Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
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2014
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Fesenmeier Föcking Krefeld OttGuido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen
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2014
Ludger Scherer
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17 Lu D ger S ch erer guido gozzanos fiabe zwischen gattungstradition und anti-Märchen Guido Gozzano (1883-1916) ist gemeinhin als Lyriker bekannt und wird nicht selten auf diese Gattung festgelegt, was eine Abwertung seiner Prosawerke beinhaltet . 1 Der emblematische poeta crespuscolare hat indessen zahlreiche Novellen und Märchen verfaßt, von denen an dieser Stelle vor allem seine fiabe vorgestellt und im Hinblick auf ihre Beziehung zum Gesamtwerk des Autors und zur Märchentradition in Italien und Europa analysiert werden sollen Einen angemessenen Blick der Forschung auf das Werk Gozzanos verstellt dabei häufig nicht nur deren Fixierung auf einige meisterliche Gedichte, 2 sondern vor allem der psychologisierende Biographismus, mit dessen Hilfe den Texten der «cosa vivente/ detta guidogozzano» 3 oft genug kurzschlüssig zuleibe gerückt wird Gozzano gilt zudem als nostalgischer Vertreter des passatismo, der im Gegensatz zu den lautstarken Manifesten der Avantgarden, namentlich des Futurismus, deutlich weniger Interesse bei der Literaturwissenschaft geweckt hat Die erst seit einiger Zeit in der Forschung verstärkt beachtete Modernität des Turiner Autors besteht jedoch, wie Gerhard Regn gezeigt hat, in seiner supplementären Poetik, die von der Einsicht in die unhintergehbare «Semiotisierung des Lebens» 4 gezeichnet ist und deren Autoreflexivität und Ironie von der grundsätzlichen Unerfüllbarkeit der künstlerischen Simulation kündet Auf dieser Grundlage wird hier der Versuch unternommen, Gozzanos Märchen als komplexen Ausdruck einer produktiven Auseinandersetzung des Autors mit der Gattungstradition und ihren Möglichkeiten und Grenzen zu lesen Nicht zuletzt soll mit diesem Beitrag angeregt werden, die Kinder- und Jugendliteraturforschung, die in der Romanistik kaum etabliert ist, gerade auch bei der Interpretation kanonischer Autoren stärker zu berücksichtigen I . Der Poet als Märchenonkel Zwischen 1909 und 1914 publizierte Guido Gozzano 25 Prosatexte für Kinder im Mailänder Corriere dei piccoli und in der Turiner Wochenzeitschrift Adolescenza, 5 die von Illustrationen begleitet waren . 6 Sechs Märchen wurden vom Autor in die zeitgenössische Ausgabe I tre talismani (Ostilia: La scolastica 1914), weitere sechs in den postum erschienenen Band La principessa si sposa (Milano: Treves 1917) aufgenommen, die beide seinem Neffen Francesco und seiner Nichte Maria gewidmet sind . 7 Die übrigen 13 Kindergeschichten wurden in verschiedenen Werkausgaben wiederabgedruckt, das 2_IH_Italienisch_71.indd 17 14.05.14 18: 22 18 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer gesamte Korpus erschien in zwei rezenten Einzelausgaben, welche auch die Publikationsgeschichte der einzelnen Texte auflisten . 8 Auffällig ist, daß Gozzano keine einzige der elf für Adolescenza geschriebenen Erzählungen, von Il Natale di Fortunato (25 .12 .1910) bis Il contino lustrascarpe (31 .12 .1911), in seine von ihm selbst ohne chronologische Kriterien zusammengestellten Ausgaben aufgenommen hat In diesem äußerst produktiven Jahr 1911, in dem auch sein berühmter Lyrikband I colloqui erschien, schrieb Gozzano neben den Adolescenza-Erzählungen noch weitere fünf Märchen für den Corriere dei piccoli, die Eingang in seine Sammlungen fanden Die letzte Erzählung, La moneta seminata aus dem Jahr 1914, steht damit in beträchtlichem zeitlichen Abstand zu den übrigen Texten Des weiteren ist unter gattungstypologischen Gesichtpunkten eine chronologische Entwicklung in Gozzanos Korpus vom Märchen hin zur moralischen erbaulichen Geschichte zu konstatieren, die mit dem Publikationsorgan in Zusammenhang steht Für die katholische Zeitschrift Adolescenza verbindet Gozzano Märchenhaftes verstärkt mit Religiösem, wie bei der Heiligenlegende Il salice solitario, bei La corona del Re, die der biblischen Joseph-Geschichte nahesteht, oder in der Christus-Parabel über die moralischen Gefahren plötzlichen Reichtums Il Natale di Fortunato Novellenmotive finden sich beispielsweise in der derben beffa-Erzählung Il mugnaio e il signore, während Luca e Mario und Il contino lustrascarpe deutliche Elemente von Sozialrealismus in der Tradition von Charles Dickens und Hans Christian Andersen aufweisen . 9 Diese sentimentalen Kindergeschichten stehen teilweise Edmondo de Amicis’ Cuore (1886) nahe und wurden in der (spärlichen) Forschungsliteratur als Ausdruck mangelnder Inspiration und als pädagogisch fragwürdiger Broterwerb kritisiert . 10 Als Kronzeuge wird wiederum Gozzano selbst angeführt, der seine erste Erzählung Il Natale di Fortunato mit folgendem Passus einleitet: «Oggi che l’ala della pace cristiana sembra sfiorare la terra, la mia fantasia stanca non ama raccontarvi vicende di orchi e di fate, di gnomi e di malefizi Evocherò per voi una fiaba non mia, una leggenda che ascoltavo dalla cara bocca d’una fantesca defunta, in altri Natali lontani, quand’ero piccolo come voi, miei piccoli amici .» 11 Ohne in eine intensive Analyse der Adolescenza-Erzählungen eintreten zu wollen, die hier zugunsten interessanterer Texte unterbleiben soll, sei zumindest angemerkt, daß der Erzähler des Märchens nicht ohne weiteres biographistisch mit Gozzano, dessen Inspiration erlahmt sei, zu identifizieren ist Die evozierte Erzählsituation verweist vielmehr auf die orale Tradition des Volks- 2_IH_Italienisch_71.indd 18 14.05.14 18: 22 19 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen märchens, auf die Offenheit des Märchens für andere narrative Kurzformen, auf die gattungsinhärente Wertschätzung der Wieder-Erzählkunst im Gegensatz zu ingeniöser Originalität schließlich - Aspekte, die auch bei den im folgenden Kapitel behandelten Märchen eine wichtige Rolle spielen Gozzanos Beschäftigung mit Kindermärchen und Kinderlyrik setzt lange vor dem Jahr 1909 ein Seine postum als Le dolci rime oder Rime per bimbi edierten acht Kinderverse 12 stellen nämlich keineswegs die einzige Verbindung zwischen lyrischem und narrativem Werk dar In diesen kurzen Gedichten spielen die traditionellen kirchlichen Familienfeste von Natale, La Befana bis Pasqua eine dominante Rolle Eine gewisse Sonderstellung nimmt Dolci rime ein, das 1913 im Corriere dei piccoli veröffentlicht wurde Der metapoetische Text kombiniert ein scherzhaftes Rezept für das Verfassen eines Sonetts mit der melancholischen Einsicht in die verlorene Unschuld der Kindheit im Dialog mit der «grazia di capinera/ che canta e tutto ignora» 13 der noch nicht dreijährigen Luisa Giusti, Widmungsempfängerin des Gedichts Die Poesie wird in der Schlussstrophe autoironisch als trauriges Geschäft geschildert: «Di qui potrai vedere la mia tristezza immensa: piccola amica, pensa che questo è il mio mestiere! » 14 Gozzanos dolci rime lassen eine doppelte Lesart als ‹crepuscolare› Parodie des dolce stil novo, Leopardis, D’Annunzios sowie eigener Gedichte wie L’amica di nonna Speranza und La signorina Felicita zu 15 und verweisen damit auf die Präsenz kinderliterarischer Elemente in den großen Lyrikbänden Bereits das 1905 zuerst publizierte Titelgedicht der Sammlung La via del rifugio (1907) beginnt nämlich mit einer filastrocca, deren Strophen in den Text eingeflochten und durch Kursivdruck hervorgehoben werden «Trenta quaranta,/ tutto il mondo canta/ canta lo gallo/ risponde la gallina… Madama Colombina/ s’affaccia alla finestra/ con tre colombe in testa: / passan tre fanti… …su tre cavalli bianchi: / bianca la sella/ bianca la donzella/ bianco il palafreno… Colomba colombita/ Madama non resiste,/ discende giù seguita/ da venti cameriste/ fior d’aglio e fior d’aliso,/ chi tocca e chi non tocca…» 16 2_IH_Italienisch_71.indd 19 14.05.14 18: 22 20 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer Die Verflechtung der Textsegmente ist dabei weitreichend, der Kinderreim beim Versteckspielen fungiert regelrecht als stimulierender Intertext für Gozzanos Gedicht des Verzichts . 17 Die elegische Meditation über Leben, Tod und Begehren präsentiert sich damit formal angeregt vom Singsang der «bella filastrocca» 18 und inhaltlich ausgelöst vom kindlichen Umspielen der Liebesthematik . 