Forum Modernes Theater
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Narr Verlag Tübingen
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2008
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BalmeMarijke Hogenboom, Alexander Karschnia (Edd.): Na(ar) het Theater – After Theatre? Supplements to the International Conference on Postdramatic Theatre. Amsterdam: School of the Arts, 2006, 166 Seiten.
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2008
Sarah Israel
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172 Rezensionen appropriate and it may be that “performing the matrix” captures an apt tension in the contemporary between securing “the structure of a system” and abandonment to a “system in process”. Manchester R OBIN N ELSON References Freda Chapple & Chiel Kattenbelt (edd.), Intermediality in Theatre and Performance, Amsterdam/ New York, NY: Rodopi, 2006. Raymond Williams, Drama from Ibsen to Brecht, Harmondsworth: Penguin, 1981. Marijke Hogenboom, Alexander Karschnia (Edd.): Na(ar) het Theater - After Theatre? Supplements to the International Conference on Postdramatic Theatre. Amsterdam: School of the Arts, 2006, 166 Seiten. Sieben Jahre nachdem Hans-Thies Lehmanns einflussreiches Werk Postdramatisches Theater in Deutschland erschien, hat es 2006 Eingang in den anglophonen Sprachbereich gefunden. Grund für Marijke Hogenboom (Professorin und Mitbegründerin von DasArts, Amsterdam) und Alexander Karschnia (Mitbegründer des internat. Künstlerkollektivs ‘andcompany&Co’), Dramaturgen, Produzenten, Theatermacher und -theoretiker einzuladen, um gemeinsam unter dem Motto “Na(ar) het Theater - After Theatre? ” (hin zum/ nach dem Theater) über gegenwärtige Entwicklungen des Theaters zu diskutieren. Das nun erschienene Buch zeigt anhand von wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen der Tagung auf, inwieweit es seit den 1980er Jahren zu Veränderungen im Bereich der Theaterproduktion, der Verbindung von Theorie und Praxis und damit zum Verständnis von Theater gekommen ist. Die Publikation bietet für jeden, der sich über gegenwärtige Entwicklungen der freien Theaterszene in Deutschland und den Niederlanden informieren möchte, einen interessanten und innovativ aufgemachten Einblick in praktische Probleme, theoretische Fragestellungen und der daraus resultierenden Experimentierfreude des postdramatischen Theaters. Die Auswahl der Beiträge und künstlerischen Statements, die thematisch in fünf Blöcke unterteilt sind, spiegelt das Interesse von Hogenboom und Karschnia, einen Überblick über den Stand der Diskussion zu geben und Perspektiven auf künftige Entwicklungen zu wagen. Welche Bedeutung und Funktion hat das Theatermachen in einer Zeit, in der das Drama verabschiedet wurde, die Diskussion um Postdramatik andauert und die Idee der Post-Postmoderne in der Luft liegt? Im ersten Abschnitt zeigt Kathrin Tiedemann (Leiterin des Forum Freies Theater, Düsseldorf) auf, in welcher Weise künstlerische Entwicklungen und Möglichkeiten heute durch Produktionsbedingungen bestimmt werden. Sie hebt hervor, dass gerade der freie Theaterbereich zwar eine wichtige Rolle für die Entwicklung einer sich international entwickelnden Theaterszene habe, es dieser jedoch an kontinuierlicher Förderung fehle. Die konstante Sorge um Finanzierung bedeute einen Verlust an kreativem Potenzial und führe zur Behinderung von theaterästhetischen Innovationen. Die mangelnden Möglichkeiten für selbst bestimmtes Arbeiten beklagt auch Marianne Van Kerkhoven (Dramaturgin am Kaaitheater, Brüssel), die in “Stones in the Stream” die Umbrüche des Theaters der 1980er Jahre in Flandern darlegt. Die Lust am Experimentieren sieht sie gegenwärtig zunehmend schwinden. Ein Umstand, der für sie, wie für Tiedemann, durch mangelnde Alternativen im Förder- und Produktionsbereich begründet ist. Theatermacher, die ihre Arbeit hinterfragen und an eindeutigen Darstellungsweisen zweifeln, erführen unzureichende Unterstützung, müssten mit höherer Ausdauer für die Durchsetzung ihrer Projekte kämpfen. Die häufige Entscheidung dieser Künstler für unhierarchische und autonome Produktionsbedingungen außerhalb fester Subventionsstrukturen beurteilt Van Kerkhoven