Fremdsprachen Lehren und Lernen
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0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
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Gnutzmann Küster Schramm„This is a continuation of what might have been“
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Sonja Lewin
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45 (2016) • Heft 1 © 2016 Narr Francke Attempto Verlag S ONJA L EWIN * „This is a continuation of what might have been“ 1 Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht Abstract. A comprehensive film education can enable students to deal competently with TV series: they can learn how to analyse this popular format, how to discuss it critically within economic structures, and how to reflect on their own viewing experience. The article argues that, and demonstrates how, these aims can be achieved via the use of fan fiction in English lessons at upper-secondary or university level. The article is divided into three chapters. The first part connects research results from the areas of literary, cultural and gender studies on fan fiction with learning goals that aim at film education and gender awareness. In chapter two, different approaches to TV series via fan fiction are developed from this connection. Chapter three outlines how selected ideas from chapter two can be realised in specific tasks alongside the vampire series True Blood. 1. Einleitung Unter dem Titel „Besser als Kino? “ hat das Filmbüro Nordrhein-Westfalen im Dezember 2012 ein Symposium veranstaltet. Im Fokus stand die wachsende Bedeutung der Fernsehserie, die in Beliebtheit und künstlerischem Einfluss dem Kinofilm zunehmend den Rang abläuft. Die Film- und Fernsehindustrie reagierte damit auf die sich verändernden Konsumbedingungen: Fernsehserien gehören zunehmend zum Alltag 2 - und damit auch zur Lebenswelt von Jugendlichen. Die steigende Dominanz der Fernsehserie macht dieses Format zu einem relevanten Gegenstand eines auf die Entwicklung filmbezogener Kompetenzen ausgerichteten Englischunterrichts: Im Sinne einer fundierten Filmbildung sollten Lernende in der Lage sein, Fernsehserien in ihren Merkmalen zu kennen, Seherfahrungen zu reflektieren und Serien im Kontext ökonomischer Bedingungen kritisch zu betrachten. In diesem Beitrag wird deshalb der Versuch unternommen, verschiedene der von B LELL / G RÜNEWALD / K EPSER / S URKAMP (2016, i.V.; vgl. auch B LELL / S URKAMP im vorliegenden Heft) entwickelten Kompetenzfelder zur * Korrespondenzadresse: Sonja L EWIN , Geismar Landstraße 45, 37083 G ÖTTINGEN . E-Mail: SonjaLewin@gmx.de Arbeitsbereiche: Geschlechterforschung, Fremdsprachendidaktik. 1 Anmerkung der Autorin von Greenlemons fanfic Sometimes a Fantasy. 2 Eine vom Portal „statista“ durchgeführte Befragung zur Nutzungshäufigkeit von Fernsehserien in Deutschland im Jahr 2014 ergab, dass knapp 83% der Befragten im Alter von 14-49 Jahren „sehr oft“ bzw. „regelmäßig“ Fernsehserien schauen: http: / / de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 317397/ umfrage/ nutzungshaeufigkeit-von-fernsehserien-indeutschland/ (eingesehen am 30. August 2015). 82 Sonja Lewin 45 (2016) • Heft 1 Filmbildung in den sprachlichen Fächern für eine Einheit zu Fernsehserien im Englischunterricht der Sekundarstufe II 3 miteinander zu verbinden. Es soll gezeigt werden, wie das Format Fernsehserie über eine andere Textsorte erschlossen werden kann - nämlich die didaktisch noch kaum bearbeitete fan fiction. Als fan fictions oder fanfics werden Texte bezeichnet, die zumeist weibliche Fans auf Basis eines von ihnen gewählten, in den fan communities als ‚Kanontext‘ bezeichneten Medienprodukts schreiben, das häufig eine Fernsehserie ist. 4 Die Texte werden in fan fiction communities im Internet veröffentlicht und dort von anderen Fans gelesen und kommentiert. 5 In ihren fanfics eignen Fans sich Figuren und fiktive Universen der Kanontexte an und entwickeln daraus eigene Erzählungen, in denen sie - wie die im Titel dieses Beitrags zitierte Autorin - Handlungsstränge fortführen, Alternativen imaginieren oder in pairings Charaktere in Liebesbeziehungen zueinander treten lassen. Eben aus der Verbindung zwischen fanfics und ‚Kanontext‘ können produktive Zugänge für den filmbildenden Unterricht entwickelt werden. Im Kontext eines hier vertretenen weiten handlungsorientierten Kompetenzansatzes soll Film auch als kulturelles Handlungsfeld in den Blick genommen werden, indem durch die Auseinandersetzung mit Fernsehserien eine Gendersensibilisierung bei den Lernenden angeregt wird - also eine kritische Beschäftigung mit der Kategorie Geschlecht. 6 Diese soll in ihrer Wirkmächtigkeit in Bezug auf gesellschaftliche Hierarchien, mediale Produkte und die eigene Wahrnehmung betrachtet werden. Gendersensibilisierung spielt als schulisches Lernziel zunehmend eine Rolle (vgl. W EDL / B ARTSCH 2015; K ÖNIG / S URKAMP / D ECKE -C ORNILL 2015) und eignet sich gerade für den Fremdsprachenunterricht, weil die Fremdsprache „eine Haltung der Öffnung für Fremdes“ begünstigt (D ECKE -C ORNILL 2009: 14). Nicht zuletzt werden die Lernenden aufgefordert, sich mit der Gesellschaft und möglichen Rollen darin auseinanderzusetzen - und sich so auch in ihrer Persönlichkeit zu entwickeln (vgl. B REDELLA 2006: 23f.). Zunächst wird der Forschungsstand zu fan fiction als Textsorte und in Beziehung zu fernsehseriellen Kanontexten vorgestellt. Anschließend mit filmdidaktischen und gendersensibilisierenden Zielsetzungen verbunden. Abschließend greife ich Fragen zur praktischen Umsetzung auf und zeige skizzenartig anhand der Vampirserie True Blood, wie sich die Zielsetzungen in Unterrichtsaufgaben überführen lassen. 