19 Eine nostalgisch erinnerte, ‹romantische› Märchenatmosphäre findet sich verbreitet in Gozzanos Gedichten So wird in Primavere romantiche (1901) die vergangene Liebe durch ein ritterlich-märchenhaftes Bild evoziert: «Ella recava un libro ove la bionda/ reina per il paggio si struggea» 20 Auch das bekannte Gedicht L’amica di nonna Speranza, das mit Veränderungen aus La via del rifugio in I colloqui (1911) übernommen wird, relegiert das Glück in eine Kunstwelt der uneinholbaren Vergangenheit, in der die beiden Mädchen der Fotographie von 1850 von ihrem «Principe Azzurro» 21 träumen Die Konventionalität der Traumwelt wird als spätromantisch und literaturinduziert markiert, die kindliche Vorstellung damit zwar ironisiert, aber nicht diskreditiert Deutlicher noch präsentiert sich die Verbindung von Kindheit und Märchen in Gozzanos Gedicht Cocotte (1909), das wie L’amica di nonna Speranza und Le due strade ebenfalls eine der «donne del mio sogno» 22 aus der Erinnerung aufruft und eine Ästhetik von Aufschub und Verzicht in Szene setzt . 23 Der Name der «cattiva signorina» 24 setzt in der kindlichen Phantasie des lyrischen Subjekts märchenhafte Assoziationen frei, die anziehend und furchteinflößend zugleich sind: «Pensavo deità favoleggiate: i naviganti e l’Isole Felici… Co-co-tte… le fate intese a malefici con cibi e con bevande affatturate… Fate saranno, chi sa quali fate, e in chi sa quali tenebrosi offici! » 25 Auch in Gozzanos Novellen finden sich Anspielungen auf Märchen, charakteristischerweise stets in Verbindung mit der erinnerten respektive imaginierten Vergangenheit und der Kindheit So wird das geheimnisvolle verschlossene Zimmer in L’altare del passato (1911) zunächst mit «la favola di Barbebleu» 26 in Verbindung gebracht, erst später in kindlicher Malice mit einer möglichen «bien-aimée de ton grand-papa» . 27 Der in Torino d’altri tempi (1915) beschriebene prächtige Auszug von Carolina di Savoia wird mit dem Märchenambiente Charles Perraults verglichen: «Il corteo fantastico si svolge interminabile come in una fiaba dei Perrault, ma non reca il marchese di Carabattole, non il gatto dagli stivali, non Cenerentola fatta regina» . 28 2_IH_Italienisch_71.indd 20 14.05.14 18: 22 21 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Die Beispiele mögen hier genügen, um Gozzanos verbreitetes gattungsübergreifendes Rekurrieren auf Märchenelemente, verbunden mit der Funktion, die positiv valorisierte und gleichzeitig ironisierte Vergangenheit zu evozieren, aufzuzeigen Eher als von einer simplen «predilezione di Gozzano per il genere fiabesco» 29 kann dabei von einem gezielten Einsatz von Märchenelementen der kollektiven Memoria gesprochen werden, der auf Gozzanos Beschäftigung mit der Gattungstradition verweist und sicher keine regressive Evasion darstellt II . Im Märchenwald der Tradition An dieser Stelle kann es nicht darum gehen, seine sämtlichen Märchen inhaltlich vorzustellen, 30 sondern exemplarisch das Verfahren Gozzanos im Umgang mit der ‹populären› Gattung vorzuführen Zu diesem Zweck werden zwei Texte näher untersucht La danza degli gnomi, erschienen am 1 .5 .1910 im Corriere dei piccoli und als zweites Märchen in I tre talismani abgedruckt, beginnt, wie alle sechs Märchen dieser Sammlung, mit einer filastrocca, die den üblichen Märcheneingang c’era una volta variiert und signifikant verändert «Quando l’alba si levava, si levava in sulla sera, quando il passero parlava c’era allora, c’era… c’era…» 31 Der Kindervers präsentiert in seinen beiden paradoxen Formulierungen ein Adynaton und rückt die traditionell vage Märchen-Vorzeit des Es war einmal damit in die irreale Epoche einer verkehrten Welt . 32 Die Märchenformel und mit ihr die entsprechende Gattung wird von Gozzano aufgerufen und gleichzeitig parodiert, die scheinbar infantile Eingangsstrophe deutet also bereits das dekonstruktive Verfahren an, mit dem der Autor seine fiabe komponiert Inhaltlich behandelt La danza degli gnomi die märchenbekannte Konkurrenz zweier Stiefschwestern, deren eine, die schöne und gute Serena, von ihrer Stiefmutter gehasst und herabgesetzt wird, während die hässliche und böse Gordiana von der leiblichen Mutter bevorzugt und geliebt wird Auf dem Weg zwischen dem Familienschloss und dem Dorf pflegen die titelgebenden Gnome, ein in der mediterranen Märchenfauna recht wenig bekannter nordischer Import, in Vollmondnächten zu tanzen und Reisende zu erschrecken In Kenntnis dieser Gefahrenlage schickt die böse Stiefmutter Serena nun eines Abends alleine durch den Wald, ihr vergessenes Gebetbuch aus der Dorfkirche zu holen Das gute Mädchen schickt sich schließlich in sein Schicksal, geht 2_IH_Italienisch_71.indd 21 14.05.14 18: 22 22 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer durch den Wald und tritt, nach kurzem Schaudern, in den Kreis der Gnome, die es mit «un fungo e una felce» 33 beschenken und höflich zum Tanz auffordern Zum Dank für das freundliche und anmutige Verhalten Serenas wird sie mit Zaubergaben beschenkt: mit noch größerer Schönheit und Güte zunächst, dann mit der Fähigkeit, bei jedem Wort eine Perle aus dem linken Ohr fallen zu lassen und jeden gewünschten Gegenstand in Gold zu verwandeln . 34 Bei ihrer Rückkehr verzehrt sich die Stiefmutter vor Neid ob der gesteigerten Schönheit Serenas und ihrer verschönernden Wirkung auf die Umwelt, nicht zuletzt auf das nun kostbar eingebundene Gebetbuch Um ihrer hässlichen Tochter dasselbe Glück zuteil werden zu lassen, befiehlt sie dieser, denselben Weg zu gehen, muß Gordiana allerdings mit Schlägen zum Aufbruch zwingen Erwartungsgemäß weist das böse Mädchen die Aufforderung zum Tanz unfreundlich zurück und wird entsprechend mit größerer Häßlichkeit und dem Fluch, bei jedem Wort einen Skorpion aus dem linken Ohr zu produzieren und «che si copra di bava ogni cosa ch’ella toccherà» 35 bestraft Nach der Rückkehr Gordianas ist die Enttäuschung groß Es schließt sich ein zweiter Teil an, in dem die Stiefmutter erfolglos versucht, die Hochzeit Serenas mit dem «Re di Persegonia» 36 durch Austausch der sposa mit der eigenen Tochter zu vereiteln Die verschleierte falsche Braut vereitelt den Betrug durch eigene Dummheit, weil sie das Schweigegebot aus Durst durchbricht und damit Skorpione auf das Hochzeitskleid fallen läßt, die den bereits mißtrauisch gewordenen König natürlich verschrecken Serena wird vom Bräutigam aus einer Truhe befreit und als rechte Braut heimgeführt Eine Bestrafung der betrügerischen Stiefmutter und ihrer häßlichen Tochter wird nicht expliziert, nach ihrer Flucht «non si ebbe più alcuna novella» 37 von ihnen, heißt es lediglich Gattungshistorisch fällt die Nähe zum Volksmärchentyp AT 480 ins Auge, 38 der in Charles Perraults Les fées aus seiner berühmten Sammlung Histoires ou contes du temps passé, avec des moralitez (1697) eine wirkmächtige Literarisierung erfahren hat . 39 Dort bevorzugt eine Witwe ihre ältere Tochter, die ihr an Hässlichkeit und Hochmut gleicht, und misshandelt ihre jüngere Tochter, die hingegen schön und gut ist Nachdem letztere einer alten Frau am Brunnen zu trinken gegeben hat, erhält sich für ihre gute Tat das Feengeschenk, beim Sprechen eine Blume oder einen Edelstein aus ihrem Mund zu produzieren, während die unfreundliche Schwester bei entsprechender Gelegenheit mit Schlangen und Kröten bestraft wird Auch bei Perrault schließt sich eine Heirat der aus Angst entflohenen schönen Schwester mit einem Königssohn an, während die ebenfalls vertriebene hässliche Schwester allein im Wald stirbt . 40 In den Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm folgt Frau Holle (KHM 24) diesem Typ, wird dort allerdings als hessische mündlich tradierte Erzählung präsentiert . 41 Die in der Forschung 2_IH_Italienisch_71.indd 22 14.05.14 18: 22 23 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen diskutierte Frage, ob Gozzano Carlo Collodis Übersetzung von Perraults Märchen als Vorlage benutzt hat oder italienische Übersetzungen von Grimms Märchen, 42 erscheint wenig zentral, zumal Gozzano französische Literatur natürlich im Original lesen konnte Es handelt sich bei diesem Text um ein traditionelles Märchen, das Gozzano mit Variationen und Kontaminationen erzählt Denn bereits vor Perrault finden sich ja Literarisierungen bekannter Märchen, insbesondere in Italien: Für Les fées läßt sich mit der Erzählung IV .7 Le doie pizzelle aus Giambattista Basiles als Pentamerone bekanntem Lo cunto de li cunti overo lo trattenemiento de’ peccerille (1634-36) ein deutlich früherer Intertext ausmachen . 