eJournals Italienisch 37/73

Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
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2015
3773 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Schreiben als Brücke zwischen den Kulturen: Eine Tagung über ‘transkulturelle italophone Literatur’ in Mannheim

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2015
Caroline Lüderssen
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20 0 Mitteilungen discussione nata intorno ad esso Quasi cento anni più tardi è stato dato alle stampe il romanzo Angelo di Bontà di Ippolito Nievo, che come mostrato da Marita Liebermann (Eichstätt) getta uno sguardo ottocentesco e risorgimentale sulla Venezia del Settecento Il Convegno Internazionale ha trovato infine una degna conclusione nella visita dedicata al Mondo Nuovo all’Espace Louis Vuitton, guidata dal curatore Carlo Montanaro La pubblicazione degli atti è prevista per l’anno prossimo Aglaia Bianchi/ Ludwika Lengert Eine tagung über ‘transkulturelle italophone Literatur’ in Mannheim Literarischen Texten kommt eine bedeutende Rolle im Vorgang des Erinnerns zu Dies gilt auch im Kontext von Migration, Exil und Kolonialismus Nicola Labanca hat in einem rezenten Aufsatz hervorgehoben, dass in postkolonialen Diskursen gerade literarische Texte dort Mauern des Schweigens durchbrechen und Prozesse in Gang bringen, wo Politik und Gesellschaft versagen An der Universität Mannheim treibt Juniorprofessorin Stephanie Neu mit einem Team seit Herbst 2014 das Forschungsprojekt «Postkoloniale bzw transkulturelle italophone AutorInnen und ihre Wahrnehmung in der medialen Öffentlichkeit» voran Aus diesem Projekt heraus hatte sie gemeinsam mit Maria Zannini am 30 April 2015 zu einem Projekttag an der Universität Mannheim eingeladen mit dem Thema «Italophone AutorInnen zwischen Migration, Transkulturalität und Postkolonialismus» Die Vorträge und Präsentationen trafen ins Herz der Debatte: In allen besprochenen Texten geht es um die Konstitution von (kultureller) Identität und self-fashioning Nach einer Vorstellung des Projekts durch Stephanie Neu referierte zunächst Susanne Kleinert (Universität Saarbrücken) über das Werk der somalisch-italienischen Autorin Igiaba Scego (*1974) («Postkolonialismus bei Igiaba Scego») Scego, die in Rom geboren wurde und auf Italienisch publiziert bezieht in ihren Texten Verdrängung kolonialer Vergangenheit und rassistische Gegenwart aufeinander Postkolonialismus ist demnach nichts, was sich bereits erledigt hätte, sondern gerade im Kontext der Migrationsproblematik aktuell, wie Scego etwa in Oltre Babilonia (2008) zeigt Martha Kleinhans (Universität Würzburg) befasste sich in ihrem Beitrag mit der armenischen Schriftstellerin Antonia Arslan («Transkulturalität und Trauma: Antonia Arslans Narrativik») Arslan (*1938) - ihr Hauptwerk mit dem Titel La masseria delle allodole (2004) wurde von den Gebrüdern Taviani 2007 verfilmt - setzt sich mit der Bewältigung des Traumas des Genozids auseinander, 2_IH_Italienisch_73.indd 200 19.05.15 11: 40 201 Mitteilungen indem sie kulturelle Symbole und Archetypen sprechen lässt und damit der Erinnerung einschreibt Der dritte Vortrag von Viktoria Adam (Universität Heidelberg) widmete sich dem aus Transnistrien stammenden Erzähler Nicolai Lilin (*1980), der mit verschiedenen Romanen in Italien hervorgetreten ist («Basta falsità? Faktualität und Fiktionalität in den Werken Nicolai Lilins») Die Authentizität des autofiktionalen Schreibens von Lilin entlarvte Adam in ihrer Analyse, die sich auch auf Internetforen, Paratexte und Interviews mit dem Autor stützte, als ambivalent Lilin wolle «Zeugnis ablegen», sein Werk spiele aber bewusst mit der Grenze zwischen Fiktion und Realität Romina Linardi (Universität Saarbrücken) stellte in ihrem Beitrag ihr Dissertationsprojekt vor («Transkulturalität, Identitätskonstruktion und narrative Vermittlung bei italienischen Autorinnen mit Migrationshintergrund») Zentral ist dabei die heuristische Annahme, dass homogene statische Kulturvorstellungen nicht mehr tragfähig sind und bikulturelle Identitäten nicht nur als Belastung, sondern auch als Chance erlebt werden können Das Bild des «dritten Stuhls» (Tarek Badawia) und das Paradigma der «Mehrfachzugehörigkeit» (Paul Mecheril) dienten als theoretisches Gerüst für die Analyse der Werke von Gabriella Kuruvilla, Igiaba Scego, Laila Wadia und Sumaya Abdel Quader, die bewusst auf Differenzen in der Identitätskonstruktion