Italienisch
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/91
2022
4487
Fesenmeier Föcking Krefeld Ott87 Aus dem Inhalt Schwerpunkt: Il linguaggio politico della Terza Repubblica Riccardo Gualdo, Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Cristiana De Santis/ Jessy Simonini, Strategie argomentative dei leader politici italiani nelle lettere ai giornali Stefania Spina, Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Mara Papaccio, Matteo Salvini auf Twitter Elmar Schafroth, Phraseologie, Polysemie und Pragmatik im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Biblioteca poetica Wer hat Angst vor Pasolini? Zu La ricerca del relativo, anlässlich des 100. Geburtstages von Pier Paolo Pasolini (Angela Oster) Zur Praxis des Italienischunterrichts Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi, Tandem e motivazione: un binomio virtuoso. Come un tandem virtuale fra l’università di Magonza e l’università di Parma ha alimentato la motivazione all’apprendimento della L2 Italienisch ISSN 0171-4996 Zeitschrift für italienische Sprache und Literatur Stauffenburg Verlag GmbH Postfach 25 25 D-72015 Tübingen www.stauffenburg.de ZIBALDONE Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart Herausgegeben von Thomas Bremer und Daniel Winkler Heft 73 / Frühjahr 2022 Museen und Sammlungen 155 Seiten, zahlr. Abb., kart. ISBN 978-3-95809-716-2 EUR 15,- Heft 72 / Herbst 2021 Neapel als intermediale Bühne 181 Seiten, zahlr. Abb., kart. ISBN 978-3-95809-715-5 EUR 15,- Heft 71 / Frühjahr 2021 Corona und andere Epidemien 177 Seiten, zahlr. Abb., kart. ISBN 978-3-95809-714-8 EUR 15,- Inhalt Editorial: Dialoge über den Ukraine-Krieg. Ein Bericht (Kay Kirchmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Schwerpunkt: Il linguaggio politico della Terza Repubblica Antje Lobin und Daniela Pietrini, Einleitung/ Introduzione . . . . . . . . . . . . . 4 Riccardo Gualdo, Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Cristiana De Santis/ Jessy Simonini, Strategie argomentative dei leader politici italiani nelle lettere ai giornali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Stefania Spina, Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Mara Papaccio, Matteo Salvini auf Twitter: eine Analyse ausgewählter sprachlicher, stilistischer und rhetorischer Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Elmar Schafroth, Phraseologie, Polysemie und Pragmatik im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens - zur Kreativität und Effizienz im Umgang mit locuzioni idiomatiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Biblioteca poetica Wer hat Angst vor Pasolini? Zu La ricerca del relativo, anlässlich des 100. Geburtstages von Pier Paolo Pasolini (Angela Oster) . . . . . . . . . . . . . . 104 Zur Praxis des Italienischunterrichts Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi, Tandem e motivazione: un binomio virtuoso. Come un tandem virtuale fra l ’ università di Magonza e l ’ università di Parma ha alimentato la motivazione all ’ apprendimento della L2 . . . . . . 111 Sprachecke Italienisch Il tipo compositivo carovita (Franz Rainer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Buchbesprechungen Susanne Kleinert, Geschichte und Gedächtnis im Roman: Beispiele aus Frankreich, Italien und Lateinamerika (Peter Ihring) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Gesine Seymer: Fremdwörter in der italienischen Sportsprache (1920 - 1970) (Christoph Frilling) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Kurzrezensionen Luigi Pirandello: Berecche e la guerra, a cura di Michael Schwarze (Domenica Elisa Cicala) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Claudia Durastanti: La straniera/ Die Fremde (Luciana Casale) . . . . . . . . . . . 139 Antonio Lucci/ Esther Schomacher/ Jan Söffner (Hrsg.): Italian Theory (Walter Baumann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Martha Kleinhans/ Julia Görtz/ Maria Chiara Levorato (Hrsg.): La forma dell ’ assenza. Facetten italienischer Epistolographie vom 14. Jahrhundert bis heute (Monica Biasiolo) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Julia Moldovan: Der Raum als poetologische Kategorie im italienischen Roman von Verga bis Pasolini (Susanne Kleinert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Rosemary Snelling-Gögh: Dynamische Wahrheit. Anthropologisches Denken und mythologisches Erzählen in Carlo Levis Paura della libertà und in Cristo si è fermato a Eboli ( Jonas Hock) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Vorschau Italienisch Nr. 88 Margherita di Salvo/ Caterina Ferrini: Processi di livellamento dialettale in contesto post-migratorio nella Missione Cattolica di lingua italiana a Bedford (UK) Die Qualität der Aufsätze in der Zeitschrift «Italienisch» wird durch ein doubleblind-peer-review-Verfahren gewährleistet. Dialoge über den Ukraine-Krieg. Ein Bericht Im Sommersemester 2022 habe ich als Medienwissenschaftler gemeinsam mit meinem Kollegen Jürgen Kähler von der Wirtschaftswissenschaft und dem hiesigen Forum für Integration und interkulturelle Kommunikation eine öffentliche Ringvorlesung zum Ukraine-Krieg an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg konzipiert und organisiert. Deren Titel «Der Ukraine-Krieg im Dialog» ist dabei für gleich drei Ebenen des Austausches über das beherrschende Thema des Jahres zu veranschlagen gewesen: einmal für den interdisziplinären Dialog zwischen Kolleginnen und Kollegen des Hauses, Expertinnen und Experten der Städte Erlangen und Nürnberg sowie einschlägiger NGOs; sodann für den Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit der Region und schließlich für das Gespräch mit den unmittelbar Betroffenen, also mit Menschen aus der Ukraine. Aus dieser Grundidee ergab sich auch das spezielle Format der Veranstaltung: Im Regelfall traten jeweils zwei Vortragende unter einer locker gesetzten thematischen Klammer mit rund 20minütigen Impulsreferaten auf, über die anschließend mit den Zuhörerinnen und Zuhörern diskutiert wurde. So kamen bei insgesamt 12 Durchführungsterminen über 20 Vorträge zusammen, die ein breites thematisches Spektrum abdeckten: von Fragen der Flüchtlingshilfe, der Menschenrechte und des Völkerrechts über Themen wie die durch den Krieg ausgelöste Landwirtschaftskrise bis hin zu Aspekten der Sanktionspolitik, der Rolle Chinas und der Medien im aktuellen Konflikt sowie immer wieder zu den historischen Hintergründen der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine. 1 Von allen drei angesprochenen Dialog-Feldern gibt es Bemerkenswertes zu berichten, was insgesamt auch als Indiz für den hohen Gesprächsbedarf und die große Gesprächsbereitschaft gelesen werden kann, die Russlands völkerrechtswidriger Angriffskrieg auch hierzulande ausgelöst hat. So ist es für den akademischen Betrieb ja eher unüblich, dass sich Kolleginnen und Kollegen innerhalb allerkürzester Zeit - die Veranstaltungsreihe wurde in nur drei Wochen organisiert - zur Teilnahme bereiterklärt und bereitwillig auf das ungewohnte Format dieser Ringvorlesung eingelassen haben. So kamen auch überraschende Synergieeffekte zwischen Disziplinen zustande, die normalerweise eher weniger Berührungspunkte haben, so z. B. wenn sich eine Wirtschaftswissenschaftlerin und ein Sinologe über die Rolle Chinas bei einer möglichen Umgehung der gegen Russland verhängten Sanktionen austauschen oder wenn sich eine Historikerin und ein Medienwissenschaftler gemeinsam mit Fragen der Sichtbarmachung des Krieges DOI 10.24053/ Ital-2022-0001 1 Das Programm der Ringvorlesung ist nachzulesen unter: https: / / www.integra.fau.de/ v ernetzung/ ringvorlesung/ ringvorlesung-der-ukraine-krieg-im-dialog/ 1 in sozialen Netzwerken beschäftigen oder wenn ein Philosoph und eine Soziologin zusammen Fragen der Raumpolitik in Osteuropa erörtern. Indem alle Vorträge dezidiert an ein breites Publikum gerichtet waren und indem es dabei weniger um gesicherte Erkenntnisse, sondern eher um Perspektiven auf die aktuelle Lage, Einschätzungen oder auch um konkrete Diskussionsangebote ging, kam immer wieder ein lebhafter Dialog mit dem Publikum zustande. Hieran war bemerkenswert, dass ein sehr großer Teil des Publikums seinerseits gut informiert über das Geschehen war und entsprechend konstruktiv, zuweilen auch kritisch nachfragen und die Vorträge kommentieren konnte. Daneben war aber auch immer wieder Verunsicherung über das weitere Kriegsgeschehen, die Rolle der deutschen Politik in Vergangenheit und Gegenwart, mögliche Auswirkungen auf unsere Wirtschaft oder bei der Frage nach einem angemessenen Umgang mit den aufgenommenen Flüchtlingen zu spüren. Naturgemäß gab es auf viele derartiger Nachfragen nur selten eine ganz eindeutige Antwort, sondern es herrschte eher der Versuch vor, mögliche Szenarien im Dialog auszufalten und abzuwägen. Nachdem dergestalt viel über die Ukraine gesprochen worden war, kamen in den letzten drei Sitzungen der Ringvorlesung Ukrainerinnen und Ukrainer selbst zu Wort: Hohe Beamte aus dem ukrainischen Außenministerium, eine Menschenrechtsaktivistin und (geflüchtete) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren entweder vor Ort oder wurden per Zoom und Livestream aus Kiew bzw. Warschau zugeschaltet. Dieser Teil der Veranstaltung war erwartungsgemäß der beeindruckendste, aber auch der bedrückendste. Beeindruckend war v. a. die einhellige Überzeugung aller Gäste, dass ihr Land diesen Krieg gewinnen und die russischen Kriegsverbrecher vor Gericht stellen wird; beeindruckend waren aber auch der gelebte Patriotismus, der Stolz auf die Erfolge der ukrainischen Truppen und der unbeirrbare Wille, die Ukraine nach dem Krieg in einer großen gemeinsamen Anstrengung wiederaufzubauen. Bedrückend war es hingegen immer wieder, den großen Schmerz der Gäste, die Trauer, die heillose Wut sowie das fassungslose Entsetzen über das, was in diesem Krieg mit ihrem Land und seinen Menschen passiert, mitzuerleben. Gerade die sehr expliziten Schilderungen der Kriegsgräuel durch die Menschenrechtsaktivistin lösten große Betroffenheit im Publikum aus. Deutlich wurde auch, wie sehr die Ukrainerinnen und Ukrainer einerseits die Solidarität der deutschen Bevölkerung, v. a. bei der Aufnahme von Flüchtlingen, wertschätzen, dass sie andererseits aber wenig glücklich mit einigen Aspekten der deutschen Russland- und Ukrainepolitik und den vieldiskutierten offenen Briefen einiger deutscher Intellektueller sind. Hier wurde dann doch auch viel Verbitterung ansichtig und artikuliert. Insgesamt aber endete die Vorlesungsreihe mit einer großen Geste, die das Verbindende und Gemeinsame betonte: Wie der Zufall es wollte, fiel die letzte Sitzung auf den «Tag der Staatlichkeit», einen ukrainischen Feiertag. Entsprechend viele Ukrainerinnen und Ukrainer kamen zu Dialoge über den Ukraine-Krieg. Ein Bericht 2 der Abschlussveranstaltung und nutzten sie, um in bewegenden Worten für die vielen Zeichen und Gesten der Solidarität zu danken, die von dieser Ringvorlesung ausgegangen waren. Das Organisationsteam prüft gerade den von einigen Teilnehmenden geäußerten Wunsch, aus diesen Vorträgen einen Sammelband zusammenzustellen und sie dadurch einem noch größeren Publikum zugänglich zu machen. Eventuell wird der Dialog also im Medium der Schrift fortgesetzt werden. Weitergeführt werden muss er angesichts dieses furchtbaren Kriegsgeschehens aber so oder so. Kay Kirchmann Dialoge über den Ukraine-Krieg. Ein Bericht 3 Il linguaggio politico della Terza Repubblica Einleitung Das Jahr 2021 markierte das 75-jährige Bestehen der Repubblica italiana, die auf eine wechselvolle Geschichte zurückblickt und verschiedene Zäsuren erfahren hat. Zwar besteht Uneinigkeit bezüglich der exakten zeitlichen Abgrenzungen, und auch die für eine ‘ neue ’ Republik i. e. S. erforderliche institutionelle Veränderung ist nicht gegeben; gleichwohl sind die ursprünglich rein journalistischen Begriffe der Prima und Seconda Repubblica auch im fachwissenschaftlichen und alltagssprachlichen Diskurs fest etabliert. Mehrere Ereignisse kennzeichnen das Ende der Ersten Republik, von der Aufdeckung des Schmiergeldsystems Tangentopoli ab dem Jahr 1992 über die Verabschiedung des neuen Wahlrechts der «gemischten Mehrheit» (sog. Mattarellum) 1993 bis hin zum kompletten Umbruch des italienischen Parteiensystems. Mit den vorgezogenen Parlamentswahlen im März 1994 setzte die Zweite Republik ein, die in hohem Maße durch Silvio Berlusconi geprägt wurde (Grasse 2021: 505 f.). Zum Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends hin führten die Wirtschaftskrise sowie politische Skandale zu einer wachsenden Kluft zwischen der Wählerschaft und ihren politischen Vertreterinnen und Vertretern. Dieser Vertrauensverlust offenbarte sich bei den Parlamentswahlen im Februar 2013 durch Stimmenthaltungen und Proteststimmen (Gualdo 2017: 1206 f.). In der Folge der Parlamentswahlen im März 2018 kam es dann zu weitreichenden Veränderungen auf der politischen Bühne und zu einem deutlichen Erstarken der populistischen Kräfte des Landes. Die aus einer Protestbewegung hervorgegangene populistische Partei Movimento 5 Stelle gewann die Wahlen mit Abstand als stärkste Kraft. Als Ursachen für dieses Wahlergebnis gelten neben der Migrationsproblematik die massiven ökonomischen und sozialen Probleme, die Italien v. a. seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 zu bewältigen hat (Grasse 2021: 514). Ob es sich angesichts dieses Umbruchs nun um eine weitere Zäsur im Sinne eines Übergangs zu einer ‘ Dritten Republik ’ handelt, ist eine viel und kontrovers diskutierte Frage: «Comincerei ponendo un problema di . . . matematica costituzionale: quante Repubbliche si sono succedute dal 1948 in poi? E adesso, dove stiamo, dove ci troviamo? Nel secondo tempo della Seconda Repubblica, quella battezzata all ’ alba degli anni ’ 90? Già nella Terza? O forse dinanzi all ’ eterno ritorno della Prima, come confermerebbe la rivincita del proporzionale, dopo vent ’ anni di maggioritario duro e puro? »* 1 DOI 10.24053/ Ital-2022-0002 * Versione italiana a p. 7. 1 Ainis 2019: 111. 4 Ausgehend von den skizzierten politischen Entwicklungen wird mit dem Schwerpunktthema dieses Heftes die Zielsetzung verfolgt, einen sprachwissenschaftlich perspektivierten Beitrag zu der oben aufgeworfenen Frage nach einer möglichen Zeitenwende zu liefern. Zur Beschreibung der vielfach kryptischen Sprache der Politiker der Prima Repubblica wurden das Paradigma der superiorità (Überlegenheit) ins Feld geführt und die Bezeichnung politichese verwendet, während die volksnahe Sprache der Politiker der Seconda Repubblica (sog. gentese) im Zeichen eines rispecchiamento (Widerspiegelung) steht (vgl. Antonelli 2000). In den folgenden Beiträgen soll das Profil der Sprache in der gegenwärtigen politischen Öffentlichkeit erfasst werden, für die Cortelazzo (2017) ein Paradigma des iperrispecchiamento und die Bezeichnung parlare ostile vorgeschlagen hat. Eine wesentliche Rolle spielen dabei auch die medialen Entwicklungen: Ebenso wie die Etablierung des Fernsehens als bevorzugter Ort politischer Debatten in der Zeit der Zweiten Republik deren Sprache geprägt hat, ist die Sprache der Politik heute nicht losgelöst von ihrem starken Gebrauch in den neuen Medien und v. a. den sozialen Netzwerken zu betrachten. Darüber hinaus gilt es, die Perspektive zu erweitern und über die lexikalisch-funktionale Orientierung hinaus, die in der auf das Italienische bezogenen Sprach- und Politik-Forschung lange Zeit dominant war (Gualdo 2017: 1200), Diskurs- und Textanalysen bisher unbeachteter Kommunikate einzubeziehen. Weiterhin soll die bislang vorherrschende Beschränkung der Analyse des Sprachgebrauchs von Männern um die Betrachtung des Sprachgebrauchs von Politikerinnen ergänzt werden. In einem ersten Beitrag charakterisiert R ICCARDO G UALDO unter Rückgriff auf ein Korpus von Parlamentsreden in synthetischer Form die politische Sprache in Italien der vergangenen anderthalb Dekaden. Als zentralen Einflussfaktor auf die heutige Sprache der Politik macht der Autor Geschwindigkeit und Verstärker- Funktion der Medien aus, die im Dienste politischer Angriffe stehen. Einer bislang wenig beachteten argumentativen Textsorte widmen sich C RISTIANA D E S ANTIS und J ESSY S IMONINI . In ihrem diskursanalytisch ausgerichteten Beitrag untersuchen sie die Sprache von Briefen, die Politiker und Politikerinnen in italienischen Tageszeitungen veröffentlichen. Neben Politikern der Seconda Repubblica werden mit Giorgia Meloni und Matteo Salvini auch Protagonisten einbezogen, die die italienische Politik nach 2018 prägen. Einen differenzierten Blick auf die Sprache der Politik in den sozialen Medien bietet S TEFANIA S PINA . Sie identifiziert unterschiedliche zeitliche Phasen, die mit je eigenen sprachlichen Charakteristika einhergehen. Auf der Grundlage von Tweets von Luigi Di Maio, Giorgia Meloni und Matteo Renzi zeichnet die Autorin die Entwicklungen nach, die in die nach den Parlamentswahlen von 2018 einsetzende und heute bestehende Phase verbaler Aggression münden. Eine personenbezogene Studie liefert M ARA P APACCIO , Il linguaggio politico della Terza Repubblica 5 die sich auf die rhetorischen Strategien in der Twitter-Kommunikation von Matteo Salvini fokussiert. Grundlage der Untersuchung sind 1800 Posts des Politikers aus dem Jahr 2018. In einem abschließenden Beitrag zeigt E LMAR S CHAFROTH , auf der Grundlage der phraseologischen Datenbank GEPHRI (Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen), in welchem Maße idiomatische Wendungen des Italienischen im politischen Kontext verwendet werden, wobei dies zum Teil mit Bedeutungsverschiebungen einhergeht. Antje Lobin/ Daniela Pietrini Bibliographie Ainis, Michele (2019): «La forma di governo della Terza Repubblica», in: Quaderni costituzionali 1/ 2019, S. 111 - 115. Antonelli, Giuseppe (2000): «Sull ’ italiano dei politici nella Seconda Repubblica», in: Vanvolsem, Serge et al. (ed.): L ’ italiano oltre frontiera, Bd. 1, Leuven/ Firenze: Leuven University Press / Franco Cesati Editore, S. 211 - 234. Cortelazzo, Michele (2017): «Sulla cattiva strada: la lingua politica e l ’ iperrispecchiamento», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani (https: / / www. treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ politici/ Cortelazzo.html). (15/ 03/ 2022) Grasse, Alexander (2021): «Die Seconda Repubblica», in: Lobin, Antje / Meineke, Eva-Tabea (ed.): Handbuch Italienisch. Sprache, Literatur, Kultur, Berlin: Erich Schmidt Verlag, S. 505 - 516. Gualdo, Riccardo (2017): «Politolinguistik in Italien (1994 - 2013)», in: Niehr, Thomas et al. (ed.): Handbuch Sprache und Politik, Bd. 3, Bremen: Hempen Verlag, S. 1200 - 1212. Einleitung 6 Introduzione Il 2021 segna il 75° anniversario della Repubblica italiana, che ha alle spalle una storia movimentata e costellata di cesure. I concetti di Prima e Seconda Repubblica, di origine puramente giornalistica, si sono ormai affermati anche nel discorso quotidiano e scientifico, per quanto ci sia disaccordo in merito ai loro esatti confini temporali, e comunque non si sia verificato quel cambiamento istituzionale necessario perché si possa parlare di una ‘ nuova ’ Repubblica in senso stretto. Diversi eventi segnano la fine della Prima Repubblica, dall ’ emergere - a partire dal 1992 - del sistema di corruzione politica denominato Tangentopoli all ’ adozione di un nuovo sistema elettorale (cosiddetto Mattarellum) di tipo misto (tendenzialmente maggioritario con una quota proporzionale) nel 1993, fino al mutamento radicale dell ’ intero sistema partitico italiano. Si instaura così, con le elezioni parlamentari anticipate del marzo 1994, la Seconda Repubblica, in gran parte plasmata da Silvio Berlusconi (Grasse 2021: 505 s.). Verso la fine del primo decennio del nuovo millennio, la crisi economica e gli scandali politici portano a una crescente frattura tra il corpo elettorale e i suoi rappresentanti politici, a una perdita di fiducia che si manifesta nelle elezioni parlamentari del febbraio 2013 attraverso astensioni e voti di protesta (Gualdo 2017: 1206 s.). Quindi, all ’ indomani delle elezioni del marzo 2018, si assiste a profondi cambiamenti sulla scena politica e a un netto rafforzamento delle forze populiste del Paese. A vincere le elezioni come forza politica di gran lunga più forte è un partito nato da un movimento di protesta, ovvero il partito populista MoVimento 5 Stelle. Alla base di questo risultato elettorale figurano sia la questione migratoria che i massicci problemi economici e sociali che l ’ Italia ha dovuto affrontare dall ’ inizio della crisi finanziaria ed economica nel 2008 (Grasse 2021: 514). Se, alla luce di questi cambiamenti, ci troviamo di fronte a un ’ altra cesura nel senso di una transizione verso una ‘ Terza Repubblica ’ è una questione molto discussa e controversa: «Comincerei ponendo un problema di . . . matematica costituzionale: quante Repubbliche si sono succedute dal 1948 in poi? E adesso, dove stiamo, dove ci troviamo? Nel secondo tempo della Seconda Repubblica, quella battezzata all ’ alba degli anni ’ 90? Già nella Terza? O forse dinanzi all ’ eterno ritorno della Prima, come confermerebbe la rivincita del proporzionale, dopo vent ’ anni di maggioritario duro e puro? » 1 DOI 10.24053/ Ital-2022-0003 1 Ainis 2019: 111. Il linguaggio politico della terza Repubblica 7 Partendo dagli sviluppi politici appena descritti, l ’ obiettivo di questo fascicolo è quello di fornire un contributo linguistico sulla questione sollevata prima, riguardo un possibile inizio di una nuova era. Per descrivere il linguaggio spesso criptico dei politici della Prima Repubblica sono stati introdotti il termine politichese e il paradigma della superiorità, mentre il linguaggio popolare dei politici della Seconda Repubblica (cosiddetto gentese) è all ’ insegna del rispecchiamento (cfr. Antonelli 2000). I contributi che seguono mirano a cogliere il profilo del linguaggio nella sfera pubblica politica contemporanea, per il quale Cortelazzo (2017) ha proposto un paradigma di iperrispecchiamento e l ’ espressione parlare ostile. Un ruolo di primo piano spetta anche agli sviluppi mediatici: così come l ’ affermazione della televisione come luogo privilegiato per i dibattiti politici durante la Seconda Repubblica ne ha plasmato il linguaggio, allo stesso modo oggi il linguaggio della politica non può essere considerato separatamente dal suo uso cospicuo nei nuovi media e, soprattutto, nei social network. Un obiettivo ulteriore consiste nell ’ ampliamento della prospettiva e nel superamento dell ’ orientamento lessical-funzionale che è stato a lungo dominante nella ricerca sulla lingua e sulla politica italiana (Gualdo 2017: 1200), per includere analisi discorsive e testuali di tipi di testo finora ignorati. Oltre a ciò, l ’ analisi linguistica, finora incentrata prevalentemente sugli usi della lingua da parte dei politici uomini, andrebbe integrata includendo quelli delle donne attive nel medesimo campo. Nel primo contributo, R ICCARDO G UALDO caratterizza in forma sintetica il linguaggio politico dell ’ Italia degli ultimi quindici anni attingendo a un corpus di discorsi parlamentari. L ’ autore individua nella velocità e nella funzione di amplificazione dei media, che sono al servizio degli attacchi politici, un fattore centrale che influenza il linguaggio politico odierno. C RISTIANA D E S ANTIS e J ESSY S IMONINI si dedicano a un tipo di testo argomentativo che finora ha ricevuto poca attenzione. Nel loro contributo, improntato all ’ analisi del discorso, esaminano la lingua delle lettere pubblicate da donne e uomini politici sui quotidiani italiani. Oltre ai politici della Seconda Repubblica, sono presenti anche Giorgia Meloni e Matteo Salvini, protagonisti della politica italiana dopo il 2018. S TEFANIA S PINA offre una prospettiva di studio diversificata sul linguaggio della politica nei social media. L ’ autrice individua diverse fasi temporali, ciascuna accompagnata da caratteristiche linguistiche proprie. Basandosi sui tweet di Luigi Di Maio, Giorgia Meloni e Matteo Renzi, Spina ripercorre gli sviluppi che hanno portato alla fase di aggressione verbale iniziata dopo le elezioni politiche del 2018 e che continua ancora oggi. Lo studio di M ARA P APACCIO si concentra sulle strategie retoriche nella comunicazione di Matteo Salvini su Twitter, basandosi su 1800 post pubblicati nel 2018 dal leader della Lega. In un contributo conclusivo, E LMAR S CHAFROTH mostra, sulla base della banca dati fraseologica GEPHRI (Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen), Introduzione 8 in che misura nel contesto politico si usano espressioni idiomatiche dell ’ italiano, in parte accompagnate da spostamenti semantici. Antje Lobin e Daniela Pietrini Bibliografia Ainis, Michele (2019): «La forma di governo della Terza Repubblica», in: Quaderni costituzionali 1/ 2019, pp. 111 - 115. Antonelli, Giuseppe (2000): «Sull ’ italiano dei politici nella Seconda Repubblica», in: Vanvolsem, Serge et al. (ed.): L ’ italiano oltre frontiera, Vol. 1, Leuven/ Firenze: Leuven University Press / Franco Cesati Editore, pp. 211 - 234. Cortelazzo, Michele (2017): «Sulla cattiva strada: la lingua politica e l ’ iperrispecchiamento», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani (https: / / www. treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ politici/ Cortelazzo.html). (15/ 03/ 2022) Grasse, Alexander (2021): «Die Seconda Repubblica», in: Lobin, Antje / Meineke, Eva-Tabea (ed.): Handbuch Italienisch. Sprache, Literatur, Kultur, Berlin: Erich Schmidt Verlag, pp. 505 - 516. Gualdo, Riccardo (2017): «Politolinguistik in Italien (1994 - 2013)», in: Niehr, Thomas et al. (ed.): Handbuch Sprache und Politik, Vol. 3, Bremen: Hempen Verlag, pp. 1200 - 1212. Il linguaggio politico della terza Repubblica 9 RICCARDO GUALDO Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 1. L ’ incompetenza al potere Volgari, disonesti, incompetenti: in questi ultimi anni i discorsi dei politici e gli stessi politici italiani sono stati descritti così da giornalisti, politologi e linguisti; anche la loro eloquenza sembra essersi svuotata, sostituita da una comunicazione assertiva, che toglie spazio alla discussione argomentata. È il segno di una fase nuova nella storia del linguaggio politico del Paese? 1 La storia dell ’ Italia repubblicana è stata suddivisa in varie fasi, e indicarne gli snodi può essere un esercizio istruttivo, ma non è sempre facile. Per l ’ ultimo ventennio, invece, l ’ operazione è più semplice: il 2001 è l ’ anno dell ’ attentato a New York dell ’ 11 settembre e delle proteste antiglobalizzazione che in Italia culminano con il Napoli global forum e il G8 di Genova; nel 2008 scoppia una crisi finanziaria mondiale che gli analisti avvicinano a quella del 1929 e l ’ Italia ne è colpita, con gravi ripercussioni politiche; i primi anni del secondo decennio sono segnati, in Europa, da ingenti afflussi di immigrati economici e rifugiati politici e dall ’ emergenza climatica; dal febbraio 2020 la scena mondiale è dominata dal tema della pandemia. In Italia il ventennio è spaccato in due: nel 2011 matura la dissoluzione del bipolarismo della “ seconda Repubblica ” ; dal voto del 2013 le Camere escono profondamente rinnovate: oltre il 60 % di deputati e senatori vi entra per la prima volta, portando novità anche linguistiche che hanno suggerito a Cortelazzo (2017: 96) un parallelo con il linguaggio politico del “ nuovo ” che si era affermato vent ’ anni prima e la definizione di “ terza Repubblica ” . Poco meno di quindici anni fa, nel 2007, il paesaggio politico assume i colori più vividi del personalismo e del populismo: a settembre Beppe Grillo organizza il primo “ Vaffaday ” , lanciando il MoVimento 5 Stelle (M5S), destinato a un clamoroso successo elettorale nel 2013; a novembre Silvio Berlusconi annuncia la nascita del “ Popolo DOI 10.24053/ Ital-2022-0004 1 Ringrazio Maria Vittoria Dell ’ Anna per aver letto una prima versione di questo testo, dandomi utili consigli (errori e lacune restano di mia sola responsabilità). Le citazioni da un piccolo corpus di 20 dibattiti parlamentari italiani dal 2008 al 2018 (per poco meno di 600.000 occorrenze di parole grafiche), già usato per un primo studio contrastivo italianotedesco (Gualdo 2021), sono indicate come Cdp, con la data nella forma anno_mese_giorno-C(amera)/ S(enato) (così 2014_02_25-S sta per la seduta del Senato del 25 febbraio 2014); lo stesso formato di data è usato per citazioni da archivi di quotidiani, come il Corriere della Sera (CdS) e Repubblica (R). 10 della libertà ” (PdL), con l ’ obiettivo di raccogliere sotto un ’ unica bandiera Forza Italia (FI) e la Lega Nord (LN); alla fine del 2008 Matteo Renzi vince le primarie del Partito Democratico (PD) per la carica di sindaco di Firenze, e in pochi anni prenderà il controllo del partito a livello nazionale. I tre leader guidano forze diversissime, ma usano un linguaggio simile: l ’ appello diretto al popolo e alla gente comune contrapposta alle élites, l ’ insofferenza per i meccanismi di rappresentanza della politica tradizionale, il contratto di fiducia tra i potenziali elettori e il capo carismatico. 2 A un esame più attento si coglierebbero le sfumature che questi tratti generali assumono nei diversi partiti e movimenti, anche allargando lo sguardo alle figure minori; qui ci chiediamo se siano davvero elementi nuovi, o non piuttosto l ’ esito di processi più lunghi, nella storia della politica così come in quella del suo linguaggio. 3 2. Volgari ma eloquenti? In un volume di taglio brillante, ma solido scientificamente, Giuseppe Antonelli (2017, passim e in partic.: 58) denuncia la vacuità banalizzante o la refrattarietà al ragionamento e alla sollecitazione dello spirito critico dei politici del terzo millennio, che producono una lingua artificialmente popolare, in realtà dolosamente populista: dalla truffa reazionaria dello slogan «onestà! onestà! » del M5S, che dai social o dalla piattaforma digitale “ Rousseau ” plaude ai videosermoni «politicomici» del «giullare» Grillo (ivi: 81; Cortelazzo 2017: 24 parla di «ibridazione tra comizio e spettacolo») fino al vuoto storytelling di Matteo Renzi, imperniato su parole emozionali (bellezza, fantasia, meraviglia, speranza, ecc.) e pervaso di ammiccante giovanilismo e di un immaginario pop che «rappresenta oggi l ’ unica forma di cultura condivisa dagli italiani» (Antonelli 2017: 90). Si potrebbe obiettare che tecniche da avanspettacolo furono usate dal qualunquista Guglielmo Giannini poco dopo la seconda guerra mondiale; che negli anni ’ 70 Marco Pannella fu definito guitto per l ’ uso spregiudicato e provocatorio dei mezzi di comunicazione; 4 che già nel 1992 Umberto Bossi definiva la Lega Nord l ’ unica «forza onesta e sana» in Italia (Arcangeli 2019: 12), e che la cultura nazionalpopolare della canzonetta affonda le sue radici almeno negli anni ’ 60 per esplodere negli anni ’ 80, quando Matteo Salvini (1973), Matteo Renzi (1975) e Giorgia Meloni (1977) erano bambini, dunque ben prima dell ’ attuale deriva populista. Infine, il 2 I tratti costitutivi del populismo, soprattutto di destra, sono esaminati da Cedroni 2014: 39 - 50, anche sulla scorta degli studi di M. Reisigl e R. Wodak (cfr. tra i molti, Reisigl 2014 e Wodak 2013; ampio e dettagliato Heinisch/ Holtz-Bacha/ Mazzoleni 2017). 3 Per esempio, l ’ emergere di un nuovo populismo si avvertiva già nei primi anni ’ 90 del secolo scorso, cfr. Desideri 2016: 6, n. 32. 4 Una documentata storia del populismo in Italia è Tarchi 2015. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 11 turpiloquio e l ’ aggressione verbale sono sempre esistiti: a ingigantirli è il megafono mediatico; la novità sta semmai nel tracollo del decoro e dell ’ etichetta che prima proteggevano i luoghi istituzionali della politica, favorito anche dalla diffusa tolleranza per le movenze della lingua parlata, dalla sempre più larga invasione del privato nel pubblico, dalla difficoltà di governare le regole della variazione diafasica. 5 Sul piano della comunicazione le vere novità stanno nell ’ accelerazione del flusso informativo prodotta dalla digitalizzazione e nell ’ appiattimento sul presente (cfr. Gualdo 2013 a: 473) che ne deriva; alla velocità della politica contemporanea alludono i concetti di dromologia e dromocrazia usati già alla fine degli anni Settanta dal filosofo francese Paul Virilio (1981) e l ’ efficace neologismo turbopolitica coniato da Edoardo Novelli nel 2006. La politica spettacolo degli anni ’ 80 del XX secolo ha radici antiche, ma la trasformazione, prima del partito, poi del leader, in un oggetto di marketing (Arcangeli 2019: 44 ricorda il concorso VinciSalvini nella campagna elettorale del febbraio 2018), ha definitivamente asservito la comunicazione politica alle logiche del medium: la radio e la televisione in passato e oggi Internet e il web 4.0. L ’ appiattimento sul presente ha due facce: la perdita di memoria che permette di usare e distorcere a piacimento le etichette politiche, e la vorace appropriazione di temi e di parole chiave dell ’ oggi da parte del discorso politico. Quanto alla perdita di memoria, mi limito a ricordare che il movimento creato da Berlusconi all ’ inizio degli anni ’ 90 del XX secolo invocava la rivoluzione liberale che era stata molti decenni prima il motto di Piero Gobetti. Quanto allo sfruttamento bruciante di immagini e metafore dell ’ attualità, nell ’ ottobre 2001 l ’ allora presidente del Senato Marcello Pera reagiva ai “ tumulti ” dell ’ opposizione dicendo: «questo è inaccettabile: non è un Parlamento di talebani» (CdS 2001_10_25: 15); nel 2013 lo Tsunami tour elettorale di Beppe Grillo rovesciava in positivo la metafora dello tsunami finanziario circolata dopo i tragici eventi asiatici del marzo 2011 (Gualdo 2013 b: 119). Le consultazioni per la formazione del governo nel 2013 e poi nel 2014 segnano l ’ irruzione della condivisione in diretta di momenti del dibattito politico, ma restano nella memoria alcune battute di Renzi: «Beppe [Grillo], esci da questo blog! esci da questo streaming! » (Renzi usò blog anche nel discorso per la fiducia del 2014_03_25; blog e streaming sono reinterpretati come ‘ film, realtà onirica ’ ), «se l ’ Europa si facesse un selfie» (cioè ‘ si guardasse allo specchio ’ ), «La crisi ha il volto di donne e di uomini, e non di slide» (cit. da Serianni 2018: 43), «Il contesto politico [. . .] è sintetizzabile [. . .] in tre brevissimi tweet» (gli esempi con selfie e tweet in Cdp 2014_03_25). Infine, aspettando che talebano (o talibano) ritorni in auge, gli ultimi anni sono stati segnati dalla pandemia e dal suo lessico; così, 5 Per Cortelazzo (2017: 98) il turpiloquio non è rispecchiamento ma «accorta rappresentazione lessicale di precise tendenze della propaganda populista». Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 12 nell ’ estate 2021, commentando il progetto berlusconiano di federare il centrodestra in un partito unico, un esponente di Forza Italia ha dichiarato che «la federazione sembra solo un vaccino anti Meloni» (TGLa7, 2021_98_21, ore 13: 48; si noti che in Cdp - che si ferma al 2018 - le parole vaccinazione e vaccino, anche in senso figurato, non appaiono mai e contagio ha una sola attestazione riferita metaforicamente ai rischi della crisi economica). 6 3. Effetto social Dall ’ asservimento alla logica commerciale dei nuovi media più che dal crollo delle ideologie del Novecento deriva anche l ’ omologazione (apparente) dei contenuti che ha sostituito la contrapposizione degli anni del bipolarismo (cfr. Antonelli 2017: 38). Il punto di svolta si può collocare nel quinquennio 2006 - 2011. La crisi finanziaria globale del 2008 coincide con l ’ esplosione del fenomeno dei media che preferisco chiamare socievoli più che sociali. Vogliosi di intercettare fasce il più ampie possibile di elettori, i politici si appropriano presto delle tribune di Facebook (nel 2022 Meta) e Twitter per approdare poi anche su Instagram e TikTok. La logica dei social media è una dia logica: il testo digitale ha una natura «eminentemente dialogica [. . .]: ogni messaggio è un turno che attende una replica, una conferma, un rinvio» (Pistolesi 2014: 374 - 375); dominano la frammentazione e la sintesi, che incoraggiano la «sentenziosità e la frequenza degli interventi» (ibidem). È obbligatorio reagire subito a ogni stimolo, senza distinzione di qualità, poco importa se il tema sia una crisi di governo o la vittoria della squadra di calcio del cuore - per Salvini con la maglia del Milan cfr. Arcangeli 2019: 136 - , inviando più messaggi in serie, semplici e diretti, adatti a essere rilanciati (retweet, regram o call to action in Arcangeli 2019: 55: «io stasera faccio X [dove X sta per mangio la pizza, guardo la partita, incontro il presidente della Repubblica]. . . voi che fate? »). La politica dello spot (cfr. Cosenza 2012) o la post-politica e la post-verità trasformano le prese di posizione in sentenze brevi, memorizzate e memorizzabili o citabili (Desideri 2016: 70), adatte più o meno a ogni piattaforma, dal vecchio pastone nel quale i redattori dei telegiornali si limitano a cucire le dichiarazioni modello 20 secondi, poche frasi assertive mandate a memoria e imperniate sugli slogan e le parole-bandiera del momento (Cortelazzo 2017: 97 - 98) 7 fino alla tribuna di un 6 Esempi più e meno recenti dell ’ uso metaforico di tsunami, vaccino e virus in Pietrini 2021. 7 Tra i molti esempi possibili: gli avversari sono «divisi su tutto» e propongono temi divisivi, gli alleati si sono invece ricompattati; l ’ azione dei partiti (di volta in volta di governo o di opposizione) punta a non far «restare/ rimanere indietro nessuno» e a non «fare marcia/ marce» o «passi indietro»; bisogna «guardare avanti con fiducia», e con fiducia «guardare/ pensare al futuro» e alle sue sfide; però con cautela, altrimenti si rischia di «andare a sbattere». Si noti che queste formule e frasi fatte sono relativamente rare in Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 13 social. Spina (2012, 2016) ha mostrato non solo che i leader politici italiani usano i nuovi strumenti della rete in modo relativamente rozzo, ma che quasi mai il turno di replica è onorato; le rare eccezioni (il blog di Grillo, i profili di Salvini e Calenda) sono apprezzate sia dagli elettori, sia dai politologi. Il sogno è la scomparsa di filtri tra il leader e i suoi sostenitori, la disintermediazione che si realizza magicamente nel web; ma un filtro c ’ è sempre, che siano i moderatori del sito o i portavoce; illusorio è anche il contatto diretto nella piazza, dai MeetUp del M5S alla Leopolda di Renzi fino ai selfie di Salvini con i sostenitori. Nel frattempo, la logica partitica che i nuovi movimenti dichiarano di aborrire ricompare nella fioritura di scuole di politica, di stage di formazione per i giovani, di fondazioni private che servono a incrociare lobbies e a sfornare quadri politici capaci di costruire reti e di mobilitare gruppi di pressione. Il messaggio iniziale postato nei social riappare su altre piattaforme con modifiche minime, spesso solo un attacco o una coda di commento, nella forma dell ’ hashtag o dell ’ emoji, che servono il primo da gancio ad altri thread, il secondo a orientare o a precisare la decodifica pragmatica del messaggio. O ancora, si quota (cioè si cita) una parola o una frase d ’ altri, o anche solo il nome di una persona, ricontestualizzandoli o storpiandone consapevolmente il senso. Simili per (dia)logica e tecnologia, i social media differiscono nella selezione di “ generi ” e pubblico: Facebook e Instagram sono più adatti al racconto e a mettere in mostra il privato, e il secondo è preferito dai più giovani (oggi, prima che i giovani di domani scelgano una nuova piattaforma); Twitter funziona meglio come ufficio stampa, perché è frequentato dai giornalisti e, in generale, da utenti colti e politicamente avvertiti; TikTok, tra gli ultimi arrivati, si presta come e più di Instagram al rilancio di immagini - in sequenze di storie - e di video brevissimi, possibilmente scherzosi e divertenti (cfr. il capitolo dedicato alla gestualità di Salvini in Arcangeli 2019, e fatti interessanti potrebbero emergere dallo studio dei profili prosodici dei politici). In generale, il codice visivo ha guadagnato spazio e ogni discorso politico, anche quelli parlamentari, è costruito con la consapevolezza di rivolgersi immediatamente anche all ’ enorme platea dei nuovi media. All ’ impegno militante e alla partecipazione tipici della politica novecentesca si sostituisce il video attivismo, «un nuovo tipo di partecipazione ad alta emotività, basso livello di impegno e altissima visibilità» (Novelli 2006); bastano un like o un CdP (tranne quelle incardinate su indietro e l ’ abusatissimo futuro), segno che la sintonia linguistica va ricercata tra i resoconti e i commenti giornalistici e le apparizioni dei politici nei media piuttosto che nella lingua del Parlamento; poco rappresentate sono anche le necessità di un «cambio di passo» e di rispettare le «linee guida» (del governo, dei comitati tecnici, ecc.) onnipresenti nel dibattito sulla pandemia. Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 14 dislike per sentirsi un attivista (parola che sembra aver ormai rimpiazzato militante, cfr. Gualdo 2019: 86 - 87). 8 La dinamica dell ’ immediatezza e della frammentazione che caratterizza la comunicazione social produce due effetti politici. Il primo è l ’ aggregazione rapida, spontanea o eterodiretta, di mobilitazioni di gruppo, intense, ma momentanee (flashmob) e perlopiù evanescenti: il cosiddetto popolo viola antiberlusconiano tra il 2009 e il 2012, le Sardine nell ’ autunno del 2019, i ragazzi dei Fridays for Future tra 2020 e 2021 a sinistra; a destra gli omologhi italiani dei gilets jaunes francesi, i no- Vax o i no-Green Pass nei mesi della pandemia. Il secondo è la volatilità del voto (cfr. già Gualdo 2013 a: 475 e Gualdo 2017): grandi masse di elettori si spostano da un ’ area all ’ altra in modo rapido e imprevedibile, producendo effetti importanti sulla composizione delle Camere e, di conseguenza, sui governi e sugli equilibri politici. Da parte loro, le istituzioni non hanno saputo o non hanno voluto dare risposte organiche a questi sintomi di malessere sociale e di crisi della rappresentanza: hanno semmai tamponato i flussi ricorrendo a governi di emergenza, formati dai presidenti della Repubblica, pur nel rispetto delle regole costituzionali, senza l ’ avallo del voto; e hanno assecondato la perdita di prestigio e di autorevolezza del Parlamento ricorrendo alla decretazione d ’ urgenza e approvando - nel 2019 - un drastico taglio di deputati e senatori. 4. Novità e costanti nella lingua politica italiana In superficie, la comunicazione politica italiana dell ’ ultimo quindicennio (2006 - 2021) non appare nuova rispetto al passato recente (1990 - 2005). Sono fenomeni noti, e già ampiamente descritti (una sintesi in Gualdo 2009 e Dell ’ Anna 2010), la sfiducia (disaffezione) per i partiti tradizionali e per il modo in cui rappresentano i cittadini, la demonizzazione e lo screditamento degli avversari in una netta contrapposizione noi/ loro, il leaderismo e la personalizzazione, il rilievo dato al corpo e all ’ immagine, l ’ abuso di tecniche pubblicitarie, la retorica della semplicità, della franchezza del linguaggio e del buonsenso. Segnalo alcuni effetti linguistici raccogliendoli per praticità in campi distinti. Dissoluzione dei partiti tradizionali: scomparsa di parole come comunista, cristiano, repubblicano, socialista nei nomi dei gruppi politici (resiste ancora, ma annacquato, liberale) e sostituzione di partito con lega, movimento, polo, popolo con denominazioni ellittiche (sigle, da PD a M5S, o accorciamenti, come dem per 8 A quanto ho scritto in Gualdo 2019, aggiungo che nel corpus del linguaggio dei leader (vedi oltre alla nota 23) attivista è usato quasi solo da Giorgio Almirante con una netta connotazione negativa, e mai nella forma femminile, dunque mai riferito a donne. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 15 ‘ democratici, del PD ’ ) o metaforiche (gli azzurri di Forza Italia, i gialli o gialloverdi cioè M5S più Lega, con parole-slogan (Azione, Insieme per il Futuro) o formule autodefinitorie (Fratelli d'Italia, Liberi e Uguali). Delegittimazione: ricorso all ’ ironia o alla deformazione irridente di slogan e nomi degli avversari (la tecnica che Serianni 1995 ha chiamato irradiazione deformata, adottata largamente da Bossi, oggi soprattutto da Grillo); aggressione diretta e insulto volgare o sessista per delegittimare gli avversari (su questo tema, cfr. Desideri 2017 con esempi fino a Bossi); proliferazione di deonimici, cioè derivati dai nomi dei leader, sia per indicare i collaboratori o i sostenitori (berlusconiani, grillini, ma anche i D ’ Alema boys e le bimbe di Conte, ecc.), sia per identificare la lingua, generalmente in chiave sarcastica (bersanese, dipietrese, ecc.; più recente la scilipotizzazione, cioè ‘ trasformazione in Scilipoti ’ , dal nome del deputato il cui voto, nel dicembre 2010, fu determinante per evitare la caduta del governo Berlusconi); o ancora in antonomasie (il Cavaliere Berlusconi, ex Cavaliere dopo il 2014, il Rottamatore Renzi, il Capitano Salvini). Rilievo dato al corpo e all ’ abbigliamento: uso, soprattutto nei media, di metonimie con capi di vestiario o oggetti-feticcio; dopo la canottiera di Bossi e il doppiopetto di Berlusconi sono venuti il loden di Monti, il chiodo (giubbotto di pelle) di Renzi, la felpa o la ruspa di Salvini. Tecniche di tipo pubblicitario: scelta - nelle immagini e negli slogan - di colori e simboli che superano, sostituiscono o modificano quelli tradizionali: sono stati abbandonati i simboli floreali e zoologici della Seconda Repubblica e i colori identitari, salvo poche eccezioni, tra cui spicca il giallo del M5S (usato anche nelle infografiche, dove il verde della Lega si è ormai stinto in azzurro); simboli e manifesti accolgono semmai volentieri e trasversalmente il patriottico tricolore (alcune osservazioni in Gualdo 2021). Retorica della semplicità e avvicinamento al senso comune degli elettori: uso di parole passepartout ed endoxa come buonsenso, concretezza, futuro, giustizia (sempre giusta), normalità, nuovo, onestà, persone, sicurezza, sobrietà, valori (chi punterebbe sull ’ antonimo di ciascuno di questi termini? ); 9 a un ’ adesione affettiva e irrazionale invitano l ’ emozione e lo stupore di Renzi o il coraggio di Meloni, non 9 Tra l ’ altro, sicurezza è davvero una parola chiave del decennio 2008 - 2018: in CdP ne raccolgo 341 attestazioni (molte delle quali nelle collocazioni messa/ mettere in sicurezza), con rango di frequenza 205, altissimo per le parole semanticamente piene. Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 16 troppo lontani dal gusto per il futuro o dall ’ amore per l ’ Italia di Draghi; 10 facile e diretto è il finto parlato per avvicinarsi all ’ elettore medio. 11 Qualche riflessione merita la parola popolo, che sembra l ’ emblema del populismo risorgente, ma ha connotazioni assai diverse a seconda di chi la pronuncia: a sinistra indica genericamente movimenti spontanei di cittadine e cittadini (e non certo il popolo ‘ classe ’ di Bandiera rossa); per FI il popolo delle libertà è la gente comune, l ’ antica maggioranza silenziosa; per i partiti della destra tradizionale il popolo è la nazione, gli italiani distinti dagli europei e dagli stranieri, mentre - all ’ opposto - per la Lega delle origini è il popolo padano ostile a Roma e al resto d ’ Italia, che aspira all ’ autodeterminazione e alla secessione/ devoluzione come altri popoli d ’ Europa e del mondo (gli scozzesi nel Regno Unito o i catalani in Spagna); 12 per il M5S il popolo è la versione social del popolo italiano del primo articolo della Costituzione, titolare di sovranità (che nel 1947 non era ancora il sovranismo economico e culturale del XXI secolo) e protagonista della democrazia diretta digitale. 13 5. Lingua dei leader e segni di novità Come già per Berlusconi, Bossi, Prodi e altri leader della seconda Repubblica, sono stati tracciati numerosi profili della lingua di alcuni dei protagonisti di questa fase storica: Grillo, Renzi e Salvini su tutti, ma anche Nichi Vendola (cfr. almeno Giansante 2011, Petrilli 2015, Librandi/ Piro 2016, Arcangeli 2018 e 2019), e analisi accurate dei discorsi dei presidenti della Repubblica e dei presidenti del Consiglio (Cortelazzo/ Tuzzi 2007, Di Benedetto 2010, Serianni 2018). Colpisce, ma non stupisce, l ’ assenza delle donne, che riflette l ’ emarginazione femminile dai ruoli di vertice in quasi tutti i settori della società italiana e un generale peggioramento della condizione lavorativa e del prestigio sociale delle donne, che la pandemia ha accentuato. Se alcune delle Costituenti, che Basile (2012) ha chiamato «madri della Repubblica», hanno meritato singole analisi piuttosto isolate rispetto alla quantità di studi dedicati a politici maschi (tra queste Lina Merlin, Tina Anselmi, Nilde Iotti), sembrano inesistenti le leader degli ultimi vent ’ anni, pur non numerosis- 10 Draghi ha usato la prima espressione il 26 marzo 2021 in un incontro con le Regioni, mentre l ’ altra è nelle parole conclusive delle sue Comunicazioni in Senato, 17 febbraio 2021. 11 Cortelazzo (2017: 99) segnala l ’ uso del dialogo fittizio da parte di Renzi, ma anche Nichi Vendola lascia cadere nel suo eloquio ricercato «qualche formula finto-parlata» (Antonelli 2017: 90). 12 In CdP la parola devoluzione è praticamente scomparsa (solo 1 occorrenza, e 3 di devolution), e secessione appare una sola volta, ma non in riferimento alla politica contemporanea; viceversa, federalismo ha ben 116 occorrenze, cui vanno a sommarsi le 23 di federalista (lemma). 13 Sulle diverse accezioni della parola, cfr. Cedroni 2014: 44 - 46 e Desideri 2016: 41. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 17 sime. Sebbene Fratelli d ’ Italia (FdI) sia la più consistente tra le formazioni minori (quasi il 4,5 %) nelle Camere uscite dal voto del 2018, accreditata dai sondaggi (settembre 2021) come il primo partito italiano, Giorgia Meloni è menzionata da Capaci e Spassini (2016) solo per la connotazione romanesca del suo eloquio (più utile, ma anche più lontano nel tempo, Spoladore 2014). Meno vistosi, ma - a mio parere - più indicativi di un ’ evoluzione della politica non solo italiana verso il populismo nazionalista sono altri fatti, che elenco qui di seguito senza attribuire alla sequenza una graduatoria di importanza o priorità. 14 La rivalutazione di parole e simboli che rinviano all ’ identità italiana: i nomi Forza Italia, e Fratelli d ’ Italia e Italia Viva lo slogan della Lega «prima gli italiani», il recupero del tricolore e dell ’ inno di Mameli (già da parte di Carlo Azeglio Ciampi) e una spiccata e trasversale celebrazione degli sportivi (calciatori, olimpionici, ecc.) e dei militari (impegnati in missioni all ’ estero, di protezione civile in occasione di catastrofi naturali, di gestione logistica della pandemia). Nella lingua, parole come confini, identità, nazione, patria e patriota, popolo, territorio, i pronomi e aggettivi noi, nostro riferiti alla comunità nazionale (e si noti anche l ’ avverbio fuori - s ’ intende dall ’ Italia - in slogan come «fuori i clandestini») hanno guadagnato una coloritura positiva che prima era ben più tenue, se non addirittura assente (nazione, patria e popolo erano banditi dal lessico della sinistra negli anni ’ 60 e ’ 70, e ancora negli anni ’ 90 sono stati usati prevalentemente da Bossi e Berlusconi); significativo il fatto che nei mesi della pandemia l ’ italianità sia stata rivendicata con «fierezza» e «orgoglio» anche dalla pubblicità commerciale: valore assoluto, simbolo di unità contro un nemico comune, ma anche - più sottilmente e nelle forme dell ’ implicito - ostentazione di genuina autarchia rispetto a un mercato globalizzato nel quale ciò che viene dall ’ esterno è suggerito come contraffatto e potenzialmente pericoloso. Parallelo alla rivalutazione dell ’ identità nazionale è l ’ aumento della diffidenza e perfino del discredito per i valori europei, che si concretizza, caso per caso, nell ’ antitesi Europa/ Italia o Europa/ Regione (nel linguaggio della LN prima del 2014, l ’ anno in cui Salvini conquista la segreteria), nella condanna dell ’ europeismo acritic[o], sacrale, retoric[o] nell ’ intervento tenuto il 2008_07_22 in Senato da Gaetano Quagliariello (PdL) e nella richiesta - proveniente soprattutto dai partiti dichiaratamente più europeisti, come il PD - di un ’ Europa «nuova», «diversa», «altra», di un ’ Europa nella quale portare i valori italiani, laddove la sinistra negli anni ’ 80 e ’ 90 voleva importare in Italia i valori europei (Gualdo 2021): «fatta l ’ Europa, bisogna fare gli europei» (la riscrittura del motto attribuito a d ’ Azeglio è di Renzi, cfr. Arcangeli 2018: 81; e ancora Renzi chiede che «l ’ Europa torni a fare l ’ Europa», Ondelli 2021: 27); oppure nella simpatia per leader e realtà 14 Un ’ analisi recente del linguaggio populista è nei saggi raccolti in Ondelli 2021; cfr. anche l ’ interessante sintesi di Colombo in stampa. Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 18 politiche extraeuropei (Putin, Trump, la Cina o addirittura la Corea del Nord) o antieuropeisti in Europa (il Front National di Marine Le Pen e Fidesz di Viktor Orbán da parte di Salvini, mentre il PD si è ispirato ai democratici statunitensi e poi a Barack Obama, esprimendo spesso una generica sintonia con personalità e movimenti extraeuropei). 15 Sul piano ideologico, tutti dichiarano il superamento della dialettica destra/ sinistra a vantaggio di posizioni più sfumate; così la sinistra moderata può lasciarsi alle spalle l ’ avversione al capitalismo e al neoliberismo e accettare la globalizzazione tecnologica, semmai rivestendola di generici valori ambientalisti (il fenomeno del greenwashing per cui tutto diventa “ verde ” ) 16 e spostando l ’ asse d ’ azione verso campagne in difesa di diritti civili (matrimoni omosessuali, disposizioni per il fine vita, attribuzione delle aggravanti di razzismo, omofobia e odio di genere ad alcuni reati contro la persona); la destra, da parte sua, può permettersi relazioni pericolose con movimenti dichiaratamente neofascisti o neonazisti (nota Cortelazzo - 2017: 103 - che una delle novità della Lega di Salvini rispetto a quella di Bossi è la scomparsa dello «sfondo antifascista»). In chiave identitaria, ostile a un supposto laicismo aconfessionale dell ’ Europa e ai pericoli d ’ ibridazione con altre culture e fedi religiose (anti islamismo) si può leggere anche l ’ ostentazione di simboli e di slogan cristiani. Un altro elemento interessante, relativamente poco studiato, è l ’ assuefazione al populismo economico-finanziario, risvolto nascosto della più vistosa ribellione - non solo italiana, e questa invece fin troppo enfatizzata - verso il dominio di quello che Luciano Gallino (2011) ha chiamato finanzcapitalismo. Ferrero (2016: 161 - 167), analizzando la retorica del neocapitalismo, infarcita di anglicismi «apparentemente neutrali» (ivi: 146) come bail-in e bail-out, default, fiscal compact, spending review, spread (cfr. anche Gualdo 2012 e 2013 a), ha dimostrato come anche il whatever it takes enunciato nel luglio 2012 dall ’ allora presidente della Banca centrale europea Draghi non sia stato una felice quanto potente invenzione occasionale. Nei mesi precedenti, infatti, se ne riscontra la presenza nel discorso, martellante come un bollettino di guerra, delle principali autorità dell ’ Unione europea (l ’ allora presidente del Consiglio europeo Herman van Rompuy: everything what is required; il presidente dell ’ Eurogruppo Jean-Claude Junker: whatever it takes; il presidente della Commissione europea José Barroso: what it takes); dunque lo si può considerare un tassello del più generale «lessico moralistico» in cui la dottrina 15 Sull ’ antieuropeismo esplicito e trasversale nei programmi elettorali del 2013 cfr. Gualdo 2013 a; sulle nuove forme di antieuropeismo degli anni successivi cfr. Gualdo 2021. 16 Ma i partiti verdi hanno in Italia meno seguito che in altre nazioni europee; mi pare interessante che in CdP l ’ aggettivo verde abbia solo 6 occorrenze (nessuna delle quali al plurale) contro le 14 di green (10 delle quali nella locuzione green economy); 19 sono le occorrenze di globalizzazione contro le appena 11 di capitalismo e le 2 di capitalista; ambientalismo è assente e ambientalista (lemma) appare solo 3 volte. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 19 dell ’ austerità, della disciplina fiscale, della responsabilità (Monti), delle riforme strutturali, del rigore di bilancio e dei sacrifici (non mancano le metafore scolastiche del fare i compiti, cfr. Gualdo, 2021 e vari saggi in Pietrini/ Wenz 2017) erano proposti all ’ opinione pubblica come le sole ricette, la sola cura o l ’ unico antidoto (vedi sopra, nota 6), ai rischi di contagio - poiché siamo tutti interdipendenti (in Cdp Stefano Pedica, ItaliadeiValori, 2008_07_22-S) e tutti sull ’ orlo del baratro. 17 Si produce così una cornice cognitiva che serve a convincere l ’ opinione pubblica che non ci siano alternative; parte di questa cornice è la deresponsabilizzazione della classe dirigente, riassumibile in formule variamente modulabili come «ce lo chiede l ’ Europa» o «le riforme [o altri interventi] che il Paese si aspetta» (cfr. Gualdo 2012). 18 In questa chiave leggerei anche l ’ inopinata svolta europeista dei primi mesi del 2021, nella fase più critica di un altro contagio globale: movimenti ed esponenti politici (Di Maio, Grillo, Salvini) che avevano infiammato l ’ elettorato dichiarando guerra aperta e senza quartiere agli eurocrati di Bruxelles, alla troika composta da Banca centrale, Commissione europea e Fondo monetario internazionale, o che da sinistra - più timidamente - chiedevano un rinnovamento delle istituzioni europee e nel 2015 avevano solidarizzato con la Grecia di Tsipras e Varoufakis, accettando di affidare la guida del Paese al più genuino rappresentante di quel potere politico-economico, Mario Draghi, celebrandone l ’ autorevolezza, il prestigio e la competenza. 6. Un degrado generazionale? La supposta crescente volgarità della comunicazione politica italiana e internazionale attuale non è un dato nuovo in sé (l ’ uso aggressivo del linguaggio e del corpo di Donald Trump è stato avvicinato a quello di Mussolini o di Hitler): la novità sta nella rapidità e nell ’ amplificazione dell ’ attacco politico garantite dai media digitali, nella potenza delle reazioni che un semplice post può scatenare. 19 I politici più anziani della seconda Repubblica, Berlusconi (1936), Prodi (1939), 17 L ’ espressione circola dal 2009, cfr. il tormentone del personaggio interpretato da Cinzia Leone nel programma Rai la TV delle ragazze; in Cdp la usa Marco Baldassarre, gruppo misto, 2017_12_21-C. 18 Si noti che era lo stesso Renzi, nel 2017, a voler «cancellare con un clic» la «frase fatta» ce lo chiede l ’ Europa per sostituirla con ve lo chiede l ’ Italia (cfr. Arcangeli 2018: 65). 19 Una tecnica peculiare di Salvini è l ’ accumulazione retorica (già rilevata in Pannella, cfr. Cortelazzo 2017: 60, e nella saturazione iconica berlusconiana, cfr. Desideri 2016: 63); nell ’ esempio seguente (da Ondelli 2021: 62) si noti anche il modo in cui si riferisce all ’ Europa: «Un ’ altra Europa. Noi non siamo contro l ’ Europa: Treviso è in Europa, Milano è in Europa non è che siamo in Canada o in Nord Africa o altrove, ma noi vogliamo un ’ altra Europa fondata sul lavoro, sul rispetto, sui diritti, sull ’ aiuto dell ’ agricoltura che viene massacrata». Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 20 Bossi (1941), D ’ Alema (1949), Fini (1952), erano generalmente impacciati nell ’ uso dei social media; la nuova generazione appare più scaltrita, anche grazie all ’ appoggio di esperti delle dinamiche del web: la “ Bestia ” di Salvini è una squadra di spin doctors o ancor meglio social branders (da brand ‘ marchio ’ ), che lavora da “ megafono digitale ” (e brandisce un maglio violento contro persone comuni e indifese) delle dichiarazioni del leader, adattandole alle diverse piattaforme in modo che raggiungano il numero più alto di persone (cfr. Arcangeli 2019: 59 - 61). Allo stesso modo, l ’ omologazione è più tecnica, cioè attinente alle forme di comunicazione, che sostanziale. La lingua è in effetti sempre più omogenea e semplificata, ma le differenze di contenuti restano, e meriterebbero d ’ essere valutate - anche linguisticamente - scavando più a fondo sotto l ’ epidermide del chiacchiericcio mediatico. Due mi sembrano le strade da percorrere. La prima è l ’ analisi comparata, possibilmente allargata anche oltre i confini italiani, del trattamento di alcuni temi chiave della politica del nuovo millennio: la crisi finanziaria e le sue conseguenze sociali, i movimenti migratori e le reazioni che hanno prodotto, l ’ emergenza climatica e gli interventi ambientali ed energetici a questa collegati, la politica del lavoro (dal reddito di cittadinanza al salario minimo). 20 Una oggettiva debolezza della politica italiana attuale sta proprio nel respiro corto, locale e nazionale, delle analisi; nonostante la globalizzazione, c ’ è scarsa attenzione alla dimensione europea e internazionale del dibattito, tanto ideologico quanto pratico; di riflesso, anche i mass media sono pesantemente condizionati da agende imposte dall ’ esterno, e dunque, inevitabilmente, gli studi dei linguisti appaiono perlopiù circoscritti all ’ ambito nazionale, mentre sono convinto che analisi contrastive darebbero risultati interessanti e forse meno ripetitivi o prevedibili. 21 La seconda è l ’ esame analitico delle tecniche di strumentalizzazione ottenute, nel discorso politico, con mezzi linguistici, 20 Per limitarmi solo agli ultimi due temi e con la cautela per il dato numerico assoluto, spiccano in CdP l ’ assenza di parole come eolico e fotovoltaico, e le sole 4 occorrenze di solare riferito all ’ energia, contro le 23 attestazioni di nucleare; la parola salario ha solo 12 occorrenze, di cui solo 3 riferite al salario minimo; solo il M5S ha sostenuto la battaglia per il reddito minimo (peraltro di cittadinanza, che dunque esclude chi non è ancora cittadino italiano), formula che tuttavia compare nel corpus solo 10 volte. Per dare un ’ idea di come si sia spostato nel tempo il peso di alcune parole chiave del dibattito politico-economico del secondo dopoguerra, welfare compare in CdP ben 48 volte. 21 Mi limito a citare solo alcuni esempi di studi in prospettiva contrastiva europea comprendenti anche l ’ Italia: i saggi sull ’ identità europea nei media raccolti in Bayley 2012, gli studi sul discorso della crisi in Pietrini/ Wenz 2016 e in Pietrini 2020; più circoscritto Gualdo/ Telve 2020, dove si esamina il lessico dell ’ immigrazione nel linguaggio legislativo italiano recente. Un efficace esempio di riflessione ad ampio spettro sul linguaggio politico è Wodak/ Forchtner 2018. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 21 soprattutto - oggi - sfruttando i meccanismi dell ’ implicito. 22 In entrambi i casi, la creazione di corpora, auspicabilmente annotati e bilanciati, potrà garantire un ’ analisi paragonabile a quelle condotte negli ultimi anni in altre nazioni (Francia e Germania soprattutto). 23 Abstract. Vulgär, unehrlich, inkompetent: So wurden in den letzten Jahren die Reden von Politikern und sogar italienische Politiker selbst von Journalisten, Sprachwissenschaftlern und Politikwissenschaftlern beschrieben. Der Wendepunkt scheint in den drei Jahren zwischen 2007 und 2009 zu liegen, als die politische Landschaft in Italien die grellsten Farben des Populismus anzunehmen drohte. In jenen Jahren sind sehr unterschiedliche Bewegungen und Kräfte entstanden, die jedoch einige gemeinsame Merkmale aufweisen: der direkte Appell an das Volk, die Intoleranz gegenüber den Mechanismen der parlamentarischen Vertretung, die enge Beziehung zwischen Anhängern und einem charismatischen Leader. In diesem Beitrag geht der Verfasser der Frage nach, ob diese Darstellung der politischen Kommunikation eine wirkliche Neuheit darstellt oder ob sie nicht vielmehr das Ergebnis längerer Prozesse in der Geschichte der italienischen Politik und ihrer Sprache ist. Um diese Frage zu beantworten, liefert der Verfasser eine konzise Beschreibung des Profils der politischen Sprache in Italien in den letzten 10 - 15 Jahren und konzentriert sich auf ihre Entwicklung und die aktuellen Tendenzen, indem er auf geschriebene bzw. transkribierte Texte und ein Korpus von Parlamentsreden aus den letzten Legislaturperioden zurückgreift. Summary. Vulgar, dishonest, incompetent: in recent years Italian politicians and their speeches have been described as such by journalists, linguists and political scientists. The turning point seems to date back to the three-year period from 2007 to 2009, when the political landscape in Italy appears to have taken on the most vivid colours of populism. These years saw the emergence of political movements and forces very different from each other, but which had some common characteristics: direct appeal to the people, intolerance for parliamentary repre- 22 In gran parte dedicato alla propaganda politica è lo studio di Lombardi Vallauri 2019; analizza l ’ uso persuasivo dell ’ anafora, anche in testi politici, Palermo 2020. 23 Da una sezione del corpus di italiano parlato radiotelevisivo CordiTus sono tratti gli studi e il lemmario politico raccolti in Petrilli 2015; basate su corpora costruiti con il programma TalTac 2 sono le ricerche raccolte in Ondelli 2021. Meritorio, anche perché fondato sulla combinazione di competenze statistiche, linguistiche e politologiche, il lavoro di Luca Giuliano sul corpus “ Parola di leader ” (discorsi parlamentari repubblicani dal 1948 al 2008) allestito anche con l ’ aiuto di altri ricercatori (cfr. Giuliano/ Villani 2015), e dal 2020 liberamente consultabile in rete nella Stazione lessicografica dell ’ Accademia della Crusca (http: / / www.stazionelessicografica.it). Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 22 sentation rules, and a close relationship between supporters and a charismatic leader. In this paper the author wonders whether this representation of political communication reflects real new features or if it is rather the result of some longer processes in the history of Italian politics and its language. To answer this question, the author proposes a synthetic profile of political language in Italy over the last 10 - 15 years and focuses on its evolution and current trends, using written or transcribed texts and a corpus of parliamentary speeches from the last legislatures. Bibliografia Antonelli, Giuseppe: Volgare eloquenza, Roma/ Bari: Laterza 2017. Arcangeli, Massimo (ed.): Il Renziario, Roma: Castelvecchi 2018. Arcangeli, Massimo (ed.): Il Salvinario, Roma: Castelvecchi 2019. Basile, Grazia: «Le parole alle madri della Repubblica. I discorsi delle donne della Costituente», in: Thornton, Anna Maria/ Voghera, Miriam (eds.), Per Tullio De Mauro. Studi offerti dalle allieve in occasione del suo 80° compleanno, Roma: Aracne 2012, pp. 13 - 33. Bayley, Paul (ed.): European Identity: What the Media Say, Oxford: Oxford Univ. Press 2012. Capaci Bruno/ Spassini Giuditta (eds.): Ad populum. Parlare alla pancia: retorica del populismo in Europa, Bologna: I Libri di Emil 2016. Cedroni, Lorella: Politolinguistica. L ’ analisi del discorso politico, Roma: Carocci 2014. Colombo, Michele: «Populism in Italy Before 1992. An Analysis of Parliamentary Speeches by Guglielmo Giannini, Marco Pannella, and Umberto Bossi», in stampa. Cortelazzo, Michele A.: Il linguaggio della politica, Firenze/ Roma: Accademia della Crusca - GEDI 2017. Cortelazzo, Michele A./ Tuzzi, Arjuna: Messaggi dal Colle. I discorsi di fine anno dei presidenti della Repubblica, Venezia: Marsilio 2007. Cosenza, Giovanna: Spotpolitik. Perché la «casta» non fa comunicazione, Roma/ Bari: Laterza 2012. Dell ’ Anna, Maria Vittoria: L ’ italiano della politica, Roma: Carocci 2010. Desideri, Paola: «Dal balcone ai social network: aspetti linguistici e retorici del discorso populista italiano», in: Capaci Bruno/ Spassini Giuditta (eds.), Ad populum. Parlare alla pancia: retorica del populismo in Europa, Bologna: I Libri di Emil 2016, pp. 41 - 70. Desideri, Paola: «Linguaggi politici della delegittimazione», in: Baldi, Benedetta (ed.), La delegittimazione politica nell ’ età contemporanea. Vol. 2. Parole nemiche: teorie, pratiche, linguaggi, Roma: Viella 2017, pp. 261 - 286. Di Benedetto, Chiara: «Sessant ’ anni di discorsi programmatici governativi (1948 - 2008): tra ritualità e cambiamento», in: Lid ’ O - Lingua Italiana d ’ Oggi, VII/ 2010, pp. 117 - 145. Ferrero, Luca: «Il tempo dell ’ apodittico. Ordine del discorso sulle politiche economiche europee», in: Capaci Bruno/ Spassini Giuditta (eds.), Ad populum. Parlare alla pancia: retorica del populismo in Europa, Bologna: I Libri di Emil 2016, pp. 145 - 168. Gallino, Luciano: Finanzcapitalismo, Torino: Einaudi 2011. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 23 Giansante, Gianluca: Le parole sono importanti. I politici italiani alla prova della comunicazione, Roma: Carocci 2011. Giuliano, Luca/ Villani, Paola (eds.): Il linguaggio della leadership politica tra la prima e la seconda Repubblica. Problemi di metodo e linee di ricerca, Roma: Camera dei deputati 2015. Gualdo, Riccardo: «Il linguaggio politico», in: Trifone, Pietro (ed.), Lingua e identità. Una storia sociale dell ’ italiano. Nuova edizione, Roma: Carocci 2009, pp. 235 - 262. Gualdo, Riccardo: «La politica dal turpiloquio alla sobrietà», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 25 gennaio 2012: https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ lingua/ Gualdo.html. Gualdo, Riccardo: «Le parole della politica (1993 - 2013)», in: Studium 109/ III (2013), pp. 469 - 478 (2013 a). Gualdo, Riccardo: «Beppe Grillo, a parole sue», in: Limes, anno 21, n. 4, maggio 2013 («L ’ Italia di nessuno»), pp. 116 - 120 (2013 b). Gualdo, Riccardo: «Politolinguistik in Italien (1994 - 2013)» in: Niehr, Thomas/ Kilian, Jörg/ Wengeler, Martin (eds.), Handbuch Sprache und Politik, Bremen: Hempen Verlag 2017, pp. 1200 - 1212. Gualdo, Riccardo: Anglicismi, Milano: RCS MediaGroup S. p. A. 2019. Gualdo, Riccardo: «Euroenthusiasten werden zu Euroskeptikern: Die Wende in der italienischen Politik von 2011 bis heute», in: Aptum, 17/ 1 (2021), Politolinguistik kontrastiv, pp. 15 - 38. Gualdo, Riccardo/ Telve, Stefano: «Lavoro, cittadinanza, diritti: l ’ immigrazione nel discorso giuridico italiano», in: Pietrini, Daniela (ed.): Il discorso sulle migrazioni. Approcci linguistici, comparativi e interdisciplinari, Berlin etc.: Peter Lang 2020, pp. 57 - 76. Heinisch, Reinhard C./ Holtz-Bacha, Christina/ Mazzoleni, Oscar (eds.), Political Populism. A Handbook, Baden-Baden: Nomos 2017. Librandi, Rita/ Piro, Rosa (eds.): L ’ italiano della politica e la politica per l ’ italiano, Atti del XI Congresso ASLI (Napoli, 20 - 22 novembre 2014), Firenze: Franco Cesati 2016. Lombardi Vallauri, Edoardo: La lingua disonesta. Contenuti impliciti e strategie di persuasione, Bologna: il Mulino 2019. Novelli, Edoardo: La turbopolitica. Sessant ’ anni di comunicazione politica e di scena pubblica in Italia 1945 - 2005, Milano: Rizzoli 2006. Ondelli, Stefano (ed.): Populismi, rottamazioni e social media: esempi recenti della comunicazione politica in Italia, Trieste: EUT 2021. Palermo, Massimo: «Anafore pragmatiche e persuasione», in: La lingua italiana, XVI/ 2020, pp. 77 - 89. Petrilli, Raffaella (ed.): La lingua politica. Lessico e strutture argomentative, Roma: Carocci 2015. Pietrini, Daniela/ Wenz, Kathrin (eds.): Dire la crise: mots, textes, discours [. . .], Berlin etc.: Peter Lang 2016. Pietrini, Daniela: «Il vero virus e l ’ unico vaccino: metafore vecchie e nuove in tempo di covid», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 23 aprile 2021 https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ articoli/ scritto_e_parlato/ vero_vi rus.html. Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» Riccardo Gualdo 24 Pietrini, Daniela (ed.): Il discorso sulle migrazioni. Approcci linguistici, comparativi e interdisciplinari, Berlin etc.: Peter Lang 2020. Pistolesi, Elena: «Scritture digitali», in: Antonelli, Giuseppe/ Motolese, Matteo/ Tomasin, Lorenzo (eds.), Storia dell ’ italiano scritto. III. Italiano dell ’ uso, Roma: Carocci 2014, pp. 349 - 375. Reisigl, Martin: «Österreichischer Rechtspopulismus im Zeitalter von Mediendemokratie und medialer Erlebnisgesellschaft», in: Januschek, Franz/ Reisigl, Martin (eds.), Populismus in der digitalen Mediendemokratie, Duisburg: Univ. - Verl. Rhein-Ruhr 2014, pp. 71 - 100. Serianni, Luca: «Presentazione», in: Novelli, Silverio/ Urbani, Gabriella, Dizionario Italiano. Parole nuove della Seconda e Terza Repubblica, Roma: Datanews 1995, pp. 7 - 10. Serianni, Luca: «Un linguaggio politico alto e altro. I discorsi dei presidenti del Consiglio dal 1946 al 2018», in: Lid ’ O - Lingua Italiana d ’ Oggi, XIII/ 2018 (ma 2020), pp. 27 - 45. Spina, Stefania: Openpolitica. Il discorso dei politici italiani nell ’ era di Twitter, Milano: Franco Angeli 2012. Spina, Stefania: Fiumi di parole. Discorso e grammatica delle conversazioni scritte in Twitter, Loreto: Streetlib 2016. Spoladore, Daniele: «La comunicazione politica sui social network: un ’ analisi linguistica», in: Italiano LinguaDue, 6/ 2014, pp. 202 - 231. Tarchi, Marco: Italia populista. Dal qualunquismo a Beppe Grillo, Bologna: il Mulino 2015. Virilio, Paul: Velocità e politica: saggio di dromologia, Milano: Multhipla 1981 (ed. or. 1977). Wodak, Ruth (et al.) (eds.): Right-Wing Populism in Europe. Politics and Discourse, London: Bloomsbury Academic 2013. Wodal, Ruth/ Forchtner, Bernhard (eds.): The Routledge Handbook of Language and Politics. London: Routledge 2018. Riccardo Gualdo Come siamo diventati populisti: la lingua politica italiana della «terza Repubblica» 25 CRISTIANA DE SANTIS/ JESSY SIMONINI Strategie argomentative dei leader politici italiani nelle lettere ai giornali 1 1. Introduzione Il discorso politico, negli anni che hanno segnato il passaggio dalla Seconda a quella che - almeno su un piano linguistico - potrebbe essere definita Terza Repubblica, appare dominato dall ’ imperativo di ‘ scuotere gli animi ’ . Come è stato evidenziato negli studi più recenti sulla lingua politica italiana (Librandi e Piro 2016, Cortelazzo 2016, Antonelli 2017, Ondelli 2021), gli strumenti con cui tale obiettivo viene raggiunto appaiono caratterizzati da un innalzamento del tasso polemico cui corrisponde un drastico abbassamento del registro (con tendenza crescente al turpiloquio e ricorso a insulti verbali e gestuali), anche nel contesto di scambi non dialogici. Se in un primo momento, e in bocca ad alcuni esponenti di movimenti ‘ antipolitici ’ , il ricorso alla volgarità si inscriveva nel tentativo di rilanciare una parola autentica, lontana dagli eufemismi e dalle manipolazioni del potere, presto questa tendenza si è trasformata in uno strumento generalizzato di delegittimazione dell ’ avversario politico o, più in generale, di determinati gruppi sociali. Una simile retorica ‘ negativa ’ , la cui circolazione è amplificata dai nuovi media, ha acquistato connotati particolari in occasione di alcuni momenti recenti che hanno visto polarizzarsi lo scontro politico, come il dibattito sulle politiche migratorie e sui diritti civili o l ’ emergenza sanitaria legata alla pandemia. Sebbene i leader politici italiani affidino più volentieri il loro discorso alle dinamiche discorsive ‘ volatili ’ dei social media, la forma di comunicazione che prenderemo in esame in questo lavoro, la lettera al giornale, mostra un ’ espressione caratterizzata da un registro più alto e dal ricorso a strategie retoriche tipiche del discorso istituzionale (Krieg-Planque 2012). DOI 10.24053/ Ital-2022-0005 1 Gli autori hanno elaborato e discusso insieme l ’ intero lavoro e scritto a quattro mani l ’ Introduzione e le Conclusioni. A Cristiana De Santis vanno attribuiti i parr. 2 e 3, a Jessy Simonini i parr. 4 e 5. I titoli dei paragrafi, che riprendono versi celebri della Divina Commedia, sono un omaggio a Dante Alighieri nell ’ anno del settimo centenario dalla morte del poeta, anche alla luce del recupero in chiave retorica di questa figura autoriale. Ad esempio Giorgia Meloni, in occasione del Dantedì organizzato dal Ministero della Cultura nel marzo 2021, dichiara in un video diffuso sui canali social: «Dante è autenticamente nostro, autenticamente italiano, autenticamente cristiano. Dante è il padre della nostra identità». 26 La lettera al direttore, testo poco praticato nella comunicazione politica della Prima Repubblica, ha conosciuto negli ultimi due decenni una sempre maggiore diffusione nelle testate giornalistiche italiane, in concomitanza con una tendenza alla disintermediazione che permette di aggirare forme quali l ’ intervista e il confronto pubblico per privilegiare un ’ argomentazione monodirezionale, che riduca al minimo le possibilità di replica diretta e immediata. L ’ obiettivo dell ’ analisi - condotta con gli strumenti offerti dall ’ analyse du discours di scuola francese (Angenot 1982, Chareaudeau 2005, Moirand 2007, Amossy 2012 e 2014, Maingueneau 2017) - è quello di cogliere alcune delle strategie argomentative dei principali leader politici italiani, al di là degli eccessi dell ’ oratoria legata a situazioni di confronto/ scontro (dentro e fuori le aule parlamentari) e delle dinamiche discorsive di botta e risposta sollecitate dai nuovi media. La lettera al giornale, infatti, per la sua natura di testo scritto rivolto a un largo pubblico, oltre che per le dimensioni ridotte dello spazio riservatole, richiede una costruzione calibrata dell ’ argomentazione e scelte linguistiche sorvegliate, anche da parte di politici più propensi alla comunicazione orale o a forme di scritto trasmesso ad alto tasso polemico. D ’ altra parte, l ’ apertura dialogica tipica del genere epistolare nulla toglie alla natura monologica del discorso, che lascia allo scrivente ampi margini per pianificare la propria argomentazione e costruire un ’ immagine di sé adeguata all ’ obiettivo che si prefigge. Le prime due lettere che analizzeremo sono indirizzate da due protagonisti della politica italiana, Silvio Berlusconi e Matteo Renzi, a testate ad alta diffusione (rispettivamente il Corriere della sera e La Repubblica) corrispondenti all ’ orientamento politico, più o meno conservatore, del pubblico dal quale ci si attende una legittimazione. Le successive (a firma rispettivamente di Giorgia Meloni e Matteo Salvini) nascono in risposta a una sollecitazione polemica arrivata direttamente o indirettamente dal giornale al quale il leader o la leader risponde impegnandosi in uno scambio dialettico teso a decostruire l ’ argomentazione altrui e contrapporre una diversa narrazione. 2. «Libertà va cercando»: la posa istituzionale del Cavaliere Inizieremo il nostro ragionamento da un testo che ci pare segnare, per autorialità e strategie autoritative, lo stacco e insieme la continuità discorsiva tra la Seconda Repubblica e ‘ il nuovo che avanza ’ . Si tratta di una lettera inviata da Silvio Berlusconi il 26 luglio 2021 al direttore del Corriere della sera, 2 storico quotidiano 2 Il testo completo è reperibile al sito: https: / / www.corriere.it/ politica/ 21_luglio_26/ silvioberlusconi-opporsi-vaccini-non-liberta-all-italia-serve-massima-coesione-21b8ef62-ee4d -11eb-b806-66e6aa5ff564.shtml. Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 27 italiano a diffusione nazionale, di area moderata. Inserendosi nel dibattito sull ’ obbligatorietà dei vaccini, il leader di Forza Italia coglie l ’ occasione per fare un bilancio della propria parabola politica, rivendicare la bontà delle proprie scelte a livello nazionale nonché il ruolo di leadership a livello europeo condiviso con un ’ altra figura politica di riferimento, indicata con l ’ appellativo paternalistico «la signora Merkel»: Quella che l ’ Italia e il mondo stanno attraversando sarà ricordata dagli storici del futuro come la prima grave crisi mondiale del 21° secolo, forse la prima in assoluto nella storia ad avere davvero caratteristiche globali. [. . .] non c ’ è angolo del mondo, neppure il più remoto, che sia esente dalle conseguenze di un dramma sanitario che si è tradotto in un disastro economico dalle conseguenze anche umanitarie che potrebbero essere ancora più gravi. A ciò si aggiunge, a differenza del passato, l ’ assenza di chiare leadership di caratura internazionale. [. . .] In Europa, con l ’ addio della signora Merkel viene meno l ’ ultima figura politica di riferimento, riconosciuta come tale anche dagli avversari. In questo contesto così difficile, un Paese fragile come l ’ Italia avrebbe bisogno della massima unità possibile. È quello che abbiamo provato a realizzare, prendendo per primi l ’ iniziativa di un governo di emergenza, che raggiungesse il massimo di unità possibile, che consentisse di mettere al servizio del Paese le persone e le politiche di più alto livello, andando al di là degli interessi di parte. È in questo spirito che abbiamo voluto Mario Draghi alla presidenza del Consiglio [. . .]. Non siamo pentiti delle scelte fatte, il governo sta dando una risposta di alto profilo sia sotto il profilo sanitario, con un ’ adeguata campagna vaccinale come quella che avevamo chiesto, sia sotto quello della lotta alla crisi economica, con un PNRR credibile che ci consentirà di utilizzare al meglio le ingenti risorse che l ’ Europa ha messo a nostra disposizione (me ne sono occupato personalmente con i maggiori leader europei). In questa prima parte della lettera, Berlusconi ricorre a immagini che evocano la gravità della situazione di «crisi» in cui versa un Paese «fragile» sullo sfondo di un «dramma sanitario che si è tradotto in un disastro economico» di portata «mondiale» (aggettivo che fornisce l ’ occasione per sfiorare anche la metafora bellica abusata in contesto pandemico, e non solamente nel discorso politico: Grandi e Piovan 2020, Elia 2020, Pietrini 2021). La mossa discorsiva appare in continuità con la retorica berlusconiana della ‘ discesa in campo ’ , 3 che prevede un 3 Come nota Zagrebelsky (2010: 14), al di là della metafora sportiva della discesa in campo, lo ʻ scendere (in politica) ’ è un elemento centrale della narrazione berlusconiana e della costruzione dell ’ ethos discorsivo di un leader che si presenta come benefattore e rivendica un fondamento di legittimità alle proprie aspirazioni in quanto esterno alla politica come Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 28 movimento di discesa (provvidenziale) dall ’ alto motivata dal «contesto così difficile». Il ricorso sistematico a frasi pseudoscisse (l ’ incipitaria «Quella che l ’ Italia e il mondo stanno attraversando . . .») e scisse («È quello che abbiamo provato a realizzare . . .», a inizio di capoverso, seguita da «È in questo spirito che . . .») collabora a mettere a fuoco e a scandire i punti centrali della argomentazione ‘ autoritativa ’ che sorregge la premessa e pone le basi per la credibilità delle affermazioni successive: la responsabilità di primo piano nella creazione di un governo di emergenza, l ’ individuazione di una guida di alto livello nella persona di Mario Draghi e la partecipazione alle scelte in materia di politica sanitaria ed economica sono i tre pilastri sui quali si basa la seconda parte della lettera, che affronta il tema dell ’ obbligo vaccinale. La costruzione del discorso in questa prima parte della lettera si affida a tipiche risorse del linguaggio autoritario (De Santis 2016), a partire dal ‘ noi ’ maiestatis, che vira però verso l ’ io nella parentetica che segue («me ne sono occupato personalmente . . .»), a rivendicare il proprio protagonismo sulla scena economica internazionale. Da notare anche l ’ uso di avverbi focalizzatori («anche umanitarie», «così difficile») e il ricorso a espressioni che intensificano aggettivi («la prima in assoluto . . .», «neppure il più remoto . . .», «ancora più gravi») o sostantivi («la massima unità possibile», «il massimo di unità possibile») con l ’ effetto di assolutizzare il dettato. All ’ effetto di verità contribuisce la geometria dei periodi, con parallelismi di frasi («sia . . . sia») e rilievi studiati che coincidono con le strutture marcate. Queste stesse strategie ritornano nella seconda parte della lettera: Bisogna continuare a lavorare su questa strada, nel modo più unito possibile. Per questo sono preoccupato dal fatto che il Paese si stia dividendo nella più assurda delle polemiche, quella sui vaccini. È del tutto illogico dare una caratura ideologica o politica ad una questione che è prettamente scientifica. Non parlo solo del green pass, che è una misura di buon senso alla quale noi siamo assolutamente favorevoli così com ’ è, ma che — come ogni strumento — naturalmente può essere discusso e migliorabile come legittimamente chiedono i nostri alleati. Parlo proprio del fatto che — se la grande maggioranza degli italiani è fortunatamente consapevole della necessità e dell ’ importanza del professione: «quando si fanno valere storie, competenze e virtù maturate in altre sfere. La politica non è, allora, una professione, ma una missione». Il passaggio dalla Prima alla Seconda Repubblica, del resto, non comporta solo il passaggio dal ‘ politichese ’ al ‘ gentese ’ , ma determina un cambiamento nel paradigma dell ’ autorità per cui alla superiorità dell ’ anteriore sul posteriore subentra il «luogo del nuovo», ovvero il cambiamento inteso come valore (Santulli 2005: 124), che può ovviamente giungere alla contestazione della politica tradizionale e all ’ antipolitica. Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 29 vaccino, non solo come mezzo di protezione individuale, ma come strumento per tutelare la collettività e il diritto degli altri a non essere contagiati — esiste però una minoranza non irrilevante e molto rumorosa che contesta tutto questo. Cattiva informazione, pseudo-scienza, paure irrazionali fomentate dalla babele di messaggi veicolati dai social, voglia di strumentalizzazione politica ma anche — dobbiamo riconoscerlo — la comunicazione confusa e contraddittoria di parte del mondo scientifico attratto dalla ribalta televisiva, hanno creato una miscela pericolosa. Qui l ’ intensificazione costante degli aggettivi («nel modo più unito possibile», «la più assurda delle polemiche», «del tutto illogico», «assolutamente favorevoli») si accompagna a un uso ricorrente e percussivo degli avverbi in -mente (oltre al citato assolutamente, 4 naturalmente, fortunatamente, tipicamente . . .). Il parallelismo sintattico a distanza crea campate più ampie («Non parlo solo . . . Parlo proprio . . .»; «se la maggioranza . . . esiste però una minoranza . . .») che inglobano anche elenchi («cattiva informazione, pseudo-scienza . . .») e incisi di commento («come ogni strumento», «dobbiamo riconoscerlo») - questi ultimi usati anche per inserire ampie concessive («se la grande maggioranza degli italiani . . .»). È ancora una frase pseudoscissa («La cosa che più mi rattrista. . .») a introdurre il penultimo capoverso, politicamente il più significativo, incentrato sul concetto di «libertà»: La cosa che più mi rattrista — avendo dedicato tutta la mia vita a battaglie di libertà — sono le parole di chi fa dell ’ opposizione ai vaccini e al green pass, ma anche all ’ obbligo delle mascherine e del distanziamento, una questione di libertà. Come se quella di non vaccinarsi, di non adottare elementari cautele, fosse una scelta che non ha conseguenze sugli altri. Come se non esistesse, fra i diritti tipicamente liberali, quello all ’ integrità della persona, e quindi ad andare al ristorante, a prendere l ’ aereo, a partecipare ad uno spettacolo o a una manifestazione sportiva senza il rischio di essere contagiati. [. . .] Forte di una storia politica più che ventennale nel corso della quale ha brandito come vessillo la parola libertà, manipolandola in vario modo 5 - declinata al 4 Assolutamente è un avverbio sul quale si sofferma Zagrebelsky (2010: 44 s.) sottolineandone, al di là del carattere di moda linguistica, il valore categorico, di certezza unica, che può assumere nel discorso politico: «L ’ assoluto [. . .] comanda e pretende obbedienza, assolutamente [. . .]». Assoluto riconduce appunto «a un modo bellico di pensare i rapporti tra gli esseri umani e di concepire la vita sociale e politica» (ibidem) coerente con la concezione di fondo della ‘ discesa in campo ’ . 5 Di «manomissione delle parole» parla Gianrico Carofiglio (2010: 43 ss.) a proposito della parola libertà evocando esplicitamente un discorso pubblico in cui Berlusconi, ricalcando la struttura del Credo cattolico, elenca tutte le forme di libertà (da quella di pensiero e di Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 30 plurale, trasformata in slogan e integrata nel nome del suo partito, il Polo delle Libertà - Berlusconi fa appello a un ethos pre-discorsivo (l ’ immagine di sé come campione delle «battaglie di libertà») 6 con un obiettivo esplicito: richiamare i cittadini alla corretta interpretazione del concetto in chiave liberale (si veda il riferimento al diritto «all ’ integrità della persona» con le sue declinazioni) e all ’ opportunità di evitare collocazioni inappropriate del termine («libertà di non vaccinarsi») e paragoni azzardati e offensivi (la stella gialla, che rinvia alla «più grande tragedia del XX secolo»). Un paragone più adeguato (introdotto da «È come») è suggerito da Berlusconi stesso con il divieto di fumo introdotto da un suo precedente governo: un richiamo a quel ‘ fare ’ che ha costituito la base dell ’ autorità del leader nella sua vicenda politica, 7 qui rinforzato dal ricorso all ’ argomento dell ’ anteriorità, del ‘ già fatto ’ : Ovviamente a nessuno si può imporre il vaccino, nonostante ogni evidenza lo consigli, ma chi decide di non vaccinarsi non può imporre le conseguenze della sua scelta agli altri e deve accettare le limitazioni che ne derivano, per la tutela della salute delle altre persone. È come il divieto di fumo nei luoghi pubblici, che fu il nostro governo a volere [. . .]. Segue una proposta riassuntiva, una sorta di appello politico, in forma di tricolon («Sui vaccini insomma sono necessari senso di responsabilità, unità nazionale, nessuna strumentalizzazione politica») che scivola nel finale su un rassicurante luogo comune («la luce in fondo al tunnel»). Per questo molto opportunamente Forza Italia chiede l ’ obbligo vaccinale in un settore delicato come la scuola, nel quale potrebbe essere in pericolo la possibilità stessa della ripresa della didattica in presenza, fondamentale per il processo formativo dei nostri ragazzi. Sui vaccini insomma sono necessari senso di responsabilità, unità nazionale, nessuna strumentalizzazione politica. Altrimenti rischiamo di spegnere la luce che comincia a vedersi in fondo al tunnel. Interessante osservare, in questa ultima parte della lettera, l ’ abilità di dosaggio e negoziazione della modalità deontica: da un lato ciò che è «necessario», l ’ «obbligo» esigibile; dall ’ altro ciò che non si può «imporre» o «vietare», con il ricorso espressione a quella di impresa e di mercato), equiparando di fatto libertà e liberismo e disarticolando il nesso tra rispetto delle leggi e libertà. 6 Andrà qui notato che, se nella retorica berlusconiana la libertà era presentata più spesso come un valore in absentia, ancora da raggiungere (Galli de ’ Paratesi/ Bolasco/ Giuliani 2006 cit. in Dell ’ Anna 2017 online), qui diventa un valore acquisito da difendere. 7 Cfr. nota 3. Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 31 all ’ argomento dell ’ evidenza - evocato, insieme con il buon senso, quale argomento a favore della scelta di vaccinarsi. Questa lettera, per forma, contenuti ed ethos discorsivo, esemplifica continuità e discontinuità nelle modalità comunicative da parte del principale protagonista della Seconda Repubblica, proiettato in una Terza Repubblica nella quale, messa da parte l ’ attitudine allo scontro, gli eccessi verbali e il lessico emotivo (cui pure pertengono espressioni come «mi rattrista» e «preoccupato»), aspira ad assumere un ruolo di saggio candidabile al Quirinale. Un elemento di continuità rispetto al passato è sicuramente l ’ «uso autoriflessivo dell ’ argomento d ’ autorità» (Fedel 2003: 470), per cui Berlusconi oratore pone il proprio valore a garanzia delle proprie affermazioni, offre soluzioni di «buon senso» e parla a nome della «grande maggioranza degli italiani» nella convinzione di avere o poter portare dalla sua parte la corrente prevalente dell ’ opinione pubblica. In sintonia con i tempi è il richiamo all ’ autorità degli scienziati, il cui sapere tende a essere presentato dai politici come un dato oggettivo (Revault d ’ Allonnes 2018/ 2021: 142): tale richiamo viene qui realizzato indirettamente, attraverso il riconoscimento di un ’ evidenza («È del tutto illogico dare una caratura ideologica o politica ad una questione che è prettamente scientifica») e il ricorso all ’ antitesi (nella «pseudo-scienza» cui si appellerebbe una minoranza rumorosa di italiani), ma comunque ridimensionato dal riconoscimento del carattere «confuso» e «contraddittorio» della comunicazione in periodo pandemico da parte di un mondo scientifico ironicamente giudicato troppo sensibile alle luci della ribalta (televisiva) proprio da chi grazie a quel mezzo ha costruito la propria fortuna politica. Sicuramente, questa lettera mostra la volontà di Berlusconi di presentarsi come locutore non solo competente e autorevole ma benevolo e affidabile, capace di impegnarsi sì in un discorso di potere, ma di potere responsabile, in grado di far seguire alla diagnosi della gravità della situazione e all ’ annuncio dei rischi in vista la proposta di azioni da intraprendere per dare una risposta adeguata all ’ emergenza, nel rispetto di sensibilità diverse dalla propria (si veda in tal senso il riconoscimento della legittimità di discutere e migliorare alcuni provvedimenti, come la certificazione verde o green pass). 8 In definitiva, si può osservare l ’ assunzione da parte del Cavaliere di una postura maggiormente istituzionale e pienamente inserita nell ’ alveo delle istituzioni democratiche: gli attacchi non sono più rivolti a categorie ideologicamente riconosciute e riconoscibili (i comunisti, la sinistra/ questa sinistra, i magistrati) ma 8 Fedel (2003: 470 s.) parla in tal senso di «eticizzazione del sé nell ’ incontro comunicativo», che da un lato comporta l ’ ostentata dedizione alla causa comune, dall ’ altro l ’ espressione di un legame affettivo con gli elettori che rinforza la perentorietà delle asserzioni. Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 32 a quella che viene identificata come una minoranza di soggetti contrari ai vaccini: ‘ noi ’ e ‘ loro ’ sono allora ricalibrati - e il ‘ noi ’ maiestatis è mobile (rappresentativo ora della propria soggettività, ora di una più ampia comunità deprivata di ogni connotazione o orientamento politico). 3. «E il modo ancor m ’ offende»: Renzi da rottamatore a sabotatore La lettera scritta da Matteo Renzi al direttore del giornale La Repubblica il 30 ottobre 2021 9 affronta un altro tema che ha diviso anche al loro interno i diversi schieramenti politici in Italia negli ultimi tre anni: il dibattito intorno alla proposta di legge Zan, che avrebbe dovuto colmare un vuoto normativo inserendo tra le discriminazioni perseguibili (accanto a quelle su base etnica e religiosa menzionate dalla legge Mancino) anche quelle legate al sesso, al genere, all ’ orientamento sessuale e alla disabilità. Dopo un cammino contrastato e diversi passaggi parlamentari, la proposta di legge contro l ’ omotransfobia è arrivata alla battuta finale di arresto con la bocciatura in Senato a scrutinio segreto. Immediati gli attacchi e le illazioni, specie all ’ interno della sinistra moderata, sulle responsabilità dell ’ insuccesso e sulla provenienza politica dei ‘ franchi tiratori ’ che hanno votato col centrodestra contribuendo ad affondare la proposta. Il principale imputato, il senatore ed ex premier Matteo Renzi, leader del partito Italia Viva, scrive una lunga lettera alla principale testata di centro-sinistra per difendere la ricerca di un compromesso tra posizioni diverse e puntare il dito contro quelli che considera i reali colpevoli della sconfitta (i progressisti del partito democratico, che avrebbero sbagliato i conti), allontanando da sé il sospetto di essere stato il regista di un ’ operazione di sabotaggio destinata a creare una maggioranza parlamentare trasversale in previsione della prossima elezione del nuovo Capo dello Stato. Vediamone uno stralcio: Caro direttore, il triste epilogo del disegno di legge Zan divide per l ’ ennesima volta il campo dei progressisti in due. Da un lato i riformisti, che vogliono le leggi anche accettando i compromessi. Dall ’ altro i populisti, che piantano bandierine e inseguono gli influencer, senza preoccuparsi del risultato finale. I primi fanno politica, gli altri fanno propaganda. I fatti sono semplici. Il Ddl Zan era a un passo dal traguardo. [. . .] “ Se si andrà allo scontro, al muro contro muro, e si perderà a scrutinio segreto, avrete distrutto le vite di quei ragazzi ” , dicemmo allora. 9 Al sito https: / / www.repubblica.it/ politica/ 2021/ 10/ 30/ news/ italia_viva_lettera_matteo_ renzi_pd-324297494/ è reperibile il testo completo della lettera. Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 33 Esattamente ciò che è accaduto. Il Pd ha deliberatamente scelto di rischiare sulla pelle delle persone omosessuali, transessuali, con disabilità. I dirigenti Dem hanno preferito scrivere post indignati sui social anziché scrivere leggi in Gazzetta Ufficiale. E naturalmente si è scatenata la campagna di aggressione contro chi proponeva il compromesso, a cominciare da Italia Viva. Non è un caso che l ’ unica legge a favore della comunità omosessuale mai approvata in Italia sia stata quella delle unioni civili, figlia del compromesso e della scelta di mettere la fiducia fatta dall ’ allora governo. Fino ad allora e dopo di allora la sinistra preferiva e anche oggi preferisce riempire le piazze, fare i cortei, cullarsi nella convinzione etica di rappresentare i buoni, il popolo, contro i cattivi, il Parlamento. [. . .] È vero, ci sono state decine di franchi tiratori [. . .]. Ma al di là di tutto, resta il fatto che la legge è fallita per colpa di chi ha fatto male i conti e ha giocato una battaglia di consenso sulla pelle di ragazze e ragazzi che non si meritavano questa ferita. Rinunciare al compromesso possibile per sognare la legge impossibile è stata una scelta sbagliata, figlia dell ’ incapacità politica del Pd e dei Cinque Stelle. La sbandierata presunta superiorità morale, il rifiuto aprioristico di qualsiasi mediazione, la scelta di mettersi a posto la coscienza senza sporcarsi le mani: queste le caratteristiche di una sinistra che, in tutto il mondo, fa prevalere l ’ ansia di visibilità mediatica e social alla fatica dei risultati concreti. Noi siamo altrove. [. . .] Nel testo si riconoscono alcune strategie retoriche tipiche dell ’ oratoria renziana (cfr. De Santis 2016), come il ricorso all ’ argomento di autorità, sia pure in versione svecchiata (le citazioni vengono da due scrittori contemporanei: il compromesso secondo Amos Oz e il coraggio della verità intellettuale per Pier Paolo Pasolini), la riduzione della complessità a una serie di dicotomie («riformisti»/ «populisti», «politica»/ «propaganda», «scrivere leggi»/ «scrivere post», «fatica dei risultati»/ «ansia di visibilità», «compromesso possibile»/ «legge impossibile», fino al drastico «buoni»/ «cattivi»), il ricorso ai modi di dire («rischiare/ giocare una battaglia sulla pelle di qualcuno», «andare al muro contro muro», «uno schiaffo alla sensibilità», «i cori da stadio»), i residui di lessico emotivo («triste epilogo», «ferita»), il dosaggio dei tempi verbali finalizzato alla creazione di antitesi («allora»/ «oggi», «fino ad allora»/ «dopo di allora»/ «anche oggi», «otto mesi fa»/ «oggi») e di poliptoti temporali che danno l ’ illusione di coerenza e controllo delle vicende (si veda nel secondo capoverso la ricapitolazione degli antefatti che segue alla frase tematica «I fatti sono semplici») o di consequenzialità tra previsioni e fatti («Esattamente ciò che è accaduto»). Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 34 La polarizzazione dello scontro, che sul tema in oggetto dovrebbe riguardare soprattutto la destra e la sinistra, si fa qui contrapposizione interna allo schieramento dei progressisti, incentrata su visioni in apparenza opposte (se non altro in termini di proposta vs rifiuto di un compromesso con le forze antagoniste). L ’ attacco alle posizioni dell ’ avversario è realizzato tramite l ’ insistenza su verbi che attengono alla sfera semantica della responsabilità e della superficialità: «scegliere» (anche in combinazione con avverbi come «deliberatamente»), «preferire», «cullarsi» (in una convinzione), «rischiare», «giocare», «fare male i conti». Le «scelte sbagliate» sono sintetizzate da un tricolon: «La sbandierata presunta superiorità morale, il rifiuto aprioristico di qualsiasi mediazione, la scelta di mettersi a posto la coscienza senza sporcarsi le mani». A questo attacco ad hominem, che ha come obiettivo polemico il capo del PD Enrico Letta (già destinatario, nel 2014, del feroce tweet renziano #enricostaisereno), Renzi affianca la strategia retorica dell ’‘ amalgama ’ , un tipo di argomentazione che consiste nel riunire sotto un ’ unica categoria (quella deprecabile dei «populisti») un insieme di politici di orientamento diverso (i democratici di sinistra, apparentati non solo al Movimento 5 Stelle, ma all ’ intera compagine dei leader di destra). Torna nella lettera l ’ uso insistito del ‘ noi ’ renziano (De Santis e Simonini 2017) come io ampliato (noi partito), qui tenacemente esclusivo (in opposizione al fronte avverso rappresentato dal PD): «Noi siamo altrove». L ’ intera intelaiatura retorica della lettera, del resto, appare informata da un ethos polemico (Angenot 1982) che punta a risvegliare un pathos negativo nel pubblico dei lettori (ed elettori di centro-sinistra), a suscitare cioè il risentimento verso chi avrebbe impedito l ’ approvazione del disegno di legge, così da spostare l ’ indignazione finora rivolta al proprio partito su quello di Letta. La concessione alla ‘ tristezza ’ per il modo in cui la vicenda si è svolta (la scelta del voto segreto che ha consentito il tradimento da parte di alcuni) e conclusa (con cori da stadio da parte del centrodestra) e il rammarico per le conseguenze di un simile epilogo sulle persone coinvolte (etichettate come «ragazze e ragazzi») nulla tolgono alla nettezza della condanna dei presunti responsabili. Nonostante il testo abbia un carattere principalmente ‘ intrapolitico ’ , Renzi prova a spostare più in là il discorso allargandolo a scenari internazionali. Anche in questa lettera, come in quella di Berlusconi, compare infatti il tentativo di intessere un dialogo critico con le tendenze politiche emergenti nella sinistra democratica a livello europeo e non solo. Non manca, inoltre, l ’ uso autoriflessivo dell ’ argomento di autorità attraverso la rivendicazione della bontà del proprio operato come Presidente del Consiglio (nel riferimento alla legge sulle unioni civili). Al di là delle argomentazioni di autodifesa e di attacco, appare evidente come Renzi cerchi di riposizionarsi dopo l ’ epilogo di una vicenda complessa, e - di Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 35 fronte all ’ ascesa politica dell ’ avversario Letta, confortato dai risultati elettorali alle ultime amministrative - di autorizzarsi in quanto interlocutore forte e credibile all ’ interno della compagine di governo, capace di operare mediazioni e tentare compromessi, senza paura di possibili ritorsioni. Lasciando peraltro intatta quell ’ immagine di giocatore spregiudicato e influente negli equilibri di maggioranza che la mossa polemica della lettera tenta di calare come una maschera sull ’ avversario. 4. «Una mirabile visione»: la contro-narrazione di Giorgia Meloni Anche alcune lettere ai giornali inviate da Giorgia Meloni, leader del partito di destra Fratelli d ’ Italia nonché del Partito dei Conservatori europei, sembrano inserirsi in una più generale operazione di affrancamento dalle critiche, alla luce della significativa crescita di consensi registrata dal suo schieramento politico (l ’ unico all ’ opposizione nell ’ attuale compagine di governo) nelle recenti tornate elettorali. L ’ obiettivo si esprime su due distinti livelli, entrambi reperibili sia nelle lettere esaminate di Meloni sia nel libro Io sono Giorgia. Le mie radici, le mie idee, 10 edito da Rizzoli nel maggio 2021: da un lato, il tentativo di superare la tradizione fascista o post-fascista (elemento ideologicamente fondativo per la destra italiana, sin dall ’ immediato Dopoguerra) cui viene ricondotto il suo partito; dall ’ altro, l ’ esigenza di mostrare come Fratelli d ’ Italia sia un partito strutturato, dotato di una forte leadership come anche di una classe dirigente all ’ altezza di responsabilità di governo che non ha mai potuto esercitare a livello nazionale. È da quest ’ ultima esigenza comunicativa che prende le mosse la lettera di Meloni in risposta a un editoriale firmato da Ernesto Galli della Loggia e apparso sul Corriere della sera il 1° giugno 2021. Se già la sede di questo scambio potrà far riflettere, giacché il Corriere resta un quotidiano espressione della borghesia moderata settentrionale, sono altrettanto significative alcune delle pratiche argomentative utilizzate da Meloni nella sua lettera, pubblicata dallo stesso giornale il giorno successivo. Si tratta di un testo nel quale la leader di Fratelli d ’ Italia risponde puntualmente ad alcune delle accuse dell ’ editorialista, impegnandosi nella decostruzione argomentativa delle tesi dell ’ avversario, in linea con una tendenza del suo discorso pubblico negli ultimi mesi, teso a rispondere agli attacchi (di volta in volta incentrati sulla presunta inadeguatezza della classe 10 Si veda quanto riportato nella quarta di copertina, che propone la contro-narrazione come forma nuova di storytelling: «Ho visto troppa gente parlare di me e delle mie idee per non rendermi conto di quanto io e la mia vita siamo in realtà distanti dal racconto che se ne fa. E ho deciso di aprirmi, di raccontare in prima persona chi sono, in cosa credo, e come sono arrivata fin qui». Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 36 dirigente del partito o sulla continuità storico-politica con il fascismo) e ad attenuare le rivendicazioni sovraniste per avvicinarsi a posizioni più latamente conservatrici. Vediamo l ’ attacco del testo: Reputo un segno di grande considerazione per Fratelli d ’ Italia l ’ editoriale dedicato ieri a noi da Galli della Loggia. Il professore afferma che Fratelli d ’ Italia potrebbe presto essere il partito di maggioranza di un governo di centrodestra e pertanto chiamato a guidare la Nazione. Già il fatto che il Corriere della Sera reputi «probabile» questa ipotesi rappresenta di per sé una piacevole notizia. Non condivido però il resto dell ’ analisi fatta. FdI non avrebbe una classe dirigente all ’ altezza del compito, come fu per il M5S. Il paragone però non regge. E non solo perché siamo l ’ unica forza politica a non aver governato con i grillini, ma perché siamo entità del tutto diverse. FdI ha una grande profondità fatta da esponenti, a tutti i livelli, con una lunga storia politica, esperienze amministrative, impegno studentesco, radicamento associativo. Nessuna improvvisazione dalle nostre parti. Così come dispiace che anche Galli della Loggia ripeta l ’ infondata tesi secondo la quale dovremmo cominciare a «studiare i problemi e a declinarne le soluzioni». Senza polemica, ma sarebbe bastato leggere i programmi del partito, le tesi congressuali, le numerose proposte di legge depositate e le battaglie portate avanti da anni. Si possono contestare nel merito le nostre posizioni, ci mancherebbe, ma non sostenere che non siano esplicitate in modo chiaro. Ed è a queste tesi, serie e concrete, portate avanti con tenacia, senza ondeggiamenti, che Fratelli d ’ Italia deve il suo successo. È questo l ’ elemento che spesso sfugge nelle analisi sul nostro conto. [. . .] 11 In questa lettera, il discorso di Meloni si riorienta dalla propria soggettività (espressa dal proverbiale Io sono Giorgia, reso famoso da un remix virale di un discorso della leader) al ‘ noi ’ maiestatis, identificabile come quello di una comunità politica di cui si fa la portavoce e che si caratterizza per una «grande profondità» e una «lunga storia» politica frutto di «esperienze amministrative, impegno studentesco, radicamento associativo». La scrittura di Meloni presenta frequenti strutture di accumulazione e il suo argomentare non disdegna la pratica dell ’ elenco («i programmi del partito, le tesi congressuali, le numerose proposte di legge depositate e le battaglie portate avanti da anni»), senza tuttavia proporre uno scandaglio sui contenuti. Il suo ragionamento si mantiene vago: l ’ obiettivo non è fornire una connotazione politica precisa al proprio progetto, ma piuttosto 11 Il testo completo della lettera è reperibile al sito: https: / / www.corriere.it/ politica/ 21_giu gno_02/ meloni-il-rapporto-il-passato-noi-contro-totalitarismi-problemi-sono-sinistra-f4 c9e73c-c3df-11eb-9651-e9e5e7dd2e3d.shtml. Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 37 mostrare di possedere (e maneggiare) gli strumenti necessari per far parte dell ’ arco costituzionale. La vaghezza, anzi, consente alla locutrice di non esporsi rispetto a contenuti delicati/ divisivi, riducendo anche la probabilità di essere smentita (Lombardi Vallauri 2019: 98). Il tono risulta pacato o volutamente mitigato nei confronti di un interlocutore che, va ricordato, è considerato uno dei più importanti giornalisti di area conservatrice: lo si vede nel prodromo iniziale e in espressioni particolarmente benevole o attenuate come «piacevole notizia», «ci mancherebbe», «dispiace che» e quel «senza polemica» che prelude in realtà a una replica polemica che non disdegna toni più fermi («infondata tesi»). La retorica che emerge dal documento appare tesa a descrivere per forza di antitesi la propria differenza quasi costitutiva: da un lato, ci sono alcuni «servitori dello Stato» che guardano «con speranza» a Fratelli d ’ Italia; dall ’ altro, sempre nella medesima struttura di accumulazione, viene a comporsi una lunga lista di ‘ altri ’ : «siamo il terrore [. . .] di chi vive di rendite di posizione, del ‘ sistema Palamara ’ , di chi percepisce pensioni d ’ oro immeritate, di chi fa carriera per la sua faziosità e non per i suoi meriti». In questo conflitto fra due diversi modi di agire (più che su diverse posizioni politiche), mette in guardia, combinando ricerca della verità e reazione agli attacchi che le vengono sferrati, sul rischio che gli altri «tenteranno con ogni mezzo di impedirci di governare e cambiare le troppe cose che non vanno». Dal punto di vista argomentativo, Meloni sceglie di rispondere in modo puntuale, utilizzando alcuni degli elementi retorici del ragionamento di Galli della Loggia, con il quale tenta di instaurare un dialogo all ’ insegna della decostruzione e del rispetto istituzionale. L ’ editorialista, dopo essersi espresso sui limiti manifestati dal partito di Meloni, presentato come isolato e privo di competenze («perché [Fratelli d ’ Italia] non ha rapporti veri (cioè dettati da un reciproco interesse) con la classe dirigente del paese»), mette in rilievo l ’ esigenza da parte di Fratelli d ’ Italia di affrancarsi dal post-fascismo e dal fascismo come condizione per poter ambire a incarichi di governo («Non basta allora dire che il passato è passato e non ritorna, che si è nati qualche decennio dopo la fine del regime e quindi non si ha avuto nulla a che fare con esso. È necessario trovare altre parole, e magari compiere anche qualche gesto conseguente; soprattutto decidersi a non sviare ogni volta il discorso»). A una reazione immediata, di sorpresa, Meloni fa seguire una considerazione epidittica: «il fascismo non è una ‘ peculiarità ’ italiana, ma parte di un più ampio processo storico», nel corso del quale si sono sviluppati totalitarismi e autoritarismi di ogni orientamento. Si tratta di un elemento di continuità nel discorso pubblico di Meloni: il riferimento al fascismo è associato a un più ampio ragionamento di contesto che lo inserisce nel tricolon «nazismo, fascismo e Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 38 comunismo», momenti storici segnati dalla «furia ideologica» e da una sostanziale somiglianza di pratiche e meccanismi - sintetizzati nella formula «male assoluto» da parte del precedente leader della destra italiana, Gianfranco Fini, in una nota dichiarazione risalente ai primi anni Duemila. In questa prospettiva, Meloni cita la risoluzione di condanna votata - e qui l ’ accumulazione serve a potenziare l ’ ecumenismo che ha caratterizzato la sua approvazione presso il Parlamento europeo - «insieme ai conservatori, ai popolari, ai socialisti, ai liberali di tutta Europa». Al voto unanime delle istituzioni democratiche europee segue l ’ amara considerazione che «solo l ’ estrema sinistra europea e la sinistra italiana» non riescono a riconoscere le affinità fra comunismo e nazifascismo: la strategia linguistico-argomentativa è chiara, focalizzata a mettere in rilievo il legame presunto fra la sinistra italiana e l ’ esperienza totalitaria stalinista. All ’ insegna di questo ribaltamento si pone anche la chiusa, in cui il discorso vira verso un tono maggiormente istituzionale e a tratti paternalistico: «È tempo che la politica italiana faccia i conti con questa anomalia che rischia di marginalizzare la nostra Nazione nel contesto internazionale». L ’ anomalia è quella rappresentata da esponenti politici ancora legati, nella visione di Meloni, al comunismo sovietico - in continuità con una decennale accusa ritorta, sin dalle elezioni politiche del 1948, agli esponenti del PCI. Queste modalità argomentative e discorsive, che ricorrono anche in altri testi simili, si inseriscono in una più globale esigenza di istituire pratiche retoricodiscorsive ‘ contro-narrative ’ , finalizzate a decostruire il discorso giornalistico e politico per opporsi agli attacchi di cui si è il bersaglio e, allo stesso tempo, presentarsi con una veste istituzionale, inserita nel tessuto democratico, senza arrivare a svelare - ad esempio definendone i contenuti politici - la natura della più volte evocata ‘ visione ’ . La contro-narrazione, del resto, non riguarda soltanto la rappresentazione di sé, ma anche quella del Paese che la leader si candida a governare: «a questo racconto, che fa dell ’ Italia una Nazione arretrata e non un ’ avanguardia come si vuole raccontare, Fratelli d ’ Italia non si piegherà mai». 5. «E un Marcel diventa. . .». Il partito preso di Salvini A Galli Della Loggia risponde, in occasione di un altro editoriale critico nei confronti della destra italiana, anche il Segretario della Lega Matteo Salvini, spinto dalla medesima esigenza di Meloni: affrancarsi dalle accuse di essere legato all ’ ideologia fascista o a regimi illiberali come quelli di Ungheria e Polonia. La retorica di Salvini differisce da quella di Meloni, in quanto il leader leghista opta per un modello maggiormente pragmatico, nel quale ad esempio la Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 39 scelta dell ’ elenco è funzionale a indicare provvedimenti concreti assunti grazie all ’ impegno della comunità politica di cui è il leader. Anche in un tipo di testo tradizionale come la lettera al giornale, inoltre, si conferma il carattere più istintivo e meno meditato della comunicazione salviniana (Martari 2018: 90), aperto alla componente della dialogicità e al registro informale. Il taglio pragmatico e il tono colloquiale connotano anche la lettera che si analizza in questo paragrafo, datata 3 aprile 2021, indirizzata all ’ ex direttore di Libero Vittorio Feltri (dimessosi dall ’ Ordine dei giornalisti nel giugno del 2020 ma comunque indicato come “ direttore ” dal segretario della Lega), al quale Salvini si rivolge con l ’ allocutivo tu. L ’ esigenza di Salvini, in questo caso, non è quella di affrancarsi e legittimarsi in un contesto istituzionale, quanto piuttosto quella di rispondere a una critica proveniente da un interlocutore della propria area politica, che ritiene un errore la scelta di sostenere il governo tecnico guidato da Mario Draghi. Questo l ’ incipit della lettera: Caro direttore Feltri, è vero: per me sarebbe stato più semplice restare all ’ opposizione anziché imbarcarmi con quelli che definisci ex comunisti ed ex democristiani. Eppure l ’ ho fatto perché rimanendo fuori dai giochi avrei regalato il Paese alla stessa squadra del Conte 2 che ha condannato l ’ Italia a numeri record in fatto di contagi e vittime, crollo del PIL, ritardi e scandali sulle mascherine e non solo. Nei mesi a venire, anche per la gestione dei fondi europei, verranno gettate le basi per l ’ Italia dei prossimi decenni: davvero, caro direttore, avremmo dovuto lasciare il nostro futuro nelle sole mani di Speranza, PD e 5Stelle? Da tempo il centrodestra è maggioranza nel Paese: non credo che gli italiani si meritino decrescita felice, più chiusure e meno libertà, ius soli e porti aperti, monopattini cinesi al posto di strade moderne e nuove ferrovie. Per questo ho scelto di entrare nel governo: per portare la voce del centrodestra! Capisco i dubbi, ma dopo poche settimane non si può pretendere un ’ inversione completa e su tutti i temi. [. . .] 12 Anche in questo caso, la retorica di Salvini si muove su due principali direttrici: una valutazione di realpolitik, legata all ’ esigenza di essere presenti per non lasciare alla sinistra l ’ egemonia sul governo; una valutazione di carattere fattuale, in cui si mettono al centro le misure concrete prese grazie all ’ iniziativa del suo partito. 12 Il testo completo della lettera è reperibile al sito: https: / / www.liberoquotidiano.it/ news/ commenti-e-opinioni/ 26775606/ matteo-salvini-lettera-risposta-vittorio-feltri-non-lascio -italia-in-mano-a-pd-m5s-vedrete-tra-qualche-mese.html. Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 40 La retorica pragmatica si sostanzia in uno sguardo diretto sulle circostanze materiali nelle quali il sistema politico si trova a operare: quella che con una metafora bellica viene chiamata «trincea della concretezza». L ’ argomentazione principale è legata alla necessità di non replicare l ’ esperienza del secondo governo Conte; Salvini utilizza la formula iperbolica «(non voler) regalare il Paese» (declinata alla prima persona), cui segue un rapido elenco di quelli che considera i principali fallimenti del governo uscente, accusato di aver, figurativamente, «condannato» l ’ Italia («numeri record in fatto di contagi e vittime, crollo del PIL, ritardi e scandali sulle mascherine e non solo»). L ’ elenco è utilizzato anche più avanti per presentare in successione le idee attribuite da Salvini alla coalizione di centrosinistra: una lista di elementi accomunati solo dall ’ implicita connotazione negativa («decrescita felice, più chiusure e meno libertà, ius soli e porti aperti, monopattini cinesi»). Un altro esempio interessante di elenco si ha nell ’ opposizione tra un prima (un governo senza la Lega) e un dopo, dove il prima è così sintetizzato: «ora non abbiamo più Arcuri e le sue primule, la Azzolina e Bonafede. Sono cambiati il Cts e il vertice della Protezione civile». Evocare nomi di esponenti del governo precedente senza ulteriori commenti rientra nella strategia salviniana consistente nel veicolare contenuti denigratori o svalutanti mediante implicature, come mostrato da Lombardi Vallauri (2019: 65 s.). Il solo nome di un avversario politico - benché alleato in un ’ esperienza di governo, come il Ministro della Salute ancora in carica, Speranza, evocato più avanti - è sufficiente a indirizzare la propria argomentazione, senza bisogno di formulare ulteriori giudizi politici o riferimenti alla sua inadeguatezza. Per contro, il riferimento a Erika Stefani in quanto «ministro della Lega» diventa di per sé una garanzia di buon governo su un tema specifico (la disabilità). Esplicito inoltre il richiamo in chiave negativa all ’ Europa, che nella lettera di Meloni appariva come fonte di autorità e qui viene menzionata solo per i suoi «ritardi». Sempre nel tono informale e dialogico che caratterizza la lettera si inseriscono le domande retoriche formulate da Salvini, anche con largo uso di modi di dire («il pallino alla sinistra», «stare chiuso in casa a Milano mentre . . .») e la simulazione ora ironica ora polemica del discorso dell ’ avversario. Si definisce in queste righe, anche per il destinatario e i lettori di questo testo, una forte polarizzazione attraverso la scelta di immagini precise e nitide, organizzate fra loro in termini oppositivi per svalutare gli avversari politici e la precedente esperienza di governo e mettere in rilievo la necessaria presenza della Lega in un governo nel quale potrebbe apparire come un corpo estraneo. A differenza del testo deferente indirizzato a Galli della Loggia, in questo caso Salvini deve convincere qualcuno con cui condivide lo stesso retroterra ideologico, conquistarlo sfoggiando alcuni dei capisaldi delle battaglie politiche Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 41 del centrodestra, a partire da quella indicata nel post scriptum, reale conclusione della lettera, cui con questa modalità viene data maggiore rilevanza: la rottamazione delle cartelle esattoriali, una forma di condono fiscale che, oltre a liberare «dall ’ incubo milioni di famiglie italiane», farà anche cambiare idea allo stesso Vittorio Feltri. 6. In conclusione L ’ analisi condotta sulle lettere scritte da quattro leader politici a giornali di grande diffusione, con obiettivi più o meno scopertamente polemici, conferma da un lato la tenuta delle strategie retoriche tradizionali, usate trasversalmente da leader di schieramenti diversi impegnati ad assumere una postura istituzionale, dall ’ altro la diversa articolazione del discorso di uno stesso leader a seconda del mezzo comunicativo scelto e del tipo di testo cui si affida (cfr. Cortelazzo 2015). Rispetto alle dinamiche discorsive studiate nei social media e nei discorsi ‘ a braccio ’ , nella lettera al giornale è evidente un tentativo di controllo e di ‘ ripulitura ’ che porta a evitare eccessi verbali anche da parte di leader propensi a un abbassamento drastico del registro e a un più ampio uso dell ’ argomento ad hominem che talora sconfina nell ’ aggressione verbale. Per quanto riguarda le strategie retorico-argomentative, si può rilevare in Berlusconi una tendenza più accentuata a ricorrere a modalità specifiche di organizzazione del discorso in chiave autoritativa e persuasiva, in linea con il suo stile oratorio, ma con un ethos che sembra acquistare connotati ecumenici e istituzionali, rinunciando alla simbolizzazione dell ’ avversario e agli eccessi di affettività e colloquialità. Colloquialità cui indulge invece Salvini, nel contesto di una lettera ‘ amicale ’ che fa largo uso di liste, e in generale ricorre ampiamente alla presupposizione e ai contenuti impliciti: alcuni dei tratti di quella che Lombardi Vallauri (2019) ha definito «lingua disonesta» nell ’ ambito della propaganda politica. Al tono pragmatico di Salvini si oppone quello programmatico di Giorgia Meloni, capace di imbastire argomentazioni tanto serrate quanto vaghe nei contenuti, per controbattere alle accuse di chi la vorrebbe erede della tradizione fascista o post-fascista. La costruzione di una narrazione diversa di sé comporta un allontanamento da quegli eccessi di animosità e romanità linguistica riscontrati nei suoi discorsi (Nichil 2017), nonché una postura maggiormente istituzionale, che senza assumere toni ecumenici rimarca con fermezza la propria costitutiva differenza. Le antitesi, che pure attraversano le lettere di tutti i leader, sembrano più accentuate in quella di Renzi, animata da un forte ethos polemico (Angenot 1982, Amossy 2014). L ’ opposizione suggerita non è più né tanto quella tra vecchio e Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 42 nuovo dei suoi primissimi discorsi da ‘ rottamatore ’ , quanto quella tra buoni/ riformisti e cattivi/ populisti, dove i secondi non coincidono con gli avversari storici della destra, ma con gli ex compagni di partito accusati di connivenza con forze antisistema. Un elemento che accomuna i documenti analizzati è il tentativo di usare la stessa forma testuale per presentarsi con caratteri istituzionali o programmatici, anche di fronte alle accuse frequentemente sollevate dai commentatori contro le forze definite come ‘ populiste ’ . In ogni caso, è evidente come lo strumento comunicativo della lettera (qui sempre indirizzata al direttore del giornale o alla sua redazione) non sia da considerarsi alla stregua di un tradizionale strumento di propaganda, ma sia da interpretare come un dispositivo atto al posizionamento politico, alla giustificazione delle proprie scelte o alla difesa della propria ‘ faccia ’ . Per concludere, se nella comunicazione politica quotidiana l ’ impressione è che le parole abbiano paralizzato la politica (Antonelli 2017), rendendo il dibattito sempre più povero, ridondante e indifferenziato, di fronte alla carta stampata e a forme testuali come quella qui presa in considerazione, sembra emergere più chiaramente la differenza di posizioni tra leader di diverso orientamento politico e la preferenza per determinate strategie discorsive. Già dieci anni fa, i direttori dei giornali italiani registravano la diffusione crescente delle lettere dei leader, considerandole come «inutili e da abolire», in quanto scorciatoie argomentative che aggirano la mediazione giornalistica e testimoniano «la debolezza della politica stessa», oltre che una «eccessiva accondiscendenza dei media italiani» 13 . Ciononostante, il fenomeno appare ancora largamente praticato da tutti i leader e legittimato dai direttori, pur nella consapevolezza del suo limitato interesse giornalistico: ciò può interrogarci sulla reale portata di tale forma testuale, che non è finalizzata alla comunicazione di notizie o decisioni politiche, ma piuttosto alla autorappresentazione e al posizionamento politico. In quest ’ ottica la lettera, pur avendo un carattere eminentemente intrapolitico, determina una nuova modalità relazionale e comunicativa, che acquista una centralità sempre maggiore - grazie anche al rilancio da parte di altre testate e dei social media - in un dibattito fortemente polarizzato e refrattario 13 Su Il Fatto quotidiano, 10 settembre 2012 (a cura della Redazione online: https: / / www. ilfattoquotidiano.it/ 2012/ 09/ 10/ lettere-dei-politici-ai-quotidiani-inutili-per-paura-e-daabolire/ 348213/ ). L ’ intervento sintetizza un dibattito tenutosi presso la sede della Federazione Nazionale Stampa Italiana (https: / / www.fnsi.it/ il-segretario-fnsi-patologia-solo-se-supinamente-pubblicatennessuna-crisi-se-rimarra-la-critica-e-la-capacitainformativa). Per Alessandro Sallusti, direttore del Giornale, che parla di «monologhi epistolari», «il fenomeno è il segno del fallimento sia dei giornalisti che dei politici». Per Ferruccio De Bortoli, direttore del Corriere della sera, si tratta di un sintomo della «paura dei politici al confronto». Antonio Padellaro direttore del Fatto Quotidiano suggerisce «un accordo tra tutti i giornali per non pubblicarle più». Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 43 ad argomentazioni complesse. Rispetto alle forme testuali proprie ai social media, infatti, la lettera ai giornali consente di articolare in maniera più ampia e diffusa strategie argomentative ad ampie campate che sarebbero impraticabili altrove - se non nel discorso parlamentare, che appare però più aperto alla replica. L ’ analisi di un corpus più ampio potrà senz ’ altro consentire una lettura maggiormente stratificata della questione, anche aprendo la prospettiva a una comparazione con altri paesi europei. Nel marzo del 2022, infatti, Emmanuel Macron ha annunciato la propria ricandidatura alla carica di presidente della Repubblica proprio attraverso una lettera ai francesi, pubblicata da molti giornali. Tale scelta può essere legata alla dimensione più istituzionale che tale strumento indubbiamente assume, ma può anche essere interpretata come il segno di una precisa volontà, quella di sottrarsi al dibattito e al confronto pubblico, collocandosi su un altro piano rispetto ai propri contendenti, coerentemente con l ’ immagine di «un individuo che non dovrebbe niente a nessuno» (Revault d ’ Allonnes 2021: 11). Forma sì intrapolitica, ma anche autoritaria in quanto non consente il dispiegarsi di una prospettiva dialettica ma, al contrario, è per sua stessa natura monodirezionale e monodimensionale. Abstract. In den Jahren des Übergangs von der Zweiten zur Dritten Republik scheint der politische Diskurs vom Gebot beherrscht zu sein, die Gemüter zu erregen. Wie in den jüngsten Studien über das Italienische in der Politik (Librandi und Piro 2016, Cortelazzo 2016, Antonelli 2017, Ondelli 2021) festgestellt wurde, sind die Instrumente, mit denen dieses Ziel erreicht wird, durch einen Anstieg des Anteils an Polemik gekennzeichnet, der mit einem drastischen Absinken des Registers in den Reden der politischen Führungsfiguren einhergeht, insbesondere dann, wenn diese der face-to-face Interaktion oder der kommunikativen Dynamik der sozialen Medien überlassen werden. In diesem Sinne scheinen Briefe, die an Zeitungen geschrieben werden, um die eigenen politischen Positionen klarzustellen oder um auf polemische Vorstöße der Zeitung selbst zu reagieren, eine Ausnahme zu bilden. Es handelt sich hierbei jeweils um einen kurzen, argumentativen Text mit einem ebenso breiten wie unbestimmten Adressatenkreis. Ein solcher Brief ist besonders dazu geeignet, sich in der politischen Debatte zu entscheidenden Fragen zu positionieren oder sich nach Vorfällen oder Äußerungen, die die eigene Glaubwürdigkeit unterminiert haben, oder im Hinblick auf mögliche Veränderungen der Kräfteverhältnisse politisch neu zu positionieren. In diesem Beitrag werden die Briefe von vier Protagonisten der italienischen Politik (Silvio Berlusconi, Matteo Renzi, Giorgia Meloni und Matteo Salvini) untersucht, wobei die Analyse unter Rückgriff auf die für die französische Schule typischen Instrumente der Diskursanalyse erfolgt. Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 44 Summary. Political discourse, in years marked by the transition from the Second to the Third Republic, appears to be dominated by the imperative of animos impellere. As recent studies on Italian political language have pointed out (Librandi and Piro 2016, Cortelazzo 2016, Antonelli 2017, Ondelli 2021), political leaders achieve this objective by increasing their contentious tone and substantially lowering their linguistic register, especially in face-to-face interaction or in the social media. An exception to this trend can be found in the letters written to newspapers by political leaders to clarify their political positions or to reply to polemical positions expressed by the newspaper itself. Those letters are short argumentative texts, addressed to a wide audience, particularly suitable for political positioning or repositioning in crucial moments of the debate or in view of possible changes in the political situation. This article examines the letters of four protagonists of Italian politics (Silvio Berlusconi, Matteo Renzi, Giorgia Meloni and Matteo Salvini), using the discourse analysis theories from the French School. Bibliografia Amossy, Ruth: L ’ argumentation dans le discours. Paris: Armand Colin 2012. Amossy, Ruth: Apologie de la polémique. Paris: P UF 2014 (trad. it. Apologia della polemica, a cura di Sara Amadori. Milano: Mimesis 2019). Angenot, Marc: La parole pamphlétaire. Typologie des discours modernes. Paris: Payot 1982. Antonelli, Giuseppe: Volgare eloquenza. Come le parole hanno paralizzato la politica. Bari/ Roma: Laterza 2017. Carofiglio, Gianrico: La manomissione delle parole, a cura di Margherita Losacco. Milano: Rizzoli 2010. Charaudeau, Patrick: Le discours politique. Les masques du pouvoir. Paris: Vuibert 2005. Cortelazzo, Michele: «Politichese: c ’ è davvero del nuovo nel ‘ nuovo che avanza ’ ? », in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 22 gennaio 2015 (https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ leader/ Corterlazzo.html) Cortelazzo, Michele: Il linguaggio della politica. Roma: La Repubblica/ Accademia della Crusca 2016. De Santis, Cristiana: « ‘ Pensiamo, pensavamo e penseremo ’ : strategie di costruzione dell ’ autorità nel discorso dei nuovi leader», in: Librandi/ Piro 2016 (ed.), pp. 311 - 322. De Santis, Cristiana/ Simonini, Jessy: «Renzi, la forza del ‘ noi ’ », in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 7 giugno 2017 (https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ politici/ De_Santis.html). Dell ’ Anna, Maria Vittoria: «Berlusconi: io, la gente e me», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 7 giugno 2017 (https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ politici/ Dell_Anna.html). Elia, Antonella: Voci da una pandemia. Le parole della paura e della speranza. Roma: Aracne 2020. Cristiana De Santis/ Jessy Simonini Strategie argomentative dei leader politici italiani 45 Fedel, Giorgio: «Parola mia. La retorica di Silvio Berlusconi», in: il Mulino. Rivista di cultura e di politica, n. 3/ 2003, pp. 463 - 473. Galli de ’ Paratesi, Nora/ Bolasco, Sergio/ Giuliano, Luca: Parole in libertà. Un ’ analisi statistica e linguistica dei discorsi di Berlusconi. Milano: Manifestolibri 2006. Grandi, Nicola/ Piovan, Alex: «I pericoli dell ’ infodemia», in: Micromega, n. 3/ 2020, pp. 39 - 48. Krieg-Planque, Alice: Analyser les discours institutionnels. Paris: Armand Colin 2012. Librandi, Rita/ Piro, Rosa (ed.): L ’ italiano della politica e la politica dell ’ italiano. Atti dell ’ XI convegno ASLI (Napoli, 20-22 novembre 2014). Firenze: Cesati 2016. Lombardi Vallauri, Edoardo: La lingua disonesta. Contenuti impliciti e strategie di persuasione. Bologna: il Mulino 2019. Mainguenau, Dominique: Discours et analyse du discours. Paris: Armand Colin 2017. Martari, Yahis: «Come scrivono i politici italiani su Facebook. Appunti per un ’ analisi linguistica comparativa», in: L ’ analisi linguistica e letteraria, n. 2/ 2018, pp. 81 - 113. Moirand, Sophie: Les discours de la presse quotidienne: Observer, analyser, comprendre. Paris: P UF 2007. Nichil, Rocco Luigi: «Meloni: coazione a ripetere», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 7 giugno 2017 (https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ politici/ Nichil.html). Ondelli, Stefano (ed.): Populismi, rottamazioni e social media: sviluppi recenti della comunica zione politica in Italia. Trieste: EUT 2021. Pietrini, Daniela: La lingua infetta. L ’ italiano della pandemia. Roma: Treccani 2021. Revault d ’ Allonnes, Myriam: «Postface inédite» à La faiblesse du vrai. Ce que la post-vérité fait à notre monde commun. Paris: Editions du Seuil 2018 et 2021. Revault d ’ Allonnes, Myriam: L ’ esprit du macronisme ou l ’ art de dévoyer les concepts. Paris: Editions du Seuil 2021. Santulli, Francesca: Le parole del potere, il potere delle parole. Retorica e discorso politico, Milano: Franco Angeli 2005. Zagrebelsky, Gustavo: Sulla lingua del tempo presente. Einaudi: Torino 2010. Strategie argomentative dei leader politici italiani Cristiana De Santis/ Jessy Simonini 46 STEFANIA SPINA Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 1. Introduzione: Twitter e la comunicazione politica Twitter è una piattaforma di microblogging che conta oltre 330 milioni di iscritti in tutto il mondo, mentre in Italia il numero dei partecipanti nel 2020 superava i 10 milioni. 1 La popolarità di Twitter è legata in particolare ad alcune sue caratteristiche (Spina 2019): quella, ad esempio, di consentire ai partecipanti di seguire e commentare in tempo reale eventi - di ambito locale o globale - attraverso meccanismi testuali e discorsivi di aggregazione, come l ’ hashtag, che creano estemporanee conversazioni di massa. Tali conversazioni, che nascono, si sviluppano e si disperdono in brevi lassi di tempo, e che possono coinvolgere quantità di partecipanti non ipotizzabili nei media tradizionali, sono alimentate da altri meccanismi discorsivi, come il retweet, che consente di moltiplicare il bacino di destinatari dei testi, e sono rinforzate nel loro carattere dialogico da strumenti deittici come la menzione, che consente al contrario di mirare i testi a specifici destinatari. Un ’ altra caratteristica che negli anni ha favorito il successo di Twitter è quella di consentire ai partecipanti di seguire profili di personaggi pubblici, ricevendo nella propria timeline i loro tweet e in alcuni casi riuscendo ad avviare interazioni con loro. La brevità forzata dei testi, composti da un massimo di 140 caratteri fino al novembre 2017, e di 280 dopo quella data, favorisce d ’ altro canto l ’ uso di strategie di comunicazione basate sulla presupposizione e sugli impliciti (Brocca et al. 2016), che possono essere efficacemente sfruttate dai politici per la ricerca e la costruzione del consenso. Twitter si è dunque accreditato nel tempo come strumento efficace di comunicazione politica. Una delle caratteristiche che ha inizialmente attirato su questo ambiente digitale l ’ attenzione dei politici è stata proprio la possibilità - almeno teorica - di interazione diretta e disintermediata con i cittadini (Spina 2012), che si è tuttavia talvolta tradotta nel corso degli anni in modalità di interazione molto distanti da questa possibilità teorica. DOI 10.24053/ Ital-2022-0006 1 Fonte: Vincos blog (https: / / vincos.it/ 2021/ 04/ 01/ social-media-in-italia-utenti-e-tempo-diutilizzo-2020/ ) 47 Il rapporto tra politica italiana e comunicazione in Twitter, anche se avviato stabilmente soltanto da circa un decennio, ha subito un ’ evoluzione costante nel tempo, tanto che sembra possibile oggi suddividerlo in tre fasi tra loro distinte. Obiettivo di questo articolo è di descrivere alcuni fenomeni linguistici, discorsivi e testuali che ne hanno scandito l ’ evoluzione attraverso queste tre fasi. 2. Gli studi precedenti Il primo studio sistematico sugli aspetti linguistici del discorso politico italiano in Twitter è Spina (2012). In un raffronto, basato su corpora, con il discorso politico trasmesso in televisione, lo studio conclude che i testi inviati da un campione di politici italiani in Twitter differiscono da quelli prodotti da politici nel corso di trasmissioni televisive sotto diversi aspetti: utilizzano un lessico più concreto e informativo e meno generico, essendo spesso legati alla quotidiana attività politica degli autori, che essi cercano di descrivere in tempo reale; tendono a essere di tipo valutativo e a manifestare in modo esplicito il punto di vista dei loro autori, anche al fine di aggregare intorno a esso vasti flussi di conversazioni; in modo analogo a quanto avviene nelle interazioni parlate, inoltre, tendono a procedere in modo incrementale e additivo, per frammenti, in modo che ciascun frammento si aggiunga al precedente, dando vita a una costruzione dinamica dei significati. Quest ’ ultima caratteristica produce fenomeni tradizionalmente riconosciuti come tipici del parlato (Berretta 1994; Spina 2016 b), come un largo uso della deissi e di risorse finalizzate all ’ aggregazione di conversazioni attorno a elementi lessicali (hashtag) che ne costituiscano il filo conduttore. Tali specificità del discorso politico su Twitter, secondo Spina (2012), sono legate in particolare alle dimensioni sociali e contestuali: le differenti tipologie di destinatari - dal pubblico numerosissimo e indistinto dei follower a quello specificamente selezionato attraverso la menzione - e le peculiarità della situazione comunicativa, che impone la produzione di testi brevi, determinano e modellano gli aspetti linguistici delle interazioni sul social network. Uno studio successivo (Spina 2016 a) sottolinea come una prima evoluzione del discorso politico in Twitter non abbia portato a sviluppare una delle potenzialità del network, quella del dialogo con i cittadini, ma abbia al contrario rafforzato il carattere unidirezionale di altre forme tradizionali di comunicazione politica: lo studio dimostra che la maggior parte dei testi prodotti in Twitter da un rilevante campione di parlamentari è costituita da una sorta di slogan mirati essenzialmente all ’ autopromozione, ha carattere prevalentemente monologico e non rivela alcuna intenzione di interagire con gli interlocutori. Altri studi si sono incentrati su temi specifici relativi al discorso dei politici in Twitter, come l ’ uso della citazione (Brocca/ Garassino 2015); quello degli impliciti Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 48 (Brocca et al. 2016), e in generale di funzioni di tipo pragmatico, che Garassino et al. (2019) mettono a confronto con quelle usate nella comunicazione politica tradizionale, rilevando sostanziali affinità; le differenze di genere (Spina/ Cancila 2013); il populismo (Carrella 2020; Combei et al. 2020) o il discorso sulle migrazioni (Combei/ Giannetti 2020; Spina 2020). Su quest ’ ultimo tema in particolare, in un raffronto con la stampa quotidiana, si è rilevato che il dibattito su Twitter prende forma attraverso interazioni fortemente polarizzate, e avviene attraverso una sorta di anti-conversazioni: «interazioni di massa tra fazioni che sostengono emotivamente punti di vista opposti ma che, di fatto, non comunicano fra loro» (Spina 2020: 160). Vi è poi un insieme di studi incentrati su pochi, specifici politici selezionati (Spoladore 2014; Spina 2015), in modo particolare i leader di partito o gli esponenti politici con cariche istituzionali di particolare rilievo. Ad esempio, Giovinazzo (2020) e Combei (2020) prendono in considerazione i tweet di Salvini e Di Maio, e Macagno (2019) e Terracciano (2019) quelli di Salvini, il primo analizzandone gli aspetti legati all ’ argomentazione. Questa panoramica, necessariamente sintetica, dimostra come la ricerca linguistica stia manifestando un interesse crescente per il tema del discorso politico in Twitter, anche in ambito italiano. Fino a oggi, tuttavia, l ’ approccio diacronico - seppure ovviamente limitato più o meno all ’ ultimo decennio - è quello meno utilizzato: tranne pochissime eccezioni, tra cui Lai et al. (2018), l ’ evoluzione delle strategie linguistiche usate dai politici in Twitter è stata raramente analizzata. Obiettivo di questo articolo è quello di seguire l ’ evoluzione nel tempo del discorso politico italiano in Twitter, e di verificarne empiricamente in un corpus di dati gli esiti a livello di tratti linguistici e discorsivi selezionati. 3. Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter All ’ interno del discorso dei politici italiani in Twitter possono essere individuate tre fasi distinte. La prima, che si estende più o meno dal 2010 al 2013, è stata la fase della socialità genuina, legata all ’ entusiasmo iniziale per i nuovi ambienti digitali. A partire dal 2010 i social media, e in particolare Facebook e Twitter, hanno fatto irruzione sulla scena politica italiana. In questa fase, i politici, ma anche il mondo della stampa e della ricerca, consideravano i nuovi mezzi di comunicazione un ’ opportunità di rinnovamento. Tale rinnovamento investiva anche il linguaggio della politica, che sembrava poter tendere verso una maggiore chiarezza (specie se confrontato con l ’ oscurità dello stile dei politici della Prima Repubblica) e una maggiore propensione al dialogo (Spina 2012). Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 49 La seconda fase (2014 - 2017), contrariamente alle premesse della prima, è quella dell ’ affermazione prepotente del monologo: gli ambienti digitali di rete sempre più spesso sono stati utilizzati dai politici non come strumenti per dialogare, tra loro e con i cittadini, ma come megafoni per amplificare slogan e modalità comunicative autopromozionali (Brocca/ Garassino 2015; Spina 2016 a). La socialità e l ’ apertura al dialogo, appena abbozzati nel periodo precedente, si sono rivelati un macroscopico equivoco: ai politici in generale non interessa il dibattito, pubblico, partecipato e civile, ma, dall ’ alto dell ’ influenza conferita loro dai numeri elevati di follower, sono mossi dalla volontà di imporre la loro agenda e il loro stile comunicativo, sempre più enfatico e volto principalmente alla ricerca del consenso e alla persuasione del loro pubblico di sostenitori. Dal 2018, con uno spartiacque temporale che può essere individuato nelle elezioni politiche del 4 marzo di quell ’ anno, lo scenario si evolve ancora: il monologo autopromozionale diventa sempre più spesso aggressivo, lo stile enfatico sfocia frequentemente nell ’ eccesso verbale, le immagini prendono il sopravvento sui testi, che hanno ormai rinunciato a proporsi come forme di argomentazione civile (Macagno 2019). La terza fase è quella della violenza verbale tendente all ’ insulto, dei testi programmati per aggredire gli avversari politici di turno, e della lingua accuratamente (e a volte algoritmicamente) progettata e utilizzata come veicolo di distruzione politica. È la “ Bestia ” di Matteo Salvini (ma anche di altri politici, italiani e stranieri): gruppi di persone addestrate a riversare negli ambienti sociali - e quindi più in generale nella rete - raffiche seriali di parole aggressive, che diventano rapidamente virali e hanno lo scopo di orientare le posizioni di vaste masse di partecipanti, in una modalità comunicativa sempre più polarizzata. Questo articolo si ripropone di descrivere alcuni dei mutamenti linguistici che caratterizzano questa progressiva transizione dalla socialità naive al monologo autopromozionale, fino agli eccessi verbali dell ’ ultima fase, che, associati anche a strategie basate sugli impliciti (Lombardi Vallauri 2019), e dunque meno evidenti, danno vita a un discorso politico aggressivo, divenuto ormai una concreta strategia comunicativa. Saranno presi in considerazione fenomeni di ambito lessicale oltre che testuale e relativo al discorso, sulla base dell ’ assunto che ogni discorso e ogni scelta linguistica non sono mai casuali, ma comportano differenze nella rappresentazione della realtà (Fairclough 1989). 4. Dati e metodologia I tweet analizzati sono stati estratti con il pacchetto rtweet del software R (versione 4.0.2; R Core Team 2020), che consente di ottenere, insieme ai testi degli ultimi 3200 Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 50 tweet di ciascun singolo profilo, anche una serie di informazioni aggiuntive, che risultano preziose per esaminare l ’ evoluzione nell ’ uso di alcune strategie del discorso politico: ad esempio, la tipologia dei tweet (se si tratta di semplici aggiornamenti di stato, di risposte a tweet precedenti o di retweet), i profili menzionati e gli hashtag utilizzati, e il numero di like e di retweet che ciascun tweet ha ricevuto. La tabella 1 riporta in sintesi le informazioni sul corpus di tweet utilizzato. Politico Periodo Ruolo Fase N. mesi N. tweet Di Maio 3565 gennaio - giugno 2013 Vicepresidente della Camera 1 6 maggio 2016 - luglio 2021 Leader M5S (2017), Ministro del Lavoro e dello Sviluppo economico, Vicepresidente del Consiglio. Ministro degli Esteri (settembre 2019 - ) 2 e 3 63 Meloni 3449 gennaio 2020 - settembre 2021 Leader FdI 3 21 Renzi 6015 giugno 2012 - ottobre 2014 Sindaco di Firenze. Segretario PD (2013 - 17). Presidente del Consiglio (2014 - 16) 1 e 2 29 febbraio 2019 - luglio 2021 Leader IV 3 30 Totale 13.029 Tabella 1 - Il corpus di tweet utilizzato Come si vede, dei tre politici presi in esame sono stati analizzati tweet appartenenti a periodi diversi, dal 2012 al 2021, e quindi a tutte e tre le fasi di evoluzione descritte nel paragrafo precedente. Questo ha consentito - in particolare nei casi di Di Maio e di Renzi - di mettere a confronto alcune scelte linguistiche nei diversi periodi e di analizzare la loro possibile evoluzione nel tempo. A tale scopo, è stato anche utilizzato, come corpus di controllo, quello di 86.841 tweet, pubblicati nell ’ arco di sei mesi del 2013, da 180 parlamentari della XVII legislatura, quella eletta nel febbraio del 2013 (da ora in poi Parlamentari2013), descritto in Spina (2016 a). La scelta dei tre politici è dettata principalmente dalla loro almeno parziale omogeneità come ruolo di leader di formazioni politiche, in tutto o in una parte del lasso di tempo considerato. Viceversa, i tre politici si differenziano per i loro ruoli rispettivi in rapporto ai vari governi che si sono succeduti negli anni considerati, nei quali hanno ricoperto ruoli di primo piano come Presidente (Renzi) o Vicepresidente del Consiglio (Di Maio), Ministro (Di Maio), o come leader di Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 51 partiti di opposizione (Meloni). La natura populista della loro matrice ideologica, per quanto riguarda in particolare Di Maio e Meloni (Ondelli 2021), non è stata invece un criterio che ha determinato la loro selezione: secondo un orientamento diffuso, per il quale il populismo è la manifestazione discorsiva di un ’ ideologia ʻ leggera ’ (Hidalgo Tenorio et al. 2019), gli aspetti comunicativi e quindi linguistici attraverso i quali le idee populiste vengono diffuse sono importanti quanto le idee stesse (Carrella 2020: 8). Non è solo un ’ idea, quindi, a fare di un politico un populista, ma anche il modo di comunicarla, che spesso si manifesta attraverso una tendenza marcata all ’ uso di un discorso enfatico ed emotivo, basato su logiche antagoniste, con una forte polarizzazione tra il popolo e qualche tipo di élite a esso ostile. Strategie comunicative di questo tipo si integrano facilmente con la comunicazione nei social media, in cui meccanismi di aggregazione rapida ed effimera di vaste masse di partecipanti tendono a creare bolle di contenuti fortemente emotivi che si autoriproducono, e generano di conseguenza casse di risonanza che ne amplificano la diffusione (Spina 2019). Stili comunicativi di stampo populista stanno dunque conquistando - soprattutto sui social media - anche esponenti politici che non si definirebbero populisti, considerando solo le loro idee. La categoria “ populista ” non ha dunque contribuito alla selezione dei tre politici selezionati, che condividono semmai, in misura diversa, uno stile comunicativo sui media digitali tendenzialmente improntato al populismo. Una volta estratti i tweet, la prima parte dell ’ analisi si è concentrata - da un punto di vista prevalentemente quantitativo - su alcuni meccanismi discorsivi legati a specifiche caratteristiche dell ’ ambiente digitale di Twitter (cfr. par. 5), come la frequenza di interazioni dialogiche e l ’ inserimento nei tweet di immagini contenenti brevi slogan testuali. Successivamente, si è passati a un ’ analisi più strettamente linguistica dei tweet, mirata a verificare l ’ ipotesi di ricerca oggetto di questo studio, cioè che la terza fase della comunicazione politica italiana su Twitter (dal 2018 a oggi) sia caratterizzata dall ’ uso di un discorso più aggressivo rispetto al passato, che tende a enfatizzare la contrapposizione polarizzata agli avversari politici. A tale scopo, si è fatto ricorso al modello psicometrico di Pennebaker et al. (2015), basato sull ’ analisi degli aspetti emotivi, cognitivi e strutturali del discorso. Tale modello, che prevede la misurazione di una serie di tratti lessicali presenti nei testi, è operazionalizzato attraverso l ’ uso del software LIWC2015, in grado di assegnare il lessico utilizzato a specifiche categorie psico-cognitive postulate dal modello. Come si vedrà nel dettaglio nel par. 6, in questo studio sono state utilizzate in particolare le categorie relative all ’ ambito affettivo, riguardanti l ’ espressione di emozioni di tipo sia positivo che negativo. Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 52 5. Testo e discorso: scarsa conversazionalità e slogan costruiti per immagini Nella prima fase della sua diffusione, Twitter si proponeva come una fonte potenziale di rinnovamento del discorso politico (Spina 2012), che nell ’ ambiente digitale poteva tendere - più della comunicazione politica tradizionale - al dialogo con gli interlocutori. La sua natura di comunicazione disintermediata rende infatti possibile, almeno in teoria, l ’ interazione diretta tra politici e altri politici e tra politici e cittadini. Già nei mesi a cavallo tra la fine del 2011 e l ’ inizio del 2012 (Spina 2012) i politici allora presenti in Twitter usavano la piattaforma digitale in questo modo dialogico, interagendo con i propri interlocutori. Nel primo semestre del 2013 - quindi ancora in quella che abbiamo definito la prima fase - il 19 % dei tweet dei 180 parlamentari del corpus Parlamentari2013 erano risposte a tweet precedenti, e quindi conversazioni. Nel corso degli anni, questi numeri iniziano a scendere: i tweet di Di Maio del periodo 2016 - 2017 (fase 2) sono conversazioni solo per il 9 %, e scendono al 4 % dal 2018 al 2021 (fase 3). Analogamente, nel periodo 2020 - 21 i tweet di risposta di Giorgia Meloni ammontano al 6,5 %. È inoltre da notare che nella fase 3 per Di Maio e Meloni le repliche sono in misura non irrilevante risposte al loro stesso profilo, e non sono quindi finalizzate a instaurare un dialogo, ma al contrario a rinforzare un argomento da essi stessi precedentemente espresso. Un uso via via più limitato di tweet di risposta corrisponde, dal punto di vista del discorso, alla scelta contestuale di evitare strategie tipiche delle interazioni dialogiche: è stato infatti dimostrato (Spina 2019) che nei tweet di risposta l ’ uso della menzione dell ’ interlocutore è rafforzato dalla co-occorrenza di altre strategie conversazionali, come segnali discorsivi, domande dirette, deissi personale, spaziale e temporale e uso di emoji. Nel momento in cui sceglie di non replicare, il politico di solito tende parallelamente a usare Twitter «più come un megafono, attraverso cui diffondere le informazioni che ritiene più strategiche per la propria attività, che come un luogo dove incontrare altre persone, discutere e scambiare idee ed opinioni» (Spina 2016 a: 644). Un ’ altra caratteristica testuale che subisce un ’ evoluzione visibile nella terza fase del discorso politico in Twitter è legata all ’ uso di immagini, e in particolare di quelle che hanno la peculiarità di contenere al loro interno brevi porzioni di testo, di solito scritto a caratteri di grandi dimensioni, e quindi particolarmente in evidenza, simili a slogan (Coschignano/ Zanchi 2021). (1) e (2) sono esempi di queste immagini, inserite in due tweet di Giorgia Meloni. I tweet e le relative immagini riguardano due politici antagonisti, la ministra Lamorgese e il segretario del PD Letta. Il testo interno alle immagini, di vari colori e di grandi dimensioni, è Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 53 ciò che, insieme ai volti dei due personaggi, colpisce subito i destinatari, e di conseguenza - come uno slogan - rafforza in modo determinante il testo dei tweet. L ’ effetto complessivo, che deriva anche dal lessico decisamente aggressivo (basta, dimissioni, illegali, vergogna) e dall ’ hashtag di tipo valutativo (#LamorgeseDimettiti; cfr. Zappavigna 2015), è quello di un attacco diretto e violento, parte di una strategia complessiva mirata alla sistematica delegittimazione, se non addirittura alla distruzione politica, degli avversari. (1) Giorgia Meloni (15 settembre 2021) Con Luciana Lamorgese al Viminale abbiamo assistito a rave party illegali, aumento dell ’ immigrazione clandestina e scarso controllo del territorio. Grazie a @FratellidItalia, oggi il Ministro sarà in Aula e chiederemo conto delle sue evidenti responsabilità. #LamorgeseDimettiti (2) Giorgia Meloni (29 agosto 2021) Il segretario del Pd si vergogna così tanto del suo partito che è disposto persino a nascondere il suo simbolo? Lo capiamo perfettamente. Come dargli torto [faccina con lacrime di gioia] Una tale organizzazione testuale del discorso, ancorato all ’ immediatezza di immagini associate a testi decisamente aggressivi, è una delle caratteristiche più evidenti del discorso politico in Twitter della terza fase, sfruttata in modo capillare in particolare da alcuni esponenti. I tweet di Giorgia Meloni, ad esempio, contengono per il 72 % immagini di questo tipo, con un incremento del 5 % dal Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 54 2020 al 2021. Una percentuale molto rilevante, tale da rendere il suo profilo uno di quelli più connotati dal punto di vista dell ’ aggressività verbale, anche senza analizzarne in profondità i testi. 2 La medesima strategia non viene usata allo stesso modo da Di Maio - che tende a mantenere un profilo istituzionale - né quantitativamente (solo il 24 % dei suoi tweet contiene un ’ immagine, senza mutamenti significativi dal 2016 al 2021), né qualitativamente: si tratta infatti raramente di immagini che inglobano un testo aggressivo, in quanto per lo più foto di incontri istituzionali in veste di ministro o di vicepresidente della Camera. Quando nell ’ immagine è presente un testo, si tratta più spesso di un testo autocelebrativo che non di attacchi frontali ad avversari politici. Le strategie testuali e discorsive descritte fin qui, relative alla scarsa conversazionalità e agli slogan testuali aggressivi inseriti in immagini, benché usate in misure diverse dai politici esaminati, sembrano convergere verso un ’ evoluzione precisa del discorso politico in Twitter nell ’ ultimo triennio: un ’ evoluzione verso la diffusione di testi monologici, autopromozionali o aggressivi, quasi mai mirati a incentivare la discussione civile e lo scambio di opinioni, che hanno come conseguenza la propagazione continua in rete di forme eterogenee di violenza verbale. 6. Il lessico della terza fase: volume elevato e retorica della semplificazione Da un punto di vista più strettamente linguistico, l ’ analisi dei tweet si è concentrata in particolare sul livello lessicale, per individuare eventuali linee di tendenza nella sua evoluzione nel corso del tempo. Data l ’ ipotesi di partenza, in base alla quale la fase 3 registra un incremento dell ’ aggressività, enfatizzata anche dall ’ uso di un lessico tendenzialmente emotivo (Wodak 2015), all ’ interno del già citato modello di Pennebacker et al. (2015) sono state considerate le categorie che rientrano nei processi affettivi. Più in particolare, è stato analizzato il lessico che esprime emozioni negative, messo a confronto con quello di segno opposto che esprime emozioni positive, e quello che esprime sentimenti di rabbia. Il semplice dato di frequenza del lessico che rientra in queste categorie, di tipo esclusivamente quantitativo, è stato successivamente contestualizzato con l ’ ausilio delle concordanze, che hanno consentito di analizzare i singoli elementi lessicali potenzialmente aggressivi nel contesto concreto in cui sono usati dai diversi politici. 2 Una percentuale paragonabile si trova, anche se non è tra i profili presi qui specificamente in esame, nei tweet di Matteo Salvini, che contengono immagini con slogan testuali di tipo aggressivo per il 54 %. Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 55 Da un punto di vista quantitativo, l ’ ipotesi di partenza è confermata attraverso i dati relativi ai tweet di Di Maio e di Renzi, che appartengono longitudinalmente a tutte e tre le fasi considerate e possono quindi fornire evidenze sui mutamenti nell ’ uso di categorie lessicali. Per il profilo di Di Maio, la percentuale del lessico affettivo, che include anche le emozioni positive, aumenta in modo sensibile dalla fase 1 alla fase 3 (da 1,63 % a 2,97 %), mentre per quello di Renzi resta stabile (3,6 %); per entrambi i profili il lessico delle emozioni negative aumenta dalla fase 1 alla fase 3 (Di Maio: da 0,71 % a 0,97 %; Renzi: da 1,04 % a 1,31 %), così come quello che esprime rabbia (Di Maio: da 0,08 % a 0,29 %; Renzi: da 0,24 % a 0,39 %). In tutti e tre i casi, il profilo di Giorgia Meloni, che è relativo solo alla fase 3, è quello che ha le percentuali largamente più alte (lessico affettivo: 4,06 %; lessico delle emozioni negative: 1,71 %; lessico che esprime rabbia 0,63 %). Nel discorso in Twitter dei politici esaminati, dunque, il lessico affettivo, e in particolare quello che esprime rabbia o altri sentimenti negativi, trova uno spazio rilevante, più ampio di quello che aveva alcuni anni fa. Al di là del semplice dato quantitativo, all ’ interno di questo vasto insieme di elementi lessicali si sono analizzati in particolare quelli riferiti agli avversari politici, allo scopo di delegittimarli agli occhi dell ’ opinione pubblica. Un primo, vistoso insieme di elementi lessicali connotati negativamente è quello relativo ai sentimenti di imbarazzo e vergogna, provocati da comportamenti degli avversari politici. Tutti i derivati verbali e aggettivali di vergogna, in particolare, sono usati per apostrofare esponenti dei partiti avversari, nel caso dell ’ uso esclamativo (3), o per descrivere le loro azioni (4). Oltre che nei testi dei tweet, quest ’ uso è ampiamente attestato anche nei testi inseriti in immagini, descritti nel paragrafo precedente, e negli hashtag (#Savianovergogna, #Salvinivergognati, #vergognaRaggi). Il profilo che si serve maggiormente di questo insieme di elementi lessicali è quello di Meloni; la figura 1 mostra invece la netta evoluzione nella frequenza di vergogna e derivati nei tweet inviati da Renzi nelle tre fasi temporali. L ’ assenza nella fase 2 è probabilmente legata al ruolo istituzionale che Renzi ha svolto tra il 2014 e il 2016 come Presidente del Consiglio. (3) 2.600.000 lavoratori aspettano ancora i soldi della #cassaintegrazione di marzo. Ma il Governo continua a fare promesse. Vergogna! (Meloni, 19 maggio 2020) (4) E ’ certo che il governo Cottarelli non avrà la fiducia delle Camere. Per la prima volta nella storia avremo un governo che non ha il sostegno del popolo né del Parlamento. E ’ vergognoso: sarà un governo anti-italiano di occupazione delle istituzioni. Voto subito! #IlMioVotoConta (Di Maio 3, 18 maggio 2018) Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 56 Figura 1 - Frequenza di vergogna e suoi derivati nelle tre fasi dei tweet di Renzi Un ’ altra categoria lessicale che incrementa la sua frequenza nel tempo è quella relativa al sentimento di disgusto (vedi figura 2): schifo, disgusto e derivati sono largamente usati, anche come interiezioni (schifo! ): (5) Perché Salvini deve strumentalizzare Bibbiano, perché Di Maio fa schifo, perché sui bambini bisognerebbe restare umani e non strumentalizzare l ’ orrore. La mia risposta a tutti quelli che dicono: parlaci di Bibbiano (Renzi 3, 21 luglio 2019) Figura 2 - Frequenza di schifo, disgusto e loro derivati nelle tre fasi dei tweet di Renzi e Di Maio e nei tweet della fase 3 di Meloni. Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 57 Parole non veritiere (bugia, bugiardo, menzogna, menzognero, mentire, calunnioso, falso) sono spesso attribuite ai propri avversari, come anche comportamenti pericolosi per la società (pericolo, pericolosità, disastro, danno, dannoso, pasticcio). Sebbene non necessariamente offensive, queste parole si trasformano a volte in insulti, specie se rafforzate da altri elementi lessicali, come bufale e traditori in (6). (6) Il M5S oggi tenta in tutti i modi di distogliere l ’ attenzione dal voto sulla riforma del Mes diffondendo bufale e cercando di giustificare il loro ennesimo tradimento nei confronti dell ’ Italia e degli italiani. Peccato siano le loro stesse parole a smentirli. Bugiardi e traditori (Meloni, 10 dicembre 2020) Altre caratteristiche negative attribuite agli avversari politici, in particolare nella fase 3, sono l ’ arroganza, la follia, la vigliaccheria e la viltà. Con frequenza elevata, inoltre, gli antagonisti sono etichettati come poco seri o privi di competenze, attraverso aggettivi negativi come incapace, ignorante, irresponsabile, stupido, inadeguato, ridicolo, farlocco o cialtrone, come negli esempi (7) e (8): (7) Gli italiani non meritano di subire l ’ incompetenza, l ’ arroganza e le minacce di questi cialtroni al Governo che stanno devastando l ’ economia. Finora hanno prodotto solo inutili mancette, mostrandosi del tutto inadeguati nella gestione della pandemia. Prima vanno a casa e meglio è (Meloni, 6 gennaio 2021) (8) Mamma mia, che accoglienza anche a Pescara per #UnAltraStrada. C ’ è tanta gente che non si arrende e che combatte contro la farsa di questo Governo, cialtrone e incompetente. (Renzi 3, 10 marzo 2019) L ’ esempio (8) evidenzia anche un altro aspetto legato al discorso politico in Twitter: l ’ uso diffuso di metafore. Tale aspetto, ampiamente descritto già negli studi sul linguaggio politico tradizionale (cfr. ad esempio Lakoff 2004; Carver/ Pikalo 2008), assume a volte nelle interazioni recenti in Twitter una connotazione specifica: la metafora della guerra (combattere, i nemici, la lotta, ecc.), in particolare, aumenta la sua frequenza nella fase 3 dei tweet di Di Maio e Renzi (figura 3), ed è largamente utilizzata in particolare da Meloni, sempre nella fase 3. Tale metafora, tuttavia, è usata non tanto per concettualizzare il riferimento alla politica come un agone in cui si affrontano gli avversari e si cerca di superarli, quanto per suggerire una radicale e semplicistica riduzione degli attori coinvolti a due categorie polarizzate, ‘ noi ’ e ‘ i nemici ’ , che, al di là di ogni argomentazione critica, vanno semplicemente ‘ mandati a casa ’ (9). (9) È ora di mandare a casa questi nemici dell ’ Italia, degli italiani e della democrazia. #ElezioniSubito (Meloni, 19 febbraio 2020) Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 58 Figura 3 - Frequenza della metafora della guerra nelle tre fasi dei tweet di Renzi e Di Maio e nei tweet di Meloni. Tale retorica della semplificazione (Engesser et al. 2017), alla luce degli studi sul valore cognitivo della metafora e sul suo potere di creare significati e dunque di modellare la realtà (Lakoff/ Johnson 1980), costituisce uno degli aspetti più allarmanti degli sviluppi recenti del discorso politico, e in particolare di quello veicolato dai (social) media, perché propone in modo sistematico una drastica rimozione della complessità della realtà che descrive, riducendola volta per volta alla contrapposizione di due fazioni, fortemente caratterizzate, messe in antitesi l ’ una con l ’ altra. Così, ad esempio, i nemici sono corrotti o colpevoli, le azioni politiche degli avversari sono genericamente dei flop, le parole che essi utilizzano delle intimidazioni (e da queste parole non ci facciamo intimidire). Il popolo è costantemente in ginocchio, mentre il governo si occupa di cose inutili (10): l ’ espressione in ginocchio ha una frequenza particolarmente elevata nei tweet di Meloni, che la usa 51 volte nel periodo considerato. (10) Mentre famiglie e imprese italiane sono in ginocchio, le priorità del governo sono ben altre. Bonus inutili, marchette, consulenze, viaggi: ascoltate cosa si nasconde dietro il decreto rilancio (Meloni, 12 giugno 2020) 7. Conclusioni Il discorso politico in Twitter degli ultimi tre anni sembra essere caratterizzato da un incremento significativo nell ’ uso di un lessico aggressivo, tendenzialmente emotivo, che non di rado sfocia nell ’ insulto, allo scopo di denigrare, ridicolizzare e Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 59 in definitiva distruggere l ’ avversario politico di turno, e di conseguenza rafforzare il proprio consenso. Parallelamente, si registra l ’ adozione sistematica di una retorica basata sulla semplificazione, che tende ad appiattire e banalizzare qualsiasi posizione, togliendo ai testi prodotti dai politici la volontà di argomentare e di presentare la realtà tenendo conto della sua complessità. Se queste linee di tendenza erano presenti nel discorso populista di politici italiani già da diversi anni (Orrù 2019), la diffusione di alcuni social media come Twitter, che favorisce, per la sua brevità forzata, una propagazione rapida, capillare e di massa dei contenuti, ne ha sicuramente amplificato la diffusione. Twitter è dunque il facilitatore dell ’ adozione di uno stile comunicativo basato da un lato sull ’ eccesso verbale, dall ’ altro sulla ipersemplificazione. Il progressivo sdoganamento dell ’ insulto («Grillo mi chiama ʻ avvoltoio ’ . Un onore essere insultato da lui» - Renzi 3, 12 agosto 2019) e dell ’ aggressione verbale dell ’ avversario a colpi di tweet mira a rafforzare il consenso, attraverso due meccanismi legati da vicino alle caratteristiche di Twitter come ambiente digitale: da un lato, attraverso strumenti di aggregazione molto potenti come l ’ hashtag, testi con le caratteristiche descritte sopra attraggono e catalizzano rapidamente grandi masse di conversazioni e di persone, che condividono le stesse posizioni, favorendone la diffusione; 3 dall ’ altro, grazie anche alla loro brevità, i tweet sono continuamente citati e ripresi da altri mezzi di comunicazione come giornali e televisione, e raggiungono in tal modo un pubblico ancora più vasto, composto anche da coloro che non frequentano abitualmente le piattaforme digitali. È evidente, alla luce di queste considerazioni, la distanza di questi stili comunicativi dall ’ approccio più orientato al dialogo che un campione di politici analizzati nel 2012 aveva evidenziato (Spina 2012). La prospettiva che indicava in Twitter un ’ opportunità di rinnovamento del discorso politico, che aveva la possibilità di rendersi più trasparente e più condiviso coi cittadini, è stata contraddetta in due fasi successive: in un primo tempo, dopo il 2014, da un uso di Twitter sempre meno dialogico e sempre più orientato all ’ autopromozione, piuttosto che al confronto pubblico; in un secondo momento - in modo ancora più clamoroso - alla fine dello scorso decennio, quando questa autopromozione è sfociata inesorabilmente nell ’ aggressività e nell ’ eccesso verbale. Da un punto di vista metodologico, l ’ uso di vasti corpora di tweet, estratti in modo automatico dalle timeline di politici selezionati, si è rivelato adatto a rivelare pattern lessicali, nonché a mettere in rilievo differenze individuali che indubbiamente esistono tra singoli esponenti politici. Resta, tuttavia, la consapevolezza che 3 Accade anche che tale opera di aggregazione venga commissionata a bot appositamente creati, cioè a software basati su algoritmi che automatizzano l ’ invio di massa da profili fasulli di testi mirati ad attaccare in modo verbalmente violento gli avversari politici. Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 60 la capacità - da parte di politici e cittadini - di utilizzare negli ambienti digitali un discorso pubblico scritto orientato al confronto civile, ancora fatichi molto ad emergere. Abstract. Die Beziehung zwischen der italienischen Politik und Twitter ist zwar erst seit etwa einem Jahrzehnt fest etabliert, sie hat sich aber im Laufe der Zeit ständig weiterentwickelt, so dass es heute möglich scheint, sie in drei verschiedene Phasen zu unterteilen. Ziel des Artikels ist es, die sprachlichen Veränderungen zu beschreiben, die den allmählichen Übergang von der naiven Soziabilität der ersten Phase zum selbstdarstellerischen Monolog der zweiten Phase bis hin zu den verbalen Exzessen der letzten Phase kennzeichnen. Durch die Analyse von Korpora von Tweets von Luigi Di Maio, Giorgia Meloni und Matteo Renzi zielt der Beitrag darauf ab, einige der lexikalischen und diskursiven Merkmale dieser Formen der verbalen Aggression zu untersuchen. Die parallele Verwendung einer Rhetorik der Vereinfachung, durch die Politiker ständig dazu neigen, die Realität zu trivialisieren und auf ihre extremen Aspekte zu reduzieren, trägt entscheidend zur starken Polarisierung des politischen Diskurses, aber auch ganz allgemein unserer täglichen Erfahrung mit sozialen Medien bei. Summary. The relationship between Twitter and Italian politicians started around 2010. Since then, it is possible to trace an evolution, and to identify three distinct phases that have characterised this relationship. This study describes some of the linguistic shifts that characterise the political discourse on Twitter, in its progressive move from the naive attitude to ʻ being social ’ of the beginnings, to the self-promotional monologue, up to the verbal excesses and forms of language aggression of the last three years. Through the analysis of corpora of tweets written by Luigi di Maio, Giorgia Meloni and Matteo Renzi, the focus is mainly on some of the lexical and discursive features that characterise this verbal aggression. The use of a rhetoric of simplification, through which politicians constantly tend to banalise and reduce reality to its extreme forms, strongly contributes to the diffusion of a highly polarised form of political discourse, as well as to our daily experience with social media. Riferimenti bibliografici Berretta, Monica: «Il parlato italiano contemporaneo», in: Serianni, Luca/ Trifone, Pietro (ed.): Storia della lingua italiana. Scritto e parlato, vol. II, Torino: Einaudi 1994, pp. 239 - 270. Brocca, Nicola/ Garassino, Davide: «Parola alla rete. La pragmatica della citazione e del Retweet nei profili Twitter di alcuni politici italiani. Un ’ analisi qualitativa e quantitativa», in: Rassegna Italiana di Linguistica Applicata, n. II - III/ 2015, pp. 135 - 151. Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 61 Brocca, Nicola/ Garassino, Davide/ Masia, Viviana: «Politici nella rete o nella rete dei politici? L ’ implicito nella comunicazione politica italiana su Twitter», in: Philologie im Netz, Beiheft n. 11/ 2016, pp. 66 - 79. Carrella, Fabio: «#Populism on Twitter: statistical analysis of the correlation between tweet popularity and ‘ populist ’ discursive features», in: Brno studies in English, n. 46/ 2020, pp. 5 - 23. Carver, Terrell/ Pikalo, Jernej: Political Language and Metaphor: Interpreting and changing the world. New York: Routledge 2008. Combei, Claudia Roberta: «Parlo come mangio. Il lessico populista su Twitter», in: CLUB Working Papers in Linguistics, n. 4/ 2020, pp. 103 - 122. Combei, Claudia Roberta/ Giannetti, Daniela: «The Immigration Issue on Twitter Political Communication. Italy 2018 - 2019», in: Comunicazione politica, Quadrimestrale dell ’ Associazione Italiana di Comunicazione Politica, n. 2/ 2020, pp. 231 - 263, doi: 10.3270/ 97905. Combei, Claudia Roberta/ Giannetti, Daniela/ Farnè, Matteo/ Pinto, Luca: «Populism and Policy Issues: Examining Political Communication on Twitter in Italy 2018 - 2019», in: Italian Political Science, n. 2/ 2020, pp. 223 - 241. Coschignano, Serena/ Zanchi, Chiara: «Il connettivo mentre nella comunicazione politica su Twitter: elementi di continuità nella rappresentazione dell ’ altro», in: Paolo Orrù (ed.) Percorsi/ contatti/ migrazioni/ dualismi: Nord/ Sud e Mediterraneo nella lingua, nella letteratura e nella cultura italiana, Firenze: Franco Cesati 2021, pp. 147 - 164. Engesser, Sven/ Fawzi, Nayla/ Larsson, Anders Olof: «Populist online communication: introduction to the special issue», in: Communication & Society, n. 9/ 2017, pp. 1279 - 1292, https: / / doi.org/ 10.1080/ 1369118X.2017.1328525. Fairclough, Norman: Language and power. London: Longman 1989. Garassino, Davide/ Masia, Viviana/ Brocca, Nicola: «Tweet as you speak. The role of implicit strategies and pragmatic functions in political communication: data from a diamesic comparison», in: Rassegna Italiana di Linguistica Applicata, n. II - III/ 2019, pp. 187 - 208. Giovinazzo, Susanna: «La lingua debole dei poteri forti: Matteo Salvini e Luigi Di Maio su Twitter», in: Quaderni di Linguistica e Studi Orientali, n. 6/ 2020, pp. 425 - 442, doi: http: / / dx.doi.org/ 10.13128/ QULSO-2421-7220-9709. Hidalgo Tenorio, Encarnacion/ Benitez-Castro, Miguel-Angel/ De Cesare, Francesca: Populist Discourse. Critical Approaches to Contemporary Politics. New York: Routledge 2019. Lai, Mirko/ Patti, Viviana/ Ruffo, Giancarlo/ Rosso, Paolo: «Stance Evolution and Twitter Interactions in an Italian Political Debate», in: Proceedings of the 23rd International Conference on Applications of Natural Language to Information Systems (NLDB 2018, Paris, France, June 13 - 15, 2018), Natural Language Processing and Information Systems 2018, pp. 15 - 27. Lakoff, George: Don ’ t Think of an Elephant: Know Your Values and Frame the Debate. White River Junction: Chelsea Green Publishing 2004. Lakoff, George/ Johnson, Mark: Metaphors We Live By. Chicago: University of Chicago Press 1980. Lombardi Vallauri, Edoardo: La lingua disonesta. Contenuti impliciti e strategie di persuasione. Bologna: il Mulino 2019. Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? Stefania Spina 62 Macagno, Fabrizio: «Analizzare l ’ argomentazione sui social media. Il caso dei tweet di Salvini», in: Sistemi intelligenti, n. 3/ 2019, pp. 601 - 632. Ondelli, Stefano (ed.): Populismi, rottamazioni e social media: sviluppi recenti della comunicazione politica in Italia, Trieste: EUT Edizioni Università di Trieste 2021. Orrù, Paolo: «Il linguaggio della politica italiana tra antieuropeismo e populismo digitale», in: Nuova Antologia, n. 1/ 2019, pp. 322 - 331. Pennebaker, James W./ Boyd, Ryan L./ Jordan, Kayla/ Blackburn, Kate: The development and psychometric properties of LIWC2015. Austin: University of Texas at Austin 2015, DOI: 10.15781/ T29G6Z R Core Team: R: A language and environment for statistical computing. Vienna: R Foundation for Statistical Computing 2020, https: / / www.R-project.org/ . Spina, Stefania: Openpolitica. Il discorso dei politici italiani nell ’ era di Twitter. Milano: FrancoAngeli 2012. Spina, Stefania: «Twitter: il politico dal dialogo al monologo amplificato», in: Lingua italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, 2015 (https: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ leader/ Spina.html). Spina, Stefania: «La politica dei 140 caratteri: L ’ equivoco della brevità e l ’ illusione di essere social», in: Librandi, Rita/ Piro, Rosa (ed.): L ’ italiano della politica e la politica per l ’ italiano, Firenze, Franco Cesati 2016 a, pp. 645 - 659. Spina, Stefania: «Le conversazioni scritte dei social media: un ’ analisi multidimensionale», in: Bianchi, Francesca/ Leona, Paola (ed.): Linguaggio e apprendimento linguistico. Metodi e strumenti tecnologici (Studi Aitla), Bologna: AItLA - Associazione Italiana di Linguistica Applicata, 2016 b, pp. 83 - 102. Spina, Stefania: Fiumi di parole. Discorso e grammatica delle conversazioni scritte in Twitter. Roma: Aracne 2019. Spina, Stefania: «Un confronto tra il discorso della stampa quotidiana e quello delle interazioni in Twitter sul tema delle migrazioni», in: Pietrini, Daniela (ed.): Il discorso sulle migrazioni. Approcci linguistici comparativi e interdisciplinari, Berlin: Peter Lang 2020, pp. 145 - 162. Spina, Stefania/ Cancila, Jessica: «Gender issues in the interactions of Italian politicians on Twitter: identity, representation and flows of conversation», in: International journal of cross-cultural studies and environmental communication, n. 2/ 2013, pp. 147 - 157. Spoladore, Daniele: «La comunicazione politica sui social network: un ’ analisi linguistica», in: Italiano LinguaDue, n. VI/ 2014, pp. 202 - 231. Terracciano, Bianca: «Il linguaggio della paura: la strategia social mediale di Matteo Salvini», in: Rivista italiana di Filosofia del Linguaggio, n. 2/ 2019 (http: / / www.rifl.unical.it/ index. php/ rifl/ article/ view/ 552). Wodak, Ruth: The politics of fear: what right-wing populist discourses mean. Los Angeles: Sage 2015. Zappavigna, Michele: «Searchable talk: The linguistic functions of hashtags», in: Social Semiotics, n. 3/ 2015, pp. 274 - 291. Stefania Spina Le tre fasi del discorso politico italiano in Twitter: una storia senza lieto fine? 63 MARA PAPACCIO Matteo Salvini auf Twitter: eine Analyse ausgewählter sprachlicher, stilistischer und rhetorischer Strategien 1. Einleitung Dass Politik und Kommunikationsmedien eng miteinander verbunden sind, ist inzwischen eine unbestrittene Tatsache. Seit jeher haben PolitikerInnen sich der Massenmedien bedient, um ihre Botschaft mitzuteilen und die Wählerschaft davon zu überzeugen. Die Möglichkeit, mithilfe eines Verbreitungsmediums ein breites Publikum zu erreichen, gibt den PolitikerInnen - vor allem im Wahlkampf - einen großen Vorteil. Seitdem das Internet als neues Massenmedium ins Spiel gekommen ist, profitiert neben der Werbewelt auch die Politik von einem potenziell unbegrenzten Publikum. Die neuen Medien oder das Web 2.0 haben besondere Eigenschaften, die sie von den ‘ alten ’ Medien 1 unterscheiden und der politischen Kommunikation eine hohe Schlagkraft verleihen: sie erlauben das schnelle Verfassen kurzer Mitteilungen, sie sind interaktiv und immer und überall zugänglich; darüber hinaus können Inhalte in sozialen Netzwerken, Blogs u. ä. direkt gepostet werden, ohne dass sie von externen Organen geprüft bzw. vermittelt werden müssen. In diesem Sinne sind sie für die politische Propaganda, und hier in besonderem Maße für (neo-)populistische politische Gruppierungen 2 , unverzichtbar geworden. Italien kann als ‘ Beobachtungslabor ’ des (Neo-)Populismus gesehen werden, weil dieser sich hier in drei verschiedenen Ausprägungen und aus drei ver- DOI 10.24053/ Ital-2022-0007 1 Damit sind nicht nur Druckpresse, Radio und Fernsehen gemeint, sondern auch das Internet der ersten Generation oder Web 1.0, das sogenannte static web, in dem die BenutzerInnen noch keine Möglichkeit hatten, Inhalte aktiv mitzugestalten (vgl. Pistolesi 2018: Kap. 1, Abs. 7). 