43 In diesem handeln die beiden Cousinen Marziella und Puccia freundlich und freigiebig respektive abweisend und egoistisch an einer Alten am Brunnen und werden mit den Zaubergaben Blumen und Edelsteine belohnt beziehungsweise mit Ungeziefer und Unkraut bestraft Das Teilen des Brotes, der «pizzella», stellt hier die Probe für die caritas der Mädchen dar, die nur von der guten und schönen Graziella bestanden wird Deren Hochzeit mit dem «re di Chiunzo» 44 wird im zweiten Teil der Geschichte von der neidischen Tante zunächst verhindert, die ins Meer geworfene Graziella jedoch von einer Sirene gerettet Nach märchenhaften Verwicklungen wird die rechte Braut, für die sich ihre Cousine ausgegeben hatte, erkannt und von der goldenen Kette der Sirene befreit Die Bestrafung der mörderischen Tante mit dem Tode ist drastisch, während Puccia als Bettlerin ihr Leben fristen muß, «pe n’avere semmenato no poccorillo de pizza appe sempre carestia de pane» . 45 Die Namen der beiden Schwestern, Serena und Gordiana, in Gozzanos La danza degli gnomi sind aus Giovanni Francesco Straparolas Novellensammlung Le piacevoli notti (1550) übernommen, die auch als Quelle weiterer Figurennamen in Gozzanos Œuvre ausgemacht werden kann . 46 Die Anleihe ist allerdings tatsächlich rein nominell, die dazugehörigen Charakterisierungen werden nicht übertragen So ist Gordiana in Straparolas favola IV .3 Ancilotto re di Provino der Name der barmherzigen Müllerfrau, die die drei ausgesetzten Kinder der betrogenen Königin Chiaretta aufzieht, Serena der Name, den sie dem gefundenen Mädchen gibt . 47 Die schöne Tochter Chiarettas verhilft ihrer durch die Bosheit der Schwiegermutter verstoßenen Mutter nach zahlreichen Abenteuern wieder in ihre rechtmäßige Stellung beim König, wird jedoch als naiv und leichtfertig gezeichnet, ist demnach von der ästhetisch-moralischen Perfektion von Gozzanos Serena weit entfernt, was auch mit ihrer Position als untergeordnete Figur zusammenhängt Straparola dient Gozzano jedoch nicht nur in Namensfragen als Inspirationsquelle, aus der soeben angesprochenen Märchennovelle IV .3 stammen die drei magischen Objekte «acqua che balla», «pomo che canta» und «ugel bel verde», 48 die dort Serenas übermächtiges Begehren erregt haben und am 2_IH_Italienisch_71.indd 23 14.05.14 18: 22 24 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer Ende den glücklichen Ausgang der Geschichte herbeiführen Der grüne Vogel wird über die dritte Erzählung La ’ngannatrice ’ngannata aus Pompeo Sarnellis Posilecheata (1684) in Carlo Gozzis fiaba teatrale L’augellino belverde (1765) zu Theaterruhm kommen, in Gozzanos zweitem Märchen Il Re Porcaro (10 .10 .1909) spielt hingegen «l’acqua che balla, che suona, che canta» 49 eine ähnlich entscheidende Rolle bei der Aufhebung des Verwechslungszaubers wie bei Straparola, das Motiv der Versteinerung ist ebenfalls in beiden Texten präsent La danza degli gnomi weist nun einige Parallelen zu Straparolas Erzählung III .3 Biancabella auf . 50 Wie bei Basiles Märchennovelle Le doie pizzelle erhält hier die übernatürlich schöne Biancabella die magischen Gaben, Blumen und Edelsteine zu produzieren, 51 allerdings von ihrer Zauberschwester Samaritana, einer «biscia», 52 die wundersamer Weise mit ihr zusammen geboren worden war Nach der Hochzeit Biancabellas mit «Ferrandino re di Napoli» 53 muss die Titelheldin wie Schneewittchen unter der Verfolgung durch die neidische Stiefmutter leiden, wird verstümmelt und im Wald ausgesetzt, von hilfsbereiten Menschen gepflegt und von ihrer Schlangenschwester schließlich geheilt Das Motiv der vertauschten Braut kommt ebenfalls zum Tragen, als die Stiefmutter dem König eine ihrer hässlichen Töchter als fieberkranke Biancabella unterschiebt, bis die Wahrheit schließlich ans Licht kommt und die Schuldigen verbrannt werden Insgesamt setzt die Erzählung Straparolas jedoch andere Akzente und bindet die beiden ähnlichen Märchenmotive auf unterschiedliche Weise ein An La danza degli gnomi wird deutlich, daß sich Gozzano aus der reichen europäischen, nicht zuletzt italienischen Märchentradition bedient und mit Hilfe rekurrenter Motive und bekannter Intertexte ein Märchen polygenetisch komponiert hat, das eigene Akzente setzt So wird die Bestrafung der Schuldigen beträchtlich entschärft, die Belohnung des guten Mädchens verstärkt, generell die Gegensätze zwischen schön und hässlich mit ihren moralischen Entsprechungen noch fester verknüpft und auf größere Distanz zueinander gebracht Die umfassende Belohnung der verfolgten Unschuld wird nicht nur durch deren karitative Taten motiviert, sondern auch durch ihren Mut zur Überwindung der eigenen Angst In kindlich naivem Vertrauen auf die guten Kräfte der Natur gelingt Gozzanos Serena ein angemessener Umgang mit der Welt der nur scheinbar hässlichen Naturwesen, die im Vergleich zu Perraults Fee als furchteinflößend geschildert werden, ähnlich wie die Natter, die Biancabella bei Straparola zu Zaubergaben verhalf Bei der Figurenzeichnung und der manichäischen Trennung von gut/ schön und böse/ hässlich ist also eine Steigerung im Vergleich zu den Intertexten zu beobachten, während das offene Ende, das ohne die Bestrafung von Stiefmutter und Stiefschwester auskommt, wohl weniger die Phantasie des Lesers anregen soll, 54 als vielmehr mangelndes Interesse am weiteren Schicksal negativer 2_IH_Italienisch_71.indd 24 14.05.14 18: 22 25 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Figuren erkennen läßt In Gozzanos fiabe steht die Schönheit mit ihren Attributen und Personifikationen im Mittelpunkt Kennzeichen dieser Schönheit ist in La danza degli gnomi neben der Kalokagathie der respektvolle Umgang mit den Lebewesen, der Flora und Fauna der Natur, was noch von Wichtigkeit sein wird Märchen haben in der italienischen Literaturgeschichte eine lange Tradition, zu der auch die mittelalterlichen cantari und die rinascimentalen Ritterepen Pulcis, Boiardos und Ariostos gezählt werden können Straparolas Le piacevoli notti und Basiles Pentamerone haben hier bereits Erwähnung gefunden, ebenso Sarnellis Posilecheata und Carlo Gozzis fiaba teatrale Seit der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts setzt in Italien im Zuge von Risorgimento, Romantik und Positivismus eine verstärkte volkskundliche Sammlung regionaler Märchen ein, die aus der mündlichen Überlieferung in Schriftlichkeit übertragen werden . 55 Aus diesem nationalen Fundus schöpften Autoren wie Carlo Collodi, dessen Pinocchio (1882) sich allerdings als Anti-Märchen präsentiert, 56 Luigi Capuana mit seinen Sammlungen C’era una volta (1882) und Il Raccontafiabe (1893) und nicht zuletzt Guido Gozzano, der großes Interesse an italienischen und internationalen Märchensammlungen zeigte, 57 dessen fiabe innerhalb der Märchen- und Kinderliteraturforschung allerdings recht wenig Beachtung gefunden haben . 58 Erst Italo Calvinos Sammlung Fiabe italiane (1956) brachte ihrem Autor den Ehrentitel «Grimm der zeitgenössischen italienischen Literatur» ein, 59 was insofern gerechtfertigt erscheinen mag, als Calvino auf der Grundlage der positivistischen Märchenkompilationen eine repräsentative Sammlung regionaler fiabe in stilistischer Überarbeitung und Übersetzung vorgelegt hat . 60 Im 20 Jahrhundert hat Gianni Rodari mit seinen Favole al telefono (1962) Märchenschule gemacht, wie beispielsweise die Werke von Bianca Pitzorno, Roberto Piumini und Stefano Bordiglioni zeigen Gozzano steht also in einer illustren Traditionslinie, die um die internationalen Erfolgswerke Perraults, Grimms und Andersens zu erweitern ist In Kenntnis der oralen Erzähltradition und der wirkmächtigen Literarisierungen positioniert sich Gozzano in besonderer Weise als Bewahrer und Überwinder der Gattung, wie im folgenden deutlich wird Piumadoro e Piombofino (25 .7 .1909), Gozzanos erstes Märchen, handelt in sechs Kapiteln von zwei Menschen, die durch ein komplementäres Schicksal miteinander verbunden und füreinander bestimmt sind Die arme Waise Piumadoro verliert mit 14 Jahren grundlos an Gewicht, während der Reuccio Piombofino der Isole Fortunate auf unerklärliche Weise immer schwerer wird Beide bleiben dabei aber im Besitz ihrer außergewöhnlichen Schönheit Piumadoro lebt bei ihrem Großvater, einem Köhler, wird als sozial integriert und trotz der ärmlichen Lebensumstände «bella come una regina» 61 beschrieben, was ebenso als Vorausdeutung des glücklichen Endes anzusehen 2_IH_Italienisch_71.indd 25 14.05.14 18: 22 26 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer ist wie ihr rechter Umgang mit Flora und Fauna: Sie fängt nacheinander beim Spiel «una farfalla candida», «un bel soffione niveo» und «uno scarabeo di smeraldo», 62 lässt diese auf deren Bitten hin jedoch wieder frei, wofür ihr Lohn versprochen wird Als sie nun auf rätselhafte Weise immer leichter wird, beginnt sie unbewusst ein Lied zu singen, das ebenfalls prophetische Funktion hat: «Non altre adoro - che Piumadoro…/ Oh! Piumadoro,/ bella bambina - sarai Regina» . 