Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
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2015
3773
Fesenmeier Föcking Krefeld OttMacht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett
61
2015
Laetitia Rimpau
ita37730024
24 L A EtItI A rI M pAu Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Die Schachnovellen von Arrigo Boito und Stefan Zweig* Schach ist ein See, in dem eine Mücke baden, aber ein Elefant ertrinken kann Indisches Sprichwort In der Musikgeschichte gehört Arrigo Boito (1842-1918), der Librettist von Giuseppe Verdi und Opernkomponist war, zu den «wohlbekannten Unbekannten» Von dem Musikverleger Giulio Ricordi heißt es, er habe dem jungen Mann prophezeit, einmal hervorragender Schriftsteller, aber niemals ein Opernkomponist zu werden . 1 In der Literaturgeschichte wird Boito meist als Mitglied der Scapigliatura wahrgenommen, jener Künstler- und Protestbewegung, die Italien eigene Wege in die Moderne erschlossen hat . 2 Boitos literarisches Werk wird bis heute nur in Fachkreisen rezipiert und von Kennern gelesen Ein solcher war Stefan Zweig (1881-1942) Seine Schachnovelle, heute berühmter als jedes andere Werk des Autors, hat ihren festen Platz im Kanon der Literatur, auch in der Schachliteratur Boitos Erzählung «L’Alfier nero» (1867/ 68) 3 scheint ein wichtiger Referenztext für Zweig gewesen zu sein Weshalb? Boito reflektiert in seiner Schachnovelle Übergangsmomente der Zeitgeschichte Das Thema ‹Befreiung von Fremdherrschaft› verknüpft er mit der zeitgleichen Befreiungsbewegung der Sklaven auf Jamaica Die Frage der ‹Italienischen Einheit› wird auf einem Schachbrett in einem Schweizer Kurhotel verhandelt Der unerhörte Sieg des Unterlegenen bringt den Partizipationsanspruch der ehemaligen Sklaven, auch den des italienischen Bürgertums zum Ausdruck In Boitos Text finden sich jene «Abstraktion» und «Symbolik» vorgezeichnet, die auch für Zweigs Philosophie des Schachs entscheidend sind . 4 Warum könnte «Der schwarze Läufer» 5 interessant gewesen sein für Zweigs «aktuelle lange Kurzgeschichte» 6 ? In wenigen Strichen entwirft Boito eine dramatische Handlung, die den Blick freilegt auf aktuelle politische Zusammenhänge Wenige Seiten nur braucht er für ein sozial-psychologisches Porträt der Kolonialgesellschaft, an dem Mechanismen der Macht abzulesen sind Sein Stil musikalisch, fast atemlos, modern Die Frage, ob sich Belege in Zweigs Biographie finden lassen, dass er Boitos Novelle rezipiert hat, stellt sich eigentlich nicht . 7 Der Vergleich der Texte gibt eine Antwort . 8 2_IH_Italienisch_73.indd 24 19.05.15 11: 40 25 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Sklavenrevolte im Kurhotel: Arrigo Boitos Schwarzer Läufer «L’Alfier nero» ist bis ins Detail nach jenem Dualismo gestaltet, den der Autor in seinem gleichnamigen Programmgedicht 1863 entwickelt hat . 9 In ihm werden einander ausschließende Kräfte als Teil eines Systems gedacht In seinem Denken und Fühlen trage der Mensch das Gute und Böse in sich Er sei Schmetterling und Wurm zugleich, träume von himmlischer Schönheit und stehe am höllischen Abgrund Es sind faustische Kräfte, die der Existenz eine Dynamik verleihen: die zur Suche nach Ideen antreiben und das Hässliche ergründen lassen Boito dient die schwarz-weiße Welt des Schachs als ideale Grundlage für eine sozial-psychologische Studie Gleich zu Anfang wird der Name genannt, der der Novelle ihren naturwissenschaftlichen Anstrich verleiht: Franz Joseph Gall . 10 Schauplatz der Handlung ist der Lesesaal eines Kurhotels in der Schweiz Vor sechs Stunden hat hier eine spektakuläre Schachpartie begonnen, über die der Erzähler - auf den Hergang zurückblickend - berichtet Jahr und Tag, an denen das Spiel stattfindet, erschließen sich indirekt durch die zeitgleichen Ereignisse auf Jamaica Die Handlung setzt am Abend des 11 Oktober 1865 ein und endet am folgenden Tag in der Morgendämmerung Zwei Spieler treffen aufeinander, die von ihrer Geschichte, ihrem Menschenbild unterschiedlicher nicht sein könnten: Tom, 11 ein schwarzer Jamaikaner, und Giorgio Anderssen, 12 ein weißer Amerikaner Der Erzähler, auch er ein Hotelgast, ist Autor, vermutlich ein Journalist Im Unterschied zu den anderen Gästen steht er auf der Seite des Schwarzen, über dessen Lebensweg er informiert ist Es ist eine Mischung aus persönlichem Mitgefühl und professioneller Distanz, mit der er berichtet Dem Leser gibt er entscheidende Einblicke in die Gedankenwelt der Spieler, wie ein Reporter, mal berichtet er von der einen, mal von der anderen Seite des Spielfeldes Anderssen tritt, im Stil des englischen Kolonisten, ganz in Weiß auf Er ist amerikanischer Schachmeister und ein Großgrundbesitzer aus Washington . 13 Durch seinen Erfolg bei Schachturnieren hat er es zum Millionär gebracht Er gehört jener Pflanzer-Aristokratie an, die kurzzeitig Sympathien für die Emanzipation der Sklaven hatte, schließlich aus tiefer Überzeugung doch an der Sklavenhaltung festhält Er ist redegewandt und hat geschliffene Umgangsformen Gleichzeitig hat er eine Affinität zu Waffen, die auf militärische Ambitionen hinweist Tom ist nicht nur der Schwarze, sondern er trägt auch Schwarz Von Trauer ist die Rede Seit einigen Jahren sucht er das Kurhotel auf, da er tuberkulosekrank ist Er stammt aus Jamaica Als Kind wurde er vom Sklavenhalter seiner Eltern verkauft und von einem Lord in England gekauft Wie Angelo 2_IH_Italienisch_73.indd 25 19.05.15 11: 40 26 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau Soliman 14 in Österreich, ist Tom der Typus eines schwarzen Aufsteigers in Europa, der sich vom Pferdeknecht (groom) zum Vertrauten eines Adligen, schließlich zum Großgrundbesitzer und Zigarrenfabrikanten im Kanton Genf hinaufgearbeitet hat Im Unterschied zum Weißen wird er von seinen Landarbeitern als mildtätiger Mensch verehrt Im Lesesaal - raum des rassendiskurses Die Ausgangssituation im Lesesaal des Hotels ist entscheidend für den gesamten Spielverlauf Nacheinander stellen sich die Akteure, zuerst durch Gesprächsbeiträge, vor Man plaudert über den neu eingetroffenen Gast: «Oh! un negro! » (126) Man verständigt sich rasch darüber, dass der Unbekannte ein Barbar, ein Orang-Utan 15 sei (126) Als erstes schaltet sich der Erzähler ein, korrigiert Vorurteile durch sachliche Informationen, lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Zeitungsartikel, aus dem er vorliest Aus der Times erfahren Hotelgäste und Leser von der Morant-Bay-Rebellion 16 auf Jamaica, deren Anführer Toms Bruder Gall-Ruck 17 sei Der Aufstand werde gerade gewaltsam vom Gouverneur der Insel 18 niedergeschlagen Der Erzähler spitzt die Katastrophennachricht für Tom noch einmal zu, wenn er sein ausdrückliches Bedauern für den Schwarzen bekundet: «‹Povero Tom! › Quel suo fratello a quest’ora potrebbe già essere stato decapitato dalla ghigliottina di Monklands .» (127) Es wird suggeriert, dass nicht nur der Bruder, sondern auch Tom unter der Guillotine landen könnte Als zweites bringt sich Anderssen ein, noch unerkannt Die Frage einer Dame, ob die Kämpfe zwischen Weißen und Schwarzen je ein Ende nehmen könnten, beantworte er eindeutig: «‹Mai! › rispose qualcuno dal buio […] ‹Mai› riprese quando si sentì osservato ‹mai…›[…]» (127) Anderssens Urteil zeigt seine rassistische Gesinnung Im Anschluss erzählt er davon, dass er seine Sklaven beim Freiheitskampf einst unterstützt, ihnen Waffen gegeben habe Er sei aber zum Schluss gekommen, dass Neger für die Freiheit zu dumm seien Sie hätten keinen Verstand und seien nur von ihren Instinkten geleitet Der Zusatz, er sei «una specie di Diogene del Nuovo Mondo» (128) zeigt das wahre Gesicht des Weißen, das eines Zynikers Am Ende seines Berichts geschieht das, was Anderssen verharmlosend als «Knalleffekt» 19 bezeichnet Mit einer kleinen Pistole, die im Lesesaal ausliegt, schießt er auf eine Zielscheibe an der gegenüberliegenden Wand Der Schuss nimmt das tragische Ende der Novelle vorweg 2_IH_Italienisch_73.indd 26 19.05.15 11: 40 27 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Den Hochmut brechen: der Sturz des Läufers Als der Diener mit einer Lampe eintritt, zeigt sich, was allen zuvor entgangen war Dass Tom in der