3 Die anspruchsvollen Zielsetzungen und Zugangsformen eignen sich auch für universitäre Veranstaltungen, z.B. zur Ausbildung von Englischlehrer/ innen. 4 Der Begriff ‚Kanontext‘ grenzt damit das ‚authentische‘ Medienprodukt von den fanfics ab (vgl. P UGH 2005: 26). 5 Die größte community ist gegenwärtig www.fanfiction.net [30. August 2015]. 6 Für eine ausführliche Konzipierung gendersensibilisierender Lernziele vgl. L EWIN (2015). Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht 83 45 (2016) • Heft 1 2. Fan Fiction und das Format Fernsehserie Is the story consistent with what you know of that show? Were the characters and dialogue true to the series or were they false and stilted? Was the plot logical or did it hang too much upon coincidence? Did the author have some original ideas, was the story just the ‘same old thing’ or was it ‘the same old thing’ in a new and vibrant style? (Susan M. G ARRETT , zitiert in: J ENKINS 1992: 161) Mit diesen Leitfragen versuchte Susan M. G ARRETT , Herausgeberin einer S TAR T REK - Fanzeitschrift in den 1980er Jahren, Kriterien zu formulieren, anhand derer die Leserschaft die Qualität von den im Heft veröffentlichten fanfics bewerten könne. Einerseits muss eine gute fanfic demnach logisch an ihren Kanontext anschließen, andererseits soll ihr Originalität anhaften, die sie von diesem unterscheidet. Aus dem Zitat lässt sich damit das herauslesen, was in literaturwissenschaftlichen Untersuchungen zu fan fiction als Merkmale für diese Textsorte ausgemacht worden ist (vgl. H ELLEKSON / B USSE 2006; P UGH 2005): Die von den Fans geschriebenen Texte können nur in Beziehung zu ihrem Kanontext verstanden werden; diese Beziehung ist komplex und von Ambivalenzen geprägt; kurzum: Fan fiction bewegt sich auf einem schmalen Grad zwischen Reproduktion und Distinktion in Bezug auf ein anderes mediales Produkt. Eben diese komplexe Beziehung macht die Textsorte interessant für den filmbildenden Englischunterricht. Sie wird deshalb im Folgenden aus kulturwissenschaftlicher, literaturwissenschaftlicher und genderorientierter Perspektive erörtert. Die Beschäftigung mit fan fiction ging von den Kulturwissenschaften aus und hing mit dem seit den 1980er Jahren steigenden Interesse an Fankulturen zusammen. Diese wurden auf ihr Potenzial untersucht, Machtverhältnisse zwischen den Produzent/ innen und Konsument/ innen medialer Produkte zu unterwandern. Die kulturwissenschaftliche Betrachtung von fan fiction wurde maßgeblich durch den von Henry J ENKINS (1992) eingebrachten Begriff des „poaching“ geprägt: Der Ausdruck interpretiert das Schreiben von fan fiction als das Sich-Aneignen medialer Produkte zur Erzeugung eigener kultureller (Be)Deutungen. Die Beziehung der Fans zum Produkt ist dabei ambivalent und sowohl von Begeisterung als auch Frustration über ‚fehlende‘ oder ‚falsche‘ Darstellungen geprägt (ebd.: 23-34). J ENKINS begreift den Schreibvorgang als „empowering“ (284), da Fans ihre passive, ohnmächtige Rolle als Rezipient/ innen verließen und selbst an der kulturellen Sinnstiftung beteiligt seien (32). Diese Einschätzung spiegelt sich auch in feministischen Ansätzen der 1980er und 90er Jahre wider, die sich mit der Tatsache befasst haben, dass fan fiction zum überwiegenden Teil von Frauen über von Männern produzierte Kanontexte geschrieben wird. 7 So sieht Camille B ACON -S MITH (1992: 251-288) in fan fiction die Möglichkeit, Themen zum Ausdruck zu bringen, die in patriarchal geprägten Kulturen unterdrückt werden. Besondere Beachtung hat das Subgenre slash erhalten: In slash fanfics gehen zwei männliche Charaktere aus dem Kanontext, z.B. K IRK und S POCK aus der Fernseh- 7 Zum Frauenanteil in fan fiction communities der 1970er/ 80er Jahre vgl. C OPPA (2006: 47); für aktuelle Zahlen vgl. K ATYAL (2006: 485). Zur Männerdominanz in der Film- und Fernsehindustrie in den USA vgl. D ERECHO (2006: 71). 84 Sonja Lewin 45 (2016) • Heft 1 serie S TAR T REK , eine romantische Beziehung miteinander ein. Die häufig sexuell expliziten Texte wurden als Möglichkeit für Frauen betrachtet, sexuelle Begierden jenseits jener patriarchalen Geschlechterrollen auszudrücken, die sie auf ihre Rolle als Sexobjekte reduzieren (vgl. L AMB / V EITH 1986). Heutige genderorientierte Forschung betrachtet fan fiction und slash zwar differenzierter, aber auch hier überwiegt die Tendenz, die Textart als Möglichkeit zur Subversion gesellschaftlicher Hierarchien zu betrachten (vgl. I SAKSSON 2009; K EFT -K ENNEDY 2008). Den tendenziell enthusiastischen Politisierungen von fan fiction stehen ernüchternde Sichtweisen aus der aktuellen Forschung zur Populärkultur gegenüber. Demzufolge werden Produkte wie Fernsehserien für ein Massenpublikum hergestellt mit dem Ziel, möglichst hohe Profite über einen möglichst langen Zeitraum zu erwirtschaften (vgl. K ELLETER 2012: 18f.). In dem Zusammenhang kann die Förderung einer aktiven Fankultur als Marketingstrategie betrachtet werden, bei der Fans durch Merchandising, interaktive Websites und andere vermeintlich partizipatorische Angebote an das Produkt gebunden werden (vgl. M ELLINS 2012). Dabei verbleiben die Copyright-Rechte an den Werken der Fans ebenso wie alle finanziellen Profite bei den Produzent/ innen. 