eJournals Forum Modernes Theater 25/2

Forum Modernes Theater
fmth
0930-5874
2196-3517
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/1201
2010
252 Balme

Editorial

1201
2010
Christopher Balme
fmth2520117
Editorial Is small beautiful? Zwei Nachrichten beschäftigen mich am Anfang des Jahres 2012. Im Dezember 2011 sind die Ergebnisse einer Untersuchung zu kleinen Fächern erschienen, die von der Potsdamer Arbeitsstelle ‘ Kleine Fächer ’ veröffentlicht wurde (http: / / www.kleinefaecher. de/ kartierung/ ) und ein gewisses Presseecho auslösten. Auch die Theaterwissenschaft wurde erfasst, obwohl jeder Lehrende dieses in vielerlei Hinsicht ‘ heimlichen ’ Massenfachs dem Begriff „ klein “ nur bedingt zustimmen würde. Dennoch ist die Theaterwissenschaft im deutschsprachigen Raum den Kriterien der Untersuchung zufolge durchaus klein. Mit 26 Professuren in der gesamten Bundesrepublik steht das Fach auf dem gleichen Niveau wie etwa die Indologie. Immerhin kann die Theaterwissenschaft Zuwächse verzeichnen: vor 10 Jahren hatten wir nur 20 Professuren. Dennoch bleibt das Fach nach den zugrunde gelegten Kriterien (Zahl der Standorte und der Professoren) immer noch ‘ klein ’ . Die überschaubare Zahl an Lehrenden wurde durch eine zweite Nachricht, die ebenfalls im Dezember bekannt wurde, bestätigt: Kurz vor Weihnachten veröffentlichte die DFG die Ergebnisse der Fachkollegien- Wahl. Die Theaterwissenschaft ist in einem Fachkollegium mit den Medienwissenschaften zusammengefasst. Nur zwei Vertreter dürfen gewählt werden. Nicht überraschenderweise wurde kein Theaterwissenschaftler gewählt, das heißt, kein Kandidat (ich war einer davon) konnte genug Stimmen sammeln, um mit den Medienwissenschaften zu konkurrieren. Ich sage nicht überraschend, weil die erstgenannte Zahl (26) die zweite mehr oder weniger vorhergesagt hat. Ich will damit nicht den Wahlmodus der DFG infrage stellen, sondern vielmehr die Frage aufwerfen, wie wir uns als kleines Fach künftig aufstellen, um mit der Situation fertig zu werden, dass wir in der wichtigsten Forschungsorganisation des Landes keine Vertretung mehr haben. Es gibt einige Szenarien für die künftigen Folgen: 1) in Ermangelung eines Fachvertreters werden wir systematisch benachteiligt und unsere ohnehin bescheidene Erfolgsquote wird noch bescheidener ausfallen; 2) weil wir keine Fachvertretung haben, werden unsere Anträge eher wohlwollend behandelt; 3) wir steigern unser Antragsvolumen derart, dass eine gewisse Erfolgsquote unausweichlich ist. Was die dritte Option betrifft, muss man anmerken, dass ein DFG-Antrag aus der Theaterwissenschaft immer noch Seltenheitswert hat, so dass dieses Szenario eher unwahrscheinlich ist. Das heißt, wir müssen noch viel mehr die Möglichkeiten einer Förderung durch die DFG nutzen, um noch nachdrücklicher die Bedeutung einer fachspezifischen Vertretung zu dokumentieren. Als Fach sollten wir uns aber auch gemeinsam überlegen, wie wir uns in der Forschungs- und Lehrlandschaft besser aufstellen können. Wir sollten die Treffen der Gesellschaft für Theaterwissenschaft nutzen, um einen Austausch zwischen den Instituten anzubahnen, um gemeinsam die Situation und Handlungsmöglichkeiten zu bedenken. Wir alle haben ein vitales Interesse an einer lebendigen Nachbarschaft zwischen den Instituten und einer guten Situation des Faches, weil wir gerade in einer so kleinen Community alle am Erfolg (und leider auch am Misserfolg) der anderen partizipieren. Hierbei sollte vor allem der Förderung unseres Nachwuchses in der Postdoc-Phase, der besonders unter der geringen Zahl von Professuren, die nun auch noch oftmals auf Jahre Forum Modernes Theater, 25/ 2 (2010), 117 - 118. Gunter Narr Verlag Tübingen hin besetzt sind, leidet, unsere Aufmerksamkeit gelten. Unser Fach befindet sich bekanntermaßen in einem Generationenwechsel, der kurz vor dem Abschluss steht. Die Zahl der bestehenden und demnächst zu besetzenden Professuren ist, wie die eingangs erwähnte Untersuchung belegt, recht überschaubar. Small ist nicht per se beautiful, es kann aber manchmal praktisch sein. Wir sollten also diesen Befund positiv nutzen, um unsere überschaubaren Kräfte zu bündeln. Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass mit diesem Heft, das mit etwas Verzögerung erscheint, Veränderungen im wissenschaftlichen Beirat zu verzeichnen sind. Nach einer Übergangsphase haben die Gründungsmitglieder Hans-Peter Bayerdörfer und Wilfried Floeck nun ihre Mitwirkung beendet - wir möchten ihnen für die jahrzehntelange Arbeit unseren herzlichen Dank aussprechen. Als neue Mitglieder dürfen wir Ulrike Haß (Bochum) und Matthias Warstat (Erlangen) begrüßen. München, Januar 2012 Christopher B. Balme