Ecke des Raums sitzt und die Gespräche unbemerkt verfolgen konnte Man schweigt Die Blicke der Anwesenden schweifen hin und her, zwischen dem Schwarzen und dem Weißen Sichtlich verlegen, lässt Anderssen eine Flasche Sherry bringen und offeriert Tom ein Glas Mit dem gemeinsamen «Auf Ihr Wohl! » scheint die Angelegenheit geklärt Tom zieht sich an den Zeitungstisch zurück, um den Artikel zu lesen, aus dem der Erzähler vorgelesen hat Anderssen sucht weiter nach Vorwänden, den Schwarzen in einen Dialog zu verwickeln Mit der abfälligen Bemerkung, in der Times sei für ihn nichts Erfreuliches zu finden, tritt er an Tom heran und stellt sich vor Damit markiert er seine Machtposition: Alle wissen nun, dass der amerikanische Schachmeister vor ihnen steht Dieser hat es darauf abgesehen, Tom herauszufordern Welche Motive treiben ihn an? Die Ruhe und Verschlossenheit des Schwarzen scheinen Anderssen zu provozieren Andererseits scheint er ein schlechtes Gewissen zu haben: Tom ist ein sehr angesehener Mann, die rassistischen Ausfälle waren deplatziert Anderssen legt nach: bietet Tom eine Zigarre, dann Billard, schließlich eine Partie Schach an Nach kurzem Zögern willigt der Schwarze ein Beim hastigen Aufstellen der Spielfiguren fällt Anderssen ein schwarzer Läufer zu Boden und bricht entzwei «L’Alfier nero» gibt der Erzählung ihren Namen Er spielt die Hauptrolle, ist das Symbol der Sklavenrevolte Provisorisch klebt Anderssen den Kopf des Läufers mit Siegellack an Das sichtbare Rot macht ihn fortan zum «blutigen Menetekel» 20 Als er die Figur wieder aufstellt, äußert Anderssen beiläufig, höhnisch lachend, den Satz, der ein Schlüsselsatz der Novelle ist: «‹Eccolo! se si potesse riattaccare così la testa agli uomini! ›» (130) Was im Text nicht gesagt, aber in Folge durch Toms Spiel vorgeführt wird: in diesem Moment muß dieser den Plan gefasst haben, Anderssens Hochmut zu brechen Er lässt sich nichts anmerken, antwortet betont sachlich: «‹Oggi a Monklands molti avrebbero bisogno di ciò› rispose il negro sorridendo tetramente .» (130) An Toms düsterem Lächeln ist seine Entschlossenheit abzulesen, Rache zu nehmen an menschenverachtender Demütigung Im Spiegel von Anderssens Reaktionen wird Toms Strategie sichtbarer Seine Antwort löst beim Weißen einen Anflug widersprüchlicher Gefühle aus Im Verlauf des Spiels nimmt dessen Verunsicherung zu Immer stärker wird er sein Gegenüber ins Visier 21 nehmen Und nicht merken, dass es Tom genau darauf angelegt hat 2_IH_Italienisch_73.indd 27 19.05.15 11: 40 28 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau Geheimes Geschoss - toms taktik Tom ist in doppelter Hinsicht ein guter Spieler: ein Schach- und ein Schauspieler Er ist informiert über Anderssens Technik, über Kombinationen, die Schachgeschichte Von Anbeginn versetzt er seinen Gegner in Erstaunen, reagiert und zieht nicht so, wie jener es erwartet Tom kann seinen geheimen Plan, sich am Hochmut des Weißen zu rächen, auf dem Brett umsetzen Weil er versteckt und unbemerkt die Rolle des ‹Opfers› übernimmt Und damit ganz Anderssens Erwartung entspricht, die heißt: Niederlage des Negers Das Schachspiel im Lesesaal des Hotels ereignet sich zeitgleich zur Sklavenrevolte auf Jamaica Vor diesem Hintergrund ist das schwarz-weiße Spielfeld als Schauplatz eines Kolonialkrieges definiert Zwei Heere unter anderer militärischer Führung treffen aufeinander Von «due sistemi diametralmente opposti di strategia» (132) ist die Rede Weiß scheint in jeder Hinsicht überlegen Nach Galls Schädeltheorie wird Anderssen als Inbegriff von Intelligenz und Kalkül vorgestellt Seine militärische Strategie scheint erfolgversprechend Mit dem symmetrischen Aufmarsch seiner Fußsoldaten 22 will er den Gegner «zerquetschen», wie es heißt, den Schwarzen alle Spielräume nehmen Anderssen geht mit sicherer Hand vor Seine Methode ist wissenschaftlich, seine Züge sind logisch und langfristig berechnet Aus seiner Sicht scheint es stimmig, dass er sich als «Sieger der Sieger» wähnt, an die Überlegenheit der weißen Rasse glaubt und daher keine Angst vor seinem Gegner hat Eine falsche Selbsteinschätzung: Der Schachmeister durchschaut Toms Taktik nicht und fürchtet daher um seinen gewohnten Sieg Nach Galls Theorie wird Toms Schädelform mit hartnäckiger List in Verbindung gebracht Durch sie kann es zum unerhörten Sieg kommen Aber nicht nur das Tom verfügt auch über eine Spieltechnik, die nicht als systemlos, sondern als andere Technik beschrieben wird Sie ist das Gegenteil von Anderssens Phalanx, die auf numerische Überlegenheit und Geschlossenheit setzt Der Schwarze legt den Schwerpunkt: auf einzelne Kämpfer, eine offene Strategie und kleine Angriffe Sein System ist vergleichbar mit asymmetrischer Kriegsführung, in der «nadelstichartige Verluste und Zermürbung durch wiederholte kleinere Angriffe zum Rückzug der überlegenen Partei führen» 23 können Wie Toms Augen, so seine Technik: sie bleiben dem Gegner verborgen Toms Plan liegt ein Versteckspiel zugrunde: ein «recondito pensiero», eine «occulta cospirazione» (134) Während Anderssen sichtbar mit der beweglichen weißen Wand operiert, hält Tom, das wird explizit gesagt, ein Geschoss bereit Es ist ein Geschoss, das im Hintergrund steht: der schwarze Bauer Ihn wird Anderssen am Ende übersehen Ihn wird Tom in einen Läufer verwan- 2_IH_Italienisch_73.indd 28 19.05.15 11: 40 29 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett deln Und dadurch den unerwarteten Sieg möglich machen Zug um Zug scheint «il proiettile» im Spielverlauf mächtiger zu werden «Era la minaccia della catapulta contro il muro del forte della carica contro il carré: a mano a mano che la parete mobile del bianco s’avanzava, il proiettile del negro si faceva più possente .»-(133) Dass es sich hier um eine zielführende Strategie handelt, entgeht Anderssen Aus seiner Sicht ist Toms Aufstellung ein reines Durcheinander Und die Zeit, die er sich für seine Züge nimmt, deutet der Schachmeister als Zögern, damit als Schwäche Eine Fehleinschätzung Der Leser erfährt mehr als Anderssen Nämlich, dass der Schwarze es darauf anlegt, den Weißen durch psychologische Tricks aus seinem Konzept zu bringen Tom erweckt den Anschein, das Opfer zu sein, um den Gegner im Glauben zu lassen, dass ein «Neger» weder Intelligenz habe noch über strategische Kenntnisse verfüge Das scheinbare Durcheinander auf dem Brett ist «fatto ad arte», also kunstvoll inszeniert: Bauern «spielen» Niederlage, Springer «spielen» Bestürzung, der König «fingiert» seine Flucht Dadurch lenkt er Anderssens Aufmerksamkeit auf das Vordergrundgeschehen und kann im Hintergrund weiteren Schritten seines Plans nachgehen Tom führt damit vor, dass Schwarze nicht von niederen Instinkten, sondern von höheren Ideen geleitet sind Dass sie sich nicht intuitiv treiben lassen, sondern ein «concetto» haben: «Ma il negro vedeva in quella confusione qualcosa di più: tutta la sua natural tattica di schiavo, tutta l’astuzia dell’etiopico era condensata in quelle mosse Quel disordine era fatto ad arte per nascondere l’agguato, le pedine fingevano lo sgomento, il re fingeva la fuga Quello squilibrio aveva un perno, quella ribellione aveva un capo, quel vaneggiamento un concetto .» (133) Gespieltes Opfer: toms «unsterbliche partie» Es wird nicht geschildert, aber der Leser kann es sich denken: Tom entgehen die Irritationen seines Gegenübers nicht Er macht sie sich geschickt zunutze Da Anderssen Toms Spiel nicht einschätzen kann, ist er zunächst verwundert, dann irritiert, schließlich so aufgesogen von Toms Pathetik, dass er dadurch den (für ihn) fatalen Fehler macht Die Deutung, dass Tom in einen wirklichen Wahn verfällt, scheint nicht plausibel Wäre es wirklich so, hätte er nicht gewinnen können Stefan Zweigs Novelle wird genau das vorführen 2_IH_Italienisch_73.indd 29 19.05.15 11: 40 30 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau An den unterschiedlichen Etappen des Spielverlaufs ist abzulesen, wie geschickt Tom vorgeht Zunächst setzt er dem Gegner gegenüber Zeichen seiner Kennerschaft: - Anderssen bietet gönnerhaft den Vorteil einer Figur an Tom lehnt selbstbewusst ab: «Mi piacciono le armi uguali […] .» (130) - Tom stellt die Kerze auf seine linke Seite Anderssen ist überrascht, bemerkt, dass sein Gegner alte Schachkompositionen kennt (Luis Ramírez Lucena) 24 (131) - Anderssen eröffnet konventionell (Gambit) 25 Tom zieht unerwartet, opfert keinen Bauern Anderssen ist verwundert, erkennt darin Züge des Philidor-Systems . 