63 Aus Angst, davonzufliegen, wird das Mädchen zunächst angebunden, dann im Haus eingesperrt, wo der Großvater sie zum Zeitvertreib durch Pusten umherfliegen lässt Als Piumadoro diesen eines Morgens tot auffindet, verlässt sie nach dreitägiger Trauer das Haus und lässt sich vom Wind davontragen Ihr anfänglicher Schreck über den Flug wird von drei magischen Helfern gelindert, denn «la farfalla, la cetonia e il soffione» 64 begleiten sie nun auf ihrer Reise zur «Fata dell’Adolescenza» . 65 In deren Schloss sieht Piumadoro im Zauberspiegel den schweren Piombofino, den eigentlichen Sänger des geheimnisvollen Liedes, und die wechselseitige Entzauberung beim ersten Kuss wird in Aussicht gestellt Bevor sich die magischen Gewichtsprobleme jedoch in märchenhaftes Wohlgefallen auflösen können, benötigt Piumadoro für die weitere Flugreise zu den Isole Fortunate drei Zauberkörner, um den Versuchungen in drei Zauberschlössern auf dem Weg widerstehen zu können Im ersten, dem «Castello della Menzogna» der «Fata Variopinta», werden der Heldin Illusionen geliebter Menschen vorgegaukelt, die sie mit Hilfe des «grano della Prudenza» als Dämonen durchschaut . 66 Das zweite Schloss der wütenden «Fata Verde» verwandelt sich durch den «grano della Bontà» in einen friedlichen Ort, 67 während sich die scheinbare Pracht und Festlichkeit im dritten Schloss, dem «Castello dei Desideri» der «Fata Azzurra», durch den «grano della Saggezza» als ärmliche Hässlichkeit zu erkennen gibt . 68 Auf der Weiterreise multiplizieren sich die magischen Begleiter Piumadoros, 69 so dass diese nach sieben Tagen bei Piombofino anlangt, der inzwischen den Boden des Thronsaals durchbrochen hat Der gesamte Hof wartet verzweifelt auf Rettung, die nach drei Fehlmeldungen endlich als «stella cometa» 70 angekündigt wird - niemand anderes als Piumadoro mit ihrem strahlenden Gefolge magischer Helfer Nach dem entzaubernden Kuss erhebt sich Piombofino erleichtert wie aus einem Traum und eine prachtvolle Hochzeit wird vorbereitet: «E otto giorni dopo Piumadoro la carbonaia sposava il Reuccio delle Isole Fortunate .» 71 Gozzanos Piumadoro e Piombofino wird in der Forschung mit Luigi Capuanas Märchen Piuma-d’-oro aus seiner Sammlung Il Raccontafiabe (1893) in Verbindung gebracht, in der Regel im Sinne einer Abhängigkeit . 72 Die Gemeinsamkeiten, vor allem der Name der Titelheldin und deren Gewichtsverlust, relativieren sich jedoch bei genauerem Hinsehen und lassen eine recht nominelle Relation der beiden Texte zum Vorschein treten Capuana 2_IH_Italienisch_71.indd 26 14.05.14 18: 22 27 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen präsentiert nämlich ein traditionelles Erziehungsmärchen, in dem eine verwöhnte Prinzessin für die boshaften Streiche, die sie einer alten Hexe spielt, mit dem Fluch des Gewichtsverlustes bestraft wird Nachdem die königlichen Eltern das leichte Mädchen lange im Schloss umhergepustet haben, um ihm die Zeit zu vertreiben, lässt sie Piuma-d’-oro schließlich vom Wind ihrem Schicksal entgegenwehen, eingedenk des Rätselspruchs, den ihr die Hexe beim Abschied mitgegeben hatte: «Dove vado e donde vengo,/ C’è la pioggia e soffia il vento ./ Tu col vento ci verrai,/ Con la pioggia te n’andrai .» 73 Nach langem Flug gelangt sie an das Schloss der Hexe, das ganz aus Salz und Pfeffer besteht In Ermangelung anderer Lebensmittel ernährt sich die Prinzessin nun zur Strafe davon, contrappasso der Missetat, die sie damals an der Hexe begangen hatte . 74 Befreit wird sie vom «Reuccio di Portogallo», 75 der um ihre Hand angehalten hatte und sich, nachdem er von ihrem Schicksal erfahren hat, auf die Suche nach Piuma-d’-oro begibt Mit einem magischen «fischietto», 76 das ihm ein alter Mann unterwegs zum Lohn für Hilfe gegeben hat, kann der Prinz einen Adler und den Tramontana-Wind zur Unterstützung herbeizitieren und das Hexenschloss im Regen auflösen Nach ihrer glücklichen Heimkehr und der gebotenen Märchenhochzeit hat die Reginotta ihre Lektion gelernt: «a ricordo della sua cattiveria di bambina, fece voto di non mangiare mai più né pepe né sale in vita sua .» 77 Auch wenn diese Lebenslehre keine besonders hohe moralische Entwicklungsstufe anzeigt, steht die pädagogische Intention des Textes eindeutig im Vordergrund, der Einsatz der Märchenmotive ist traditionell Die Bezugnahme Gozzanos auf Capuanas Märchen ist allerdings offensichtlich, Piumadoro e Piombofino kein freies Spiel der dichterischen Phantasie . 78 Hinsichtlich der Kompositionstechnik tut sich nämlich eine tiefergehende Parallele zwischen den beiden postromantischen Märchendichtern auf: In der Prefazione seiner zweiten Märchensammlung Il Raccontafiabe thematisiert Capuana die Erschöpfung der Phantasie, verbunden mit dem drohenden Ende der Märchengattung Trotz Nachfrage der Kinder wird die Möglichkeit, neue Märchen zu erfinden, in Abrede gestellt: «Fiabe nuove non ce n’è più; se n’è perduto anche il seme», 79 stellen resigniert gar die Feen fest Der demoralisierte und von Schreibblockade gelähmte Raccontafiabe verfällt nun auf eine radikale Lösung Er zertrümmert die Märchenmotive, -personen und -objekte, die unfruchtbar in einem Sack lagern, mit dem Mörser und sammelt die Fragmente wieder ein: «Raccolse delicatamente nel sacchetto tutta la polvere del mortaio, senza perderne un granellino» . 80 Der Staub der Märchenvergangenheit läßt seine Inspiration wieder sprudeln und das kindliche Publikum begeistert sich an den erzählten fiabe Dieses dekonstruktive Verfahren, das sich analog bei Gozzano findet und dort in der Forschung als Collage und Recycling beschrieben wird, 81 bezeichnet eine konstruktive Bezugnahme auf 2_IH_Italienisch_71.indd 27 14.05.14 18: 22 28 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer die unhintergehbare Tradition, die Nutzung der oralen und literarisierten Märchenliteratur als Steinbruch für die Komposition neuer Texte Der bewusste Verzicht auf vordergründige Originalität 82 könnte glatt als postmoderne Technik angesprochen werden, berge dies nicht die Gefahr einer anachronistischen Überdehnung des Begriffs Erst durch morphologische Analyse jedenfalls, die als destruktives Vorgehen geschildert wird, ist eine anschließende Synthese von neuen Texten möglich, wobei Gattungsregeln und -elemente zum Einsatz kommen, die aus der Tradition übernommen, variiert und teilweise parodistisch verfremdet werden Die fundamentale Ironie, die Gozzanos Werk, nicht zuletzt seine fiabe auszeichnet, ist dabei eine positive, sie hebt die Gattungskonventionen im dreifachen Hegelschen Sinne auf, ohne sie damit zu liquidieren oder eine Abwertung des Märchens zu betreiben Auf diese Weise entstehen mehrfachkodierte komplexe Texte, die ihre Entstehungsbedingungen mitreflektieren und von der unhintergehbaren Künstlichkeit des Lebens Zeugnis ablegen In Gozzanos Piumadoro e Piombofino ist die Figurenkonstellation nun nicht nur verändert, sondern auch erweitert Aus der unartigen Prinzessin ist eine arme anständige Köhlerin geworden und das Hauptpersonal wird im Vergleich zu Capuana verdoppelt, denn die leichte Piumadoro erhält ihr Pendant im schweren Piombofino In dieser Spiegelung wird das Prinzip der sich anziehenden Gegensätze angesprochen, 83 ob deren finale harmonische Verbindung jedoch im alchemistischen Sinne als coincidentia oppositorum gelesen werden kann, erscheint angesichts der psychologischen Erzählweise Gozzanos nicht als zentraler Lektüreschlüssel Die morganatische Märchenhochzeit der beiden Titelhelden nämlich wird mittels der angesprochenen Vorzeichen zwar als schicksalsbestimmt präsentiert, rechtfertigt sich darüber hinaus jedoch durch die aktive Rolle, die dem Mädchen bei der gegenseitigen Erlösung zukommt Nach einer regressiven Phase des Einsperrens im schützenden Heim mit infantilen Vergnügungen wagt sich die Waise erst nach dem Verlust der letzten familiären Bindung ins Leben hinaus und überwindet Unsicherheit und Angst - deutliche Charakteristika der Pubertät, die in Gozzanos Märchen unübersehbar dargestellt wird Deren Schwebezustand zwischen Abnabelung und Re-Infantilisierung, Nestflucht und Unsicherheit wird durch das Motiv von Piumadoros Gewichtsverlust symbolisch eingefangen Die Sorge ums Davonfliegen ist auf beiden Seiten, der Heranwachsenden und der Ersatzeltern, vorhanden, das Einsperren ins schützende Haus auch ein Sich Verstekken . 