2 Revelli (vgl. 2017: 20 ff.) führt aus, wie der Begriff ‘ Neopopulismus ’ immer häufiger von der amerikanischen (new populism) sowie italienischen (neopopulismo) Presse verwendet wird. Das Lemma neopopulismo wurde auch in der letzten Ausgabe (2016) des von Norberto Bobbio u. a. herausgegebenen Dizionario di Politica aufgenommen, um die neueren von den älteren Formen von Populismus unter verschiedenen Aspekten zu unterscheiden: «a differenza delle forme classiche assunte dal populismo di “ prima generazione ” , diciamo così, generalmente ispirate a una qualche forma di nazionalismo e in parte di statalismo, il populismo post-novecentesco si presenta - almeno in una sua parte significativa - in stretta connessione con l ’ ondata neoliberista che ha caratterizzato il passaggio di secolo.» (Revelli 2017: 24) Revelli selbst bevorzugt den Ausdruck populismo 2.0, der sich auf die Verwendung vom Web 2.0 als neues politisches Verbreitungsmittel zu beziehen scheint (vgl. Fußnote 1). 64 schiedenen politischen Richtungen manifestiert (berlusconismo, grillismo und renzismo). Alle drei eint eine Gemeinsamkeit: sie sind durch eine besonders starke Personalisierung einer Führungsfigur gekennzeichnet. Diese Führungsfigur fördert eine direkte, nicht vermittelte Kommunikation mit der Bevölkerung und inszeniert ihr Eintreten in die Politik als Beginn einer neuen Zeit, die mit der alten brechen will (vgl. Revelli 2017: 120; Graziano 2018: 77). Seitdem Matteo Salvini Anführer der Lega (Nord) geworden ist, muss auch der salvinismo als (neo-) populistische Richtung betrachtet werden. Viele VertreterInnen des italienischen (Neo-)Populismus bedienen sich einer medialen Bühne, um ihrer Rhetorik effektiv Ausdruck zu verleihen. In diesem Beitrag wird die Sprache Matteo Salvinis im Medium Twitter analysiert. Aufgrund seiner Eigenschaften ist Twitter auch für die politische Kommunikation ein interessantes Verbreitungsmedium: jeder Tweet darf die Länge von 280 Zeichen nicht überschreiten und kann - neben Buchstaben und Zahlen - Emojis, Piktogramme, Links und sogenannte Kontextualisierungssignale 3 (Hashtags und Erwähnungen) beinhalten. Jeder Tweet kann von anderen BenutzerInnen gelikt 4 und retweetet werden, um die Inhalte sehr schnell zu verbreiten - Spina (2019: 76) nennt dies «effetto valanga». Diese Struktur der Plattform Twitter bietet sich besonders an für sprachliche Strategien, wie sie bereits für das gentese 5 charakteristisch waren: eine einfache 3 Jeder Eintrag des Twitter-Blogs ist laut Spina (vgl. 2019: 30) ein Teilstück eines unendlichen immer offenen gesamten Diskurses («discorso aumentato»), der im Unterschied z. B. zu einer öffentlichen Rede keinen Anfang, kein Ende und keine lineare Abfolge von Argumenten aufweist. Der rote Faden erschließt sich jedoch mithilfe der Kontextualisierungssignale, die es erlauben, einzelne Teilstücke dem jeweiligen Diskursstrang zuzuordnen. 4 Bzw. ‘ geherzt ’ . Im Italienischen verwendet man für Twitter die Verben cuoricinare und cuorare, die 2015 stellinare ersetzt haben, um die Aktion zu kennzeichnen, einen Tweet mittels des Herz-Symbols positiv zu bewerten. Es handelt sich um socialinismi (vgl. Pietrini 2018: 114 ff.), d. h. Neologismen, die für die und aus der Nutzung sozialer Netzwerke entstanden sind. 5 Mit gentese ist eine klare und einfache Sprache gemeint, die in der Seconda Repubblica das politichese der Prima Repubblica ersetzte. Dieses war durch einen verschachtelten, obskuren Stil charakterisiert, der aufgrund eines unpräzisen und nicht eindeutigen Wortschatzes und eines komplexen hypotaktischen Satzbaus zu starker Unverständlichkeit politischer Reden für die Mehrheit der ZuhörerInnen führte. Die Wende zum gentese wird in Italien mit dem Auftritt Silvio Berlusconis auf der politischen Bühne (discesa in campo) in Verbindung gebracht (vgl. Cortelazzo 2017: 81). Die Sprache Berlusconis ist direkt, allgemeinverständlich und reich an Wörtern und Metaphern, die aus der Fußball- Lexik übernommen werden: «Il tanto amato e vituperato “ gentese ” usa parole semplici e dirette, espressioni non oscure ma popolari, prima di sfociare nella lingua da social e nel populismo dei giorni nostri. E cosa c ’ è di meglio del calcio, lo sport più amato e praticato dagli italiani, per farsi comprendere, apprezzare e soprattutto votare? » (Coluccia/ Lala 2020 o. S.). Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 65 Syntax und eine Bevorzugung parataktischer Strukturen; ein allgemeinverständliches Vokabular; ein informeller Stil, der auch Wortspiele und ironische Ausdrücke erlaubt; eine überzeugende Rhetorik, die u. a. vom Gebrauch erfolgreicher #-Slogans unterstützt wird. Matteo Salvini (Benutzername @matteosalvinimi) und sein Team 6 haben zweifellos das Potenzial dieses Mediums für eine überzeugende politische Inszenierung erkannt, und der Anführer der Lega ist seit seiner Anmeldung auf der Plattform (März 2011) ein produktiver und erfolgreicher Twitterer. Zum 23.08.2021 hatte er insgesamt 51,5 Tausend Tweets gepostet und hat 1,4 Millionen FollowerInnen. In diesem Beitrag wird anhand eines ausgewählten Korpus untersucht, welche linguistischen Strategien Matteo Salvini zu welchen Zielen und Zwecken auf Twitter verwendet. 2. Korpus und Methode Das Korpus für die vorliegende Untersuchung besteht aus 1811 Tweets von Matteo Salvini, die mittels Twitters erweiterter Suche (unter: https: / / twitter.com/ searchadvanced) extrahiert wurden. Das Korpus enthält die Gesamtheit der geposteten Tweets aus drei verschiedenen Monaten, die ausgewählt wurden, weil sie zeitlich in zentrale Phasen der politischen Aktivität Salvinis auf nationaler Ebene fallen: • 753 Tweets aus dem letzten Monat der Wahlkampagne der Parlamentswahlen 2018 (von hier an M1 genannt): vom 3. Februar bis 4. März 2018; • 405 Tweets aus dem ersten Regierungsmonat des Kabinetts Giuseppe Conte (M2): vom 1. Juni bis 1. Juli 2018; • 653 Tweets aus dem sechsten Regierungsmonat (M3): vom 1. Dezember 2018 bis 1. Januar 2019. Die Wahl des Korpus ist mit der Zielsetzung verbunden, das Potenzial des Mediums Twitter für den Wahlsieg zu untersuchen; darüber hinaus wird anhand von M2 (Regierungsanfang) und M3 (sechster Regierungsmonat und somit eine Art erste Bilanz der Staatsführung) untersucht, ob sich das kommunikative Verhalten Matteo Salvinis als Regierungsmitglied ändert, oder ob Ähnlichkeiten mit der Rhetorik der Wahlkampagne festgestellt werden können. 6 Salvinis bis zum 23.09.21 von Luca Morisi angeführtes Team von Social Media Manager- Innen entwickelte ein Postingsystem namens la Bestia, dank dem Salvinis Aktivität im Internet einfach gesteuert und verfolgt werden kann (vgl. Pucciarelli 2018). Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 66 Für die Daten-Extraktion wurde die Software AntConc (Version 3.5.8) 7 verwendet, die sowohl quantitativ als auch qualitativ ein erstes solides Instrumentarium für die Analyse anbot. 3. Kontextualisierungssignale in den Tweets von Matteo Salvini Kennzeichnend für Twitter sind drei Kontextualisierungssignale: der Hashtag (#), die Erwähnung (@) und der Retweet (RT). Sowohl der Hashtag als auch die Erwähnung sind grafisch hervorgehoben und verlinkt. Zappavigna sieht Hashtags als metadiskursiv an «in the sense that this tagged material has special textual status in the post, drawing on the affordances of the # symbol as a metadata marker.» (Zappavigna 2018: 30) Der Gebrauch von Hashtags in den eigenen Tweets zeigt demnach den Wunsch an, an den Diskursen teilnehmen zu wollen, auf die sie verweisen. Es ist eine Art ‘ Konversation 2.0 ’ , die den Interaktionsgewohnheiten der digitalen BenutzerInnen entspricht: nicht Face-to-Face, nicht unbedingt in Echtzeit, kurz und bündig und häufig polarisierend. 8 Der Hashtag hat aber auch textuelle und pragmatische Funktionen. Spina (vgl. 2019: 51 ff.) unterscheidet zwischen der Anfangs-, Binnen- und Endstellung («posizione iniziale», «interna» und «finale») und identifiziert drei pragmatische Funktionen («funzioni di classificatore, evidenziatore e aggregatore») des Hashtags, die auch im Korpus nachgewiesen werden können. Die häufigsten Hashtags im Korpus können in drei Kategorien unterteilt werden: a) Werbeslogans, die aus kurzen Syntagmen bzw. Sätzen bestehen (u. a. #primagliitaliani, #iocisono, #dalleparoleaifatti); b) physische oder figurative Orte 9 , die zur Versammlung und Mitwirkung aufrufen (u. a. #4marzovotoLega, #domenicavotoLega, #Pontida2018, #piazzadelpopolo); c) Fernsehsendungen, in denen Salvini auftrat (u. a. #dallavostraparte, #portaaporta, #ottoemezzo). Typischerweise übernehmen die Hashtags im Korpus eine subjektive Kommentarfunktion (2, 4, 5), eine informative verortende Funktion oder auch beide gleichzeitig (4). 7 Die Software kann direkt von der Webseite des Entwicklers kostenfrei heruntergeladen werden: https: / / www.laurenceanthony.net/ software/ antconc/ - 24.08.2021. 8 Vor allem im politischen Kontext erweisen sich in sozialen Netzwerken entstandene Diskussionen oft als Kampf zwischen extremen Gegenpositionen (vgl. Zappavigna 2018: 2). 9 Damit sind physische Orte gemeint, wo sich die UnterstützerInnen Salvinis versammeln (z. B. Pontida, eine Gemeinde in der Lombardei, wo seit 1990 die jährliche Versammlung der Lega stattfindet), oder figurative Orte, wohin die ItalienerInnen aufgerufen werden (z. B. an die Urnen am 4. März, Tag an dem die Parlamentswahlen 2018 stattgefunden haben). Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 67 (1) #Salvini: Voglio guidare un Paese che non è ultimo in Europa. Dobbiamo invidiare qualcosa ai tedeschi, francesi o lussemburghesi? #PRIMAGLIITA- LIANI [M1, 24.02.18] 10 (2) Sempre a #Genova, che spettacolo! Il vostro affetto mi spinge a non mollare! #primagliitaliani [M2, 15.06.18] (3) #Salvini: viva gli spaghetti col #ragù. #instagram # iocisono #piazzadelpopolo [M3, 08.12.18] (4) Sole, altalena e . . . si vota Lega! ! ! Scrivete nei commenti da dove avete già votato o voterete! Mi raccomando: SOLO una X sul simbolo LEGA, senza altri segni. Se ci impegniamo tutti anche nel passaparola VINCIAMO! ! ! #oggivotoLega #primagliitaliani #elezioni4marzo #elezioni2018 [M1, 04.03.18] (5) Ecco il video completo: RUSPE in azione oggi al campo nomadi di Cascina (Pisa). C ’ è chi chiacchiera, c ’ è chi fa. #dalleparoleaifatti - http [M3, 17.12.18] Bezüglich der Position im Post bilden Endhashtags («# finale» - Spina 2019: 57) die Mehrheit im Korpus (1291 von 2354) und werden oft und gerne angehäuft (3, 4). Die aufeinanderfolgenden Hashtags steigern einerseits die Wahrscheinlichkeit des Tweets, über die #-Suche gefunden zu werden, und andererseits vermitteln sie den Eindruck aneinander gereihter Parolen, wie man sie während einer politischen Demonstration hören könnte. Der häufigste Anfangshashtag («# iniziale» - Spina 2019: 57) ist #Salvini 11 (1), der auf eine bestimmte, immer gleiche Art und Weise verwendet wird. Wenn Matteo Salvini gerade auf einer Kundgebung oder im Fernsehen spricht, werden Teile seiner Rede live auf Twitter gepostet, so dass sie unmittelbar gelesen, kommentiert, geteilt und gelikt werden können. Außerdem bilden die #Salvini- Tweets immer eine Serie aufeinanderfolgender Posts und können in diesem Sinne als eine Art in Stichpunkten organisiertes ‘ Sitzungsprotokoll ’ gesehen werden. Somit können Salvinis mündliche Aussagen in Form von schriftlichen telegrammartigen Mitteilungen mit einem breiteren Publikum geteilt werden. Dadurch, dass diese Serien von Tweets immer wieder ähnliche Themen bzw. Aussagen beinhalten, verleihen sie den Botschaften eine höhere Einprägsamkeit. Selten nehmen die im Korpus enthaltenen Hashtags eine interne Position («# interno» - Spina 2019: 57) 12 ein. In diesen Fällen sind sie syntaktisch feste 10 Im Anschluss an jeden zitierten Tweet stehen - in eckigen Klammern gesetzt - der Korpus-Monat, aus dem der Tweet stammt (in Kursiv und abgekürzt: M1, M2, M3), und das Datum (TT.MM.JJ). 11 Für weitere Beobachtungen zu diesem Hashtag siehe Ferrari 2021. 12 Dies steht im Gegensatz zu den Beobachtungen Stefania Spinas, die 2019 ein Korpus von über 500.000 Tweets analysiert hat. Hier bildeten die Hashtags, die innerhalb des Tweets standen, die Mehrheit: 49 % gegenüber 38 % Endhashtags und nur 13 % Anfangshashtags (vgl. Spina 2019: 57). Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 68 Bestandteile der Aussage: der Hashtag dient vor allem der Hervorhebung im Textfluss sowie der Teilnahme an dem verlinkten Diskurs (6) und/ oder der thematischen Kategorisierung (7). (6) Tra poco sarò al Senato per riferire sul caso della nave #Aquarius, se avete tempo seguitemi in diretta verso le 11.15 su - http [M2, 13.06.18] (7) Pesca di pinguini al Villaggio di #Natale di Milano [M3, 01.12.18] Während der Hashtag eine unbegrenzte Anzahl an GesprächspartnerInnen verbinden kann, gibt die Erwähnung die Möglichkeit, bestimmte TwittererInnen direkt zu adressieren, indem ihren Accountnamen ein @ vorangestellt wird. Dieses System erlaubt es, ein dialogartiges Gespräch zu führen im Sinne des interaktiven Potenzials von Twitter. Dabei unterscheidet man zwischen den Erwähnungen, die manuell im Status getippt werden, und denjenigen, die automatisch als Antwort an andere erstellt werden. Salvini benutzt im gesamten Korpus 266-mal 13 eine Erwähnung, lediglich vier davon sind Antworten an andere. Damit geht die Bedeutung dieses Kontextualisierungssignals als exklusives Interaktionsmittel verloren, wodurch sich zwei oder mehrere Personen aus dem «caos conversazionale» (Spina 2019: 19 f.) der Twitter-Interaktionen den Raum für ein Eins-zu-Eins-Gespräch schaffen können. Der Verzicht auf diese Chance sowie auf das Retweeten 14 (im gesamten Korpus kommen nur sieben Retweets vor) bestätigt die Theorie Stefania Spinas (vgl. u. a. 2019: 99): die einflussreichen TwittererInnen leiten die Diskurse; es sind die unbekannten BenutzerInnen, die auf die Tweets der Prominenten antworten und sie retweeten. Sie sind es letztendlich, die das Mittel zur Verbreitung jener Diskurse darstellen. Salvini ist ein einflussreicher Twitterer, jeder seiner Tweets bekommt tausende Antworten - die wiederum unbeantwortet 15 bleiben - und wird tausendmal retweetet. Es entsteht jedoch kein Dialog zwischen Salvini und seinen Follower- 13 Erwähnungen im Korpus übernehmen meistens eine verortende Funktion, ähnlich wie der verortende Hashtag. Manchmal wird auf die Orte, wo Salvini gerade redet, sowohl mit einem Hashtag als auch mit einer Erwähnung aufmerksam gemacht. In einigen Fällen will Salvini durch eine Erwähnung dem/ der verlinkten BenutzerIn digital zuzwinkern. Auch in diesem Fall geht es nicht darum, mit ihm/ ihr aktiv zu interagieren, sondern ihn/ sie aus verschiedenen Gründen einzubeziehen, bspw. um jemandem Ehre zu erweisen (z. B. der Feuerwehr @emergenzavvf ), gemeinsame Ziele zu begrüßen (z. B. mit dem damaligen österreichischen Vizekanzler @HCStracheFP) oder einen Sieg zu feiern (z. B. den des neugewählten brasilianischen Präsidenten @jairbolsonaro). 14 Die Retweet-Funktion erlaubt es, Tweets von anderen mit den eigenen FollowerInnen zu teilen. 15 Zumindest bleiben sie von Salvini unbeantwortet. In den Kommentaren unter seinen Tweets wimmelt es von Gesprächen bzw. Streits zwischen anderen BenutzerInnen, die einander antworten. Dies ist aber für die Analyse von Salvinis Social Media-Verhalten nicht relevant. Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 69 Innen und LeserInnen: «Si ripropone così ancora una volta lo schema di una comunicazione verticale dove, anche sui social media, diventiamo spettatori, al massimo tifosi o commentatori.» (Renzi 2015: 52) 4. Die Sprache in Salvinis Tweets Dieser Beitrag schließt an die zahlreichen Studien an, die bereits über die Sprache von Matteo Salvini durchgeführt wurden (unter den neuesten Publikationen: Arcangeli 2019, Colaci 2020, Ferrari 2021, Macagno 2019, Terracciano 2019), und fokussiert einzelne Aspekte seiner sprachlichen, stilistischen und rhetorischen Strategien auf dem Medium Twitter. 4.1 Wortschatz Matteo Salvini unterteilt die Welt in zwei Gruppen: die Guten/ FreundInnen gegen die Bösen/ FeindInnen. Linguistisch gesehen ist einerseits die Trennung zwischen Verben in der wir- und sie-Form und andererseits die Wahl bestimmter Wörter zu beobachten, die jeweils der einen oder der anderen Gruppe vorbehalten sind. Im Einklang mit Salvinis Inszenierung einer Freundschaftsbeziehung mit seinen WählerInnen bzw. FollowerInnen weisen die Tweets, in denen er sie direkt anspricht, Merkmale auf, die für die Nähesprache und einen konversationellen Stil typisch sind. Der wiederkehrende Gebrauch von Deiktika (die Anredepronomina der 2. Person voi, vi; das inklusive noi; die Possessivpronomina nostro, vostro; die Orts- und Zeitadverbien (8, 9), insb. wenn Salvini - oder jemand anderes an seiner Stelle - sich live einloggt) sowie direkte Fragen (9) und Grußformeln (8) geben diesen Tweets einen dialogischen Charakter, so als wären Salvinis GesprächspartnerInnen persönlich anwesend. Zudem verwendet Salvini einen informellen Stil und einen alltäglichen Wortschatz 16 . Insbesondere weisen die Ausdrücke, die er auswählt, um seine FollowerInnen anzusprechen (amici) oder sich von ihnen zu verabschieden (vi voglio bene) auf eine familiäre Ausdrucksweise hin. Mit seinen amici teilt Salvini nicht nur öffentliche, sondern gerne auch private Informationen, Ereignisse und Emotionen und prahlt damit (10), ein ‘ normaler ’ Bürger zu sein, der genau das tut, was alle andere auch tun. (8) Dopo Genova, buon pomeriggio da #Torino, amici. Qui Villaggio @coldiretti, viva la nostra agricoltura, viva le nostre produzioni, viva il Made in Italy! [M2, 15.06.18] 16 Dies ist sowohl für die gesprochene Sprache als auch - diaphasisch gesehen - für die lingua colloquiale typisch (vgl. Voghera 2010). Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 70 (9) Ora a Calvizzano in provincia di Napoli, ci siete? LIVE > http [M1, 21.02.18] (10) #Salvini: Io Capitano? Sono una persona normale che fa cose normali. #Mattino5 [M3, 06.12.18] Es ist das ‘ Paradigma der Widerspiegelung ’ 17 , das gegen die Attacken der GegnerInnen konsequent verteidigt wird. Hierfür hat Salvini eine spezifische Strategie entwickelt: Ironie und Sarkasmus. Während seine FollowerInnen als amici angesprochen werden, bekommen politische GegnerInnen und kritische JournalistInnen die Appellative intellettuali, professoroni und rosiconi (11). Im Kontext seiner Äußerungen (11) scheint Salvini beide durch das augmentative Suffix -one modifizierten Formen *professoron- und *rosiconnegativ besetzen zu wollen. 18 Das Nomen rosicone/ -i kann auch als deverbales Nomen agentis (des Typs mangione ← mangiare, chiacchierone ← chiacchierare usw.) als negativ konnotiert angesehen werden (vgl. Dressler/ Merlini Barbaresi 1994: 432). Und auch wenn diese Art von Nomina manchmal für spielerische Effekte verwendet wird, gilt dies nur, wenn der/ die SprecherIn in einer intimen oder familiären Beziehung mit dem/ der AdressatIn ist. Die Vergrößerungsform professorone ist normalerweise «positively connoted, standing for (signaling recognition of ) increased professional value and thus deserving respect (although accompanied by some psychological detachment)» (Dressler/ Merlini Barbaresi 1994: 444). Wenn Salvini dieses Wort verwendet, scheint er nicht nur eine psychologische Distanzierung von den Angesprochenen zu signalisieren, sondern auch deren Ablehnung zu implizieren. In beiden Fällen (rosicone, professorone) ist es die Übertreibung, die durch das modifizierende Suffix ausgedrückt wird, «used to emphasise the clash necessary for irony» (ebd.: 474). Und die Ironie wechselt zu Sarkasmus 19 , wenn der/ die SprecherIn eine konfliktreiche Konfrontation erzielen will (vgl. ebd.: 476). 17 Vgl. Giuseppe Antonelli (2000: 215). Der Linguist spricht von einem Wechsel - insbesondere seit der massiven Präsenz von Berlusconi und Bossi im italienischen politischen Panorama - von einem «paradigma della superiorità», bei dem die WählerInnen die (auch sprachliche) Überlegenheit ihrer politischen RepräsentantInnen suchen und schätzen, zu einem «paradigma del rispecchiamento», d. h. einem Gebrauch der Sprache seitens der PolitikerInnen, der den der breiten Wählerschaft widerspiegelt. 18 Merlini Barbaresi (2004: 279 f.) unterstreicht, dass die modifizierenden Suffixe - insbesondere wenn sie außerhalb des familiären affektiven Kontextes verwendet werden - von den SprecherInnen gezielt eingesetzt werden können, um einer bestimmten lexikalischen Basis jenseits ihrer denotativen Bedeutung ausgewählte Konnotationen und pragmatische Werte zu verleihen: «sono di uso privilegiato ad esprimere lucidità, scherzosità, ironia, leggerezza, scarsa responsabilità, understatement, attenuazione ecc., cioè significati legati all ’ atteggiamento del parlante piuttosto che alla semantica delle basi e dei suffissi.» (Merlini Barbaresi 2004: 280). 19 Sogar die Verabschiedungsformel, die Salvini nur für seine FeindInnen verwendet, ist ein mit Sarkasmus geladenes modifiziertes Substantiv: bacioni. Die inzwischen lexikalisierte Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 71 Salvinis sarkastische Haltung nimmt in M2 und M3 zu: gestärkt durch den Wahlsieg zeigt er sich meistens von jeglicher Kritik unberührt, vielmehr macht er sich die Kritik zunutze, um seine Unerschütterlichkeit zu bestätigen. Typisch sind Ausdrücke wie io non mollo, tiro dritto, vado avanti, die das doppelte Ziel verfolgen, die Kritik der GegnerInnen zu schmälern und das Vertrauen der WählerInnen nicht zu enttäuschen (12). (11) Secondo Repubblica e qualche professorone di sinistra non dovrei condividere con voi sui Social ciò che faccio, mangio o bevo . . .! ! Io non cambio, stavo con Voi prima di fare il ministro e continuo a farlo oggi! Bacioni e Maalox ai rosiconi [M3, 19.12.18] (12) Quando non sanno più cosa dire, dicono «è colpa di Salvini». Avete notato? ? ? Io non mollo! [M1, 07.02.18] Die Reaktion auf andere FeindInnen - die Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten und die Roma - ist nicht so zurückhaltend. Obwohl der Sarkasmus eine wiederkehrende Strategie Salvinis ist, sind die Tweets gegen die Einwanderung voller negativ konnotierter Wörter. Die Analyse ausgewählter Kollokationen zeigt, wie Salvini systematisch die AusländerInnen (profughi presunti/ finti/ clandestini/ illegali, rom ladri) mit Kriminalität (immigrati clandestini/ delinquenti/ criminali) verbindet. Für den Kampf gegen das, was Salvini business dell ’ immigrazione nennt, und um den kriminellen illegalen EinwanderInnen und VerbrecherInnen zu begegnen, kommen die italienischen Polizeikräfte (le nostre forze dell ’ ordine) ins Spiel: Die pars destruens bewegt sich hierbei im semantischen Feld der Gewalt (invasione, guerra, rivolta, terrorismo, conflitto, sangue, morte) und der Unordnung (caos, problemi, reati, scontri) und die pars construens ist von den Sicherheitskräften gewährleistet, die die Ordnung wiederherstellen (13). (13) Maxi blitz nella notte con 150 Carabinieri all ’ opera in provincia di Bergamo. Trenta immigrati clandestini sono stati fermati. Sempre grazie alle nostre Forze dell ’ Ordine: è ora che in Italia torni di moda la legalità! [M2, 20.06.18] Salvinis Nähe zu italienischen Sicherheitskräften zeigt sich vor allem darin, dass er sich bei institutionellen öffentlichen Auftritten in Polizei- und Militärkleidung fotografieren lässt. Somit unterstützt er auch visuell seine Botschaft bezüglich der Sicherheit und Verteidigung: er selbst schlüpft in die Rolle des Wächters des Vaterlands. Seine strenge Einstellung bezüglich der Einwanderung wird kon- Formel «do[es] not really upgrade the expression of emotional inner state or of the writer ’ s commitment» (Dressler/ Merlini Barbaresi 1994: 469), doch bei Salvini gewinnt sie eine emotionale Aufladung. Die Übertreibung in -oni verwendet er ironisch (FeindInnen verdienen eigentlich keine großen Küsse) und absichtlich in Kontrast mit dem neutraleren baci für die FreundInnen. Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 72 sequent durch Slogans zum Ausdruck gebracht, die in Form von Hashtags einfach zu verbreiten sind. Neben #primagliitaliani (vgl. Kap. 3) findet man in M1 die Aufrufe #stopinvasione, #stopimmigrazione und #tuttiacasa, die in M2 meistens durch #chiudiamoiporti ersetzt werden. Während die ersten Slogans eher an propagandaartige Parolen erinnern, verleiht der Satz #chiudiamoiporti dem Kampf gegen die Einwanderung eine gewisse Konkretheit: der inzwischen zum Innenminister ernannte Matteo Salvini fordert das Parlament auf, gesetzlich zu agieren. Dies wird durch die Umbenennung des Hashtags in M3 zu #portichiusi 20 bestätigt - nachdem im September 2018 das Decreto Sicurezza (auch Decreto Salvini genannt) verabschiedet wurde. Die Forderung (im Imperativ) wird zu einem Einreiseverbot (im Partizip Perfekt), das die Nichtregierungsorganisationen abschrecken soll (14). (14) Appena approdata in Spagna la nave Ong #OpenArms, con 310 immigrati clandestini a bordo. Missione compiuta! #portichiusi [M3, 28.12.18] 4.2 Syntax Matteo Salvini verwendet in den analysierten Tweets eine einfache, meistens parataktische Syntax 21 , die oft auf Konjunktionen verzichtet und Kommasetzung und andere textuelle Strategien (Hashtags, Emojis) bevorzugt. Eine der hypotaktischen Strukturen, die jedoch häufig verwendet wird, ist der Konditionalsatz des Typs I. Hier drückt Salvini meistens Drohungen (15, 16) aus, die durch die syntaktische Konstruktion und die Verben im Präsens in der Apodosis mathematischen Gleichungen ähneln. Dies könnte als Strategie gesehen werden, die WählerInnen/ FollowerInnen von der Wahrheit der Aussagen überzeugen zu wollen, ohne dass sie wirklich hinterfragt werden können. Auch typische Züge des italiano dell ’ uso medio können in Salvinis Tweets beobachtet werden, insbesondere die Häufung segmentierter Sätze (vor allem dislocazioni, 17), die den Fokus seiner Aussagen markieren. (15) #Salvini: Se entri in casa mia, ho il diritto di difendermi, senza affrontare processi. #legittimadifesa in casa propria è un diritto. #Pomeriggio5 [M3, 07.12.18] (16) #Salvini su Rom: se non mandi i bambini a scuola, ti tolgo i figli. Ben vengano Rom stilisti, farmacisti, concertisti, ma purtroppo ce ne sono molti che 20 Für eine Analyse des Ausdrucks porti chiusi siehe Setti 2020. 21 Dies ist nicht nur bei Salvini der Fall. Laut Spina (2012: 119) basiert die politische Kommunikation auf Twitter allgemein auf «sequenze monoproposizionali, o, meno frequentemente, composte da due o tre proposizioni [. . .] soprattutto principali, coordinate fra loro, e molto più raramente subordinate». Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 73 sono dei delinquenti. Fuori da Stazione Centrale non ci sono gli svedesi a scippare i turisti. #agorarai [M2, 20.06.18] (17) #Salvini: Se i porti si chiudono o si aprono, lo decide il ministro dell ’ Interno. #Pontida18 [M2, 01.07.18] Salvini nutzt auch verschiedene rhetorische Mittel, um trotz der erzwungenen Kürze des Posting-Raums mit seiner Botschaft zu überzeugen. Man siehe bspw. in (18) die Anaphern (la violenza - l ’ immigrazione fuori controllo porta) und die Aufzählung der Konsequenzen einer unkontrollierten Einwanderung, die das Konzept betonen. Die vielen auf dramatische Umstände deutenden Substantive sind geeignet, im Kopf der LeserInnen ein präzises Bild entstehen zu lassen. Auch die einfache parataktische Syntax und der ständige Zeilenumbruch, der zu kurzen Lesepausen zwingt, verleihen dem Tweet den Charakter eines Telegramms, das wenige wichtige Informationen kurz und bündig mitteilt - leicht zu erinnern und einfach wiederzugeben, wie ein Ohrwurm. Der Hashtag am Ende gilt als eine Art Metonymie, 22 fasst den Tweet zusammen und kommt einem theatralischen Bühnenabgang gleich. (18) 23 La violenza non è mai la soluzione, la violenza è sempre da condannare. E chi sbaglia, deve pagare. L ’ immigrazione fuori controllo porta al caos, alla rabbia, allo scontro sociale. L ’ immigrazione fuori controllo porta spaccio di droga, furti, rapine e violenza. #Macerata [M1, 03.02.18] Auch drei- oder mehrgliedrige Sequenzen (18 - 21) sind ein wiederkehrendes rhetorisches Mittel in Salvinis (Twitter-)Sprache und erinnern an den dreiteiligen Rederhythmus Benito Mussolinis (Cortelazzo 2017: 32 f.). Alle diese Figuren der Wiederholung tragen, zusammen mit den sloganartigen Hashtags - nicht nur während der Wahlkampagne - zu einer rhythmischen Litanei bei. An die FollowerInnen adressierte Formulierungen wie condividi, mi aiutate a condividere u. ä. vermitteln dabei den Eindruck, dass man als WählerIn am Erfolg des/ der Politikers/ -in aktiv mitwirken kann, und zwar nicht nur mit der eigenen Stimme, sondern mit einer Mund-zu-Mundbzw. Tweet-zu-Tweet-Propaganda. (19) Condividi questo messaggio ad amici e parenti che non vogliono votare. Il mio sogno è prendere per mano 60 milioni di italiani per restituire lavoro, 22 Macerata steht hier für das kriminelle Verhalten von EinwanderInnen: in dieser Stadt wurden drei ausländische Männer wegen des Mordes an einer jungen Frau festgenommen (einer der drei wurde schließlich für den Mord verurteilt). 23 Der Zeilenumbruch wurde hier wie im Original beibehalten, weil er ein rhetorisches Mittel ist. Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 74 benessere e sicurezza al Paese più bello del mondo. Per farlo ho bisogno del tuo aiuto. #4marzovotoLega [M1, 20.02.18] (20) Senza tv, giornali, soldi, ma con tanta passione e sulla Rete siamo stati i PRIMI! Il merito è vostro, Amici, siamo la Comunità più bella, più forte, più viva. GRAZIE! E domenica andiamo a VINCERE anche nelle urne. #andiamoagovernare #domenicavotoLega [M1, 03.03.18] (21) Niente da fare . . . Un uomo normale, un ministro normale che fa cose normali, e ne parla con voi, a certi giornalisti proprio non piace . . . Sapete che faccio? Non cambio, sorrido, lavoro e tiro dritto! [M3, 21.12.18] 4.3 Typografische Mittel und Interpunktion Im Anschluss an diese Analyse werden einige Beobachtungen zu typografischen Mitteln und zur Interpunktion zu pragmatischen Zwecken präsentiert. Die Unmöglichkeit, parasprachliche Mittel wie Intonation, Betonung, Lautstärke, Rhythmus und Pausen in der Schriftlichkeit auszudrücken, hat zu mehr oder weniger neuen und kreativen Wegen geführt, diese eben doch darzustellen. Dafür wurden neben (manchmal ziemlich kryptischen) Emojis und Piktogrammen auch rein typografische Strategien entwickelt. Ein beliebtes Mittel, Emphase auszudrücken, ist die Verwendung von Großbuchstaben. Crystal (2001: 92) unterstreicht: «[m]essages wholly in capitals are considered to be ʻ shouting ’ , and usually avoided, words in capitals add extra emphasis». Auch Salvini verwendet diese Strategie: in den Tweets (22) und (23) markiert er grafisch einzelne Wörter, um sie hervorzuheben und dabei starke Emotionen (am häufigsten geht es um Wutausdrücke) zu vermitteln, so wie er es in einer mündlichen Rede mithilfe von Lautstärke und Ton machen würde. (22) Nigeriano clandestino, si masturbava davanti ai bimbi. SCHIFOSO. Sarà “ colpa di Salvini? ? ? ” Con il mio governo SUBITO F UORI dall ’ Italia questi delinquenti! #4marzovotoLega [M1, 14.02.18] (23) “ Salvini muori male ” , “ Basta buonismo, Salvini muori ” . PENOSI. Pare che il Comune di Bolzano abbia finanziato con soldi pubblici questo simpatico “ festival ” , fosse vero ci sarebbe da preoccuparsi, e anche un po ’ da arrabbiarsi. [M2, 18.06.18] Charakteristisch für Salvinis Gebrauch der Interpunktion sind die Anführungszeichen (22 - 25). Laut Serianni haben die hochgestellten Anführungszeichen ( “ ” ) im Italienischen zwei Funktionen (vgl. Serianni 2007: 54 ff.): sie grenzen ein Zitat oder eine direkte Rede ein, oder sie verleihen dem Wort oder Ausdruck eine besondere figurative, andeutende oder ironische (meistens pejorative) Bedeutung. Salvini verwendet häufig Anführungszeichen in eben diesen beiden Gebrauchs- Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 75 funktionen. Zitate werden meistens im Textfluss aufgenommen, und es bleibt oft unklar, woher sie stammen, da keine Quellen angegeben werden; in vielen Fällen handelt es sich um die imaginäre Stimme eines allgemeinen Feindes (loro), von dem sich Salvini mutmaßlich attackiert sieht. Wörter werden aber auch in Anführungszeichen gesetzt, um die Kritik an bestimmten Ereignissen und Menschen (24 - 26) sarkastisch mitzuteilen: Salvini scheint damit ihren Wert mindern und ihr vermeintlich wahres Gesicht bloßstellen zu wollen. (24) [L]a solita, stupida arroganza dei grandi “ intellettuali ” del Pd . . . Per fortuna il “ ministro ” sarà presto disoccupato . . . #domenicavotoLega [M1, 28.02.18] (25) Non ho parole. Questo “ prete ” non danneggia me, ma toglie il Natale ai genovesi e agli italiani. [M3, 06.12.18] Eine ähnliche Funktion übernehmen in Salvinis Tweets die Auslassungspunkte. Tweet (26) beginnt mit einer rhetorischen Frage, die auf die pro-EinwanderInnen- Argumentation - ‘ diese Menschen fliehen vor dem Krieg ’ - Bezug nimmt. Das Fragezeichen ist durch Auslassungspunkte ersetzt, so, als wollte Salvini implizit die Frage beantworten 24 und die Argumentation negieren. Der Ausdruck richiedenti asilo wird in Anführungszeichen gesetzt: Diese implizieren, dass den AsylbewerberInnen ihr Status nicht gehört. Tweet (27) beinhaltet auch eine Menge an Unausgesprochenem 25 . Der Ausdruck qualche fenomeno ist besonders aussagekräftig: das Indefinitpronomen wirkt hier abwertend und das Substantiv fenomeno, das im figurativen Sinne eine außergewöhnlich bewundernswerte Person 26 bezeichnet, wird hier antiphrastisch verwendet. Somit nimmt Salvini sarkastisch auf jede Person Bezug, die sich für eine Politik der Aufnahme von Flüchtlingen ausspricht. Auch das durch das modifizierende Suffix -ino abgeleitete 24 Das ist laut Pecorari (2017: 177 f.) eine der gewöhnlichsten kommunikativen Verwendungen der Auslassungspunkte: «un ammiccamento al lettore, alludendo a conoscenze e atteggiamenti (supposti come) condivisi tra i due partecipanti alla comunicazione e chiedendo al lettore di costruire, a partire da questi elementi condivisi, un insieme di inferenze.» (Pecorari 2017: 178) 25 An dieser Stelle soll Oswald Ducrots in den 1980er Jahren ausgearbeitete Theorie der sprachlichen Polyphonie erwähnt werden, gemäß der in einer Äußerung mehr als eine Sprecherinstanz existiert. Die implizierte Präsenz anderer Instanzen als der/ die SprecherIn selbst wird allein durch die Verwendung von bestimmten Wörtern und Deiktika sowie von Ton und Mimik enthüllt. In Salvinis Tweets werden Ton und Mimik durch Anführungszeichen und Auslassungspunkte ersetzt. Für eine Einführung in Ducrots außerhalb Frankreichs weniger bekannte Theorie der sprachlichen Polyphonie in deutscher Sprache sei verwiesen auf Gévaudan 2021. 26 Vgl. NDM: «fig., colloq., persona o cosa eccezionale, che suscita meraviglia e ammirazione». Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 76 Substantiv poverino . . . (gefolgt von Auslassungspunkten), mit dem man meistens «chi suscita compassione per la sua condizione misera e infelice» (NDM) bezeichnet, wird hier ironisch verwendet und lässt eine antithetische Reaktion erahnen. (26) Chissà da quali guerre scappavano questi “ richiedenti asilo ” . . . #Tolleranza, grazie alla @poliziadistato di Trento. [M2, 13.06.18] (27) E qualche fenomeno sta dalla parte del ladro, Rom 17enne, che non si è fermato all ’ alt e ha tentato di speronare la volante, poverino. . . Tutta la mia solidarietà ai poliziotti, sempre dalla parte di chi ci difende! #tolleranzazero [M3, 26.12.18] 5. Fazit Obwohl Salvini keine wirklich neuen Strategien verwendet, um seine (neo-) populistische Botschaft im Internet zu verbreiten, zeigt er, dass er das Medium Twitter sehr gut für seine Zwecke zu nutzen vermag: seine Sprachwahl und die durch grafische Mittel unterstützten rhetorischen Strategien haben die gleichen Ziele wie seine Mimik, Gestik und Kleiderwahl in Live-Kundgebungen und Fernsehauftritten. Die Dämonisierung der GegnerInnen/ FeindInnen, die Personalisierung des politischen Leaders, der als Retter des Volkes erhoben wird, und das Versprechen eines direkten unvermittelten Kontaktes zwischen StaatsvertreterIn und BürgerInnen sind Tendenzen, die alle PopulistInnen charakterisieren (vgl. u. a. Revelli 2017: 12 ff.). Matteo Salvini gelingt es jedoch - auch mithilfe von Twitter - , eine so enge Beziehung zu seinen WählerInnen aufzubauen, dass diese die Inszenierung wohl gar nicht als solche erkennen (wollen). Wie schafft er das? Mithilfe eines informellen emotionsgeladenen Wortschatzes, wirkungsvoller Metaphern, ohrwurmtauglicher Slogans und einfacher syntaktischer Strukturen. Rhetorische Figuren der Wiederholung und die strategische Verwendung von typografischen Mitteln und Hashtags vervollständigen das Gesamtbild eines Politikers für jedermann. Zuweilen dienen Andeutungen dazu, die Aggressivität seiner Aussagen abzuschwächen; so z. B. nach seiner Ernennung zum Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Italiens: «Consapevole del nuovo ruolo, Salvini riduce il turpiloquio [. . .]. I nemici restano gli stessi [. . .], ma un politico maturo li affronta con “ buonsenso ” » (Ondelli 2018). Abstract. Il presente articolo si prefigge di identificare alcune strategie retoriche ricorrenti nella lingua del politico italiano Matteo Salvini sulla piattaforma Twitter. Il corpus di riferimento consta di più di 1800 tweet postati durante Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 77 tre mesi chiave della sua attività politica nel 2018: l ’ ultimo mese di campagna elettorale per le Politiche del 4 marzo; il primo mese del governo Conte con Salvini ministro degli Interni e vicepresidente del Consiglio; il sesto mese di governo, rappresentativo di un primo bilancio del lavoro svolto in parlamento. In primo luogo si analizza l ’ utilizzo degli «indici di contestualizzazione» (Spina 2019: 33) tipici di Twitter (hashtag, menzione e retweet), rilevando una preferenza per l ’ hashtag. Questo è usato soprattutto per la diffusione di slogan di grande impatto (#primagliitaliani, #dalleparoleaifatti, #chiudiamoiporti ecc.) e a corredo di brevi autocitazioni (#Salvini è l ’ hashtag più diffuso all ’ interno del corpus). In secondo luogo si procede all ’ analisi di alcuni aspetti linguistici scelti, che rivela l ’ uso di un lessico informale con tratti tipici del parlato, strutture esclusive (noi/ loro), una sintassi semplice e spesso paratattica, un uso strategico delle ripetizioni (anafore e strutture accumulative binarie e ternarie) e di espedienti tipografici (maiuscole, interpunzione) che evidenziano le emozioni di un «ministro normale che fa cose normali» (Matteo Salvini, tweet del 21.12.18). Summary. The present article intends to identify some of Matteo Salvini ’ s rhetoric strategies on the platform Twitter. The corpus consists of more than 1800 tweets, posted during three key months of his political activity in 2018: the last month of the political campaign for the general elections on March 4 th ; the first month of Giuseppe Conte ’ s cabinet with Salvini as Minister of the Interior and Deputy Prime Minister; the sixth month of the cabinet, representing a first evaluation of his work in Parliament. The analysis focuses first on Salvini ’ s use of Twitter ’ s typical contextualization tools (hashtag, mention and retweet), revealing a preference for hashtags. These are used mostly to create powerful slogans (#primagliitaliani, #dalleparoleaifatti, #chiudiamoiporti etc.) and to quote himself in short tweets (#Salvini is the most common hashtag in the entire corpus). The second part of the article looks at some aspects of Salvini ’ s language, which includes the use of an informal lexis with traits that are typical for the orality, excluding structures (noi/ loro), a simple often paratactic syntax, a strategic use of repetitions (anaphora, accumulatio) and useful typographical means (uppercase letters, punctuation) that underline the emotions of a «ministro normale che fa cose normali» (Matteo Salvini in a tweet from 21st December 2018). Bibliographie Antonelli, Giuseppe: «Sull ’ italiano dei politici nella Seconda Repubblica», in: Vanvolsem, Serge et al. (ed.), L ’ italiano oltre frontiera, Vol. 1. Leuven/ Firenze: Leuven University Press/ Franco Cesati Editore 2000, S. 211 - 234. Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio 78 Arcangeli, Massimo (ed.): Il Salvinario. Roma: Castelvecchi 2019. Colaci, Laura Antonella: «L ’ uso delle metafore concettuali come propaganda contro l ’ immigrazione. Analisi delle Pagine Facebook di Matteo Salvini e Jörg Meuthen», in: Lingue e linguaggi, 35/ 2020, S. 101 - 128. Coluccia, Giorgio/ Lala, Pierpaolo: «Parla come calci: politica, lingua e pallone», in: Lingua italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani 2020. (https: / / www.tr eccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ articoli/ scritto_e_parlato/ Europei11.html [Stand: 20.10.2021]) Cortelazzo, Michele A.: Il linguaggio della politica (L ’ Italiano. Conoscere e usare una lingua formidabile, Bd. 11), Roma: GEDI 2017. Crystal, David: Language and the Internet. Cambridge: Cambridge University Press 2001. Dressler, Wolfgang/ Merlini Barbaresi, Lavinia: Morphopragmatics. Diminutives and Intensifiers in Italian, German, and Other Languages. Berlin: de Gruyter 1994. Ferrari, Silvia: «Di Maio, Renzi, Salvini: la lingua social dei leader politici», in: Ondelli, Stefano (ed.), Populismi, rottamazioni e social media: sviluppi recenti della comunicazione politica in Italia, Trieste: EUT 2021, S. 99 - 137. Gévaudan, Paul: «Grundbegriffe der sprachlichen Polyphonie», in: Genz, Julia/ Gévaudan, Paul (ed.): Polyphonie in literarischen, medizinischen und pflegewissenschaftlichen Textsorten, Göttingen: V&R unipress 2021, S. 49 - 66. Graziano, Paolo: Neopopulismi. Perché sono destinati a durare. Bologna: il Mulino 2018. Macagno, Fabrizio: «Analizzare l ’ argomentazione sui social media. Il caso dei tweet di Salvini», in: Sistemi Intelligenti, Rivista quadrimestrale di scienze cognitive e di intelligenza artificiale, 3/ 2019, S. 601 - 632. Merlini Barbaresi, Lavinia: «Alterazione», in: Grossmann, Maria/ Rainer, Franz (ed.), La formazione delle parole in italiano, Tübingen: Niemeyer 2004, S. 264 - 292. NDM = Nuovo De Mauro (https: / / dizionario.internazionale.it). Ondelli, Stefano: «L ’ identificazione del nemico: un ’ analisi dei tweet di Matteo Salvini dal 2011 al 2018», in: Lingua Italiana Magazine, Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani 2018. (http: / / www.treccani.it/ magazine/ lingua_italiana/ speciali/ razzismo/ Ondelli.html [Stand: 08.09.2021]) Pecorari, Filippo: «Puntini di sospensione e mimesi del parlato. Le facce del rapporto tra punteggiatura e prosodia», in: CHIMERA. Romance Corpora and Linguistic Studies, Nr. 4.2/ 2017, S. 175 - 201. Pietrini, Daniela: «Un italiano ‛ a stelle . . . e cuori ’ : spunti di riflessione su alcune neoformazioni dell ’ italiano contemporaneo», in: Italienisch. Zeitschrift für italienische Sprache und Literatur, Nr. 80/ 2018, S. 114 - 128. Pistolesi, Elena: «Storia, lingua e varietà della Comunicazione Mediata dal Computer», in: Patota, Giuseppe/ Rossi, Fabio (ed.), L ’ italiano e la rete, le reti per l ’ italiano [E-Book]. Firenze: Accademia della Crusca 2018, S. 16 - 34. Pucciarelli, Matteo: «Da Facebook a Twitter. La task force del ‘ capitano ’ detta l ’ agenda del web», in: La Repubblica 08.09.2018. (https: / / milano.repubblica.it/ cronaca/ 2018/ 09/ 08/ news/ lega_morisi-300883116/ [Stand: 08.09.2021]) Mara Papaccio Matteo Salvini auf Twitter 79 Renzi, Valerio: La politica della ruspa. La Lega di Salvini e le nuove destre europee. Roma: Ed. Alegre 2015. Revelli, Marco: Populismo 2.0. Torino: Einaudi 2017. Serianni, Luca: Italiani scritti. Bologna: Il Mulino 2007. Setti, Raffaella: «Sicurezza, migranti e porti chiusi nei titoli della stampa quotidiana italiana online (19 maggio - 28 luglio 2019)», in: Pietrini, Daniela (ed.), Il discorso sulle migrazioni/ Der Migrationsdiskurs. Approcci linguistici, comparativi e interdisciplinari/ Linguistische, vergleichende und interdisziplinäre Perspektiven, Berlin: Peter Lang 2020, S. 177 - 194. Spina, Stefania: Openpolitica. Il discorso dei politici italiani nell ’ era di Twitter. Milano: Franco Angeli 2012. Spina, Stefania: Fiumi di parole. Discorso e grammatica delle conversazioni scritte in Twitter. Roma: Aracne 2019. Terracciano, Bianca: «Il linguaggio della paura: la strategia social mediale di Matteo Salvini», in: Rivista Italiana di Filosofia del Linguaggio, Bd. 13/ 2019, S. 165 - 181. Voghera, Miriam: «lingua colloquiale», in: Enciclopedia dell ’ Italiano, Istituto della Enciclopedia Treccani 2010. (https: / / www.treccani.it/ enciclopedia/ lingua-colloquiale_%28Enciclope dia-dell%27Italiano%29/ [Stand: 14.04.2022]) Zappavigna, Michele: Searchable talks. Hashtags and Social Media Metadiscourse. London: Bloomsbury 2018. Jetzt bestellen onde Das italienische Kulturmagazin Italienische Artikel mit praktischen Vokabelhilfen - Für alle Sprachniveaus - Einzeln oder im Abo vertrieb@onde.de Onde e.V. - Italien erleben onde_ev www.onde.de Matteo Salvini auf Twitter Mara Papaccio ELMAR SCHAFROTH Phraseologie, Polysemie und Pragmatik im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens — zur Kreativität und Effizienz im Umgang mit locuzioni idiomatiche In diesem Beitrag geht es darum, das semantische und pragmatische Potenzial idiomatischer Wendungen 1 am Beispiel des öffentlichen Sprachgebrauchs in Italien, insbesondere im politischen Kontext, näher in Augenschein zu nehmen. Dass phraseologische Ausdrücke beliebte «sprachlich vorgeformte Phänomene» (Stein/ Stumpf 2019: 18) sind, wurde gerade in den letzten Jahrzehnten durch den Wiederaufschwung der Phraseologie und ihre fruchtbaren Verbindungen mit der Konstruktionsgrammatik, kognitiven Linguistik und Korpuslinguistik ins Bewusstsein der Sprachwissenschaft gerückt (vgl. Fellbaum 2007, Stumpf 2015, Ziem 2018). Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Phraseologie geht bekanntlich mindestens in die Zeit von Michel Bréal und Charles Bally zurück, die lexikographische Erfassung von Phrasemen ist jedoch so alt wie die Wörterbücher selbst (vgl. Fanfani 2007, Bárdosi 2017), sei es in allgemeinsprachlichen oder in Spezialwörterbüchern. Dennoch sind phraseologische Ausdrücke, besonders Idiome, in der Lexikographie in aller Regel semantisch unterspezifiziert abgehandelt worden, unter Angabe einer Art langue-Bedeutung, die zudem nur auf wenige Kontexte anwendbar ist. Eine kontextsensitive Beschreibung, die am Ende in vielen Fällen das Ergebnis einer Polysemie idiomatischer Wendungen nach sich gezogen hätte, war und ist aus diversen Gründen nicht im Interesse der Wörterbuchredaktionen und -verlage. Nichtsdestotrotz ist genau das der Normalfall in DOI 10.24053/ Ital-2022-0008 1 Locuzioni idiomatiche, hier auch als Idiome oder idiomatische Wendungen bezeichnet (vgl. Lüger 1999, Burger et al. 2007), sind eine Unterklasse von Phrasemen (oder phraseologischen Ausdrücken/ Einheiten/ Verbindungen). Letztere haben insgesamt einen beträchtlichen Anteil am Wortschatz (vgl. z. B. Fillmore/ Kay/ O ’ Connor 1988) und sind durch die Merkmale ʻ Mehrgliedrigkeit ’ und ʻ (relative) strukturelle und kognitive Festigkeit ’ gekennzeichnet. Idiome, wie z. B. schräger Vogel (substantivisches Idiom), frisch gebacken (adjektivisches Idiom), durch die Bank (adverbiales Idiom), jemanden auf den Arm nehmen (verbales Idiom), weisen zudem das Merkmal der semantischen Nicht-Kompositionalität auf: Neben einer (möglichen, denkbaren oder real existierenden) wörtlichen Bedeutung gibt es eine phraseologische (idiomatische) Bedeutung, die sich nicht aus der Summe der Bedeutungen der einzelnen Konstituenten ableiten lässt und mit der ersten synchronsemantisch nur sehr wenig oder nichts zu tun hat. Eine Unterklasse der Idiome wiederum sind die verbalen Idiome (locuzioni idiomatiche verbali), die ein flektiertes Verb mit oder ohne Objekt(e) als Prädikat enthalten (vgl. Burger 2015: 33, 40 f., Fleischer 1997: 154 ff., Giacoma 2012: 30). 81 der sprachlichen Wirklichkeit, wie nicht nur phraseologische Studien (Stathi/ Hümmer 2006, Dobrovol ’ skij/ Filipenko 2009, Koesters Gensini 2013, Andree 2020) nahelegen, sondern auch die Ergebnisse der Arbeit an der phraseologischen Datenbank GEPHRI (Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen) zeigen (s. Kap. 3.1). Die Erkenntnisse aus dieser korpusbasierten Sprachgebrauchsbeschreibung haben darüber hinaus zu Tage gefördert, dass idiomatische Wendungen des Italienischen auffallend oft im politischen Kontext, zum Teil auch mit einer eigenen Bedeutungsvariante, verwendet werden. Kap. 1 gibt einen kurzen Überblick über den Forschungsstand zum Gebrauch von Phrasemen im öffentlichen und politischen Sprachgebrauch. Kap. 2 erläutert allgemeine Merkmale der phraseologischen Kategorie der verbalen Idiome. Kap. 3 stellt das genannte phraseologische Forschungsprojekt vor (3.1) und geht auf die zugrundeliegenden Sprachkorpora ein (3.2). Kap. 4 illustriert einige semantische und pragmatische Besonderheiten verbaler Idiome im öffentlichen Sprachgebrauch, wie sie im Rahmen von GEPHRI erhoben werden konnten. In Kap. 5 wird ein kurzes Fazit gezogen. 1. Phraseme im öffentlichen Sprachgebrauch und in der ‘ politischen Sprache ‘ Im Fokus der Betrachtung steht hier einerseits der Stil der politischen Rede und Debatte, die freilich in den untersuchten Texten meist zitiert oder in einer Mischung aus zitierter direkter und paraphrasierter indirekter Rede wiedergegeben werden. Zum anderen geht es um öffentlichen Sprachgebrauch zur Politik oder im Kontext der Politik, wie er sich in den Printmedien, Blogs, Foren (in ihrer digitalen oder digitalisierten Form) manifestiert. Unser Untersuchungsobjekt ist also (medienvermittelte) ‘ politische Sprache ’ , die sich mit Burkhardt (1996: 80 f.) untergliedern lässt in ‘ Sprechen über Politik ’ (z. B. Blogs, Foren) und ‘ Politiksprache ’ ( ‘ Politikersprache ’ und ‘ Sprache in der Politik ’ ). Zwischen dem Sprechen über Politik und der Politiksprache «vermittelt die Politische Mediensprache als Kommunikationsform des politischen Journalismus» (ib.: 81). In solchen Texten (des Italienischen) soll der Gebrauch von verbalen Idiomen analysiert werden, von denen anzunehmen ist, dass sie eine besondere «textbildende» Rolle spielen (Sabban 2007). 2 Diese Annahme wird durch einige germanistische Studien bekräftigt, zusammengefasst in Elspaß (2007) und Stein (2017), die zeigen, dass idiomatische Wendungen nicht nur wesentlich zum Stil 2 Genauer gesagt ist die Rede von «textbildenden Potenzen», ein Terminus, der «auf Č erny š eva (1980: 93 ff.) zurück[geht], die damit die funktionale Betrachtungsweise in die sowjetische Phraseologie einführte» (Sabban 2007: 237). Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 82 eines Textes beitragen, sondern auch zur sprecherübergreifenden und intertextuellen Kohärenz (ib.: 290), aber auch Verwechslungen und phraseologischen Fehlleistungen unterliegen. Insbesondere wird deutlich, dass Idiome durch die Kreativität der Sprecher zahlreiche aufmerksamkeitswirksame Modifikationen erfahren, die «ein Potential [haben], den Sprachgebrauch zu individuieren und die eigene Person im Text präsent werden zu lassen» (Sabban 2007: 249), «d. h. die sprachspielerische Bestätigung im Bemühen um Selbstinszenierung zu instrumentalisieren» (Stein 2017: 129). Hier kommt ein wichtiger pragmalinguistischer Aspekt ins Spiel, der in dem «Potential [der Modifikation von Phrasemen] zur indirekten Kommunikation auf der Ebene des Mitgesagten und des Suggerierten [besteht], für das der Textproduzent nicht zur Verantwortung gezogen werden kann» (Sabban 2007: 249). Pragmatisch gesehen von Interesse ist ferner die Tatsache, dass «Modifikationen [. . .] verwendet werden [können], um in der Interaktion auf gemeinsames Wissen anzuspielen und durch Aufrufen geeigneter Wissenselemente die eigene Rede konnotativ aufzuladen» (ib.). Grundsätzlich wird der politischen Rede attestiert, sie präsentiere ihre Inhalte «in einer formelhaften Sprache [. . .], die sich oft in der einfachen Wiederholung eingefahrener Wendungen erschöpft» (Ueding/ Steinbrink 2011: 183). Auf Idiome bezogen fand Elspaß (1998: 299) für das Deutsche heraus, dass «idiomatische Verbindungen aufgrund ihres hohen semantischen und bildlichen Potentials ihre stilistisch-expressive Wirkung nur durch sparsame Verwendung entfalten können», während andere phraseologische Typen, z. B. Formeln, phraseologische Vergleiche, feste Phrasen und Gemeinplätze, «angesichts ihres geringen semantischen Gehalts eine beliebig häufige Verwendung erlauben» (ib.). Was das Italienische betrifft, so fehlen einschlägige Untersuchungen zum Gebrauch von Phraseologismen (geschweige denn von verbalen Idiomen) in der politischen Sprache. 3 Es ist aber davon auszugehen, dass gerade die locuzioni idiomatiche verbali in den italienischen Printmedien der letzten Jahrzehnte diesbezüglich auffällig sind, zumal die Expressivität eines sich weitgehend etablierten stile brillante Hand in Hand zu gehen scheint mit der Zunahme umgangs- und nähesprachlicher Merkmale (Bonomi 2016: 404). 4 Ebenfalls zu 3 In den Überblicksdarstellungen zum öffentlichen bzw. politischen Sprachgebrauch von Leso (1994), Dardano (2011) und Lubello (2016) wird auf phraseologische Merkmale nicht eingegangen, in Baldi/ Savoia (2009: 138) nur am Rande: «Accanto a questi dispositivi metaforici ve ne sono altri come le forme idiomatiche, ormai grammaticalizzate, del tipo Gianni ha mangiato la foglia. In queste strutture una lettura letterale è disponibile, anche se quella metaforica è generalmente preferita». Der Terminus grammaticalizzato wäre hier erläuterungsbedürftig. 4 «La prima aspirazione del discorso pubblico è oggi lo stile brillante, la benemerita agudeza rivisitata con spirito tecnologico e mitico» (Dardano 1981: 167). Loporcaro (2006: 63) sieht in den «meccanismi di vivacizzazione» das Hauptmerkmal des stile brillante. Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 83 nennen ist die vor allem in italienischen Zeitungen praktizierte Redewiedergabetechnik des discorso indiretto libero (vgl. Loporcaro 2006: 106 - 111), «in cui le parole o il pensiero di una persona vengono riferiti dall ’ autore in forma indiretta, ma tacendo il verbo dichiarativo reggente o ponendolo in inciso, come se si avesse la citazione diretta» (Treccani). Aufgrund dieser Rahmenbedingungen, die die italienischen Zeitungen von heute charakterisieren, können wir annehmen, dass die «immer häufigeren Einschübe direkter Rede» den Gebrauch von Idiomen (auch) im politischen Kontext fördern, um so «der Leserschaft ein Gefühl emotionaler Partizipation [zu] vermitteln» (Pietrini 2021: 285). 2. Die phraseologische Kategorie der locuzioni idiomatiche (verbali) Der Gebrauch von locuzioni idiomatiche ist bekanntlich ein wirkungsvolles Mittel, um das eigene Sprechen oder Schreiben mit einer ausdrucksstarken und meist auch bildhaften Komponente lexikalisch anzureichern. Die Hauptquelle für diese Expressivität sind rhetorische Figuren, zu denen nicht nur Metapher und Metonymie zählen, sondern nebst anderen auch Hyperbel, Litotes, Alliteration und Oxymoron (vgl. Weickert 2005). Idiome stehen also für ein anderes ‘ unauffälliges ’ Wort und erfüllen damit die bereits von der antiken Rhetorik erhobene Bedingung, für Abwechslung zu sorgen, genauer gesagt zum Ornatus (Schmuck) einer Rede bzw. des Sprechens beizutragen. Denn eine zu große perspicuitas kann unangemessen wirken, das Publikum sogar unterfordern und langweilen (vgl. Lausberg 1982: 51; Schafroth 2013: 186 f.). Hinzu kommt das bemerkenswerte pragmatische Potenzial von Idiomen, insbesondere verbalen Idiomen (locuzioni idiomatiche verbali), mit denen wir uns im Folgenden beschäftigen werden. Diese stellen nämlich in der Regel indirekte Sprechakte dar, d. h. mit ihnen können Sprechhandlungen wie kritisieren, vorwerfen, auffordern, warnen etc. ausgeführt werden. So kann mit arrampicarsi sugli specchi (vetri) die Illokution des Kritisierens realisiert werden. In nicht-phraseologischer Weise kann die Bedeutung etwa so wiedergegeben werden: ‘ tentare azioni difficili o impossibili, sostenere ragioni senza fondamento ’ (Treccani). Man wird nicht umhinkommen zuzugeben, dass die idiomatische Wendung «treffender, griffiger und aussagekräftiger» (Dietz 1999: 2) ist als die genannte freie Lexemverbindung. Idiomatische Wendungen können auch den Sprechakt des Vorwurfs realisieren, wie in (1) und (2) zum Ausdruck kommt: Hier wird durch senza/ non muovere un dito das Untätigbleiben angesichts eines Verbrechens (1) bzw. die Hilfeverweigerung (2) angeklagt: 5 5 Alle nummerierten Beispiele sind Korpusbelege oder Bedeutungsparaphrasen aus GEPHRI. Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 84 (1) In commissariato se ne fanno di tutti i colori - aveva dichiarato, a sorpresa - alcuni miei colleghi, quando finiscono il turno, fanno i buttafuori nei locali notturni. La droga gli passa sotto il naso senza che muovano un dito. (La Repubblica) (2) Sono amareggiata per l ’ inqualificabile comportamento dell ’ organizzatore inglese - aggiunge Annamaria Panda - che nei giorni scorsi non ha mosso un dito per salvare mio marito. (La Repubblica) Dass verbale Idiome mitunter sogar gehäuft in einer einzigen Äußerung vorkommen können, wird in (1) deutlich, wo se ne fanno di tutti i colori (in etwa ‘ [Auf dem Kommissariat] geschehen die unmöglichsten Dinge ’ ), gli passa sotto il naso ( ‘ [Die Drogen] werden unmittelbar unter den Augen der Polizei vertickt ’ ) und senza che muovano un dito ( ‘ ohne dass sie einen Finger rühren ’ ) in konzentrierter Weise zur Bildhaftigkeit und Expressivität des Gesagten beitragen und das Gemeinte somit prägnant zuspitzen. Die Belege zeigen zudem, dass idiomatische Wendungen auch als Implikaturen aufgefasst werden können, was durch die folgenden Definitionen untermauert wird: «Unter Implikaturen versteht man Bedeutungsaspekte, die Sprecher mit ihren Äußerungen nahelegen, ohne sie wörtlich zu kommunizieren» (Finkbeiner 2015: 21); «Implikaturen sind nichtwörtliche Interpretationen von Äußerungen, wobei Letztere wörtlich gelesen keinen rechten Sinn ergeben» (Liedtke 2016: 13). Eine Äußerung wie (3) (3) Ho fatto un discorso generale, se qualcuno si arrabbia è perché ha la coda di paglia. (CORIS ) ist nur deshalb zu verstehen, weil es in der italienischen Sprachgemeinschaft konventionalisiert ist, qualcuno ha la coda di paglia zu begreifen als (4) jd. hat ein schlechtes Gewissen, ein Schuldgefühl, das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, o. Ä. und befürchtet, dass man ihm dies anmerkt oder ihn dafür kritisiert, wodurch er sich letztlich nervös oder in anderer Weise auffällig verhält (z. B. indem er hinter jeder Äußerung einen Vorwurf vermutet, sich für etw. unnötig rechtfertigt, sich auffallend passiv verhält etc.). Jede/ r kompetente Muttersprachler/ in versteht dieses Idiom, unabhängig davon, in welchem Kontext es verwendet wird. Es handelt sich also um Implikaturen. Man kann sogar noch weiter gehen und behaupten, es handle sich um eine konventionelle Implikatur. 6 Bei einer konversationellen Implikatur hingegen wäre der Sinn der Äußerung hörerseitig jedes Mal neu zu interpretieren, was 6 «Konventionelle Implikaturen sind ein Resultat der Verwendung eines Ausdrucks in Übereinstimmung mit seiner konventionellen Bedeutung, und dies unterscheidet sie von Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 85 bei idiomatischen Wendungen auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben würde. Aber es gibt verbale Idiome, die polysem sind, deren Äußerungssinn also durchaus kontextabhängig ist, wie z.B. mangiare la foglia: (5) ‘ etw. durchschauen (z. B. Tricks, Betrügereien oder Untreue), [logische] Zusammenhänge erkennen, Unangenehmes oder Vorteilhaftes erahnen [und dementsprechend handeln] ’ , zum Beispiel in: (6) Secondo me tua moglie mangia la foglia. [. . .] Tua moglie fa finta di crederti, cosí [sic! ] ha il tempo anche lei d ’ incontrare i suoi amanti. (itTenTen16 ). Aber es gibt auch eine gegenteilige Bedeutung, die man als ‘ falsch ’ betrachten kann, die aber nun einmal im Sprachgebrauch fest verankert ist: (7) ‘ einer [unwahren] Sache (z. B. einer Ausrede) Glauben schenken, auf etw. hereinfallen ‘ , zum Beispiel in: (8) Nasce il sito che crea alibi per tradimenti perfetti: a caro prezzo ci sono dei consulenti che vi oganizzeranno [sic! ] tutto e il vostro compagno «mangerà la foglia». (itTenTen16 ) Da also zumindest zwei (sogar gegensätzliche) semantische Interpretationen - aber eben keine x-beliebige Interpretation - möglich sind, würde sich hier eventuell der Begriff der generalisierten konversationellen Implikatur anbieten, die hier zweifach (je nach Kontext) vertreten wäre. 7 Dies sind «Implikaturen, die nicht im Moment der Äußerung aktuell errechnet werden müssen, sondern durch bestimmte Ausdrücke getriggert werden» (Liedtke 2016: 95). Es darf zur Diskussion gestellt werden, ob dies hier auf einen Fall wie mangiare la foglia zutrifft. 8 konversationellen Implikaturen» (Liedtke 2016: 85; Hervorhebung im Original fettgedruckt). 7 Bei einer partikularisierten konversationellen Implikatur müsste «ad hoc, also von Fall zu Fall neu [. . .] kalkuliert werden» (Liedtke 2016: 76), um einen Verstoß gegen eine der Griceschen Maximen unter Zugrundelegung des Kooperationsprinzips zu «reparieren». Auf die Phraseologie übertragen, hieße dies, dass keine der in Frage kommenden Bedeutungen eines verbalen Idioms in einem bestimmten Kontext anwendbar wäre, was nur schwer vorstellbar ist. 8 Ein ähnlicher Fall wäre im Deutschen das verbale Idiom den Vogel abschießen, das ebenfalls zwei gegensätzliche Bedeutungen haben kann: ʻ etwas besonders Positives leisten ’ oder ʻ durch eine Äußerung oder Handlung besonders negativ auffallen ’ . Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 86 3. Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen 3.1 Das Forschungsprojekt GEPHRI zu den verbalen Idiomen des Italienischen Trotz der zentralen Stellung, die den verbalen Idiomen innerhalb der Phraseologie zukommt, 9 und trotz ihrer Wichtigkeit für die Alltagskommunikation muss gesagt werden, dass Phraseologismen an sich, insbesondere aber Idiome, in der einsprachigen Lexikographie nach wie vor unzureichend beschrieben sind, und zwar unabhängig davon, ob es sich um allgemeinsprachliche Definitions- oder um phraseologische Spezialwörterbücher handelt. Die zweisprachigen Wörterbücher scheiden aus dieser Betrachtung aus, weil sie ja nicht beschreiben, sondern nur nach (Teil-)Äquivalenten 10 suchen oder, wenn diese fehlen, die Bedeutung in der Zielsprache nur grob paraphrasieren können. Die Idee, ein lexikographisches Instrumentarium zu schaffen, das diesem Zustand entgegenwirkt, ist also unter anderem diesem Umstand geschuldet. 11 Ein zweiter Grund besteht in der Inakzeptabilität der im Rahmen der Fremdsprachendidaktik und des Fremdsprachenunterrichts immer wieder vorgebrachten Behauptung, ‘ Redewendungen ’ (verbale Idiome) seien für Lernende nicht in den Griff zu bekommen (hierzu z. B. Ettinger 2013). Der dritte Grund resultiert aus der Erkenntnis, dass das Kriterium der «Stabilität» phraseologischer Verbindungen gerade bei den verbalen Idiomen im Sprachgebrauch mehr als diskutabel ist. Stattdessen ist in den meisten Fällen von einer teilweise beträchtlichen Variabilität auf formaler und inhaltlicher Ebene auszugehen (vgl. auch Feilke 1996: 107 f.), die selbstredend lexikographisch nicht erfasst ist (vgl. Ettinger 2009). 9 «Die verbalen Phraseologismen [hier: verbale Idiome] sind am reichsten entwickelt und weisen die mannigfachste [sic! ] Strukturen auf» (Fleischer 1997: 14). Für Dobrovol ’ skij/ Piirainen (2009: 11) bildet die «phraseologische Subklasse der Idiome an sich den Kernbereich der Phraseologie». Feilke (1996, 2004) und Stumpf (2015) legen allerdings eine andere Schwerpunktsetzung zugrunde, die die «usuellen Rekurrenzen» als den (auch quantitativ) wesentlichen Bereich der Phraseologie postuliert. 10 In Schafroth (2020 b) wird die Überzeugung vertreten, dass es absolute Äquivalenz bei Idiomen zwischen verschiedenen Sprachen nicht geben kann - gerade, weil alle Sprachebenen, und nicht nur die Bedeutung, involviert sind. 11 Natürlich gibt es sehr gelungene phraseologische Werke für die verschiedenen Einzelsprachen. Diese sind aber entweder onomasiologisch gegliedert, extensiv zweisprachig angelegt oder kulturgeschichtlich orientiert (Näheres in Schafroth 2020 a). Allerdings sind in keinem dieser Werke kommunikativ relevante «Gebrauchsanweisungen» für Phraseme zu finden. Für eine solche Zielsetzung bedarf es wesentlich detaillierterer Angaben, die auf gründlichen Korpusanalysen beruhen müssen. Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 87 Aus den genannten Gründen entstand das Vorhaben, eine lexikographische Datenbank zur Beschreibung verbaler Idiome zu erstellen, die folgende Eigenschaften für sich beanspruchen sollte: 1. Sie ist kontrastiv (Italienisch/ Deutsch) konzipiert. 2. Die Auswahl der Idiome beruht auf Frequenzuntersuchungen. 3. Die linguistische Beschreibung der Merkmale und des Gebrauchs der idiomatischen Wendungen ist strikt korpusbasiert (konstruktionsgrammatische Ausrichtung). 4. Es werden systematisch Lexeme und andere Phraseme desselben Wissensrahmens, dem das Idiom angehört, mit einbezogen, und zwar durch eine (auch) onomasiologische Darstellung der behandelten Frames in der Rubrik Thesauri (Anbindung an die Frame-Semantik). 5. Es werden «lernernahe» bzw. lernerrelevante Hinweise zum Gebrauch eines Idioms gegeben (einschließlich der Einbindung von YouTube-Videos, in denen das Phrasem in einer konkreten Kommunikationssituation gezeigt wird). Es kann in diesem Rahmen nur auf das dritte Qualitätskriterium eingegangen werden. Gemäß den theoretischen Prinzipien und der Forschungspraxis der gebrauchsbasierten Ansätze der Konstruktionsgrammatik (vgl. Ziem/ Lasch 2013) wurden in GEPHRI anhand der oben genannten Sprachkorpora die morphologischen und (bei Varianten) lexikalischen sowie syntaktischen, semantischen, pragmatischen und diskursfunktionalen Eigenschaften 12 (vgl. Croft 2001: 18) ermittelt und in einem eigens dafür geschaffenen digitalen Repräsentationsformat (PhraseoFrame) festgehalten (Näheres in Schafroth/ Imperiale 2019 oder direkt auf der Projektseite). Abb. 1 zeigt einen solchen PhraseoFrame am Beispiel des verbalen Idioms fare acqua ‘ in großen Schwierigkeiten sein; vorn und hinten nicht stimmen ‘ (wörtl. ‘ Wasser machen ’ ), hier: die Rubrik «Semantik». 12 Darüber hinaus wurden auch «merkmalbezogene» Besonderheiten, die Sprachvariation betreffend, und «indexikalische» Spezifika, die soziale Bedeutung betreffend (vgl. Peter 2021: 430 ff.), berücksichtigt. Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 88 Abb. 1: PhraseoFrame zu fare acqua, Rubrik Semantik (aus: https: / / gephri.phil.hhu.de/ ) In den fünf Rubriken werden zunächst die Bedeutungen semantisch-kontextsensitiv feindifferenziert und durch ausführliche Paraphrasen beschrieben (Semantik). Ein oder zwei Korpusbelege illustrieren die jeweilige Bedeutung. In der Rubrik Syntax werden Auffälligkeiten der internen und der externen Syntax zusammengefasst. Zu Ersteren gehören grammatikalische und lexikalische Valenzen, Kollokationen und weitere kookkurrente Elemente (vgl. Schafroth/ Imperiale 2019). Zur externen Syntax eines Idioms zählen typische syntaktische Strukturen, in die dieses eingebettet ist oder an die es angeschlossen wird, z. B. Spaltsätze, Relativsätze (ib.). Unter der Rubrik Pragmatik werden die typischen Verwendungskontexte einer idiomatischen Wendung zusammengefasst, die «situativer Rahmen» genannt werden, sowie die illokutiven Funktionen, die die Wendung haben kann, z. B. darstellen, kritisieren, einräumen, bezweifeln. In der Sparte Didaktik werden Gebrauchshinweise gegeben, die auf das Register und die Wirkung eines Phrasems in der verbalen Interaktion abzielen und Verwechslungen mit ähnlichen Formen vorbeugen sollen. Des Weiteren wird nach Möglichkeit ein YouTube-Video eingebunden, um das Idiom in einem konkreten Gesprächs- oder Redekontext zu illustrieren. Außerdem zeigen die «Thesauri Lexeme und Phraseme» in dieser Rubrik die lexikalischen und phraseologischen Elemente des Frames, dem die locuzione angehört. Schließlich werden Äquivalenzvorschläge zweisprachiger Wörterbücher und eigene Vorschläge, insbesondere die von den beteiligten Lexikograph/ inn/ en und externen Expert/ inn/ en gegebenen, integriert. Im Downloadbereich können die relevanten Korpusbelege (pro Korpus zwischen 10 und 30 Belege) sowie die phrasembezogenen Einträge Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 89 aus 21 einbzw. zweisprachigen und phraseologischen Wörterbüchern (digital oder gedruckt) als PDF-Dateien heruntergeladen werden. 3.2 Korpora Die Auswahl der Korpora wurde dadurch begründet, dass in allen vier Fällen (CORIS, La Repubblica, itTenTen16, PAISÀ) lemmatisierte und annotierte sowie umfangreiche Datenbestände (zwischen 150 Millionen und knapp 6 Milliarden tokens) mit einer guten Recherchemaske und -syntax vorliegen. Die Tatsache, dass es sich dabei ausschließlich um schriftsprachliche Texte (codice grafico) handelt, wird dadurch relativiert, dass alle Korpora, bedingt durch ihren Zeitungscharakter (stile brillante) bzw. durch ihre Webbasiertheit, auch zahlreiche Elemente von (simulierter oder wiedergegebener) Mündlichkeit enthalten. Darüber hinaus wären die zur Verfügung stehenden Korpora authentisch gesprochener Sprache (z. B. BADIP) oder audiovisueller Medien (z. B. LIR) schlicht zu klein und/ oder, was die Phraseologie betrifft, zu unergiebig gewesen. PAISÀ ist zudem auf Lernende des Italienischen als Zweit- oder Fremdsprache zugeschnitten (vgl. Crocco 2015). Das Korpus WEBBIT, inzwischen nicht mehr zugänglich, wurde für die ersten Idiome des Projekts verwendet und kam bei der Häufigkeitsbestimmung zum Einsatz. Was den Zeittraum betrifft, aus dem die Texte stammen, ergibt sich eine Zeitspanne von 30 Jahren, genauer gesagt von 1986 bis 2016 (s. auch Literaturverzeichnis). In politische Zahlen umgerechnet entspricht dieses Intervall 13 Regierungen (von Craxi bis Gentiloni, einschließlich vier Amtszeiten von Berlusconi) in neun Legislaturperioden. 4. Drei Fallstudien zu locuzioni idiomatiche verbali im politischen Kontext Die Korpusanalysen bringen, wie bereits angedeutet wurde, eine erstaunliche semantisch-pragmatische Kreativität bei verbalen Idiomen zum Vorschein, die häufig in politischen und wirtschaftlichen Kontexten verankert ist, z. B. bei essere alla frutta ([u. a.] ‘ einen moralischen, sittlichen o. a. Tiefpunkt erreichen, der ans Groteske, Absurde oder Lächerliche grenzt ’ , z. B. in Bezug auf unsinnige politische Entscheidungen der Regierung etc.), oder bei muovere mari e monti ( ‘ (auch) seine Beziehungen spielen lassen, seine Verbindungen zu einflussreichen Leuten nutzen, um bestimmte Interessen durchzusetzen [und dabei in nicht ganz legaler oder in unmoralischer Weise vorgehen] ’ ). Die folgenden Fallstudien 13 sollen diese 13 Es werden jeweils nur die wichtigsten bzw. häufigsten Merkmale erwähnt. Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 90 Besonderheiten näher beleuchten, vor allem im Hinblick darauf, was den Mehrwert idiomatischer Wendungen im Dunstkreis politischer Sprache ausmacht. 4.1 fare scena muta Die Bedeutung dieser idiomatischen Wendung, die dem Frame Schweigen zuzuordnen ist, wird, so wie sie sich aus der Analyse der Korpora ergeben hat, in (9) dargestellt und in (10) illustriert: (9) ‘ (häufig in mündlichen Prüfungen oder in Verhören) schweigen, nicht auf eine Frage antworten, entweder weil man die Antwort nicht kennt, oder weil man keine Auskunft geben möchte ’ , vgl. (10) Per esempio, un ’ amica di mia sorella aveva tutti otto e nove, ma alla maturità ha fatto scenamuta [sic! ] e ha preso un votaccio . . . (La Repubblica) Zu den syntaktischen Besonderheiten gehören die Möglichkeit der elliptischen Verwendung (ohne Verb) und das Vorhandensein einer grammatikalischen Valenz su qualcosa, wie in (11) ersichtlich wird: (11) Parla dei soldi presi dalla Goldman Sachs, del voto a favore della guerra in Iraq, di Obamacare da dare gratis a tutti, ma fa scena muta su uno scandalo di natura etica grande come il Vermont. (itTenTen16 ) Was die pragmatischen Merkmale des Phrasems betrifft, so fällt auf, dass es vor allem in den Kontexten Schule/ Universität (mündliche Prüfung), Gerichtsprozess (Verhör), Journalismus (Interview) und Politik ([absichtliches] Schweigen über heikle Themen) verwendet wird. Dies sind wichtige Informationen, die den Gebrauchsradius des Idioms von vornherein typisieren und dadurch einschränken. Was die illokutiven Funktionen betrifft, so können diese wie folgt beschrieben werden: (12) darstellen, dass jemand schweigt oder nicht antwortet, vgl. (13): (13) Lo studente però è stato bocciato all ’ esame orale, dove ha fatto scena muta di fronte ad una commissione non certo «tranquilla». (itTenTen16 ) (14) kritisieren/ Missbilligung darüber äußern, dass jemand schweigt oder nicht antwortet, vgl. (15): (15) La Bonino parla di diritti umani e di Tibet quando è a Roma, ma fa scena muta quando è in Cina. Ipocrita anche lei! Lo diciamo per onestà intellettuale, altrimenti anche il nostro tacere sarebbe ipocrisia. (itTenTen16 ) (16) bewusstmachen (und Bedauern oder Schock darüber äußern), dass man eine Frage nicht beantworten kann, vgl. (17): Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 91 (17) A Roma, a un ragazzino che usciva dagli esami orali di terza media con la faccia imbronciata è stato chiesto il perché di quella faccia sconsolata. «Mi hanno fatto una domanda di storia e ho fatto scena muta», ha risposto il ragazzo triste. (CORIS ) Was den phraseologischen Thesaurus betrifft, so wurden auf der Basis des analogischen Wörterbuchs von Feroldi/ Dal Pra (2011) und des zweisprachigen Wörterbuchs von Giacoma/ Kolb (2019) unter anderen folgende Phraseme ermittelt: non aprire bocca/ becco, non spiccicare parola, tenere la bocca chiusa/ cucita, non proferire parola, asserragliarsi/ barricarsi/ chiudersi/ trincerarsi nel (più totale) silenzio. Als Äquivalente, die zusätzlich zu den in den Wörterbüchern verzeichneten erhoben wurden, können die folgenden genannt werden: keinen Mucks machen/ von sich geben, keinen Piep(s) von sich geben, sich in Schweigen hüllen, sich ausschweigen, (bei Prüfungen) (jmd.) die Antwort schuldig bleiben. 4.2 predicare bene e razzolare male Die Bedeutung dieses verbalen Idioms ist folgende: (18) ‘ (oft in Bezug auf Personen in Machtpositionen oder mit einer gewissen Autorität) von anderen ein bestimmtes [vorbildliches oder moralisch einwandfreies] Verhalten fordern, während man sich selbst nicht an diese Forderungen hält; sich nicht so konsequent vorbildlich verhalten, wie man wollte oder angekündigt hat ’ , vgl. (19): 14 (19) L ’ impressione, purtroppo, è che l ’ on. Reichlin abbia predicato bene, mentre poi il suo partito continua a razzolare male quando si tratta di assegnare alla Lega un ruolo realmente diverso da quello tradizionale di struttura fiancheggiatrice del Pci. (La Repubblica) An syntaktischen (und z.T. lexikalischen) Auffälligkeiten wurde Folgendes ermittelt: 1. Das Verb predicare wird mitunter durch parlare ersetzt. 2. Zudem kann eine der Verbalphrasen predicare bene und razzolare male auch weggelassen werden. 14 Das in den Wörterbüchern zu findende Äquivalent Wasser predigen und Wein trinken zeigt zwar semantische Schnittstellen mit predicare bene e razzolare male auf, Letzteres weist jedoch einen größeren Bedeutungsumfang auf und kann sich allgemein auf das Nichtgerechtwerden der eigenen Ansprüche beziehen und muss nicht unbedingt eine moralische Komponente wie das deutsche Phrasem haben. Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 92 3. Das Strukturelement e ist insgesamt relativ variabel. So kann es neben ma durch weitere Elemente ersetzt werden, etwa durch die Konjunktionen anche se oder die Präposition per, die meist noch durch poi ergänzt werden. 4. Das Strukturelement male wird gelegentlich durch expressive Formen wie malissimo und di merda ersetzt. 5. Die Inversion der Phrasemkomponenten predicare bene und razzolare male ist möglich, vgl. (20): (20) Eppure persino il Fondo monetario, che razzola male ma come spesso è accaduto predica bene, ai paesi del G20 ha rivolto un invito pressante: la politica dei tassi zero mostra di aver raggiunto i suoi limiti, i governi devono spendere in infrastrutture per stimolare la crescita. (itTenTen16 ) Der situative Rahmen, in dem charakteristischerweise das Idiom verwendet wird, ist durch die folgenden Kontexte gekennzeichnet: Politik (Aussagen oder Verhalten von Politikern oder Verhalten der Regierung), Aussagen oder Verhalten der [katholischen] Kirche oder gemeinnütziger Organisationen, persönliches Verhalten/ Lebensstil (umweltbewusstes Verhalten, z. B. beim Energieverbrauch oder Konsumverhalten: Konsum von Alkohol oder Zigaretten; sportliche Aktivitäten). Die Illokutionen, die durch das Phrasem realisiert werden, sind: (21) darstellen, dass jemand nicht so [vorbildlich] handelt wie angekündigt; (22) sich eingestehen/ zugeben, dass man nicht konsequent umsetzt, was man für richtig oder angemessen hält; (23) Empörung äußern und [harsch] kritisieren, dass jemand ein bestimmtes Verhaltensmodell vertritt, an das er sich selbst nicht hält; (24) (mit direkter Referenz auf Hörer) jemandem bewusstmachen und ihn zugleich dafür kritisieren, dass er sich an ein bestimmtes Verhaltensmodell nicht hält, das er selbst vertritt; (25) (mit Referenz auf Dritte oder auf den Hörer) jemanden dazu anhalten/ ermahnen, sich so zu verhalten wie [von diesem selbst] angekündigt oder wie dieser von anderen gefordert hat. Sehen wir uns einige politische Kontexte an: (26) I politici si comportano con la Rai un po ’ come il dottor Jekyll e mister Hyde: di giorno predicano bene e la notte razzolano male, ha dichiarato all ’ Espresso Gianni Pasquarelli, alla sua prima intervista, da quando, nel febbraio scorso, è stato nominato direttore. (La Repubblica) (27) E a dar loro manforte è sceso addirittura in campo il Governatore, Antonio Fazio, dimostrando così di predicare bene (quando si rivolge agli altri) e di razzolare male (quando si occupa di casa propria). (CORIS) Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 93 (28) MOLTO [sic! ] spesso è lo stesso Governo che predica bene (negando aumenti per contratto) e razzola male (concedendo premi salariali occulti a certe categorie del pubblico impiego con apposite leggine). (La Repubblica) Man sieht, dass diese locuzione über eine relativ hohe rhetorische Kraft verfügt, die wahrscheinlich auf ihre allgemeine Bekanntheit als Volksweisheit zurückzuführen ist. Dementsprechend wird auch gerne metasprachlich darauf Bezug genommen: (29) Personalmente non amo affatto i luoghi comuni del tipo ’ predica bene ma razzola male ’ , ma nel caso del leader dell ’ Udc e di Emilio Colombo quel giudizio viene spontaneo. (CORIS) Die zweifache antithetische Parallelstruktur des Idioms (predicare/ razzolare, 15 bene/ male) begünstigt dessen textkonstituierende Funktion: die Kontrastierung von Prädikationen, die mit (dem gut gemeinten) predicare und (dem schlecht ausgeführten) razzolare (eigentlich ‘ scharren ’ ) versinnbildlicht werden. Dies öffnet die argumentative Perspektive und gibt die strategisch-kommunikative Praxis der Persuasion (Knape 2003: 874) schematisch vor. Damit wird das textbildende Potenzial von Phrasemen deutlich, das «der Kreativität des Sprachproduzenten ebenso wie der konstruktiven Verstehensleistung des Rezipienten [. . .] und auch der Dynamik der Sprache vom Ansatz her Rechnung [trägt]» (Sabban 2007: 238). In (30) und (31) wird diese Dynamik sehr deutlich. Während in (30) zum einen durch eine morphologische Modifikation (male → malissimo) der Autor dieses Textes (auf der Internetseite alateus.it, «sito ateo e razionalista») sich selbst individuierend ins Spiel bringt und das Verb predicare als «kohäsive Brücke» (Sabban 2007: 243) zu predica benutzt und somit nicht nur Kohäsion, sondern auch Kohärenz stiftet, wird in (31) durch das Idiom eine ganze Folge von Äußerungen konfiguriert, die nicht nur die partielle Umkehr der Parallelstruktur (predicare male) beinhaltet, sondern auch die Attraktion von agire durch den «host» razzolare innerhalb des Wortfelds des Handelns zeigt. Die Kohärenz wird weitergeführt durch das Lexem dialogo, das (wie predicare) zum Frame Reden gehört: 15 Ursprünglich (vom Hahn) cantare bene e razzolare male im Sinne von «tenere comportamenti non coerenti con le proprie affermazioni» (Battaglia, XV). Die ursprüngliche Funktion eines Balzrufs und der Reviermarkierung, die durch das Krähen des Hahns symbolisiert wurde, ist offenbar im Laufe der Zeit umgedeutet worden zu einem Symbol des eigenen Anspruchs, das sich in predicare wiederfindet. Das razzolare kann als metonymische Übertragung auf die Qualität der Performanz (der Handlung) betrachtet werden. Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 94 (30) Deve schierarsi con i poveri, almeno a chiacchere [sic! ], predicando bene, seppure razzolando male, anzi malissimo. Si sa che sul terreno delle prediche i preti giocano in casa e la storia insegna che sono maestri eccellenti e campioni insuperabili. (itTenTen16) (31) E, d ’ altra parte, non può essere che i "miei" più validi principi teorici non trovino poi altrettanta corrispondenza nella "vita pratica"? Si può predicare bene, e razzolare altrettanto male! E "loro"? Possono predicare "male" (cioè sostenendo tesi oggettivamente erronee) e agire "bene". Certo, anche "loro" possono razzolare male. E ce ne sono. Tanti. E noi? Ogni dialogo ha i suoi rischi. (itTenTen16) Durch diese Belege wird auch deutlich, dass es eine «Korrelation von Phrasemtyp und Textsorte» (ib.) zu geben scheint, in diesem Fall zwischen dem Idiom predicare bene e razzolare male und argumentativ-appellativen Texten. In (27) zeigt sich außerdem die bereits angesprochene Konzentration verbaler Idiome durch den Gebrauch von scendere in campo ( ‘ in die Arena steigen, zum Kampf antreten, sich aktiv einbringen ‘ ), das ebenso wie predicare bene e razzolare male zu einer typischen Sprechweise im politischen Kontext gehört: «entrare in politica, o impegnarsi attivamente su qualche questione» (Treccani, s. v. scendere). 4.3 avere voce in capitolo Die idiomatische Wendung avere voce in capitolo (in qualcosa) 16 hat folgende Bedeutungen: (32) ‘ [aufgrund der eigenen Autorität, Bedeutung, wichtigen Stellung etc.] mitbestimmen können, Mitspracherecht, Einfluss oder Geltung haben u. Ä. (bei Entscheidungen im Allgemeinen, in politischen Angelegenheiten, in [wissenschaftlichen] Diskursen etc.) ’ , vgl. (33): (33) I giapponesi stanno investendo in aree strategiche sia dal punto di vista geografico che sotto l ’ aspetto produttivo. Se non prenderemo provvedimenti noi europei o saremo eliminati o diverremo satelliti economici, senza alcuna voce in capitolo. (La Repubblica) (34) ‘ (auch) [dank einer gewissen Kenntnis, Kompetenz, Wettbewerbsfähigkeit o. Ä.] bei etw. mitreden können, eine wichtige Rolle spielen ’ , vgl. (35): 16 Giacoma/ Kolb (2019) geben als Äquivalente (bei etw.) (ein Wort/ Wörtchen) mitzureden haben, bei etw. mitzubestimmen haben an. Neben in qualcosa (vgl. 39) konnten auch su qualcosa (vgl. 38, 40) und con qualcuno/ qualcosa als grammatikalische Valenzen erhoben werden. Als lexikalische Valenzen können unter anderen in materia di qualcosa (vgl. 35, 41) riguardo a/ circa qualcosa und presso qualcuno/ qualcosa angesetzt werden. Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 95 (35) e poi gli italiani nn [sic! ] hanno per nulla voce in capitolo in materia di film visto che l ’ unica cosa che sanno fare sn [sic! ] film politici, film che mostrano solo il peggio di un italia [sic! ] piena di bellezze e che poi pretendono pure di partecipare agli oscar. . . (PAISÀ) (36) ‘ (seltener auch auf unbelebte Nomina bezogen) eine wichtige Rolle spielen, etw. in wichtiger Weise beeinflussen ’ , vgl. (37): (37) L ’ accorciamento della lunghezza di gara fa pensare a un arrivo ravvicinato oggi, con i migliori racchiusi in pochi decimi. Saranno i materiali ad avere la maggiore voce in capitolo. (La Repubblica) Das finite Verb avere kann auf unterschiedliche Weise variiert werden. Belegt sind ottenere, perdere, dare, chiedere, assicurarsi, rivendicare, garantire. Zudem sind Gebrauchsvarianten möglich, in denen die Nominalphrase voce in capitolo als autonomes Substantiv verwendet wird. Sie kann dann entweder ohne finites Verb oder mit Verben wie essere und costituire konstruiert werden 17 . Mit der Änderung der grammatischen Funktion geht entsprechend eine leichte Bedeutungsveränderung einher (im Sinne von ‘ eine wichtige Instanz, Autorität o. Ä. in einer [Entscheidungs-]Angelegenheit darstellen ’ ). Die typischen Verwendungskontexte sind (zu Bedeutung in (31)): 1) politische Entscheidungsprozesse 2) Entscheidungen innerhalb von Firmen und Unternehmen 3) gesellschaftliche Stellung 4) künstlerische Gestaltungsprozesse 5) Stellung und/ oder Gestaltungsmöglichkeit in Vereinen oder Organisationen. Die illokutiven Funktionen sind: 1. darstellen, dass jemand oder man selbst [kein] Mitbestimmungsrecht, [keinen] Einfluss hat oder mitreden kann; 2. fordern, dass jemand oder man selbst in einer Sache mitbestimmen sollte; 3. klarstellen, dass jemand keinerlei Mitspracherecht oder Einfluss hat bzw. in einer Diskussion [mangels Kenntnis o. Ä.] nicht mitreden kann; 4. jemanden fragen, ob er Einfluss auf eine bestimmte Entscheidung hat; 5. die Einschätzung vornehmen, dass etwas den Ausgang von etwas in wichtiger Weise beeinflussen wird. 17 Vgl. «Non si può dire, in questo caso, che l ’ Auditel costituisca l ’ unica voce in capitolo per sancire il futuro di una trasmissione». (PAISÀ) Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 96 Innerhalb der politischen Kontexte finden sich zahlreiche Belege: (38) Nel frattempo, secondo Melillo, voce in capitolo sul bando dei nuovi concorsi per professore associato e sul piano di sviluppo degli atenei devono averla non solo Dc e Psi, ma tutti i partiti della coalizione. (La Repubblica) (39) Poiché la casata degli Hannover, nel 1714, ascese al trono britannico, per tutto il secolo XVIII la monarchia inglese ebbe voce in capitolo nell ’ elezione dell ’ Imperatore del Sacro Romano Impero, per l ’ elettorato di Brunswick- Hannover e le contee di Hoya, Diepholz, Spiegelberg. (PAISÀ) (40) Nel suo ruolo di speaker, la Pelosi avrà il controllo dell ’ agenda politica della Camera da qui alle elezioni presidenziali: avrà voce in capitolo non solo sulla distribuzione delle cariche nelle commissioni parlamentari, ma anche su quali leggi mandare in votazione e quali affossare. (CORIS) (41) «Vogliamo avere voce in capitolo in materia di turismo ed invece si sta creando una situazione che rischia di escluderci totalmente». La protesta degli albergatori per come stanno andando le cose in merito all ’ attuazione della legge quadro sul turismo approvata dal parlamento nel 1983, monta da qualche giorno. (La Repubblica) 4.4 Idiome und politischer Sprachgebrauch Dass politischer Sprachgebrauch für die Durchsetzung strategischer oder ideologischer Interessen in besonderer Weise zu persuasiven oder sogar manipulativen Mitteln greift, ist nichts Neues (vgl. Niehr 2014: 12 ff.). Zur politischen Rhetorik gehört nicht nur, dass diejenigen, die sprechen oder schreiben, verstanden werden, sondern auch, dass das Gesagte nicht unbedingt mit dem Gemeinten deckungsgleich sein muss oder gegebenenfalls auch nicht sein soll (vgl. Ehrhardt/ Heringer 2011: 82 ff.). Genau diese Eigenschaft ist den Idiomen einer Sprache eigen: etwas zu meinen, aber wörtlich etwas Anderes zu bedeuten. Sprachliche Camouflage kann also opportun sein, um einen «Zugewinn an diskursiver Macht in der öffentlichen Kommunikation» (Meyer 2012: 907) zu erlangen, aber auch um sich hinter einer «wiederholten Rede» gewissermaßen zu verstecken (vgl. Sabban 2007: 249). Und wenn die «sprachliche Verpackung» auch noch gefällig und unterhaltsam ist, dann sind die politischen Akteure gleich mehrfach erfolgreich: Sie nehmen durch das Gemeinte Einfluss auf ihrAuditorium oder ihre Leserschaft und sie tun dies auf expressive und ausschmückende Weise, womit zwei rhetorische Grundfunktionen erfüllt sind: «Denn in der Wirkungsabsicht und in der Wirkung», so Lausberg (1982: 60), «ist der ornatus eine Verfremdung [. . .] mit den Funktionen des delectare [. . .] und des movere [. . .]». Aber es ist nicht nur die Ausschmückung des Gesagten, durch die das Publikum, Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 97 wie Cicero und Quintilian gleichermaßen betonten (vgl. Ueding/ Steinbrink 2021: 284), «aufmerksam[er] zuhör[t] und sich leichter überzeugen [lässt]» (ib.), es ist auch die Ausdrucksadäquatheit (aptum), die eine Rednerin oder ein Redner treffen muss, um Wirkung zu erzielen. Idiome können diese Aufgabe bewältigen, da sie auch eine gewisse «Volkstümlichkeit» der Sprache vermitteln, vorausgesetzt, das Phrasem hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Die behandelten idiomatischen Wendungen fare scena muta, predicare bene e razzolare male und avere voce in capitolo erfüllen alle diese Bedingungen. Sie sind Muttersprachlern bekannt (Rekurs auf gemeinsames sprachliches Wissen), sorgen fürAbwechslung und treffen genau den Punkt, semantisch, vor allem aber pragmatisch: Sie evozieren Bilder und Frames, enthalten Konnotationen und können illokutive Funktionen aufrufen. Hinzu kommt, dass sie stilbildend sein und das rhetorische Image einer Autorin oder eines Autors aufwerten können. 5. Fazit Wie gesehen, verfügen idiomatische Wendungen über ein beträchtliches semantisches und pragmatisches Potenzial, das in allen bisherigen lexikographischen Beschreibungen, zumindest was verbale Idiome des Italienischen betrifft, im Verborgenen geblieben ist. Der Artikel sollte zeigen, dass ein korpusbasierter und holistischer Ansatz, der alle Sprachebenen systematisch untersucht, dabei behilflich sein kann, nicht nur die semantischen und pragmatischen, sondern auch syntaktische Besonderheiten (z. B. Valenzen) jeder einzelnen locuzione aufzudecken. Derartige Erkenntnisse sind Ergebnis des Forschungsprojekts Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen, das hier einen Schwerpunkt der Ausführungen darstellte. Der andere Fokus lag auf dem Gebrauch phraseologischer Einheiten im öffentlichen Sprachgebrauch, vor allem im Kontext der Politik. Es hat sich gezeigt, dass die Expressivität von Idiomen bei politischen Themen auf besonders fruchtbaren Boden fällt. Aber auch ihr illokutiver Gehalt und ihre «textbildende Potenz» zur Herstellung von Kohäsion und Kohärenz können Gründe sein, warum auf diesen Phrasemtyp, wie sich ebenfalls anhand der Projektergebnisse gezeigt hat, besonders in argumentativen und appellativen Texten im politischen Kontext zurückgegriffen wird. Abstract. Le locuzioni idiomatiche hanno un notevole potenziale semantico e pragmatico che è rimasto nascosto in tutte le descrizioni lessicografiche precedenti, almeno per quanto riguarda le locuzioni idiomatiche verbali dell ’ italiano. L ’ articolo mira a mostrare che un approccio olistico e basato sui corpora, che esamina sistematicamente tutti i livelli linguistici, può aiutare a scoprire non solo Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 98 le caratteristiche semantiche e pragmatiche ma anche sintattiche (ad esempio le valenze) di ogni locuzione, come risulta dal progetto di ricerca Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen (GEPHRI), in italiano Fraseologia italiana basata sull ’ uso. Il capitolo 1 offre una breve panoramica dello stato della ricerca sull ’ uso dei fraseologismi nel discorso pubblico e politico. Il capitolo 2 spiega le caratteristiche generali della categoria fraseologica delle locuzioni idiomatiche verbali. Il capitolo 3 introduce il progetto (3.1) e approfondisce i corpora dell ’ italiano sottostanti (3.2). Il cap. 4 illustra alcune peculiarità semantiche e pragmatiche delle locuzioni idiomatiche verbali nell ’ uso pubblico della lingua, come potevano essere raccolte nel quadro del progetto GEPHRI. Il capitolo 5 trae una breve conclusione. Summary. Idiomatic expressions have a considerable semantic and pragmatic potential that has remained hidden in all previous lexicographic descriptions, at least as far as verbal idioms of Italian are concerned. The article aims to show that a corpus-based and holistic approach, which systematically examines all levels of language, can help to uncover not only the semantic and pragmatic but also syntactic features (e. g. valency) of each verbal idiom, as it is the case in the research project Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen (GEPHRI), in English Usage-based Phraseology of Italian. Ch. 1 gives a brief overview of the state of research on the use of phrasemes in public and political speech. Ch. 2 explains general features of the phraseological category of verbal idioms. Ch. 3 introduces the project (3.1) and describes the underlying speech corpora (3.2). Ch. 4 illustrates some semantic and pragmatic peculiarities of verbal idioms in public language use, as they could be analysed in the GEPHRI project. Ch. 5 draws a brief conclusion. Literaturverzeichnis Andree, Kathrin: «Polysemie in der Phraseologie (und Phraseographie) am Beispiel des Französischen», in: Cotta Ramusino, Paola/ Mollica, Fabio (ed.): Contrastive Phraseology, Cambridge: Cambridge Scholars 2020, S. 181 - 198. BADIP = BAnca Dati dell ’ Italiano Parlato (2003 - 2013). http: / / badip.uni-graz.at/ it (28.03.2022) [Daten von 1992 - 1993]. Baldi, Benedetta/ Savoia, Leonardo M.: «Metafora e ideologia nel linguaggio politico», in: Lingua italiana d ’ oggi 6, 2009, S. 119 - 165. Bárdosi, Vilmos: Du phrasème au dictionnaire. Études de phraséographie franco-hongroise. Budapest: Eötvös Kiadó 2017. Battaglia, Salvatore: Grande Dizionario della Lingua Italiana. Direttore scientifico Giorgio Barberi Squarotti. 21 voll. Supplemento 2004 (2004), Indice degli autori citati nei volumi I- XXI e nel supplemento 2004 (2004), Supplemento 2009 (2008). Torino: UTET 1961 - 2002. Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 99 Als digitale Ressource: UTET Grandi Opere (2018) - Accademia della Crusca, http: / / www.gdli.it/ (28.03.2022). Bonomi, Ilaria: «L ’ italiano e i media», in: Lubello, Sergio (ed.): Manuale di linguistica italiana, Berlin/ Boston: de Gruyter 2016, S. 396 - 416. Burger, Harald: Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. 2. Aufl., Berlin: Schmidt 2015. Burger, Harald et al.: «Phraseologie: Objektbereich, Terminologie und Forschungsschwerpunkte», in: Burger, Harald et al. (eds.): Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung, Band 1, Berlin/ New York: de Gruyter 2007, S. 1 - 10. Burkhardt, Armin: «Politolinguistik. Versuch einer Ortsbestimmung», in: Diekmannshenke, Hajo/ Klein, Josef (eds.): Sprachstrategien und Dialogblockaden. Linguistische und politikwissenschaftliche Studien zur politischen Kommunikation, Berlin/ New York: de Gruyter 1996, S. 75 - 100. CORIS = Corpus di Italiano Scritto contemporaneo (2001). http: / / corpora.ficlit.unibo.it/ TCORIS (25.11.2021) [Daten von 1995 - 1998; online seit 2001, annotiert seit 2021]. Crocco, Claudia: «Corpora e testi di italiano contemporaneo», in: Iliescu, Maria/ Roegiest, Eugeen (eds.): Manuel des anthologies, corpus et textes, Berlin/ Boston: de Gruyter 2015, S. 509 - 534. Croft, William: Radical construction grammar: syntactic theory in typological perspective. Oxford: Oxford University Press 2001. Dardano, Maurizio: «Il giornalese: vent ’ anni di cambiamenti nel linguaggio dei giornali», in: Tobagi, Walter/ Remeny, Carlo (eds.): Il giornale e il non-lettore, Firenze: Sansoni 1981, S. 167 - 179. Dardano, Maurizio: La lingua della Nazione. Roma/ Bari: Laterza 2011. Dietz, Hans-Ulrich: Rhetorik und Phraseologie. Zur Bedeutung rhetorischer Stilelemente im idiomatischen Wortschatz des Deutschen. Tübingen: Niemeyer 1999. Dobrovol ’ skij, Dmitrij/ Filipenko, Tatjana: «Polysemie in der Idiomatik», in: Földes, Csaba (ed.): Phraseologie disziplinär und interdisziplinär, Tübingen: Narr 2009, S. 109 - 115. Dobrovol ’ skij, Dmitrij/ Piirainen, Elisabeth: Zur Theorie der Phraseologie. Kognitive und kulturelle Aspekte. Tübingen: Stauffenburg 2009. Ehrhardt, Claus/ Heringer, Hans Jürgen: Pragmatik. Paderborn: Fink 2011. Elspaß, Stephan: Phraseologie in der politischen Rede. Zur Verwendung von Phraseologismen in ausgewählten Bundestagsdebatten. Opladen/ Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998. Elspaß, Stephan: «Phrasemes in political speech», in: Burger, Harald et al. (eds.): Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung, Band 1, Berlin/ New York: de Gruyter 2007, S. 284 - 292. Ettinger, Stefan: «Haben die Männer am Grill die Hosen an? Phraseographie und Sprachwirklichkeit», in: Mellado Blanco, Carmen (ed.): Theorie und Praxis der idiomatischen Wörterbücher, Tübingen: Niemeyer 2009, S. 45 - 64. Ettinger, Stefan: «Aktiver Phrasemgebrauch und/ oder passive Phrasemkenntnisse im Fremdsprachenunterricht. Einige phraseodidaktische Überlegungen», in: Gonzáles Rey, Isabel (ed.): Phraseodidactic Studies on German as a Foreign Language. Phraseodidaktische Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 100 Studien zu Deutsch als Fremdsprache, Hamburg: Dr. Kova č 2013, S. 11 - 30. http: / / www. ettinger-phraseologie.de/ media/ pdf/ Beitrag_Ettinger.pdf (28.03.2022). Fanfani, Massimo: «Phraseographie des Italienischen», in: Burger, Harald et al. (eds.): Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung, Band 2, Berlin/ New York: de Gruyter 2007, S. 975 - 986. Feilke, Helmuth: Sprache als soziale Gestalt. Ausdruck, Prägung und die Ordnung der sprachlichen Typik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1996. Feilke, Helmuth: «Kontext - Zeichen - Kompetenz», in: Steyer, Kathrin (ed.): Wortverbindungen - mehr oder weniger fest, Berlin: de Gruyter 2004, S. 41 - 64. Fellbaum, Christiane (ed.): Idioms and collocations: corpus-based linguistic and lexicographic studies. London/ New York: Continuum 2007. Feroldi, Donata/ Dal Pra, Elena: Dizionario analogico della lingua italiana. Versione elettronica. Bologna: Zanichelli 2011. Fillmore, Charles J./ Kay, Paul/ O ’ Connor, Mary Catherine (1988): «Regularity and idiomaticity in grammatical constructions: the case of let alone», in: Language 64, S. 501 - 538. Finkbeiner, Rita: Einführung in die Pragmatik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2015. Fleischer, Wolfgang: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 2. Aufl., Tübingen: Niemeyer 1997. GEPHRI = Schafroth, Elmar/ Imperiale, Riccardo/ Martulli, Francesca/ Bürgel, Matthias (2018 - ): Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen. Universität Düsseldorf, Romanistik IV, http: / / gephri.phil.hhu.de (20.06.2022). Giacoma, Luisa: Teoria e pratica della fraseologia bilingue di Tedesco-Italiano. Frankfurt a. M.: Lang 2012. Giacoma, Luisa/ Kolb, Susanne: Il nuovo dizionario di Tedesco. 4. Aufl., Bologna: Zanichelli/ Stuttgart: PONS 2019. itTenTen16: Italian Web Corpus. In: Sketch Engine; https: / / www.sketchengine.eu, 2016. (28.03.2022) [Daten von 2016]. Knape, Joachim: «Persuasion», in: Ueding, Gert (ed.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 6, Tübingen: Niemeyer 2003, S. 874 - 907. Koesters Gensini, Sabine E.: «Phraseologie und Polysemie im (einund) zweisprachigen Wörterbuch», in: Cantarini, Sibilla (ed.): Wortschatz, Wortschätze im Vergleich und Wörterbücher. Methoden, Instrumente und neue Perspektiven, Frankfurt a. M.: Lang 2013, S. 161 - 183. Lausberg, Heinrich: Elemente der literarischen Rhetorik. Eine Einführung für Studierende der klassischen, romanischen, englischen und deutschen Philologie. 7. Aufl., München: Hueber 1982. Leso, Erasmo: «Momenti di storia del linguaggio politico», in: Serianni, Luca/ Trifone, Pietro (eds.): Storia della lingua italiana. Volume secondo: Scritto e parlato, Torino: Einaudi 1994, S. 703 - 755. Liedtke, Frank: Moderne Pragmatik. Grundbegriffe und Methoden. Tübingen: Narr 2016. LIR = Lessico di frequenza dell ’ Italiano Radiofonico, http: / / 193.205.158.203/ Lir/ (06.12.2021). Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 101 Loporcaro, Michele: Cattive notizie. La retorica senza lumi dei mass media italiani. 2. Aufl., Milano: Feltrinelli 2006. Lubello, Sergio: «Usi pubblici e istituzionali dell ’ italiano», in: Lubello, Sergio (ed.): Manuale di linguistica italiana, Berlin/ Boston: de Gruyter 2016, S. 417 - 441. Lüger, Heinz-Helmut: Satzwertige Phraseologismen: eine pragmalinguistische Untersuchung. Wien: Praesens 1999. Meyer, Urs: «Politische Rhetorik», in: Ueding, Gert (ed.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 10: Nachträge A - Z, Berlin/ Boston: de Gruyter, 2012, S. 907 - 925. Niehr, Thomas: Einführung in due Politolinguistik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2014. PAISÀ = Corpus PAISÀ. http: / / www.corpusitaliano.it (28.03.2022). 2009 - 2012 [Daten von 2010]. Peter, Benjamin: «Zum epistemischen Status von sozialer Bedeutung und Metapragmatik in der Konstruktionsgrammatik anhand von ça fait que», in: Döhla, Hans-Jörg/ Hennemann, Anja (eds.): Konstruktionsgrammatische Zugänge zu romanischen Sprachen, Berlin: Frank & Timme 2021, S. 419 - 445. Pietrini, Daniela: «Italienisch in den Medien», in: Lobin, Antje/ Meineke, Eva-Tabea (eds.): Handbuch Italienisch. Sprache - Literatur - Kultur. Für Studium, Lehre, Praxis, Berlin: Schmidt 2021, S. 283 - 289. (La) Repubblica Corpus. https: / / corpora.dipintra.it/ public/ run.cgi/ first? corpname=repubblica (06.12.2021). 2004. [Daten von 1986 - 2000]. Roth, Kersten Sven/ Wengeler, Martin/ Ziem, Alexander (eds.): Handbuch Sprache in Politik und Gesellschaft. Berlin/ Boston: de Gruyter 2017. Sabban, Annette (2007): «Textbildende Potenzen von Phrasemen», Burger, Harald et al. (eds.): Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung, Band 1, Berlin/ New York: de Gruyter 2007, S. 237 - 253. Schafroth, Elmar: «Das pragmatische Potential von Phrasemen - illustriert am Deutschen und Italienischen», in: Cantarini, Sibilla (ed.): Wortschatz, Wortschätze im Vergleich und Wörterbücher: Methoden, Instrumente und neue Perspektiven, Frankfurt a. M.: Lang 2013, S. 185 - 208. Schafroth, Elmar: «Korpus- und webbasierte Phraseologie des Italienischen», in: Lücke, Stephan et al. (eds.): Prof. Alpinista. Festschrift für Thomas Krefeld, 2020 a. http: / / www. fsk.gwi.uni-muenchen.de/ (20.06.2022). Schafroth, Elmar: «Why equivalence of idioms in different languages is the exception. Arguments from a constructional perspective», in: Cotta Ramusino, Paola/ Mollica, Fabio (ed.): Contrastive Phraseology, Cambridge: Cambridge Scholars 2020 b, S. 129 - 150. Schafroth, Elmar/ Imperiale, Riccardo: «Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen: Digitale Lexikographie zwischen Frame-Semantik und Konstruktionsgrammatik», in: Lexicographica 35, 2019, S. 87 - 121, doi.org/ 10.1515/ lex-2019-0004. Stathi, Katerina/ Hümmer, Christiane: «Polysemy and vagueness in idioms: a corpus-based analysis of meaning», in: International Journal of Lexicography 19/ 4, 2006, S. 361 - 377. Stein, Stephan: «Phraseologismen», in: Roth, Kersten Sven/ Wengeler, Martin/ Ziem, Alexander (eds.): Handbuch Sprache in Politik und Gesellschaft, Berlin / Boston: de Gruyter 2017, S. 116 - 138. Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens Elmar Schafroth 102 Stein, Stephan/ Stumpf, Sören: Muster in Sprache und Kommunikation. Eine Einführung in Konzepte sprachlicher Vorgeformtheit. Berlin: Schmidt 2019. Stumpf, Sören: Formelhafte (Ir-)Regularitäten. Korpuslinguistische Befunde und sprachtheoretische Überlegungen. Frankfurt a. M.: Lang 2015. Treccani = Istituto dell ’ Enciclopedia Italiana (ed.): Vocabolario Treccani on line. (2011 - ). https: / / www.treccani.it/ vocabolario/ (28.03.2022). Ueding, Gert/ Bernd Steinbrink: Grundriß der Rhetorik. Geschichte - Technik - Methode. 5., aktualis. Aufl., Stuttgart/ Weimar: Metzler 2012. Webbit = Corpus WEBBI T. http: / / clic.cimec.unitn.it/ marco/ webbit (seit mindestens Mai 2019 nicht mehr erreichbar). 2007. [Daten von 2007]. Weickert, Rainer: «Redewendung», in: Ueding, Gert (ed.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band. 7, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005, S. 850 - 860. Ziem, Alexander: «Construction Grammar meets Phraseology: eine Standortbestimmung», in: Linguistik online 90/ 3, 2018, S. 3 - 19. Ziem, Alexander/ Lasch, Alexander: Konstruktionsgrammatik. Konzepte und Grundlagen gebrauchsbasierter Ansätze, Berlin/ Boston: de Gruyter 2013. Elmar Schafroth Phraseologie im öffentlichen Sprachgebrauch Italiens 103 Biblioteca poetica Wer hat Angst vor Pasolini? Zu La ricerca del relativo, anlässlich des 100. Geburtstages von Pier Paolo Pasolini La ricerca del relativo Chi ha paura di Balzac? Io. Dreyer cala, cresce Murnau, cala Mizoguchi, cresce Renoir; alte le lezioni di Keaton, alte quelle di Flaherty. La diegesi perde terreno rispetto alla mimesi; ma né Platone né Aristotile avevano contemplato la possibilità del discorso vissuto; ebbene, anche quest ’ ultimo è in ribasso. Toccano punte altissime le funzioni diesegetiche della descrizione, evviva Boileau: soyez riches et pompeux dans vos descriptions; catalisi, catalisi da dare in pasto ai porci radunati a Venezia sempre nuove catalisi, con funzioni narrative oscure, oscurissime la Grazia è negli Indizi la Storia nelle Funzioni nelle catalisi c ’ è la grazia impura e l ’ indecifrabilità della storia la pagano cara i poeti del ridondante! D ’ altra parte i guai che passano se li cercano loro. Non c ’ è dubbio che nel ridondante c ’ è il Demonio, poiché in esso non si dice sì se è sì né no se è no. 2 settembre 1969 1 Die Suche nach dem Relativen Wer hat Angst vor Balzac? Ich. Dreyer im Sinken, im Steigen Murnau, im Sinken Mizoguchi, im Steigen Murnau, hoch oben die Lehren Keatons, hoch oben die von Flaherty. Die Diegese verliert an Boden im Vergleich zur Mimesis; doch weder Platon noch Aristoteles erwogen die Möglichkeit der erlebten Rede; DOI 10.24053/ Ital-2022-0009 1 La ricerca del relativo, in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 275. 104 nun denn, auch Letztere ist im Fallen begriffen. Die diegetischen Funktionen berühren den Zenit der Beschreibung, es lebe Boileau: soyez riches et pompeux dans vos descriptions; Katalysen, Katalysen, zum Fraß den versammelten Schweinen in Venedig immer neue Katalysen, mit obskuren narrativen Funktionen, zutiefst obskur die Gnade liegt in den Indizien die Geschichte in den Funktionen in den Katalysen liegt die unreine Gnade und die Unentzifferbarkeit der Geschichte bezahlen sie teuer, die Dichter der Redundanz! Allerdings, in die Bredouille bringen sie sich selbst. Es besteht kein Zweifel, in der Redundanz steckt der Teufel, denn darin sagt man nicht ja zu ja und nicht nein zu nein. 2. September 1969 2 Als ausgewiesener Sportanhänger und aktiver Fußballspieler, aber auch weil das Spiel weltweit beliebt war (und ist), dürfte Pasolini «Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? » gekannt haben. Es handelt sich um ein Spiel, das spätestens im 19. Jahrhundert in Folge der Migrationsbewegungen zum festen Bestandteil des europäischen Schulunterrichts wurde. Wichtig ist, dass es sich nicht um ein Spiel handelt, welches im kleinen Kreis funktioniert, sondern rund zwei Dutzend Teilnehmende erfordert. Als zoon politikon, als ein sich an dem antiken Gesellschaftsmodell ausrichtender Intellektueller ist es nicht zufällig, dass Pasolini mit seinem Gedicht gleich eingangs ein breit aufgestelltes Spiel mit vielen Akteuren alludiert (und beispielsweise kein Schachspiel). Läufer und Fänger tauschen im Verlauf des Spiels die Rollen. 3 Nun lautet der Refrain des Spiels eigentlich: «Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? - Niemand! ». Pasolini konterkariert die Antwort, die bei ihm lautet: «Io.» Er tauscht das Indefinitpronomen im Nominativ («niemand»/ «nessuno») gegen das Personalpronomen in der 1. Person aus. Als weitere Mutmaßung drängt sich sogleich auf, dass auch eine literarische Reminiszenz eine Rolle spielen könnte, nämlich Edward Albees Who ’ s Afraid of Virginia Woolf ? (uraufgeführt im Jahr 1962). Pasolinis Fragesatz greift nun weder den 2 Übersetzung von Angela Oster. Es handelt sich um eine Interlinearübersetzung ohne literarischen Anspruch bzw. um eine Verständnishilfe in Hinblick auf das italienische Original. 3 Das Spiel hat seinen Ursprung nicht, wie gemutmaßt werden könnte, in politisch unkorrekten Stereotypen der Hautfarbe, sondern geht auf die Pesterkrankungen zurück, genauer auf den sog. ‘ Schwarzen Tod ’ als allegorische Schreckgestalt. Vgl. Däbritz 1880. Angela Oster Biblioteca poetica 105 «Schwarzen Mann» noch «Virginia Woolf» auf, sondern: Balzac, und damit die zentrale Gestalt des literarischen Realismus im 19. Jahrhundert. «Chi ha paura di Balzac? Io.»: Pasolinis Lyrik, die von Anfang an stark autobiographisch gestaltet war, orientiert sich seit Trasumanar e organizzar immer wieder unverschlüsselt am italienischen Tagesgeschehen und gewinnt nahezu tagebuchähnlichen Charakter, was sich auch in präzisen Daten widerspiegelt, in diesem Fall «2 settembre 1969». Das Datum trägt dazu bei, das Gedicht einzuordnen. Wenige Tage zuvor war während des Festivals von Venedig Pasolinis Film Porcile durchgefallen. 4 Ebenfalls wichtig dürfte sein, dass Pasolini am gleichen Tag, eben am 2. September 1969, eines seiner persönlichsten Gedichte geschrieben hat, das in Trasumanar e organizzar aufgenommen worden ist (während La ricerca del relativo im «Appendice» der gesammelten Gedichte der Werkausgabe von Mondadori aufgeführt ist): Uno dei tanti epiloghi. 5 Dieses Gedicht behandelt die «Lebensreise», den «viaggio della vita», der Pasolini und Ninetto Davoli miteinander verbunden hat, deren Beziehung neben Pasolinis Liebe zu seiner Mutter die wichtigste im Leben des Dichters war. 6 Auch in Uno dei tanti epiloghi spielt die «realtà» als umfassende Welt, welche den «sogno» integriert, eine wichtige Rolle. 7 Pasolinis Gedichte legen in Trasumanar e organizzar die metrischen Verbindlichkeiten ab, die er in Le Ceneri di Gramsci meisterhaft zur Anwendung brachte. Stattdessen schreibt er im Prosa-Stil und setzt sich mit Stilen des Naturalismus und des Realismus nicht zuletzt im Rahmen seiner Filmtheorie auseinander. Empirismo eretico (Ketzererfahrungen) erscheint 1972 und enthält vorwiegend in den sechziger Jahren verfasste Essays mit Titeln wie La lingua scritta della realtà oder Essere è naturale? 8 Auf diese Zusammenhänge spielen die zweite und die dritte Zeile an, die zwei von Pasolinis Lieblingsregisseuren - Dreyer und Mizoguchi - auf dem ‘ absteigenden Ast ’ beobachten. Da jedoch auch Murnau und Renoir als Vertreter des Realismus gelten, wenn auch mit anderen Schwerpunkten (poetischer Realismus u. ä. m.), scheint es für Pasolini jenseits realistischer Kunstformen keine Alternative zu geben. Auch, dass zum einen (Buster? ) Keaton und zum anderen (der Dokumentarfilmer Robert Joseph? ) Flaherty gleichermaßen auf der Höhe gesehen werden, deutet eine letztlich schwer skalierbare Varianz von ‘ Realitäten ’ an. Weshalb aber beantwortet dann 4 Naldini 2012, S. 309. 5 Uno dei tanti epiloghi, in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 101 - 102. 6 Vgl. Oster 2006. 7 Uno dei tanti epiloghi, in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 101. 8 Vgl. Oster 2001 und Oster 2009. Biblioteca poetica Angela Oster 106 die lyrische Stimme in der ersten Verszeile die Frage nach der Angst vor dem Realismus - für den Balzac in toto steht - bejahend? Es scheint nicht um absolute Werte zu gehen, auch wenn die Form («diegesi») gegenüber dem Inhalt («mimesi») an Boden verliert. Pasolini hat die Dichotomie von Gérard Genette übernommen, ebenso wie das nachfolgende Zitat von Boileau. 9 Diegesis und Mimesis stammen aus antiken Diskursen, auf die Pasolini denn auch verweist: Platon und Aristoteles. Gegenüber der erzählenden Vermittlung der Diegesis und der nachahmenden Mimesis bringt das Gedicht eine weitere Variante ins Spiel: Die erlebte Rede - doch auch diese sei im Niedergang begriffen. Die diegetischen, ‘ klassischen ’ Beschreibungen Boileaus werden als eine Art letzte Bastion aufgerufen, die allerdings kaum mehr standhält. Als Prototyp des Niedergangs, der Dekadenz, fungieren in der mehrfach aufgerufenen Katalyse («catalisi») die autobiographisch erlebten Schweine des Filmfestivals in Venedig (womit Pasolini den Verriss von «Porcile» aufgreift). Das moderne Verfahren der Redundanz bleibt fragwürdig - es ist ein hoher, ja dämonischer Preis dafür zu zahlen und das Schicksal derjenigen, die unentschieden bleiben («non si dice sì se è sì né no se è no»), ist im Kontext der Literaturgeschichte Italiens klar: In Dantes göttlicher Comedia landen die ‘ Lauen ’ im Inferno (Canto 3). 10 Die Redundanten, dies sind in den Augen des stets sehr entschieden sich artikulierenden Pasolini jene Avantgarden der Kunst und Politik, die mit einer Überladung an überflüssigen Informationen das Diktum Boileaus ad absurdum führen und den Bezug zur Realität aufgegeben haben: «l ’ indecifrabilità della storia/ la pagano cara i poeti del ridondante! » Dies haben die entsprechenden Vertreter selbst zu verantworten («D ’ altra parte i guai che passano se li cercano loro.»). Pasolini neigt in seinem Spätwerk zur Integration literaturferner Elemente, so in diesem Fall die Katalyse, die als chemische Reaktion Energien verlangsamen oder beschleunigen kann. Wenn Pasolini schreibt: «nelle catalisi c ’ è la grazia impura», dann fungiert die Katalyse als Gegenpart zur Redundanz. Bereits seit seinem frühen Roman Atti Impuri ist das (vorgeblich) Unreine ein Positivum, in diesem Fall eine «Anmut» oder «Gnade». Katalysatoren - als die Pasolini seine Werke begreift - sind in der Natur die Garanten des Lebendigen. So besehen sind 9 Vgl. den Kommentar zum Gedicht in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 1567. 10 In Le belle bandiere (Dialogen, die Pasolini Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts mit Lesenden der Zeitschrift Vie nuove geführt hat) verweist Pasolini außerdem auf die christologische Herkunft der Worte «sí se è sí, no se è no» (Pasolini 1996, S. 295). In seinem Film Il Vangelo secondo Matteo stellt Christus das in der Folge unerreicht gebliebene Vorbild einer revolutionären Radikalität dar, die für Pasolini marxistisch avant la lettre ist. Angela Oster Biblioteca poetica 107 das ‘ Auf ’ und ‘ Ab ’ der Filmgestalten nicht Ausdruck eines Agons von Rivalitäten, sondern der ‘ natürliche Lauf der Dinge ’ , in dem die (an der Realität orientierte) Kunst in kulturellen Katalysen wirksam ist. La ricerca del relativo indiziert bereits im Titel, dass eine avantgardistische ‘ creatio ex nihilis ’ nicht möglich ist, sondern dass Aussagen auf Vergleichbares aufbauen müssen und auch eine Suche sich an Vorgegebenem («ri-cerca») orientieren muss. Pasolini war ein Gegner der radikalen Avantgarden (darüber gibt u. a. sein Aufsatz La fine dell ’ avanguardia in Empirismo eretico Auskunft). Beim Fimfestival in Venedig hatte Pasolini kurz zuvor erleben müssen, wie Porcile als Werk «mit obskuren narrativen Funktionen, zutiefst obskur» eingestuft worden war. Pasolinis spätes Filmen und Schreiben schwankt unentwegt zwischen zwischen chiffrierter Kunst und unverschlüsselten Realismen, die spätestens mit Salò o le 120 giornate di Sodoma die Geduld und Toleranz mancher Zuschauenden und Leser überstrapapziert hat. Es gab und gibt nicht Wenige, die angesichts der grauenvollen Bilder in Pasolinis letztem Film auf die Frage «Wer hat Angst vor Pier Paolo Pasolini? » sogleich mit: «Ich» geantwortet hätten. Allerdings lässt eine derartige Antwort außerAcht, dass Pasolini in seinen Werken durchaus «Indizien» - die immer konkret und nie obskur sind - für das Verständnis angelegt hat: «la Grazia è negli Indizi». Und direkt im Anschluss heißt es: «la Storia [è] nelle Funzioni». Die Schreibung in Majuskeln und die Parallelführung der beiden Zeilen heben diese hervor. Filme und Texte Pasolinis versuchen Diegesis (Funktion) und Inhalte (Mimesis) als ‘ verosimile ’ zu gestalten, das ungeachtet aller Kunsthaftigkeit die «storia» der Realität nicht aus dem Blick verliert. In Trasumanar e organizzar ist ein weiteres Gedicht Pasolinis mit Timor di me? übertitelt, und die Abschwächung in «Furcht» indiziert bereits, dass Pasolini sich und seine Werke nicht als angsteinflößend einstuft, was sich in Vokabeln wie «lietezza» u. ä. m. fortsetzt. 11 Pasolini erweist sich als Schüler Dantes, von dem er den Neologismus «trasumanar» übernommen hat (Paradiso I, 70). Allerdings sieht Pasolini anders als Dante keine metaphysischen Sicherheiten mehr, die das ‘ Transhumanieren ’ auffangen würden. Der Mensch muss sich seine Ordnungen selbst schaffen. Im titelgebenden Gedicht schreibt Pasolini: «La contemporaneità temporale de trasumanar non è l ’ organizzar? » 12 Dem steht Pasolini allerdings ambivalent gegenüber. Ein Kurzgedicht in Trasumanar e organizzar lautet: Comunicato all ’ ansa (Scelta stilistica), in dem der dem Pragmatismus stets ablehnend gegenüberstehende Pasolini sarkastisch anmerkt: 11 Timor di me? , in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 189 - 191. 12 Trasumanar e organizzar, in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 80 - 86, hier: S. 86. Biblioteca poetica Angela Oster 108 «Smetto di essere poeta originale, che costa mancanza di libertà: un sistema stilistico è troppo esclusivo. Adotto schemi letterari collaudati, per essere più libero. Naturalmente per ragioni pratiche.» 