der vier Autorinnen im Hinblick auf «Austausch» (nach außen) und «Selbstfindung» (nach innen) achtet Maria Zannini (Universität Mannheim) präsentierte zum Abschluss des Vortragsprogramms erste Thesen aus ihrem Dissertationsprojekt («Oltre la memoria postcoloniale: il paese di fronte e gli autori albanesi italofoni» Die lange albanisch-italienische Geschichte schlägt sich in zahlreichen literarischen Zeugnissen nieder, von Autoren der Arbresh in Kalabrien (Carmine Abate) bis zu der jüngeren Generation nach 1990 eingewanderter Albaner, etwa Leoreta Ndoci (*1986) Zanninis Evokation der «sguardi incrociati» zwischen Albanien und Italien konnte und wollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Begriff des «oltre il postcoloniale» auf eine noch immer virulente Problematik der Diskriminierung und Traumatisierung verweist Das Programm wurde sinnvoll ergänzt durch einen Blick auf das Forschungsprojekt von Dario Becci (Mannheim) und Caterina Ferrini (Siena) zum Thema «Italiani a Mannheim: identità di provenienza e self-space», das mit einer Diskussionsrunde erweitert wurde, in der der Regisseur Mario Di Carlo (Mannheim) und die albanische Autorin Leoreta Ndoci (Cuneo) zu ihren Erfahrungen mit Transkulturalität befragt wurden Das Paradigma der transkulturellen Literatur, auf der Basis der ‘letteratura dell’emigrazione’ und der ‘interkulturellen Literatur’ (vgl das von Gino Chiellino 2000 herausgegebene Handbuch) entwickelt, mag nicht als passepartout für die diversen Problematiken und Poetiken der jeweiligen Autoren gelten; dennoch erwies es sich in den Beiträgen der Tagung als ein Instrument 2_IH_Italienisch_73.indd 201 19.05.15 11: 40 202 Mitteilungen für die Zusammenschau von Texten, die sich mit Phänomenen der bi- und hybrid-kulturellen Identitäten auseinandersetzen Die Appropriation der italienischen Sprache ist dabei ein wichtiges identitätsstiftendes Element So bekannte Leoreta Ndoci im Gespräch, sie habe auf Italienisch zu schreiben begonnen, um die in Italien gemachten Erfahrungen zu beschreiben, andererseits aber auch, um die italienische Sprache zu der ihren zu machen, «per sentirla mia» Dies erinnert an Äußerungen von Marisa Faussone Fenoglio, Franco Biondi und Gino Chiellino, die in den 1970er und 1980er Jahren ihre Erlebnisse in Deutschland auf Deutsch beschrieben und publizierten Die bereits kurz nach 1955, dem Jahr der ersten Anwerbeverträge, entstehende Literatur italienischer Autorinnen und Autoren in Deutschland wurde von Literaturwissenschaftlern (anders als von den Linguisten) weitgehend ignoriert, bestenfalls aus soziologischer Perspektive betrachtet Über die nunmehr auch von Italianisten intensiv betriebene Forschung zur Transkulturalität (vgl etwa den von Martha Kleinhans und Richard Schwaderer herausgegebenen Band Transkulturelle italophone Literatur, Würzburg 2013) kommt die ‘letteratura de-centrata’ (ein Begriff von Salvatore A Sanna) nun vielleicht verspätet zu ihrem Recht Die Texte transkultureller Autorinnen und Autoren verdienen einen genauen Blick auf Poetik und Struktur ihrer Werke Ihre fiktionalen, oft medienkritischen Texte leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung von Erinnerungskultur in Europa und darüberhinaus zur Ausbildung von Toleranz und Integration . Caroline Lüderssen Bachelorstudiengang «Italienstudien» (Freie universität Berlin) Der Bachelorstudiengang «Italienstudien» der Freien Universität Berlin ist ein deutschlandweit einzigartiges Studienangebot Den Studierenden wird auf Basis einer fundierten sprachlichen Ausbildung eine umfassende transdisziplinäre Italienkompetenz vermittelt: aus geisteswissenschaftlicher ebenso wie aus wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Perspektive Gemäß dieser transdisziplinären Ausrichtung belegen die Studierenden ein Kernfach (Italienische Philologie) und drei Bausteinfächer (Wirtschaftswissenschaft und/ oder Rechtswissenschaft + Geschichte und/ oder Theaterwissenschaft und/ oder Kunstgeschichte) Das Studium wird nach dem 7 Fachsemester mit der Bachelorarbeit abgeschlossen und führt zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss (Bachelor of Arts) Nach vier Semestern an der Freien Universität Berlin absolvieren die Studierenden das 5 und 6 Fachsemester an einer italienischen Partneruniversität (Rom/ Bologna/ Mailand) Weiterer Pflichtbestandteil ist ein Berufspraktikum im italienischsprachigen Ausland, das den 2_IH_Italienisch_73.indd 202 19.05.15 11: 40