84 Nach der Überwindung dieser Phase reift Piumadoro zur einer Persönlichkeit heran, die aktiv die Erlösung Piombofinos von seiner komplementären Beeinträchtigung betreiben kann und sich damit auch selbst befreit Bei der Ausprägung der nötigen Tugenden erfährt sie allerdings magische Hilfe, Zeichen ihrer relativen Selbständigkeit in der Adoleszenz . 85 Diese ist nicht nur als 2_IH_Italienisch_71.indd 28 14.05.14 18: 22 29 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen defizitär anzusehen, sondern auch Ausweis eines Konzeptes karitativer Solidarität, ohne die ein harmonisches Zusammenleben mit der Natur nicht möglich ist Die im Märchen geläufige Kalokagathie ist dabei der Schlüssel zum Glück: Piumadoros Schönheit schafft die Voraussetzung für den durch die Heirat ausgedrückten sozialen Aufstieg, ihr richtiger und guter Umgang mit der Natur läßt sie Hilfe durch magische Naturgeschöpfe erfahren In Gozzanos Märchen spielen Insekten, insbesondere Schmetterlinge, eine herausgehobene Rolle, die in enger Beziehung zu seinem lyrischem Werk zu sehen ist, nicht zuletzt zu den Epistole entomologiche Angesichts der Präsenz unterschiedlicher Helfer in Gozzanos Märchen erscheint eine Verabsolutierung der Schmetterlinge als Äquivalent des Märchenhaften jedoch als überzogen, 86 was die offensichtlichen Parallelen nicht in ihrer Bedeutung mindert Der Aspekt der magischen Helfer aus der Natur verweist nun in doppelter Hinsicht auf die Märchenwelt: als Ausdruck des entsprechenden magischen Weltbildes und als Bedingung für einen glücklichen Ausgang der abenteuerlichen Fahrt Figuren, die sich der Natur gegenüber unfreundlich oder böse verhalten, können dagegen auf keinerlei Hilfe hoffen und werden bestraft - nicht selten mit dem Tod Für gute und schöne Mädchen aber steht der lieto fine der intakten Märchenwelt bereit Gozzano variiert allerdings in einigen Texte den kanonischen Märchenschluß und verweigert die Vermählung der Protagonisten In Nevina e Fiordaprile (17 .12 .1911) kann die Tochter des «Re Gennaio» 87 den Herrscher des Frühlingsreiches nicht heiraten, da sie in den ungewohnt warmen Gefilden rasch ihren mitgebrachten Schnee aufgebraucht hat und in der Hitze nicht überleben kann Während in dieser melancholischen fiaba eine Märchenhochzeit unmöglich ist, wird sie in I tre talismani (17 .7 .1910) bewußt ausgeschlagen Cassandrino, der arme «poeta», 88 verschafft sich nach anfänglichem Unglück durch Ausdauer und Geschick die verlorenen magischen Gaben des Vaters zurück, überlistet und bestraft die habgierige Prinzessin, verzichtet dann aber auf die angebotene Heirat mit ihr und auch auf die Hälfte des Königreichs: «- Grazie, Maestà! Non saprei che farmene! Sono pago di questa borsa vecchia, di questa tovaglia, di questo mantello logoro . . Cassandrino, fattosi invisibile, prese il volo verso il paese nativo, restituì ai fratelli i talismani recuperati e, sposata una compaesana, visse beato fra i campi, senza più tentare l’avventura .» 89 Die weise Rückkehr an den angestammten Ort und die standesgemäße Hochzeit mit einer «fanciulla del mio paese» 90 deuten einen Ausbruch des Poeten Cassandrino aus der Märchenwelt an, die mit einem Verzicht auf poetische 2_IH_Italienisch_71.indd 29 14.05.14 18: 22 30 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer Fiktionalisierung einhergeht Sie steht in Relation mit Gozzanos Gedichten wie La signorina Felicita, in dem sich das lyrische Subjekt, selbstironischer Poet, 91 nach der unmöglichen Verbindung mit der ländlichen «quasi brutta» 92 Schönen sehnt Auch die oben angesprochenen ‹Traum-Frauen› Carlotta und Graziella aus L’amica di nonna Speranza und Le due strade werden ja unter dem Vorbehalt der Unmöglichkeit geliebt In Totò Merùmeni motiviert der selbstquälerische Protagonist sein Elogio degli amori ancillari mit der Unerreichbarkeit von Märchenprinzessinnen . 93 Gozzanos Spiel mit der Märchentradition, dem gattungskonformen Happy Ending, macht also eine enge Beziehung zu seinem lyrischem Werk sichtbar Dass die Märchenlösung des ‹glücklich bis an ihr Ende› in Piumadoro e Piombofino und den anderen fiabe nur in der Fiktion existiert, ist dort mehrfach verdeutlicht, sie ist rational gesehen unmöglich, was nicht zuletzt im Adynaton der Eingangsverse der ersten Märchensammlung ausgedrückt wird Der gattungstypische Fiktionsvorbehalt wird von Gozzano betont und präsent gehalten, um anzuzeigen, daß ein anderes Ende möglich und sogar wahrscheinlicher ist III . Märchen und anti-Märchen Der als prekär ausgestellte gute Ausgang kindlicher Bewährungsproben kann außerhalb der Märchenwelt nämlich ausbleiben, Gozzanos La novella bianca (1906) läßt sich entsprechend als Anti-Märchen lesen Die Novelle handelt märchentypisch vom Verlieren der Eltern und Verirren im Wald, das Setting ist allerdings sozialrealistisch Die dreijährige Gasparina, Tochter der von harter Arbeit frühzeitig gealterten, aber glücklichen Bäuerin Ciaramella und ihres Mannes Battista, «muratore indolente e brutale», 94 fällt der Mutter auf dem Rückweg vom Markt an einem Sonntag im Schlaf vom Wagen Die Mutter bemerkt den Sturz nicht und gerät erst zu Hause in Verzweiflung, als sie das Fehlen der Kleinen bemerkt und eine erfolglose Suche beginnt Gasparina rappelt sich, nur wenig verletzt, auf und sieht den Wagen der Mutter in der Ferne verschwinden Die folgenden Stationen ihres einsamen Weges in den Tod werden mit grausamer Präzision beschrieben Zunächst fängt sie einen Schmetterling, verstümmelt und tötet die «Vanessa» in «un gioco crudele», das wertend als «martirio» geschildert wird . 95 Dies kann als Vorwegnahme ihres eigenen Schicksals gelesen werden, die sinnlose und kindlich unbewußte Tötung des Tieres ist allerdings nicht monokausal als schuldhafte Tat und Ursache des eigenen Todes zu sehen . 96 Sie stellt die erste der ungeeigneten Handlungen des Kindes dar, die Gasparina immer weiter von Hilfe und Rettung entfernen Als nächstes sieht sie eine bekannte Gestalt des Weges kommen, «Tonio, il calabrese», den als «lo scemo» charakterisierten Schweinehir- 2_IH_Italienisch_71.indd 30 14.05.14 18: 22 31 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen ten des Dorfes, vor dem sie die Eltern gewarnt hatten . 97 Vor allem die Schauergeschichte der Mutter, dieser «divorava i bambini», 98 lässt Gasparina sich vor Angst verstecken Nachdem die erste Chance auf menschliche Hilfe verspielt ist, geht das Mädchen in Richtung einer «villa signorile», wo sie Kinder beim Spielen beobachtet und von der «giovane Signora» bemerkt und angesprochen wird . 99 Als diese das Blut im Gesicht Gasparinas sieht und es säubern will, läuft das Mädchen in kindischer Furcht vor dem nassen Taschentuch davon Die Dame des Hauses bleibt mit schlechtem Gewissen und bösen Vorahnungen zurück, treibt aber gleichwohl ein in paralleler Formulierung beschriebenes leichtfertiges «giuoco crudele» 100 mit ihrem jugendlichen Liebhaber namens Fiorenzo . 101 Gasparina wandert nun ziellos durch den Wald, schläft abends nach langem verzweifelten Weinen erschöpft ein und sieht, als sie morgens hungrig aufwacht, eine alte Holzsammlerin Diese «vecchietta» hält sie allerdings für eine «strega maligna», 102 vor der sie die Mutter stets gewarnt hatte, und läuft schreiend davon Schlimmer noch als Hunger, Durst, Erschöpfung und Verletzungen durch die ungewohnte Waldwanderung setzen dem Mädchen nun ihre Ängste zu: «Un terrore non descrivibile s’impossessò della piccola mente fino allora serena, quasi incosciente: la paura favolosa Allo stesso modo suo non s’era dunque spersa la bambina cattiva che le streghe avevano presa e convertita in ciambella pel mago Azzannalupo? Nella lucidità della paura tutti i ricordi favolosi uditi dalla madre, la fecero allibire; si credette l’eroina condannata di una fiaba tremenda .» 103 Nach dreitägiger Flucht durch den Wald sieht Gasparina am Ende ihrer Kräfte ein Haus im Wald, das jedoch auch keine Rettung bringt, denn beim Blick durch das erleuchtete Fenster überkommt das delirierende Kind Angst vor der Gestalt im Haus, in der sie die Frau des «mago Azzannalupo» 104 zu erkennen glaubt Gasparina bleibt verängstigt im Hof des Hauses, versucht noch, ihren Durst in einer Pfütze voll «orina delle vacche» zu stillen und stirbt . 