwicklung einer sich verändernden Gesellschaft. Deshalb ist der Weg nicht selbstverständlich und ist Risiken ausgesetzt. Es reicht nicht aus, Möglichkeiten des Lernens anzubieten. Den Lernenden muss erklärt werden, warum und zu welchen Zwecke sie lernen sollen. Dies hat auch eine kulturelle Dimen- 3 Der Grad der Identifizierung mit der Europäischen Union, ihren Werten und ihren Institutionen in der öffentlichen Meinung lässt sich in dem Eurobarometer ablesen, den das Europäische Parlament regelmäßig durchführen lässt, aber es lässt sich darin auch erkennen, dass der Weg zu einer „europäischen Identität“ weit ist. Für M EIßNER (2014: 199) „deutet sich mittelfristig eine Verschiebung zu Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität als identitätsstiftendes Element an. Ein Mehr an individueller, auch zum Teil rezeptiver Mehrsprachigkeit bedeutet ein Mehr an common grounds bzw. europäischer I. (= Identität).“ (Ergänzung von I. C.) 4 Die Notwendigkeit war - obwohl eigentlich selbstverständlich - aus gut nachvollziehbaren Gründen „in Vergessenheit geraten“: Wer ein Diplom hatte, besaß eine Berechtigung, und er hatte kein Interesse daran, dass Andere deren Wert in Frage stellten. Wer eine Berechtigung zu vergeben legitimiert war, bestand darauf, dass es dabei blieb. Er hatte kein Interesse daran, dass Anderen (Personen oder Institutionen) diese Legitimation zugesprochen würde. 118 Herbert Christ 44 (2015) • Heft 2 sion, sie betrifft die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Kulturen und Menschen unterschiedlicher Kulturen umzugehen. Dieser Prozess bedeutet immer auch - wie die Didaktik des Fremdverstehens herausgearbeitet hat - eine Veränderung der eigenen Kultur, in der die Auseinandersetzung mit heterokulturellen Themen geschieht (B REDELLA / C HRIST 1995) 5 . Darüber muss mit ihnen diskutiert werden. Es gehört zu den Aufgaben der Bildungspolitik und der Didaktik der Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität, den Bürgern und Bürgerinnen Europas die Perspektiven einer mehrsprachigen und mehrkulturellen Gesellschaft zu erklären. Sie müssen mit ihnen Wege zu ihrer Realisierung erörtern, das Interesse erkennbar machen, das jede einzelne Person an der Realisierung für sich hat. Es versteht sich von selbst, dass den Lehrenden bei dieser Vermittlung eine zentrale Rolle zukommt. 2. Ausgangspunkt - die mehrsprachige und mehrkulturelle Person Ausgangspunkt und Mittelpunkt meiner Darlegungen ist die mehrsprachige und die mehrkulturelle Person. Ich gehe davon aus, dass alle Menschen virtuell mehrsprachig sind und tatsächlich an verschiedenen Kulturen teilhaben. Viele Personen entwickeln sich im Verlauf ihres Lebens zu aktuell mehrsprachigen und bewusst mehrkulturellen Personen. Diese Entwicklung von der Virtualität oder Potentialität zur Aktualität wird uns beschäftigen. Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität werden hier bewusst und ausdrücklich gemeinsam 6 behandelt, denn die beiden Fähigkeiten stehen in engem Zusammenhang, und ich betrachte sie als ein einheitliches und nicht teilbares Bildungsziel. Sie gehören nach meinem Verständnis des Lehrens und Lernens fremder Sprachen und Kulturen zusammen. 7 Ich behandele sie, wie einleitend schon gesagt, ausgehend von der Sprachlichkeit und Kulturalität der (lernenden) Person. Alle weiteren Fragen und Problemstellungen werden an diesen anthropologischen Ausgangspunkt angeschlossen. Von der Basis des mit Sprachlichkeit und Kulturalität ausgestatteten menschlichen 5 „Wir haben auf die weit verbreitete Auffassung hingewiesen, daß wir andere Kulturen gar nicht verstehen können. Wenn Verstehen immer nur auf dem Hintergrund des Eigenen gelingt, ist es dann nicht, wie die Kritiker sagen, wesentlich durch das Eigene bestimmt und daher Vereinnahmung und Reduzierung des Fremden auf das Eigene? Dem ist entgegenzuhalten, daß im Verstehen des Fremden auch das Eigene verändert wird, wenn wir lernen, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen. Insofern sind wir auf das Fremde angewiesen, um den Dogmatismus, der in jeder Kultur liegt, zu relativieren“ (B REDELLA / C HRIST 1995: 18). (Ergänzung