8 Wie groß das Potenzial von fan fiction ist, gesellschaftliche Hierarchien zu unterwandern, kann deshalb kontrovers diskutiert werden. Jenseits solcher Fragestellungen zeigen die Literaturwissenschaften, welche Eigenschaften mediale Produkte aufweisen müssen, um fan fiction zu inspirieren. Fanfics existieren fast nur in Verbindung mit seriellen Textformaten, vorwiegend Fernsehserien. Allem Anschein nach hat sich fan fiction aus den Merkmalen dieser Erzählformate herausgebildet, die als „Fortsetzungsgeschichten mit Figurenkonstanz“ (K ELLE - TER 2012: 18) vor der Herausforderung stehen, als Gesamterzählung kohärent zu bleiben, aber unverändert Spannung bei den Zuschauenden zu erzeugen, also „gleichzeitig Verlässlichkeit und Attraktion, Wiederholung und Erneuerung zu schaffen“ (ebd. 20). Diese Herausforderung wird durch Stilmittel bewältigt, die eine Uneindeutigkeit und Wandelbarkeit in den seriellen Produkten aufrechterhalten (vgl. A LLRATH / G YMNICH / S URKAMP 2005: 3-19) und die fanfics aufgreifen: So sorgen Cliffhanger 9 für Spannung und werden in fan fictions aufgelöst; der Einsatz von Leerstellen in Serien stellt sicher, dass neue Elemente ohne logische Brüche eingebracht werden können - und provoziert geradezu eine literarische Ausgestaltung von Seiten der Fans. Die formatbedingten Merkmale von Serien wirken sich insbesondere auf die Gestaltung ihrer Figuren aus, die Veränderungsprozesse durchlaufen (vgl. auch A LLRATH / G YMNICH / S URKAMP 2005: 29): „Serielle Figuren sind nie völlig präsent, nie völlig greifbar, weil sie ihre Gestalt im impliziten oder expliziten Verweis auf vorherige 8 Dass gesellschaftliche Hierarchien dabei größtenteils bestehen bleiben, zeigt sich auch daran, dass Fan- Aktivitäten juristisch verfolgt werden, wenn sie eher als problematisch denn verkaufsförderlich eingeschätzt werden: So gibt es einige Gerichtsverfahren gegen die Aneignung von Fernsehcharakteren in slash- Geschichten, während heterosexuelle fan fictions tendenziell unberührt bleiben (vgl. K ATYAL 2006: 498- 512). 9 Der englische Ausdruck cliffhanger beschreibt den offenen Ausgang einer Serienfolge. Statt die Handlung aufzulösen endet die Episode auf dem Höhepunkt der Spannung. Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht 85 45 (2016) • Heft 1 Dramatisierungen oder auf mögliche zukünftige Entwicklungen erhalten“ (D ENSON / M AYER 2012: 198). Durch die Kombination unterschiedlicher Handlungsstränge können verschiedene Facetten eines Charakters in multiplen Beziehungskonstellationen auftreten; Flashbacks können dunkle Seiten einer Figur zu Tage treten lassen oder ein neues Licht auf einen vermeintlichen Bösewicht werfen. Auch sexuelle Orientierungen können sich im Laufe einer Serie verändern, und Geschlechteridentitäten können je nach Beziehungskonstellation unterschiedlich inszeniert werden. 10 Gerade letzteres wird in fanfics aufgegriffen, denn sie befassen sich oft mit der Erkundung komplexer Charaktere in verschiedenen Beziehungskonstellationen. An der Existenz der fanfic- Genres slash und het (fanfics mit heterosexuellem pairing) zeigt sich, dass Fernsehserien vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für Figuren andeuten, die in fanfics fortgeführt werden. Ob die unterschiedlichen fanfic-Figurenkonstruktionen gleichermaßen als legitime Weiterentwicklung bestimmter Seriencharaktere akzeptiert werden, ist allerdings eine andere Frage: So sind z.B. K IRK / S POCK -Liebesgeschichten zwar beliebt in S TAR T REK fan fiction communities und können mit Verweis auf die Darstellung der engen Männerfreundschaft im Kanontext verortet werden (vgl. B ACON -S MITH 1992: 231-238), aber ihre Existenz sorgt trotzdem bei vielen Zuschauer/ innen für Irritation (vgl. J EN - KINS 1992: 201). Dies hängt damit zusammen, dass solche fanfics dominanten Normen zuwiderlaufen - z.B. der unterstellten Annahme, dass alle Menschen eindeutig männlich oder weiblich sind und das ‚andere‘ Geschlecht begehren (zur Kritik an diesen, eine „heterosexuelle Matrix“ bildenden Annahmen, vgl. B UTLER 1991: 68-122). Um die eigenen verinnerlichten Normen zu bewahren, werden bei der Rezeption medialer Produkte oft Interpretationen ausgeblendet, die diese Normen in Frage stellen würden (vgl. B LELL 1999: 164; K LEINER / U RBAN 2010: 158). Fan fiction wird gesellschaftskritisches Potenzial zugesprochen, weil hier auch solche Interpretationen literarisch sichtbar werden, die viele Menschen beim Sehen der Kanontexte nicht wahrnehmen (vgl. L INDGREN L EAVENWORTH / I SAKSSON 2013: 112-117). Fan fictions können damit auch als fiktionalisierte Seherfahrungen verstanden werden und sind so Produkte eines Vorgangs, bei dem sich die Grenzen zwischen Produktion und Rezeption auflösen - ein Vorgang, den Malin I SAKSSON und Maria L INDGREN L EAVENWORTH (2013: 44) als „prosumption“ 11 bezeichnen. Die Position als ‚prosumer‘ konnte sich nur deshalb entwickeln, weil das Format der Fernsehserie seinen Zuschauer/ innen eine aktive Rolle zuweist, die ihnen im Vergleich zu anderen medialen Texten eine größere Beteiligung am Verstehensprozess abverlangt (vgl. M ITTEL 2012: 118-120; H AYWARD 1997). Auch wenn diese Rolle ökonomisch begründet sein mag, birgt sie doch die Möglichkeit zur kulturellen Einflussnahme. Beispiele wie die Verfilmung besonders beliebter fan fiction-Motive durch die Produzent/ innen (vgl. unten S. 96) sind eindrucksvolle Zeichen dafür, wie sehr Konsum und Produktion heute verzahnt sind: fan fiction kann selbst zum Kanontext werden. 