26 (131) Das Längs- und Querstehen der schwarzen Figuren scheint Anderssens Frontalangriff im Wege zu stehen Genau darin erkennt Tom seine Chance, die der Sklaven allgemein: «[…] tutta la sua natural tattica di schiavo, tutta l’astuzia dell’etiopico era condensata in quelle mosse .» (133) Die diagonale Achse des gezeichneten Läufers wird strukturgebend für Toms Züge Dieser Laufrichtung sind alle anderen Figuren nun untergeordnet Anderssen bleiben Toms Züge unverständlich, er vermutet hinter ihnen kein System Damit Toms Plan aufgeht, muss Anderssen rochieren . 27 Darauf hofft er stark, lässt sich aber nichts anmerken Als Anderssen tatsächlich zum Doppelzug ansetzt, nach weißem König und Turm greift, erkennt er an Toms strahlenden Augen, dass die Zugfolge unüberlegt gewesen sein muss Er weiß aber nicht, warum Da er die Figuren bereits berührt hat, muss er ziehen und ärgert sich (135) Gestärkt von dem erhofften Zug und dem unerwarteten ersten Erfolg, konzentriert sich Tom ganz auf seinen Läufer Er spielt jetzt selbst die Rolle des «verwundeten Kriegers»: mit expressiver Mimik, fixiertem Blick und theatralischen Gesten lenkt er Anderssen gezielt ab Damit die Rolle wirkt, nimmt er sich Zeit, auch für seinen neuen Angriffsplan Es folgt ein Schlagabtausch der Figuren und Anderssens Jagd auf den schwarzen Läufer beginnt Anderssen will Tom zum «Opfern» 28 des Läufers zwingen Alles scheint nach einem schnellem Schachmatt auszusehen Schließlich bleiben Tom nur noch wenige Spielfiguren übrig: Bauern und der gezeichnete Läufer Die letzten Zuschauer, die das Spiel mitverfolgt haben, gratulieren Anderssen und gehen zu Bett Großspurig fragt der Amerikaner, ob Tom genug habe? Mit einem lauten «No! » (137) lehnt dieser ab Dann macht Tom einen dummen Zug (vielleicht mit Absicht, vielleicht aus Aufregung) Anderssen reagiert herablassend, beginnt sich zu langweilen und nickt fast ein Eigentlich könnte er sich seines Sieges sicher sein Wäre da nicht das schwarze Geschoss 2_IH_Italienisch_73.indd 30 19.05.15 11: 40 31 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Vor Toms innerem Auge spielt sich nun das ab, was im Text irreführend als «Halluzination» 29 bezeichnet und als krankhafter Wahn beschrieben wird Tom steht weder unter Drogen noch hat er einen psychischen Defekt Er ist innerlich bewegt davon, dass seine List greift und sein Plan aufzugehen scheint: durch das schwarze Geschoss Jenen schwarzen Bauern, den Anderssen nach wie vor nicht bemerkt hat Tom wiegt sich in diesem Moment des Spiels in der Gewissheit zu gewinnen Ein Chanson nègre, von einem Spätheimkehrer gesungen, versetzt ihn zurück in die Kindheit nach Jamaica, zur Mutter, an die Seite des Bruders Es sind Bilder der Erinnerung, denen er sich hingibt, frei von Angst Da fällt ihm Anderssens menschenverachtender Satz zu Beginn des Spiels ein Mit einem Mal, wie unter Hypnose, verwandelt sich Tom in Gall- Ruck auf der Flucht: unter grotesken Bewegungen, schwitzend und mit zuckenden Lippen Mit der «trasfigurazione» (139) nimmt Tom in seiner Vorstellung das vorweg, was sich auf dem Schachbrett ereignen wird: die «Umwandlung» . 30 Die Umwandlung des Bauern in einen schwarzen Läufer Mit diesem Läufer setzt er Anderssen schachmatt Anstelle des Bruders, der Sklaven, die sich zeitgleich auf Jamaica gegen die britische Kronkolonie erheben «Erano le cinque del mattino Spuntava l’alba La faccia del negro brillava d’uno splendore di giubilo Anderssen, nella foga della caccia al pezzo fatale, aveva dimenticato la pedina nera che stava sulla penultima casa dei bianchi alla sua destra Quella pedina era là già da quattro ore ed egli ne aveva sempre differita la condanna […] Tom aveva già fatta la mossa La pedina era passata regina? No La pedina era passata alfiere, e già l’alfiere segnato, l’alfiere nero, l’alfiere insanguinato, era risorto ed aveva dato scacco al re bianco […] Il colpo era mirabile! Scaccomatto! » (140) Arrigo Boito hatte für die spektakuläre Wende seines Schachspiels ein reales Vorbild: Adolph Anderssen 1851 gelingt es Anderssen in London durch eine «geistreiche Opferkombination» am Schluss, Lionel Kieseritzky unerwartet schachmatt zu setzen: mit drei Leichtfiguren in nur drei Zügen . 31 Als «Unsterbliche Partie» ist sie in die Schachgeschichte eingegangen . 32 Der Anderssen in «L’Alfier nero» rächt sich und erschießt Tom . 33 Der Schwarze stirbt als Märtyrer, an Stelle des Bruders, von dem es am Ende heißt, dass er entkommen und nicht gefunden werden konnte Die besondere Pointe von Toms unerhörtem Sieg besteht - gerade im Kontext des Kolonialdiskurses - darin, dass sich der Schwarze einer Spieltechnik bedient, mit der ein Weißer «unsterblich» geworden ist Dass der Schwarze mit der Opferkombination eines Weißen einen Weißen zu Fall bringt 2_IH_Italienisch_73.indd 31 19.05.15 11: 40 32 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau Bürgerlicher Widerstand an Bord: Stefan Zweigs Weißer Bauer Stefan Zweig hat die Schachnovelle 1942 im brasilianischen Petrópolis zu Papier gebracht Kurz vor seinem Freitod, im äußeren und inneren Exil . 34 Der Text gilt als sein «persönliches Vermächtnis» . 35 Zugleich ist er ein literarisches Testament, das über das Biographische hinausgeht Es ist eine sozial-psychologische Studie mit großem dokumentarischem Wert Zweig ist einer der ersten, der schon vor 1945 mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur beginnt Seine Schacherzählung dient dem Autor als Bühne, um in einer fiktiven Welt ein letztes Mal das «zu spielen», was unter Hitler nicht mehr möglich ist: in Freiheit zu leben und schöpferisch zu arbeiten Wie der Text zeigt, ist der Versuch zum Scheitern verurteilt Im Unterschied zu Boito, der der Befreiungsbewegung der Schwarzen (und der der Italiener) langfristig eine Chance eingeräumt hat, ist Zweigs Botschaft tief pessimistisch In der Schachnovelle finden sich jene Handlungskoordinaten, die auch Boitos Text als pointierte Erzählung von einem unerhörten Ereignis auszeichnen: - das Ziel: eine Typologie widerstreitender Charaktere - der Erzähler: ein Anwalt des Unterlegenen - der Sieg des Unterlegenen: durch Meisterschaft herbeigeführt - das Ende: eine plötzliche Wende ins Unerwartete Schauplatz der Handlung ist ein Passagierschiff, das um 1940 von New York nach Buenos Aires fährt Unter den Passagieren sind Exilanten und der Schachweltmeister, auf dem Weg zu seinem nächsten Turnier Das räumlichzeitliche Dazwischen ist ein Struktur-Merkmal: Das Unerhörte wird nicht in der Heimat, sondern in der Fremde, während einer Reise, inszeniert Bei Boito ist es das Kurhotel in der neutralen Schweiz, hier der Dampfer in der Weite des Atlantiks Im Unterschied zu Boito, bei dem sich der Erzähler im Hintergrund hält, trägt Zweigs Erzähler-Ich autobiographische Züge, ist Teil der Handlung und agiert sichtbar: als Autor der Studie, als Schachspieler und Initiator der Partien, als Vertrauter und Retter von Dr B Der Erzähler ist es, der den Typus ‹Bauer› ergründen will, der ihm das Herz seiner Existenz genommen hat: die Sprache . 36 Der verantwortlich ist für Exil und innere Zerstörung: «[…] alles, was ich in vierzig Jahren international aufbaute, hat diese eine Faust zertrümmert .», schreibt Zweig in Die Welt von Gestern (1942) . 37 Der wissenschaftliche Anspruch, den der Ich-Erzähler an seine Charakter-Studie stellt, wird bei Boito durch den Verweis auf die Schädellehre von Franz Joseph Gall 38 unterstrichen 2_IH_Italienisch_73.indd 32 19.05.15 11: 40 3 3 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett In der Typologie von Schwarz und Weiß repräsentiert Mirko Czentovic, der ein Berufsspieler ist, den ‹Weißen› Er stammt aus dem Banat und wird als strohblonder, rotbäckiger Bauernbursche beschrieben . 