FJM) 6 Mit dieser Haltung stehe ich nicht allein. Der 18. Kongress für Fremdsprachendidaktik der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung (DGFF) hatte das Motto „Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität“ (A GUADO / H U 2000). C OSTE / M OORE / Z ARATE (1997) behandelten Compétence plurilingue et pluriculturelle. Das Europarats-Projekt CARAP hatte ein Framework of reference for pluralistic approaches to languages and cultures zum Gegenstand (C ANDELIER 2007), und Z ARATE / L EVY / K RAMSCH (2008) gaben einem Gemeinschaftswerk europäischer und nordamerikanischer Wissenschaftler den Titel Précis du plurilinguisme et du pluriculturalisme. Die parallele und gleichzeitige Betrachtung von Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität ist nicht mehr ungewöhnlich. Gleichwohl ist sie nicht unumstritten. 7 Die Komplexität und Dynamik beim Kulturtransfer ist in L ÜSEBRINK / R EICHARDT (1997) am Beispiel der gegenseitigen Beeinflussung des Deutschen und Französischen dargestellt. (Hinweis FJM) Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität 119 44 (2015) • Heft 2 Wesens und seines Handelns aus ist alles Weitere zu erörtern: wie Personen zu mehrsprachigen und mehrkulturellen Wesen werden, wie sie sich als mehrsprachige und mehrkulturelle Individuen erfahren, wie sie sich als solche erkennen und akzeptieren, welche Konsequenzen sie aus dieser Erkenntnis ziehen und wie sie danach in der Gesellschaft handeln und wie sie die Politik bestimmen. Ich beginne also nicht mit der Betrachtung von Sprachen und Kulturen oder von Sprachgemeinschaften und Kulturgemeinschaften, sondern frage zuerst nach dem, was Personen im Kontakt mit anderen Personen kommunikativ tun. Wie leben und handeln sie in ihren Sprachen und Kulturen? Wie wachsen sie in ihre Sprachen und Kulturen hinein? Wie verhalten sie sich als Sprecher und als Nutzer von Sprachen, als Teilhaber an Sprachgemeinschaften, als kulturell Handelnde und Teilhaber an Kulturen? Dieser anthropologische Ausgangspunkt ist ein genuin fremdsprachendidaktischer. Von diesem anthropologischen Ausgangspunkt aus sind auch die Einstellungen der Personen zu ihrer Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität und zur Vielsprachigkeit und Multikulturalität im gesellschaftlichen Verstande zu untersuchen. Zu betrachten sind die Entwicklung und die allmähliche Entfaltung von Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität in der Person. In Rechnung zu stellen sind auch die Anforderungen, die an sie gestellt werden, darunter z. B. die Erwartungen an das Lernen von der (frühen) Kindheit bis ins (hohe) Alter. Ebenso sind die gesellschaftlichen Bedingungen (Zwänge, Impulse, Hilfestellungen, Belohnungen, Sanktionen) kritisch zu betrachten: Wie werden personale Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität von den Gemeinschaften und der Gesellschaft, denen die Person angehört, beurteilt, bewertet, entwickelt, behindert, gefördert, genutzt, bestraft? Die zentrale Frage wird also sein, wie sich menschliche Wesen zu mehrsprachigen und mehrkulturellen Personen (im Sinne des Teilhabens an fremden Kulturen) entwickeln, wie ihre Bildung und Entwicklung zur Mehrsprachigkeit und zur Mehrkulturalität verlaufen, wie diese Bildung gelingen oder scheitern kann, wie und warum sie behindert oder gefördert wird, wie die Menschen - im Fall des erfolgreichen Erwerbs - Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität leben. Zu sprechen ist daher ferner - ausgehend von den einzelnen Personen - auch von den Familien, von Freunden und Altersgenossen (also den „Anderen“), ferner vom Bildungswesen, von der Arbeitswelt und vom Beruf, von der Gesellschaft und der Politik, kurz vom sozialen Rahmen der personalen Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität. Denn es ist zu untersuchen, ob und inwieweit dieser soziale Rahmen - das Umfeld - hilfreich ist für die Beförderung der Lernziele Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität Auch wenn die Personen im Zentrum des Interesses bleiben, so muss doch der Blick über sie hinausgehen und die Gesellschaft (in allen ihren Gruppen und Gemeinschaften) und die Politik und die Staaten mit einbeziehen. 