10 Zur Konstruktion von Geschlecht in audio-visuellen Medien vgl. G YMNICH (2010). 11 Der Neologismus setzt sich aus den Worten ‚production‘ und ‚consumption‘ zusammen. 86 Sonja Lewin 45 (2016) • Heft 1 3. Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien Im Folgenden möchte ich die Forschungsergebnisse zu fan fiction und dem Format der Fernsehserie mit filmdidaktischen, gendersensibilisierenden Zielsetzungen für den Englischunterricht der Sekundarstufe II verbinden. Dabei orientiere ich mich an zwei der von B LELL / G RÜNEWALD / K EPSER / S URKAMP (2016, i.V.) definierten Kompetenzfeldern, in die sich die Entwicklung filmbezogener Kompetenzen in den sprachlichen Fächern fassen lässt, nämlich ‚Film analysieren‘ und ‚Film kontextualisieren‘ (vgl. auch den Beitrag von B LELL / S URKAMP in diesem Heft). Teilkompetenzen dieser Felder werden in drei Schwerpunkte gegliedert, nämlich die Analyse von Figurenkonstruktionen, die Reflexion von Seherfahrungen und die Diskussion von Fernsehserien als ökonomische Produkte. Dabei wird die Kategorie Geschlecht perspektivisch mitgedacht. 3.1 Figurenkonstruktionen in Fernsehserien analysieren und reflektieren Als Erstes beziehe ich mich auf den Teilbereich „Filmgenrewissen und filmtheoretisches Wissen aneignen und nutzen“, der dem Kompetenzfeld ‚Film analysieren‘ zugeordnet ist (vgl. B LELL / G RÜNEWALD / K EPSER / S URKAMP 2016, i.V.). Die Lernenden sollen sich mit der audio-visuellen Bauform und dem seriellen Erzählmodus von Fernsehserien auseinandersetzen und Charakteristika wie Cliffhanger, Flashbacks und Leerstellen erkennen, benennen und in ihrer Wirkungsweise beschreiben. Dies soll besonders im Hinblick auf Figurenkonstruktionen erfolgen, die auf die uneindeutige und wandelbare Darstellung von Geschlecht und sexueller Orientierung hin analysiert werden: Die Lernenden untersuchen, wie diese Kategorien audio-visuell hergestellt werden (vgl. B LELL / L ÜTGE 2009), und setzen ihre Beobachtungen in Bezug zu bereits angeeigneten fernsehserientypischen Stilmitteln. Damit die Analyse von Fernsehserien „nicht als Selbstzweck“ (H ENSELER / M ÖLLER / S URKAMP 2011: 40) betrieben wird, sondern sinnhaft und motivierend für die Lernenden ist, kann sie im Unterricht als Werkzeug zum Verstehen verschiedener fanfics eingesetzt werden: Die Verbindung der fanfics zum Kanontext wird demzufolge genutzt, um eine Fernsehserie über ihre fanfics zu erschließen. Die Lernenden werden dabei zu ‚Detektiven‘, die sich in der Fernsehserie auf die Suche nach jenen Spuren machen, die diese in den fan fictions hinterlassen hat. Dabei geht es nicht nur um inhaltliche Merkmale, sondern auch um formale Stilmittel, die von fan fictions aufgegriffen werden. Wenn Fernsehserien analytisch über ihre fanfics erschlossen werden sollen, bietet sich eine Fokussierung auf die Figurenkonstruktionen an. Während fan fiction oft aus dem Wunsch erwächst, rätselhafte Seriencharaktere zu verstehen und damit die Uneindeutigkeit von Fernsehserien aufzulösen, tun fanfics in ihrer Gesamtheit das Gegenteil: Sie verstärken die serientypische Uneindeutigkeit von Fernsehserienfiguren, indem sie für identische Figuren eine Bandbreite an Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Diese Bandbreite kann für den filmbildenden Fremdsprachenunterricht genutzt werden, um vergleichend zu untersuchen, inwiefern unterschiedliche Handlungsstränge, soziale Rollen und sexuelle Beziehungen, in denen eine Figur in fanfics verortet wird, in der Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht 87 45 (2016) • Heft 1 Fernsehserie angelegt sind und inwiefern die Merkmale des Serienformats eine solche Vielschichtigkeit (mit)bedingen. Hier lassen sich gendersensibilisierende Lernziele integrieren, denn die Uneindeutigkeit vieler Fernsehserienfiguren wird in fanfics gerade in Bezug auf sexuelle Orientierung und Geschlechterinszenierungen genutzt und in unterschiedlichen Subgenres verortet. Die Existenz von het und slash fanfics bietet hervorragende didaktische Möglichkeiten, sich dem Kanontext der Fernsehserie zu nähern: So sind beispielsweise männliche Figuren für den Unterricht interessant, die in den Subgenres het und slash gleichermaßen beliebt sind, denn diese können eine Auseinandersetzung mit der (teils nur angedeuteten) Vielschichtigkeit dieser Figuren in der Fernsehserie anstoßen. Für die konkrete Unterrichtsplanung bietet es sich an, eine allgemeine Auseinandersetzung mit dem Format der Fernsehserie einer genderorientierten Analyse