39 Czentovic ist Mitte Zwanzig und hat es, durch erfolgreiche Turniere, zum Schachweltmeister und zu viel Geld gebracht Beides ist ihm zu Kopf gestiegen Aggressivität und Gewaltbereitschaft artikulieren sich bei ihm nicht über die Waffe, wie bei Anderssen, sondern über seine geballte Faust Im Unterschied zur Redegewandtheit des adligen Amerikaners ist Czentovic dumpf und unfähig, sich sprachlich auszudrücken Emotional wird er als kalt und gleichgültig beschrieben Geistig ist er schwerfällig, muss beim Üben Brett und Figuren stets vor Augen haben . 40 Der Typus des ‹Schwarzen› wird durch Dr B vertreten Einst war er schwarzhaarig, jetzt ist er an den Schläfen ergraut (32) Er ist Mitte Vierzig und entstammt dem Wiener Großbürgertum Er ist Akademiker, gebildet und verfügt über eine ausgeprägte Vorstellungskraft Bis zum Einmarsch der deutschen Wehrmacht war er als Jurist für Hocharistokratie und Klerus in Wien tätig Aus der Gefangenschaft der Gestapo, die Geheimnisse über Guthaben aus ihm herauspressen wollte, konnte er sich nur durch ‹Schachspiele im Kopf› retten Seit Jahrzehnten hat er kein Schachbrett mehr gesehen Im Smoking room: Gesellschaftsspiele in der Folterkammer Von einem Freund 41 an Bord erfährt der Erzähler von dem «Wunderknaben» (9) Mirko Czentovic und dessen auffälligem Verhalten Unerklärlich scheint ihm die Diskrepanz zwischen raketenartiger Schachkarriere und extremer Langsamkeit, zwischen universeller Unbildung und großem Erfolg Um dieses Rätsel zu ergründen, will er den Bauern mit «schweren hohen Schaftstiefeln» (9) von Nah beobachten und sein Verhalten studieren Der Smoking Room 42 ist der geeignete Ort für dieses Experiment, das unter den Augen der Zuschauer stattfinden wird Im Vorfeld muss der Erzähler mehrere Spiele veranstalten, um Czentovic, der unnahbar ist und immense Gagen verlangt, anzulocken . 43 Die Partien gegen Czentovic werden von McConnor, einem schottischen Tiefbauingenieur und Millionär, finanziert Er wird als arrogant beschrieben Daher sorgt er, als er gegen den Erzähler haushoch verloren hat, für das gewünschte Aufsehen, um «den Weltmeister an unseren Tisch zu locken .» (19) Czentovic nähert sich erstmals, verächtlich auf die stümperhafte Partie der Dilettanten blickend Die Gunst des Augenblicks weiß der Erzähler zu nutzen Beiläufig lässt er die Bemerkung fallen, der Schachweltmeister habe an McConnors drittklassigem Spiel wohl kein großes Gefallen gefunden Damit hat der Erzähler sein Ziel erreicht: McConnors «[…] Ehrgeiz begann geradezu hörbar zu pochen Er 2_IH_Italienisch_73.indd 33 19.05.15 11: 40 3 4 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau habe keine Ahnung gehabt, dass Czentovic an Bord sei und Czentovic müsse unbedingt gegen ihn spielen .» (20) Da der Weltmeister, wie im Text gesagt wird, auf ordinäre Weise habgierig ist, willigt er ein, um «herauszuholen, was an Geld herauszuholen war .» (12) Zum vereinbarten Termin kommt er absichtlich zu spät, gibt äußerste Herablassung zu erkennen Im Sinne von «‹Ihr wisst, wer ich bin, und wer ihr seid, interessiert mich nicht› […] .» (23) Er spielt im Stehen, blättert in einer Illustrierten, mit Blicken weiß er seine Gegner zu erniedrigen . 44 Die Partie endet schnell McConnor fordert Revanche Im Unterschied zu Boito, bei dem die Hotelgäste einmütig Anderssen unterstützen, findet bei Zweig im Vorfeld eine kleine Gruppe zusammen, eine ‹Mannschaft› von Mittelklassespielern, darunter der Erzähler Man ist sich vor allem darin einig, gegen die Kaltschnäuzigkeit des Meisters anzutreten Die Stimmung unter den Spielern spitzt sich immer mehr auf dieses Ziel zu Sie bereitet damit das Terrain für Dr B vor Bei Boito ist der Lesesaal durch längere Gespräche in das Klima Kolonialkrieg getaucht Bei Zweig deutet sich das Klima Folterkammer verkappt, durch einige Signale an: durch Czentovics Blicke, seine Gesten, wenige Worte Der Gemeinschaftsraum ist atmosphärisch aufgeladen als Ort der Repression und Rebellion: auf der einen Seite durch Czentovics Impertinenz, auf der anderen durch den Widerwillen der Gruppe Den Hochmut brechen: Die verhinderte ‹umwandlung› Im Verlauf der nächsten Partie entwickelt sich unter den Amateuren eine Dynamik, die entscheidend dazu beiträgt, dass sie sich einen Spielvorteil verschaffen können Alle sind von derselben Idee erfasst: den kaltschnäuzigen Hochmut des Meisters zu brechen Im Unterschied zu Boito, bei dem nur Tom einen geheimen Racheplan hat, spricht Zweig dem Kollektiv (noch) eine Möglichkeit zu, sich offen gegen Demütigung zu wehren Man berät sich, wägt ab, entscheidet gemeinsam Von nun an geht es der Gruppe weniger um das Schachspiel, vielmehr um das moralische Prinzip Besonders McConnor ist ergriffen von Ehrgeiz, der die anderen ansteckt Und siehe da, die unterlegene Mannschaft erspielt sich eine reale Chance «Allmählich waren wir beim siebzehnten Zuge angelangt und zu unserer eigenen Überraschung war eine Konstellation eingetreten, die verblüffend vorteilhaft schien, weil es uns gelungen war, den Bauern der c-Linie bis auf das vorletzte Feld c2 zu bringen; wir brauchten ihn nur vorzuschieben auf c1, um eine neue Dame zu 2_IH_Italienisch_73.indd 34 19.05.15 11: 40 35 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett gewinnen Ganz behaglich war uns freilich nicht bei dieser allzu offenkundigen Chance […] .» (25) Welche spielerische Chance ist es? Es ist der Moment einer möglichen ‹Umwandlung›: Der schwarze Bauer kann mit einem Zug die gegnerische Grundreihe erreichen Und kann dort in eine Dame (die stärkste Figur) eingetauscht werden Man überlegt, die Umwandlung zu machen Man fragt sich, warum der Meister diesen Vorteil übersehen habe? Oder welche Finte dahinter stecke? Man entscheidet sich, den Schritt zu wagen: «Schon rührte McConnor den Bauern an, um ihn auf das letzte Feld zu schieben, als er sich jäh am Arm gepackt fühlte und jemand leise und heftig flüsterte: ‹Um Gotteswillen! Nicht! ›» (26) Blitzschnell greift Dr B in das Spiel ein und wendet die Niederlage ab Zweig bezieht sich hier direkt auf Boito: auf den unerhörten Sieg am Ende von «L’Alfier nero» Dort übersieht Anderssen Toms schwarzen Bauern Tom wandelt den Bauern in einen Läufer um Und mit diesem schwarzen Läufer setzt er Anderssen schachmatt Boitos ‹Schlusskombination› stellt Zweig an den Anfang seiner Meisterpartie Ein großartiger Kunstgriff! In der Schachnovelle ist die Kombination der Auftakt zu Dr B .s ‹unerhörtem Sieg› Das Besondere: Indem Dr B die Gruppe von dem Zug abhält, damit deren Niederlage abwendet, bereit er seinen eigenen Gewinn vor Dr B erklärt, welche Züge Czentovic im Sinn hatte, um die Amateure schachmatt zu setzen Das Tempo und die Kombinationskunst, die Dr B hier unter Beweis stellt, müssen den Weltmeister in Erstaunen versetzten Ab jetzt übernimmt der Fremde die Führung der Gruppe McConnor zieht blind nach seinen Anweisungen Dem Weltmeister ist klar: mit Dr B hat er es mit einem «Fachmann ersten Ranges» (26) zu tun Aus der Sicht der Amateure geschieht ein Wunder: ein «unvermuteter Engel» sei helfend «vom Himmel» (26) herabgestiegen Spieltechnisch ausgedrückt: aus der erkämpften Chance durch die Gruppe hat sich eine echte Chance für den zweiten Meisterspieler der Schachnovelle eröffnet: Dr B Hätte es chancenlos ausgesehen, hätte er sich vermutlich nicht eingeschaltet Auch wird ihm Czentovics Hochmut nicht entgangen sein Vermutlich ahnt er, hier eine Möglichkeit zu finden, sich zu rächen rasch und präzise: Dr. B.s technik Zum Triumph über den Schachmeister kann es auch bei Zweig nur kommen, weil Dr B dem Weltmeister überlegen ist Überlegen durch eine andere Spieltechnik, die der Meister nicht durchschaut In der Sprache der schwarz-weißen Typologie heißt das: beide Gegner können durch die Eigenschaften zu Fall 2_IH_Italienisch_73.indd 35 19.05.15 11: 40 36 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau gebracht werden, die sie selbst nicht haben Der ‹Weiße› Czentovic ist schwerfällig im Denken Er hat keine Imaginationskraft und kann nur im Anblick der Figuren auf dem Brett spielen Der ‹Schwarze› Dr B ist genau das Gegenteil: schnell, intellektuell beweglich wie eine Feder Er sieht die Kombinationen vor dem inneren Auge und braucht daher kein Schachbrett Fazit: Czentovic ist durch rasche Präzision, Dr B durch bösartige Langsamkeit zu schlagen Und genau an diesen Achillesfersen treffen sie sich gegenseitig Zunächst wird Czentovic von Dr B die «Palme entrungen» (31), wie es im Text heißt Alle Zeichen von Czentovics Irritation sind an seiner Körpersprache abzulesen Auch der Versuch, jede emotionale Reaktion unterdrückt zu halten Erstmals in der gesamten Partie richtet er seinen Blick in die Runde, um den «Feind», der ihm gefährlich zu werden droht, auszuspähen Die Mannschaft der Amateure ist elektrisiert Die Hoffnung, dass «unser neuer Freund» den kalten Hochmut besiegen kann, treibt «uns eine fliegende Hitze durch alle Pulse .» (28) Dem Erzähler zittern vor Aufregung die Finger Czentovic zögert beim Ziehen und setzt sich hin Das erste Mal In den Augen der Amateure ein weiterer Erfolg . 