eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 54/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
0428
2025
541 Gnutzmann Küster Schramm

Vorschau auf Jahrgang 54.2

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2025
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54 • Heft 1 Vorschau auf Jahrgang 54.2 Der von I RENE H EIDT (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg), L OTTA K ÖNIG (Universität Bielefeld), E LENI L OULOUDI (Universität Bielefeld) und T HORSTEN M ERSE (Universität Duisburg-Essen) koordinierte Themenschwerpunkt für den Jahrgang 54.2 trägt den Titel „Kritische Fremdsprachenlehrer*innenbildung“. Zukünftige Fremdsprachenlehrer*innen stehen in ihrer Professionalisierung vor der Herausforderung, ihre Schüler*innen auf kommunikatives und kulturelles Handeln in einer globalisierten und digitalisierten Welt vorzubereiten, die durch soziale Herausforderungen wie Klimakrise, (Post-)Pandemie, Krieg, Flucht, Rechtspopulismus und Demokratiedestabilisierung geprägt ist. Unter diesen Bedingungen scheint es unumgänglich, einen kritischen Umgang mit gesellschaftlichen Verhältnissen und ein individuelles Sich-dazu-in-Bezug-Setzen als Bestandteil von sprachlichen und kulturellen Lehr-Lern-Prozessen mitzudenken. Dies wirft die Frage auf, welches Wissen, aber auch welche Haltungen und Handlungskompetenzen dafür in der Lehrer*innenbildung angebahnt werden müssen. Dieses Themenheft setzt sich zum Ziel, eine Fremdsprachenlehrer*innenbildung zu konzeptualisieren, die bewusst kritisch angelegt ist. Damit rückt der Gegenstand der Kritik selbst explizit in den Fokus von Professionalisierung, und es erscheint - zumindest insbesondere für den deutschen Kontext der Fremdsprachenlehrer*innenbildung - als Desiderat, die Verknüpfung von ‘Kritik’ und ‘Professionalisierung’ auszudifferenzieren. Aus internationaler Perspektive hat die Kombination aus Professionalisierung und Kritik unter dem konzeptuellen Blickwinkel der critical (language) teacher education schon seit mindestens zwei Jahrzehnten an Momentum gewonnen. Konstituierend für eine kritisch konzipierte Fremdsprachenlehrer*innenbildung sind dabei Bezüge zu Theorien wie bspw. kritischer Pädagogik, critical applied linguistics, social justice education, post-colonial studies, critical race studies oder poststructural feminism. Der damit verknüpfte, kritisch-transformatorische Impetus mit Bezug auf Unterricht und Bildungssysteme rückt vor allem Lehrkräfte als Hauptakteur*innen der Neu- und Umgestaltung von fremdsprachlicher Bildung ins Zentrum des Interesses, um z.B. marginalisierte Bevölkerungsgruppen inklusiv mit einzubeziehen, die unhinterfragte Fortschreibung von Normen und Vorurteilen zu überwinden, eine kritische Haltung gegenüber problematischen Aspekten von Bildung im Allgemeinen sowie bestimmten Handlungsweisen im Unterricht zu entwickeln. An einigen Standorten der Lehrer*innenbildung in Deutschland wurden und werden in jüngster Zeit verschiedene Konzepte entwickelt, um eine kritische(re) Nuancierung in die Lehr*innenbildung zu integrieren. Als gemeinsamer Nenner dieser Ansätze zeichnet sich ab, dass sie eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen explizit als Bestandteil von Fremdsprachenlehr- und -lernprozessen verstehen. Diese Konzepte beziehen sich auf Criticality sowohl im Hinblick auf die