13 Der Widerspruch dieser Einstellung, ihre Ironie wird im letzten Vers besonders deutlich, denn Natur und Pragmatismus sind für Pasolini unvereinbare Antagonisten. Es wird außerdem deutlich, dass Pasolinis spätere Gedichte kaum mehr isoliert für sich verständlich sind, sondern wie Kapitel in einem Prosatext aufeinander verweisen. Zu den nach wie vor aufschlussreichsten Büchern von und mit Pasolini zählen die Interviews, die er Jean Duflot gegeben hat, in Der Traum des Centaur. Die Natur ist dort für Pasolini das genaue Gegenteil eines einfachen Pragmatismus: «Je mehr man im Naturzustand lebt, desto komplexer und lebendiger ist der Kode.» 14 Dem Realismus der Kunst gibt Pasolini gegenüber den Illusionen des Lebens, die auch der Inhalt in Albees Who ’ s Afraid of Virginia Woolf ? sind, den Vorzug. Pasolini hat Schreibweisen und Medien im Verlauf seines Künstlerlebens gewechselt, hielt aber stets an realen Bezügen als conditio sine qua non fest. Allerdings nicht an einem naiven Realismus, sondern als «sozusagen materielle Annäherung», die mit dem «Machen» des Neokapitalismus unvereinbar sei. 15 Wenn Pasolini von daher zu Beginn von La ricerca del relativo schreibt: «Chi ha paura di Balzac? Io.», dann erweist sich im Verlauf des Prosagedichtes, dass es sich letztlich eher um eine ‘ paura per ’ ( ‘ Angst um etwas haben ’ ) als um eine ‘ paura di ’ ( ‘ Angst vor etwas ’ ) handelt, um die Erfahrung des Verlustes von Realität. Für Pasolini waren «der Traum vom Mythos» und die «Rückkehr zur Realität» nur die zwei Seite der gleichen Medaille. Dass er damit oftmals seine Leserinnen und Leser und Zuschauerinnen und Zuschauer aufgebracht hat, versuchte er gelassen zu sehen: «Ich verstehe nicht, wie das Publikum angesichts der kleinsten Schwierigkeit verrückt spielen kann.» 16 Pasolinis prosaische Lyrik und sein poetisches Kino regen in diesem Sinne weiterhin kaum zum Konsens an, 13 Comunicato all ’ ansa (Scelta stilistica), in: Pasolini 2003, Bd. 2, S. 76. - Mitteilung an die ANSA/ Stilwahl: «Nicht länger bleibe ich originärer Poet / das bringt nur Mangel an Freiheit: ein stilistisches System ist viel zu exklusiv. / Ich übernehme bewährte literarische Muster, um freier zu sein. / Natürlich aus praktischen Gründen.» (Pasolini 1986, S. 183; Übersetzung von Toni und Sabine Kienlechner). 14 Pasolini 2002, S. 75. Vgl. dort auch zu den Regisseuren Mizoguchi, Dreyer, Murnau S. 35 und S. 127 und zum Filmfestival Venedig «als faschistisches Gesetz» S. 40. Vgl. außerdem zum «apokopierten», dantischen «Trasumanar» und zum «organizzar» dort S. 76. 15 Ebd., S. 20 und S. 79. 16 Ebd., S. 125. Angela Oster Biblioteca poetica 109 sind aber weiterhin Anlass zu lebendigen Diskussionen, insbesondere anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahr 2022. 17 Übersetzung und Kommentar: Angela Oster Bibliografie Pasolini, Pier Paolo: Das Herz der Vernunft. Gedichte, Geschichten, Polemiken, Bilder, hrsg. von Burkhart Kroeber, übers. von Toni und Sabine Kienlechner. München 1986. Pasolini, Pier Paolo: Le belle bandiere. Dialoghi 1960 - 1965, Roma 1996. Pasolini, Pier Paolo: Dialoge. Der Traum des Centaur: Interviews mit Jean Duflot (1968/ 1975). Berlin 2002. Pasolini, Pier Paolo: Tutte le poesie, 2 Bde., hrsg. von Walter Siti, Milano 2003. Däbritz, Hermann: «Der Totentanz und das Kinderspiel vom schwarzen Mann», in: Deutsche Blätter für erziehenden Unterricht, hrsg. von Friedrich Mann, Langensalza 1880, S. 96 - 97. Naldini, Nico: Pier Paolo Pasolini. Eine Biographie. Berlin 2012. Oster, Angela: « ‘ Il gran salto ’ . Pier Paolo Pasolinis häretische Poetologie des Kinos», in: Corpi/ Körper. Körperlichkeit und Medialität im Werk Pier Paolo Pasolinis, hrsg. von Peter Kuon, Frankfurt am Main 2001, S. 19 - 34. Oster, Angela: «Poesia in forma di rosa. Pier Paolo Pasolini: Supplica a mia madre», in: Italienisch 28 (2006), S. 88 - 93. Oster, Angela: «La teoria del cinema di Pier Paolo Pasolini in Empirismo eretico», in: Studi Pasoliniani 3 (2009), S. 27 - 38. Oster, Angela: Pier Paolo Pasolini und das Kino der Poesie. Berlin 2023 (im Erscheinen). 17 Einen Beitrag dazu leistet die Münchener Tagung an der Ludwig-Maximilians-Universität: „ Pasolini fu una luce . . . “ . Il secolo di Pier Paolo Pasolini / „ Pasolini war ein Licht . . . “ . Das Jahrhundert von Pier Paolo Pasolini. Internationale Tagung anlässlich des 100. Geburtstags von Pier Paolo Pasolini (Leitung Angela Oster und Fabien Vitali) sowie: Oster 2023 (im Erscheinen). Biblioteca poetica Angela Oster 110 CHIARA ANGELINI/ ELISABETTA LONGHI Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Come un tandem virtuale fra l ’ università di Magonza e l ’ università di Parma ha alimentato la motivazione all ’ apprendimento della L2. 1 Premessa Il tandem linguistico, come metodologia di apprendimento cooperativo tra pari in un ambiente informale, esiste ormai da decenni, ma solo in tempi più recenti ha conosciuto una sempre più ampia diffusione sotto forma di tandem virtuale a distanza. In origine era basato sull ’ incontro in presenza di due apprendenti di diversa madrelingua, interessati ad aiutarsi reciprocamente a imparare l ’ uno la lingua dell ’ altro. Tipicamente, il tandem prevede una conversazione condotta in parte in una lingua e in parte nell ’ altra, così da garantire a entrambi i discenti uguali opportunità di apprendimento. Un ’ altra possibilità è lo scambio di comunicazioni scritte, che, come modalità, ha caratterizzato necessariamente anche i primi tandem a distanza, per mancanza di valide alternative alla comunicazione orale in presenza (le chiamate internazionali erano troppo costose quando esisteva solo il telefono). Sullo scambio di e-mail si basava anche l ’ International E-mail Tandem Network, fondata da Brammerts all ’ Università di Bochum nel 1994 (Brammerts/ Little 1996) e destinata a diventare presto la più grande rete di tandem linguistici in Europa. Visto l ’ ulteriore sviluppo tecnologico e la facile accessibilità di Internet, oggi i tandem virtuali a distanza si fanno sulle varie piattaforme di videoconferenza (Skype, Teams, Meet, Zoom, Adobe Connect, ecc.), che in seguito all ’ emergenza Covid-19 sono diventate di uso comune per l ’ intera popolazione scolastica e universitaria. Al di là dello strumento usato, restano validi i principi cardine del tandem (autonomia e reciprocità) enunciati da Brammerts/ Little (1996: 2 - 4) e le riflessioni inerenti qualsiasi progettazione didattica, che parte sempre dall ’ analisi del contesto di apprendimento. Presenteremo dunque anzitutto le esigenze didattiche e organizzative alla base del tandem realizzato, i cui risultati verranno discussi mettendoli in relazione con la spinta motivazionale dei partecipanti. DOI 10.24053/ Ital-2022-0010 1 Il presente contributo è frutto della concezione comune delle due autrici, che ne hanno discusso in dettaglio le singole parti. Elisabetta Longhi ha curato in particolare l ’ Introduzione e i Risultati, Chiara Angelini la Premessa e la Gestione del tandem. Alla stesura delle Conclusioni hanno collaborato tutte e due le autrici. 111 Introduzione Dopo le esperienze positive degli anni passati (Angelini/ Longhi 2015, 2016 a, 2016 b; Angelini/ Longhi/ Jakob 2016 a, 2016 b), nel semestre estivo dell ’ anno accademico 2020 - 21 è stato avviato un nuovo ciclo di tandem fra l ’ università di Magonza e quella di Parma. Come referenti del progetto, sapevamo di muoverci in contesti di apprendimento in parte diversi, ma accomunati da esigenze analoghe comuni: la Dott.ssa Chiara Angelini è coordinatrice dell ’ italiano all ’ Internationales Studien- und Sprachenkolleg (ISSK), dunque segue studenti di italiano provenienti da diverse facoltà, spesso in procinto di partire per un soggiorno Erasmus in Italia o con un vissuto familiare che li lega alla lingua studiata, che per loro è facoltativa. Il gruppo della referente di Parma, Prof.ssa Elisabetta Longhi, era invece costituito da studenti del corso di laurea triennale in Civiltà e Lingue Straniere Moderne e del corso di laurea magistrale in Lingue, Culture, Comunicazione, in sostanza studenti specializzati nelle lingue straniere che avevano «Lingua tedesca» o «Lingua e traduzione tedesca» come insegnamento curriculare. Malgrado il diverso contesto di apprendimento, tutti avevano bisogno di esercitare maggiormente la lingua, soprattutto orale, traendo giovamento da uno scambio tra pari, e tutti avevano bisogno di una carica di motivazione, intesa non tanto come motivazione allo studio della lingua italiana/ tedesca, che avevano comunque già scelto, bensì come spinta al superamento delle inevitabili difficoltà di percorso. La necessità di una motivazione che si protrae nel tempo, anziché esaurirsi all ’ istante, è messa in luce anche da Dörnyei/ Csizér (1998: 203): «motivation is one of the most important factors that determine the rate and success of L2 attainment: it provides the primary impetus to initiate learning the L2 and later the driving force to sustain the long and often tedious learning process.» Sabine Hoffmann, nei suoi studi sulla didattica della lingua tedesca, ha messo in luce che «la motivazione come fattore legato all ’ apprendimento ha assunto sempre più importanza negli ultimi decenni» (Hoffmann 2013: 63), di pari passo con un ’ attenzione crescente per gli aspetti affettivi ed emotivi che caratterizzano il rapporto con la lingua straniera studiata. Nella pratica empirica, noi referenti avevamo sovente constatato tanto gli effetti positivi della motivazione, quanto gli effetti negativi della demotivazione, spesso conseguente ai piccoli insuccessi che gli studenti possono incontrare nelle diverse fasi dell ’ apprendimento. Un insegnante conosce questi processi e sa come porvi rimedio, tuttavia, noi ci rendevamo conto che le ore di lezione non erano sufficienti a perseguire i nostri obiettivi, anche in considerazione del numero di studenti non sempre esiguo. Nei rispettivi Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi 112 gruppi, le fonti della demotivazione erano diverse: gli studenti tedeschi soffrivano principalmente del fatto di poter dedicare poco tempo allo studio della lingua italiana, perché impegnati su molti altri fronti o per la scarsa disponibilità di corsi di lingua del loro livello. Gli studenti italiani, al contrario, pur dedicando molto tempo allo studio del tedesco, già a partire dall ’ elevato monte ore di lezioni, si sentivano insicuri soprattutto nell ’ espressione orale, il che generava in loro frustrazione, anche in considerazione delle aspettative che avevano nei confronti delle proprie performance linguistiche in quanto studenti di Lingue. In entrambi i gruppi si innescava, nel peggiore dei casi, un circolo vizioso: performance → insicurezza e non ottimali ← frustrazione La qualifica ‘ non ottimali ’ usata nella rappresentazione grafica non fa riferimento a una valutazione oggettiva da parte dei docenti, bensì alla percezione soggettiva dei discenti, insoddisfatti dei propri risultati, magari semplicemente perché desiderosi di fare sempre meglio. Il timore di sbagliare genera errori e il timore di sbagliare sorge di più davanti all ’ insegnante che nel dialogo con altri studenti. La pratica del tandem è utilissima per superare tali insicurezze, perché, rispetto alle conversazioni in classe, consente maggiore naturalezza negli scambi dialogici, senza ostacoli di natura psicologica, il che spesso produce già di per sé un miglioramento istantaneo. Inoltre, normalmente lo studente insicuro si sente rincuorato nel vedere gli errori altrui, senza contare il beneficio derivante dal reciproco incoraggiamento dato dagli studenti partner nelle interazioni a due. L ’ autostima cresce e l ’ autovalutazione si fa sempre più positiva, generando a sua volta voglia di fare e resistenza allo stress che ogni sforzo, fisico o mentale, inevitabilmente implica: «Die Lernergebnisse (sprachliche wie nichtsprachliche) wirken auf der Basis lernseitiger Selbstevaluation auf den Motivationsprozess zurück und dienen dort derAktualisierung von Motivorientierungen, Kausalattributionen, Einstellungen zum Fremdsprachenlernen etc., die wiederum den Volitionsprozess unterstützen, der für die Aufrechterhaltung der Lernanstrengung nötig ist.» (Riemer 2006: 45) Il circolo vizioso precedentemente descritto lascia spazio a un circolo virtuoso: sicurezza di sé → miglioramento e autostima ← delle performance Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi Tandem e motivazione: un binomio virtuoso 113 Gestione del tandem Studiosi come Telles/ Vassallo (2006) si sono concentrati prevalentemente sul principio dell ’ autonomia dei discenti e sulla loro capacità di trasmettere conoscenza, tuttavia, è altrettanto interessante il ruolo del docente come facilitatore del processo di apprendimento. In un tandem istituzionalizzato, quale era appunto il nostro, si tratta anzitutto di decidere come gestire gli incontri in tandem, quali indicazioni dare ai partecipanti, insomma come controllare in maniera non invasiva il processo di apprendimento, al fine di ottimizzarlo. Noi avevamo al nostro attivo diversi cicli di lezioni in tandem, che si erano rivelati assai proficui, ma difficili da organizzare per gli innumerevoli vincoli da rispettare, primo fra tutti il calendario accademico differente nelle due sedi. Desideravamo perciò optare per una soluzione diversa, di più facile attuazione, ma al tempo stesso concordavamo nel voler dare ai nostri studenti una guida maggiore rispetto a quella prevista dal cosiddetto «Skype tandem», realizzato a Parma per le lingue inglese, spagnola e tedesca. Ecco, in sintesi, i capisaldi dello Skype tandem: 10 incontri su Skype della durata di un ’ ora ciascuno, con la stesura di riassunti finali nella L2 e la correzione reciproca tanto nella produzione orale, quanto nella successiva produzione scritta. Dello Skype tandem abbiamo mantenuto la struttura di base, in particolare il numero degli incontri, la loro durata e anche la regola di base che si dovesse parlare per metà del tempo in una lingua e per metà nell ’ altra. Ciò nonostante, ci pareva inadeguata l ’ assenza di indicazioni circa le tematiche di cui parlare, perché in qualche modo metteva gli studenti in imbarazzo, essendo perfetti estranei all ’ inizio del progetto. Paradossalmente, la totale libertà di scelta rischiava di tradursi in una mancanza di motivazione a concludere il programma degli incontri, soprattutto se a incontrarsi erano persone prive di interessi comuni o particolarmente timide. Occorreva far convergere i partecipanti su un tema dato che fosse davvero capace di tenere alta l ’ attenzione di tutti, quindi abbiamo chiesto ai partecipanti di parlare del loro vissuto di studenti universitari, individuando dieci sottotemi che ruotassero attorno a quest ’ argomento e al contempo fissando un calendario di dieci settimane comprese nel semestre accademico. Ecco dunque il foglio di lavoro in versione bilingue: Verbindliche Kommunikationsthemen auf jedem Sprachniveau Woche Zeitfenster Thema 1. Woche 12. - 16. April 2021 Wir lernen uns kennen 2. Woche 19. - 23. April 2021 Universitäten in Italien und Deutschland: welche Ähnlichkeiten und welche Unterschiede? Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi 114 Woche Zeitfenster Thema 3. Woche 26. - 30. April 2021 Was studiere ich und welche Perspektiven habe ich beruflich? 4. Woche 3. - 7. Mai 2021 Das würde ich gern außerhalb meines Studiums machen . . . 5. Woche 10. - 14. Mai 2021 Was hat sich mit Corona an meiner Universität geändert? 6. Woche 17. - 21. Mai 2021 Die Stadt, in der ich studiere, ist . . . 7. Woche 24. - 28. Mai 2021 Meine Lebensprioritäten sind . . . 8. Woche 31. Mai - 4. Juni 2021 Habe ich Freund*innen? Wie sind sie? 9. Woche 7. - 11. Juni 2021 Die Abschlussprüfungen kommen näher: wovor habe ich Angst, worin fühle ich mich sicher? 10. Woche 14. - 18. Juni 2021 Wir verabschieden uns: haben wir andere Möglichkeiten, uns zu treffen? Temi obbligatori per ogni livello Settimana Periodo Tema Settimana 1 12 - 16 aprile 2021 Facciamo conoscenza Settimana 2 19 - 23 aprile 2021 Università in Italia e in Germania: quali somiglianze e quali differenze? Settimana 3 26 - 30 aprile 2021 Cosa studio e quali sono le mie prospettive professionali? Settimana 4 3 - 7 maggio 2021 Ecco cosa farei volentieri al di fuori degli studi universitari . . . Settimana 5 10 - 14 maggio 2021 Cosa è cambiato nella mia università col coronavirus? Settimana 6 17 - 21 maggio 2021 La città in cui studio è. . . Settimana 7 24 - 28 maggio 2021 Le mie priorità di vita sono . . . Settimana 8 31 maggio - 4 giugno 2021 I miei amici: come sono? Settimana 9 7 - 11 giugno 2021 Gli esami si avvicinano: di cosa ho paura, in cosa mi sento sicuro? Settimana 10 14 - 18 giugno 2021 Ci congediamo: abbiamo altre possibilità di incontrarci? Come si evince dal calendario, gli studenti erano liberi di scegliere giorno e orario, ma attraverso questo schema erano sollecitati a incontrarsi con cadenza regolare, perché avere un calendario predefinito in genere aiuta a tenere fede agli impegni presi, anche se poi di fatto solo al termine degli incontri veniva richiesto loro di presentare il frutto del lavoro svolto, sotto forma di riassunti corretti dal/ dalla Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi Tandem e motivazione: un binomio virtuoso 115 partner del tandem. Per evitare che perdessero d ’ occhio i loro obiettivi di apprendimento, abbiamo fornito ai partecipanti anche indicazioni su come dovesse essere strutturata l ’ ora settimanale dedicata al tandem: Vorgeschlagene Struktur des Gesprächs auf jedem Sprachniveau Gesprächsphase Inhalt Einstieg (10 - 20 Minuten) Sich gegenseitig Fragen zum Wohlbefinden stellen und sich über das Prozedere einigen: 30 Minuten Deutsch und 30 Minuten Italienisch oder umgekehrt. Beratung über die schriftliche Aufgabe / Korrektur (nicht mehr als 10 Minuten pro Sprache) Durchführung (20 - 30 Minuten) Das Thema des Gesprächs bearbeiten: Ist klar, worüber man sprechen soll? Falls ja, wäre es eventuell hilfreich, mit einem Statement anzufangen. Falls nein, soll man klären, was heute besprochen werden soll bzw. worüber man sich heute unterhalten wird. Ergebnissicherung (10 - 15 Minuten) Zusammen ein Fazit zum Thema des Tages formulieren Ausstieg und Abschied (5 Minuten) Schlussfolgerungen nach dem Gespräch ziehen: Hat sich nach diesem Gespräch zu dem zugewiesenen Thema für mich etwas verändert (in meinem Verhalten oder in meiner Art zu denken)? Ja / nein, warum? Timing für den nächsten Termin vereinbaren Struttura dell ’ incontro (valida per ogni livello linguistico) Fase Contenuto Inizio (10 - 20 minuti) Chiedere come va e accordarsi su come procedere: 30 minuti tedesco e 30 minuti italiano o viceversa. Consulenza tra pari sul lavoro scritto / correzione (non più di 10 minuti per lingua) Esecuzione (20 - 30 minuti) Elaborare il tema dell ’ incontro: è chiaro o no di cosa si dovrebbe parlare? Se sì, sarebbe eventualmente utile cominciare con un ’ asserzione. Se no, si dovrebbe anzitutto chiarire cosa va discusso, ovvero di che argomento si dovrà parlare. Raccolta dei risultati (10 - 15 minuti) Tirare le somme sul tema comunicativo del giorno, formulando insieme le conclusioni Fine e saluti (5 minuti) Trarre un bilancio dopo il colloquio: per me è cambiato qualcosa, dopo l ’ incontro, in merito al tema comunicativo assegnato (è cambiato il mio comportamento e/ o il mio modo di pensare)? Sì / no, perché? Fissare data e ora dell ’ incontro seguente. Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi 116 Queste istruzioni sono state date nel corso di una riunione preliminare tenutasi sulla piattaforma Teams il 29 marzo 2021, alla quale abbiamo invitato gli studenti che avevano manifestato il loro interesse dopo aver ricevuto la nostra mail di invito, in cui presentavamo a tutti gli iscritti ai rispettivi corsi il progetto tandem e le sue finalità, pur senza entrare ancora nei dettagli tecnici e operativi. Hanno partecipato 29 coppie di studenti, abbinati in base ai livelli linguistici di partenza, che andavano dall ’ A2 al C1 del Quadro comune di riferimento per la conoscenza delle lingue (non c ’ è stato bisogno di un test iniziale, perché per questa valutazione valeva il rispettivo anno di corso). Il 23 giugno 2021, al termine delle 10 settimane di tandem, si è tenuto un incontro conclusivo in sessione plenaria in cui abbiamo raccolto il feedback dei partecipanti. Risultati Coerentemente con gli assunti iniziali, la valutazione dei risultati raggiunti è stata di tipo qualitativo, finalizzata a sondare gli umori dei partecipanti anziché tentare di misurare i loro progressi sulla scorta di dati quantitativi. In sostanza, è stata data la preminenza alla soddisfazione degli studenti e alla loro personale percezione dei risultati raggiunti, nella convinzione che attivare il circolo virtuoso di sicurezza di sé / autostima e miglioramento delle performance sia già di per sé un valore aggiunto in grado di infondere una proficua spinta motivazionale verso traguardi sempre più ambiziosi. All ’ incontro finale è stato chiesto ai partecipanti di condividere col gruppo le proprie impressioni sull ’ esperienza appena conclusa, poi è stato somministrato loro un piccolo questionario composto da due domande a risposta aperta, che riportiamo qui di seguito: 1. Wie beurteilst du insgesamt die Erfahrung dieses Semesters mit dem Sprachtandem? 2. Was würdest du uns empfehlen, um dieses Projekt zu verbessern? * 1. Come valuti nel complesso l ’ esperienza di questo semestre con il progetto di tandem linguistico? 2. Che consigli daresti per un miglioramento di questo progetto? Infine, abbiamo invitato gli studenti a disporre in ordine di gradimento i sottotemi che avevamo assegnato loro per le sedute di tandem, in modo da trarne spunti utili per i progetti futuri. Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi Tandem e motivazione: un binomio virtuoso 117 Per tutti l ’ esperienza è stata senz ’ altro positiva e utile; al di là degli apprezzamenti generici come «Es hat gut geklappt - sowohl das Unterhalten auf Deutsch, als auch auf Italienisch» o «Solch ein Projekt kann ich jedem empfehlen», è stato interessante notare che gli stessi studenti hanno fatto riferimento ad aspetti emotivi e psicologici per spiegare la buona riuscita del tandem: «Ich konnte mich sehr wohl fühlen und frei reden.» «Wir haben uns gut verstanden (denke ich) und ich habe mich jede Woche auf unser Gespräch gefreut » «Il tutto avviene in estemporanea, come se fosse una discussione spontanea con un amico o un conoscente, senza il timore di sbagliare o di avere blocchi mentre si dialoga in una lingua non propria. È un metodo che permette di imparare la lingua in modo più dinamico e anche personalizzato, visto che si ha la possibilità di esercitarsi nell ’ altra lingua in un rapporto 1: 1.» Queste osservazioni sono perfettamente sovrapponibili ai risultati di uno studio sui corsi in tandem organizzati dal Deutsch-Französisches Jugendwerk, al termine dei quali i partecipanti dichiaravano di avere assunto un atteggiamento più positivo nei confronti della L2, imparando «à ne pas avoir peur de se tromper» (Böcker & Kleppin 2017: 84). Due nostri studenti hanno utilizzato anche la parola «Spaß» in riferimento al tandem; in effetti, l ’ apprendimento di una lingua dovrebbe essere anche divertente per poter favorire momenti di serendipità. I miglioramenti percepiti dagli studenti hanno riguardato soprattutto l ’ ampliamento del lessico e il raggiungimento di un eloquio più fluido e spontaneo, ma qualcuno ha notato anche che grazie ai riassunti degli incontri è stata esercitata pure la lingua scritta oltre a quella orale, con l ’ ulteriore vantaggio di poter così consolidare i vocaboli appresi durante la seduta precedente. A proposito delle modalità di realizzazione, sono emersi pareri in parte contrastanti circa la suddivisione nell ’ uso delle due lingue. Una partecipante ha espresso così la sua approvazione: «Il ragazzo con cui ho lavorato mi ha parlato del fatto che l ’ anno scorso aveva partecipato ad un progetto tandem in lingua spagnola, durante il quale lui parlava solo in spagnolo e l ’ altra persona solo in tedesco. Per lui era stato utile, io invece penso che la modalità con cui abbiamo svolto il nostro tandem sia migliore, poiché in questo modo si possono migliorare le abilità sia nell ’ ascolto sia nel parlato.» Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi 118 Un ’ altra ha preferito sperimentare anche un altro modo di alternare le due lingue: «Inizialmente seguivamo il metodo dei 30 min. in italiano e 30 min. in tedesco o viceversa, poi negli ultimi tre incontri abbiamo convenuto che sia meglio alternare gli incontri una volta in italiano e l ’ altra in tedesco, questo per dare modo all ’ altro di parlare e ascoltare per più di un ’ ora la lingua che sta imparando/ migliorando. L ’ esperimento in questo senso dà i suoi risultati, perché interagire per più di un ’ ora nell ’ altra lingua permette di fare una specie di full immersion e più passa il tempo e più la comunicazione diventa fluente.» Circa la metà degli studenti si è detta soddisfatta senza fornire alcuna proposta di miglioramento, mentre gli altri si sono espressi per lo più a favore di un proseguimento del tandem fino al termine delle lezioni del semestre («das Projekt bis Semesterende laufen lassen»), che in Germania è spostato in avanti rispetto all ’ Italia. Diversi partecipanti hanno dichiarato spontaneamente di voler continuare il tandem per conto proprio, perché l ’ hanno apprezzato e non vogliono interrompere i progressi ottenuti nelle dieci settimane del programma ufficiale: «Io e il mio Tandempartner abbiamo deciso di continuare con le videochiamate perché entrambi abbiamo visto miglioramenti e vogliamo continuare a migliorare.» «Wir haben beschlossen, uns weiterhin jede oder jede zweite Woche per MSTeams zu treffen, um gemeinsam Italienisch und Deutsch zu sprechen.» «Le possibilità di restare in contatto (e quindi di migliorare ulteriormente) restano.» «Wir haben oft länger als nur eine Stunde gesprochen und wollen das wöchentliche Gespräch nun auch nach dem Projekt weiterführen.» «Abbiamo deciso di continuare con i nostri Tandemtermine.» «Io e la mia partner in questo progetto abbiamo deciso che continueremo a sentirci.» Oltre alla durata del tandem, le proposte di miglioramento hanno riguardato gli argomenti forniti per le dieci settimane: di per sé non sono stati interpretati come una costrizione, bensì come un utile spunto, soprattutto nella fase iniziale, tuttavia sono migliorabili. Una studentessa ha suggerito una sorta di storytelling, dunque compiti più narrativi che descrittivi. Le altre proposte non si sono allontanate così tanto dalle consegne date, ma hanno ritenuto alcuni dei sottotemi troppo vasti o al contrario troppo riduttivi: «Die Themenvorschläge haben uns den Einstieg erleichtert, später haben wir sie gar nicht mehr gebraucht.» Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi Tandem e motivazione: un binomio virtuoso 119 «Trovo anche utile che vengano suggeriti dei temi in anticipo, a volte essendo i temi molto generali o molto specifici, ci è capitato di parlare di altri temi a questi legati.» «L ’ unico consiglio che mi sento di dare per quanto riguarda i temi delle conversazioni è che questi siano generali, di modo che la conversazione continui, perché ho notato che quando ci sono dei temi specifici la conversazione si esaurisce in poco tempo e poi si parla di altri argomenti.» «Die Themen waren manchmal sehr eng gefasst, das könnte man verbessern. Manchmal ist uns nach ein paar Minuten nichts mehr eingefallen, was wir zu dem Thema sagen oder fragen können. Das Thema Lebensprioritäten war so weit gefasst, dass wir nicht genau wussten, was wir sagen sollen. Hier wäre eine konkretere Fragestellung als Impuls besser gewesen.» Questi feedback ci portano direttamente alla discussione delle preferenze degli studenti in relazione ai temi da trattare in videoconferenza. Quello che più balza all ’ occhio è l ’ eterogeneità delle risposte ricevute, perché per esempio il confronto fra le università, che a noi pareva forse una delle idee più azzeccate, occupa pressoché tutte le posizioni negli elenchi degli studenti. Opinioni più convergenti si sono invece registrate in positivo per la presentazione della città e in negativo per gli effetti del coronavirus sulla vita universitaria (di nuovo uno degli argomenti a nostro avviso più promettenti), rispettivamente ai primi e agli ultimi posti in quasi tutte le liste. Conclusioni Il tandem a distanza è un buon strumento per integrare i corsi ufficiali di L2 con un apprendimento di tipo informale che coniughi libertà d ’ orari ed efficacia (cfr. Schmelter 2004: 142), a maggior ragione in tempi di pandemia, in cui le limitazioni ai viaggi rischierebbero di limitare l ’ uso vivo della lingua se non ci fossero gli strumenti digitali a venirci in aiuto. Una studentessa ha scritto nel questionario di feedback che, in assenza di questo programma, non avrebbe avuto altre occasioni di praticare il tedesco al di fuori delle lezioni. La spontaneità degli scambi dialogici tra pari fa sì che il contesto di apprendimento sia ottimale non solo in termini di autenticità, ma anche perché in quest ’ ambiente non giudicante si instaura un meccanismo virtuoso di autostima e motivazione al miglioramento continuo, come hanno confermato gli stessi partecipanti. Non basta tuttavia fornire il contatto di un partner di tandem affinché si inneschi automaticamente questo meccanismo. Il principio dell ’ autonomia dei discenti, che è uno dei capisaldi del tandem, non va inteso in senso assoluto, ovvero non esclude la guida discreta, ma salda, dei docenti referenti del tandem, ai quali compete non da ultimo il compito Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi 120 delicato di stimolare e tenere monitorata la motivazione dei partecipanti. Le modalità con cui è stato realizzato il ciclo di tandem descritto in quest ’ articolo si sono rivelate fruttuose sotto questo punto di vista, ma presentano ancora qualche margine di miglioramento nella scelta dei temi da proporre ai partecipanti per la discussione. Vista l ’ eterogeneità delle risposte ricevute dagli studenti su questo punto, e anche in considerazione della scarsa prevedibilità delle loro preferenze, in futuro si potrebbe provare a proporre loro non una lista unica di temi, ma una rosa di possibilità. Abstract. Der Aufsatz präsentiert ein zehnwöchiges Tandemprojekt, das im Frühling 2021 von den Universitäten Mainz und Parma zum Erwerb der Zweitsprachen Italienisch/ Deutsch durchgeführt wurde. Der Fokus liegt auf der Förderung der Motivation durch das Tandem als Voraussetzung für den Lernerfolg, der in den Schlussbetrachtungen einer qualitativen Bewertung unterzogen wird, indem die Feedback-Kommentare der Teilnehmenden unter diesem Aspekt unter die Lupe genommen werden. Diskutiert wird außerdem das Verhältnis zwischen der Lernerautonomie und der Lernsteuerung durch die Lehrenden, wobei praktische Lösungen bezüglich der Tandemführung vorgeschlagen werden. Summary. The paper presents a ten-week tandem project which was carried out in spring 2021 by the Universities of Parma and Mainz for the acquisition of Italian/ German as a second language. The project focuses on promoting motivation through the tandem as a prerequisite for successful learning, and is consequently subjected to a qualitative assessment in the final considerations through the examination of the participants ’ feedback from this point of view. The relationship between learner autonomy and teacher supervision is also discussed, as well as practical solutions as to how a tandem program should be conducted. Bibliografia Angelini, Chiara/ Longhi, Elisabetta (2015): «How to use Adobe Connect for oral language practice in international virtual classes», in: Pixel (ed.), Conference Proceedings. ICT for Language Learning 8th edition, Firenze: Libreriauniversitaria, pp. 143 - 147. Angelini, Chiara/ Longhi, Elisabetta (2016 a): «Come migliorare la produzione orale in L2: metodi innovativi», in: Italienisch. Zeitschrift für italienische Sprache und Literatur, n. 76 (2016), pp. 100 - 109. Angelini, Chiara/ Longhi, Elisabetta (2016 b): «Le videoconferenze nella formazione linguistica: un progetto pilota italo-tedesco», in: Marina Rui/ Laura Messina/ Tommaso Minerva (a cura di), Teach Different! Proceedings della multiconferenza EMEM- ITALIA2015, Genova: Genova University Press, pp. 327 - 330. Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi Tandem e motivazione: un binomio virtuoso 121 Angelini, Chiara/ Longhi, Elisabetta/ Jakob, Katharina (2016 a): «Videokonferenzen: Computervermitteltes Tandemlernen zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit», in: La Torre di Babele. Rivista di letteratura e linguistica, n. 12, 2016, pp. 221 - 249. Angelini, Chiara/ Longhi, Elisabetta/ Jakob. Katharina (2016 b): «How to use Adobe Connect to enhance speaking awareness in L2 acquisition», in: Pixel (ed.), Conference Proceedings. ICT for Language Learning 9th edition, Firenze: Libreriauniversitaria, pp. 407 - 412. Böcker,Jessica/ Kleppin, Karin (2017): «Das Lernerlogbuch in den binationalen Kursen des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW)», in: J. Böcker/ M. Ciekanski/ M. Cravageot/ A. Jardin/ K. Kleppin/ K.-U. Lipp, Kompetenzentwicklung durch das Lernen im Tandem: Akteure, Ressourcen, Ausbildung. Eine deutsch-französische Studie (Arbeitstext Nr. 29), OFAJ-DFJW, Berlin-Paris. Brammerts, Helmut/ Little, David (Hrsg.) (1996): Leitfaden für das Sprachlernen im Tandem über das Internet (Manuskripte zur Sprachlehrforschung 52), Brammerts Seminar für Sprachlehrforschung Ruhr-Universität Bochum, Bochum: Brockmeyer. Dörnyei, Zoltán/ Csizér, Kata (1998): «Ten Comandments for Motivating Language Learners: Result of an Empirical Study», in: Language Teaching Research, 2, 3, pp. 203 - 229. Hoffmann, Sabine (2013): Didattica della lingua tedesca. Roma: Carocci. Riemer, Claudia (2006): «Der Faktor Motivation in der empirischen Fremdsprachenforschung», in: A. Küppers/ J. Quetz (Hrsg.), Motivation Revisited. Festschrift für Gert Solmecke. Hallenser Studien zur Anglistik und Amerikanistik, vol. 12, pp. 35 - 48. Schmelter, Lars (2004): Selbstgesteuertes oder potenziell expansives Fremdsprachenlernen im Tandem (Gießener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik). Tübingen: Narr. Telles, Jo-o A./ Vassallo, Maria Luisa (2006): «Foreign language learning in tandem: Theoretical principles and research perspectives», in: The ESPecialist, vol. 25, n. 1, pp. 83 - 118. Tandem e motivazione: un binomio virtuoso Chiara Angelini/ Elisabetta Longhi 122 Sprachecke Italienisch Die Rubrik «Sprachecke Italienisch» stellt aktuelle Probleme und Tendenzen des Gegenwartsitalienischen vor und befasst sich mit Normierungsschwankungen, grammatischen Unsicherheiten, Neuwortbildungen u. a. Dabei sollen möglichst auch Anfragen und Anregungen aus dem Kreis der Leserinnen und Leser aufgegriffen werden, die die Dynamik des Gegenwartsitalienischen als «lingua [. . .] in forte ebollizione» (F. Sabatini) präsentieren. Verantwortlich für die «Sprachecke Italienisch» ist Prof.Dr. Daniela Pietrini (Universität Halle-Wittenberg): daniela.pietrini@romanistik.uni-halle.de. Il tipo compositivo carovita Il tipo compositivo carovita, pur essendo oggi uno dei più produttivi in italiano, costituisce un ’ anomalia tanto nel contesto della composizione romanza quanto in quella della stessa composizione italiana. 1 Benché il tipo dei composti NN con testa a sinistra e rapporto semantico subordinativo sia generalmente più sviluppato e produttivo in francese che non in italiano (cfr. Arnaud 2003 per il francese), sarebbe impensabile voler tradurre carovita letteralmente con **cherté vie. In francese, infatti, si può dire solo cherté de la vie, oppure vie chère. 2 È vero che la traduzione francese ha un nome di qualità suffissato (cherté) dove l ’ italiano utilizza un aggettivo sostantivato (il caro), il cui uso è stato motivato forse dal fatto che ambedue le alternative, carezza e carità, presentavano un problema di homophonie gênante. Semanticamente, comunque, il caro della vita 3 è l ’ equivalente del fr. la cherté de la vie. Anche in italiano formazioni analoghe a carovita, cioè con un nome di qualità seguito da un complemento che corrisponde all ’ argomento esterno dell ’ aggettivo base del primo membro (la vita è cara), come **scarsezza tempo ‘ scarsezza di tempo ’ , **abbondanza patate ‘ abbondanza di patate ’ , ecc. suonano decisamente male. Né suonano meglio composti con in prima posizione un aggettivo sostantivato con funzione collettiva: **bellovita ‘ il bello della vita ’ , ecc. Le specificità del tipo carovita e la sua origine non sembra che abbiano destato l ’ interesse degli studiosi. Tollemache (1945: 165), senza ulteriore com- DOI 10.24053/ Ital-2022-0011 1 Vorrei ringraziare Paolo D ’ Achille, Maria Grossmann, Barbara Pizzedaz e Anna Thornton per utili suggerimenti sulla prima versione di questa nota. 2 Quest ’ ultima espressione era la più comune prima dell ’ uso del termine inflation (Rainer 1998), cioè prima della Grande Guerra. Non sembra necessaria l ’ ipotesi dello Zingarelli, che fa del fr. vie chère addirittura il modello di carovita: « carovita [comp. di caroe vita, sul modello del fr. vie chère].» 3 Cfr. Ruspoli 1907. Tornerò su quest ’ uso più avanti. 123 mento, elenca carovita e caroviveri fra i composti del tipo «sostantivo con complemento» in cui «il subordinato segue». In Radimský (2015), invece, nella cui classificazione il tipo corrisponderebbe ai «subordinate compounds», esso non è menzionato affatto. Lo stesso vale per Micheli (2020), il lavoro più recente sulla composizione italiana. Il tipo carovita fa la sua entrata nella lessicografia italiana nel 1923 con la quarta edizione del Dizionario Moderno di Panzini, e rimane poi una fonte importante di neologismi fino a oggi, come vedremo più avanti e come testimoniano anche repertori di neologismi come Battaglia (2004, 2008) o Adamo/ Della Valle (2003, 2005). Panzini (1923) scrive, alla voce caroviveri: Caroviveri (Il): locuzione fatta sostantivo, per indicare l ’ aumento di prezzo, al tempo della Guerra, dei viveri. Al tempo in cui rivedo questo dizionario (maggio 1917), circa il 50 % in più sui vecchi prezzi, facendo però una media generosa. Nel 1921 si è circa al 1000 per 100 dei vecchi prezzi. Caffè, L. 28 al kg., carne L. 26 al kg., burro L. 30. Caroviveri, è anche detta la indennità cartacea per tale aumento di prezzi. Vero circolo vizioso! Quei dizionari che offrono analisi morfologiche interpretano normalmente le parole del tipo carovita come dei composti, ma sono state avanzate anche interpretazioni alternative: Panzini (1923), come abbiamo appena visto, parlava di «locuzione fatta sostantivo», Adamo/ Della Valle (2005) usano la formula «composto dal prefissoide caroaggiunto a . . .», il De Mauro online, s. v. caro, un criptico «aggettivogeno». 4 Migliorini (1963, s. v. caro-) identificava il capostipite del tipo in caroviveri, parola oggi uscita dall ’ uso comune, sul cui modello si baserebbe poi la lunga serie di formazioni dello stesso tipo: «Sull ’ esempio di caroviveri, si è parlato di . . .». Il secondo elemento del composto è normalmente un sostantivo, al singolare o al plurale, ma può anche essere un sintagma se l ’ espressione denota un concetto stabile, come in caro-bolletta telefonica o caro-canone Telecom, citati in Battaglia (2004) ma lemmatizzati erroneamente come carobolletta e carocanone. Panzini, rivedendo il suo dizionario nel 1917, associa il tipo compositivo all ’ aumento dei prezzi durante la guerra nella quale è immerso. La data più antica fornita dal DELI, del 1916, ugualmente per caroviveri, sembrerebbe dargli ragione. In realtà, Google Libri ci permette oggi di vedere che le radici di questo tipo affondano già nel periodo prebellico. Ne trovo un esempio precoce addirittura nel 1880 negli Atti del consiglio provinciale di Palermo, sessioni straordinarie e ordinaria 4 Questo termine è spiegato così nel dizionario stesso: «di sostantivo, che determina l ’ uso aggettivale del sostantivo al quale si accompagna (es. donna nell ’ espressione donna poliziotto)». Sprachecke Italienisch Franz Rainer 124 dell ’ anno 1880 (Palermo: Giannitrapani 1880, p. 23 del «riassunto del bilancio provinciale pel 1881»): «Dall ’ indennità del caro viveri non dovuto più al detto signor Guccione per effetto della nuova posizione ottenuta.» Gli esempi successivi di questa parola-capostipite però si trovano solo a inizio Novecento: «l ’ ardua questione del caro viveri» (Critica sociale 18, 1908, p. 170), «Un pericolo invece fin troppo palese è quello del caroviveri e, meglio ancora, del carovivere» (Rivista d ’ Italia 1, 1909, p. 156). Con l ’ inflazione causata dalla guerra, che si protrasse ben oltre la sua fine, le occorrenze esplodono letteralmente, come si può constatare facilmente con Google n.gram Giusta fu l ’ intuizione di Migliorini nel vedere in caroviveri il capostipite del tipo. Stando alle datazioni di cui dispongo, il secondo per età è il lessema caro-pane: «A Castelfranco (Bologna) dimostrazioni per il caro-pane» (Alfredo Comandini, L ’ Italia nei cento anni del secolo XIX (1801 - 1900) giorno per giorno illustrata, vol. 5, Milano: Vallardi 1900, p. 297), «il soprassoldo mensile di lire cinque per il caropane» (Atti parlamentari 16, 1918, p. 17413), ecc. Al nucleo delle formazioni più antiche appartengono anche i lessemi seguenti: «Il caro-alloggi» (Rivista di politica economica 2, 1912, p. 1070), «Col caro viveri che c ’ è e col caro fitti? » (La luna. Giornale lunatico illustrato, 1912, s. p.), «il progresso ha portato con sé il carovita» (Rivista mensile [Touring Club Italiano], 1914, p. 520), «In ogni caso il caro vita non potrà mai superare le 45 lire mensili» (Rivista dei trasporti, 1918, p. 44; l ’ esempio si riferisce all ’ indennità di carovita), ecc. Dopo la prima guerra mondiale, il numero dei lessemi aumentò rapidamente. Mi limito qui a segnalare l ’ anno della prima documentazione, senza indicare la fonte precisa, che si può trovare facilmente su Google Libri: caro-carta (1918), caro-stoffe (1919), caro-vestiti (1920), caro tram (1921), caro-libri (1921), caro vestire (1921), caro macchina (1923), caro benzina (1925), caro-stampa (1925), caro-energia (1926), carotutto (1926), carovacanze (1928), caro morte (1929), caro-tariffa (1930), caro-elettricità (1932), caro gaz (1935), caro luce (1935), caro acqua (1938), caro-trasporti (1938), ecc. La produttività del tipo continua fino a oggi, 5 ma è stata saltuaria, impennandosi nei momenti di forte inflazione e assopendosi nei periodi di prezzi stabili o di deflazione. È probabilmente dovuto a questa saltuarietà il fatto che nei repertori recenti molti lessemi sono presentati come neologismi benché siano già documentati ampiamente in epoche passate. Per quanto riguarda l ’ ubicazione sociolinguistica e stilistica del tipo compositivo, gli esempi addotti indicano che all ’ inizio, in un periodo in cui la parola inflazione non esisteva ancora, si trattava di espressioni tipiche del linguaggio burocratico ed economico. Il tipo è però stato 5 Alcuni esempi recentissimi: « Il caro gas lo dimostra: è ora di puntare tutto sulle rinnovabili » (Il Sole 24 ore, 20 gennaio 2022), « I camionisti ‘ minacciano ’ di fermare il Paese per il caro benzina » (il Riformista, 10 febbraio 2022), ecc. Franz Rainer Sprachecke Italienisch 125 ripreso presto anche dal giornalismo ed è soprattutto in questa nicchia che sembra essere rimasto produttivo. La questione ancora aperta è quella dell ’ origine del capostipite. Essa si riallaccia a un ’ altra specificità italiana, cioè all ’ uso di caro come sostantivo con il senso di ‘ l ’ essere caro, prezzo alto ’ . Nell ’ italiano antico, secondo il TLIO, il sostantivo caro significava ‘ carestia ’ o ‘ estrema penuria ’ . Dante scrive nel Purgatorio 22.141: «Di questo cibo avrete caro.» Quest ’ uso nominale di caro è ormai tramontato, ma a partire dal Rinascimento il GDLI documenta un altro uso nominale, definito come ‘ rialzo improvviso e innaturale dei prezzi . . . ’ , che è quello presente nel nostro tipo compositivo. Il GDLI dà un primo e unico esempio per il Cinquecento, tratto da Bernardo Davanzati: «Lamentandosi la plebe del troppo caro, pose al grano il pregio.» Ne trovo un altro nel Seicento: «non cessarebbe il caro del vivere» (Giovanni Felice Astolfi, Della officina istorica, Venetia: Sessa 1622, p. 525). 6 Gli esempi diventano più frequenti solo a partire dall ’ Ottocento (il secondo esempio del GDLI è tratto già dai Promessi sposi), quando molti dei concetti che abbiamo incontrato sopra espressi con composti NN si esprimevano invece con sintagmi del tipo caro di + art. + N: «il caro dei viveri» (Giunta per la inchiesta agraria e sulle condizioni della classe agricola 11, Roma: Forzani 1833, p. 743), «porgevano anche il vantaggio di scemare il caro della vita del popolo» (Carlo Gemelli, Storia della rivoluzione belgica dell ’ anno 1830, Torino: Tipografia letteraria 1858, p. 321), «la scarsità e il caro del pane» (Vita di Napoleone Bonaparte imperatore de ’ Francesi, Milano: Editori degli Annali universali delle scienze e dell ’ industria 1828, p. 156), «dimostrano che il caro degli alloggi colpì principalmente i quartieri poveri» (Annali universali di statistica, terza serie, 20, Milano: Società per la pubblicazione degli Annali universali delle scienze e dell ’ industria 1858, p. 203), «le doglianze contro il caro dei fitti delle terre» (Sismondi, Studi intorno all ’ economia politica, Capolago: Tipografia e Libreria Elvetica 1840, p. 204), ecc. 6 I dizionari storici ed etimologici dell ’ italiano non si pronunciano sul rapporto fra il senso antico e quello che sorge nel Rinascimento. Si potrebbe trattare di uno spostamento metonimico in contesti ambigui dato che, sulla base della legge dell ’ offerta e della domanda, la penuria di un determinato prodotto conduce automaticamente a un prezzo elevato. Sembra che il sostantivo antico rappresentasse una nominalizzazione dell ’ aggettivo caro nel senso di ‘ scarso ’ (accezione 4 del TLIO), ma anche questo senso dell ’ aggettivo andrebbe spiegato dato che in latino l ’ aggettivo carus aveva solo i tre significati ‘ expensive, costly, dear; (of price) high ’ , ‘ (of persons) Regarded with affection, beloved, dear ’ e ‘ (of things) Dear, valued, beloved ’ (OLD). Anche il LEI XII, 836 - 875 considera solo queste stesse tre accezioni. C ’ è stato forse qualche influsso, ancora da determinare, da parte della famiglia del verbo carere ‘ essere privo di ’ , uscito dall ’ uso nella lingua standard, ma ancora presente marginalmente in italiano antico e nei dialetti (LEI XII, 92)? Sprachecke Italienisch Franz Rainer 126 Come sarà avvenuto il passaggio dal tipo sintagmatico a quello compositivo? A mio modo di vedere, la via è stata preparata dall ’ espressione caro vivere, utilizzata a partire dal Rinascimento nel senso del francese vie chère, cioè per designare un alto livello dei prezzi. Il 16 agosto 1539, il cardinale Polo scrisse dalla Francia, dove trovava «a vivere ancho a prezzo conveniente», al cardinale Contarini a Roma: «il che non so come sia possibile se io torno in Italia, che oltre il caro vivere ho bisogno di mille altre spese» (Epistolarum Reginaldi Poli S. R. E. Cardinalis et aliorum ad ipsum pars II, Brixiae: Rizzardi 1745, p. 189). A partire dall ’ inizio dell ’ Ottocento, l ’ espressione diventò comune, apparendo anche occasionalmente scritta in una sola parola: «il carovivere si sarebbe cambiato in carestia, e fame assoluta» (Giovanni V. M. Fabbroni, Dei provvedimenti annonarj, Firenze: Stamperia Reale 1804, p. 191), «Si esclama talora dal popolo contro il caro vivere» (Nuovo giornale de ’ letterati 34, Pisa: Nistri 1837, p. 159), «cambiare il caro vivere in carestia assoluta» (Melchiorre Gioja, Nuovo prospetto delle scienze economiche, vol. 5, Lugano: Ruggia 1839, p. 109), «Oggi il carovivere è tormentoso, cresce di continuo, una vera ossessione.» (Critica sociale 19/ 20, 1909, p. 67), ecc. In questa espressione, che aveva status di termine tecnico, caro è aggettivo e il sostantivo vivere significa ‘ ciò che è materialmente necessario per la vita quotidiana ’ (accezione III.2 nel De Mauro online; es. il costo del vivere è cresciuto). Il primo membro dell ’ espressione è poi stato rianalizzato come sostantivo con il senso ‘ l ’ essere caro, prezzo alto ’ , mentre al secondo membro è stato sostituito il plurale viveri, che ha il senso vicino di ‘ alimenti ’ . Il senso del composto è così diventato ‘ il prezzo alto degli alimenti ’ . Un argomento di peso a favore di questa ipotesi è costituito dal fatto che il capostipite del tipo carovita è stato proprio caroviveri, come aveva già supposto correttamente Migliorini. L ’ origine eterodossa (rianalisi di carovivere, da AN a NN) 7 si riflette, in sincronia, nel comportamento idiosincratico del tipo compositivo, vero masso erratico nel paesaggio della composizione italiana e romanza. Franz Rainer Bibliografia Adamo, Giovanni/ Della Valle, Valeria (2003): Neologismi quotidiani. Un dizionario a cavallo del millennio. Firenze: Olschki. Adamo, Giovanni/ Della Valle, Valeria (2005): 2006 parole nuove. Un dizionario di neologismi dai giornali. Milano: Sperling & Kupfer. 7 La sottolineatura indica la testa dell ’ espressione. Franz Rainer Sprachecke Italienisch 127 Arnaud, Pierre J. L. (2003): Les composés timbre-poste. Lyon: Presses Universitaires de Lyon. Battaglia, Salvatore (2004): Grande dizionario della lingua italiana. Supplemento. Torino: UTET. Battaglia, Salvatore (2009): Grande dizionario della lingua italiana. Supplemento. Torino: UTET. DELI = Cortelazzo, Manlio/ Zolli, Paolo ( 2 1999): DELI - Dizionario etimologico della lingua italiana. Bologna: Zanichelli. De Mauro online = Il Nuovo De Mauro ‒ Vocabolario online della lingua italiana. https: / / diz ionario.internazionale.it/ . GDLI = Battaglia, Salvatore (1961 − 2002): Grande dizionario della lingua italiana. Torino: UTET. http: / / www.gdli.it/ LEI = Pfister, Max (1984 ss.): Lessico Etimologico Italiano. Wiesbaden: Reichert. Micheli, M. Silvia (2020): Composizione italiana in diacronia. Le parole composte dell ’ italiano nel quadro della morfologia delle costruzioni. Berlino: De Gruyter. Migliorini, Bruno (1963): Parole nuove. Dodicimila voci a complemento del ‘ Dizionario moderno ’ di Alfredo Panzini. Milano: Hoepli. OLD = Glare, P. G.W. (a cura di) (1982): Oxford Latin dictionary. Oxford: Oxford University Press. Panzini, Alfredo (1923): Dizionario Moderno. Supplemento ai dizionari italiani. 4 a edizione rinnovata e aumentata. Milano: Hoepli. Radimský, Jan (2015): Noun+noun compounds in Italian. Č eské Bud ě jovice: Jiho č eská univerzita. Rainer, Franz (1998): «Sur l ’ histoire de inflation et dérivés», Vox Romanica 57, pp. 172 - 175. Ruspoli, Enrico (1907): L ’ avvenire di Roma e il caro della vita. Roma: Nuova Antologia. TLIO = Beltrami, Pietro G. (1997 − ): Tesoro della lingua italiana delle origini. http: / / tlio.ovi.cnr.it/ TLIO/ . Tollemache, Federico (1945): Le parole composte nella lingua italiana. Roma: Rores. Zingarelli, Nicola (2012): Vocabolario della lingua italiana. 12 a ed. Bologna: Zanichelli. Sprachecke Italienisch Franz Rainer 128 Buchbesprechungen Susanne Kleinert: Geschichte und Gedächtnis im Roman: Beispiele aus Frankreich, Italien und Lateinamerika 1970 - 2000, Saarbrücken: universaar 2020, 529 Seiten, € 59,90 Mit der hier anzuzeigenden Monographie legt die Autorin dem wissenschaftlichen Publikum eine aktualisierte Fassung ihrer Habilitationsschrift aus dem Jahr 1994 vor. Darin behandelt sie neben den italienischen Quellen, um die es in dieser Rezension vor allem gehen soll, auch zwei Romane aus Lateinamerika (Mario Vargas Llosas La guerra del fin del mundo und Carlos Fuentes ‘ Terra nostra) sowie Le Jardin des Plantes von Claude Simon. Mit derAuswahl der italienischen Romane deckt Susanne Kleinert einen zeitlichen Bogen von 1975 bis 1988 ab, eine Phase also, in der die großen Kriege des 20. Jahrhunderts noch dunkle Schatten werfen. Symptomatisch dafür sind vor allem die beiden Werke aus den 1970er Jahren: Elsa Morantes La Storia und Guido Morsellis Contro-passato prossimo. Demgegenüber entspringt Umberto Ecos Pendolo di Foucault einem historischen Augenblick, in dem die Schrecken der Geschichte schon deutlich weniger spürbar waren. Bis weit ins Novecento hinein gibt es in der italienischen Literatur wohl keine historische Erzählung, die ohne impliziten Bezug auf die Promessi Sposi entstanden wäre. Von den hier zur Diskussion stehenden Werken lässt sich am ehesten Elsa Morantes La Storia mit Blick auf das von Manzoni zur Verfügung gestellte Modell lesen: Der Roman ist aus auktorialer Perspektive erzählt und hat einen klar umrissenen Zeitraum zum Gegenstand: Die Jahre zwischen 1941 und 1947, als die römische Stadtbevölkerung unter dem Eindruck von Bombenkrieg und Hungersnöten um ihr Überleben kämpfen musste. Freilich spielt das Phänomen des historischen Wandels, das sich in Manzonis Erzählung von den beiden Brautleuten sehr markant ausgeprägt hatte, bei Elsa Morante keine Rolle. Vielmehr will die Autorin mit La Storia eine pessimistische Einsicht illustrieren, wonach die Historie «ewig und unveränderlich auf der gewalttätigen Unterdrückung der Mehrheit durch eine Minderheit» (S. 157) beruht. Ein solcherart fatalistisches Geschichtsverständnis lässt sich wohl nicht anders erklären als mit einem Hinweis auf die traumatisierenden Erfahrungen, die Elsa Morante in den Kriegs- und Nachkriegsjahren am eigenen Leibe und in ihrem Umfeld machen musste. Der große Erfolg des Werks beim italienischen Publikum der 1970er Jahre deutet darauf hin, dass es bei den Zeitgenossen der Autorin noch ein großes Bedürfnis nach einer literarischen Aufarbeitung der unmittelbaren Vergangenheit gegeben haben muss. In einer so beschaffenen kollektiven Bewusstseinslage ist möglicherweise auch die Ursache dafür zu suchen, dass ein Autor wie Guido DOI 10.24053/ Ital-2022-0012 129 Morselli mit seinem erzählerischen Hauptwerk Contro-passato prossimo keinen Verlag gefunden hat, der bereit gewesen wäre, den Text zu veröffentlichen. Denn dieses Werk liefert ein programmatisch verfälschtes Bild der Historie Europas im 20. Jahrhundert: In Morsellis uchronischer Erzählung verläuft diese Historie nach dem Kriegsausbruch 1914 ganz anders, als sie von der herkömmlichen Geschichtsschreibung üblicherweise dargestellt wird. Aus dem militärischen Konflikt geht das Deutsche Reich bereits im Jahr 1917 siegreich hervor und avanciert zur uneingeschränkten europäischen Führungsmacht. Unter dem genialen Staatsmann Walter Rathenau finden die Länder Europas schon früh zu einer prosperierenden politischen Einheit zusammen. Aus naheliegenden Gründen können bei einer solchen historischen Ausgangslage die Ursachen, die in der tatsächlichen Geschichte zur Herausbildung des Faschismus und daher in letzter Konsequenz zum Zweiten Weltkrieg geführt haben, nicht wirksam werden. Daher gibt es in Morsellis Darstellung keinen deutschen Nationalsozialismus, und auch die Schrecken des Zweiten Weltkrieges bleiben dem Kontinent erspart. Während sich Elsa Morantes La Storia wie eine verzweifelte Klage angesichts der Grausamkeit der Geschichte liest, ist Morsellis Contro-passato prossimo von einem ironischen Erzählton durchzogen, der bereits den Titel des Werkes prägt. Seinen ästhetischen Mehrwert, so schreibt Susanne Kleinert, bezieht dieser Titel aus einer spielerischen Überblendung der «grammatikalische[n] Kategorie des ‘ passato prossimo ’ mit dem Neologismus des ‘ contro-passato ’ » (S. 279). Morsellis Erzählung lasse sich beschreiben als «[. . .] Kontrafaktisches Spiel mit der Geschichte» (S. 280), wobei die in der Romanhandlung dargebotenen kontrafaktischen Sachverhalte kontinuierlich mit Motiven aus der historischen Tatsächlichkeit interferieren. Um den Ironie-Effekt zu veranschaulichen, der sich aus einer so intrikaten Verflechtung von ‘ Storia ’ einerseits und einer forciert antihistorischen ‘ Invenzione ’ andererseits ergibt, sei hier nur eine Episode aus dem «Epilogo» des Romans herausgegriffen: In den ersten Novembertagen des Jahres 1918, das Kriegsende liegt lange zurück und die politische Vereinigung des Kontinents unter deutscher Führung ist seit wenigen Monaten vollzogen, wütet in ganz Europa eine verheerende Grippe-Epidemie, besonders in den großen Städten. In dieser Situation reist der österreichische Journalist Walter von Allmen, schon bei Beginn der Romanhandlung die fiktive Zentralfigur von Contro-passato prossimo, im Auftrag einer Wiener Zeitung nach Dresden, um dort eine Ausstellung der Brücke-Maler zu besuchen, wo unter anderem Bilder von Emil Nolde und Oskar Kokoschka zu sehen sind. Auf der Rückfahrt nach Wien trifft der Reisende einen Landsmann wieder, der als Kunstmaler arbeitet und den er während der Ausstellung in Dresden kennengelernt hatte. Sein Name ist Adolf Hitler, und die beiden kommen ins Gespräch miteinander. Mit großer Emphase erläutert der Maler seinem erstaunten Gesprächspartner eine abstruse Rassentheorie, wonach die germanische Rasse auf- Buchbesprechungen 130 grund ihrer Überlegenheit zu einer historischen Führungsrolle in der Welt berufen sei, was sich auch daran gezeigt habe, dass Deutschland in dem unlängst beendeten Krieg die Völker Europas unterworfen habe. Der fiktionale Adolf Hitler beendet seinen Monolog mit der Erklärung, dass er selbst angesichts einer solchen historischen Entwicklung, wie sie sich in den Jahren seit 1916 ergeben habe, seine politischen Träume erfüllt sehe und die dadurch gewonnene Freiheit jetzt dadurch nutzen wolle, dass er sich seinem eigentlichen Interessensgebiet zuwendet, nämlich der Malerei. In dem Gespräch, das der von Morselli erdachte Journalist Walter von Allmen mit einem Adolf Hitler führt, dem es aufgrund der im Roman geschilderten gegengeschichtlichen Umstände vergönnt ist, sich auf eine Tätigkeit als Kunstmaler zu beschränken, findet die narrative Strategie des Autors, «alternative Welt- und Geschichtsverläufe mit ironischer Detailpräzision zu entwerfen» (S. 268), ihren spektakulären Höhepunkt. Wo die Erzählerin Elsa Morante das Unheil des Zweiten Weltkriegs in einem hohen epischen Ton beklagt hatte, gibt der Autor von Contro-passato prossimo auf dieses Geschichtsereignis eine andere, eine spielerische Antwort, die freilich ihrerseits im Hinblick auf ihre Komplexität über eine einfache Konfrontation von Geschichte einerseits und Gegengeschichte anderseits nicht hinausgeht. Im Unterschied dazu legt Umberto Eco mit seinem Pendolo di Foucault einen Roman vor, dessen narrative Struktur im Handlungsverlauf ständig gebrochen wird. Die Gegengeschichte, um die es in diesem Werk geht, ist die von der Historiographie vergessene bzw. ignorierte Geschichte der esoterischen Bewegungen in Europa. Anders als bei Morante und Morselli gibt es im Pendolo di Foucault keine handlungsexterne Erzählinstanz. Geschildert werden drei Intellektuelle der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, «die mit dem Material der Geschichte der Esoterik spielen, sich darin verlieren und am Ende von einer rechtsextremistischen Sekte verfolgt und umgebracht werden» (S. 403). Angesichts des ausufernden und übermächtigen Textmaterials, mit dem sie sich beschäftigen und das im Roman mit sehr ausführlichen Quellenzitaten präsentiert wird, kann es allenfalls «Illusionen von Fixpunkten» (S. 406) geben. In faszinierender Weise gelingt es Susanne Kleinert, den Überblick über das hochkomplexe Gefüge von aufeinander verweisenden und einander überlagernden Mikrogeschichten zu behalten und dieses Gefüge für den Leser durchsichtig zu machen. Als Hauptakteure treten drei Verlagslektoren in Erscheinung, die beauftragt werden, Material für eine Buchreihe zur Geschichte der Esoterik zu sammeln, und dabei zu der (irrigen) Einsicht kommen, sie seien einer sich über viele Jahrhunderte hinziehenden geheimen Verschwörung auf der Spur. Mit einer ingeniösen Erzählidee kann Eco den Bericht über die Quellenforschungen der drei genannten Akteure mit dem italienischen Rechtsterrorismus der 1980er Jahre kurzschließen. Indem die lesenden Romanhelden dem verführerischen Reiz der Buchbesprechungen 131 von ihnen studierten Texte erliegen, demonstrieren sie die «Wirkungsmacht von Narrationen» (S. 430). «Die übliche Unterscheidung von Vergangenheit und Gegenwart», die das erkenntnistheoretische Fundament des traditionellen Geschichtsromans gebildet hatte, «löst sich [in Il Pendolo di Foucault] ganz auf, da [. . .] [die] Wahrnehmung [der Protagonisten] durch Texte präformiert ist und Texte das Kontinuum bilden, das es wiederum erlaubt, die Welt als Text zu lesen» (S. 432). Unter den von Susanne Kleinert behandelten Autoren ist Eco zweifellos derjenige, der die aus seiner Sicht unhintergehbare Textualität des historischen Materials am deutlichsten akzentuiert. Vor einem solchen Hintergrund erscheint es als folgerichtig, dass er auch als einziger seine Aufmerksamkeit auf die Frage nach der Aufbewahrungsform der in den Romanen verarbeiteten Daten richtet, d. h. auf die Frage nach ihrer Speicherung. Die Autorin erwähnt am Ende ihres Buches ein Gespräch, das sie im Jahr 1994 mit Umberto Eco geführt hat und in dem dieser zum Ausdruck gebracht habe, das Jahr 1983 sei ein Schlüsseldatum für Il Pendolo di Foucault gewesen, weil in diesem Jahr «die Firma Olivetti mit dem Vertrieb von Personal Computern in Italien begann» (S. 460). Mit einem schönen Begriff kennzeichnet Susanne Kleinert das Computerzeitalter als Epoche einer «Gedächtnis-Hypertrophie» (ebd.). Angesichts einer solchen Diagnose könnte man sich dazu veranlasst sehen, die Frage nach den Möglichkeiten des historischen Romans, aber auch diejenige nach seiner Sinnhaftigkeit unter den heute obwaltenden Umständen neu zu stellen. Peter Ihring Buchbesprechungen 132 Gesine Seymer: Fremdwörter in der italienischen Sportsprache (1920 - 1970). Lexikalischer Wandel unter dem Einfluss des faschistischen Fremdwortpurismus im Spiegel von «La Stampa». Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, Band 453. Berlin/ Boston: Walter de Gruyter Verlag 2021, 505 Seiten, 12 Abb., 130 Farb- Abb., 18 Tab., € 139,95 Es handelt sich um die Dissertation derAutorin, die 2020 mit dem Nachwuchspreis des Deutschen Italianistenverbands ausgezeichnet wurde. Dieser Preis wird an hervorragende Qualifikationsschriften im Bereich der Italianistik verliehen. Die Arbeit stützt sich auf eine über einen Zeitraum von 50 Jahren mit Hilfe des historischen Archivs der Tageszeitung «La Stampa» vorgenommene korpusbasierte Analyse. Die Autorin untersucht akribisch mögliche Auswirkungen der Purismus-Politik der Mussolini-Regierung auf die italienische Sprache, insbesondere die Sprache des Sports. Sie hält diese jedoch für relativ gering und vertritt die These, dass «die Entwicklung von Fremdwörtern im Wortschatz dynamisch, nicht prognostizierbar und multikausal beeinflusst ist» (S. 78). Nach der Einleitung (S. 1 - 9) legt die Verfasserin im 2. Kapitel «Theoretische und historische Grundlagen» (S. 11 - 162) dar. Teil der faschistischen Sprachpolitik war das Bestreben, einen Beitrag zur sprachlichen und nationalen Einheit zu leisten. Dabei galt es jedoch, die onomasiologischen Realitäten zu beachten. Die politische Einigung Italiens im Jahr 1861, die beginnende Industrialisierung und Modernisierung des Landes und die Anpassung der Sprache an die Bedürfnisse der Bürger eines modernen Nationalstaates machten die Erweiterung des Wortschatzes dringend notwendig. Zahlreiche bis dahin wenig bekannte Objekte aus Wissenschaft, Technik, Industrie und Sport bedurften der Bezeichnung, die oft aus dem Englischen und dem Französischen übernommen wurde. Dieser Entwicklung wollten nationalistische Sprachpolitiker Einhalt gebieten. Mit der wachsenden Faschisierung Italiens 1925/ 26 nahm ihr Einfluss zu und richtete sich vorrangig auf den Sport. Mit dem Konzept der «Italianità» propagierte das faschistische Regime eine «campagna autarchica», die eine wirtschaftliche Unabhängigkeit des Landes anstrebte. Dieses Konzept wurde mit dem Begriff «autarchia linguistica» auf die Sprachpolitik der Regierung übertragen. Die Fremdwortkritik richtete sich vorrangig gegen die Sportberichterstattung, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den Luftsport gelegt wurde. Dadurch sollte «die Italianità sowohl der Luftfahrt als auch der zugehörigen Sprache» unterstrichen werden (vgl. S. 104). Das Fremdwortverbot wurde jedoch nicht immer beachtet, weil bald deutlich wurde, «dass Fremdwörter und Exotismen für die chauvinistische und xenophobe Propaganda genutzt werden konnten» DOI 10.24053/ Ital-2022-0013 Buchbesprechungen 133 (S. 110). Die Lexikografie wurde bald zum wichtigsten Instrument des Sprachpurismus. Sie vermittelte nicht nur die «Sprachnorm, die weitgehend ohne Fremdwörter auskommen sollte», sondern auch die «faschistische Ideologie» (S. 111). Im Verlauf des Krieges schwand jedoch der Einfluss der Sprachpuristen, denn die Bevölkerung hatte andere Sorgen als ihre sprachliche Ausdrucksweise. Stattdessen ist ein immer stärkerer anglo-amerikanischer Einfluss auf die Sprache zu verzeichnen, ähnlich wie in anderen Ländern, in denen US-Militär präsent war (auch z. B. in Algerien, wie dies bei Khadra 2008, S. 215 f. zu sehen ist). So hat die faschistische Sprachpolitik tatsächlich «die italienische Sprache nur oberflächlich tangiert» (S. 158). Viel wirksamer in faschistischem Sinn - so Gesine Seymer - sei die Gleichschaltung der Presse seit 1925 gewesen. Hier wären sicher noch die «neuen Medien» wie Radio und Kino-Wochenschau zu nennen gewesen. Das 3. Kapitel beschreibt die methodischen Grundlagen der Arbeit (S. 163 - 226), stets ausgehend von der Frage, ob puristische Interventionen auf den italienischen Fremdwortschatz Einfluss genommen haben. Die Autorin entscheidet sich für den «konzeptbasierten Ansatz der Kognitiven Kontaktlinguistik», der an der Katholischen Universität von Leuven (Louvain) entwickelt wurde (vgl. Riehl 2014); dieser verspreche differenzierte Ergebnisse durch Kombination lexikografischer sowie korpus- und befragungsbasierter Methoden (vgl. S. 180). Es handelt sich also um einen «mixed-methods-Ansatz», der rein empirisch vorgeht. Die Sportsprache bietet sich als Untersuchungsgegenstand an, weil zu Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche moderne Sportarten aus England und Frankreich importiert wurden. Zudem ist die Sportsprache «der größte homogene Teilbereich des italienischen Fremdwortschatzes» (S. 196), der auch von Laien verstanden wurde und auch während des Faschismus praktisch «alle sozialen Schichten» erreichte (vgl. S. 197). Gesine Seymer untersucht die meisten gängigen Sportarten mit Ausnahme von «Automobilsport, Motorradsport, Segelsport, Motorbootsport, Rudern, Luftsport, da deren Vokabular durch technische Neuerungen schneller veraltet als in anderen Sportarten» (ibid.). Die Daten erhebt die Autorin mit Hilfe von Korpora, also von Sammlungen authentischer Sprachdaten (vgl. S. 205). Auf diese Weise untersucht sie 104 «Konzepte» der Sportsprache, z. B. das Konzept «Fußballfan», zu dem die Fremdwörter «supporter (< engl.), suiveur (< frz.), fan (< engl.) und aficionado (< span.)» (S. 204) gehören. Diese 104 Konzepte ordnet sie sprach- und sportgeschichtlich ein und analysiert ihre Variation und Entwicklung. Dann behandelt sie jeweils die Etymologie des Fremdworts, seinen Erstbeleg, die Wortbildung, die Wortbedeutung, mögliche Substitute oder weitere Synonyme (vgl. S. 228). Gesine Seymer erstellt diese onomasiologischen Profile in den untersuchten 104 Fällen Buchbesprechungen 134 und beschreibt deren diachrone Entwicklung zwischen 1920 und 1970. Dies mag angesichts der detaillierten Ausführungen zu den einzelnen «Konzepten» etwas langatmig wirken, jedoch geschieht dies mit dem Ergebnis einer überzeugenden Fundierung ihrer Aussagen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Anzahl der Italianisierungen sich mit der von Fremdworterfolgen ungefähr die Waage hält. In 7 % der Fälle kommt es zu einer Koexistenz. Bei der Hälfte der untersuchten Sportkonzepte erfolgte tatsächlich eine Italianisierung, jedoch fand diese bei 46 % der Fälle schon vor 1920 statt, bei 50 % während des Faschismus und nur bei 4 % in der postfaschistischen Zeit (vgl. S. 409). Das faschistische System unternahm besondere Anstrengungen im Fußball, weil es darin ein hohes propagandistisches Potenzial wähnte (vgl. S. 252). Im Fußball gab es nur 3 Fremdworterfolge (goal, dribbling, cross [Flanke]). Also ist hier der Anteil der Fremdwortsubstitutionen besonders hoch. Die Ursache hierfür liegt jedoch nicht in den sprachpuristischen Interventionen der Faschisten, denn die meisten Ersetzungen fanden schon vor 1920 statt (vgl. S. 284). Allerdings lässt sich differenzierend festhalten, dass die Italianisierung bei populären Sportarten, die als Massenereignis organisiert waren, deutlich erfolgreicher war als bei den Elitesportarten wie Golf oder Tennis. Ein gut nachvollziehbares Beispiel hierfür ist der Fußball, dessen Popularität die Faschisten propagandistisch zu nutzen wussten (Italien war in den 1930er Jahren zweimal Weltmeister und einmal Olympiasieger). Propagandistisch ebenso gut nutzbar wäre der Motorsport gewesen, den Gesine Seymer jedoch aus ihrer Untersuchung ausklammert, weil sie annimmt, dass es hier aufgrund der rasanten Entwicklung der Technik unabhängig vom herrschenden politischen System zu einer großen Anzahl von Neologismen komme. Das 4. Kapitel behandelt die «Onomasiologische Variation in der italienischen Sportsprache zwischen 1920 und 1970» (S. 227 - 422). Es stellt den empirischen Hauptteil der Arbeit dar. Gesine Seymer untersucht auf der Grundlage des vorhandenen Datenmaterials des ASLS (Archivo storico La Stampa), wie der faschistische Fremdwortpurismus (FFP) bzw. dessen Protagonisten es vermochten, in der Sprache des Sports zahlreiche Fremdwörter auszusortieren und sie durch native Lexeme zu ersetzen. Dies gelang allerdings nicht flächendeckend und auch nicht nachhaltig. Die Grundlage für diese Untersuchung stellt die Autorin bereit durch eine Erhebung bzw. Berechnung der «relativen Realisierungshäufigkeit der Fremdwörter im ASLS über fünf Messzeiträume» (S. 227) innerhalb des Gesamtzeitrahmens von 1920 bis 1950. Auf diese Weise nähert sie sich ihrem Ziel, zu ermitteln und zu belegen, «ob, wann und in welchem Ausmaß» (ibid.) Fremdwörter durch native italienische Begriffe ersetzt wurden. Diese Analyse beschreibt sie in acht Teilkapiteln, die verschiedenen Sportarten gewidmet sind. Im Zentrum stehen dabei Fremdwörter, die den Sprachpuristen miss- Buchbesprechungen 135 fielen, und die nativen Begriffe, die an ihrer Stelle eingeführt wurden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den traditionell populären Sportarten Radsport (vgl. S. 231 - 251), Fußball (vgl. S. 252 - 285), Rugby (vgl. S. 285 - 293), Boxen (vgl. 293 - 320) und dem Wintersport (vgl. 331 - 341). Tennis hingegen blieb «bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine vergleichsweise elitäre Sportart, die zumeist dem Adel und dem gehobenen Bürgertum vorbehalten war» (S. 321). Das letzte Kapitel ist dem Thema «Einflussfaktoren des Italianisierungsstatus» (S. 423 - 456) gewidmet. Im Hinblick auf die «populären Sportarten» stellt die Autorin fest, dass diese «mit 65 % eine deutlich stärkere Tendenz zur Italianisierung als die «elitären Sportarten» mit 27 % aufweisen (vgl. S. 431). Trotz einiger zum Teil aufschlussreicher Einzelergebnisse kann der Einfluss des «Faschistischen Fremdsprachenpurismus» (FFP) in Italien nicht wirklich dingfest gemacht werden. So kann nicht bewiesen werden, ob die Italianisierung aus puristischen Quellen stammt oder ob Substitutionsprozesse schon in präfaschistischer Zeit eingeleitet wurden und von den Puristen lediglich übernommen und dem eigenen Konto als sprachpolitische Erfolge gutgeschrieben wurden. Gesine Seymer bezweifelt abschließend (6. Kapitel: «Synthese», S. 457 - 463), dass eine puristische Intervention tatsächlich in bedeutendem Umfang dazu in der Lage war, Fremdwörter durch native Lexeme zu substituieren. «Vielmehr ist Sprachwandel [. . .] als Invisible-Hand-Prozess zu verstehen, der über die Zeit von der Menge der individuellen Sprecherentscheidungen bestimmt und dessen Ergebnis nicht vorherzusagen ist.» (S. 457) In manchen Fällen war die stereotyp vorgebrachte Fremdwortkritik auch nur eine «Form der proaktiven Demonstration politischer Gesinnung» (S. 458). Der faschistische Fremdwortpurismus kam auf im Kontext der durch nationalistische Kräfte vorgenommenen Gleichsetzung von Sprache und Nation sowie der angestrebten politisch-wirtschaftlichen Autarkie. Er sollte eine Stärkung der nationalen und sozialen Kohäsion bewirken, was allerdings in dem von faschistischen Intellektuellen gewünschten Ausmaß nicht gelang. Gesine Seymer gelangt zu dem Schluss, dass der Faschistische Fremdwortpurismus «als Katalysator lexikalischen Wandels wirkte - nicht mehr, aber auch nicht weniger» (S. 462). Christoph Frilling Literatur Khadra, Yasmina (2008): Ce que le jour doit à la nuit. Paris: Editions Julliard. Riehl, Claudia Maria (2014): Sprachkontaktforschung. Eine Einführung. 3. Auflage. Tübingen: Narr Verlag. Buchbesprechungen 136 Kurzrezensionen Luigi Pirandello: Berecche e la guerra, a cura di Michael Schwarze, con uno studio sull ’ autore. Arezzo: Edizioni Helicon 2020, pp. 142, € 10,00 (Occhio di bue, 9) Il volume si inserisce nella collana, curata da Andrea Pellegrini e Michele Rossi e intitolata «Occhio di bue», che come si legge sul retro della copertina persegue l ’ obiettivo di generare «[u]n faro puntato sulle opere in ombra dei grandi autori della letteratura italiana». Richiamando l ’ immagine dell ’ occhio dell ’ animale, l ’ espressione indica, infatti, lo strumento usato nel mondo dello spettacolo per orientare l ’ illuminazione, proiettando un fascio di luce ben definito su un singolo dettaglio ovvero su una persona, motivo per cui il faro è conosciuto in primo luogo con il termine tecnico di «seguipersona». Con lo scopo di focalizzare l ’ attenzione su un testo specifico, messo in ombra dalle maggiori opere teatrali e narrative dell ’ autore, il libretto si propone di diffondere la conoscenza della novella Berecche e la guerra di Luigi Pirandello. L ’ edizione in esame ripropone in formato tascabile (10,5 cm x 15,5 cm) la versione integrale del racconto che, riprendendo materiali editi negli anni precedenti, esce nella versione definitiva nel 1919 e nel 1934 viene inserito nel XIV volume della raccolta Novelle per un anno. Protagonista è Federico Berecche, professore di storia in pensione, il quale fa del «metodo tedesco» (p. 30, p. 71) il perno attorno a cui ordinare la sua vita. Lo sfondo della vicenda è costituito dal contesto storico della prima guerra mondiale, dal patto della Triplice Alleanza alla dichiarazione di neutralità dell ’ Italia, atto contro cui nel primo capitolo Berecche protesta, confrontandosi con gli avventori della birreria che è solito frequentare. Evento funesto dalle conseguenze disastrose, definito nel testo «spaventoso sconquasso» (p. 15), «atrocissima guerra» (p. 51), «macello grande» (p. 53), il conflitto mondiale è vissuto dal protagonista come una distruzione generale che non solo stravolge la carta politica dell ’ Europa, ma che soprattutto crea tensioni nella sua famiglia. Padre di tre figlie, di cui la piccola rimasta cieca, e di Faustino - unico figlio maschio che, unitosi prima ai manifestanti inneggianti alla Francia per le strade di Roma, finisce per arruolarsi volontario insieme a Gino, il fidanzato trentino di una delle sorelle - Berecche vive sentendosi scisso tra sentimenti di rabbia verso la realtà profondamente deludente e momenti di evasione in cui si abbandona a una «ragione filosofica» (p. 48) che gli fa vedere la terra come un infimo e minuscolo granellino, mentre immagina un ’ altra vita. Alla prima parte contenente la novella (pp. 5 - 97) segue una postfazione (pp. 99 - 128) di Michael Schwarze, testo a cui si aggiungono alcune pagine DOI 10.24053/ Ital-2022-0014 137 (pp. 129 - 134) con le note che rinviano a opportuni approfondimenti e riferimenti bibliografici. Come suggerisce il titolo ‘ Grazie alla Germania! ’ La guerra umoristica di Luigi Pirandello, il punto di vista da cui Schwarze analizza il racconto pirandelliano è quello dell ’ umorismo, elemento centrale della poetica dell ’ autore. Mettendo in evidenza il ruolo che durante la prima guerra mondiale fu svolto da «una sorta di mobilitazione spirituale degli intellettuali» (p. 99), lo studioso si sofferma sul significato del conflitto per Pirandello, padre di due figli che combatterono al fronte, nonché sul valore letterario della novella come espressione di una declinazione insolita, poco indagata e molto suggestiva, del concetto chiave di umorismo. È nel contrasto tra vita e forma, nell ’ opposizione tra ragione e follia ovvero nel passaggio, dovuto all ’ intervento della riflessione, dall ’ avvertimento al sentimento del contrario, in questo caso dalla risata di stupore alla compassione suscitabili dalla vicenda di Berecche, che si colloca quello che Schwarze, citando il saggio pirandelliano L ’ umorismo, definisce il «momento tempestoso» (p. 109) che genera la svolta umoristica, intesa come vero e proprio ribaltamento. Se una menzione merita senz ’ altro la scelta di ripubblicare proprio questo testo pirandelliano, collocabile tra le rivisitazioni letterarie della cosiddetta «Grande guerra» come dramma esistenziale dai toni di forte intensità, tra i pregi dell ’ indagine va accennata la proposta di lettura di Berecche e la guerra in relazione ad altre novelle pirandelliane dedicate al tema della guerra, ovvero Colloquii coi personaggi e Frammento di cronaca di Marco Leccio e della sua guerra sulla carta nel tempo della grande guerra europea, non inserite nella raccolta definitiva delle Novelle per un anno. Mediante confronti intertestuali Schwarze interpreta la narrazione della guerra, in prima istanza, come costellazione di conflitti intergenerazionali e familiari, riallacciandosi alla «dialettica umoristica tra la filosofia del lontano e l ’ ethos della vicinanza» (p. 121) e, in secondo luogo, come costellazione storico-politica di conflitti. In particolare, a essere messo in evidenza è come, senza un approccio dal taglio memorialistico, in questa novella, divisa in otto capitoli, ciascuna con un titolo, Pirandello faccia riferimento ai fatti della grande Storia dalla prospettiva di una famiglia, esplicitando la necessità di un racconto non ridotto a poche righe, ma esposto in tutta la sua brutale tragedia dall ’ ottica del singolo individuo. In una polifonia accorata si susseguono così innumerevoli voci: fra queste, le grida di protesta di Faustino e Gino Viesi, stravolto per la notizia della scomparsa dei fratelli, chiamati alle armi dall ’ Austria contro l ’ Italia, come altri giovani abitanti nei territori irredenti; il pianto silenzioso di Livo Truppel, marito della primogenita di Berecche, svizzero che, a causa del suo cognome tedesco, resta vittima della violenza distruttiva dei manifestanti che demoliscono la sua bottega di orologiaio; lo strazio disperato della madre e della fidanzata, private delle persone amate partite per la guerra; il dolore profondo di Kurzrezensionen 138 Berecche, amaramente deluso dalla Germania, sua patria ideale in cui si era identificato, e costretto a fare i conti con se stesso, in un passaggio «dal neutralismo filogermanico ad una posizione di interventismo democratico» (p. 122) che lo vede proiettarsi a cavallo, immaginando di combattere a fianco del figlio, per giungere, infine, bendato e al buio, a desiderare di non vedere più il mondo. Pertanto, il libro qui recensito getta luce su un racconto pirandelliano, la cui trama ruota attorno a uno dei momenti più bui della storia: raccontata a vari livelli, la guerra è prima immaginata da Berecche nello spazio di una cartina geografica su cui piazzare le bandierine colorate, poi vissuta in famiglia come esperienza terribile e lacerante che procura un sentimento di disilluso sconforto davanti a una «atrocissima vita» (p. 97). Oltre ai legami con le novelle testualmente interconnesse, il saggio critico coglie alcuni rinvii interni sia ad altre opere dell ’ agrigentino (come l ’ osservazione del naso dell ’ amico Fongi che anticipa quella di Vitangelo Moscarda), sia ad altri autori (come, ad esempio, all ’ opera del Niebuhr ovvero al relativismo hegeliano), e arricchisce il volumetto, consentendo una rilettura accompagnata da validi spunti di riflessione, volti a mantenere illuminati aspetti caratterizzanti la scrittura narrativa di Pirandello. Domenica Elisa Cicala Claudia Durastanti: La straniera. Milano: La nave di Teseo 2019, pp. 285, € 18,00 / Claudia Durastanti: Die Fremde. Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. München: Paul Zsolnay Verlag 2021, pp. 297, € 24,00 Nata a Brooklyn nel 1984, Claudia Durastanti esordisce nel 2010 con il suo primo romanzo. La straniera, pubblicato nel 2019 e tradotto in lingua tedesca nel 2020 sotto l ’ omonimo titolo Die Fremde, finalista a numerosi premi di letteratura italiana e vincitore del Premio Strega Off, si presenta, in primo luogo, come un memoir familiare. Attraverso un ’ articolazione della narrazione più tematica che cronologia il romanzo dispiega sotto gli occhi del lettore le sorti dei nonni paterni dell ’ autrice, emigrati negli Stati Uniti negli anni 60 del secolo scorso, dei genitori di questa, colpiti entrambi da sordità e dall ’ incapacità di venire a capo della vita, quelle, infine, della scrittrice stessa, trasferitasi all ’ età di sei anni dagli Stati Uniti in Basilicata, per poi compiere gli studi a Roma, proseguirli in Inghilterra e ritornare in Italia. La singolarità del romanzo non consiste però tanto nella ricostruzione di vicende familiari e autobiografiche, quanto piuttosto nella fornitura di uno DOI 10.24053/ Ital-2022-0015 Kurzrezensionen 139 squarcio fenomenologico sulle forme di estraneità di cui fa esperienza l ’ uomo contemporaneo. Quella dello straniero coincide in prima istanza ne La straniera con la condizione del migrante che abbandona il luogo di origine per andare a vivere in un altro posto. A caratterizzare tale stato è una strutturale disappartenenza. Essere andati via da dove si viene e approdare altrove comportano la mancanza di adesione non solo con il nuovo ma anche con ciò che pensavamo ormai nostro. Se fatica a trovare posto nel paesino lucano dove si trasferisce bambina e a sentirsi a casa nelle stanze e nelle strade di Londra, ritornando nei luoghi americani dell ’ infanzia la narratrice viene assalita da uno sconforto non meno grave: «[. . .] Capita di tornare dove tutto è iniziato e avvertire qualcosa di peggio che il senso di perdita: il dubbio, sottile e perverso, che in realtà quelle foto e quelle camicie di flanella non ci siano mai appartenute. [. . .] Il mio vecchio quartiere a Brooklyn non mi avrebbe mai più riconosciuta, o forse non mi era mai appartenuto [. . .].» (pp. 89 - 90, tr. ted. p. 92) Se dunque essere stranieri vuol dire non appartenere, esseri «scollati» dal mondo (cfr. p. 257, tr. ted. p. 266), esso significa altresì esperire un sentimento di impostura e di vergogna. Lo straniero è impostore perché accampa diritti su qualcosa che non gli spetta: quello di volersi sentire a casa laddove egli non lo è. È ciò che la narratrice rileva quando, giunta in Basilicata, cerca invano di integrarsi nella nuova comunità: «[. . .] venivo da un ’ altra parte e non ne avevo diritto [. . .].» (p. 110, tr. ted. p. 114) Ma la condizione di estraneità come disappartenenza e impostura non è legata nel romanzo unicamente all ’ esperienza di migrazione compiuta dalla scrittrice e dunque ai suoi spostamenti geografici dall ’ America alla Basilicata, dalla Basilicata all ’ Inghilterra, bensì anche ad una dislocazione di ordine sociale. La protagonista è una straniera non solo per aver vissuto in differenti regioni del mondo nell ’ arco della sua vita, ma anche per aver voluto abbandonare il contesto proletario di provenienza e cercato di accedere a quello intellettuale-borghese. La scoperta di appartenere ad una classe sociale ha luogo per Claudia durante i suoi anni di formazione universitaria a Roma. Qui, la consapevolezza prima «presente ma indistinta» (p. 236, tr. ted. 243) di far parte del sottoproletariato diviene, in contatto con i «veri ricchi», netta certezza. L ’ irreversibilità delle differenze e disuguaglianze sociali le si fanno poi acutamente palesi nel mondo del lavoro. Ormai attiva nel campo editoriale è presa dal costante timore di essere riconosciuta e smascherata come altra: «Iniziavo a partecipare ai raduni dell ’ editoria con timore, temendo che qualcuno mi avrebbe riconosciuta per quello che ero: un ’ infiltrata. Avevo i Kurzrezensionen 140 vestiti giusti, il telefono come quello degli altri, ma avevo lavorato per procurarmeli e il DNA bancario della mia famiglia era insistente.» (p. 238, tr. ted. p. 245) È il timore di non padroneggiare i codici sociali giusti, di essere fraintesa per la scelta dei propri vestiti, di non sapersi avvalere in modo adeguato della « ‘ lingua sociale ’ » (p. 168, tr. ted. p. 170) a non permettere, in ultima istanza, all ’ autrice di sentirsi meno insicura a Londra, nonostante strade e cose le siano ormai note. A ben guardare l ’ esperienza di migrazione condotta dalla scrittrice si fa esperienza di estraneità nella misura in cui essa accoglie in sé l ’ ulteriore accezione dell ’ essere straniero evidenziato dal romanzo. La scrittrice-protagonista è straniera anche perché si muove socialmente in maniera non adeguata e non pertinente. La forma di migrazione di cui ella fa parte differisce, in tal modo, da quelle del secolo scorso. Diversa era, infatti, la sorte di chi, pur lasciando il posto d ’ origine, aderiva in qualche modo al nuovo luogo riproducendo strutture sociali simili a quelle di provenienza, aspirando ad un miglioramento della condizione economica ma non ad un ’ emancipazione sociale. È ciò che accade alla nonna della protagonista, che emigrata a Brooklyn negli anni Sessanta, pur non parlando l ’ inglese e esprimendosi in un italiano popolare, si sarebbe adattata meglio di quanto sarebbe stato possibile alla nipote nella capitale inglese decenni più tardi (cfr. p. 178, tr. ted. p. 180). Ma questo nuovo migrante si distingue altrettanto dall ’ intellettuale emigrante europeo del Novecento, che pur poteva contare sulla condivisione del proprio destino e su «una biblioteca in cui rifugiarsi» (p. 177, tr. ted. p. 179) assieme ai suoi simili. Lo straniero, sembra allora voler suggerire il romanzo in un ’ accezione quasi riassuntiva, è colui che fuoriesce dalla condizione assegnatogli senza trovare rifugio, dimora, altrove. È proprio la mancanza di «contesto» («Io e mia madre eravamo senza contesto», p. 184, tr. ted. p. 186) ad accomunare la protagonista alla propria madre, l ’ altra ‘ straniera ’ del romanzo, alla quale questo dedica lunghe descrizioni, tratteggiandone il carattere vivace, irrequieto, ribelle così come il senso di profonda irresponsabilità. Ad impedire la piena aderenza della donna al mondo è, in primo luogo, la sua disabilità: la mancanza di udito la conduce ad uno stato di perenne decifrazione delle parole degli altri e ad esprimersi con «[. . .] voce alta e forte e dagli accenti irregolari» (p. 19, tr. ted. p. 16), facendo di lei «un ’ immigrata sgrammaticata, una straniera» (p. 20, tr. ted. p. 16). Ma a renderla diversa è soprattutto la sua disappartenenza sociale: disoccupata e senza soldi, si comporta come una «povera maleducata» (p. 251, tr. ted. p. 260), vivendo al di sopra delle sue possibilità e non Kurzrezensionen 141 praticando le virtù consone a chi è povero: «[. . .] umiltà del sacrificio, [. . .] non chiedere troppo, [. . .] dignità» (p. 250, tr. ted. p. 259). Entrambe le donne, la madre e la figlia, sviluppano forme di resistenza e agognano la salvezza, conferendo però un senso diverso a tali processi. La madre declina la sua libertà in termini di insubordinazione, non piegandosi alla sua condizione di disabilità, rifiutando di imparare e di usare la lingua dei segni, non arginando la propria precarietà tramite l ’ esercizio di una attività lavorativa, fuggendo di continuo dai posti in cui le capita di vivere, sottraendosi, infine, ai suoi compiti di madre e di educatrice. La figlia è, al contrario, attraversata dal bisogno di mettere radici, di «fare famiglia» (p. 243, tr. ted. p. 251), di ‘ restare ’ , di sviluppare una forma di soggiorno nel mondo. Questo le riesce, d ’ altro canto, non attraverso un gesto solitario, ma grazie al fratello. Parlando della madre ella così afferma: «Io e mio fratello potevamo perderla di vista: a volte usciva per passeggiare, dormiva per strada, faceva chilometri da sola al buio soprattutto se pioveva, e noi ci abituavamo alla nostra vita anarchica fatta di mandarini sbucciati sul divano a guardare film dell ’ orrore. Era un ’ esistenza priva di orari in cui non ci facevamo troppe domande: avevamo qualche preoccupazione che lei potesse farsi male o non tornare, ma noi restavamo.» (p. 62, corsivo mio, tr. ted. 61) È grazie al fratello che, in assenza dell ’ autorità genitoriale, si fa incarnazione della Legge, che la scrittrice coglie che il suo riscatto può passare solo attraverso l ’ appropriazione della Lingua e poi del Sapere. Imparare correttamente a parlare, leggere libri, far ordine con la scrittura sono gli strumenti con i quali si può invertire la sorte, attraverso i quali trovare un posto nel mondo. Luciana Casale Antonio Lucci/ Esther Schomacher/ Jan Söffner (Hrsg.): Italian Theory. Leipzig: Merve Verlag 2020, 304 Seiten, € 24,00 Die HerausgeberInnen wenden sich mit diesem Band, wie sie in ihrer ausführlichen Einleitung betonen («Italian Theory: politische Philosophie, neu gedacht», S. 7 - 21), gegen die These vom Ende der Theorie und hier speziell in der politischen Philosophie. Die Krisen der Gegenwart, nicht zuletzt die Corona-Pandemie, verlangten nach einer Befassung mit politischen und kulturellen Herausforderungen, denen sich gerade italienische DenkerInnen mit unorthodoxen Reflexionen gestellt hätten. Der Band konfrontiert zugleich ein deutsches Publikum mit der These einer spezifisch italienischen Theorietradition, die sich in den ver- DOI 10.24053/ Ital-2022-0016 Kurzrezensionen 142 gangenen Jahrzehnten herausgebildet habe. Der Titel Italian Theory (IT) ist daher kein zufälliger Anglizismus, sondern rekurriert auf eine jüngere Rezeption italienischen DenkerInnen nicht zuletzt durch die angelsächsische Welt, die die Frage nach Gemeinsamkeiten in diesem Denken jenseits der nationalen Herkunft aufgeworfen hat. Amerikanische Universitäten werden von mehreren Autoren explizit als Geburtshelfer der IT verortet. Die in dem Band versammelten Texte sind überwiegend in den letzten zehn Jahren geschrieben worden und werden erstmalig in deutschen Übersetzungen vorgelegt, die von Daniel Creutz, Andreas Gipper und Federica Romanini vorgenommen wurden. Darunter sind auch z. T. ältere Beiträge bekannter Autoren wie Agamben, Negri oder Virno, die beispielgebend für Ansätze italienischen Denkens stehen. Einige jüngere Texte wurden bereits unter dem Eindruck der These von der «Italian Theory» geschrieben und reflektieren deren Genealogie und verbindende Merkmale. Unter dem Titel «Der italienische Unterschied» findet sich darin zu Beginn ein Auszug aus dem Buch Pensiero vivente von Roberto Esposito aus dem Jahr 2010, das als ein Gründungsdokument der Italian Theory verstanden werden kann (S. 22 - 71). Esposito zeichnet hier den internationalen Erfolg italienischer Denker- Innen in der Nachkriegszeit nach und verweist auf deren eigenständige Ansätze in Abgrenzung zu den deutschen Strömungen der Frankfurter Schule, der Hermeneutik oder der analytischen Philosophie in der angelsächsischen Welt. Auch wenn das französische Denken ein wesentlicher Referenzpunkt wurde, haben italienische TheoretikerInnen die dekonstruktivistische Wende in der Sprachphilosophie nicht mitvollzogen. Laut Esposito haben sie Sprache und Biologie grundsätzlich miteinander verknüpft. Die italienische Philosophie habe sich immer lebens- und außenweltorientiert verstanden. Daneben hebt er das kritische Potential italienischer DenkerInnen in Bezug auf Staat und politisches Handeln hervor, dessen Wurzeln er schon im frühneuzeitlichen Denken eines Machiavelli, Vico oder Bruno angelegt sieht. Körper und Leben, Konflikt und Politik sind ontologische Grundlagen, auf die die politische Theorie in Italien immer bezogen blieb. Insofern sieht Esposito auch eine «Mundanisierung des Subjekts» (S. 67), womit die italienische Philosophie in ihrem Festhalten an aktiver Diesseitigkeit einen Ausweg aus den Sackgassen der postmodernen Philosophie aufzeigt. Viele Stichworte von Esposito bilden Bezugspunkte für die weiteren Beiträge. Dario Gentili konzentriert sich in seinem 2012 entstandenen Text auf die angesprochene politische Dimension in der jüngeren italienischen Debatte («Sinisteritas», S. 72 - 97). Foucaults Begriff der «Biopolitik» ist für Gentili wie für Esposito Kern- und Ausgangspunkt der IT, mit dem italienische Denker die Krise der Postmoderne umgehen und zugleich an zentralen Kategorien der Moderne festhalten. Für Gentili steht die Reformulierung der politischen Philosophie durch Kurzrezensionen 143 Antonio Gramsci als einer Politik der Praxis hier ebenso im Zentrum wie die Strömung des italienischen Operaismus der 1960er und 1970er Jahre. Mit der Textüberschrift «Sinisteritas» sieht Gentili die IT in Fortführung einer kritischen Relektüre von Marx in einer linken Tradition, für die Politik und Klassenkampf zentrale Themen bleiben. Die diesbezüglichen Ansätze zum Beispiel bei Negri oder Agamben hätten gerade aber auch modifizierte Beschreibungen der unterdrückten Subjekte ermöglicht, die sich nicht auf den Konflikt von Arbeit und Kapital beschränken. Die ebenfalls an Esposito anknüpfenden Ausführungen von Enrica Lisciani- Petrini aus dem Jahr 2017 geben dann einen eher kursorischen Überblick über die schon genannten AutorInnen und Anknüpfungspunkte der IT, die nicht zuletzt aus amerikanischer Perspektive Impulse für ein neues Denken nach der durch 9/ 11 ausgelösten Wende liefern (« ‘ Glück ’ und ‘ Tugend ’ des italienischen Denkens», S. 98 - 119). Lisciani-Petrini sieht im Operaismus und den «wilden Jahren» Italiens einen fruchtbaren Schmelztiegel für politische Ideen. Bei Foucaults kritischer Kant-Lektüre findet sie Ausgangspunkte für die Einlassung der IT auf die konkrete Geschichte. Das «unreine» Denken geht über Philosophie weit hinaus, dem der Begriff «Italian Thought» nach ihrer Meinung besser gerecht wird. Mit einem frühen Text von Giorgio Agamben aus dem Jahr 1970 dokumentiert der Band die Hinwendung eines der Protagonisten der IT zu deren zentralen Themen: In «Über die Grenzen der Gewalt» (S. 120 - 139) geht Agamben dem Verhältnis von Sprache und Gewalt nach und untersucht kulturelle Äußerungsformen der Gewalt in Literatur und Geschichte. Sein Hauptinteresse richtet sich dabei auf die legitime und die revolutionäre Gewalt. Letztere verklärt er im jugendlichen Pathos der 1970er Jahre als «Negation des Anderen und des Eigenen» (S. 136), die die Sprache überschreitet und in einem eschatologischen Sinne Erlösung verspricht. Hier zeigt sich auch die Nähe zu einer politischen Theologie, die viele AutorInnen als ein Kennzeichen der IT hervorheben. Wie Agamben ist Antonio Negri durch vielbeachtete Schriften einem breiteren deutschen Publikum bis heute bekannt. Mit seinen Ausführungen aus dem Jahr 2010 «Wann und wie ich Foucault gelesen habe» (S. 140 - 159) blickt er zurück auf Inspirationsquellen seiner früheren Arbeiten. Foucault wurde nicht nur für ihn zur Zentralfigur einer neuen Analyse von Macht und Herrschaft, nachdem der PCI in Italien nach seiner Meinung nicht länger als Stimme der Unterdrückten angesehen werden konnte und im «historischen Kompromiss» ein Bündnis mit der Rechten anstrebte. «Biopolitik» und «Biomächte» wurden die neuen Zentralbegriffe. Negri beschreibt, wie ihm insbesondere Foucaults Surveiller et punir (Überwachen und Strafen, 1975) einen neuen Blick auf soziale Herrschaft über Leben und Körper vermittelte und damit eine erweiterte Beschreibung der Mikrophysik sozialer Konfliktualität ermöglichte. Kurzrezensionen 144 Paolo Virno ist mit einem Text aus dem Jahr 1994 vertreten, «Der Gebrauch des Lebens» (S. 160 - 197), der schon im Titel auf zentrale Begriffe der IT verweist. Virno geht hier von den späten Schriften Wittgensteins aus, um das Verhältnis von Sprache und Leben zu durchleuchten. Er sieht eine spezifische Eigenschaft des Menschen darin, sich von seinem Selbst zu distanzieren und das eigene Leben als Werkzeug zu gebrauchen. Mit der Fähigkeit «zu haben» (S. 170 ff.) würden dem Menschen wesentliche Existenzbedingungen äußerlich verfügbar und damit nicht zuletzt zu umkämpften kulturellen Institutionen, Normen und Klassenfragen. Die Sorge um den Gebrauch des Selbst sei z. B. schon seit Augustinus in religiösen Riten als kulturelle Frage präsent. Für Virno stellt das Theater, und darin ganz besonders das Epische Theater Brechts, ein Paradigma für die menschliche Selbstdistanzierung und Selbstbeobachtung in der Sprache dar. Maurizio Lazzarato geht mit seinem Beitrag aus dem Jahr 2012 von der Finanzkrise und der aus italienischer Sicht verbreiteten Kritik an der Europäischen Union aus («Der Staat gegen die Gesellschaft», S. 198 - 237). Seine Überlegungen zu «Souveränität und Gouvernabilität» (S. 201 ff.) beziehen sich kritisch auf Foucaults Begriff des Liberalismus. Für Lazzarato wurde in der Europäischen Union die Tradition der Schule des Ordoliberalismus übernommen, die in Deutschland eine wesentliche Nachkriegskonstituente des Verhältnisses von Staat und Gesellschaft war. Der Verzicht auf im eigentlichen Sinne liberale Grundprinzipien schaffe einen Staatskapitalismus, der später im Neoliberalismus die totale Unterwerfung von Politik, Recht und Demokratie unter die Vorherrschaft des Kapitals ermöglicht. Im Sinne der Foucaultschen Biopolitik würden die Trennungen von Ökonomie und Staat, Privatem und Öffentlichen aufgehoben. Der letzte Beitrag in dem Band wurde von Elena Esposito 2017 verfasst und greift eine ganz gegenwärtige Frage des sozialen Wandels auf. In Bezug auf die allgegenwärtigen algorithmischen Verfahren untersucht sie das «Recht auf Vergessenwerden» im Internet («Algorithmisches Gedächtnis und das Recht auf Vergessenwerden im Internet», S. 238 - 273). Sie geht dabei von einem Urteil des EuGH von 2014 aus, das dieses Freiheitsprinzip der französischen Rechtstradition auch für die virtuelle Welt der Daten aufrecht erhalten will und folglich Google u. a. Internet-Provider zu Anpassung ihrer Algorithmen verpflichtet. Esposito beschreibt die Schwierigkeit, wenn nicht sogar die Unmöglichkeit des Vergessens im Internet, das nur um den Preis der aktiven Beeinflussung von Daten zu haben oder mit paradoxen Effekten versehen ist. Wenn nicht die Löschung von Daten, so könnte deren Unerreichbarmachung im Rahmen einer spezifischen Kontextualisierung eine Lösung sein. In ihrem Vorschlag, Algorithmen unter dem Aspekt ihrer eigenen «Agency» (S. 251 ff.) zu betrachten, greift sie einen Topos der aktuellen soziologischen Akteurdebatte auf. Dieser, vergleichsweise eng problemzentrierte Text von E. Esposito bleibt im Hinblick auf das Kurzrezensionen 145 Themenfeld von Kultur und Leben im Rahmen der IT. Er belegt aber aus Sicht der HerausgeberInnen des Bandes die Breite der hier möglicherweise einzuordnenden Beiträge. Den Schlusspunkt des Bandes setzt eine Gesprächsrunde unter Beteiligung von Roberto Esposito, Dario Gentili und Giacomo Marramao, welche bei einer Veranstaltung an der Universität Rom im Jahr 2014 von Antonio Lucci und Federica Buongiorno befragt wurden («Was ist Italian Theory? », S. 274 - 298). Das Gespräch beleuchtet die Möglichkeit von nationalen Denkschulen in einer globalisierten Welt und berührt neben schon genannten Merkmalen der IT u. a. deren Bezüge zur deutschen Staats- und Rechtstheorie eines Carl Schmitt, die Nähe zu einer säkularisierten Theologie oder das Festhalten an der Frage nach dem Subjekt von Veränderung, die anderen Denkschulen verloren gegangen ist. Auch diese Runde wendet sich gegen eine starre Eingrenzung der IT, vielmehr liege deren Akzent gerade in einem synthetischen Denken, das Spezialisierungen überwindet. Insgesamt liefert der sorgfältig edierte Band mit kurzen Einführungen zu jedem Beitrag einen höchst instruktiven Einblick in die politische Philosophie und das kritische Denken Italiens in den letzten 50 Jahren. Längst nicht mehr auf Italien beschränkt, kristallisiert sich eine Denkbewegung heraus, für die Leben und Politik zentrale Ankerpunkte sind und die damit Eigenständigkeit behauptet. Die Texte belegen die Bedeutung der französischen Vordenker für die IT, ob man es mit einem besonderen Theorietypus zu tun hat, lassen die Beiträge mit dem Verweis auf die Heterogenität der Bezüge der IT selber offen. Man wird beobachten müssen, ob und wie davon weitere Impulse für den internationalen politisch-philosophischen Diskurs ausgehen. Derzeit jedenfalls ist hier eine lebhafte Gedankenproduktion zu vermelden, über die man sich im Italian Thought Network (www.italianthoughtnetwork.com) informieren kann. Walter Baumann Martha Kleinhans/ Julia Görtz/ Maria Chiara Levorato (Hrsg.): La forma dell ’ assenza. Facetten italienischer Epistolographie vom 14. Jahrhundert bis heute. Würzburg: Würzburg University Press 2021, pp. 146, € 24,90 In un ’ epoca in cui la comunicazione digitale ha soppiantato in parte in modo significativo quella cartacea può apparire un anacronismo - se non un cedimento nostalgico al passato - parlare di scrittura epistolare. La miscellanea La forma dell ’ assenza. Facetten italienischer Epistolographie vom 14. Jahrhundert bis heute, si DOI 10.24053/ Ital-2022-0017 Kurzrezensionen 146 inserisce invece come tessera primaria di un quadro di studi che, soprattutto negli ultimi decenni, si è ampliamente sviluppato portando in evidenza declinazioni interdisciplinari e multiprospettiche che valorizzano e arricchiscono in modo significativo le traiettorie fino ad ora percorse a livello critico sull ’ epistolografia. Il volume, che raccoglie i contributi presentati in occasione di un workshop tenutosi all ’ Università di Würzburg nel gennaio 2020 (La lettera italiana fra para/ testo e testo letterario dal Trecento a Oggi), persegue come obiettivo quello di portare alla luce e mettere in evidenza strategie e dinamiche alla base della scrittura epistolare femminile, una scrittura che pone tra le prime questioni anche quella relativa alla marginalità e trascuratezza, per non dire al totale oblio, in cui molte opere sono state relegate; disinteresse, ma anche diffidenza verso corpora ritenuti a torto - per mezzo di giudizi posticci e superficiali - di valore qualitativo minore rispetto a quelli di firma maschile o, addirittura, considerati privi di qualsiasi autorità nel loro essere, secondo alcuni, ‘ solo ’ documenti di pure manifestazioni empatiche e affettive che non paiono lasciare alcuno spazio al logos, in realtà, invece, preziose testimonianze storico-culturali e potenti affermazioni di costruzione di una zona franca in cui il proprio io può trovare forma ed esprimere se stesso. Al centro dei contributi il lettore trova le dinamiche discorsive sottese e formanti i testi, così come il tenore linguistico, lo stile usato, e uno sguardo attento anche alle potenzialità e peculiarità del genere di fronte a una cultura che da sempre cristallizza gli spazi di azione e suggerisce allo stesso tempo una definizione di spazio legata strettamente a un sistema di relazioni fisse. Riflessione filosofica, teologica, stereotipi sul ruolo della donna, ma anche questioni meramente pratiche, discussioni letterarie, passioni e pulsioni contraddistinguono la produzione epistolare qui raccolta, che risulta esempio paradigmatico di compilazione tra scrittura privata, comunicazione ufficiale, letterarietà e inquieta sperimentazione; un gioco spesso condotto sul doppio binario ‘ realtà e finzione letteraria ’ , tra rappresentazione dell ’ altro e autorappresentazione, dialogo e narrazione, performatività e testualità. Esempio tra i massimi mai raggiunti nell ’ ambito dell ’ epistolografia sia dal punto di vista formale che contenutistico, come mostra il contributo di Maria Chiara Levorato con cui si apre il volume, è la copiosa produzione di Santa Caterina da Siena (383 lettere in totale), «opera che la storiografia letteraria colloca oggi tra i ‘ classici ’ della tradizione italiana» (« ‘ Io Caterina, scrivo a voi ’ : le lettere di un ’ instancabile comunicatrice di fine Trecento», pp. 17 - 38). 1 Con Caterina da Siena (ma non solo con lei) ci si muove tra oralità e scrittura: nelle lettere dettate ai 1 Marina Zancan, «Le ‘ Lettere ’ . Il testo, la sua storia, la sua autrice», in Luigi Trenti/ Bente Klange Addabo (a cura di), Con l ’ occhio e il lume. Atti del corso seminariale di studi su S. Caterina da Siena (25 settembre-7 ottobre 1995), Siena: Università per Stranieri di Siena 1999, pp. 157 - 166, qui p. 157. Kurzrezensionen 147 discepoli e raccolte oggi in un epistolario, convergono insieme alla profonda esperienza spirituale, la forte determinazione e il coraggio della santa che, a soli sedici anni, entra a far parte delle Mantellate, e interviene in modo audace e deciso anche davanti a figure come quella dell ’ allora pontefice Gregorio XI, diventando addirittura sua consigliera. La lettura del percorso biografico introduce l ’ analisi delle epistole, di cui viene studiata metodologia di composizione, costruzione retorica e intenzioni, oltre che il denso tessuto argomentativo che mostra precise immagini, tra le quali citazioni bibliche, contenuti dottrinali, ecc. Non sbaglia quindi Levorato a sottolineare nell ’ indagine compiuta come questi scritti di Caterina da Siena escano dal genere epistolare codificato e possano essere identificati come veri e propri trattatelli dottrinali e oratori, e canale privilegiato e sostitutivo di un ’ oratoria che, soprattutto al tempo della santa, prevedeva esclusioni di genere. Se il Medioevo lega la scrittura epistolare all ’ ambiente della corte, del commercio o del monastero, catalogando inoltre molti testi rimasti anonimi come ‘ di autori ’ , eliminando a priori quindi la possibilità di un ’ autorialità femminile, che invece c ’ è (si pensi in ambito epistolografico a Margherita Datini e alla fiorentina Alessandra Macinghi Strozzi), il Cinquecento vede la produzione epistolare entrare con una certa forza sul mercato grazie all ’ invenzione della stampa. Tra le lettere pubblicate ci sono anche quelle giovenili e amorose di Pietro Bembo scritte ad una donna il cui nome si tace, come recita il titolo dell ’ omonimo volume del celebre umanista. Chi si celi dietro questa figura femminile sconosciuta la critica lo saprà solo nel Novecento con l ’ edizione delle epistole di Maria Savorgnan, a firma di Dionisotti. Su di lei e sulle modalità della sua scrittura epistolare riferisce con massima acribia e raffinata esegesi Martha Kleinhans, che ricorda anche la biografia di questa gentildonna veneziana, il nome della quale è rimasto, nella storia della letteratura, per molto tempo tra quelli ‘ sommersi ’ («Flammende Liebe und fragmentarischer Selbstentwurf: Maria Savorgnans Briefe an Pietro Bembo», pp. 39 - 60). Passione, poesia, ma anche critica letteraria colorano le lettere di Savorgnan che, nel carteggio con l ’ amato, non manca di mostrare altresì le sue ambizioni personali e le sue capacità intellettuali, diventando lettrice prima e musa del dialogo Gli Asolani. Personalità dal forte carattere, è lei, allora vedova, che pare dirigere i fili della relazione a due in un contesto, quello cinquecentesco, che imponeva alla donna non pochi divieti; e ancora messe in scena di sé in una conversazione in cui si fa uso di una specifica tipologia di metafore, toccando di volta in volta diversi registri con una versatilità incredibile a livello linguistico; un dialogo che, quando il rapporto con Bembo è in crisi, non declina anche questioni di ordine concreto. La parabola di un Cinquecento ricco di scambi epistolari, non da ultimo di autrici donne, si legge tuttavia anche attraverso nomi come quelli di Veronica Kurzrezensionen 148 Gambara, Gaspara Stampa e Chiara Matraini, triade a cui dedica la sua attenzione Veronica Andreani, che non omette di presentare, insieme alla silloge spirituale di Vittoria Colonna, altre raccolte di lettere, la cui autorialità femminile, tuttavia, non è certa («Per una tipologia della scrittura epistolare femminile nel Rinascimento», pp. 61 - 80). Emerge dagli esempi citati e da altri aggìuntivi la varietà dei modelli di scrittura epistolare in auge nel corso del Cinquecento, ma emerge anche il genere epistolare come scrittura praticata da autrici donne che, in questa, ripongono non solo la comunicazione privata, bensì utilizzano la lettera, ad esempio, come spazio privilegiato di autorappresentazione o in funzione auto-esegetica. Tale uso si ripete nel Novecento nei carteggi di Grazia Deledda e di Sibilla Aleramo, due nomi, a cui dedicano interessanti osservazioni Eva-Tabea Meineke e Stephanie Neu- Wendel («Sperimentazioni avanguardistiche tra desiderio, follia e delusione - le lettere d ’ amore di Grazia Deledda e Sibilla Aleramo», pp. 91 - 110), che partono da un assunto importante fatto dalla critica relativamente agli scritti autobiografici di queste due autrici così diverse tra loro per contesto geografico e sociale, un assunto che si lascia applicare nondimeno alle loro lettere: entrambe, con la loro scrittura epistolare, realizzano infatti l ’ «auto-rappresentazione di una nuova e più autentica soggettività femminile, sessualmente marcata, che, proprio grazie alla scrittura, si ri-inventa e ri-crea [. . .]». 2 Deledda, così come Aleramo trasformano la loro scrittura in autoritratto, ricordo accorato e struggente, passione, sogno e tormento; desiderio e sfida, «difesa ardente» (p. 99), abile gioco retorico, margine di libertà e spazio di trasgressione; due amori, quelli che fuoriescono dall ’ uno e dall ’ altro carteggio nei confronti dell ’ altro, di diversa intensità, ma pur sempre in cui il binomio arte-vita assume un significato che va oltre la dimensione estetica. Accanto a scambi epistolari reali, il volume fornisce anche un esempio di quelli immaginati, come mostra Tanja Schwan nella sua disamina di una scena presente alla fine del terzo atto di Le nozze di Figaro (1786) di Mozart su libretto di Lorenzo Da Ponte («La lettera tra sincerità e simulazione: L ’ esempio di Le nozze di Figaro di Mozart e Da Ponte», pp. 81 - 90). Inserita in un gioco di inversione di ruoli, la lettera è qui non solo fotografata nel momento stesso della sua composizione ma, «collocata in un punto cruciale della trama[,] [. . .] [essa] funge da collante emotivo tra le figure che si trovano ad interagire» (p. 84). Schwan si sofferma su «funzione esplicativa e messa in scena performativa, tra natura narrativa e drammatica» (p. 86) del testo epistolare; un testo, quello scritto dalle due protagoniste dell ’ opera mozartiana, che viene studiato anche nella trasposizione nella New York contemporanea messa in scena da Peter Sellars. 