voranzustellen. Als Einstieg können die Lernenden mit dem Phänomen fan fiction konfrontiert werden und auf www.fanfiction.net recherchieren, wie diese Textsorte funktioniert, nach welchen Kriterien die Texte geordnet sind und welche Figuren und pairings der im Unterricht behandelten Serie besonders beliebt sind. Anschließend können die Lernenden versuchen, die Popularität bestimmter Serienfiguren in ersten Hypothesen zu erklären und dabei auch auf ihre eigenen Seherfahrungen zurückgreifen. Im nächsten Schritt kann eine besonders beliebte und serientypisch uneindeutige Figur fokussiert und auf ihre Geschlechterkonstruktion hin untersucht werden. Dazu können vielfältige het- und slash fanfics ausgewählt werden, mit denen sich die Lernenden im Rahmen eines Gruppenpuzzles (vgl. G RIESER -K INDEL / H ENSELER / M ÖLLER 2007: 109- 115) beschäftigen: Zunächst analysieren sie die Figurenkonstruktion in einer het- oder slash fanfic und tauschen sich dann mit einer Gruppe aus, die eine fanfic des anderen Subgenres untersucht hat. Die Diskrepanz zwischen den Analyseergebnissen kann Verwirrung darüber auslösen, dass so unterschiedliche Vorstellungen von der Figur existieren. Diese Verwirrung kann durch eine Analyse von Schlüsselszenen der Fernsehserie aufgelöst werden, durch die erklärt werden kann, dass serielle Figurenkonstruktionen oft von Uneindeutigkeiten geprägt sind, die mit den Merkmalen des Formats zusammen hängen. Damit sich der Kreis schließt, kann abschließend der Blick noch einmal darauf gelenkt werden, inwiefern die fan fictions sich gerade diese Merkmale zunutze machen, um ihre Figurenkonstruktionen zu entwickeln. 3.2 Sichtweisen auf Fernsehserien reflektieren Das Kompetenzfeld ‚Film analysieren‘ beschränkt sich nicht auf die Aneignung und Anwendung filmtheoretischen Wissens, sondern schließt das Teilziel „Filmrezeption erfassen und auswerten“ mit ein (B LELL / G RÜNEWALD / K EPSER / S URKAMP 2016, i.V.). Diesem Teilziel entsprechend sollen die Lernenden die Deutungsoffenheit medialer Texte und besonders von Fernsehserien reflektieren, die Subjektivität der eigenen Perspektive erkennen und verschiedene Interpretationen akzeptieren. Aufkommende Irritationen bei von der eigenen Rezeption abweichenden Sichtweisen sollen in Bezug auf den Einfluss untersucht werden, den kulturelle Normen auf das Sehen haben. Dem 88 Sonja Lewin 45 (2016) • Heft 1 Lernziel Gendersensibilisierung wird dadurch insofern Rechnung getragen, als solche Normen fokussiert werden, die mit Geschlecht und sexueller Orientierung zusammenhängen. Nicht zuletzt sollen die Lernenden angeregt werden, nicht-normative Sichtweisen auszuprobieren und so auch jene Identitäten anzuerkennen, die in unserer Gesellschaft als ‚anders‘ ausgeschlossen werden. 12 Die Existenz einer Vielzahl unterschiedlicher fanfics zu identischen Serienfiguren zeigt eindrücklich auf, wie unterschiedlich ein und dasselbe mediale Produkt wahrgenommen wird. Eine Beschäftigung mit fan fiction kann den Lernenden bewusst machen, dass es eben nicht ‚die eine richtige‘ Interpretation eines Werkes gibt, sondern Interpretationen immer auch subjektiv geprägt sind, „weil der Sinn eines Textes nicht gegeben ist, sondern erst unter der Mitwirkung des Lesers [oder hier: Zuschauers] entsteht“ (B REDELLA 1995: 29; zum hermeneutischen Verstehensbegriff im Fremdsprachenunterricht vgl. N ÜNNING / S URKAMP 2010: 13). Das kann nicht nur durch eine Diskussion über verschiedene fanfic-Figurenkonstruktionen unter den Lernenden nachvollzogen werden, sondern lässt sich auch in den fanfic communities beobachten: Dort diskutieren Fans über ‚richtige‘ und ‚falsche‘ Figureninterpretationen (vgl. P UGH 2005: 65ff.). Eine Einbeziehung solcher Diskussionen kann aufzeigen, dass Interpretationen Aushandlungsprozessen ausgesetzt sind, in denen die Bedeutung eines medialen Produkts immer wieder neu verhandelt wird. Dass aber trotzdem nicht alle Sichtweisen in unserer Gesellschaft gleichermaßen als legitim gelten und inwiefern das mit gesellschaftlichen Normen und Hierarchien zusammenhängt, lässt sich gut anhand von slash fanfics im Unterricht thematisieren. Diese stellen explizit das dar, was in Serien oft nur angedeutet wird - z.B. nicht-heterosexuelle Beziehungen. Während die Andeutungen in Serien Zuschauer/ innen die Möglichkeit geben, sie einfach zu ‚übersehen‘ und ihre normierten Sichtweisen damit als einzig mögliche Interpretation anzusehen, fordert slash ein ‚Hinsehen‘ geradezu heraus - und damit auch eine Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen und der Irritation, die diese ggf. bei den Rezipient/ innen auslösen. Ein solcher Ansatz ist im Bereich der fremdsprachlichen Filmdidaktik bereits entdeckt worden: Unter Rückgriff auf die der Queer Theory zugrunde liegende Kritik an Normierungsprozessen (vgl. W ARNER 1993) gibt es einige Veröffentlichungen (vgl. K LEINER / U RBAN 2010; W ALBERG 2010; Z AHN 2010), die die Irritation von Seherwartungen einsetzen, um die den Erwartungen zugrunde liegenden Normen sichtbar und hinterfragbar zu machen: Wenn sich also im Viewing Gender die aktuellen Wahrnehmungsbilder nicht eindeutig identifizieren lassen, d.h. die Wahrnehmungen nicht sinnvoll im Rahmen der Erfahrungszusammenhänge mit bekannten, konventionellen Diskursfiguren, Gesten, Handlungen, etc. in Beziehung gesetzt werden können, entstehen daraus problematische Spannungen, die das Potential haben die Wahrnehmung und das Denken der Betrachter in ein Anders-Werden zu überführen (Z AHN 2010: 82). 