Forum Modernes Theater
fmth
0930-5874
2196-3517
Narr Verlag Tübingen
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2012
271-2
BalmeEditorial
0601
2012
Christopher Balme
fmth271-20005
Editorial Mit dem vorliegenden Doppelheft, Bd. 27 (2012) erscheint nach beinahe vierjähriger Verspätung wieder ein Heft des Forum Modernes Theater. Dass zwischen zwei Heften soviel Zeit verstrichen ist, kann man aus editorischer Sicht nur bedauern und Besserung geloben. Die Gründe für die Verzögerung sind vielfältig und lassen sich nicht an einem Punkt festmachen. Ein wichtiger Faktor war und bleibt die Akquise genügend hochwertiger Beiträge. Deutschsprachige theaterwissenschaftliche Forschung erscheint nach wie vor in Sammelbänden, die meistens ohne peer-review-Verfahren und damit ohne die inzwischen übliche Qualitätskontrolle veröffentlicht werden. Wichtiger jedoch als Ursachenforschung ist die Tatsache, dass mit diesem Heft die Arbeitsabläufe der Zeitschrift neu geordnet sind und ein regelmäßiges Erscheinen nun garantiert werden kann. Inzwischen hat Dr. Berenika Szymanski-Düll die Schriftleitung übernommen und damit sind alle Arbeitsschritte wieder am Institut für Theaterwissenschaft in München gebündelt. Weitere Hefte sind schon in Planung und die Finanzierung ist in absehbarer Zeit zumindest gesichert. Das Doppelheft gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Heft sind diverse Artikel versammelt, die zwar über einen längeren Zeitraum entstanden sind, aber dennoch an Aktualität nicht eingebüßt haben. In seinem Beitrag reflektiert der namhafte französische und international renommierte Theaterwissenschaftler Patrice Pavis über Roland Barthes Schrift L’Empire des signes. In den letzten Jahren hat sich Pavis regelmäßig in Korea aufgehalten und nimmt das Buch von Barthes als Ausgangspunkt für eigene Reflexionen über die Kultur Südkoreas, ein Land, das nicht nur Autos und elektronische Güter, sondern auch Kultur, vor allem populäre Kultur, in die ganze Welt exportiert. In seinem Beitrag befasst sich Marvin Carlson mit der nach wie vor aktuellen und durchaus kontroversen Theaterform des immersiven Theaters. Diese, vor allem mit der englischen Gruppe Punchdrunk in Verbindung stehende Theatergattung schafft neue Erlebnisräume und -formen der Intimität. Ausgehend von Jacques Rancières Überlegungen zur Ästhetik und Politik untersucht Katharina Pewny (Ghent) die akustische Liminalität chorischen Sprechens anhand der „Radioballets“ der in Hamburg ansässigen Performance-Gruppe LIGNA, der von der Occupy-Bewegung kollektiven Praxis des menschlichen Mikrofons, und einer Inszenierung der Antigone durch die italienische Gruppe Motus. In ihren Überlegungen zur Funktion des „Afrikanistischen“ in La Création du Monde (1923) und La Revue Nègre (1925) entdeckt Nicole Haitzinger (Salzburg) zwei Tanzwerke neu, die in einem Spannungsverhältnis zwischen dem großen Narrativ des europäischen Kolonialismus und der sogenannten „Negrophilie“ in den Künsten der Zwanzigerjahre stehen. David Roesner (München) untersucht musikalische Metaphern in Schauspieldiskursen und schafft somit eine Brücke zwischen Sprech- und Musiktheater, die in der Theaterwissenschaft oft durch das Spartendenken getrennt sind. Heft 2 gibt Einblicke in das „Theorie- Labor“, das bereits 2010 für und mit DoktorandInnen ins Leben gerufen wurde. Die hier versammelten Beiträge, die von Birgit Peter (Wien) eingeführt werden, illustrieren die damaligen Überlegungen zum Subjektbegriff in der Theaterwissenschaft, die von der Mainzer Tagung der Gesellschaft für Theaterwissenschaft zum Thema „Subjekt- Forum Modernes Theater, 27 (2012 [2016]), 5-6. Gunter Narr Verlag Tübingen konstitution“ angeregt wurde. Einerseits ist es ohne Zweifel bedauerlich, dass die NachwuchwissenschaftlerInnen solange auf eine Veröffentlichung ihrer Beiträge warten mussten, andererseits ist es erfreulich, dass sie inzwischen alle promoviert sind und damit diese liminale Phase erfolgreich passieren konnten. München, August 2016 Christopher B. Balme 6 Christopher Balme