105 In Gasparinas böser Märchenwelt war Rettung nicht vorgesehen, nicht einmal vorübergehende Befriedigung der Grundbedürfnisse: Anders als Hänsel und Gretel verirrt sie sich immer tiefer im Wald ihrer kindlichen Ängste und kommt vor Hunger und Durst um Dass der gute Ausgang des Märchens hier in naturalistischer Grausamkeit durchgestrichen wird, liegt allerdings nicht primär an sozialer Degeneration oder menschlicher Gleichgültigkeit Die intrikate Verbindung dieser Novelle zum Märchen ist deutlich weitergehend als bei Baldissone postuliert, 106 denn es war die Erinnerung an die von der Mutter erzählten Schauermärchen, die Angst vor dem kinderfressenden Dorfdepp und 2_IH_Italienisch_71.indd 31 14.05.14 18: 22 32 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer der bösen Alten, vor Ogern und Hexen mithin, die Gasparinas infantile Fantasie die Oberhand über vernünftiges Handeln zum Selbstschutz haben gewinnen lassen Gozzano inszeniert mit La novella bianca ein Warnmärchen der doppelten Art, vor abschreckenden falschen Ratschlägen und Ermahnungen der Eltern und generell vor dem Märchen als Erzählung für Kinder - vor denjenigen Märchen jedenfalls, die im Zuge einer kruden Schockpädagogik die kindlichen Zuhörer fundamental verunsichern und verstören Die Verwechselung potentieller Lebensretter mit bösen Märchenfiguren brachte Gasparina den Tod, da sie im Zusammenhang mit dem magischen Weltbild kleiner Kinder zu kompletter Orientierungslosigkeit führte Die sinistre Rekombination bekannter Märchenmotive in La novella bianca, drei Jahre vor Gozzanos Debüt in dieser Gattung, bringt ein Anti-Märchen hervor, das Gattungskonventionen bitter ironisch aufgreift und verkehrt, zur Warnung vor unsachgemäßem Gebrauch von Märchen Darin ist jedoch auch ein Ernstnehmen der Gattung, ihrer Möglichkeiten und Grenzen zu sehen Sieht man von den anderen Gattungskonventionen verpflichteten erbaulichen Geschichten für Adolescenza ab, schreibt sich Guido Gozzano mit seinen fiabe dann erfolgreich in die helle Traditionslinie europäischer Märchendichtung ein, verbindet valorisierende Ironie mit kritischer Gattungsreflexion, ohne sein Zielpublikum aus den Augen zu verlieren und mit der Intention, «di far sorridere con qualche bella fantasia leggera .» 107 abstract Le fiabe di Guido Gozzano, testi abbastanza sconosciuti all’interno delle sue opere, sono al centro di questa analisi Una lettura intensa di racconti esemplari rivela invece una loro relazione intricata con le poesie e le novelle dell’autore, segno della sua occupazione metodica con il genere per l’infanzia La secolare tradizione italiana ed europea della fiaba viene valorizzata ed allo stesso tempo ironizzata da Gozzano, autore di 25 fiabe per bambini - diverse fra di loro e facenti parte di due sottogeneri diversi - che permettono però di confermare la modernità del poeta ‹fiabesco› anmerkungen 1 Vgl . beispielsweise Angioletti: «A conclusione […] va ribadito il concetto che Gozzano è stato poeta in modo prevalente; le sue prose vanno viste sotto questa angolazione nella loro gran parte» (1975, S . 82); Giorgio De Alessi, «‹C’era allora . . .c’era . . .c’era . . .› . Tradizione ed innovazione nelle fiabe di Gozzano», in: C’era una volta… 1983, S . 11-20, hier S . 18; Guglielminetti 1993, S . 125; Martin 1971, S . 309; Luca Lenzini, «Con le mani in tasca», in: Guido Gozzano, Poesie e prose . Hrsg . v . Luca Lenzini, Milano: Feltrinelli 3 2001, S . XI-XXIII, der Gozzanos Prosa als marktgerechte Mittelmäßigkeit und «impoverimento» 2_IH_Italienisch_71.indd 32 14.05.14 18: 22 3 3 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen (S . XXI) im Vergleich zu seiner Lyrik verurteilt; besonders ausgeprägt ist die Abwertung der Prosa bei Piromalli, der im Zuge seiner höchst ideologischen Ideologiekritik dort lediglich «la parafrasi degli echi della lirica di Gozzano» (1972, S . 151) am Werk sieht 2 Selbst der ausgewiesene Gozzano-Kenner Edoardo Sanguineti bleibt bei seiner Lektüre in ideologischen Prämissen gefangen, so steht für ihn I colloqui im Zentrum von Gozzanos Schaffen, Le due strade und L’amica di nonna Speranza bildeten darin den Höhepunkt seiner Kunst, deren Modernität er im Anschluss an Eugenio Montales These einer «poetica dello choc» (Sanguineti 1966, S . 10) in der Liquidierung der bürgerlichen Kunst im Angesicht der historischen Krise der Jahrhundertwende sieht (vgl . Sanguineti 1966, S . 184) 3 La via del rifugio, V . 35-36, in: Gozzano, Opere 2006, S . 74 . Wie bereits anhand dieses Zitats deutlich wird, läuft der simplifizierende Interpret damit dem Text und seinem Autor in die Falle 4 Regn 2002, S . 126, unter Bezugnahme auf Ulrich Schulz-Buschhaus und Jacques Derrida 5 Zur 1908 gegründeten und 1995 eingestellten wöchentlichen Beilage des Corriere della sera vgl . Boero/ De Luca 2009, S . 140-141; Calabrese 2011, S . 620-625; Colin 2005, S . 312-318; zu Adolescenza vgl . Luciano Tamburini, «‹La mia fantasia stanca…› . La collaborazione di Gozzano alla rivista Adolescenza», in: C’era una volta… 1983, S . 31-37 6 Vgl . Paola Pallotino, «‹L’immagine di me voglio che sia› . Gli illustratori delle opere di Gozzano per l’infanzia», in: C’era una volta… 1983, S . 39-55 7 Vgl . die Note von Carlo Calcaterra, in: Gozzano, Opere 1953, S . 1225 . Die Titel dieser Märchen in der Reihenfolge der Erstpublikation lauten: La danza degli gnomi, I tre talismani, La fiaccola dei desideri, La lepre d’argento, La camicia della trisavola und Nevina e Fiordaprile aus den Jahren 1910-1911 für den Band I tre talismani bzw . Piumadoro e Piombofino, Il Re Porcaro, Il Reuccio Gamberino, Nonsò, La leggenda dei sei compagni und La cavallina del negromante aus den Jahren 1909-1911 für die zweite Sammlung La principessa si sposa 8 Vgl . Gozzano/ Sebastini 2003, S . 223-229 und Gozzano/ Dillon Wanke 2004, S . 49-55 9 Vgl . Boero/ De Luca 2009, S . 109; De Alessi 1983, S . 16; Dillon Wanke 2004, S . 11, S . 33-41; Sebastiani 2003, S . 219 10 Guglielminetti (1993, S . 138) beispielsweise verzichtet entsprechend ausdrücklich auf die Besprechung der in Adolescenza publizierten moralisierenden Geschichten; in der einzigen einschlägigen Publikation zu dieser Textgruppe wertet Tamburini die Zusammenarbeit Gozzanos mit der katholischen Zeitschrift rundweg als ungeliebten, unoriginellen und sentimentalen «lavoro per campare» (1983, S . 35) ab 11 Il Natale di Fortunato, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 133 12 Vgl . Loffreda 1965, S . 53-56; Luciana Pasino/ Rosalma Salina Borello, «‹Pochi giochi di sillaba e di rima› . Intorno alla poesia di Gozzano per bambini», in: C’era una volta… 1983, S . 21-29 13 Dolci rime, 5-6, in: Gozzano 2006, S . 324 14 Dolci rime, 37-40, in: ebd ., S . 325 15 Vgl . Pasino/ Salina Borello 1983, S . 23-24 16 La via del rifugio, 1-4 und 161-164, 9-12, 17-20, 77-82 und 141-144, in: Gozzano 2006, S . 73, 76, 78, 79; eine sehr ähnliche Version des Textes findet sich in der Sammlung Canti popolari del Piemonte von Costantino Nigra (Torino: Loescher 1888; Nachdruck Torino: Einaudi 2 1967), die Gozzano wiederholt konsultierte 17 Dieser wird ausgedrückt in der refrainartig wiederkehrenden Strophe «Socchiusi gli occhi, sto / supino nel trifoglio,/ e vedo un quatrifoglio/ che non raccoglierò .» (La via del rifugio, 5-8, in ebd ., S . 73) 2_IH_Italienisch_71.indd 33 14.05.14 18: 22 3 4 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer 18 La via del rifugio, 63 und 83, in: ebd ., S . 75 und 76 19 Insofern bewirkt die märchenhafte filastrocca nicht nur «un effetto di rapida e piacevole escursione tonale con l’elegia del recitativo», wie Carletto (1975, S . 97) schreibt; dessen Aufsatz behandelt das «motivo fiabesco» bei Gozzano ausschließlich in seiner Lyrik und einigen Novellen (nicht jedoch in den fiabe) unter dem Leitaspekt der Evasion, was einen beträchtlichen Reduktionismus darstellt 20 Primavere romantiche, 19-20, in: Gozzano 2006, S . 379 21 L’amica di nonna Speranza, 44, in: Gozzano 2006, S . 210 22 Cocotte, 66, in: Gozzano 2006, S . 219; der Kontext der Stelle expliziert den Verweis: «Ti rifarò bella/ come Carlotta, come Graziella,/ come tutte le donne del mio sogno! » (64-66) 23 Vgl . «Non amo che le rose/ che non colsi . Non amo che le cose/ che potevano essere e non sono/ state…» (Cocotte, 68-71, in: Gozzano 2006, S . 219-220) 24 Cocotte, 26, in: Gozzano 2006, S . 217 25 Cocotte, 31-36, in: Gozzano 2006, S . 