12 Zu ähnlichen Zielsetzungen für die Literaturdidaktik vgl. D ECKE -C ORNILL (2004: 198-203). Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht 89 45 (2016) • Heft 1 Während in diesen Veröffentlichungen nur jene Filme als produktiv gelten, die heteronormative Vorstellungen ins Leere laufen lassen, bietet der Einsatz von fan fictions die Möglichkeit, auch solchen medialen Produkten großes Irritationspotenzial zu verleihen, die eher dem kulturellen ‚mainstream‘ angehören. Dadurch kann das Ungewohnte im Gewohnten sichtbar werden - und bei erneutem Blick auf die Serie können neue Perspektiven ausprobiert werden. Als Einstieg in diese Unterrichtsphase sollte den Lernenden nach Auseinandersetzung mit vielfältigen fanfics die Gelegenheit gegeben werden, sich im Zuge eines Rezeptionsgesprächs (vgl. H ENSELER / M ÖLLER / S URKAMP 2011: 101) über ihre Gedanken zu den Figurendarstellungen auszutauschen. Eine Vielfalt in den Meinungen kann in eine Diskussion münden, in der tiefergehende Fragen über subjektive und objektive Sinngehalte literarischer Texte verhandelt und die Grenzen von Kreativität ausgelotet werden: Wo hört eine akzeptable Interpretation auf und wo fängt dementsprechend Inkohärenz an? Wie weit lässt sich das serielle Spannungsfeld zwischen Vertrautem und Neuem in fanfics dehnen, und wo zerfällt die fiktive Welt, weil sie ihre Glaubwürdigkeit verliert? Hier ist ein ständiger Wechsel zwischen fanfics und Fernsehserie empfehlenswert, auch Fandiskussionen können miteinbezogen werden. Die Frage danach, wer eigentlich entscheidet, welche Interpretation ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ ist, kann in eine Reflexion von Machtpositionen, Deutungshoheit und den gesellschaftlichen Normen überführen, die mit der Anerkennung von Sichtweisen verknüpft sind. Hier können die eigenen Gefühle in Bezug auf verschiedene fanfics näher betrachtet werden um zu untersuchen, welche Darstellungen Irritation ausgelöst haben und warum sie das getan haben - und welche anderen Sichtweisen auf diese Darstellungen und die Fernsehserie möglich wären. 3.3 Fernsehserien in (Geschlechter-) Hierarchien verorten In Orientierung an das Kompetenzfeld ‚Film kontextualisieren‘ (B LELL / G RÜNEWALD / K EPSER / S URKAMP 2016, i.V.) können Fernsehserien im Unterricht auch innerhalb gesellschaftlich-ökonomischer Bedingungen betrachtet werden. Die Lernenden sollen erkennen, dass die Fernsehserie in Form, Inhalt und Rezeptionsmöglichkeiten von ökonomischen Strukturen geprägt ist. Vor diesem Hintergrund werden die Partizipationsmöglichkeiten von Fans und deren Einfluss auf Machtverhältnisse kritisch diskutiert und die eigene Rolle als Konsument/ in reflektiert. Dies soll insbesondere in Bezug auf die Kategorie ‚Geschlecht‘ geschehen, indem im Sinne dessen, was Nina D EGELE (2008: 14) als „strukturorientierte Gesellschaftskritik“ bezeichnet, Geschlechterverhältnisse in der Film- und Fernsehindustrie mit gesellschaftlichen Hierarchien in Zusammenhang gebracht werden. 13 Nicht zuletzt sollen Veränderungsmöglichkeiten diskutiert werden. 13 Für eine Anwendung strukturorientierter Gesellschaftskritik auf den Literaturunterricht vgl. K ÖNIG (2015). 90 Sonja Lewin 45 (2016) • Heft 1 Ein großes Potenzial von fan fiction besteht darin, dass sich im Schreiben die Ambivalenzen zwischen einer Begeisterung für die medialen Produkte und einer Frustration darüber, was an ihnen als unbefriedigend erlebt wird, verdichten. Dadurch lässt sich die komplexe Rolle von Rezipient/ innen populärkultureller Produkte nachvollziehen, die sich einerseits durch eine große, teils normenkritische Beteiligung an der Sinnkonstruktion der Produkte auszeichnet, deren eigene Sinnkonstruktionen aber größtenteils keinen Eingang finden in die Produktionsseite - und somit gesellschaftlich kaum eine Wirkmächtigkeit entfalten. Fan fiction bietet die Möglichkeit, diese Fragen auch in Bezug auf die Kategorie ‚Geschlecht‘ zu stellen: Mit Verweis auf die Geschlechterverhältnisse in der Film- und Fernsehindustrie einerseits und fan fiction communities andererseits lassen sich Geschlechterhierarchien thematisieren, die auch die Mediengesellschaft betreffen. Fan fictions bieten außerdem die Möglichkeit, zu diskutieren, wie diese Strukturen verändert werden könnten und ob sich z.B. slash als eine solche Möglichkeit verstehen ließe. Um Fernsehserien als kommerzielle Produkte begreifbar zu machen, bietet es sich an, die bereits analysierten Merkmale von Fernsehserien in einen Zusammenhang mit ökonomischen Zielen zu setzen. Die Lernenden arbeiten die Unterschiede zwischen der Art, wie Filme und Serien jeweils Profite erwirtschaften, heraus und überlegen am Beispiel von Cliffhangern, wie sich der Einsatz solcher Stilmittel auf das Sehverhalten von Zuschauer/ innen und damit auf den finanziellen Erfolg einer Serie auswirkt. Daran anschließend kann die Rezeptionsseite neu betrachtet werden: Die Lernenden diskutieren (z.B. im Rahmen einer unterrichtlich inszenierten Podiumsdiskussion), inwiefern die aktive, sich in fanfics manifestierende Rolle der Zuschauenden bei Fernsehserien, eine Form kultureller Partizipation symbolisiert oder im Gegenteil eine Strategie ist, Konsument/ innen emotional stärker an die Serie zu binden - und damit ökonomisch begründete Hierarchien zwischen Produktions- und Rezeptionsseite aufrecht zu erhalten. Als Vorbereitung könnten ausgewählte Textausschnitte von Henry J ENKINS bearbeitet werden. 