45 Nach einigen Zügen bietet Czentovic plötzlich ein: «‹Remis! ›» 46 An der Stille im Raum ist abzulesen: Das Unentschieden im Wettkampf gegen den Weltmeister wird als erster Triumph für die Unterlegenen verbucht Scheinbar gleichmütig verharrt Czentovic Dann schiebt er alle Steine mit ruhiger Hand vom Brett Es ist eine hasserfüllte Geste, an der sich seine ganze Wut zeigt Um von dem unangenehmen Ergebnis abzulenken, erkundigt er sich, jetzt betont höflich, ob eine weitere Partie gewünscht sei Innerlich scheint er schon Rache zu schwören Czentovics Einschätzung von der «glänzenden Spielleistung» seines Gegners wissen die Umstehenden als verlogenes Ablenkungsmanöver einzuordnen Hinter der Maskerade verbirgt sich Unsicherheit: Für Czentovic ist Dr B .s Spiel undurchsichtig, daher stellt er eine reale Gefahr für ihn dar . 47 Vor dem Wahn: Dr. B.s ‹unbemerkter Sieg› Eine weitere Partie ist angesetzt Der Erzähler hat sich vorgenommen, Dr B ., der kein Interesse signalisiert hat, für die Partie gegen den Weltmeister zu gewinnen Es kommt zum vertrauten Gespräch, bei dem Dr B ihm die Geschichte seiner Gefangenschaft bei der Gestapo erzählt - das Herzstück der Schachnovelle Der Erzähler weiß nun von der Folter, von dem Schachfieber, von einem möglichen Rückfallrisiko Durch die schmerzlichen Erinnerungsbilder ist Dr B in einer labilen psychischen Ausgangslage 2_IH_Italienisch_73.indd 36 19.05.15 11: 40 37 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Czentovic erscheint nun pünktlich - eine formale Konzession an den ebenbürtigen Wettkampfpartner Da für die Zuschauer festzustehen scheint, dass Dr B ein Meister der Kombination und des Kalküls ist, 48 muss Czentovic nach anderen Lösungen suchen, um sein angekratztes Image wieder aufzupolieren Das folgende Spiel ist eine Meisterpartie Ausdrücklich betont der Erzähler, dass das Niveau die Kenntnisse der Zuschauer nun übersteige, auch die des Erzählers Die Gruppe ist anwesend, aber nicht «beim Spiel» Daher scheint es stimmig, dass ab jetzt Zugfolgen nicht mehr beschrieben werden Wir sehen Czentovic an einem Tiefpunkt Den Blick hat er starr auf das Brett gerichtet, auf der Suche nach einer geeigneten Taktik Noch sehen wir Dr B gelassen und als den intellektuellen Spieler, der Kombinationen rasch entwickelt, über die Materialität der Steine hinweg «Als der rechte Dilettant im schönsten Sinne des Worts, dem im Spiel nur das Spiel, das ‹diletto› Freude macht, ließ er seinen Körper völlig entspannt, plauderte während der ersten Pausen erklärend mit uns, zündete sich mit leichter Hand eine Zigarette an und blickte immer nur gerade wenn an ihn die Reihe kam, eine Minute auf das Brett Jedesmal hatte es den Anschein, als hätte er den Zug des Gegners schon im voraus erwartet .» (68) Czentovic wird als Berufsspieler durch den Gegner doppelt provoziert: Zum einen durch die spieltechnische Überlegenheit, zum anderen durch dessen Souveränität Dr B .s Erfolgsrezept ist eigentlich das des Erzählers, der Schach ‹spielt› und nicht ‹ernstet› . 49 Kurz nach den Eröffnungszügen wird angedeutet, dass Czentovic so etwas wie einen Plan habe . 50 In anderen Worten heißt das: wie er den Gegner, der ihm schon ein Remis abgenötigt hat, zur Strecke bringen kann Und gleich wird nachgereicht, worin dieser Plan bestehe: In «bösartiger Langsamkeit» Intuitiv scheint Czentovic den wunden Punkt seines Gegners gefunden zu haben Dass Dr B auf die gedehnten Überlegungspausen immer nervöser reagiert: unruhig sitzt, raucht, Wasser trinkt Was Czentovic durch spielerische Technik nicht gelingt, erledigt er nun mittels psychologischer Nötigungen Durch die raffinierte Zermürbungstaktik wird er seine alte Machtposition wieder zurückgewinnen Doch zuvor ereignet sich das Unerhörte Gerade in dem Augenblick, da im Raucherraum Langeweile und Müdigkeit Einzug halten, die ersten Zuschauer gegangen sind . 51 Als Czentovic nach seinem Springer greift, sieht Dr B plötzlich eine Chance zum Angriff Welche genau, wird nicht gesagt Dr B macht sich krumm wie eine Katze, zitternd vor dem Ansprung auf ihre 2_IH_Italienisch_73.indd 37 19.05.15 11: 40 3 8 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau Beute Nachdem Czentovic gezogen hat, kann Dr B nicht mehr abwarten: Er zieht seine Dame und «[…] sagte laut triumphierend: ‹So! Erledigt! ›, lehnte sich zurück, kreuzte die Arme über der Brust und sah mit herausforderndem Blick auf Czentovic Ein heißes Licht glomm plötzlich in seiner Pupille .» (70) Die Umstehenden im Raucherraum, wie der Leser auch, vermuten: schachmatt Doch auf dem Brett «war keine direkte Bedrohung sichtbar .» (70) Das erwartete Schachmatt ist auf dem Brett noch nicht sichtbar Dr B hat einen Zug hingelegt, deren Ausgang nur Czentovic absehen kann Sonst niemand Der unerhörte Sieg bleibt unbemerkt Bösartige Langsamkeit: Czentovics tödliche taktik Mit Dr B .s spektakulärer Zugfolge ist der Schachweltmeister zur Aufgabe der Partie gezwungen Das wissen aber zu diesem Zeitpunkt nur die beiden Spieler Czentovic hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten, seine Niederlage einzugestehen Entweder offen zu erkennen zu geben, dass er die Partie aufgibt oder nach mehreren Zügen von Dr B schachmatt gesetzt zu werden Von beiden Möglichkeiten wählt er keine, sondern setzt erneut auf psychologisches Taktieren Minutenlang passiert gar nichts Alle Anwesenden scheinen den Atem anzuhalten . 52 Das Warten scheint für Dr B ., dessen Gewinn weiter unbemerkt bleibt, eine Tortur Und genau darauf legt es Czentovic an Und geht so dem hochpeinlichen Eingeständnis bewusst aus dem Weg Im Unterschied zu Boito, bei dem Tom den ‹Wahn› dramatisch inszeniert und spielt, ist Zweigs Meisterspieler wirklich psychisch gefährdet Zunehmend treten bei Dr B Symptome des Rückfalls auf: Er hält es im Sitzen nicht mehr aus, muss sich im Hin-und-Her-Gehen abreagieren Die Monotonie der Bewegung zeigt ihn nicht mehr als Katze beim Angriff, sondern als Raubkatze im Käfig . 53 Durch regungsloses Verharren verschafft sich der Verlierer Czentovic hier in mehrerer Hinsicht Vorteile: Ihm gelingt es, das sensationelle Ereignis des unerhörten Gewinns zu überspielen, seine katastrophale Niederlage übergehen Er zwingt dem Gewinner die Strafe der Stille auf, zermürbt ihn nervlich und nimmt ihm auf diese Weise die Konzentration Das ereignislose Warten ruft in Dr B die Erinnerung an das schwarze Nichts der Gefangenschaft wach, das ihn wahnsinnig macht Ein weiteres Mal vermeidet es Czentovic, seine Niederlage einzugestehen - er wischt die Spielfiguren, ohne dass es zu der Zugfolge kommt, einfach vom Tisch: 2_IH_Italienisch_73.indd 38 19.05.15 11: 40 39 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett «Dann endlich geschah, was niemand von uns erwartet hatte Czentovic hob langsam seine schwere Hand, die bisher unbeweglich auf dem Tisch gelegen Gespannt blickten wir alle auf seine Entscheidung Aber Czentovic tat keinen Zug, sondern sein gewendeter Handrücken schob mit einem entschiedenen Ruck alle Figuren langsam vom Brett Erst im nächsten Augenblick verstanden wir: Czentovic hatte die Partie aufgegeben Er hatte kapituliert, um nicht vor uns sichtbar mattgesetzt zu werden Das Unwahrscheinliche hatte sich ereignet, der Weltschachmeister, der Champion zahlloser Turniere hatte die Fahne gestrichen vor einem Unbekannten, einem Manne, der zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre kein Schachbrett angerührt