2 Daniela Cavallero, «Io e Lei: Una donna e Cosima: Due esempi di autobiografia al femminile», in: Romance languages annual, 5 (1993), pp. 174 - 179, qui pp. 174 - 175. Kurzrezensionen 149 Gli ultimi due contributi nell ’ ordine scelto, rispettivamente scritti da Marinella Vannini e Julia Görtz, presentano l ’ utilizzo della lettera (nel secondo caso della e-mail) come risorsa per l ’ insegnamento, studiandola l ’ una nella sua applicazione nelle diverse fasi dell ’ unità didattica e sottolineandone le potenzialità («La lettera informale come risorsa per l ’ insegnamento: alcune proposte», pp. 111 - 124), l ’ altra situando il contesto comunicativo digitale in ambito transculturale con un ’ analisi del romanzo Caro Hamid, fratello lontano (2007) della scrittrice Anna Russo («Geschwister auf Distanz: transkulturelle und didaktische Perspektiven auf den E-Mail-Roman Caro Hamid, fratello lontano von Anna Russo», pp. 125 - 143). Dare forma all ’ assenza, di un tu che, nel momento della scrittura, non si ha ‘ a disposizione ’ . . . talvolta con ironia, a volte con amarezza ed inclemenza, altre non dissimulando la passione intensa e la specificità del proprio io. Il ventaglio offerto da questa miscellanea ci sembra un egregio e scrupoloso studio rivolto a far conoscere e discutere con incisività la scrittura epistolare come strumento operativo di azione, nonché veicolo di riflessione e di dibattito, sapiente messa in scena di sé e dell ’ altro da sé, dispositivo di scrittura dell ’ esperienza e della coscienza del proprio io. Sono epistolari, carteggi, quelli qui presi in esame, che si offrono come terreno fertile per aprire nuove prospettive di ricerca su un genere che non nasconde il dinamismo in esso presente, e come questo faccia parte stessa dell ’ accadere delle cose. Monica Biasiolo Julia Moldovan: Der Raum als poetologische Kategorie im italienischen Roman von Verga bis Pasolini. Berlin: Erich-Schmidt-Verlag 2020, 312 Seiten, 85,00 € (Studienreihe Romania 36) Die Druckfassung der im Februar 2020 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verteidigten Dissertation verfolgt nach der Einleitung und einem Kapitel zur Raumtheorie zunächst die poetologischen, auf die Ästhetisierung des Raumes bezogenen Positionen im Verismus, in Pirandellos umorismo und im Neorealismus und untersucht anschließend in drei Kapiteln ein Textkorpus, das aus Giovanni Vergas I Malavoglia (1881), Luigi Capuanas Il marchese di Roccaverdina (1901), Luigi Pirandellos Romanen Il fu Mattia Pascal (1904), Quaderni di Serafino Gubbio operatore (1925) und Uno, nessuno e centomila (1926) sowie Elio Vittorinis Conversazione in Sicilia (1941), Italo Calvinos Il sentiero dei nidi di ragno (1947) und Pier Paolo Pasolinis Ragazzi di vita (1955) besteht. DOI 10.24053/ Ital-2022-0018 Kurzrezensionen 150 Das Theoriekapitel nähert sich der Vielfältigkeit des Raumbegriffes an und nimmt u. a. mit Bezug auf Jörg Dünne (vgl. S. 28) eine Eingrenzung auf die literaturwissenschaftlich und kulturwissenschaftlich ergiebigen Raumkonzepte von Bachelards Poetik des Raumes, Lotmans Konzepte der Grenze und der Semiosphäre sowie Foucaults Heterotopien vor. Dabei wird im Vorgriff auf die Romananalysen die Hypothese formuliert, dass aufgrund der tendenziell binären Strukturen im Weltbild der veristischen Autoren eher Lotmans Theorie für die Analyse fruchtbar sei, während sich Foucaults Konzept der Heterotopie besser für die Autoren des 20. Jahrhunderts eigne. Dabei räumt die Verfasserin ein, dass sich auch bei den Veristen bereits heterotopische Orte der Ausschließung finden lassen und umgekehrt in der Literatur des 20. Jahrhunderts binäre Strukturen und Figuren der Grenze zu beobachten sind. Die unterschiedliche Schwerpunktsetzung der Theorien auf die Romane des 19. und des 20. Jahrhunderts ist also ein heuristischer Ansatz. Für die gesamte Studie gilt, dass der Raum als ein relationales Gefüge zwischen örtlicher Situierung, Figurenkonstellation, grundlegender Handlungsstruktur, literarischen und weltanschaulichen Diskursen konzipiert wird, was sich als der ästhetischen Dimension der Primärtexte angemessen erweist, gelegentlich aber den Raumbegriff als sehr metaphorisch erscheinen lässt. Das dritte Kapitel über «Literaturtheorie. Ästhetisierte Räume und Wirklichkeiten» stellt einen Abriss von Émile Zolas und Capuanas Reflexionen zur Literatur, von Pirandellos umorismo und von Positionen des Neorealismus, Calvinos und Pasolinis dar, wobei der Versuch, daraus bereits Bezüge zum Thema Raum zu gewinnen, gelegentlich allzu forciert wirkt, wenn beispielsweise aus Pirandellos Konzept der forma abgeleitet wird, «dass die Kategorie des Raumes elementar für Pirandellos Denken ist» (S. 76). Dass Pirandello die menschlichen Vorstellungen, Normen und Ordnungen als Konstruktionen begreift, erlaubt es m. E. noch nicht, dies als Denken in räumlichen Kategorien zu interpretieren. In Kapitel 4 über Vergas I Malavoglia und Capuanas Il marchese di Roccaverdina analysiert Moldovan räumliche Motive wie Naturräume, das Haus, Schwellenräume, Ausgrenzungsräume bei Verga, die Bewegungen der Figuren im Raum und kommt zu dem Schluss, dass sich Räume, Handlungen und Bewegungen der Figuren zu einer Struktur von Geschlossenheit und Zirkularität verbinden. Die Systematik der Analyse überzeugt und zeigt textnah auf, inwiefern Vergas literarische Raumkonstitution von zentraler Bedeutung ist, auch wenn in I Malavoglia häufig Raumdeskriptionen fehlen. Die relationale Konzeption des Raumes führt in der folgenden Analyse von Il marchese di Roccaverdina zu einer starken Beachtung der Geschlossenheit des hierarchischen Machtgefüges zwischen den Figuren. Kurzrezensionen 151 Das m. E. stärkste und mit 88 Seiten auch längste Kapitel der Studie ist der Teil über Pirandellos Romane. Hier erweist sich die Anwendung des Heterotopie- Konzepts als besonders ertragreich. Pirandellos Räume der Bibliothek, des Casinos, des Friedhofs und der Stadt Rom in Il fu Mattia Pascal, des Obdachlosenasyls, des Filmstudios und anderer Räume in Quaderni di Serafino Gubbio operatore sowie des Spiegels und des Hospizes in Uno, nessuno e centomila werden in ihren Relationen untereinander, mit den Figuren, mit Pirandellos Erzählverfahren und Metaphorik und mit den Diskursen zu Tradition und Moderne untersucht. Die vielfältigen, an textnahen Beobachtungen reichen Befunde schließen sich zu einer dichten, argumentativ ausgefeilten Interpretation. Man kann nur bedauern, dass die Verfasserin nicht auch noch Pirandellos I vecchi e i giovani untersucht hat; allerdings hätte dies die Anlage der Arbeit, die Texte aus einem größeren Zeitraum behandelt, wohl gesprengt. Das Kapitel zum Neorealismus verfolgt das Thema der Sinnlosigkeit, aber auch des Widerstandes in Vittorinis Conversazione in Sicilia und Calvinos Il sentiero dei nidi di ragno und deutet die jeweiligen Räume und Handlungen von Figuren vor dem Horizont einer Thematisierung von Sexualität, Kindlichkeit und intertextuellen Prägungen. Ein stärkerer Raumbezug findet sich im folgenden Abschnitt über Pasolinis Ragazzi di vita, der die Borgata und ihre heterotopisch ausgeschlossenen Bewohner weniger als Gegenbild zum Zentrum Roms denn als Chiffre für eine allgemeinere Welterfahrung der Nachkriegszeit interpretiert, wofür neben Foucault auch Agambens Konzept des homo sacer herangezogen wird. Das Fazit fasst die Ergebnisse unter der Perspektive der Komplexität und Heterogenität des literarischen Raumes im italienischen Roman seit dem Verismus zusammen. Gelegentlich hätte man etwas mehr Forschungsliteratur, z. B. aus der italienischen Italianistik, heranziehen können, doch fällt dies nicht ins Gewicht angesichts der Vorzüge dieser theoretisch versierten, intellektuell ambitionierten und analytisch sensiblen Studie. Susanne Kleinert DOI 10.24053/ Ital-2022-0018 Kurzrezensionen 152 Rosemary Snelling-Gögh: Dynamische Wahrheit. Anthropologisches Denken und mythologisches Erzählen in Carlo Levis Paura della libertà und in Cristo si è fermato a Eboli. Wiesbaden: Harrassowitz 2020, 536 Seiten, € 98,00 Die deutschsprachige Forschungsliteratur zu Carlo Levi ist, was monographische Arbeiten angeht, übersichtlich. Neben einigen graue Literatur gebliebenen Dissertationen ist der hier zu besprechende Band erst die zweite Studie seit Sabine Zangenfeinds Die Muschel der Zeit. Temporales Erleben zwischen Bewußtsein und Weltaneignung in den literarischen Reisebildern Carlo Levis (1995). Verdienst jener Arbeit war vor allem, einen Blick für das Gesamtwerk zu entwickeln und Cristo si è fermato a Eboli in die Reihe der «Reisebilder», von Sizilien über Sardinien bis zur Sowjetunion, zu stellen, ohne Paura della libertà zu vernachlässigen. Snelling-Gögh stellt nun zunächst Paura in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung, dieses 1946, ein Jahr nach dem Cristo, veröffentlichte, aber bereits 1939 begonnene «poema filosofico», das sich als poetisch-anthropologisches Theoriekondensat von den ethnographisch-literarischen Werken abhebt. Wie der Titel verrät, ist es das anthropologische Denken, um das ihre Untersuchung kreist, dasjenige Levis selbst, aber auch das weite Feld derAnthropologie, in das die Verfasserin ihren Autor stellt, «weil dezidiert anthropologische Denkvoraussetzungen eine bislang noch nicht kohärent ausformulierte Perspektive auf Levis Ideologie und Narration eröffnen» (S. 13). Gewährsleute sind dabei mit Bruno Latour und Michel Foucault zwei Anthropologiehistoriker und -kritiker, die Matrix und Begriffsinstrumentarium zur Verfügung stellen, um die Verflechtungen von Levis Denken und Schreiben mit dem moderner Anthropologie, von Ethnologie bis Volkskunde, zu entblättern. Dabei erscheint Levi dann als Latourianer avant la lettre, da er gegen die durch «Trennungen» konstituierte dichotome Übereinkunft der Moderne anarbeite, wie sie in Nous n ’ avons jamais été modernes (1991) prominent entworfen werden: Die zwischen Natur und Kultur sowie zwischen menschlichen Subjekten und nicht-menschlichen Objekten. In den Worten der Verfasserin nimmt sich das wie folgt aus: «Von der psychologischen Bibelinterpretation in Paura della libertà und ethnologischen Argumentationen in Cristo si è fermato a Eboli, über eine Form von kunsttheoretischer Hybridvorstellung, welche bei der Herstellung von Kunst den Versuch einer ganzheitlichen Darstellung von Welt, im Sinne einer momenthaften Verschmelzung aller möglichen Subjekte und Objekte anstrebt, bis hin zu einer diskursiven Hybridität unterschiedlicher Genres, Register, Bedeutungsdimensionen und struktureller Verfahren, die einen zwischen Symbolbildung und Symbolblockierung schwankenden, und wie ich ihn DOI 10.24053/ Ital-2022-0019 Kurzrezensionen 153 nenne möchte, dynamischen fluiden Diskurs in Paura hervorbringen, sowie komplementär dazu im Cristo eine ethnologische Narration perspektivischer Polymorphie und prälogischen Assoziationspotentials realistisch symbolischer Verknüpfungen zeitigen, versucht Levi auf allen Ebenen seines Werkes die Antimodernität der Moderne aufzudecken.» (S. 37 - 38) Die souveräne Hypotaxe der umfassenden Einleitung ist in den zwei mit je 200 Seiten etwa gleich umfangreichen folgenden Hauptteilen weniger schwindelerregend gestaltet. Nach einem Forschungsüberblick (II.) geht es in «III. Den Mythos denken» zunächst um den theoretischen Gehalt von Levis Werk als «mythologisches Konzept», in «IV. Den Mythos schreiben» dann um die diskursive Gestalt als «mythologisches Produkt», das die Form von Literatur annimmt. Beide Hauptteile gehen von Paura aus und Snelling-Gögh arbeitet heraus, inwiefern für die «Antimodernität der Moderne» der Mythos bzw. die Mythologie Levis, die eine Form der Übersetzung des anthropologisch Erfahrenen und Erforschten ins Literarische ist, steht. Der Mythos, nicht als das Andere der Vernunft, sondern als eine andere, aufgeklärtere, weil ihr Anderes mitdenkende Vernunft, gilt ihr als «Strukturprinzip» bei Levi, d. h., dass er «als Konzept sowie als Produkt der anthropologischen, durch Erfahrung, Natur und Sprache erfolgten Weltanalyse an die Stelle tritt, die einstmals metaphysisch besetzt war» (S. 38). Kunst als Mythos ist durch ihr enthistorisierendes Moment auch Gegenentwurf zum Diskurs der Humanwissenschaften sowie potentiell Ausdruck einer überzeitlichen Bewegung, die, in Levis Worten, als Storia sacra, angetrieben von der dynamisch-transformierenden Lebenskraft des sacro und dem formgebenden religioso im paradiso eine Auflösung findet, die kein evolutionärer Höhepunkt, sondern immer präsente Möglichkeit ist. Die Kernfrage der Arbeit lautet dann: «Ist Levis kulturanthropologische Prozesshaftigkeit zwischen sacro und religiose gegenepistemisch als gewissermaßen essentielle und nicht-moderne Hybride zu bewerten und propagiert diese eine Universalität im Sinne einer neuen anthropologischen Gnoseologie, die trotz der Geschichtlichkeit menschlichen Verstehens auf einer monistischen Naturalisierung ontologischer Positionierungen basiert? » (S. 48) Als Doris Bachmann-Medick in den 1990er Jahren die amerikanische Writing Culture-Debatte nach Deutschland trug, forderte sie komplementär zur Literarisierung der Anthropologie eine Anthropologisierung der Literaturwissenschaft. Vielleicht gerade, weil Carlo Levis Werk keine Ethnographie des Anderen darstellt, die textualistisch entlarvt werden könnte, bedeutet Snelling-Göghs Ansatz, die in Paura konzipierte und im Cristo meisterhaft diskursivierte «rettende Ethnographie» (S. 508) des Eigenen in ihrer Nicht-Modernität ernst Kurzrezensionen 154 zu nehmen, ein ‘ Zurück zu Levi ’ . Das ist kein Abschütteln des Philologischen, sondern eine Überschreitung der Anthropologie: Levis Versuch, der «Zerstückelung des epistemologischen Feldes der Wissenschaft» ein «Ganzheitsmodell» (S. 12) entgegenzusetzen, konnte nur literarisch verwirklicht werden und bedarf damit der «fundamentalphilologisch» (S. 13) vorgehenden Untersuchung. Dank ihrer stupenden Belesenheit und der Verbindung minutiöser Textanalysen mit der Herausarbeitung zahlreicher Systemreferenzen - genannt seien hier lediglich C. G. Jungs Archetypen, Émile Durkheims Religionsbegriff, Rudolf Ottos Komplex des Heiligen, Rudolf Bultmanns Verständnis der Bibel als Mythos, Marcel Mauss ’ Opferbegriff, das prälogisch-primitive Denken nach Lucien Lévy-Bruhl - nimmt die Verfasserin gleichzeitig eine Dezentrierung Levis vor. Damit setzt sie auf eine breite Einbettung, die es leicht machen würde, ‘ Lücken ’ zu finden; so ließe sich fragen, wie Levis sacro zum sacré-Begriff im Umfeld des Collège de Sociologie sich genau verhielte. Gleichzeitig wird durch diese Offenheit eine verkürzende Rezentrierung von Levis Denken im Eigenen vermieden, wie sie etwa Giorgio Agamben vornimmt, der Paura della libertà 2018 in seine Reihe bei Neri Pozza aufnahm. Im obligatorischen Vorwort übersetzt er Levis Begriffe gleichsam in categorie agambiane, indem er dessen Denken als ein zutiefst italienisches charakterisiert und als zentrale Frage - hergeleitet über einen Vergleich mit Primo, des ‘ anderen ’ Levi - die der Zeugenschaft herausstellt. Snelling-Gögh gelingt es nicht nur, über solche Engführungen hinauszugehen, sondern auch über einen Trend der Levi-Forschung, nämlich sein Schaffen als dialektische Auflösung einer Dichotomie zu verstehen, sei es als Überwindung der Gegenüberstellung von Kollektivität und Individualität, von Kultur und Natur oder von Rationalität und Irrationalität. Statt als Vermittlung erscheint sein Werk hier als Hybride - zwischen Kultur und Natur, Subjekt und Objekt; dynamische Wahrheit, die einen erweiterten Vernunftbegriff hervorbringt, welcher durch «Reintegration eines überzeitlich Archaischen in rationalistische Ordnungsstrukturen» (S. 500) in und durch den Mythos erfolgt. Levis lukanische Erfahrung kann so zu einer exemplarischen und universellen werden, die über die Mythologisierung in Form von Literatur nicht nur eine Erkundungen Lukaniens ist, sondern vor allem des Eigenen, denn «la Lucania è in ciascuno di noi». Jonas Hock Kurzrezensionen 155 Mitteilungen Daniele Del Giudice 1949 - 2021 La Giudecca a Venezia è un luogo di dolce abbandono durante l ’ inverno, di stanca attesa durante l ’ estate, in un silenzio interrotto solo dalla festa del Redentore e da passi affrettati sul ponte votivo. Qui, tra i campanili di San Giorgio e di San Marco e le sponde del Lido all ’ orizzonte, si è spento lo scrittore Daniele Del Giudice, e quanto mai l ’ apposizione scrittore si è attagliata a un letterato italiano. Infatti Del Giudice non fu un giornalista, non fu un docente universitario, non fu un uomo politico o un mezzobusto televisivo (questo mai); non fu nemmeno un poligrafo, come altri in Italia destinati a essere presto dimenticati per la loro sostanziale inutilità. Ma fu uno scrittore con la S maiuscola e senza aggettivi. Il tempo che ha preceduto la morte di Daniele Del Giudice (2 settembre 2021) era stato stranamente improntato da un ’ attenzione che l ’ autore non aveva più ricevuto dal momento del suo ricovero presso la residenza dell ’ Ire (Istituto di ricovero e di educazione) alle Zitelle, nell ’ isola della Giudecca, clinica specializzata in Alzheimer, morbo che precocemente aveva aggredito lo scrittore a partire dal 2005. Si veda in particolare l ’ intervento di Ernesto Franco, «La letteratura, la malattia, il silenzio. Parlando di Del Giudice» (La Repubblica, 11 gennaio 2020), dolente ma deciso a riaffermare la priorità di una lezione di scrittura e di pensiero, caratterizzata da pulizia, onestà, ricerca, chiarezza e intelligenza. Dopo tanta sofferenza e solitudine, il presentimento della sua imminente scomparsa nel periodo della pandemia ha attanagliato la cerchia dei rari amici e dei più numerosi lettori sparsi nel mondo. Sapevamo che non sarebbe sopravvissuto al lockdown. Daniele Del Giudice era nato a Roma il 1° luglio 1949. Ha lavorato alla redazione di Paese sera, giornale popolare a lungo rimpianto per la sua posizione culturale in una città difficile per la sinistra. Tuttavia è a Venezia che scriverà i suoi capolavori: Lo stadio di Wimbledon (romanzo, 1983), Atlante occidentale (romanzo, 1985 e 2019 con l ’ inedito Taccuino di Ginevra), Nel museo di Reims (romanzo breve, 1988), Staccando l ’ ombra da terra (sull ’ esperienza del volo e della ricerca di punti di vista esistenziali non corrivi, 1994), Mania (raccolta di racconti, 1997), I-Tigi. Canto per Ustica (testo del monologo civile scritto per Marco Paolini, 2001 e 2009), Orizzonte mobile (scritti, 2009). Più recentemente sono stati raccolti suoi scritti nei due volumi In questa luce (saggi e pagine autobiografiche, 2013) e I racconti (2016). Tra i suoi contributi critici, l ’ introduzione alle Opere complete di Primo Levi (1997 e 2016). Nel 2020, esce per iniziativa di Michele Toniolo la plaquette Parole, edizione fuori commercio con opere di Luigi Gardenal. Nel 2002 gli fu assegnato il premio DOI 10.24053/ Ital-2022-0020 156 Feltrinelli - Accademia dei Lincei per il complesso della sua opera narrativa; più recentemente e alla vigilia della fine, nel 2020 il Premio Internazionale Amos per la Cultura e nel 2021 il Premio Campiello alla carriera. Della sua tribolata generazione, quella della seconda metà degli anni Quaranta e fiorita negli anni Ottanta, Del Giudice è l ’ unico ad aver lasciato il segno. Alessandro Scarsella Im Amos Verlag in Venedig-Mestre ist Ende 2021 der Erinnerungs-Band Luce e ombra. Leggere Daniele Del Giudice, hrsg. von Alessandro Scarsella, erschienen. In Memoriam Gianni Celati (1937 - 2022): Se n ’ è andato un grande narratore e intellettuale italiano Il 21 gennaio di quest ’ anno ha avuto luogo, in una pienissima sala-eventi di Bologna, una serata in omaggio di Gianni Celati, morto il 3 gennaio 2022 a Brighton dove aveva passato gli ultimi circa 35 anni della sua vita. Attraverso le testimonianze di alcuni dei suoi amici più stretti e ‘ compagni intellettuali ’ (Marco Belpoliti, Daniele Benati, Ermanno Cavazzoni, Ugo Cornia, Filippo Milani, Nunzia Palmieri, Jean Talon), si è ricordato il profilo umano e artistico di questo grande autore - il quale, comunque, si sarebbe molto probabilmente rifiutato sia di essere definito in questo modo, cioè un ‘ grande autore ’ , sia addirittura di essere considerato un ‘ autore ’ o ‘ scrittore ’ tout court. In varie occasioni (come per esempio nel suo saggio «Le posizioni narrative rispetto all ’ altro» del 1996) Celati ha preso le distanze da un tipo di scrittura centrata sulle spiegazioni nonché sulle descrizioni apparentemente oggettive o impersonali, perché esse non mancano mai di metterci - in quanto lettori - in una condizione di «sudditanza», escludendoci dal punto di vista adottato da chi scrive. La scrittura, in particolare quella narrativa, doveva invece mirare, secondo lui, a includere la presenza di quell ’ «altro-da-me» al quale ogni espressione letteraria non solo si rivolge, ma dal quale essa prende anche spunto. Pensava inoltre che la «capacità narrativa» non fosse affatto un dono artistico, ma facesse parte della predisposizione umana in generale e trovasse la sua origine nel semplice ascolto delle voci degli altri nella vita quotidiana. Considerava anche sé stesso un ‘ narratore ’ , più vicino alle espressioni orali e immediate che a quelle deliberatamente letterarie. Questo atteggiamento marcatamente anti-elitario, anzi umile, impregnava la poetica letteraria di Celati a tutti i livelli, manifestandosi anche nella proposta di descrivere il mondo esterno tramite uno sguardo ‘ archeologico ’ , che si volgesse DOI 10.24053/ Ital-2022-0021 Mitteilungen 157 quindi preferibilmente a tutto quanto appare marginale, frammentario, non completo, rimosso. Tale poetica trova la sua maggiore espressione teorica in un altro importante saggio, «Il bazar archeologico» (1986), il cui titolo tra l ’ altro rimanda a «Lo sguardo dell ’ archeologo» (1972) di Italo Calvino, amico di Celati e stimatissimo mentore dei suoi esordi. Il pensiero archeologico si riallaccia, allo stesso tempo, al grande contesto della teoria post-strutturalistica e post-moderna, sia per le non poche analogie con le teorizzazioni di Michel Foucault, sia per le affinità con la filosofia di Pier Aldo Rovatti, il cui concetto del «pudore» presenta varie somiglianze con l ’ atteggiamento celatiano di umiltà e di rispetto nei confronti dell ’ altro. I tratti dell ’ umiltà e dello sguardo archeologico caratterizzano, sostanzialmente, l ’ intera produzione letteraria celatiana, benché questa presenti delle svolte abbastanza marcate. Celati, come ricordato dai suoi amici e compagni di letteratura nella serata-omaggio, «è cambiato diverse volte nella vita: quando rischiava di identificarsi con una maniera di scrivere o di vivere, scappava via, mutava, e questo è stato importante per la libertà dello spirito che ha trasmesso a tutti». Perciò le maggiori ‘ fasi ’ della sua scrittura sono state percepite dalla critica letteraria come ben distinte o addirittura contrastanti, anche se in ognuna di esse appare quell ’ atteggiamento di fondo appena evocato, nutrito da un grande impegno umanitario e da un ’ affettuosa curiosità per persone e cose marginali. Ricordiamo, a proposito di queste ‘ fasi ’ , i romanzi ‘ comici ’ degli anni Settanta, nati nel contesto neoavanguardistico; i racconti e le novelle degli anni Ottanta, volti a individuare i meccanismi di alienazione, sradicamento e disorientamento dell ’ uomo proprio nelle zone economicamente più avanzate della nostra civiltà come quella padana; i libri ‘ africani ’ che indagavano forme di vita diverse nonché clichés occidentali in un ’ Africa sia reale, sia immaginaria; infine le narrazioni con tratti autobiografici sui «costumi degli italiani» in una città di provincia. Ricordiamo, inoltre, i film prodotti e co-prodotti da Celati, le sue poesie, le sue riscritture di opere della letteratura italiana, nonché le sue numerose traduzioni di opere della letteratura inglese e francese. Eppure, oltre al dovuto rispetto e all ’ ammirazione davanti a questa sua opera ampia e sfaccettata, resterà di Gianni Celati l ’ immagine dell ’ uomo che da essa emana e che, per chi ha avuto il privilegio di conoscerlo, coincide pienamente con la sua personalità: l ’ immagine di una presenza vivacissima e allo stesso tempo riservata, di uno sguardo attento, curioso e benevolo, di un ’ indole mitissima - che però poteva trasformarsi in stizza laddove qualcosa strideva con i suoi principi. Con Gianni Celati, dunque, se n ’ è andato un uomo prezioso, un grande autore (mi perdonerà se lo dico), ma anche (e dovrà perdonarmi pure questo) un grande intellettuale italiano: certamente non di quelli che si contraddistinguono come tali per via della loro superiorità, non di rado anche ostentata, bensì un Mitteilungen 158 intellettuale nel significato che Edward Said conferisce alla parola, cioè un personaggio marginale e ‘ amatore ’ che sta dalla parte dei non-potenti, un ‘ esiliato ’ che dimostra coerentemente il suo dissenso nei confronti dello status quo. Gerhild Fuchs Gianni Celati: Der Erzähler der Ebenen zieht weiter Das Titelbild von Narratori delle pianure, eine Fotografie von Luigi Ghirri, zeigt die Rückenansicht einer großgewachsenen Gestalt, der schneebedeckten Landschaft des Po-Delta zugewandt, umspielt von einem melancholischen Licht, das durch die winterliche Wolkendecke bricht: Gianni Celati, der einen Feldweg entlanggeht, einen Moment innezuhalten scheint, um eine Notiz festzuhalten. Dieses Bild erzählt viel über den Autor - zweifelsohne eine der wichtigsten Stimmen der italienischen Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - , der am 3. Januar 2022 im Alter von 84 Jahren im englischen Brighton verstorben ist. Einem breiten Publikum blieb er lange Zeit nahezu unbekannt. Sein Weg verlief abseits kommerzieller Strukturen, konsumorientierter Vermarktungsstrategien, Preisverleihungen und Bestsellerlisten. Celati war nie ein Arrangeur groß angelegter, tragischer Epen oder erhabener Visionen. Es sind vielmehr die kleinen Zufälle des Lebens, die scheinbar unspektakulären Alltagsbegebenheiten mit all ihren Absurditäten, die seiner Erzählweise zu Grunde liegen. Den überaus gebildeten Schriftsteller (daneben Übersetzer u. a. von Joyce, Melville, Hölderlin, Stendhal, Swift, Twain und Barthes), der er fraglos gewesen ist, hat er niemals zur Schau gestellt, Celati zog es vor, einen gänzlich unprätentiösen Tonfall anzuschlagen. «La potenza della scrittura non sta in questa o quella cosa da dire, bensì nel poco o niente da dire, in una condizione in cui si annulla il dovere di scrivere», schrieb er im Vorwort seiner Übersetzung von Herman Melvilles Bartleby, the Scrivener. Giovanni ‘ Gianni ’ Celati wird 1937 in der lombardischen Alpenstadt Sondrio als Sohn ferraresischer Eltern geboren. Er studiert in Bologna und beendet sein Studium der englischen Literatur mit einer Dissertation zu James Joyce. Mitte der 1960er Jahre nimmt er seine literarische Tätigkeit auf, schreibt Artikel für Zeitschriften und veröffentlicht erste Übersetzungen. Zufälligkeiten prägen oftmals das Schreiben Celatis. So fallen ihm Aufzeichnungen von Patienten aus dem psychiatrischen Krankenhaus in Pesaro in die Hände. Inspiriert von deren Sprache, beginnt er, Texte zu schreiben, die von Maurizio Spatola, Mitglied des Gruppo 63, gelesen und veröffentlicht werden. Es DOI 10.24053/ Ital-2022-0022 Mitteilungen 159 ist Italo Calvino, der das Potential dieser ungewöhnlichen, traumwandlerischen und bisweilen grotesken Sprache erkennt und Celati vorschlägt, die Texte als Buch herauszubringen. Ergebnis ist der Debütroman Comiche (1971), den Einaudi in der experimentellen Reihe La ricerca letteraria drucken lässt. Im Anschluss an den Folgeroman Le avventure di Guizzardi (1972) erscheint sein einziger, aber bemerkenswerter Band mit literarischen Essays, Finzioni occidentali (1975), der den Untertitel Fabulazione, comicità e scrittura trägt - nicht von ungefähr die drei Dreh- und Angelpunkte seiner Poetik. Nach La banda dei sospiri (1976), dem ungewöhnlichen Portrait einer Kindheit, verfasst Celati Lunario del paradiso (1978), in dem der 40jährigeAutor die Reise eines jungen Mannes auf der Suche nach seiner Jugendliebe im Deutschland der 1960er Jahre schildert. Der Text basiert auf autobiographischen Erlebnissen, die den Studenten Celati für neun Monate nach Hamburg führten. Dieses Werk, ein Mosaik aus Versatzstücken von Briefpassagen, Liedversen und Zufallsbegebenheiten, hatte maßgeblichen Einfluss auf Autoren der nachfolgenden Generation (darunter Enrico Palandri, Claudio Piersanti und Pier Vittorio Tondelli - allesamt Schüler Celatis am legendären DAMS 1 in Bologna) und wird später in der Trilogie Parlamenti buffi (1989, Premio Mondello) erscheinen. Auf Seite 50 findet sich eine Passage, die vielleicht auch als eine Art Selbstporträt des Autors gelesen werden könnte, als Spiegelung Giannis in dem Protagonisten Giovanni: «Io sono malinconico, ve lo dico subito. Ho la malinconia che mi gorgoglia in basso, viene su dalla pancia, fa il giro delle budelle, poi si piazza nello stomaco e allora diventa magone. E col magone non sto più fermo da nessuna parte; mi alzo, mi siedo, mi muovo, fumo come un camino, tutti mi stanno sui coglioni. Ah, con la mia malinconia ne ho fatti di viaggi all ’ estero; viaggi bellissimi devo dire. Me la porto sempre dietro, non so cosa farci. Ma è prima, prima dei viaggi che viene; è quando sto in un posto e mi guardo i piedi e mi dico: cosa ci faccio qui? Dov ’ è l ’ amore? Dov ’ è la vita? Quand ’ è che muoio? » 1981 kreuzt sich Celatis Karriere mit der künstlerischen Arbeit einer Gruppe von Fotografen, die sich mit der Erkundung der sich verändernden postindustriellen Landschaft Italiens beschäftigen. Die Beteiligung an dem Projekt Viaggio in Italia, das in eine große Ausstellung und einen 1984 veröffentlichten Katalog mündet, ist der Beginn einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit insbesondere mit Luigi Ghirri. Die Medien Fotografie und Literatur finden sich in gemeinsam realisierten, höchst eigenwilligen Dokumentarfilmen (bspw. Strada provinciale delle anime, 1991 und Visioni di case che crollano, 2002), in denen Celati zu ganz neuen, narrativen Streifzügen aufbricht. 1 Discipline delle Arti, della Musica e dello Spettacolo. Mitteilungen 160 Es folgen weitere Jahre des Reisens und der Studien, bis er sich 1985 mit dem Band Narratori delle pianure (Premi Cinque Scole und Grinzane Cavour) wieder der Belletristik zuwendet und damit nicht nur den Wechsel zu Feltrinelli, sondern auch einen großen stilistischen Wandel vollzieht. Nach sieben Jahren literarischen Schweigens eröffnet der Autor eine neue Ära des Erzählens. Eine, die der mündlichen Überlieferung nahe steht - inspiriert von mitgelauschten Gesprächen in den örtlichen Lokalen - und sich dem entlegenen Alltagsleben der unteren Po- Ebene zuwendet. Der Erzählband wird sein größter Erfolg, bei der Kritik und endlich auch bei einer breiten Leserschaft. Ende der 1980er Jahre folgt Quattro novelle sulle apparenze (1987) und schließlich, nach einem langwierigen Prozess des Überarbeitens und Redigierens, der Band Verso la foce (1989): Eine Art Beobachtungsstudie, eine Reportage über die Vereinsamung in der modernen, ländlichen Welt, die er im Zuge der Wanderjahre durch die Landschaft der Po-Ebene in vier Reisetagebüchern aufgezeichnet hatte. Celati lässt sich ganz auf diese augenscheinlich unscheinbare Gegend ein, die dennoch bewegend und geheimnisvoll ist, mit niedrigen, bröckelnden Häusern, verwahrlosten Grundstücken, mit Schutt, Bars, Geschäften und Einkaufszentren. Eine Landschaft voll grauer Geschichten des Nichts, die erzählt, nicht interpretiert werden wollen. Die folgenden Zeilen, die Celati über den künstlerischen Weggefährten Ghirri schreibt, sind ebenso Ausdruck der eigenen Betrachtungsperspektive: «È riuscito a raccontare la fissità dello spazio vuoto, lo spazio che non si riesce a capire. Ha compiuto una radicale pulizia negli intenti o scopi dello sguardo. Finalmente ha fatto vedere uno sguardo che non spia un bottino da catturare, che non va in giro per approvare o condannare ciò che vede, ma scopre che tutto può avere interesse perché fa parte dell ’ esistente.» (Finzioni a cui credere, 1984) Die nachfolgenden Werke sind einmal mehr Zeugnis eines ungewöhnlichen Talents, werden vielfach ausgezeichnet und setzen Maßstäbe für junge italienische Erzähler. Doch Celati hat die Rolle des Lehrmeisters immer abgelehnt. Er verlässt die Universität, um sich fortan ausschließlich der Schriftstellerei zu widmen, geht in die Normandie, und schließlich nach Brighton in England, wo er fortan mit seiner Frau Gillian Haley leben wird. Immer wieder bricht er von dort zu großen Reisen auf: nach Afrika - Thema eines weiteren Buches (Avventure in Africa, 1998, Premio Comisso), in die Vereinigten Staaten, wo er noch einmal einen Lehrauftrag annimmt und viele Male in sein Heimatland Italien. Die schriftstellerische Produktion wird intensiv fortgeführt, Celati experimentiert weiter und geht Wege, die sich schwerlich in den traditionellen Kanon von Gattungen einordnen lassen (exemplarisch genannt seien an dieser Stelle Cinema naturale, 2001, Premio Chiara; Fata Morgana, 2005, Premi Napoli und Mitteilungen 161 Flaiano; Vite di pascolanti, 2006, Premio Viareggio; Conversazioni del vento volatore, 2011). Das Leben Gianni Celatis war ein Leben in Bewegung. Das eines Nomaden, angezogen vom Exotischen und Pittoresken, den unbeholfenen, launischen, absurden Charakteren und der flachen, schmucklosen Landschaft der Po-Ebene. Das Leben eines Zugvogels, der die bürgerliche Sesshaftigkeit nicht ertragen konnte. Der umherzieht, irgendwo zwischen Worten, Bildern und Schwellengestalten, aber immer nah dran am Menschen, immer auf dem Boden. Sein Schreiben ist geprägt von unzähligen (zielführenden! ) Irrfahrten, als produktives Grenzüberschreiten von Ländern und Kulturen. Wenn er stillsteht, wird er melancholisch. Doch gerade diese Melancholie der Stille hat er immer wieder nicht nur zugelassen, sondern gesucht. Er hat sie beobachtet und belauscht und ihr eine warme, unbestimmt vertraute Stimme gegeben. «Scrivere è un modo di consumare il tempo, rendendogli l ’ omaggio che gli è dovuto: lui dà e toglie, e quello che dà è solo quello che toglie, così la sua somma è sempre lo zero, l ’ insostanziale, e il vuoto, l ’ ombra, l ’ erba secca, le pietre dei muri che crollano e la polvere che respiriamo» (Quattro novelle sulle apparenze, 1987). Katharina von Harsdorf Zur Erinnerung an Marisa Faussone Fenoglio (17.2.1933 - 27.11.2021) Marisa Faussone Fenoglio war die Schwester des früh verstorbenen italienischen Schriftstellers Beppe Fenoglio, dessen Andenken sie intensiv pflegte. In ihrem autobiographischen Text Viaggi in Italia/ Reisen in Italien beschreibt sie die Herzlichkeit des familiären Zusammenlebens und das fröhliche Leben der kleinen Stadt Alba im Piemont, berühmt für Wein, Trüffel, gutes Essen und die Landschaft der Langhe, die Pavese besungen hat: «[. . .] i muri delle case, del Duomo, i portici delle piazze di Alba, mia città natale, mi erano apparsi sempre come quinte di un grande palcoscenico da cui trarre i miei modelli di vita [. . .]. / Die Häuser meiner Heimatstadt, ihre alten Türme, ihre schattigen Arkaden mit den kleinen Läden, die Barockkirchen, der mächtige Dom waren für mich Kulisse eines Theaters gewesen, dem ich meine Identität und meine Vorbilder verdankte.» (Viaggi in Italia/ Reisen in Italien, Letteratura de-centrata, Frankfurt 1995, S. 271/ S. 148, übersetzt von Alberto Faussone) DOI 10.24053/ Ital-2022-0023 Mitteilungen 162 Doch das Schicksal führte Marisa als junge Ehefrau und dann bald auch Mutter dreier Kinder nach Deutschland in die Emigration: 1957 folgte sie mit Anfang 20 ihrem Mann nach Stadtallendorf in Oberhessen, wo dieser den Aufbau einer Ferrero-Vertretung mit betreute. Die neue Umgebung ist für sie zunächst ein Schock: Der dichte dunkle Wald, die grauen Straßen, der graue Himmel, ja, sogar die grauen Kleider der Menschen in der deutschen Nachkriegszeit, deprimieren sie. Das, was die Autorin selbst in einem Gespräch mit Johannes Röhrig als «Verlust meiner kulturellen Umgebung» bezeichnet hat, hat sie als besonders hart empfunden. Den Kontrast zu ihrer Heimat beschreibt sie eindringlich: «Allendorf [. . .] è, nei miei ricordi, una voragine nera che un brutto giorno inghiottì tutto quello che io ero e amavo per ributtarmi fuori, dopo anni, diversa, altra. / Allendorf [. . .] ist in meiner Erinnerung ein schwarzer Schlund, der eines bösen Tages alles verschlang, was ich war und was ich liebte, um mich nach Jahren wieder auszuspeien, verändert, verformt.» (Viaggi in Italia/ Reisen in Italien, S. 266/ S. 142) Später zog die Familie nach Marburg, und nach Jahren der vermissten «Zugehörigkeit» (im Original deutsch), ein Schlüsselwort in ihren Erinnerungen an diese Zeit, kam die «lang ersehnte Integration» («la tanto desiderata identificazione») (ebd., S. 150). In Marburg etablierte sich Marisa Faussone Fenoglio als Autorin und Kulturvermittlerin. Die Identifizierung mit dem bedeutenden Bruder (ihr Portrait Beppe Fenoglio mio fratello erschien 1990), die Beschreibung der Emigrationserfahrung, der zunehmenden Integration und des kontinuierlichen Kulturaustauschs zwischen Italien und Deutschland, die Erfahrungen als Schriftstellerin, alles das fand Eingang in ihr Schreiben. Es erscheinen Erzählungen in der Zeitschrift Il Ponte, im Marburger Almanach, in diversen Anthologien, die Bücher Casa Fenoglio (Palermo 1995), Vivere altrove (Palermo 1998), Mai senza una donna (2002), Il ritorno impossibile (Roma 2012) und der dramatische Monolog Viaggio privato (Boves 2004). Regelmäßig nahm sie an Tagungen und Workshops zur Emigrationsliteratur teil, sie war ein liebenswürdiger und gern gesehener Gast bei Lesungen. Ich erinnere mich gern an unsere ersten Begegnungen bei den Tagungen zur letteratura de-centrata, in Frankfurt im Literaturhaus und in der Villa Vigoni in Menaggio am Comer See, 1991 und 1993. Passion für das Schreiben, Engagement für den Dialog, Wahrhaftigkeit der gelebten Interkulturalität, in der immer eine gewisse Wehmut über den Verlust der italienischen Heimat mitschwang, zeichneten sie aus. Die Eleganz ihrer Erscheinung, ihr strahlendes Wesen, ihre Zugewandtheit werden wir vermissen. In einem Artikel im Tagesspiegel vom Juli 2006 schrieb sie: «Ich werde die unermüdliche Fähre zwischen Deutschland und Italien bleiben, die ich seit Jahrzehnten bin, und die eines Tages an deutschem Ufer Mitteilungen 163 vor Anker gehen wird.» Wir erinnern uns an die grande dame der letteratura italiana in Germania mit ihren Worten: «Le materie letterarie si erano rivelate il mio forte. Avevo vinto una piccola borsa di studio, consegnatami al termine di una festicciola scolastica, e in quell ’ occasione i professori avevano fatto notare che dimostravo di essere la degna sorella dei due Fenoglio» (Casa Fenoglio, S. 147) Caroline Lüderssen In memoriam Harald Weinrich (1927 - 2022) Am 26.2.2022 verstarb im Alter von 94 Jahren in Münster Harald Weinrich. Geboren 1927 in Wismar, wurde er noch zum Krieg eingezogen und brachte sich in Gefangenschaft selbst Französisch bei. 1948 begann er in Münster Romanistik, Germanistik, Latein und Philosophie zu studieren, weitere Stationen waren Freiburg, Toulouse und Madrid. 1954 promovierte er bei Heinrich Lausberg in Münster, 1958 folgte die Habilitation. Mit nur 31 Jahren erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für romanische Philologie in Kiel, es folgten Rufe nach Köln und nach Bielefeld und schließlich nach München, wo er den Lehrstuhl für Deutsch als Fremdsprache etablierte. Weitere Etappen seiner akademischen Laufbahn waren Gastdozenturen in Ann Arbor, Michigan, und Princeton, New Jersey, das Wissenschaftskolleg in Berlin, die Chaire européenne am Collège de France in Paris, der Lehrstuhl Galileo Galilei an der Scuola Normale Superiore di Pisa (1992/ 1993) und, schon als Münchner Emeritus, die Rückkehr an das Collège de France als erster ausländischer Inhaber der Chaire de langues et de littératures romanes. Er wurde zum Mitglied der bedeutendsten wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland und im Ausland berufen (darunter die Accademia della Crusca und die Accademia Nazionale dei Lincei di Roma, das PEN-Zentrum Deutschland und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) und erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden (Bielefeld, Heidelberg, Augsburg, Roma «La Sapienza», Madrid «Complutense» und Cagliari), Ausdruck der Bedeutung seiner Person und seines Werks. Weinrich vertrat in Forschung und Lehre eine traditionelle Romanistik, in dem Sinne, dass sie Linguistik und Literaturwissenschaft umfasste. Das Thema seiner Dissertation lautete Das Ingenium Don Quijotes. Ein Beitrag zur literarischen Charakterkunde (erschienen in Münster 1956), dasjenige der Habilitationsschrift Phonologische Studien zur romanischen Sprachgeschichte (ebd. 1958). Genau in der Schnittmenge von Linguistik und Literatur kann man sein Hauptwerk situieren: DOI 10.24053/ Ital-2022-0024 Mitteilungen 164 Tempus. Besprochene und erzählte Welt (Stuttgart 1964, auf Italienisch: Tempus: Le funzioni del tempo nel testo, Bologna 1978). Dieses Buch war das erste Beispiel der Anwendung der Textlinguistik, der von ihm erarbeiteten Theorie, die durch Maria-Elisabeth Conte auch in Italien verbreitet wurde. Es folgten die wegweisenden Publikationen Textgrammatik der französischen Sprache aus dem Jahr 1982 und Textgrammatik der deutschen Sprache aus dem Jahr 1993. Dem Gründer des ersten Lehrstuhls für Deutsch als Fremdsprache in München war gesellschaftliches Engagement wichtig. Er initiierte den Adalbert-von Chamisso-Preis, der von 1985 bis 2017 an ausländische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache vergeben wurde. Eine der ersten Publikationen zu diesem Thema gab er zusammen mit Irmgard Ackermann heraus: Eine nicht nur deutsche Literatur. Zur Standortbestimmung der ‘ Ausländerliteratur ’ (München 1986). Unter dem Titel Als Fremder in Deutschland bzw. In zwei Sprachen leben erschienen (hrsg. von Weinrich ebenfalls gemeinsam mit Irmgard Ackermann) zwei Anthologien, die Berichte, Erzählungen, Gedichte von Ausländern enthalten (München 1982 und 1986), Früchte literarischer Wettbewerbe, die sein Münchner Institut ausgeschrieben hatte und an denen nur Personen teilnehmen durften, die Deutsch als Fremdsprache hatten lernen müssen. An der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld wurde 2016 der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst aus Mitteln des BMBF geförderte Harald- Weinrich-Gastlehrstuhl für ausländische Gastprofessoren der Fächer Deutsch als Fremdsprache, Linguistik und Literaturwissenschaft eingerichtet. (Red.) Internationale Konferenz «Authentizität nach Pasolini. Regress, Mythos und Erlösung im filmischen Gesamtwerk Pier Paolo Pasolinis» / Convegno internazionale «L ’ autenticità secondo Pasolini. Regresso, mito e redenzione nell ’ opera cinematografica di Pier Paolo Pasolini»: 15./ 16. Oktober 2021, Italienisches Kulturinstitut Köln / Universität Bonn Am 15. und 16. Oktober 2021 fand im Italienischen Kulturinstitut Köln sowie an der Universität Bonn eine internationale Konferenz zu Pier Paolo Pasolini statt, die von Dr. Cora Rok geleitet und von der DFG sowie dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Paul Geyer gefördert wurde. Der Schwerpunkt der Konferenz lag auf der Untersuchung und dem Vergleich verschiedener Authentizitätskonzeptionen in Pasolinis filmischem Gesamtwerk, denen Literatur- und FilmwissenschaftlerInnen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich sowie der Schweiz in ihren Vorträgen in deutscher sowie italienischer Sprache nachspürten. DOI 10.24053/ Ital-2022-0025 Mitteilungen 165 Einführend stellte Filippo La Porta Pasolini als «profeta inattendibile e perciò necessario» vor, dessen extreme und apodiktische Thesen, wie bspw. diejenige zur Uniformierung der Gesellschaft und zum Aussterben der regionalen Dialekte, einen Zugang zur vermeintlich authentischen Realität eröffneten. Letztere ‘ Prophezeiung ’ nahm Gian Luca Picconi (Genua) in seinem Vortrag auf, indem er den Gebrauch von Varietäten in Pasolinis frühem Schaffen als Versuch der Authentizitätsbeschwörung deutete und diesen unter dem Begriff des «regresso» subsumierte. Mit der Kritik an einem inauthentischen bürgerlichen Leben, wie sie in Teorema (1968) zum Ausdruck kommt, setzten sich Birgit Wagner (Wien) und Paolo Desogus (Paris) auseinander. Während Wagner den Film im Sinne Genettes als ‘ ernsthafte Transposition ’ einer biblischen Erzählung und die Elevation der Haushälterin als Heiligendarstellung interpretierte, bewertete Desogus diese Szene im Gegenteil als parodistisch. In seinem Vortrag argumentierte er mit Bezug auf die Theorie de Martinos, dass Transzendenz in Teorema gerade ohne Ethos dargestellt werde. Auch Uta Felten (Leipzig), die sich der heidnischen und christlichen Überformung der Protagonisten nicht nur in Teorema, sondern auch in Accattone (1961) und Mamma Roma (1962) widmete, hob hervor, dass Pasolini in seinen Filmen die Aussicht auf Erlösung in der Schwebe halte. Pasolinis Interesse an Martyriumsdarstellungen stellten sodann Silvia De Laude (Genf ) und Maria Rizzarelli (Catania) ins Zentrum ihrer Überlegungen. Indem De Laude den Kurzfilm La ricotta (1963), die werkgetreue Interpretation Il Vangelo secondo Matteo (1964) und das unverfilmte Drehbuch Bestemmia (1962 - 67) miteinander verglich, wies sie auf den Wandel in der Darstellungsform der neutestamentarischen Christusgeschichte hin. Auf Il Vangelo sowie auf Edipo Re (1967) nahm Rizzarelli Bezug, die in ihrer Präsentation die Inszenierung der Blickwechsel zwischen Mutter und Sohn in den Fokus stellte und diese als Zeichen authentischer mütterlicher Fürsorge und Opferbereitschaft deutete. Britta Hartmann (Bonn) und Hans Ulrich Reck (Köln) wandten sich mit ihren Vorträgen zwei dokumentarischen Produktionen Pasolinis zu. Hartmann reihte Pasolinis Comizi d ’ amore (1964) in die Tradition des cinéma vérité ein, das von Edgar Morin sowie Jean Rouch geprägt wurde, und stellte Pasolinis quasiwissenschaftlichen, binnenethnografischen Ansatz vor, mit dem er Sexualität und Moralvorstellungen der italienischen Gesellschaft zu untersuchen hoffte. Im Vergleich zu seinen VorrednerInnen erfasste Hans Ulrich Reck (Köln) Authentizität nicht als Entwurf von Echtheit, sondern vielmehr als Bezeugung der Echtheit für Dritte. Als Exempel für derlei Auslegung führte Reck den politischen Dokumentarfilm XII Dicembre (1971) an, mit dem Pasolini die dystopische Stimmung Italiens zur Schau stellte. Mitteilungen 166 Angela Oster (München) sprach in ihrem Vortrag über Authentizität als ästhetische Kategorie sowie als technisches Verfahren und fragte nach dem semiotischen Code von Pasolinis Kino der Poesie, das sich als antinaturalistisch und artifiziell darstelle, aber zugleich durch ikonische Zeichen, wie die der körperlichen Präsenz, Authentizitätsmarker setze. Pasolinis spezifische filmtechnische Umsetzung inhaltlicher Konzepte interessierte auch Marco Antonio Bazzocchi (Bologna), der in einer Auseinandersetzung mit dem Film Medea (1969) auf die Verbindung von Tod und Montage als zerstörerische Kräfte bzw. Mythos und Film als geschlossene Geschichten verwies. Mit eher unbekannteren Werken in Pasolinis Schaffen beschäftigten sich schließlich Luciano De Giusti (Triest) und Fabien Vitali (Kiel). Während De Giusti nach den Motiven suchte, die Pasolini dazu antrieben, seinen Kurzfilm Appunti per un film sull ’ India (1968) zu drehen, um sich ein authentisches Bild der indischen Gesellschaft zu verschaffen, wandte sich Vitali der Kapitalismuskritik in den literarisch ausgestalteten Drehbüchern zu den unverwirklichten Filmen San Paolo (1974) und L ’ histoire du soldat (1973) zu. Als Ausdruck von Inauthentizität könne insbesondere in letzterem Text die Figur des Teufels angesehen werden, der die neue kapitalistische Macht repräsentiere. Die beiden Konferenztage wurden jeweils von einer Theatersowie Filmvorführung beschlossen: Das deutsch-italienische Ensemble D. I. E. Musa der Universität Bonn übertrug Pasolinis Ideen auf die heutige Gesellschaft und trat unter Einbezug verschiedener medialer Formen mit dem Autor und Filmemacher in einen persönlichen Dialog, indem seine gesellschaftskritischen Positionen auf den Prüfstand gestellt wurden. Am letzten Abend wurde Pasolinis Kurzfilm Che cosa sono le nuvole? (1968) vorgeführt, in dem die grundsätzlichen Fragen nach den ‘ wahren ’ Motiven des menschlichen Handelns und Fühlens sowie nach der Möglichkeit, die Wirklichkeit zu erfassen, verhandelt werden. Alina Lohkemper/ Martina Nappi Tagung: «Lehren (und Lernen) des Italienischen in deutschsprachigen Lehr- und Lernkontexten: Forschung und Unterricht im Dialog» (3. - 4. September 2021, online) Das Zentrum für Fremdsprachenbildung der Ruhr-Universität Bochum in Zusammenarbeit mit dem Romanischen Seminar sowie dem Institut für Romanistik und dem Italien-Zentrum der Universität Dresden richtete am 3. und 4. September 2021 eine Online-Tagung mit dem Titel «Lehren (und Lernen) des Italienischen in deutschsprachigen Lehr- und Lernkontexten: Forschung und Unterricht im DOI 10.24053/ Ital-2022-0026 Mitteilungen 167 Dialog» aus. Unter der Schirmherrschaft zahlreicher Institutionen, darunter die Accademia della Crusca sowie die Italienische Botschaft in Berlin, und gefördert vom Deutschen Italianistenverband, dem Istituto Italiano di Cultura in Köln, dem Com.It.Es in Dortmund, dem Ci.Cu.IT in Bochum, dem Arbeitskreis Sprachenzentren und dem Italien-Zentrum der Universität Stuttgart, wurde ein - gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie besonders wertvoller - Raum für einen zweitägigen Austausch zwischen Forschenden sowie Lehrenden aus dem schulischen wie universitären Kontext geschaffen. Etwa 120 Personen aus dem gesamten deutsch- und italienischsprachigen Raum, darunter 60 Vortragende, nahmen an der Tagung teil. Mit dem Ziel, Schnittsowie Bruchstellen zwischen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Lehren und Lernen des Italienischen einerseits und der Unterrichtspraxis andererseits auszuloten sowie Möglichkeiten für einen breiteren wechselseitigen Austausch zu diskutieren, organisierte das Tagungsteam um Enrico Serena (Technische Universität Dresden/ Ruhr-Universität Bochum), Nicola Heimann-Bernoussi, Jörg Meuter, Francine Poschmann und Cristina Schalk (letztere alle Ruhr-Universität Bochum) ein umfassendes Programm aus Plenarvorträgen, Sektionsarbeit, Posterpräsentationen und Workshops. Den Auftakt zur Veranstaltung bildete der Plenarvortrag von Prof. Dr. Matthias Heinz (Paris Lodron Universität Salzburg) zu «Idioma gentile a vocazione internazionale: Italofilia e italianismi nell ’ area germanofona (e oltre)». Ein Blick auf das Sektionsprogramm zeigt die inhaltliche Breite der Tagung. So wurden in insgesamt zwölf Sektionen Beiträge zu unterschiedlichen Unterrichtskontexten des Italienischen als Fremd-, Zweit- und Herkunftssprache (Sektion «Unterricht in mehrsprachigen Kontexten», Sektion «Herkunftssprachenunterricht», Sektion «Besondere Zielgruppen»), zu Spracherwerbsprozessen (Sektion «Sprachliche Mittel und Spracherwerb I und II»), zu Unterrichtsansätzen (Sektion «Ansätze aus Literatur, Kunst und Musik», Sektion «Italien entdecken - Sprache in Aktion»), zu digitalem sowie interkulturellem Lernen (Sektion «Elearning und Neue Ansätze», Sektion «Geschichte, Kultur und Interkultur») und zur Ausbildung zukünftiger Italienisch-Lehrpersonen («Lehrerausbildung und Networking») präsentiert. Neben Beiträgen zur Italienischdidaktik im Paradigma der Didaktik als Transformationswissenschaft waren dabei erfreulicherweise mehrere Beiträge zur - nach wie vor zu wenig verbreiteten - empirischen Fremdsprachenforschung vertreten. Über die traditionelle Sektionsarbeit hinaus bot die Tagung auch praktisch orientierte Workshops sowie eine Podiumsdiskussion unter dem Titel «Wissenschaft und Praxis im Dialog». Moderiert von Prof. Dr. Massimo Vedovelli (Università per Stranieri di Siena) diskutierten VertreterInnen der Fachdidaktik und Linguistik, Prof. Dr. Daniel Reimann (Universität Duisburg-Essen) und Prof.in Dr. Mitteilungen 168 in Christine Konecny (Universität Innsbruck), sowie der schulischen Unterrichtspraxis, Prof.ssa Raffaella De Rosa (Intendenza scolastica lingua italiana Bolzano), Prof.ssa Anna Maria Salamone und Prof. Giuseppe Giambusso (Herkunftssprachenunterricht Italienisch, Kreis Unna und Menden) aktuelle Entwicklungen der Disziplin sowie der LehrerInnenausbildung anhand von Best-Practice-Beispielen. Katrin Schmiderer Schenkung von Fruttuoso Piccolo an das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven hat eine umfangreiche Schenkung des Künstlers und Lyrikers Fruttuoso Piccolo erhalten. Es handelt sich um rund 2.800 Bände, eine Sammlung deutschsprachiger Literatur von AutorInnen mit Migrationsgeschichte über 40 Jahre. Die Werke stellen eine wichtige zeitgeschichtliche Quelle für die Forschung in Literatur- und Sprachwissenschaft dar und vermitteln Einblicke in die Erfahrungswelten von Eingewanderten von den 1970er Jahren bis heute. Der 1953 in Stanghella in der italienischen Provinz Padua geborene Piccolo kam 1972 nach Deutschland und engagiert sich seitdem mit seinem künstlerischen Werk gegen Ausländerfeindlichkeit und Ausgrenzung. 1984 erhielt er den Lyrikpreis «Germania» und 1986 ein Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsen. Es sind vier Gedichtbände erschienen: 10 anni fra due mondi/ 1970/ 1980 (1980), Arlecchino Gastarbeiter - Harlekin Gastarbeiter (1985), durch DIE SPRACHE ein ander(es) ICH (1987), Ein Fach Mao Dich Tung (2008). Er hat Ausstellungen kuratiert und verschiedene Kunstaktionen und Performances organisiert und selbst durchgeführt. Piccolo überließ dem Deutschen Auswandererhaus seine Sammlung, da es eine besondere Sensibilität für das Individuum hinter den Einwanderungszahlen zeige: «Meine Sammlung ist ein Versuch, Abgrenzungen anhand der Kriterien der Nationalität, des sozialen Status, des Orts, der Sprache, der Themen, der Funktion etc. zu vermeiden und liefert zugleich eine Bestätigung dafür, dass die Literatur der AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache bereits heute die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur und Sprache nachhaltig beeinflussen zu einer buchstäblich: grenzüberschreitenden Literatur! » Information: www.dah-bremerhaven.de. (Red.) DOI 10.24053/ Ital-2022-0027 Mitteilungen 169 «Pasolini: populär» - Neues Forschungsprojekt zu Pier Paolo Pasolini im Rahmen des SFB 1472 Transformationen des Populären an der Universität Siegen Mit einer Akzentuierung des Populären in den Arbeiten Pier Paolo Pasolinis analysiert und diskutiert das an den Sonderforschungsbereich 1472 Transformationen des Populären der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) angegliederte Teilprojekt «Pasolini: populär» unter der Leitung von Cornelia Wild (Universität Siegen) in den nächsten Jahren die kulturelle Ordnung im Italien der 1950 bis 1970er Jahre. Pasolini, so die Ausgangsüberlegung des Projekts, initiiert eine Transformationsbewegung, die antithetische Verhältnisse von Hoch- und niederer Kultur radikal infrage stellt und sich so in eine heterogene Vorgeschichte des Populären als unhintergehbare Kondition kultureller Verständigung einschreibt. Anstelle einer Abtrennung setzt Pasolini das Prinzip der Überlagerung: Parallel zur Konsumkultur als «cultura del potere» bestehen (sub-)proletarische Lebenswirklichkeiten in den römischen Vorstädten. Die Verhältnisse sind dabei nicht getrennt voneinander zu denken - im Gegenteil interferieren sie, beeinflussen sich wechselseitig und produzieren so widersprüchliche Phänomene als Gegenstand einer Populärkultur, deren Nexus in einer Überschneidung von Machtdispositiven und Subjektkonstitutionen besteht. Das Populäre bei Pasolini beschreibt demnach keine Kontrastfigur zu Derivaten einer Hochkultur; vielmehr markiert es einen Kontaktpunkt, an dem Konfrontationen zwischen etablierten und prekären Verfassungen entstehen, die wiederum Einfluss auf Sprechweisen, mediale Wirklichkeiten und Geschlechterdiskurse nehmen. Durch das stilistische Verfahren der Verunreinigung, der «contaminazione di stile» macht Pasolini die Bedingungen eines populären Sprechens sichtbar und provoziert so eine Umwertung von hoher und niedriger Sprachposition. Das Populäre Pasolinis schreibt auf diese Weise die Traditionslinie des «Volgare» nach Dante Alighieri weiter, die sich durch die Vermischung verschiedener Stilebenen auszeichnet. Plebejisches und gepflegtes Sprechen bestehen in einer Gleichzeitigkeit und produzieren einen charakteristischen Soziolekt, der die Bedingung für eine begriffliche Reflexion des Populären in der romanischen Kulturtradition bildet. Bei Pasolini kulminiert diese Entwicklung in der Figur der «freien indirekten Rede», dem «discorso libero indiretto» - mit ihr wird die Konstitution einer Sprechposition zur Infragestellung bestehender Repräsentationsverhältnisse. Das Populäre nimmt so Einfluss auf die ästhetische Vermittlung von Wirklichkeit, indem es eine Spannung erzeugt, die sich insbesondere in filmischer Darstellung entlädt. Ausgehend von diesen Aspekten wird das Teilprojekt den Begriff des Populären bei Pasolini in Hinblick auf (un-)populäre Sprechweisen und Ge- DOI 10.24053/ Ital-2022-0028 Mitteilungen 170 schlechterdiskurse perspektivieren, um daran anschließend mediale Verortungen in Kino und Fernsehen vorzunehmen. Dieser Prozess wird begleitet durch ein vielfältiges Programm an der Universität Siegen: Neben den Pasolini Lectures ist unter dem Titel «Pasolini: populär» eine internationale Tagung geplant, um die im Rahmen des Teilprojekts erarbeiteten Fragestellungen in Vortragsformaten zu diskutieren. Juliana Müller Weitere Informationen: Prof. Dr. Cornelia Wild, SFB 1472, Universität Siegen, Herrengarten 3, 57072 Siegen, https: / / sfb1472.uni-siegen.de/ personen/ univ-profdr-cornelia-wild Neuer Vorstand des Deutschen Italianistenverbandes Bei der digital abgehaltenen Mitgliederversammlung des Deutschen Italianistenverbandes - Fachverband Italienisch in Wissenschaft und Unterricht e.V. am 18.3.2022 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Neue Vorsitzende ist Prof. Dr. Barbara Kuhn (Universität Eichstätt), zur ersten Stellvertretenden Vorsitzende wurde Prof.Dr. Sarah Dessì Schmid (Universität Tübingen), zum zweiten Stellvertretenden Vorsitzenden Prof.Dr. Christian Rivoletti (Universität Erlangen- Nürnberg) gewählt. Im Amt der Schriftführerin wurde Andrea Klinkner (Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien, Trier) bestätigt. Neue Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit ist Prof.Dr. Daniela Marzo (Universität Freiburg). Als Schatzmeisterin wurde Dr. Mirjam Sigmund (Universität Tübingen) gewählt. (Red.) Eingegangene Bücher Barberio, Teresa: Schreiben in zwei Sprachen. Argumentative und narrative Texte bilingualer italienisch-deutscher Schülerinnen und Schüler. München: Open Publishing in the Humanities 2021. Fliege, Daniel: E puro inchiostro il prezioso sangue. Das Verhältnis von Petrarkismus und Evangelismus in den Rime spirituali von Vittorio Colonna (1546), Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2021 (Studia Romanica, Band 230). Luce e ombra. Leggere Daniele Del Giudice. A cura di Alessandro Scarsella, Venezia-Mestre: Amos Edizioni 2021 (CUMA 07). Mitteilungen 171 Pasolini, Pier Paolo: Nach meinem Tod zu veröffentlichen. Späte Gedichte. Italienisch - deutsch. Herausgegeben, aus dem Italienischen übersetzt und mit einem Nachwort von Theresia Prammer. Berlin: Suhrkamp 2021. Pasolini, Pier Paolo: In persona. Gespräche und Selbstzeugnisse. Hrsg. und mit einem Vorwort von Gaetano Biccari. Aus dem Italienischen von Martin Hallmannsecker u. a., Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 2022. Pico della Mirandola, Gianfrancesco/ Bembo, Pietro: De imitatione. Briefe über die Nachahmung. Lateinisch/ Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Rafael Arnold und Christiane Reitz. Heidelberg: Manutius Verlag 2021 (Bibliotheca Neolatina, Band 14). Reato, Danilo: 100 Wörter Venezianisch. Ein kulturgeschichtliches Lexikon. Bonn: Bonner Verlags-Comptoir 2021. Richter, Dieter: Con gusto. Die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht. Berlin: Wagenbach 2021. Rimpau, Laetitia: Visionen neuer Wissenschaft. Zur dialogischen Dichtung von Dante Alighieri und Johannes Kepler, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2021 (Studien zu Literatur und Erkenntnis, Band 19). Rivoletti, Christian/ Nonnenmacher, Kai (Hrsg.): Orlando furioso. Rezeptionsgeschichte und Interpretationsansätze. Studi sulla ricezione e sull ’ interpretazione del testo. Studies on Reception History and on Textual Interpretation. München: AVM 2020 (Romanische Studien Beihefte 3). Scharold, Irmgard (Hrsg.): Dante internedial. Die Divina Commedia in Literatur und Medien, Würzburg: Königshausen & Neumann 2022. Jüdische Schicksale im faschistischen Italien. Hrsg. von Ruth Nattermann und Ulrich Wyrwa. Münchner Beiträge zur jüdischen Geschichte und Kultur Heft 2/ 2021. Se tu segui tua stella, non puoi fallire. I grandi narratori raccontano il loro Dante. A cura di Alberto Casadei, Aldo Morace, Gino Ruozzi, Milano: BUR 2021. Austauschzeitschriften Bibliographische Informationen zur neuesten Geschichte Italiens/ Informazioni bibliografiche sulla storia contemporanea italiana. Deutsches Historisches Institut in Rom/ Arbeitsgemeinschaft für die neueste Geschichte Italiens. Nr. 165/ März 2021/ marzo 2021. Studi comparatistici. N. 25, gennaio-giugno 2020, Anno XIII, fascicolo I. Mitteilungen 172 Autorinnen und Autoren dieser Nummer Chiara Angelini, Dott.ssa, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Walter Baumann, Dr., Frankfurt am Main Monica Biasiolo, Dr., Universität Augsburg Luciana Casale, StR, Leibniz-Montessori-Gymnasium Düsseldorf Domenica Elisa Cicala, Prof.Dr., Universität Eichstätt Cristiana De Santis, Prof.Dr., Università di Bologna Gerhild Fuchs, Prof.Dr., Universität Innsbruck Riccardo Gualdo, Prof.Dr., Università degli Studi della Tuscia, Viterbo Katharina von Harsdorf, Ludwig-Maximilians-Universität München Jonas Hock, Dr., Universität Regensburg Peter Ihring, Prof.Dr., Goethe-Universität Frankfurt am Main Susanne Kleinert, Prof.Dr., Universität des Saarlandes Antje Lobin, Prof.Dr., Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Alina Lohkemper, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Elisabetta Longhi, Prof.Dr., Università di Parma/ Università di Macerata Caroline Lüderssen, PD Dr., Goethe-Universität Frankfurt am Main Juliana Müller, Universität Siegen Martina Nappi, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Angela Oster, PD Dr., Ludwig-Maximilians-Universität München Mara Papaccio, Dott.ssa, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Daniela Pietrini, Prof.Dr., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Franz Rainer, Prof.Dr., Wirtschaftsuniversität Wien Alessandro Scarsella, Prof.Dr., Università Ca ’ Foscari, Venezia Elmar Schafroth, Prof.Dr., Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Katrin Schmiderer, Universität Innsbruck Jessy Simonini, Prof.Dr., Università di Udine Stefania Spina, Prof.Dr., Università per Stranieri Perugia 173 Die Translationswissenschaft hat in den letzten Jahren ein zunehmendes Bewusstsein dafür entwickelt, dass Nationenbildungsprozesse immer auch als Prozesse der sprachlichen und literarischen Kohärenzbildung zu betrachten sind, die sich stets in engster Auseinandersetzung mit konkurrierenden Sprachen und Kulturen und mithin maßgeblich auch via Übersetzung vollziehen. Über den ‚Umweg‘ der deutsch-italienischen (Übersetzungs-)Geschichte bieten die Autorinnen und Autoren dieses Bandes einen frischen Blick auf die Kulturgeschichte des Risorgimento und der folgenden Jahrzehnte. Durch die Verknüpfung unterschiedlicher Ebenen der historischen Translationsforschung, die von der interkulturellen, politischen und diskursiven Makroebene bis hin zur Mikroebene konkreter Übersetzungsentscheidungen reichen, wird ein facettenreiches Bild von ca. eineinhalb Jahrhunderten deutsch-italieni- Hier bestellen: service@steiner-verlag.de scher Übersetzungsgeschichte gezeichnet. Der translatologische Fokus auf den Akteuren, Praktiken, Institutionen und Politiken der Übersetzung erlaubt es dabei, eine bis dato wenig beleuchtete Kontinuität der kulturellen Beziehungen zwischen Italien und den deutschsprachigen Ländern nachzuzeichnen, die bis in die Ära des Faschismus reicht. die herausgeber Andreas Gipper ist Professor für französische und italienische Kulturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Lavinia Heller ist Professorin für allgemeine Translationswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Robert Lukenda ist Postdoc am Institut für Translationswissenschaft der Universität Innsbruck. Andreas Gipper / Lavinia Heller / Robert Lukenda (Hg.) Politiken der Translation in Italien Wegmarken einer deutsch-italienischen Übersetzungsgeschichte vom Risorgimento bis zum Faschismus studien zur übersetzungsgeschichte - band 2 2022. 320 Seiten mit 1 Farb- und 1 s/ w-Abbildung € 60,- 978-3-515-13093-6 kartoniert 978-3-515-13096-7 e-book Italienisch Zeitschrift für italienische Sprache und Literatur 44. Jahrgang - Heft 1 Verbandsorgan des Deutschen Italianistenverbandes e.V. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Italienischen Vereinigung e.V., Frankfurt am Main Gefördert von der Frankfurter Stiftung für deutsch-italienische Studien Begründet von Arno Euler † und Salvatore A. Sanna † Herausgeber Ludwig Fesenmeier, Marc Föcking, Barbara Kuhn, Daniela Marzo, Christine Ott (Anschrift s. Redaktion) Wissenschaftlicher Beirat Martin Becker (Köln), Domenica Elisa Cicala (Eichstätt), Sarah Dessì Schmid (Tübingen), Frank-Rutger Hausmann (Freiburg), Gudrun Held (Salzburg), Hinrich Hudde (Erlangen-Nürnberg), Peter Ihring (Frankfurt am Main), Antje Lobin (Mainz), Florian Mehltretter (München), Sabine E. Paffenholz (Koblenz/ Boppard), Daniela Pietrini (Halle-Wittenberg), Edgar Radtke (Heidelberg), Christian Rivoletti (Erlangen-Nürnberg), Michael Schwarze (Konstanz), Isabella von Treskow (Regensburg), Winfried Wehle (Eichstätt), Hermann H. Wetzel (Passau) Redaktion Caroline Lüderssen (v.i.S.d.P.), Marina Rotondo Arndtstraße 12, 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49 (0)69 74 67 52, eMail: italienisch@div-web.de www.div-web.de und www.italianistenverband.de Verlag Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG, Dischingerweg 5, D-72070 Tübingen Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Anzeigenmarketing Selina Sauskojus, Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG, sauskojus@narr.de, Telefon: +49 (0)7071 97 97 26 Printed in Germany Erscheinungstermine: Frühjahr und Herbst Bezugspreise € 24,00 jährlich, für Privatpersonen € 17,00 jährlich. Einzelheft € 14,00. Alle Preise inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten. Die Mindestabodauer beträgt ein Jahr. Eine Kündigung ist schriftlich bis jeweils 6 Wochen vor Bezugsjahresende möglich. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung (auch in elektronischer Form) bedarf der Genehmigung des Verlags, Anschrift s. oben. Manuskripteinsendungen und Besprechungsexemplare bitten wir an die Redaktion Italienisch zu richten, Anschrift s. oben. ISSN 0171-4996 ISBN 978-3-8233-1600-8 www.winter-verlag.de Universitätsverlag w i n t e r Heidelberg Lo studio delle scriptae lombarde e delle grandi opere della tradizione letteraria milanese ha raggiunto risultati insuperati nel XIX e nella prima metà del XX secolo. Eppure non sono mancati negli ultimi decenni singoli studi ed edizioni che hanno evidenziato la necessità di dedicare una maggiore attenzione ai volgari lombardi, sia per coglierne le specificità tipologiche e strutturali, sia per studiarne la variazione interna. I contributi raccolti nel volume si concentrano sulla lingua quattrocentesca, cercando di evidenziare alcune linee di sviluppo che portano dal milanese illustre di Bonvesin da la Riva alla lingua della grande letteratura dialettale che fiorisce a partire dal Seicento. de roberto, elisa wilhelm, raymund (Ed s .) Nuove prospettive sul lombardo antico Atti del convegno internazionale, Roma, 14-15 novembre 2019 Unter Mitarbeit von lisa struckl 2022. vi, 200 Seiten, 3 Abbildungen. (Studia Romanica, Band 231) Geb. € 52,- isbn 978-3-8253-4892-2 Romanistik Linguistik