14 Schließlich kann auch die Kategorie Geschlecht in den Blick rücken: Die Lernenden sollen sich mit der Film- und Fernsehindustrie auseinandersetzen und recherchieren, wer deren Schlüsselpositionen besetzt und was diese Menschen miteinander gemein haben. Sie können dann die Erkenntnis, dass die wichtigen Positionen (z.B. Regie, Produktion, Schnitt) überwiegend von Männern besetzt sind, mit dem entgegengesetzten Geschlechterverhältnis in den fan fiction communities vergleichen. An den Vergleich können sich gesellschaftskritische Fragen anschließen: Wie kommt es, dass in den Schlüsselpositionen der Film- und Fernsehindustrie kaum, unter fanfic- Autor/ innen aber überwiegend Frauen sind? Wie unterscheiden sich Fernsehserien und fanfics in Profitabilität und gesellschaftlicher Einflussnahme? Welchen Einfluss können gesellschaftliche Hierarchien auf kulturelle Produkte haben? In diesem Zusammenhang bietet es sich auch an, feministische Analysen von slash in den Unterricht 14 Dafür eignet sich besonders der Textabschnitt ab Seite 24, in dem J ENKINS (1992) das Konzept des „poaching“ erklärt und dessen Einflussmöglichkeiten auf Machtverhältnisse diskutiert. Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht 91 45 (2016) • Heft 1 miteinzubeziehen 15 , um zu diskutieren, inwiefern sich in den fanfics Widerstand gegen sexuelle Normen und ‚vergeschlechtlichte Hierarchien‘ 16 finden lässt und welches Potenzial den fanfics innewohnt, diese zu verändern. 4. Praktische Umsetzung Wenn Fernsehserien über fan fictions erschlossen werden sollen, ergibt sich eine Reihe praktischer Fragen, die im Vorfeld eines Unterrichtseinsatzes geklärt werden sollten. Die erste Frage betrifft die Wahl der Präsentationsform, denn Fernsehserien haben eine zu lange Laufzeit, um während des Unterrichts geschaut zu werden. Stattdessen können die Lernenden z.B. die erste Staffel einer Serie zuhause schauen und sich mithilfe eines (Film-)Sehtagebuchs zunächst selbstständig damit auseinandersetzen (vgl. H ENSELER / M ÖLLER / S URKAMP 2011: 107). Leitfragen können dazu anregen, die eigenen Gefühle beim Schauen der Episoden zu verschriftlichen, wichtige Situationen zu notieren oder sich auf eine Figur zu konzentrieren. Ein Austausch über die Sehtagebücher kann als Einstieg in die Unterrichtseinheit dienen. Bei diesem Vorgehen müssten sich die Lernenden die DVDs kaufen. Alternativ bietet der Internet-Shop Amazon seinen Prime-Kund/ innen inzwischen einen Video Shop, in dem zahlreiche Serien kostenlos und legal zur Verfügung stehen. Die zweite Frage betrifft die (Alters-)Angemessenheit mancher fanfics, denn unter den Texten gibt es pornografische, vereinzelt auch gewalttätige Darstellungen. Um Lerngruppen ggf. vor solchen Darstellungen zu schützen, sollten Lehrkräfte bei der Auswahl der Texte auf die tags achten, mit denen eine fan fiction versehen ist: Nichteinvernehmliche sexuelle Handlungen werden von den Autor/ innen graduell als „dubcon“ (dubious-consent), „non-con“ (non-consentual) oder „rape“ markiert. 17 Außerdem sind fanfics bei fanfiction.net mit einem „rating“ versehen, das Mindestaltersempfehlungen ausspricht. Fanfics mit dem rating „M“ sollen nicht von Jugendlichen unter 16 Jahren gelesen werden, „MA“-fanfics nicht unter 18 Jahren. 18 Gerade im Fall selbstständiger Internetrecherchen ist es wichtig, die Lernenden über diese Kategorien zu informieren um ihnen die Möglichkeit zu geben, verantwortungsbewusst mit den fanfics umzugehen und eigene Grenzen zu achten. Die dritte Frage betrifft die Auswahl geeigneter Fernsehserien. Grundsätzlich bieten sich für den hier vorgestellten Zugang Fernsehserien an, die viele serientypische Merkmale aufweisen, Geschlecht komplex konstruieren und eine Vielzahl heterogener fanfics inspiriert haben. Diese Kriterien werden überdurchschnittlich häufig von Vam- 15 Hier bietet sich L AMB / V EITH (1986) an. 16 ‚Vergeschlechtlicht‘ bzw. ‚vergeschlechtlichte Hierarchien‘ ist in Beiträgen zur Geschlechterforschung ein gängiger Ausdruck, um (möglichst platzsparend) darauf hinzuweisen, dass Ungleichheiten mit Bezug auf die Kategorie Geschlecht aufrechterhalten werden bzw. dadurch legitimiert werden, dass sie als biologisch unveränderlich dargestellt werden. 17 Vgl. https: / / www.fanfiction.net/ topic/ 117927/ 77037518/ Fanfiction-Slang [30.08.2015]. 