218 26 L’altare del passato, in: Gozzano 2006, S . 587 27 L’altare del passato, in: Gozzano 2006, S . 588, französisch im Original 28 Torino d’altri tempi, in: Gozzano 2006, S . 637 29 Carletto 1975, S . 95 30 Vgl . die nacherzählende Einzelbesprechung bei Osella 1963; noch deutlicher wird der Verzicht auf interpretatorische Beschäftigung bei Paita 2008, S . 125-138, der im wesentlichen die beiden Texte Nevina e Fiordaprile und Piumadoro e Piombofino von Gozzano vollständig zitiert 31 La danza degli gnomi, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 24 . Die filastrocche der übrigen Märchen lauten: «Quando i polli ebbero i denti/ e la neve cadde nera/ (bimbi state bene attenti)/ c’era allora, c’era… c’era…» (S . 11) bei I tre talismani; «Quando il sughero pesava/ e la pietra era leggera/ come il ricciolo dell’ava/ c’era allora, c’era… c’era…» (S . 31) bei Nevina e Fiordaprile; «Quando in quella che fuggì/ settimana veritiera/ si contò tre Giovedì/ c’era allora, c’era… c’era…» (S . 37) bei La fiaccola dei desideri; «Quando il filtro e la sortiera/ preparavano gl’incanti/ (ascoltate tutti quanti)/ c’era allora, c’era… c’era…» (S . 48) bei La lepre d’argento; «Quando (il tempo non ricordo! )/ cani, gatti, topi a schiera/ ben si misero d’accordo/ c’era allora, c’era… c’era…» (S . 54) bei La camicia della trisavola 32 Vgl . Dillon Wanke 2004, die das Adynaton der filastrocca allerdings als typisch märchenhaft und «con funzione di avvertenza del ripristino del fiabesco liquidato dall’incipit delle Avventure di Pinocchio» (S . 32) liest 33 La danza degli gnomi, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 25 34 Vgl . «E che una perla le cada dall’orecchio sinistro ad ogni parola della sua bocca . […] E che si converta in oro ogni cosa ch’ella vorrà .» (Ebd ., S . 26) . Anders als im Midas- Mythos ist die Verwandlung in Gold demnach willentlich beeinflussbar und keine unheilvolle Koboldgabe 35 Ebd ., S . 28 36 Ebd 37 Ebd ., S . 30 38 Vgl . die kanonische Klassifikation von Antti Aarne/ Stith Thompson, The Types of the Folktale . A Classification and Bibliography, Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia 2 1961 (1928), Neubearbeitung: Hans-Jörg Uther, The Types of International Folktales . A Classification and Bibliography . Based on the System of Antti Aarne and Stith Thompson 3 Bde, Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia 2004 2_IH_Italienisch_71.indd 34 14.05.14 18: 22 35 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen 39 Vgl . die Note von Carlo Calcaterra, in: Gozzano, Opere 1953, S . 1225; Boero/ De Luca 2009, S . 108; Guglielminetti 1993, der allerdings «la storia di Cenerentola» (S . 135) als Parallele anführt; Martin 1971 weist auf die Abhängigkeit von Perrault hin und disqualifiziert Gozzanos Märchen als «un’opera d’imitazione» (S . 305); Osella 1963 verweist summarisch auf Perrault und wenig präzise auf «Biancaneve» (S . 137) 40 Vgl . Charles Perrault, Contes, hrsg . v . Tony Gheeraert, Paris: Champion 2012, S . 219-222 41 Vgl . Brüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen, hrsg . v . Heinz Rölleke, Bd . 3, Stuttgart: Reclam 1999, S . 52-56, 453 42 Vgl . Dillon Wanke 2004, S . 24; I racconti delle fate voltati in italiano da C . Collodi, eine bis heute erfolgreiche Übersetzung der Feenmärchen von Charles Perrault und Marie- Cathérine d’Aulnoy, erschienen 1875 bei Felice Paggi in Firenze, es gab ab der Mitte des 19 . Jahrhunderts jedoch zahlreiche italienische Perrault-Ausgaben und ebenfalls Übersetzungen von Grimms Märchen, vgl . Vianello 2002, S . 132 43 Vgl . Les contes de Perrault dans tous leurs états, hrsg . v . Anni Collognat und Marie- Charlotte Delmas, Paris: omnibus 2007, S . 647-654; Giambattista Basile, Lo cunto de li cunti, a cura di Michele Rak, Milano: Garzanti 1986, S . 772-785 44 Basile 1986, S . 776 45 Ebd ., S . 784 46 Vgl . De Alessi 1983, S . 15; Dillon Wanke 2004, S . 16-17; die Namen finden sich in IV .3 Ancilotto re di Provino, vgl . Giovanni Francesco Straparola, Le piacevoli notti, a cura di Donato Provano, 2 Bde, Roma: Salerno 2000, I, S . 274-294 47 Vgl . Straparola, Le piacevoli notti 2000, I, S . 279 48 Ebd ., S . 283, 285, 288 49 Il Re Porcaro, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 84 50 Vgl . Vianello 2002, S . 132; Straparola, Le piacevoli notti 2000, I, S . 199-215 51 Vgl . Straparola, Le piacevoli notti 2000, I, S . 203 52 Ebd ., S . 201 53 Ebd ., S . 204 54 Vgl . Vianello 2002, der die Beziehung von Perrault und Gozzano recht unselbständig, nicht fehlerfrei und ohne pertinente Schlüsse referiert; als Unterschiede zwischen den beiden Texten Les fées und La danza degli gnomi resümiert er entsprechend mager eine ausgearbeitetere Ausführlichkeit bei Gozzano und dessen offenen Schluss, «tipicamente novecentesco, che lascia varie possibilità all’immaginazione del lettore» (S . 137 f .) 55 Zum Märchen in Italien vgl . Kreyder 1998; Canepa 2000 (S . 258 f . zum 19 . Jh .); Bronzini (1993a und 1993b) konzentriert sich auf einige Aspekte der Forschung seit dem 19 . Jahrhundert und gibt einen ausführlicheren Überblick über die italienischen Regionen; weiterhin Boero/ De Luca 2009, S . 107-108; Dillon Wanke 2004, S . 7-8; von den zahlreichen Kompilationen sei beispielhaft erwähnt Giuseppe Pitrè, Fiabe novelle e racconti popolari siciliani, 4 Bde, Palermo: Lauriel 1875 56 Vgl . das Incipit: «C’era una volta… ‹Un re! ›, diranno subito i miei piccoli lettori . ‹No, ragazzi, avete sbagliato . C’era una volta un pezzo di legno .›» (Carlo Collodi, Le avventure di Pinocchio . Storia di un burattino, Roma: Newton Compton 2010, S . 31) . Vgl . auch Interni e dintorni del Pinocchio . Atti del Convegno ‹Folkloristi italiani del tempo del Collodi›, a cura di Pietro Clemente e Mariano Fresta, Montepulciano: Editori del Grifo 1986 57 Vgl . das von Carlo Casella aufgezeichnete Interview Poesia e cinematografo . Conversando col Poeta Guido Gozzano (in: Vita cinematografica, 20 .12 .1910), in dem Gozzano äußert: «Da anni vado studiando la letteratura popolare, il folklore di tutti i popoli, da 2_IH_Italienisch_71.indd 35 14.05.14 18: 22 36 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer quello giapponese a quello scandinavo, e ho adunato elementi di poesia originalissima» (Gozzano 2006, S . 677) 58 So ist die sehr kurze Besprechung von Di Scipio (2000) wenig informativ, in Buongiornos (2011) Lexikon findet sich kein Eintrag zu Gozzano, ebenso wenig bei Bronzini (1993a und 1993b) und Myers (2012) 59 Bronzini 1993b, S . 132 60 In seiner umfangreichen Introduzione erklärt Calvino seine Editionskriterien und bringt die Bezeichnung «Grimm italiano» selbst in Spiel (Italo Calvino, Fiabe italiane . Raccolte dalla tradizione popolare durante gli ultimi cento anni e trascritte in lingua dai vari dialetti, Milano: Mondadori 2012, S . 5); in seiner Einleitung zur italienischen Ausgabe von Perraults Märchen äußert sich Calvino zum Wechselverhältnis mündlicher und schriftlicher Überlieferung im Sinne einer Polygenese traditioneller Volksmärchen (vgl . Charles Perrault, I racconti di Mamma l’Oca, Torino: Einaudi 1974, S . VI) 61 Piumadoro e Piombofino, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 63 62 Ebd ., S . 63 f 63 Ebd ., S . 64 64 Ebd ., S . 68 65 Ebd 66 Ebd ., S . 70 f 67 Ebd ., S . 71 68 Ebd ., S . 71 f 69 Vgl . «La pieride, la cetonia ed il soffione, la seguivano fedeli, chiamando a raccolta tutti i compagni che incontravano per via . Così che Piumadoro ebbe ben presto un corteo di farfalle variopinte, una nube di soffioni candidi e una falange abbagliante di cetonie smeraldine .» (Ebd ., S . 72) 70 Ebd ., S . 75 71 Ebd ., S . 75 72 Baldissone spricht von «eco» und «rifacimento» (1985, S . 383), Boero/ De Luca von «ripreso da Capuana» (2009, S . 108), Buia von «debito privilegiato» (2009, S . 1624), Calabrese von «evidente riferimento» (2011, S . 625), De Alessi von «forti analogie» (1983, S . 15), Dillon Wanke von «reinvenzione» und «riscrittura» (2004, S . 12, 15); Angioletti gibt den Namen des Deuteragonisten gar fälschlicherweise mit «Piombino» wieder (1975, S . 69) 73 Piuma-d’-oro, in: Luigi Capuana, Il Raccontafiabe, Palermo: Sellerio 2006, S . 17 74 Als Gast im Königsschloss aß die Hexe friedlich in der Küche, «quand’ecco quella frugolina della Reginotta che le versa la saliera e la pepaiuola nella Minestra: - Sentirete che sapore! » (Ebd ., S . 16) 75 Ebd ., S . 25 76 Ebd ., S . 26 77 Ebd ., S . 30 78 Vgl . die irrigen Hinweise bei Osella 1963, S . 