Unser Freund, der Anonymus, der Ignotus hatte den stärksten Schachspieler der Erde in offenem Kampfe besiegt! » (71 f .) Czentovic nimmt den Zuschauern damit ganz bewusst die Möglichkeit, seine Niederlage auf dem Schachbrett nachzuvollziehen Der «entschiedene Ruck» seiner Hand tilgt den sichtbaren Beweis rasch Es sind Gesten repressiver Gewalt: die eigene Fehlleistung zu kaschieren und dem Gegner zu signalisieren, dass auch er weggewischt werden soll Erst jetzt begreifen die Zuschauer, dass sie eigentlich Zeugen einer Sensation waren, dass Dr B den Schachweltmeister durch seine Kombination schachmatt gesetzt hat Aber ehe sie den «freudigen Schrecken» (72) fassen, fordert Czentovic schon eilig zur nächsten Partie auf Noch ehe der Erzähler eingreifen kann, stellt Dr B hastig die Figuren auf Zweimal fällt ein Bauer zu Boden Wie bei Boito: der Sturz des Steins nimmt den Absturz des Spielers vorweg Ein weiteres Mal setzt Czentovic die tödliche Taktik, die psychologische Folter fort Er zögert ostentativ seine Züge so lange hinaus, bis er sein Opfer zur Strecke gebracht hat Sein Plan geht auf: Je langsamer er ist, desto größer wird die Hyperaktivität von Dr B Wie eine Hyäne riecht Czentovic das Blut einer aufgeplatzten Wunde, die er lecken will Dr B überbrückt die unerträglichen Momente der Pausen durch das alte Traumschach, durch Kombinationsspiele im Kopf Er versinkt zunehmend in die Welt des Wahns, in der das Spiel in Gedankensprüngen verläuft Dadurch bricht die Brücke zurück in die Wirklichkeit für ihn ab Es kommt zu einem (fatalen) Fehler: Er zieht auf dem realen Schachbrett nach der Partie, die er gerade im Kopf spielt «Und tatsächlich, bei dem neunzehnten Zug brach die Krise aus Kaum dass Czentovic seine Figur bewegt, stieß Dr B plötzlich, 2_IH_Italienisch_73.indd 39 19.05.15 11: 40 4 0 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau ohne recht auf das Brett zu blicken, seinen Läufer drei Felder vor und schrie derart laut, dass wir alle zusammenfuhren: ‹Schach! Schach dem König! ›» (75) Der Fehlzug von Dr B beruht auf einem krankheitsbedingten Irrtum, nicht auf spieltechnischem Versagen Das wissen aber nur der Erzähler und der Leser In den Augen der anderen, allen voran natürlich Mirko Czentovic, hat Dr B falsch kombiniert und gezogen Und somit steht Dr B .s spielerische Inkompetenz fest - für alle sichtbar auf dem Brett Die mit einem Mal zurückeroberte Macht kostet der Weltmeister ostentativ aus Erstmals wendet er sich direkt an die Zuschauer Während er vormals raffiniert vermieden hat, seine Niederlage vor allen einzugestehen, gibt er jetzt mit großer Geste Dr B .s Niederlage bekannt Die Zuschauer macht er zu Zeugen seines Triumphs Betont unterwürfig richtet er das Wort nur an sie: «‹Bedaure - aber ich sehe kein Schach Sieht vielleicht einer von den Herren ein Schach gegen meinen König? ›» (76) Als Dr B wieder zu sich kommt, den Zug auf dem Brett sieht, begreift er, was vorgefallen ist Der Erzähler greift geistesgegenwärtig ein, packt Dr B heftig am Arm Dieser entschuldigt sich höflich und verschwindet Wie geht die Partie in der Schachnovelle aus? Eigentlich hätte sie weitergeführt werden können, wenn Dr B nicht mitten im Spiel vom Wahn erfasst worden wäre Spieltechnisch liefert Mirko Czentovic keine Leistung Erfolgreich war er allein mit seiner tödlichen Taktik, den Gegner zu einem Fehlzug zu zwingen und in die Flucht zu schlagen Darüber ist der «weiße Bauer» sichtlich erleichtert Verbirgt seine Erleichterung aber hinter Heuchelei: «‹Schade›, sagte er großmütig «Der Angriff war gar nicht so übel disponiert Für einen Dilettanten ist dieser Herr eigentlich ungewöhnlich begabt .›» (77) Leser und Zuschauer wissen: Eigentlich heißt der neue Schachweltmeister Dr B Er hat Mirko Czentovic mitten auf dem Ozean die Palme entrungen Schwarz-weiße Welt: Spielräume in politischen Krisen Boito und Zweig schreiben ihre Schachnovellen, als sich in ihrer Heimat extreme gesellschaftliche und politische Umbrüche ereignen Im Spiegel des Schachspiels zeigen sie Mechanismen der Macht und Widerstände gegen Macht, die heute wieder hochaktuell sind Die Differenz zwischen Schwarz und Weiß besteht in mehrfacher Hinsicht Zwischen den Gesellschaftsklassen: der ‹Schwarze› tritt gegen einen ‹Weißen›, der ‹Bauer› gegen einen ‹Adligen› an Sie besteht auch zwischen der geistigen Kapazität der Spieler: der Amateur 2_IH_Italienisch_73.indd 40 19.05.15 11: 40 41 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett wird als überlegener, der Meister als unterlegener Spieler gezeigt Beide Autoren scheinen von einer Frage geleitet: Weshalb hat derjenige die Macht inne, der sowohl intellektuell als auch menschlich die geringwertigere Gestalt ist? Stefan Zweig hatte bereits 1929 eine Antwort gegeben: «Im realen, im wirklichen Leben, in der Machtsphäre der Politik entscheiden selten - und dies muß zur Warnung vor aller politischen Gläubigkeit betont werden - die überlegenen Gestalten, die Menschen der reinen Ideen, sondern eine viel geringwertigere, aber geschicktere Gattung: die Hintergrundgestalten .» 54 Der Vergleich der beiden Novellen zeigt: Boito und Zweig reflektieren Zeitgeschichte im Spiegel von Schachgeschichten Die antithetische Struktur der Schachnovellen dient den Autoren und ihren Erzählern als Experimentierfeld für sozial-psychologische Studien Die ‹schwarzen› Figuren repräsentieren eine Minderheit Die Schwarzen sind rechtlos und pochen auf Partizipation: Der Sklave wie der Oppositionelle Die ‹weißen› Figuren stehen für diejenigen, die die Macht innehaben Sie beharren auf ihren alten Privilegien: der Kolonialherr wie der Faschist Bei Boito gewinnt der ‹Schwarze›, ehemals ein Sklave, gegen den Plantagenbesitzer Dafür wird er von diesem erschossen Der Weiße flieht, bleibt unbestraft und verliert den Verstand Bei Zweig gewinnt der ehemalige Gefangene der Gestapo gegen den Folterknecht Sein unerhörter Sieg bleibt unerkannt Krankheitsbedingt muss er die Partie abbrechen und fliehen Es sind politische und soziale Wendepunkte zum Guten oder Schlechten, von denen die schicksalshaften Schachsituationen erzählen Die politische Botschaft der Autoren könnte nicht unterschiedlicher ausfallen: Boito gibt der Freiheitsbewegung um 1860 - damit der jungen Nation Italien - langfristig eine Chance Für Zweig scheint um 1940 jede Hoffnung verloren Durch die Hitler-Diktatur wurden die Republik zerstört und ihren Bürgern alle Rechte auf Freiheit geraubt Abstract. Il racconto di Stefan Zweig Schachnovelle («Novella degli scacchi», 1942) è celebre in tutto il mondo e attualmente è di quest’autore la opera più conosciuta Detiene un posto fisso nella storia della letteratura tedesca e nella letteratura sugli scacchi Meno famoso è per contro Arrigo Boito (1842- 1918), il quale non solo scrisse i libretti delle opere di Verdi, bensì pure racconti Per nulla noto è che uno di questi racconti, «L’Alfier nero» (1867/ 68), abbia costituito un modello di riferimento per la Schachnovelle di Zweig La domanda se ciò sia attestabile nella biografia dell’autore non si pone, giacché la risposta scaturisce dal confronto dei testi 2_IH_Italienisch_73.indd 41 19.05.15 11: 40 42 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau Il presente contributo colloca i due racconti sugli scacchi in un rapporto diretto e dettagliato Il tema centrale dei testi è la vittoria inaudita del giocatore più debole contro un maestro degli scacchi Come può verificarsi? E quali sono le conseguenze? Partendo dal gioco degli scacchi i due autori (e i loro narratori) attuano uno studio sociopsicologico Nelle categorie tipologiche di «nero» e «bianco» mettono in mostra i meccanismi del potere Boito riferendosi alla storia coloniale, e Zweig alla dittatura di Hitler Il messaggio politico dei due autori è diverso: in Boito i movimenti di liberazione hanno, a lungo termine, ancora una possibilità In Zweig il diritto alla libertà è sottratto all’uomo con la violenza Il contributo intende da un lato proporre una rivalutazione scientifica di Schachnovelle di Zweig e di «L’Alfier nero» di Boito, dall’altro mostrare il significato dell’autore della Scapigliatura per la Wiener Moderne Anmerkungen * Dieser Beitrag ist die überarbeitete Fassung meines Artikels «Unerhörter Sieg des Unterlegenen . Zu den Schachnovellen von Franco Sacchetti, Arrigo Boito und Stefan Zweig», in: Spiel und Ernst: Formen - Poetiken - Zuschreibungen . Zum Gedenken an Erika Greber, hrsg . von Dirk Kretzschmar, Christine Lubkoll u .a ., Würzburg: Ergon 2014, S . 