18 Vgl. https: / / www.fictionratings.com/ [30.08.2015] 92 Sonja Lewin 45 (2016) • Heft 1 pirserien erfüllt. Insbesondere männliche Vampirfiguren können Geschlechternormen reproduzieren (z.B. im sexuell aggressiven, gegen hilflose Frauen gerichteten Vampirbiss), sie aber u.a. auch dadurch unterlaufen, dass sie Männer penetrieren und als untote Wesen außerhalb biologisch-reproduktiver Geschlechterkonzepte existieren (vgl. M UKHERJEA 2011; W ALSER 2010). Gerade das Format der Fernsehserie trägt dazu bei, solche Ambivalenzen innerhalb der Vampirfigur zu verstärken (vgl. W ILLIAMSON 2005: 48) und entsprechend diverse fanfics zu inspirieren. Zum Abschluss möchte ich mit Bezug auf Alan B ALLS Serie True Blood (2008- 2014) skizzenartig zeigen, wie sich meine Überlegungen an einer Vampirserie praktisch umsetzen lassen. True Blood verfügt über einen besonders ambivalenten Vampircharakter, Eric Northman, der sich für die Analyse uneindeutiger Figurenkonstruktionen (vgl. Kap. 2.1) hervorragend eignet. In Staffel eins und zwei wird Eric in sexuell aufgeladenen Interaktionen mit der Kellnerin Sookie als stereotyper Macho dargestellt, der seine körperliche Kraft skrupellos gegen andere einsetzt (vgl. z.B. Episode 15, 28: 50-29: 20). Diese Darstellung wird im Laufe der zweiten Staffel dekonstruiert, indem Flashbacks Erics Beziehung zu seinem Vampir,macher‘ Godric zeigen. Die intime Beziehung zwischen den beiden Vampiren veruneindeutigt Erics sexuelle Orientierung und unterläuft stereotype Inszenierungen von Männlichkeit, indem Erics körperliche und emotionale Verletzlichkeit zum Vorschein kommt (vgl. z.B. Episode 21, 45: 49-51: 21, siehe auch M UKHERJEA 2012: 117). Diese Uneindeutigkeit macht ihn zur beliebtesten True Blood-Figur auf www.fanfiction.net. Viele het und slash fanfics porträtieren Eric und Godrics Vergangenheit miteinander als Liebesbeziehung bzw. lassen die Interaktionen zwischen Eric und Sookie in eine Romanze münden. Dabei wird Eric in den het und slash fanfics jeweils sehr unterschiedlich konstruiert. Während Eric in Let the Games Begin (Y ANKEESAM 32935) beispielsweise zunächst als gefühlloser Macho dargestellt wird, der Sookie als sexuelles Objekt erobern will, nimmt er in A Second Chance (ADH EAVEN ) von Beginn an eine submissive und ohnmächtige Position gegenüber Godric ein. Diese Position spiegelt sich auch in der Erzählsituation, denn A Second Chance wählt zunächst Godric als Fokalisierungsinstanz (vgl. G ENETTE 1980: 189-194), durch dessen Augen Eric als „the blond Viking“ sexualisiert und als „hard-headed child“ infantilisiert wird, während Eric in Let the Games Begin selbst die Fokalisierungsinstanz ist, die Sookie sexualisierend beobachtet. Die fanfics setzen damit die unterschiedlichen, vergeschlechtlichten Machtpositionen 19 , die Eric in True Blood in Bezug auf Godric und Sookie jeweils einnimmt, auch formal um. Die Geschlechterkonstruktionen in den het und slash fanfics können im Unterricht vergleichend analysiert werden, indem sich einige Gruppen zunächst mit der fanfic Let the Games Begin, andere mit A Second Chance auseinandersetzen. Der Arbeitsauftrag „Describe the way Eric is presented in this fanfic“ kann durch konkrete Fragen unterstützt werden: „What are Eric’s character traits in this fanfic? Do we learn about them by Eric himself, or through another perspective? What role does he have in relation to Sookie/ Godric? How does this role relate to the social expectations commonly directed 19 Zum Zusammenhang von Macht, Blickpositionen und Geschlecht vgl. M ULVEY (1988). Fan Fiction als Zugang zu Fernsehserien im Englischunterricht 93 45 (2016) • Heft 1 at men/ women? ” Ein Austausch über die Ergebnisse kann Erics Uneindeutigkeit ans Licht bringen, die wiederum anhand der oben genannten Schlüsselszenen durch die Serie erklärt werden kann. Mit Blick auf die Merkmale des Formats der Fernsehserie kann überlegt werden, inwiefern Stilmittel wie Flashbacks und die Kombination verschiedener Handlungsstränge die Figurenkonstruktion beeinflussen und welche Rolle die Kategorie Geschlecht dabei spielt. Auch Fragen nach den Grenzen und Hierarchien zwischen Produzent/ innen und Rezipient/ innen in der Populärkultur (vgl. Kap. 3.3) können anhand von True Blood diskutiert werden. In der letzten Staffel wird Eric in einer minutenlangen, als Traumsequenz gestalteten Sexszene (Episode 72, 00: 00-4: 20) mit einem anderen männlichen Seriencharakter gezeigt. Zahlreiche journalistische Artikel bezeichnen diese Szene als „triumph“ für die „often-ignored slash-shipper fan base“, deren fan fiction-Fantasien in den Kanontext überführt wurden (M URPHY 2014). Die Szene und ihre Berichterstattung bieten sich hervorragend an, um im Unterricht zu diskutieren, ob fan fiction vielleicht doch „empowering“ ist, ob dadurch Machtverhältnisse aufgeweicht werden - und inwiefern fanfics marginalisierte Sichtweisen dem Blick einer größeren Öffentlichkeit öffnen können. Literatur A LLRATH , Gaby / G YMNICH , Marion / S URKAMP , Carola (2005): „Introduction: Towards a Narratology of TV Series“. In: A LLRATH , Gaby / G YMNICH , Marion (Hrsg.): Narrative Strategies in Television Series. Houndsmills, Basingstoke, Hampshire, U.K, New York: Palgrave Macmillan, 1-43. B ACON -S MITH , Camille (1992): Enterprising Women. Television Fandom and the Creation of Popular Myth. Philadelphia: University of Pennsylvania Press. B LELL , Gabriele (1999): „Transgressing (Gender) Boundaries: Blickordnung und Blickwechsel“. In: B LELL , Gabriele / KRÜCK , Brigitte (Hrsg): Mediale Textvielfalt und Handlungskompetenz im Fremdsprachenunterricht. Frankfurt/ M.: Lang, 155-173. 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