140 und Paita 2008, S . 127 79 Prefazione, in: Capuana 2006, S . 9 80 Ebd ., S . 12 81 Vgl . Boero/ De Luca 2009, S . 108; Calabrese 2011, S . 625; Colin 2005, S . 276; Dillon Wanke: «riciclaggio» (2004, S . 5); Guglielminetti 1993, S . 134; Sebastiani 2003, S . 216 82 Vgl . auch Baldissone 1985, S . 383; abwertend dagegen Martin: «Al contrario i racconti per bambini nel loro complesso, giudicati in rapporto alle altre prose, non possono che essere tacciati di poca originalità e interesse . Non aggiungono niente alla gloria del poeta» (1971, S . 309) 2_IH_Italienisch_71.indd 36 14.05.14 18: 22 37 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen 83 Vgl . Dillon Wanke 2004, S . 16 84 Baldissone liest den Rückzug ins Haus als Ausweis einer infantilen Regression, der Versuchung durch eine prolongierte Kindheit, die sie biographistisch mit Gozzano kurzschließt, wie überhaupt ihre nicht uninteressante Interpretation durch die ideologische Prämisse von Gozzanos angeblich regressivem Selbsttrost mittels einer infantilen Märchenfiktion arg beeinträchtigt wird (vgl . Baldissone 1985, S . 383-387); auch Osella kommt zur ähnlich simplifizierenden conclusio, Gozzanos Märchen seien wie seine Lyrik auto-konsolatorischer Ausdruck eines «ideale di vita fiabesca, un mondo di sogno, in cui domina l’amore, i vecchi sono rispettati, gli infelici consolati, i poveri soccorsi e riconoscenti, le bestie non maltrattate, la virtù premiata, la malvagità punita, e la fortuna tocca a chi se la merita: un mondo irreale, con la malinconica consapevolezza della sua irrealtà» (S . 144) 85 Als Adoleszenz-Allegorie wird Gozzanos Piumadoro e Piombofino auch verbreitet in der Forschung gedeutet, vgl . Angioletti 1975, S . 69; Baldissone 1985, S . 383; De Alessi 1983, S . 13 86 Vgl . «Le farfalle sono il fiabesco» (Baldissone 1985, S . 390); zur Rekurrenz der Entomologie bei Gozzano vgl . beispielsweise auch Martin 1971, S . 308; Sebastiani 2003, S . 217 87 Nevina e Fiordaprile, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 31 . Angioletti hält dieses Märchen aufgrund seiner Melancholie und der konzentrierten Präsenz Gozzano-typischer Themen für exemplarisch (1975, S . 68), Dillon Wanke aufgrund seiner Leichtigkeit (2004, S . 41); Boero/ De Luca betonen den innovativen lyrischen Stil des handlungsarmen Märchens (2009, S . 106); Guglielminetti deutet die Entfernung von Gattungskonventionen an (1993, S . 134); Osella betont Leichtigkeit und Nostalgie des Textes, die von ihm gezogene Parallele zu einem Andersen-Märchen (1963, S . 138) wird allerdings von Dillon Wanke in Abrede gestellt (2004, S . 42) 88 I tre talismani, in: Gozzano/ Sebastiani 2003, S . 11 89 Ebd ., S . 23 90 Ebd 91 Vgl . «mi vergogno d’essere un poeta! », V . 307 und «Se Lei sapesse come sono stanco/ delle donne rifatte sui romanzi! », V . 257 f . (La signorina Felicita ovvero la felicità, in: Gozzano 2006, S . 201, 199) 92 Ebd ., S . 191 93 Vgl . «La Vita si ritolse tutte le sue promesse ./ Egli sognò per anni l’Amore che non venne,/ sognò pel suo martirio attrici e principesse,/ ed oggi ha per amante la cuoca diciottenne .» (Totò Merùmeni, V . 37-40, in: Gozzano 2006, S . 223) . Vgl . Gozzanos Gedicht Elogio degli amori ancillari, in: Gozzano 2006, S . 156 f 94 La novella bianca, in: Gozzano 2006, S . 657 95 Ebd ., S . 660 96 Vgl . die zugespitzte Deutung Badissones: «Gasparina verrà punita per quel martirio: ella ha ucciso la farfalla della fiaba e si è preclusa la possibilità di un lieto fine» (1985, S . 389) 97 La novella bianca, in: Gozzano 2006, S . 660 98 Ebd 99 Ebd ., S . 661 100 Ebd ., S . 662 101 Der Name Fiorenzo taucht bei Gozzano häufiger auf, beispielsweise in der Novelle L’altare del passato (in: Gozzano 2006, S . 583-593) 2_IH_Italienisch_71.indd 37 14.05.14 18: 22 3 8 Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen Ludger Scherer 102 La novella bianca, in: Gozzano 2006, S . 663 103 Ebd ., S . 664 104 Ebd ., S . 665 105 Ebd .; ihr Tod wird in einer Mischung aus Verniedlichung und Animalisierung geschildert: «La piccola vita esalava senza strazio, dolcemente, come esala placida l’animula dei passerini malati, raccolti nelle loro penne, nell’angolo della gabbia» 106 Vgl . die oben zitierte und kritisierte Deutung Baldissones (1985, S . 389) 107 Poesia e cinematografo, in: Gozzano 2006, S . 677 Bibliographie Primärliteratur Gozzano, Guido: Opere . Nuova edizione . A cura di Carlo Calcaterra e Alberto De Marchi . Milano: Garzanti 1953 Gozzano, Guido: Fiabe e novelline . A cura di Gioia Sebastiani . Palermo: Sellerio 2003 (1994) Gozzano, Guido: I tre talismani . La principessa si sposa e altre fiabe . A cura di Matilde Dillon Wanke . Alessandria: Edizioni dell’Orso 2004 Gozzano, Guido: Opere . A cura di Giusi Baldissone . Torino: UTET 2006 (1983) Gozzano, Guido: Poesie e prose . Hrsg . v . Luca Lenzini . Milano: Feltrinelli 3 2001 (1995) Sekundärliteratur Angioletti, Lina: Invito alla lettura di Guido Gozzano . Milano: Mursia 1975 Baldissone, Giuseppina: «Guido Gozzano consolatore di se stesso», in: Guido Gozzano, i giorni, le opere . Atti del convegno nazionale di studi Torino 26-28 ottobre 1983 . Firenze: Olschki 1985, S . 379-393 Boero, Pino/ De Luca, Carmine: La letteratura per l’infanzia . Roma: Laterza 2 2009 (1995) Bronzini, Giovanni Battista: «Italien», in: Enzyklopädie des Märchens . Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung . Begründet von Kurt Ranke, hrsg . von Rolf Wilhelm Brednich . Bd . 7 . Berlin: de Gruyter 1993, S . 336-370 Bronzini, Giovanni Battista: «Märchen in Italien», in: Röth, Dieter/ Kahn, Walter (Hrsg): Märchen und Märchenforschung in Europa . Ein Handbuch . Frankfurt/ Main: Haag + Herchen 1993, S . 130-146 Buia, Anna: «Guido Gozzano», in: Racconti di orchi, di fate e di streghe . La fiaba letteraria in Italia . Hrsg . v . Mario Lavagetto u . Anna Buia, Milano: Mondadori 2 2009 (2008), S . 1621-1625 Buongiorno, Teresa: Dizionario della letteratura per ragazzi . Milano: Fabbri 2001 Calabrese, Stefano (Hrsg): Letteratura per l’infanzia . Dall’unità d’Italia all’epoca fascista . Milano: BUR Rizzoli 2011 Canepa, Nancy: «Italy», in: Zipes, Jack (Hrsg): The Oxford Companion to Fairy Tales, Oxford: UP 2000, S . 252-265 Carletto, Mario: «Per uno studio del motivo fiabesco in Guido Gozzano», in: Italianistica 4 (1975), S . 95-103 2_IH_Italienisch_71.indd 38 14.05.14 18: 22 39 Ludger Scherer Guido Gozzanos fiabe zwischen Gattungstradition und Anti-Märchen C’era una volta… Guido Gustavo Gozzano: fiabe, poesie, figure . 1883/ 1983 Centenario della nascita di Guido Gozzano . Torino: Regione Piemonte 1983 Colin, Mariella: L’‹Age d’or› de la littérature d’enfance et de jeunesse italienne . Des origines au fascisme . Caen: Presses Universitaires de Caen 2005 Dillon Wanke, Matilde: «Nel frutteto delle fiabe», in: Gozzano, Guido: I tre talismani La principessa si sposa e altre fiabe . A cura di Matilde Dillon Wanke, Alessandria: Ed . dell’Orso 2004, S . 1-47 Di Scipio, Giuseppe: «Gozzano, Guido», in: Zipes, Jack (Hrsg): The Oxford Companion to Fairy Tales . Oxford: UP 2000, S . 214 Guglielminetti, Marziano: Introduzione a Gozzano . Roma: Laterza 1993 Kreyder, Laura: «Italy», in: Hunt, Peter (Hrsg): International Companion Encyclopedia of Children’s Literature, London: Routledge 1998, S . 757-760 Loffreda, Domenico: Guido Gozzano, poeta . Napoli: Loffredo 1965 Martin, Henriette: Guido Gozzano (1883-1916) . Milano: Mursia 1971 Myers, Lindsay: Making the Italians . Poetics and Politics of Italian Children’s Fantasy Oxford: Lang 2012 Osella, Giacomo: «Le fiabe di Guido Gozzano», in: Lares 29 .3-4 (1963), S . 137-144 Paita, Almo: Guido Gozzano . La breve vita di un grande poeta . Milano: BUR 2008 Piromalli, Antonio: Ideologia e arte in Guido Gozzano . Firenze: La Nuova Italia 1972 Regn, Gerhard: «Abseits der Avantgarde: Gozzanos supplementäre Poetik und die Modernität des Passatismus (zu ‹L’amica di nonna Speranza›)», in: Helmich, Werner/ Meter, Helmut/ Poier-Bernhard, Astrid (Hrsg .): Poetologische Umbrüche . Romanistische Studien zu Ehren von Ulrich Schulz-Buschhaus, München: Fink 2002, S . 125-139 Sanguineti, Edoardo: Guido Gozzano . Indagini e letture . Torino: Einaudi 1966 Sebastiani, Gioia: «Gozzano e le fiabe», in: Gozzano, Guido: Fiabe e novelline . A cura di Gioia Sebastiani, Palermo: Sellerio 2003, S . 209-222 Vianello, Marco: «Le fate e gli nomi: Perrault e Gozzano», in: Studi Novecenteschi 29 (2002), S . 127-138 2_IH_Italienisch_71.indd 39 14.05.14 18: 22