288-328 1 Hanno Helbling, Arrigo Boito . Ein Musikdichter der italienischen Romantik, München: Piper 1995, S . 7 2 Siehe aktuell Sabine Schrader, La Scapigliatura . Schreiben gegen den Kanon: Italiens Weg in die Moderne, Heidelberg: Winter 2013 . Das Buch bildet den Auftakt für die längst überfällige Rezeption der Scapigliati in Deutschland . Von Boitos fünf Novellen wird allerdings nur Il pugno chiuso (1870) ausführlicher behandelt 3 Zuerst erschienen 1867 in der März-Ausgabe von Il Politecnico, 1868 überarbeitet in Strenna italiana . Diese Version ist abrufbar unter: http: / / www .liberliber .it/ mediateca/ libri/ b/ boito_a/ l_alfier_nero/ pdf/ boito_l_alfier_nero .pdf . Ich beziehe mich auf die Fassung von 1867, in: Racconti neri della scapigliatura, a cura di Gilberto Finzi, Milano: Mondadori Editore 1980, S . 125-141 . Seitenzahlen direkt hinter den Zitaten 4 Klemens Renoldner, «Nachwort», in: Stefan Zweig, Schachnovelle . Kommentierte Ausgabe, hrsg . von Klemens Renoldner, Stuttgart: Reclam 2013, S . 126-166, hier S . 139 . 5 Vgl . die Neuübersetzung von Carola Jensen in diesem Band 6 Vgl . Klemens Renoldner, «Nachwort», S .137 7 Mit der italienischen Sprache und Kultur ist Zweig durch die Mutter vertraut, die aus Ancona stammt . 1935 übersetzt er Luigi Pirandellos Theaterstück Non si sa come . Vgl . Hartmut Müller, Stefan Zweig, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988, S . 14 und S . 44; Klemens Renoldner, «Nachwort», in: Stefan Zweig: Einigung Europas . Eine Rede, Salzburg: Tartin 2013, S . 26-41, hier S . 28 8 Zur wichtigen Rolle von Boitos «L’Alfier nero» für die italienische Schachliteratur vgl Frank-Rutger Hausmann, «Italienische Schacherzählungen», in: Sinn und Sinnverständnis . Festschrift für Ludwig Schrader zum 65 . Geburtstag, hrsg . von Karl Hölz u .a ., Berlin: Schmidt 1997, S . 140-151 2_IH_Italienisch_73.indd 42 19.05.15 11: 40 4 3 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett 9 Arrigo Boito, «Dualismo» [1863], in: ders ., Opere letterarie, a cura di Angela Ida Villa, Milano: Istituto di Propaganda Libraria 1996, S . 51-54 10 Franz Joseph Gall (1758-1828) war Arzt und Kraniologe in Wien und Paris . Er leitete aus der menschlichen Schädelform Intelligenz und Charakterzüge ab . Er besaß eine bedeutende Schädelsammlung, darunter eine Büste des Vorzeige-Afrikaners der Aufklärung Angelo Soliman . Vgl . Monika Firla, Angelo Soliman - Ein Wiener Afrikaner im 18 . Jahrhundert . Mit einem Beitrag von Rudolf Maurer, Baden 2004, Katalogblätter des Rollettmuseums, Nr . 48 . (http: / / www .baden .at/ cms/ upload/ pdf/ stadtarchiv/ katalogblaetter/ Katalogblatt_Nr ._48_Angelo_Soliman .pdf) (25 .3 .2015) . 11 Der Name spielt auf die Hauptfigur des Romans Uncle Tom’s Cabin (1852) von Harriet Beecher Stowe an 12 Adolph Anderssen (1818-1879), ein deutscher Schachspieler aus Breslau, der als inoffizieller Weltklassespieler galt . In die Geschichte des Schachs ging er mit der sogenannten ’Unsterblichen Partie’ ein 13 Gemeint ist die Stadt (nicht der Bundesstaat), Washington D .C ., heute US-amerikanische Hauptstadt . Im 19 . Jahrhundert lag sie im Grenzbereich zwischen Nord- und Südstaaten 14 Vgl . Monika Firla, Angelo Soliman - Ein Wiener Afrikaner im 18 . Jahrhundert (2004) . 15 Zum aktuellen Rassismus in Italien und Europa vgl . Andrea Bachstein, «Affenartiger Vergleich», in: Süddeutsche Zeitung, 17 . Juli 2013, S . 8 . Vgl . auch die Studie aus Litauen http: / / www .heute .de/ litauen-video-experiment-zum-thema-rassismus-37683172 html (Stand: 21 .3 .2015) 16 Der Morant-Bay-Aufstand auf Jamaica begann am 11 . Oktober 1865 . Ehemalige Sklaven protestierten gegen nach wie vor vorenthaltene Rechte (Wahlen, Landbesitz etc .) . Auf Anordnung des Gouverneurs wurde er gewaltsam niedergeschlagen . In Großbritannien, dessen Kronkolonie die Insel war, löste das heftige Debatten aus . Vgl . Jochen Meissner/ Ulrich Mücke/ Klaus Weber: Schwarzes Amerika . Eine Geschichte der Sklaverei, München, C .H . Beck 2008, S . 240-249 und Clinton Vane Black, History of Jamaica, London [u .a .]: Collins 1961 17 Vorbild ist Paul Bogle (1815/ 20-1865), ehemaliger Sklave, Baptist und Anführer des Morant-Bay-Rebellion, der zusammen mit Hunderten Aufständischen noch im Oktober 1856 hingerichtet wurde . Vgl . Black, History of Jamaica (1961), S .187-195 18 Gemeint ist Edward John Eyre (1815-1901), Gouverneur auf Jamaica . Er verhängte, kurz nachdem der Morant-Bay-Aufstand ausgebrochen war, den Kriegszustand über die Insel . Die Anführer und viele Teilnehmer der Revolte ließ er verhaften und ohne Verfahren zum Tod verurteilen . In England wurden wiederholte Klagen gegen ihn gerichtlich zurückgewiesen . Vgl . Meissner u .a ., Schwarzes Amerika (2008), S . 244 f 19 «‹Volli finire con una immagine un po‹ fragorosa, altrimenti non mi avreste creduto .›» (128) Der von Carola Jensen gewählte Begriff «Knalleffekt» gibt die Situation lautmalerischer wieder als die «immagine un po‹ fragorosa» . Vgl . «Der schwarze Läufer», übers . von Carola Jensen (in diesem Band, S . 9 -23) 20 Hausmann, «Italienische Schacherzählungen», S . 148 21 «Pure non perdeva di vista il minimo segno del nemico; una certa inquietudine lo costringeva a studiarlo e, senza parere, lo andava spiando più sulla faccia che sulla scacchiera . […] L’occhio del bianco guardava il volto del negro, l‹occhio del negro era immerso nella scacchiera .» (132) 22 Die italienische Bezeichnung für Bauer (Pedine) 23 Vgl . http: / / de .wikipedia .org/ wiki/ Asymmetrische_Kriegführung (10 .04 .2015) 24 Luis Ramírez Lucena (um 1465-um1530), spanischer Schachspieler und Autor des ersten gedruckten Schachlehrbuchs Repetición de Amores e Arte de Axedrez (um 1500) . Es beinhaltet Schachkompositionen nach alten und neuen Regeln 2_IH_Italienisch_73.indd 43 19.05.15 11: 40 4 4 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau 25 In der Gambit-Eröffnung werden Bauern geopfert, mit dem Ziel, positionelle Vorteile zu erlangen 26 François-André Danican Philidor (1726-1795), französischer Komponist und Schachspieler . Nach ihm ist die Schacheröffnung benannt, bei dem die Bauern geschont werden . 27 Mit Rochade wird der einzige Doppelzug bezeichnet, bei dem zwei Figuren einer Farbe (König und Turm) bewegt werden . Sie hat das Ziel, den König in eine sichere Position zu bringen 28 Im Schach spricht man von Opfer, wenn ein Spieler freiwillig dem Gegner eine oder mehrere Spielfiguren zum Schlagen anbietet . Mit dem Ziel, den materiellen Verlust durch besondere strategische Vorteile auszugleichen 29 Auch «idea fissa», «idea sublimata», «superstizione», «fanatismo» (139) 30 Eine Umwandlung (oder Bauernumwandlung) erfolgt dann, wenn ein Bauer an die gegnerische Grundreihe erreicht . Der Bauer muss durch eine Dame, einen Turm, einen Läufer oder Springer gleicher Farbe ersetzt werden . Die umgewandelte Figur wirkt sofort 31 «Diese Partie ist ein ‹Immergrün im Lorbeerkranze Anderssens›, gilt noch immer als feinstes Beispiel für das Thema des Opfers beider Türme .» Vladimir Vukovi ´ c, Das Buch vom Opfer . Technik, Kunst und Wagnis im Opferschach, Berlin: Engelhardt Verlag 1964, S . 46 32 «Mit dieser […] gespielten Glanzpartie wurde der Höhepunkt der Kombinationskunst im Meisterschach vor seiner Verwissenschaftlichung erreicht . Sie zeigt den Triumph der Idee über die zahlenmäßige Stärke .», in: Wolfgang Petzold, Schach . Eine Kulturgeschichte, Leipzig: Edition Leipzig 1986, S . 225 33 Anderssen flieht nach Amerika . Von schlechtem Gewissen getrieben, zeigt er sich dort selbst an . Er wird freigesprochen, weil das Opfer nur ein Neger und er der berühmte Schachmeister sei . Anderssen gewinnt keine Partie mehr, verarmt und wird schließlich verrückt 34 «Brasilien war für Zweig kein vorübergehendes Exil, sondern ‹Ziel und Endpunkt seines Lebens›, und der Plan für die Schachnovelle war ‹schon lange vorher im politischen und individuellen Geschehen vorbereitet›» . Ingrid Schwamborn, «Schachmatt im brasilianischen Paradies . Die Entstehungsgeschichte der Schachnovelle», in: Germanisch- Romanische Monatsschrift 34 (1984), S . 