120 Herbert Christ 44 (2015) • Heft 2 2.1 Die Sprachlichkeit der Person Die Person ist von ihrem Anbeginn an mit Sprache begabt. Wilhelm VON H UMBOLDT (1979 [1820]: 11) beschreibt das Verhältnis des Menschen zur Sprache folgendermaßen: „Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache“. Er oder sie ist ein Wesen, das sich durch Sprache ausdrückt, durch sie darstellt und sich durch sie zur Person im vollen Sinn entwickelt. Mit der Sprache erhält die ihrem Wesen nach flüchtige, von einem Gegenstand zu einem anderen in rascher Abfolge wechselnde „intellectuelle Thätigkeit“ - die Welt der Gedanken - einen sinnlich wahrnehmbaren und durch Laut und Schrift und Gebärde materiell fixierbaren Ausdruck, einen Anker- oder Speicherplatz im Leben der Person und der Gesellschaft. Mit ihr können Gedanken geäußert und festgehalten werden, werden sie anderen vermittelt. Sprache ist, wie H UMBOLDT im September 1800 an S CHILLER schreibt, „das Mittel, durch welches der Mensch zugleich sich selbst und die Welt bildet.“ Auch moderne Sprachtheoretiker sehen eine enge Verbindung von Sprache und Denken. Allerdings, so stellt der Berliner Linguist Holden H ÄRTL (2009: 75) fest, kommt es darauf an, genauer hinzuschauen und die Schnittstellen von Sprache und Denken einzelsprachlich zu „adjustieren“. Das bedeutet, dass sich die Debatte von der Frage nach dem generellen Verhältnis von Sprache und Denken zu einer speziellen Betrachtung des Denkens in einzelnen Sprachen verlagert hat. Jürgen T RABANT (2010: 9) folgert daraus: „Das Denken hängt durchaus mit der Sprache zusammen, und das heißt allemal mit einer jeweils ganz bestimmten Sprache, weil Sprache sich nun einmal in der Verschiedenheit der vielen menschlichen Sprachen auf der Erde manifestiert. Die Welt wird den Menschen zunächst in einer bestimmten Sprache gegeben, die Menschen „denken“ die Welt in einer bestimmten Sprache. Wenn sie in eine andere Sprache übergehen, merken sie, dass dort die Welt anders gegeben ist.“ Die Menschen - als Menschheit betrachtet - haben Sprachen und sprechen sie auch. Diese Pluralität ist wesentlich. Sie sprechen in ihrer Mehrheit anders als ihresgleichen, ja bei genauerer Betrachtung wird man sagen: jeder spricht anders als seinesgleichen. Jede Person spricht ihre Sprache(n) auf ihre Art. 8 Die Menschen verfügen nicht über eine allen gemeinsame Sprache; es gibt nicht einmal eine Sprache, die von der Mehrheit der Menschen - aller Sprecher - gesprochen würde. Dies ist ein sprachenstatistischer Befund, der aber über die Statistik hinaus tiefere Bedeutung hat. Sie müssen sich nämlich angesichts ihrer ursprünglichen Bindung an eine Sprache um die Kommunikation mit den Sprechern anderer Sprachen bemühen. Darum gehen sie z. B. gelegentlich „in eine andere Sprache (oder in andere Sprachen) über“, wie T RABANT vermerkt: hörend, redend, lesend, schreibend, übersetzend, dolmetschend. Sie sind zur Mehrsprachigkeit gezwungen. Schon mit ihrer persönlichen Sprachlichkeit - ihren Sprachen - haben die Menschen von Anbeginn an ein gewichtiges Kommunikationsproblem. Ihre 8 Die Linguistik spricht vom „Idiolekt“ als der persönlichen Sprachform. „Der Idiolekt […] umfaßt sowohl das sprachliche System und übrige Kenntnisse, die dem Individuum sprachliche Äußerungen ermöglichen, als auch diese Äußerungen selbst“ (H AMMARSTRÖM 1980: 428). Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität 121 44 (2015) • Heft 2 eigenen Sprachen - ihre erste oder ihre ersten und die nachkommenden - müssen in eine konventionelle Form gebracht, sie müssen „normalisiert“, den sprachlichen Normen entsprechend entwickelt werden, damit sie von anderen Sprechern verstanden werden können. Von der Normalisierung der ersten Sprache können alle Eltern berichten. Sind doch die ersten Einwort- oder Zweiwortsätze der Kinder keineswegs allgemeinverständlich. Sie müssen für andere „übersetzt“ werden, und das tun Mütter und Väter unermüdlich, um ihren Kindern mit der Normalform zu einem Ausdruck zu verhelfen, der sie selbst kommunikationsfähig macht, so dass sie für sich selbst sprechen können. Diese