Aushandlung gesellschaftspolitischer Themen (z. B. Rassismus, Sexismus, Homophobie) im Sinne des ‚Was? ‘, aber auch auf eine methodische Dimension des ‚Wie? ‘ und ‚Warum? ‘, z.B. in Bezug auf die Dekonstruktion von symbolischer Macht der Sprache, den konstruktiven Umgang mit Widerstand im Unterricht, die Gestaltung mehrsprachiger Settings, die kritische Erfassung kultureller Repräsentationsformen in Lehrmaterialien oder die Umsetzung von Lehrkräftefortbildungen. V o r s c h a u Vorschau 145 54 • Heft 1 Aus Forschungsperspektive besteht vor dem Hintergrund dieser ersten Entwicklungen ein akuter Bedarf, vorhandene - oft dezentral entwickelte - Ansätze zunächst zu systematisieren sowie durch eine internationale Perspektivierung kontextspezifisch zu betrachten und weiterzuentwickeln. Dabei soll es nicht darum gehen, a priori ein homogenes Verständnis der potenziell sehr weiten Begriffe ‘Kritik’ und ‘Kritische Fremdsprachenlehrer*innenbildung’ vorauszusetzen, sondern unterschiedliche theoretische Ansätze transparent zu machen und ‚Kritik‘ in Bezug auf konkret gedachte Umsetzungen zu konturieren. Bereits das gleichnamige Symposium auf dem DGFF-Kongress 2023, auf das dieses Themenheft zurückgeht, hat verdeutlicht, dass in der Fremdsprachendidaktik trotz der bisherigen Bearbeitung kritischer gesellschaftlicher Themen im Sinne des ‚Was? ‘, weiterhin viele Fragen hinsichtlich des ‚Wie? ‘ in Lehre, Forschung und Unterricht sowie des ‚Warum? ‘ zur (selbst-)kritischen Legitimation bestehen bleiben. Die Beiträge in diesem Heft sollen dazu beitragen, diese Fragen und Herausforderungen mit Blick auf empirisch-forschungsmethodologische, thematisch-inhaltliche, unterrichtsmethodische und hochschuldidaktische Handlungsfelder zu klären. Bei Redaktionsschluss lagen Zusagen für folgende Beiträge vor: N ATALIE G ÜLLÜ (Bergische Universität Wuppertal), D AVID G ERLACH (Bergische Universität Wuppertal): Wie sprechen angehende Englischlehrer: innen über (potenziell problematische) Unterrichtsinhalte? Wissenssoziologisch-empirische Einblicke in ein hochschuldidaktisches, rassismuskritisches Setting A NNE M IHAN (Humboldt-Universität zu Berlin), J ANINA M. V ERNAL S CHMIDT (Westsächsische Hochschule Zwickau): Rassismuskritische Lehrbuchanalyse in den fremdsprachlichen Fächern: Impulse und handlungsleitende Orientierungen M ARTA G ARCÍA G ARCÍA (Georg-August-Universität Göttingen), A NDREA B LANCO (Georg-August- Universität Göttingen): Ermächtigt oder machtlos? Haltungen von Studierenden und Lehrkräften gegenüber einer Kritischen Fremdsprachendidaktik M AX VON B LANCKENBURG (Universität Regensburg), S INA D ERICHSWEILER (Universität zu Köln): Kompetenzen von Lehrkräften zur Förderung von Streitkultur im Fremdsprachenunterricht J ULIA F EIKE (Friedrich-Schiller-Universität Jena), R EBECCA Z ABEL (Universität Greifswald): Lehrer*innensubjekt-Bildung: Zur Kritik normativer Ordnungen in der Professionalisierung angehender Lehrkräfte in DaF/ DaZ I RENE H EIDT (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg), L OTTA K ÖNIG (Universität Bielefeld), E LENI L OULOUDI (Universität Bielefeld), T HORSTEN M ERSE (Universität Duisburg-Essen): Internationale Kontextualisierung, konzeptuelle Systematisierung und Implikationen für eine kritische Lehrer*innenbildung Geplanter Themenschwerpunkt für Jahrgang 55.1 Lexikogrammatik