404-430, hier S . 426 35 Klemens Renoldner, «Nachwort», in: Stefan Zweig, Schachnovelle (2013), S . 127 36 Stefan Zweig, Schachnovelle . Kommentierte Ausgabe, hrsg . von Klemens Renoldner, Stuttgart: Reclam 2013 . Alle weiteren Zitate folgen dieser Ausgabe, Seitenzahlen direkt hinter dem Zitat . Hier: S . 18 37 Zit . nach Hanspeter Brode, «Mirko Czentovic - ein Hitlerporträt? Zur zeithistorischen Substanz von Stefan Zweigs Schachnovelle», in: Die letzte Partie . Stefan Zweigs Leben und Werk in Brasilien (1932-1942), hrsg . von Ingrid Schwamborn, Bielefeld: Aisthesis Verlag 1999, S . 223-227, hier: S . 223 38 «In früheren Zeiten physiognomischer Leidenschaft hätte ein Gall vielleicht die Gehirne solcher Schachmeister seziert um festzustellen, ob bei solchen Schachgenies eine besondere Windung in der grauen Masse des Gehirns, eine Art Schachmuskel oder Schachhöcker sich intensiver eingezeichnet fände als in anderen Schädeln .» Zweig, Schachnovelle, S . 16 39 Zweig, Schachnovelle, S . 9 und S . 13 40 Kritisch hierzu vgl . Johannes Fischer, «Ein symbolischer Rückzug . Kritische Anmerkungen zu Stefan Zweigs Schachnovelle», in: KARL, http: / / www .karlonline .org/ kol03 htm (25 .03 .2015) . 41 Er ist ein «aufmerksamer Zeitungsleser» Zweig, Schachnovelle, S . 5 . Bei Boito ist es der Erzähler selbst, der aus der Times vorliest 2_IH_Italienisch_73.indd 44 19.05.15 11: 40 4 5 Laetitia Rimpau Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett 42 Eine Reminiszenz an die Tabakpflanzer und die Zigarrenindustrie in «L’Alfier nero» 43 Zur genauen Abfolge der Partien vgl . Laetitia Rimpau, «Unerhörter Sieg des Unterlegenen . Zu den Schachnovellen von Franco Sacchetti, Arrigo Boito und Stefan Zweig», in: Spiel und Ernst: Formen - Poetiken - Zuschreibungen . Zum Gedenken an Erika Greber, hrsg . von Dirk Kretzschmar, Christine Lubkoll u .a ., Würzburg: Ergon 2014, S . 287-328, hier S . 313 44 «[ . . .] sah an uns so lässig vorbei, als ob wir selbst tote Holzfiguren wären, und diese impertinente Geste erinnerte unwillkürlich an die, mit dem man einem räudigen Hund abgewendeten Blicks einen Brocken zuwirft .» Zweig, Schachnovelle, S . 24 45 «Wir hatten ihn genötigt, sich wenigstens räumlich auf eine Ebene mit uns zu begeben .» Zweig, Schachnovelle, S . 28 f 46 Mit «Remis» bietet Czentovic dem Gegner eine Nullpartie an . Eigentlich hätte Dr . B . die Wahl, das Angebot anzunehmen oder abzulehnen . Die Frage stellt sich hier nicht 47 Anderssen reagiert bei Boito ähnlich . Er kann Toms Taktik nicht einschätzen, daher gibt er sich nach außen betont höflich . Innerlich redet sich ein, der «Sieger der Sieger» zu sein . Vgl . Boito, «L’Alfier nero», S . 132 48 «[…] es war offenbar, dass er hundertmal schneller kombinierte als Czentovic .» Zweig, Schachnovelle, S . 69 49 Im Sinne des Erzählers, der von sich sagt: «Ich ‹spiele› Schach im wahrsten Sinne des Wortes, während die andern, die wirklichen Schachspieler, Schach ‹ernsten›, um ein verwegenes neues Wort in die mir von Hitler verbotene deutsche Sprache einzuführen .», in: Zweig, Schachnovelle, S . 17 f 50 «Erst beim siebten oder achten [Zug, L .R .] schien sich etwas wie ein bestimmter Plan zu entwickeln .» Zweig, Schachnovelle, S . 68 51 Vgl . Boito, «L’Alfier nero», S . 137 52 Nur der Erzähler entdeckt an Czentovics Mimik eine kleine Veränderung: «[ . . .] mir war, als ob sich von einer inneren Anstrengung seine dicken Nüstern noch breiter dehnten .» Zweig, Schachnovelle, S . 70 f 53 Siehe Boitos «pantera», «L’Alfier nero», S . 139 54 Stefan Zweig, Joseph Fouché . Bildnis eines politischen Menschen, Frankfurt am Main: Fischer 45 2002, S . 12 f Bibliographie primärtexte Boito, Arrigo: «L’Alfier nero» [1867], in: Politecnico, März 1867, S . 269-282 Wieder abgedruckt in: Racconti neri della scapigliatura, a cura di Gilberto Finzi, Milano: Mondadori 1980, S . 125-141 Boito, Arrigo: «L’Alfier nero» [1868], in: ders .: Opere letterarie, a cura di Angela Ida Villa, Milano: Istituto di Propaganda Libraria 1996, S . 169-193, http: / / www liberliber .it/ mediateca/ libri/ b/ boito_a/ l_alfier_nero/ pdf/ boito_l_alfier_nero .pdf (09 .04 .2015) Boito, Arrigo: «Der schwarze Läufer», in: Erzählungen des italienischen Realismus Italienisch / Deutsch, ausgew ., übers . und hrsg . von Johannes Hösle, Stuttgart: Reclam 1985, S . 4-43 . Nach «L’Alfier nero» [1868] wiederabgedruckt in: Die ganze Welt . Geschichten aus der Universal-Bibliothek, hrsg . von Albert Haueis und Stephan Koranyi, Reclam: Stuttgart 1992, S . 207-231 2_IH_Italienisch_73.indd 45 19.05.15 11: 40 4 6 Macht und Widerstand auf dem schwarz-weißen Brett Laetitia Rimpau Boito, Arrigo: «Der schwarze Läufer» . Aus dem Italienischen übersetzt von Carola Jensen 2015 . Nach «L’Alfier nero» [1867] [Erstmals abgedruckt in diesem Band, S . 9-23] Boito, Arrigo: «Dualismo» [1863], in: ders ., Opere letterarie, a cura di Angela Ida Villa, Milano: Istituto di Propaganda Libraria 1996, S . 51-54 Zweig, Stefan: Joseph Fouché . Bildnis eines politischen Menschen . Frankfurt am Main: Fischer 45 2002 [1929] Zweig, Stefan: Schachnovelle . Kommentierte Ausgabe, hrsg . von Klemens Renoldner, Stuttgart: Reclam 2013 Zweig, Stefan: Schachnovelle . Text und Kommentar, Berlin: Suhrkamp 2013 Zweig, Stefan: «Die Zukunft des Schreibens in einer Welt im Krieg» [Gespräch mit Robert van Gelder, 28 . Juli 1940 in der New York Times Book Review, übers von Erwin Einzinger], in: Stefan Zweig - Abschied von Europa, hrsg . von Klemens Renoldner, Wien: Brandstätter 2014, S . 281-284 Sekundärtexte Bachstein, Andrea: «Affenartiger Vergleich», in: Süddeutsche Zeitung, Nr . 163, 17 . Juli 2013, S . 8 Black, Clinton Vane: History of Jamaica . London [u .a .]: Collins 1961 Brode, Hanspeter: «Mirko Czentovic - ein Hitlerporträt? Zur zeithistorischen Substanz von Stefan Zweigs Schachnovelle», in: Die letzte Partie . Stefan Zweigs Leben und Werk in Brasilien (1932-1942), hrsg . von Ingrid Schwamborn, Bielefeld: Aisthesis 1999, S . 223-227 Fischer, Johannes: «Ein symbolischer Rückzug . Kritische Anmerkungen zu Stefan Zweigs Schachnovelle», in: KARL - Das kulturelle Schachmagazin, April 2002, http: / / www .karlonline .org/ kol03 .htm (25 .03 .2015) Gottschall, Hermann von: Adolf Anderssen . 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Stefan Zweigs Abschied vonEuropa», in: Stefan Zweig - Abschied von Europa, hrsg . von Klemens Renoldner, Wien: Brandstätter 2014, S . 7-15 Rimpau, Laetitia: «Arrigo Boito», in: Kindlers Literatur Lexikon, hrsg . von Heinz Ludwig Arnold, 3 ., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd . 2, Stuttgart/ Weimar: Metzler 2009, S . 717 Rimpau, Laetitia: «Arrigo Boito . Die Novellen», in: Kindlers Literatur Lexikon, hrsg von Heinz Ludwig Arnold, 3 ., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd . 2, Stuttgart/ Weimar: Metzler 2009, S . 718-720 Rimpau, Laetitia: «Unerhörter Sieg des Unterlegen . Zu den Schachnovellen von Franco Sacchetti, Arrigo Boito und Stefan Zweig», in: Spiel und Ernst: Formen - Poetiken - Zuschreibungen . Zum Gedenken an Erika Greber, hrsg . von Dirk Kretzschmar, Christine Lubkoll u .a ., Würzburg: Ergon 2014, S . 287-328 Schachpartie durch Zeiten und Welten, hrsg . von Hans und Barbara Holländer, mit Beiträgen von Hans Krieger und Egbert Meissenburg, Heidelberg: Braus 2005 Schrader, Sabine: La Scapigliatura . Schreiben gegen den Kanon: Italiens Weg in die Moderne . Heidelberg: Winter 2013 Schwamborn, Ingrid: «Schachmatt im brasilianischen Paradies . Die Entstehungsgeschichte der Schachnovelle», in: Germanisch-Romanische Monatsschrift 34 (1984), S . 404-430 Sørensen, Bengt Algot: «Stefan Zweig: Schachnovelle», in: Interpretationen Erzählungen des 20 . Jahrhunderts, Bd . 1, Stuttgart: Reclam 1996, S . 250-264 Spielmann, Rudolf: Richtig Opfern . Voraussetzungen, Ziel und Durchführung des Opfers im Schachspiel . 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