Normalisierung der ersten Sprache (oder der ersten Sprachen) beginnt in der frühen Kindheit und wird durch die Umgebung des Kindes (Eltern, Vertraute, Freunde, Erzieher) gesteuert. Später steuert die weitere Umgebung, steuern Schulen und andere Bildungseinrichtungen, aber auch Bücher, Tonträger, Rundfunk, Fernsehen usw. die Normalisierung. Da die Person im Verlauf ihres Lebens mehr als nur eine Sprache lernen muss, um ihren Anteil an der Kommunikation unter den Menschen zu leisten, steht sie immer wieder unter dem Zwang, ihre Sprachlichkeit zu normalisieren 9 und den Gebrauch ihrer Sprachen zu aktualisieren, damit die Kommunikation mit Anderen möglich wird. 10 Die Menschen leisten das, indem sie lernen, „zwischen den Sprachen zu sprechen“ - das ist eine der Grundannahmen der Theorie der Mehrsprachigkeit. Allerdings wird die Existenz der vielen Sprachen nicht von allen widerspruchslos hingenommen. Dieses Faktum ist vielmehr ein Streitfall und es ist „[…] in der Welt […] ein Ärgernis. Es ärgern sich täglich am Skandal der Sprachenvielfalt die zahllosen Sprachschüler […], es ärgern sich die Philosophen, die gern die kognitive Vernunft mit der Sprachvernunft zur Deckung bringen möchten. Und es ärgern sich am Ende auch manche Linguisten, wenn sie lieber Sprach-Wissenschaftler als Sprachen-Wissenschaftler sein wollen“ (W EINRICH 2001: 9). Aber auch Politiker und Ökonomen, die in dem Nebeneinander der vielen Sprachen vor allem einen Kostenfaktor sehen, ärgern sich. Sie vergessen jedoch, dass diese vielen Sprachen mehr als Ausdrucksmittel, mehr als austauschbare Zeichensysteme sind. Sie sind nämlich zugleich Speicher unterschiedlicher Erfahrungen, Denkformen, Gefühle, die sie dem, der sie zu lernen gewillt ist, öffnen und zugänglich machen können. So ist das Ärgernis der Sprachenvielfalt „… gleichzeitig ein Glücksfall für die Menschheit. Denn wie hätten wir sonst in Erfahrung bringen können, dass dieses große Hindernis […] gleichwohl überwindbar ist. Denn Fremdsprachen sind ja erlernbar. Das kostet einige Mühe und erfordert beträchtlichen Aufwand, doch ist die prinzipielle Erlernbarkeit jeder Sprache ein Axiom der Linguistik. So kann auch Fremdes vertraut gemacht werden. Im Medium einer erlernten Sprache erfahren wir nämlich: 9 Der Weg in eine andere, eine fremde Sprache führt über die so genannten „Zwischensprachen“. Vgl. dazu S ELINKER (1972). 10 Der im Lernen vieler Sprachen erfahrene österreichische Linguist Mario W ANDRUSZKA weiß „wie schwer es uns manchmal fällt, mit unseren eigenen phonetischen, morphologischen, lexikalischen, syntaktischen, idiomatischen Abweichungen von der idealen Norm zur Hochsprache fertig zu werden.“ Ähnliche Schwierigkeiten stellen sich beim Lernen anderer Sprachen ein (W ANDRUSZKA 1979: 18). 122 Herbert Christ 44 (2015) • Heft 2 Andere sehen, fühlen, denken anders, aber in Worte gefasst, ist ihr Anderssein nicht notwendig gleichbedeutend mit Fremdheit“ (W EINRICH 2001: 9). Sprachen sind Speicher des kulturellen Gedächtnisses 11 . Sie sind Orte kultureller Begegnung und kulturellen Verstehens, sie weisen Wege, wie man Fremde und Fremdes verstehen, mit Fremdheit umgehen kann. Sie sind aber auch und vor allem Orte der Identität. Das gilt für die Muttersprache, gilt aber auch für anderer Sprachen, sobald sie „meine“ geworden sind (C HRIST / H U 2008). „Wir können unsere Sprache, unsere Erst- und Muttersprache, nicht bloß als ein emotional neutrales Mittel der Verständigung betrachten, sondern müssen sie auch - es geht nicht anders - als Mittel der Identifizierung mit einer, mit unserer Gemeinschaft sehen: Eine Sprache ist auch Heimat“ (G AUGER 2008). 