daher als politisches Statement. Die Ansicht, dass mangelnde Produktionsmöglichkeiten ein Theater im Sinne der Postdramatik erschweren, vertritt auch Alexander Karschnia. Allerdings stellt sein Text “The Drama Forum Modernes Theater, Bd. 23/ 2 (2008), 172-173. Gunter Narr Verlag Tübingen Rezensionen 173 of Drama” eine theatergeschichtliche und -theoretische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Situation des Dramas dar. Der Anfang und das Ende des europäischen Dramas, das in der Postdramatik als obsolete Form der Auseinandersetzung mit Welt und Gesellschaft bewertet wird, werde nach Karschnia durch Shakespeare markiert: Dieser nehme sich die Freiheit, jegliche Begrenzung in Form, Inhalt und Stil zu überwinden - weswegen er nun, in der Postdramatik, Programm geworden sei. Gerade die Unterwanderung von dramatischen Regeln führe zu fruchtbaren und alte Gräben überwindenden neuen Formen. Eine weitere Parallele zur vergangenen Shakespearezeit sieht Karschnia in der Arbeitsweise freier Gruppen. Gleich den elisabethanischen Schauspieltruppen wandern sie unhierarchisch und unspezialisiert organisiert - ein jeder ist Dramaturg, Regisseur und Performer - durch Europa. Hans-Thies Lehmann widmet seinen Beitrag “Theatre after Theatre” dem gegenwärtigen Trend, Theaterspiel als Spiel im Sinne von ‘game’ zu verstehen. Die Entwicklungen des Dramas haben ihm zufolge zu einem alternativen Verständnis des ‘Dramatischen’ geführt, auch weil heute das tägliche Leben als dramatisch und theatral inszeniert empfunden werde. Die Betonung von Spielstrukturen sowie der Ansatz, traditionelle Dramaturgie von Figur und Handlung durch Spielregeln zu ersetzen, bedeutet für Lehmann eine innovative Annährung des Theaters an die Lebenswirklichkeit. Zusammen mit der Verabschiedung der vierten Wand und dem Ansatz, Theater als Ort der Forschung zu verstehen, ist die Idee des ‘end of drama - begin of game’ für ihn eine der Perspektiven für das ‘Theater nach dem Theater’. Der Frage der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit und der sie bedingenden politischen Situation widmen sich im dritten Teil des Buches Lotte van den Berg und Marianne Van Kerkhoven. Beide plädieren in einer Zeit, die sich durch Komplexität und die Unmöglichkeit von einseitigen Stellungnahmen auszeichnet, für ein Theater, das sich der Ruhe und Reflexion verschreibt. Fragen stellen statt simplifizierte Antworten zu geben - dies sei die Stärke eines Theaters, das es darauf anlegt, sich mit den Problemen der postmodernen medialisierten Gesellschaft zu beschäftigen. Die freiwillige Konfrontation mit Problemen und nicht ihre Negation mache Theater politisch. Die künstlerischen Beiträge von Nicola Nord, Jets Batelaan, Ivana Müller und anderen im letzten Teil, reflektieren die vorhergehenden Texte und setzten den Akzent auf die Frage, was politisches Theater heute sein kann. Ritsaert ten Cartes’ (Mitbegründer DasArts, Amsterdam) Bild, das eine Giraffe mit gestutztem Hals und der Bemerkung “everything is under control” zeigt, kann als Plädoyer gegen den Weg des geringsten Widerstands gedeutet werden. Rebellion um der Rebellion willen könne jedoch nicht das Ziel politischer Kunst sein, wie David Weber Krebs’ Text “This is a Performance” verdeutlicht. Den fünften Block findet der Leser im Layout des Buches. Die Idee hierfür, von Louise Moana Kolff und Niels Schrader entwickelt, basiert auf dem Gedanken, die Konferenz unhierarchisch zu dokumentieren. Per live-blog-Verfahren wurden während der Konferenz Statements festgehalten und nach Wörtern sortiert, um als Grundlage für die Konstruktion eines bunten, einem Barcode ähnelnden, visuellen Archivs zu dienen. Das ‘performative Archiv’ ist Dokumentation und Übersetzung von theoretischem Diskurs in künstlerische Praxis zugleich. Die Anthologie bietet Ideen an, welche Formen (freies) Theater in Zukunft annehmen kann und zeigt auf, welche Möglichkeiten sich durch Veränderungen der letzten Jahre eröffnen. Zudem wird dem Leser die Lust der Teilnehmer anschaulich vermittelt, sich mit den Fragen der postmodernen Gesellschaft und ihrer Übersetzung in eine (post-) postdramatische Theaterästhetik zu beschäftigen. München S ARAH I SRAEL