2.2 Zur Kulturalität der Person Der Sprachenvielfalt entspricht die Vielfalt der Kulturen. Sprachräume und Kulturräume sind zwar nicht deckungsgleich, aber sie korrespondieren miteinander. Denn Kulturen sind nicht sprachlos und Sprachen nicht kulturlos zu denken. Alle Kulturen können in allen Sprachen geäußert und verhandelt werden. Daher kann keine Kultur auf eine bestimmte Sprache eingeschränkt und keine Sprache einer wie auch immer gearteten Kultur ausschließlich zugeordnet werden. Wie wir aus der Kulturanthropologie wissen, ist die Person ursprünglich, das heißt von Anfang an, auf das Hineinwachsen in eine Kultur, auf deren Erwerb angelegt, so wie sie mit Sprache (mit Sprachfähigkeit) ausgestattet ist. Denn Personen leben in Kulturen und kommunizieren in Kulturen; sie kommunizieren zwischen den Kulturen. „Cultures do not talk to each other, individuals do” (S COLLON / W ONG -S COLLON 1995: 125). Personen sind es, die Kulturen gedanklich, sprachlich und materiell vermitteln und als Mittler zwischen den Kulturen fungieren. „Die Kulturanthropologie hat wiederholt betont, dass es kein ursprüngliches Naturwesen Mensch gibt, das sich dann noch die Kultur schafft. Der Mensch ist immer schon Kulturwesen. […] Es kommt hinzu, dass der Mensch nicht einfach in der Kultur schlechthin lebt, sondern in einer jeweils eigenen, besonderen Kultur. Es gibt die Kultur nur als abstrakte Begriffsbildung, nicht jedoch als Lebenswirklichkeit“ (C ESANA 2000: 439). Die „jeweils eigene besondere Kultur“ ist eine sehr persönliche. Sie ist nicht das bloße Abbild einer bestimmten historisch gewachsenen Kultur, sondern entwickelt sich lebenszeitlich im Kontakt mit sehr vielen Erscheinungsformen der Kultur, ist also insofern Spiegelbild einer Biographie. Die Feststellungen zur Kulturalität der Person wiederholen in gewisser Hinsicht, was zur Sprachlichkeit der Person gesagt wurde. Die Person ist Kulturwesen von Anfang an. Sie lebt aber nicht in der Kultur (die eine Abstraktion, aber keine Lebensform ist), sondern in einer jeweils eigenen, einer persönli- 11 Zu den Begriffen „kollektives Gedächtnis“, „kulturelles Gedächtnis“ , „kulturelle Identität“ vgl. auch A SSMANN (1988). Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität 123 44 (2015) • Heft 2 chen, die sich lebenszeitlich plural entwickelt und die ihr aus den Gemeinschaften zuwächst, denen sie angehört. So wie die Person lernt, sich (in der Regel zunächst) in einer Sprache zu äußern, die dann als die ihre angesehen wird und die sie selbst als die ihre verstehen lernt, so lebt sie sich in ihre persönliche Kultur ein, die „die sozial vermittelte Kultur prinzipiell, wenn auch zumeist minimal transzendiert“ (H ITZLER 1988: 74). Von dieser persönlichen Kultur aus - die über die sozial vermittelte, kollektive Kultur prinzipiell, wenn auch nur minimal hinausgeht - sucht und findet die Person im Verlauf ihres Lebens oder ihres Wachstums Zugänge zu anderen Kulturen, regelmäßig vermittelt durch Sprache. Diese persönliche Kultur erweist sich auch dann wieder als ein soziales Ereignis. Denn „[…] language is the principal means whereby we conduct our social lives. When it is used in contexts of communication, it is bound up with culture in multiple and complex ways“ (K RAMSCH 1998: 3). Jegliche Teilhabe an Kulturen ist sozial und kommunikativ - und das heißt auch und gerade durch Sprachen - vermittelt. 3. Zur Vielsprachigkeit und Multikulturalität von Gemeinschaften, Gesellschaften und Staaten Bisher war von der Sprachlichkeit und der Kulturalität der Person und ihrer Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität die Rede. Die Person lebt jedoch in Gemeinschaften und in Gesellschaften, in Staaten und Staatenverbünden, und diese bestimmen ihre Sprachlichkeit und Kulturalität mit. Es ist zu untersuchen, wie die Gesellschaften und Staaten mit den vielen Sprachen umgehen, die die Menschheit hervorgebracht hat. Weiter muss man wissen, wie sie auf die vielen Kulturen eingehen, die da sind, sich entwickeln und einander begegnen, durchdringen, bekämpfen, und auf die, die entstehen und untergehen. Sprachen und Kulturen begegnen einander in der Ökumene - mit diesem Wort bezeichnen Kulturanthropologen die von Menschen bewohnte Erde. Sie beanspruchen ihren Raum. Sie siedeln miteinander, untereinander. Wie ordnen Gemeinschaften, Gesellschaften, Staaten und Staatengemeinschaften diese Kohabitation, wie nutzen und fördern sie sie, wann, wie und warum bekämpfen sie sie, wie regeln sie Konflikte zwischen den Sprachgemeinschaften und den Kulturen? Es sind also oberhalb der personalen Ebene zwei Ebenen zu betrachten: die gesellschaftliche Ebene, wenn Sprachkontakte und -konflikte sowie Kulturkontakte und -konflikte in Gemeinschaften und in der Gesellschaft zu betrachten sind, sowie die politische Ebene, wenn Sprachenpolitik und Ökonomie der Sprachen sowie Kulturpolitik und Ökologie der Sprachen in Rede stehen. Handelnde wie auch Grundlage und Ziel des Handelns sind auch auf diesen Ebenen die Personen; denn sie sind es, die die Basis der Gemeinschaften, Gesellschaften und Staaten darstellen. Sie sind es, die Sprachen erwerben, lernen und gebrauchen, die Kultur haben und Kultur entwickeln und im Laufe ihres Lebens Kulturen kennen lernen und in andere Kulturen hineinwachsen. 124 Herbert Christ 44 (2015) • Heft 2 Die Personen sind von ihren Sprachen, ihren Kulturen sowie den Gemeinschaften und Gesellschaften und Staaten, in denen sie leben, „geprägt“. Barbara S CHMENK (2008: 351) benutzt im Rahmen ihrer Betrachtung zur Autonomie der Person die Begriffe „Prägung“ und „Sozialisierung“, die unweigerlich durch Kultur geschieht, und sie setzt sich mit der Dialektik des Verhältnisses von Person und Kollektiv auseinander: Personen werden durch Kollektive, denen sie sich angeschlossen haben oder in die sie hineingeboren oder hineingewachsen sind (ob Gemeinschaften, Gesellschaften oder Staaten oder Kulturen), gebunden. Das bedeutet, dass sie sich diesen gegenüber nicht als autonom betrachten können. Sie bestimmen sich nicht uneingeschränkt selbst, sondern sie werden im Gegenteil von den Kollektiven heteronom (mit-)bestimmt. Was S CHMENK von der kulturellen Prägung und ihren Konsequenzen für die Freiheit der Person sagt, gilt auch für unsere Prägung durch Sprache(n). Auch die Sprachen gewähren uns nicht grenzenlose Freiheit. Ließen wir uns nicht auf ihre (von der Sprechergemeinschaft gesetzten) Normen ein, dann wäre Kommunikation mit anderen unmöglich. Selbst der bewusste Bruch der Normen z. B. in poetischer oder rhetorischer Absicht entlässt uns nicht aus ihrer Struktur. Nun bedeutet Prägung nicht Determinierung: wir sind weder Gefangene der Kultur(en) noch Gefangene der Sprache(n). Aber wir sind in ihnen verortet. Diese Verortung ist der Rahmen unserer sprachlichen und kulturellen Tätigkeiten. Ohne unsere Mitwirkung sind weder Gemeinschaft noch Gesellschaft noch Staat denkbar; ohne uns in unserer Verschiedenheit gäbe es aber auch nicht die vielen Sprachen und die vielen Kulturen, mit denen die Menschheit sich ausgestattet hat. Ohne uns würden sich die Sprachen und Kulturen nicht weiter entwickeln. Dazu leistet jeder Mensch einen (mehr oder weniger) bescheidenen Beitrag. Umgekehrt gilt aber auch, dass ohne historisch gewachsene Sprachen, ohne Kulturen, Gesellschaften, Staaten keine Personen denkbar sind. Ein (menschliches) Leben „jenseits kultureller Einflüsse“ und jenseits sprachlicher Form und außerhalb gesellschaftlicher und politischer Strukturen ist nicht denkbar. Hier greift die Dialektik von Selbstbestimmung und Fremdbestimmung. Für den Einzelnen geht es folglich in der Realität um Mitbestimmung und Mitgestaltung, durch welche allerdings gleichzeitig die Selbstbestimmung eingeschränkt wird. In diesem Spannungsverhältnis von Personen und Institutionen entstehen unzählige Auseinandersetzungen und Konflikte, Auseinandersetzungen von Personen untereinander, einzelner Personen oder Gruppen mit ihren Gemeinschaften, der Gesellschaft und dem Staat und Konflikte zwischen den Kollektivitäten. Wenn von personaler Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität bzw. von Vielsprachigkeit und Multikulturalität im öffentlichen Raum die Rede ist, dann muss auch von diesen Konflikten gesprochen werden. Neben den Konflikten dürfen aber Konfliktlösung, Friedensstiftung und Ausgleich nicht vergessen werden. Tatsächlich können im öffentlichen Leben Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität erlebt und gelebt werden. Sie werden in Europa heutzutage mindestens toleriert, wenn gelegentlich auch eingeschränkt. 12 Staaten und überstaatliche Einrichtungen schützen 12 Historische und aktuelle Beispiele aus allen Gesellschaften und Staaten anzuführen wäre ein Leichtes. Jeder Leser, jede Leserin verfügt über eine eigene Sammlung. Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität 125 44 (2015) • Heft 2 Sprachen und Kulturen, auch solche von kulturellen und sprachlichen Minderheiten. Gesellschaften fördern den kulturellen Austausch, öffentliche Hände organisieren Fremdsprachenunterricht. Mit öffentlichen Geldern werden Forschungen zu Sprachen und Kulturen unterstützt, auch solche zu Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität. Allerdings werden Förderung und Unterstützung häufig auch verweigert. 3.1 Mehrsprachigkeit und Vielsprachigkeit und die ‚sprachenteilige Gesellschaft‘ Mario W ANDRUSZKA (1979: 13) hat das Dilemma der Vielsprachigkeit der Menschheit dargestellt: Die heutige Menschheit hat keine gemeinsame einheitliche Sprache (sie hat nie über eine solche verfügt), sondern sie äußert sich tatsächlich in „dreibis viertausend“ verschiedenen Sprachen, dazu in „zahllosen“ Mundarten, Gruppen- und Sondersprachen. Dies nennt W ANDRUSZKA die „ungeheure, ungeheuerliche Vielsprachigkeit“ der Menschheit, über die bekanntlich schon der Mythos von der Sprachverwirrung in Babylon berichtet. Diese Sprachverwirrung wurde als Fluch ausgelegt. Sie hat die Phantasie der Menschen immer wieder angeregt (hierzu B ORST 1957-1963). Das nüchterne Faktum ist, dass heute auf einige Milliarden Menschen einige tausend Sprachen kommen, große und kleine, dazu Dialekte, Gruppen- und Sondersprachen, solche mit wenigen hundert Sprechern und Großsprachen mit mehr als 100 Millionen Sprechern, aber es gibt keine „uns allen gemeinsame einheitliche Sprache“. Mario Wandruszka sieht die Lösung des erwähnten „Dilemmas“ der Vielsprachigkeit in der Mehrsprachigkeit des einzelnen Menschen. „Dieser ungeheuren, ungeheuerlichen Vielsprachigkeit entspricht zutiefst die Mehrsprachigkeit des einzelnen Menschen. Jeder von uns besitzt die Kraft, das Vermögen, verschiedene Sprachen zu verstehen und zu gebrauchen, immer neu zu lernen und auch wieder zu vergessen“ (Wandruszka 1979: 13). Die mehrsprachigen Menschen in ihrer Gesamtheit sind in der Lage, das scheinbar unverbundene Nebeneinander der Sprachen (das bekanntlich von der Vergleichenden Sprachwissenschaft in Frage gestellt wird) zu organisieren, haben sie doch das Talent, verschiedene Sprachen zu verstehen und zu sprechen und - wo nötig - weitere zu lernen. Sie sind auch in der Lage, Übergänge von der einen Sprache in die andere zu entdecken. Mehrsprachigkeit überwindet nämlich die Grenzen, die von der unverbundenen Vielsprachigkeit errichtet werden. Mit ihrer Hilfe kann aus der unverbundenen Vielsprachigkeit der Menschheit eine „sprachenteilige“ menschliche Gesellschaft werden, die zwar unvollkommen, aber durchaus effizient funktioniert (W EINRICH 1980). Wo viele Sprachen sind, braucht man viele Sprachmittler, also Sprachkundige 13 , die zwei oder mehr Sprachen verstehen und sprechen und den Menschen, die über keine gemeinsame Sprache verfügen, als Vermittler dienen können. Dabei ist nicht nur an 13 Dieser Begriff wurde in der DDR für Personen verwandt, die in der gesellschaftlichen Arbeit sprachmittelnd tätig wurden, unterhalb der Ebene von professionellen Übersetzern und Dolmetschern (C HRIST / DE C ILLIA 2007: 616). 126 Herbert Christ 44 (2015) • Heft 2 professionelle Übersetzer oder Dolmetscher zu denken, an Sprachenlehrer und Sprachwissenschaftler, die natürlich auch gebraucht werden, sondern an Sprachhelfer anderer Qualifikation, z.B. Fachleute auf den jeweils gefragten Gebieten, Sprecher verwandter Sprachen und Sprecher dritter Sprachen, die als Brückensprachensprecher dienen können, Personen, die interkomprehensiv 14 zu agieren verstehen usw. W ANDRUSZKA nennt die Vielsprachigkeit „ungeheuerlich“. Sie stellt in der Tat der Menschheit (nicht nur der Sprachwissenschaft! ) eine ungeheuere Aufgabe. Sie ist daher vielen Menschen „nicht geheuer“. Sie kann Angst wecken, unfreundliche und feindliche Reaktionen hervorrufen. Sie ist immer wieder eine neue Herausforderung und birgt Risiken. Es bedarf daher nicht nur vieler mehrsprachiger Menschen, um damit fertig zu werden, sondern auch der Einsicht aller, damit die Vielsprachigkeit nicht als Ausdruck der Boshaftigkeit und Starrköpfigkeit Einzelner, als zu überwindendes historisches Relikt, sondern als Konsequenz und Auswirkung der geschichtlichen Entwicklung Aller verstanden wird. 3.2 Mehrkulturalität und Multikulturalität Analog zur Vielsprachigkeit kann man von der Vielkulturalität oder (wie es sich eingebürgert hat) der Multikulturalität der Menschheit sprechen und damit das Faktum bezeichnen, dass die Menschen keine einheitliche, weltumspannende Kultur haben. Die Menschheit lebt vielmehr in tausenden verschiedenen Kulturen, größeren und kleineren, traditionellen und fortgeschrittenen (modernen, postmodernen), die wiederum in zahllose Subkulturen aufgegliedert sind. Niemand kennt sie alle, aber viele Menschen sind mit mehreren (vielen? ) vertraut - horizontal im Hinblick auf die Nachbarkulturen und die Ökumene, vertikal mit Blick auf die Subkulturen. Wie bei den Sprachen ist es überflüssig, mit dem Zählen der Kulturen zu beginnen. Ihre Zahl war zu allen Zeiten unstabil, ihre Abgrenzung ist umstritten. Sie entstehen und gehen unter, wie auch Sprachen geboren werden und sterben. Eines ist jedoch sicher: die Teilhaber der einzelnen Kulturen, großer wie kleiner, hängen ihnen an, identifizieren sich mit ihnen, sind unter Umständen bereit, sie zu verteidigen, ja sogar - wenn sie es ihrer Ansicht nach verlangen - für sie in den Tod zu gehen. Das hängt damit zusammen, dass sie von ihrer Kultur oder ihren Kulturen „geprägt“ sind und dass „ihre“ Kultur(en) für sie nicht einfach Kulturen neben anderen sind. Die Menschen sind, ob sie es wollen oder nicht, an die Kulturen gebunden, in denen sie leben und die sie geprägt haben. „Jedem Kulturalismus, der die eigene und die fremde Kultur schlichtweg als eine unter anderen betrachten würde, (ist) ein Riegel vorgeschoben“ (W ALDENFELS 2000: 245). Die eigene und die fremde(n) Kultur(en) werden als je besondere, als differente wahrgenommen und erlebt. Die Idee einer Weltkultur ist eine Illusion oder aber eine Täuschung, wenn sich nämlich dahinter die Absicht verbirgt, an ihrer Stelle eine bestimmte Kultur, z. B. die so genannte westliche Kultur, zu installieren. 14 Zur Interkomprehension vgl. D OYÉ (2005), D OYÉ / M EIßNER (2010). Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität 127 44 (2015) • Heft 2 Die Unhintergehbarkeit der Kulturen schließt natürlich nicht aus, dass manch einer im Verlauf seines Lebens von einer Kultur zu einer anderen übergeht, z. B. auf Grund von Wanderung (Migration), Vertreibung, Konversion, Sprachwechsel, Heirat, politischem Protest. Dabei handelt es sich um eine persönliche Entscheidung. Andere wiederum - und das sind die meisten - leben dauerhaft in zwei oder mehr oder zwischen zwei oder mehreren Kulturen. Es ist wie im Fall der Vielfalt der Sprachen auch im Fall der Vielfalt der Kulturen durchaus angebracht, von einer „ungeheuerlichen“ Multikulturalität zu sprechen, denn sie verlangt von den Menschen einiges. Sie müssen sie verstehen, d.h. die historischen Bedingungen ihrer Entstehung und ihre Bedeutung nachvollziehen, sie müssen entweder die Verständigung suchen oder aber Konflikte austragen. Das „Ungeheuerliche“ kann zu Beunruhigungen und zu Auseinandersetzungen führen. Im Streitfall wird Schlichtung erforderlich. Wenn aber die Bedeutung der Existenz der verschiedenen Kulturen verstanden ist, dann wird man im Angehörigen einer anderen Kultur nicht von vorneherein eine verstockte Person, in einer anderen Kultur nicht sogleich eine zu missionierende Gemeinschaft sehen. Wer sich in der Multikulturalität zurechtfindet, wer sie verstehen, wer Streit schlichten, wer Brücken bauen kann, das ist der mehrkulturelle Mensch. Das sind Menschen, die gelernt haben, über den Tellerrand ihrer eigenen Kultur hinauszuschauen, sich über andere zu informieren, die eigene Position kritisch in die Betrachtung einzubeziehen und zu versuchen, Fremdes und Fremde zu verstehen. Literatur A GUADO , Karin / H U , Adelheid (Hrsg.) (2000): Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität. Dokumentation des 18. Kongresses für Fremdsprachendidaktik. Dortmund 1999. Berlin: Pädagogischer Zeitschriftenverlag. 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